Kinder- und jugendpsychiatrische/psychotherapeutische Versorgung von psychisch belasteten und traumatisierten Pflegekindern und ihren Familien Vorstellung des Konzeptes einer Spezialsprechstunde für Pflegefamilien und zuweisende Behörden Marc Schmid, Zürich, den 5. April 2013 Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik Zentrum für Liaison und Qualitätssicherung Gliederung › Einleitung › Psychische Belastung und typische Symptome von Pflegekindern › Versorgungssituation von Pflegekindern/-familien › Spezifischer kinder- und jugendpsychiatrischer Unterstützungsbedarf › der Kinder › der Pflegeeltern › der zuweisenden Fachpersonen › Konzept einer kinder- und jugendpsychiatrischen/psychotherapeutischen Spezialsprechstunde › Offene Fragen › Schlussfolgerungen und Ausblick Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 2 Einleitung › Schweiz gibt es ca. 15‘000 und in Deutschland ca. 65‘000 offizielle Pflegeverhältnisse nach § 33 KJHG › Hochrisikopopulation aufgrund kumulierter psychosozialer und biologischer Belastungsfaktoren (psychisch kranke Eltern / pränatale Risiken / Deprivation / Missbrauch / Misshandlung / genetische Risikofaktoren) › 40 – 70% Prävalenzrate von psychischen Erkrankungen bei Pflegekindern (Burns et al. 2004, Meltzer et al. 2003, Minnis et al. 2001, Schmid 2007) › Psychische Störungen sind eher die Regel denn die Ausnahme in der stationären Kinder- und Jugendhilfe (Schmid et al. 2007, Fegert & Besier 2009, Schmid & Fegert 2012) Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 3 Mittlerer Abstand in der Beziehungsgestaltung „Ich sollte mich wie eine ganz normale Mutter verhalten, das habe ich lange versucht bis ich realisierte dass K. kein «ganz normales» Kind ist. Pflegemutter Familienstrukturen Professionalisierung Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 4 Mittlerer Abstand in der Beziehungsgestaltung „Der Verstand kann uns sagen, was wir unterlassen sollen. Aber das Herz kann uns sagen, was wir tun müssen.“ Joseph Joubert Emotionales Engagement Reflektierende/ professionelle Distanz Dammann 2006, Schmid 2007 Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 5 Gliederung › Einleitung › Psychische Belastung und typische Symptome von Pflegekindern › Versorgungssituation von Pflegekindern/-familien › Spezifischer kinder- und jugendpsychiatrischer Unterstützungsbedarf › der Kinder › der Pflegeeltern › der zuweisenden Fachpersonen › Konzept einer kinder- und jugendpsychiatrischen/psychotherapeutischen Spezialsprechstunde › Offene Fragen › Schlussfolgerungen und Ausblick Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 6 Ergebnisse unserer epidemiologischen Untersuchung Stichprobenbeschreibung › Epidemiologische Fragebogenuntersuchung von Frühjahr bis Herbst 2010. › 244 Pflegefamilien mit 394 Pflegekindern haben an der Untersuchung teilgenommen. Für 15 Pflegekinder wurden die Fragebögen nicht ausgefüllt N = 379. › Das durchschnittliche Alter beträgt 10,44 Jahre (SD = 5,05). Range: 0,3- 23 Jahre. › Die Stichprobe besteht aus 173 (46%) Mädchen und 203 (54%) Jungen. › Im Schnitt leben die Kinder seit 5,69 Jahren (SD = 4,27) bei ihrer Pflegefamilie. Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 7 Fremdurteil der Pflegeeltern Ergebnisse im Essener Trauma Inventar (ETI) 30% 70% Kein traumatisches Erlebnis Mindestens ein traumatisches Erlebnis Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 8 Sequentielle Traumatisierung 5; 1% 13; 3% Zahl der traumatischen Ereignisse 3; 1% 21; 6% Keins Eins 59; 16% 114; 30% Zwei Drei Vier Fünf Sechs 91; 24% Sieben und mehr 74; 19% Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 9 Biologische Faktoren Genetik, prä- und perinatale Risikofaktoren Soziale Wahrnehmung weniger soziale Kompetenzen PTSD: Hyperarousal, Intrusionen, Vermeidung Störungen der Empathiefähigkeit Mentalisierung Bindungsstörung