Newsletter als PDF-Dokument runterladen

Werbung
Ausgabe SCHWEIN
04 2012
Nicht nur sauber, sondern keimarm:
Reinigung und Desinfektion
beugen Erkrankungen vor
Antibiotikaeinsatz
in der Tiermedizin:
Wie sieht die Zukunft im Bereich
der Schweinehaltung aus?
Altes Virus, neue Symptome?
Monitoring-Programm zu
Influenza beim Schwein bringt
überraschende Ergebnisse
Atemwegserkrankung:
Nicht nur im Winter hat
Husten Hochsaison
Wie funktioniert die
intradermale Impfung
von Schweinen?
Erscheint quartalsweise
ISSN 1867-3996
2|3
aktuell
TIERGESUNDHEIT
SCHWEIN
Foto: Engels
Die Probleme im Bereich Darmgesundheit sind ein immerwährendes Problem in den Schweinebeständen.
Mangelnde Hygiene und Desinfektion begünstigen diese Infektionen. Maßnahmen sind gefragt, die den
Keimdruck niedrig und damit die Magen-Darm-Flora stabil halten, damit gesunde Schweine optimale
Leistungen erzielen können.
Gerade die neugeborenen Ferkel sind
anfällig für jede Erkrankung. Vor allem
Durchfallinfektionen machen ihnen zu schaffen, da durch den Durchfall ein hoher
Flüssigkeitsverlust entstehen kann, welcher
das Tier schwächt. Problematisch ist zudem,
dass jeder Durchfall egal durch welchen
Erreger nicht nur das Tier schwächt, sondern
auch die Darmschleimhaut und damit das
Immunsystem schädigt. Denn der Darm ist
nicht nur für die Verdauung zuständig, er verfügt über ein eigenständiges Immunsystem,
das mit weiteren Immunsystemen des Körpers in Kontakt steht.
Durchfälle durch verschiedene Erreger
Sehr häufig kommen bei Saugferkeln
Durchfälle aufgrund von Clostridien und
E.coli-Infektionen vor. Die Kokzidiose beim
Schwein kann ebenfalls bereits schon die
Saugferkel betreffen.
Foto: Engels
In den Darmschleimhäuten befinden sich
mehr als die Hälfte aller Immunzellen des
Körpers. Viele Antikörper werden hier gebildet. Deshalb sind alle Maßnahmen rund um
Reinigung, Desinfektion und Parasitenkontrolle im Stall so wichtig, denn nur
dadurch kann die Erregerlast reduziert und
damit der Darm gesunderhalten werden. Klar
ist jedoch auch: Ganz beseitigen lassen sich
die Krankheitserreger auch durch die beste
Desinfektionsmaßnahme nicht. Aber sie können durch Reinigung und Desinfektion in der
Menge soweit reduziert werden, dass sich neu
aufgestallte Tiere nicht sofort mit den schon
im Stall befindlichen Keimen infizieren.
Ferkel stecken sich bei der Kokzidiose weniger bei der Sau an, sondern durch unsaubere Stallböden.
20 bis 90 % aller Bestände sind mit dem
Erreger der Kokzidiose Isospora suis befallen
und 90 % dieser positiven Bestände haben
Durchfallprobleme.
Die Ferkel stecken sich an, indem sie die
sporulierten Oozysten (reife Eier) mit dem
Mund aufnehmen und diese sich im Darm
ansiedeln.
8
4|5
aktuell
TIERGESUNDHEIT
SCHWEIN
Dort führen sie zu Resorptionsstörungen,
die einer Virusdurchfallinfektion ähneln. Der
Kot ist gelblich-pastös und kann grau-wässrig
bis ranzig werden, die Ferkel kümmern und
bleiben in ihrer Entwicklung zurück, zum Teil
sterben sie auch durch den Flüssigkeitsverlust.
Falls keine anderen Erreger die Situation verschlimmern, hört der Durchfall am Ende der
zweiten Lebenswoche auf. Zehn bis 14 Tage
nach Infektion tritt die Heilung und eine
anhaltende Immunität ein, weshalb die Sauen
in der Regel vor Ansteckung geschützt sind
und nicht die Infektionsquelle sind. Für die
neugeborenen Ferkel ist vielmehr der nicht
richtig gereinigte und desinfizierte Stallboden
gefährlich, wenn zuvor dort an Kokzidiose
erkrankte Ferkel eingestallt waren. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Oozysten
durch die beheizten Liegeflächen der Ferkel
extrem schnell vermehren. Oozysten sind sehr
widerstandsfähig und überleben bis zu 10
Monate. Sie können nur durch Hitze abgeflammt sowie durch ätzende oder schwefelkohlenstoffhaltige Desinfektionsmittel nach
gründlicher Reinigung abgetötet werden. Eine
vollständige Bestandssanierung ist aber aufgrund der Widerstandfähigkeit der Oozysten
nicht möglich. Die Bekämpfung der Saugferkelkokzidiose muss daher die Stallhygiene
einbeziehen. Dies betrifft auch die Dysenterie,
eine ebenfalls häufig vorkommende Durchfallerkrankung. Der Erreger Brachyspira hyodysenteriae wird über verschiedene Wege in
den Bestand eingeschleppt und ist nur durch
Reduktion der Erregerkonzentration im Betrieb in den Griff zu bekommen.
Durch Reinigung und Desinfektion sowie
Maßnahmen, die der Erregerverschleppung
zwischen den Stallabteilen dienen (Abteile im
Rein-Raus-Verfahren belegen, Ablassen der
Gülle vor Neubelegung des Abteils, Restgülle
mit dysenteriewirksamen Mitteln auf Cyanamidbasis behandeln, ein auf Kokzidienoozysten wirksames Desinfektionsmittel entspre-
Differentialdiagnose der Durchfallerkrankungen beim Schwein nach Altersgruppen
(verändert nach Waldmann & Wendt, 2001)
Saugferkel
Absetzferkel
E. Coli
X
X
Cl. perfringens
X
(X)
Strongyloides
X
(X)
Kokzidiose
X
(X)
Rotavirus
X
(X)
T.G.E.
X
X
X
E.V.D
(X)
X
X
Dysenterie
X
X
Spirochaeten-Diarrhoe
X
Ileitis
X
(X)
Salmonellose
X
(X)
Mastschweine + Sauen
X = hauptsächliches Vorkommen, (X) = kommt seltener vor
chend der Desinfektionsmittelliste der DVG
einsetzen, gezielte Bekämpfung der Schadnager), kann der Infektionsdruck auf die
Ferkel erheblich vermindert werden. Ebenso
muss eine Kontrolle passiver Vektoren wie
Schadnager und Insekten erfolgen.
Schadnager bekämpfen
Eine wirklich effiziente Krankheitsvorbeugung ist nur durch eine zusätzliche kon-
sequente Schadnagerbekämpfung zu erreichen. Die gründlichste Reinigung und Desinfektion nützt nichts, wenn auf den frisch
desinfizierten Flächen Fliegen, Ratten und
Mäuse Krankheitskeime verteilen. Denn die
Tiere bzw. ihr Kot sind ein gefährlicher Überträger von Krankheitserregern wie z.B. Salmonellen. Des weiteren werden viele Krankheiten wie Leptospirose, Dysenterie, Maulund Klauenseuche, Schweinepest usw. übertragen. Zudem können Mäuse und Ratten u.a.
an elektrischen Anlagen enormen Materialschaden verursachen.
