Leistungskatalog - Institut für Hygiene und Mikrobiologie

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Leistungskatalog
Institut für Hygiene und Mikrobiologie
der
Bayerischen Julius-Maximilians-Universität zu Würzburg
Stand Januar 2007
1/261
Öffnungszeiten – Ansprechpartner – Rufbereitschaft
Dienstzeiten:
Montag – Freitag
Annahmeschluss
Samstag
Annahmeschluss
Sonntag
Annahmeschluss
8.00 – 17.00 Uhr
16.30 Uhr
8.00 – 12.00 Uhr
11.30 Uhr
8.00 – 12.00 Uhr
11.30 Uhr
Rufbereitschaftsdienst:
Montag – Freitag:
17.00 – 8.00 Uhr
Samstag und Sonntag
12.00 – 8.00 Uhr
Diensthandy:
Bei eiligen Untersuchungen können die Materialien auch außerhalb der regulären
Dienstzeiten verarbeitet werden. In diesen Fällen ist der Dienstarzt über die Telefonzentrale
201-13 oder über Dienst-Handy 0172 – 6633567 erreichbar.
2/261
Wichtige Adressen, Telefonanschlüsse und Funkruf
__________________________________________________________________________
Telefon
Funk
__________________________________________________________________________
Institut für Hygiene und Mikrobiologie
Institutsvorstand Prof. Dr. M. Frosch
Sekretariat
46 161
Stellvertreter
Prof. Dr. U. Vogel
46 803
3556
46 802
3556
46 941
3154
46 802
3556
Frau Heinrich
55 449
3361
Frau Junger
55 448
2274
Herr Kühnlein
55 448
2263
Nationales Referenzzentrum für Meningokokken
Prof. Dr.U. Vogel
Medizinische Mikrobiologie
Frau PD Dr. Dr. Abele-Horn
Krankenhaushygiene
Prof. Dr.U. Vogel
Hygienefachkräfte
Diagnostik
Institut für Hygiene und Mikrobiologie
Pforte
46 918
Varialabor
46 939
Blutkultur-, Liquorlabor
46 933
TB-Labor
46 919
Pilzlabor
46 910
Stuhl-/Parasitologielabor
46 940
Serologisches Labor
46 938
DNA-Labor
46 912
__________________________________________________________________________
3/261
Inhaltsverzeichnis:
BAKTERIOLOGIE:
I.
II.
III.
Gewinnung und Versand mikrobiologischer Untersuchungsmaterialien
(S. 7-23)
Diagnostik von Infektionskrankheiten (S. 24-121)
1. Kardiovaskuläre Infektionen/ Sepsis / Bakteriämie (S. 24-36)
2. Neurologische Infektionen und Infektionen des ZNS (S. 37-44)
3. Infektionen der oberen Atemwege und der Ohren (S. 45-53)
4. Infektionen der tiefen Atemwege (S. 54-65)
5. Infektionen am Auge (S. 66-72)
6. Infektionen der Haut, der Weichteile, Abszesse innerer Organe und
postoperative Wundinfektionen (S. 73-83)
7. Infektionen der Knochen und Gelenke (S. 84-85)
8. Infektionen der Urogenitaltraktes (S. 86-109)
9. Infektionen des Gastrointestinaltraktes (S. 109-115)
10. Infektionen durch Parasiten (S. 116-120)
Diagnostik bei Infektionen mit seltenen Erregern (S. 121-165)
SEROLOGIE (ab S. 166-186)
I.
Bakteriologie (S. 166-178)
II.
Mykologie (S. 179-181)
III.
Parasitologie (S. 182-186)
HYGIENE (ab S. 187-230)
I.
Laboruntersuchungen für Krankenhäuser und Arztpraxen (S. 189-196)
1. Untersuchung von Dialysierflüssigkeit und Permeat (S. 189-190)
2. Kontaminationsprüfung von Arbeitsflächen, Gegenständen und
Körperoberflächen (S. 191-192)
3. Hygienische Umgebungsuntersuchungen mittels Abstrichtupfer
(S. 193)
4. Nachweis von Mikroorganismen zur Kontrolle der Aufbereitung von
Endoskopen (S. 194-196)
II.
Wasser- und Abwasseruntersuchungen (S. 197-203)
1. Untersuchung von einer Rein- und Beckenwasserprobe nach
DIN19643/1 (S. 197-198)
2. Untersuchung von Trinkwasser für den menschlichen Verbrauch nach
der Trinkwasserverordnung (TrinkwV vom 21.05.2001) (S. 199-200)
4/261
3. Untersuchung von Abwasser nach den Richtlinien des Robert-KochInstituts (Thermische Desinfektion von Krankenhausabwasser)
(S. 201-202)
4. Untersuchung von Aqua purificata nach dem Europäischen Arzneibuch
(EuAB) (S. 203)
III.
Überprüfung der Sterilisations- und Desinfektionsleistung (S. 204-211)
1. Biologische Überprüfung von Desinfektionsgeräten (S. 204-205)
2. Biologische Überprüfung von Dampf-, Heißluft-, Gas-Sterilisatoren
(Formaldehyd- und Ethylenoxid-Sterilisatoren) und Chemiklaven
(S. 206-207)
3. Mikrobiologische Überprüfung von Blut und Blutkomponenten auf
Sterilität (S. 208-209)
4. Prüfung auf Sterilität nach dem Europäischen Arzneibuch (EuAB)
(S. 210-211)
IV.
Lebensmittelhygiene und dietätische Nahrungsergänzungsmittel (S. 212226)
1. Prüfung auf mikrobielle Verunreinigung bei nicht sterilen Naturprodukten oder Drogen nach dem Europäischen Arzneibuch (EuAB) (S.
212-214)
2. Reagenzien und allgemeines Vorgehen bei hygienischbakteriologischen Untersuchungen von Lebensmitteln (S. 214-216)
3. Hygienisch-bakteriologische Untersuchung von Lebensmitteln (ohne
Produktspezifizierung) (S. 217-218)
4. Hygienisch-bakteriologische Untersuchung von Fleisch und Fleischerzeugnissen (außer Geflügelfleisch) (S. 219-220)
5. Nachweis von Mikroorganismen in Geflügelfleisch und Geflügelfleischerzeugnissen nach der Geflügelfleischhygiene-Verordnung
(GFIHO) (S. 221-222)
6. Hygienisch-bakteriologische Untersuchung von Speiseeis (S. 223-224)
7. Hygienisch-bakteriologische Untersuchung von Kakao, Schokolade,
Zuckerwaren und Rohmassen (S. 225-226)
V.
Lufthygienische Untersuchungen (S. 227-230)
1. Partikel- und Keimzahlbestimmung der Luft (S. 227-228)
2. Abnahme raumlufttechnischer Anlagen (S. 229-230)
5/261
MOLEKULARBIOLOGIE (ab S. 231-258)
I.
Präanalytik (S. 231)
II.
Laufzeiten bei molekularbiologischen Untersuchungen (S. 232-233)
III.
Angaben zu den einzelnen Untersuchungen (S. 234-258)
1. Direktnachweise von Erregern aus diagnostischen Proben (S. 234-250)
2. Molekularbiologische Methoden zur Speziesdiagnostik, Feintypisierung
und Resistenztestung (S. 251 – 258)
NRZM (ab S. 259-261)
I.
Meningokokken-Nachweis und Typisierung (S. 259-260)
II.
Meningokokken-Serologie (S. 260)
III.
Beratung u. Epidemiologie (S. 260)
IV.
Literatur (S. 261)
6/261
BAKTERIOLOGIE
I
Allgemeine Angaben zur Gewinnung und zum Transport
mikrobiologischer Untersuchungsmaterialien
Die Diagnose bakterieller Infektionen zählt zu den wichtigsten Aufgaben des medizinischmikrobiologischen Labors. Die Häufigkeit, die Zahl der in Frage kommenden Erreger dieser
Erkrankungen und die diagnostischen Möglichkeiten haben in großem Maß zugenommen.
Der vorliegende Leistungskatalog gibt in dem speziellen Teil einen Überblick über die
Erregergruppen, die bei bakteriologisch verursachten Krankheitsbildern eine Bedeutung
haben können. Im Hinblick auf einen gezielten Resourceneinsatz wird zwischen häufig
vorkommenden
und
seltenen
Infektionserregern
unterschieden.
Im
Rahmen
einer
Stufendiagnostik sollten zuerst die häufigen Erreger untersucht und dann, bei negativem
Untersuchungsergebnis, an die seltenen Erreger gedacht werden.
Für Mikroorganismen, die im Institut für Hygiene und Mikrobiologie nachgewiesen werden,
sind die labordiagnostischen Verfahren mit Angaben der Untersuchungsmethoden
angegeben. Für Erreger, deren Untersuchungen nicht angeboten werden, die aber
differentialdiagnostisch von Bedeutung sind, wird auf das Referenzlabor, in dem
entsprechende Untersuchungen durchgeführt werden, verwiesen.
1.
Gewinnung und Versand mikrobiologischer Untersuchungsmaterialien
Die richtige Gewinnung adäquaten Untersuchungsmaterials und der sachgemäße Transport
zum Labor sind die Voraussetzung für ein valides Ergebnis. Dafür müssen folgende
Bedingungen erfüllt sein:
1.
ausreichende Angaben auf der Untersuchungsanforderung
2.
optimale Entnahme des Untersuchungsmaterials
3.
adäquate Transportbedingungen
4.
die Informationsübermittlung wesentlicher Patientendaten
7/261
1.1
Angaben auf dem Anforderungsschein
Bitte senden Sie pro Untersuchungsmaterial einen Anforderungsschein ein !
Exakte Angaben auf dem Anforderungsschein erleichtern durch Einengen der Fragestellung
die Befundbeurteilung. In einigen Fällen ergibt sich aus ihnen erst die entsprechend
anzuwendende Verarbeitungstechnik (z. bei Brucellose, Legionellose).
Wichtige Angaben auf dem Anforderungsschein einer bakteriologischen Probe
______________________________________________________________________
Allgemeine Daten
- Name, Vorname, Geburtsdatum und Adresse des Patienten
- Station und Telefonnummer des Einsenders
- Telefonnummer über die eilige Befunde übermittelt werden sollen
- Unterschrift des einsendenden Arztes
Persönliche bzw. wesentliche Daten des Patienten
- Klinische Angaben
- Anamnestische Hinweise, z. B. Reiseanamnese
- Diagnose oder Verdachtsdiagnose (für spezielle Fragestellungen)
- Immunstatus des Patienten, z. B. Neutropenie
- Vorbehandlung und aktuelle antibiotische Therapie
- Erst- oder Wiederholungsuntersuchung (ggf. Datum und Ergebnis der Erstuntersuchung)
- Vorbefunde
Untersuchungsmaterial
- Infektlokalisation
- Art und Herkunft des Untersuchungsmaterials
(z. B. intraoperativ entnommener Abstrich von der Gallenblase, bei Blutkulturen auch
Angabe des Entnahmeorts (z. B. Vene, ZVK, Port)
- Entnahmedatum, bei Blutkulturen auch Uhrzeit der Entnahme
Untersuchungsanforderung
- Gewünschte Untersuchung, ggf. Stufendiagnostik
______________________________________________________________________
8/261
1.2
Gewinnung von Untersuchungsmaterialien
Mangelnde Qualität des Untersuchungsmaterials führt zu einer Einschränkung der
Befundqualität; unzureichende bakteriologische Befunde führen eventuell zu falschen
therapeutischen und gelegentlich zu forensischen Konsequenzen.
Allgemeine Grundsätze zu Entnahme und Transport von Untersuchungsmaterialien
__________________________________________________________________________
-
Klärung, welches Untersuchungsmaterial für die Diagnose der vorliegenden
Erkrankung geeignet ist, z. B. Blutkulturen bei Sepsis.
-
Entnahme des Probenmaterials ohne Kontamination mit Keimen der Standortflora
und Keimen aus der Umwelt, da die Anwesenheit von Standortflora zu
Interpretationsschwierigkeiten bei der Befundung führen kann.
-
Entnahme des Probenmaterials ohne Kontakt des Untersuchungsmaterials mit
Antiseptika und Desinfizientien, um eine Schädigung der Keime zu vermeiden
-
Entnahmezeitpunkt vor Beginn der antimikrobiellen Therapie, um falsch negative
Befunde zu verhindern; eine lebensrettende Therapie hat allerdings Vorrang und
sollte nicht vehindert werden!
-
Einsendung geeigneter Untersuchungsmengen zur Durchführung aller gewünschten
Anforderungen, z. B. reicht 1 ml Liquor zur Untersuchung von Pilzen, Mykobakterien
und pathogenen Keimen nicht aus.
-
Auswahl geeigneter Transportgefäßes, z. B. keine Abstrichröhrchen für flüssige
Untersuchungsmaterialien.
-
Auswahl
geeigneter
Transportmedium,
um
das
Austrocknen
anspruchsvoll
wachsender Keime oder das Absterben anaerober Keime zu verhindern.
-
Korrekte Beschriftung der Untersuchungsgefäße
-
Korrekter Umgang mit infektiösen Materialien:
alle Materialien sind grundsätzlich als infektiös zu betrachten; sie müssen in sterile,
dicht verschließbare und auslaufsichere Gefäße gegeben werden; der Verdacht auf
Erreger mit einem hohem Infektionspotential (Brucellen, außereuropäische Pilze)
müssen wegen der Gefahr der Laborinfektion dem Labor mitgeteilt werden
(Personenschutz beachten! DIN 55515).
-
Für den Postversand müssen bezüglich der Verpackung die Richtlinien beachtet
werden.
__________________________________________________________________________
9/261
1.3
Transportgefäße und Transportmedien
Blutkulturflasche, aerob
Verwendung: zur direkten Beimpfung von aeroben Blutkulturen
BacT/ALERT FA Aerob
bioMérieux Deutschland GmbH Art.-Nr. 259791
Bezug über Klinikapotheke möglich
Blutkulturflasche, anaerob
Verwendung: zur direkten Beimpfung von anaeroben Blutkulturen
BacT/ALERT FN Anaerob
bioMérieux Deutschland GmbH Art.-Nr. 259793
Bezug über Klinikapotheke möglich
10/261
Blutkulturflasche Kinder,
Verwendung: zur direkten Beimpfung von Blutkulturen von Kindern
BacT/ALERT PF Pediatric
bioMérieux Deutschland GmbH Art.-Nr. 259794
Bezug über Klinikapotheke möglich
Brain-Heart-Infusion-Medium in Glasröhrchen mit schwarzer Kappe
Verwendung: zum Transport von Augenabstrichen
Bezug über:
Institut für Hygiene und Mikrobiologie
Pforte Tel.: 201 46918
Nährbodenküche Tel.: 201 46707
11/261
Brain-Heart Infusion-Medium in Universal-Probenröhrchen mit weißem Schraubdeckel,
frei stehend
Verwendung: Transport von ZVK-Spitzen von Frühgeborenen
Bezug über:
Institut für Hygiene und Mikrobiologie
Pforte Tel.: 201 46918
Nährbodenküche Tel.: 201 46707
Weithalsgefäße mit Herzklappenmedium
Verwendung: zum Transport von intraoperativ entnommenen Herzklappen
Bezug über:
Institut für Hygiene und Mikrobiologie
Pforte Tel.: 201 46918
Nährbodenküche Tel.: 201 46707
12/261
Weithalsgefäße mit Thioglykolatbouillon
Verwendung:
zum Transport von intraoperativ entnommen Untersuchungsmaterialien der Orthopädischen
Klinik
Bezug über:
Institut für Hygiene und Mikrobiologie
Pforte Tel.: 201 46918
Nährbodenküche Tel.: 201 46707
Uricult (Urin-Eintauch-Nährmedium)
Verwendung: zur direkten Beimpfung von und Bebrütung von Urin
zu bestellen über Apotheke
Roche Diagnostics GmbH Art.-Nr. 1284894
Bezug über Klinikapotheke möglich
13/261
Universal-Probenröhrchen, konisch mit rotem Schraubverschluss
Verwendung: zur Untersuchung von Urinproben
Bezug über:
Institut für Hygiene und Mikrobiologie
Pforte Tel.: 201 46918
Universal- Abstrichtupfer mit Transportmedium (blaue Kappe)
Verwendung: Abstriche für bakteriologische und mykologische Untersuchungen mit
Transportmedium für Aerobier, Anaerobier und anspruchsvoll wachsende
Bakterien
Bezug über:
Institut für Hygiene und Mikrobiologie
Pforte Tel.: 201 46918
14/261
Universal Abstrichtupfer mit Transportmedium (orange Kappe)
Verwendung: besonders dünner Tupfer für die Entnahme von Untersuchungsmaterialien;
mit Transport-medium für Aerobier, Anaerobier und anspruchsvoll wachsende
Bakterien zur PCR von C. trachomatis
Bezug über:
Institut für Hygiene und Mikrobiologie
Pforte Tel.: 201 46918
Go-Slide
Verwendung: kultureller Nachweis von Neisseria gonorrhoeae
Bezug über:
Becton Dickinson GmbH Art.-Nr. 273257
15/261
Objektträger zum Nachweis von Chlamydien
Verwendung: zum Nachweis von Chlamydia trachomatis (Immunfluoreszenz)
Weithalsgefäße mit Spezialmedium zum Nachweis von Cholera
Verwendung: Alkalisches Peptonwasser zum Transport von Stuhlproben bei Verdacht auf
Cholera
Bezug über:
Institut für Hygiene und Mikrobiologie
Pforte Tel.: 201 46918
Nährbodenküche Tel.: 201 46707
Spezialmedium zum Nachweis von Leptospiren
Verwendung: zum Nachweis von Leptospiren aus Urin, Blut und Liquor
Vorrätig im:
Institut für Hygiene und Mikrobiologie
Varia- Labor: Tel.: 201 46939
16/261
Spezialmedium zum Nachweis von Mykoplasmen
Verwendung:
- 10B-Medium zum kulturellen Nachweis von urogenitalen Mykoplasmen (Ureaplasma
urealyticum, Mycoplasma hominis)
- Hayflick-Medium zum Nachweis von Mycoplasma pneumoniae
Bezug über:
Institut für Hygiene und Mikrobiologie
Pforte Tel.: 201 46918
Nährbodenküche Tel.: 201 46707
Universal-Probenröhrchen mit Schraubdeckel (blauer Deckel)
Verwendung:
-
Transport von flüssigen Untersuchungsmaterialien
Punktate
bei Biopsien Zusatz von wenig steriler physiologischer NaCl
BAL
Bronchialsekret
zu beziehen: Apotheke
Bezug über:
Zentrallager des Uniklinikum (Petrinistraße) Tel. 201 55587
SAP-Nr. 10104808
17/261
Universal-Probenröhrchen mit weißem Schraubdeckel, frei stehend
Verwendung: zum Nachweis von Bakterien aus Sekreten des Respirationstraktes
Bezug über:
Institut für Hygiene und Mikrobiologie
Pforte Tel.: 201 46918
Stuhlröhrchen mit Löffel
Verwendung: Transport und Untersuchung von Stuhl
Bezug über:
Institut für Hygiene und Mikrobiologie
Pforte Tel.: 201 46918
18/261
Magensaftröhrchen
Verwendung: zur Untersuchung von Magensaft auf Mycobacterium tuberculosis enthält 2 ml
an 70%igem Tri-Natriumphosphat zur Pufferung
Bezug über:
Institut für Hygiene und Mikrobiologie
Pforte Tel.: 201 46918
Nährbodenküche Tel.: 201 46707
1.4
Transport und Lagerung von Untersuchungsmaterialien
Zur Vermeidung von Qualitätseinbußen (quantitative Bewertung, Absterben sensibler Erreger) wird die
Verarbeitung des Materials innerhalb weniger Stunden nach der Entnahme (optimal bis zu 2 Stunden)
dringend empfohlen. Bei einem längeren Transport sollten geeignete Transportmittel verwendet
werden. Die Anlage der Materialien sollte bis spätestens 24 Stunden nach der Abnahme angestrebt
werden; innerhalb dieses Zeitraumes können die meisten Materialien bei Raumtemperatur gelagert
werden.
Anspruchsvoll wachsende Mikroorganismen wie Shigellen, Gonokokken oder Meningokokken und
Anaerobier sind besonders anfällig gegen Umwelteinflüsse und sterben nach der Entnahme der
Untersuchungsmaterialien sehr schnell ab. Um dies zu verhindern, müssen die Proben bei längerem
Transport entweder sofort ins Labor gebracht werden, oder aber in einem geeigneten
Transportmedium gelagert und transportiert werden.
Die
Lagerung
bei
Kühlschranktemperatur
ist
nur
dann
zu
empfehlen,
wenn
zwischen
Materialentnahme und Transport mehr als 12 Stunden liegen sowie bei Außentemperaturen von mehr
als 20°C. Bei der Lagerung im Kühlschrank besteht die Gefahr, dass empfindliche Erreger
(Anaerobier, Pneumokokken, Haemophilus usw.) absterben oder so geschäigt werden, dass die
kulturelle Anzucht nur schwer oder nicht mehr möglich ist. Dies trifft zu für Wunden, Abszesse,
Infektionen aus dem Respirationstrakt.
19/261
Zum Nachweis der hier aufgeführten anspruchsvoll wachsenden Mikroorganismen müssen mit
Ausnahme der Anaerobier zusätzlich zu den Routine-Untersuchungsmaterialien gesonderte Proben
abgenommen und in den aufgeführten speziellen Transportmedien verschickt werden.
20/261
Versand und Lagerungsbedíngungen für bakteriologische Untersuchungsproben
__________________________________________________________________________________
Untersuchungsmaterial
Transportmedium
Untersuchungs-
Transport
Lagerung
methode
__________________________________________________________________________________
Blut/Liquor
Blut für Blutkulturen
direkte Beimpfung
Kultur, (PCR)
≤ 2 h, RT
≤ 24 h,
25°C (RT)
Katheterspitzen:
Erwachsene
in sterilem Gefäß
Kultur
≤ 2 h, RT
nicht möglich
Frühgeborene
Brain-Heart-Bouillon
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, 37°C
nativ
Kultur
≤ 1 h, RT
nicht möglich
in Blutkulturen
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
nativ
Kultur, PCR
≤ 2 h, RT
nicht möglich
in Blutkulturen
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h,
Knochenmark
Liquor
25°C (RT)
Unterer Respirationstrakt
1
Sputum auf Bakterien
nativ
Kultur (PCR)
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, 4°C
Sputum Mykobakterien
nativ
Kultur, PCR
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, 4°C
Sputum auf Pilze
nativ
Kultur (AG, PCR)
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, 4°C
Bronchialsekret
nativ
Kultur, PCR
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, 4°C
Trachealsekret, BAL
nativ
Kultur, PCR
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, 4°C
Rachenspülwasser
nativ
Kultur, PCR
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, 4°C
Aspirate Trachea
anaerobes TM
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, 4°C
Oberer Respirationstrakt1
Aspirate Nebenhöhlen
anaerobes TM
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
Material Nasopharynx
aerobes TM
Kultur, PCR
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
Innenohrabstriche
aerobes TM
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
Abstriche Otitis externa
aerobes TM
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, 4°C
Rachenabstrich
aerobes TM
Kultur, Mikroskopie
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
Nasenabstrich
aerobes TM
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
Mundabstrich
aerobes TM
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
Dentogene Abszesse
anaerobes TM
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
Bindehautabstriche
aerobes TM
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
Augenkammerwasser
sofortiger Transport
Kultur
≤ 2 h, RT
nicht möglich
Hornhautgeschabsel
sofortiger Transport
Kultur, Mikroskopie
≤ 2 h, RT
nicht möglich
Augen
__________________________________________________________________________________
21/261
________________________________________________________________________________
Untersuchungsmaterial
Transportmedium
Untersuchungs-
Transport
Lagerung
methode
__________________________________________________________________________________
Urogenitaltrakt
Urin
nativ
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, 4°C
Uricult
Eintauchkultur
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, 37°C
Dialysat
nativ
Kultur
≤ 2 h, RT
nicht möglich
in BK-Flaschen
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, 37°C
Material aus Genitaltrakt aerobes TM
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
Vaginalabstrich
aerobes TM
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
Zervixabstrich
anaerobes TM
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
intraoperatives Material
anaerobes TM
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
Urethralabstrich
aerobes TM
Kultur, PCR
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
Prostatasekret
aerobes TM
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
Verbrennungswunden
aerobes TM
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, 4°C
Ulcus
anaerobes TM
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
Fisteln
nativ
Kultur
≤ 2 h, RT
nicht möglich
in Blutkulturen, TM
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
nativ
Kultur
≤ 2 h, RT
nicht möglich
in Blutkulturen, TM
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
Intraoperative Materialien anaerobes TM
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
Galle, Abszessmaterial
anaerobes TM
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
Campylobacter,
nativ
Kultur
≤ 4 h, RT
nicht möglich
Cholera, Shigellen
aerobes TM
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
andere Bakterien
nativ
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, 4°C
Rektumabstrich
aerobes TM
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
Magensaft auf Tbc
nativ
Kultur, PCR
≤ 2 h, RT
nicht möglich
in Tri-Natriumphosphat
Kultur, PCR
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
Helicobacter/Stuhl
nativ
Kultur
≤ 4 h, RT
nicht möglich
Helicobacter/Biospie
nativ
Kultur
≤ 1 h, RT
nicht möglich
Spezial-TM
Kultur
≤ 1 h, RT
≤ 4 h, 4°C
Wunden
Sekrete
Intraoperatives Material
Gastrointestinaltrakt
Stuhl zum Nachweis von:
__________________________________________________________________________________
22/261
__________________________________________________________________________________
Untersuchungsmaterial
Transportmedium
Untersuchungs-
Transport
Lagerung
methode
__________________________________________________________________________________
Sterile Kompartimente
nativ
Kultur, PCR
≤ 2 h, RT
nicht möglich
in Blutkulturen
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
Punktate
anaerobes TM
Kultur, PCR
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
Biopsate von
aerobes TM
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
anaerobes TM
Kultur
≤ 2 h, RT
≤ 24 h, RT
Synovialflüssigkeit2
2
Verbrennungen
Gewebe
_____________________________________________________________________________
BAL = broncho-alveoläre Lavage, D = direkte Beimpfung, RT = Raumtemperatur, TM = Transportme-dium
1
Bei längerem Transport (≥ 12 h oder über Nacht) sollte die Lagerung bei 4°C erfolgen, um ein Überwuchern
derätiologisch bedeutsamen Flora durch Keime der Normalflora zu verhindern. Allerdings besteht dadurch die
Gefahr, daß empfindliche Keime absterben.
2
Bei längerem Transport empfiehlt sich das Einimpfen in Blutkulturflaschen.
23/261
II
Diagnostik von Infektionskrankheiten
1.
Kardiovaskuläre Infektionen / Sepsis / Bakteriämie
Die Diagnose der kardiovaskulären Infektionen erfolgt mittels Erregernachweis aus Blut.
1.1
Blutkulturen
Indikation für die Abnahme von Blutkulturen
V. a. Sepsis oder septischer Schock, V. a. Bakteriämie, Fungämie, Endokarditis
(Verdachtsdiagnose immer auf dem Antragsformular vermerken, da Blutukulturen bei
Endokarditis länger bebrütet werden müssen), bei Fieber unklarer Genese (FUO; fever of
unknown origin).
Darüber hinaus sollten Blutkulturen neben den Kulturen von Liquor, Sputum, Urin,
Wundabstrichen und Punktaten bei folgenden Erkrankungen entnommen werden: Meningitis,
Pneumonie, Pyelonephritis, Osteomyelitis, eitrige Arthritis, Epiglottitis, Omphalitis bei
Neugeborenen, Abszess und Phlegmone.
Bei Erregerwechsel oder Fungämie ist auch eine unter antibiotischer Therapie entnommene
Blutkultur sinnvoll.
Zeitpunkt der Abnahme von Blutkulturen
-
möglichst frühzeitig im Fieberanstieg
(größte Keimdichte bei ständiger Anwesenheit der Erreger im Blut etwa eine Stunde
vor dem Fieberanstieg; auf dem Höhepunkt des Fiebers sind die Erreger häufig nicht
mehr nachweisbar)
-
vor Beginn einer antibiotischen Therapie
-
bei der Blutabnahme unter einer antibiotischen Therapie empfiehlt sich die
Abnahme vor einer erneuten Antibiotika-Applikation (Zeitpunkt der niedrigsten
Antibiotikaspiegel)
-
bei Fieber mit Continua mehrere Abnahmen im Abstand von mindestens 15 min; in
Ausnahmefällen alle 3 Blutkulturen innerhalb von 30 min abnehmen!
-
bei neutropenischen Patienten und immunsupprimierten Kindern ist es sinnvoll, die
Entnahme von einer bestimmten Fieberhöhe, z. B. 38,5°C, abhängig zu machen.
24/261
Probengefäß
-
Blutkulturflaschen ; vor Gebrauch auf Raumtemepratur oder auf 37°C vorwärmen.
-
Bei Verdacht auf eine Fungämie sollten keine Blutkulturflaschen mit Kunstharz
verwendet werden.
-
Herzklappen-Medium für intraoperativ entnommene Herzklappen.
Entnahmetechnik
Die Blutentnahme erfolgt üblicherweise durch Punktion einer peripheren Vene. Da die
Kontaminationsrate bei Blutkulturen, die über einen intravasalen Katheter abgenommen
wurden, höher sind, sollte die Entnahme über einen liegenden Gefäßkatheter nur dann
erfolgen, wenn der Verdacht auf eine Katheter-assoziierte Infektion vorliegt. In diesem Fall
müssen zwei Blutkulturpärchen (aus ZVK und peripher) abgenommen werden. Bei
Neugeborenen kann während der ersten Lebensstunden auch die Entnahme über einen
Nabelarterienkatheter sinnvoll sein. Die Kultur von arteriellem Blut bringt bei Fungämie keine
Vorteile.
Abnahme
Blutkulturen sollten mit sterilen Einmalhandschuhen entnommen werden. Vor der Entnahme
muss eine Händedesinfektion und eine Hautdesinfektion der Punktionsstelle erfolgen. Die
Hautdesinfektion der Punktionsstelle wird zunächst mit 70%-igem Ethanol durchgeführt. Die
Einwirkungszeit beträgt mindestens 2 Minuten, alternativ bis zur Trocknung des Ethanols.
Anschließend erfolgt erneut eine Hautdesinfektion – konzentrisch vom Zentrum der
desinfizierenden Fläche nach außen – mit 70%-igem Ehanol mittels sterilem Tupfer. Eine
nochmalige Palpation der Punktionsstelle sollte vermieden werden. Nach einer Fehlpunktion
muss die Kanüle gewechselt werden.
Beimpfen der Blutkulturflaschen
Nach Entfernen der Schutzkappen muss der darunterliegende Gummi mit Ethanol
desinfiziert werden (Einwirkzeiten beachten!). Die Beimpfung der Flaschen muss zur
Reduktion der Kontaminationsrate mit einer neuen, ausgetauschten Kanüle erfolgen. Das
Blut wird auf zwei Kultursysteme (aerobe und anaerobe Keime) verteilt. Reicht die
entnommene Blutmenge nur für ein System aus, so sollte der aeroben Blutkulturflasche der
Vorrang gegeben werden.
Zuerst die anaeroben, dann die aeroben Flaschen beimpfen! Die Belüftung der aeroben
Blutkulturflaschen ist bei den neuen Blutkultursystemen nicht mehr notwendig.
25/261
Blutvolumen
Das Verhältnis von Blut und Kulturmedium sollte etwa 1 : 5 bis 1 : 10 sein (Neutralisation der
bakteriziden Wirkung des Serums):
Erwachsene:
10 – 12 ml (je 5 – 6 ml für eine aerobe und anaerobe Flasche)
Kleinkinder:
3 – 4 ml (je 2 ml für eine aerobe und anaerobe Flasche für Kinder)
Säuglinge:
1 - 2 ml (je 1 ml in eine aerobe und anaerobe Flasche für Kinder)
Frühgeborene:
0.5 ml (nur aerob)
Anzahl der Blutkulturflaschen
Bei Sepsis 3 Blutkulturpärchen (je 3 aerobe und anaerobe Flaschen) innerhalb von 10 min
abnehmen; die Abnahme einer größeren Zahl verbessert die Ausbeute nicht. Bei akuter
Endokarditis in rascher Folge Abnahme von 3 Pärchen in 1 – 2 h, bei subakuter
Endokarditis Abnahme von 3 Pärchen innerhalb von 24 h. Bei Fieber unklarer Genese 3
Blutkulturpärchen in 24 h, wenn negativ weitere 3 Pärchen in 24 h.
