ET III Skript zum Laborversuch Asynchronmaschine i__________________________________________________________________________ 1. Inhaltsverzeichnis 1. 2. 3. Inhaltsverzeichnis ..................................................................................................i Literaturverzeichnis .............................................................................................ii Allgemeines über Asynchronmaschinen.............................................................1 3.1. Anwendungsgebiete................................................................................................1 3.2. Leistungsbereiche ...................................................................................................1 4. Konstruktiver Aufbau ..........................................................................................1 5. Magnetisches Drehfeld .........................................................................................3 6. Wirkungsweise der Asynchronmaschine............................................................6 6.1. Entstehung des Drehmoments ................................................................................6 6.2. Einige wichtige Beziehungen ................................................................................. 7 6.2.1. Schlupf....................................................................................................................7 6.2.2. Läuferfrequenz........................................................................................................7 6.2.3. Läuferspannung ......................................................................................................7 7. T-Ersatzschaltbild für stationären Betrieb ........................................................7 7.1. Transformatorersatzschaltbild ................................................................................7 7.2. Ersatzschaltbild der Asynchronmaschine ............................................................... 9 8. Ortskurve des Ständerstromes ..........................................................................11 8.1. Ossanna-Kreis der Ströme .................................................................................... 11 8.2. Ossanna-Kreis der Leistungen .............................................................................. 12 8.3. Meßtechnische Erfassung des Ossanna-Kreises ................................................... 13 9. Drehmomentberechnung nach Kloß................................................................. 15 10. Stationäres Betriebsverhalten............................................................................17 10.1. Betriebskennlinien ................................................................................................ 17 10.2. Ungesteuerter Betrieb ........................................................................................... 17 10.2.1. Belastungskennlinien des Schleifringläufers ........................................................ 17 10.2.2. Asynchronmaschine mit Käfigläufer ....................................................................18 10.3. Gesteuerter Betrieb ............................................................................................... 19 10.3.1. Stabilität im Arbeitspunkt..................................................................................... 19 10.3.2. Stabilität im Hochlauf- und im Betriebsbereich ...................................................20 10.3.3. Anlaßverfahren ..................................................................................................... 20 10.3.3.1. Direktes Einschalten ..................................................................................... 20 10.3.3.2. Anlassen von Kurzschlußläufermotoren....................................................... 20 10.3.3.3. Anlassen von Schleifringläufermotoren ....................................................... 23 11. Drehzahlsteuerung.............................................................................................. 24 11.1. Drehrichtungsumkehr ........................................................................................... 24 11.2. Frequenzänderung bei konstanter Bertriebsspannung ..........................................24 11.3. Änderung der Betriebsspannung bei konstanter Frequenz ................................... 25 11.4. Spannungs-Frequenzsteuerung (U-f-Steuerung) .................................................. 25 12. Laborversuch ...................................................................................................... 27 12.1. Versuchsaufbau..................................................................................................... 27 12.2. Wirk- und Blindleistungsmessung........................................................................30 12.3. Versuchsdurchführung.......................................................................................... 31 12.3.1. Untersuchung des Versuchsstandes ...................................................................... 31 12.3.2. Messung bei verminderter Spannung und Nennfrequenz.....................................32 12.3.3. Aufnahme des Ossanna-Kreises ...........................................................................32 12.3.4. Einfluß von Spannung und Frequenz auf Drehmoment und Leistung ................. 33 12.3.5. Einfluß der Spannung auf Drehmoment und Leistung .........................................33 ii 2. Literaturverzeichnis [1] Vogel, J. Elektrische Antriebstechnik Verlag Technik, Berlin, 1991 [2] Nürnberg, W.; Hanitsch, R. Die Prüfung elektrischer Maschinen Springer-Verlag, Berlin; Heidelberg; New York,1987 [3] Nürnberg, W. Die Asynchronmaschine Springer-Verlag, Berlin; Heidelberg; New York,1952 [4] Müller, G. Elektrische Maschinen Grundlagen, Aufbau und Wirkungsweise Verlag Technik, Berlin, 1990 [5] Müller, G. Betriebsverhalten rotierender elektrischer Maschinen Verlag Technik, Berlin, 1990 [6] Bödefeld, Th.; Sequenz, H. Elektrische Maschinen Springer-Verlag, Berlin; Heidelberg; New York, 1971 [7] Fischer, R. Elektrische Maschinen Carl Hanser Verlag, München; Wien, 1992 1 Skript zum Laborversuch ASM 3. Allgemeines über Asynchronmaschinen 3.1. Anwendungsgebiete In der modernen Antriebstechnik verdrängt die Asynchronmaschine aufgrund ihrer Vorteile bezüglich Robustheit, geringer Anschaffungs- und Wartungskosten in zunehmenden Maße die Gleichstrommaschine. Die Asynchronmaschine übertrifft sowohl in Stückzahlen als auch im Umsatz alle anderen elektrischen Maschinen. Ca. 95% aller elektromotorischen Antriebe sind heute Asynchronmaschinen. Aufgrund ihrer einfachen und robusten Bauweise, wird sie hauptsächlich für ungeregelte Antriebe, beispielsweise Pumpen, Lüfter und Kompressoren, eingesetzt. Durch die Entwicklung der modernen Leistungselektronik ist es heute allerdings auch möglich Asynchronmaschinen für geregelte Antriebe einzusetzen, etwa in der Traktion oder für Aufzüge. 