Dissertation - AKiP

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Aus der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
des Kindes- und Jugendalters
der Universität zu Köln
Direktor: Universitätsprofessor Dr. med. G. Lehmkuhl
Erfassung von störungsauslösenden und -aufrechterhaltenden Faktoren bei Kindern mit
aggressivem Verhalten
Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Würde
eines doctor rerum medicinalium
der Hohen Medizinischen Fakultät
der Universität zu Köln
vorgelegt von
Christina Benesch
aus Essen
promoviert am
09. April 2014
Gedruckt mit Genehmigung der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln (2014)
Druck: Hundt Druck GmbH, Köln
2
Dekan: Universitätsprofessor Dr. med. Dr. h. c. Th. Krieg
1. Berichterstatter: Universitätsprofessor Dr. sc. hum. M. Döpfner
2. Berichterstatterin: Frau Juniorprofessor Privatdozentin Dr. rer. medic. N. Ernstmann
Erklärung
Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Dissertationsschrift ohne unzulässige Hilfe
Dritter und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe; die
aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche
kenntlich gemacht.
Bei der Auswahl und Auswertung des Materials sowie bei der Herstellung des Manuskriptes
habe ich Unterstützungsleistungen von folgender Person erhalten (Mitautoren der Artikel):
Universitätsprofessor Dr. Manfred Döpfner
Dr. Anja Görtz-Dorten
Dr. Dieter Breuer
Weitere Personen waren an der geistigen Herstellung der vorliegenden Arbeit nicht beteiligt.
Insbesondere habe ich nicht die Hilfe einer Promotionsberaterin / eines Promotionsberaters
in Anspruch genommen. Dritte haben von mir weder unmittelbar noch mittelbar geldwerte
Leistungen für Arbeiten erhalten, die im Zusammenhang mit dem Inhalt der vorgelegten
Dissertationsschrift stehen.
Die Dissertationsschrift wurde von mir bisher weder im Inland noch im Ausland in gleicher
oder ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt.
Köln, den 10.10.2013
_____________________________
Christina Benesch, Dipl.-Psych.
3
Die dieser Arbeit zugrunde liegenden Daten wurden im Rahmen eines Forschungsprojekts an
der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der
Universität zu Köln und dem Ausbildungsinstitut für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie
an der Uniklinik Köln (AKiP) erhoben. Folgende Personen waren neben mir an der
Datenerhebung beteiligt:
1. Ute Berger, Dipl.-Psych.
2. Emel Berk, Dipl.-Psych., Dipl.-Heilpäd.
3. Martin Faber, Dipl.-Päd.
4. Timo Lindenschmidt, Dipl.-Psych.
5. Lioba Schuh, Dipl.-Psych.
6. Rahel Stadermann, Dipl.-Psych.
An der Auswertung der Daten war ich maßgeblich beteiligt, sie erfolgte unabhängig und
ohne Hilfe von den genannten Mitgliedern der Forschungsgruppe. Unterstützung erhielt ich
von Universitätsprofessor Dr. Manfred Döpfner, Herrn Dr. Dieter Breuer sowie Frau Dr. Anja
Görtz-Dorten.
4
INHALTSVERZEICHNIS
1. Einleitung ................................................................................................................................ 6
2. Fragebogen zum aggressiven Verhalten von Kindern (FAVK) .............................................. 19
Benesch C, Görtz-Dorten A, Breuer D & Döpfner M (2013). Erfassung aggressionsauslösender
und -aufrechterhaltender Faktoren bei Kindern mit oppositionellen und aggressiven
Verhaltensstörungen im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil: Zur Reliabilität und Validität
des Fragebogens zum aggressiven Verhalten von Kindern (FAVK). Zeitschrift für
Klinische Psychologie und Psychotherapie. 42(4): 269-279
3. Inventory of Callous-Unemotional Traits (ICU) .................................................................... 39
Benesch C, Görtz-Dorten A, Breuer D & Döpfner M (2013). Assessment of CallousUnemotional Traits in 6 to 12 Year-Old Children with Oppositional Defiant
Disorder/Conduct Disorder by Parent Ratings. Manuskript angenommen in revidierter
Fassung: Journal of Psychopathology and Behavioral Assessment
4. Diskussion ............................................................................................................................. 59
5. Zusammenfassung................................................................................................................ 68
6. Literaturverzeichnis .............................................................................................................. 69
7. Lebenslauf ............................................................................................................................ 76
5
KAPITEL 1
EINLEITUNG
1. EINLEITUNG
Bei den aggressiv-dissozialen Verhaltensweisen handelt es sich um eine der häufigsten
psychiatrischen Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter sowie Vorstellungsanlässe in der
kinder- und jugendpsychotherapeutischen und kinder- und jugendpsychiatrischen Praxis (vgl.