Die Bekämpfungsmaßnahmen sollten in
zwei Richtungen gehen: eine Reduzierung des
Befalls und die Verhinderung eines Neubefalls. Vorbeugende Maßnahmen sorgen dafür,
dass sich die Ansiedlung der Schadnager
bereits erheblich erschwert und die weiteren
Maßnahmen werden in ihrer Wirksamkeit
verstärkt. Im Außenbereich um die Stallanlagen ist auf freie und aufgeräumte Flächen
zu achten, um den Schadnagern keine
Unterschlupfmöglichkeiten zu bieten.
Schrotthaufen ziehen sie an, ein Streifen mit
Schotter rund um den Stall dagegen erleichtert das Aufstellen von Köderboxen und
erhöht deren Akzeptanz. Auch sind die
Gebäude möglichst hermetisch abzuriegeln.
Jede kleine Öffnung kann als Eingangspforte
dienen. Besonders wichtig ist die Sauberkeit
auch in Hinblick auf mögliche Futterquellen
für die Nager. Ein reichhaltiges Nahrungsangebot etwa durch Futterreste unter den
Silos, in der Futterküche, in den Versorgungsgängen oder um die Futterautomaten hat entscheidende Nachteile. Die gefressenen Futtermengen sind im Verhältnis zwar eher gering,
aber haben die Nager eine Futteralternative zu
den Köderstellen, dauert es länger, bis sie die
notwendige tödliche Giftmenge aufgenommen haben.
Fliegen als Stressoren und
Krankheitsüberträger
Die Wärme der Heizstrahler oder Heizmatten fördern zusätzlich die Erregervermehrung.
8
Foto: Engels
Fliegen im Schweinestall verursachen eine
Menge Probleme. Sie übertragen und verbreiten durch den Transport von Bakterien, Viren,
Parasiten, Pilze an ihrem Rüssel oder an den
Füßen wichtige Erkrankungen wie u.a.
Schweinedysenterie, Ileitis, PRRS und Spulwürmer beim Schwein, und auch im Fliegenkot sind Erreger nachweisbar. Sie sind zudem Stressverursacher durch die Belästigung
der Schweine im Tierstall.
6|7
aktuell
TIERGESUNDHEIT
SCHWEIN
Die Folgen sind Unruhe, Aggressivität,
Kannibalismus unter den Tieren und ein eventuell gehäuftes Auftreten von Magengeschwüren. Fliegen mindern so insgesamt
erheblich die Wirtschaftlichkeit durch erhöhte
Medikamentenkosten und erniedrigte Produktivität. Die größten Probleme macht der
Mist: Wer verstärktes Augenmerk auf einen
sauberen Stall, saubere Futtereinrichtungen,
sowie einen guten auslaufenden Güllekanal
legt, hat weniger Probleme mit der Fliegenbelastung. Es müssen möglichst alle Futtergrundlagen und Brutstätten der Fliegen beseitigt werden. Feuchte Stellen gilt es zu vermeiden und die Futtergänge sollen sauber sein.
Futterreste im und um den Trog gehören laufend entfernt. Beim Stallputzen nicht unzugängliche Stellen vergessen (Ecken, unter
hochgestelltem Trog, unter der Aufstallung,
usw.), hier bilden sich die Brutstätten. Im
Güllekeller dürfen sich keine Schwimmdecken bilden, denn sonst herrschen hier ideale Vermehrungs- und Lebensbedingungen für
Fliegenlarven. Ein Ablassen der Güllekanäle
alle vier bis sechs Wochen senkt den Fliegendruck.
Im Festmistbereich ist die Fliegenbelastung höher. Hier kann nur eine möglichst saubere Bucht und damit ein oftmaliges Ausmisten Abhilfe verschaffen. Am Misthaufen
selbst sind die Bekämpfungsmöglichkeiten
gering. Die biologische Bekämpfung der
Stallfliege ist schon längere Zeit bekannt.
Verschiedene Firmen bieten Güllefliegenlarven an. Die Güllefliege (Ophyra aenescens)
lebt unauffällig im Stall. Die Larven der
Güllefliege haben die gleiche Nahrungsgrundlage wie die Stubenfliegenlarven. Zusätzlich decken sie aber ihren Eiweißbedarf
mit dem Aussaugen der Stubenfliegenlarve.
Bis zu 20 Stubenfliegenlarven können von
einer Güllefliegenlarve ausgesaugt werden.
Zur chemischen Bekämpfung gibt es unzählige Mittel. Ihre Wirkung lässt mit Anzahl der
Anwendungen nach, deshalb öfter mal wechseln. Vor allem madenwirksame Mittel werden
mit guter Erfahrung eingesetzt. In ganz akuten
Fällen werden Streich-, Spritz- und Ködermittel angewandt.
Ein reichhaltiges Nahrungsangebot etwa durch Futterreste unter den Silos, in der Futterküche, in den
beste Bedingungen.
Erst reinigen, dann desinfizieren
Das A & O ist aber die Hygiene. Bevor mit
der Desinfektion begonnen werden kann,
sind einige Vorarbeiten auszuführen. Alle
beweglichen Teile sollten entfernt und extra
behandelt, die elektrischen Leitungen sollten
gesichert werden. Dann ist der Stall trocken zu
reinigen, also mit Schaufel und Besen den groben Schmutz beseitigen. Wenn möglich sollte
die Fütterungseinrichtung geleert und mitgereinigt werden. Danach sollte die zu reinigende Fläche mit einer geringen Wassermenge
benetzt werden, damit der Schmutz einweichen kann. Eventuell kann dem Wasser schon
ein Reinigungsmittel zugesetzt werden, z. B.
eines mit Fettlöser. Nun kann nach einiger
Einwirkzeit mit dem Hochdruckreiniger die
Fläche sorgfältig abgespritzt werden, entweder mit kaltem oder warmen Wasser. Diese
Vorreinigung ist sehr wichtig, da Schmutz die
Wirkung der Desinfektionsmittel herabsetzt:
Bestimmte Wirkstoffe gehen mit den
Eiweißresten im Schmutz eine Verbindung
ein und verlieren so ihre Wirksamkeit.
Außerdem können gerade poröse Flächen (z.
B. Beton) das Desinfektionsmittel besser aufnehmen, wenn sie von Schmutz befreit sind.
Foto: Engels
Versorgungsgängen oder um die Futterautomaten bietet Schadnagern
Wenn die Fläche sichtbar sauber ist, muss sie trocknen (wenn
möglich über zwei Tage), bevor später das Desinfektionsmittel aufgebracht werden kann. Die Desinfektionsmittellösung wird nach
Gebrauchsanweisung hergestellt und auf die Fläche aufgebracht in
einer Menge von mindestens 0,4 l je m². Die Mindestkonzentrationen
und Einwirkzeiten sind unbedingt zu beachten. Das Mittel kann mit
einem Hochdruckreiniger ausgebracht werden, dann wird die
Lösung in ihrer Endkonzentration in einem Behälter angemischt,
oder mit speziellen Desinfektionsspritzen, die das Desinfektionsmittel dem Wasser automatisch zudosieren. Auch Schaumdüsen bieten sich an, diese bilden mit dafür geeigneten Desinfektionsmitteln
einen Schaumteppich auf der Fläche. Bei der Desinfektion ist besonders auf die Problembereiche im Stall zu achten, wie etwa die
Spaltenböden mit dem darunter liegenden Güllekeller sowie die
Lüftungs- und Fütterungseinrichtungen. Ecken, Kanten und unzugängliche Stellen werden gerne vergessen. Besonders empfehlenswert
im Hinblick auf die Desinfektion von Ställen ist das Rein-RausPrinzip, weil dadurch in regelmäßigen Abständen die Ställe bzw.