3.2. Leistungsbereiche Kleine Asynchronmaschinen unter 1,5kW Leistung werden heute in großen Stückzahlen als Einphasenmotoren mit einsträngiger, meist jedoch zweisträngiger Ständerwicklung (Hauptwicklung und Hilfswicklung) für den Betrieb am 230V-Netz ausgeführt (Einsatz im Haushalt und Gewerbe). Im Bereich von 0,5kW bis 3MW werden Asynchronmaschinen mit dreisträngigen Wicklungen für den Betrieb am Drehstromnetz mit Nennspannungen von 400V, 500V, 3kV und 6kV gebaut. Für Leistungen über 200kW wählt man höhere Spannungen (Mittelspannung >1kV). Die Grenzleistung der Asynchronmaschine liegt bei Luftkühlung für vierpolige Maschinen bei ca. 30MW. Maschinen dieser Größenordnung werden beispielsweise zum Antrieb von Kesselspeisepumpen in Kraftwerken eingesetzt. 4. Konstruktiver Aufbau Die Asynchronmaschine besteht in ihren elektrisch aktiven Teilen aus dem Ständer und dem Läufer. Ständer und Läufer bestehen aus aufeinandergeschichteten Eisenblechen, die mit Nuten zur Aufnahme der Wichklungen versehen sind. Die Bleche werden aus 0,35 - 0,5mm dickem Elektroblech gestanzt. Wünschenswert sind eine hohe Magnetisierbarkeit und kleine Hystereseund Wirbelstromverluste. Die Bleche sind gegeneinander durch eine dünne Papier-, Lack- oder Oxidschicht isoliert. Um eine gute magnetische Kopplung zwischen Ständer und Läufer bei geringem Magnetisierungsstrom zu erreichen, wählt man den Luftspalt so gering wie Bild 1: Ständer einer Drehstrommöglich. Bei Maschinen im mittleren Asynchronmaschine Skript zum Laborversuch ASM 2 Leistungsbereich beträgt er nur einige zehntel Millimeter. Das Ständergehäuse, das sowohl eine Schweißkonstruktion als auch gegossen sein kann, nimmt den aktiven Teil, das Ständerblechpaket auf. Die Nuten sind bei Maschinen kleiner bis mittlerer Leistung meist halb geschlossen, so daß die mit Lack isolierten Wichklungsdrähte in die Nuten eingeträufelt, d.h. maschinell eingelegt werden müssen. Bei großen Leistungen und höheren Spannungen verwendet man offene parallelflankige Nuten und fertig isolierte Formspulen. Das Läuferblechpaket wird entweder direkt auf die Rotorwelle oder auf einer speziellen Tragkonstruktion montiert. Beim Käfigläufer besteht die Wicklung aus Bild 2: Nuten einer Asynchronmaschine mit unisolierten Stäben, die an den Stirnseiten über Träufelwicklung und Kurzschlußläufer Kurzschlußringe miteinander verbunden sind. Die Läuferstäbe bestehen beispielsweise aus Kupfer, Aluminium- oder Kupferlegierungen. Aufgrund der konstruktiv stets kurzgeschlossenen Stabwicklung werden Asynchronmaschinen mit Käfigläufer auch Kurzschlußläufer-motoren genannt. Beim Schleifringläufer ist die Wicklung ebenso wie der Ständer als dreisträngige Wicklung ausgeführt. Die drei offenen Enden der im Stern geschalteten Läuferwicklung sind über Schleifringe und Kohlebürsten an den Klemmkasten der Maschine geführt. Im Betrieb ist die Läuferwicklung direkt oder über externe Zusatzwiderstände kurzgeschlossen. Bild 3: Kurzschlußläufer mit gegossenem Läuferkäfig aus Aluminium 3 Skript zum Laborversuch ASM Bild 4: Schleifringläufer einer Drehstromasynchronmaschine Bild 5: Elektrische Schaltung eines Schleifringläufers 5. Magnetisches Drehfeld Schaltet man die drei Stränge der Ständerwicklung einer Drehstromasynchronmaschine in Stern- oder Dreieckschaltung an ein symmetrisches Drehstromnetz, so fließen in den Strängen drei um jeweils 120° zeitlich phasenverschobene Ströme gleicher Frequenz und Amplitude. Sind die Wicklungen der drei Stränge im Ständerblechpaket ebenfalls um 120°/p (p = Polpaarzahl), jedoch räumlich gegeneinander versetzt, so entsteht im Luftspalt ein mit Netzfrequenz f1 bzw. f1/p umlaufendes magnetisches Feld, das sog. Drehfeld. Zur Erläuterung der Entstehung des magnetischen Drehfeldes wird zunächst das Feld einer einzelnen stromdurchflossenen Strangwicklung betrachtet. In Bild 6a ist die Feldverteilung der Wicklung dargestellt. Die Maxima des Feldes liegen in der z-Achse, die Nulldurchgänge in der y-Achse. Schneidet man die Maschine an der y-Achse auf und wickelt sie ab, so erhält man die im Bild 6b aufgezeichnete Luftspaltinduktion B(x) als Funktion des Ortes x am Rotorumfang. Skript zum Laborversuch ASM 4 Bild 6: Feldverteilung einer Spule Für die im folgenden ausschließlich betrachtete Grundwelle der Induktion gilt: B1 ( x ) = B 1 sin α el . (1) Nimmt man nunmehr einen zeitlich cosinusförmigen Strom i( t ) = i cos( ω1 t ) (2) an, so ändert sich auch die Amplitude der Luftspaltinduktion zeitlich cosinusförmig. Es entsteht im Luftspalt folglich ein stillstehendes Wechselfeld, für dessen Grundwelle mit der Kreisfrequenz des speisenden Netzes ω1 = 2πf 1 gilt: B1 ( x , t ) = B1 sin( α el ) cos( ω1t ) . (3) Um ein Drehfeld zu erhalten müssen nun neben dem in Bild 6b eingezeichneten Wicklungsstrang zusätzlich die Wicklungen der beiden übrigen Stränge berücksichtigt werden, die jeweils um den Winkel 120°/p räumlich gegeneinander versetzt sind. Ein Strang besteht dabei aus einer Anzahl Spulen die um 360°/p versetzt sind und entweder in Reihe oder parallel geschaltet sind. Über die Polpaarzahl p wird der Zusammenhang zwischen dem elektrischen Winkel αel und dem räumlichen Winkel αr beschrieben, es gilt: x α el = π = pα r . (4) τP Bei einer zweipoligen Maschine mit einer Polpaarzahl p = 1 bzw. einer Polzahl 2p = 2 ist α el = α r . (5) 5 Skript zum Laborversuch ASM Bild 7: Abwicklung eines Ständers In Bild 7a ist die Anordnung der in den Ständernuten eingelegten Ständerwicklung einer 2poligen Maschine abgewickelt dargstellt. Bild 7b verdeutlicht die räumliche Anordnung der Wicklungen, wobei hier nur eine Wicklung hervorgehoben dargestellt ist. Werden die drei Strangwicklungen in Stern oder Dreieck an ein symmetrisches Drehstromnetz geschaltet, so enstehen im Luftspalt drei um αel = 120° versetzte Wechselfelder gleicher Frequenz und Amplitude: Strang U: BU ,1 ( x , t ) = B1 sin ( α el ) cos ( ω1t ) (6) Strang V: Strang W: æ 2π ö æ 2π ö BV ,1 ( x , t ) = B1 sin çα el − ÷ cosçω1t − ÷ è 3ø è 3ø æ 2π ö æ 2π ö BW ,1 ( x , t ) = B1 sin çα el + ÷ cosçω1t + ÷ è 3ø è 3ø (7) (8) Unter der Voraussetzung linearer magnetischer Verhältnisse, d.h. ohne Sättigungseinflüsse, erhält man für die Grundwelle des resultierenden magnetischen Feldes durch Überlagerung der drei Wechselfelder zu B1 ( x , t ) = BU ,1 ( x , t ) + BV ,1 ( x , t ) + BW ,1 ( x , t ) = . (9) 3 3 = B1 sin ( α el − ω1t ) = B1 sin ( pα r − ω1t ) 2 2 Diese Gleichung beschreibt ein räumlich sinusförmig verteiltes Drehfeld mit p Polpaaren, das im Luftspalt mit der synchronen mechanischen Winkelgeschwindigkeit ΩS ω ΩS = 1 (10) p umläuft. Skript zum Laborversuch ASM 6 Bild 8: Entstehung eines Drehfeldes aus drei zeitlich und räumlich versetzten Wechselfeldern für zwei aufeinanderfolgende Zeitpunkte 6. Wirkungsweise der Asynchronmaschine 6.1. Entstehung des Drehmoments Das von den Ständerwicklungen erzeugte magnetische Drehfeld läuft über den