Allergien – wenn das Immunsystem verrückt spielt

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Allergien – wenn das Immunsystem verrückt spielt
(Sendungen im WDR, BR und MDR)
INHALTSVERZEICHNIS:
Allergien früh erkennen und behandeln (WDR 3.8.2009)
Formen der Allergie
Anaphylaktischer Schock
Insektenstich
„Stall-Effekt“
Hygiene-Hypothese“
Medizin mit Ekelfaktor
Kampf gegen die Allergene
Iss, was du willst Baby
Konditionierung des Immunsystems
Allergene: Unsichtbare Mitbewohner
Selbstbehandlung
Hausputz
Allergielöschung mittels Akupunktur
Allergielöschung nach Körbler
Allergien aus Topf und Vase
Buchtipps
Links
NACHTRÄGE:
Allergie-Pflanze Ambrosia breitet sich aus
Pollenallergie – natürliche Heilmittel (BR+NDR)
Nussallergie (BR)
Pollenalarm und Heuschnupfen (BR)
Heuschnupfen: Tipps und Links (BR)
Restaurantbesuch für Allergiker (BR)
Lebensmittelallergien (NDR)
Allergien und Unverträglichkeiten auf Lebensmittel (WDR 10.5.2010)
Allergie durch Duftstoffe (WDR 1.2.2010)
Allergie durch Chemie in der Kleidung
Allergie durch Duftstoffe (WDR 6.9.2010)
Erdnussallergie (BR 7.12.2010)
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Etwa 20 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Allergien. Ihr Immunsystem läuft Amok und
attackiert harmlose Stoffe wie Pollen oder Katzenhaare. Die Folgen sind tränende Augen, juckender
Ausschlag, Asthma oder gar ein lebensgefährlicher („anaphylaktischer“) Schock. Jetzt unternehmen
Ärzte erste Versuche, Allergien durch eine Impfung zu besiegen.
Allergien sind weltweit auf dem Vormarsch: Seit 1950 nahm in einigen Ländern die Häufigkeit von
Heuschnupfen, Asthma und Neurodermitis um bis zu 5 Prozent pro Jahr zu. Und: Immer häufiger trifft
es auch die Jüngsten. Schon etwa 20 Prozent der Kinder unter drei Jahren sind an einer Allergie
erkrankt. 24 Prozent der Deutschen leiden an einer Allergie, 41 Prozent davon haben Heuschnupfen.
Immer mehr Menschen reagieren aber auch zunehmend empfindlicher auf ganz normale Dinge des
Alltags und der Umwelt, z. B. auf Hausstaub, Tierhaare, die Sonne, auf bestimmte Nahrungsmittel und
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Chemikalien. Warum reagiert der Körper überempfindlich auf bestimmte Stoffe? Gibt es Hoffnung, den
Vormarsch der Allergien zu bremsen?
Allergien früh erkennen, sofort behandeln
Fehlalarm im Immunsystem
Etwa 20.000 Substanzen aus unserer Umgebung eignen sich als Allergen (Allergieauslöser), egal ob
aus der Natur stammend oder künstlich hergestellt. An vorderster Stelle stehen dabei Pollen, Nahrungsmittel und Schadstoffe. Häufig reicht schon der bloße Hautkontakt. Aber auch Insektenstiche
oder Inhaltsstoffe in Medikamenten können als Allergene fungieren. Das körpereigene Immunsystem
reagiert mit einem Fehlalarm und stuft diese Substanz als Schadstoff ein. Zum Schutz werden im Blut
Antikörper gebildet. Diese sogenannten Immunglobuline E (IgE) bewirken aber nicht, dass der Körper bei weiterem Kontakt mit dem Allergen zukünftig unempfindlich is – im Gegenteil, meist nimmt die
Sensibilität noch zu.
Kettenreaktion im Körper
Das Immunglobulin E im Blut erkennt und bindet die Allergene und gibt seine Information weiter an die
Mastzellen des Immunsystems. Sie sitzen im Bindegewebe von Haut, Organen und Schleimhaut, und
schütten nun vermehrt Botenstoffe wie zum Beispiel Histamin aus. Das wiederum führt zu den sichtund spürbaren Reaktionen des Körpers wie Juckreiz, Rötung und Anschwellen von Haut und Schleimhäuten. Daher hilft im Akutfall gegen solche Beschwerden ein Antihistaminikum, das die Wirkung
von Histamin aufhebt.
Unterschiedliche Symptome
Die Beschwerden sind je nach Ausprägung und Art der Allergie sehr unterschiedlich. Bei etwa 90 Prozent der Betroffenen treten die Reaktionen unmittelbar nach Kontakt mit dem Auslöser auf. Werden
Allergien nicht behandelt, können sich die Beschwerden verstärken und weiterentwickeln.
Fachärzte sprechen vom „Etagenwechsel“ der Beschwerden: Ein allergischer Schnupfen wird zum
bedrohlichen Asthma mit einer dauerhaften Entzündung der Bronchialschleimhaut. Atemnot, Hustenreiz und die typisch pfeifende Atmung sind die Folgen – insgesamt eine gravierende Beeinträchtigung
für die Betroffenen.
Bei Kontaktallergien (siehe nächster Punkt) kann es dagegen ein bis vier Tage dauern, bis sich Juckreiz, Rötungen, Bläschen oder Verkrustungen auf der Haut bemerkbar machen.
Besonders gefährlich ist der anaphylaktische Schock, der – wird er nicht sofort behandelt – zu Bewusstlosigkeit und einem lebensbedrohlichen Herz-Kreislauf-Stillstand führen kann.
Formen der Allergien
Medizinisches Wörterbuch: Allergie
Allergie ist die erworbene Überempfindlichkeit des Körpers gegenüber Stoffen des Lebensraumes. Ihr
Wesen besteht vermutlich in einer überzogenen Abwehr- und Fehlregulation des Immunsystems.
Unbehandelte Allergien können u. a. zu chronischen Organschäden führen. Anzahl und Herkunft der
auslösenden Stoffe - der Allergene - sind kaum überschaubar. Etwa 20.000 allergene Stoffe sind
bekannt. Entsprechend schwierig ist die ärztliche Diagnose. Nach Herkunft werden tierische, pflanzliche und chemische Allergene unterschieden. Nach dem Aufnahmeweg sind Allergene in Inhalations(Pollen, Hausstaub), Nahrungsmittel- (Milch, Gewürze), Arzneimittel- (Penicillin), Insektengift(Bienen), Kontakt- (Haare, Metalle) sowie mikrobielle oder parasitäre Allergene (Bakterien) zu
gliedern. Allergien können u. a. als Niesen, Fließschnupfen, Bindehautkatarrh, Atemnot oder
Hautentzündung in Erscheinung treten. An erster Stelle der Allergiebehandlung steht die Vorbeugung,
d. h. die Vermeidung von Allergenen. Möglich ist auch eine Immuntherapie, d. h. die Behandlung mit
dem krankmachenden Allergen, oder die Anwendung antiallergischer Schutzmittel (Protektiva).
Grundsätzlich sollen Personen mit allergischen Reaktionen stets einen Allergiepaß mit sich führen.
Nach den Auslösern lassen sich Allergien grob in vier Gruppen unterteilen.
1. Pollenallergie
Die größte Gruppe dürfte die Pollenallergie in Form eines Heuschnupfens sein, vor allem ausgelöst
durch Gräserpollen und Getreidesorten, aber auch schon im Frühjahr durch die Blüte von Birke, Erle
oder Haselnuss. Zunehmend problematisch ist die Verbreitung der Ambrosiapflanze, die in Deutschland heimisch wird. Meteorologen beobachten auch, dass sich die Saison für Pollenallergien aufgrund
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des Klimawandels verlängert, sodass eigentlich nur noch der November ohne Auslöser ist. Leichtere
Formen lassen sich gut medikamentös mit Antihistaminika behandeln.
Weit verbreitet: die Pollenallergie
Allerdings muss mit zunehmenden Beschwerden gerechnet werden. Daher ist eine dauerhafte
Hyposensibilisierung (siehe Therapieformen) sinnvoll. Für viele bleibt sonst nur der Aufenthalt in
geschlossenen Räumen und ein Wechsel der Kleidung nach einem Ausflug ins Freie.
2. Lebensmittelallergie
Als Auslöser für eine Lebensmittelallergie gelten vor allem Kuhmilch und Hühnereiweiß, aber auch
Nüsse, Obst oder Getreidesorten. Als Reaktionen treten Schnupfen und Ausschlag, Kribbeln der
Mundschleimhaut bis hin zu Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfälle auf. Durch Haut- und Bluttests
und eine Diät können Allergologen den Auslösern auf die Spur kommen. Hilfreich ist auch die eigene
Beobachtung der Reaktionen. Da das Immunsystem in der Regel auf bestimmte Eiweiße reagiert,
kann ein Lebensmittel roh problematisch, gekocht aber unauffällig sein. Wichtig ist daher auch die
Unterscheidung zwischen Nahrungsmittelallergie und Nahrungsmittelunverträglichkeit oder -intoleranz
(NMI): Hier spielt nicht wie bei einer Allergie das Immunsystem verrückt, sondern es fehlen Enzyme im
Darm, die eine Weiterverarbeitung der Nahrung erschweren, was zu Beschwerden führt.
3. Wohn- oder Innenraumallergie
Diese Allergien sind regelrecht hausgemacht, denn sie werden durch den Kot von Hausstaubmilben,
durch Tierhaare und Schimmelpilze ausgelöst. Die Symptome sind ähnlich wie bei der Pollenallergie
und es besteht auch hier die Gefahr des „Etagenwechsels“. Spezielle Bezüge für Matratzen, sogenannte Encasings, helfen bei der Verminderung der Auslöser ebenso wie das häufige Waschen von
Bettzeug und -bezügen bei 60 Grad Celsius. Besonders die Matratze mit ihrem feucht-warmen Milieu
ist bevorzugter Lebensraum der Milben. Schimmelpilze brauchen ebenfalls Feuchtigkeit und finden
sich in organischen Stoffen wie Holz, Blumenerde oder Tapeten. Aber auch vor Kunstoffen wie Silikon
machen sie nicht halt. Dank schlecht isolierter Wände, aber auch aufgrund falschen Lüftungsverhaltens verbreiten sie sich und geben Unmengen ihrer Sporen an die Umgebung ab. Abhilfe schafft eine
strikte Begutachtung der eigenen vier Wände auf diese ungewollten Mitbewohner einschließlich der
entsprechenden Verhaltensstrategien.
4. Kontaktallergie
Als vierte, große Gruppe nennen Fachleute Kontaktallergien: Substanzen wie Nickel oder chemische
Bestandteile in Kosmetika und Medikamenten, aber auch Farb- und Konservierungsmittel in Kleidung
(besonders für die Farbe Schwarz) und Haarfärbemitteln führen zu Hautrötungen, Juckreiz oder Ekzemen. Neben der eigenen Beobachtung geben sogenannte Epikutan-Tests bei Allergologen letzte
Sicherheit. Effektivster Schutz ist die Vermeidung dieser Materialien, zur Not auch durch die Nutzung
von Handschuhen.
Sonderproblem: Neurodermitis inklusive
Allergieauslösende Substanzen können auch eine Neurodermitis, eine entzündliche Hauterkrankung
mit juckenden Ekzemen, auslösen. Besonders Asthmatiker oder Heuschnupfengeplagte in der Pollensaison sind gefährdet. Aber auch Nahrungsmittel wie Hühnereier, Milch oder Weizen sind mögliche
Auslöser, insbesondere im Kleinkindesalter. Entscheidend ist aber auch hier eine genetische Bereitschaft zur Neurodermitis. Psychische Belastungen und Umwelteinflüsse wie Tabakrauch oder Duftstoffe können die Beschwerden schubweise verschlimmern.
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Der anaphylaktische Schock
Gefährliche Erdnüsse: Allergieschocks können lebensgefährlich sein
Im Allergietest: Der verdächtige Keks
Es ist der 23. August 2008. Bianca Müller und ihr Sohn Jannik (15) aus Lennestadt machen einen
Ausflug. Bei einer Rast essen sie Kekse, die sie kurz zuvor in einer Bäckerei gekauft haben. Kurz
darauf klagt Jannik über Magenbeschwerden. Zu diesem Zeitpunkt wissen die Müllers noch nicht, was
die Ursache für Janniks Unwohlsein ist. Seine Mutter ist besorgt, die Gegend ist einsam, ihr Handy hat
keinen Empfang. Aus Besorgnis wird Verzweiflung, denn Jannik geht es immer schlechter. Die Mutter
will ihren Sohn in dieser Lage auf keinen Fall alleine lassen. Jannik wird schwindlig, er muss sich
übergeben, wird kurz darauf sogar ohnmächtig. Sein Kreislauf bricht zusammen. In letzter Sekunde
kommt ein Wanderer vorbei, holt Hilfe. Jannik wird gerettet. Er bekommt Adrenalin und Cortison
gegen den - vermutlichen - allergischen Schock und kommt anschließend ins Krankenhaus.
Im Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft bei Schmallenberg wird Jannik eine Woche später untersucht.
Chefarzt und Allergologe Dr. Friedrich Riffelmann sind sich bereits nach der Anamnese, dem ausführlichen Patientengespräch, sicher: „Bei Janniks Allergieschock handelt es sich um eine Sofort-TypReaktion, also eine Reaktion auf ein Allergen, die innerhalb von Minuten eintritt und sich an Haut,
Atemwegen und Kreislauf zeigt.“ Dr. Riffelmann ist sich sicher: Ohne Hilfe hätte Jannik vermutlich
nicht überlebt.
Der Pricktest zeigt allergische Hautreaktionen
Ein Hauptkriterium für diesen sogenannten anaphylaktischen Schock: Der gesamte Körper ist
betroffen, es treten mehrere Symptome gleichzeitig auf, wie Juckreiz, Hautauschlag und Atemnot.
Auch das plötzliche Auftreten und der sich schnell steigernde Schweregrad der Beschwerden lassen
auf einen anaphylaktischen Schock schließen.
Die Erdnuss hat es in sich
Kommt ein Patient mit allergischen Symptomen zum Arzt, beginnt für diesen oftmals eine detektivische Suche nach dem Auslöser für die Beschwerden. In Janniks Fall ist die Suche relativ einfach,
denn Jannik verabscheut Erdnüsse, hatte offenbar als Kind nach dem Verzehr von Erdnüssen
mehrmals leichte Beschwerden wie Kribbeln auf der Zunge. Außerdem sind Erdnuss-Allergien auch in
Deutschland auf dem Vormarsch. Dr. Riffelmann: „Früher hatte ich ein bis zwei Erdnussallergiker im
Jahr, jetzt habe ich ein bis zwei pro Monat.“
Die Erdnuss steht in den USA an erster Stelle bei tödlichen oder fast tödlich verlaufenden anaphylaktischen Schocks auf Nahrungsmittel. Bislang war die einzige Möglichkeit für Erdnussallergiker, das
Allergen zu meiden. Doch mittlerweile gibt es eine Studie, die genau das Gegenteil besagt: Erdnussallergiker müssen ihren Körper regelrecht trainieren, um zumindest kleine Mengen des Allergens zu
vertragen und nicht bereits bei Spuren des Allergens einen lebensgefährlichen Schock zu erleiden.
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Die meisten Nahrungsmittel lösen erst bei einer Menge von rund 20 Gramm eine allergische Reaktion
aus. Bei der Erdnuss hingegen reicht schon ein Mikrogramm aus, um lebensbedrohliche Symptome
hervorzurufen. Die Erdnuss selbst besitzt ein hohes allergenes Potenzial. Möglicherweise besitzen
sogar flüchtige Substanzen der Erdnuss Allergenpotenzial, da schon der Geruch bei manchen Patienten Atembeschwerden auslösen kann.
Diagnose: Erdnussallergie
Der Beweis: Quaddeln auf der Haut
Bei Jannik wird ein sogenannter Pricktest gemacht. Dabei wird ein Tropfen einer wässrigen Lösung,
die das Allergen enthält, auf die Haut des Unterarmes getropft. Ein Metallpiekser ritzt die Haut durch
diesen Tropfen hindurch an. An seiner Spitze gelangen winzige Mengen des Allergens unter die Haut.
Nach rund zehn Minuten zeigt sich auf Janniks Haut eine allergische Reaktion. Entscheidend ist dabei
die Bindung der Allergene an bestimmte Eiweiße des Körpers: Das sind die Immunglobuline oder
auch Antikörper. Durch diese Bindung wird eine Lawine von Stoffwechselreaktionen im Körper in
Gang gesetzt, die letztendlich alle Symptome hervorrufen. Janniks Allergieform ist die „Sofort-TypAllergie“. Hier kommt es sofort nach dem Allergenkontakt zur Ausbildung der Symptome. Die Allergene werden von Antikörpern gebunden, die zu der Immunglobulin-Klasse E (IgE) gehören. Da diese
Antikörper sehr spezifisch bestimmte Allergene erkennen, werden sie „spezifische IgE-Antikörper“
genannt. Die Diagnose bei Jannik ist eindeutig: Er hat eine starke Erdnussallergie.
Das Notfallset
Jannik bekommt nun ein Notfallset von Dr. Riffelmann. Das Notfallset besteht in Deutschland je nach
Symptomatik aus drei bis vier Medikamenten: Wichtigstes Notfallmedikament ist Adrenalin. Es wirkt
innerhalb von Sekunden und stabilisiert den Kreislauf. Mit Hilfe eines Notfall-Stiftes, eines sogenannten Auto-Injektors, gelangt es innerhalb von Sekunden in den Körper des Patienten. Bei einem Notfall
muss der Patient den Stift fest auf den Oberschenkel drücken und dann auf einen Knopf am Ende
drücken. Dadurch geschehen zwei Dinge: Eine feine Kanüle an der Spitze durchdringt den Stoff der
Kleidung. Und durch eine Feder im Inneren leert sich innerhalb von zehn Sekunden eine Ampulle mit
Adrenalin.
Das Notfallset sollte immer dabei sein
Bei akuten Atembeschwerden kann ein Spray, ein sogenanntes „ß2-Mimetikum“, eingesetzt werden.
Der Wirkstoff erweitert die Bronchien und erleichtert das Atmen. Ein Antihistaminikum bekämpft die
allergische Reaktion, es wirkt allerdings erst nach rund vierzig Minuten. Es ist flüssig und wird
getrunken.
Als viertes Medikament enthält das Notfallset in der Regel Cortison, ebenfalls in flüssiger Form, damit
es im Notfall schnell getrunken werden kann. Cortison beugt Spätreaktionen im Rahmen des weiteren
Verlaufes des Allergieschocks vor. Wichtig: Die Einnahme der Notfallmedikamente ersetzt nicht den
Gang zum Allergologen oder Krankenhaus.
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Solange ein Patient noch nicht desensibilisiert ist, also die Allergieneigung noch hat, sollte er also mit
einem Notfallset ausgestattet werden. Dies ist vor allem bei Auslandsreisen oder Wanderungen
notwendig, beziehungsweise immer dann, wenn ärztliche Hilfe weit weg sein kann.
Deutschland: Notruf: 112
Ob das Notfallset griffbereit ist oder nicht: Wenn sich eine wie oben beschriebene allergische Reaktion
andeutet, sollte ein Notarzt verständigt werden. In der Zwischenzeit sollte der Betroffene so gelagert
werden, dass die Beine höher liegen als der Kopf, beengende Kleidung ist zu lockern.
Allergischer Schock nach einem Insektenstich
Insektenstich: für Allergiker tödliche Gefahr
Im Sommer häufig zu beobachten: Menschen, die in Straßencafés plötzlich hektisch um sich schlagen, weil eine Wespe die servierten Süßspeisen umkreist. Die panische Furcht mancher Menschen
vor Insekten scheint übertrieben – aber etwa 1 bis 5 Prozent der Bevölkerung fürchten sich zu Recht:
Sie haben eine Allergie gegen Insektenstiche. Der Fachbegriff lautet Hymenopterengift-Allergie (von
Hymenoptera: Hautflügler).
Hochsaison für Wespen
Derzeit, zwischen Mitte Juli und September, haben vor allem Wespen Saison. Sie tummeln sich bei
Grillfesten und an Kaffeetafeln. Bienen dagegen sind Vegetarier, sie sammeln nur Blütennektar. Sie
sind unterwegs, sobald die Natur die ersten Blüten hervorbringt. Ab Mitte Juni werden die Bienenvölker kleiner.
Vor allem Wespen kommen uns oft gefährlich nahe
Hauptsächlich Bienen- oder Wespenstiche lösen die Allergie aus, seltener Hummeln oder Hornissen.
Während der Normalbürger mit einem brennenden Stich und mehr oder weniger starken Schwellungen in der Einstichregion davonkommt, kann es für den Allergiker gefährlich werden: Quaddelbildung
am ganzen Körper, Jucken an Handflächen und Fußsohlen, Atemnot, Erbrechen, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Bewusstlosigkeit, Schockzustände – das sind mögliche Allergiesymptome. Sie können
innerhalb von Sekunden oder Minuten auftreten.
Im schlimmsten Fall erleidet der Betroffene einen sogenannten anaphylaktischen Schock, ein lebensgefährliches Versagen des Kreislaufs. Insektenstiche sind die häufigsten Auslöser eines solchen
Schocks. Das Statistische Bundesamt schätzt, dass jedes Jahr 10 bis 40 Menschen an den
allergischen Folgen eines Insektenstichs sterben.
Ein Test gibt Gewissheit
Wer bereits einmal heftiger als üblich auf einen Insektenstich reagiert hat, sollte sich deswegen in die
Hände eines Allergologen begeben. Der kann durch einen Haut- oder Bluttest prüfen, ob der Patient
sensibilisiert ist. Sensibilisierte Menschen haben ein übereifriges Immunsystem: Es stuft Insektengift
beim ersten Stich als gefährlich ein und wappnet sich daraufhin mit entsprechenden Antikörpern (IgE
= Immunglobulin E) für den nächsten Kontakt. Wird der Sensibilisierte wieder gestochen, sorgt das
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IgE dafür, dass in hohem Maße Entzündungsbotenstoffe ausgeschüttet werden. Das Immunsystem
schießt sozusagen übers Ziel hinaus, es übertreibt und löst damit die allergischen Reaktionen im
Körper aus.
Beim Allergietest wird nach erhöhten IgE-Werten im Blut gesucht. Außerdem prüft der Arzt, ob die
Haut mit Quaddelbildung reagiert, wenn winzige Mengen des Insektengifts eingebracht werden (PrickTest).
Ans Gift gewöhnen
Hilfreich: die Desensibilisierung
Wenn die Allergie nachgewiesen ist, empfehlen die Ärzte eine Allergie-Impfung, die sogenannte
Desensibilisierung oder spezifische Immuntherapie (SIT). Dabei wird der Körper mit mehreren
Spritzen über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren und mit ständig steigenden Dosen an das
Insektengift gewöhnt. Zu Beginn der Therapie ist für einige Tage ein Krankenhausaufenthalt
notwendig, denn die allergischen Symptome können im Zuge der Behandlung erneut auftreten.
Danach wird die Therapie ambulant durchgeführt. Sie führt fast immer zum Erfolg. Nur in besonders
schweren Fällen muss sie ein Leben lang fortgesetzt werden.
Was tun bei Insektenstich?
Ganz grundsätzlich sind – auch für Nicht-Allergiker – folgende Verhaltensmaßregeln zur Abwehr von
Insekten hilfreich:
 Ruhe bewahren! Hektische Bewegungen bringen die Tiere in Verteidigungsbereitschaft.
Langsame Bewegungen dagegen können die Insekten mit ihren Facettenaugen nicht
erfassen.
 Vorsicht bei schwül-heißer Witterung. Die Tiere sind dann aggressiver als üblich. Sie stehen
unter Druck, weil sie vor dem nahenden Gewitter den rettenden Bau erreichen wollen.
 Düfte locken Insekten an. Daher bei längeren Aufenthalten im Freien auf duftende Kosmetika
(Deo, Rasierwasser, Haarspray, Parfum, Sonnencreme und ähnliches) verzichten. Auch
frische Hennafarben im Haar bringen Bienen in Rage.
 Nicht barfuß oder mit offenen Schuhen durch Gras laufen. Wespen bauen Erdnester, Bienen
sammeln im Klee Nektar.
 Möglichst keine weite Kleidung tragen. Bunte Blumenmuster oder Gelb lockt Bienen an,
Schwarz macht sie aggressiv.
 Im Freien nicht aus offenen Flaschen oder Getränkedosen trinken, Trinkgläser abdecken.
 Erste Hilfe mit Hausmitteln gegen Insektenstiche: Stachel entfernen, süßen Zuckerbrei, Honig
oder frische Zwiebel auflegen – das zieht das Gift aus der Haut.
 Zum Abschwellen kühlende Umschläge (zum Beispiel mit essigsauerer Tonerde), Eis oder bei
Erwachsenen ein Umschlag mit hochprozentigem Alkohol auflegen. Der Alkohol verdunstet,
das erzeugt Kälte.
Und Achtung: Eine Biene kann nur einmal stechen, Wespen stechen in der Not auch mehrfach.
Der „Stalleffekt“
Warum Bauernkinder kaum Heuschnupfen haben
Auf dem Bauernhof leben ist gesund für Kinder – jedenfalls wenn es um allergische Reaktionen der
Atemwege wie Heuschnupfen oder Asthma geht. Besonders das Asthma bronchiale gilt als Nummer
eins bei chronischen Erkrankungen im Kindesalter. In Großstädten wie München leidet jedes zehnte
Kind unter Asthma.
Auf dem Bauernhof sind es gerade einmal zwei Prozent. Studien aus Nieder-bayern und der
Oberpfalz haben darüber hinaus gezeigt, dass Bauernkinder nur halb so oft an Heuschnupfen leiden
wie andere Kinder aus derselben Region.
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Kilian ist der jüngste Teilnehmer der gerade laufenden Bauernhof-Studie zum sogenannten Stalleffekt
Die Spur führt in den Kuhstall
Der frühe und regelmäßige Aufenthalt im Kuhstall schützt vor Heuschnupfen und Asthma
Welche Faktoren es sind, die die Bauernhofkinder so besonders gut vor Heuschnupfen und Asthma
schützen, hat Wissenschaftler vom Haunerschen Kinderspital der Uniklinik München interessiert. In
mehreren großen Studien haben sie Kinder von Bauernhöfen, Nicht-Bauernhofkinder mit häufigem
Stallkontakt und Kinder mit seltenem Stallkontakt untersucht. Dabei mussten die Forscher unzählige
Proben in den Elternhäusern der Kinder sammeln. Im Staub, im Heu und im Stallmist haben die Wissenschaftler gesucht. Und wurden sogar in den Betten fündig: Überall in der direkten Umgebung der
Bauernhofkinder entdeckten die Forscher eine hohe Anzahl von Bakterien und Bakterienbestandteilen, sogenannte Endotoxine (siehe Unten). Das Ergebnis der Studie war eindeutig: Kinder, die
häufig im Stall und in der Scheune spielten, waren auch am besten vor Heuschnupfen und Asthma
geschützt.
Stichwort: Endotoxine
Endotoxine sind Bestandteile der äußeren Zellmembran von bestimmten (gramnegativen) Bakterien
oder Blaualgen und bestehen aus Lipopolysacchariden. Toxische Komponenten ist das Lipid A.
Anders als die Bakterien, von denen sie stammen, sind Endotoxine sehr hitzestabil und überstehen
viele „Schocks“.
Der „Stalleffekt“ und die Balance des Immunsystems
Die Keime in der Rohmilch sind für Stadtkinder gefährlich, Bauernhofkinder sind daran gewöhnt
Offensichtlich sind es die Keime aus dem Kuhstall, die den Unterschied machen und das Immunsystem der Bauernhofkinder auf Trab halten. Der regelmäßige Kontakt mit den Bakterien im Kuhstall
stimuliert das Immunsystem, das diese Keime abwehren muss – und auf die weit harmloseren Pollen
und Staub, die Auslöser von Heuschnupfen und Asthma, keine allergische Reaktion zeigt. Das
Immunsystem ist lernfähig und wird durch die Keime früh herausgefordert, sagt die Leiterin der Studie,
Prof. Erika von Mutius. Nur so kann das Immunsystem eine gute Balance zwischen Abwehr und
Toleranz finden.
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Auch die Milch macht´s – aber nur bei Bauernhofkindern
Aber der „Stalleffekt“ geht noch weiter: Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft im Kuhstall gearbeitet haben, sind besonders geschützt vor den Allergien der Atemwege. Scheinbar geben
bereits die werdenden Mütter den Schutz an ihre Kinder im Mutterleib weiter. Und noch einen Faktor
haben die Forscher gefunden: die Rohmilch, die von den Bauernhofkindern getrunken wird. In der
unpasteurisierten Milch sind Keime, die Stadtkindern durchaus gefährlich werden können. Die Bauernhofkinder aber sind daran gewöhnt und ihr Immunsystem wird durch die unbehandelte Milch stimuliert
– ebenso wie durch die Keime im Kuhstall und in der Scheune. Die Kinder vom Bauernhof sind oft
schmutzig, aber gesund. Und darauf kommt es an – und natürlich auf den richtigen „Schmutz“ vom
Bauernhof. Denn nur der schützt vor Asthma und Heuschnupfen.
Die Hygiene-Hypothese
Warum unsere Abwehrkräfte immer öfter verrückt spielen
Im 19. Jahrhundert liefen die Abwässer auch in deutschen Städten noch offen über die Straßen
Noch bis ins späte 19. Jahrhundert hatten Krankheitserreger leichtes Spiel - auch in heute hoch
industrialisierten Regionen wie Deutschland. Auf dem Land lebten viele Menschen mit ihren Tieren
unter einem Dach und in deren Ausscheidungen wimmelte es von Erregern. Die sanitären Anlagen
waren häufig Plumpsklos oder Nachttöpfe und in den Städten liefen die Abwässer nicht unterirdisch
durch Kanäle, sondern offen auf den Straßen. Bakterien und Parasiten konnten sich ungestört
vermehren – und unsere Vorfahren kamen ständig mit ihnen in Kontakt. Häufig infizierten sich die
Menschen über verunreinigte Nahrung. Lebensmittelkontrollen, wie sie heute Standard sind, gab es
nicht und einen Kühlschrank hatte noch kaum jemand zu Hause. Die Folge: Infektionskrankheiten wie
Cholera, Diphterie und Tuberkulose waren ebenso alltäglich wie Parasitenbefall durch Läuse, Flöhe
und Band-, Spul und Fadenwürmer.
Den Erregern sei Dank
Der ewige Kampf: Die Zellen des Immunsystems vernichten angreifende Krankheitserreger
Die meisten der Bakterien und Parasiten waren zwar lästig und lösten auch immer wieder – teilweise
schwerwiegende – Erkrankungen aus. Wer aber ein intaktes Immunsystem hatte, den brachten die
ungebetenen Gäste gewöhnlich nicht um. Dennoch: Im Inneren unserer Vorfahren tobte ein ständiger
Kampf: Lymphknoten, Milz, Thymus und Knochenmark – spezialisierte Organe unseres Immunsystems, die Abwehrzellen bilden und verbreiten – arbeiteten auf Hochtouren, um die Eindringlinge in
Schach zu halten.
Die Auseinandersetzung zwischen Immunsystem und Krankheitserregern begleitet die Menschheit