Hill, 2002). Kennzeichnend ist ein sich wiederholendes und andauerndes aufsässiges,
aggressives oder dissoziales Verhaltensmuster, das typischerweise in der Kindheit oder im
frühen Jugendalter beginnt und die Verletzung grundlegender Rechte anderer sowie
wichtiger altersrelevanter Normen und Regeln umfasst (American Psychiatric Association,
2013). In dem aktuellen Diagnosesystem ICD-10 und dem neu erschienenen DSM-5, welches
das bisher geltende DSM-IV ablöst, wird der Terminus der Störung des Sozialverhaltens zur
Bezeichnung dieser Gruppe aggressiv-dissozialer Verhaltensweisen verwendet. Im ICD-10
werden in Abhängigkeit vom Kontext des Auftretens der Symptomatik (auf den familiären vs.
nicht auf den familiären Rahmen beschränkt), der sozialen Beziehungen zu Gleichaltrigen
(vorhandene vs. fehlende sozialen Beziehungen) und der Auprägung der Symptomatik (nur
oppositionell-aggressives Verhalten vs. eine Kombination aus oppositionell-aggressiven und
dissozial-aggressivem Verhalten) insgesamt sechs Störungen klassifiziert. Im Gegensatz dazu
wird im DSM-5 eine Trennung zwischen der Störung mit oppositionellem Trotzverhalten und
der Störung des Sozialverhaltens, welche hinsichtlich des Beginns der Störung (früh vs. spät)
und der klinischen Bedeutsamkeit bzw. dem Schweregrad (leicht, mittel, schwer) spezifiziert
werden kann, vollzogen (Tabelle 1).
Tabelle 1: Diagnosen Störungen des Sozialverhaltens im ICD-10 und DSM-5
ICD-10
Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem,
aufsässigem Verhalten
DSM-5
Oppositional defiant disoder
Auf den familiären Rahmen beschränkte Störung des
Sozialverhaltens
Conduct Disorder
childhood-onset type
Störung des Sozialverhaltens bei fehlenden sozialen
Bindungen
Conduct Disorder
adolescent-onset type
Störung des Sozialverhaltens bei vorhandenen sozialen
Bindungen
Conduct Disorder
unspecified onset
mild, moderate, severe
specifier:
„with limited prosocial
behavior“
Die genannten Klassifikationssysteme beinhalten die in Tabelle 2 abgebildeten 23
Symptomkriterien, welche in die zwei Symptomgruppen oppositionell-aggressives Verhalten
und dissozial-aggressives Verhalten unterteilt werden.
6
KAPITEL 1
EINLEITUNG
Tabelle 2: Diagnosekriterien Störungen des Sozialverhaltens nach ICD-10 und DSM-5
ICD-Kriterien: Störung des Sozialverhaltens mit
oppositionellem und aufsässigem Verhalten
Für das Entwicklungsalter des Kindes ungewöhlich häufige
und schwere Wutausbrüche
Häufiges Streiten mit Erwachsenen
Häufige aktive Ablehnung und Zurückweisung von
Wünschen und Vorschriften Erwachsener
Häufiges, offensichtlich wohl überlegtes Ärgern anderer
Häufiges Verantwortlichmachen anderer für die eigenen
Fehler oder für eigenes Fehlverhalten
Häufige Empfindlichkeit oder Sichbelästigtfühlen durch
andere
Häufiger Ärger oder Groll
Häufige Gehässigkeit oder Rachsucht
Häufiges Lügen oder Brechen von Versprechen um
materielle Vorteile und Begünstigungen zu erhalten oder
um Verpflichtungen zu vermeiden
ICD-10 Kriterien: Störungen des Sozialverhaltens
Häufiges Beginnen von körperlichen
Auseinandersetzungen (außer
Geschwisterauseinandersetzungen)
Gebrauch von gefährlichen Waffen (z.B. Schlagholz,
Ziegelsteine, zerbrochene Flasche, Messer, Gewehr)
Häufiges Draußenbleiben in der Dunkelheit, entgegen dem
Verbot der Eltern (beginnend vor dem dreizehnten
Lebensjahr)
Körperliche Grausamkeit gegenüber anderen Menschen
(z.B. Fesseln, ein Opfer mit einem Messer oder einem
Feuer verletzen)
Tierquälerei
Absichtliche Destruktivität gegenüber dem Eigentum
anderer (außer Brandstiftung)
Absichtliches Feuerlegen mit dem Risiko oder der Absicht,
ensthaften Schaden anzurichten
Stehlen von Wertgegenständen ohne Konfrontation mit
dem Opfer, entweder Zuhause oder außerhalb (z.B.
