Handout

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Handout
3rd Swiss Forum for Mood and Anxiety Disorders
(SFMAD)
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Liebe Kolleginne
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Jahresttagung de
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(SGAD). Mit dem
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der SGAD vom
12. April 2012
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Dr. me
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Josef Hättenschw
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Prof. Dr. med.
P
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Edith
Holsb
boer-Trach
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Prof. Dr. med.
Erich Seifritz
Inhaltsverzeichnis
•
Neues aus der SGAD
Dr. med. Josef Hättenschwiler
•
Burnout – Entwicklung eines Konzepts
Prof. Dr. phil. Matthias Burisch
•
Burnout – Differentialdiagnostische Überlegungen
Prof. Dr. med. Erich Seifritz
•
Das Burnout der Helfer
Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Wulf Rössler
•
Therapie von Burnout
Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Martin E. Keck
Neues aus der SGAD
Dr. med.
Josef Hättenschwiler
11.04.2012
Begrüssung
Dr. med. Josef Hättenschwiler
Past-Präsident SGAD
2
1
11.04.2012
Grussworte
Prof. Dr. med. Felix Gutzwiller
¾ Ständerat des Kantons Zürich
¾ Direktor Institut für Sozial- und
Präventivmedizin der Universität Zürich
¾ Vizepräsident Aussenpolitische Kommission SR
¾ Präsident Kommission für Wissenschaft,
Bildung und Kultur SR
¾ Kommission für soziale Sicherheit und
Gesundheit SR
3
Grussworte
Dr. med. Urs Stoffel
¾ Spezialarzt für Chirurgie FMH
¾ Präsident der Ärztegesellschaft des Kantons
Zürich
¾ Co-Präsident KKA (Konferenz der kantonalen
Ärztegesellschaften)
4
2
11.04.2012
Neues aus der SGAD
Dr. med. Josef Hättenschwiler
Past-Präsident SGAD
Zielsetzung der SGAD
•
Vermittlung von medizinisch gesicherten
Erkenntnissen
•
Fortbildungen für Fachleute über Depressionen,
Angststörungen u. damit verbundene Krankheiten
•
Informationen für Patienten und Angehörige
•
Förderung
g von Präventionsmassnahmen
•
Unterstützen wissenschaftlicher Studien
•
Kompetente Informationen für Medien / Politik
6
3
11.04.2012
Vernetzung
• SGAD als verwandte Gesellschaft der SGPP
• Schweizerische Gesellschaft für Biologische
Psychiatrie
• Schweizerische Gesellschaft für Bipolare
Störungen
• Schweizerische Gesellschaft für Zwangsstörungen
• AngstA
t und
dP
Panikhilfe
ikhilf Schweiz
S h i APhS
• Mitglied des Vereins Stressmanagement
7
Mitglieder 2011/12
Steigerung der
Mitgliederzahl
von 129 auf
185
8
4
11.04.2012
Aktivitäten im vergangenen Jahr
• «2nd Swiss Forum for Mood and Anxiety Disorders»
mit über 400 Teilnehmern am 07.04.2011
• Behandlungsempfehlungen zur Angststörungen im
Swiss Medical Forum SMF erschienen
− Deutsch: Schweiz Med Forum 2011
− Französisch: Forum Med Suisse 2011
• Zahlreiche Publikationen in Printmedien
− 2.3 Mio. Kontakte generiert (exkl. Online- und
Radio- Beiträge)
9
Weitere Aktivitäten
• Grosse Nachfrage nach Informationsbroschüren von
Privatpersonen und Institutionen
• Anfragen seitens Patienten betreffend Vermittlung von
Psychiatern bearbeitet
• Intensive Zusammenarbeit mit:
– der Angst und Panikhilfe Schweiz APhS
– Verein Stressmanagement
g
• Webseite als wichtige Informationsplattform
– Neues Logo
– Neuer Webauftritt per 11.04.2012
10
5
11.04.2012
www.sgad.ch
11
www.sgad.ch/burnout.html
12
6
11.04.2012
GV 23.3.2012 Wahl Vorstand SGAD 2012
• Prof. Dr. med. Edith Holsboer-Trachsler, Präsidentin
• Dr.
Dr med.
med Josef Hättenschwiler
Hättenschwiler, Past
Past-Präsident
Präsident
• Prof. Dr. med. Erich Seifritz, Präsident elect
• PD Dr.med. Dr. phil. Dipl. Psych. Ulrich Michael
Hemmeter
• Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Martin Ekkehard Keck
Prof Dr.
Dr med.
med Martin Preisig
• Prof.
• Dr. med. Stefan Rennhard
• Prof. Dr. med. Dipl. Psych. Susanne Walitza
13
Projekte für 2012/2013
• Publikation der Behandlungsempfehlungen
– Teil II: Zwangsstörungen und PTSD
• Publikation des Review-Artikel
– „Burnout“ , submitted Primary Care
• Publikation der Resultate der Umfrage zu
Depression mit Equilibrium
• Planung 4rd Swiss Forum for Mood and Anxiety
Disorders SFMAD
14
7
11.04.2012
Neue Kooperation mit Verlag
• Zeitschrift „Info Neurologie & Psychiatrie“
– Logo der SGAD auf Titelseite
• SGAD erhält die Möglichkeit, Beiträge in der
Zeitschrift zu publizieren
• Für alle SGAD-Mitglieder kostenlos im Abonnement
15
Mit vereinten Kräften!
Tausend Dank!
Die SGAD wird von folgenden Firmen und Institutionen
unterstützt:
Die Jahrestagung wird zudem durch folgende Firmen
unterstützt:
Meda Pharma GmbH, Permamed AG und Schwabe Pharma AG
16
8
11.04.2012
Vorankündigung
4rdd SFMADSFMAD Symposium
S
i
Donnerstag, 11. April 2013, in Zürich
18
9
Burnout –
Entwicklung eines Konzepts
Prof. Dr. phil.
Matthias Burisch
04.04.2012
Prof. Dr. Matthias Burisch
Burnout-Institut Norddeutschland (BIND)
(
)
Universität Hamburg
Burnout — Entwicklung eines Konzepts
• Burnout ist nix Neues: Schon im Alten
Testament...
• Zeitsprung
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1:
1 Schon
S h
bei
b i Shakespeare...
Sh k
• Zeitsprung 2: Thomas Buddenbrook, 1875
• Zeitsprung 3: Ludwig Wittgenstein, 19201926
• Zeitsprung 4: Herbert Freudenberger,
Sigmund Ginsburg, 1974
• Zeitsprung 5: Eine unsägliche Mediendebatte,
2011...
2
1
Burnout –
Differentialdiagnostische
Überlegungen
Prof. Dr. med.
Erich Seifritz
11.04.2012
Burnout – Differentialdiagnostische Überlegungen
Erich Seifritz
Psychiatrische Universitätsklinik Zürich
Diagnose/Differentialdiagnose
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Klinische Charakterisierung
Abgrenzung
Krankheitsmechanismen
Verlaufsprognose
Therapievorhersage
Prävention
Früherkennung
V
Versorgungsrelevanz
l
...
2
1
11.04.2012
170 J. Dg-Systeme psychischer Störg.
Hyman 2007
3
Burnout Begriff (I/II)
• 1930er Jahre (Merriam-Webster`s Dictionary):
p
Burnout ein Thema in den Bereichen des Profisports
und der darstellenden Künste war
• 1969 (Bradly):
Burnout als psychologisches Phänomen: vorrangig bei
Helfern
4
2
11.04.2012
Burnout Begriff (II/II)
• 1974 (Herbert J. Freudenberger):
y
g
und psychologischer
p y
g
Endzustand bei
Physiologischer
sich selbst und bei ehrenamtlichen MitarbeiterInnen
alternativer Selbsthilfe- und Kriseninter.ventionseinrichtungen. Aus aufopferungsvollen,
pflichtbewussten und engagierten HelferInnen wurden
häufig leicht reizbare und ihren KlientInnen gegenüber
zynische MitarbeiterInnen, welche Symptome einer
physischen und psychische Erschöpfung zeigten.