Lagerung und Versand
Der Transport der beimpften Blutkulturflaschen muss sofort und gegen Abkühlung geschützt
erfolgen (< 2 h). Wenn dies nicht möglich ist, sollten die Blutkulturflaschen bis zum Versand
bei Raumtemperatur (25°C) aufbewahrt werden. Versehentlich vorinkubierte Flaschen
werden im Labor besonders bearbeitet, um ein positives Ergebnis zu gewährleisten. Es muss
daher auf dem Antragsformular vermerkt werden, ob und wie lange Blutkulturflaschen
vorinkubiert wurden.
Fehlermöglichkeiten bei der Abnahme von Blutkulturen
Falsch positive Ergebnisse:
unzureichende Händedesinfektion, Kontamination durch
verunreinigten Gummistopfen oder bei der Belüftung
Falsch negative Ergebnisse:
vorbestehende Antibiotikatherapie, zu großes Blutvolumen, zu lange Transportzeit, zu niedrige Temperatur
während des Transportes
Interpretation
Nicht alle positiven Blutkulturen sind klinisch relevant; in etwa 2 – 3% der Fälle liegt eine
abnahmebedingte Kontamination durch Hautflora vor. Hinweis für die klinische Relevanz des
nachgewiesenen Erregers in der Blutkultur gibt der Erregernachweis in mehreren
26/261
Blutkulturflaschen
oder
der
Nachweis
desselben
Erregers
aus
anderen
Untersuchungsmaterialien, z. B. Urin.
Zu den häufigen Kontaminanten von Blutkulturen zählen:;
-
koagulasenegative Staphylokokken (meist Staphylococcus epidermidis)
-
Korynebakterien (Achtung: Corynebacterium jeikeium bei Patienten mit Malignomen!)
aerobe apathogene Sporenbildner
-
Propionibakterien (anaerobe Hautflora)
-
α- oder nicht-hämolysierende Streptokokken (Achtung: können Erreger einer
subakuten Endokarditis oder Sepsis bei Neutropenie sein!).
Wenn diese Erreger nur in einer Blutkulturflasche nachgewiesen werden, ist die Bedeutung
des Befundes fraglich. Allerdings können sie bei immunsupprimierten Patienten eine Rolle
spielen.
Dauer der Untersuchung
Erstablesung positiver Flaschen nach 12 - 24 h, Differenzierung und Erstellung des
Antibiogramms der isolierten Keime erfolgt nach 48 –72 h, Endablesung negativer Flaschen
in der Regel nach 7 Tagen, in Ausnahmefällen wie Endokarditis oder bei V. a. langsam
wachsende Mikroorganismen nach 21 Tagen.
Bei
mikroskopischem
oder
kulturellem
Nachweis
von
Mikroorganismen
aus
Blutkulturen wird der Einsender sofort benachrichtigt !
1.2
Nativblut
Indikation
Malaria, Infektion durch Mykobakterien, Trypanosomiasis, Filariose, Leptospirose
Probengefäß
Universal-Probenröhrchen, konisch mit rotem Schraubverschluss
27/261
Abnahme
Entnahme von Blut mit steriler Kanüle aus Vene oder aus einem liegenden venösen Katheter
-
Malaria: 5 ml EDTA-Blut
-
Tuberkulose: 10 ml Citrat-Blut
-
Trypanosomen: 5 ml EDTA-Blut
-
Filariose: 5 ml EDTA-Blut, ggf. nächtliche Blutentnahme, um die Periodizität der
Erreger zu berücksichtigen (Rücksprache mit dem Labor)
Transport
bei Raumtemperatur bis zu 24 h
1.3
Herzklappen
Probengefäß
Weithalsgefäß mit Brain-Heart-Infusion-Bouillon (anzufordern unter Tel. 46939)
Abnahme
Herzklappen intraoperativ steril entnehmen und in das Gefäß überführen.
Transport
Der Transport muss innerhalb von 2 h bei Raumtemperatur erfolgen, eine längere Lagerung
ist bei 37°C (bis zu 24 h) möglich.
Dauer der Untersuchung
Ein negativer Befund wird nach 3 –4 Wochen erstellt.
1.4
Knochenmark
Probengefäß
Serile Spritze mit Schraubdeckel oder Blutkulturflaschen
28/261
Abnahme
-
Beckenkammpunktion
und
Strenalpunktion
unter
strengster
Beachtung
der
Hygienevorschriften
-
zur Punktion des hinteren Beckenkamms liegt der Patient in Seitenlage
-
Hände gründlich desinfizieren
-
Anziehen steriler Handschuhe und Abdecken der Punktionsstelle mit einem sterilen
Tuch
-
Lokalanästhesie und Infiltration des Periosts unter Aspiration
-
3-4 mm große Hautinzision mittels Skalpell und Vorschieben der Punktionsnadel
unter druckvollen Drehbewegungen senkrecht bis auf das Periost. Punktionsrichtung
ist hinten 15° nach kaudal und vorne 15° nach kranial
-
Nach Passieren der Kompakta Herausziehen des Obturators (enthält Knochenbiopsat
für die hämatologische Diagnostik) und Aspiration von Knochenmark mit einer sterilen
Spritze (Vorlage von EDTA zur Untersuchung von Parasiten)
-
Entfernen der Nadel und Kompression der Punktionsstelle mit sterilen Tupfern
-
Anlage eines sterilen Verbandes
-
Lagerung des Patienten auf einem Sandsack
-
Knochenmark in Blutkulturflaschen einimpfen oder nativ in der Spritze transportieren
oder auf Objektträger ausstreichen.
Transport
Umgehender Transport der Proben bei Raumtemperatur. Eine Zwischenlagerung ist nur in
Blutkulturflaschen oder auf Objektträgern möglich. Kleinere Mengen direkt in Flüssigmedien
einbringen.
1.5
Perikardpunktat
Probengefäß
Universal-Probenröhrchen mit blauem Schraubverschluss.
Untersuchungsmethode
-
Kultur
-
universelle PCR
29/261
Abnahme
-
strengste Beachtung der Hygienevorschriften
-
Ortung des Ergusses mittels Echokardiographie
-
Lokalanästhesie der Punktionsstelle und Punktion unter sterilen Kautelen mit einer
dicklumigen Nadel mit aufgesetzter Spritze
-
Abnahme der Punktatsflüssigkeit und Verteilen in die Probengefäße
-
Entfernen der Kanüle und Anlegen eines sterilen Verbandes
Transport
Sofortiger Transport bei Raumtemperatur. Eine Zwischenlagerung ist nicht möglich.
Dauer der Untersuchung
Ein negativer Befund wird nach 21 Tagen erstellt.
1.6
Schrittmacher
Probengefäß
Weithalsgefäß mit Brain-Heart-Infusion-Bouillon
Abnahme
Schrittmacher unter sterilen Bedingungen entnehmen und in Transportgefäß überführen.
Transport
Bei Raumtemperatur innerhalb von 24 h.
Weiterführende Diagnostik bei Infektionen mit ungewöhnlichen Erregern
-
Aspergillus spp.
-
Bartonalla spp.
-
Brucella spp.
-
Leptospira spp.
-
Mycoplasma hominis
-
Mycobacterium spp,
-
Ureaplasma urealyticum
30/261
Erregerspektrum
(alle aufgelisteten Erreger sind im Rahmen der üblichen mikrobiologischen Diagnostik nachweisbar)
__________________________________________________________________________
Angewandte Nachweisverfahren
---------------------------------------------Material
TM
Mikr
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Bakteriämie und Sepsis
häufige Erreger:
E. coli
Blut
0
+
+
0
0
0
S. aureus
Blut
0
+
+
0
0
0
S. pneumoniae
Blut
0
+
+
+
0
0
Enterococcus spp.
Blut
0
+
+
0
0
0
koagulasenegative Staphylokokken
Blut
0
+
+
0
0
0
Klebsiella spp.
Blut
0
+
+
0
0
0
Enterobacter spp.
Blut
0
+
+
0
0
0
Haemophilus influenzae
Blut
0
+
+
+
0
0
Salmonella spp.
Blut
0
+
+
0
0
+
Pseudomonas aeruginosa
Blut
0
+
+
0
0
0
Neisseria meningitidis
Blut
0
++
+
+
0
0
Candida spp.
Blut
0
++
+
+
0
+
Malassezia furfur
Blut
0
+
+
0
0
0
Anaerobier
Blut
0
+
+
0
0
0
Blut
0
+
+
0
0
0
Nutritionally variant streptococci (NVS)
Blut
0
+
+
0
0
0
Enterococcus faecalis
Blut
0
+
+
0
0
0
Enterococcus spp.
Blut
0
+
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Blut
0
+
+
0
0
0
Enterobacteriaceae
Blut
0
+
+
0
0
0
seltene Erreger:
(Bacteroides, Fusobakterien, Prevotella)
Endokarditis
Subakute Endokarditis/häufige Erreger
Streptokokken der Viridansgruppe
(u. a. S. sanguis, S. salivarius, S. mutans
Akute Endokarditis/häufige Erreger
__________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ =
Mikroorganismen, gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ =
Nachweis von
Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische
Diagnose erlauben, --- = Mikroskopie nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie, Kultur: nach Anzüchtung
Identifizierung und Erstellung eines Antibiogramms
31/261
__________________________________________________________________________
Angewandte Nachweisverfahren
---------------------------------------------Material
TM
Mikr
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Akute Endokarditis/ seltene Erreger
Neisseria spp.
Blut
0
++
+
0
0
0
Coxiella burnetii
Blut
0
0
0
0
0
+
*Brucella spp. (!)
Blut
0
+
+
0
0
+
Candida spp.
Blut
0
++
+
+
0
+
*Bartonella spp.
Blut
Speziallabor
Haemophilus influenzae
Blut
0
+
+
0
0
0
Haemophilus spp.
Blut
0
+
+
0
0
0
Actinobacillus spp.
Blut
0
+
+
0
0
0
Eikenella corodens
Blut
0
+
+
0
0
0
Cardiobacterium homins
Blut
0
+
+
0
0
0
Kingella spp.
Blut
0
+
+
0
0
0
Pseudomonas aeruginosa
Blut
0
+
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Blut
0
+
+
0
0
0
Candida spp.
Blut
0
++
+
+
0
+
Enterococcus faecalis
Blut
0
+
+
0
0
0
Streptokokken der Viridansgruppe
Blut
0
+
+
0
0
0
koagulasenegative Staphylokokken
Blut
0
+
+
0
0
0
Staphylococcus epidermidis
Blut
0
+
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Blut
0
+
+
0
0
0
Enterobacteriaceae
Blut
0
+
+
0
0
0
Candida spp.
Blut
0
++
+
+
0
+
Streptokokken der Viridansgruppe
Blut
0
+
+
0
0
0
Enterococcus faecalis
Blut
0
+
+
0
0
0
Corynebacterium spp.
Blut
0
+
+
0
0
0
*Bakterien der HACEK-Gruppe:
Endokarditis bei Drogenabhängigen
Endokarditis bei Klappenersatz
Early onset
__________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ = Nachweis von Mikroorganismen, gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ = Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische Diagnose
erlauben, --- = Mikroskopie nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie, (!) = Keime der Risikogruppe 3,
* = langsames Wachstum
32/261
__________________________________________________________________________
Angewandte Nachweisverfahren
---------------------------------------------Material
TM
Mikr
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Late onset
Staphylococcus epidermidis
Blut
0
+
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Blut
0
+
+
0
0
0
Enterobacteriaceae
Blut
0
+
+
0
0
0
Candida spp.
Blut
0
++
+
+
0
+
Legionella spp.
Blut
0
0
+
0
0
+
Staphylococcus aureus
Blut
0
+
+
0
0
0
Streptococcus pneumoniae
Blut
0
+
+
0
0
0
Streptokokken der Gruppe A
Blut
0
+
+
0
0
0
Escherichia coli
Blut
0
+
+
0
0
0
Pseudomonas aeruginosa
Blut
0
+
+
0
0
0
Salmonella spp.
Blut
0
+
+
0
0
+
Shigella spp.
Blut
0
+
+
0
0
0
Neisseria meningitidis
Blut
0
++
+
0
0
0
*Histoplasma capsulatum (!)
Blut
0
+
+
0
0
+
Mycoplasma pneumoniae
Blut
0
0
0
0
0
+
Chlamydia pneumoniae
Blut
0
0
0
0
0
+
Candida spp.
Blut
0
++
+
+
0
+
*Mycobacterium tuberculosis (!)
Blut
0
++
+
0
0
0
Echinococcus granulosus
Blut
0
0
0
0
0
+
Entamoeba histolytica
Blut
0
0
0
0
0
+
Toxoplasma gondii
Blut
0
0
0
0
0
+
Trichinella spiralis
Blut
0
0
0
0
0
+
Perikarditis
häufige Erreger
seltene Erreger
__________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ = Nachweis von Mikroorganismen, gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ = Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische Diagnose
erlauben, --- = Mikroskopie nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie, (!) =Keime der Risikogruppe 3,
* = langsames Wachstum
33/261
1. 7 Intravaskuläre Katheter
Intravaskuläre Katheter werden in 2 Kategorien unterteilt: solche für kurzeitigen (ein- oder
mehrlumige Silikon- oder Polyurethankatheter) und solche für längerfristigen Einsatz; letztere
müssen in der Regel chirurgisch implantiert werden.
Zu den Langzeitkathetern gehören Hickman-Katheter, Broviac-Katheter, Port-Systeme. Da
die Katheter schwer ersetzbar sind, sollten zunächst alle diagnostischen Möglichkeiten am
noch liegenden Katheter ausgeschöpft werden. Zur Diagnose einer Katheter-bedingten
Infektion erscheint die Bestimmung der DTTP (detection time till positivity)-Zeit durch
Gewinnung von Blutkulturen aus dem Katheter und zeitgleich aus einer Vene am
sinnvollsten. Bei Langzeitkathetern können auch schnell wachsende Mykobakterien, Pilze
und Anaerobier eine Rolle spielen.
Malassezia furfur kann bei Neu- und Frühgeborenen, die eine lipidreiche parenterale
Ernährung erhalten, Katheter-assoziierte Infektionen verursachen. Da diese Keime eine
Subkultivierung auf Spezialnährmedien erfordern, muss ein klinischer Verdacht dem Labor
mitgeteilt werden.
Indikation zur mikrobiologischen Untersuchung
Bei Verdacht auf Katheter-assoziierte Infektionen muss der Katheter gezogen und zur
Untersuchung in die Mikrobiologie gesandt werden. Ist dies nicht möglich, sollte die DTTP
bestimmt werden.
Probengefäß
Erwachsene:
steriles Transportgefäß ohne Transportmedium
Frühgeborene:
Brain-Heart-Infusion-Medium
Entnahmetechnik
-
Einmalhandschuhe anziehen
-
Katheter mit einer sterilen Pinzette vorsichtig ziehen. Dabei darauf achten, dass die
Spitze nicht mit unsterilem Material in Kontakt kommt
-
Transportgefäß öffnen
-
Katheterspitze (4-6cm) mit einer sterilen Schere vorsichtig abschneiden und in das Gefäß
fallen lassen
-
Transportgefäß verschließen.
34/261
Die heute übliche mikrobiologische Methode zur Untersuchung von Venenkathetern ist die
Agar-Roll-Technik nach Maki. Sie erlaubt eine semiquantitative Bestimmung der Bakterien.
Versand
Der Transport muss rasch ohne Transportmedium erfolgen (< 15 min). Ist dies nicht möglich,
muss der Katheter bei 4°C gelagert werden (optimal 2 h, maximal 24 h). Katheter von
Frühgeborenen werden in eine Brain-Heart-Infusion-Bouillon überführt und sofort ins Labor
gebracht. Ist dies nicht möglich sollten die Bouillonen bei 37°C bebrütet werden.
Interpretation
Der Nachweis von Mikroorganismen in einer Keimzahl von ≥ 15 Kolonien/Katheterspitze gilt
als klinisch relevante Besiedlung und ist bei vorliegender klinischer Symptomatik oder
lokalen Infektionszeichen wahrscheinlich mit einer Katheterinfektion assoziiert. Weniger als
15 Kolonien/Katheterspitze sprechen für eine Kontamination.
Beim
Nachweis
von
Korynebakterien,
Propionibakterien,
Bacillus
spp.
und
von
koagulasenegativen Staphylokokken ist die klinische Bedeutung des Befundes fraglich,
inbesondere dann, wenn die Erreger nur aus einer Blutkulturflasche isoliert wurden.
DTTP
Es wird die zeitliche Differenz zwischen dem Positivwerden der aus dem Katheter
entnommen Blutkultur und der aus der Peripherie entnommenen Blutkultur bestimmt.
Voraussetzung für diese Untersuchung ist die zeitgleiche Abnahme der Blutkulturen.
Patienten mit einer katheterbedingten Infektion zeigen in der Katheterkultur schneller ein
positives Ergebnis als in der peripher abgenommen Blutkulturen. Die Differenz muss > 2 h
sein.
1.8
CAP-Dialysat
Bei CAP-Dialysaten handelt es sich um hypertone Lösungen. Um ein Absterben oder eine
Schädigung der Mikroorganismen zu verhindern, sollten die CAP-Dialysate sofort nach der
Abnahme in das Labor gebracht werden oder aber schon auf der Station in
Blutkulturflaschen geimpft werden (5 – 10 ml, Verdünnungseffekt der hypertonen Lösung und
optimales Wachstumsmedium für Mikroorganismen).
35/261
Erregerspektrum
(alle aufgelisteten Erreger sind im Rahmen der üblichen mikrobiologischen Diagnostik nachweisbar)
__________________________________________________________________________
Angewandte Nachweisverfahren
---------------------------------------------Material
TM
Mikr
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Kurzzeitkatheter
häufige Erreger:
koagulaseneg. Staphylokokken
ZVK-Spitze
0
---
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
ZVK-Spitze
0
---
+
0
0
0
Enterococcus spp.
ZVK-Spitze
0
---
+
0
0
0
Candida spp.
ZVK-Spitze
0
---
+
0
0
0
Enterobacteriaceae
ZVK-Spitze
0
---
+
0
0
0
Malassezia furfur
ZVK-Spitze
0
---
+
0
0
0
koagulaseneg. Staphylokokken
Blut (ZVK, peripher)
0
---
+
0
0
0
seltene Erreger:
Langzeitkatheter
häufige Erreger:
Staphylococcus aureus
Blut (ZVK, peripher)
0
---
+
0
0
0
Enterococcus spp.
Blut (ZVK, peripher)
0
---
+
0
0
0
Candida spp.
Blut (ZVK, peripher)
0
---
+
+
0
+
Enterobacteriaceae
Blut (ZVK, peripher)
0
---
+
0
0
0
atypische Mykobakterien
Blut (ZVK, peripher)
0
---
+
0
0
0
Anaerobier
Blut (ZVK, peripher)
0
---
+
0
0
0
Acinetobacter spp.
Blut (ZVK, peripher)
0
---
+
0
0
0
Alcaligenes spp.
Blut (ZVK, peripher)
0
---
+
0
0
0
seltene Erreger:
_________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ = Nachweis von Mikroorganismen, gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ = Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische Diagnose
rlauben, --- = Mikroskopie nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie, (!) = Keime der Risikogruppe 3
36/261
2. Neurologische Infektionen und Infektionen des ZNS
Indikation für die Untersuchung von Liquor und Hirnbiopsien
Eine Lumbalpunktion sollte bei allen akuten und chronischen entzündlichen neurologischen
Erkrankungen durchgeführt werden, u. a. bei Meningitis, Meningoenzephalitis, Enzephalitis,
Ventrikulitis, Hirnabszessen, Hirnnervenlähmungen, Myelitis transversa, bei unklarem Fieber
und bei unklaren Krämpfen. Kontraindikationen sind erhöhter intrakranieller Druck
(Stauungspapille)
und
Gerinnungsstörungen.
Eine
relative
Kontraindikation
ist
ein
kontaminiertes bzw. infiziertes Punktionsgebiet.
2.1
Liquor
Zeitpunkt der Lumbalpunktion
Die Lumbalpunktion sollte bei akuten Entzündungen vor einer antibiotischen Therapie
erfolgen. Ist eine Lumbalpunktion nicht möglich, sollte auf jeden Fall eine Blutkultur
entnommen werden, da 90% der bakteriellen Meningitiden im Rahmen einer Bakteriämie
oder Sepsis ablaufen.
Eine Kontrollpunktion nach 12 – 48 Stunden ist indiziert nach Einsenden einer für die
Diagnostik zu geringen Liquormenge (z. B. bei Verdacht auf Tuberkulose), bei zweifelhaftem
oder ungewöhnlichen Initialbefund, beim Nachweis von resistenten Erregern oder von
Keimen mit einer ungewöhnlichen Resistenz (Kontrolle), bei klinischer Verschlechterung des
Krankheitszustandes trotz adäquater Therapie und in Ausnahmefällen zur Beurteilung der
Effizienz der Therapie.
Probengefäß
-
Universal-Röhrchen aus Kunststoff mit blauem Schraubdeckelverschluss.
-
Pilzantigene können an der Oberfläche des Kunststoffgefäßes adhärieren und
dadurch den Nachweis von Pilzantigenen erschweren. Bei dringendem Verdacht auf
eine Pilzinfektion verwende man daher besser Glasgefäße. Diese müssen dann unter
entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen ins mikrobiologische Labor transportiert
werden.
Liquorgewinnung
Üblicherweise wird Liquor durch Lumbalpunktion, in selteneren Fällen durch Ventrikel- oder
Subokzipitalpunktion gewonnen. In Sonderfällen kann Liquor auch aus Ableitungssystemen
37/261
(Shuntliquor) gewonnen werden. Es sollte nach Möglichkeit kein blutiger Liquor eingesetzt
werden.
Vorgehen bei Lumbalpunktion
- Hygienische Händedesinfektion
- Mundschutz (notwendig für Untersuchungen mittels PCR)
- Reinigung und Hautdesinfektion der Punktionsstelle (L4/5 oder L3/4)
(70%-iger Alkohol, konzentrisches Auftragen, Einwirkzeit 2 Minuten)
- sterile Einmalhandschuhe
- nach der Punktion Entfernung evtl. PVP-Jod-Reste mittels Aethanol getränktem Tupfer
und Abdecken der Punktionsstelle mit sterilem Verbandsmaterial
Liquorvolumen
Wenn immer möglich, sollten die für entsprechende mikrobiologischen Untersuchungen
vorgeschriebenen Mindestmengen eingesandt werden. Nur so ist mit einem positiven
Untersuchungsergebnis zu rechnen! Falls nur wenig Liquor zur Verfügung steht, sollten
Prioritäten für den Nachweis der mit größter Wahrscheinlichkeit in Frage kommenden
Erreger gesetzt werden.
Mindestvolumen:
- Bakterien
≥ 1 ml
- Pilze
≥ 2 ml
- Parasiten
≥ 5 ml
- Mykobakterien
≥ 5 ml, besser 10 – 15 ml (je 5 ml für Mikroskopie, Kultur und PCR);
Bei negativer Mikroskopie und bestehendem Verdacht auf eine tuberkulöse Meningitis, sollte
erneut Liquor gewonnen und mindestens 15 ml für die Kultur verarbeitet werden. Ist nur
wenig Liquor vorhanden, so ist der Kultur der Vorrang zu geben. Die Kultur gilt nach wie vor
als Goldstandard, sie hat die größte Sensitivität.
Lagerung und Versand
Der Transport der Liquorproben zum Nachweis von Bakterien muss unverzüglich bei
Raumtemperatur und vor Licht geschützt erfolgen (innerhalb von maximal 2 h). Ist ein
sofortiger Transport nicht möglich, so wird ein Aliquot des Liquors in Blutkulturflaschen
eingeimpft (Lagerung bis zu 24 h bei Raumtemperatur möglich). Da unter diesen Umständen
einige Untersuchungen nicht möglich sind (mikroskopisches Präparat, Antigennachweis,
quantitative Bestimmung der Erreger, Nachweis von Viren, Nachweis von Parasiten), sollte
38/261
außerdem nativer Liquor parallel eingesandt werden. Zum Nachweis von Viren,
Mykobakterien, Parasiten, Pilzen und Nukleinsäuren Lagerung und nach Möglichkeit auch
Versand des Liquors bei 4°C (maximal 24 h). Bei Verdacht auf Parasiten und Pilze Liquor
nicht tieffrieren.
2.2
Abszessmaterial von Hirnabszessen
Hirnabszesse werden in erster Linie von Anaerobiern verursacht (vgl. Tabellen)
Probengefäß
Je nach Materialmenge steriles Universal-Röhrchen mit blauem Schraubdeckelverschluss.
Probenentnahme
-
Desinfektion der Hautareale
-
Punktion und Sekretaspiration mit einer sterilen Spritze unter aseptischen Bedingungen
-
bei Abszessspaltung vorher Material für die mikrobiologische Untersuchung durch
Punktion gewinnen, ggf. Inzision des Abszesses und Aufnahme des Abszessinhaltes in
sterile Gefäße unter aseptischen Bedingungen.
Transport und Lagerung
-
rasch und in einem Medium, das für den Transport von Anaerobiern geeignet ist
Nativmaterial ≤ 2 h, RT
im Transportmedium für Anaerobier ≤ 24 h, RT
-
bei Transportverzögerungen Einimpfen der Materialien in Blutkulturflaschen
-
Liquores und Abszessmaterial nicht einfrieren!
39/261
Erregerspektrum
(alle aufgelisteten Erreger sind im Rahmen der üblichen mikrobiologischen Diagnostik nachweisbar)
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
-------------------------------------------TM
Mikr
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Akute bakterielle Meningitis
häufige Erreger
Neisseria meningitidis
Liquor, Blut
0
++
+
+
0
0
Streptococcus pneumoniae
Liquor, Blut
0
++
+
+
0
0
Haemophilus influenzae
Liquor, Blut
0
+
+
+
0
0
Peptostreptococcus spp.
Liquor, Blut
0
+
+
0
0
0
Fusobacterium spp.
Liquor, Blut
0
+
+
0
0
0
Clostridium perfringens
Liquor, Blut
0
+
+
0
0
0
*Brucella spp. (!)
Liquor, Blut
0
+
+
0
0
0
Treponema pallidum
Liquor
0
0
0
0
0
+
Borrelia burgdorferi
Liquor
0
0
0
0
+
+
Streptokokken der Gruppe B
Liquor, Blut
0
+
+
+
0
0
Escherichia coli
Liquor, Blut
0
+
+
+
0
0
Listeria monocytogenes
Liquor, Blut
0
+
+
0
0
0
Streptokokken der Gruppe A
Liquor, Blut
0
+
+
0
0
0
Klebsiella pneumoniae
Liquor, Blut
0
+
+
0
0
0
Streptococcus pneumoniae
Liquor, Blut
0
+
+
+
0
0
Neisseria meningitidis
Liquor, Blut
0
++
+
+
0
0
Listeria monocytogenes
Liquor, Blut
0
+
+
0
0
0
Enterobacteriaceae
Liquor, Blut
0
+
+
0
0
0
Pseudomonas aeruginosa
Liquor, Blut
0
+
+
0
0
0
seltene Erreger
bei Früh- und Neugeborenen
bei Immunsupprimierten
________________________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Stuart-Medium®, B = 10 B Medium, P = Port-A-Cul Medium®, D = Direktbeimpfung des Mediums, N
= Nativmaterial bzw. nativer Abstrich; Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ = Nachweis von
Mikroorganismen, gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ =
Diagnose erlauben, --- =
Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische
nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie, Anaerobier, (!) =
Keime der
Risikogruppe 3, * = langsames Wachstum
40/261
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
------------------------------------------TM
Mikr
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
bei Schädelbasisfrakturen
Streptococcus pneumoniae
Liquor
0
+
+
+
0
0
Haemophilus influenzae
Liquor
0
+
+
+
0
0
Streptokokken der Gruppe A
Liquor
0
+
+
+
0
0
Staphylococcus aureus
Liquor
0
+
+
0
0
0
Staphylococcus epidermidis-Gruppe
Liquor
0
+
+
0
0
0
Enterobacteriaceae
Liquor
0
+
+
0
0
0
Staphylococcus epidermidis-Gruppe
Liquor
0
+
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Liquor
0
+
+
0
0
0
Enterobacteriaceae
Liquor
0
+
+
0
0
0
Propionibacterium acnes
Liquor
0
+
+
0
0
0
Acanthamoeba
Liquor
0
+++
0
0
0
0
*Brucella spp. (!)
Liquor
0
+
+
0
0
+
Candida spp.
Liquor
0
++
+
+
0
+
*Coccidioides immitis (!)
Liquor
0
+
+
0
0
+
Cryptococcus neoformans
Liquor
0
+
+
0
0
+
*Histoplasma capsulatum (!)
Liquor
0
+
+
0
0
+
Borrelia burgdorferi
Liquor
0
0
0
+
+
Treponema pallidum
Liquor
0
0
0
*Mycobacterium tuberculosis (!)
Liquor
0
++
+
0
+
0
Leptospira spp.
Liquor
(+)
0
+
0
0
+
nach Schädeltrauma
bei Shuntpatienten
Chronische Meningitis
+
________________________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Stuart-Medium®, P = Port-A-Cul Medium®, D = Direktbeimpfung des Mediums, N = Nativmaterial
bzw. nativer Abstrich; Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ =
Nachweis von Mikro-
organismen, gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ = Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische Diagnose
erlauben, --- = nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie, Anaerobier, (!) = Keim der Risikogruppe 3,
* = langsames Wachstum
41/261
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
-----------------------------------------------------TM
Mikro
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Fokale ZNS-Läsionen
*Actinomyces spp.
Liquor, Punktat
0
+
+
0
0
0
*Blastomyces spp. (!)
Liquor, Punktat
0
+
+
0
0
0
Cysticercus spp.
Liquor, Punktat
0
+++
0
0
0
Aspergillus spp.
Liquor, Punktat
0
++
+
+
0
+
*Nocardia spp.
Liquor, Punktat
0
++
+
0
0
0
Schistosoma mansoni
Liquor, Punktat
0
+++
0
0
+
Toxoplasma gondii
Liquor, Punktat
0
0
0
0
0
+
Naegleria fowleri
Liquor
0
+++
+
0
0
0
Acanthamoeba
Liquor
0
+++
+
0
0
0
Salmonella typhi
Liquor
0
+
+
+
0
+
Ehrlichia canis
Liquor
Speziallabor
Coxiella burnetii
Liquor
0
0
0
0
0
+
Mycoplasma pneumoniae
Liquor
H
0
+
+
+
+
*Brucella spp. (!)
Liquor
0
+
0
0
0
+
Listeria monocytogenes
Liquor
0
+
+
0
0
0
Treponema pallidum
Liquor
0
0
0
0
0
+
Borrelia burgdorferi
Liquor
0
0
0
0
+
+
Leptospira spp.
Liquor
+
0
+
0
0
+
Nocardia spp.
Liquor
0
++
+
0
0
0
*Actinomyces spp.
Liquor
0
++
+
0
0
0
*Mycobacterium tuberculosis (!)
Liquor
0
++
+
0
+
0
*Histoplasma capsulatum (!)
Liquor
0
+
+
+
0
+
Naegleria fowleri
Liquor
0
+++
0
+
0
0
Acanthamoeba
Liquor
0
+++
+
0
0
0
Toxoplasma gondii
Liquor
0
0
0
0
0
+
Meningitis durch Protozoen
Encephalitis
________________________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Stuart-Medium®, P = Port-A-Cul Medium®, D = Direktbeimpfung des Mediums, N = Nativmaterial
bzw. nativer Abstrich; Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ =
Nachweis von
Mikroorganismen, gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ = Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische
Diagnose erlauben, --- =
nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie,
Anaerobier, (!) =
Keime der
Risikogruppe 3, * = langsames Wachstum
42/261
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
------------------------------------------TM
Mikro
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Encephalitis
Plasmodium falciparum
Liquor
0
+++
0
0
0
0
Tropheryma whippelii
Liquor
0
0
0
0
+
0
Bartonella spp.
Liquor
Speziallabor
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Streptococcus pneumoniae
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Haemophilus influenzae
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Subdurales Empyem
Streptococcus spp.
(S. milleri, S. anginosus)
Enterobacteriaceae
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Bacteroides spp.
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Peptostreptococcus spp.
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Bacteroides spp.
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Prevotella spp.
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Porphyromonas spp.
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Enterobacteriaceae
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Candida spp.
Punktat
N/P
++
+
0
0
+
Actinomyces spp.
Punktat
N/P
++
+
0
0
0
Nocardia spp.
Punktat
N/P
++
+
0
0
0
Fusobacterium spp.
Punktat
N/P
++
+
0
0
0
Streptococcus pneumoniae
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Haemophilus influenzae
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Listeria monycytogenes
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Hirnabszess
Streptococcus spp.