Ladendiebstahl, Einbruch)
Häufiges Schuleschwänzen , beginnend vor dem
dreizehnten Lebensjahr
Weglaufen von den Eltern oder elterlichen Ersatzperson,
mindestens zweimal oder einmal länger als eine Nacht
(außer dies geschieht zur Vermeidung körperlicher oder
sexueller Misshandlung)
Jede kriminelle Handlung, bei der ein Opfer direkt
angegriffen wird (einschließlich Handtaschenraub,
Erpressung, Straßenraub)
Zwingen einer anderen Person zu sexuellen Aktivitäten
Häufiges Tyrannisieren anderer (z.B. absichtliches Zufügen
von Schmerzen oder Verletzungen, einschließlich
andauernder Einschüchterung, Quälen)
Einbruch in Häuser, Gebäude oder Autos
DSM-5 Kriterien: Oppositional Defiant Disorder
Often loses temper
Often argues with authority figures or, for children and
adolescents, with adults
Often actively defies or refuses to comply with requests
from authority figures or with rules
Often deliberately annoys others
Often blames others for his or her mistakes or misbehavior
Is often touchy or easily annoyed
Is often angry and resentful
Has been spiteful or vindictive at least twice within the past
6 months
DSM-5 Kriterien: Conduct Disorder
Often initiates physical fights
Has used a weapon that can cause serious physical harm to
others
Often stays out at night despite parental prohibitions,
beginning before age 13 years
Has been physically cruel to people
Has been physically cruel to animals
Has deliberately destroyed others’ property (others than by
fire setting)
Has deliberately engaged in fire setting with the intention
of causing serious damage
Has stolen items of nontrivial value without confronting the
victim
Is often truant from school, beginning before age 13
Has run away from home overnight at least twice while
living in the parental or parental surrogate home, or once
without returning for a lengthy period
Has stolen while confronting a victim
Has forced someone into sexual activity
Often bullies, threatens or intimidates others
Has broken into someone else’s house, building or car
Often lies to obtain goods or favors or to avoid obligations
7
KAPITEL 1
EINLEITUNG
Bei dem Wechsel vom DSM-VI zum DSM-5 wurde bei der Diagnosestellung der Störung des
Sozialverhaltens der Zusatz “with limited prosocial emotions” im Sinne des Vorliegens von
Callous-Unemotional (CU) Traits ergänzt. Die vier in Tabelle 3 abgebildeten Kriterien wurden
formuliert. Mindestens zwei der vier genannten Kriterien müssen über mindestens 12
Monate in verschiedenen Situationen erfüllt sein, um die Diagnose Störung des
Sozialverhaltens mit dem Zusatz “with limited prosocial behavior” spezifizieren zu können.
Die Erfassung der genannten Kriterien soll neben dem Selbsturteil über weitere Informanten
erfolgen, da es sich um ein typisches und zeitstabiles Muster hinsichtlich der Emotionen und
dem Verhalten handeln soll.
Tabelle 3: Kriterien des Diagnosezusatzes “with limited prosocial behavior” im DSM-5.
Kriterien
Lack of remorse or guilt
Inhaltliche Beschreibung
Does not feel bad or guilty when he or she does something wrong (exclude remorse when
expressed only when caught and/or facing punishment). The individual shows a general lack
of concern about the negative consequences of his or her actions. For example, the
individual is not remorseful after hurting someone or does not care about the consequences
of breaking rules.