• 1976 (Christina Maslach & Ayala Pines):
Verbreitung des Begriffs
5
Phasen der Burnout-Forschung
• 1970er Jahre: Pionierphase
g
g, H. Freudenberger
g (1974)
(
)
Begriffseinführung,
Drei Dimensionen des Burnout, C. Maslach (1976)
• 1980er Jahre: Empirische Phase
Maslach Burnout Inventory (1981)
• 1990er Jahre: Ausweitung
g der empirischen
p
Phase
Andere Berufsgruppen wurden eingeschlossen
Organisatorische Faktoren wurden einbezogen
Veröffentlichung erster Langzeitstudien
6
3
11.04.2012
Burnout – eine Selbstdiagnose (I/II)
• keine ICD / DSM Hauptdiagnose (ICD-10: Z73)
• Begrifflich pathophysiologisch plausibel
• Individuelle Interpretation: „privates und nicht
berufliches Burnout“
7
Burnout – eine Selbstdiagnose (II/II)
Klassische Komponenten
Häufige Symptome
Verminderte
Leistungsfähigkeit
Emotionale und körperliche
Erschöpfung
Gleichgültige, negative,
zynische
y
Haltung
g gegenüber
g g
der Arbeit und Mitmenschen
Überzeugt, beruflich versagt
zu haben und überfordert
zu sein
Schlafstörungen
Müdigkeit
Erhöhte Reizbarkeit
Freudlosigkeit
Konzentrations-störungen
S h
Schmerzsyndrome
d
Lustlosigkeit
8
4
11.04.2012
Diagnose Burnout
• im DSM IV gibt es Burnout nicht
• im ICD-10 ist Burnout ist in der Störungsgruppe Z
geregelt
– Z.73 Probleme mit Schwierigkeiten bei der
Lebensbewältigung
– Z.73.0 Erschöpfungssyndrom (Burnout)
– Unter Z 00 bis Z 99 werden Faktoren aufgeführt,
g
,
die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur
Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten führen
9
Diagnose – Differentialdiagnose
Häufig gestellte Diagnosen:
• DSM IV: nicht differenzierte somatoforme Störung
• Neurasthenie (arbeitsbezogen) (ICD-10 F 48.0)
– Gefühle der Erschöpfung schon nach kleinen mentalen oder
körperlichen Anstrengungen mit Begleitsymptomen
– Unfähigkeit, sich durch Ausruhen, Entspannung oder Genuss
zu erholen (Dauer: mehr als drei Monate)
– Aber: Ausgebranntsein (Burn-out-Syndrom) (Z73.0) als
Auschlußkriterium für Neurasthenie!!!
• Depression (F 32.X, F 33.X)
• Depersonalisations-/Derealisationssyndrom (F
48.1)
10
5
11.04.2012
Diagnose – häufig gestellte Diagnosen
• Anpassungsstörung (F 43.2)
• (andere) Angststörungen (F 41
41.X)
X)
– Z.B. Angst und depressive Störung, gemischt (F
41.2)
• Chronique Fatigue Syndrome (CFS) (G 93.3)
– Allgemeine Kriterien:
• Chronische Erschöpfung, klinisch gesichert und
ungeklärt,
g
, neu auftretend und mit zeitlich
bestimmbarem Beginn
• keine spürbare Besserung durch Ruhe
• nicht Folge einer noch anhaltenden Überlastung
• führt zu substantieller Reduktion früherer Aktivitäten
• länger als 6 Monate anhaltend
11
Diagnose – häufig gestellte Diagnosen
CFS Chronic Fatique Syndrome
• Symptom-Kriterien für CFS (nach Fukuda et al., 1994)
• 4 oder mehr der aufgeführten 8 Symptome,
Symptome die
frühestens mit Beginn der Erschöpfung aufgetreten
sein dürfen, müssen für einen Zeitraum von
mindestens 6 aufeinanderfolgenden Monaten
persistierend oder rezidivierend nebeneinander
bestanden haben
– Kurzzeitgedächtnis oder Konzentration
– Halsschmerzen/empfindliche Hals-und
Hals und
Achsellymphknoten/Muskelsz/Sz mehrerer Gelenke ohne
Schwellung/Rötung
– Kopfschmerzen eines neuen Typs/Musters/Schweregrades
– keine Erholung durch Schlaf
– Zustandsverschlechterung für mehr als 24 Std nach
Anstrengungen
12
6
11.04.2012
Diagnose – häufig gestellte Diagnosen (I/II)
Vital Exhaustion (VE), Appels et al. 1988
• Eigentlich Erschöpfungszustand, der
g
vorausgeht
g
Herzerkrankungen
• Symptome:
– Gefühl von exzessiver Müdigkeit und ein Mangel an Energie
– erhöhte Reizbarkeit
– Gefühl der Demoralisation
• korreliert hoch mit BO
13
Diagnose – häufig gestellte Diagnosen (II/II)
Vital Exhaustion (VE), Appels et al. 1988
• VE im Gegensatz zu BO nicht nur arbeitsbezogen
• VE entsteht
entsteht, wenn die Ressourcen sich
sich, dem Stress
anzupassen erschöpft sind
=> häufige Annahme: VE als „Endzustand“ von BO
=> VE chronische Form von BO
• aber oft wird auch schon außerhalb der Arbeitswelt
von BO gesprochen (z.B. BO in Ehe, Familie, Schule
(Schüler) => Trennung recht unscharf
– in
i wissenschaftlichen
i
h ftli h
A
Arbeiten
b it
li
liestt man oft
ft „BO
BO or VE“
=> es findet oft keine Abgrenzung statt
14
7
11.04.2012
Diagnose – häufig gestellte Diagnosen (I/II)
Depression (F 32.X, F 33.X)
Gemeinsamkeiten:
– Erschöpfungsgefühle und niedrige psychische Energie
sind Komponenten von BO, aber auch
Diagnosekriterien von Depression (major und leicht)
und Dysthymia
– Manche Meßinstrumente für BO beinhalten Symptome
wie Schlafstörungen und Distress oder „sich
deprimiert und traurig fühlen“
=> moderate Korrelationen zw. Depression und BO
Komponente Erschöpfung: 26%
Depersonalisierung: 13%
persönliche Unwirksamkeit 9%
vgl. Schaufeli et al.
15
Diagnose – häufig gestellte Diagnosen (II/II)
Depression (F 32.X, F 33.X)
Abgrenzung:
– vitale Erschöpfung und Depression laden auf
verschieden Faktoren
– Traurigkeit, Schuld, Hoffnungslosigkeit, Gefühl von
Wertlosigkeit sind Hauptbestandteile einer
Depression, treten aber bei vitaler Erschöpfung
nicht auf
– Konzeptuell tritt BO in der Arbeitswelt auf (es gibt
aber schon Studien über BO in der Ehe oder
Elternschaft) Depression erfasst alle
Lebensbereiche
16
8
11.04.2012
Depression
Differenzierung gem. Symptomschwere
wahnhafte Depression
Symp
ptomschwere
schwere Depression
Krankheit
mittelschwere Depression
leichte Depression, Dysthymie
minore und subdiagnostische
Depression
normale psycholog.
Verstimmungen
Übergangsbereich
Gesundheit
Häufigkeit
17
Depression
Differenzierung gem. Symptomschwere
wahnhafte Depression
Symp
ptomschwere
schwere Depression
Krankheit
Burnout?
Chronic
leichte Depression, Dysthymie
Fatigue
minore undFibromyalgie
subdiagnostische
Depression
mittelschwere Depression
normale psycholog.