Abteile alle auf einmal leer sind und gründlich gereinigt werden können. Wird immer nur abteilweise gereinigt, drängen die Keime aus
dem Nachbarabteil innerhalb kürzester Zeit wieder in das gerade desinfizierte Abteil hinein.
Fazit
Der ideale Stall ist frei von Fliegen und Schadnagern, wird regelmäßig gereinigt und desinfiziert und im Rein-Raus-Prinzip betrieben. Und diesen Zustand annähernd zu erreichen, ist die sorgfältige
Durchführung von Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen sowie der regelmäßigen Fliegen- und Schadnagerbekämpfung oberstes
Gebot, denn dies hilft, den Keimdruck niedrig zu halten. Und ein
niedriger Keimdruck ist die beste Garantie für gesunde Tierbestände.
Der Tierarzt berät gerne über die geeigneten Maßnahmen. n
Dr. Heike Engels
8|9
aktuell
TIERGESUNDHEIT
SCHWEIN
Antibiotikaeinsatz in der
Tiermedizin:
Wie sieht die Zukunft im Bereich
der Schweinehaltung aus?
Foto: Engels
Am 20. September 2012 hat das Bundeskabinett die 16. Novelle des Arzneimittelgesetzes beschlossen
mit dem Ziel, durch schärfere Kontrollen, strengere Auflagen und bessere Transparenz, den Gebrauch von
Antibiotika in Tierhaltungen zu reduzieren. Anlass für die Gesetzesänderung ist das seit Jahren v. a. im
Humanbereich zunehmende Auftreten von multiresistenten Bakterien, denen durch die Entwicklung
neuer wirksamer Antibiotika kaum mehr zu begegnen ist. Politik und Verbraucherschützer sehen, bestärkt
durch vermeintliche oder tatsächliche Lebensmittelskandale der jüngeren Vergangenheit, die Schuld vor
allem in der Massentierhaltung und dem Umgang mit Antibiotika bei Tierärzten und Landwirten. Dr. Anja
Rostalski, Tierärztin beim TGD Bayern e.V., erklärt den Stand der Dinge.
Die la-MRSA können bei fast allen Tierarten gefunden werden; vor allem der Typ St398, ein bei Schweinen häufig vorkommender Keim,
wird mittlerweile öfter bei Menschen nachgewiesen, die engen Kontakt zu Schweinen haben.
Besonderes Augenmerk in der weltweiten
Antibiotikaresistenzforschung liegt auf den
MRSA-Keimen (Methicillin Resistente
Staphylococcus Aureus) und ESBL-Keimen
(Extended Spectrum-Beta-Lactamase).
MRSA wurden als klassische Krankenhauskeime bekannt, weil sie dort als Erreger
therapieresistenter Wund- und Atemwegsinfektionen in Erscheinung traten.
MRSA – der
Krankenhauskeim
MRSA sind grampositive Bakterien, die
vor allem unempfindlich gegenüber klassischen Penicillinen, Ampicillinen u.a.
Antibiotika sind. Sie besiedeln oft symptomlos die Schleimhäute der oberen Atemwege
und werden auch gelegentlich im Darm nachgewiesen. Gesunde Träger dieser Keime müssen nicht zwangsläufig daran erkranken, aber
sie können als Vehikel für Infektionen bei
Immungeschwächten fungieren. Mittlerweile
unterscheidet man je nach Herkunft bei
MRSA drei verschiedene Gruppen: ha-MRSA
(hospitalacquired), ca-MRSA (communityacquired) und la-MRSA (livestock associated). Neben den bekannten Problemkeimen
der Krankenhäuser existieren multiresistente
Staphylokokken auch in der natürlichen
Umgebung.
ESBL verhindern Wirksamkeit von Antibiotika
Bei den ESBL handelt es sich vor allem um
gramnegative Darmbakterien wie bestimmte
E.coli-Isolate, die mit speziellen Enzymen (beta-Lactamasen) ausgestattet sind. Diese Enzyme können die sogenannten beta-LactamAntibiotika (Penicilline, Cephalosporine)
zerstören und dadurch ihre Wirksamkeit verhindern. ESBL-Keime findet man zunehmend in Tierhaltungen, besonders beim
Geflügel. Wie die MRSA müssen auch die
ESBL ihre Träger nicht zwangsläufig krank
machen, aber durch ihre Lokalisation im
Darm, ihre Ausscheidung mit dem Kot und
Foto: Engels
In den nutztierintensiven Regionen der
Niederlande werden schon seit Jahren
Patienten in Krankenhäusern bei der Aufnahme routinemäßig auf MRSA getestet,
damit eine Einschleppung und Verbreitung
von Keimen durch Kontakt, z.B. über das
Pflegepersonal, rechtzeitig verhindert werden
kann. In einem überregionalen deutschniederländischen Projekt werden seit ein paar
Jahren auch gezielt Patientengruppen untersucht, die beruflich besonders la-MRSA exponiert sind, nämlich Tierärzte und Landwirte.
Die la-MRSA stellen eine relativ neue Gruppe
dar, können aber bei fast allen Tierarten
gefunden werden; vor allem der Typ St398, ein
bei Schweinen häufig vorkommender Keim,
wird mittlerweile öfter bei Menschen nachgewiesen, die engen Kontakt zu Schweinen
haben.
In einem überregionalen deutschniederländischen Projekt werden seit ein paar Jahren auch
gezielt Patientengruppen untersucht, die beruflich besonders la-MRSA exponiert sind,
nämlich Tierärzte und Landwirte.
ihre Bindung an den Stallstaub ist ihr aerogenes Verteilungspotenzial in der Umwelt und
somit auch auf Lebensmittel beachtlich.
Viel Forschung nötig
Die mit enterohämorrhagischen E. coli
(EHEC) kontaminierten ägyptischen BioSojasprossen aus dem Lebensmittelskandal
der jüngeren Vergangenheit sind ein warnendes Beispiel. Laut Untersuchungen des
Berliner Instituts für Tierhygiene sind MRSAund ESBL-freie Schlachtpartien, egal ob
Geflügel, Rind oder Schwein, seit Jahren eher
selten. Seit Gründung der Deutschen
Antibiotika-Resistenzstrategie (DART) im
Jahr 2008 werden entsprechende Daten von
den Bundesministerien für Gesundheit, für
Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und für Bildung und Forschung
gesammelt und ausgewertet. Im sogenannten
RESET-Verbund erforschen verschiedene wissenschaftliche Arbeitsgruppen bundesweit
vornehmlich Resistenzentwicklungen bei
E.coli und Salmonellen, deren Verbreitung,
Übertragungswege, genetische Besonderheiten sowie die Auswirkungen der Anwendung von Antibiotika auf diese resistenten
Keime. Unter „One World- OneHealth“ werden weltweit Daten zu Resistenzen aus dem
Human- und Veterinärbereich , der Biologie
und Wildbiologie, des Landbaus und der
Lebensmittelhygiene sortiert und verglichen.
Resistente Bakterien kommen überall vor,
selbst dort, wo nachweislich noch nie
Antibiotika eingesetzt wurden, z.B. bei frisch
eingestallten Eintagsküken (Rösler et al. 2010,
2011).