von Beginn an. Beide haben sich gemeinsam entwickelt und dabei immer voneinander gelernt. Wissenschaftler nennen das Koevolution. Dass unsere Abwehrmechanismen überhaupt so komplex und
wirkungsvoll werden konnten, verdanken wir nicht zuletzt dem ständigen Kontakt mit unterschiedlichen
Erregern.
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Saubere westliche Welt
Verglichen mit dem 19. Jahrhundert leben wir heute in einer klinisch reinen Welt
Mit den rasanten medizinischen und hygienischen Fortschritten der vergangenen hundert Jahre hat
der Mensch dieses Wechselspiel massiv beeinflusst. Unsere Wohnungen sind so sauber, dass wir
gefahrlos vom Boden essen könnten. Alles, was verderblich ist, lagern wir im Kühlschrank und für
Nahrungsmittel gibt es strenge Hygiene-Vorschriften.
Impfungen schützen uns vor etlichen Krankheiten und mit Arzneimitteln, die Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelt wurden, lassen sich die meisten bakteriellen Infektionen bekämpfen. Die positive
Folge: Für die meisten Menschen der westlichen Welt sind die in früheren Zeiten grassierenden
Krankheiten kein Thema mehr. In jüngster Zeit vermehren sich allerdings die Hinweise, dass diese
Entwicklung auch einige Nachteile für uns mit sich bringt.
BEMERKUNG von WILHELM: Über Impfungen lässt sich trefflich streiten; aus meiner Sicht ist der einzige große Vorteil das Geschäft der Pharma-Mafia. Und Pharmaka sind in Extremfällen wichtig, zeigen
aber doch beträchtliche Nebenwirkungen und führen mitunter (wie zB leichtfertige ständige AntibiotikaAnwendung) zur Immunisierung!
Das arbeitslose Immunsystem
Immer mehr Menschen reagieren mit heftigen allergischen Reaktionen auf harmlose Stoffe wie Blütenpollen oder Nahrungsmittel
Asthma, Heuschnupfen und Allergien gegen Nahrungsmittel kannten unsere Vorfahren nicht. Wissenschaftler vermuten einen Zusammenhang zwischen dem Verschwinden von Krankheitserregern und
der massiven Zunahme von Allergien in industrialisierten Ländern in den vergangenen fünf Jahrzehnten. Immer mehr Untersuchungen stützen die sogenannte Hygiene-Hypothese als Erklärung für dieses
Phänomen. Die vereinfachte Aussage der Hypothese: Weil so viele Krankheitserreger plötzlich
wegfallen, ist unser Immunsystem arbeitslos, Gegner und „Trainingspartner“ fehlen. Ohne die
gewohnten Angreifer suchen sich unsere Abwehrkräfte eine Beschäftigung und schlagen Alarm, wenn
harmlose Pollen oder Nahrungsmittel sich ihnen nähern. Wissenschaftler warnen allerdings davor,
daraus den Schluss zu ziehen, dass wir unsere Hygienestandards zurückschrauben sollten und
Impfungen uns schaden würden. Und vor die Wahl gestellt, an Heuschnupfen oder Bandwürmern zu
leiden, fällt die Entscheidung wohl auch nicht schwer. Das Ziel der Hygiene-Forschung ist vielmehr,
das Wissen über diesen Zusammenhang dafür zu nutzen, neue Behandlungsstrategien gegen
Allergien zu entwickeln.
Medizin mit Ekelfaktor
Würmer auf Rezept können vor Allergien schützen
Während die Zahl der Würmer in unseren Därmen im Laufe des letzten Jahrhunderts stark abgenommen hat, ist die Zahl der Allergiker dramatisch angestiegen. Haben wir den Wurm gegen die Allergie
eingetauscht? Und sollten wir deshalb die Würmer wieder zurück in unser Leben holen?
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Die Eier vom Schweinepeitschenwurm sollen vor Allergien schützen
Vor einigen Jahrzehnten fand man in vielen Stuhlproben von Kindern Würmer. Unter den hygienischen Bedingungen heute haben diese jedoch kaum noch eine Chance zu überleben. Unsere Därme,
und auch die der Nutz- und Haustiere, sind nahezu wurmfreie Zonen. Dafür werden wir von Asthma
und Allergien geplagt.
Das sieht in Ländern, in denen Wurminfektionen noch zum Alltag gehören, anders aus. In weiten
Teilen Afrikas spielen Allergien keine große Rolle. Und auf der anderen Seite führte die
flächendeckende Entwurmung von Kindern in Gabun zu einer Zunahme an allergischen Reaktionen
gegen Hausstaubmilben.
Die Idee ist schon einige Jahre alt: Braucht der menschliche Körper vielleicht den Wurm und bestimmte Bakterien, um sein Immunsystem zu trainieren? Zumindest nicht krank machende Parasiten und
Keime – und davon gibt es viele – könnten zum Üben also als „Trainingspartner“ für die Abwehr von
wertvollem Nutzen sein. Ein keimarmer Körper beherbergt meist ein sehr reizbares Immunsystem.
Wurmeier werden gegen die Darmkrankheit Morbus-Crohn eingesetzt
Eine Wurminfektion dämpft die Abwehr. Denn damit ein Wurm in seinem Wirt überleben kann, muss
er dessen Immunsystem überlisten. Der Wirt darf ihn nicht töten – aber der Parasit darf auch seinem
Wirt nicht nachhaltig schaden. Im Zusammenleben der Würmer mit dem Menschen hat sich im Laufe
der Evolution eine clevere Zellkommunikation entwickelt. Und genau die Immunantworten, die auf
einen Wurm reagieren, scheinen uns Allergien vom Leibe zu halten.
Würmer als Medizin
Eine Hamburger Medizin-Firma hat die Würmer bereits im Angebot. Sie werden weltweit gegen chronische entzündliche Darmerkrankungen eingesetzt. Der Ursprung dieser Autoimmunerkrankungen
(siehe unten) ist – wie bei einer Allergie - ebenfalls eine gestörte Abwehr.
In Berlin arbeitet Prof. Richard Lucius mit Zellkulturen, denen man Wurmsubstanzen hinzufügt. Mäuse
bekommen diese Wurm-Proteine gegen ihr Asthma. Auch in Bochum schlucken Mäuse Wurmeier.
Dort beginnt 2009 eine Studie an der Kinderklinik: Kinder mit Heuschnupfen, Asthma und/oder Nahrungsmittelallergie sollen eine Saison lang eine Wurmtherapie machen. Derzeit prüft die Ethikkommission das Anliegen, denn die wissentliche Infektion von Kindern mit Würmern muss genehmigt
werden. Aber der leitende Arzt, Prof. Eckard Hamelmann, kann beruhigen. Es werden keine ausgewachsenen Würmer eingesetzt, nur Wurmeier. Daraus schlüpfen kleine Würmer. Diese wachsen aber
nicht heran, sondern werden nach kurzer Zeit wieder ausgeschieden.
Und selbst wenn man lebende Würmer schlucken würde: Die eingesetzten Spezies machen uns nicht
krank und vermehren sich auch nicht in unserem Körper. Und vielleicht wird man sich einst mit diesem
„Ekel“-Faktor gar nicht mehr herumärgern müssen. Denn Immunologen haben bereits einige Eiweiße
der Würmer identifiziert, von denen die vor Allergie schützende Wirkung ausgehen könnte. Und wenn
man diese dann isoliert, könnte am Ende ein „normales“ Medikament dabei herauskommen.
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Stichwort Autoimmunerkrankung
Bei dieser Art von Erkrankung richtet sich das Immunsystem gegen körpereigene Stoffe oder
Gewebestrukturen. Bei Morbus Crohn zerstört das Immunsystem den eigenen Darm.
Nebenwirkungen der Wurmtherapie
Prof. Eckard Hamelmann möchte zeigen, dass die Wurmeier auch beim Menschen wirken
Zwei Nebenwirkungen einer Wurm-Therapie sind bis heute bekannt. Zum einen haben einige Patienten einen weicheren Stuhl oder ganz leichte Durchfälle. Zum anderen – und das dürfte auf Dauer
wichtiger sein – scheinen Impfungen nicht so gut anzuschlagen, wenn Menschen Würmer in ihrem
Darm haben. Das kann man sich auch gut erklären. Denn wenn das Immunsystem stark ist und nicht
so leicht reagiert, dann kann es gut sein, dass die Impfstoffe „ignoriert“ werden und damit keine
ausreichende Immunität ausgebildet wird.
Impfen gegen Allergien?
Immer mehr Immunologen sind sicher: Der richtige Wurm im Darm schützt vor Allergien. Und die Hoffnung für die Zukunft sieht noch besser aus. Wenn sich die Wurmtherapie durchsetzt, wird man in Zukunft gegen Allergien impfen können. Dann werden die Kinder zunächst gegen die gängigen Kinderkrankheiten geimpft und danach reagiert ihr Immunsystem dank einer gezielten Wurm- oder Bakterienimpfung nicht mehr über, wenn eine harmlose Birkenpolle vorbeifliegt.
Kampf gegen die Allergene
Hoffnung für Allergiker – die Hyposensibilisierung
Schon nach fünf Minuten jucken und tränen Michael Trögels Nase und Augen
Michael Trögel, 42 Jahre alt, ist selbstständiger Elektromeister aus Leverkusen. Seit seiner Kindheit ist
er starker Allergiker. Sein Hauptproblem sind Katzen. Ihnen begegnet er jedoch ständig, ohne sie meiden zu können. Denn als Handwerker sucht er ständig Kunden auf, muss deren Häuser und Wohnungen betreten. Bei Stammkunden weiß er, ob in der Wohnung eine Katze auf ihn wartet, bei Neukunden passiert es jedoch häufig, dass er mit Katzenallergenen konfrontiert wird. Selbst wenn Michael
Trögel in eine Wohnung kommt, in der schon länger keine Katze mehr war oder die zwischenzeitlich
gründlich geputzt wurde, bekommt er innerhalb kürzester Zeit Beschwerden wie Atemnot, Asthmaanfälle, Kribbeln überall und ein Anschwellen der Nase. „Ich kann dann nicht mehr weiter arbeiten. Und
ich habe Angst, der Hals ist wie zugeschnürt.“ Dann hilft nur die Flucht. Mittlerweile führt Trögel eine
„Schwarze Liste“ für alle „Katzenkunden“ - dort schickt er dann seine Gesellen hin.
Die Katzenhaarallergie
Katzen leben in rund 15 Prozent der deutschen Haushalte. 12 bis 18 Prozent aller Deutschen reagieren auf das Katzenallergen. Bei Katzen wirken nicht die Haare selbst allergieauslösend. Katzenallergene sind in Speichel-, Talg- und Analdrüsen sowie in der Haut und der Tränenflüssigkeit der Tiere
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vorhanden. Sie haften an den Tierhaaren und werden mit ihnen und dem Staub in der Luft verbreitet.
Da die Partikel mikroskopisch klein sind, schweben sie lange in der Luft. Landen sie auf den menschlichen Schleimhäuten der Augen, der Nase oder den Bronchien, können sie eine allergische Reaktion
auslösen.
In 15 Prozent der deutschen Haushalte leben Katzen
Putzen Katzenbesitzer ihren Fliesen- oder Parkettboden, hilft das meist wenig, da sich die Allergene ja
in der Luft befinden. Sie können über die Luft und durch Kleidungsstücke von Katzen-besitzern
verbreitet werden. Man findet sie in Kindergärten, Schulen, öffentlichen Gebäuden und in
Wohnräumen, wo sich noch nie Katzen aufhielten. Durch die außerordentlich guten Schwebeeigenschaften bleibt das Katzenallergen, selbst nach Entfernen der Katze aus der Wohnung, noch über
Monate in der Luft.
Hyposensibilisierung – eine Chance?
Ein neuer Arzt überzeugt Michael Trögel von einer Therapie, der Hyposensibilisierung. Trögel erfüllt
einige wesentliche Voraussetzungen, damit diese Therapie überhaupt durchgeführt werden kann:
Sein Auslöser, das Katzenallergen, ist klar identifiziert. Er kann es nicht meiden. Und Trögel hat den
festen Willen, über eine lange Zeit sehr konsequent mitzuarbeiten. Denn die Therapie dauert im Normalfall drei Jahre lang.
Bei der Hyposensibilisierung, oder auch „spezifischen Immuntherapie“, werden einem Allergiker
die relevanten Allergene in steigender Dosierung so lange verabreicht, bis er auf diese Allergene nicht
mehr oder nur noch wenig allergisch reagiert. Michael Trögel bekommt also die Katzenallergene einmal pro Woche unter die Haut gespritzt. Anschließend muss er eine halbe Stunde in der Praxis warten, damit der Arzt bei einer möglichen heftigen Reaktion sofort reagieren kann. Zweimal rebelliert
Michael Trögels Körper mit einem anaphylaktischen Schock gegen die Hyposensibilisierung. Doch
Michael Trögels Leidensdruck ist so groß, dass er die Therapie mit einem ähnlichen Präparat mit
etwas anderer Zusammensetzung fortsetzt.
Nicht zu lange warten
Sinnvollerweise beginnt man die Hyposensibilisierung zB. gegen Heuschnupfen im Herbst, bevor der
Hauptpollenflug einsetzt. Eventuell wird die Therapie in dieser Zeit ausgesetzt oder die Dosis reduziert, um das Immunsystem nicht zu sehr herauszufordern. Aber laut Aussage der Fachärzte nehmen
immer noch zu wenig Betroffene diese – zugegebenermaßen langwierige – Behandlung auf sich, behelfen sich mühsam mit Tropfen und Tabletten, und riskieren eine Chronifizierung der Beschwerden.
Wenn aus dem Schnupfen Asthma geworden ist, ist eine Hyposensibilisierung wegen vermehrter
Risiken oft nicht mehr möglich.
Desensibilisierung
Bei der Desensibilisierung wird der Körper an das Allergen gewöhnt
Der effektivste Weg ist das Vermeiden von Allergenen – was aber nicht immer möglich ist. Bei starken
Beschwerden bleibt daher nur eine Hypo- oder Desensibilisierung, um die Allergie von Grund auf und
langfristig zu bekämpfen. Sie funktioniert ähnlich wie eine Impfung, bei der der Körper in steigenden
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Dosen an das Allergen gewöhnt wird. Nach drei bis fünf Jahren Behandlung bleiben die Beschwerden
schließlich aus.
Spritze oder Tablette
Bei einer subkutanen Immuntherapie (SCIT) wird der Allergen-Extrakt in den Oberarm gespritzt –
zunächst wöchentlich, bis die höchstmögliche Dosis erreicht ist. Dann reichen vier- bis sechswöchige
Injektionen.
Seit einigen Jahren kann die Substanz auch in Tropfen- oder Tablettenform eingenommen werden.
Da der Wirkstoff etwa zwei Minuten unter der Zunge gehalten werden muss, spricht man von einer
sublingualen Immuntherapie (SLIT). Langzeiterfahrungen mit dieser Therapieform fehlen allerdings
noch. Außerdem müssen erheblich höhere Dosen des Allergens eingenommen werden. Betroffene
berichten als Nebenwirkung von Juckreiz im Mund, Anschwellen der Schleimhaut oder Magen-DarmProblemen.
Bei einer Spritze dagegen kann es an der Einstichstelle zu Rötungen oder Bildung von Quaddeln
kommen, die aber in der Regel schnell wieder abklingen. Die Injektionen müssen vom Arzt in der
Praxis verabreicht werden, da es in seltenen Fällen zu einem anaphylaktischen Schock kommen
kann.
Der Lungenfunktionstest
Vier Jahre nach Beginn der Therapie sieht Michael Trögel den Erfolg der Behandlung. Zum ersten Mal
kann er sich zwei Stunden im Haus von Freunden aufhalten, die eine Katze besitzen. „Früher konnte
ich meine Bekannten immer nur draußen vor dem Haus treffen, wenn ich was besprechen wollte. Jetzt
war ich zum ersten Mal richtig in der Wohnung.“ Zwar braucht Michael Trögel immer noch Medikamente, wenn er sich in Katzen-Wohnungen aufhält. Doch er kann zumindest begonnene Arbeiten zu
Ende führen, ohne gleich einen Asthmaanfall zu bekommen und fluchtartig die Wohnung verlassen zu
müssen. Jedoch wird er nie eine eigene Katze halten können. Die Allergie ist also nicht geheilt, doch
zumindest stark gemildert.
Der Test: Michael Trögels Lungenvolumen liegt wieder bei fast 100 Prozent
Während der gesamten Therapie macht sein Arzt Lungenfunktionstests mit ihm. Auch die zeigen die
positive Wirkung der Hyposensibilisierung: Zu Beginn erreichte Michael Trögel bei den Tests nur ein
Lungenvolumen von rund 60 Prozent, mittlerweile liegt sein Wert wieder bei annähernd 100 Prozent.
Iss, was du willst, Baby
Allergievermeidung von Anfang an
Felix mag Möhrenbrei mit Fisch
Kennen Sie Pastinaken? Die weißen, oben bauchigen Pfahlwurzeln werden auch Hirsch- oder Hammelmöhre genannt und sind eine Petersilienart. Die meisten Menschen lernen dieses etwas fade
Gemüse erst kennen, wenn sie Kinder bekommen. Denn seit einigen Jahren sind Pastinaken als
Einstiegsgemüse für Babys in Mode. Der Grund: Sie gelten als allergenarm. Denn für die Ernährung
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von Babys galt bis vor kurzem: Je weniger Allergene sie zu sich nehmen, umso geringer sei das
Allergierisiko. Fisch, Nuss, Kuhmilch, Weizenmehl und selbst die gute alte Möhre wurden vom Speiseplan der Babys und Kleinkinder verbannt.
Mittlerweile weiß man, dass das in vielen Fällen nicht nur übertriebene Vorsicht bedeutete, sondern
vielleicht sogar geschadet hat. Denn eine Allergie entsteht, wenn die Abwehr des Körpers überreagiert. Und genau das geschieht, wenn die Abwehr nicht trainiert ist. Babys und Kleinkinder, die
ausgesprochen reizarm leben und ernährt werden, können nur schwer ein stabiles Immunsystem
aufbauen.
Stichwort:
Allergen
Allergene sind Substanzen, die das Abwehrsystem des Körpers überempfindlich reagieren
lassen und damit eine allergische Reaktion hervorrufen. Die meisten Allergene sind
Eiweißsubstanzen, deren Form und Struktur es zulässt, dass Abwehrstoffe des Körpers mit
ihnen reagieren.
Stillen beugt Allergien vor
Dass Muttermilch die beste Nahrung für kleine Säuglinge ist und vor Allergien schützt, das weiß man
schon lange. Aber was macht diese Milch so wertvoll und wie lange soll man stillen?
Muttermilch enthält nicht nur Immunstoffe, die den noch unreifen Darm des Säuglings direkt schützen,
sondern sie ist auch jeden Tag anders zusammengesetzt. Je nachdem, was die Mutter gegessen hat,
schwimmen in ihr unterschiedliche Aroma- und Nährstoffe. Ob Lakritze oder Shrimps mit Knoblauch,
das Kind nimmt an den mütterlichen Geschmackserlebnissen teil. Das schult nicht nur den Geschmackssinn des Kindes, sondern auch die Flexibilität der Abwehrstoffe im Darm. Denn der Darm
lernt so auch potenzielle Allergene kennen. Der sich noch entwickelnde Darm des Babys stuft sie als
„harmlos“ ein, kämpft also nicht gegen die Allergene an. Damit ist Muttermilch ideal, um den Darm auf
das bunte Leben nach dem Stillen vorzubereiten.
Vier Monate voll stillen – das schützt vor Allergien
Wenn es mit dem Stillen nicht klappt oder eine Mutter nicht stillen möchte, dann kann sie auch
Ersatznahrung füttern. Wichtig für Eltern von Kindern, die allergiegefährdet (siehe unten) sind:
Nehmen Sie im ersten halben Jahr sogenannte „HA-Nahrung“. Da sind die Kuheiweiße aufgespalten
und deshalb günstiger für gefährdete Kinder.
Stichwort Allergiegefährdet
Als allergiegefährdet gelten Kinder, deren Eltern oder Geschwister eine Allergie oder Asthma haben.
Großeltern, Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen spielen keine Rolle.
Wie lange stillen?
Obwohl Jonathans Eltern selber Allergiker sind, darf er Kuhmilch probieren
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Anders als noch vor wenigen Jahren gehen Experten heute davon aus, dass es in Sachen Allergievermeidung ausreicht, sein Kind vier Monate voll zu stillen und nicht sechs Monate und mehr dafür nötig
sind. Studien konnten nicht zeigen, dass die zwei zusätzlichen Monate in Sachen Allergievermeidung
etwas bringen. Das bedeutet aber nicht, dass die Frauen nun früher mit Beikost anfangen müssen –
sie können.
Wenn Mütter ihre Kinder zu lange ausschließlich stillen, wirkt das sogar allergiefördernd. Eine
finnische Studie konnte zeigen, dass Kinder, die neun Monate lang nur Muttermilch getrunken haben,
ein mehr als doppelt so hohes Risiko haben, später eine Allergie oder Asthma zu bekommen.
Und nach dem Stillen?
Weder vor dem 5. Lebensmonat noch nach der Vollendung des 7. sollte das Kind seine erste Breimahlzeit bekommen. Diese Empfehlung hat jedoch nichts mit der Entstehung von Allergien zu tun,
sondern damit, dass den Babys die Muttermilch irgendwann nicht mehr reicht.
Bis vor kurzem versuchten die Eltern, ihre Kinder möglichst lange von möglicherweise allergieauslösenden Nahrungsmitteln fernzuhalten. Heute weiß man, dass das gar nicht gut ist. Denn das
Immunsystem sollte möglichst früh möglichst viel kennenlernen.
Kuhmilch (nicht als Getränk, aber zum Anrühren von Brei), Fisch, Nüsse (im Joghurt oder Gebäck),
alle säurearmen Obstsorten und fast alle Gemüsesorten können also von den Babys probiert werden.
Nur sollten am Anfang der Beikost die einzelnen Mahlzeiten möglichst wenige Inhaltsstoffe enthalten.
Eier, Fisch, Kuhmilch oder klein gemachte Nüsse sind bereits im ersten Lebensjahr erlaubt
Also kein „Allerlei“, sondern ein oder zwei Gemüsearten, die ein- bis zweimal pro Woche mit Fleisch
oder Fisch ergänzt werden. So lernt das Kind die Gemüse mit ihrem ursprünglichen Geschmack
kennen. Und wenn es doch mal etwas nicht verträgt, wissen die Eltern sofort, welches Lebensmittel
schuld ist.
Das ist neu
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4 Monate voll stillen reicht. Zwar werden 6 Monate weiter empfohlen, doch in Sachen
Allergievermeidung reichen 4.
Kuhmilch darf – zunächst in kleinen Mengen und nicht gleich pur als Getränk – an alle Kinder
bereits ab einem halben Jahr gefüttert werden; z.B. zum Anrühren von Getreidebrei.
Gluten, das Eiweiß aus Weizen, sollte vor allem bei gestillten Kindern ab etwa dem 5.
Lebensmonat in kleinen Mengen eingeführt werden. Das soll vor Zöliakie schützen - eine
Unverträglichkeitsreaktion gegen Gluten.
Eier, Fisch, die meisten Obstsorten (möglichst unbehandelt) oder Nüsse dürfen in kleinen
Mengen probiert werden.
Probiotika und Omega3-Fettsäuren, beides ist heute in vielen Säuglingsersatznahrungen
enthalten, scheinen einen positiven Einfluss zu haben und schaden auf keinen Fall. Sie
können über Joghurts oder Fisch dem Kind angeboten werden.
Stichwort Omega-3
Omega-3 ist der Sammelbegriff für vier ungesättigte Fettsäuren: ALA, EPA, DHA und DPA. Omega-3
(auch n-3) sind lebensnotwendig. Von ungesättigten Fettsäuren spricht man, wenn mindestens zwei
benachbarte Kohlenstoffatome durch Doppelbindungen miteinander verknüpft sind. Bei mehreren
dieser Doppelbindungen spricht man von mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Omega-3 sind
besonders enthalten in: Lachs, Makrele, Hering, Thunfisch, Rapsöl, Walnüssen, Spinat, Linsen,
Portulak, Maiskeimöl, Erdnussöl, Distelöl, Traubenkernöl, Sojaöl.
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Stichwort Probiotika
Ein Probiotikum enthält lebensfähige Mikroorganismen, meist Bakterien, die eine gesundheitsfördernde Wirkung haben sollen. Die bekanntesten probiotischen Organismen sind Milchsäurebakterien,
die häufig Lebensmitteln wie Joghurts oder Brot zugesetzt werden.
Auch für allergiegefährdete Kinder, deren Eltern und/oder Geschwister bereits
eine Allergie haben, gelten diese Regeln ab einem halben Jahr.
Willkommen am Familientisch
Nach zehn bis zwölf Monaten ist es soweit. Die meisten Kinder interessieren sich nun immer mehr für
das, was die Großen auf dem Teller liegen haben – und möchten auch mal probieren. So lange das
Essen nicht zu stark gewürzt ist, ist das auch kein Problem. Also vielleicht nicht gleich den Nachwuchs
an Chili con Carne gewöhnen. Aber mal eine kleine Portion überbackenen Fisch, Boulette oder eine
Gabel mit Paella erfreut den kindlichen Gaumen und beschäftigt und schult das Immunsystem. Ganz
wichtig: All diese Empfehlungen gelten ausdrücklich auch für Kinder aus „Risikofamilien“. Das heißt,
auch wenn Mutter und/oder Vater und/oder Geschwister bereits Allergiker sind, dürfen die Kinder nach
einem halben Lebensjahr all diese Lebensmittel probieren. Nur wenn das Kind auf ein bestimmtes
Lebensmittel allergisch reagiert, sollte man dieses dann vermeiden – und gegebenenfalls zum
Facharzt gehen.
Konditionierung des Immunsystems
Lässt sich das Immunsystem konditionieren?
Eine Rosenallergikerin nieste beim Anblick einer künstlichen Rose
Bereits 1886 machte der amerikanische Forscher J.N. Mackenzie eine erstaunliche Beobachtung:
Eine seiner Patientinnen, die gegen Rosen allergisch war, musste beim Anblick einer Plastikrose
niesen. Dieses Phänomen bestätigen auch heute viele Allergologen. So berichten zum Beispiel
Katzenallergiker davon, dass sie selbst beim Anblick eines Katzenfotos niesen müssen.
Dies entspricht dem Prinzip der klassischen Konditionierung nach Pawlow. Der russische Mediziner
Pawlow (1849 – 1936) hatte beobachtet, dass allein der Anblick von Futter den Speichelfluss von
Hunden anregt. Daraufhin machte er einen Versuch: Er löste immer erst einen Klingelton aus und gab
dann dem Hund Futter. Nach einer gewissen Zeit reichte allein der Klingelton, um den Speichelfluss
des Hundes anzuregen. So wie beim Hund der Klingelton den Speichelfluss auslöste, provoziert bei
manchem Allergiker allein der Anblick des allergischen Stoffes die allergische Reaktion.
Ein grünes Getränk soll helfen
Die Erkenntnis hat Forscher auf den Gedanken gebracht, dass dieser Konditionierungsprozess auch
umkehrbar sein müsse. Wissenschaftler der Unikliniken Essen und Düsseldorf wollten herausfinden,
ob man dem Immunsystem auch beibringen kann, nicht mehr allergisch zu reagieren.
Ein grünes Getränk soll helfen, das Immunsystem umzutrainieren
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Für diesen Versuch haben sie ein neuartiges, grünes und süßes Getränk zusammengemischt. Das
soll dabei helfen, das Immunsystem von Allergikern so zu trainieren, dass es nicht mehr allergisch
reagiert.
Der Placebo-Versuch
In der ersten Versuchsphase bekommen 30 Hausstaub-Allergiker über einen Zeitraum von fünf Tagen
das neuartige grüne Getränk - immer zusammen mit einem hoch wirksamen Medikament gegen die
Allergie. Das Gehirn soll lernen, dass das Medikament immer mit dem Reiz des grünen Getränks
gepaart ist. Es soll lernen, dass die Allergie immer dann besser wird, wenn der Allergiker das grüne
Getränk zu sich nimmt.
In einer zweiten Versuchsphase werden drei Gruppen gebildet. Die erste erhält Wasser und das
Medikament, die zweite Wasser und ein Placebo, also ein Scheinmedikament, und die dritte Gruppe
bekommt das neuartige Getränk und ein Placebo. Die Wissenschaftler wollen sehen, wie sehr sich die
Allergie in den einzelnen Gruppen verbessert.
Die Auswertung
Zunächst sollen die Allergiker angeben, wie sehr morgens ihre Nase verstopft ist und wie stark die
Augen jucken. Bei dem subjektiven Empfinden zeigen alle drei Gruppen wesentliche Verbesserungen.
Ob die Versuchspersonen dabei das echte Medikament zu sich nehmen oder ein Placebo, macht
keinen großen Unterschied.
Bei einem Allergietest bringen die Wissenschaftler die Haut der Allergiker mit dem allergieauslösenden Stoff in Verbindung und messen die Größe der entstehenden Rötung. Hier wirkt das Medikament
am besten. Aber auch die Behandlung mit einem Scheinmedikament lässt die Allergie-Symptome
zurückgehen. Allerdings wirkt die Kombination grünes Getränk und Placebo etwas besser als Wasser
und Placebo.
Grünes Getränk und Placebo wirken fast so gut wie das echte Medikament
Als drittes haben die Wissenschaftler die Aktivität der sogenannten Basophile im Blut gemessen.
Basophile sind die Zellen, die aktiver sind und vermehrt auftreten, wenn man allergisch reagiert. Das
heißt, je geringer die Aktivität der Basophile, desto geringer die allergische Reaktion. Und hier zeigt
sich das wirklich Erstaunliche: Wasser und Placebo zeigen so gut wie gar keine Wirkung. Gibt man
aber das grüne Getränk und ein Placebo, so wirkt es fast so gut wie das Medikament selbst.
Das Immunsystem kann umlernen
Man kann also das Immunsystem tatsächlich umtrainieren. Wasser und Placebo – also der Glaube,
ein Medikament zu sich zu nehmen – können das subjektive Empfinden und die Symptome verbessern. Auf das Immunsystem aber hat der Glaube keinen Einfluss.
Das grüne Getränk erinnert das Gehirn an die Wirkung des Medikaments
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Allerdings greift hier der Lernpro-zess. Das grüne Getränk erinnert das Gehirn an die Wirkung des
Medikaments. Und das Immun-system hat tatsächlich gelernt, immer dann weniger allergisch zu
reagieren, wenn der Allergiker das grüne Getränk zu sich nimmt. So wie beim Pawlowschen Hund der
Klingelton den Speichelfluss ausgelöst hat, so löst hier der Reiz „grünes Getränk“ die Reaktion „nicht