Verstimmungen
Übergangsbereich
Gesundheit
Häufigkeit
18
9
11.04.2012
Diagnose Depression (I/II)
nach ICD-10
Hauptsymptome
• Depressive Stimmung
• Verlust von Interessen und Freude
• Verminderter Antrieb oder gesteigerte Ermüdbarkeit
19
Diagnose Depression (II/II)
nach ICD-10
Zusatzsymptome
• Konzentration/Aufmerksamkeit
• Selbstwertgefühl/Selbstvertrauen
• Schuld/Wertlosigkeit (Selbstvorwürfe)
• Negative/pessimistische Zukunftsperspektiven
• Suizidgedanken/-handlungen
• Schlaf
• Appetit
A
tit
20
10
11.04.2012
Burnout Trias
Maslach & Jackson, 1984; Jüptner, 1993; Nerdinger, 1994
• Als Kernbestandteil von vielen Versuchen, Burnout zu
definieren, lassen sich drei Dimensionen des Burnout
zusammenfassen:
Emotionale Erschöpfung
Depersonalisation (Zynismus)
Reduzierte Leistungsfähigkeit
21
Kritik – Quantifizierung von Burnout (I/III)
mittels Maslach Burnout Inventory MBI
–
–
–
–
MBI hat fast Monopolstellung: >90 % der Studien
Objektivität und Reliabilität gut
Ökonomisch, schnelle Bearbeitung und Auswertung
Validität schlecht (insbesondere Konstruktvalidität, da zu
große Überschneidungen mit Messinstrumenten für
Arbeitszufriedenheit, Stress, Emotionalität (als stabile
Persönlichkeitseigenschaft) und depressive Verstimmungen
– Zirkelschluss: MBI misst BO – BO ist, was MBI misst
• 3 Maße für ein Konstrukt (3 Dimensionen im MBI sind
unabhängig, aber lt. Konzept ist BO durch das gleichzeitige
Auftreten aller 3 Dimensionen charakterisiert)
• keine richtigen Normwerte, 3 MBI Dimensionen des MBI nicht
aufaddierbar
=> Auswertungsprobleme (liegt BO vor oder nicht?)
22
11
11.04.2012
Kritik – Quantifizierung von Burnout (II/III)
mittels Maslach Burnout Inventory MBI
• MBI vermischt Dinge, für die es schon Meßinstrumente
g
gibt
• State, Coping-Strategie und Stresskonzequenzen) =>
MBI überflüssig
• neuere Form von MBI (mit Änderungen in Überschrift
und Itemanzahlen)
• passt eventuell nicht mehr zum alten Konstrukt
• einige
g Studien zeigen,
g , daß Leistungsaspekt
g
p
nicht zum
BO Konzept gehört
• Probleme mit sprachlicher Formulierung der Fragen
(ruft z.T. negative oder ärgerliche Reaktionen hervor)
23
Kritik – Quantifizierung von Burnout (III/III)
mittels Maslach Burnout Inventory MBI
• nicht frei verfügbar
• Dimensionen des MBI dürfen nicht addiert werden,
werden da
sie unabhängig sind, aber BO-Konstrukt ist durch das
gemeinsame Auftreten aller Dimensionen begründet
• MBI-Auswertungsanweisung bietet keine Kriterien für
das Vorliegen von BO
• innerhalb einer Dimension immer nur eine
Fragerichtung => Antworttendenzen MBI nur
arbeitsbezogen
24
12
11.04.2012
Persönlichkeitsbezogener Ansatz
z.B. Burisch 1994
• Autonomieeinbußen in gestörten
g
des Individuums mit seiner
Auseinandersetzungen
Umwelt
• Zielerreichung nicht mit der erwarteten Belohnung
verbunden
• Störungen des Handlungsprozesses können je nach
Verarbeitung zu Burnout führen
• Orientiert sich an Stresstheorie von Lazarus:
individuelle Handlungsregulation steht im Vordergrund
• Stress durch Behinderung der Handlungsausführung
– Erfolgreiche Bewältigung: physiologisch
– Erfolglose Bewältigung: Stress/Burnout
25
Organisations-/arbeitsplatzbezogener Ansatz
Maslach & Jackson; Maslach Burnout Inventory 1989, 25 Fragen
Ursachen
• Mangel
g an p
positivem Feedback
• Fokussierung auf Klientenprobleme
• Gehäufte chronische und schwer zu beeinflussende
Probleme
• Normen eines 'guten' Helferverhaltens/Involviertheit
• Hierarchieprobleme/Administrative Zwänge
• Schlechte Teamarbeit
• Druck
k von Vorgesetzten/Schlechte
/ hl h Arbeitsorganisation
b
• Mangelnde Ressourcen (Personal, Finanzmittel)
• Problematische institutionelle Vorgaben und Strukturen
ÎÎÎÎ
./.
26
13
11.04.2012
Organisations-/arbeitsplatzbezogener Ansatz
Maslach & Jackson; Maslach Burnout Inventory 1989, 25 Fragen
ÎÎÎÎ
Folgen
• Verzerrungen in der Selbst- und Fremdbeobachtung
• Fehler in sich selbst suchen, Versagensgefühle,
Selbstwertverlust, depressive Zustände
• Negative Gefühle am Arbeitsplatz als unprofessionell
bewertet
27
Burnout-Prozess und Stress (I/II)
nach Burisch 2005
• Erste Warnzeichen
g
Einsatz,, Überstunden,, Erschöpfung,
p
g,
Gesteigerter
vegetative Überreaktion
• Reduziertes Engagement
Reduzierte soziale Interaktion, negative Einstellung zur
Arbeit, Konzentration auf eigenen Nutzen
• Emotionale Reaktionen
Insuffizienzgefühle, Pessimismus, Leere,
H ff
Hoffnungslosigkeit,
l i k it Energiemangel,
E
i
l G
Gefühl
fühl von
Hilflosigkeit, Schuldzuschreibung an andere bzw. „das
System“
• Abnahme von …
… kognitiven Fähigkeiten, Motivation, Kreativität und
Differenzierungsfähigkeit
28
14
11.04.2012
Burnout-Prozess und Stress (II/II)
nach Burisch 2005
• Abflachen …
g
… des emotionalen u. sozialen Lebens u. kognitiver
Interessen
• Psychosomatische Reaktionen
Spannung, Schmerzen, Schlafstörungen, keine
Erholung in der Freizeit mehr möglich, veränderte
Essgewohnheiten, Substanzgebrauch
• Depression und Verzweiflung
G fühl von Si
Gefühl
Sinnlosigkeit,
l i k it negative
ti
L
Lebenseinstellung,
b
i t ll
existenzielle Verzweiflung, Suizidgedanken oder absichten
29
Burnout: Psychiatrische Differentialdiagnosen
• Schlafstörungen
• Depressionen
• Angststörungen
• (Fatigue, Neurastenie, Anpassungs-störungen,
Abhänigkeitssyndrome…..)
30
15
11.04.2012
Chronic BO, somatic arousal, elevated cortisol
Melamed et al. 1999
• 111 Arbeiter
• Population:
• 37: chron. BO > 6 Mt.
• 22: mit nicht
chronischem BO
• 52: ohne BO
• Resultate:
•
•
•
•
• Chronisches BO:
Schlafstörungen Ï
Erschöpfung Ï
Irritabilität Ï
Cortisol Ï
31
Disturbed sleep and fatigue in occupational BO
Eckstedt et al. 2006
• Population:
12 Burnout-Pat. vs. 12 Probanden
• Polysomnographie:
• Schlaftagebuch:
-
Schlafkontinuität Ð
Schlafarchitektur Ð
Aufwachen Ï
Schlafqualität Ð
32
16
11.04.2012
Relationship job-related BO and depression
Finnish Health 2000 Study, Ahola et al. 2005
• Komorbidität Burnout – Depression
– Ziel dieser epidemiologischen Studie:
• Analyse der Überlappungen zwischen dem BurnoutSyndrom und depressiven Störungen unter
Berücksichtigung des Geschlechts und anhand einer
repräsentativen Stichprobe
• Querschnittsstudie (Maslach Burnout Inventory
General Survey (MBI-GS)
– Munich-Composite
Munich Composite International Diagnostic Interview (M
(M-CIDI)
CIDI)
(Mental Health Interview)
– 3‘276 Personen, 50% weiblich, mittleres Alter 44.4 J. (30-64
J.)