8
aktuell
10 | 11 TIERGESUNDHEIT
SCHWEIN
Resistente Keime als
Gesundheitsproblem für
Mensch und Tier
Auch wenn die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen bei Bakterien ein seit
Jahrtausenden vorkommender natürlicher
evolutionärer Prozess ist, so hinterlässt doch
jede antibiotische Behandlung im Organismus oder dessen Umgebung einzelne resistente Keime, die für sich gesehen erst mal
unproblematisch sind. Geben sie diese
Fähigkeit jedoch an andere Bakterien weiter,
so können in der Folge besonders stark krankmachende Keime mit Antibiotikaresistenzen
entstehen. Laut WHO hat u. a. die Veterinärmedizin einen Anteil am Resistenzgeschehen auch beim Menschen, und daher
sollen nun noch strengere Regeln den
Verbrauch von Antibiotika im Tierbereich
nachhaltig senken.
Bereits die 11. AMG-Novelle hat mit ihren
Abgabebeschränkungen für systemische
Antibiotika (7-Tage-Regelung) und der verstärkten Dokumentationspflicht (Bestandsbuch) für einen bewussteren Umgang und bessere Kontrollmöglichkeiten gesorgt. Ein flächendeckendes Verbot antibiotischer Leistungsförderer in der Tiermast sowie des prophylaktischen Einsatzes von Antibiotika bestand damals bereits. Trotzdem beziffert das
Bundesministerium für Verbraucherschutz
und Lebensmittelsicherheit den Einsatz von
Antibiotika im Jahr 2011 für die Veterinärmedizin mit 1734 Tonnen, während es in 2005
nur 784 Tonnen gewesen sein sollen. Zum
Vergleich: in der Humanmedizin werden im
ambulanten Bereich jährlich ca. 800 Tonnen
verschrieben. Über den Verbrauch in den
Kliniken gibt es derzeit jedoch keine verlässlichen Angaben.
Schärfere Regeln beim
Arzneiumgang
Die praktizierenden Tierärzte werden
künftig stärker in die Pflicht genommen,
wenn es um die Auswahl eines geeigneten
Wirkstoffes geht. Gab es bislang eine an den
Antibiotika-Leitlinien (BTK und ArgeVet,
2000) orientierte Therapiefreiheit auch bezüglich der Dosis und Dauer einer Behandlung, so werden in Zukunft die Packungsbeilage und die Zulassung des Medikaments
die Anwendungsbedingungen festlegen.
Außerdem sollen die gesetzlichen Voraussetzungen dafür geschaffen werden, Umwidmungen von Antibiotika, die im Humanbereich eingesetzt werden, einzuschränken.
Die Erstellung eines Antibiogramms, vor
allem beim Wechsel eines Antibiotikums im
Verlauf einer Behandlung, wird zwingend vorgeschrieben.
Verstärkter Schwerpunkt
auf Früherkennung und
Vorbeugung
Auch wenn der Antibiotikaeinsatz künftig
sehr strikt reglementiert wird, im Sinne des
Tierschutzes sollen kranke „Tiere trotzdem
jederzeit die notwendige arzneiliche Versorgung erhalten“, so lautet es zumindest im
Gesetzesentwurf. Da in Zukunft die betriebliche Eigenkontrolle im Focus steht, weil sich
die Mastbetriebe anhand der Benchmarks im
Antibiotikaverbrauch miteinander vergleichen können, wird sich sicher auch die Rolle
des Tierarztes weiter vom Apotheker zum
Hygiene- und Gesundheitsmanager verlagern. Auch im Bereich der Diagnostik wird er
in Bezug auf Früherkennung und Prävention
deutlich stärker gefordert sein. Weitere gesetzliche Änderungen wären hier wünschenswert
im Hinblick auf die Erlaubnis von Hofsektionen (Tierseuchengesetz), um die Diagnostik zu verbessern und zu beschleunigen,
sowie bei der Zulassung von Impfstoffen.
Dann könnten vielleicht kommerzielle Modulimpfstoffe aus Erregerdatenbanken individuell zusammengestellt werden und kostensparend sehr viel schneller zur Verfügung
stehen. Auch so können Antibiotika langfristig eingespart werden.
Wann die Novelle tatsächlich in Kraft tritt,
ist ungewiss, frühester Termin könnte der
Februar 2013 werden.n
Dr. Anja Rostalski
Der TGD Bayern wird gefördert aus Mitteln des
Freistaates Bayern sowie der Tierseuchenkasse.
Antibiotika-Datenbank zur
Überwachung
Fällt ein Betrieb durch überdurchschnittlich hohen Verbrauch auf, kann die Behörde
verlangen, dass unter tierärztlicher Aufsicht
ein Maßnahmenplan zur Minimierung erstellt und umgesetzt wird. Das kann im
schlimmsten Fall auch eine Reduktion der
Besatzdichte oder Umbaumaßnahmen bedeuten.
Foto: sigrid rossmann_pixelio.de
Für die Schweinehaltung in Deutschland
bedeutet dies, dass zunächst im Bereich der
Mast sämtliche antibiotischen Behandlungen
vom Landwirt quartalsweise in eine (noch einzurichtende) neue zentrale Datenbank eingegeben werden müssen. Dabei werden Art und
Anzahl der gehaltenen Tiere, der eingesetzte
Wirkstoff, die Zahl der Behandlungen und
deren Dauer und Gesamtmenge an Wirkstofferfasst, sodass die Überwachungsbehörden einen Überblick über die Behandlungsintensität einzelner Bestände erhält,
ohne eine Kontrolle vor Ort durchführen zu
müssen.
Die mit enterohämorrhagischen E. coli (EHEC) kontaminierten ägyptischen Bio-Sojasprossen
aus dem Lebensmittelskandal der jüngeren Vergangenheit sind ein warnendes Beispiel.
Eigentlich ist die Influenza-Erkrankung bei Schweinen eine bekannte Erkrankung und die Symptome bei
infizierten Tieren eindeutig. Doch seit dem Sommer 2010 beobachten Landwirte und Tierärzte neue
Symptome, die bisher nicht im Zusammenhang zu Influenza standen. Dr. Stefan Pesch berichtet über die
überraschenden Ergebnisse eines Monitorings in den Schweinebeständen Nordwestdeutschlands.
Das klassische, klinische Erscheinungsbild einer Influenza-Erkrankung umfasst bei
Schweinen, da es sich hierbei in erster Linie
um eine Atemwegserkrankung handelt, eine
erhöhte Körpertemperatur, einen trockenen
Krampfhusten, verminderte Futteraufnahme
und eine pumpende Atmung der Tiere.
Infolge dieses „Pumpens“ liegen v.a. säugende
Sauen vermehrt auf dem Bauch, wodurch die
Ferkel zwangsläufig nur noch schlecht oder
gar nicht gesäugt werden. Doch seit Sommer
2010 wird – zum Teil auch in Betrieben, die
gegen Influenza impfen – immer wieder von
einem Influenza-artigen Geschehen berichtet, das von Symptomen begleitet wird, wie sie
nicht einem klassischen und in den Lehrbüchern beschriebenen Influenzaverlauf zuzuordnen sind.
Foto: Noé
Aborte und nervöse Sauen
Sauen bieten sich nicht zum Säugen an – eines der neuen Symptome bei Influenza.
So wird von Sauenhaltern im Zusammenhang mit einer Influenza-Infektion von einer
Erhöhung der Fruchtbarkeitsstörungen berichtet, gekennzeichnet durch Aborte zwischen dem 50. bis 70. Trächtigkeitstag ohne
massive Fieberschübe. Weiterhin fallen extrem nervöse Sauen auf, die „Leerkauen“, welches mit sichtbarer Schaumbildung einhergeht, Unruhe im Wartestall (laufendes Hinlegen/Aufstehen, „Ohrenschlagen“), sowie
ein stumpfes Haarkleid zeigen. Bei Letzterem
sind die Haarbälge dunkel markiert, wie dies
bei Räude, Stoffwechselerkrankungen und
Belastungen infolge chronischer Infektionen
beobachtet werden kann.