allergisch reagieren“ aus.
Die Forschung steckt in den Anfängen
Noch kann man nicht sagen, wie Mediziner diese Erkenntnisse bei der Behandlung von Allergikern
einsetzen können. Dafür müsse man noch viel mehr über den Lernprozess wissen, meint Prof.
Manfred Schedlowski vom Institut für medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie der
Universitätsklinik Essen. So weiß man noch nicht, wie lange ein solcher Konditionierungseffekt anhält,
ob er wiederholbar ist oder ob er vielleicht auch wieder verlernt wird. Zur Zeit laufen an der Universität
Essen weitere Versuche, um genau diese Fragen zu klären. Ganz auf Medikamente wird man wohl
auch in Zukunft nicht verzichten können. Aber vielleicht wird man ja schon bald Medikamente
einsparen können, indem man das Immunsystem umtrainiert. Ein Traum für jeden Allergiker und die
Krankenkassen. Denn je weniger Medikamente, desto geringer die Nebenwirkungen und desto
niedriger die Behandlungskosten.
Allergene: Die unsichtbaren Mitbewohner
Entdecken Sie die allergieauslösenden Stoffe in Ihrem Alltag!
Sie sind überall und mitten unter uns. Für die meisten stellt ihre Existenz kein Problem dar. Doch reagieren wir auf einen davon, so kann das böse Folgen haben. Allergene sind Teil unseres Lebens.
Kräuter
Viele aromatische Kräuter würzen nicht nur das Essen, sondern können auch Allergien auslösen.
Nicht selten kommt es auch zu sogenannten Kreuzallergien. Dabei reagiert der betroffene Allergiker
zunächst auf die Allergene von Pollen. Da diese Eiweißstoffe aber Stoffen in einigen Arten von
Kräutern oder Obst und Gemüse ähneln, reagiert der Körper später auch auf diese.
Nahrungsmittel
Bei 5 bis 7 % der Bevölkerung können Nahrungsmittel Allergien auslösen. Meist liegt zwischen ersten
oft unspezifischen Symptomen (Juckreiz, Schwellungen im Mund, Durchfall, Hautausschläge, Husten
oder Atemnot) und der Diagnose eine lange Leidenszeit.
Je nach Lebensalter gibt es andere Allergien. So vertragen Säuglinge und Kleinkinder sehr häufig
keine Kuhmilch, Eier oder Weizen. Diese Allergien verschwinden häufig, wenn die Kinder älter
werden.
Erwachsene haben eher Kreuzallergien. Dabei führt eine Allergie gegen Pollen dazu, dass sie auch
einige Nahrungsmittel, wie bestimmte Obst- oder Gemüsearten, nicht vertragen.
Obst
Wer nach dem Biss in einen Apfel eine juckende Zunge hat, könnte an einer Kreuzallergie leiden.
Dabei ist das ursprünglich krank machende Allergen nicht im Apfel zu suchen, sondern in Pollen.
Denn die Allergene aus Gräser-, Kräuter- oder Baumpollen gleichen in ihrer Struktur bestimmten
Eiweißstoffen aus Früchten oder Gemüsearten. Reagiert das Immunsystem auf ein Pollenallergen,
spielt es auch beim Kontakt mit ähnlichen Strukturen aus anderen Pflanzen verrückt.
Eine sogenannte „pollenassoziierte Nahrungsmittelallergie“ (kurz pNMA) besteht oft z.B. zwischen
Pollen der Frühblüher wie Birke, Erle oder Hasel und rohen Obstsorten aus der Familie der
Rosengewächse (Apfel, Birne, Pflaume, Pfirsich, Kirsche oder Mandel).
Mehl(staub)
In dem Gesetzestext der Gefahrstoffverordnung taucht seit 2004 der „Mehlstaub“ als eigenständiger
Gefahrstoff auf. Der Grund: Nicht selten müssen Bäcker ihren Beruf an den Nagel hängen, weil sie
den Mehlstaub nicht mehr vertragen und allergisch reagieren. Das „Bäcker-Asthma“ ist eine
Berufskrankheit.
Andere berufsbedingte Allergien, bei denen es sich oft um Kontaktallergien handelt, betreffen Drucker
(Gummi arabicum), Friseure (z.B. Haarfarben), Gärtner (z. B. Schimmelpilze oder Pollen), Imker
(Bienengift), Maler (z. B. Lösungsmittel), Textilarbeiter (z.B. Farbstoffe oder Pestizide) oder
Pflegepersonal (z. B. Latex).
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Kolophonium
Das als Bogenharz verwendete Kolophonium ist ein Kontaktallergen, das heißt, ein Allergen, das
durch Hautkontakt wirkt. Es ist ein natürliches Koniferenharz. Was diesen Naturstoff so tückisch
macht, ist die Tatsache, dass Spuren von ihm in sehr vielen Gegenständen des Alltags auftauchen
können.
So können kleine Mengen in Toilettenpapier, Windeln, Pappe, Pflastern, Klebstoffen, Kosmetika,
Bodenbelägen oder Lacken und Farben auftauchen.
Tierhaare
Nicht die Haare der Tiere sind allergen, sondern Stoffe aus ihrem Schweiß, Speichel, Talg oder Urin,
die in den Haaren hängenbleiben.
Katzenhaare besitzen besonders gute Schwebeigenschaften. Sie gelangen so in Kleidungsstücke und
Haare der Besitzer und werden weiter getragen. Oft findet man in Wohnungen oder öffentlichen
Gebäuden, in denen noch nie eine Katze war, Katzenhaare und damit Allergene. Die meisten
Katzenallergiker reagieren auf alle Rassen etwa gleich stark.
Hundeallergene sind weniger aggressiv. Aber die einzelnen Rassen besitzen sehr unterschiedliche
Allergenpotenziale. Kurzhaarige Hunderassen sollen häufiger Beschwerden bereiten, als langhaarige
Tiere.
Vögel
Nicht nur die Vögel selber, sondern auch Milben im Gefieder können Allergien auslösen. Die meisten
Beschwerden haben Betroffene beim Reinigen des Käfigs.
Ein besonderer Krankheitstyp ist die "Vogelhalterlunge" (allergische Alveolitis). Diese z.B. bei
Taubenzüchtern anzutreffende Erkrankung zeigt sich etwa drei bis sechs Stunden nach dem letzten
Vogelkontakt. Vor allem die Lungen sind betroffen.
Außerdem kann es für Vogelbesitzer zu heftigen allergischen Reaktionen kommen, weil Allergene im
Vogelfutter eingeschleppt werden. Vor allem das extrem starke Allergen der Ambrosiapflanze gelangt
über das Vogelfutter in unsere Häuser.
Blumenerde
Schimmelpilzallergiker sollten mit Blumentöpfen voller Erde vorsichtig sein. Hier bildet sich durch das
regelmäßig feuchte Klima leicht Schimmel. Weiße, grünliche oder braune Flecken oder Flaum deuten
auf einen Befall hin. Ob im Inneren des Topfes versteckter Schimmel ist, lässt sich durch einen
Stäbchentest feststellen: Stechen Sie mit einem Holzstab in die Erde. Riecht es moderig und
verschimmelt, dann bekommt die Pflanze neue Erde und die alte kommt in den Müll.
Kondome
Latex (Naturkautschuk) ist der milchige Saft eines tropischen Baumes. Latex-Allergien sind vor allem
ein Problem für Menschen, die im medizinischen Bereich arbeiten. Besonders leicht werden die
allergenen Latexproteine von gepuderten Handschuhen freigesetzt. Das Puder breitet sich mit der Luft
im Raum aus.
Einige Latex-allergische Menschen reagieren bereits, wenn sie ein Krankenhaus oder eine Arztpraxis
betreten. Und vor allem bei Operationen kann diese Krankheit zu einem großen Problem werden.
Autowerkstätten, Reifenlager, Fahrradläden oder Klebstoffhersteller sollten von Latex-Allergikern
gemieden werden. Alltagsgegenstände wie Luftballons, Gummibänder, Pflaster, Kleber, Turn- oder
Automatten können ebenfalls zu allergischen Reaktionen führen.
Milben
Wer auf Hausstaub allergisch reagiert, leidet nicht unter dem Staub an sich, sondern unter Milben und
Schimmelpilzen, die sich im Staub zahllos vermehren.
Die Milben sind unsere natürlichen Mitbewohner und verbreiten außer der Allergie keine Krankheiten.
Deshalb hat ihr Auftreten nichts mit mangelnder Hygiene zu tun.
Übrigens haben dänische Wissenschaftler 2008 eine Metastudie veröffentlich, nach der die zahllosen
Maßnahmen gegen Hausstaubmilben – vom speziellen Matratzenüberzug bis hin zum
Turbostaubsauger – nur wenig bis gar nichts bringen. Die Menge an Milben bleibt trotzdem so groß,
dass ein Asthmaanfall ausgelöst werden kann. Trotzdem schadet es sicher nicht, wenn man als
Hausstauballergiker versucht, möglichst Staub arm zu leben.
Haarfärbemittel
Eine Kontaktallergie gegen Haarfärbemittel beruht meist auf einer Reaktion gegen den Stoff
Paraphenylendiamin (PPD). Diese Substanz soll die Intensität vor allem dunkler Töne verstärken.
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Die gute Nachricht: PPD wird zerstört, wenn es im Rahmen des Färbevorgangs mit oxidierenden, also
aufhellenden, Molekülen in Verbindung kommt. Und nur in der Kombination mit oxidativen Mitteln ist
PPD in Europa offiziell noch zugelassen.
Weniger gut ist, dass die Zahl der verbleibenden Moleküle in einigen Fällen für eine allergische
Reaktion noch ausreicht. Farbe für Henna-Tattoos enthält ebenfalls oft die aggressive Chemikalie.
PPD-Sensibilisierte reagieren häufig auch auf bestimmte Farbstoffe, sogenannte Diazofarbstoffe, mit
denen oft Kleidung gefärbt ist. So kann eine durch Haarfärbemittel ausgelöste Allergie über eine
Kreuzreaktion zu einer Allergie gegen Farbstoffe in Kleidung führen.
Nickel
Die allergische Reaktion auf das Metall Nickel ist eine allergische Spätreaktion mit einer Entzündung
der oberen Hautschicht. Nach 24 bis 72 Stunden bildet sich ein meist juckendes Ekzem. Wenn es
nicht aufgekratzt wird, heilt die Haut ohne Schaden, sobald das auslösende Allergen, hier Nickel,
entfernt wird.
Schmuck kann übrigens trotz strenger Grenzwerte noch Nickelspuren enthalten. Das ist vor allem
interessant, wenn man überlegt, dass oft schon kleine Kinder Ohrlöcher haben. Deren Haut ist noch
sehr durchlässig und so können diese Kinder im späteren Leben leichter eine Nickelallergie
bekommen.
Parfum
Eine besondere und sehr seltene Form der Kontaktallergie ist das so genannte "diffuse Kontaktekzem" (airborn contact dermatitis). Hierbei werden die Allergene über die Luft getragen und verteilt. Vor
allem Duftstoffe, Gewürz-, Tee-, Zement- oder Holzstäube können es auslösen.
Schimmel
Schimmelpilze sind Mikroorganismen, die überall wachsen. Sie gedeihen und vermehren sich, wo es
warm und feucht ist und sie genug organisches Material zur Verfügung haben. Neben Lebensmitteln
befallen sie Papier, Tapeten, Erde oder Stoffe. Die wichtigsten Allergie auslösenden Schimmelpilze
sind Aspergillus, Cladosporium und Alternaria.
Die wirksamsten Waffen gegen die Sporen sind: Viel frische Luft und weg mit Luftbefeuchtern und
Blumenerde. Vermeiden Sie Stockflecken und Kondenswasser. Die Diagnose einer
Schimmelpilzallergie kann schwierig sein, da die Symptome oft in unspezifischen Zusammenhängen
und zu unterschiedlichen Zeiten auftreten können. Je nachdem, auf welchen Pilz man reagiert, leidet
man ganzjährig oder saisonal, am Tag oder in der Nacht.
Medikamente
Bei einer unerwünschten Reaktion – meist der Haut – nachdem man ein Arzneimittel eingenommen
hat, handelt es sich meist um eine Unverträglichkeitsreaktion (zwei Drittel der Fälle) und keine
Allergie, da das Immunsystem gar nicht reagiert.
Grundsätzlich kann jedes Medikament alle Formen von allergischen Reaktionen auslösen. Von einer
Hautrötung bis zum lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock ist alles möglich.
Besonders bitter: Wenn die Pille eigentlich gegen eine Allergie helfen soll und dann selber eine
allergische Reaktion hervorruft.
Luftballon
Latex (Naturkautschuk) ist der milchige Saft eines tropischen Baumes. Latex-Allergien sind vor allem
ein Problem für Menschen, die im medizinischen Bereich arbeiten. Besonders leicht werden die
allergenen Latexproteine von gepuderten Handschuhen freigesetzt. Das Puder breitet sich mit der Luft
im Raum aus.
Einige Latex-allergische Menschen reagieren bereits, wenn sie ein Krankenhaus oder eine Arztpraxis
betreten. Und vor allem bei Operationen kann diese Krankheit zu einem großen Problem werden.
Autowerkstätten, Reifenlager, Fahrradläden oder Klebstoffhersteller sollten von Latex-Allergikern
gemieden werden. Alltagsgegenstände wie Luftballons, Gummibänder, Pflaster, Kleber, Turn- oder
Automatten können ebenfalls zu Reaktionen führen.
Spielzeug
Immer wieder kann Spielzeug (vor allem Kontakt-) Allergien bei Kindern auslösen. Denn nur wenige
Gegenstände des täglichen Lebens werden sowohl intensiv mit den Händen als auch mit dem Mund
so hingebungsvoll bearbeitet. Außerdem sind Kinder gegenüber Fremdstoffen sehr empfindlich, weil
ihre Haut dünner und ihr Immunsystem noch nicht ausgereift ist.
Vor allem Nickel und Azofarbstoffe können zu durch Spielzeug ausgelöste Allergien bei Kindern
führen. Aber auch Duftstoffe, heute auch in duftenden Gummienten oder Klebe-Tatoos für Kinder
können sensibilisieren und damit allergiegefährdend wirken.
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Klimaanlage (im Auto)
Eine Allergie am Steuer kann genau so schlimme Folgen haben wie Alkohol am Steuer. Allergene, die
über die Klimaanlage in den Innenraum gelangen, oder Ausdünstungen von verbauten Materialien
können bei empfindlichen Menschen dazu führen, dass sie nicht mehr sicher fahren können: Augen
tränen, sie müssen husten oder sie bekommen sogar Atemnot.
Auch Medikamente, die gegen eine Allergie eingenommen werden, können die Fahrtauglichkeit
beeinträchtigen. Denn die meisten von ihnen machen mehr oder weniger müde und schlapp.
Verursacht der Fahrer nach Einnahme eines Antiallergikums einen Unfall, so übernehmen die
Versicherungen den Schaden nicht vollständig.
Pollen
Pollen sind die Allergene, die am häufigsten Allergien auslösen. In Deutschland leiden rund 16 % der
Bevölkerung unter Heuschnupfen. Blütenstaub von Bäumen (z. B. Birke, Erle), Sträuchern (z. B.
Hasel), Gräsern, Getreide und Kräutern bringt die Nasen zum Laufen.
Allergische Reaktionen auf Pollen können sich als Augentränen, Augenjucken, Niesreiz,
Fließschnupfen, verstopfte Nase, Husten, Atemnot, Asthma bronchiale und Hautekzem zeigen. Wenn
die Beschwerden saisonal auftreten und während einer längeren Regenperiode nachlassen, sollte an
eine Pollenallergie gedacht werden.
Insekten
Eigentlich ist ein Bienestich ungefährlich. Für Allergiker allerdings kann ein einziger Bienenoder Wespenstich lebensbedrohlich werden. Das über den Stachel eindringende Gift kann
einen allergischen Schock auslösen, der bis zu Atemstillstand und damit Tod führen kann .
Bienen- und Wespengift führt – von den Insekten in die Haut injiziert – bei jedem Menschen zu einer
Rötung der Einstichstelle. Diese Quaddelbildung ist die normale Abwehrreaktion des Körpers auf den
Stich. Ist man jedoch allergisch gegen das Insektengift, schwillt die Einstichstelle wenige Sekunden
später stark an und es kommt zu Atemnot.
Gestochene Insektengiftallergiker sollten – vor allem wenn sie kein Erste-Hilfe-Set dabei haben – in
jedem Fall einen Arzt aufsuchen, denn schlimmstenfalls kann es zu einem lebensbedrohlichen
anaphylaktischen Schock kommen.
Wespenstich lebensbedrohlich werden. Das über den Stachel eindringende Gift kann einen
allergischen Schock auslösen, der bis zu Atemstillstand und damit Tod führen kann. Anzeichen für
eine Insektenstichallergie sind bei einem Stich die sofortige starke Schwellung an der Einstichstelle,
Schwäche- und Schwindelgefühl, Hitzewallungen, Brennen und Jucken an Händen und Füßen,
Atemnot, Übelkeit oder Schluckbeschwerden.
Bei einer so starken Reaktion sollte sofort ein Allergologe oder der Hausarzt konsultiert werden. Bei
Verdacht auf eine Allergie sollte in jedem Fall eine Abklärung erfolgen. Mit einem Test kann man die
Insektenart, auf die man allergisch reagiert, feststellen. Dabei werden Wespen- und Bienegifte in
jeweils drei unterschiedlichen Konzentrationen auf die Unterarme geträufelt. Die Oberfläche der Haut
wird hierfür leicht eingeritzt. Nach einer bestimmten Einwirkzeit werden die Hautreaktionen ausgewertet. Besteht eine Allergie, muss unbedingt behandelt werden. Die Hyposensibilisierung ist die
einzige, für Allergiker lebenswichtige Behandlung einer Insektenstichallergie. Gegen Insektengiftallergie hilft pradoxerweise wiederum Insektengift. Während früher die Tiere zur Giftgewinnung im
Ganzen zerquetscht wurden, werden sie heute schonend gemolken. Die Hyposensibilisierung erfolgt
eine Woche lang stationär. Dabei wird nach einer Zeit von zwei Wochen Behandlung schon eine
Immunität gegen zehn Wespenstiche oder zwei Bienenstiche erreicht.
Gegen das Gift von Bienen, Hummeln, Wespen oder Hornissen entwickelt der Körper einen
Schutzmechanismus: die Antikörperbildung, welche bei einem erneuten Stich wirksam wird. Die
Erfolgsquote einer Hyposensibilisierung liegt bei 95 Prozent. Die Therapie wird rund fünf Jahre
ambulant fortgesetzt, dann besteht ein fast lebenslanger Schutz. Trotzdem sollten Allergiker immer
Notfallmedikamente dabei haben. Ist die Allergie bekannt, sollten Betroffene in der Insektenreichen
Zeit stets ein Notfallbesteck bei sich haben. Dies ist verschreibungspflichtig. Über die Anwendung
erfahren Sie mehr bei einem Allergologen.
Textilien
Natürliche Textilien, wie beispielsweise die Schafwolle, haben einen Nachteil: Sie können
Allergien auslösen. Aber es gibt noch viele andere gesundheitliche Probleme, die durch
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Kleidung entstehen können. Deshalb versuchen Wissenschaftler, Schadstoffe und Gifte in
Textilien aufzuspüren.
„Kleider machen Leute“. Kleider können Leute aber auch krank machen, denn im Gerangel um die
Marktführung in Sachen Mode entwickeln Designer und Textilhersteller immer wieder neue Spielarten.
Neue Formen und Farben braucht die Welt und das riecht nach Chemie. Oft treten Reizzustände
besonders bei empfindlicher Haut und an Beugestellen wie Achseln und Kniekehlen auf.
Unter dem Mikroskop offenbart sich eine bizarre Welt: Stofffasern sind voll von chemischen Zusätzen
damit sie leuchten, sich weich anfühlen und haltbar sind. Besonders schwarze Farbstoffe sind für
Allergien und Ekzeme verantwortlich. Natur pur gibt es schon lange nicht mehr, denn auch Schafwolle
wird oft chemisch behandelt.
Belastende oder gar verbotene Materialien sind in Textilien selten zu finden. Darum empfiehlt es sich,
die Kleidung nach dem Kauf grundsätzlich einmal zu waschen. Dadurch wird die chemische Belastung
erheblich gemildert. Überbewerten sollte man die Gefahr, die von Stoffen ausgeht, jedoch nicht,
obwohl einige Menschen, besonders Neurodermetiker darunter leiden. Ihnen kann sogar natürliche
Schafwolle Probleme bereiten.
Selbstbehandlung – aber in Grenzen
Viele Allergiker sind erfahren genug, mit beginnenden Beschwerden direkt in der Apotheke entsprechende antihistaminhaltige Präparate zu kaufen. Insbesondere bei leichten Formen von Heuschnupfen können Augentropfen und Nasensprays, eventuell auch Tabletten ausreichen. Entzündungshemmend und antiallergisch wirkt vor allem auch Kortison, sofern es als Saft oder Tablette angewendet wird, aber wegen diverser Nebenwirkungen sollte es nur für begrenzte Zeit genommen
werden. Verstärken sich die Beschwerden, ist eine fachärztliche Therapie mit langanhaltender Wirkung sinnvoll.
Auslöser aufspüren
Um die wichtigsten Allergene herauszufiltern, werden beim Hautarzt oder Allergologen entsprechende
Tests durchgeführt. Je nach Allergieverdacht werden Substanzen auf die Haut von Arm oder Rücken
gerieben (Reibetest), geritzt (Scratch-Test), gepiekt (Prick-Test), in die Haut gespritzt (Intrakutan-Test)
oder als Pflaster auf die Haut geklebt (Epikutan-Test). Welches Verfahren angewendet wird, hängt von
der Art der Allergie ab und von den potenziellen Allergenen. Wenn eine direkte Reaktion zu erwarten
ist, reicht oft ein Reibe- oder Scratch-Test. Bei Kontaktekzemen ist der Epikutan-Test sinnvoll, weil die
Pflaster zwei Tage auf der Haut bleiben können.
Wenn der Befund nicht eindeutig ist, gibt es noch die Möglichkeit des Provokationstests. Dabei wird
das betroffene Areal des Organismus direkt in Kontakt mit dem Allergen gebracht, also verdächtige
Substanzen in das Auge geträufelt oder in die Nase gesprüht, eingeatmet oder als Kapseln oder Saft
in den Verdauungstrakt gebracht. Bei dieser Art der Testung ist die Gefahr eines anaphylaktischen
Schocks erhöht, und sie darf daher nur in der Obhut eines Arztes geschehen.
Wesentlich komfortabler können inzwischen auch einige Allergene aus Luft und Lebensmitteln mittels
Bluttest ermittelt werden. Allerdings können Medikamente, die der Patient einnimmt, das Ergebnis
beeinflussen.
Gesunder Hausputz ohne chem. Keule
Essig im Putzwasser
Kampfanzug und scharfe Waffen sind für den Hausputz nicht nötig. Die nötigen Reinigungsmittel stehen schon im Küchenschrank: Öl, Essig, Zitrone.
Was braucht der Hausmann/die Hausfrau wirklich beim Putzen?
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Ein Schuss Essig im Putzwasser löst Kalkflecke und Fettrückstände, ohne die Schleimhäute zu reizen.
Auf diese Weise lassen sich nicht nur Fensterscheiben, sondern auch Brillengläser ganz ohne
tränende Augen reinigen.
Zaubermittel Zitrone
Zitrone - reinigt und duftet ohne Allergierisiko.
Stumpf gewordene Glastische oder Spiegel bekommen mit Zitronensaft neuen Glanz. Einfach auftragen, antrocknen lassen und nachpolieren. Den frischen Duft gibt es inklusive. Das Allergierisiko ist
hier wesentlich geringer als bei den meisten synthetischen Duftstoffen. Auch die moderne Forschung
hat in Punkto "sanfte Gewalt" was zu bieten. Werden beispielsweise Mikrofasertücher als Putzlappen
benutzt, braucht es in den meisten Fällen keine zusätzlichen Reinigungsmittel.
Mit Nelken gespickte Orange vertreibt Mücken.
Was hilft gegen Insekten?
Fliegen und Mücken sind lästig. Herkömmliche Insektensprays aber, sind auch für den Anwender eine
ziemlich harte Droge. Unsere Vorfahren haben Zweige von Holunder oder Wallnuss aufgehängt.
Insekten sollen den Geruch nicht ausstehen können und flüchten. Auch mit Nelken gespickte
Zitrusfrüchte schlagen sie in die Flucht.
Möbelpflege
Eine Mischung aus Teebaumöl, Terpentin und Leinöl schützt alten Möbel vor Holzwürmern und pflegt
sie obendrein. Der Einsatz aggressive Holzschutzmittel lässt sich damit vermeiden.
Im Buchhandel ist viel Literatur zu finden, die alte Hausmittel in Erinnerung ruft.
Sie sind völlig ausreichend, gesünder und schonen zudem den Geldbeutel.
Ihr bewährtes Hausmittel: Allergiehemmer
Pollenallergiker erhalten Linderung durch den täglichen Verzehr von einem halben Liter Biojoghurt,
einer Tasse Brennesseltee und einer rohen Zwiebel.
Allergielöschung mittels Schulmedizin und Akupunktur
Vor Ort: Kinder Reha-Klinik
Die moderne Klinik „Am Nicolausholz“ liegt am Rande des idyllischen Städtchens Bad Kösen. Die
stationäre Kinder-Rehabilitation versteht sich als Erweiterung und Ergänzung der ambulanten und
kurzstationären Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen. In der
Klinik werden auch verschiedene Allergien therapiert. Ausstattung, Diagnoseverfahren, Konzepte,
Behandlung und Unterbringung sind voll und ganz auf die Bedürfnisse junger Patienten abgestimmt.
Die Betreuung der Kinder und Jugendlichen ist interdisziplinär organisiert. Beteiligt sind Ärzte,
Psychologen, Physiotherapeuten, Kinderkrankenschwestern und Pädagogen.
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Akupunktur ist als therapeutische Ergänzung zur schulmedizinischen Allergiediagnose und behandlung zu verstehen. Mit Hilfe von Nadeleinstichen an bestimmten Akupunkturpunkten soll ein
körpereigenes Regulationssystem mobilisiert und das allergische Geschehen unterdrückt werden.
Dazu muß der Praktiker genau diejenigen Akupunkturpunkte ausfindig machen, die für die richtige
Behandlung des Patienten entscheidend sind. Allergien können mit Akupunktur oft auf ein erträgliches
Maß reduziert werden.
Allergielöschung nach Körbler (Energie- und Symbolmedizin)
1. Körbler-Status durchführen, um die gesamten Problematiken zu erfassen
2. Allergene nach Körbler feststellen; achtgeben ob Unverträglichkeit oder Allergie
3. Wenn möglich eine Farbe austesten
4. ALLERGIELÖSCHUNG:
Bild mit dem Allergen sowie das gem. Pkt 2 passende Körblerzeichen sowie ev. mit
Berücksichtigung der Farbe in die linke Hand
ein Glas reines Wasser in die rechte Hand nehmen und so ca. 3 Minuten verweilen
alternativ:
statt des Bildes ev. Wort resp. Befehl auf den Zettel in der linken Hand schreiben
5. Das Wasser im Glas ganz oder nach Bedarf trinken
6. Mit dem Tensor testen wie oft am Tag und wie viele Tage der Vorgang nötig ist
9. In dieser Zeit der Therapie jedenfalls das Allergen meiden !!
10. Immer versuchen eine passende höhere Energie zur Optomoerung hinzuzufügen
11. Am Ende der gem. Pkt. 6 festgestellten Periode den Erfolg austesten; eine Verbesserung ist
sicher vorhanden; notfalls mit neuen Parametern Vorgang ab Punkt 2 wiederholen
12. Am Schluß den Erfolg einige Tage mit dem Körblerzeichen „Y“ gem. Punkt 4 fixieren
Allergien aus Topf und Vase
Von Roland Schenke (Sendung des BR im Jänner 2010)
Niesen, tränende Augen, Asthma: Was viele nicht wissen: Auch Zimmerpflanzen und
Schnittblumen können Allergien auslösen. Übeltäter sind zum Beispiel Gerbera, Ficus oder
Gummibaum.
Auch Schnittblumen können Allergien auslösen
Die Zahl der Allergien hat in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch zugenommen. In Deutschland
leidet etwa jeder sechste an Heuschnupfen. Allergisches Asthma und Neurodermitis sind annähernd
ebenso häufig - mit stark steigender Tendenz, vor allem bei Kindern. Das Bewusstsein wächst, dass
Allergien keine Bagatellerkrankungen sind, sondern häufig chronisch verlaufen und nicht selten tödlich
enden. Viele Betroffene wissen gar nicht, dass ihre Beschwerden allergischer Natur sind. Besonders
dann, wenn die auslösenden Stoffe nicht zu den bekannten Allergieauslösern gehören - wie zum
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Beispiel Gräserpollen, Lebensmittel, Insektengifte, Schimmelpilze, Tierhaare, Hausstaubmilben, Nickel
oder Latex – sondern zum Beispiel von Zimmerpflanzen stammen.
Pflanzenallergene gehören zu den 20 häufigsten Allergie auslösenden Stoffen, doch meist werden sie
nur draußen vermutet. Tatsächlich kann im Prinzip jede Pflanze, ob draußen oder in Topf und Vase,
eine allergische Reaktion hervorrufen. Bei den Zimmerpflanzen gibt es allerdings zwei besonders
verdächtige Kandidatengruppen: Zum einen Grünpflanzen der Ficus-Familie wie die Birkenfeige Ficus
Benjamina oder der Gummibaum und zum anderen die als Schnittblumen äußerst beliebten Korbblütler, zu denen Chrysantheme und Gerbera zählen. In den von ihnen ausgelösten Reaktionen unterscheiden sie sich nach sogenannten Sofort- und Spättyp-Allergien.
Bildunterschrift: Gerberas
Die Ficuspflanzen können gefährliche Soforttypreaktionen auslösen, Symptome können Heuschnupfen, Neurodermitis oder teils sehr heftige Asthmaanfälle sein. Ursache ist eine Art Saft, der an
der Blattunterseite der Pflanzen austritt, trocknet und sich als Staub in der ganzen Wohnung verteilt.
Allergologen schätzen, dass jeder Hunderste von einer Ficusallergie betroffen ist. Unter Patienten mit
anderen Allergien war etwa jeder zwanzigste auch auf die Ficus-Allergene sensibilisiert. Zur Diagnose
gehört ein Haut-Expositionstest mit dem Extrakt selbst mitgebrachter Blätter der verdächtigen Pflanze.
Ist die Sensibilisierung nachweisbar, hilft nur: Jeden Kontakt vermeiden, der Ficus muss raus. Für die
Betroffenen besonders problematisch ist die weite Verbreitung der Ficusgewächse. Die pflegeleichten
Topfpflanzen finden sich in vielen Wohnungen und noch mehr Büros .
Bildunterschrift: Ficus
Korbblütler sind die Übeltäter
Allergiesprechstunde der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Ludwig
Maximilians Universität, München:

Uni München Allergiesprechstunde [uni-muenchen.de]
Auch vor den Allergenen der Korbblütler, auch Asteraceae oder Compositae genannt, gibt es nur
einen Schutz: diese Pflanzen meiden. Das kann bei Europas größter Pflanzenfamilie schwierig sein.
Mit über 20.000 Arten – von der Margerite bis zur Sonnenblume, aber auch Kamille oder Arnika –
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kommen die dekorativen Korbblütler sehr häufig in Schnittblumensträußen vor. Man erkennt sie meist
an einer korbartigen Form der Blütenunterseite. Sie bilden Kontaktallergene, die bei Sensibilisierten
sogenannte Spättyp-Allergien auslösen: Hautausschlag, Ekzeme und bisweilen extremen Juckreiz.
Die Diagnose lässt sich mittels Standardallergietests stellen, die die entsprechenden Allergene
enthalten.
Buchtipp:
Mechthild Hellermann
Neurodermitis und Allergien Das Familien-Kochbuch
Trias, 2005 ISBN 9783830432180 Preis: 19,95 Euro
Links:

„Was bei einer Allergie passiert“. Stiftung Warentest

ALLUM – das Informationsangebot zu Allergie, Umwelt und Gesundheit. Das
Informationsangebot richtet sich insbesondere an Eltern, betroffene Familien und Patienten,
die mehr über Allergien und ihre Auslöser sowie über Umweltschadstoffe, deren
gesundheitliche Auswirkungen und über sinnvolle Vorbeugungsmaßnahmen erfahren
möchten.