33
Relationship job-related BO and depression
Finnish Health 2000 Study, Ahola et al. 2005
Resultate (I)
• 2.4% der Probanden schweres Burnout
• 25.2% leichtes Burnout
• 11.7% depressive Störung
– 5.6% Minor Depressive Disorder
– 5.2% Major Depressive Disorder
– 1.2%
1 2% Dysthymie
D th
i
34
17
11.04.2012
Relationship job-related BO and depression
Finnish Health 2000 Study, Ahola et al. 2005
Resultate (II)
• Ca. die Hälfte der Probanden mit schwerem Burnout
auch depressive Störung
• Weniger depressive Störungen bei Probanden mit
mildem Burnout
• Bei Probanden ohne Burnout depressive Störungen nur
sehr selten
• Depressive Störungen bei Frauen höher
35
Relationship job-related BO and depression
Finnish Health 2000 Study, Ahola et al. 2005
Resultate (III)
36
18
11.04.2012
Zusammenfassung (I/II)
Psychiatrische Aspekte von Burnout
• Bei Burnout finden sich subjektive und objektivierbare
g
Schlafstörungen
• Beeinträchtiger Schlaf könnte bei der Entstehung des
Burnout-Syndroms eine Rolle spielen
• Bei Burnout finden sich HPA-AchsenFunktionsstörungen
• Stressinduzierte Häufigkeit des nächtlichen
Erwachens könnte die tägl. Amplitude des
Cortisolspiegels beeinflussen
37
Zusammenfassung (II/II)
Psychiatrische Aspekte von Burnout
• Anhaltende erhöhte Aktivierung und mentale
g am Wochenende könnte beeinträchtigte
g
Ermüdung
Erholung bedeuten, welche möglicherweise eine Rolle
beim Burnout-Prozess spielt
• Arbeitsbedingtes Burnout und depressive
Störungen sind verknüpft
• Die Wahrscheinlichkeit einer depressiven
Störung steigt mit dem Schweregrad des BO
• Nicht alle Probanden mit schwerem Burnout zeigten
depressive Störungen
38
19
11.04.2012
Überschneidung Burnout - Depression
Burnout
Depression
Schweregrad der Symptomatik
39
Burnout vs Depression
• Burnout: hauptsächlich auf berufliche Überlastungen
beschränkt
• Depression: nicht auf berufliche oder andere
psychosoziale Belastungen (Arbeits- und
Partnerverlust etc.) beschränkt, sondern schliesst auch
körperliche Störungen ein
40
20
11.04.2012
12-Monats Komorbidität psych. Störungen
Wittchen et al. 2004
Körperliche
Störungen
41
Klin.-psycholog. Vulnerabilitäts-Risiko-Modell
42
21
11.04.2012
Stress-Vulnerabilitäts Modell
43
Belastungen als Depressionsauslöser?
Ursache: Stressoren sind notwendige und hinreichende Bedingungen für die Entstehung
Teilursache/Kodeterminante: nur wenn andere Faktoren wirksam sind
Moderierende Wirkung: Vorhandene Störungsbedingung wird intensiviert
A lö d Wirkung?
Auslösende
Wi k
? z. B.
B letzter
l t t FFaktor
kt unter
t vielen
i l
Störungsprotektive Funktion: E. führt zu Intensivierung personaler und sozialer Ressourcen
44
22
11.04.2012
Ätiologie der Depression
Wichtigste therapierelevante psychologische Modelle
•
•
•
•
•
•
Verstärker-Verlust Theorie (nach Lewinsohn)
Hilflosigkeits-Theorie
Hilflosigkeits
Theorie (nach Seligman)
Hoffnungslosigkeits-Theorie (nach Abramson)
Kognitive Theorie (nach Beck)
Psychoanalytische/psychodynamische
Interpersonale/individualpsychologische
45
Verstärkungstheoretisches Modell
nach Lewinsohn 1974
Dies ist eine
deskriptive
verhaltens‐
bedingungsanaly‐
tische Theorie und
keine kausale
ätiologische
Theorie!
Sie ist nicht direkt
experimentell
prüfbar, aber hat
unmittelbare
therapeutische
Konsequenzen!
46
23
11.04.2012
Modell der erlernten Hilflosigkeit
Seligman
Dies ist eine (die einzige genuin
psychologische) experimentell
abgeleitete Theorie mit
systematisch prüfbaren Elementen!
47
Overmier & Seligman 1967 Experiment
Versuchsplan
Trainingsphase
Pawlow-Geschirr
Testphase:
Shuttle-Box
Shuttle
Box
Experimental
-gruppe:
Experimentalgruppe:
Unkontrollierbare
Schocks
Kontrollierbare
Schocks
Unkontrollierb
are Schocks
Kontrollierbare
Schocks
Kontrollierbar
e Schocks
Kontrollierbare
Schocks
Kontrollgruppe
-
Kontrollierbare
Schocks
48
24
11.04.2012
Overmier & Seligman 1967 Experiment
49
Seligman & Maier 1967 Experiment
50
25
11.04.2012
Seligman & Maier 1967 Experiment
51
Depression = gelernte Hilflosigkeit?
• Nein – aber es ist durch experimentelle Arbeiten
g , dass gH
g nahezu identische Korrelate hat
belegt,
• Die erlernte Hilflosigkeitstheorie der Depression ist das
einzige allgemein anerkannte Depressionsmodell
52
26
11.04.2012
Control and Predictability
53
Michael Havranek, Klinik für Affektive Erkrankungen und Allgemeinpsychiatrie,
2012
Gelernte Hilflosigkeit vs. Depression
Hilflosigkeit
Symptome
Depression
Passivität
Schwierigkeit zu lernen, dass Reagieren
zu Erleichterung führt
Mangel an Aggression
Gewichtsverlust
Appetitverlust
Libidoverlust
soziale Defizite
NA-Mangel
cholinerge Dominanz
Magengeschwüre
Stress
Passivität
Negative kognitive Einstellung
Zeitverlauf
Nach innen gerichtete Feindseligkeit
Gewichtsverlust
Appetitverlust
Libidoverlust
soziale Defizite
NA-Mangel/cholinerge Dominanz
Magengeschwüre (?)
Stress
Hilflosigkeitsgefühle
Ursache
Lernen, dass Reagieren und Verstärkung
unabhängig sind
Überzeugung,
Ü
dass Reagieren zwecklos ist
Therapie
Direktive Therapie: erzwungene Reaktion,
die Verstärkung herbeiführt,
Elektroschocktherapie, Zeit,
Anticholinergika, NA-Stimulantien (?)
Wiederherstellung der Überzeugung, dass
Reagieren Verstärkung herbeiführt,
Elektroschocktherapie, Zeit Anticholinergika
(?), NA-Stimulantien
Prävention Immunisierung durch Kontrolle über
Verstärker
?
54
27
11.04.2012
Die drei Hilflosigkeitstheorien der Depression
(sensu Seligman)
55
Beck‘s kognitive Theorie der Depression
Negative Triade
(Pessimistische Sichtweisen von sich selbst, der Welt und der Zukunft)
Negative Schemata oder Überzeugungen, die durch negative
Lebenserfahrungen ausgelöst werden
(z.B. die Annahme, dass ich perfekt sein muss)
Kognitive Verzerrungen
Ver errungen
(z.B. willkürliche Schlussfolgerungen)
Depression
56
28
11.04.2012
Modell der dysfkt. Kognitionen und Schemata
Beck
Dies ist eine deskriptiv‐
spekulatorische
Theorie!
Sie ist nur indirekt
experimentell prüfbar,
aber hat unmittelbare
therapeutische
Konsequenzen!
57
Glaubenssätze depressiver Menschen
modifiziert nach Hautzinger 2003 und J. Beck 1999
Ich bin nur lebensfähig in einer harmonischen
Familie/einer (symbiotischen) Liebesbeziehung.
Ich selbst bin nicht wichtig.