Callous lack of empathy
Disregards and is unconcerned about the feelings of others. The individual is described as
cold and uncaring. The person appears more concerned about the effects of his or her
actions on himself or herself, rather than their effects on others, even when they result in
substantial harm to others.
Unconcerned about
performance
Does not show concern about poor/problematic performance at school, at work, or in other
inportant activities. The individual does not put forth the effort necessary to perform well,
even when expectations are clear, and typically blames others for his or her poor
performance.
Shallow or deficient affect
Does not express feelings or show emotions to others, except in ways that seem shallow,
insincere or superficial (e.g. actions contratict the emotion displayed; can turn emotions
“on” or “off” quickly) or when emotional expressions are used for gain (e.g. emotions
displayed to manipulate or intimidate others).
Hinsichtlich der Entwicklung und Aufrechterhaltung aggressiver Verhaltensweisen bei
Kindern und Jugendlichen wurden auf der Basis empirischer Studien ein Vielzahl möglicher
biopsychosozialer Einflussfaktoren identifiziert (vgl. Dodge & Pettit, 2003; Frick & Viding,
2009; Lahey & Waldman, 2012). Unter einem den aktuellen Forschungsstand am besten
abbildbaren biopsychosozialen Erklärungsmodell sind nach Burke, Loeber und Birmaher
(2002) child biological factors (u.a. genetische, neurobiologische und neuroanatomische
Aspekte),
child
functional
factors
(u.a.
Aspekte
der
sozial-kognitiven
Informationsverarbeitung, Impulskontrolle, soziale Kompetenzen) und psychosocial factors
(u.a. elterliches Erziehungsverhalten, sozialer Entwicklungsrahmen) subsummiert. Hierbei
können die intrapsychischen bzw. interpersonellen Komponenten (child functional factors),
8
KAPITEL 1
EINLEITUNG
aber auch die das soziale Umfeld betreffenden Komponenten (psychosocial factors) als
vermittelnde/mediierende Faktoren hinsichtlich der Art und Ausprägung des beobachtbaren
aggressiven Verhaltens betrachtet werden. Das Resultat ist eine heterogene Gruppe von
Kindern und Jugendlichen mit aggressiv-dissozialen Verhaltensauffälligkeiten, die unter der
Diagnose Störung des Sozialverhaltens zusammengefasst werden (vgl. Stadler, 2012).
Zur Auflösung der Heterogenität der Diagnosegruppe Störung des Sozialverhaltens wurden –
neben der kategorialen Klassifikation nach DSM-IV-TR/DSM-5 und ICD-10 – dimensionale
Klassifikationen und Modelle vorgeschlagen, bei denen verschiedene Subgruppenbildungen
auf der Grundlage beobachtbarer Verhaltensmustern herausgearbeitet und hinsichtlich ihres
prädiktiven Nutzens untersucht wurden. Hierbei wurden unter anderem eine früh
beginnende vs. spät beginnende Störung des Sozialverhaltens, instrumentelles vs. impulsives
aggressives Verhalten, proaktives vs. reaktives oder sozialisiertes vs. nicht sozialisiertes
aggressives Verhalten diskutiert (Loeber, Burke, Lahey, Winters & Zera, 2000; Stadler, 2012).
Zudem wurde von Frick und Kollegen (1993) ein zweidimensionales Modell postuliert, nach
dem aggressiv-dissoziale Verhaltensweisen entlang zweier Dimensionen (offen versus
verdeckt; destruktiv versus nicht destruktiv) beschrieben und die folgenden Klassen gebildet
werden: aggressives Verhalten (destruktiv/offen), oppositionelles Verhalten (nicht
destruktiv/offen), Zerstören von Eigentum (destruktiv/verdeckt), Verletzung von Regeln
(nicht destruktiv/verdeckt) (Frick, Lahey, Loeber, Tannenbaum, Van Horn, Christ et al., 1993).
Und
schließlich
wurden
Untersuchungen
hinsichtlich
der
Unterschiede
von
störungsauslösenden und –aufrechtherhaltenden Faktoren auf der Basis der Art, des
Verlaufs, der Prognose und der Schwere der Symptomatik angestrebt (Moffitt, Arseneault,
Jaffee, Kim-Cohen, Koenen, Odgers et al., 2008).