(S. intermedius, S. anginosus)
_______________________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Stuart-Medium®, P = Port-A-Cul Medium®, D = Direktbeimpfung des Mediums, N = Nativmaterial
bzw. nativer Abstrich; Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ =
Nachweis von Mikro-
organismen, gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ = Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische Diagnose
erlauben, --- = nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie, Anaerobier
43/261
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
-----------------------------------------TM
Mikr
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Epiduraler Abszess
Staphylococcus aureus
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Escherichia coli
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Pseudomonas aeruginosa
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Streptococcus spp.
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Peptostreptococcus spp.
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Salmonella spp.
Punktat
N/P
+
+
0
0
+
Staphylococcus epidermidis
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
*Nocardia spp.
Punktat
N/P
++
+
0
0
0
*Actinomyces spp.
Punktat
N/P
++
+
0
0
0
Fusobacterium spp.
Punktat
N/P
++
+
0
0
0
*Mycobacterium spp. (!)
Punktat
N/P
++
+
0
0
+
Aspergillus spp.
Punktat
N/P
++
+
0
0
0
*Brucella spp. (!)
Punktat
N/P
+
+
0
0
+
Treponema pallidum
Punktat
N/P
0
0
0
0
+
Peptostreptococcus spp.
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Streptokokken der Viridansgruppe
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Streptococcus milleri Gruppe
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Bacteroides spp.
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Enterobacteriaceae
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Pseudomonas aeruginosa
Punktat
N/P
+
+
0
0
0
Streptococcus pneumoniae
Aspirat
N
++
+
0
0
0
Haemophilus influenzae
Aspirat
N
+
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Aspirat
N
+
+
0
0
0
Cranialer epiduraler Abszess
Dentogener Abszess
Peptostreptococcus spp.
Aspirat
N
+
+
0
0
0
Fusobacterium spp.
Aspirat
N
++
+
0
0
0
Prevotella spp.
Aspirat
N
+
+
0
0
0
Porphyromonas spp.
Aspirat
N
+
+
0
0
0
________________________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, P = Port-A-Cul Medium®, S = Stuart-Medium®, N = Nativmaterial bzw. nativer Abstrich; Mikr =
Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ =
Zuordnung möglich, +++ =
Nachweis von
Mikroorganismen, gattungsspezifische
Spezial-färbungen,-techniken, die eine mikrobiologische Diagnose erlauben, --- =
durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie,
Anaerobier, (!) =
nicht
Keime der Risikogruppe 3, * = langsames
Wachstum
44/261
3.
Infektionen der oberen Atemwege und der Ohren
Dazu gehören:
-
Infektionen der Mundhöhle: persistierende, eitrige oder nekrotisierende Stomatitis,
eitrige Sialadenitis, juvenile oder schwere generalisierte Parodontitis
-
Rhinitis: bei einer Dauer von > 2 Wochen oder eitrigem Sekret
-
Sinusitis: bei chronischem Verlauf (> 8 Wochen) oder bei Komplikationen unter
Beteiligung der Orbita und Schädelgrube
-
Otitis externa: bei Therapieversagen
-
Akute Otitis media: bei Neugeborenen, Immunsupprimierten, Mastoiditis, Beteiligung der
Schädelknochen oder Hirnnerven
-
Tonsillopharyngitis: bei Fieber, bei eitriger Pharyngitis (A-Streptokokken, Angina Plaut
Vincentii)
-
Laryngitis: bei einer Dauer > 2 Wochen sowie bei Komplikationen wie z. B. Epiglottitis
oder Laryngotracheitis
-
Diphtherie
Indikation für die Abnahme von Untersuchungsmaterialien
Die Indikation zur mikrobiologischen Diagnostik ergibt sich bei Versagen einer kalkulierten
Therapie, bei Infektionen von Früh- und Neugeborenen und bei immunsuppremierten
Patienten.
Materialentnahme
Die Materialgewinnung erfolgt gezielt nach klinischen Symptomen:
- Stomatitis
Tupferabstrich, Spülflüssigkeit, Blut (Serologie)
- Sialadenitis
Absaugflüssigkeit, Punktat, Blutkultur, Blut (Serologie)
- Parodontitis
Zahntaschenexprimat, Sulcus-Flüssigkeit
- Rhinitis
Tupferabstrich, Spülflüssigkeit, Absaugflüssigkeit
- Sinusitis
Punktate, endoskopisch gewonnenes Material
- Laryngitis
Tupferabstrich, Spülflüssigkeit (Bronchoskop)
- Epiglottitis
Tupferabstriche
- Otitis externa
Tupferabstriche, Spülflüssigkeit
- Otitis media
Tupferabstriche, Punktionen
- Tonsillitis/Pharyngitis
Tupferabstriche
45/261
Lagerung und Transport
Wegen
der
Empfindlichkeit
der
Erreger
gegen
Umwelteinflüsse
sollten
die
Untersuchungsmaterialien möglichst schnell (innerhalb von 2 h bei Raumtemperatur) und
wegen der Gefahr der Austrocknung in einem Transportmedium versandt werden. Da
empfindliche Bakterien bei Temperaturen um 4°C absterben, sollte eine Lagerung im
Kühlschrank unterbleiben. Ist eine Verarbeitung innerhalb von 2 h nach der Abnahme nicht
möglich, muss die Lagerung bei Raumtemperatur erfolgen. Dabei besteht die Gefahr, dass
die Krankheitserreger von Keimen der Normalflora überwuchert werden.
Untersuchungsmaterialien
3.1
Nasenabstrich
Indikation
-
zum Nachweis einer Kolonisation mit MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus
aureus)
-
zum Nachweis einer Rhinitis
-
Nasopharyngealabstrich zum Nachweis einer Pharyngitis
Probengefäß
Universal-Abstrichtupfer mit blauer Kappe
Abnahme
-
Tupfer aus der Sterilverpackung entnehmen
-
mit dem Watteteil des Tupfers die Nasenhöhle des Patienten abstreichen
-
bei Screening auf MRSA mit einem Tupfer nacheinander beide Nasenhöhlen abstreichen
-
Tupfer in das Transportmedium stecken und fest verschließen
-
Nasopharyngealabstrich: Tupfer vorsichtig entlang der Nasenscheidewand und des
Nasenbodens in den Nasopharynx vorschieben, dann rotierend abstreichen.
Lagerung und Transport
innerhalb von 24 h bei Raumtemperatur
46/261
3.2
Rachenabstrich
Indikation
Bakterielle Pharyngitis, Tonsillitis, Angina Plaut-Vincenti
Probengefäß
Universal-Abstrichtupfer mit blauer Kappe
Abnahme
-
Tupfer aus der Sterilverpackung entnehmen
-
mit dem Watteteil des Tupfers mehrfach den Rachen abstreichen; darauf achten, dass
der Tupfer nicht mit der Wangen- oder Zungenschleimhaut in Berührung kommt
(Kontamination mit physiologischer Mundflora)
-
Deckel des Transportmediums abziehen und verwerfen
-
Tupfer in das Transportmedium stecken und fest verschließen.
Pharyngitis
-
Pharynxabstrich bei Pharyngitis:
Mund mehrmals mit Leitungswasser ausspülen, Zunge mit Spatel nach unten
drücken,
Tupfer einführen ohne die Lippen, Mundschleimhaut oder Uvula zu
berühren, Tupfer unter Druck von oben nach unten über Tonsillen oder horizontal
über die Rachenwand
-
streichen.
Nasopharyngealabstrich:
Tupfer vorsichtig entlang der Nasenscheidewand und des Nasenbodens in den
Nasopharynx vorschieben, dann rotierend abstreichen.
Diese Abstriche dürfen nur ausgeführt werden, wenn die Epiglottis nicht entzündet
ist!
Epiglottitis
-
Tupferabstriche dürfen nur nur unter laryngoskopischer oder bronchoskopischer
Kontrolle entnommen werden; bei eitrigen Infektionen besteht die Gefahr der
Atemwegsobstruktion
-
statt dessen Entnahme von Blutkulturen
47/261
Angina Plaut-Vincenti
Der Abstrichtupfer sollte in ein Transportmedium für Anaerobier gegeben werden.
Außerdem sollte zur Sicherung der Diagnose ein Grampräparat angefordert werden und
die Verdachtsdiagnose auf dem Antragsformular vermerkt werden.
Lagerung und Transport
innerhalb von 24 h bei Raumtemperatur
3.3
Rachenspülwasser
Probengefäß
Sputumröhrchen mit Schraubdeckel
Abnahme
-
Mund mit physiologischer Kochsalzlösung ausspülen
-
Gurgeln mit 10 ml physiologischer Kochsalzlösung
-
Gurgelflüssigkeit in Sputumröhrchen überführen und schnell versenden.
Lagerung und Transport
innerhalb von 24 h bei Raumtemperatur
3.4
Mund- und Zungenabstrich
Es werden in der Regel Keime der physiologischen Flora nachgewiesen. Zum Nachweis
einer Mykose der Schleimhaut ist ein gezielter Untersuchungsauftrag notwendig.
Probengefäß
Universal-Abstrichtupfer mit blauer Kappe
Abnahme
-
Tupfer aus der Sterilverpackung entnehmen
48/261
-
mit dem Watteteil des Tupfers mehrfach in die zu untersuchende Region streichen.
Deckel des Transportmediums abziehen und verwerfen
-
Tupfer in das Transportmedium stecken und fest verschließen.
Transport und Lagerung
Transport ≤ 2 h bei RT, eine Lagerung ist bis zu 24 h bei RT möglich.
3.5
Ohrabstriche und Punktate
zum Nachweis einer Otitis media oder externa
Probengefäß
-
Universal-Abstrichröhrchen mit blauer Kappe
-
Universal-Probengefäß mit blauer Verschlusskappe
Untersuchungsmaterial
bei Otitis externa
-
Spülflüssigkeit
-
Tupferabstrich
Abnahme bei Otitis externa
Ohrmuschel vorher desinfizieren. Mit einem Abstrichtupfer wird dann der Gehörgang
rotierend abgestrichen. Bei einem tiefen Gehörgangabstrich sollte ein Ohrtrichter
verwendet werden, um eine Kontamination mit Keimen des Außenohres zu vermeiden.
bei Otitis media
-
Tupferabstrich
-
Punktat
Abnahme bei Otitis media
-
Tupferabstrich des Gehörgangs bei Ruption des Trommelfells:
Spekulum in Gehörgang einführen und durch diesen den Abstrich durchführen
-
Punktion und Aspiration bei intaktem Trommelfell:
49/261
Gehörgang mit Tupfer und physiologischer Kochsalzlösung säubern, dann Punktion
und Inzision des Trommelfells (HNO-Arzt) und Aspiration der Mittelohrflüssigkeit
(Transport ohne Medium 1 h), zusätzlich Blut (Serologie)
Transport und Lagerung
Der Transport erfolgt ≤ 2 h bei RT, die Lagerung ≤ 24 h bei 4°C.
Interpretation
Die Diagnostik ist dadurch erschwert, dass der obere Respirationstrakt von einer Vielzahl
von Mikroorganismen, einschließlich pathogener Keime, besiedelt ist. Beim Nachweis
pathogener Keime wie ß-hämolysierenden Streptokokken ist daher die Relevanz der Isolate
zu prüfen. Eine Infektion liegt nur vor, wenn klinische Symptome vorhanden sind.
Weiterführende Diagnostik bei Infektionen mit seltenen Erregern
-
Bordetella pertussis (Keuchhusten)
-
Diphtherie
-
Mycoplasma pneumoniae
-
Chlamydophilia pneumoniae
50/261
-
Erregerspektrum
(alle aufgelisteten Erreger sind im Rahmen der üblichen mikrobiologischen Diagnostik nachweisbar)
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
-------------------------------------------TM
Mikr
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Sinusitis
Streptococcus pneumoniae
Nasenabstrich
+
---
+
0
0
0
Haemophilus influenzae
Nasenabstrich
+
---
+
0
0
0
Streptokokken der Gruppe A
Nasenabstrich
+
---
+
0
0
0
Prevotella spp.
Nasenabstr., Aspirat
+
---
+
0
0
0
Fusobacterium spp.
Nasenabstr., Aspirat
+
---
+
0
0
0
Peptostreptococcus spp.
Nasenabstr., Aspirat
+
---
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Nasenabstrich
+
---
+
0
0
0
Moraxella catarrhalis
Nasenabstrich
+
---
+
0
0
0
Rachenabstrich
+
---
+
0
0
+
Rachenabstrich
+
---
+
0
0
0
Corynebacterium ulcerans
Rachenabstrich
+
---
+
0
0
0
Arcanobacterium haemolyticum
Rachenabstrich
+
---
+
0
0
0
Angina Plaut Vincent
Rachenabstrich
+
+++
0
0
0
0
Moraxella catarrhalis
Rachenabstrich
+
---
+
0
0
0
Bordetella pertussis
Rachenhinterwandabstr.
D
---
+
0
+
+
Bordetella parapertussis
Rachenhinterwandabstr.
D
---
+
0
0
+
Haemophilus influenzae
Rachenabstrich
+
---
+
0
0
0
Haemophilus influenzae b / non b Rachenabstrich
+
---
+
0
0
0
Haemophilus parainfluenzae
Rachenabstrich
+
---
+
0
0
0
Streptococcus pneumoniae
Rachenabstrich
+
---
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Rachenabstrich
+
---
+
0
0
0
Pasteurella multocida
Rachenabstrich
+
---
+
0
0
0
Pharyngitis, Tonsillitis
Hämolysierende Streptokokken
der Gruppen A, C und G
Corynebacterium diphtheriae
(*Toxinnachweis)
(Anaerobier)
Laryngitis
Epiglottitis
__________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, H = Hayflick-Medium, P = Port-A-Cul Medium®, D = Direktbeimpfung des Mediums, Mikr = Mikroskopie
(+ = Keimwachstum, unspezifisch; ++ =
Keimwachstum , spezifisch, +++ =
Spezialfärbungen,-techniken, die eine
mikrobiologische Diagnose erlauben , --- = nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie, TS = Trachealsekret,
BAL = bronchoalveoläre Lavage, Anaerobier
51/261
_______________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
-------------------------------------------TM
Mikr
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Tracheitis
Staphylococcus aureus
Rachenabstrich
+
---
+
0
0
0
Streptokokken der Gruppe A
Rachenabstrich
+
---
+
0
0
0
Haemophilus influenzae b
Rachenabstrich
+
---
+
0
0
0
Peritonsillarabszess
Streptokokken der Gr. A
Punktat
+
+
+
0
0
0
oropharyngeale Flora
Punktat
+
+
+
0
0
0
Otitis media
Akute Form
Streptococcus pneumoniae
Oropharynx-Abstrich
+
---
+
0
0
0
Haemophilus influenzae
Oropharynx-Abstrich
+
---
+
0
0
0
Moraxella catarrhalis
Oropharynx-Abstrich
+
---
+
0
0
0
Streptokokken der Gruppe A
Oropharynx-Abstrich
+
---
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Oropharynx-Abstrich
---
+
0
0
0
Chronische Form
Pseudomonas aeruginosa
Ohrabstrich
+
---
+
0
0
0
Enterobacteriaceae
Ohrabstrich
+
---
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Ohrabstrich
+
---
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Ohrabstrich
+
---
+
0
0
0
Streptokokken der Gruppe A
Ohrabstrich
+
---
+
0
0
0
Aspergillus spp.
Ohrabstrich
0
---
+
0
0
0
Candida albicans
Ohrabstrich
0
---
+
0
0
0
Ohrabstrich
+
---
+
0
0
0
Otitis externa
Akute Otitis externa
Akute diffuse Otitis externa
(Swimmers ear)
Pseudomonas aeruginosa
________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, H = Hayflick-Medium, P = Port-A-Cul Medium®, D = Direktbeimpfung des Mediums, Mikr = Mikroskopie
(+ = Keimwachstum, unspezifisch; ++ = Keimwachstum , spezifisch, --- = nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero =
Serologie, TS = Trachealsekret, BAL = bronchoalveoläre Lavage, Anaerobier
52/261
_______________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
-------------------------------------------TM
Mikr
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Chronische Otitis externa
Streptococcus pneumoniae
Ohrabstrich
+
---
+
0
0
0
Haemophilus influenzae
Ohrabstrich
+
---
+
0
0
0
________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, H = Hayflick-Medium, P = Port-A-Cul Medium®, D = Direktbeimpfung des Mediums, Mikr = Mikroskopie
(+ = Keimwachstum, unspezifisch; ++ = Keimwachstum , spezifisch, --- = nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero =
Serologie, TS = Trachealsekret, BAL = bronchoalveoläre Lavage, Anaerobier
53/261
4.
Infektionen der tiefen Atemwege
Indikation
Ambulant erworbenen Pneumonien, bes. mit schwerem Verlauf, bei Pneumonien von
Patienten mit Risikofaktoren wie Alter > 65 Jahre, Diabetes mellitus oder anderen schweren
Grunderkrankungen sowie bei Immunsuppression, bei nosokomialen Pneumonien, bei
Pneumonien mit persistierenden Infiltraten oder bei Therapieversagen, bei Patienten mit
rezidivierenden Bronchitiden oder Atemwegsinfektionen sowie zur Erfassung resistenter
Erreger.
4.1
Sputum
Es sollte nur eitriges Sputum eingesandt werden. Zur Beurteilung der Qualität wird jedes
Sputum mikroskopisch untersucht. Die Anzahl der Plattenepithelzellen und Granulozyten
gibt Auskunft über die Eignung der Probe; gut geeignete Sputumproben enthalten mehr als
25 Granulozyten und weniger als 10 Epithelzellen pro Gesichtsfeld. Ein erhöhter Anteil an
Plattenepithelien spricht für Speichel. Zellarmes Sputum (keine Granulozyten und
Plattenepithelien) kann bei Pneumonien durch sog. atypische Erreger, Mykobakterien oder
Aspergillen, bei Patienten mit Immunsuppression (Fehlen einer entzündlichen Reaktion) und
bei CF-Patienten auftreten.
Probengefäß
Sputumröhrchen
Abnahme
-
Mundspülung mit Wasser zur Reduktion der apathogenen Keime der Normalflora
-
tief aus- und einatmen; nach jedem Einatmen den Atem für 3 - 5 Sekunden anhalten
-
diesen Vorgang mehrmals wiederholen! Durch die Atemarbeit wird die Lunge gut entfaltet
und die Produktion von Sputum angeregt.
-
zum Schluß tief Luft holen und Sputum abhusten
-
bei Verdacht auf eine Tuberkulose sollte das Abhusten zur Gewinnung einer möglichst
großen Probenmenge 2 – 3 x wiederholt werden.
-
bei Anforderung zur Untersuchung auf atypische Mykobakterien sollte die Mundspülung
mit physiologischer Kochsalzlösung durchgeführt werden, um eine Kontamination mit den
im Leitungswasser vorkommenden Mykobakterien zu vermeiden
-
das gewonnene Sputum sollte in einem sterile Sputumröhrchen aufgefangen werden.
54/261
Am besten geeignet ist frisches Morgensputum, das vor der ersten Mahlzeit gewonnen
wird! Sammelsputen über 24 h sind unbrauchbar ! Bei chronisch bakteriellen Prozessen
und Verdacht auf eine Lungenmykose oder auf eine Legionellose sollten Sputumproben
(besser BALs) an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen, ggf. in 2 – 3-tägigen Intervallen
entnommen werden. Wenn die Gewinnung von Sputum nicht gelingt, sollte ein induziertes
Sputum gewonnen werden, bei Kindern sind auch Rachenabstriche möglich! Bei V. a. eine
Pneumonie sollten auch immer Blutkulturen abnehmen!
Transport
Möglichst rasch (innerhalb von 2 h) bei Raumtemperatur. Ist dies nicht möglich.sollten die
Proben für die kulturelle Anzüchtung der Erreger bis zum Transport bei 4°C aufbewahrt
werden. Materialien zur Untersuchung auf Tuberkulose oder für die PCR müssen bei 4° im
Kühlschrank gelagert werden.
4.2
Induziertes Sputum
Probengefäß
Sputumröhrchen
Abnahme
-
Mundspülung mit Wasser
-
Inhalation von 25 ml 3 – 10% Kochsalzlösung im Ultraschall-vernebler (cave
Infektionsgefahr!) über ca. 20 min
-
Abhusten von Sekret aus den tiefen Atemwegen innerhalb von 30 min nach der
Inhalation
-
Überführen des Sekretes in ein steriles Weithalsgefäß.
Untersuchungsmenge
Das Untersuchungsvolumen sollte ≥ 1 ml sein.
Transport
Möglichst rasch (innerhalb von 2 h) bei Raumtemperatur. Ist dies nicht möglich.sollten die
Proben für die kulturelle Anzüchtung der Erreger bis zum Transport bei 4°C aufbewahrt
werden. Materialien zur Untersuchung auf Tuberkulose oder für die PCR müssen bei 4° im
Kühlschrank gelagert werden.
55/261
4.3
Trachealsekret/ Bronchialsekret
Tracheal- und Bronchialsekret ist ein wertvolleres Material als Sputum und sollte immer dann
gewonnen werden, wenn die Gewinnung einer BAL nicht möglich ist.
Probengefäß
Sputumröhrchen
Abnahme
Trachealsekret wird bei intubierten Patienten oder bei tracheotomierten Patienten durch
Absaugung mit zwischengeschaltetem Auffanggefäß entnommen. Falls genügend Material
vorhanden ist, sollte die erste Portion verworfen werden. Bei Frühgeborenen und Säuglingen
ist auch die Entnahme mit sterilen Spritzen möglich.
Bronchialsekret wird während der Bronchoskopie aus den Bronchien gewonnen.
Untersuchungsmenge
Das Untersuchungsvolumen sollte ≥ 1 ml sein.
Stellenwert der Methode in der Diagnostik
Die Materialien sind geeignet zum Nachweis von:
-
schnell wachsenden Bakterien
-
Sproßpilzen, Schimmelpilzen
-
Mycobacterium spp. (suboptimal, BAL besser)
-
Legionella spp. (suboptimal)
-
Mycoplasma
pneumoniae
(suboptimal),
Chlamydophila
pneumonia,
Chlamydia
trachomatis bei Säuglingen (suboptimal)
-
Nocardia spp., Aktinomyzeten
-
Anaerobiern bei Aspirationspneumonie (suboptimal).
Transport
Möglichst rasch (innerhalb von 2 h) bei Raumtemperatur. Ist dies nicht möglich, sollten die
Proben für die kulturelle Anzüchtung der Erreger bis zum Transport bei 4°C aufbewahrt
werden. Materialien zur Untersuchung auf Tuberkulose oder für die PCR müssen bei 4° im
Kühlschrank gelagert werden.
56/261
4.4
Broncho-alveoläre Lavage (BAL)
Probengefäß
Sputumröhrchen
Abnahme
Die BAL wird durch Spülung des distal der Bronchusspitze gelegenen Bronchialsystems und
des Alveolarraumes mit dem Bronchoskop durchgeführt.
Untersuchungsmenge
Das Untersuchungsvolumen sollte ≥ 30 ml betragen.
Stellenwert der Methode in der Diagnostik
Die BAL ist das geeignetste Material für die Pneumonie-Diagnostik und gilt als beste
Methode zum Nachweis alveolärer oder in den terminalen Bronchioli ablaufenden
Infektionen. Es werden alle ätiologisch bedeutsamen Keime quantitativ erfasst; das Risiko
einer Kontamination mit Keimen der Normalflora ist mit dieser Methode am geringsten;
weiterhin kann die Kontaminationsrate durch Verwerfen der ersten Sekretportion gesenkt
werden.
Transport
Möglichst rasch (innerhalb von 2 h) bei Raumtemperatur. Ist dies nicht möglich.sollten die
Proben für die kulturelle Anzüchtung der Erreger bis zum Transport bei 4°C aufbewahrt
werden. Materialien zur Untersuchung auf Tuberkulose oder für die PCR müssen bei 4° im
Kühlschrank gelagert werden.
Interpretation
Bei der mikroskopischen Untersuchung der BAL-Flüssigkeit spricht ein Anteil an
Plattenepithelzellen von mehr als 1% an der Gesamtheit der nachweisbaren Zellen für eine
erhebliche Kontamination der Probe! Keimzahlen ≥ 104 KbE/ml sprechen für eine
Pneumonie. Die pathogenen Keime sollten in höheren Konzentrationen vorliegen als die
Kontaminationskeime der Normalflora.
57/261
4.5
Nasopharyngeale Absaugung
Probengefäß
Sputumröhrchen
Abnahme
-
flexible Einwegpipette oder mit einem über eine Flüssigkeitsfalle und Pumpe
verbundenen Schlauch transnasal in den Nasopharynx einführen
-
beim Herausziehen des Schlauches leichten Sog ausüben und dabei schleimig-eitriges
Material aus dem Nasopharynx unter Sicht absaugen
-
Überführen des Sekretes in ein steriles Weithalsgefäß.
Transport
Möglichst rasch (innerhalb von 2 h) bei Raumtemperatur. Ist dies nicht möglich.sollten die
Proben für die kulturelle Anzüchtung der Erreger bis zum Transport bei 4°C aufbewahrt
werden. Materialien zur Untersuchung auf Tuberkulose oder für die PCR müssen bei 4° im
Kühlschrank gelagert werden.
4.6
Biopsate/Abszessmaterial
Probengefäß
Universal-Probenröhrchen mit blauem Schraubdeckelverschluss
Abnahme
-
Abszessmaterial sollte punktiert oder aspiriert werden, Abstriche sind ungeeignet.
-
um ein Austrocknen zu verhindern, sollte vor allem Biopsiematerial in wenig
Ringerlösung (ca. 1 ml) überführt werden.
Transport
Bei
längerem
Transport
(>
2
h
)
muss
Abszessmaterial
in
Transportmedien
(Thioglykolatbouillon) bei Raumtemperatur versandt werden und kann dann bis zu 24 h bei
RT gelagert werden. Biopsate können nicht gelagert werden, sondern müssen sofort
transportiert werden.
4.7
Blutkulturen
Da Pneumonien häufig Bakteriämien verursachen, sollten stets Blutkulturen abgenommen
werden (siehe Kapitel Blut).
58/261
Transport und Lagerung
Sekrete aus dem Oropharynx können bis auf wenige Ausnahmen (Mykoplasmen,
Chlamydien) nicht durch Transportsysteme geschützt werden.
Die empfohlenen Transportzeiten und Lagerungsbedingungen müssen strikt eingehalten
werden,
da
nur
dann
ein
Absterben
empfindlicher
Mikroorganismen
sowie
die
Überwucherung oder Hemmung ätiologisch wichtiger Erreger durch Keime der Normalflora
weitgehend verhindert werden kann.
Interpretation
Die Untersuchung von Tracheal- und Bronchialsekret hat eine hohe Sensitivität, aber eine
geringe Spezifität für bakterielle Pneumonieerreger. Mikroorganismen der Normalflora zu
denen in geringen Keimzahlen auch die pathogenen Pneumonieerreger wie Pneumokokken
gehören, besiedeln unter Beatmungsbedingungen auch den oberen und unteren
Respirationstrakt und sind schwer von den ätiologisch bedeutsamen Pneumonieerregern zu
unterscheiden. Die nachgewiesenen pathogenen Keime verursachen nicht in jedem Fall eine
Pneumonie. Eine antibiotische Therapie sollte deshalb nur bei vorliegenden klinischen oder
radiologischen
Zeichen
durchgeführt
werden.
Weiterhin
dürfen
potentielle
andere
Infektionsloci nicht vernachlässigt werden.
Da die Kontaminationsgefahr mit Keimen der Normalflora bei der BAL geringer ist, weist die
Untersuchung eine hohe Spezifität auf: 104 Keime/ml sprechen bei entsprechender klinischer
Symptomatik für den ätiologisch bedeutsamen Pneumonieerreger.
Standortflora in den oberen Atemwegen
Nasopharynx:
Streptokokken
der
Viridans-Gruppe,
A-Streptokokken,
Streptococcus
pneumoniae, Staphylococcus aureus, koagulasenegative Staphylokokken, Neisseria spp.,
Haemophilus spp., Corynebacterium spp., Moraxella catarrhalis, Anaerobier, Sproßpilze
Mundhöhle: Streptokokken der Viridans-Gruppe, Neisseria spp., Moraxella catarrhalis,
Anaerobier, Sproßpilze
Oropharynx: Flora der Mundhöhle, Bacteroides spp., Fusobacterium spp., Spirochaeten,
Peptostreptococcus spp., Actinomyces spp., möglich auch A-Streptokokken, Streptococcus
pneumoniae, Staphylococcus aureus, Haemophilus spp., Corynebacterium spp.
59/261
4.8
Pleurapunktat
Probengefäß
Universal-Probenröhrchen mit blauem Schraubverschluss
Abnahme
-
Patient sitzt und stützt sich nach vorne auf
-
Pleurapunktat mit Ultraschall kontrollieren
-
großflächige Desinfektion der Punktionsstelle
-
Anlegen eines Mundschutzes und anziehen steriler Hanschuhe
-
Abdecken der Punktionsstelle mit sterilen Tüchern (Lochtuch)
-
Lokalanästhesie
-
Punktion der Pleuraflüssigkeit
-
Abnahme von Pleuraflüssigkeit mit steriler Spritze und Auffangen im Probengefäß
Transport
Umgehender Transport ins Labor bei Raumtemperatur. Ist dies nicht möglich Überführen in
Blutkulturflaschen oder in Thioglykolatbouillon. Im Transportmedium ist eine Lagerung bis zu
24 h bei Raumtemperatur möglich.
4.9
Magensaft
Die Einsendung von Magensaft dient zur Diagnose der Tuberkulose. Zur Erhöhung der
Sensitivität sollte die Untersuchung an drei aufeinanderfolgenden Tagen durchgeführt
werden.
Probengefäß
Steriles Magensaft-Röhrchen mit Natriumphosphatlösung (im Institut erhältlich)
Abnahme
-
Hygienische Händedesinfektion und Verwendung von Einmalhandschuhen
-
Einführen der Sonde in ein Nasenloch
-
vorsichtiges Vorschieben der Sonde
-
den Patient schlucken lassen und gleichzeitig die Sonde zügig vorschieben (ca. 50 cm)
-
mit einer sterilen Spritze ca. 2 ml Magensaft aspirieren
60/261
-
Überführen des Magensekretes in das Magensaft-Räöhrchen
Lagerung und Transport
-
innerhalb von 2 h bei Raumtemperatur
-
falls dies nicht möglich ist, müssen die Materialien bei 4°C im Kühlschrank gelagert
werden.
Weiterführende Diagnsotik bei Infektionen mit seltenen Erregern
-
Actinomyces spp.
-
Aspergillus spp.
-
Bacillus anthracis
-
Bordetella spp.
-
Candida spp.
-
Chlamydophila pneumoniae
-
Chalmydophila psittaci
-
Chlamydia trachomatis
-
Coxiella burnetii
-
Legionella spp.
-
Mycoplasma pneumoniae
-
Mycobacterium tuberculosis und MOTT
-
Nocardia spp.
-
Pneumocystis jirovecci
61/261
Cystische Fibrose
Die Mukoviszidose ist eine autosomal rezessiv vererbte Erkrankung (Mutation im CysticFibrosis-Transmembrane-Conductance-Regulator-Gen), die zu einer generalisierten Störung
des sekretorischen Epithels aller exokrinen Drüsen führt. Im Respirationstrakt wird ein sehr
zäher Schleim produziert, der die Selbstreinigungsfunktion der Alveolen beeinträchtigt. Es
siedeln sich Bakterien an, die zu chronischen Entzündungen und zu einem Umbau des
Lungengewebes führen.
Probengefäß
Sputumröhrchen
Untersuchungsmaterial
Sputum, Bronchialsekret, BAL (mindestens 1 ml), Rachenabstrich bei Kleinkindern
Transport
Wegen der quantitativen Auswertung der Untersuchungsmaterialien ist ein sofortiger
Transport bei Raumtemperatur notwendig.
Die Dauer der Untersuchung ist langwierig und kann bis zu 1 Woche ausmachen. Das
besondere Erregerspektrum, das durch seltene und langsam wachsende und schwer
differenzierbare
Erreger
gekennzeichnet
ist,
verlangt
spezielle
Anlage-
und
Differenzierungsmethoden sowie persönliche Erfahrung. Von allen relevanten Keimen wird
die minimale Hemmkonzentration (MHK) bestimmt.
62/261
Erregerspektrum
(alle aufgelisteten Erreger sind im Rahmen der üblichen mikrobiologischen Diagnostik nachweisbar)
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
--------------------------------------------TM
Mikr
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Ambulante Pneumonie
häufige Erreger:
Streptococcus pneumoniae
Sputum, TS, BAL, Blut
N
+
+
0
0
0
Haemophilus influenzae
Sputum, TS, BAL , Blut
N
+
+
0
0
0
Moraxella catarrhalis
Sputum, TS, BAL
N
+
+
0
0
0
Klebsiella pneumoniae
Sputum, TS, BAL
N
+
+
0
0
0
Legionella pneumophila
Sputum, BAL, TS
N
0
+
+
+
+
Mycoplasma pneumoniae
BAL, TS, Rachenabstr.