Meinen Wert/Existenzberechtigung,
bekomme ich indem ich anderen diene.
Zurückweisung von anderen
bedeutet mein persönliches Versagen
(ich habe nicht gut genug gedient).
Sei eine gute Repräsentantin
der Familie/
d i
deines
Landes.
L d
Versagen ist unerträglich.
Zeige nach außen keine Schwächen.
Sei hart mit dir selbst: Löse den
Konflikt oder bring dich um.
58
29
11.04.2012
Burnout
Neurasthenie
Depression
Chronic
fatigue
Zusammenfassung
Depression & BurnOut
• Signifikante Überlappung zwischen BurnOut und
p
, aber nicht identische Konzepte
p
Depression,
• Je schwerer die Ausprägung des BurnOut, desto
stärker die Assoziation mit Depression
• Assoziationen von Burnout mit Major Depressive
Disorder ausgeprägter als mit Minor Depression
• Frühere Depressionen und positive Familienanamnese
sind Risikofaktoren für Burnout.
• Symptomatologisch entspricht ein schweres Burnout
dem Neurasthenie-Konzept, unterscheidet sich aber
durch die Dimension „Zynismus“ und den
arbeitsbezogenen Kontext.
60
30
11.04.2012
31
Das Burnout der Helfer
Prof. Dr. med. Dipl.-Psych.
Wulf Rössler
Burnout der Helfer
Wulf Rössler
Klinikdirektor
Psychiatrische Universitätsklinik Zürich
Klinik für Soziale Psychiatrie
Burnout in den Medien
2
AU-Fälle und Dauer nach Krankheitsarten 2010,
AOK-Mitglieder
3
AU-Fälle durch psychische Erkrankungen, AOKMitglieder
4
Anteil psychischer Erkrankungen an
Frühberentungen im internationalen Vergleich
5
Anteil IV-Bezüger an erwerbstätiger Bevölkerung
im internationalen Vergleich
6
Anteil der Belastungsfaktoren an
arbeitsbedingten Frühberentungen
Männer
•  Körperliche Belastung 15%
•  Zwangshaltungen 11%
•  Hitze/Kälte 12%
•  Gehörschädigender Lärm
8%
•  Geringer
Handlungsspielraum 39%
•  Gratifkationskrisen 31%
Frauen
•  Körperliche Belastung 2%
•  Zwangshaltungen 3%
•  Hitze/Kälte 2%
•  Gehörschädigender Lärm
1%
•  Geringer
Handlungsspielraum 19%
•  Gratifkationskrisen 15%
BKK Bundesverband 2008
7
Ursachen für Anstieg von EU und AU?
•  Es gibt keine Hinweise auf Anstieg der Inzidenz
psychischer Störungen
•  Erhöhte Bereitschaft psychiatrische Diagnosen zu
stellen
•  Erhöhte Bereitschaft psychiatrisch/psychologische
Hilfen in Anspruch zu nehmen
8
Stress und Gesundheit
•  Repräsentative Umfrage in der Schweiz bez. Stress
und Gesundheit
–  82.6% gaben an, dass sie sich gestresst fühlen
–  70% berichteten, dass sie mit Stress umgehen
und in guter Gesundheit seien
–  12.5% können nicht mit Stress umgehen/haben
gesundheitliche Probleme
•  Nehmen Medikamente
•  Benötigen medizinische Hilfe
•  Einschränkung privater Aktivitäten
Bundesamt für Wirtschaft (SECO), 2000
9
Schwieriges Thema ...
•  Die Tatsache, dass menschliches Verhalten eine
Funktion sowohl der Person wie der Umgebung
ist, ist für die meisten Menschen offensichtlich ...
10
Zivilisationsstressoren
• 
• 
"
•  !
•  Quelle: Kaluza 2004
11
Stress zuhause
•  Auflösung traditioneller
Rollenkonzepte
•  Doppelbelastung (Arbeit +
Familie)
• 
Pflege kranker Angehöriger
• 
weniger Familienzusammenhalt
• 
Platznot
• 
finanzielle Belastungen
Quelle: Kaluza 2004
12
Stress am Arbeitsplatz
•  Unzureichende Informationen durch Vorgesetzte und
Kollegen
•  Unklare Arbeitsziele
•  Arbeitsüberlastung ohne eigene Prioritäten
•  Mangel an Anerkennung
•  Mangel an Möglichkeiten sich auszutauschen
•  Unerwartete Änderungen der Arbeitssituation ohne
Möglichkeit, sich darauf einzustellen
•  Mangel an Verständnis für Schwierigkeiten am
Arbeitsplatz oder bei persönlichen Problemen
Quelle: Kaluza 2004
13
Was verursacht Stress am Arbeitsplatz
Repräsentative Umfrage in Deutschland (Forsa,1997), n = 1000, in %
• 
Zeitdruck und Fristen
•  zu viel Arbeit
•  schwierige Aufgaben
•  Angst um Arbeitsplatz
•  Probleme mit Vorgesetzten
•  neue Arbeitsmethode
•  Probleme mit Arbeitskollegen
50
39
21
25
20
17
16
14
Berufswahl und Persönlichkeit
Menschen neigen dazu, Berufe zu wählen, die ihrem
Persönlichkeitstyp entsprechen
Verhältnis
„Gefühlsorientierte Typen zu „Denkorientierten Typen
Gesundheitsberufe, therapeutische Tätigkeit oder Lehr- und Ausbildungstätigkeit
4
:
1
Technische Berufe, Ingenieurwesen, Management
1
:
4
15
„High-Touch“ vs. „High-Tech“ Berufe
Berufsneigung und Persönlichkeit
•  Interesse für Menschen
•  Interesse für Dinge
•  Gefühlsorientierter-Typ
•  Denkorientierter Typ
•  Einfühlsam
•  Hartgesotten
•  Sorge um Aufmerksamkeit für
andere
•  Erfolgsorientierter, Tendenz,
andere zu vernachlässigen
Garden 1991; Skovholt 2001
16
Burnout im Gesundheitswesen – Zahlen & Fakten (1)
• 
• 
• 
• 
61% AÄ sagen, dass sie im Laufe ihrer Ausbildung zynischer
geworden seien (Collier 1998: Nationale Studie bei verschiedenen
Fachrichtungen in den USA)
Hohe emotionale Erschöpfung oder Depersonalisierung im MBI bei
76% der Assistenten, unabhängig vom Jahr der Ausbildung (Shanafelt
et al. 2001: Umfrage zu Burnout und selbst eingeschätzter
suboptimaler Patientenversorgung in den USA (n=115))
41% der Assistenten erfüllten die Kriterien für emotionale
Erschöpfung im kritischen Bereich auf der „Stresses and Strains in
Human Services – Skala (Biaggi et al. 2003: Umfrage bei 66
Assistenzärzten in Zürich, Schweiz)
Berufsanfänger stehen unter einem besonderen Risiko: Anstieg der
mittleren Burnout-Werte von der Baseline bis zum ersten Jahr der
Facharztausbildung, aber sie gingen nach 2 Jahren wieder zurück,
obwohl die Arbeitsbelastung weiterhin als hoch eingeschätzt wurde.
(Tzischinski et al. 2001: Längsschnittserhebung in Israel (n=78) in
Israel)
17
Burnout im Gesundheitswesen – Zahlen & Fakten (2)
• 
• 
• 
• 
• 
Psychiater berichten häufiger über Burnout, Gefahr einer schwerwiegenden
Burnout-Symptomatik, Depression und andere psychische Erkrankungen als
andere Ärzte
Psychiater gaben seltener an, bei guter oder ziemlich guter Gesundheit zu
sein. (Korkeila et al. 2003: Postalische Befragung bei Ärzten in Finnland
(n=3133))
Mittelwerte für emotionale Erschöpfung lagen bei psychiatrischen Pflegekräften
und Sozialarbeitern über dem Schwellenwert für das Burnout-Syndrom;
Mittelwerte für Depersonalisierung weisen auf Burnout bei Psychiatern,
Pflegekräften und Sozialarbeitern hin. (Priebe et al. 2005: Befragung von 90
psychiatrischen Fachpersonen, die in der gemeindenahen Versorgung in London
arbeiten)
50% der Pflegekräfte in 11 psychiatrischen Akutstationen in GB zeigten
Anzeichen für ein schweres Burnout im Bereich emotionale Erschöpfung;
Höhere Stressbelastung hängt mit höherer Depersonalisierung zusammen.