Deutscher Neurodermitis Bund e.V.. Informationen für Betroffene mit
Kontaktmöglichkeiten zu Selbsthilfegruppen

Auguste-Viktoria-Klinik. Fachklinik für Atemwegs-, Lungen- und Hautkrankheiten,
Allergien und Adipositas in Bad Lippspringe
Allergie-Pflanze Ambrosia breitet sich aus !
Vogelfutter ist offensichtlich die Hauptursache für die Verbreitung des hochallergenen Beifußblättrigen
Traubenkrauts (Ambrosia) in Deutschland. Die Zeitschrift Öko-Test hat in ihrer Dezemberausgabe
(12/07) verschiedene Vogelfuttermischungen untersucht. Lediglich drei der 18 getesteten Produkte
waren frei von Ambrosiasamen. Das Futter besteht zumeist aus Sonnenblumenkernen, die aus
Osteuropa stammen, wo die Ambrosia weit verbreitet ist. Wird das belastete Vogelfutter im Garten
verstreut, verbreitet sich das Unkraut. Jede Pflanze produziert etwa 60.000 Samenkörner, die bis zu
40 Jahre keimfähig sind.
Behörden bitten um Mithilfe
In der Schweiz und Ungarn wird die Pflanze mit strengen Gesetzen bekämpft. Hierzulande wird die
Bevölkerung um Mithilfe bei der Ausrottung gebeten. Die spätblühende Pflanze, die aus Amerika nach
Europa eingeschleppt wurde, wird auch "Beifußblättriges Traubenkraut", "Aufrechtes Traubenkraut"
oder "Wilder Hanf" genannt. Als kleines Pflänzchen kann sie leicht mit Beifuß oder Tagetes
verwechselt werden. Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied: Während andere Pflanzen
kontinuierlich wachsen, legt die Ambrosia bei einer Größe von zehn bis 15 Zentimetern eine rund
einmonatige Wachstumspause ein. Der Pflanzenstengel ist meist rötlich angelaufen und im oberen
Bereich behaart.
Gefahr für alle
Bei unkontrollierter Ausbreitung verlängert sich die Leidenszeit für Allergiker im Herbst um ein bis zwei
Monate und die Gefahr für Asthma wächst, warnen Experten. Zur Blütezeit ab August bildet jede der
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beifußblättrigen Pflanze bis zu einer Milliarde Pollen. Bereits sechs der Pollen pro Kubikmeter Luft
reichen aus, um allergische Reaktionen hervorzurufen. Die Symptome reichen von Schleimhautschwellungen, tränenden Augen bis hin zu Kopfschmerzen und Atemproblemen. In Australien wird die
Pflanze daher auch "asthma plant" genannt. Sogar Menschen, die sonst nicht allergisch auf Pollen
reagieren, sind gefährdet, durch Ambrosia eine Allergie zu entwickeln. Schon die Berührung der
Blätter kann zu Hautreizungen und damit zur Sensibilisierung führen. Rötung und Juckreiz treten
typischerweise erst 20 bis 30 Minuten nach dem Kontakt auf.
Junge Ambrosiapflanzen sollten vor der Blüte ausgerissen und in der Mülltonne entsorgt werden. Um
Kontaktexzeme zu vermeiden, sollten Hobbygärtner dabei unbedingt Handschuhe tragen. Blüht die
Pflanze bereits, ist eine Atemschutzmaske nötig. Allergiker sollten diese Arbeiten jedoch nicht selbst
durchführen. Wer größere Bestände in öffentlichen Grünanlagen entdeckt, sollte diese den zuständigen Umweltbehörden (Grünflächenamt oder Biologische Bundesanstalt) melden.
Pollenallergie - wie wirksam sind natürliche Heilmittel ?
Von Sabine Winter Stand: 08.03.2010
Im Kampf gegen eine Pollenallergie greifen die meisten Patienten automatisch zu
Medikamenten. Und das, obwohl es viele natürliche Mittel gibt, die die Symptome eines
Heuschnupfens ebenfalls deutlich lindern. Welche sind die gängigsten? Und wie schaffen sie
es, Pollengeplagten zu helfen?
Für Nikola kann der Winter gar nicht lange genug dauern. Denn sobald die Natur zu neuem Leben
erwacht, ist es bei ihr mit der Ruhe vorbei: Die Nase juckt, die Augen tränen und ihr ganzer Körper ist
müde und schlapp. Schuld daran ist ihre Pollenallergie.
Bildunterschrift: Was kann man gegen eine Allergie tun?
Was kann sie nur dagegen tun? Vor einer Hyposensibilisierung, die ihrem Immunsystem beibringen
könnte, den Allergieauslöser zu tolerieren, hat sie sich bisher immer gedrückt. Drei Jahre lang Spritzen oder jeden Tag eine Tablette? Allein die Vorstellung ist für Nikola ein Graus. Also sucht sie nach
einer anderen Waffe im Kampf gegen die Allergie. Ihre Idee: Natürliche Heilmittel sollen helfen.
Können natürliche Heilmittel helfen?
Der Münchner Immunologe Dr. Peter Schleicher behandelt jeden Tag Patienten, die unter einer
Pollenallergie leiden. Er setzt dabei auch auf Mittel aus der Natur:
Zitat
"Wir haben das Problem, dass jedes Jahr mehr Patienten unter einer Allergie leiden. Viele vertragen
die chemischen Substanzen in Medikamenten nicht und schauen sich deshalb nach Alternativen um.
Und da gibt es eine Reihe von Verfahren in der Naturheilkunde, die gegen Pollenallergien helfen und
ganz wenige Nebenwirkungen haben."
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Rebecca Heinemann ist seit ihrer Kindheit Allergikerin. Sie hat viele Mittel ausprobiert, war mit keinem
zufrieden - bis sie es mit natürlichen Helfern wie Schwarzkümmel probierte:
Zitat
"Ich habe das über längere Zeit genommen, seitdem bin ich fast beschwerdefrei. Vor allem, was die
Heuschnupfenproblematik angeht, hat es mir geholfen. Ich habe zum Glück keine Scheu mehr vor
den Pollenflugmonaten."
Keine Scheu mehr vor den Pollenflugmonaten, das ist auch Nikolas Traum. Und damit der in Erfüllung
geht, nimmt sie gleich mehrere natürliche Heilmittel.
Schwarzkümmelöl
Dass die Samen des Schwarzkümmels und das aus ihnen gepresste Öl gesund sind, glaubten schon
die Leibärzte des Pharaos Tutanchamun. Der Segen des Öls besteht darin, dass es über 100
Wirkstoffe enthält. Ein wahrer Wundersaft also – auch für Pollengeplagte. Dr. Peter Schleicher:
Zitat:
"Der Wirkmechanismus ist sehr einfach: Er fördert im Körper eine Säure, die zwei Stoffe produzieren
lässt, die die Allergieneigung und die Entzündung hemmen."
Doch Vorsicht: Nicht alle angebotenen Mittel wirken gleich. Nur Öle aus Syrien oder Ägypten helfen
bei Allergien! Und: Von der Heilkraft profitiert nur, wer Schwarzkümmelöl regelmäßig einnimmt. Das
heißt für Allergiker: Am besten schon im Winter mit der Einnahme beginnen und bis zum Ende der
Pollenflugzeit nicht damit aufhören.
Salz-Zitronen-Spülung
Zitronen sehen zwar appetitlich aus, sind aber sauer. Und genau das ist das Tolle an ihnen. Ein paar
Tropfen Zitrone in die Nase und die Schleimhaut zieht sich zusammen. Eindringlinge wie Pollen
bleiben draußen. Noch effektiver ist es, wenn man die Zitrone mit Salz und Wasser mischt. So entsteht eine Lösung, die - als Nasendusche verwendet – äußerst hilfreich ist. Dreck und bereits eingedrungene Pollen werden einfach ausgespült, die Atemwege werden frei.
Apfelessig
Zwei Teelöffel Apfelessig und dazu ein halbes Glas Wasser – schon ist er fertig, der etwas
gewöhnungsbedürftige, aber wirkungsvolle Trunk. Die Pektine des Apfels stabilisieren die Schleimhaut, der Essig reinigt. Auch das ist gut für die Atemwege.
Brennnessel-Tee
Auch eine Brennnessel-Trinkkur hilft gegen die Pollenallergie. Denn die Brennnessel – egal ob
getrocknet oder frisch – blockt das Histamin, das die allergischen Symptome auslöst. Zwei Liter am
Tag und das Wohlbefinden steigt spürbar!
Ein paar Einschränkungen gibt es
Brennnessel und Co. können die Beschwerden zwar lindern, die Allergie heilen können sie aber auch
nicht. Und in schweren Fällen führt kein Weg an einem Arzt und an der Schulmedizin vorbei! Denn
niemand sollte riskieren, dass es zum sogenannten Etagenwechsel kommt und aus dem
Heuschnupfen allergisches Asthma wird.
Ist die Allergie dagegen nur leicht, können Betroffene die Helfer aus der Natur ruhigen Gewissens
ausprobieren – und dank ihnen den pollenreichen Tagen etwas entspannter entgegensehen.
Zu viele Pollen - Gefahr für Allergiker
Etwa 16 Prozent aller Deutschen leiden an einer Pollenallergie. Jedes Jahr, mit dem Ende des
Winters, beginnt für sie die Leidenszeit: laufende Nasen, Niesen, tränende Augen oder
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Kopfschmerzen sind nur einige der lästigen Symptome. In diesem Jahr befürchten Experten eine
besonders hohe Belastung für Pollenallergiker. Durch den langen, kalten Winter kommt es jetzt zu
einer "Pollenflut". Frühblüher wie Hasel und Erle treiben gleichzeitig aus. Und zusätzlich ist bereits mit
dem Beginn des Birkenpollenflugs zu rechnen. Hinzu kommt, dass die Experten dieses Jahr ein
sogenanntes Mastjahr der Birken erwarten. Alle zwei Jahre produzieren Birken besonders viele
Pollen, vermutlich um ihren Bestand zu sichern. Birkenpollen gelten als sehr aggressiv und allergen.
Pollen in der Stadt höheres allergenes Potenzial
Forscher haben herausgefunden, dass die Pollen in der Stadt ein höheres allergenes Potenzial haben
als Pollen auf dem Land. Sie gehen davon aus, dass die Feinstaubbelastung in Städten die
allergieauslösende Wirkung der Pollen erheblich verstärkt. Bei jedem zweiten Pollenallergiker
entwickelt sich aus dem lästigen, aber harmlosen Heuschnupfen ein Asthma-Experten sprechen dann
von einem sogenannten Etagenwechsel. Eine frühzeitige Hyposensibilisierung kann das in vielen
Fällen verhindern. Dabei werden den Betroffenen die Pollenallergene in steigender Dosierung unter
die Haut gespritzt, sodass sich der Körper langsam an die fremden Polleneiweiße gewöhnt und die
allergische Reaktion abgeschwächt wird beziehungsweise ausbleibt. Die Hyposensibilisierung wird
üblicherweise im Herbst begonnen und dauert etwa drei Jahre. Die Kosten werden von den
gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Lebensmittelallergie – Nuß und Kuss
Von Judith Kotra Stand: 08.12.2009
Bereits heftiges Küssen kann unter Umständen fatale Folgen haben. Auslöser sind aber nicht
Infektionen, sondern - kaum zu glauben - Nüsse, die zur Adventszeit gern geknabbert werden.
Der Kuss eines Nichtallergikers, der noch Nussspuren im Mund hat, kann für einen Allergiker
zu einer großen Gefahr werden.
Dabei sind Nüsse doch eigentlich gesund. Nicht umsonst enthält Studentenfutter Nüsse. Sie enthalten
viele Vitamine, Mineral- und sekundäre Pflanzenstoffe und fördern sogar die Intelligenz. Der Verzehr
von Nüssen senkt den Cholesterinspiegel und schützt Herz und Kreislauf. Ungesättigte Fettsäuren
verhindern auch den Aufbau von Fettdepots im Körper. Eine Handvoll Walnüsse täglich reduziert das
Risiko von Herzerkrankungen, so die US Gesundheitsbehörde.
Nussallergie: schon minimale Spuren reichen
3,7 kg Nüsse isst jeder Deutsche pro Jahr. Doch der Genuss ohne Reue, das gilt nicht für alle. Denn
Nüsse enthalten auch gefährliche Allergene. Die kleinste Spur von Nuss, Hautkontakt oder Einatmen
reichen, kann für Allergiker unter Umständen lebensbedrohlich werden. Die Beschwerden gehen von
Hautquaddeln, Rötung, Atemnot, Erbrechen und Durchfall bis zu schweren Kreislaufproblemen und
allergischem Schock.
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Bildunterschrift: Clark Gable und Vivian Leigh in "Vom Winde verweht". Küsse können für Allergiker
gefährlich werden
Die Nuss und der Kuss
Leider können auch durch Küsse Allergene weitergegeben werden. Hierfür gibt es medizinisch
belegte Beispiele, wo ein Nichtallergiker einen Allergiker unwissentlich durch einen Kuss in eine
lebensbedrohliche Situation gebracht hat. Noch dazu ist die Nussallergie nicht gerade selten, sie
kommt öfters vor als man denkt.
Das bestätigt auch die Allergologin Dr. med. Franziska Rueff von der Klinik und Poliklinik für
Dermatologie und Allergologie der LMU München:
Zitat:
"Allergien gegen Nüsse und Saaten sind eigentlich die häufigsten Allergien gegen
Nahrungsmittel, die wir hier haben. Und die können sich sehr unangenehm äußern. Viele Patienten
haben nur leichte Symptome mit Juckreiz im Mund. Es kann aber bis zur Atemnot, Kreislaufreaktionen
gehen und auch zu Todesfällen kommen."
Nussallergiker leben gefährlich Verzicht ist der beste Schutz
Diese Erfahrung machen Betroffene immer wieder. Obwohl sie Bescheid wissen, kann es dennoch zu
Zwischenfällen kommen. Denn heilen kann man die Nussallergie nicht, nur die Beschwerden lindern.
Keine Frage, die beste Therapie ist der Verzicht, das heißt die absolute Nussabstinenz. Das aber ist
viel leichter gesagt als getan. Das Lebkuchen oder Weihnachtsgebäck Nüsse enthalten, ist meist
offensichtlich. Versteckte Spuren gibt es jedoch in vielen Nahrungsmitteln: in Käse, Wurst, sogar Pizza
und mancher Sauce. Erdnussöl zum Beispiel wird zum Frittieren benutzt. Gefahr droht auch durch
versehentliche Verunreinigung. Im Gegensatz zu früher sind verpackte Produkte zwar heutzutage gut
gekennzeichnet, doch bei weitem nicht alle. Ein Allergiker muss die Liste der Zusammensetzung eines
Produktes sehr genau lesen. Wenn die Angaben nicht ganz schlüssig sind, sollten Allergiker am
besten die Finger davon lassen. Bei Frischware, ob aus der Bäckerei oder dem Restaurant, müssen
Nussallergiker noch vorsichtiger sein.
Was sind Nüsse?
Nicht alles, was wir Nuss nennen, ist auch eine Nuss. Botanisch gesehen ist die Kokosnuss eine
Steinfrucht und Mandeln sind Samen. Erdnüsse gehören zur Familie der Bohnen und Hülsenfrüchte.
Das ist mit einer der Gründe für sogenannte Kreuzreaktionen, die weitere allergische Reaktionen nach
sich ziehen können. Wer zum Beispiel auf Haselnuss reagiert, reagiert oft auch auf Hasel- und
Birkenpollen. Allergien können sich aber auch im Laufe des Lebens verändern. Deshalb ist es wichtig,
dass sich Allergiker immer wieder einem Prick-Haut-Test unterziehen. Mit Hilfe des Tests können
verdächtige Allergene entlarvt werden, denn schon bereits nach zehn Minuten verursachen die
kleinen Stiche eine typische Rötung und Quaddelbildung und beginnen zu jucken.
Ein Nussallergiker muss nicht gegen jede Nuss allergisch sein. Am gefährlichsten sind die Erdnuss,
die Walnuss und die Haselnuss. Am verträglichsten ist die Kokosnuss. Doch die Allergologin Dr. med.
Franziska Rueff von der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der LMU München rät
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Nussallergikern, vorsichtshalber alle Nüsse zu meiden, damit sie nicht durch mögliche Verwechselung
in Gefahr geraten. Viel mehr als die Betroffenen zu warnen und sie mit einem Notfallset auszurüsten,
können Ärzte derzeit leider nicht tun, bedauert die Allergologin.
Zitat: "Die Möglichkeit einer Hypo-Sensibilisierung, wie wir sie bei anderen Allergien haben, steht uns
hier grundsätzlich nicht zur Verfügung. Es gibt nämlich keine standardisierten Behandlungsextrakte.
Man kann bei hochgradig allergischen Menschen versuchen, eine Toleranz, eine Gewöhnung, zu
erzeugen, indem man unter stationären Bedingungen und Beobachtungen die Dosis allmählich
steigert. Das ist aber nicht ganz einfach. Das, was sicherlich jeder Patient mit einer potenziellen,
bedrohlichen Nahrungsmittel-Allergie haben sollte, ist ein Notfallset, damit er sich selbst Erste Hilfe
leisten kann."
Wichtig: immer Notfallset dabei haben
So ein Notfallset besteht aus Kortison-Tabletten, Antihistamin und einer rettenden Spritze. Der
Umgang mit so einer Spritze für den Notfall will jedoch geübt sein. Die richtige Instruktion zur
Anwendung erhalten Patienten vom behandelnden Arzt.
Leider sterben immer noch Betroffene, obwohl sie von ihrer Allergie wissen, weil sie für den Notfall
nicht gerüstet sind. Wichtig ist auch, stets einen Allergiepass bei sich zu tragen. Dort steht der Vorund Zuname, das Geburtsdatum und die Anschrift und wogegen jemand allergisch ist. Diese
Vorinformation kann im Notfall für eine medizinische Behandlung äußerst wichtig sein. Auch Partner,
Lehrer, Arbeitskollegen, kurzum alle im Umfeld eines Nussallergikers, sollten über die Allergie und die
zu treffenden Maßnahmen informiert sein - besonders jetzt in der Adventszeit, wenn alle voller
Begeisterung Nüsse knacken.
Pollenalarm – 6 Tipps gegen Heuschnupfen
Von Andrea Feilen
Stand: 14.04.2009
Sie fliegen wieder, die lästigen Plagegeister, die für unsere Natur so wichtig sind: Pollen.
Schönes Wetter und eine leichte Brise begünstigen den Pollenflug. Ein Alptraum für alle
Allergiker. Wir haben sechs Tipps, die den Heuschnupfen erträglicher machen.
Das Immunsystem der Allergiker erkennt die eigentlich harmlosen Blütenpollen als Bedrohung und
antwortet mit einer überschießenden Ausschüttung von Histamin. Die Folge dieser sinnlosen
Immunreaktion sind tränende und juckende Augen, ständiges Niesen, eine triefende Nase und
geschwollene Schleimhäute bis hin zur Atemnot. Wer im Alltag einige Regeln beachtet, kommt leichter
durch die Pollenzeit. Und das ganz ohne Medikamente.
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Sechs Tipps, die den Heuschnupfen erträglicher machen:
1. Tipp:
Lüften Sie dann, wenn wenig Pollen fliegen
Die Stärke des Pollenflugs ist abhängig von Uhrzeit und Wohnort. Dementsprechend können Sie sich
dann frische Luft gönnen, wenn wenig Pollen in der Umgebung sind. Wer in der Stadt wohnt, lüftet
am besten in den verkehrsarmen frühen Morgenstunden zwischen 6.00 und 8.00 Uhr. Auf dem Land
dagegen herrscht zwischen 4.00 und 6.00 Uhr die höchste Pollenkonzentration. Schuld ist der Wind,
der gerade morgens die Pollen aufwirbelt. Die beste Zeit, um zu lüften, ist hier zwischen 19.00 und
24.00 Uhr. Grundsätzlich ist ein Regenschauer ein Segen für den Allergiker. Doch Vorsicht: In der
ersten halben Stunde reichert sich die Pollenkonzentration in der Luft noch an, weil die Regentropfen
Pollen aus höheren Luftschichten zum Boden drücken. Nach einem mehrstündigen Regen ist die Luft
pollengefiltert. Ausgiebigem Lüften oder einem Spaziergang an der frischen Luft steht dann nichts
mehr im Wege, ganz unabhängig von der Uhrzeit.
2. Tipp:
Informieren Sie sich über Ihre Allergie
Ein Test beim Allergologen schafft Klarheit, welche Pollen die Allergie auslösen. Mit diesem Wissen
kann der Allergiker gezielt auf die Pollenflugvorhersagen in Zeitungen, im Radio oder im Internet
achten. Wer in einem Jahr noch im April beschwerdefrei durch die Natur spazieren könnte, könnte im
nächsten Jahr genau zur gleichen Zeit schon Probleme haben. Abhängig von Wetter und Temperatur
variiert die Blütezeit der verschiedenen Pflanzen von Jahr zu Jahr. Außerdem beobachten
Klimaforscher, dass aufgrund der Erderwärmung die Pollenflugsaison immer früher beginnt.
Typisch für Pollenallergiker sind Kreuzreaktionen auf andere Lebensmittel. Die Proteine der
Nahrungsmittel sind den allergieauslösenden Pollen so ähnlich, dass der Körper gleichermaßen mit
einer allergischen Reaktion antwortet. Wer zum Beispiel auf Birkenpollen allergisch ist, den quält oft
auch eine Haselnuss-Allergie.
Einige Kreuzallergien
Birke: u. a. Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Kirschen, Mandeln, Karotten, Nüsse, Tomaten
Gräser: u. a. Getreide (Weizen, Roggen, Hafer), Erbsen, Kiwis, Pfefferminze
Beifuß: u. a. Löwenzahn, Kamille, Pfeffer, Chili, Tomaten, Paprika, Kümmel, Basilikum
Hausstaubmilben: u. a. Krebse, Krabben, Shrimps, Garnelen, Hummer
Latex: u. a. Birkenfeigen (ficus benjaminus), Bananen, Avocados, Papayas, Kiwis.
3. Tipp:
Auch draußen gilt es, die Pollen von sich fern zu halten
Bei starkem Pollenflug sollten Sie vermeiden, ins Freie zu gehen. Sollten Sie keine Wahl haben,
können Sie Ihre Augen mit einer Sonnenbrille schützen. Rasenmähen geben Sie lieber an ein
Familienmitglied ab. Auf das Picknick im Grünen wird jeder Pollenallergiker freiwillig verzichten. Im
Auto gilt: Fahren Sie lieber mit geschlossenem Fenster. Einen Pollenfilter können Sie mit wenig
Aufwand in die Lüftungsanlage Ihres Wagens einbauen. Wer Sport treiben möchte, der sollte in die
Halle oder in ein Fitnessstudio ausweichen. Grundsätzlich gibt es auch in Hallenbädern kaum Pollen,
doch Vorsicht: Hier reizt das Chlor die schon empfindlichen Augen.
4. Tipp:
Flüchten Sie in den Urlaub
Verreisen Sie dann, wenn Ihr Allergen am stärksten fliegt. Urlaub am Meer oder im Hochgebirge ist
für Pollenallergiker nahezu ideal. Küstenregionen sind für Allergiker günstig, da der Wind meist vom
Meer her weht. Meerwind ist kaum durch Pollen belastet. Dreht der Wind und kommt über das Land,
kann es allerdings, je nach Vegetation, zu Pollenflug kommen. Im Hochgebirge ab 2.000 Meter ist die
Luft fast vollständig frei von Pollen.
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5. Tipp:
Sorgen Sie für eine hypoallergene Wohnung
Lassen Sie die Pollen nicht in Ihre Wohnung. Damit Sie unabhängig von der Uhrzeit lüften können,
sind Pollenschutzgitter eine lohnenswerte Anschaffung. Diese feinmaschigen Gitter sind kinderleicht
an die Fenster anzubringen. Tägliches Bodenwischen und Staubsaugen hilft, die Pollenbelastung in
der Wohnung so gering wie möglich zu halten. Für den Staubsauger gibt es spezielle Pollenfilter. Der
Pollenfilter hält Mikropartikel und Pollen auch wirklich im Staubsauger. Ohne pollendichte Filter
wirbeln die Allergene durch die gesamte Wohnung. Wäsche sollten Sie nicht im Freien, sondern im
Haus aufhängen.
6. Tipp:
Hängen Sie die Pollen ab
Pollen sind anhänglich. Sie haften an Haut und Haaren. Darum sollten Heuschnupfengeplagte vor
dem Schlafengehen duschen und Haare waschen. So gelangen die Pollen nicht aufs Kopfkissen und
von dort wieder in die Atemwege. Eine Nasendusche hilft, die unerwünschten Quälgeister, die sich
tagsüber in die Nase geschlichen haben, wieder hinauszubefördern. Legen Sie Ihre getragene
Kleidung nicht im Schlafzimmer ab. Denn auch Jeans und Pulli sind mit Pollen belastet.
Neue Immuntherapie
Neu auf dem Markt ist eine Immuntherapie, die der Allergiker jederzeit starten kann. Bisher durften
Patienten die Sensibilisierung nur im späten Herbst oder im Winter beginnen, also zu jenen
Jahreszeiten, in denen der Körper nicht mit den Allergenen beschäftigt war.
Heuschnupfen – alternative Grastablette
Stand: 22.03.2010
Die Standard-Therapie bei Heuschnupfen ist die Desensibilisierung. Wer keine Spritzen mag, der
kann es stattdessen mit der sogenannten Grastablette versuchen. Diese Lutschtablette ist seit
November 2006 auf dem Markt und funktioniert ähnlich wie die Desensibilisierung mit Spritzen: Sie
enthält eine geringe Menge der Allergene, an die sich der Körper mit der Zeit gewöhnen soll.
Bildunterschrift: An einer Blumenwiese hat nicht jeder Freude
Die Therapie dauert rund drei Jahre
Die Grastablette ist allerdings nicht für jeden geeignet, sondern nur für Patienten, die auf Gräserpollen
allergisch reagieren. Die Therapie soll mindestens acht, besser noch zehn Wochen vor Beginn des
Gräserpollenflugs beginnen und möglichst einen Zeitraum von drei Jahren durchgehalten werden.
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Dazu nimmt man täglich eine Tablette ein und läßt sie unter der Zunge zergehen. Gerade Kindern
kann man so den unangenehmen Pieks mit der Spritze ersparen.
Dass die Grastablette Wirkung zeigt, gilt inzwischen als erwiesen. Studien zufolge kann sie die
Symptome von Heuschnupfen deutlich senken. Der Nachteil: Anders als bei der Desensibilisierung
per Spritze kann der Arzt bei der Grastablette nicht überprüfen, ob sie auch wirklich eingenommen
wird. In Deutschland ist die Grastablette verschreibungspflichtig.
Nicht auf die leichte Schulter nehmen
Weltweit leiden rund 20 Prozent der Bevölkerung an Allergien. Betroffen sind vor allem immer mehr
Menschen in den Entwicklungsländern - Kinder wie Erwachsene. Die Folgen von Allergien würden zu
häufig unterschätzt, sagt der Wissenschaftler Claus Bachert. In Deutschland tränen jedem Sechsten in
der Pollensaison die Augen. Heuschnupfen führe unbehandelt bei etwa 40 Prozent der Patienten zu
Asthma. "Die indirekten Kosten der Folgekrankheiten sind wesentlich höher als die direkten
Behandlungskosten", so Bachert.
Heuschnupfen – Impfung in greifbarer Nähe
Stand: 16.03.2009
Bildunterschrift: Suche nach dem Impfstoff: Rudolf Valenta von der Uni Wien
An einer Impfung gegen Heuschnupfen und andere Allergien, vergleichbar mit der gegen Masern oder
Mumps – daran forscht Rudolf Valenta, Professor an der Medizinischen Universität Wien mit seinem
Team. Die ersten Hürden auf dem Weg zu seinem Ziel hat der Wissenschaftler bereits genommen.
Bald, so hofft er, wird der erste Impstoff für Birkenpollen-Allergiker auf den Markt kommen, der
schneller wirkt und weniger Nebenwirkungen hat als die übliche Hyposensibilisierung.
Ein Test an 100 Allergikern brachte vielversprechende Ergebnisse: Die Patienten mussten weniger
Spritzen über sich ergehen lassen als bei der Hyposensibilisierung. Und sie vertrugen den Impfstoff
besser. Auf dem Weg zur Marktreife muss die Wirksamkeit der neuen Methode in einem großen
klinischen Test nachgewiesen werden.
Bildunterschrift: Hyposensibilisierung: Spritzen über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren m
Ein Wirkstoff statt Cocktail
Die Hyposensibilisierung gilt bisher als einzige Therapie, die nicht die Symptome, sondern die
Ursachen einer Allergie bekämpft. Für die Patienten bedeutet das: wöchentlich, später alle vier
Wochen eine Spritze, über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren. Zudem können Nebenwirkungen
von Hautrötungen, Juckreiz, Schwellungen, Übelkeit bis hin zum allergischen Schock auftreten.
Bildunterschrift: Isolierte Allergene im Labor
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Valenta führt die Probleme bei der Immuntherapie auf die Zusammensetzung der gespritzten
Substanzen zurück: "Die klassischen Allergenextrakte enthalten sehr viele verschiedene Inhaltsstoffe
und sind in ihrer Zusammensetzung nicht so gut überprüfbar."
Höhere Dosierung, kürzere Therapie
Nicht viele, sondern nur einen wirksamen Inhaltsstoff enthält deshalb der Impfstoff, auf den Valenta
setzt. Im Labor ist es ihm gelungen, den Bestandteil aus Birkenpollen zu isolieren, auf den Allergiker
reagieren. Nach vielen Versuchen gelang es außerdem, das isolierte Allergen mithilfe gentechnisch
veränderter Bakterien in großer Menge herzustellen. Der Allergieauslöser wird den Patienten gespritzt
- ohne weitere Stoffe. "So kann man mit einer höheren Dosierung einsteigen", sagt Valenta.
Entsprechend verkürzt sich die Therapiezeit. Ein weiterer Vorteil: Die neue Methode ist wesentlich
billiger als die heute übliche Hyposensibilisierung. Jetzt arbeiten Valenta und sein Team daran, die
Allergene weiterer Pollen zu isolieren.
Heuschnupfen – Pollenkalender – wann fliegt was ?
Stand: 23.02.2009
Die Pflanzen können nichts dafür, dass wir niesen müssen. Sie halten sich an ihr uraltes Programm
und schicken Pollen zur Vermehrung aus. Allergiker reagieren darauf verschnupft. Die
Niesattacken kann nur eindämmen, wer den Hauptflugzeiten der Pollen entflieht. Dazu muss man
jedoch wissen, gegen welche Pollen man allergisch ist und wann sie fliegen. Unser Pollenflugkalender
hilft dabei.
Bildunterschrift: Pollenkalender
Heuschnupfen – Pollenmonitor
Stand: 16.03.2009
Möglicherweise würde es so manchem Heuschnupfen-Geplagten das Leben erleichtern, wenn er sich
dank exakter Vorhersagen auf den aktuellen Pollenflug einstellen könnte. Die manuelle PollenZählungen unter dem Mikroskop sind aufwändig und dauern. Brandaktuelle Daten kann nur ein
automatisches System liefern. In Freiburg steht der erste vollautomatische Pollenmonitor; entwickelt
vom Fraunhofer Institut für Physikalische Messtechnik.
Trennung in Pollen und Schmutz
Das Gerät, der Pollenmonitor, sieht aus wie ein etwas größerer Kühlschrank. Es saugt die
Umgebungsluft an und trennt die Pollen von den vielen Staub-Partikeln in der Luft. Die Pollen - nach
dem längeren Flug meist ausgetrocknet und geschrumpft - setzen sich auf eine wasserhaltige GelSchicht ab. Sie nehmen Wasser auf und werden damit größer und wieder gut sichtbar.
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Infos im Stundentakt
Zahl und Konzentration der Pollen, die der Monitor feststellt, sollen später im Stundentakt
beispielsweise an Ärzte, Kliniken, Medien und an den Deutschen Wetterdienst weitergegeben werden.
2008 erlangte der Pollenmonitor Serienreife. Rund um die Uhr analysieren diese Computer
Blütenstaub und werten die Ergebnisse automatisch und objektiv aus. Im nächsten Schritt werden
diese Ergebnisse an einen Zentralrechner weitergeleitet. Ziel der Wissenschaftler ist es, ein möglichst
dichtes Netz mit vielen automatischen Mess-Stationen in Deutschland aufzubauen. Die so
gewonnenen Daten könnten Allergikern helfen, ihren Tag und die Medikamenten-Einnahme danach
auszurichten. Ganz ablösen wird der Monitor die Pollenfalle vorerst nicht. Nach und nach soll das
Messnetz jedoch erweitert werden. Bis 2010 sollen 15 bis 20 Pollenmonitore zum Einsatz kommen.
Heuschnupfen – früher, mehr und länger
Stand: 22.03.2010
Pollen-Saison 2010
Zwar hat der strenge Winter den Allergikern zunächst eine kleine Atempause verschafft. Doch nun ist
die Pollen-Saison eröffnet. Den Anfang machen wie jedes Jahr Erle und Haselnuss. Und auch die
Birke beginnt bald zu blühen. Heuer erwarten Experten eine besonders hohe Belastung mit
Baumpollen - wie in jedem Jahr mit einer geraden Jahreszahl.
Keine Verschnaufpause für Allergiker: Aufgrund des Klimawandels werden die Winter immer milder
und die Pollen fliegen immer früher. Fachleute beunruhigt nicht nur der immer frühere Beginn der
Blüte vieler Pflanzen, sondern auch die erstaunlich hohe Pollenzahlen. Da triefen Allergikern schon
von den Kubikmeter-Zahlen die Nasen. Dass der Klimawandel an dieser Entwicklung schuld ist,
bezweifelt kaum jemand. Die Ökoklimatologin Annette Menzel von der TU Weihenstephan hat den
Beginn der Haselblüte der vergangenen 50 Jahre ausgewertet. Ihr Ergebnis: "Früherer Pollenflug ist
ein Effekt der wärmeren Frühjahre".
Bildunterschrift: Die Birke gehört zu den Frühblühern
Türöffner für neue Allergene
Für Allergiker bedeutet das, dass die Zeit im Jahr ohne Pollen in der Luft immer kürzer wird. Schon
jetzt dauert die Heuschnupfenzeit für besonders Geplagte mitunter von Dezember bis einschließlich
September. Doch der Klimawandel hat noch einen weiteren Effekt: Er ermöglicht es Pflanzen aus
anderen Regionen, bei uns Fuß zu fassen. Ein Beispiel ist Traubenkraut oder "Ragweed" aus
Nordamerika - ein Hauptallergen in den USA. "In Europa gab es das bis vor kurzem nicht", sagt der
Allergologe Johannes Ring. Jetzt kennt er auch hier schon die ersten Menschen, die darauf allergisch
sind.
Immer weiter verbreitet
Allergien drohen zur Volkskrankheit Nummer eins zu werden, betonte Anthony Frew, der frühere
Präsident der "Europäischen Akademie für Allergologie und klinische Immunologie". Schon heute
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leidet in Europa jeder Vierte an einer Allergie, und bis zum Jahr 2015 könnte etwa die Hälfte der
Menschen davon betroffen sein, so die Prognose. Durch Immuntherapien könne die Erkrankung bei
Erwachsenen oft unter Kontrolle gebracht werden, erklärte der Allergologe. Aber vor allem bei Kindern
nähmen Allergien ständig zu.
Heuschnupfen – Ambrosia der Allergikerschreck
Stand: 23.02.2009
Bildunterschrift: Ambrosia: Eine Pflanze unter Beobachtung
Später Blüher
In den USA kennt das Kraut fast jedes Kind. Der Schrecken der Pollen-Allergiker und Asthmatiker
heißt dort Ambrosia artemisiifolia, Beifußblättriges Traubenkraut oder ragweed. Durch
Getreidetransporte, verseuchte Erde und Vogelfutter wanderte es vor etwa 150 Jahren nach
Deutschland ein. Das Problem: Ambrosia-Pollen enthalten einen aggressiven Eiweißcocktail, auf den
Heuschnupfen-Geplagte mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit allergisch reagieren. Die robuste
Pflanze produziert 60.000 Samen, die bis zu 40 Jahre lang keimfähig bleiben und kann bis zu einer
Milliarde Pollen entwickeln.
Tipp
Umgang mit Ambroisa
Sie haben einen großen Ambrosia-Bestand entdeckt? Dann melden Sie sich bei Ihrem zuständigen
Landratsamt. Tipps zum Umgang mit der Pflanze finden Sie beim

Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit [lgl.bayern.de]
Zudem kann schon eine Berührung mit den behaarten Stielen eine Kontaktallergie auslösen. Sollte
sich Ambrosia artemisiifolia in unseren Breiten durchsetzen, verlängert sich das Leid der PollenAllergiker: Denn diese Pflanze blüht von August bis zum ersten Frost. Ihre Bestände werden daher
flächendeckend erfasst und sollen möglichst entfernt werden. Der Pollenwarndienst des Deutschen
Wetterdienstes beobachtet die Ambrosia-Pollenbelastung in Deutschland. Auch Ärzte untersuchen bei
Allergietests schon auf Ambrosia-Allergien.
Kampagne gegen Allergen
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Bildunterschrift: Ambrosia artemisiifolia oder Beifußblättriges Traubenkraut
Um der Pflanze Herr zu werden, startet die Bayerische Staatsregierung noch vor der Blühzeit eine
Aufklärungskampagne über die Ambrosia-Pflanze. Privatleute, Angestellte von Autobahnmeistereien
und Landwirte erhalten hier Informationen, wie sie eine Ausbreitung der Ambrosia verhindern können.
Zu finden ist das bis zu zwei Meter hohe Kraut in Hausgärten, auf Brachflächen, entlang der
Autobahnen zwischen München und Salzburg sowie Richtung Passau, Regensburg und Bamberg.
Das Gewächs ähnelt dem harmlosen Beifuß und der Studentenblume, auch Tagetes genannt. Reißen
Sie blühende Pflanzen nur mit Mundschutz und Handschuhen aus. In den USA, in Ungarn, der
Schweiz, Österreich und Frankreich ist die Beifuß-Ambrosie bereits zur Plage geworden.
Pollenflug
Ambrosia
Mehr über den aktuellen Pollenflug in Deutschland - auch von Ambrosia - erfahren Sie beim
Deutschen Wetterdienst unter www.dwd.de/pollenflug
Heuschnupfen – Tipps und Links
Stand: 26.09.2007
Studieren Sie den Pollenkalender und checken Sie die aktuelle Pollenflugvorhersage. Es gibt einige
Möglichkeiten, sich Pollen vom Leib zu halten. Vollständig aus dem Weg gehen kann man ihnen
jedoch leider nicht. Hier ein paar Tipps, um allergische Reaktionen möglichst klein zu halten.
Außerdem: Zwei interessante Links, die Pollengeplagten zusätzlich von Nutzen sein können.
Verhaltenstipps
Im Freien

Tragen Sie im Freien zum Schutz der Augen eine Sonnenbrille.

Halten Sie beim Autofahren die Fenster geschlossen. Noch besser: Lassen Sie einen
Pollenfilter in das Gebläse einbauen.

Spazieren Sie nicht über blühende Wiesen und Felder.

Treiben Sie keinen Sport im Freien.

Gehen Sie am besten eine halbe Stunde nach einem Regenschauer ins Freie, dann ist die
Pollenkonzentration geringer.

Halten Sie den Rasen im Garten kurz und mähen Sie als Pollenallergiker nicht selber.
Zu Hause
Lüften Sie die Zimmer in der Stadt zwischen 6.00 und 8.00 Uhr, auf dem Land zwischen 19.00
und 24.00 Uhr.

Richten Sie wenn möglich das Schlafzimmer auf der windabgewandten Seite ein.

Stellen Sie keine blühenden Pflanzen in der Wohnung auf - besonders im Schlafzimmer.

Waschen Sie sich in den Pollenflugzeiten abends die Haare.

Schaffen Sie in der Wohnung "Pollenfänger" wie etwa Gardinen, Teppiche und Polstermöbel
aus Stoff ab.

Legen Sie Ihren Urlaub in die Zeit, in der Sie zu Hause am stärksten unter den Pollen leiden. Ideale
Reiseziele sind Urlaubsorte im Gebirge und am Meer.
Links
Informationen rund um das Thema "Heuschnupfen" im Internet:

Aktionsplan gegen Allergien: Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (BMELV) [bmelv.de]

Inhalationsallergie:
Bayerisches
Landesamt
für
Gesundheit
und
Lebensmittelsicherheit [lgl.bayern.de]
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Lebensmittelallergien und Restaurantbesuch
Von Annette Bögelein
Stand: 15.09.2009
Wenn Allergiker essen gehen wollen, dann haben sie oft Extrawünsche. Und nicht selten ist die
Küche damit überfordert. Jetzt gibt es vom Deutschen Allergie- und Asthmabund
Allergiekarten zum Mitnehmen ins Restaurant. Das Ziel: Aufklärung über die häufigsten
Allergieauslöser in Lebensmitteln. Wird mit dem neuen Service das außer Haus Essen
einfacher?
Lebensmittelallergiker müssen besonders vorsichtig sein. Denn auf den Speisekarten stehen in der
Regel nicht die Inhaltstoffe der angebotenen Gerichte. Für Allergiker ist es wichtig – sogar
lebenswichtig – zu wissen, ob im Essen ein verstecktes Allergen enthalten ist, das ihm gefährlich
werden kann.
Das Bewusstsein für diese Problematik ist in der Gastronomie noch sehr dürftig. Sie sind oft mit
Extrawünschen von Allergikern überfordert. Viele Köche sind gar nicht in der Lage, sicher
auszuschließen, ob Ei, Weizen oder Milch im Essen enthalten sind. Das liegt zum einen an den
Abläufen in der Küche - vor allem in Großküchen – und zum anderen an der Tatsache, dass in vielen
Lokalen vorgefertigte Produkte eingesetzt werden. Niemand in der Küche weiß ganz genau, was darin
enthalten ist. Wen wundert es also, dass die meisten Allergiker auf den Besuch eines Restaurants
verzichten und lieber selber kochen.
Beim Einkaufen auf der sicheren Seite
Beim Einkaufen können sich Allergiker sicher fühlen. Seit 2005 werden die 14 Hauptallergene auf den
Verpackungen aufgeführt, sie lösen neunzig Prozent der Lebensmittelallergien aus
Die Hauptauslöser sind:

Weizen und daraus hergestellte Erzeugnisse

Krebstiere und Krebstiererzeugnisse

Eier und Eierzeugnisse

Fisch und Fischerzeugnisse

Erdnüsse und Erdnusserzeugnisse

Soja und Sojaerzeugnisse

Milch und Milcherzeugnisse

Nüsse (Hasel-, Wal-, Kaschu-, Pecan-, Para-, Macademia-, Queenslandnuss, Pistazie und
Mandel sowie daraus hergestellt Erzeugnisse

Sellerie und Sellerieerzeugnisse

Senf und Senferzeugnisse

Sesamsamen und Sesamsamenerzeugnisse

Lupinen und Lupinenerzeugnisse

Weichtiere und daraus hergestellte Erzeugnisse

Schwefeldioxide und Sulfite
Die Zahl der Allergiker, die auf ein oder mehrere Lebensmittel reagieren, nimmt stetig zu. Nach
Schätzungen sind drei bis fünf Millionen betroffen – Tendenz steigend, so der Deutsche Allergie- und
Asthmabund.
Während das Einkaufen für Allergiker durch die Lebensmittelkennzeichnung relativ einfach ist, kann
ein Restaurantbesuch für Betroffene verhängnisvoll sein. Neben Rötungen, Schwellungen, Jucken,
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Kribbeln, Atemnot, Schwindel und Magendarm-Verstimmungen können manche von ihnen bei Kontakt
mit dem Allergen einen lebensgefährlichen Schock erleiden.
Bildunterschrift: Eine Suppe im Restaurant - nichts für Allergiker, denn sie wissen nicht, welche
Lebensmittel enthalten sind.
Großes Risko: Unwissenheit
Um dies zu verhindern, müssen nicht nur der Koch, sondern auch alle Mitarbeiter in der Küche und
das gesamte Servicepersonal im Lokal gut informiert sein! Häufige werden die Allergien durch
Unwissenheit einfach unterschätzt. Viele meinen, dass Allergiker nichts zu befürchten haben, wenn
sie nur kleine Mengen des Allergens zu sich nehmen. Andere glauben, dass das Braten bei hoher
Hitze Allergene völlig zerstöre oder dass es ausreiche, den allergieauslösenden Stoff von einer Speise
zu entfernen.
Allergiekarten für den Restaurantbesuch
Um mehr Aufklärung und Sensibilität für das Thema Lebensmittelallergien herzustellen, gibt der
Deutsche Allergie- und Asthmabund seit ein paar Wochen kostenlose Infokärtchen zum Mitnehmen
ins Restaurant heraus. Sie enthalten unter anderem Tipps, wie in der Küche mit den Allergenen
umzugehen ist. Die Kärtchen können kostenfrei im Internet bestellt werden.
„Eine Bitte an den Koch“ ist der auffordernde und ermutigende Spruch auf diesen Restaurantkarten.
Wer allergiefreies Essen anbieten möchte, muss viel beachten.
Die Garantie der Inhaltstoffe
Dazu muss ein Koch die Inhaltstoffe seiner Produkte kennen und sich beim Lieferanten
rückversichern, also eine Liste der Inhaltstoffe anfordern. Denn anders als im freien Handel sind auf
Produkten der Gastronomie nicht immer alle Zutaten aufgelistet. Das gesamte Personal muss immer
darauf achten, dass sich die Zutaten in den Lebensmitteln nicht verändern.
Jede Zutat muss beachtet werden, auch wenn vorgefertigte Produkte wie Würste, Saucen, Brot oder
Desserts verwendet werden. Desweiteren dürfen allergiefreie Lebensmittel nicht in der Nähe von
allergiehaltigen Lebensmitteln lagern. Es besteht sonst Kontaminationsgefahr. Allergiefreie
Lebensmittel sollten am besten in geschlossenen Behältern aufbewahrt werden. Allergiehaltige
Produkte sollten gut gekennzeichnet sein.
Probleme können auftreten, wenn Informationen zu Zutaten fehlen oder schwer zu lesen sind. Oder
wenn der Koch und die Mitarbeiter nicht erkennen können, dass das Lebensmittel von den bisher
gelieferten abweicht oder sich die Rezeptur verändert hat.
Bildunterschrift: Allergiefreies Essen sollte in einem Topf gekocht werden, der nur dafür benutzt wird.
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Besondere Hygienemaßnahmen
Bei der Zubereitung der Speisen muss ein allergiefreier Platz - eine "allergenfreie Zone" - zur
Verfügung stehen. Jede noch so kleine Verunreinigung kann für den Gast dramatische Folgen bis
zum tödlichen Schock haben.
Das Kochgeschirr muss immer gründlichst mit heißem Wasser und Spülmittel gesäubert werden und
sollte am besten nie mit einem der vierzehn Hauptallergene in Berührung kommen. Auch das
Personal sollten sich vor der Arbeit die Hände sorgfältigst reinigen. Bei der Zubereitung der Speisen
muss der Koch neben den Hauptzutaten auch auf Nebenzutaten wie Verdickungsmittel,
Würzmischungen oder Fonds für Saucen achten. Auch in ihnen können sich Allergene verstecken.
Bei der Zubereitung von allergiefreien Speisen muss man sich streng an die Vorgaben halten und darf
keine Experimente wagen. Auch dann nicht, wenn ein Lebensmittel ausgeht. Falls eine
Rezepturänderung vorgenommen wird, ist es auch wichtig, das Servicepersonal zu informieren.
Speisen, die sich für Allergiker generell weniger eignen:

Frittierte Gerichte: Es können Verunreinigungen entstehen, da viele Lebensmittel im gleichen
Fett frittiert werden.