H
0
+
+
+
+
Chlamydia pneumoniae
BAL, TS
N
0
0
0
+
+
Bordetella pertussis
Nasopharyngealsekret
D
0
+
0
+
+
Coxiella burnetii
Blut
N
0
0
0
0
+
Nocardia asteroides
Sputum, TS, BAL
N
+
+
0
0
0
Actinomyces spp.
Sputum, TS, BAL
N
++
+
0
0
0
Chlamydia trachomatis
TS, Rachenabstr.
N
0
0
0
+
+
Sputum, Blut
N
+
+
0
0
0
Pseudomonas aeruginosa
BAL, TS, Sputum
N
+
+
0
0
0
Stapyhylococcus aureus
BAL, TS, Sputum, Blut
N
+
+
0
0
0
Klebsiella pneumoniae
BAL, TS, Sputum
N
+
+
0
0
0
Candida albicans
BAL, TS, Sputum
N
++
0
0
0
+
Aspergillus spp.
BAL, TS, Sputum
N
++
0
0
0
+
Legionella spp.
BAL, TS, Sputum, Blut
N
0
+
+
+
+
seltene Erreger:
(bei Neu- und Frühgeborenen)
Bacillus anthracis (Anthrax)
Objektträger
(bei Kontakt mit Weidetieren)
Nosokomiale Pneumonie
__________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Stuart- Medium®, H = Hayflick-Medium, P = Port-A-Cul Medium®, D = Direktbeimpfung des
Mediums, N = Nativmaterial (Transport < 2 h), Mikr = Mikroskopie (+ = Keimwachstum, unspezifisch; ++ = Keimwachstum ,
spezifisch), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie, TS = Trachealsekret, BAL = bronchoalveoläre Lavage, Anaerobier
63/261
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
-------------------------------------------TM
Mik
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
nach Auslandsaufenthalt
Francisella tularensis (!)
Sputum, Blut
Speziallabor für Keime der Risikogruppe 3
Sputum
Speziallabor für Keime der Risikogruppe 3
BAL, TS, Biopsat
N
+
+
0
0
+
BAL, TS, Biopsat
N
+
+
0
0
+
BAL, TS, Biopsat
N
+
+
0
0
+
BAL, TS, Biopsat
N
+
+
0
0
+
(USA, [Missouri, Arkansas,
Oklahoma], Asien)
Pseudomonas pseudomallei (!)
(Südostasien, Nordaustralien)
Histoplasma capsulatum (!)
(USA [Ohio, Mississippi, Missouri],
Afrika, Mittel- und Südamerika)
Blastomyces dermatitidis (!)
(USA [Ohio, Mississippi]), Indien,
Zentral- und Südamerika, Mittelasien
Coccidioides immitis (!)
(USA [Südwest], Mexiko)
Paracoccidioides brasiliensis (!)
(Südamerika, bes. Brasilien)
Pneumonie bei Immunsuppression
Pseudomonas aeruginosa
BAL, TS, Sputum
N
+
+
0
0
0
Klebsiella pneumoniae
BAL, TS, Sputum
N
+
+
0
0
0
Enterobacter spp.
BAL, TS, Sputum
N
+
+
0
0
0
Proteus spp.
BAL, TS, Sputum
N
+
+
0
0
0
Morganella morganii
BAL, TS, Sputum
N
+
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
BAL, TS, Sputum
N
+
+
0
0
0
Streptococcus pneumoniae
Sputum, TS, BAL, Blut
N
+
+
0
0
0
Nocardia asteroides
Sputum, TS, BAL
N
++
+
0
0
0
Legionella spp.
BAL, TS, BAL, Blut
N
0
+
+
+
+
Mycobacterium tuberculosis (!)
Sputum, TS, BAL
N
++
+
0
+
0
M. avium-intracellulare
Sputum, TS, BAL
N
++
+
0
0
0
Candida spp.
TS, BAL
N
++
+
0
0
+
Aspergillus fumigatus
BAL, TS, Sputum
N
++
+
0
0
+
Pneumocystis carinii
BAL
N
+++
0
0
+
0
__________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Stuart-Medium®, H = Hayflick-Medium, P = Port-A-Cul Medium®, D = Direktbeimpfung des
Mediums, N = Nativmaterial (Transport < 2 h), Mikr = Mikroskopie (+ = Keimwachstum, unspezifisch; ++ = Keimwachstum ,
spezifisch, +++ = Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische Diagnose erlauben), AG = Antigennachweis, Sero =
Serologie, TS = Trachealsekret, BAL = bronchoalveoläre Lavage, Anaerobier, (!) = Keime der Risikogruppe 3
64/261
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
------------------------------------------TM
Mik
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Aspirationspneumonie
Aerobier (wie amb. Pneumonie)
BAL, Biopsie
N
+
+
0
0
0
Peptostreptococcus spp.
BAL, Biopsie
N
+
+
0
0
0
Fusobacterium spp.
BAL, Biopsie
N
+
+
0
0
0
Prevotella melaninogenica
BAL, Biopsie
N
+
+
0
0
0
Porphyromonas spp.
BAL, Biopsie
N
+
+
0
0
0
Peptostreptococcus spp.
Punktat, Biopsie
+
+
+
0
0
0
Fusobacterium nucleatum
Punktat, Biopsie
+
+
+
0
0
0
Prevotella melaninogenica
Punktat, Biopsie
+
+
+
0
0
0
Bacteroides fragilis Gruppe
Punktat, Biopsie
+
+
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Punktat, Biopsie
+
+
+
0
0
0
Klebsiella pneumoniae
Punktat, Biopsie
+
+
+
0
0
0
Pseudomonas aeruginosa
Punktat, Biopsie
+
+
+
0
0
0
Streptococcus pneumoniae
Punktat, Biopsie
+
+
+
0
0
0
Haemophilus influenzae
Sputum, TS, BAL
N
+
+
0
0
0
Streptococcus pneumoniae
Sputum, TS, BAL
N
+
+
0
0
0
Moraxella catarrhalis
Sputum, TS, BAL
N
+
+
0
0
0
Klebsiella spp.
Sputum, TS, BAL
N
+
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Sputum, TS, BAL
N
+
+
0
0
0
Haemophilus influenzae
Sputum, TS, BAL
N
+
+
0
0
0
Pseudomonas aeruginosa
Sputum, TS, BAL
N
+
+
0
0
0
Burkholderia cepacia
Sputum, TS, BAL
N
+
+
0
0
0
Stenotrphomonas maltophilia
Sputum, TS, BAL
N
+
+
0
0
0
Candida spp.
Sputum, TS, BAL
N
+
+
0
0
0
Aspergillus fumigatus
Sputum, TS, BAL
N
+
+
+
0
0
Lungenabszess
Bronchitis
CF
Kinder
Jugendliche
_______________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Stuart-Medium®, H = Hayflick-Medium, P = Port-A-Cul Medium®, D = Direktbeimpfung des
Mediums, N = Nativmaterial (Transport < 2 h), Mikr = Mikroskopie (+ = Keimwachstum, unspezifisch; ++ = Keimwachstum ,
spezifisch, +++ = Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische Diagnose erlauben), AG = Antigennachweis, Sero =
Serologie, TS = Trachealsekret, BAL = bronchoalveoläre Lavage, Anaerobier, (!) = Keime der Risikogruppe 3
65/261
5.
Infektionen am Auge
Indikation
Eine kulturelle und zytologische Untersuchung ergibt sich bei jeder Enzündung am Auge
(bakterielle Konjunktivitis, Keratitis, Endophthalmitis und bei dem Verdacht auf eine
Akanthamoebeninfektion.
Die Probenentnahme sollte nach Möglichkeit unter sterilen Kautelen vor Anwendung von
Lokalanästhetika und insbesondere von Lokalantibiotika sowie beim Nachweis von
Chlamydien vor Fluoreszeinapplikation erfolgen.
5.1
Konjunktiva und Augenlider
Probengefäß
Universal-Abstrichtupfer mit oranger Kappe.
Abnahme
Die Abstriche werden durch Auswischen des unteren Konjunktivalsacks mit sterilen
Dacrontupfern, die vorher mit einem flüssigen Transportmedium befeuchtet wordensind,
gewonnen. Auch wenn nur ein Auge entzündet ist, sollten stets beide Augen abgestrichen
werden (ein Abstrich dient zur Kontrolle).
Transport:
≤ 1 h, RT
Lagerung:
≤ 24 h, RT
5.2
Hornhaut
Probengefäß
Universal-Probenröhrchen mit blauer Verschlusskappe
Abnahme
Bei Entzündungen der Hornhaut wird Hornhautgeschabsel mit speziellen Schabern
gewonnen und mit wenig physiologischer Kochsalzlösung versetzt.
Transport:
≤ 1 h, RT
Lagerung:
eine Lagerung ist nicht möglich
66/261
5.3
Kontaktlinsen
Probengefäß
Universal-Probenröhrchen mit blauer Verschlusskappe
Abnahme
-
Hände sorgfältig desinfizieren
-
Transportgefäß vorbereiten und mit wenig steriler Kochsalzlösung füllen
-
Kontaktlinse aus dem Auge entfernen und vorsichtig in das Tranmsportgefäß fallen
lassen
Transport:
≤ 2 h, RT
Lagerung:
≤ 24 h, RT
5.4
Kammerwasser und Punktate bei Endophthalmitis
Probengefäß
-
Redonflaschen aus dem OP
-
sterile Spritzen
Abnahme
Die Materialentnahme erfolgt intraoperativ unter sterilen Kautelen.
Transport
-
Der Versand muss möglichst schnell bei Raumtemperatur erfolgen (< 1 h).
-
Punktate (i. d. R. sehr wenig) sollten in den Spritzen, mit denen sie entnommen wurden
transportiert werden (ohne Kanüle) und sofort nach Abnahme in das Labor gebracht
werden
-
die Spülflüssigkeit sollte in Redon-Flaschen gesammelt und ebenfalls schnell
transportiert werden
-
Ist der sofortige Transport nicht möglich, müssen die Materialien in Blutkulturflaschen
verimpft werden.
Lagerung
Eine Zwischenlagerung ist nicht möglich.
67/261
Die Materialien dürfen nicht eingefroren werden und nur kurzzeitig bei 4°C aufbewahrt
werden. Bei Endophthalmitis sollte außerhalb der Dienstzeiten der zuständige Mikrobiologe
verständigt werden (Tel. Dienst-Handy 0172 – 6633567).
Das Material zur Untersuchung auf Acanthamoeba muss ebenfalls in einem entsprechenden
Transportmedium transportiert werden. Eine Zwischenlagerung ist nicht möglich. Außerhalb
der Dienstzeiten muss der Dienstarzt der Mikrobiologie verständigt werden.
Interpretation
Die Konjunktiven sind häufig mit Keimen der physiologischen Hautflora und bei Kindern mit
der Flora des Oropharynx besiedelt. Die Wertung eines nachgewiesenen Erregers als
kausalen Keim für die Infektion ist daher schwierig. Dagegen kann bei Endophthalmitis
jedem nachgewiesenen Erreger eine ätiologische Bedeutung zukommen.
Weiterführende Diagnostik bei Infektionen mit seltenen Erregern
-
Chlamydia trachomatis
-
Acanthamoeba
68/261
-
Erregerspektrum
(alle aufgelisteten Erreger sind im Rahmen der üblichen mikrobiologischen Diagnostik nachweisbar)
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
------------------------------------------TM
Mik
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Eitrige Konjunktivitis
bei Neugeborenen
Neisseria gonorrhoeae
Abstrich
D
---
+
0
0
0
Chlamydia trachomatis
Abstrich
0
---
0
+
+
+
Staphylococcus aureus
Abstrich
+
---
+
0
0
0
Streptokokken der Gruppe A
Abstrich
+
---
+
0
0
0
Streptococcus pneumoniae
Abstrich
+
---
+
0
0
0
Haemophilus influenzae
Abstrich
+
---
+
0
0
0
Pseudomonas aeruginosa
Abstrich
0
---
+
0
0
0
Bartonella hensleae
Abstrich
+
---
+
0
+
0
Moraxella lacunata
Abstrich
+
---
+
0
0
0
Staphylococcus spp.
Abstrich
+
---
+
0
0
0
C. trachomatis
Abstrich
0
IF
0
0
+
0
Toxoplasma gondii
Abstrich
0
0
0
0
0
+
Candida spp.
Abstrich
0
++
+
0
0
0
Borrelia burgdorferi
Abstrich
0
0
0
0
+
0
Toxocara canis
Abstrich
0
+++
0
0
0
0
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Peptostreptococcus spp.
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Pseudomonas aeruginosa
Abstrich
0
+
+
0
0
0
Haemophilus influenzae
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Mycobacterium spp.
Abstrich
0
++
+
0
0
0
Akute Konjunktivitis
Chronische Konjunktivitis
Infektionen der Retina
Infektionen der Orbita/
Orbitalphlegmone
Staphylococcus aureus
________________________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Stuart-Medium®, P = Port-A-Cul Medium®, D = Direktbeimpfung des Mediums, N = Nativmaterial
bzw. nativer Abstrich; Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ =
Nachweis von Mikro-
organismen, gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ = Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische Diagnose
erlauben, --- = nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie, Anaerobier
69/261
_________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
-------------------------------------------TM
Mikr
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Orbitalphlegmone
Zygomycetes
Abstrich
0
++
+
0
0
0
Aspergillus spp.
Abstrich
0
++
+
+
0
+
Echinococcus spp.
Abstrich
0
0
0
0
0
+
Staphylococcus aureus
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Streptococcus pneumoniae
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Haemophilus influenzae
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Infektionen des Tränenkanals
Dacryoadenitis (Tränendrüse)
Neisseria gonorrhoeae
Abstrich
D
++
+
0
0
0
*Mycobacterium tuberculosis (!)
Abstrich
0
++
+
0
+
0
*Actinomyces israelii
Abstrich
+
++
+
0
0
0
Streptococcus spp.
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Candida spp.
Abstrich
0
++
+
0
0
0
Aspergillus spp.
Abstrich
0
++
+
0
0
0
Streptococcus pneumoniae
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Streptococcus pyogenes
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Haemophilus influenzae
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Pseudomonas aeruginosa
Abstrich
0
+
+
0
0
0
Candida albicans
Abstrich
0
++
+
0
0
0
Aspergillus spp.
Abstrich
0
++
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Abstrich
+
---
+
0
0
0
Streptococcus spp.
Abstrich
+
---
+
0
0
0
Moraxella catarhhalis
Abstrich
+
---
+
0
0
0
Canaliculitis (Tränenkanal)
Dacryozystitis (Tränensack)
Infektionen des Augenlides
Blepharitis
________________________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Stuart-Medium®, P = Port-A-Cul Medium®, D = Direktbeimpfung des Mediums, N = Nativmaterial
bzw. nativer Abstrich; Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ =
Mikroorganismen, gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ =
Diagnose erlauben, --- =
Nachweis von
Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische
nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie,
Anaerobier, (!) = Keime der
Risikogruppe 3, * = langsames Wachstum
70/261
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
-------------------------------------------TM
Mikro
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Infektionen des Augenlides
Hordeolum
Staphylococcus aureus
Abstrich
+
---
+
0
0
0
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Lidabszess/Phlegmone
Streptococcus spp.
Haemophilus influenzae
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Anaerobier
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Staphylococcus spp.
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Streptococcus pneumoniae
Abstrich
+
++
+
0
0
0
Pseudomonas aeruginosa
Abstrich
0
+
+
0
0
0
Bacillus cereus
Abstrich
0
+
+
0
0
0
Enterobacteriaceae
Abstrich
0
+
+
0
0
0
Moraxella lacunata
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Mycobacterium fortuitum
Abstrich
0
++
+
0
0
0
Mycobacterium chelonei
Abstrich
0
++
+
0
0
0
Anaerobier
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Fusarium solani
Abstrich
0
+
0
0
0
Candida albicans
Abstrich
0
++
+
0
0
0
Aspergillus fumigatus
Abstrich
0
++
+
0
0
0
Alternaria spp.
Abstrich
0
+
+
0
0
0
Infektionen der Cornea
Keratitis
Acremonium spp.
Abstrich
0
+
+
0
0
0
Acanthamoeba spp.
Abstrich
+
+++
+
0
0
0
Staphylococcus epidermidis-Gruppe
Aspirat
N
+
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Aspirat
N
+
+
0
0
0
Streptococccus spp.
Aspirat
N
+
+
0
0
0
Endophthalmitis
Exogen/ nach Katarakt-OP
________________________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, AG = Antigennachweis, Sero = Serologie, Anaerobier, Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von
Mikroorganismen allgemein, ++ =
Nachweis von Mikroorganismen, gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ =
Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische Diagnose erlauben, --- = nicht durchgeführt), N = Nativ (Transport < 2
h)
71/261
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
-------------------------------------------TM
Mikro
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Endophthalmitis
Exogen/linsenloses Auge
Propionibacterium spp.
Aspirat
N
+
+
0
0
0
Haemophilus influenzae
Aspirat
N
+
+
0
0
0
Streptococcus pneumoniae
Aspirat
N
+
+
0
0
0
Streptokokken der Viridansgr.
Aspirat
N
+
+
0
0
0
Bacillus cereus
Aspirat
N
+
+
0
0
0
Koagulasenegative Staphylokokken
Aspirat
N
+
+
0
0
0
Candida spp.
Aspirat
N
++
+
+
0
0
Aspergillus fumigatus
Aspirat
N
++
+
+
0
+
Aspergillus flavus
Aspirat
N
++
+
+
0
0
Acremonium spp.
Aspirat
N
+
+
0
0
0
Penicillium spp.
Aspirat
N
+
+
0
0
0
Aspirat
N
+
+
0
0
0
Exogen/Bläschen
Exogen/posttraumatisch
Pilze
Endogen
Staphylococcus aureus
Neisseria meningitidis
Aspirat
N
++
+
0
0
0
Streptococcus spp.
Aspirat
N
+
+
0
0
0
Enterobacteriaceae
Aspirat
N
+
+
0
0
0
Pseudomonas aeruginosa
Aspirat
N
+
+
0
0
0
Nocardia asteroides
Aspirat
N
+
+
0
0
0
Candida albicans
Aspirat
N
++
+
+
0
+
________________________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Stuarts Medium®, D = Direktbeimpfung des Mediums, N = Nativmaterial bzw. nativer Abstrich
(Transport < 2 h); Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ = Nachweis von Mikroorganismen,
gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ = Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische Diagnose erlauben, --= nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie, Anaerobier
72/261
6.
Infektionen der Haut, der Weichteile, Abszesse innerer
Organe und postoperative Wundinfektionen
Indikation für die mikrobiologische Untersuchung
Die Indikation zur mikrobiologischen Untersuchung ergibt sich bei primären Haut-, Weichteil-,
Knochen- oder Gelenkinfektionen, bei Abszessen, bei infizierten traumatischen Wunden,
Bissverletzungen und Zysten sowie bei operativ eröffneten Körperhöhlen.
6.1
Eiter, Sekrete, Abszesse, Empyem, Gangrän, Pusteln, Bläschen,
Punktate
Probengefäß
Universal-Probenröhrchen mit blauem Schraubverschluss
Abnahme
-
perkutane Punktion und Sekretaspiration mit einer Spritze unter aseptischen
Bedingungen (ein Tupferabstrich besitzt wenig Wert)
→ Transportmodus 1 oder 2, bei längerem Transport erfolgt Transportmodus 3
-
bei Abszessspaltung Entnahme von Abszessinhalt mit chirurgischem Löffel
→ Transportmodus 1
-
bei exsudatarmen Prozessen Aspiration vom Grund der Läsion mit Tuberkulinspritze
nach Entfernen der Kanüle und Verschließen der Spritze
→ Transportmodus 1 oder 2, ggf. 3
-
bei intraoperativer Entnahme sollte zusätzlich eine Probe von Granulationsgewebe
ingesandt werden
→ Transportmodus 1
6.2
Fisteln
Probengefäß
Universal-Probenröhrchen mit blauem Schraubverschluss
73/261
Abnahme
-
Öffnung desinfizieren, Katheter zur Aspiration oder Gewebekürettage im Fistelgang
einführen und Untersuchungsmaterial entnehmen
→ Transportmodus 1
6.3
Ulzerationen, Wunden, Bisswunden
Die Materialentnahme bei Bisswunden sollte nicht unmittelbar nach dem Biss erfolgen,
sondern erst dann, wenn die ersten Entzündungsreaktionen auftreten, in der Regel nach 12
h.
Probengefäß
-
Universal-Probengefäß mit blauem Schraubverschluss
-
Universal-Abstrichtupfer mit blauer Kappe
Abnahme
-
Wundränder desinfizieren
-
oberflächlich Schorf abheben, ggf Wundgrund kürettieren
-
evtl. vorhandenes Exsudat mit steriler Spritze aspirieren oder mit sterilem Abstrichtupfer
entnehmen
→ Transportmodus 2 oder 3
6.4
Phlegmonöse Prozesse
Probengefäß
Universal-Probengefäß mit blauem Schraubverschluss
Abnahme
-
Desinfektion der Hautoberfläche
-
Probeexzision aus Rand der Entzündung
→ Transportmodus 1.
74/261
6.5
Chronisch granulomatöse Prozesse und Aktinomykose, Myzetome,
Osteomyelitis
Probengefäß
-
Universal-Probengefäß mit blauem Schraubverschluss
-
Universal-Abstrichtupfer mit blauer Kappe
Abnahme
-
Gewebe, Punktat oder Biopsat ggf. in physiologischer Kochsalzlösung aufnehmen
-
bei Verdacht auf Aktinomykose keine Kochsalzlösung, sonder Ringerlösung verwenden
→ Transportmodus 1
6.6
Verdacht auf Infektionen mit Dermatophyten
Probengefäße
-
Universal-Probengefäß mit blauem Schraubverschluss
Abnahme
-
verdächtige Hautstellen mit Alkohol vorsichtig desinfizieren
-
danach Hornhautgeschabsel, Nagelspäne oder Hautschuppen vom entzündlichen
Randwall abkratzen
-
in ein trockenes Gefäß überführen
→ Transportmodus 1 bei Raumtemperatur maximal bis zu 48 h.
Versand
Die Untersuchungsproben müssen innerhalb von 2 h ins Labor gebracht werden, da jede Art
der Lagerung die Ausbeute verringert. Falls dies nicht möglich ist, können die Proben bei
4°C gelagert werden. Dabei muss man sich aber im klaren sein, dass empfindliche Keime
bei einer Lagerung bei 4°C absterben. Daher sollten flüssige Untersuchungsmaterialien bei
längerem Transport in Blutkulturflaschen verimpft werden.
Transportmodus 1
Der Transport erfolgt in sterilen leeren Gefäßen (Universal-Röhrchen mit blauem
Schraubverschluss), ggf. mit Zusatz von wenig physiologischer Kochsalzlösung, um ein
75/261
Austrocknen der Proben zu vermeiden. Diese Aufbewahrungsart erfordert einen sofortigen
Transport, eine Lagerung ist nicht erlaubt !
Transportmodus 2
Diese Aufbewahrungsart erfordert sofortigen Transport, eine Lagerung ist nicht erlaubt! Falls
dies nicht möglich ist, müssen flüssige Untersuchungsmaterialien in Blutkulturflaschen
verimpft werden.
Transportmodus 3
Der Transport erfolgt in Medien für anspruchsvoll wachsende Keime oder für Anaerobier
(Thioglykolatlösung) oder in Abstrichtupfern mit Transportmedium (Abstrichtupfer mit blauer
Kappe). Diese Aufbewahrungsart erlaubt eine Transportzeit von mehr als 2 h, maximal 24 h
bei 4°C; Anaerobier müssen bei Zimmertemperatur aufbewahrt werden.
Fehler bei Materialgewinnung und –transport
-
Kontamination mit Begleitkeimen aus der Umgebung der Wunde
-
Gewinnung von zu wenig Material
-
Absterben empfindlicher Keime am trockenen Tupfer
-
Entnahme unter antibiotischer Therapie
-
zu lange Lagerungs- oder Transportzeiten
-
bei zu kühler Lagerung: Absterben sensibler Keime
-
bei
Lagerung
in
der
Wärme:
Überwucherung
durch
schnellwachsende
Mikroorganismen
Interpretation
Bei exakter Abnahme der Untersuchungsmaterialien ist das Risiko der Kontamination durch
die Normalflora der Haut bzw. der Schleimhäute gering, so dass die isolierten Erreger als
relevant zu betrachten sind.
76/261
Weiterführende Untersuchungen bei Infektionen mit seltenen Erregern
-
Bacillus anthracis (Anthrax)
-
Bartonella spp.
-
Capnocytophaga canimorsus (bei Hundebissen)
-
Corynebacterium diphtheriae (Hautdiphtherie)
-
Erysipelothrix rusiopathiae (Schweinerotlauf)
-
Francisella tularenisis (Tularämie)
-
Mycobacterium tuberculosis und MOTT
77/261
Erregerspektrum
(alle aufgelisteten Erreger sind im Rahmen der üblichen mikrobiologischen Diagnostik nachweisbar)
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
------------------------------------------TM
Mikr
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Impetigo und Echthyma
Staphylococcus aureus
Abstrich
+
---
+
0
0
0
Streptokokkken der Gruppe A
Abstrich
+
---
+
0
0
+
Abstrich
+
---
+
0
0
0
Abstrich
+
---
+
0
0
0
Streptokokken der Gruppen A-G
Abstrich
+
---
0
0
0
+
Staphylococcus aureus
Abstrich
+-
---
+
0
0
0
Streptokokken der Gruppe A
Biopsie
N
+
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Biopsie
N
+
+
0
0
0
Haemophilus influenzae
Biopsie
N
+
+
0
0
0
Enterobacteriaceae
Biopsie
N
+
+
0
0
0
Clostridium spp.
Biopsie
N
++
+
0
0
0
Bacillus anthracis
Biopsie
N
++
+
0
0
0
Pasteurella multocida
Biopsie
N
+
+
0
0
0
Folliculitis
Staphylococcus aureus
Furunkel/Karbunkel
Staphylococcus aureus
Erysipel
Zellulitis/Phlegmone
häufige Erreger
seltene Erreger
Erysipelothrix spp.
Biopsie
N
+
+
0
0
0
Aeromonas hydrophila
Biopsie
N
+
+
0
0
0
Vibrio vulniferus
Biopsie
N
+
+
0
0
0
*Mycobacterium spp.
Biopsie
N
++
+
0
+
0
________________________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Stuart-Medium®, P = Port-A-Cul Medium®, D = Direktbeimpfung des Mediums, N = Nativmaterial
bzw. nativer Abstrich (Transport < 2 h); Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ = Nachweis von
Mikroorganismen, gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ =
Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische
Diagnose erlauben, --- = nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie, * = langsames Wachstum, Anaerobier
78/261
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
------------------------------------------TM
Mikr
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Panaritium
Streptococcus pyogenes
Sekret, Abstrich +
+
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Sekret, Abstrich +
+
+
0
0
0
Biopsie
N
0
0
0
+
+
Abstrich
+
+
+
0
0
+
Staphylococcus aureus
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Streptococcus pyogenes
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Enterococcus spp.
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Enterobacteriaceae
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Anaerobier
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Pseudomonas aeruginosa
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Enterobacteriaceaae, bes. Proteus
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Candida albicans
Abstrich
+
++
+
0
0
0
Erythema migrans/chronicum
Borrelia burgdorferi, B. garinii, B. afzelii
Nekrotisierende Fasciitis
Streptokokken der Gruppe A
Postoperative Wundinfektionen
(Bacteroides, Fusobacterium,
Clostridium, Peptostreptokokken)
Verbrennungswunden
Myositis
Staphylococcus aureus
Punktat, Biopsie
+
+
+
0
0
0
Streptococcus spp.
Punktat, Biopsie
+
+
+
0
0
0
Clostridium perfringens
Punktat, Biopsie
+
++
+
0
0
0
__________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Stuart-Medium®, P = Port-A-Cul Medium®, D = Direktbeimpfung des Mediums, N = Nativmaterial
bzw. nativer Abstrich (Transport < 2 h); Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ = Nachweis von
Mikroorganismen, gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ =
Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische
Diagnose erlauben, --- = nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie, * = langsames Wachstum, Anaerobier
79/261
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
---------------------------------------------------TM
Mikr
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Hautmykosen
Tinea
Trichophyton rubrum
Hautgeschabsel
0
+
+
0
0
0
infizierte Haare
0
+
+
0
0
0
Trichophyton rubrum
Nagelspäne
0
+
+
0
0
0
Trichophyton mentagrophytes
Nagelspäne
0
+
+
0
0
0
Candida albicans
Nagelspäne
0
+
+
0
0
0
Geotrichum candidum
Nagelspäne
0
+
+
0
0
0
Acremonium spp.
Nagelspäne
0
+
0
0
0
0
Scopulariopsis brevicaulis
Nagelspäne
0
+
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Abstrich, Sekret
+
+
+
0
0
0
Streptococcus pyogenes
Abstrich, Sekret
+
+
+
0
0
0
Eikenella coorodens
Abstrich, Sekret
+
+
+
0
0
0
Favus
Trichophyton schoenleinii
(Afrika, Mittelmeerraum)
Nagelmykosen
Bißwunden
Menschenbisse
Haemophilus influenzae
Abstrich, Sekret
+
+
+
0
0
0
Anaerobier
Abstrich, Sekret
+
+
+
0
0
0
Pasteurella multocida
Abstrich, Sekret
+
+
+
0
0
0
Pasteurella spp.
Abstrich, Sekret
+
+
+
0
0
0
Staphylococcus intermedius
Abstrich, Sekret
+
+
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Abstrich, Sekret
+
+
+
0
0
0
Häm. Streptokokken
Abstrich, Sekret
+
+
+
0
0
0
Eikenella corrodens
Abstrich, Sekret
+
+
+
0
0
0
Capnocytophaga spp.
Abstrich, Sekret
+
+
+
0
0
0
Anaerobier
Abstrich, Sekret
+
+
+
0
0
0
Prevotella, Porophyromonas,
Fusobacterium, Peptostrept.
Tierbisse
__________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Stuart-Medium®, P = Port-A-Cul Medium®, D = Direktbeimpfung des Mediums, N = Nativmaterial
bzw. nativer Abstrich; Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ =
Mikroorganismen, gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ =
Nachweis von
Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische
Diagnose erlauben, --- = nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie, * = langsames Wachstum, Anaerobier
80/261
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
---------------------------------------------------TM
Mikr
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Abszesse
Haut
Staphylococcus aureus
Punktat
N
+
+
0
0
0
Propionibacterium spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Peptostreptococcus spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Leishmania tropica-Komplex
Punktat, Biopsie
0
+++
+
(+)
0
+
(Indien, Afghanistan, Türkei)
(am Wundrand)
Leishmania braziliensis-Komplex
Punktat, Biopsie
0
+++
0
0
0
+
(Zentralamerika, Südamerika)
(am Wundrand)
Erysipelothrix rhusiopahiae
Biopsie, Blut
N
+
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Punktat
N
+
+
0
0
0
Propionibacterium spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Peptostreptococcus spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Streptococcus spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Bacteroides spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Escherichia coli
Punktat
N
+
+
0
0
0
Bacteroides spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Enterococcus spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Peptostreptococcus spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Clostridium spp.
Punktat
N
++
+
0
0
0
Proteus spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Fusobacterium spp.
Punktat
N
++
+
0
0
0
Klebsiella spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Pseudomonas spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Staphylococcus spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Eubacterium spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Streptococcus spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Streptokokken der Gruppe A
Punktat
N
+
+
0
0
+
(bei beruflicher Exposition, z. B. Metzger)
Perianal, Vulvovaginal, Scrotum
Abdomen, Divertikulitis
________________________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Stuart-Medium®, P = Port-A-Cul Medium®, D = Direktbeimpfung des Mediums, N = Nativmaterial
bzw. nativer Abstrich (Transport < 2 h); Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ = Nachweis von
Mikroorganismen, gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ =
Diagnose erlauben, --- =
Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische
nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie,
Anaerobier, (!) = Keime der
Risikogruppe 3, * = langsames Wachstum
81/261
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
---------------------------------------------------TM
Mikr
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Leber
Escherichia coli
Punktat
N
+
+
0
0
0
Streptococcus spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Peptostreptococcus spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Fusobacterium spp.
Punktat
N
++
+
0
0
0
Bacteroides spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Entamoeba histolytica
Punktat
N
+++
0
0
0
+
Leishmania donovani
Punktat
N
+++
0
0
0
+
Microsporidien
Punktat
N
+++
0
0
0
0
Actinomyces spp.