(Jenkins & Elliot, 2004: Befragung von Pflegekräften auf psychiatrischen
Akutstationen (n=93))
Unter männlichen Ärzten haben Psychiater die höchste Suizidneigung
(Olkinuora et al., 1992, Ärztebefragung in Finnland (n=2600))
18
Berufsgruppen mit hohen und niedrigen Fehlzeiten
2010, AOK-Mitglieder
19
Berufe mit einem hohen Erwerbsunfähigkeitsrisiko
Frauen
Männer
–  Alle Diagnosen
–  Alle Diagnosen
•  Helferinnen in der
•  Bergleute
Krankenpflege
•  Maschinenbauer
•  Elektroinstallateurinnen
•  Krankenpfleger
•  Telefonistinnen
•  Dachdecker
•  Datentypistinnen
–  Muskel- u.
•  Verkäuferinnen
Skeletterkrankungen
–  Muskel- u. Skeletterkrankungen
•  s.o.
•  S.o
•  Helfer in der Krankenpflege
•  Postverteilerinnen
•  Kassiererinnen
20
Berufe mit einem hohen Erwerbsunfähigkeitsrisiko
(Forts.)
Männer
•  Psychische
Erkrankungen
–  Helfer in d.
Krankenpflege
–  Bergleute
–  Krankenpfleger
–  Landarbeitskräfte
–  Real-,Volks- und
Sonderschullehrer
Frauen
•  Psychische
Erkrankungen
–  Heferinnen in d.
Krankenpflege
–  Heimleiterinnen und
Sozialpädagoginnen
–  Datentypistinnen
– 
Chemiebetriebswerke
rinnen
–  Krankenschwestern
und Hebammen
21
Befragung von Psychiatern auf dem DGPPN
Kongress 2006
•  Einsatz von BDI, MBI, Effort-Reward Imbalance
Questionnaire (Teilnehmer 1089)
•  Depression:
–  Aktuell keine Depression79.9%
–  Milde Depression 14.6%
–  Mässig-schwere Depression 5.7%
•  Eine depressive Episode im Leben 41.6%
Braun et al 2010
22
Befragung von Psychiatern auf dem DGPPN
Kongress 2006 (Forts.)
•  Aktuell in Psychotherapie 4.2%
•  Aktuell Antidepressiva 5.9%
•  Burnout:
–  Emotionale Erschöpfung 12%
–  Depersonalisation/Zynismus 0.7%
–  Reduzierte Leistungsfähigkeit 0.2%
•  Aufwand-Ertrags-Rechnung
–  Inadäquater Aufwand 19.3%
–  Über-Engagement 10.5%
23
Burnout unter Schweizer Ärzten
Ausgangslage
Befragung 2002, 2004,
2007
•  Auch in CH zunehmender
Kostendruck
•  Gesamthaft Situation
besser als in meisten
Europäischen Ländern
•  Konstant hoher Zuwachs
an ausländischen Ärzten
•  “Moderates” Burnout
zwischen 19% und 42% je
nach Spezialisierung
•  “schweres” Burnout 2% 6% auch abhängig von
Spezialisierung
•  Leichte Zunahme von
Burnout
Arigoni et al, 2010
24
Stressoren in der Gesundheitsversorgung
Ausgangsposition
•  Hohe Patientendichte
•  Häufiger
Arbeitsplatzwechsel
•  Hohe
Arbeitsgeschwindigkeit
•  Wechselnde Arbeitszeiten
•  Rollendiffusion
•  Zu viel Verantwortung
•  Wenig
Entscheidungsfreiheit
•  Nicht-ärztliche Tätigkeiten
Umfrage bei US Ärzten
•  circa15% Burnout, 30% “at
risk”
•  Arbeitszufriedenheit abhängig
von Arbeitsbelastung
–  Arbeitsklima
–  Beziehung zu Vorgesetzten
–  Beziehung zu Patienten
–  Kompensationsmöglichkeiten
Hinami et al., J Gen Intern Med 2011
25
Wandel der Unternehmenskultur
•  Ehemals administrative Organisationsstruktur
•  Orientierung an Werten Medizin und Pflege
•  Heute betriebswirtschaftlich geführte Unternehmen
–  Ausrichtung auf ökonomische Ziele
–  Abbau ineffizienter Leistungseinheiten
–  Infragestellung der autonomen
Entscheidungsprozesse der diversen
Berufsgruppen
•  Gemeinsame Werte der Unternehmungen im
Gesundheitsbereich nicht mehr klar
O. Iseringhausen 2009
26
Vulnerabilität – Stress - Modell
Psychische Störung
Schwelle
„normal”
nach Heekeren 2010
27
Korrelate subjektiv wahrgenommenen Stress’
Persönlichkeitseigenschaften
–  Robustheit (- - -)
Interne Kontrollüberzeugungen, Offenheit gegenüber
Veränderungen
–  Externe Kontrollüberzeugungen (+ +)
–  Selbstbewusstsein (- -)
–  Typ A Verhalten (+)kompetitiv, erfolgsorientiert, Leistung unter
Zeitdruck
28
Korrelate subjektiv wahrgenommenen
Stress’ (Forts.)
•  Neurotizismus (+++)
Ängstlichkeit, Feindseligkeit, Depression, mangelndes
Selbstbewusstsein, Vulnerabilität
•  Extraversion (-)
Selbstvertrauen, Dominanz, Aktivität, ”excitementseeking”
29
Persönlichkeit und Burnout
•  Die Rolle der Persönlichkeit ist kompliziert
•  “Korrelationen” sollten nicht “kausal” interpretiert
werden
–  Menschen suchen Berufe, die ihrer Persönlickeit
entsprechen und diese Berufe können ihrerseits
für Burnout prädestinieren
–  Persönlichkeitszüge wirken moderierend, wie
stressreiche Situationen erlebt werden
30
AVEM-Test
(Arbeitsbezogene Verhaltens- und Erlebnismuster)
•  Klassifikation individueller Bewältigungsmuster mit
arbeitsbezogenen
•  Anforderungen
•  66 Aussagen, die Einstellungen, Erfahrungen und Gedanken
in Bezug
•  auf Arbeitssituationen beschreiben
• 
• 
• 
• 
3 Domänen:
Arbeitsengagement
Widerstandsfähigkeit
Emotionen
• 
Ergebnisse: Individuelles Profil zu Coping-Verhalten und
arbeitsbezogenen Einstellungen
Schaarschmidt & Fischer 1996
31
Der „gesund ambitionierte Typ
•  Gesundheitsförderliche Einstellung zur Arbeit
•  Ehrgeizig im Beruf (hohe subjektive
Bedeutsamkeit der Arbeit, beruflicher Ehrgeiz,
Verausgabungsbereitschaft und
Perfektionsstreben)
•  Gleichzeitig gut in der Lage, sich emotional von
der Arbeit zu distanzieren
•  Hohe Stressresistenz durch offensive
Problembewältigung, Life-Work-Balance und
niedrige Resignationstendenz
•  Hohe Arbeits- und Lebenszufriedenheit
•  Gute soziale Unterstützung
32
Der Schonungstyp
•  Zeigt relativ wenig beruflichen Ehrgeiz
•  Niedrige Verausgabungsbereitschaft, hohe
Distanzierungsfähigkeit
•  Niedriges Engagement ist nicht bedingt durch
Resignation
•  Hohe innere Ausgeglichenheit,
Lebenszufriedenheit und Erleben sozialer
Unterstützung
33
Der „überhöht engagierte Typ
•  Exzessive Verausgabungsbereitschaft,
Perfektionsstreben
•  Nicht in der Lage, sich emotional von der Arbeit zu
erholen
•  Eingeschränkte Coping-Fähigkeiten in
Stresssituationen
•  Wenig innerlich ausgeglichen, Resignationstendenzen
•  Höchste Anstrengungen/mangelnde Anerkennung:
“Gratifikationskrise”
•  Erhöhte Gesundheitsrisiken, vor allem bezüglich
•  Herz-Kreislauf-Erkrankungen
34
Der „resignierte Typ
•  Niedrige Arbeitsmotivation und subjektive
Bedeutsamkeit der Arbeit
•  Schwierigkeiten, abzuschalten
•  Niedrige Widerstandsfähigkeit, wenig positive
Emotionen
•  Reduzierte Stressresistenz
•  Hohes Burnout-Risiko / Anzeichen für ein
Burnout
35
Arbeitsbezogene Verhaltens- und Erlebnismuster
bei psychiatrischen Pflegefachpersonen
356 Teilnehmer aus 4 Krankenhäusern:
–  „gesund ambitionierte Typ (18.3%)
–  Schonungstyp (44.1%)
–  „überhöht engagierte Typ (10.4%)
–  „resignierte Typ (27.2%)
Schulz et al 2011
36
Ebenen der Burnout-Prävention
Organisationsebene
Individuelle Ebene
Schnittstelle
Person/Organisation
37
Korrelate Burnout – Arbeits- und
Organisationsmerkmale
•  Arbeitsbelastung
–  Zeitdruck
–  Arbeitszeit
–  Rollenkonflikte/Rollenambiguität
•  Patientenbezogene Anforderungen
–  Direkter Patientenkontakt
–  Anzahl Patienten
–  Schwere der Probleme der Patienten
–  Schwierige Patienten
38
Psychosoziale Belastungen am Arbeitsplatz
•  Fehlende oder unzureichende Information durch
die Vorgesetzten/Kollegen
•  Unklare Zielvorgaben
•  Mit Aufgaben überhäuft zu werden, ohne eigene
Prioritätensetzungen
•  Mangelnde Anerkennung der Leistung (kein
positives Feedback)
•  Unvorhergesehene Änderungen der
Arbeitssituation ohne vorherige Absprache und
Vorbereitung
Kaluza 2004
39
Gründe für Mangel an sozialer Unterstützung
im Arbeitsbereich
• 
• 
• 
• 
• 
• 
unterschiedliche Arbeitsphilosophien
Unterschiedlicher Zugang zu Ressourcen
Starke hierarchische Gliederung
Gruppenbildung
Steife Arbeitsatmosphäre
Häufiger Wechsel der Mitarbeiter
40
Mehr Beschwerden bei schlechtem
Führungsverhalten
41
Anforderungs- Entscheidungsspielraum-Modell
hoch
gering
Entscheidungsspielraum
Quantitative Anforderungen
gering
hoch
niedriger
Distress
aktiv
passiv
Hoher
Distress
42
Modell der beruflichen Gratifikation
Einkommen
Anerkennung
Karriere
Anforderungen
Verpflichtungen
Persönliche
Leistungsbereitschaft
Belohnung
Aufwand
43
Burnout-Prävention – Was wirkt?
Job-Person Mismatch
6 Strategische Bereiche
  Überlastung
  Arbeitsbelastung
  Autonomiemangel
  Handlungsspielraum
  Mangelnde Anerkennung
  Anerkennung
  Fehlender Zusammenhalt
  Gemeinschaftsgefühl
  Unfairness
  Gerechtigkeit
  Wertekonflikte
  Werte
Leiter & Maslach 2005
Job-Person Match
  Bewältigbare Arbeitslast
  Wahlmöglichkeiten und
Kontrolle
  Anerkennung + Belohnung
  Ein unterstützendes Team
  Fairness, Respekt und
soziale Gerechtigkeit
  klare Werte und sinnvolle
Arbeit
44
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
•  [email protected]
45
Therapie von Burnout
Prof. Dr. med. Dr. rer. nat.
Martin E. Keck
Prof- Dr. Dr. Martin E. Keck – Clienia Privatklinik Schlössli
Burnout als Prototyp eines psychosomatischen
Krankheitsprozesses
Therapie des Burnout
Martin E. Keck
Prof. Dr. med. Dr. rer. nat.
• „wechselseitige Beziehungen psychosozialer und körperlicher
Vorgänge…“ (von Rad)
3rd SFMAD Symposium, 12. April 2012
• integrativer bio-psycho-sozialer Ansatz:
Prädisposition + Konfliktsituation + inadäquate Konfliktlösung
Zentrum für Neurowissenschaften Zürich - ZNZ
(von Uexküll, Engel)
Clienia Privatklinik Schlössli
Privatklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
Psychosoziale Bedingungen verändern neuronale Verbindungen
und Genexpression
© M.E. Keck, Clienia Privatklinik Schlössli
Prophylaxe, Früherkennung und Frühintervention
OECD-Report 2011: sick on the job?
Burnout, Depression, Angsterkrankungen
Erkrankungen des Stresshormonsystems
• Psychische Erkrankung: 20% aller Erwerbsfähigen, davon 15% leicht- bis
mittelgradig („common mental disorders“)
80% ohne Behandlung!
„people are employed but struggling on their job“
• „prescribing to rest ist often not a useful answer and potentially harmful“
(z.B. Hangartner et al. 2010)
• dringend Früherkennung und Prävention, z.B. Burnout m3
(www.burnoutm3.ch)
© M.E. Keck, Clienia Privatklinik Schlössli
3
© M.E. Keck, Clienia Privatklinik Schlössli
4
11.04.2012
Stress?
Stress als Auslöser von Krankheitsepisoden
● Stress tritt auf, wenn innere und/oder äussere
Anforderungen die eigenen Reaktionsmöglichkeiten überfordern
Klinisches
Bild
erschöpft/
depressiv/
ängstlich
Stressor
„Gen“
Genetische
Anfälligkeit/
Vulnerabilität
Äussere
Faktoren
anhaltend, unkontrollierbar,
intensiv....
Prozess der Stressreaktion,
negative individuelle Bewertung
S T R E S S
„Umwelt“
pathologischer Dauerstress/Disstress
nach Lazarus, Antonovsky
© M.E. Keck, Clienia Privatklinik Schlössli
Klinik Schlössli
5
© M.E. Keck, Clienia Privatklinik Schlössli
6
Prof- Dr. Dr. Martin E. Keck – Clienia Privatklinik Schlössli
Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden
(HPA)-System
Burnout / Depression / chronischer Stress
Sympathikus
Hypothalamus
Oxytocin!
CRH + Vasopressin (AVP)
Mobilisierung
freier Fettsäuren
ACTH
Cortisol
Viszerale
Fettakkumulation
Blutdruck
Herzfrequenz
Wachstumshormon,
Sexualhormone
Insulinresistenz
NIDDM, CVD, Schlaganfall, Osteoporose
Depression ist ein unabhängiger Risikofaktor
für Diabetes Typ II, Schlaganfall, Myokardinfarkt
Hyperinsulinämie
Dyslipidämie
Thrombogenetische
Veränderungen
(Surtees et al. 2008, Fraguas et al. 2007, Wulsin et al. 2003)
© M.E. Keck, Clienia Privatklinik Schlössli
7
Burnout und
körperliche
Krankheiten
Finnish Health 2000 Study
3’368 Frauen und Männer
© M.E. Keck, Clienia Privatklinik Schlössli
8
Neurobiologisch fundierte Therapie
und Prophylaxe:
mittleres Alter 45 Jahre
Medikamente?
Kognition?
Stressverarbeitung?
Maslach Burnout Inventar
-Erschöpfung
-Zynismus/Entfremdung
-Ineffektivität
Klinische Untersuchung (inkl.