stillstehenden Rotor mit der synchronen Drehzahl f 60 min −1 / s−1 nS = ΩS = 60 min −1 / s−1 1 (11) 2π p hinweg. Dieses induziert in den Leitern der Rotorwicklung bzw. in den Stäben des Käfigläufers eine Spannung. Infolge der induzierten Spannungen fließen in den Rotorwicklungen Ströme, die nun ebenfalls ein magnetisches Drehfeld, das Rotordrehfeld erzeugen. Durch das Zusammenwirken des resultierenden Drehfeldes im Luftspalt, das sich durch Überlagerung des Ständer-und Rotordrehfeldes bildet, entstehen am Rotor durch die Lorentzkraft Tangentialkräfte und folglich ein Drehmoment. Entsprechend der Lenzschen Regel läuft der Rotor im Motorbetrieb bzw. im Leerlauf in Drehfeldrichtung an, um die relative Drehzahl zum Luftspaltfeldrehfeld zu verringern und der Ursache der Spannungsinduktion im Rotor entgegenzuwirken. Je näher sich die Rotordrehzahl der Drehfeldrehzahl nähert, je mehr nimmt auch die Induktionswirkung im Rotor ab, da die relative Flußänderung abnimmt. Bei synchroner Drehzahl nS des Rotors verschwindet die Induktionswirkung, da nunmehr bezüglich des Rotors keine Flußänderung mehr erfolgt. Da im Synchronismus keine Spannungsinduktion erfolgt, werden die Rotorströme Null und die Maschine entwickelt folglich kein Drehmoment. Hieraus wird ersichtlich, daß die Asynchronmaschine aufgrund der stets vorhandenen Lager- und Luftreibungsverluste die synchrone Drehzahl niemals von alleine erreichen kann. Der beschriebene Energiewandler 7 Skript zum Laborversuch ASM wird daher Asynchronmaschine genannt, da er nur im asynchronen Lauf ein Drehmoment entwickelt. 6.2. Einige wichtige Beziehungen 6.2.1. Schlupf Der Schlupf s ist die bezogene Differenz zwischen Ständerdrehfeld- und Rotordrehzahl, nS bzw. nm: n − nm Ω S − Ω m (12) s= S = nS Ωm 6.2.2. Läuferfrequenz Für die Frequenz f2 des Läuferstromes I2, der bei kurzgeschlossener Läuferwicklung durch einen Induktionsvorgang hervorgerufen wird, gilt die Beziehung: f 2 = f1 − pf m = sf1 (13) Diese Gleichung folgt aus Gl.(12), da die Relativbewegung der Bewegungsdifferenz von Ständer- und mechanischer Drehfrequenz (multipliziert mit der Polpaarzahl p) entspricht. 6.2.3. Läuferspannung Für die im Läufer eines Schleifringläufers induzierte Spannung U2 gilt bei offenen Schleifringen in Abhängigkeit des Schlupfes s: U 2 = sU 20 Hierbei ist U20 die im Läuferstillstandsspannung. (14) Stillstand, d.h. s = 1, induzierte Spannung, die sog. 7. T-Ersatzschaltbild für stationären Betrieb Eine stillstehende dreisträngige Asynchronmaschine mit herausgeführten Läuferwicklungen verhält sich grundsätzlich wie ein Drehstromtransformator. Unter der Voraussetzung eines symmetrischen Aufbaues der drei Stränge und dem Betrieb an einem symmetrischen Drehstromnetz, kann man für den stationären Betrieb vom einphasigen Ersatzschaltbild eines Einphasentransformators ausgehen. Hieraus kann das sog. T-Ersatzschaltbild der Asynchronmaschine abgeleitet werden, das mit einer Modifikation auch für den stationären Betrieb für Drehzahlen ungleich Null gilt. 7.1. Transformatorersatzschaltbild Ein einfacher Einphasen-Transformator besteht aus einem geschlossenen Eisenkern und zwei auf dem Eisenkern sitzenden Spulen. Um ein Modell zu erhalten, muß man die einzelnen Komponenten des Transformators kennen und im Ersatzschaltbild berücksichtigen. Skript zum Laborversuch ASM 8 Bild 9: Schema eines Transformators Die ohmschen Widerstände der Wicklungen denkt man sich als Vorwiderstände R1 und R2 in die Zuleitungen verlegt. Die magnetischen Flüsse, die nicht durch beide Spulen gehen, tragen nicht zur Energieübertragung bei und werden daher Streuflüsse Φ1σ, Φ2σ genannt. Den Streuflüssen werden die Streuinduktivitäten L1σ und L2σ bzw. die Streureaktanzen X1σ und X2σ zugeordnet, die ebenfalls in die Zuleitungen gelegt werden. Der Hauptfluß, durch den beide Wicklungen magnetisch miteinander gekoppelt sind, wird im Ersatzschaltbild schließlich durch die Hauptinduktivität L1h bzw. durch die Reaktanz X1h dargestellt. Für den allgemeinen Fall, daß die Windungszahlen der Primär- und Sekundärwicklung nicht gleich sind, müssen die Elememente des Sekundärkreises auf die Primärseite umgerechnet werden. Dies geschieht durch Multiplikation der Reaktanz X2σ und dem Widerstand R2 mit dem Quadrat des Übersetzungsverhältnisses ü, das wie folgt definiert ist: w (15) ü= 1 w2 Bild 10: T-Ersatzschaltbild eines Transformators Entsprechend dem ohmschen Widerstand und der Reaktanzen werden auch die sekundäre Spannung und der Strom auf die Primärseite bezogen. Dies geschieht durch Multiplizieren bzw. Dividieren mit dem Übersetzungsverhältnis ü. Die auf die Primärseite bezogenen Größen werden durch einen hochgestellten Strich gekennzeichnet. Im einzelnen gilt: X 2'σ = ü 2 X 2σ R2' = ü 2 R2 U 2' = üU 2 (16) 1 I ü 2 Mit Hilfe der Kirchhoffschen Gesetze lassen sich die Spannungsgleichungen für den Primärund Sekundärkreis ableiten: (17) U = I ( R1 + jX 1σ + jX 1h ) + I ' jX 1h = I ( R1 + jX 1 ) + I ' jX 1h I 2' = 1 1 2 1 2 9 Skript zum Laborversuch ASM U 2' = I 1 jX 1h + I 2' ( R2' + jX 2'σ + jX 1h ) = I 1 jX 1h + I 2' ( R2' + jX 2' ) (18) 7.2. Ersatzschaltbild der Asynchronmaschine Bei Drehzahlen ungleich Null muß nun berücksichtigt werden, daß die Spannungen und Ströme des Rotorstromkreises nunmehr nicht mehr ständerfrequent sind, sondern mit dem Schlupf s veränderlich sind. Für die Rotorfrequenz f2 gilt im allgemeinen stationären Betriebsfall die Beziehung laut Gl.(13), was in der Rotorspannungsgleichung Gl.(18) durch Multiplikation der frequenzabhängigen Reaktanzen mit dem Schlupf s berücksichtigt wird, d.h. U 2' = I 1 jsX 1h + I 2' ( R2' + jsX 2' ) . (19) Hierbei gilt für die Hauptreaktanz sX 1h = sω1 L1h = s2πf 1 L1h = 2πf 2 L1h = ω2 L1h (20) und entsprechend für die Rotorreaktanz sX 2' = sω1 L2 = ω2 L2 . (21) Die Ständerspannungsgleichung Gl.(17) wird dagegen unverändert übernommen, da hier sämtliche Spannungen und Ströme ständerfrequent sind. Im normalen Betrieb sind die Rotorwicklungen beim Schleifringläufer kurzgeschlossen, was beim Käfig- bzw. Kurzschlußläufer konstruktiv bedingt, ohnehin immer der Fall ist. Für die Rotorspannungsgleichung gilt folglich: U 2' = I 1 jsX 1h + I 2' ( R2' + jsX 2' ) = 0 . (22) Dividiert man nun die Rotorspannungsgleichung durch den Schlupf s, so erhält man das Gleichungssystem der Asynchronmaschine im stationären Betrieb zu U 1 = I 1 ( R1 + jX 1 ) + I 2' jX 1h (23) ' ö 'æ R 0 = I 1 jX 1h + I 2 ç 2 + jX 2' ÷ . è s ø (24) Diesem Gleichungssystem kann das in Bild 11 dargestellte Ersatzschaltbild zugeordnet werden, in dem nicht nur die Rotorströme bezüglich des Übersetzungsverhältnisses ü auf den Ständer umgerechnet sind, sondern auch bezüglich der Frequenz. Die Asynchronmaschine verhält sich somit wie ein sekundärseitig kurzgeschlossener Transformator, dessen sekundärer Wirkwiderstand nicht R´2, sondern R´2/s ist. Bild 11: T-Ersatzschaltbild der AM im stationären Betrieb Mathematisch liefert die gezeigte Vorgehensweise eine