Punktat
N
++
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Punktat
N
+
+
0
0
0
Salmonella spp.
Punktat
N
+
+
0
0
+
Escherichia coli
Punktat
N
+
+
0
0
0
Enterococcus
Punktat
N
+
+
0
0
0
Streptococcus spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Klebsiella spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Proteus spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Pseudomonas spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Milz
Shigella spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Bacteroides spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Propionibacterium spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Clostridium spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Fusobacterium spp.
Punktat
N
++
+
0
0
0
Candida spp.
Punktat
N
++
+
0
0
+
Aspergillus spp.
Punktat
N
++
+
0
0
+
Leishmania donovani
Punktat
N
+++
0
0
0
+
*Blastomyces dermatitidis (!)
Punktat, Biopsie
N
+++
+
0
0
+
Mikrosporidien
Punktat, Biopsie
N
+++
0
0
0
0
________________________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Stuart-Medium®, P = Port-A-Cul Medium®, D = Direktbeimpfung des Mediums, N = Nativmaterial
bzw. nativer Abstrich (Transport < 2 h); Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ = Nachweis von
Mikroorganismen, gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ =
Diagnose erlauben, --- =
Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische
nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie,
Anaerobier, (!) = Keime der
Risikogruppe 3, * = langsames Wachstum
82/261
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
---------------------------------------------------TM
Mikr
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Lebergranulome
*Mycobacterium tuberculosis (!)
Punktat
N
+
+
0
0
0
*Brucella spp. (!)
Punktat
N
+
+
0
0
+
Francisella tularensis (!)
Punktat
Speziallabor
Treponema pallidum
Punktat
N
0
0
0
0
+
Echinococcus spp.
Punktat
N
+
0
0
0
+
Schistosoma spp.
Punktat
N
+
0
0
0
+
*Histoplasma capsulatum (!)
Punktat
N
+
+
0
0
+
*Coccioides immitis (!)
Punktat
N
+
+
0
0
+
Coxiella burnetii
Punktat
N
0
+
0
0
+
________________________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Stuart-Medium®, P = Port-A-Cul Medium®, D = Direktbeimpfung des Mediums, N = Nativmaterial
bzw. nativer Abstrich (Transport < 2 h); Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ = Nachweis von
Mikroorganismen, gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ =
Diagnose erlauben, --- =
Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische
nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie,
Anaerobier, (!) = Keime der
Risikogruppe 3, * = langsames Wachstum
83/261
7.
Infektionen der Knochen und Gelenke
Indikation für die mikrobiologische Untersuchung
Alle Infektionen der Knochen und Gelenke müssen durch eine mikrobiologische
Untersuchung abgeklärt werden.
Probengefäß
- Universalröhrchen mit blauem Schraubeverschluss
- Weithalsgefäß mit Thioglykolatbouillon für intraoperativ gewonnene Materialien der
Orthopädie
Materialentnahme
-
Desinfektion der Einstichstelle mit 70%-igem Alkohol (Einwirkzeit 3 min, allenfalls
orientierend bis zum Trocknen des Alkohols)
-
streng aseptisches Vorgehen wie bei der Blutkulturentnahme (Händedesinfektion des
Arztes, Einmalhandschuhe, Mundschutz)
Untersuchungsvolumen
Da in den meisten Fällen nicht mit einer hohen Keimzahl im Gelenkpunktaten ect. zu
rechnen ist, sollten möglichst große Mengen an Untersuchungsmaterial entommen und
eingesandt werden. Darüber hinaus sollte neben dem kulturellen Erregernachweis eine PCR
(spezifisch oder universell) in Erwägung gezogen werden.
Transport
Der Transport sollte so schnell wie möglich, am besten ≤ 2 h nach Abnahme erfolgen. Ist
dies nicht möglich, sollte entweder ein Transportmedium für anspruchsvoll wachsende
Mikroorganismen verwendet werden (Thioglykolatbouillon) oder eine Verimpfung der
Materialien in Blutkulturflaschen erfolgen. Dennoch sollte die Transportdauer 24 h nicht
überschreiten. Die Proben müssen bei Raumtemperatur gelagert werden.
84/261
Erregerspektrum
(alle aufgelisteten Erreger sind im Rahmen der üblichen mikrobiologischen Diagnostik nachweisbar)
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
-------------------------------------------TM
Mikr
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Osteomyelitis
bei Erwachsenen
Staphylococcus aureus
Punktat
N
+
+
0
0
0
Streptokokken der Gruppe A
Punktat
N
+
+
0
0
+
Candida spp.
Punktat
N
++
+
+
0
+
Pseudomonas aeruginosa
Punktat
N
+
+
0
0
0
Salmonella spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Punktat
N
+
+
0
0
0
Streptococcus spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Propionibacterium spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Enterobacteriaceae
Punktat
N
+
+
0
0
0
bei Kindern
Haemophilus influenzae
nach Trauma
Pseudomonas spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Staphylococcus spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Anaerobier
Punktat
P
+
+
0
0
0
Arthritis
Häufige Erreger
Neisseria gonorrhoeae
Punktat
D/N
++
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Punktat
N
+
+
0
0
0
Streptokokken der Gruppe A
Punktat
N
+
+
0
0
+
Streptococcus pneumoniae
Punktat
N
+
+
0
0
0
Enterococcus spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Enterobacteriaceae
Punktat
N
+
+
0
0
0
*Brucella spp. (!)
Punktat
N
+
+
0
0
+
Salmonella spp.
Punktat
N
+
+
+
0
+
*Mycobacterium spp. (!)
Punktat
N
++
+
0
+
0
Seltene Erreger
________________________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Stuart-Medium®, P = Port-A-Cul Medium®, D = Direktbeimpfung des Mediums, N = Nativmaterial
bzw. nativer Abstrich; Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ =
Mikroorganismen, gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ =
Diagnose erlauben, --- =
Nachweis von
Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische
nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie,
Anaerobier, (!) = Keime der
Risikogruppe 3, * = langsames Wachstum
85/261
8.
8.1
Infektionen des Urogenitaltraktes
Zystitis, Urethritis, Pyelonephritis
Als wichtigstes Untersuchungsmaterial dient der Urin.
Indikation für die Abnahme von Urin
Immunsuppression, vor und nach Intervention an den Harnwegen, in der Schwangerschaft,
bei Diabetikern, bei neurogenen Harnblasenentleerungsstörungen, bei Fieber, Durchfall,
Erbrechen oder unklarer Gedeihstörung beim Säugling, bei unklaren abdominellen
Schmerzen oder Flankenschmerzen.
Bei asymptomatischen Patienten nach vorausgegangener Bakteriurie, während der
Schwangerschaft, bei laborchemischem Verdacht auf eine Harnwegsinfektion (z. B.
Hämaturie oder positiver Nitrit-Test) sowie nach Beendigung der antibiotischen Therapie
eines komplizierten Harnwegsinfektes.
Bei symptomatischen Patienten bei Anzeichen einer Harnwegsinfektion bei stationärem
Aufenthalt, bei Fortbestehen der Symptome unter antibiotischer Therapie, bei Fieber oder
Sepsis unklarer Genese und bei prädisponierenden Faktoren.
Probengefäß
-
Universal-Probenröhrchen, konisch mit rotem Schraubverschluss
-
Urin-Eintauch-Nährmedium (Uricult)
Uringewinnung
Am besten geeignet zur Untersuchung ist der Morgenurin. Im Idealfall sollte zwischen der
Gewinnung der Urinprobe und der letzten Miktion mindestens 3 h liegen. Bei einer
vorliegenden Pollakisurie ist dies allerdings nicht möglich. Die Urinentnahme sollte vor
Beginn einer antibiotischen Therapie erfolgen. Bei positivem Hemmstofftest (Nachweis von
antibiotischer Aktivität im Urin) sollte die Urinuntersuchung nach Absetzen der Antibiotika
wiederholt werden. Bei der Therapie mit Chinolonen oder Aminoglykosiden ist ein
therapiefreies Intervall von 5 Tagen, bei den übrigen Antibiotika von 3 Tagen einzuhalten.
86/261
8.1.1 Mittelstrahlurin
Mittel der Wahl für die Uringewinnung ist die Gewinnung von Mittelstrahlurin (MSU), da es
dabei zu keiner Beeinträchtigung der Patienten kommt. Bei Kindern wird die Gewinnung von
MSU etwa ab dem 4. Lebensjahr empfohlen, wenn keine Balanitis oder Vulvitis vorliegt. Bei
den Fällen, bei denen keine eindeutigen Befunde mittels MSU-Proben zu gewinnen sind
oder die Gewinnung von MSU nicht möglich ist sowie bei Kindern unter 3 Jahren, müssen
andere Verfahren angewandt werden.
Die Entnahme von Mittelstrahlurin sollte zur Vermeidung von Kontaminationen sehr sorgfältig
durchgeführt werden.
bei der Frau
-
Unterwäsche ausziehen, Hände mit Wasser und Seife waschen, mit Einmalhandtuch
abtrocknen
-
mit einer Hand Labien spreizen
-
mit der anderen Hand Vulva mittels einem mit Leitungswasser angefeuchteten Tupfer
durch Wischen von vorne nach hinten reinigen, mit einem zweiten Tupfer nachreinigen
und Harnröhrenöffnung mit einem dritten Tupfer nachtrocknen
-
um Harnrückfluß und damit mögliche Verunreinigung durch Fluor zu verhindern, den
dritten Tupfer in den Introitus vaginae einlegen
-
erste Urinprobe (ca. 50 ml) verwerfen, und ohne den Harnstrahl zu unterbrechen,
Urinprobe ( 5 ml) in einem Einwegbecher mit einem weiten Lumen auffangen Beschriften
des Gefäßes und bis zum Transport in den Kühlschrank stellen
beim Mann
-
Hände mit Wasser und Seife waschen, mit Einmalhandtuch abtrocknen
-
Vohaut mit einer Hand zurückstreifen; Glans penis mit der anderen Hand mittels einem
mit Leitungswasser angefeuchteten Tupfer reinigen, mit zweitem Tupfer nachreinigen
und Harnröhrenöffnung mit einem dritten Tupfer trocknen
-
erste Urinprobe (ca. 50 ml) verwerfen und, ohne den Harnstrahl zu unterbrechen,
Urinprobe ( 5 ml) im sterilen Einwegbecher auffangen
-
Beschriften des Gefäßes und bis zum Transport in den Kühlschrank stellen
87/261
8.1.2
Katheterurin (Einmalkatheter)
Eine transurethrale Katheterisierung kann routinemässig nicht empfohlen werden. Wegen
der Gefahr der Keimeinschleppung sollte sie bei Männern oder Jungen zur diagnostischen
Uringewinnung gar nicht und bei Frauen oder Mädchen nur in Ausnahmefällen durchgeführt
werden, z. B. wenn eine MSU-Gewinnung oder eine Blasenpunktion nicht möglich sind.
Abnahme
-
Patientenaufklärung
-
Lagerung des Patienten
-
Hygienische Händedesinfektion
-
sterile Unterlage ausbreiten, Übergießen der sterilen Tupfer mit Desinfektionsmittel
-
nach ausreichender Blasenfüllung wird das Orificium urethrae wie oben beschrieben
gereinigt und die Umgebung sorgfältig mit einer Desinfektionslösung desinfiziert
-
bei der Frau wird der letzte Tupfer in den Vaginaeingang gelegt
-
danach wird unter aseptischen Bedingungen der Katheter ca. 5 cm in die Urethra
eingeführt; sobald Urin läuft, Katheter nicht mehr weiter schieben!
-
nach Einführen des Katheters wird die erste Urinprobe verworfen, dann wird der Urin in
einem sterilen Behälter aufgefangen
-
beim Mann erfolgt zunächst die Applikation eines Loakalanästhetikum-haltigen
Gleitmittels mit einer sterilen Spritze in die Urethralöffnung
-
Einführen des Katheters mit einer sterilen Pinzette etwa 10 cm bis der Urin fließt
-
am Schluss Katheter durch leichten Zug entfernen
8.1.3
Dauerkatheterurin
Um eine Einschleppung von Mikroorganismen in das System zu vermeiden, erfordert die
Probenentnahme eine exakte Entnahmetechnik.
Abnahme
Für die Gewinnung des Untersuchungsmaterials hygienische Händedesinfektion durchführen
und Einmalhandschuhe anziehen. Die Uringewinnung erfolgt durch Punktion des Katheters
nach sorgfältiger Desinfektion an der bereits für die Punktion vorgesehenen Einstichstelle.
Bei länger liegendem Dauerkatheter gibt es folgende Indikationen zur Unrinuntersuchung:
88/261
bei symptomatischen Patienten mit Fieber, bei interventionellen Eingriffen, z. B. bei
Katheterwechsel.
Bei der Abnahme von Dauerkatheterurin ist darauf zu achten, dass der Urin frisch gewonnen
wird. Es sollte kein Urin entnommen werden, der sich über einen längeren Zeitraum im
Beutel befand, da im Beutel eine Vermehrung der Keime stattfindet.
8.1.4 Blasenpunktionsurin
Durch suprapubische Aspiration von Blasenurin ist eine Kontamination der Probe nahezu
ausgeschlossen. Voraussetzung ist eine gut gefüllte Harnblase (ggf. sonographische
Kontrolle).
Indikationen
-
Schwierigkeiten hinsichtlich einwandfreier Uringewinnung durch andere Methoden
-
fragliche bakteriologische Ergebnisse, insbesondere Mischkulturen
-
V. a. Pyelonephritis bei Säuglingen und Kleinkindern
-
bei Vorliegen einer Vulvovaginitis, anogenitaler Dermatitis oder bei Phimose
Abnahme
-
Palpation und Perkussion der Harnblase, ggf. sonographische Beurteilung des
Füllungsstandes; eine suprapubische Punktion darf nur bei gefüllter Harnblase
vorgenommen werden!
-
Desinfektion der Haut
-
Hygienische Händedesinfektion durchführen und Einmalhandschuhe anziehen
-
steriles Abdecken des Unterbauchs mittels Schltztuch
-
2 Querfinger oberhalb der Symphyse streng in der Mittellinie wird mit einer 10 cm langen
Nadel die Infiltrationsanästhesie gesetzt
-
dann Vorschieben der Nadel bis in die Blase
-
Aspiration von Urin
-
Stichinzision der Haut mit einem Skalpell
-
Einführen des Punktionsbesteckes durch die Inzisionsstelle in die Blase
-
nach der Punktion wird ein Schlauch als Zystostomie belassen und die Punktionskanüle
entfernt
89/261
-
Hautnaht und Fixation des Katheters, steriler Verband, Anschluss an ein geschlossenes
Harnableitungssystem
-
Urinportion im Probengefäß auffangen.
8.1.5 Beutelurin bei Säuglingen
Bei Säuglingen und Kleinkindern erfolgt die Gewinnung des Spontanurins mit Hilfe eines
Beutels (Beutelurin). In diesem Fall werden die Genitalien wie oben beschrieben gereinigt;
danach wird ein selbstklebender Urinbeutel befestigt. Idealerweise sollte dann bei reichlicher
Flüssigkeitszufuhr die Miktion abgewartet und danach der Beutel entfernt werden. Diese
Methode gilt allerdings nur als orientierende Untersuchung. Jeder positive Befund muss z. B.
durch eine Blasenpunktion überprüft werden.
8.1.6 Erststrahlurin
Gewinnung des Urins am Morgen vor dem Wasserlassen. Bei V. a. eine Tuberkulose ist
Erststrahlurin dem Mittelstrahlurin vorzuziehen (mindestens 30 ml), da sich die Erreger über
Nacht im Urin sammeln. Bei einer Leukozyturie ohne signifikante Bakteriurie ist an eine
Tuberkulose zu denken.
Urinmenge
V. a. Zystitis
5 ml
Tuberkulose
30 – 50 ml
Schistosoma haematobium
ca. 400 ml früher Nachmittagsurin
(Zeitpunkt höchster Eiausscheidung)
Lagerung und Versand
Nativurin
Der Urin sollte innerhalb 2 h nach Abnahme ins Labor gebracht werden. Ist dies nicht
möglich, kann der Urin bis zu 24 h bei 4°C gelagert werden.
90/261
Vorteile von Nativurin
-
Möglichkeit der makroskopischen und mikroskopischen Beurteilung
-
Möglichkeit der Untersuchung auf antimikrobielle Substanzen (Hemmstofftest)
Nachteile von Nativurin
Bei längeren Transportwegen bzw. längerer Aufbewahrung der Proben in
ungekühltem Zustand ist die Keimzahl nicht mehr exakt.
Urineintauchkulturen
Bei der Abahme ist darauf zu achten, dass das Röhrchen gleichmäßig benetzt ist und keine
Restflüssigkeit enthält, da diese durch wiederholte Benetzung der Kulturoberfläche während
des Transports fälschlicherweise zu erhöhten Keimzahlen führen kann.
Die Proben können bei 37°C im Brutschrank bebrütet werden. Bei Keimwachstum Transport
ins Labor, die Transportdauer von 24 h sollte aber nicht überschritten werden.
Vorteile der Urineintauchkultur
-
Exakte Keimzahlbestimmung zum Zeitpunkt der Urinabnahme
-
Alternative bei Verzögerung von Transport und Bearbeitung
Nachteile der Urineintauchkultur
-
makroskopische und mikroskopische Beurteilung nicht möglich
-
Untersuchung auf antimikrobielle Substanzen nicht möglich → falsch negative
Befunde
-
Keimzahlbestimmung bei konfluierenden Kolonien nicht zulässig
-
Mischkulturen können nur schwer erkannt werden
-
anspruchsvoll
wachsende
Keime
werden
nicht
von
allen
handelsüblichen
Nährmedien erfasst
Interpretation
Urin ist eine sterile Flüssigkeit. Da die vordere Harnröhre physiologisch mit Bakterien
besiedelt ist, kann dies bei der Gewinnung des Urins zu einer klinisch unbedeutenden
Kontamination führen. Zu den häufigsten Kontaminanten gehören: koagulasenegative
Staphylokokken, Streptokokken der Viridans-Gruppe, Enterokokken, Korynebakterien,
Propionibakterien. Diagnostisch bedeutend ist daher die Abgrenzung einer Kontamination
von pathogenen Infektionserregern. Zeichen einer Kontamination sind niedrige Keimzahlen,
91/261
Mischkulturen, unterschiedliche Keime in seriellen Proben oder Keime, die gewöhnlich nicht
mit einer Infektion der Harnwege assoziiert sind. Bei komplizierten Harnwegsinfektionen ist
die Anzüchtung mehrerer Erreger aber nicht ungewöhnlich. Da Patienten mit einem
Harnwegsinfekt deutlich höhere Keimzahlen im Urin aufweisen, muss das Ausmaß der
Bakteriurie ermittelt werden, d. h. die Urinuntersuchung muss quantitativ erfolgen.
In Abhängigkeit von der Uringewinnung sind unterschiedliche Keimzahlen beweisend für
eine Infektion der Harnwege:
Bedeutung der Keimzahlen in der Urinkultur
________________________________________________________________________________
Uringewinung
Kontamination
Verdacht auf
Harnwegsinfekt
Harnwegsinfekt
________________________________________________________________________________
MSU
< 10 000 KBE/ml
10 000 – 100 000 KBE/ml
> 100 000 KBE/ml
Katheterurin
< 1 000 KBE/ML
1 000 – 10 000 KBE/ml
> 10 000 KBE/ml
Blasenpunktat
jeder Keimnachweis
________________________________________________________________________________
Unter antibiotischer Therapie und bei erhöhter Diurese sind die Keimzahlen niedrig, auch
wenn eine Infektion vorliegt. Bei einer Leukozyturie ohne Bakteriurie ist an eine Urethritis
oder eine Infektion durch einen seltenen Erreger zu denken.
92/261
Diagnostisches Vorgehen
__________________________________________________________________________
Klinischer Verdacht auf Harnwegsinfektion
↓
Abnahme von Mittelstarhlurin
↓
Beginn einer kalkulierten Antiotika-Therapie
Gezielte Therapie nach Befundmitteilung
Negativer Erregernachweis und
fehlende Besserung
gutes Ansprechen der Therapie
keine Kontrolluntersuchung
↓
Wiederholung der Untersuchung
Rezidiv nach initial gutem
Untersuchung ausdehnen auf atypische Erreger
Ansprechen
ggf. Urethritis-Diagnostik
↓
erneute Urinuntersuchung
__________________________________________________________________________
93/261
Keimspektrum
(alle aufgelisteten Erreger sind im Rahmen der üblichen mikrobiologischen Diagnostik nachweisbar)
Infektionen der Harnwege
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
--------------------------------------------TM
Mikr
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Cystitis
akut, unkompliziert
Escherichia coli
Urin
0
+
+
0
0
0
Enterococcus faecalis
Urin
0
+
+
0
0
0
Staphylococcus saprophyticus
Urin
0
+
+
0
0
0
Proteus mirabilis
Urin
0
+
+
0
0
0
Klebsiella spp.
Urin
0
+
+
0
0
0
Escherichia coli
Urin
0
+
+
0
0
0
Proteus mirabilis
Urin
0
+
+
0
0
0
Proteus vulgaris
Urin
0
+
+
0
0
0
Morganella morganii
Urin
0
+
+
0
0
0
Providencia spp.
Urin
0
+
+
0
0
0
Klebsiella spp.
Urin
0
+
+
0
0
0
Pseudomonas aeruginosa
Urin
0
+
+
0
0
0
Enterococcus faecalis
Urin
0
+
+
0
0
0
Corynebacterium urealyticum
Urin
0
+
+
0
0
0
Candida spp.
Urin
0
++
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Urin
0
+
+
0
0
0
Escherichia coli
Urin
0
+
+
0
0
0
Enterobacteriaceae
Urin
0
+
+
0
0
0
Mycoplasma hominis
Urin
0
0
+
0
0
0
Punktat
N
+
+
0
0
0
nosokomial oder kompliziert
Pyelonephritis
Nierenabszesse
Kortikal
Staphylococcus aureus
__________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Stuart-Medium®, N = Nativmaterial (transport < 2 h), D = Direktbeimpfung des Mediums, Mikr =
Mikroskopie Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ =
Nachweis von Mikroorganismen,
gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ = Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische Diagnose erlauben, --= nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie, Anaerobier
94/261
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
--------------------------------------------TM
Mikr
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Kortikomedullär
Escherichia coli
Punktat
N
+
+
0
0
0
Klebsiella spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Proteus spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Punktat
N
+
+
0
0
0
Escherichia coli
Punktat
N
+
+
0
0
0
Proteus spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Klebsiella spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Pseudomonas aeruginosa
Punktat
N
+
+
0
0
0
Streptococcus spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Perinephritisch
Enterococcus faecalis
Punktat
N
+
+
0
0
0
*Mycobacterium spp. (!)
Punktat
N
++
+
0
+
0
Bacteroides spp.
Punktat
N
+
+
0
0
0
Candida spp.
Punktat
N
++
+
+
0
+
__________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Stuart-Medium®, N = Nativmaterial (transport < 2 h), D = Direktbeimpfung des Mediums, Mikr =
Mikroskopie Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ =
Nachweis von Mikroorganismen,
gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ = Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische Diagnose erlauben, --= nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie, Anaerobier, (!) = Keime der Risikogruppe 3, * = langsames
Wachstum
95/261
8.2
Urogenitale Infektionen beim Mann
8.2.1
Urethritis
Probengefäß
-
Urinröhrchen
-
Universal-Abstrichröhrchen mit oranger Kappe
-
Universal-Probenröhrchen mit blauem Schraubverschluss
-
Sterile Gefäße mit speziellen Transportmedien
Untersuchungsmaterial
Für die mikrobiologische Diagnostik der Urethritis ist die 3-Gläser-Probe nach Meares zu
empfehlen.
Materialentnahme (3-Gläser-Probe)
1.
Erste Urinprobe (Gewinnung siehe Harnwegsinfektionen) (5 – 10 ml)
2.
Mittelstahlurin (Gewinnung siehe Harnwegsinfektionen) (5 – 10 ml)
3.
Urethralsekret bzw. Urethralabstrich
Urin
Probengefäß
Urinröhrchen
Transport und Lagerung
-
≤ 2 h bei RT oder ≤ 24 h bei 4°C
-
bei Nachweis von Mykoplasmen ≤ 2 h, RT; eine Lagerung ist nicht möglich
-
bei Nachweis von Chlamydien mittels LCX ≤ 2 h bei RT oder ≤ 24 h, 4°C
-
bei Nachweis auf Trichomonas vaginalis ≤ 1 ; eine Lagerung ist nicht möglich.
Abstriche
Probengefäß
Universal-Abstrichröhrchen mit blauer oder oranger Kappe.
Abnahme
Der Abstrich sollte mindestens 1 h nach dem Wasserlassen abgenommen werden.
-
Hände desinfizieren und Einmalhandschuhe anziehen
96/261
-
mit dem Watteende des Tupfers in die Urethraöffnung streichen; dabei darauf
achten, dass der Tupfer nicht mit der Haut in Berührung kommt (Kontamination
mit Hautflora)
-
Tupfer in Gefäß stecken und Gefäß verschließen.
Transport und Lagerung
Der Transport und die Lagerung müssen innerhalb von 24 h bei Raumtemperatur
erfolgen.
Zum Nachweis folgender Keime, müssen gesonderte Urethralabstriche abgenommen und in
speziellen Transportmedien verschickt werden. Es müssen gesonderte Lagerungszeiten
eingehalten werden:
-
Neisseria
gonorrhoeae
(Thayer-Martin-Agar
oder
Spezial-Agarplatte)
Transport ohne Transportmedium (TM) nicht möglich, in TM ≤ 24 h bei RT
-
Chlamydia trachomatis (nativer Abstrich für LCX)
Transport ohne TM ≤ 2 h bei RT, in TM ≤ 24 h bei 4°C
-
Mycoplasma hominis und Ureaplasma urealyticum (10 B Medium für Abstrich,
Mittelstrahlurin)
Transport ohne TM ≤ 2 h bei RT, Abstriche in TM ≤ 24 h bei 4°C
-
Gardnerella vaginalis und Anaerobier (Abstrich)
Transport ohne TM ≤ 2 h bei RT, mit TM ≤ 24 bei RT
-
Trichomonas vaginalis (Nativurin, erste Urinprobe)
Transport ≤ 1 h bei RT, Lagerung nicht möglich
8.2.2 Prostatitis
Leitkeim der akuten und chronischen Prostatitis ist Escherichia coli, gefolgt von anderen
Enterobacteriaceae. Die Rolle von Chlamydia trachomatis und urogenitalen Mykoplasmen
bei der chronisch bakteriellen Prostatitis ist umstritten.
Für die mikrobiologische Diagnostik der Prostatitis ist zum Nachweis pathogener Erreger,
einschließlich der Ureaplasmen, die 4-Gläser-Probe nach Meares (klassisch oder
vereinfacht) zu empfehlen.
Als einfache Screening-Untersuchung hat sich der Leukozyten-Nachweis mit einem
Teststreifen im Urin vor und nach der Prostatamassage bewährt. Bei fehlender Leukozyturie
97/261
spricht ein positiver Leukozyten-Nachweis im Exprimaturin für eine Prostatitis. Alternativ
kann, da Prostataexprimaturin nur in kleinen Mengen zur Verfügung steht, Ejakulat zur
Untersuchung eingeschickt werden.
Untersuchungsmaterial
Klassische 4 - Gläser - Probe:
1.
Erste Urinprobe (Gewinnung siehe Harnwegsinfektionen)
2.
Mittelstrahlurin (Gewinnung siehe Harnwegsinfektionen)
3.
Exprimat nach Prostatamassage
4.
Exprimaturin
Vereinfachte 4 - Gläser – Probe:
1.
Prostataexprimat
2.
Exprimaturin
3.
Ejakulat
Voraussetzung für die quantitative Untersuchung ist ein steriler Mittelstrahlurin (vorherige
Überprüfung notwendig!).
Exprimaturin
Probengefäß
Urinröhrchen
Abnahme
-
Hygienische Händedesinfektion und Verwendung von Einmalhandschuhen
-
nach Reinigung der Harnröhrenmündung wird die Prostata vom Rektum aus
massiert
-
das ausfließende Exprimat in sterilem Gefäß auffangen
-
den dann gelassenen Urin in einem sterilen Gefäß auffangen
Prostatasekret
Probengefäß
Universal-Probenröhrchen mit blauem Schraubverschluss
98/261
Abnahme
-
Hygienische Händedesinfektion und Verwendung von Einmalhandschuhen
-
nach Reinigung der Harnröhrenmündung wird die Prostata vom Rektum aus massiert
-
das ausfließende Exprimat in sterilem Gefäß auffangen
-
bei kleinen Mengen das Sekret mit dem Abstrichtupfer aufnehmen und in
Transportmedium einbringen
Transport und Lagerung
≤ 24 h bei Raumtemperatur, Ausnahmen wie bei Urethritis beschrieben.
Interpretation
Eine um den Faktor von mindestens 10 höhere Keimzahl in der Urinprobe nach der
Prostatamassage spricht dafür, dass der Infektionserreger in der Prostata lokalisiert ist.
8.2.3 Epididymitis
Bei der Epididymitis gelingt der Erregernachweis trotz Einsatzes aller diagnostischen Mittel
nur bei zwei Drittel der Patienten. Das diagnostische Vorgehen ergibt sich wie folgt:
_____________________________________________________________
Beschwerden
Untersuchungsmaterial
_____________________________________________________________
Epididymitis
Ejakulat, Urethralabstrich
Epididymitis mit Harnwegsinfektion
Mittelstrahlurin, Urethralabstrich
Epididymitis mit Begleiturethritis
3-Gläser-Probe
Epididymitis mit Begleitprostatitis
4-Gläser-Probe
_____________________________________________________________
Transport und Lagerung
Urethralabstriche und-sekrete:
≤ 24 h bei Raumtemperatur, Ausnahmen siehe Urethritis
Urin:
≤ 2 h bei Raumtemperatur
99/261
Ejakulat
Probengefäß
Universal- Weithalsgefäß
Abnahme
-
Hygienische Händedesinfektion durchführen und Einmalhandschuhe benutzen
-
nach sorgfältiger Reinigung der Genitalien mit wasser und Seife Probe in
einem sterilen Gefäß auffangen
Transport und Lagerung
Der Transport muss umgehend (≤ 2 h) bei Raumtemperatur erfolgen, eine Lagerung
ist nicht möglich.
Weiter führende Diagnostik bei Infektionen mit seltenen Erregern
-
Chlamydia trachomatis
-
Neisseria gonorrhoeae
-
Ureaplasma urealyticum
100/261
-
Erregerspektrum
(alle aufgelisteten Erreger sind im Rahmen der üblichen mikrobiologischen Diagnostik nachweisbar)
_______________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
------------------------------------------TM
Mikr
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Urethritis
Neisseria gonorrhoea
Urethralabstrich
+
++
+
0
0
0
Chlamydia trachomatis
Urethralabstrich, Urin
**
0
0
+
+
+
Ureaplasma urealyticum
Urethralabstrich
B
0
+
0
0
0
Streptokokken der Gruppe B
Urethralabstrich
+
+
+
0
0
0
Enterobacteriaceae
Urethralabstrich
+
+
+
0
0
0
Escherichia coli
4-Gläser Probe
+
+
+
0
0
0
Enterobacteriaceae
4-Gläser Probe
+
+
+
0
0
0
Pseudomonas aeruginosa
4-Gläser Probe
+
+
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
4-Gläser Probe
+
+
+
0
0
0
Enterococcus faecalis
4-Gläser Probe
+
+
+
0
0
0
Trichomonas vaginalis
4-Gläser Probe
+
+++
0
0
0
0
Chlamydia trachomatis
Ejakulat, Urethralabstr.
**
0
0
+
+
+
Neisseria gonorrhoeae
Ejakulat, Urethralabstr.
+
++
+
0
0
0
Enterobacteriaceae
Ejakulat, Urethralabstr.
+
+
+
0
0
0
Pseudomonas aeruginosa
Ejakulat, Urethralabstr.
+
+
+
0
0
0
Ureaplasma urealyticum
Ejakulat, Urethralabstr.
B
0
+
0
0
0
Prostatitis
Epididymitis
Urin
Orchitis
Escherichia coli
4-Gläser Probe
+
+
+
0
0
0
Pseudomonas aeruginosa
4-Gläser Probe
+
+
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
4-Gläser Probe
+
+
+
0
0
0
Candida albicans
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Streptokokken der Gruppe B
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Staphylococcus aureus
Abstrich
+
+
+
0
0
0
Balanitis
________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Stuart-Medium®, D = Direktbeimpfung des Mediums, N = Nativmaterial bzw. nativer Abstrich; Mikr
= Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ = Nachweis von Mikroorganismen, gattungsspezifische
Zuordnung möglich, +++ = Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische Diagnose erlauben, --- =
nicht
durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie, Anaerobier, ** = Objektträger
101/261
8.3
Urogenitale Infektionen der Frau
8.3.1
Urethritis
Die mikrobiologische Diagnose der Urethritis der Frau wird durch den Nachweis pathogener
Keime aus dem Urethralabstrich gestellt.