Störungen der Interaktion Störung der Impulskontrolle Selbstregulation Stresstoleranz Invalidierende, vernachlässigende Umgebung Typ-II-Traumata Selbstwert, Gefühl d. Selbstunwirksamkeit kognitive Schemata Dissoziationsneigung/ Sinneswahrnehmung Schmid (2008). Störung der Emotionsregulation Störungen des Körperselbst Körperwahrnehmung Somatisierung Störung der exekutiven, kognitiven Funktionen | 10 Trauma-Entwicklungsheterotopie Dissoziative und Somatoforme Störungen Schmid, Fegert, Petermann 2010 Kindheit & Entwicklung 19 (1) 47-63 Bipolare Störungen im Kindesalter Substanzmissbrauch Affektive Störungen Störung des Sozialverhaltens Emotionale Störungen Angststörungen Störungen der Persönlichkeitsentwicklung Selbstverletzung Suizidalität ADHS Oppositionelles Verhalten Bindungsstörungen Regulationsstörungen Geburt Vorschulalter Traumafolgestörungen + biologische Faktoren Schulalter Pubertät Adoleszenz | 11 Nochmals genauer Nachlesen? Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 12 Biographische Belastungen Anzahl der Betreuungswechsel Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 13 Folgen von Beziehungsabbrüchen › Die Zahl der Beziehungsabbrüche geht mit einer höheren Delinquenz (Ryan & Testa 2004) sowie einer stärkeren Teilhabebeeinträchtigung (Aarons et al. 2010) auf dem weiteren Lebensweg einher. › Zahl der Beziehungsabbrüche führt zu höheren medizinischen Folgekosten auf dem weiteren Lebensweg (Rubin et al. 2004). › Viele Beziehungsabbrüche müssen auch als unbewusste Wiederholung von innerfamiliären Beziehungserfahrungen betrachtet werden (vgl. Replikationshypothese, z.B. Schmid 2010/2012). › Viele Beziehungsabbrüche von psychisch sehr belasteten Jugendlichen reduzieren die Wirkung und Erfolgswahrscheinlichkeit der aktuellen Massnahme (Evas 2004, Schmidt et al. 2002). › Zahl der Beziehungsabbrüche aggraviert die Bindungsproblematik (z.B. Pérez et al. 2011, Schleiffer & Gahleitner, 2011). › Die Beziehungsabbrüche belasten nicht nur Kinder/Jugendliche sondern auch die Pflegeeltern/ pädagogischen Fachkräfte, die mit diesen eine emotionale Beziehung aufgebaut haben. Sie verändern den zukünftigen emotionalen Beziehungsaufbau zu Klienten. Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 14 Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 15 Ergebnisse RPQ-Gesamtskala Häufigkeiten (%) 100 90 Ca. ein Drittel der Pflegekinder liegt in einem Bereich, in dem nur 2.5% der Kinder aus der Allgemeinbevölkerung liegen! Normpopulation 80 70 60 50 Pflegekinder - 2011 (N=275) 40 30 Heimkinder-EQUALS (N=66) 20 10 0 -3 -6 -9 -12 -15 -18 -21 >21 Traumatische Erfahrung und Beziehungsabbrüche sind entscheidend! Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 16 Symptomatik Bindungsentwicklung bei Heim- und Pflegekindern Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. 8. April 2013 | 17 Bindungsprobleme Schwierigkeiten bei der Kontaktaufnahme „Der Kontakt selbst ist das gefürchtete Element, weil er das Versprechen von Liebe, Sicherheit und Trost beinhaltet, das nicht erfüllt werden kann und das (den Patienten) an die abrupten Verletzungen erinnert, die er in seiner Kindheit erlebt hat.“ Lawrence E. Hedges (1997, S.114) http://www.kwick.de/4048033/blog/36/ Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 18 Ergebnisse CBCL-Global-Skala Häufigkeiten (%) Über 50% im klinisch auffälligen Bereich! 35 30 25 Normpopulation 20 15 Pflegekinder 2011 (N=379) 10 Heimkinder EQUALS (N=66) 5 0 -45 -50 -55 -60 -65 -70 -75 -80 >80 T-Wertpunkte Klinisch auffälliger Bereich Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 19 Subgruppenvergleiche Vergleich zur Normpopulation (CBCL) Mittelwertsvergleich Pflege-, Heimkinder vs. Norm T-Wert 70 65 60 55 50 Normpopulation 45 Pflegekinder 2011 (N=379) 40 Heimkinder EQUALS (N=66) 35 INT EXT Global CBCL Gesamtskalen Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 20 Kinder- und Jugendpsychiatrische Versorgungssituation Inanspruchnahme von Kinder- und Jugendpsychiatrie/psychotherapie KJPP Behandlung Pflege kinder Keine KJPP Behandlung Heimk Pflege inder kinder Heimk inder Auffällig im CBCL 47% 80% 53% 20% Unauffällig im CBCL 29% 67% 71% 33% Über die Hälfte der im CBCL psychisch belasteten Pflegekinder ist Momentan unbehandelt! Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 21 Kinder- und jugendpsychiatrische Versorgungssituation Was passt da nicht zusammen? › Geringe Inanspruchnahme trotz offensichtlich hohem Bedarf. › Sehr heterogene Erfahrungen mit kinder- und jugendpsychiatrischen und psychotherapeutischen Angeboten. › Pflegefamilien sind Familien mit besonderen Bedarfen. Fallzuweisungen rein nach Kapazität, nicht nach Erfahrung mit Pflegekindern. › Spezifische Bedürfnisse resultieren aus. › Situation als Pflegeeltern › Symptomatik der Kinder › Herkunftssystem und Hilfeplanung › Geschwindigkeit in der Krisen eskalieren können. Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 22 Kinder- und jugendpsychiatrische Versorgungssituation Hindernisse für Pflegefamilien (Haltung) › Personelle Kontinuität, zu lange Wartezeiten, zwangsläufige Einbeziehung des Herkunftssystem des Kindes. › „Nur Pflichten, keine Rechte“. › Zu starke Fokussierung auf das Kind und sein Herkunftssystem. › Fühlen sich teils in ihrer speziellen Situation unverstanden. › Professioneller Hintergrund und intensive Beschäftigung mit den psychischen Belastungen des Kindes werden tendenziell zu wenig beachtet und wertgeschätzt. › Zu wenig spezifische Entlastung für ihre konkrete Alltagsprobleme - zu starke Fokussierung auf einzelne Diagnosen statt auf die Interaktionsprobleme des Kindes. › Zu junge unerfahrene Ärzte und Psychologen erschweren es, sich mit seinen pflegeelterlichen Problemen mit ihren oft höchst anspruchsvollen Themen zu öffnen. Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 23 Kinder- und jugendpsychiatrische Versorgungssituation Hindernisse für Pflegefamilien (Wissen und Können) › Tendenziell zu zögerliche und oft nicht eindeutige Positionierung der Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Hilfeplanung. › Mangel an Wissen über die Organisation und die rechtliche Situation im Pflegekinderbereich. › Zu wenig Kenntnis über „typische Probleme“ in Pflegfamilien. Medikation zeigt wegen hoher Komorbidität oft geringere Effekte als bei „kinder- und jugendpsychiatrischen Durchschnittsfällen“. › Mangel an spezifischem Wissen zur Biographiearbeit und Entwicklungspsychotraumatologie. › Keine ausreichend spezifischen Therapieangebote für Pflegkinder. › Oft relativ wenig konkrete, spezifische Ideen, was die Pflegeeltern konkret tun könnten. › ……………………………………… Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 24 Kinder- und jugendpsychiatrische Versorgungssituation Herausforderungen für die Kinder- und Jugendpsychiatrie › Spezifisches Wissen zum Pflegekinderbereich › Juristisches Know-How Partner aus dem Pflegekinderbereich › Fähigkeit, relativ rasch eine gute kinder- und jugendpsychiatrische Ersteinschätzung vornehmen zu können › Besondere Expertise im Bereich Psychotraumatologie, Bindungsstörungen › Es braucht auch supervisorische Kompetenzen / Zugang › Ausreichend viel Erfahrung, um den erfahrenen Pflegeeltern und Zuweiser „ein Gegenüber“ sein zu können. › Fähigkeiten, kinder- und jugendpsychiatrisches Wissen in die Hilfeplanung einbringen zu können. › Weitgehend sichere Erreichbarkeit im Krisenfall – gegebenenfalls niederschwelliger Zugang zum Notdienst. › Gute Vernetzung zu anderen psychosozialen Hilfssystemen. Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 25 Gliederung › Einleitung › Psychische Belastung und typische Symptome von Pflegekindern › Versorgungssituation von Pflegekindern/-familien › Spezifischer kinder- und jugendpsychiatrischer Unterstützungsbedarf › der Kinder › der Pflegeeltern › der zuweisenden Fachpersonen › Konzept einer kinder- und jugendpsychiatrischen/psychotherapeutischen Spezialsprechstunde › Offene Fragen › Schlussfolgerungen und Ausblick Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 26 Schmid (2010/2011) Versorgerkette für Pflegefamilien Leitung Fachdienst „Versorger„ Berater „Fachdienst“ „Pflegeeltern“ Externe Hilfen: Kinder- und Jugendpsychiatrische Spezialsprechstunde Kind Drei Ebenen der Unterstützung › Administrative Ebene (eher Partner aus Pflegekinderbereich) › Abläufe › Fachliche Weisungen › Rechtliche Rahmenbedingungen › Edukative Ebene › Vermittlung von Wissen, Techniken › Fallverstehen › Supportive Ebene › Emotionale Unterstützung/ Entlastung › Verständnis Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 28 Besonderes Fallverständnis „Verstehen kann man das Leben nur rückwärts, leben muss man es aber vorwärts.“ Sören Kierkegaard Traumapädagogische Verhaltensanalysen: Jedes kindliche Verhalten macht auf Basis vorheriger sozialer Lernerfahrungen einen Sinn – es gibt einen „guten Grund“ für jedes noch so bizarre Verhalten! Gibt es Auslöser (Trigger), die mit traumatischen Erlebnissen assoziiert sind? Beziehungs-Autonomie und Sicherheitsbedürfnisse des Kindes und der pädagogischen Fachkraft/ Pflegefamilien müssen versorgt werden (im Alltag, in weiteren ähnlichen Situationen)! http://de.wikipedia.org/wiki/Datei :Kierkegaard.jpg Was muss gelernt werden, um sich in ähnlichen Situationen zukünftig adäquater verhalten zu können, wie kann dieser Lernprozess gefördert werden? Universitäre Psychiatrishe Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 29 Prinzipien der Interaktionsanalyse in Krisen Steigerung der Selbstwirksamkeit und Selbstfürsorge › Wie gewappnet fühlen sich die Pflegeeltern aktuell für die nächste Problemsituation mit XY? › Was brauche ich, um mich in der Situation sicher zu fühlen? Welche unangenehmen Gefühle entstehen gegebenenfalls? › Welche Idee hab ich, wie ich dieses Gefühl versorgen kann/ was kann ich tun, damit dieses unangenehme Gefühl weniger wird? 1.) 2.) http://starkeschule.ukrlp.de/image/image_gallery?uuid=6875d aee-15ff-4bdc-826adab927429512&groupId=10161&t=1288955258124 Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 30 Spezialsprechstunde für Pflegefamilien und Zuweiser Offene Fragen? › Wie hoch ist der Bedarf und die Inanspruchnahme? › Wo liegen genau die Bedarfe der zuweisenden Behörden – wie muss eine Sprechstunde organisiert sein, dass sie optimal genutzt werden kann? › Ist eine Finanzierung nach dem Basler Liaisonmodell mit der Trennung in pädagogische Kosten und Krankenkassenleistungen umsetzbar? › Was sollte genau angeboten werden? › Niederschwellige Abklärung und Beratung › Supervisionsgruppen › Weiterbildungen › Psychotherapeutische Behandlungen › Psychopharmakologische Behandlungen - Zweitmeinungen Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 31 Kooperation braucht verlässliche Struktur „Schließe Freundschaft solange Du sie nicht brauchst“ › Es lohnt sich, klare Kooperationsstrukturen aufzubauen. Amerikanisches Sprichwort › Kooperation sollte primär unabhängig von den Fällen nach den Bedürfnissen der Kooperationspartner organisiert werden. › Beide Kooperationspartner müssen in gleicher Art und Weise von der Kooperation profitieren. › Kooperation benötigt Ressourcen! › Alle institutionellen Ebenen (Pflegeeltern, Zuweiser und wir) sollten von der Kooperation profitieren. Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 32 Antizipation von Problemen in der Kooperation „ Ärger, den man nicht gehabt hat, hat man nicht gehabt“ Eckhart von Hirschhausen Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 33 Personelle Kontinuität › Kooperation ist abhängig von Personen? › Persönliche Sympathie ist nicht von Nachteil. › Gemeinsame Haltung zu bestimmten Themen entwickeln. › Strukturen mit personeller Kontinuität schaffen (oft ein Problem). › Gute Strukturen erleichtern es aber, personelle In-Kontinuität zu kompensieren. Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 34 Niederschwelligkeit – unproblematischer Zugang › Pflegefamilien sind Familien mit einem besonderen kinder- und jugendpsychiatrischen Bedarf! › Leichterer Zugang ohne lange Fahrt- und Wartezeiten. › Fachkräfte auf unterschiedlichen Ebenen einbeziehen. › Vermeidung von Stigmatisierung bei den Jugendlichen. Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 35 Rechtzeitigkeit › Vorstellungen in der KJPP erfolgen oft zu spät, Hilfen werden zu spät eingeleitet. › Oft erst, wenn erste Ausstossungstendenzen und Burn-OutSymptome bereits bestehen. › Die hohen Prävalenzraten rechtfertigen eine Abklärung bei jeder Fremdunterbringung. › Grosser Vorteil, wenn die Kontaktaufnahme vor der Entstehung von Problemen erfolgt. › Einsatz von zuverlässigen ökonomischen ScreeningInstrumenten für psychische Störungen. Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 36 Realistische Erwartungen Niemand kann zaubern 5% 50% 50% Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 37 Diagnostik und Beratung Psychopharmakologische Unterstützung Krisenintervention Fallberatung/Supervision Teamsupervision – Einzelcoaching für Fachkräfte /Pflegeeltern „Psychotherapeutische Begleitung“ KooperationsMöglichkeiten der Klienten Intensität der psychotherapeutischen Behandlung Psychotherapeutische Gruppenangebote Psychotherapie Traumaspezifische Psychotherapie Möglicher/ notwendiger Zeitaufwand pro Klient | 38 Gemeinsame Falldefinition Kinder und Jugendpsychiatrische Perspektive in die Hilfeplanung einbringen Zuweisende Fachkräfte Pflegeeltern Unterstützung: Alltag Milieutherapie Erlebnispädagogik Elterngespräche Förderung Einzelkontakte Resilienzstunden Was muss das Kind lernen um seine/ihre Symptome Aufgeben zu können? Welche alternativen Beziehungserfahrungen sollte er/sie machen? Übersetzungsleistung: Symptome in pädagogische Probleme - vice versa Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 Kinderund Jugend psychiatrischer /psychotherapeutischer Bereich Unterstützung: Beratung/ Psychotherapie Medikation Krisenintervention | 39 Hilfe zur Selbsthilfe Ziel einer kinder- und jugendpsychiatrischen/psychotherapeutischen Liaison ist primär die Förderung der Autonomie und die Stärkung der Selbstwirksamkeits-erwartung der Pflegeeltern und Zuweiser . „Wenn sich der Patient am Ende der Therapie überschwänglich bei Dir bedankt, ist das ein sicheres Zeichen, dass etwas schief gelaufen ist.“ Arnold Lazarus Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 40 Ressourcenorientierung in der Kooperation › Oft bemerkt man in der Kooperation nur die Dinge, die suboptimal laufen. › Regelmässige Auswertung der Kooperation. › Was läuft schon richtig gut! › Positive Ansätze beachten › Sich viel gegenseitig loben! › Mitarbeiter beteiligen Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 41 Spezialangebot Angebote für Fachkräfte der zuweisenden Behörden › Supervision und Fallverstehen mit besonderem Augenmerk auf die psychische Belastung des Kindes. › Psychoedukation und Informationsvermittlung über psychische Erkrankungen (Weiterbildung und Fragestunden zu spezifischen Themen ADS, Bindungsstörung, Trauma…….). › Möglichkeiten der niederschwelligen Beratung, Zweitmeinung und „Fernabklärung“. Klärung der Frage, ob eine kinder- und jugendpsychiatrische Abklärung indiziert ist. › Zweitmeinung zur weiteren Hilfeplanung. › Gegebenenfalls Beteiligung/Teilnahme an Standortbestimmungen mit verschiedenen Rollen. › Aufzeigen von zusätzlichen Unterstützungsmöglichkeiten im kinderund jugendpsychiatrischen/-psychotherapeutischen System. Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 42 Spezialangebot Angebote für Pflegeeltern › Niederschwellige Abklärung des Kindes › Kindbezogene Psychoedukation › Ableitung des spezifischen pädagogischen Bedarfes des Kindes › Fort- und Weiterbildung › Konkrete Unterstützung bei pädagogischen Problemen › Unterstützung bei der Arbeit mit dem Herkunftssystem › Beratung bei der Biographiearbeit……. › Gruppensupervision › Gegebenenfalls Videointerventionstherapie › ………………………………………………………………. Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 43 Spezialangebot Einzel- und Gruppenangebote für Pflegekinder › Abklärung und dem Entwicklungsstand entsprechende Psychoedukation › Kinder- und Jugendpsychiatrische Begleitung › Gegebenenfalls psychopharmakologische Behandlung › Gruppenpsychotherapeutische Angebote › Einig Plätze für Einzeltherapie und Traumatherapie › Unterstützung der pädagogischen Biographiearbeit › Therapeutisch begleitete Biographiearbeit › Individualisierte Krisenpläne › …………………………………………………………. Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 44 Was kann eine Sprechstunde leisten? Welche Grenzen gibt es? › Vermutlich wird es nicht möglich sein, für eine Vielzahl der Pflegekinder hochintensive Psychotherapien anzubieten – wenn man für viele Familien und Zuweiser ein niederschwelliges Angebot gewährleisten möchte. › Zugang zum Dienstarzt und Sicherstellung der stationären Kriseninterventionsmöglichkeiten muss, falls notwendig, kantonal organisiert werden. › Keine vormundschafts- / familienrechtlichen Begutachtungen – es ist ein Beratungs- und Abklärungsangebot. › Die „pädagogischen Leistungen“, sprich Beratung und Supervision, muss finanziert werden. Beratung von Pflegeeltern kann nur über KVG finanziert werden, wenn sich das Kind bei uns mit Einverständnis der Sorgeberechtigten in Krankenbehandlung befindet. Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 45 Schlussfolgerungen und Ausblick › Wir würden gerne ein spezifisches Angebot aufbauen! Ich werde dies auch tun, wenn ich eine gewisse Sicherheit habe, dass es einigermassen zeitnah und regelmässig genutzt wird! › Der Umfang des Angebotes richtet sich nach den Rückmeldungen des ungefähren Bedarfes. › Vermutlich macht es Sinn, das Angebot überkantonal zu öffnen und sehr breit zu konzipieren. › Prinzipiell lässt sich das Finanzierungsmodell von den sozialpädagogischen Institutionen übertragen und vermutlich ist es möglich, einen Grossteil der Leistungen über die Krankenkassen zu finanzieren. › Dennoch bleiben viele offene Fragen, die ich in diesem Rahmen kurz andiskutieren möchte, um sicherzustellen, dass ein solches Angebot Ihre Bedürfnisse trifft und so konzipiert ist, dass es gerne in Anspruch genommen wird und von Nutzen ist. Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 46 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!! „Wege entstehen dadurch, dass man sie geht“ Franz Kafka Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 47 Offene Fragen Was muss unbedingt bedacht werden? › Was wünschen Sie sich? › Gibt es ein kontinuierlichen Fort- und Weiterbildungsbedürfnis (bei Zuweisern, Beratern, Pflegeeltern)? Macht es Sinn, Sprechstunden an solche Angebote zu koppeln? › Welche regionalen Partner im Pfegekinderbereich könnten eine solche Sprechstunde unterstützen und den interdisziplinären Charakter des Angebotes unterstreichen? › Machen feste Zeiten für halb offene Beratungs/Supervisionsgruppen für Zuweiser und Pflegeeltern Sinn? › An wen könnte ich (erfolgreich) eine Rechnung für solche Beratungs-/Supervisionsleistungen schicken? Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 48 Kontakt und Literatur Marc Schmid Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik Schanzenstrasse 13, CH-4056 Basel 0041 61 265 89 74 [email protected] www.Equals.ch www.upkbs.ch Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 5. April 2013 | 49