korrekte Beschreibung des stationären Betriebsverhaltens der Asynchronmaschine, allerdings Bedarf der resultierende Skript zum Laborversuch ASM 10 Rotorwiderstand R´2/s einer physikalischen Erklärung bezüglich der Leistungsbilanz. Dem Rotor wird im Motorbetrieb die Wirkleistung, die sog. Luftspaltleistung ' 2 R2 ' Pδ = 3 I 2 (25) s zugeführt. Der Faktor 3 berücksichtigt dabei alle drei Stränge, wobei im Ersatzschaltbild nur ein Strang betrachtet wird! Die Luftspaltleistung setzt sich unter Vernachlässigung der Eisenverluste aus den Kupferverlusten 2 PCu,2 = 3 I 2' R2' und der mechanischen Wirkleistung 2 2 1− s Pm = 3 I 2' Rm = 3 I 2' R' s 2 (26) (27) zusammen. Dieser Sachverhalt kann im Ersatzschaltbild durch Aufteilung von R´2/s in R´2 und Rmech wie in Bild 12 dargestellt berücksichtigt werden. Im Generator- bzw. Bremsbetrieb der Asynchronmaschine gilt die gleiche Betrachtung. Im Generatorbetrieb erfolgt der Leistungsfluß von der Welle zum Rotor und abzüglich der Kupferverluste im Rotor zum Ständer. Bei Bremsbetrieb wird die gesamte über die Welle zugeführte mechanische Leistung und die vom Netz bezogenen elektrische Leistung abzüglich der Ständerverluste im Rotorstromkreis in Wärme umgesetzt. Bild 12: Ersatzschaltbild mit Aufteilung von Kupferverlusten und mechanischer Leistung Schaltet man z.B. zum Anlassen eines Schleifringläufers in den Rotorstromkreis einen externen Zusatzwiderstand RZ, so berechnet sich Rmech zu: 1− s ' ' Rmech = ( R2 + RZ' ) . (28) s Das zugehörige Ersatzschaltbild ist in Bild 13 dargestellt. Bild 13: Ersatzschaltbild mit Zusatzwiderstand im Rotorkreis 11 Skript zum Laborversuch ASM 8. Ortskurve des Ständerstromes Unter der Ortskurve des Ständerstromes versteht man den geometrischen Ort der Endpunkte des komplexen Stromzeigers I1 in der Gaußschen Zahlenebene in Abhängigkeit des Schlupfes s, mit −∞ ≤ s ≤ ∞ . Die Ortskurve, auch Ossanna-Kreis genannt, erhält man aus der Gleichung des Ständerstromes, die aus den Spannungsgleichungen Gl.(23) und Gl.(24) oder direkt aus dem Ersatzschaltbild (Bild 11) folgt: 1 1 I1 =U1 =U1 2 X 1h X 1h2 R1 + j ( X 1σ + X 1h ) + ' R1 + jX 1 + ' R2 s + j ( X 2'σ + X 1h ) R2 s + jX 2' (29) 1 =U1 = U 1 Y ( s) Z ( s) Legt man den Strangspannungszeiger U1 in die reelle Achse der Gaußschen Zahlenebene, so entspricht die Ortskurve des Ständerstromes gerade der Ortskurve der Admitanz Y(s), die aus der Inversion der Ortskurve der Impedanz Z(s) hervorgeht. 8.1. Ossanna-Kreis der Ströme Legt man den Ständerspannungszeiger U1 in die reelle Achse der Gaußschen Zahlenebene, so erhält man die in Bild 14 dargestellte Ortskurve des Ständerstromes I1(s). Die Projektion des Stromzeigers I1 auf die reelle Achse liefert den Wirkanteil, während die Projektion auf die imaginäre Achse den Blindanteil des Ständerstromes darstellt. Aus dem Ossanakreis sind weiterhin folgende Aspekte ersichtlich: - Die Asynchronmaschine kann als Motor, Generator und Bremse arbeiten. - Die Asynchronmaschine bezieht immer induktive Blindleistung aus dem Netz. Skript zum Laborversuch ASM 12 Bild 14: Ossannakreis der Ströme 8.2. Ossanna-Kreis der Leistungen Mit der Definition der komplexen Scheinleistung gem. S 1 = P1 + jQ1 = 3U 1 I 1* (30) erhält man unter der Voraussetzung U 1 = U 1 die Ortskurve der Scheinleistung aus der konjugiert-komplexen Ortskurve der Ständerströme zu S 1 = 3U 1 I 1* (31) In der Praxis genügt es dabei die negative imaginäre Achse mit der positiven im Kreisdiagramm der Ströme zu tauschen. Bei der genannten Definition der Scheinleistung wird induktive Blindleistung mit positivem und kapazitive mit negativem Vorzeichen aufgetragen. Bild 14 entnimmt man, daß die Asynchronmaschine stets ein Verbraucher induktiver Blindleistung ist. Für die in Bild 14 eingezeichneten Betriebsbereiche gilt im einzelnen: a. Motorbetrieb 0 ≤ s ≤ 1: b. Generatorbetrieb s´´ ≤ s ≤ s´: c. Bremsbetrieb 1 ≤ s < ∞: Elektrische Leistung wird aufgenommen, mechanische Leistung abgegeben. Mechanische Leistung wird aufgenommen, elektrische abgegegeben. Elektrische und mechanische Leistung werden aufgenommen, die gesamte Leistung wird in der Maschine in Wärme umgesetzt. 13 Skript zum Laborversuch ASM 8.3. Meßtechnische Erfassung des Ossanna-Kreises Die exakte Konstruktion des Ossanna-Kreises bei bekannten Maschinenparametern unter Vernachlässigung der Eisenverluste ist in der entsprechenden Literarur, beispielsweise in [2] ausführlich erläutert. Im folgenden wird eine vereinfachte Konstruktion vorgestellt, die im Rahmen der Meß- und Zeichenungenauigkeiten praktisch sehr brauchbare Ergebnisse liefert und für die Versuchsauswertung empfohlen wird (vgl. Bild 15). Die Strangspannung legt man in die reelle Achse der Gaußschen Zahlenebene und zeichnet die mittels Leerlauf- und Kurzschlußversuch gemessenen Zeiger des Leerlauf- bzw. Kurzschlußstromes I1,0 bzw. I1,K. Hieraus erhält man die beiden Punkte P0 und PK. Der Mittelpunkt des Kreises liegt nun näherungsweise auf einer Parallelen zur imaginären Achse durch den Punkt P0 und der Mittelsenkrechten der mechanischen Leistungslinie, der Strecke P0 PK . Den meßtechnisch nicht erfaßbaren Punkt P∞ erhält man, indem man durch PK das Lot auf die imaginäre Achse fällt und die Strecke PK D entprechend dem Verhältnis der Ständerund Rotorkupferverluste teilt. Hierzu trägt man von der imaginären Achse die Strecke 3I 12,K R1 PCu ,1 ~ CD = (32) mP ab (mP ist der Leistungsmaßstab, s.u.). Der Punkt P∞ liegt dann auf dem zweiten Schnittpunkt der Drehmomentenlinie, der Geraden durch P0 und C, mit dem Kreis. Die Strecke PK C entspricht den Kupferverlusten im Rotor 3I 22,K R2 PCu , 2 ~ PK C = , (33) mP woraus der Rotorwiderstand R´2 bestimmt werden kann. Dabei gilt für den Rotorkurzschlußstrom: I 2',K = mI P0 PK . (34) Die Maßstäbe werden im einzelnen wie folgt ermittelt: - Strommaßstab: mI = I 1,K 0PK (35) - Leistungsmaßstab: mP = 3U 1mI (36) - Drehmomentenmaßstab: mP min −1 mP mM = = 60 −1 ⋅ ΩS s 2 πn S (37) Skript zum Laborversuch ASM 14 Bild 15: Vereinfachte Konstruktion des Ossanna-Kreises Das Kippmoment MKipp im motorischen Betrieb entspricht der Strecke PKipp B , der maximalen mechanischen Leistung Pm,max die Strecke Pmax A und dem Anlaufmoment MA die Strecke PK C . Die Konstruktion der Betriebspunkte PKipp und Pmax erfolgt entsprechend der Darstellung in Bild 15. Um den einzelnen Betriebspunkten konkrete Schlupfwerte zuzuordnen kann die Schlupfgerade konstruiert werden. Hierzu wählt man zunächst auf dem unteren Halbkreis einen beliebigen Bezugspunkt S und zeichnet die Verbindungslinien P0 S und P∞ S . Parallel zur letzteren wird die Schlupfgerade gelegt, wobei der Schnittpunkt mit der Strecke P0 S dem Schlupf s = 0 und der Schnittpunkt mit der Geraden durch S und PK dem Schlupf s = 1 entspricht. Vom Bezugspunkt S ausgehende Strahlen kennzeichnen auf dem Kreis jene Schlupfwerte, die durch die Schnittpunkte auf der Schlupfgeraden bestimmt sind. Die Skalierung der Schlupfwerte auf der Schlupfgeraden erfolgt dabei linear. 