Probengefäß
-
Universal-Abstrichröhrchen mit oranger Kappe
-
Sterile Gefäße mit speziellen Transportmedien
Abnahme
Der Abstrich sollte mindestens 1 h nach dem Wasserlassen abgenommen werden.
-
Hände desinfizieren und Einmalhandschuhe anziehen
-
mit dem Watteende des Tupfers in die Urethraöffnung streichen; dabei darauf achten,
dass der Tupfer nicht mit der Haut in Berührung kommt (Kontamination mit Hautflora)
-
Tupfer in Gefäß stecken und Gefäß verschließen.
Transport und Lagerung
Der Transport und die Lagerung müssen innerhalb von 24 h bei Raumtemperatur erfolgen.
Zum Nachweis folgender Keime, müssen gesonderte Urethralabstriche abgenommen und in
speziellen Transportmedien verschickt werden. Es müssen gesonderte Lagerungszeiten
eingehalten werden:
-
Neisseria
gonorrhoeae
(Thayer-Martin-Agar
oder
Spezial-Agarplatte)
Transport ohne Transportmedium (TM) nicht möglich, in TM ≤ 24 h bei RT
-
Chlamydia trachomatis (nativer Abstrich für LCX)
Transport ohne TM ≤ 2 h bei RT, in TM ≤ 24 h bei 4°C
-
Mycoplasma hominis und Ureaplasma urealyticum (10 B Medium für Abstrich,
Mittelstrahlurin)
Transport ohne TM ≤ 2 h bei RT, Abstriche in TM ≤ 24 h bei 4°C
-
Gardnerella vaginalis und Anaerobier (Abstrich)
Transport ohne TM ≤ 2 h bei RT, mit TM ≤ 24 bei RT
-
Trichomonas vaginalis (Nativurin, erste Urinprobe)
Transport ≤ 1 h bei RT, Lagerung nicht möglich
102/261
8.3.2 Zervizitis
Für die Entnahme von Zervixsekret müssen Kontaminationen durch Vaginalsekret
(Spekulum-Einstellung) vermieden werden.
Probengefäß
-
Universal-Probenröhrchen mit blauem Schraubverschluss
-
Universal-Abstrichtupfer mit blauer Kappe
Abnahme des Zervikalabstrichs
-
Hände desinfizieren und Einmalhandschuhe anziehen
-
Vagina mit den Fingern leicht spreizen
-
Spekulum einführen
-
mit dem Watteende des Tupfers in die Öffnung des Zervixkanals streichen; dabei darauf
achten, dass der Tupfer nicht mit der Schleimhaut der Vagina in Berührung kommt
(Kontamination mit Vaginalflora)
-
Tupfer in Gefäß stecken und versenden
Bei Verdacht auf Listeriose sollte das Zervikalsekret am Ende der Menses mit
Abstrichtupfern entnommen und, wenn möglich, direkt auf Tryptose- und Blutagar
ausgestrichen werden (Agar in der Mikrobiologie anfordern, Tel. 46918).
Der Nachweis von Gonokokken und Chlamydien erfolgt wie oben beschrieben. Transport
und die Lagerung sind unter Urethritis beschrieben-
Transport und Lagerung
≤ 24 h bei RT; Ausnahmen wie bei Urethritis beschrieben.
8.3.3 Endometritis und Salpingitis
Wegen der Kontaminationsmöglichkeit lassen Zervikalabstriche nur ungenaue Rückschlüsse
auf das Keimspektrum einer Endometritis zu. Zur Untersuchung ist am besten ein intraoperativ oder bei einer Abrasio entnommenes Material geeignet. Der Transport und die
Lagerungen erfolgen innerhalb von 24 h bei RT.
103/261
8.3.4 Postpartale Endometritis
Die postpartale Endometritis ist eine Infektion, die in zwei klinischen Verlaufsformen
beobachtet wird, und die fast immer fieberhaft verläuft (>38°C). Die Frühform tritt 48 h nach
der Entbindung ein und ist assoziiert mit einer bakteriellen Vaginose, einer Sectio oder einem
Amnioninfektionssyndrom. Die Spätform (>48 h) ist die Folge einer aszendierenden Infektion.
Erkrankungen sind auch noch 6 Wochen nach der Entbindung möglich.
8.3.5 Bartholinitis
Als Untersuchungsmaterial eignet sich durch den Ausführungsgang entnommenes Exsudat.
Bei Abszessen sollten möglichst Punktate vor der Abszessspaltung gewonnen werden. Die
Materialien müssen in Transportmedium innerhalb von 24 h bei RT verschickt bzw. gelagert
werden.
8.3.6 Bakterielle Vaginose (BV)
Bei der BV ist die normale Standortflora der Vagina unterdrückt. Aufgrund der Alkalisierung
des pH-Wertes wird das Wachstum von Gardnerella vaginalis und aneroben Bakterien
gefördert.
Die Diagnose der BV erfolgt in der Praxis anhand der sog. Spiegel-Kriterien, von denen
mindestens drei positiv sein müssen:
-
typischer grau-weißer, homogener Ausfluss
-
vaginaler pH-Wert > 4,5
-
positiver Amintest: Geruchsverstärkung (typischer Fischgeruch) bei Zugabe von 10%iger
KOH-Lösung zum Fluor
-
mikroskopischer Nachweis von Schlüsselzellen (clue cells.vaginale Epithelzellen mit
massenhaft Bakterien besetzt).
Mikrobiologisch wird die Diagnose der BV durch die Bestimmung des BV-Index im
Grampräparat gestellt. Dabei wird die durchschnittliche Anzahl von Laktobazillen,
Gardnerella vaginalis und Anaerobiern (Bacteroides und Mobiluncus) pro Gesichtsfeld
bestimmt. Ein alleiniger Nachweis von G. vaginalis ist nicht beweisend für eine BV.
104/261
Beurteilungskriterien für das Grampräparat bei Verdacht auf eine BV bei 1000-facher
Vergrößerung
__________________________________________________________________________
Indexzahl I
Laktobazillen
Indexzahl II
G. vaginalis
Indexzahl III
gebogene Stäbchen
Bacteroides
__________________________________________________________________________
0
4+
0
0
0
0
1
3+
1
1+
1
1+, 2+
2
2+
2
2+
2
3+, 4+
3
1+
3
3+
4
0
4
4+
__________________________________________________________________________
Bewertung:
Gesamtindexzahl
4+ = > 30 Morphotypen
= Indexzahl I + Indexzahl II + Indexzahl III (Max. 10)
3+ = 6 - 30 Morphotypen
0 - 3 Punkte: kein Hinweis auf BV
2+ = 1 - 5 Morphotypen
4 - 6 Punkte: kein eindeutiger Hinweis auf BV
1+ = < 1 Morphotyp
> 7Punkte: Hinweis auf BV
Abnahme
Vaginalabstrich
-
Einweghandschuhe anziehen
-
Vagina mit den Fingern etwa spreizen
-
mit dem watteende des Tupfers in die Vagina streichen, darauf achten., dass der Tupfer
nicht mit der Haut in Berührung kommt, um eine Kontamination mitder physiologischen
Vagiinalflora zu vermeiden
Objektträgerbeschickung
-
die Probe sofort nach der Entnahme auf einen sterilen Objektträger aufbringen
-
Präparat lufttrocknen lassen
-
Versand in einem bruchsicheren Plastikbehälter.
105/261
8.3.7 Infektionen durch Intrauterinpessare (IUP, Spirale)
Probengefäß
Steriles Weithalsgefäß
Abnahme
-
Vorbereitung eines sterilen Weithalsgefäßes
-
Zugabe von ca. 20 ml Ringerlösung (Kochsalz schädigt Aktinomyzeten !)
-
Entnahme des IUP unter sterilen Kautelen
-
Überführen in das Transportgefäß
Transport
Möglichst innerhalb von 2 h bei Raumtemperatur, bei Verdacht auf Aktinomyzeten ist eine
Lagerung darüber hinaus nicht möglich.
Nachweis von Mycobacterium tuberculosis
Zum Nachweis einer Urogenitaltuberkulose ist Menstrualblut am besten geeignet (2-10 ml
Menstrualblut in einem sterilen Gefäß auffangen und im Verhältnis 1 : 1 mit Aqua dest.
versetzen)
Nachweis von Listeria spp.
Bei Verdacht auf Listeriose sollte das Zervikalsekret am Ende der Menses mit
Abstrichtupfern entnommen und, wenn möglich, direkt auf Tryptose- und Blutagar
ausgestrichen werden (Agar in der Mikrobiologie anfordern, Tel. 46918).
106/261
Erregerspektrum
(alle aufgelisteten Erreger sind im Rahmen der üblichen mikrobiologischen Diagnostik nachweisbar)
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
------------------------------------------TM
Mikro
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Urethritis
Escherichia coli
Urethralabstrich, -sekret
+
+
+
0
0
0
Staphylococcus saprophyticus
Urethralabstrich, -sekret
+
+
+
0
0
0
Chlamydia trachomatis
Abstrich, Sekret, Urin
+
0
0
+
+
+
Ureaplasma urealyticum
Urethralabstrich, -sekret
B
0
+
0
0
0
Neisseria gonorrhoeae
Urethralabstrich, -sekret
+
++
+
0
0
0
Salpingitis
Neisseria gonorrhoeae
intraoperativ
+
++
+
0
0
0
Chlamydia trachomatis
intraoperativ
+
0
0
+
+
+
Mycoplasma hominis
intraoperativ
B
0
+
0
0
0
Peptostreptococcus spp.
intraoperativ
+
+
+
0
0
0
Bacteroides spp.
intraoperativ
+
+
+
0
0
0
Enterobacteriaceae
intraoperativ
+
+
+
0
0
0
Actinomyces spp.
intraoperativ
+
+
+
0
0
0
Chlamydia trachomatis
Zervixabstrich
+
0
0
+
+
+
Escherichia coli
Zervixabstrich
+
+
+
0
0
0
Streptokokken der Gruppe A, B
Zervixabstrich
+
+
+
0
0
0
Mycoplasma hominis
Zervixabstrich
B
0
+
0
0
0
*Mycobacterium tuberculosis (!)
Zervixabstrich
N
++
+
0
+
0
*Actinomyces spp.
Zervixabstrich
+
++
+
0
0
0
Bacteroides spp.
Zervixabstrich
+
+
+
0
0
0
Streptokokken der Gruppe B
Zervixabstrich
+
+
+
0
0
0
Escherichia coli
Zervixabstrich
+
+
+
0
0
0
Enterococcus spp.
Zervixabstrich
+
+
+
0
0
0
Bacteroides spp.
Zervixabstrich
+
+
+
0
0
0
Endometritis
postpartal
__________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Spezialmedium, B = 10 B Medium, D = Direktbeimpfung des Mediums, N = Nativmaterial bzw.
nativer Abstrich (Transport < 2 h); Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ = Nachweis von
Mikroorganismen, gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ =
Diagnose erlauben, --- =
Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische
nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie,
Anaerobier, (!) = Keime der
Risikogruppe 3, * = langsames Wachstum
107/261
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
--------------------------------------------TM
Mikro
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
postpartal
Prevotella spp.
Zervixabstrich
+
+
+
0
0
0
Clostridium spp.
Zervixabstrich
+
+
+
0
0
0
Mycoplasma hominis
Zervixabstrich
B
0
+
0
0
0
Chlamydia trachomatis
Zervixabstrich
S
0
0
+
+
+
Neisseria gonorrhoeae
Zervixabstrich
+
++
+
0
0
0
Listeria monocytogenes
Zervixabstrich
+
+
+
0
0
0
Trichomonas vaginalis
Vaginalabstrich
N
+++
0
0
0
0
Candida spp.
Vaginalabstrich
0
++
+
0
0
0
Bacteroides spp.
Vaginalabstrich
+
+
+
0
0
0
Prevotella spp.
Vaginalabstrich
+
+
+
0
0
0
*Actinomyces spp.
Vaginalabstrich
+
++
+
0
0
0
Peptostreptococcus spp.
Vaginalabstrich
+
+
+
0
0
0
Zervizitis
Vaginitis
Eubacterium nodatum
Vaginalabstrich
+
+
+
0
0
0
Mobiluncus spp.
Vaginalabstrich
+
++
+
0
0
0
Vaginalabstrich
+
+*
+
0
0
0
Mycoplasma hominis
Vaginalabstrich
B
0
+
0
0
0
Mobiluncus spp.
Vaginalabstrich
+
++
+
0
0
0
Bacteroides spp.
Vaginalabstrich
+
+
+
0
0
0
Neisseria gonorrhoeae
Exsudat
+
++
+
0
0
0
Chlamydia trachomatis
Exsudat
+
0
0
+
+
+
Staphylococcus aureus
Exsudat
+
+
+
0
0
0
Anaerobier
Exsudat
+
+
+
0
0
0
Bakterielle Vaginose
Gardnerella vaginalis
(*Nachweis von "clue cells")
Bartholinitis
_________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Spezialmedium, B = 10 B Medium, D = Direktbeimpfung des Mediums, N = Nativmaterial bzw.
nativer Abstrich (Transport < 2 h); Mikros = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ = Nachweis von
Mikroorganismen, gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ =
Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische
Diagnose erlauben, --- = nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie, Anaerobier, * = langsames Wachstum
108/261
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
--------------------------------------------TM
Mikro
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Spirale
B-Streptokokken
Spirale in Ringer-Lösung
0
---
+
0
0
0
Escherichia coli
Spirale in Ringer-Lösung
0
---
+
0
0
0
Actimomyces spp.
Spirale in Ringer-Lösung
0
---
+
0
0
0
Candida spp.
Spirale in Ringer-Lösung
0
---
+
0
0
0
Ureaplasma urealyticum
Amnionfl., Abstr. bei Sectio
B
0
+
0
0
0
Mycoplasma hominis
Amnionfl., Abstr. bei Sectio
B
0
+
0
0
0
Bacteroides spp.
Amnionfl., Abstr. bei Sectio
N
+
+
0
0
0
Gardnerella vaginalis
Amnionfl., Abstr. bei Sectio
N
+
+
0
0
0
Streptokokken der Gruppe B
Amnionfl., Abstr. bei Sectio
N
+
+
0
0
0
Peptostreptococcus spp.
Amnionfl., Abstr. bei Sectio
N
+
+
0
0
0
Escherichia coli
Amnionfl., Abstr. bei Sectio
N
+
+
0
0
0
Enterococcus faecalis
Amnionfl., Abstr. bei Sectio
N
+
+
0
0
0
Amnioninfektionssyndrom
_________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Stuarts Medium®, B = 10 B Medium, D = Direktbeimpfung des Mediums, N = Nativmaterial bzw.
nativer Abstrich (Transport < 2 h); Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ = Nachweis von
Mikroorganismen, gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ =
Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische
Diagnose erlauben, --- = nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie, Anaerobier
9.
Infektionen des Gastrointestinaltraktes
Indikation zur mikrobiologischen Untersuchung von Stuhl
-
Diarrhoe durch bakterielle, parasitäre und virale Erreger
-
Antibiotika-induzierte Diarrhoe (Clostridium difficile)
-
Verdacht auf Darmtuberkulose
Indikation zur ergänzenden Untersuchung bei Infektionen des Magen-Darm-Traktes
-
Magensaft zur Untersuchung auf Tuberkulose
-
Magenschleimhautbiopsie zur Untersuchung von Helicobacter pylori
-
Duodenalsaft zur Untersuchung auf Lamblien
-
Dünndarmbiopsie zur Untersuchung von Mykobakterien
-
Dickdarmbiopsie zur Untersuchung von Amöben
109/261
Untersuchungsmaterial
-
Darminfektionen
Für die Diagnose der bakteriellen Darminfektionen sind in erster Linie Stuhlproben
und Rektalabstriche geeignet. Rektalabstriche sollten wegen der geringeren
Ausbeute nur untersucht werden, wenn Stuhl nicht gewonnen werden kann. In
speziellen Fällen sind auch extraintestinale Proben wie Blutkulturen, Urin,
Lebensmittel oder auch Operationsmaterial von Bedeutung.
-
Bei V. a. Typhus oder Paratyphus ist die kulturelle Untersuchung von Blut immer
notwendig.
-
Bei Verdacht auf eine Clostridium difficile –assoziierte Colitis sollte nur flüssiger Stuhl
(> 5 ml) untersucht werden. Bei weniger Untersuchungsmaterial ist eine weitere
Untersuchung angezeigt.
-
Bei Verdacht auf Parasitenbefall des Darmes sollten 3 Stuhlproben untersucht
werden, die im Abstand zwischen 1 – 3 Tagen eingesandt werden sollten.
Stuhluntersuchung
Probengefäß
Stuhlröhrchen mit Löffel
Abnahme
-
Stuhl in ein sauberes Gefäß oder in eine frisch gespülte Toilettenschüssel
entleeren
-
mit dem im Transportgefäß enthaltenen Löffelchen eine haselnußgroße
Menge entnehmen
-
blutige, eitrige oder schleimige Anteile bevorzugen!
Transportund Lagerung
-
Stuhl muss ohne Kühlung ≤ 24 h, in der warmen Jahreszeit ≤ 12 h transportiert
werden, bei längerer Transportdauer Verfälschung der Untersuchungsergebnisse
-
bei längerem Transport sind Transportmedien zu verwenden (Stuart-Medium)
-
bei Nachweis von Campylobacter, Shigellen und Cholera ≤ 4 h bei RT
110/261
bei V. a. Cholera ist das Labor sofort telefonisch zu verständigen (Tel. 46940) und
die Probe schnellstens durch Boten zu übermitteln! Als Transportmittel sollte
alkalisches Peptonwasser mit 1% NaCl verwendet werden (im Labor anfordern,
Tel. 46940)
-
Campylobacter und Shigellen in Transportmediem (Carry-Blair-Medium) ≤ 24 h
bei RT
-
C. difficile zum kulturellen Nachweis ≤ 2 h bei RT, ≤ 24 h bei 4°C
-
C. difficile zum Toxinnachweis ≤ 2 h bei RT, ≤ 48 h bei 4°C.
Rektalabstriche
Probengefäß
Universal-Abstrichtupfer mit blauer Kappe
Abnahme
-
bei Rektalabstrichen Tupfer bis in das Rektum einführen und vorsichtig mehrmals
drehen
-
Analabstriche sind nicht geeignet
Transport und Lagerung
≤ 2 h bei RT, in TM ≤ 24 h bei RT
Lebensmittelproben
-
Lebensmittelproben unter Vermeidung von Kontamination entnehmen
-
Lebensmittel müssen sofort und gekühlt transportiert werden
Duodenalsaft
Probengefäß
Universal-Probenröhrchen mit Schraubverschluss, fest stehend
Abnahme
-
Hygienische Händedesinfektion und Verwendung von Einmalhandschuhen
-
Endoskopische Einführung eines Schlauches aus Gummi oder flexiblem Kunststoff in
den Zwölffingerdarm durch Mund oder Nase
111/261
-
nach erfolgter Einführung in den Magen (ca. 50-60 cm) folgt ein weiteres Vorschieben
des Schlauches bei Beckenhoch- und Rechtsseitenlage des Patienten (bis zur Marke 70
- 80cm)
-
nach Duodenalsondierung Aspiration von Duodenalsaft
Transport und Lagerung
Der Transport sollte möglichst schnell erfolgen. Ist das nicht möglich müssen die Proben bei
Raumtemperatur, aber nicht länger als 24 h gelagert werden.
112/261
Erregerspektrum
(alle aufgelisteten Erreger sind im Rahmen der üblichen mikrobiologischen Diagnostik nachweisbar)
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
--------------------------------------------TM
Mikr
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Diarrhoe
Erwachsene und Kinder
Salmonella spp.
Stuhl
0
---
+
0
0
0
Shigella spp.
Stuhl
0
---
+
0
0
0
Campylobacter spp.
Stuhl
0
---
+
0
0
0
Yersinia enterocolitica
Stuhl
0
---
+
0
0
+
Yersinia pseudotuberculosis
Stuhl
0
---
+
0
0
0
Plesiomonas shigelloides
Stuhl
0
---
+
0
0
0
Aeromonas hydrophila
Stuhl
0
---
+
0
0
0
Vibrio cholerae
Stuhl
+
---
+
0
0
0
Salmonella typhi
Stuhl, Blut
0
---
+
0
0
+
Salmonella paratyphi
Stuhl, Blut
0
---
+
0
0
+
Stuhl
0
---
0
0
+
+*
Stuhl
0
---
0
+
0
0
Stuhl
0
---
+
0
0
0
Stuhl
0
+++
0
0
0
+
(C. jejuni, C. coli, C. lari, C. fetus)
Kinder < 2 Jahre
Escherichia coli
(EHEC*, ETEC, EPEC, EIEC)
(Toxinnachweis)
Antibiotikatherapie/Intensivpflege
Clostridium difficile
(Toxinnachweis)
Candida spp.
Persistierende Enteritis (> 3 Wochen)
Entamoeba histolytica
Giardia lamblia
Stuhl
0
+++
0
0
0
0
Blastocystis hominis
Stuhl
0
+++
0
0
0
0
Clostridium difficile
Stuhl
0
---
0
+
0
0
Stuhl
0
---
+
0
0
0
Appendizitische Symptome
Yersinia spp.
________________________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Stuart-Medium®, P = Port-A-Cul Medium®, D = Direktbeimpfung des Mediums, N = Nativmaterial
bzw. nativer Abstrich; Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ =
Mikroorganismen, gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ =
Nachweis von
Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische
Diagnose erlauben, --- = nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie, Anaerobier
113/261
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
-----------------------------------------------------TM
Mikro
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Reiseanamnese
Entamoeba histolytica
Stuhl
0
+++
0
0
0
+
Isospora belli
Stuhl
0
+++
0
0
0
0
Giardia lamblia
Stuhl
0
+++
0
0
0
0
Cryptosporidium spp.
Stuhl
0
+++
0
0
0
0
Strongyloides stercoralis
Stuhl
0
+++
0
0
0
0
Cyclospora cayetanensis
Stuhl
0
+++
0
0
0
0
Giardia lamblia
Stuhl
0
+++
0
0
0
0
Cryptosporidium spp.
Stuhl
0
+++
0
0
0
0
Vibrio parahaemolyticus
Stuhl
0
0
+
0
0
0
Aeromonas hydrophila
Stuhl
0
0
+
0
0
0
Plesiomonas shigelloides
Stuhl
0
0
+
0
0
0
Entamoeba histolytica
Stuhl
0
+++
0
0
0
+
Campylobacter jejuni
Stuhl
0
---
+
0
0
0
EHEC
Stuhl
0
---
0
0
+
+*
Giardia lamblia
Stuhl
0
+++
0
0
0
0
Cryptosporidium spp.
Stuhl
0
+++
0
0
0
0
wässriger Stuhl
Fieber, Blut im Stuhl
Immunsuppression/HIV-Infektion
Entamoeba histolytica
Stuhl
0
+++
0
0
0
+
Microsporidium spp.
Stuhl
0
+++
0
0
0
0
Blastocystis hominis
Stuhl
0
+++
0
0
0
0
Strongyloides stercoralis
Stuhl
0
+++
0
0
0
0
Candida spp.
Stuhl
0
---
+
0
0
0
atypische Mykobakterien
Stuhl
0
+++
+
0
0
0
Biopsat
0
---
+
0
0
+
Ulcuserkrankung
Helicobacter pylori
________________________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Stuart-Medium®, P = Port-A-Cul Medium®, D = Direktbeimpfung des Mediums, N = Nativmaterial
bzw. nativer Abstrich; Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ =
Mikroorganismen, gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ =
Nachweis von
Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische
Diagnose erlauben, --- = nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie, Anaerobier
114/261
__________________________________________________________________________
Material
Angewandte Nachweisverfahren
-----------------------------------------------------TM
Mikro
Kultur
AG
PCR
Sero
__________________________________________________________________________
Infektionen nach dem Genuß von Lebensmitteln
Salmonella spp.
Stuhl, Lebensmittel
0
---
+
0
0
+
Staphylococcus aureus
Lebensmittel
0
---
+
0
0
0
Bacillus cereus
Lebensmittel
0
++
+
0
0
0
Clostridium botulinum
Lebensmittel, Blut
0
---
0
0
0
0
Clostridium perfringens
Lebensmittel
0
++
+
0
0
0
Vibrio parahaemolyticus
Stuhl, Lebensmittel
0
---
+
0
0
0
Listeria monocytogenes
Lebensmittel
0
---
+
0
0
0
Taenia saginata
Stuhl
0
+++
0
0
0
0
Taenia solium
Stuhl
0
+++
0
0
0
0
(auch Toxinnachweis)
(Toxinnachweis)
________________________________________________________________________________________
TM = Transportmedium, S = Stuart-Medium®, P = Port-A-Cul Medium®, D = Direktbeimpfung des Mediums, N = Nativmaterial
bzw. nativer Abstrich; Mikr = Mikroskopie (+ = Nachweis von Mikroorganismen allgemein, ++ =
Mikroorganismen, gattungsspezifische Zuordnung möglich, +++ =
Nachweis von
Spezialfärbungen,-techniken, die eine mikrobiologische
Diagnose erlauben, --- = nicht durchgeführt), AG = Antigennachweis, Sero = Serologie, Anaerobier
115/261
10.
Infektionen durch Parasiten
Materialien zur Untersuchung auf Parasiten
Endoparasiten (Protozoen und Helminthen) können zu unterschiedlichen Zeitpunkten
verschiedene
Kompartimente
Untersuchungsverfahren
und
des
die
menschlichen
Materialien
sehr
Wirtes
befallen.
unterschiedlich
sind
Da
die
(Serologie,
mikroskopischer Nachweis in Organbiopsien, Körpersekreten u.ä.) ist ein allgemeines
Parasiten-Screening nicht möglich. Vielmehr muss vor der Untersuchung eine Eingrenzung
aufgrund der (Reise-) Anamnese sowie der organbezogenen Symptomatik vorgenommen
werden. Daraufhin erfolgt die Auswahl des einzusendenden Materials. Bei negativem Befund
müssen
Untersuchungen
gegebenenfalls
(mehrmals)
wiederholt
werden,
da
die
Präpatenzzeit (Zeit bis zum Nachweis von Nachkommen des Parasiten bzw. dessen
Geschlechtsprodukten) möglicherweise noch nicht abgelaufen ist.
Prinzipiell sind zwei Untersuchungsaufträge möglich:
-
Parasiten-Diagnostik aufgrund der klinischen organbezogenen Symptomatik
-
Gezielte Diagnostik bei Verdacht auf eine bestimmte Parasitose
Materialentnahme
Blut und Knochenmark
Nativblut (aus dem Finger, dem Ohrläppchen oder aus der Spritze) ist besser geeignet als
Blut mit gerinnungshemmenden Zusätzen. Bei Knochenmark läßt sich wegen der schnell
einsetzenden Gerinnung ein Heparinzusatz in der Regel nicht vermeiden. Vom aspirierten
Mark werden 0,2 – 0,3 ml steril auf 2 Kulturröhrchen verteilt (Gefäße bei Speziallabor
anforderbar, Tel. 46912). Bereits auf Objektträgern ausgestrichenes Blut oder Knochenmark
können nach Lufttrocknung ebenfalls versendet werden.
Stuhl
Bei Verdacht auf Parasitenbefall des Darmes sollten 3 Stuhlproben untersucht werden, die
im Abstand zwischen 1 – 3 Tagen eingesandt werden sollten.
Stuhlmenge:
ca. 5 g (etwa bohnengroß)
Lagerung:
≤ 24 h bei Raumtemperatur, in Ausnahmefällen bei 4°C
116/261
Duodenalsaft
Duodenalsaft kann zur Untersuchung auf Trophozoiten von Giardien (rascher Transport
erforderlich!) und zum Nachweis von Eiern hepatischer Trematoden eingesendet werden.
Material darf nicht gekühlt werden!
Urin
In der Regel wird 24 h-Sammelurin benötigt. Der Versand von größeren Volumina kann
vermieden werden, indem ein Sediment des 24 h-Urins vorab hergestellt wird.
Sputum
Zum Nachweis von Helminthen, die als Larve einen pulmonalen Wanderweg durchlaufen
(Ascaris, Hakenwürmer, Strongyloides) sowie von Eiern des Lungenegels kann Sputum bei
respiratorischen Symptomen in einem Sputumröhrchen eingesendet werden.
Nadelpunktion, Hautbiopsie, Organbiopsie
Durch Nadelpunktion oder Hautbiopsie kann Material aus der Randzone von Hautulzera
gewonnen werden. Alle Gewebebiopsien (z.B. Leber, Milz, Lymphknoten, Duodenum, Colon)
sollten in wenig NaCl versendet werden, damit sie während des Transportes nicht
eintrocknen.
Tupfpräparate von Organschnitten
Diese Materialien können unmittelbar nach dem Eintrocknen auf dem Objektträger versendet
werden; eine Fixierung in absolutem Methanol kann auch bereits vor dem Versand erfolgen.
Beim Versand sollte darufhin angegeben werden, ob die Präparate bereits fixiert sind.
117/261
Versand
Die Proben können mit Ausnahme von Untersuchungen auf Amöben und Giardien bis zu 24
h bei Raumtemperatur gelagert werden.
Bei V. a. Giardiasis oder eine invasive Amöbiasis muss frischer Stuhl untersucht werden, d.
h. der Stuhl muss innerhalb von 30 Minuten ins Labor gebracht werden (bewegliche
Trophozoiten sind etwa eine Stunde lang nachweisbar). Falls trotz wiederholter
Stuhluntersuchungen keine Giardien nachweisbar sind, sollte Duodenalsaft untersucht
werden. Bei einer asymptomatischen Amöbeninfektion genügt der Nachweis von
Amöbenzysten (Dauerformen), d. h. der Stuhl kann bis zu 24 Stunden gelagert werden.
118/261
Parasitendiagnostik aufgrund der klinischen Symptomatik
Symptomatik
Untersuchung
Parasitose
Gastrointestinale Symptomatik
Mikroskopie v. Stuhl
Giardiasis, Amöbiasis, Balantidiose, BlastocystisInfektion, Mikrosporidiose, Kokzidien-Infektion,
Nematoden-, Zestoden- und Trematoden-Befall
Mikr. v.Duodenalsaft
Giardiasis, Befall mit hepatischen Trematoden
Blutausstrich/Dicker Tr.
Malaria
Serologie
Amöbiasis, Schistosomiasis, TrematodenInfektionen*,
Toxocariasis, Trichinellose
Duodenalbiopsie**
Giardiasis, Mikrosporidiose, Strongyloidiasis
Colon-, Rektumbiopsie** enterale Schistosomiasis
Fieber
Blutausstrich/Dicker Tr.
Malaria, Babesiose, afrik. Schlafkrankheit, ChagasErkrankung, Filariasis
Serologie
Toxoplasmose, Leishmaniasis, Schistosomiasis,
Filariasis*, Chagas-Erkrankung*, Trichinellose
Hepatische Erkrankung
Mikroskopie v. Stuhl
Schistosomiasis, Lebertrematoden-Infektionen,
Amöbiasis, Mikrosporidien
Mikrosk. v. Duodenalsaft Mikrosporidien, Lebertrematoden-Befall
Serologie
Amöbiasis, Leishmaniasis, Schistosomiasis,
Echinokokkose, Toxocariasis, TrematodenInfektion*
Leberbiopsie**
Mikrosporidiose, Schistosomiasis, Toxocara-,
Trematoden-Infektion
Splenomegalie
Atemwegserkrankungen
Bluttausstrich/Dicker Tr.
Malaria, Babesiose
Serologie
Leishmaniasis
Milzbiopsie**
Leishmaniasis
Mikroskopie v. Sputum
Nematoden-Infektionen, Paragonimiasis*,
Mikrosporidiose und Kryptosporidiose (immunsupprimierte Patienten)
Lymphadenopathie
Serologie
Echinokokkose, Paragonimiasis*
Lymphknotenpunktat**
Toxoplasmose, Leishmaniasis, afrik.
Schlafkrankheit, Chagas-Erkrankung
Serologie
Toxoplasmose, Leishmaniasis, Filariasis*, ChagasErkrankung*, afrik. Schlafkrankheit*
__________________________________________________________________________
119/261
__________________________________________________________________________
Symptomatik
Untersuchung
Parasitose
_________________________________________________________________________
Urogenitale Erkrankung
Kardiale Erkrankung
Mikrosk. v. Vaginalabstr.