Ebenso wurden Influenza-Infektionen
bei Saugferkeln und Absetzern von Influenzageimpften Sauen beschrieben.
8
aktuell
SCHWEIN
Foto: Noé
Foto: Noé
12 | 13 TIERGESUNDHEIT
Schaumbildung bei leer kauenden Sauen im Kastenstand bei extrem nervösen Sauen.
Hierbei stehen Schniefen, Anstoßen,
Niesen, Pumpen und Nervosität im Fokus,
gefolgt von Lidrandnekrosen, Konjunktivitis
(Augenentzündung) und Nasenausfluss. Dies
ist überraschend, da die Dauer einer passiven,
Kolostrum-vermittelten Immunität mit bis zu
10 Wochen veranschlagt wird. Da außerdem
diese Symptome gerade in Betrieben mit
hoher Leistung und gutem Management beobachtet werden, wird derzeit diskutiert, ob möglicherweise infolge zu hoher Hygienestandards sowie der Trennung von Alters- und
Nutzungsgruppen der Aufbau einer Infektionsimmunität nicht immer ausreichend
möglich ist. Darüber hinaus wird das
Vorliegen von „Immunitätslücken“ diskutiert:
Durch die Selektion auf eine hohe Fruchtbarkeit mit damit einhergehender hoher
Milchleistung besteht die Gefahr, dass es zu
„Engpässen“ bei der Versorgung mit materna-
len Antikörpern kommen kann, da durch die
Weitergabe eines Großteils ihrer Antikörper
über die Milch die Sau selbst wieder erhöht
infektionsanfällig wird. Möglicherweise
reicht auch die von der Sau gebildete
Antikörpermenge nicht für alle Ferkel, so dass
auch hierdurch empfängliche Tiere vorhanden sind.
Als Folge dessen zirkuliert das Virus über
längere Zeiträume im Bestand, da es immer
wieder auf empfängliche Einzeltiere und
Tiergruppe innerhalb der Population trifft,
was zum Auftreten von untypischen chronischen Influenza-Symptomen führt. In diesem
Zusammenhang darf nicht vergessen werden,
dass eine Influenza-Infektion aber auch
immer ein wichtiger Wegbereiter für weitere
virale (PRRS) und/oder bakterielle Erreger
(APP) sein kann.
Schweine im besonderen
Fokus
Von den Influenzaviren haben die
Influenza-A-Viren, die beim Menschen,
Pferd, Schwein und Geflügel vorkommen, die
größte medizinische Bedeutung. Dabei finden Infektionen in erster Linie innerhalb
einer Art statt, so dass humane, equine, porzine und aviäre Influenzavirusstämme unterschieden werden können.
Dem Schwein kommt hierbei eine besondere Rolle zuteil, da es eine zentrale Rolle bei
der Übertragung spielt: Es besitzt Rezeptoren,
die sowohl eine Infektion mit porzinen als
auch mit aviären und humanen Influenza-AViren zulassen. Somit fungiert es als Kreuzungspunkt zwischen den unterschiedlichen
Subtypen.
Eine große genetische Vielfalt, zurückzuführen auf die Mechanismen genetische Drift
und genetische Shift, gehört zu den typischen
Eigenschaften der Influenzaviren. Unter der
Drift versteht man die Anhäufung von
Punktmutationen, die über Jahre stattfindet.
Dahingegen spricht man bei der Shift von
dem Austausch eines oder mehrerer Gensegmente, der in Folge von Doppel- oder
Mehrfachinfektionen des Wirtes mit unterschiedlichen Virusstämmen stattfinden und
zu Neukombinationen bis hin zum Auftreten
völlig neuer Virusvarianten führen kann.
Hierdurch wird auch die Fähigkeit des Virus
ermöglicht, auf andere Tierarten überzugreifen und diese zu infizieren („zoonotisches
Potential“). Verstärkt wird dieses durch einen
regen Reiseverkehr und internationalen
Tierhandel, wodurch Influenzaviren große
Distanzen innerhalb kürzester Zeit zurücklegen können, was zu einer raschen Ausbreitung führen kann.
Monitoring zur
Influenzasituation
Im März letzten Jahres (2011) wurde in
Zusammenarbeit zwischen dem Referenzlabor für Schweineinfluenza des FriedrichLöffler-Institutes auf der Insel Riems, der
Außenstelle für Epidemiologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover in Bakum und
der Firma vaxxinova GmbH, Münster, ein
Monitoring-Programm zur Bestandsaufnahme der Influenzasituation in Nordwestdeutschland gestartet. Dabei sind die aktuellen Ergebnisse sehr überraschend: Ausgehend
von 382 untersuchten Betrieben war annähernd jeder zweite Bestand (40,3 %) Influenza-infiziert, zudem konnte in einem
Viertel der untersuchten Tupferproben (24,4
%) Influenza-Virus nachgewiesen werden.
Ebenso überraschend ist, dass die Nachweisraten von Influenzavirus nahezu gleichmäßig über das Jahr verteilt sind, so dass im
Gegensatz zur Lehrmeinung die InfluenzaInfektion nicht nur saisonal sondern über das
Jahr verteilt stattfindet.
Eine genetische Untersuchung der Reagenten zeigte, dass Infektionen mit dem klassischen H1N1-Subtyp im Vordergrund stehen, gefolgt von Infektionen mit H1N2 und,
deutlich weniger, H3N2-Infektionen.
Vereinzelt konnte sogar das „Mexiko–Virus“
(H1N1pdm) sowie abgeleitete Varianten
davon nachgewiesen werden. Stammbaumanalysen des Hämagglutinin-Gens zeigten,
dass innerhalb der Subtypen mehrere, zum
Teil deutlich differenzierbare Linien, existieren.
Influenza ganzjähriges
Problem
Festzuhalten bleibt aus den Ergebnissen
des Monitorings, dass Influenza-Viren in größerem Umfang als bisher angenommen ein
Problem darstellen, und dieses unabhängig
von der Jahreszeit. Zudem wird als Folge der
veränderten Klinik in hiesigen Schweinebeständen die Bedeutung einer chronischen
Infektion mit dem Influenzavirus unterschätzt, da Infektionen deutlich häufiger vorkommen, als die klinischen Symptome es vermuten lassen. Diesem erhöhten Infektionsdruck sowie dem Auftreten von chronischen
Influenza-Infektionen mit untypischem Erscheinungsbild muss mit einer gezielter
Diagnostik Rechnung getragen werden, die
auch bereits die Saugferkel beinhaltet. Was die
Immunprophylaxe anbelangt, ist als Antwort
auf die hohe Variabilität dieser Viren eine
regelmäßige Angleichung der Impfstoffe an
die zirkulierenden Stämme vorstellbar, wie
dies in der Humanmedizin seit vielen Jahren
praktiziert wird. Alternativ könnte aber auch
zukünftig, wie in den USA gang und gäbe, der
Weg der bestandsspezifischen Influenzaimpfstoffe beschritten werden, indem Betriebe
gezielt mit Impfstoffen, basierend auf Isolaten
aus diesen Betrieben geimpft werden.n
Dr. Stefan Pesch
aktuell
14 | 15 TIERGESUNDHEIT
SCHWEIN
Foto: Engels
Gerade in der kalten Jahreszeit ist Hochsaison für Atemwegserkrankungen. Sie zählen zu den wichtigsten
Kostenverursachern in der Schweinehaltung. Husten kann viele Ursachen haben. Dr. Heike Engels gibt
einen Überblick über die wichtigsten Erkrankungen in deutschen Schweinebeständen und gibt einen
Überblick, wie den Infektionen vorgebeugt werden kann.