15 Skript zum Laborversuch ASM 9. Drehmomentberechnung nach Kloß Die Drehmoment-Schlupf-Kennlinie, die aus dem Ossanna-Kreis ermittelt werden kann, läßt sich auch mit Hilfe einer groben Näherung aus dem vereinfachten Ersatzschaltbild der Asynchronmaschine herleiten. Unter Vernachlässigung des Ständerwiderstandes und unter der Annahme einer sehr großen Hauptinduktivität X1h →∞ , erhält man eine Reihenschaltung aus der Streuinduktivität X σ = X 1σ + X 2' σ (38) und dem schlupfabhängigen Rotorwiderstand R´2/s. Durch die Annahme R1 = 0 wird der Ständer als verlustlos angenommen, so daß die gesamte vom Netz zugeführte Wirkleistung als Luftspaltleistung dem Rotor zugeführt wird: R2' R' = 3 I1 2 2 s s 2 ' U R . = 3 ' 21 ⋅ 2 s æ R2 ö 2 ç ÷ + Xσ è s ø Pδ = 3 I 2' 2 (39) Für das innere Drehmoment gilt (vgl. Gl.(25)): M= Pm P P = δ =p δ ω1 Ω m ΩS =p 3U12 1 3U12 1 1 R2' ⋅ ⋅ = ⋅ ' ⋅ p 2 ' R2 sX σ X σ ω1 æ R ö ω1 s 2 2 + ' ç s ÷ + Xσ sX σ R2 è ø Das maximale Drehmoment, das Kippmoment MKipp,erhält man durch Setzen von dM = 0, ds für den Kippschlupf sKipp R2' R2' sKipp = ± =± Xσ X 1σ + X 2' σ (40) (41) (42) zu M Kipp U 12 3 p U 12 3 p =± ⋅ = ⋅ . 2ω1 X σ 2ω1 X 1σ + X 2' σ (43) Bezieht man die Drehmoment-Schlupf-Kennlinie M = f(s) auf das Kippmoment Mkipp, so erhält man die Kloßsche Formel mit M = M Kipp 2 s sKipp + sKipp s . (44) Skript zum Laborversuch ASM Bild 16:Drehmoment-Schlupfkennlinie nach der Kloßschen Formel 16 17 Skript zum Laborversuch ASM 10. Stationäres Betriebsverhalten 10.1. Betriebskennlinien Das stationäre Betriebsverhalten einer Asynchronmaschine bei konstanter Netzfrequenz und spannung, kann anhand der Betriebskennlinien beurteilt werden. Bild 17 zeigt die typischen motorischen Betriebskennlinien einer Drehstromasynchronmaschine für einen Lastbereich von 0..1,5PN. Bild 17:Betriebskennlinien eines Schleifringläufers Die Schlupfkennlinie zeigt das starre Nebenschlußverhalten der Asynchronmaschine bis zum Kippmoment. Der Strom sinkt bei Entlastung nicht linear ab, sondern bleibt auch im Leerlauf aufgrund des Magnetisierungstromes relativ groß. Durch den großen Blindanteil des Ständerstromes wird auch der Leistungsfaktor cosϕ bei Entlastung sehr schlecht. Der Wirkungsgrad η ist in einem weiten Belastungsbereich konstant. Um einen guten Leistungsfaktor cosϕ zu erhalten, sollte eine Asynchronmaschine möglichst im Nennbetriebsbereich arbeiten. 10.2. Ungesteuerter Betrieb 10.2.1. Belastungskennlinien des Schleifringläufers Die Drehmoment-Schlupf-Kennlinie für die möglichen Betriebszustände einer Asynchronmaschine sind in Bild 18 dargestellt. Diese kann beispielsweise aus dem OssannaKreis oder direkt meßtechnisch erfaßt werden. Dem Motorbetrieb entspricht der Schlupfbereich 0 ≤ s ≤ 1, bzw. der Drehzahlbereich nS ≥ n≥ 0. Wird die Maschine über die synchrone Drehzahl nS hinaus angetrieben, so wird der Schlupf negativ, und die Maschine arbeitet generatorisch (allerdings nicht im gesamten Bereich bis s →−∞ , vgl. OssannaKreis). Im Bereich negativer Drehzahlen, d.h. bei entgegengesetztem Drehsinn von Drehfeld Skript zum Laborversuch ASM 18 und Rotor, wirkt die Maschine als Bremse. Diese Betriebsart wird z.B. bei Hebezeugen (z.B. Kränen) angewendet. Bild 18: Belastungskennlinie und Betriebsbereiche eines Schleifringläufers 10.2.2. Asynchronmaschine mit Käfigläufer Die Drehzahl-Drehmoment-Kennlinie kann neben steuerungstechnischen Maßnahmen auch konstruktiv beeinflußt werden. Hierzu wird der Stromverdrängungseffekt ausgenutzt, der sich bei in Nuten eingelegten massiven Leitern schon bei relativ geringen Frequenzen bemerkbar macht. Durch die Formgebung der Kurzschlußstäbe beim Käfigläufer wird die Stromverdrängung gezielt zur Erhöhung des Rotorwiderstandes im Bereich des Stillstandes bzw. kleiner Drehzahlen eingesetzt. Im Stillstand der Asynchronmaschine haben die Rotorströme gleiche Frequenz wie das speisende Netz, die Stromverdrängung führt folglich zu einem großen Rotorwiderstand und damit zu einem hohen Anlaufmoment. Mit zunehmender Drehzahl sinkt die Frequenz der im Rotor induzierten Ströme und der Einfluß der Stromverdrängung nimmt ab. Im Nennbetriebsbereich beträgt der Schlupf typischerweise nur ca. 2-4%, die Frequenz der Rotorströme ist folglich so niedrig, daß die Stromverdrängung praktischen keinen Einfluß mehr auf das Betriebsverhalten hat. In Bild 19 sind die typischen Drehzahl-Drehmoment- bzw.-Ständerstromkennlinien für verschiedene Ausführungsformen von Läuferstäben angegeben. Asynchronmaschinen mit Stromverdrängungsläufer besitzen im Vergleich zu Schleifringläufern ein höheres Anlaufmoment und ein kleineres Kippmoment. Die Kennlinie des Käfigläufers mit Rundstäben ähnelt am meisten dem des Schleifringläufers. 19 Skript zum Laborversuch ASM Bild 19: Drehmoment-Drehzahl-Kennlinien für verschiedene Rotorbauformen 10.3. Gesteuerter Betrieb 10.3.1. Stabilität im Arbeitspunkt Ein stabiler Betriebspunkt bei einer konstanten Drehzahl ist nur dann möglich, wenn zwischen dem Lastmoment der Arbeitsmaschine und dem Motormoment des Antriebsmotors ein Gleichgewicht besteht. Dies bedeutet, daß auch bei kleinen Abweichungen vom Gleichsgewichtzustand, beispielsweise infolge von Lastschwankungen oder Spannungseinbrüchen, das System von selbst wieder in den Gleichgewichtszustand zurückkehren muß. Zeichnet man die Drehzahl-Drehmoment-Kennlinie des Motors und die der Arbeitsmaschine in ein gemeinsames Koordinatensystem, so entspricht der Schnittpunkt beider Kurven dem stationären Betriebs- bzw. Arbeitspunkt. Ausgehend von einer Drehzahlerhöhung ∆n gegenüber der Drehzahl nA im Arbeitspunkt, wird der Antrieb nur dann in den Bild 20: Zur Stabilität im Gleichgewichtszustand (n = nA) zurückkehren, wenn Arbeitspunkt das Lastmoment überwiegt (das Lastmoment wirkt bremsend). Umgekehrt muß bei einer Drehzahlabsenkung das Motormoment überwiegen (das Motormoment wirkt beschleunigend). Die Stabilitätsbedingung für den stationären Betrieb kann damit wie folgt formuliert werden: dM L dM M > dn dn (45) Skript zum Laborversuch ASM 20 10.3.2. Stabilität im Hochlauf- und im Betriebsbereich Sowohl im Hochlauf- als auch im Betriebsbereich der Asynchronmaschine können stabile Arbeitspunkte auftreten. Damit im motorischen Betrieb ein normaler Betriebszustand eintreten kann, d.h 0 < s < sKipp, darf die Lastkennlinie keinen stabilen Betriebspunkt im Hochlauf erreichen. Dies würde aufgrund des großen Anlaufstromes zu einer übermäßigen Erwärmung der Maschine führen (d.h. Dauerbetrieb ist im Hochlaufbereich nicht möglich). Bild 21: Stabilität im Hochlauf- und Betriebsbereich 10.3.3. Anlaßverfahren Im allgemeinen sind in der Antriebstechnik relativ große Drehmomente während des Anlaufvorganges erwünscht, die für eine große Beschleunigung und folglich für kurze Hochlaufzeiten sorgen. Allerdings ist in manchen Fällen eine kleine Beschleunigung wünschenswert, um mechanische Übertragungsglieder, beispielsweise Kupplungen und Getriebe nicht zu beschädigen. Bei großen Asynchronmaschinen sind die großen Anlaufströme problematisch, die entweder zu Störungen in Energieübertragungssystemen führen, oder u.U. gar nicht zur Verfügung gestellt werden können. Anlaßverfahren dienen somit zur Herabsetzung der Anlaufströme und des Anlaufdrehmomentes. Allerdings ist zu beachten, daß das Lastmoment im Bereich des Hochlaufes stets kleiner ist als das Drehmoment der Maschine (s.o). 