Trichomoniasis
Mikroskopie v. Urin
Mikrospiridien, Schistosomiasis
Blutausstrich
Malaria
Blutausstrich
Malaria, Chagas-Erkrankung
Serologie
Toxoplasmose, Trichinellose,
Toxocariasis, Chagas-Erkrankung*
Hautveränderungen
Myokardbiopsie**
Chagas-Erkrankung
Hautbiopsie**, Punktat
Leishmaniasis, Filariasis (Onchozerkose
und Mansonellose), Zerkariendermatitis
Serologie
Leishmaniasis, Schistosomiasis,
Onchozerkose*,
Trichinellose, Toxocariasis
ZNS-Erkrankungen
Blutausstrich
Liquor
Malaria, afrik. Schlafkrankheit
Acanthamöben-, Naegleria-Infektionen,
afrik. Schlafkrankheit
Serologie
Toxoplasmose, Toxocariasis,
Schistosomiasis, Echinokokkose,
Zystizerkose, afrik. Schlafkrankheit*
Augen-Erkrankungen
Hirnbiopsie**
Acanthamöben-, Naegleria-Infektionen
Kornealmaterial
Acanthamöben-Infektion, Mikrosporidiose
Serologie
Toxoplasmose, Toxocariasis,
Zystizerkose, Echinokokkose,
Onchozerkose*
Eosinophilie
Serologie
Toxocariasis, Trichinellose,
Schistosomiasis, Filariasis*,
Sputum
Askariasis, Hakenwurminfektion,
Strongyloidiasis
Stuhl
Askariasis, Hakenwurminfektion,
Strongyloidiasis, Schistosomiasis
Muskelbiopsie**
Trichinellose
__________________________________________________________________________
*) Diese Untersuchungen werden auswärtig vom Bernhard-Nocht-Institut durchgeführt (BernhardNocht-Institut für Tropenmedizin, Berhard-Nocht-Str. 74, 20359 Hamburg).
**) Es sollte von diesen Materialien immer parallel eine Probe zur histopathologischen Untersuchung n
das Institut für Pathologie geschickt werden (ggf. Spezialfärbungen für Parasiten).
120/261
Vorgehen bei der Untersuchung auf bestimmte Parasiten
Parasit
Probenmaterial
Versand
Ascaris lumbricoides
Stuhl, (Sputum)
Raumtemperatur, ≤ 24 h
Balantidium coli (bei Metzgern, Bauern)
blutiger Stuhl
Raumtemperatur, ≤ 1 h
Babesia microti, divergens, canis
Kapillarblut, evtl. EDTA-Blut
Raumtemperatur, ≤ 1 h
Bandwürmer (Taenia, Diphyllobothrium, Hymenolepis
)Stuhl
Raumtemperatur, ≤ 24 h
Blastocystis hominis (fakultativ pathogen)
Stuhl
Raumtemperatur, ≤ 24 h
Cryptosporidium parvum (bes. Immunsupprimierte)
Stuhl, Bronchiallavage, (Sputum)
Raumtemperatur, ≤ 1 h
Echinococcus ssp.
Serologie
Raumtemperatur, ≤ 24 h
Ektoparasiten (Flöhe, Läuse, Zecken)
Parasit selbst oder Teile dessen
70%-iger Alkohol
Endoparasiten (ganze Würmer oder Bestandteile)
Parasit selbst oder Teile dessen
Kochsalzlösung, ≤ 24 h
Entamoeba histolytica
Stuhl mit blutigem Schleim
Raumtemperatur , ≤ 1 h
Serum bei invasiven Formen
Raumtemperatur, ≤ 24 h
perianales Abklatschpräparat
Raumtemperatur, ≤ 24 h
Enterobius vermicularis (Oxyuren)
(Tesafilm aufObjtr.)
Filarien (Haut: Onchocerca u.a.)
Skin snips in NaCl,
Raumtemperatur , ≤ 1 h
(Scapula, Beckenkamm, Wade)
Filarien (Blut: Loa, Wuchereria, Brugia u.a.)
Serologie*
Raumtemperatur, ≤ 24 h
EDTA-Blut (12:00 Loa,
Raumtemperatur , ≤ 1 h
24:00 Wuchereria/Brugia),
Giardia lamblia
Serologie*
Raumtemperatur, ≤ 24 h
Stuhl, Duodenalsaft
Raumtemperatur, ≤ 1 h
Hakenwürmer (Ancylostoma, Necator)
Stuhl, (Sputum)
Raumtemperatur, ≤ 24 h
Kokzidien (Isospora, Cyclospora, Sarcocystis)
Stuhl
Raumtemperatur, ≤ 24 h
Lebertrematoden (Fasciola*, Clonorchis u.a.)
Stuhl, Serum*, Duodenalsaft
Raumtemperatur, ≤ 24 h
Leishmania spp. .bei kutaner Leishmaniose
Punktat, Biopsie
Raumtemperatur, ≤ 1 h
Leishmania spp. bei viszeraler Form
Punktat, Biopsie, Serum
Raumtemperatur ,≤ 1 h
Leishmania spp. bei mukokutaner Form
Punktat, Biopsie, Serum
Raumtemperatur ,≤ 1 h
Mikrosporidien (Enterocytozoon spp. u.a.)
Stuhl, Urin, Duodenalaspirat
Raumtemperatur, ≤ 24 h
Duodenalbiopsie, Konjunktivalabstrich, Raumtemperatur ,≤ 1 h
Korneaspäne
Paragonimus spp. (nach Krabbengenuß)
Sputum, Serologie*
Raumtemperatur, ≤ 24 h
Plasmodium spp. (Malaria)
Kapillarblut, evtl. EDTA-Blut
Raumtemperatur ,≤ 1 h
Schistosoma haematobium (Blasenbilharziose)
24 h-Sammelurin, Serologie,
Raumtemperatur, ≤ 1 h
S. japonicum, S. mansoni u.a. (Darmbilharziose)
Stuhl, Serologie, Rektumbiopsie
Strongyloides stercoralis
Stuhl, (Sputum)
Raumtemperatur, ≤ 24 h
Toxocara canis, catis
Serologie
Raumtemperatur, ≤ 24 h
Toxoplasma gondii
Serologie, Lypmhknotenaspirat
Raumtemperatur, ≤ 24 h
Trichomonas vaginalis
Zervix-, Vaginalsekret, Urin
Raumtemperatur, ≤ 24 h
Trichuris trichiura
Stuhl
Raumtemperatur, ≤ 24 h
Trichinella spiralis
Serologie, Muskelbiopsie
Raumtemperatur, ≤ 1 h
Trypanosoma brucei rh/gamb (afrik. Schlafkrankheit)
EDTA-Blut, Liquor, Serologie*
Raumtemperatur, ≤ 1 h
Trypanosoma cruzi (Chagas-Erkrankung)
EDTA-Blut, Organbiopsien, Serologie* Raumtemperatur, ≤ 1 h
Blasenbiopsie
Raumtemperatur, ≤ 1 h
121/261
III
Diagnostik bei Infektionen mit seltenen Erregern
Acanthamoeba
Klinik
Acanthamöben verursachen im ZNS eine Meningoenzephalitis und am Auge eine Keratitis.
Der mikrobiologische Nachweis erfolgt mikroskopisch oder kulturell.
Untersuchungsmaterial
-
Liquor bei Enzephalitis
-
Abstrich aus Hornhautulzera
-
Hornhaut-Abrasio-Material
-
Hornhautgeschabsel auf Objektträger
-
Kontaktlinsen oder Kontaktlinsen-Aufbewahrungsmedium
Probengefäß
Universalröhrchen mit blauem Schraubverschluss
Zur kulturellen Anzüchtung muss ein Transportmedium (Page-Medium) verwendet werden
(Anforderung unter Tel. Nr. 46939).
Transport
Der Transport muss innerhalb von 2 h bei Raumtemperatur erfolgen. Da Acanthamöben
kälteempfindlich sind, sollen die Untersuchungsmaterialien nicht im Kühlschrank aufbewahrt
werden.
Lagerung
Eine längere Lagerung ist nicht möglich
Dauer der Untersuchung
Die mikroskopische Untersuchung dauert ca. 2 h, die kulturelle Anzüchtung bis zu. 7 Tagen..
122/261
Actinomyces spp.
Klinik
Aktinomyzeten
verursachen
zervikofaziale,
thorakale,
abdominale
und
pelvine
Aktinomykosen.
Untersuchungsmaterial
Geeignet
sind
endoskopisch
gewonnene
Bronchialsekretproben,
Absezss-
oder
Empyemeiter durch transthorakale Lungenpunktion oder durch perkutane Nadelbiopsie
gewonnen.
Probengefäß
-
Universal-Probenröhrchen mit blauen Schraubverschluss
-
Universal-Probenröhrchen mit Thioglykolatbouillon
-
Universal-Abstrichröhrchen mit blauer Kappe
Untersuchungsmaterialien
Abszesspunktate,
Wundabstriche,
Fistelsekret,
Biopsien,
respiratorische
Sekrete,
intraoperativ gewonnene Materialien, Spiralen
Transport:
-
≤ 2 h bei RT
Lagerung
-
≤ 24 h im Transportmedium bei RT
-
Aktinomyzeten sind sehr kälteempfindlich und dürfen nur kurzfristig bei 4°C gelagert
werden
-
manche Aktinomyzeten sind empfindlich gegen Kochsalz und sollten daher nicht mit
Kochsalz versetzt werden; zum Transport sollte Ringerlösung verwendet werden.
Dauer der Untersuchung
Die kulturelle Anzüchtung ist langwierig und dauert etwa 2 Wochen.
123/261
Anaerobier
Klinik
Abszesse, Pleuraempyem, Aspirationspneumonie, Appendizitis., Peritonitis, infizierte Ulzera
Untersuchungsmaterialien
Geeignete Materialien
Abszess- und Biopsiematerial, Fistelsekrete, Eiter aus tiefen Wunden, intraoperative Abstriche (falls die Gewinnung von Aspiraten nicht möglich), Punktate (z. B. Pleurapunktat),
Pericardflüssigkeit, Peritonealflüssigkeit, Ascites, Gewebeproben bei Myositis oder Cellulitis,
tracheales Aspirat, bronchoalveoläre Lavage (BAL), Blasenpunktionsurin, Nierenbeckenurin,
Zervixabstriche, Knochenstücke bei Osteomyelitis, Blutkulturen und Liquores, jedoch nur auf
Anforderung und bei V.a. Hirnabszess.
Ungeeignete Materialien
Alle Materialien, die mit Normalflora kontaminiert sind, sind zur Untersuchung auf Anaerobier
ungeeignet (Sputum, Trachealsekret, Vaginalabstriche): Nasen- oder Rachenabstriche,
Abstriche von oberflächlichen Wunden, Sputum, Mittelstrahl- oder Katheterurin und
Vaginalabstriche.
Probegefäße
-
Universal-Abstrichtupfer mit blauer Kappe (enthalten Transportmedium für
Anaerobier)
-
Universal-Probenröhrchen mit blauem Schraubverschluss (enthalten kein
Transportmedium, daher nur für den sofortigen Transport geeignet)
-
Probenröhrchen mit Thioglykolatbouillon (anzufordern unter Tel. 46939)
Materialentnahme
-
Untersuchungsmaterialien rasch und blasenfrei entnehmen
-
die Materialien dürfen nicht mit Normalflora kontaminiert werden, daher empfiehlt sich vor
der Abnahme eine gründliche Desinfektion der Haut bzw. Schleimhaut und die Aspiration
mit Kanüle und Spritze
-
falls möglich, Einsendung von Punktionsmaterial (>1 ml) oder Gewebebiopsien (in wenig
Kochsalz oder besser in hochwertiger Nährbouillon oder Ringer-Lösung)
124/261
-
statt Ulzera sind Biopsate oder Aspirate zu bevorzugen, die möglichst vom Ulkusrand
entnommen werden sollten
-
Abstriche sind nur in Ausnahmefällen und mit Transportmedium zu verwende
-
Wichtige Materialien wie Hirnabszesse sollten telefonisch im Labor (Tel. 46939)
angemeldet werden.
Transport und Lagerung
Die Materialien müssen von der Probenahme bis zur Verarbeitung im Labor vor
Sauerstoffeinfluß geschützt werden!
Die Transportzeiten sind daher so kurz wie möglich zu halten; am besten sollten die Proben
sofort nach der Gewinnung in das Labor geschickt werden. Ist dies nicht möglich, müssen
Transportmedien für Anaerobier verwendet werden, ersatzweise, falls nicht anders
möglich,Transportmedien für anspruchsvoll wachsende Keime oder Blutkulturflaschen, in die
das Material eingeimpft wird. Ein trockener Abstrich ist unakzeptabel! Flüssige
Materialien sollten nicht in verschlossenen Spritzen transportiert werden, der Spritzeninhalt
sollte in ein steriles Gefäß überführt werden. Liquor sollte sofort nativ und nicht in
Nährmedien transportiert werden! Die Untersuchungsmaterialien bis zum Transport bei
Raumtemperatur lagern! Sie gehören weder in den Kühlschrank noch sollten sie
eingefroren werden!
-
flüssige Materialien (Punktate, Sekrete usw.):
ohne Transportmedium: ≤ 2 h bei Raumtemperatur
mit Transportmedium: ≤ 24 h bei Raumtemperatur
-
Biopsiematerial:
ohne Transportmedium: ≤ 2 h bei Raumtemperatur
-
Abstriche:
ohne Transportmedium: ≤ 2 h bei Raumtemperatur
mit Transportmedium ≤ 24 h bei Raumtemperatur
Dauer der Untersuchung
Kultur 4-7 Tage, Resistenzbestimunng 2 Tage.
125/261
Aspergillus spp.
Klinik
Organ- und Systemmykosen, Otomykose
Untersuchungsmaterial
-
Sputum, BAL, Bronchial-, Trachealsekret, Spülflüssigkeit, Liquor, Biopsiematerial
-
Blut, Liquor und Sekrete aus den Atemwegen für den Antigenenachweis
Um die Sensitivität der Sputumkultur zu steigern, sollten bei klinischem Verdacht wenigstens
3 aufeinanderfolgende Kulturen untersucht werden. Bei immunsupprimierten Patienten
empfiehlt sich der wesentlich sensitivere Antigennachweis.
Probengefäß
Universal-Probenröhrchen mit blauer Verschlusskappe
Untersuchungsmethode
-
Mikroskopie des Nativmaterials
-
Kultur mit Resistenzbestimmung (MHK)
-
Antigennachweis
-
Serologie
Aspergillen sind aus Blut und Liquor nur selten anzüchtbar (geringe Sensitivität), ggf. kann
ein Anzüchtungsversuch mit Nativblut in einer mykologischen Bouillon versucht werden
(Kontaktaufnahme mit dem Pilzlabor Tel. 46910).
Aufgrund der besseren Sensitivität empfiehlt sich bei V. a. eine Aspergillose ein AntigenNachweis aus Blut, Liquor oder aus Sekreten aus den Atemwegen. Der im Institut
durchgeführte Platelia-Test Antigennachweis hat eine Sensitivität
von 60-90% und eine
Spezifität von 90%.
Transport und Lagerung
≤ 24 h bei Raumtemperatur (Aspergillen sind empfindlich gegenüber Kälte)
Dauer der Untersuchung
Mikroskopie: 30 – 60 min
Kultur: 2 – 5 Tage, Resistenzbestimmung 2 Tage (muss gesondert angefordert werden!)
Antigennachweis: 1 Tag.
126/261
Außereuropäische Pilze
Dazu gehören Histoplasma capsulatum, Blastomyces dermatitidis, Coccidioides immitis und
Paracoccidioides brasiliensis. Außereuropäische Pilze gehören zu den Mikroorganismen der
Risikogruppe 3. Wegen der Gefahr einer Laborinfektion sollte bei V. a. eine
außereuropäische Pilzinfektion das Labor vor Einsendung des Materials telefonisch
verständigt werden (Tel. 46910). Außerdem muß ein Vermerk auf dem Einsendeschein
gemacht werden.
Klinik
Außereuropäische Pilze verursachen Pneumonien und Organmykosen insbesondere im
ZNS.
Untersuchungsmethoden
-
Kultur
-
Serologie
Untersuchungsmaterial
-
Sputum, BAL, Trachealsekret, Bronchialsekret
-
Liquor
-
Abszessmaterial, Punktate, Biopsien
Probengefäß
-
Universal-Probenröhrchen mit blauem Schraubverschluss
-
Universal-Abstrichtupfer
Die Gefäße müssen bruchsicher sein!
Transport und Lagerung
≤ 24 h bei Raumtemperatur
Dauer der Untersuchung
Die kulturelle Anzucht kann bis zu 4 Wochen dauern. Ein negativer Befund wird nach 4
Wochen erstellt.
127/261
Bacillus anthracis (Anthrax)
Wegen der Gefahr einer Laborinfektion, Verdachtsdiagnose "Anthrax" oder "Milzbrand" auf
dem Einsendeschein vermerken! B. anthracis gehört zu den Mikroorganismen der
Risikogruppe 3. Infektionen treten nach Exposition zu Weidetieren (Rinder, Schafe, Ziegen,
Pferde, Schweine) auf, ferner bei Kontakt mit Roh-Wolle und Fellen. Betroffen sein können
Veterinäre, Scherer, Gerber sowie Beschäftigte in Woll-, Leder- und Pinselfabriken. Bei der
Hautinfektion bildet sich an der Inokulationsstelle eine hämorrhagische Pustel mit zentraler
Nekrose. Lymphogene Aussaat ist möglich.
Klinik
Lungen-, Haut- und Darmmilzbrand
Untersuchungsmaterial
Sekrete der Atemwege, Wundabstriche, Biopsien
Untersuchungsmethode
-
Kultur mit Resistenzbestimmung
-
Identifizierung der Erreger mittels PCR
Probengefäß
-
Universal-Probenröhrchen mit blauem Schraubverschluss
-
Universal-Abstrichtupfer mit blauer Verschlusskappe
Transport: und Lagerung
≤ 24 h bei Raumtemperatur oder bei 4°C.
Dauer der Untersuchung
Die Dauer der Untersuchung beträgt ca. 4 Tage.
128/261
Bartonella spp.
Klinik
Bartonellen verursachen in den meisten Fällen die Katzenkratzkrankheit (B. henselae), die
durch Bisse, häufiger jedoch durch Kratzverletzungen von Katzen auf den Menschen
übertragen werden. Nach 2 Wochen kommt es zu einer regionalen Lymphadenopathie, zu
Kopfschmerzen, Fieber und Müdigkeit. Schwere Verläufe einer Enzephalitis, chronische
Lymphadenopathien, Bakteriämien mit und ohne Endokarditis sind beschrieben. Bei
immunsupprimierten Patienten kann sich eine generalisierte Form mit Beteiligung von Leber,
Milz und Knochenmark entwickeln. Der Erreger der Katzenkratzkrankheit ist Bartonella
henselae. B. henselae ist auch der Erreger der bazillären Angiomatose und der bazillären
Peliosis. B. quintana verursacht das WOLHYNISCHEN Fieber (Fünftagefieber, trench fever)
und führt bei HIV-infizierten und anderen immungeschwächten Patienten zu Bakteriämien
und Lymphadenopathien.
Untersuchungsmaterial
Blut, Biopsiematerial, Lymphknoten
Untersuchungsmethode
-
Kultur mit Resistenzbestimmung
-
PCR
-
Serologie
Die Anzüchtung der Bakterien aus Blut und Biopsiematerial wird in Speziallaboratorien,
(Institut für Mikrobiologie der Universität Tübingen, Tel. ....) durchgeführt. Da die üblichen
Blutkultursysteme Inhibitoren enthalten, müssen diese vorher im Labor neutralisiert werden.
Auch unter optimalen Bedingungen gelingt der Erregernachweis selten. Sehr sensitiv sind
dagegen die PCR oder der Antikörpernachweis. Beide Untersuchungen werden im Institut für
Mikrobiologie der Universität Tübingen durchgeführt. Gegebenenfalls kann die Diagnose
histologisch durch den Nachweis stäbchenförmiger Bakterien mit der WARTHIN-STARRYSilberfärbung (Pathologie) bestätigt werden.
Probengefäß
Universal-Probenröhrchen mit blauem Schraubverschluss
129/261
Transport und Lagerung
Wegen der Empfindlichkeit der Erreger sollte die Transportzeit kurz sein (≤ 1 h). Eine
Lagerung ist nur in Blutkulturflaschen möglich.
Dauer der Untersuchung
Die kulturelle Anzüchtung erfordert mindestens 14 Tage. PCR und Serologie 1 Tag.
Allerdings werden die Untersuchungen nicht täglich durchgeführt.
130/261
Bordetella pertussis/parapertussis
Klinik
Der typische Verlauf des Keuchhustens wird in 3 Stadien eingeteilt: Beginn mit dem Stadium
catarrhale über 1–2 Wochen, Stadium convulsivum über 4-6 Wochen und im Anschluss
daran das Stadium decrementi.
Untersuchungsmaterial
-
transnasale Rachenhinterwandabstriche
-
nasopharyngeale Absaugungen
-
Rachenabstriche sind ungeeignet
Untersuchungsmethoden
-
Kultur (Sensitivität bei 60-70%)
-
PCR (ist der Kultur überlegen)
-
Serologie
Die Anzüchtung der Erreger des Keuchhustens ist nur während der katarrhalischen Phase
und während des frühen Konvulsivstadiums auf Spezialagar möglich.
Probengefäß
-
Universal-Probengefäße mit Transportmedien
-
Calcium-Alginat oder Dacrontupfer mit flexiblem Führungsdraht (Abstrichtupfer mit
oranger Kappe) mit Transportmedium für anspruchsvoll wachsende Keime
-
feste Spezialnährmedien (Bordetella-Platten, anzufordern unter Tel. 46939)
-
Probengefäße mit Regan-Lowe-Medium (cephalexinhaltiges Kohle-Pferdeblutmedium),
das für den Postversand geeignet ist
Abnahme
Nasopharyngeale Aspirate werden mit einem engen Katheter oder einer nasopharyngealen
Sonde für Kinder aus dem hinteren Nasopharynx durch die Nasenlöcher entnommen. Dazu
eignen sich Calcium-Alginat- oder Dacron-Tupfer mit einem flexiblen Fürhrungsdraht
Wattetupfer (Abstrichtupfer mit blauer Kappe) wirken wachstumshemmend auf Bordetellen
und sind daher nicht geeignet.
Calcium-Alginat-Tupfer können auf die PCR inhibitorisch wirken.
131/261
Transport
mit Transportmedium ≤ 2 h, ein Transport ohne Transportmedium ist nicht möglich.
Lagerung
Bei Verwendung von Transportmedien ≤ 24 h bei RT.
Dauer der Untersuchung
Die Anzüchtung dauert 3-4 Tage, die PCR einen Tag.
Der Nachweis von IgA- oder IgG-Antikörpern ist für die Akutdiagnostik nicht geeignet. Er ist
für epidemiologische Fragestellungen von Interesse.
132/261
Brucella spp.
Brucellen gehören zu den Mikroorgannismen der Risikogruppe 3. Wegen der Gefahr der
Laborinfektion sollten alle Antragsformulare den Vermerk “cave Brucellose“ haben.
Klinik
Infektionen mit Brucellen treten nach Exposition zu Rindern (Brucella abortus, Morbus Bang),
Schweinen
(B.suis),
Ziegen
(B.melitensis,
Maltafieber)
oder
nach
Verzehr
von
unpasteurisierten Milchprodukten auf. Beschäftigte als Veterinär- oder Tierpfleger sind
häufiger betroffen. Menschen aus Mittelmeerländern oder aus der Türkei erkranken ebenfalls
häufiger an einer Brucellose (Reiseanamnese!).
Untersuchungsmaterial
Blut, Abszessmaterial, Knochenmark, Liquor; wenig geeignet ist Urin
Untersuchungsmethode
-
Kultur
-
PCR (in Speziallaboratorien)
-
Serlogie
Die Anzüchtung der Brucellen aus Blutkulturen erfolgt im Institut für Hygiene und
Mikrobiologie und dauert etwa 8 - 21 Tage. Die Differenzierung auf Speziesebene und
Resistenzbestimmnng erfolgen beim RKI in Berlin. Bei Brucelloseverdacht sind zusätzliche
serologische Untersuchungen dringend erforderlich. 85% der Brucellosen werden nur
serologisch daignostiziert.
Probegefäß
-
Blutkulturflaschen für flüssige Untersuchungsmaterialien
-
Biopsate in wenig physiologischer Kochsalzlösung
Transport und Lagerung
-
Blutkulturflaschen ≤ 24 h bei RT
-
Abszessmaterial ≤ 1 h bei RT, dann einfrieren bei minus 70°C oder Verimpfen in
Blutkulturflaschen.
Dauer der Untersuchung
Kulturelle Anzüchtung 5 – 21 Tage, PCR 1 Tag.
133/261
Candida spp.
Bei der Untersuchung von Pilzen sind klinische Angaben unverzichtbar, denn nur unter
Berücksichtigung des Immunstatus des Patienten und der klinischen Symptome kann eine
Wertung des Befundes erfolgen. Die Zusammenarbeit zwischen Kliniker und Mikrobiologen
ist daher Voraussetzung für eine aussagekräftige Diagnostik.
Klinik
Man unterscheidet oberflächliche Candidosen der Haut (Windelsoor, Vaginalsoor) und
Candidosen der Schleimhäute (Mundsoor, Soor des Oesophagus) sowie Organmykosen mit
Absiedelung im ZNS.
Untersuchungsmethoden
-
Mikroskopie
-
Kultur
-
Antigen-Nachweis
-
PCR
-
Serologie
Die Sensitivität des Antigentestes liegt bei ca. 76%, die Spezifität bei 79%.Wegen der kurzen
Halbwertszeit des Antigens im Serum sind engmaschige Antigenbestimmungen notwendig.
Die Sensitivität der PCR leigt bei etwa 80%, die Spezifität bei 79%.
Probengefäß
-
Universal-Probenröhrchen mit blauem Schraubverschluss
-
Sputumröhrchen
-
Universal-Abstrichröhrchen mit blauer Kappe
-
Urinröhrchen
-
Stuhlröhrchen
Untersuchungsmaterial
Geeignet ist nur Material aus den tiefen Atemwegen, kein Sputum! Um das Ausmaß einer
Candida-Besiedlung für eine Infektion abschätzen zu können, sollte bei Immunsupprimierten
stets Untersuchungen anderer Materialien (Blut, Urin) sowie ein Antigen-Test oder ein
histologischer Nachweis angestrebt werden.
134/261
__________________________________________________________________________
Klinik
Ra-Abstrich
BAL
Stuhl
Sputum
Katheter-
Blut
Urin
__________________________________________________________________________
Status bei Immunsuppression
+
+
+
+
±
Sepsis, Endokarditis
0
0
+
+
+
Infektion der Harnwege
0
0
+
+
0
Infektion des Genitaltraktes
Gental-Abstr.
0
+
+
0
Infektion der Atemwege
+
+
0
0
0
Infektion Verdauungstrakt
+
0
+
0
0
Meningitis
+
0
+
+
Liquor
_________________________________________________________________________
Transport und Lagerung
≤ 2 h bei Raumtemperatur, ≤ 24 h bei 4°C.
Dauer der Untersuchung
Die Dauer der Untersuchung liegt bei 2 Tagen. Eine Resistenzbestimmung ist möglich und
muss gesondert angefordert werden.
Interpretation
Jeder positive Candida-Nachweis im Blut, Liquor, Blasenpunktionsurin, BAL oder sterilen
Kompartimenten muss als pathologisch angesehen werden und bedarf der diagnostischen
Abklärung. Negaive Kulturbefunde schließen eine Candida-Infektion nicht aus.
Der Nachweis von Candida-Antigen im Serum ist als Hinweis auf eine invasive CandidaInfektion zu werten, jedoch nicht als Beweis. Negative Candida-Antigenbefunde schließen
eine Mykose nicht aus. Antigenteste eigenen sich zur Therapiekontrolle von Candidosen
(Absinken des Antigentiters bei Therapieerfolg).
135/261
Capnocytophaga canimorsus
Klinik
Der Erreger kann durch Hundebisse übertragen werden und führt vor allem bei
immunsupprimierten Patienten, bei Patienten mit Hepatopathien oder bei splenektomierten
Patienten zu schweren septischen Verläufen mit Endokarditis, Meningitis mit einer hohen
Letalität von 25%.
Untersuchungsmaterial
Wundabstriche, Wundsekrete
Untersuchungsmethode
Kultur
Probengefäß
-
Universal-Abstrichröhrchen mit blauer Kappe
-
Universal-Probenröhrchen mit blauem Schraubverschluss
Transport und Lagerung
Der Transport sollte sofort (≤ 1 h) bei RT durchgeführt werden. Eine Lagerung ist nicht
erlaubt
Dauer der Untersuchung
Der mikrobiologische Nachweis erfolgt durch kulturelle Anzüchtung und Bestätigung mittels
Sequenzierung. Die Dauer der Untersuchung beträgt ca. 5 Tage.
136/261
Chlamydien
Chlamydia trachomatis
Klinik
Durch C. trachomatis werden Infektionen der Konjunktiva, des Urogenitaltraktes (Urethritis,
Zervizitis, Salpingitis, Adnexitis, Epididymitis, Prostatitis) und der Atemwege (Pharyngitis,
Otitis nedia, Bronchitis, Pneumonie bei Neu- und Frühgeborenen verursacht. In seltenen
Fällen kommt es zu Myokarditis, Endokarditis, Peritonitis und Arthritis.
Untersuchungsmethode
-
Mikroskopischer Nachweis durch Imunfluoreszenz
-
PCR
-
Serologie
Da der kulturelle Erregernachweis aufwendig und wenig sensitiv ist, erfolgt die Diagnostik
mittel der Immunfluoreszenz oder mittels der Ligase-Ketten-Reaktion (LCX)
Untersuchungsmaterial
Atemwege
Trachealsekret und BAL, bei Kindern in Ausnahmefällen tiefe Rachenabstriche, besser
oropharyngeale Absaugungen, Sputum ist ungeeignet.
Die Materialien sollten zellreich sein, da Chlamydien nur intrazellulär wachsen.
Urogenitaltrakt
-
Universal-Abstrichtupfer mit oranger Kappe
-
Erststrahlurin für die PCR
-
Serum zum Antikörpernachweis
Konjunktivitis
Konjunktivalabstrich
Probengefäß
-
Universalabstrichtupfer mit oranger Kappe
-
Universal-Probenröhrchen mit blauem Schraubverschluss
-
Objektträger mit markierten Testfeldern für die Immunfluoreszenz (Tel. 46939)
137/261
Materialentnahme
Urethralabstrich
Der Abstrichtupfer wird 2 – 3 cm tief in die Harnröhre eingeführt. Drehbewegungen bei der
Entnahme sollen erreichen, dass möglichst viel mit Chlamydien infizierte Epithelzellen am
Tupfer haften. Die Patienten sollten mindestens 1 h vor der Probenentnahme nicht mehr
uriniert haben
Konjunktivalabstrich
Die Abstriche werden durch Auswischen des unteren Konjunktivalsacks mit sterilen
Dacrontupfern, die vorher mit einem flüssigen Transportmedium befeuchtet wordensind,
gewonnen. Auch wenn nur ein Auge entzündet ist, sollten stets beide Augen abgestrichen
werden (ein Abstrich dient zur Kontrolle).
Rachenabstrich, Trachealsekret
siehe Infektionen des Respirationstraktes
Objektträger für die Immunfluoreszenz
-
Tupfer kräftig auf dem Testfeld des Objektträgers ausrollen, so dass die Testfläche
bedeckt ist
-
Material kurz trocknen lassen, dann mit Methanol 5 min lang fixieren und lufttrocknen
Transport und Lagerung
PCR
≤ 2 h bei RT oder ≤ 24 h bei 4°C
Immunfluoreszenz
sofortiger Transport des Objektträgers bei Zimmertemperatur in bruchsicheren Gefäßen
(Transportküvette) oder Lagerung bei 4°C bis zu 24 h.
Dauer der Untersuchung
Die Dauer der Untersuchung beträgt bei der PCR 1 Tag, bei der Immunfluoreszenz 4 h.
138/261
Chlamydophila pneumoniae
Klinik
Durch C. pneumophila werden Infektionen der oberen (Sinusitis, Pharyngitis, Otitis media)
und unteren Atemwege (Bronchitis, Pneumonie) verursacht.
Untersuchungsmethode
-
PCR
-
Serologie
Untersuchungsmaterial
-
Trachealsekret und BAL, bei Kindern in Ausnahmefällen tiefe Rachenabstriche,
besser oropharyngeale Absaugungen, Sputum ist weniger gur geeignet.
Die Materialien sollten zellreich sein, da Chlamydien nur intrazellulär wachsen.