Warum so häufig die Atemwege von
Infektionen betroffen sind, ist sehr einfach zu
verstehen, wenn man sich das Atemsystem
einmal genau anschaut. Die Atemwege sind
sehr bequem vom jeweiligen Erreger zu erreichen, das Schwein zieht bei jedem Atemzug
Bakterien oder Viren, die an schwebenden
Tröpfchen kleben, in das Atmungsorgan hinein. Immunologisch geschwächte Tiere sind
besonders empfänglich. In Untersuchungen
konnte gezeigt werden, dass nasskalte
Witterung ein verstärktes Infektionsrisiko
darstellt, weil die keimhaltigen Tröpfchen
dann häufiger vorkommen und über weite
Strecken übertragen werden können. Betriebe
in Ebenen mit viel Nebel z.B. haben daher ein
besonders hohes Infektionsrisiko, wenn in der
näheren Umgebung Atemwegserkrankungen
ausbrechen.
Betriebe in Hügellage dagegen sind durch
den vermehrten Luftaustausch besser geschützt. Gelangen Partikel wie Viren oder
Bakterien mit der Atemluft in den Atmungsapparat, treffen sie auf verschiedene
Barrieren wie Schleimhaut und Flimmerhärchen. Größere Partikel werden meistens
schon im Nasen-Rachenraum zurückgehalten. Unmittelbar nach dem Einatmen von
Störstoffen oder Schadgasen kommt es zur
Abwehrreaktion des Tieres: Durch Husten
und Niesen befördert es unlösliche Fremdkörper mit hoher Luftgeschwindigkeit wieder
hinaus. Bakterien und Viren aber haften an
der Schleimhaut, die bei der Abwehr eine sehr
wichtige Funktion erfüllt: Sofern ihre immunologische Schutzfunktion intakt ist, bewirkt
sie eine Abtötung bzw. Bindung der Erreger
und anderer Partikel.
Viren bereiten den Weg
Es gibt durch Viren und durch Bakterien
bzw. Mykoplasmen verursachte Atemwegserkrankungen (siehe Tabelle). Oftmals kommen Mischinfektionen vor: Viren verursachen erste Schädigungen an den Atmungsorganen, die sich dann durch bakterielle Sekundärinfektionen erst richtig ausprägen.
Zu den Atemwegserkrankungen, die
durch Viren ausgelöst werden zählen
Schweineinfluenza (Influenza-A-(Orthomyxo-)Virus), Porzines reproduktives und
respiratorisches Syndrom (PRRS-Virus)
sowie das Porzine Circovirus Typ 2 (PCV2).
Die Influenza ist eine seit langem bekannte
virale, akut verlaufende, hoch ansteckende
Erkrankung der Atmungsorgane.
aktuell
16 | 17 TIERGESUNDHEIT
SCHWEIN
Die enzootische Pneumonie (EP), umgangssprachlich auch Ferkelgrippe genannt,
wird durch den Erreger Mycoplasma hyopneumoniae ausgelöst. Er ist weltweit verbreitet
und kommt mehr oder weniger latent in den
Schweinebeständen vor. Die EP kann sehr
unterschiedlich verlaufen, von subklinisch bis
akut. Die Infektion ist sowohl vertikal von der
Sau auf das Ferkel als auch horizontal bei
direktem Kontakt und Übertragung über die
Luft bei Tierzusammenstellung möglich.
Durch seine initiale Schädigung der Atemwegsschleimhaut übt der Erreger eine „Wegbereiterfunktion“ für Sekundärinfektionen
aus, z.B. mit Pasteurella multocida, Hämo-
Foto: Engels
philus parasuis, Actinobacillus pleuropneumoniae und Bortedella bronchiseptica. Erst diese
Nicht nur junge Tiere, sondern auch Mastschweine sind von Atemwegserkrankungen betroffen.
Sie besitzt auch eine Bedeutung für die
Gesundheit des Menschen, da der Erreger
durch Rekombination auf den Menschen übergehen kann. Andersherum können Schweine
aber auch durch ein menschliches Influenzavirus infiziert werden. Schweineinfluenzaviren werden den Subtypen H1N1 und
H3N2 zugeordnet. Bei unkompliziertem
Verlauf und sehr guten hygienischen Verhältnissen sowie guter Konstitution der Tiere
genesen diese innerhalb von vier bis sechs
Tagen. Meist aber treten durch Bakterien (z.B.
Pasteurellen, Actinobacillus) Sekundärinfektionen auf, was den Krankheitsverlauf
bestandsspezifisch sehr verlängern kann. Das
PRRS-Virus zeichnet für zwei Krankheitskomplexe verantwortlich: Während es bei
Sauen vermehrte Frühgeburten toter Ferkel
(„seuchenhafter Spätabort“) sowie hohe
Saugferkelverluste auslöst, verursacht es bei
Läuferschweinen Atemwegserkrankungen
(Chronisch rezidivierende Pneumonie unter
Beteiligung des PRRS-Virus). Das Virus vermehrt sich vorwiegend in Lungenmakrophagen und wird vom zweiten Tage nach
Infektion mit allen Körpersekreten ausgeschieden. Auch PCV2 zeigt sich mit Atemwegsproblemen.
Bakterien satteln auf
Zu den bakteriell bedingten Atemwegserkrankungen zählen die Bordetella-bronchiseptica-Pneumonie, die Pasteurellose und die
Actinobacillus-Pleuropneumonie (APP). Die
Infektionen verlaufen je nach Anfälligkeit der
Tiere unterschiedlich schwer: Im harmlosesten Fall liegt eine Bronchitis vor, das ist eine
Entzündung der luftführenden Wege ohne
eitrige Beteiligung. Hier ist der Krankheitsverlauf meistens kurz, der Hustenschleim
bleibt wässrig, Fieber und Abgeschlagenheit
treten nur selten auf. Im schlimmsten Fall
erkrankt das Schwein an einer Pneumonie,
also einer schweren, eitrigen Lungenentzündung. Das Krankheitsbild der Bordetellen
nennt sich Bordetella-bronchiseptica-Pneu-
monie. Vor allem bei wenige Tage bis vier
Wochen alten Saugferkeln tritt eine dem
Keuchhusten ähnliche Erkrankung auf (trockener Husten), von der angenommen wird,
dass sie primär durch Bordetella bronchoseptica ausgelöst wird. Die Ferkel kümmern,
haben Atemnot, zeigen vermehrtes Niesen.
Die Diagnose ist schwierig, weil die Symptome anderen Atemwegserkrankungen wie
z.B. der EP sehr ähnlich sind. Der Erreger der
umgangsprachlich auch „Schnüffelkrankheit“ genannten Progressiven Rhinitis atropicans heißt Pasteurella multocida und bildet ein
Toxin, welches die Knorpelzellen in der Nasenscheidewand der Ferkel schädigt, so dass es
nachfolgend zu einer Verkürzung und Verkrümmung des Rüssels bei den Tieren
kommt. Diese klinischen Erscheinungen führen neben Nasenausfluss auch zu starken
Wachstumsdepressionen, weil die Tiere bei
extremer Verkrümmung nicht mehr in der
Lage sind, genügend Futter aufzunehmen.