10.3.3.1. Direktes Einschalten Das einfachste und am häufigsten angewandte Anlaßverfahren ist das direkte Einschalten des Motors in der Betriebsschaltung. Hierbei ist jedoch zu beachten, daß der Anlaufstrom des Motors das 4 - 8fache des Nennstromes betragen kann. Leistungsfähige Stromversorgungsnetze großer Industriekomplexe gestatten das direkte Einschalten von Motoren mit Leistungen bis zu einigen Megawatt. Kann das Netz jedoch nicht ausreichende Einschaltströme zur Verfügung stellen, so müssen spezielle Anlaßverfahren angewendet werden. 10.3.3.2. Anlassen von Kurzschlußläufermotoren Das Verringern der Ständerspannung führt grundsätzlich zu einer Herabsetzung der Anlaufbzw. Einschaltströme und des Anlaufmomentes. Allerdings ist zu beachten, daß das Anlassen mit verminderter Spannung nur dann möglich ist, wenn kein allzu großes Anlaufmoment erforderlich ist (z.B. Leeranlauf von Werkzeugmaschinen). Die Absenkung der Ständerspannung kann auf verschiedene Weise erreicht werden: • Vorschaltwiderstände oder -drosseln. • Anlaßtransformator • Stern-Dreieck-Hochlauf 21 Skript zum Laborversuch ASM • Drehstromsteller Bei der in Bild 22a dargestellten Kusa-Schaltung (Kurzschluß-Sanftanlauf) wird in einen Außenleiter ein ohmscher Widerstand einer Strangwicklung des Motors vorgeschaltet. Durch diese Maßnahme wird das Anlaufmoment reduziert, wobei der Anlaßstrom nur in der Wicklung mit dem vorgeschalteten Widerstand reduziert wird. In den beiden anderen Wicklungssträngen ist der Anzugsstrom etwas größer als bei direktem Einschalten. Motoren größerer Leistung werden zur Vermeidung unsymmetrischer Netzbelastung während des Anlaufes Vorwiderstände in alle drei Stränge eingeschaltet. Einen ähnlichen Effekt erreicht man, wenn anstelle eines dreisträngigen Vorwiderstandes eine Reiheninduktivität eingesetzt wird (vgl. Bild 22b). Bild 22: Anlassen mit a. Vorwiderstand, b. Vordrossel und c. mit Anlaßtransformator Beim Anlauf mit Anlaßtransformator wird anstelle von Drosselspulen ein Spartransformator in den Ständerkreis geschaltet (vgl. Bild 22c). Der Sternpunkt des Transformators ist herausgeführt und beim Anlauf der Maschine kurzgeschlossen. Der Motor läuft mit der Teilspannung U Mot = üT U N (46) an, die durch das Übersetzungsverhältnis üT des Transformators bestimmt wird (üT < 1). Das Anzugsmoment wird dadurch auf den Wert M A* = üT2 M A (47) reduziert und der Anzugstrom auf I1*, A = üT I1, A . (48) Eines der wichtigsten Anlaßverfahren, das zur Herabsetzung des Anlaufstromes und -drehmomentes eingesetzt wird, ist der sogenannte Stern-Dreieck-Hochlauf (vgl. Bild 23). Zum Anlassen wird der Motor im Stern geschaltet und nach dem Hochlauf auf Dreieck umgeschaltet. In der Sternschaltung liegt an einem Ständerwicklungsstrang 1 U1 = UN (49) 3 in der Dreieckschaltung dagegen UN (vgl. Bild 23c). Bei Sternschaltung verkleinert sich der Außenleiterstrom um 1/3, der Strangstrom um 1 3 gegenüber der Dreieckschaltung. Da das Anzugsmoment proportional dem Quadrat der Strangspannung ist, gilt: Skript zum Laborversuch ASM 22 M A ,Υ 1 ≈ M A ,∆ 3 (50) Bild 23: Stern-Dreieck-Hochlauf Wechsel- bzw. Drehstromstromsteller nach Bild 22 in eine bzw. alle drei Phasen anstelle von Vorwiderständen oder Drosseln geschaltet, können ebenfalls zum Sanftanlauf eingesetzt werden. Durch eine stetige Phasenanschnittsteuerung im Bereich von 0 bis 180° kann beim Einsatz eines Wechselstromstellers der in Bild 24c dargestellte Bereich stufenlos durchfahren werden. 23 Skript zum Laborversuch ASM Bild 24: a. Wechsel- und b. Drehstromsteller für Sanftanlauf, c. Momentenstellbereich bei Wechselstromsteller 10.3.3.3. Anlassen von Schleifringläufermotoren Die im vorherigen Abschnitt beschriebenen Verfahren können im Prinzip ohne weiteres auch zum Anlassen von Schleifringläufern eingesetzt werden. Da Asynchronmaschinen mit Schleifringläufer jedoch in der Regel für Antriebe mit großen Anlaufmomenten bei gleichzeitiger Begrenzung der Anlaufströme eingesetzt werden, werden die bisher erläuterten Anlaßschaltungen nicht angewendet. Durch Einschalten externer Widerstände in den Rotorstromkreis, können Strom und Drehmoment des Motors beim Anzug und beim Hochlauf in weiten Grenzen geändert werden (vgl. Bild 25). Bild 25: Anlassen mit Zusatzwiderständen im Rotorstromkreis Die Zusatzwiderstände im Läuferkreis verändern das Verhältnis der Blind- zu den Wirkwiderständen und damit den Kippschlupf sKipp (vgl. Gl. (42)). Der Kippschlupf wächst Skript zum Laborversuch ASM 24 dabei proportional mit dem Zusatzwiderstand RZ, wobei das Kippmoment konstant bleibt (vgl. Kloßsche Formel). Durch das Einschalten von Zusatzwiderständen kann die DrehzahlDrehmoment-Kennlinie so eingestellt werden, daß die Maschine eine größere Drehzahländerung bei Belastung zeigt. Damit ist es möglich, das Anlaufmoment MA bis zum Kippmoment Mkipp zu vergrößern. 11. Drehzahlsteuerung Die belastetet Asynchronmaschine hat im motorischen Betrieb normalerweise eine Drehzahl, die nur wenige Prozent unterhalb der Synchrondrehzahl nS liegt. Soll die Drehzahl stetig oder in Stufen geändert werden, so können verschiedene Verfahren eingesetzt werden, die entweder mit Hilfe von leistungselektronischen Stellgliedern oder einfachen Schaltungen realisiert werden können. Der Einsatz von Leistungselektronik ist zwar relativ aufwendig, hat aber den Vorteil größerer Flexibilität und geringerem Energieeinsatz. Die Möglichkeiten zur Drehzahlsteuerung kann man an der Gleichung für die Drehzahl ablesen: f n = (1 − s) 1 . p • Änderung der synchronen Drehzahl: a. Stetig durch Änderung der Ständerfrequenz. b. In Stufen durch ändern der Polpaarzahl (polumschaltbare Maschinen). • Änderung des Schlupfes: a. Änderung der Ständerspannung. b. Einschalten von Widerständen in den Rotorstromkreis beim Schleifringläufer. Die Wahl des zweckmäßigsten Verfahrens hängt von den Forderungen an das Antriebssystem ab, sie ist darüber hinaus auch eine wirtschaftliche Frage. 11.1. Drehrichtungsumkehr Zur Änderung der Drehrichtung muß der Drehsinn des Ständerdrehfeldes geändert werden, beim Betrieb am Drehstromnetz genügt hierzu das Vertauschen zweier Außenleiter. 