Fertige Nachtische und Desserts, da die Zutaten und die Zubereitung nicht exakt
nachvollziehbar sind. Aus dem gleichen Grund sind auch fertige Soßen und Dressings sowie
Aufläufe, Eintöpfe und Überbackenes nicht zu empfehlen. Auch Gerichte von Büffets sind wegen
einer möglichen Verunreinigung zu meiden.
Mit einem geringeren Risiko sind folgende Speisen zu bewerten:

Gerichte, die in einer separaten Pfanne angerichtet werden.

frisches Obst.

Salatdressings, die selber zusammengestellt werden.

Gerichte, bei denen alle Zutaten bekannt sind.

raffinierte Öle.
Selbst im Service, beim Aufdecken und Servieren der Speisen gibt es Empfehlungen: separates
Geschirr und Vorlegebesteck sind wichtig. Auf jede Dekoration der Speisen sollte verzichtet werden.
Als Nachtisch keinen Dessertwagen anbieten, sondern lieber frisches Obst zur Verfügung stellen. Das
Essen für Allergiker sollte immer separat herausgegeben werden – und nicht zusammen mit anderem
Essen! Kein nusshaltiges Gebäck auf dem Kaffeeteller platzieren!
Praktische Tipps
Eine Absage ist im Zweifelsfall besser als eine unsichere Auskunft. Es ist auch möglich, mit dem Gast
nach alternativen, verträglichen Speisen zu recherchieren oder ihm extra Etwas zuzubereiten. Und
wenn das nicht möglich ist, ist ein "Nein" besser als ein unsicheres "Ja". Vielleicht können die vom
Gast gewünschten Vorbereitungen und Informationen bis zum nächsten Besuch geklärt und
bereitgestellt werden. Wer sich ganz auf Allergiker einstellen möchte, kann im Lokal, auf dem Tisch
oder an der Wand einen Hinweis geben, dass das Lokal für Lebensmittelallergiker geeignet ist und
den Gast auf der Website auffordern, im Vorfeld mit dem Koch in Verbindung zu treten.
Trotz Restaurantkarten für Allergiker gilt unvermindert: Immer Notfallmedikamente dabei haben!
Fehler können immer passieren.
Adressen:
Verbraucherzentrale Bayern e.V
Andrea Danitschek
Beratungsstelle München
Mozartstraße 9 ,
80336 München
Internet: www.verbraucherzentrale-bayern.de
Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V. (DAAB)
Fliethstraße 114
41061 Mönchengladbach
E-Mail: [email protected]
Internet:www.daab.de
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Lebensmittelallergien
Äpfel, Nüsse, Eier, Fisch oder Getreide können Allergien auslösen. Bei manchen Menschen bekämpft
das Abwehrsystem diese und andere eigentlich harmlosen Nahrungsmittel, als ob es sich um
Krankheitserreger handeln würde. Prinzipiell kann jedes Lebensmittel eine Allergie auslösen. Aber
auch Geschmacksverstärker wie Natriumglutamat und Farbstoffe können als Auslöser in Frage
kommen. Die Stoffe, die Allergien auslösen, werden Allergene genannt. Neben bestimmten
Lebensmitteln können auch in Tierhaaren, Pollen oder Haustaubmilben Allergene sein. Der Körper
bildet zu ihrer Bekämpfung Antikörper, Immunglobuline der Klasse E, kurz IgE genannt.
Harmlosere Symptome sind Ausschlag, Niesen, Juckreiz oder ein Kribbeln im Mund. Bei manchen
Allergien treten jedoch sehr heftige Reaktionen innerhalb von wenigen Minuten auf: die Schleimhäute
schwellen zu, es kann zu Atemnot und Kreislaufproblemen kommen, einem sogenannten
anaphylaktischen Schock, der schwersten Form der allergischen Reaktion. Treffen kann es eigentlich
jeden, denn bisher gibt es noch keine definierte Risikogruppe. Lediglich vom Rauchen weiß man, dass
es die Allergieanfälligkeit erhöht. In Notfall kann es für Allergiker lebenrettend sein, mit dafür
vorgesehenen Medikamenten umzugehen.
Die Erdnussallergie gilt als die gefährlichste aller Allergien, denn Allergiker reagieren schon auf
allerkleinste Mengen der Hülsenfrucht. Schon ein Kuss von jemandem, der Erdnüsse gegessen hat
und selbst der Geruch können bereits Beschwerden auslösen.
Der Deutsche Allergie und Asthmabund (DAAB) hat zusammen mit dem englischen Institut für
Lebensmittelforschung bereits vor einigen Jahren einen Katalog herausgebracht. Darin sind
mittlerweile fast 150 Lebensmittel aufgelistet und die allergischen Reaktionen aufgelistet, die sie bei
manchen Menschen auslösen können.
Die Diagnose - verschiedene Testverfahren
Meistens beginnt die Diagnosefindung mit dem "Prick-Test". Dabei werden dem Patienten kleinste
Bestandteile des potenziell allergieauslösenden Stoffes in die Haut gepiekt. Zeigt sich nach einiger
Zeit ein rötlicher Ausschlag, reagiert der Patient auf genau diesen Stoff. Allerdings weist der Hauttest
lediglich eine besondere Sensibilität gegenüber dem Lebensmittel nach. Ob es sich aber um eine
Allergie handelt, kann dieser Test noch nicht zeigen. Beim "Reib-Test" werden ganze Lebensmittel auf
die zuvor eingeritzte Haut gerieben. Doch nur hochgradig sensibilisierte Menschen sollen darauf
reagieren.
Eine weitere Möglichkeit ist die Untersuchung des Blutes auf das Immunglobulin E. Diese Antikörper
sind jedoch relativ kurzlebig, lassen sich also nicht immer nachweisen. Manche Wissenschaftler halten
auch den Nachweis von IgE im Blut noch nicht für einen Beweis, dass eine Allergie besteht.
Um eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, Allergie oder Entzündung nachzuweisen, testen einige
Heilpraktiker und Ärzte das Blut auf IgG-Antikörper (Immunglobuline der Klasse G). Der Mensch bildet
sie, wenn er mit der Nahrung Eiweiße aufnimmt. Also eigentlich ständig. Diese Antikörper sind keine
Indizien für eine Allergie, sondern zeigen nur an, dass der Körper sich bereits mit diesen Bestandteilen
der Nahrung auseinandergesetzt hat. Der Ärzteverband der Allergologen in Deutschland warnt vor
diesem Test. Es gibt sogar eine Leitlinie, die besagt, der IgG-Test sei zum Nachweis einer
Lebensmittelallergie ungeeignet.
Und deshalb ist dieser Test eine Gefahr, sagt auch Sabine Schnadt vom DAAB. Denn wenn Patienten
auf Grund des IgG-TestResultats eine Diät beginnen, können sie ihrem Körper langfristig schaden.
Weil sie auf Nahrungsmittel verzichten, die sie eigentlich essen könnten.
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Manche Allergien verlieren sich in der Pubertät
Wer bereits als Kind erkrankt, hat gute Chancen, die Allergie während der Pubertät wieder zu
verlieren. Bei drei von vier kleinen Patienten sei das so, sagt Margitta Worm, Professorin für
Dermatologie und Allergologie an der Berliner Charité. Insgesamt aber steigt die Zahl der
Lebensmittelallergiker. Und das wird wohl auch so bleiben, meint Professor Johannes Ring von der
Poliklinik der Technischen Universität München. Denn: "Wenn die Eltern Allergiker sind, steigt die
Wahrscheinlichkeit, dass der Nachwuchs auch damit zu kämpfen hat."
Oraltherapie gegen Allergie
Erdnussallergien zählen zu den besonders schweren Lebensmittel-Allergien. Während die meisten
Kinder ihre Kuhmilch- oder Hühnereiweißallergie bis zur Einschulung überwunden haben, hält sich die
Erdnussallergie bei vier von fünf Betroffenen ein Leben lang. Die einzige Möglichkeit der Behandlung
ist die sogenannte Desensibilisierung. Das ist neuerdings mit einer oralen Immuntherapie möglich: An
der Berliner Charité werden ausschließlich Kinder und Jugendliche mit Schokoladenpudding
schrittweise an Erdnüsse gewöhnt. Anfangs werden nur winzige Mengen Erdnuss-Teile in den
Pudding gegeben - unter ärztlicher Aufsicht wird die Dosis dann alle 14 Tage erhöht. Das Ziel ist, dass
zunächst der Verzehr mindestens einer Erdnuss vertragen wird und keine lebensgefährlichen
allergischen Reaktionen auftreten.
Parallel üben die Kinder den Umgang mit der Notfallspritze, die sie während der laufenden Desensibilisierungstherapie immer bei sich führen müssen. Sie enthält Adrenalin, das bei schweren allergischen Reaktionen mit Atemnot oder Kreislaufversagen Leben rettet. Außerdem ist es wichtig, dass
Kinder richtiges Einkaufen lernen, denn viele Lebensmittel enthalten Spuren von Nüssen.
Lebensmittelallergien und -unverträglichkeiten
Autorin: Kerstin Kropac
Subjektiv haben Lebensmittelallergien in den vergangenen Jahren massiv zugenommen. Inzwischen
glaubt schon jeder Fünfte, an einer solchen Allergie zu leiden. Ein Irrtum! Denn tatsächlich sind nur 1
bis 2 Prozent der Erwachsenen betroffen. Auch eine Zunahme der Lebensmittelallergiker lässt sich
statistisch nicht belegen.
Was sich allerdings verändert hat, sind unsere Essgewohnheiten. Heute landen viele Lebensmittel auf
unserem Teller, auf die wir vor 20 bis 30 Jahren gar nicht reagieren konnten, weil es sie bei uns gar
nicht gab – wie zum Beispiel die Kiwi oder das Sesambrötchen.
Immer mehr Menschen reagieren auf Lebensmittel, doch eine echte Allergie liegt eher selten vor
Noch dazu hat man heute verbesserte Diagnosemethoden. Was früher als Reizdarm diagnostiziert
wurde, entpuppt sich heute als Allergie oder als sogenannte „Pseudoallergie“, die Unverträglichkeit –
beispielsweise die Lactoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit) oder die Fruchtzuckerunverträglichkeit.
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Aber wie findet man heraus, was die Magenbeschwerden verursacht? Wer kann feststellen, ob eine
echte Allergie oder eine Unverträglichkeit vorliegt?
Die Lebensmittelallergie – Symptome
Anschwellen der Lippen, Kribbeln auf der Zunge, Magenkrämpfe, Erbrechen, Durchfälle,
Asthmaanfälle – der Körper reagiert sehr individuell auf Lebensmittel, die eine allergische Reaktion
hervorrufen. Manche Betroffene reagieren leicht, andere sehr stark auf den allergenen
Lebensmittelbestandteil. In besonders schweren Fällen kann es sogar zum anaphylaktischen Schock
kommen und tödlich enden. Jedes Jahr sterben Menschen an der Körperreaktion auf ihre
Erdnussallergie!
Die allergische Reaktion tritt meist kurz nach dem Verzehr ein, nach 30 bis 60 Minuten.
Die Lebensmittelallergie – Diagnose
Eine echte Lebensmittelallergie ist eine fehlgesteuerte Überreaktion der körpereigenen Abwehr: Die
Antikörper reagieren auf einen völlig ungefährlichen Lebensmittelbestandteil und lösen Alarm aus.
Die körpereigenen Antikörper (Immunglobulin E, kurz: IgE) sind im Blut nachweisbar. Eine echte
Lebensmittelallergie lässt sich also per Bluttest feststellen. Alternativ kann ein Pricktest durchgeführt
werden. Dabei werden dem Patienten kleinste Bestandteile des potenziell allergieauslösenden Stoffes
in die Haut gestochen. Zeigt sich nach einiger Zeit ein rötlicher Ausschlag, reagiert der Patient auf
genau diesen Stoff. Allerdings weist der Hauttest lediglich eine besondere Sensibilität gegenüber dem
Lebensmittel nach. Ob es sich aber um eine Allergie handelt, kann dieser Test alleine noch nicht
zeigen. Viele Ärzte entscheiden sich daher für beide Untersuchungen, Bluttest und Pricktest, um die
Diagnose ganz sicher stellen zu können. Die Kosten dieser Untersuchungen übernimmt die
Krankenkasse.
Lebensmittelunverträglichkeiten
Bei der Mehrzahl der Betroffenen lässt sich aber trotz der typischen Symptome keine AntikörperReaktion im Blut nachweisen. Bei ihnen handelt es sich dann möglicherweise um eine
„Pseudoallergie“, eine Lebensmittelunverträglichkeit. Geschätzt leiden etwa 20 Prozent der
Erwachsenen darunter. Am häufigsten treten die Gluten-, die Histamin-, die Lactose- und die
Fruchtzuckerintoleranz auf.
Milchprodukte sollten bei der Lactoseintoleranz nicht oder nur eingeschränkt gegessen werden
Lactoseintoleranz
Bei der Lactoseinoleranz, der Milchzuckerunverträglichkeit, fehlt das Verdauungsenzym Lactase.
Dieses Enzym sollte den Milchzucker eigentlich spalten. Gelangt ungespaltener Milchzucker in den
Dickdarm des Menschen, wird er dort von den Darmbakterien vergoren. Die Folge: Blähungen und
Durchfall. Anders als bei Allergien, bei denen die allergenen Lebensmittel streng gemieden werden
sollten, tolerieren manche Betroffene kleine Mengen Lactose. Wie viel genau, das muss jeder
Betroffene selbst austesten. Um eine Lactoseintoleranz zu diagnostizieren, führt ein Arzt einen
Atemtest durch. Dazu trinkt der Patient auf nüchternen Magen eine Lactose-Lösung. Wird die Lactose
von den Darmbakterien verstoffwechselt, ist später im Atemtest Wasserstoff messbar und damit die
Unverträglichkeit festgestellt. Dieser Test wird von der Krankenkasse gezahlt.
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Viele Menschen vertragen den Fruchtzucker in Obst nicht
Fructoseintoleranz
Ebenfalls sehr häufig: die Fructose-, also Fruchtzuckerintoleranz. Bei Menschen, die nach dem
Verzehr von Obst über Magenschmerzen, Übelkeit oder Durchfall klagen, funktioniert ein
Transportprotein nicht richtig: das GLUT-5. Dieses Protein hat eigentlich die Aufgabe, die Fructose
aus der Nahrung durch die Dünndarmzellen in den Organismus zu schleusen. Versagt das
Transportsystem, gelangt der Fruchtzucker unverdaut in den Dickdarm. Die Darmbakterien müssen
den Fruchtzucker dann verstoffwechseln. Dadurch entstehen Gase.
Um die Fructoseintoleranz zu diagnostizieren, muss der Patient ebenfalls einen Atemtest durchführen.
Besteht eine Unverträglichkeit, ist diese dann anhand des Wasserstoffgases H2 im Atem messbar.
Glutenintoleranz
Schätzungsweise jeder 500ste Deutsche verträgt das Eiweiß Gluten nicht. Allerdings wissen 70 bis 80
Prozent der Betroffenen nichts von ihrer Erkrankung, da die Symptome sehr unspezifisch sind:
Bauchschmerzen, Durchfall, Gewichtsabnahme, Schlaflosigkeit, Müdigkeit oder Depressionen.
Gluten ist in Getreide enthalten
Bei einer Glutenunverträglichkeit reagiert der Körper auf das in Getreide enthaltene Klebereiweiß
Gluten. Der Dünndarm zersetzt die Nahrung in ihre Bestandteile. Die Nährstoffe gelangen von dort
über die Schleimhaut ins Blut. Der Darm ist mit Ausstülpungen ausgekleidet, den Zotten. Betroffene
reagieren auf Gluten mit einer Entzündung der Darmschleimhaut und einer Rückbildung der Zotten.
Dadurch verkleinert sich die Oberfläche des Dünndarms, der Körper kann nicht mehr ausreichend
Nährstoffe aufnehmen. Das führt häufig zu Mangelerscheinungen. Der Hausarzt kann eine
Glutenunverträglichkeit, eine Zöliakie, nachweisen, indem er zunächst das Blut auf Antikörper
untersucht. Eindeutiger ist allerdings eine Dünndarmbiopsie, bei der eine Gewebeprobe genommen
wird.
Histaminose
Wer auf Wein, Käse oder Sauerkraut mit Beschwerden reagiert, leidet möglicherweise unter der eher
unbekannten Unverträglichkeit Histaminose. Die Symptome sind sehr unterschiedlich, es können
Blähungen, Magenschmerzen, sogar Hitzewallungen auftreten. Die Ursache: Der Abbau des
Botenstoffs Histamin ist gestört. Dieser Botenstoff kommt im Körper hauptsächlich in den Mastzellen
vor. Sie bilden und speichern das Histamin und geben es als Abwehrreaktion frei – zum Beispiel bei
einer Allergie. Das Histamin kurbelt das Immunsystem an. Der Stoff ist in fast allen Lebensmitteln und
Medikamenten enthalten. Normalerweise baut das Enzym Diaminoxidase (DAO) den Botenstoff ab. Im
Fall einer Histaminintoleranz ist die Aktivität dieses Enzyms eingeschränkt. Es kann durch die
Nahrung aufgenommenes und im Körper gebildetes Histamin nicht ausreichend abbauen. Isst der
Betroffene histaminhaltige oder histaminfreisetzende Nahrungsmittel, reagiert der Körper. Die
Diagnose wird über einen Blut- oder Urintest gestellt. Ein Ernährungsprotokoll soll zusätzlich
Aufschluss geben, welche Lebensmittel die Unverträglichkeitsreaktionen hervorrufen.
Der IgG4-Test
Mit zunehmender Häufigkeit empfehlen Hausärzte ihren Patienten einen sogenannten IgG4-Test, um
Lebensmittelallergien oder Lebensmittelunverträglichkeiten festzustellen. Dafür wird das Blut der
Patienten auf IgG-Antikörper, also Immunglobulin-G-Antikörper, untersucht. Der Mensch bildet sie,
wenn er mit der Nahrung Eiweiße aufnimmt – also eigentlich ständig. Diese Antikörper sind keine
Indizien für eine Allergie, sondern zeigen nur an, dass der Körper sich bereits mit diesen Bestandteilen
der Nahrung auseinandergesetzt hat. Der Ärzteverband der Allergologen in Deutschland warnt vor
diesem Test. Es gibt sogar eine Leitlinie, die besagt, der IgG-Test sei zum Nachweis einer
Lebensmittelallergie ungeeignet. Dieser Test muss aus eigener Tasche gezahlt werden.
Buchtipps:
Seite 46 von 55


Maximilian Ledochowski
Wegweiser Nahrungsmittel-Intoleranzen
Trias, 2009
ISBN 9783830434740
Preis: 14,95 Euro
Christiane Schäfer, Anja Constien, Imke Reese
Praxisbuch Lebensmittelallergie
Der sichere Weg zur richtigen Diagnose und optimalen Therapie bei Allergien und
Unverträglichkeiten
Südwest, 2007
ISBN 9783517082868
Preis: 16,95 Euro
Links:

Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.. Informationen rund um das Thema
Allergien

Deutsche Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie. Homepage mit
Leitlinien, Positionspapieren und Stellungnahmen der Gesellschaft