Zudem wird durch die Verformung der Nase
der spiralige Luftfilter zerstört. Ohne diesen
können Staubpartikel und bakterielle Erreger
ungehindert in die Lunge gelangen und damit
Atemwegsinfektionen begünstigen.
APP hat bei Schweinen eine ähnlich große
Bedeutung wie die Enzootische Pneumonie
(EP). Insbesondere in Kombination mit anderen Sekundärerregern kann sie zu starken
direkten und indirekten Verlusten führen. Der
Erreger der APP ist Actinobacillus pleuropneumoniae, der hoch virulent und an das Schwein
adaptiert ist. Die Erkrankung führt zur Zerstörung von Abwehrzellen des Tieres in der
Lunge und der roten Blutkörperchen. Meistens sind Tiere im Alter zwischen der 9. und
16. Lebenswoche betroffen.
Mykoplasmen- oder Enzootische Pneumonie (EP)
Als weitere bedeutsame Erkrankung der
Atemwege ist die Mykoplasmen- oder enzootische Pneumonie (EP) zu nennen.
Sekundärinfektionen führen zur eigentlichen
schwerwiegenden Erkrankung mit Fieber
und Atemnot. Die Symptome sind aufgrund
dieser Sekundärinfektionen sehr variabel,
aber ganz charakteristisch ist ein lang andauernder, trockener Husten. Erste Symptome
werden in der Regel nach Stresssituationen
beobachtet. z.B. bei Einstallungen in Flatdeck
oder Mast.
Vorbeugung durch gute
Haltungsbedingungen
Die Intensivierung der Schweineproduktion erhöht zwangsläufig den Infektionsdruck in Großbeständen. Suboptimale Haltungsbedingungen sowie der zunehmend
unterschiedliche Immunstatus der Tiere
durch verschiedene Tierherkünfte sind
Wegbereiter für Infektionserkrankungen. Begünstigt werden Infektionen durch viele
Umweltfaktoren, wie beispielsweise durch
Tiertransporte, schlechtes Stallklima (u.a.
Unterkühlung, Zugluft, zu hohe/niedrige
Luftfeuchtigkeit, Schadgase wie z.B. Ammoniak), Fütterungsfehler sowie Parasitosen.
Empfindlichere, gestresste Schweine reagieren stärker auf Umwelteinflüsse, so dass diese
Stressfaktoren für eine Belastung des Immunsystems sorgen, welches dann gegen Infektionserreger nicht mehr gewappnet ist.
Werden erste Symptome nicht beachtet, kann
es schnell zu Todesfällen kommen. Zusätzlich
beeinflussen gerade bei Atemwegserkrankungen Faktorenkrank-heiten wie PRRS,
PMWS und auch PCV2 die Widerstandsfähigkeit der Tiere. Hier kommen verschiedene Infektionserreger zusammen, wodurch ein
neues Krankheitsbild entsteht. Deshalb ist die
Optimierung der Haltungsbedingung und
damit die Vermeidung von Stress ein guter
Weg in der Vorbeugung von Atemwegsinfektionen.
Impfungen schützen
Aufgrund der Vielzahl der oftmals beteiligten Erreger kann bei Atemwegserkrankungen anhand der klinischen Symptome
aber auch nur eine Verdachtsdiagnose gestellt
werden. Sektionen und Schlachtbefunde sind
daher zur Diagnosestellung sehr wichtig.
Der direkte Erregernachweis im Labor ist
für die richtige Therapie und für die Wahl des
Antibiotikums entscheidend. Die Therapie
akut erkrankter Tiere erfolgt bei bakteriellen
Erkrankungen mit Antibiotika. Da die virusbedingten Infektionen meistens mit bakteriellen Sekundärinfektionen einhergehen,
wird auch hier im akuten Fall mit Antibiotika
behandelt. Zusätzlich können schleimlösende
und fiebersenkende Präparate verabreicht
werden.
Zur Vorbeugung stehen für APP, Mykoplasmen, Influenza sowie PRRS und weitere
Erreger gut wirksame Impfstoffe zur Verfügung. Die meisten Impfungen, dazu zählt
auch die gegen Mykoplasmen, sind vom
Ferkelerzeuger durchzuführen, weil ein frühestmöglicher Impfschutz wichtig ist. Ständig
kommen neue Erreger hinzu, gegen welche
die pharmazeutischen Firmen wieder neue
Impfstoffe entwickeln, etwa gegen Ileitis oder
Circoviren. Aber auch diese Impfstoffe sind
vom Ferkelerzeuger durchzuführen, weil es
auf einen frühestmöglichen Aufbau der
Immunität ankommt. Das führt immer wieder zu Unmut unter den Ferkelerzeugern, weil
diese vermeintlich weniger von deren Wirkungen spüren als der Mäster, der durch die
geimpften Ferkel dann gesündere und vitalere
Schweine mit guten Zunahmen mästet.
Zudem bleibt der Arbeitsaufwand beim
Ferkelerzeuger hängen. Dabei haben auch die
Ferkelerzeuger einen Nutzen in der Impfung:
Weniger Ferkelhusten, homogenere Gruppen
im Flatdeck, zügigerer Abverkauf und letztendlich zufriedenere Mäster. Der notwendige
Medikamenteneinsatz, der durch die bakteriellen Sekundärerkrankungen nötig ist, wird
ebenso wie die Verlustrate reduziert. All diese
Gründe – nicht zuletzt auch die finanziellen,
denn jede Impfung kostet schließlich auch
Geld – führen dazu, dass einzelne Impfungen
immer wieder auf den Prüfstand geraten – so
auch die Mykoplasmen-Impfung. Viele
Gründe sprechen jedoch für diese Impfung:
Da Mycoplasma hyopneumoniae der
Wegbereiter für viele Atemwegserkrankungen
ist, wirkt sich die Mykoplasmen-Impfung
neben der direkten Wirkung auf die
Mykoplasmen auch indirekt auf andere
Erreger aus. Wenn der Impfzeitpunkt stimmt,
so haben wissenschaftliche Untersuchungen
gezeigt, waren Krankheitserscheinungen
bedingt durch Pasteurellen, APP (Actinobacillus pleuropneumoniae ), Influenza-Viren,
PRRS-Viren und Circoviren in geimpften
Beständen geringer ausgeprägt. Gerade in
Betrieben, die mit PRRS und Circoviren zu
kämpfen haben, kann die MykoplasmenImpfung zu einer Besserung des Geschehens
führen. Die Impfung sollte allerdings mindestens zwei bis vier Wochen vor der zu erwartenden Felderkrankung mit dem Circovirus
erfolgen, weil sich die gleichzeitige Infektion
mit Circoviren und eine Impfmaßnahme egal
welcher Art ungünstig auswirken kann. Der
Einsatz der Impfstoffe sollte jedoch immer
bestandsindividuell nach Absprache mit dem
Hoftierarzt erfolgen.
Fazit
Atemwegserkrankungen beim Schwein
kommen gerade jetzt im Winter häufig vor.