11.2. Frequenzänderung bei konstanter Bertriebsspannung Wird bei einer Asynchronmaschine die Netzfrequenz f1 bei konstanter Spannung geändert, so verändern sich mit der Frequenz auch die frequenzabhängigen Widerstände und folglich auch der magnetische Fluß Φh, sowie der Magnetisierungsstrom Iµ. Dieser entspricht ungefähr dem Leerlaufstrom I1,0. Mit dem Nennfluß Φh,N und dem Leerlaufstrom I1,0,N bei Nennfrequenz f1,N gilt: f 1, N I 1,0 Φh . (51) = ≈ Φh , N f1 I 1,0 , N Die synchrone Drehzahl nS der Maschine ändert sich linear mit der Frequenz, während sich das Kippmoment Mkipp, unter Vernachlässigung der Eisensättigung näherungsweise umgekehrt proportional mit dem Quadrat der Frequenz ändert (vgl. Bild 26). Dieser Sachverhalt läßt sich sehr einfach aus der Kloßschen Formel ableiten, es gilt bei U1 = const.: 25 Skript zum Laborversuch ASM M Kipp æf ö = M Kipp, N ç 1, N ÷ è f1 ø 2 (52) Bild 26: Strom- und Momentenverlauf bei Frequenzänderung: U = UN a. Stromverlauf bei fN b. Stromverlauf bei 1,2fN c. Momentenverlauf bei fN d. Momentenverlauf bei 1,2fN 11.3. Änderung der Betriebsspannung bei konstanter Frequenz Verändert man die Spannung U1 des speisenden Netzes, so ändert sich der magnetische Fluß Φh und der Strom I1, unter Vorrausetzung linearer magnetischer Verhältnisse, proportional mit der Spannung. Es gilt: Φh U I ≈ 1 = 1 . (53) Φh , N U 1, N I 1, N Das Drehmoment M, das dem Produkt aus Hauptfluß Φh und dem Ständerstrom I1 proportional ist, ändert sich folglich mit dem Quadrat der Spannung: 2 æ U1 ö M ( s) = M N ( s)çç (54) ÷÷ U 1 N , è ø Die Änderung der Ständerspannung kann beispielsweise mit dem im Bild 24b dargestellten Drehstromsteller erfolgen. Bild 27: Strom- und Momentenverlauf bei Spannungsänderung: f1 = fN a. Stromverlauf bei UN b. Stromverlauf bei 0,8UN c. Momentenverlauf bei UN d. Momentenverlauf bei 0,8UN 11.4. Spannungs-Frequenzsteuerung (U-f-Steuerung) Fordert man über einen großen Drehzahlbereich einen unveränderten Drehmomentverlauf, so muß der magnetische Fluß Φh in der Maschine konstant gehalten werden. Wegen Skript zum Laborversuch ASM Φh ~ U 1 U 1, N = = const . f1 f 1, N 26 (55) wird die Ständerspannung U1 proportional mit der Ständerfrequenz f1 verändert. Allerdings kann der Betrag der Ständerspannung nicht beliebig über ihren Nennwert erhöht werden. Bei Frequenzen oberhalb der Nennfrequenz wird daher die Spannung bei variabler Frequenz konstant gehalten. Da in diesem Bereich der Fluß umgekehrt proportional mit dem Quadrat der Frequenz abnimmt, spricht man hier vom Feldschwächbereich. Bild 29 zeigt die DrehzahlDrehmoment-Verläufe bei Spannungs-Freguenz-Steuerung für verschiedene bezogene Frequenzen v = f1/f1,N. In Bild 28 ist die Steuerkennlinie U1 = f(f1) zusammen mit dem Drehmomentverlauf MKipp,N = f(f1) dargestellt. Um den Spannungsabfall am Ständerwiderstand und der Ständerstreuung zu berücksichtigen, Bild 28: Kennlinien bei U-f- muß die Ständerspannung für f1 = 0 um den Betrag Umin größer als Null gewählt werden. Steuerung Bild 29: Momentenkennlinien bei Spannungs-Frequenz-Steuerung Die Steuerung von Spannung und Frequenz erfolgt heute mittels leistungselektronischer Stellglieder, sog. Frequenzumrichter. Im Versuch wird ein Frequenzumrichter mit Spannungszwischenkreis, eingangseitigem Gleichrichter in Drehstrombrückenschaltung und einem transistorisierten Pulswechselrichter am Ausgang eingesetzt (vgl. Bild 30). Der Bremschopper setzt im gegeneratorischen Betrieb der Asynchronmaschine die zugeführte mechanische Energie in Wärme um, eine Rückspeisung in das Netz ist bei Einsatz eines Wechselrichters anstelle des Gleichrichters ebenfalls möglich. 27 Skript zum Laborversuch ASM Bild 30: Frequenzumrichter mit transistorisiertem Pulswechselrichter 12. Laborversuch 12.1. Versuchsaufbau Der Versuchsaufbau zur Untersuchung der Asynchronmaschine ist im Bild 31 dargestellt. Die Asynchronmaschine wird über einem Frequenzumrichter mit einem symmetrischen Dreiphasensystem variabler Spannung und Frequenz gespeist. Die Spannungen und Ströme werden über Spannungs- bzw. Stromwandler auf ungefährliche Werte transformiert, die am Meßpult abgelesen bzw. zur Aufzeichnung mit dem X-Y-Schreiber abgegriffen werden können. Als Lastmaschine dient eine fremderregte Gleichstrommaschine, deren Drehzahl bzw. Drehmoment durch Variation der Ankerspannung einstellbar ist; die Maschine kann sowohl als Motor, als auch als Generator betrieben werden. Zur Erfassung des Drehmomentes befindet sich zwischen Asynchron- und Gleichstrommaschine eine Drehmomentenmeßwelle, die Drehzahl wird mit Hilfe einer Tachomaschine gemessen. Die Ausgangssignale der Geber für Drehmoment bzw. Drehzahl können ebenfalls am Meßpult abgegriffen werden. Die Typenschild-Daten der Asynchronmaschine und der Gleichstrommaschine sind in den Tabellen 1 bzw. 2 zusammengefaßt. Die Meßbereiche der am Meßpult angezeigten bzw. für den X-Y-Schreiber abgreifbaren Größen sind Tabelle 3 zu entnehmen. Die Meßgeräte für die Gleichstromaschine, sowie die zur Anzeige der Sollwerte für Frequenz und Spannung, des Drehmomentes und der Drehzahl sind im Meßpult bereits fest verdrahtet. Für die Wirk- und Blindleistungsmessung steht ein Drei-Phasen-Leistungsmeßgerät zur Verfügung. Die im folgenden Abschnitt beschriebene Zweiwattmeter-Methode bzw. Aronschaltung wird nicht mehr verwendet. Skript zum Laborversuch ASM 3-PhasenLeistungsmeßgerät P Q Bild 31: Prinzipschaltbild des Versuchsaufbaues 28 29 Skript zum Laborversuch ASM Nennspannung UN 220/ 380 V Nennstrom IN 14/ 8,1 A Nennleistung PN 3,5 kW Leistungsfaktor cosϕN 0,8 Nenndrehzahl nN 1410 min Ständerwiderstand R1 1,1 Ω -1 Tabelle 1: Daten der Asynchronmaschine Nennspannung UA,N 230V Nennstrom IA,N 22,3A Nennerregerspannung Uf,N 220V Nennerregerstrom If,N 0,6A Nennleistung PN 4kW Nenndrehzahl nN 1450min -1 Tabelle 2: Daten der Gleichstrommaschine Meßgrößen Wertebereich Wertebereich realer X-Y-Schreiber Anzeige Meßbereich Ständerfrequenz f1 ±10V ±100Hz ±100Hz Ständerspannung U1,soll 0...4V 0...400V 0...400V U1,ist 0...10V 0...10V 0...200/400V 0...10mA 0...10mA 0...10/20A 10mA⋅10V 0...10 Ständerstrom I1 Leistungsmesser 1) 1) Wirkleistung P ±5V ±10 ±2/4/8kW Blindleistung Q ±5V ±10⋅ 3 ±2/4/8kVAr Drehmoment M ±1V ±100Nm ±100Nm Drehzahl n ±3V ±3000min 1) 1) -1 ±3000min 1) Je nach Einstellung der Wandlerfaktoren Tabelle 3: Wertebereiche der Signale und Meßgeräte am Meßpult -1 Skript zum Laborversuch ASM 30 12.2. Wirk- und Blindleistungsmessung Wirkleistungsmesser bilden den zeitlichen Mittelwert aus dem Produkt von Strom und Spannung, d.h. der Ausschlag α ist proportional der mittleren Wirkleistung gem. T 1 α ~ P = ò u(t ) ⋅ i (t )dt . (56) T0 Bei sinusförmigen Spannungen und Strömen entspricht diese dem Realteil aus dem Produkt der Effektivwerte von Spannung und Strom, d.h.: P = Re {U ⋅ I } = U ⋅ I cosϕ (57) Die Scheinleistung eines Drehstromsystems ist definiert durch: S = åU υ ⋅ I *υ . 