Anamese, Labor, apparativ)
Honkonen et al. 2006
© M.E. Keck, Clienia Privatklinik Schlössli
© M.E. Keck, Clienia Privatklinik Schlössli
10
11.04.2012
Umsatz von Antidepressiva in Mio. Packungen in der Schweiz
3
Medikamentöse Therapie nach Schweregrad:
Stresshormonregulation
• Antidepressiva: Sensibilisierung der zentralen Feedback-Rezeptoren
Behandlungsempfehlungen der SGAD 2010, 2011 zu
Depression und Angsterkrankungen
2.5
2
(Holsboer-Trachsler et al. 2010a,b; Keck et al. 2011)
differentielle Pharmakotherapie incl. Pharmakogenomik
1.5
1
• phytotherapeutische Antidepressiva: Johanniskraut (Hypericum perforatum)
0.5
0
1995
2000
2005
2008
• leichtere Stadien oder add-on: diverse Phytotherapeutika
incl. Kombinationspräparate
Quelle: IMS Health GmbH Hergiswil; Interpharma
Klinik Schlössli
Prof- Dr. Dr. Martin E. Keck – Clienia Privatklinik Schlössli
Therapie – individuell, interdisziplinär und multimodal!
Phytotherapie: Spannungs- und Unruhezustände
Persönlichkeitsmerkmale/Copingstrategien - Psychotherapie
Baldrian
Adenosin-Rezeptoren,
Arousal-Aufhebung, Anxiolyse
• Stressmanagement (z.B. Limm et al. 2010), Entspannung
Hopfen
MT1-, MT2-Rezeptoren,
schlaffördernd
• Erkennen eigener Leistungsgrenzen, unrealistischer Ziele, Zeitmanagement,
Perfektionismus, soziale Kompetenz, Konflikte mit Wertvorstellungen, körperliche
Aktivität….
Passionsblume
u.U. Chrysin, Anxiolyse
• Bearbeitung dysfunktionaler Schemata: z.B. Schematherapie
Melisse
cholinerge und muskarinerge Effekte,
verbessert Kognition, Anxiolyse
Psychosomatische Prozesse
Pestwurz
induziert emotionales Wohlgefühl
(Muskelrelaxation)
Depression, Angsterkrankungen, Schlafstörungen
Ginkgo
verbessert Kognition
• internistische Stressfolgeerkrankungen, Stresshormonachsenregulation etc.
• psychiatrische Stressfolgeerkrankungen, Komorbiditäten
Arbeitspsychologische Interventionen
© M.E. Keck, Clienia Privatklinik Schlössli
© M.E. Keck, Clienia Privatklinik Schlössli
Burnout: Stress vs. Leistung?
14
Neurobiologie der Resilienz: HPA-Achse
Resilienz = Widerstandsfähigkeit = Stressresistenz
Resilienz assoziiert mit schneller Aktivierung der Stressantwort und
..........Fähigkeit sich ungeachtet der äusseren Bedingungen
(z.B. Wettkampf) gesund an der oberen Leistungsgrenze zu bewegen
Leistung
●
●
●
●
●
●
●
„Flow“
Stress
effektiver Begrenzung der Stressantwort (de Kloet et al. 2005) durch
negatives Feedback (Glucokortikoid- und Mineralokortikoidrezeptoren)
genetische Disposition
interne Kontrollüberzeugungen
Kohärenzgefühl (Vertrauen)
realistische Selbsteinschätzung
Hilfe annehmen können
Impulskontrolle (Disziplin)
Belohnungsaufschub
© M.E. Keck, Clienia Privatklinik Schlössli
15
© M.E. Keck, Clienia Privatklinik Schlössli
16
11.04.2012
Individuelle Faktoren bei Resilienz
Einfluss von Psychotherapie auf Resilienz
• Stress-/Angstbewältigung und aktives Coping („stress inoculation“,
Nachweis der Wirkung von Psychotherapie auf einzelne
Bereiche, die mit Resilienz verbunden sind:
„fight-flight“ Reaktionen)
• Optimismus und positive Emotionen (vermindertes autonomes arousal,
mesolimbisches dopaminerges System)
• optimistische Haltung
• Neubewertung stressreicher Lebenserfahrungen
• Auseinandersetzung mit Bedeutung und Sinn im Spektrum
Belastung-Krise
• Stärkung interpersoneller Kompetenz, sozialer Wahrnehmung und
Beziehung
…
• Neubewertung, Umdeutung und Akzeptanz (Gedächtniskonsolidierung,
kognitive Kontrolle)
• Soziale Kompetenz und Unterstützung (Aktivierung des
Belohnungssystems, Oxytocin)
• Sinn im Leben, moralische Leitlinien, Bedeutung und Spiritualität
(job-person-mismatch)
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Klinik Schlössli
Feder et al. Nature Reviews Neuroscience 2009
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© M.E. Keck, Clienia Privatklinik Schlössli
Davidson et al. Int Clin Psychopharmacology 2008
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Prof- Dr. Dr. Martin E. Keck – Clienia Privatklinik Schlössli
Therapeutische Stressbewältigungsverfahren:
aktiv und passiv
Psychotherapeutische Behandlung – Burnout,
Stress-Depression
•
Stressquellen identifizieren
•
Anwendung Entspannungs- und Aktivierungsverfahren
•
Grenzen setzen und Nein-sagen-können
•
realistische Ziele setzen
•
soziale Unterstützung
•
integrative störungsspezifische Psychotherapie, z.B.
Schematherapie, Achtsamkeit etc.
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Aktives Stressbewältigungstraining
Autogenes Training
Progressive Muskelrelaxation
Bio-/Neurofeedback
Tai Chi
Qi Gong
Craniosacraltherapie
Neuraltherapie
Massage
Fussreflexzonenmassage
Hydrotherapie (Kneipp-, Balneo-)
Aromatherapie
Akupunktur
Hypnose
kreativtherapeutische Verfahren, z.B. Ergo- und Maltherapie
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Zwei Facetten des Burnout: Soziale Interaktion
als Risikofaktor…
Risk
Risiko
Factors
Faktoren
• Psychosoziale Belastungen begünstigen das
Auftreten somatischer, psychosomatischer und
STRESSOR
GEO, März 2002
psychischer Erkrankungen
(Heinrichs & Gaab, 2007, Current Opinion in Psychiatry;
Rozanski et al., 1999, Circulation; Ruberman et al., 1984,
New England Journal of Medicine; Soravia, Heinrichs et al.,
2006, Proc Natl Acad Sci)
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REAKTION
Protektive
Protective
Faktoren
Factors
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11.04.2012
Neurobiologie: Funktion des Oxytocin-Systems
….und soziale Interaktion als protektiver Faktor
Soziale Unterstützung hat vielfältige protektive Effekte auf
ein breites Spektrum von Erkrankungen
● Förderung positiver sozialer Interaktion
(Cohen et al., 1997, JAMA; Heinrichs & Domes, 2008, Progress in Brain Research;
Baumgartner, Heinrichs et al., 2009, Neuron; Heinrichs et al., 2003, Biological Psychiatry;
House et al., 1988, Science; Welin et al. 2000; Journal of Internal Medicine; Williams et al.,
1992, JAMA)
● Dämpfung erhöhter Amygdalaaktivität
● verbesserte Emotionserkennung
(Kosfeld et al. 2005, Heinrichs et al. 2003)
(Domes et al. 2007)
● Dämpfung der Stresshormonaktivität
(Kirsch et al. 2005, Domes et al. 2007)
(Landgraf und Neumann 2004)
Stimulation des Oxytocin-Systems
Stillen
Körperkontakt
OxytocinNasenspray
Welche neurobiologischen Faktoren
liegen den protektiven Effekten positiver
sozialer Interaktion zugrunde?
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Klinik Schlössli
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Prof- Dr. Dr. Martin E. Keck – Clienia Privatklinik Schlössli
Herzlichen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit !
Translational Psychiatry: Eine integrative Betrachtung
Positive
hoPsyc ie
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soziale
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Interaktion
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Angst und Stress,
Anspannung
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System
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nach Heinrichs, von Dawans und Keck
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