Deutsche Zöliakie Gesellschaft e.V.. Umfangreiche Informationen zum Thema Zöliakie
und glutenfreie Ernährung
Allergie durch Duftstoffe
Autorin: Monika Härle
Claudia P. hat einen Termin beim Allergologen Dr. Lichtnecker in Erkrath bei Düsseldorf. Denn seit
Monaten hat sie Probleme mit ihren Augen, ihren Atemwegen und ihrer Lunge. „Wenn ich mich in
einer Parfümerie aufhalte oder in der Nähe von Duftkerzen bin oder von Raumsprays, da reagiere ich
sehr sensibel drauf“, beschreibt sie ihre Probleme. „Das fängt an mit Niesreiz, tränenden Augen und
kann letztendlich auch bis zu Asthmaanfällen gehen.“
Seit Monaten hat Claudia P. Probleme mit ihren Augen und den Atemwegen, wenn sie mit Duftstoffen
in Kontakt kommt
Zweithäufigste Kontaktallergie
Dr. Lichtnecker vermutet eine Duftstoffallergie, die zweithäufigste Kontaktallergie überhaupt, mit einer
halben bis einer Million Betroffenen. „Die typische allergische Erstreaktion ist die auf der Haut“, erklärt
uns Dr. Lichtnecker. „Es kann aber auch viel weiter gehen. Es können Symptome im Bereich der
Augen, der Nase und vor allem des bronchopulmonalen Systems auftreten. Im bronchopulmonalen
System haben wir natürlich die Problematik, dass es auch zu einer Atemwegsverengung kommen
kann. Die kann akut geschehen, im Rahmen eines allergischen Schocks, und kann damit auch
lebensbedrohlich sein.“
Duftstoffe stecken heute in Seifen, Körperpflegemitteln oder auch Putzmitteln
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Duftstoffe gibt es nicht nur in Parfüms. Auch Seifen, Körperpflegemittel und Putzmittel sind heute
meist mit Duftstoffen versehen, ebenso wie WC-Reiniger. Die Düfte werden aus über 3.500
verschiedenen chemischen Substanzen zusammengemixt. Von einigen werden jedes Jahr über 1.000
Tonnen produziert. Bei den meisten davon hat man die Wirkung auf unsere Gesundheit noch nicht
untersucht.
Beim Epikutantest wird ein Pflaster mit verschiedenen Duftstoffen auf die Haut geklebt
Test auf die Allergie
Dr. Lichtnecker führt bei Claudia P. einen sogenannten „Epikutantest“ durch. Er präpariert ein Pflaster
mit verschiedenen Duftstoffen. Das klebt er seiner Patientin auf die Haut. Ergebnis: Nach ein paar
Tagen hat sich ein Ekzem entwickelt – ein sicheres Zeichen für eine Duftstoffallergie. Auch Duftstoffe,
die aus der Natur kommen, die zum Beispiel aus Blüten extrahiert werden, sind für Allergiker nicht
unproblematisch. „Bei der pflanzlichen Zusammensetzung erwarten wir sogar noch zusätzlich mehr
Reaktionen, weil Eiweiße von den Pflanzen bei der Extraktion mit in das Produkt kommen“, so Dr.
Lichtnecker. Nur für 26 allergieauslösende Duftstoffe schreibt die EU einen Warnhinweis vor. Damit
man den findet, muss man bei einigen Duftölen erst das Etikett abziehen. Da steht dann:
„Sensibilisierung durch Hautkontakt möglich, kann beim Verschlucken Lungenschäden verursachen ...
Darf nicht in die Hände von Kindern gelangen.“
Zum ersten Mal ausgelöst wird die Allergie fast immer über den Kontakt von Duftstoffen mit der Haut.
Je länger der besteht, desto größer ist die Gefahr. Wenn man die Allergie erst einmal entwickelt hat,
reagiert der Körper meist sehr schnell auf Duftstoffe. „Es kommt sofort zu entsprechenden
Beschwerden. Es ist aber auch möglich, dass mehrere Stunden später erst eine Reaktion auftritt“,
weiß Dr. Lichtnecker. „Und dann ist es für den Patienten natürlich schwierig, eine ursächliche
Zuordnung zu einem Stoff, den er vorher angewandt hat, herzustellen.“
Eintrittspforte Lunge
Der Lungenfunktionstest zeigt bei Claudia P. auch erste Veränderungen der Bronchien, hervorgerufen
durch die Allergie. Über die Lunge, die Haut oder den Magen können Duftstoffe auch ins Blut
gelangen und da weitere Schäden auslösen. Beispiel: der Duftstoff Cumarin, der in Zimt vorkommt.
Man findet ihn nicht nur in Zimtsternen, sondern auch in vielen kosmetischen Produkten. Von Cumarin
weiß man mittlerweile, dass es Leberschäden und im Tierversuch sogar Krebs auslösen kann.
Mit dem Rhinomanometer wird bei Claudia P. der Luftwiderstand beim Atmen durch die Nase
gemessen. Ergebnis: Durch die Allergie ist bei unserer Patientin auch die Nasenschleimhaut
angeschwollen. Die Duftstoffe, die von unseren Riechzellen aufgenommen werden, gelangen über
den Riechnerv sogar direkt ins Gehirn. Über die Wirkung dort gibt es noch keine Studien. Bei einigen
Allergieformen kann der Arzt eine Hyposensibilisierung durchführen. Bei dieser Therapie werden
mehrfach kleinste Mengen des Allergens unter die Haut gespritzt, damit der Körper sich langsam
daran gewöhnt. Allerdings: „Bei den Duftstoffen ist es so, dass eine Hyposensibilisierung grundsätzlich
nicht möglich ist“, erklärt uns Dr. Lichtnecker. „Für den Patienten bleibt also nur, den Duftstoffen, die
ihn krank machen, aus dem Weg zu gehen.“
Auch Claudia P. prüft deshalb lieber auf dem Etikett nach, ob zum Beispiel ihre Handwaschpaste frei
ist von Duftstoffen oder Parfümölen, wie auch ihre Kosmetika und ihre Spül-, Wasch- und Putzmittel.
Denn sie will verhindern, dass ihre Gesundheit durch ihre Duftstoffallergie noch weiter beeinträchtigt
wird.
Selbstbehandlung – aber in Grenzen
Viele Allergiker sind erfahren genug, mit beginnenden Beschwerden direkt in der Apotheke
entsprechende antihistaminhaltige Präparate zu kaufen. Insbesondere bei leichten Formen von
Heuschnupfen können Augentropfen und Nasensprays, eventuell auch Tabletten ausreichen.
Entzündungshemmend und antiallergisch wirkt vor allem auch Kortison, sofern es als Saft oder
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Tablette angewendet wird, aber wegen diverser Nebenwirkungen sollte es nur für begrenzte Zeit
genommen werden. Verstärken sich die Beschwerden, ist eine fachärztliche Therapie mit
langanhaltender Wirkung sinnvoll.
Auslöser aufspüren
Um die wichtigsten Allergene herauszufiltern, werden beim Hautarzt oder Allergologen entsprechende
Tests durchgeführt. Je nach Allergieverdacht werden Substanzen auf die Haut von Arm oder Rücken
gerieben (Reibetest), geritzt (Scratch-Test), gepiekt (Prick-Test), in die Haut gespritzt (Intrakutan-Test)
oder als Pflaster auf die Haut geklebt (Epikutan-Test). Welches Verfahren angewendet wird, hängt von
der Art der Allergie ab und von den potenziellen Allergenen. Wenn eine direkte Reaktion zu erwarten
ist, reicht oft ein Reibe- oder Scratch-Test. Bei Kontaktekzemen ist der Epikutan-Test sinnvoll, weil die
Pflaster zwei Tage auf der Haut bleiben können.
Desensibilisierung
Bei der Desensibilisierung wird der Körper an das Allergen gewöhnt
Wenn der Befund nicht eindeutig ist, gibt es noch die Möglichkeit des Provokationstests. Dabei wird
das betroffene Areal des Organismus direkt in Kontakt mit dem Allergen gebracht, also verdächtige
Substanzen in das Auge geträufelt oder in die Nase gesprüht, eingeatmet oder als Kapseln oder Saft
in den Verdauungstrakt gebracht. Bei dieser Art der Testung ist die Gefahr eines anaphylaktischen
Schocks erhöht, und sie darf daher nur in der Obhut eines Arztes geschehen.
Wesentlich komfortabler können inzwischen auch einige Allergene aus Luft und Lebensmitteln mittels
Bluttest ermittelt werden. Allerdings können Medikamente, die der Patient einnimmt, das Ergebnis
beeinflussen.
Der effektivste Weg ist das Vermeiden von Allergenen – was aber nicht immer möglich ist. Bei starken
Beschwerden bleibt daher nur eine Hypo- oder Desensibilisierung, um die Allergie von Grund auf und
langfristig zu bekämpfen. Sie funktioniert ähnlich wie eine Impfung, bei der der Körper in steigenden
Dosen an das Allergen gewöhnt wird. Nach drei bis fünf Jahren Behandlung bleiben die Beschwerden
schließlich aus.
Spritze oder Tablette
Bei einer subkutanen Immuntherapie (SCIT) wird der Allergen-Extrakt in den Oberarm gespritzt –
zunächst wöchentlich, bis die höchstmögliche Dosis erreicht ist. Dann reichen vier- bis sechswöchige
Injektionen. Seit einigen Jahren kann die Substanz auch in Tropfen- oder Tablettenform eingenommen werden. Da der Wirkstoff etwa zwei Minuten unter der Zunge gehalten werden muss, spricht man
von einer sublingualen Immuntherapie (SLIT). Langzeiterfahrungen mit dieser Therapieform fehlen
allerdings noch. Außerdem müssen erheblich höhere Dosen des Allergens eingenommen werden.
Betroffene berichten als Nebenwirkung von Juckreiz im Mund, Anschwellen der Schleimhaut oder
Magen-Darm-Problemen. Bei einer Spritze dagegen kann es an der Einstichstelle zu Rötungen oder
Bildung von Quaddeln kommen, die aber in der Regel schnell wieder abklingen. Die Injektionen
müssen vom Arzt in der Praxis verabreicht werden, da es in seltenen Fällen zu einem
anaphylaktischen Schock kommen kann.
Nicht zu lange warten
Sinnvollerweise beginnt man die Hyposensibilisierung gegen Heuschnupfen im Herbst, bevor der
Hauptpollenflug einsetzt. Eventuell wird die Therapie in dieser Zeit ausgesetzt oder die Dosis reduziert, um das Immunsystem nicht zu sehr herauszufordern. Aber laut Aussage der Fachärzte nehmen
immer noch zu wenig Betroffene diese – zugegebenermaßen langwierige – Behandlung auf sich,
behelfen sich mühsam mit Tropfen und Tabletten, und riskieren eine Chronifizierung der Beschwerden. Wenn aus dem Schnupfen Asthma geworden ist, ist eine Hyposensibilisierung wegen vermehrter
Risiken oft nicht mehr möglich.
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Buchtipp:
 Mechthild Hellermann
Neurodermitis und Allergien
Das Familien-Kochbuch
Trias, 2005
ISBN 9783830432180
Preis: 19,95 Euro
Links:

„Was bei einer Allergie passiert“. Stiftung Warentest

ALLUM – das Informationsangebot zu Allergie, Umwelt und Gesundheit. Das
Informationsangebot richtet sich insbesondere an Eltern, betroffene Familien und Patienten,
die mehr über Allergien und ihre Auslöser sowie über Umweltschadstoffe, deren
gesundheitliche Auswirkungen und über sinnvolle Vorbeugungsmaßnahmen erfahren
möchten.

Deutscher Neurodermitis Bund e.V.. Informationen für Betroffene mit
Kontaktmöglichkeiten zu Selbsthilfegruppen

Auguste-Viktoria-Klinik. Fachklinik für Atemwegs-, Lungen- und Hautkrankheiten,
Allergien und Adipositas in Bad Lippspringe
Allergie durch Chemie in der Kleidung
Autorin: Katrin Frink
19.7.2010
WDR
Egal ob Seide, Baumwolle oder Polyester - in den meisten Stoffen steckt viel Chemie. Die wird
eingesetzt, damit die Kleidung weniger knittert, nicht einläuft und die Farben strahlen.
Besonders wenn wir schwitzen, sind viele dieser Substanzen problematisch, denn es kann zu
Allergien kommen. Gesundheit! hat Tipps zusammengestellt, worauf Sie beim Kleiderkauf
achten sollten.
Sommer, Sonne, Schlussverkauf: Da locken die tollsten Schnäppchen - zum Beispiel luftige Kleider
oder Blusen mit kräftigen bunten Farben. Was die meisten nicht ahnen: Damit die Stoffe schön
leuchten, nicht knittern und nicht einlaufen, werden in der Textilverarbeitung mehr als 7.000
Chemikalien verwendet. In Deutschland sind einige dieser Substanzen sogar verboten. Doch rund drei
Viertel der Kleidung, die in Deutschland verkauft wird, kommt aus Billiglohnländern, wie Bangladesh,
China, Indien, Indonesien oder Kambodscha. In diesen Ländern ist zum Teil nicht streng geregelt,
womit die Textilien behandelt werden dürfen. Das Problem: Kleidung wird auf der Haut getragen, so
können sich Substanzen lösen, zum Beispiel durch das Schwitzen, und in den Körper gelangen.
Allergisch auf Farbstoffe
Hannelore Charmak liebt Mode und geht gerne Shoppen. Doch vor einigen Jahren begann ihre Haut
auf einmal zu jucken.
Zitat
Hannelore Charmak:
"Meine Allergie äußert sich mit einem Juckreiz am ganzen Körper. Das ist sehr lästig, zumal ich nicht
wusste, auf was ich allergisch bin. Ich habe über tausende Sachen nachgedacht, aber ohne Erfolg."
Sie ließ sich an der Hautklinik der LMU München testen. Dort fand man heraus, dass sie eine
Kontaktallergie auf bestimmte AZO-Farbstoffe hat. Dr. Franziska Rueff behandelt Hannelore Charmak
und einige andere Patienten, die auf Farbstoffe reagieren.
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Zitat
Dr. Franziska Rueff, Hautklinik der LMU München:
"Die Patienten merken das in aller Regel nicht sofort bei Kontakt. Es fängt nicht gleich an zu jucken.
Man kann das ohne weiteres mal zwei bis drei Tage tragen oder auch viel länger und dann gehen die
Hautveränderungen los. Das Problem bei dieser Art von Allergie: Sie ist nicht heilbar. Deswegen ist
es ganz wichtig, dass man herausfindet, was Patienten nicht vertragen, und das dann eben meidet."
Bildunterschrift: Was ist drin in den Kleidungsstücken?
Keine Angaben auf der Kleidung
Das ist allerdings ein Problem: Man kann es der Kleidung nicht ansehen, welche Chemikalien in ihr
stecken, und auf den Etiketten steht nur, welche Faser verwendet wurde. Ob das Stück veredelt,
gebleicht oder wie es gefärbt wurde, wird nicht gekennzeichnet. Im Allergiepass von Hannelore
Charmak steht die chemische Substanz, auf die sie reagiert. Verkäufer können damit meist nichts
anfangen.
Im Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit werden Textilien auf zu hoch
konzentrierte oder gar verbotene Substanzen überprüft. Hier werden ab und zu auch bestimmte AzoFarbstoffe in Textilproben gefunden, die verboten sind. Das betrifft diejenigen, aus denen bestimmte
Amine abgespalten werden. Trotz des Verbots tauchen solche Textilien in deutschen Geschäften
immer mal wieder auf.
Tipps von Gesundheit!
Gesundheit! hat einige bedenkliche Chemikalien zusammengestellt und sagt Ihnen, wie sie diesen
Substanzen aus dem Weg gehen können.
Chemikalien:
Azo-Farbstoffe
Azo-Farbstoffe können Allergien auslösen und stehen sogar im Verdacht, krebserregend zu sein.
Ihnen aus dem Weg zu gehen, ist recht schwierig. Zu empfehlen ist, Kleidung nie ungewaschen zu
tragen. Die bedenkliche Substanz wäscht sich allerdings erst mit der Zeit ganz raus. Ein weiterer Tipp:
Wäsche, die ganz eng auf der Haut sitzt, wie zum Beispiel Unterwäsche, einfach naturfarben kaufen,
darin stecken am wenigsten Substanzen, die problematisch sind.
Grüne Mode - eine Alternative?
Öko-Mode ist sicherlich eine Alternative, jedoch sollten Sie darauf achten, was sie kaufen. Öko ist
nicht gleich Öko, es gibt kein einheitliches Siegel wie bei Lebensmitteln. Das bekannte und etablierte
Siegel "Öko Tex Standard 100" sichert, dass der Schadstoffgehalt im Textil gering bleibt. Trotzdem
darf die Kleidung noch Chemikalien beinhalten, wenn sie nicht bestimmte Grenzwerte überschreitet.
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Bildunterschrift: GOTS-Logo
Unbedenklicher ist das Siegel GOTS, das steht für Global Organic Textil Standard. Hier sind die
Kriterien wesentlich strenger. Das Siegel erfasst den Prozess des Kleidermachens vom Feld bis in
den Schrank. Es regelt, wie Fasern weiterverarbeitet werden dürfen und welche Stoffe zum Einsatz
kommen. Die Schadstoffbelastung ist so gering wie möglich. Das GOTS-Siegel wird von einem
internationalen Verband von Textilherstellern vergeben. Leider ist das Siegel nicht immer auf der
Kleidung gekennzeichnet, auch wenn nach den Kriterien gearbeitet wurde. Vor dem Kauf also in
Geschäften mit "Grüner Mode" nachfragen.
Der einzige Nachteil: Der Verzicht auf die chemische Textilverarbeitung schlägt sich im Preis nieder:
Öko-Kleider sind meist teurer. Doch für die Gesundheit und für das Aussehen lohnt sich der Kauf. Die
Zeiten des Jute-Kartoffelsack-Looks sind nämlich allemal vorbei.
Allergie durch Chemie in der Kleidung
Autor: Jörg Heimbrecht
6-9-.2010
WDR
Seit Monaten hat Claudia P. Probleme mit ihren Augen und den Atemwegen, wenn sie mit Duftstoffen
in Kontakt kommt
Claudia P. hat einen Termin beim Allergologen Dr. Lichtnecker in Erkrath bei Düsseldorf. Denn seit
Monaten hat sie Probleme mit ihren Augen, ihren Atemwegen und ihrer Lunge. „Wenn ich mich in
einer Parfümerie aufhalte oder in der Nähe von Duftkerzen bin oder von Raumsprays, da reagiere ich
sehr sensibel drauf“, beschreibt sie ihre Probleme. „Das fängt an mit Niesreiz, tränenden Augen und
kann letztendlich auch bis zu Asthmaanfällen gehen.“
Zweithäufigste Kontaktallergie
Dr. Lichtnecker vermutet eine Duftstoffallergie, die zweithäufigste Kontaktallergie überhaupt, mit einer
halben bis einer Million Betroffenen. „Die typische allergische Erstreaktion ist die auf der Haut“, erklärt
uns Dr. Lichtnecker. „Es kann aber auch viel weiter gehen. Es können Symptome im Bereich der
Augen, der Nase und vor allem des bronchopulmonalen Systems auftreten. Im bronchopulmonalen
System haben wir natürlich die Problematik, dass es auch zu einer Atemwegsverengung kommen
kann. Die kann akut geschehen, im Rahmen eines allergischen Schocks, und kann damit auch
lebensbedrohlich sein.“
Duftstoffe stecken heute in Seifen, Körperpflegemitteln oder auch Putzmitteln
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Duftstoffe gibt es nicht nur in Parfüms. Auch Seifen, Körperpflegemittel und Putzmittel sind heute
meist mit Duftstoffen versehen, ebenso wie WC-Reiniger. Die Düfte werden aus über 3.500
verschiedenen chemischen Substanzen zusammengemixt. Von einigen werden jedes Jahr über 1.000
Tonnen produziert. Bei den meisten davon hat man die Wirkung auf unsere Gesundheit noch nicht
untersucht.
Beim Epikutantest wird ein Pflaster mit verschiedenen Duftstoffen auf die Haut geklebt
Test auf die Allergie
Dr. Lichtnecker führt bei Claudia P. einen sogenannten „Epikutantest“ durch. Er präpariert ein Pflaster
mit verschiedenen Duftstoffen. Das klebt er seiner Patientin auf die Haut. Ergebnis: Nach ein paar
Tagen hat sich ein Ekzem entwickelt – ein sicheres Zeichen für eine Duftstoffallergie. Auch Duftstoffe,
die aus der Natur kommen, die zum Beispiel aus Blüten extrahiert werden, sind für Allergiker nicht
unproblematisch. „Bei der pflanzlichen Zusammensetzung erwarten wir sogar noch zusätzlich mehr
Reaktionen, weil Eiweiße von den Pflanzen bei der Extraktion mit in das Produkt kommen“, so Dr.
Lichtnecker. Nur für 26 allergieauslösende Duftstoffe schreibt die EU einen Warnhinweis vor. Damit
man den findet, muss man bei einigen Duftölen erst das Etikett abziehen. Da steht dann:
„Sensibilisierung durch Hautkontakt möglich, kann beim Verschlucken Lungenschäden verursachen ...
Darf nicht in die Hände von Kindern gelangen.“
Zum ersten Mal ausgelöst wird die Allergie fast immer über den Kontakt von Duftstoffen mit der Haut.
Je länger der besteht, desto größer ist die Gefahr. Wenn man die Allergie erst einmal entwickelt hat,
reagiert der Körper meist sehr schnell auf Duftstoffe. „Es kommt sofort zu entsprechenden
Beschwerden. Es ist aber auch möglich, dass mehrere Stunden später erst eine Reaktion auftritt“,
weiß Dr. Lichtnecker. „Und dann ist es für den Patienten natürlich schwierig, eine ursächliche
Zuordnung zu einem Stoff, den er vorher angewandt hat, herzustellen.“
Eintrittspforte Lunge
Der Lungenfunktionstest zeigt bei Claudia P. auch erste Veränderungen der Bronchien, hervorgerufen
durch die Allergie. Über die Lunge, die Haut oder den Magen können Duftstoffe auch ins Blut
gelangen und da weitere Schäden auslösen. Beispiel: der Duftstoff Cumarin, der in Zimt vorkommt.
Man findet ihn nicht nur in Zimtsternen, sondern auch in vielen kosmetischen Produkten. Von Cumarin
weiß man mittlerweile, dass es Leberschäden und im Tierversuch sogar Krebs auslösen kann.
Mit dem Rhinomanometer wird bei Claudia P. der Luftwiderstand beim Atmen durch die Nase
gemessen. Ergebnis: Durch die Allergie ist bei unserer Patientin auch die Nasenschleimhaut
angeschwollen. Die Duftstoffe, die von unseren Riechzellen aufgenommen werden, gelangen über
den Riechnerv sogar direkt ins Gehirn. Über die Wirkung dort gibt es noch keine Studien. Bei einigen
Allergieformen kann der Arzt eine Hyposensibilisierung durchführen. Bei dieser Therapie werden
mehrfach kleinste Mengen des Allergens unter die Haut gespritzt, damit der Körper sich langsam
daran gewöhnt. Allerdings: „Bei den Duftstoffen ist es so, dass eine Hyposensibilisierung grundsätzlich
nicht möglich ist“, erklärt uns Dr. Lichtnecker. „Für den Patienten bleibt also nur, den Duftstoffen, die
ihn krank machen, aus dem Weg zu gehen.“
Auch Claudia P. prüft deshalb lieber auf dem Etikett nach, ob zum Beispiel ihre Handwaschpaste frei
ist von Duftstoffen oder Parfümölen, wie auch ihre Kosmetika und ihre Spül-, Wasch- und Putzmittel.
Denn sie will verhindern, dass ihre Gesundheit durch ihre Duftstoffallergie noch weiter beeinträchtigt
wird.
Allergie durch Nüsse: kann ein Kuss tödlich sein ?
Autorin: Sabine Winter
7.12..2010
BR
Es war einer der ungewöhnlichsten Tatort-Morde: ein Kuss, der tödlich endete. Die Geküsste
reagierte allergisch auf die Erdnüsse, die ihr Mann zuvor gegessen hatte. Fast zehn Millionen
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Zuschauer haben den Münchner Tatort gesehen und sich gefragt: Kann das sein? Taugt eine
Erdnuss tatsächlich als Mordwaffe?
Eine, die das wissen muss, ist Prof. Dr. Julia Welzel, Chefärztin der Dermatologie am Klinikum
Augsburg Süd:
Zitat “Die Szene ist äußerst realistisch. Gerade bei einer Erdnussallergie ist die Sensibilisierung, also
die Empfindlichkeit der Menschen, so hoch, dass, wenn sie diese eine Allergie haben, eine winzige
Menge ausreicht, um zu einem allergischen Schock zu führen. Und der kann dann auch tödlich
ausgehen.“
Ein Extremfall, sicherlich. Doch selbst wenn die Erdnuss-Allergie nicht ganz so stark ausgeprägt ist,
hat sie für das Leben Betroffener weit reichende Folgen: Nehmen sie Erdnüsse zu sich, folgt oft schon
innerhalb weniger Minuten eine allergische Reaktion. Die reicht - je nach Grad der Sensibilisierung von einem bloßen Juckreiz im Mundbereich über Hautausschlag bis hin zu Atemnot und einer akuten
Kreislaufreaktion.
Bildunterschrift: Clark Gable und Vivian Leigh in "Vom Winde verweht". Küsse können für Allergiker
gefährlich werden.
Da hilft nur, Erdnüsse zu meiden
Die einzige Möglichkeit, eine Erdnussallergie zu bekämpfen, ist, die Hülsenfrüchte komplett zu
meiden. Das macht jeden Einkauf im Supermarkt zu einer wahren Detektivarbeit. Allergiker müssen
jede Zutatenliste genauestens studieren, denn oft verstecken sich Erdnüsse dort, wo man sie
eigentlich nicht vermutet - in Salzstangen zum Beispiel. Immerhin müssen die Hersteller seit 2005 alle
Zutaten auf der Packung angeben, die zu einer Allergie führen können.
Problematischer ist es bei offenen Lebensmitteln. Auf ihnen steht schließlich nicht, was sie genau
enthalten. Allergiker müssen sich jedes Mal erkundigen, welche Zutaten verwendet wurden und wie
die Herstellungsbedingungen waren. Oft reicht es schon, wenn die Maschinen, mit denen ein
Nahrungsmittel in Berührung kommt, Kontakt mit Erdnüssen hatten, um Allergikern das Leben schwer
zu machen.
Für den Ernstfall sollte man ausgerüstet sein
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Auch wenn noch so viele Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden: Manchmal passiert es trotzdem,
dass Allergiker versehentlich mit Erdnüssen in Berührung kommen. Für einen solchen Fall sollten sie
immer ein Notfall-Set in ihrer Nähe haben, in dem in der Regel eine Adrenalin-Spritze, ein
Antihistaminikum, ein Bronchien erweiterndes Spray und Cortison enthalten sind. Bei einer schweren
Reaktion sollte zudem unbedingt der Notarzt gerufen werden, der zum Beispiel zusätzliches Adrenalin
geben kann, um den Kreislauf zu stabilisieren.
Das Tückische: Bisher haben Ärzte keine Möglichkeit, Patienten von ihrer Erdnussallergie zu befreien.
Zitat
Prof. Dr. Julia Welzel: "Das eigentlich Geniale wäre eine Hyposensibilisierung, das heißt, dass der
Körper wieder tolerant gemacht wird gegen den an sich unschädlichen Stoff. Doch bei Erdnüssen ist
das sehr schwierig. Ihre Allergene sind besonders aggressiv."
Es gibt einen kleinen Hoffnungsschimmer
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Lebensmittelallergie - Die Nuss und der Kuss
[Gesundheit!]
An der Berliner Charité haben Ärzte eine Pilotstudie realisiert, in der 23 Kinder mit Erdnuss-Allergie
unter strenger medizinischer Aufsicht einer oralen Immuntherapie unterzogen wurden. Das Ergebnis:
60 Prozent der Kinder erreichten nach sieben Monaten eine Toleranz gegenüber einer geringen Dosis
Erdnuss. Nun sollen weitere Studien mit größeren Patientengruppen folgen. Bis eine breitenwirksame
Desensibilisierung gefunden ist, wird es zwar noch eine Weile dauern. Doch immerhin ist ein Anfang
gemacht.
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