Sie führen zu hohen direkten und indirekten
Verlusten. Auch der erhöhte Medikamentenaufwand stellt zum Teil erhebliche Kosten
dar. Deswegen sollten alle Möglichkeiten der
Vorbeugung sinnvoll ausgeschöpft werden,
damit die Erreger erst gar keine Chance haben. Dazu zählt die Verbesserung der Haltung, aber auch das Implementieren eines
Impfplanes. Wichtig ist, schon bei den ersten
Symptomen wie Husten oder Nasenausfluss
zu reagieren, damit die Erkrankung und deren Verbreitung im gesamten Bestand schnell
gestoppt wird. n
Dr. Heike Engels
aktuell
18 | 19 TIERGESUNDHEIT
SCHWEIN
Foto: Intervet
In der modernen Schweineproduktion kommt es aufgrund steigender Bestandsgrößen und Ferkelzahlen
häufig zu einer Zunahme des Infektionsdruckes im Bestand. Gerade in wirtschaftlich unruhigen Zeiten
sollte das ideale Ziel in der Schweinehaltung die Minimierung oder sogar Eliminierung von Infektionserregern sein. Neben einer Verbesserung von Managementmaßnahmen und dem gezielten Einsatz
von Antibiotika spielen Schutzimpfungen bei Ferkeln, Mastschweinen und Sauen, besonders im Hinblick
auf die Lebensmittelsicherheit, eine wichtige Rolle. Relativ neu ist die intradermale Impfung mit IDAL.
Thomas Wengenroth stellt die Details dazu vor.
Die Firma Intervet hat speziell für die PRRS-Impfung eine nadellose Impfpistole entwickeln lassen, die eine sogenannte intradermale Impfung
(IDAL) ermöglicht.
Grundvorrausetzung für eine erfolgreiche
Impfung ist die ordnungsgemäße Verabreichung des Impfstoffes. Die eingesetzten
Impfstoffe werden meist per Spritze in die
Nackenmuskulatur verabreicht (intramuskulär). Für mehr Sicherheit werden speziell für
Impfungen entwickelte Pistolen und Spritzen
mit aufgesetztem Stab eingesetzt, um die
Arbeit zu erleichtern und Anwendungsfehler
zu vermeiden, doch können leider in einigen
Fällen neben der erwarteten Immunantwort
nach der Impfung auch unerwünschte
Wirkungen (Impfreaktionen) beobachtet werden. So kann es beispielsweise durch das
Einstechen der Nadel aufgrund von mangelnder Impfhygiene zu Erregerübertragungen
zwischen den Tieren bis hin zu schwerwiegenden Reaktionen wie Impfabszessen kommen,
was wiederum zu Abzügen beim Schlachterlös führt. Zudem verursachen intramuskuläre
Injektionen tendenziell Schmerzen und der
Impfvorgang ist dadurch für die Tiere mit
mehr Stress verbunden. Um diesen möglichen Risiken aus dem Weg zu gehen, hat die
Firma Intervet speziell für die PRRS-Impfung
eine nadellose Impfpistole entwickeln lassen,
die eine sogenannte intradermale Impfung
ermöglicht (Intra-Dermal Application of
Liquids).
Per Druckluft in die Haut
Mit dem IDAL-Vakzinator wird der
Impfstoff mit einem Dosisvolumen von 0,2
ml mit 46 bar Druckluft in die Haut injiziert.
Bei dem genannten Dosisvolumen wird nicht
die Menge des Antigens, sondern nur die
Menge des Lösungsmittels verringert.
Abbildung 1: Ausschnitt aus der Haut (Epidermis)
Oben links: gut zu erkennen – der Applikationsort (blaue Verfärbung)
Unten: Darstellung der Aktivierung der zellulären Immunantwort durch spezifische Zellen
Die Haut des Schweins stellt nicht nur
eine schützende Hülle dar, sie spielt auch eine
entscheidende Rolle als immunologischer
Schutzmechanismus des jeweiligen Tieres. Sie
ist das größte Immunorgan des Körpers und
eignet sich deshalb hervorragend zur Verabreichung von Impfstoffen (Abb. 1).
Einfache Handhabung
Das Impfen mit dem IDAL-Gerät selbst
soll sehr einfach sein: Die elektronische
Steuerung des IDAL-Vakzinators ermöglicht
eine schnelle und einfache Impfung. Dafür
muss lediglich der Impfkopf bei gleichzeitig
8
In über 400 Videos geben
Tierärzte Auskunft
Impressum
Herausgeber
VetM GmbH & Co. KG
Am Stadion 2 - 4
26871 Papenburg
Tel: 0 49 61 - 9 82 88 - 17
Fax: 0 49 61 - 9 82 88 - 26
E-Mail : [email protected]
Impressum
Redaktion
VetM GmbH & Co. KG
Am Stadion 2 - 4
26871 Papenburg
Tel: 0 49 61 - 9 82 88 - 17
Fax: 0 49 61 - 9 82 88 - 26
E-Mail : [email protected]
DAS Tierhalterportal im Internet!
ISSN 1867-3996
Titelfoto: © lnzyx - fotolia.com
www.Tiergesundheit-aktuell.de
Realisation
VetM GmbH & Co. KG
Am Stadion 2 - 4
26871 Papenburg
Tel: 0 49 61 - 9 82 88 - 17
Fax: 0 49 61 - 9 82 88 - 26
E-Mail : [email protected]
20
aktuell
TIERGESUNDHEIT
SCHWEIN
gedrücktem Hebel im rechten Winkel auf die
entsprechende Stelle der Haut aufgesetzt werden. Sobald der Impfstempel auf die Haut
gedrückt wird, wird die Impfung automatisch
ausgelöst. Als Impfort kommen mehrere
Stellen in Frage. Lediglich Körperregionen, in
denen die Haut direkt auf den Knochen aufliegt, z.B. im Bereich der Wirbelsäule, oder zu
stark behaarte Regionen sind ungeeignet.
Beim Ferkel werden als Applikationsort der
Ohrgrund sowie der Rücken entlang der langen Rückenmuskulatur empfohlen. Aber auch
die Impfung im Bereich des Schinkens ist möglich, was bei der Impfung mit der Nadel nicht
erfolgen darf!
Bei Jung- und Altsauen wird die so genannte Perianalregion, also der Bereich unterhalb der Schwanzwurzel seitlich der Vulva
empfohlen. Diese Stelle ist wenig behaart und
für den Impfenden gut zu erreichen.
Bisher nur PRRS-Impfstoff
für IDAL zugelassen
Der IDAL-Vakzinator wird bereits großflächig und erfolgreich in vielen Schweinebeständen in Nord- und Mitteldeutschland
sowie in Italien, Spanien und Irland eingesetzt. Dort sind bereits mehrere Millionen
Tiere mit diesem Gerät geimpft worden.
Dabei konnte festgestellt werden, dass die
immunologische Antwort auf die intradermale Impfung mit der herkömmlichen
Vakzination über die Nadel vergleichbar ist,
jedoch entscheidende Verbesserungen in
punkto Impfhygiene, Impfstress für die Tiere
und Geschwindigkeit des Impfaktes für den
Anwender erzielt werden konnten. Dies
macht sich besonders in großen Betrieben
bemerkbar, in denen mehrere hundert oder
gar tausend Tiere geimpft werden.n
Thomas Wengenroth
Foto: Pehei
Für die intradermale Impfung mit IDAL
ist in Deutschland zurzeit nur ein Impfstoff
gegen das PRRS-Virus der Firma Intervet zu-
gelassen, ein Impfstoff gegen Mycoplasmen
wird laut Unternehmensangabe in naher
Zukunft folgen. Neben der PRRS-Impfung
führen andere Länder auch die AujeszkyVirus-Impfung mit dem IDAL-Applikator
durch.
Beim Ferkel werden als Applikationsort mitels IDAL der Ohrgrund sowie der Rücken entlang
der langen Rückenmuskulatur empfohlen.
Herunterladen