3 (58) υ=1 Unter der Voraussetzung, daß der Sternpunkt am Verbraucher nicht angeschlossen ist, d.h. åI 3 υ=1 υ = 0, (59) gilt daher auch S = U 1 − U 3 ⋅ I *1 + U 2 − U 3 ⋅ I *2 = U 13 ⋅ I 1* + U 23 ⋅ I *2 = P + jQ . ( ) ( ) (60) Zur Wirkleistungsmessung in einem beliebigen Drehstromsystem ohne angeschlossenen Nulleiter kann daher die im Bild 32. links dargestellte Schaltung benutzt werden, da die Ausschläge der Meßgeräte proportional dem Realteil aus dem Produkt der Effektivwerte der Spannungen und Ströme sind. Es gilt: P = CW ⋅ ( α 1 + α 2 ) . (61) Die Konstante CW bestimmt dabei die Umrechnung des Ausschlages α in Skalenteilen in die Einheit W bzw. kW. Die Blindleistung kann man mit einer ähnlichen Schaltung messen, wenn man die Spannungen U13 bzw. U23 um 90°el. dreht; die Summe der Auschläge der Wirkleistungsmesser ist in diesem Falle (beachte: U I = P-jQ): Re { j U 13 ⋅ I 1 + j U 23 ⋅ I 2 } = Re { jP + Q} = Q . (62) Da dies ohne zusätzliche Bauelemente nicht möglich ist, kann man in einem symmetrischen Drehstromsystem anstelle der gedrehten verketteten Spannungen die Strangspannungen U2 bzw. U1 verwenden (s. Bild 33.): j U 13 = − 3 ⋅ U 2 bzw. j U 23 = 3 ⋅ U 1 . (63) Bei der im Bild 32 rechts dargestellten Schaltung erhält man die Blindleistung wegen Re {− 3 U 2 ⋅ I 1 + 3 U 1 ⋅ I 2 } = Re { jP + Q} = Q , (64) aus den Ausschlägen β1 bzw. β2 der Leistungsmesser mit der Gleichung Q = 3 ⋅ CW ⋅ ( β 1 + β 2 ) . (65) Die Konstante CW erhält man je nach Einstellung der Strom- bzw. Spannungswandler aus den in Tabelle 3 angegebenen Meßbereichen, d.h. beispielsweise CW = 8kW/10Skt. (Skt = Skalenteile) oder CW = 4kVAr/10Skt.. Desweiteren ist zu beachten, daß die Auschläge der Leistungsmesser vorzeichenrichtig zu addieren sind. 31 Skript zum Laborversuch ASM Bild 32: Wirk- und Blindleistungsmessung mittels Zweiwattmeter-Methode (Aronschaltung) Bild 33: Spannungszeiger eines symmetrischen Drehstromnetzes 12.3. Versuchsdurchführung 12.3.1. Untersuchung des Versuchsstandes Zum kennenlernen des Versuchsstandes führen Sie zunächst folgende Untersuchungen durch: • Welche der Maschinen ist der Prüfling, d.h. die Asynchronmaschine und welche die Lastmaschine bzw. Gleichstrommaschine? An welchen grundsätzliche Merkmalen erkennen Sie die Maschinentypen? • Überprüfen Sie ob der Rotorstromkreis über die Schleifringe kurzgeschlossen ist! • Wo befinden sich die Meßaufnehmer für Drehmoment und Drehzahl? • Ordnen Sie die Anzeigen bzw. Meßgeräte im Meßpult den zu messenden physikalischen Größen zu! • Schalten Sie den Umrichter ein und geben Sie eine Frequenz f1 = 50Hz und den kleinsten Spannungswert vor. Schalten Sie die Asynchronmaschine durch Freigabe der Steuerimpulse zu. • Erhöhen Sie die Spannung U1,soll so lange, bis die Asynchronmaschine anläuft. Skript zum Laborversuch ASM 32 • Ändern Sie die Drehzahl durch Vorgabe verschiedener Ständerfrequenzen, wiederhohlen Sie dies einmal durch langsames bzw. sprungartiges Ändern der Frequenz. Beobachten Sie dabei die angezeigten Ströme und Leistungen. • Stoppen Sie die Asynchronmaschine durch: a) Abschalten des Umrichters bzw. Sperren der Steuerimpulse. b) Schnelles Reduzieren der Ständerfrequenz. Achten Sie dabei auf die Zeit bis zum Stillstand. Diskutieren Sie Ihre Beobachtungen und halten Sie die Ergebnisse für Ihr Protokoll fest. 12.3.2. Messung bei verminderter Spannung und Nennfrequenz Geben Sie am Meßpult eine Ständerspannung von U1,soll = 190V und Nennfrequenz der Asynchronmaschine vor. Zeichnen sie mit Hilfe des X-Y-Schreibers folgende Kennlinien für den Drehzahlbereich 0 ≤ n ≤ 1,1nN auf: • Drehmoment-Drehzahl-Kennlinie M = f(n). • Wirkleistungs-Drehzahl-Kennlinie P = f(n). • Blindleistungs-Drehzahl-Kennlinie Q = f(n). Notieren Sie hierbei unbedingt die am X-Y-Schreiber eingestellten Meßbereiche, sowie die am Meßpult eingestellten Wandlerbereiche! Sie benötigen diese Werte für die Auswertung. Lesen Sie weiterhin im Kurzschluß die Wirk- und Blindleistungsmeßgeräte am Meßpult ab, Sie können mit diesen Werten Ihre Maßstäbe kontrollieren. Weshalb erfolgt die Messung bei 190 V und nicht bei Nennspannung? Auswertung: Beschriften und skalieren Sie die Achsen der aufgezeichneten Meßkurven. Tragen Sie auf der Abszissenachse neben den Drehzahlwerten auch die entsprechenden Schlupfwerte ein. Ermitteln Sie aus den Meßkurven Kippmoment Mkipp und Kippdrehzahl nKipp, sowie die elektrische Wirkleistung Pkipp im Kippunkt. Desweiteren bestimmen Sie minimale und maximale Blindleistung Qmin bzw. Qmax. Berechnen Sie aus den Meßwerten Scheinleistung S und Leistungsfaktor cosϕ der Asynchronmaschine und tragen Sie die entsprechenden Verläufe über der Drehzahl auf. Tragen Sie eine zusätzliche Ordinatenachse in Ihr Meßblatt ein und skalieren Sie diese für Drehmoment, Leistung und Ständerstrom, für den Fall U1 = UN. Zeichnen Sie die Verläufe des Effektivwertes des Ständerstromes, sowie dessen Wirk- und Blindleistungsanteil in das Meßblatt ein. 12.3.3. Aufnahme des Ossanna-Kreises Geben Sie eine Ständerspannung von U1 = 190 V und eine Ständerfrequenz von f1 = 50Hz vor. Zeichnen sie mit dem X-Y-Schreiber den Ossannakreis P = f(-Q) für Schlupfwerte im Bereich von -0,1 ≤ s ≤ 1 auf. Markieren Sie die Punkte im Synchronismus, Kurzschluß und Nenndrehzahl. Notieren sie den Wert des Kurzschlußstromes I1,K und die eingestellten Meßbereiche am X-Y-Schreiber. Auswertung: Beschriften Sie die Koordinatenachsen mit Leistungs- und Strommaßstäben. Vervollständigen Sie den Ossanna-Kreis wie im Abschnitt 6.3 beschrieben und bestimmen Sie hieraus die elektrischen Parameter der Asynchronmaschine. Dabei dürfen folgende Näherungen angenommen werden (XK = Blindwiderstand der Kurzschlußimpedanz): X 1,σ ≈ X 2' ,σ , X 1,σ + X 2' ,σ ≈ X K << X 1h . 33 Skript zum Laborversuch ASM Bestimmen Sie den Kippschlupf, Kipp- und Anlaufmoment, sowie die maximale mechanische Leistung Pm,max aus dem Ossanna-Kreis. 12.3.4. Einfluß von Spannung und Frequenz auf Drehmoment und Leistung Geben Sie eine Ständerspannung von U1 = 134V und eine Frequenz von f1 = 35Hz vor. Messen sie die Drehmoment-, Leistungs- und Blindleistungs-Drehzahlkennlinien. Gehen Sie dabei vor, wie im Abschnitt 12.3.2 beschrieben. Auswertung: Beschriften und skalieren Sie die Achsen der aufgezeichneten Meßkurven. Skalieren Sie die Drehzahlachse zusätzlich mit den zugehörigen Schlupfwerten. Bestimmen Sie MKipp, PKipp, sowie Qmin bzw. Qmax. Vergleichen Sie die Ergebnisse mit denen aus 12.3.2 und beschreiben Sie die Funktionen MKipp = f(f1), Qmax = f(f1) bzw. I1,0 = Iµ = f(f1). Zeichnen Sie deren Verläufe im Bereich von f1 = 0...fN für U1/f1 = const. und tragen Sie die Ergebnisse aus 12.3.2 in diese Darstellung ein. 12.3.5. Einfluß der Spannung auf Drehmoment und Leistung Geben Sie eine Ständerspannung von U1 = 134 V und Nennfrequenz vor. Messen sie die Drehmoment-, Leistungs- und Blindleistungs-Drehzahlkennlinien. Gehen Sie dabei vor, wie im Abschnitt 12.3.2 beschrieben. Auswertung: Beschriften und skalieren Sie die Achsen der aufgezeichneten Meßkurven. Skalieren Sie die Drehzahlachse zusätzlich mit den zugehörigen Schlupfwerten. Bestimmen Sie MKipp, PKipp, sowie Qmin bzw. Qmax. Vergleichen Sie die Ergebnisse mit denen aus 12.3.2 und beschreiben Sie die Funktionen MKipp = f(U1), Qmax = f(U1) bzw. I1,0 = Iµ = f(U1). Zeichnen Sie deren Verläufe im Bereich von U1 = 0...UN für f1 = 50Hz und tragen Sie die Ergebnisse aus 12.3.2 und 12.3.4 in diese Darstellung ein.