-
Serum für den Nachweis von Antikörpern
Probengefäß
-
Universal-Probenröhrchen mit blauem Schraubverschluss
-
Universal-Abstrichtupfer mit blauer Kappe
Probenentnahme
siehe Infektionen des Respirationstraktes
Transport und Lagerung
≤ 24 h bei 4°C für die PCR
Dauer der Untersuchung
Die Dauer der PCR beträgt 1 Tag; die Untersuchungen werden nicht täglich durchgeführt.
139/261
Chlamydophila psittaci
Klinik
Durch C. psittaci werden Infektionen der unteren Atemwege (Pneumonie mit Schüttelfrost,
hohem Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen und Exanthem) verursacht.
Untersuchungsmethode
-
PCR
-
Serologie
Die PCR und weiterführende Serologie wird im Nationalen Referenzzentrum für Chlamydien,
Universität Jena, durchgeführt.
Untersuchungsmaterial
-
Trachealsekret und BAL, bei Kindern in Ausnahmefällen tiefe Rachenabstriche,
besser oropharyngeale Absaugungen, Sputum.
Die Materialien sollten zellreich sein, da Chlamydien nur intrazellulär wachsen.
-
Serum für den Nachweis von Antikörpern
Probengefäß
-
Universal-Probenröhrchen mit blauem Schraubverschluss
-
Universal-Abstrichtupfer mit blauer Kappe
Probenentnahme
siehe Infektionen des Respirationstraktes
Transport und Lagerung
≤ 24 h bei 4°C für die PCR, bei längerem Transport einfrieren bei minus 70°C.
Dauer der Untersuchung
Die Dauer der PCR beträgt 1 Tag; da die Untersuchungen in Jena durchgeführt werden,
kann die Diagnostik bis zu 1 Woche dauern.
140/261
Corynebacterium diphtheriae
Ein Verdacht auf Diphtherie sollte immer im Labor angemeldet werden, ferner sollte der
Dianstarzt verständigt werden.
Klinik
C. diphtheriae verursacht die Diphtherie der Atemwege und in seltenen Fällen eine
Hautdiphtherie.
Die Hautmanifestation der Diphtherie kann sich auf 3 verschiedene Arten äußern:
-
durch Infektion der intakten Haut (aus einer pustulösen Läsion geht ein Ulkus hervor; der
Ulkusboden ist mit einer grau-weißen Membran bedeckt)
-
durch Wundinfektionen, deren Wundfläche mit einer Membran bedeckt ist
-
durch Super-infektion ekzematöser Haut
Untersuchungsmethoden
-
Kultur
-
Nachweis des Toxins mitttels ELEK-Test oder PCR
-
Serologie
Untersuchungsmaterial
Zum Nachweis von Corynbacterium diphtheriae sollten immer mehrere Abstriche vor Gabe
der Antibiotika oder des Antitoxins aus Rachen, Nase oder Tonsillen sowie der Haut
abgenommen werden.
Probengefäß
-
Universal-Abstrichtupfer mit blauer Kappe für Abstriche
-
Pseudomembranen mit wenig physiologischer NaCl in Universal-Probenröhrchen
mit blauem Deckel
Abnahme
Rachen- und Tonsillenabstriche sollten am besten unter den Pseudomembranen
entnommen werden (diese mit einer sterilen Pinzette hoch halten). Ausserdem sollte ein
Stück der Pseuomembran in einem sterilen Gefäß eingesandt werden.
Sinnvoll ist die Entnahme von Serum zur Bestimmung des Impfstatus des Patienten.
Transport
umgehend bei Raumtemperatur.
141/261
Dauer der Untersuchung
Der Nachweis von Corynebacterium diphtheriae erfolgt kulturell. Nach Isolation der Keime
muss der Nachweis des Toxingens mittels ELEK-Test oder PCR am Konsiliarlbor (Max von
Pettenkofer-Institut in München) erbracht werden. Dadurch verlängert sich die Dauer der
Untersuchung auf ca. 5-6 Tage.
142/261
Coxsiella burnetii
Q-Fieber tritt nach Exposition zu symptomlos erkrankten Haustieren (Schafe, Rinder oder
Ziegen) auf. Die Erreger werden in großen Mengen mit dem Kot, Urin oder der Milch
ausgeschieden und bleiben monatelang infektiös. Die Infektion erfolgt durch Einatmen des
erregerhaltigen Staubs. Die Diagnosestellung erfolgt serologisch, nicht bakteriologisch!
Klinik
Die Mehrzahl der Erkrankungen verläuft als milde, selbstlimitierende fieberhafte Erkrankung
mit Kopfschmerzen. In schweren Fällen treten Pneumonie, Endokarditiks, Hepatitis, seltener
Myo- oder Perikarditis sowie Meningitis oder Enzephalitis auf. Die chronische Infektion
manifestiert sich als Endokarditis oder Osteomyelitis.
Untersuchungsmethoden
-
Serologie
-
die kulturelle Anzüchtung und PCR erfolgen in Speziallaboratorien
Untersuchungsmaterial
Serum
Dauer der Untersuchung
1 Tag
143/261
Erysipeloid (Schweinerotlauf)
Die Übertragung von Erysipelothrix rhusiopathiae, einem Erreger, der bei Schweinen,
Geflügel, Salzwasserfischen und Schalentieren vorkommt, erfolgt durch Hautverletzungen.
Systemische Infektionen wie Sepsis und Endokarditis sind möglich.
Klinik
Nach Infektion zeigt sich an der Eintrittspforte zunächst ein schmerzhaftes, hellrotes Infiltrat,
das sich langsam ausbreitet.
Untersuchungsmethode
Kultur mit Resistenzbestimmung
Untersuchungsmaterial
Wundabstriche, Wundsekrete, Blut
Untersuchungsgefäß
-
Universal-Abstrichröhrchen mit blauer Kappe
-
Blutkulturen
Transport
≤ 2 h bei RT
Lagerung
≤ 24 h bei 4°C, Blutkulturen bei Raumtemperatur oder bei 37°C.
Dauer der Untersuchung
Die Anzüchtung dauert 2 Tage, die Resistenzbestimmung dauert ebenfalls 2 Tage.
144/261
Legionella spp.
Etwa 90% der Legionellosen werden durch einen der 15 Serotypen von L. pneumophila
hervorgerufen, wobei anteilsmäßig die Serotypen 1 (70-80%), 4 und 6 überwiegen. Weitere
wichtige humanpathogene Spezies sind: L. micdadei, L. bozmanii, L. dumoffii und L.
longbeachae.
Klinik
Atypische Pneumonie (schwerer Verlauf Legionärskrankheit, leichter Verlauf Pontiac Fieber),
extrapulmonale Organbeteiligung ist möglich (Sinusitis, Phlegmone, Pankreatitis, Peritonitis,
Pyelonephritis, Enzephalitis, Enod- und Myokarditis).
Untersuchungsmethode
-
Kultur
-
Immunfluoreszenz
-
PCR
-
Serologie für epidemiologische Untersuchungen
Die größte Sensitivität weist die PCR auf (siehe Molekularbiologie). Die Serologie ist zur
Akutdiagnostik
ungeeignet
und
sollte
nur
bei
epidemiologischen
Fragestellungen
herangezogen werden.
Kultureller Nachweis (in Ausnahmefällen nach Rücksprache mit dem Labor)
Untersuchungsmaterial
Geeignet sind Sputum, Trachealsekret, BALs, Pleurapunktate und Biopsien.
Probengefäß
Sputumröhrchen
Transport und Lagerung
innerhalb von 24 h bei Raumtemperatur
Dauer der Untersuchung
Die Dauer der Untersuchung beträgt 3-4 Tage.
Die Sensitivität der Untersuchung beträgt etwa 80 %, die Spezifität etwa 100 %.
145/261
Direkte Immunfluoreszenz
Geeignet sind Sputum, Trachealsekret, BALs, Pleurapunktate und Biopsien.
Lagerung und Transport erfolgen wie für die kulturelle Anzüchtung. Die Sensitivität ist
35-70 %, die Spezifität 96-99 %. Die Dauer der Untersuchung beträgt 4 h.
Antigen-Nachweis aus Urin für die Schnelldiagnostik
Geeignet zu Beginn der Erkrankung (1 – 10 Tage, dann unsicher), in Einzelfällen
unter Therapie und noch nach Wochen der Erkrankung positiv. Nach den Angaben in
der Literatur scheint die Gabe von Makroliden den Antigentest nichz zu beeinflussen.
Probengefäß
Urinröhrchen
Transport und Lagerung
≤ 2 h bei RT, ≤ 24 h bei 4°C.
Die Sensitivität des Antigen-Nachweises beträgt bei der ambulant erworbenen
Legionelleninfektion 70-80 %, die Spezifität ca. 99 %. Durch 2-malige Wiederholung
kann die Sensitivität des Testes auf 95% gesteigert werden. Bei der nosokomialen
Pneumonie nimmt die Sensitivität in Abhängigkeit von der die Erkrankung
verursachenden Serovarianten ab. Die Dauer der Untersuchung beträgt 4 h.
PCR
Probengefäß
-
Sputumröhrchen
-
Universalabstrichtupfer mit blauer Kappe
Transport
≤ 2 h bei RT, ≤ 24 h bei 4°C.
Die
Sensitivität
der
PCR
beträgt
64-100%,
die
Spezifität
88-100%.
Die
Untersuchungsdauer liegt bei 1 Tag.
146/261
Leptospira spp.
Infektionen mit Leptospiren (L. interrogans) treten nach Hautkontakt mit Wasser auf, das mit
dem Urin infizierter Tiere kontaminiert ist. Man findet Leptospirosen z. B. bei Patienten nach
Sturz in Tümpel oder Bäche oder nach Auslandsaufenthalten in Sumpfgebieten Asiens oder
Südamerikas.
Klinik
Leptospiren
verursachen
3
Formen
der
Leptospirose:
asymptomatische
Infektion,
anikterische Leptospirose und ikterische Leptospirose (Morbus Weil).
Untersuchungsmethoden
-
Kultur
-
Serologie
Untersuchungsmaterial
-
Blut innerhalb der ersten 10 Tage der Erkrankung
-
Liquor innerhalb der ersten 10 Tage der Erkrankung
-
Urin ab der zweiten Krankheitswoche
-
Serum für die Serologie ab der 2. Krankheitswoche
Bei der Entnahme von Urin muss darauf geachtet werden, dass der Urin frisch ist.
Da Leptospiren nur in Spezialnährmedien wachsen, muss bei klinischem Verdacht das Labor
verständigt und die entsprechenden Nährmedien werden (Tel. 46939). Die Beimpfung der
Nährmedien erfolgt entsprechend der Vorschriften des Referenzlabors. Alle Untersuchungen
zum Nachweis von Leptospiren werden im Landesuntersuchungsamt Oberschleißheim (Tel.
089-31560-322) durchgeführt.
Dauer der Untersuchung
Die Dauer der Untersuchung beträgt ca. 1 Woche.
147/261
Listeria spp.
Listerien kommen in der Umwelt vor und lassen sich im Stuhl von ca. 3 % aller Menschen
nachweisen.
Klinik
Listerien verursachen in der Schwangerschaft eine Chorioamnionitis, Von dieser ausgehend
kann es zu einer Infektion des Foetus kommen mit Abort, Totgeburt oder Infektion des
Kindes. Bei Neugeborenen können Listerien Pneumonien und Sepsis (Frühmanifestation)
bzw. Meningitis und Enzephalitis (Spätmanifestation) verursachen. Bei immunsupprimierten
und alten Patienten können die Erreger zu Sepsis und Meningitis führen.
Untersuchungsmethoden
Kultur mit Resistenzbestimmung
Untersuchungsmaterial
-
Abstriche von Zervix, Placenta, Vagina und Rektum
-
Mekonium
-
Blut und Liquor
Probengefäß
-
Universal-Abstrichtupfer mit blauer Kappe
-
Blutkulturen
-
Liquorröhrchen
Transport und Lagerung
≤ 2 h bei RT, ≤ 24 h bei 4°C.
Dauer der Untersuchung
Die Anzüchtung dauert 2 Tage, die Resistenzbestimmung 1 Tag.
148/261
Mycoplasma hominis
Klinik
Mycoplasma hominis gilt als seltener Erreger der Pyelonephritis, des postpartalen Fiebers,
der Bakteriämie bei Wundinfektionen und der Sepsis und Meningitis (Hydrocephalus) bei
Neu- und Frühgeborenen.
Untersuchungsmethoden
-
Kultur
-
PCR
Die Resistenzbestimmung der angezüchteten Keime erfolgt nur in Ausnahmefällen und nach
telefonischer Rücksprache.
Untersuchungsmaterial
-
Urin zur Diagnose der Pyelonephritis (Nativurin nur bei schnellem Transport)
-
Blut zur Diagnose des postpartalen Fiebers
-
Liquor bei Hydrocephalus
-
Wundabstriche oder Wundsekrete
Probengefäß
-
Urinröhrchen
-
Universal-Abstrichröhrchen mit blauen Kappen
-
Sterile Röhrchen mit 10B-Medium (Tel. 46939)
Die normalen Nährmedien und Blutkultursysteme sind zur Anzucht von Mykoplasmen nicht
geeignet. Hierfür bedarf es Spezialnährmedien, die im Labor angefordert werden müssen
(Tel. 46939).
Für die Untersuchung von Blut müssen 2 ml Heparinblut (1 mg/10 ml) in 9 – 18 ml
Transportmedium (10 B Bouillon) eingesandt werden.
Abstriche müssen in 10B-Medium transportiert werden. Der Abstrichtupfer wird gut in dem
Transportmedium ausgedrückt und dann aus dem Untersuchungsgefäß entfernt.
Transport
-
Nativurin und Abstriche ohne Transportmedium ≤ 2 h bei RT
-
Blut in Transportmedium ≤ 2 h bei RT
149/261
Lagerung
-
nur im Transportmedium möglich
-
≤ 24 h bei 4°C, darüber hinaus bei minus 70°C
Dauer der Untersuchung
Die Dauer der Untersuchung beträgt 4–7 Tage. Die Resistenzbestimmung dauert 4-7 Tage,
die PCR ist nach 1 Tag abgeschlossen.
150/261
Mycoplasma pneumoniae
Klinik
M. pneumoniae gilt als Erreger von Infektionen der oberen (Pharyngitis, Rhinitis, Otitis
media)
und
unteren
Atemwege
(Bronchitis,
Pneumonie).
Darüber
hinaus
sind
extrapulmonale Infektionen möglich: Meningitis, Enzephalitis, Fazialisparesen, transverse
Myelitis, Myokarditis, Pankreatitis, Nephritis, Hepatitis.
Untersuchungsmethoden
-
Kultur nur bei epidemiologischen Fragestellungen
-
PCR
-
Serologie
DNA Nachweis (PCR) (Dauer 24-48 Stunden)
Untersuchungsmaterialien
-
Trachealsekret
und
BAL,
Sputum
ist
wenig
geeignet,
bei
Kindern
in
Ausnahmefällen tiefe Rachenabstriche, besser nasopharyngeale Absaugung
-
Liquor
Probengefäß
-
Sputumröhrchen für Nativmaterial
-
Universal-Probengefäß mit blauem Schraubverschluss
-
Universal-Abstrichröhrchen mit blauer Kappe
-
besser Universal-Röhrchen mit 2 ml Hayflick-Medium mit Glucose
Transport und Lagerung
-
Nativmaterial ohne Transportmedium ≤ 2 h bei RT, eine Lagerung ist nicht
möglich
-
Materialien in Transportmedium ≤ 2 h bei RT, eine Lagerung ist bis zu 24 h bei
4°C möglich
Die Sensitivität der PCR liegt etwa bei 70-95%, die Spezifität bei 99 %.
151/261
Dauer der Untersuchung
Die Dauer der Untersuchung beträgt 1 Tag.
Mykobakterien – Mycobacterium tuberculosis Komplex
In Deutschland kommt am häufigsten Mycobacterium tuberculosis, selten M. bovis
(Reservoir bei Rindern) vor. Bei immunsupprimierten Patienten kann der TuberkuloseImpfstamm M. bovis BCG eine Impf-Tuberkulose hervorrufen. In sehr seltenen Fällen
Infektionen durch M. microti (Vorkommen bei Nagern). Aufgrund ihrer engen genotypischen
und phänotypischen Verwandschaft werden M. tuberculosis, M. bovis, M. bovis BCG, M.
africanum (in Afrika vorkommend) und M. microti zum Mycobacterium tuberculosis-Komplex
zusammengefasst.
Klinik
Lungentuberkulose, extrapulmonale Erkrankungen
Untersuchungsmaterialien
-
Sputum oder indiziertes Sputum, BAL, Tracheal- und Bronchialsekret
-
Magensaft in Natriumphophatlösung (Tel. 46939)
-
Urin
-
Nativblut (Heparin- oder Citratblut)
-
Liquor
-
Biopsate und Wundsekrete (nativ, nicht in Abstrich-Röhrchen!)
Bei der Lungentuberkulose sollte die Diagnostik aus drei am Morgen gewonnenen
Sputumproben erfolgen. Ist dies nicht möglich, so sollte induziertes Sputum gewonnen
werden. Als weitere Möglichkeit kommt die dreimalige Untersuchung von
Magensaft in
Frage. Invasiv gewonnene Untersuchungsmaterialien sind ebenfalls geeignet und haben
eine größere Sensitivität, insbesondere die BAL.
Zum Nachweis von Mycobacterium tuberculosis aus Blut sind die herkömmlichen
Blutkultursysteme nicht geeignet. Hierzu bedarf es der in der Tb-Diagnostik üblichen
Methoden. Dafür sollten 10-12 ml Heparin- oder Citratblut eingesandt werden, die dann im
Labor in Spezialnährmedien verimpft werden.
152/261
Transport und Lagerung
innerhalb von 24 h bei 4°C
Untersuchungsmengen
-
Sputum
≥ 2 ml
-
Bronchialsekret
5 - 10 ml
-
Magensaft (immer bei Kindern)
20 – 30 ml
-
BAL, Pleurapunktat
10 – 30 ml
-
Urin (am besten konzentrierter Morgenurin)
30 – 50 ml
-
Liquor
≥ 5 ml
-
Blut (heparinisiert oder Citratblut)
5 – 10 ml
-
Stuhl
etwa 5 g (bohnengroß)
-
Darmbiopsie bei HIV-Patienten
in 1 ml NaCl-Lösung
Diese Mengen müssen unbedingt eingehalten werden! Bei Einsendung von kleineren
Mengen schließt ein negativer Befund eine Tuberkulose nicht aus!
Untersuchungsmethoden
-
Mikroskopie der Nativmaterialien
-
Kultur mit Resistenzbestimmung
-
PCR
Die Mikroskopie wird anhand des nach Ziehl-Neelen gefärbten Direktpräparates beurteilt. Die
Menge nachgewiesener säurefester Stäbchen (SFS) wird semiquantitativ angegeben:
+/-:
1-3 SFS/Präparat
+:
4-10 SFS/Präparat
++:
10-100 SFS/Präparat
+++:
1-10 SFS/Gesichtsfeld
++++:
> 10 SFS/Gesichtsfeld
Nachweisgrenze der Untersuchungsmethoden
Die Nachweisgrenze der Mikroskopie liegt bei 105 Mykobakterien pro ml Sputum bzw. bei 104
Mykobakterien bei angereicherten Proben. Die Nachweisgrenze der PCR liegt bei 102-103
Mykobakterien/ml Sputum und die der Kultur bei 10-100 Mykobakterien/ml Sputum. Die
153/261
Kultur
hat
demnach
die
größte
Sensitivität.
Bei
Vorhandensein
von
wenig
Untersuchungsmaterial sollte daher der Kultur vor der PCR der Vorzug gegeben werden.
Interpretation
Ein positives Ergenis bei der Mikroskopie oder eine positives Wachstum in Flüssigmedien
erlaubt noch keine Artdiagnose. Ein negatives PCR-Ergebnis schließt eine Tuberkulose nicht
aus!
Dauer der Untersuchung
Die Dauer der Untersuchung beträgt je nach der Konzentration der Erreger im
Untersuchungsmaterial und nach deren Wachstumsgeschwindigkeit 2 – 4 Wochen. Ein
negativer Befund wird nach 10 Wochen erstellt. Die Dauer der Resistenzbestimmung liegt
bei ca. 2 Wochen.
154/261
MOTT – Mycobacteria other than tuberculosis
Klinik
Pulmonale Infektionen
M.
avium-intrazellulare
Komplex,
M.
kansasii,
M.
malmoense,
M.chelonae,
M.abscessus, M. xenopi
Haut- und Weichteilinfektionen
M. marinum, M. ulcerans, M. fortuitum, M. chelonae, M. abscessus, M. ulcerans, M.
haemophilum
Wund- und Fremkörperinfektionen
M.chelonae, M.abscessus, M. fortuitum
Systemische Infektionen
M. avium, M. kansasii (bei HIV-positiven Patienten), M. abscessus, M. chelonae, M.
haemophilum (bei HIV-negativen Patienten)
Lymphadenitis
M. avium, M. scrofulaceun, M. malmoense
Untersuchungsmaterialien
-
Sputum oder indiziertes Sputum, BAL, Tracheal- und Bronchialsekret
-
Blut (Heparin- oder Citratblut)
-
Biopsate und Wundsekrete
Zum Nachweis von MOTT aus Blut sind die herkömmlichen Blutkultursysteme nicht
geeignet. Hierzu bedarf es der in der Tb-Diagnostik üblichen Methoden. Dafür sollten 10-12
ml Heparin- oder Citratblut eingesandt werden, die dann im Labor in Spezialnährmedien
verimpft werden.
Untersuchungsmethoden
-
Mikroskopie
-
Kultur (Resistenzbestimmung nicht bei allen Arten möglich)
155/261
Untersuchungsmengen
-
Sputum
≥ 2 ml
-
Bronchialsekret
5 - 10 ml
-
BAL, Pleurapunktat
10 – 30 ml
-
Blut (heparinisiert oder Citratblut)
5 – 10 ml
-
Biopsiematerial
in 1 ml NaCl-Lösung
Transport und Lagerung
Der Transport erfolgt innerhalb von 24 h bei 4°C.
Dauer der Untersuchung
Die
Dauer
der
Untersuchung
beträgt
je
nach
Konzentration
der
Erreger
im
Untersuchungsmaterial und nach ihrer Wachstumsgeschwindigkeit 1 Woche bis zu 8-12
Wochen. Ein negativer Befund wird nach 12 Wochen erstellt. Eine Resistenzbestimmung ist
nicht bei allen MOTT-Stämmen möglich.
156/261
Neisseria gonorrhoeae
Klinik
Gonokokken verursachen bei sexuell aktiven Jugendlichen und Erwachsenen Infektionen
des Genitaltraktes (Urethritis, Vaginitis, Endometritis, Salpingitis, Adnexitis) und bei
Neugeborenen Augenentzündungen.
Untersuchungsmethoden
-
Kultur mit Resistenzbestimmung
-
PCR
Untersuchungsmaterialien
-
Abstriche (Urethra, Konjunktiva, Vagina, Zervix)
-
Gewebebiopsien, Sekrete
Die Abstriche müssen entweder
-
sofort auf Selektivmedien (Thayer-Martin-Agar) verimpft werden oder
-
im Thayer-Martin-Agar direkt ins Labor gebracht werden
Probengefäß
-
Sterile Universal-Röhrchen mit Transportmedium
-
kommerzielle Transportmedien
Gefäße ohne Transportmedien können nicht verwendet werden.
Transport:
≤ 2 h nach Abimpfen auf die Platte oder ≤ 24 h im Thayer-Martin-Agar
Ein Transport von Materialien ohne Verwendung eines Transportmediums ist nicht möglich!
Dauer der Untersuchung
Die kulturelle Anzüchtung dauert 2-5 Tage, die Resistenzbestimmung 2 Tage.
157/261
Nocardia spp.
In Deutschland kommen in erster Linie N. asteroides und N. farcinica, sltener N. abscessus,
N. paucivorans und N. nova vor. N. brasiliensis führt eher zu superfizialen Nocardiosen und
kommt in den Tropen vor.
Klinik
Nocardien können als Erreger bei Immunsupprimierten oder bei Patienten nach einer
Organtransplantation eine Rolle spielen. Man unterscheidet pulmonale (Pneumonie),
systemische (Abszesse in Organen insbesondere im ZNS und Endokarditis) und superfiziale
Nocardiosen (Hautaffektionen).
Untersuchungsmethoden
Kultur
Untersuchungsmaterial
-
Sputum oder besser bronchoskopisch gewonnenes Material
-
Liquor
-
Abszessmaterial
-
Wundabstriche, Wundsekrete
Untersuchungsgefäß
-
Universal-Probenröhrchen mit blauem Schraubverschluss
-
Universal-Abstrichröhrchen mit blauer Kappe
Transport und Lagerung
≤ 24 h bei RT
Da Nocardien sehr empfindlich gegenüber Kälteeinflüssen sind, sollte eine Kühlung des
Untersuchungsmaterials unterbleiben.
Dauer der Untersuchung
Der kulturelle Nachweis und die Resistenzbestimung dauert etwa 2 Wochen.
158/261
Pneumocystis jiroveci
Klinik
Pneumocystis jiroveci (früher Pneumocystis carinii) verursacht bei immunsupprimierten
Patienten eine Pneumonie. Extrapulmonale Manifestationen sind selten.
Untersuchungsmethode
-
Mikroskopie mit Giemsa-Färbung oder mit fluoreszierenden Antikörpern
-
bei HIV-Patienten PCR
Untersuchungsmaterialien
Das Untersuchungsmaterial muss Material aus den Alveolen enthalten. Am besten zur
Untersuchung geeignet sind die BAL und transtracheale Biopsate (Sensitivität 80-90%). Die
Sensitivität induzierter Sputumproben, Bronchial- und Trachealssekreten liegt bei 50-60%.
Sputum ist zum Nachweis von Pneumocystis jiroveci nicht geeignet.
Transportgefäß
Universal-Probenröhrchen mit blauer Verschlusskappe
Transport und Lagerung
≤ 24 h bei 4°C.
Die Dauer der Untersuchung beträgt 3 h.
159/261
Staphylokokken
SSSS = Staphylococcal Scalded Skin Syndrome
Erreger:
Staphylococcus aureus mit exfoliativen Toxinen A und B
Nachweis:
Exfoliativtoxine (Gene eta oder etb) im Referenzzentrum (Prof. Witte,
Wernigerode)
TSS = Toxic Shock Syndrome
Erreger:
Staphylococcus aureus mit toxic shock syndrome toxin 1 (TSST-1) , z. T auch
mit Enterotoxin A und B
Nachweis:
Toxinnachweis von TSST-1, Enterotoxin A und B, PCR zum Nachweis der
Gene tst, sea und seb, im Referenzzentrum (Prof. Witte, Wernigerode, Tel.
039-43679246)
MRSA
Methicillin-resistenter S. aureus
Untersuchungsmethode
-
Kultur und Resistenzbestimmung (MHK)
-
mecA-Gen mittels PCR (Referenzmethode)
-
Bestimmung der Penicillin-Bindeproteine (PBP) mittels Agglutination
Untersuchungsmaterialien für die Screening-Untersuchung
-
Nasenabstrich
-
Rachenabstrich
-
Leistenabstrich
-
Axillaabstrich
Probengefäß
Universal-Abstrichtupfer mit blauer Kappe
160/261
Transport und Lagerung
≤ 2 h bei RT oder ≤ 24 h bei 4°C
Dauer der Untersuchung
Die kulturelle Anzüchtung dauert 2 Tage, die Resistenzbestimmung 1 Tag. Die
Untersuchung auf PBPs dauert 2 h, die PCR 1 Tag. Insgesamt ist der Zeitaufwand für die
endgültige Diagnose 48 h.
161/261
Streptococcus pyogenes
A-Streptokokken
Scharlach
Erreger:
Streptococcus pyogenes mit erythrogenem Toxin
Kulturelle Anzüchtung des Erregers
STSS = Streptococcal Toxic Shock Syndrome
Erreger:
Streptococcus
pyogenes
(A-Streptokokken),
B-Streptokokken
und
C-
Streptokokken mit erythrogenen Toxinen
Nachweis:
Nachweis der erythrogenen Toxine (SPE, SPA, SPB, SPC) mittels ELISA und
PCR zum Nachweis der Gene spea, speb und spc im Referenzzentrum (PD
Dr. Reinert, Aachen, Tel. 0241-808-9787)
162/261
Tularämie
Der Erreger der Tularämie, Francisella tularensis, ist ein Keim der Risikogruppe 3.
Klinik
Francisella wird in seltenen Fällen durch Bisse von Nagetieren auf den Menschen
übertragen. An der Bissstelle entwickelt sich eine papulöse Primärläsion, der nach 2 – 4
Tagen eine regionale Lymphknotenschwellung folgt. Im Vordergrund der Erkrankung stehen
hohes Fieber mit Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen. Bei Verdacht auf eine
Tularämie ist die serologische Diagnose dringend erforderlich. Wegen der Gefahr einer
Laborinfektion bei Verdacht auf Tularämie unbedingt das Labor benachrichtigen (Tel.
46938). Die kulturelle Anzucht erfolgt dann in einem L3-Labor.
Untersuchungsmethode
-
Kultur in Speziallaboratorien
-
Serologie
Untersuchungsmaterial
Eiter, Lympgknotenpunktate, Gewebebiopsien, Sputum, Liquor, Blut
Dauer der Untersuchung
ca. 1 Woche
163/261
Ureaplasma urealyticum
Klinik
Ureaplasma urealyticum verursacht Infektionen des Urogenitaltraktes (Urethritis) und ist ein
seltener Erreger der Sepsis und Pneumonie bei Frühgeborenen. Darüber hinaus können
Ureaplasmen zur Frühgeburtlichkeit führen.
Untersuchungsmethoden
-
Kultur
-
PCR
Die Resistenzbestimmung der angezüchteten Keime erfolgt nur in Ausnahmefällen und nach
telefonischer Rücksprache.
Untersuchungsmaterial
-
Blut zur Diagnose des Sepsis bei Frühgeborenen
-
Liquor bei Hydrocephalus
-
Trachealsekret, Bronchialsekret, Rachenabstriche bei Frühgeborenen
-
Abstriche aus dem Urogenitaltrakt
Probengefäß
-
Universal-Abstrichröhrchen mit blauen Kappen
-
Universal-Probenröhrchen mit 10B-Medium (Tel. 46939)
Die normalen Nährmedien und Blutkultursysteme sind zur Anzucht von Mykoplasmen nicht
geeignet. Hierfür bedarf es Spezialnährmedien, die im Labor vor der Blutentnahme
angefordert werden müssen (Tel. 46939).
Für die Untersuchung von Blut müssen 2 ml Heparinblut (1 mg/10 ml) in 9 – 18 ml
Transportmedium (10 B Bouillon) eingesandt werden.
Abstriche müssen in 10B-Medium transportiert werden. Der Abstrichtupfer wird gut in dem
Transportmedium ausgedrückt und dann aus dem Untersuchungsgefäß entfernt.
Transport
-
Abstriche ohne Transportmediujm ≤ 2 h bei RT
-
Blut in Transportmedium ≤ 2 h bei RT
164/261
Lagerung
-
nur im Transportmedium möglich
-
≤ 24 h bei 4°C, darüber hinaus bei minus 70°C
Dauer der Untersuchung
Die Dauer der Untersuchung beträgt 3–5 Tage. Die Resistenzbestimmung dauert 4-5 Tage,
die PCR ist nach 1 Tag abgeschlossen.
Für die Diagnose einer mit Ureaplasmen assoziierten Urethritis sind folgende Einsendungen
notwendig:
-
erster Morgenurin (Transport ≤ 2 h )
-
Urethralsekret (falls möglich eine definierte Millilitermenge) in 2 ml 10 B – Medium
-
Urethralabstrich (in 2 ml 10 B – Medium, Menge vom Labor abgefüllt)
Bei der Abnahme sind folgende Besonderheiten zu beachten:
-
da auch die Harnröhre von Gesunden mit Ureaplasmen besiedelt sein kann, sollte der
Nachweis dieser Keime quantitativ geführt werden
-
das Untersuchungsmaterial (Urethralsekret bzw. -abstriche ) sollte, falls möglich, mit
einer
kalibrierten
Platin-
bzw.
Plastiköse
entnommen
werden
und
in
2
ml
Transportmedium (10 B-Medium, vom Labor anfordern, Tel. 46939) inokuliert werden
-
für die Entnahme von Urethralabstrichen sollten Dacron-Tupfer verwendet werden, da
Baumwolltupfer Inhibitoren enthalten können
-
Urin kann nativ eingeschickt werden, muss aber innerhalb von 2 h im Labor sein
-
Transport der Urethralabstriche bzw. -sekrete: ≤ 2 h bei Raumtemperatur, ≤ 24 h bei 4°C
oder auf Trockeneis.
165/261
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