Frick (2012) gibt eine ausführliche Übersicht über den aktuellen Forschungsstand zu der
Diagnosegruppe der Störung des Sozialverhaltens und beschreibt drei zentrale
Entwicklungspfade: (1) adolescent-onset Conduct Disorder, (2) Conduct Disorder with
Significant Callous-Unemotional Traits, (3) Conduct Disorder with Emotional and Behavioral
Dysregulation. Während in der ersten Gruppe die Symptomatik mit dem Eintritt in die
Adoleszenz beginnt, wird in der zweiten und dritten Gruppe der Beginn in der Kindheit
beschrieben. Ein in der Adoleszenz beginnendes Problemverhalten kann nach Moffitt (2006)
als überspitzte Form der normalen jugendlichen Rebellion interpretiert werden. Diese
9
KAPITEL 1
Jugendlichen
EINLEITUNG
zeigen,
verglichen
mit
Kindern
mit
einem
frühen
Beginn
der
Sozialverhaltensauffälligkeiten, weniger Risikofaktoren (wie z.B. Impulsivität; mangelnde
Emotionsregulation; psychosoziale Belastungen wie ein dysfunktionaler Erziehungsstil der
Eltern), weniger aggressives als rebellisches Verhalten und eine geringere Stabilität des
Problemverhaltens über die Adoleszenz hinaus. Bei in der Kindheit beginnendem
Problemverhalten werden zwei Subggruppen gebildet, die sich hinsichtlich der
störungsauslösenden und -aufrechterhaltenden Faktoren sowie der Art und Ausprägung der
Symptomatik unterscheiden. Als zentrale Aspekte sind hierbei einerseits das Vorliegen von
Callous-Unemotional (CU) Traits zu nennen, welches mit einem stark ausgeprägten und
stabilen Muster proaktiven bzw. instrumentellen aggressiven Verhaltens assoziiert ist, und
andererseits Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation und eine geringe Impulskontrolle,
welche zu einem tendenziell reaktiven aggressiven Verhaltensmuster führen (Frick, 2012).
Weitere zentrale Aspekte der verschiedenen Entwicklungspfade werden im Verlauf dieses
Kapitels zusammengefasst.
Für die verhaltenstherapeutische Behandlung von aggressivem Problemverhalten bei
Kindern und Jugendlichen stellt neben der Erhebung der aggressiven Symptomatik die
Erfassung störungssauslösender und –aufrechterhaltender Faktoren eine weitere zentrale
Ebene der Diagnostik dar, da diese aufgrund ihrer potentiellen Veränderbarkeit mögliche
Ansatzpunkte für therapeutische Interventionen mit dem Ziel der Reduktion des aggressiven
Problemverhaltens darstellen. Auch bezugnehmend auf die bereits genannte Identifizierung
von Subgruppen aufgrund von Unterschieden bei den dem aggressiven Verhalten
zugrundeliegenden Risikofaktoren und den damit zusammenhängenden Unterschieden bei
der Wirksamkeit therapeutischer Interventionen (Frick, 2012) ist die Erfassung
störungsauslösender- und aufrechterhaltender Faktoren, vor allem auch hinsichtlich der
Behandlungsplanung, besonders relevant.
Unter Berücksichtigung des Kriteriums der durch therapeutische Interventionen potentiellen
Veränderbarkeit sind die intrapsychischen bzw. interpersonellen Komponenten Störungen
sozial-kognitiver
Informationsverarbeitung,
Störungen
der
Emotionsregulation
bzw.
Impulskontrolle sowie Störungen sozialer Fertigkeiten und die das soziale Umfeld
betreffende Komponente Störungen sozialer Interaktionen zu betrachten. Verschiedenen
Behandlungsmanuale
setzen
an
den
genannten
10
störungsauslösenden
und
–
KAPITEL 1
EINLEITUNG
aufrechterhaltenden Komponenten an (z.B. Anger Coping Program, Lochman, Barry &
Pardini, 2003; Therapieprogramm für aggressive Kinder (THAV), Görtz-Dorten & Döpfner,
2010b). Eine breite Forschungsbasis belegt die Bedeutsamkeit des Konzeptes der CallousUnemotional Traits hinsichtlich der Entwicklung sowie der Art und Ausprägung aggressiven
Verhaltens (Frick & Dickens, 2006; Frick & White, 2008) und sollte ebenfalls im Hinblick auf
dessen Behandlung berücksichtigt werden. Im Folgenden wird auf die einzelnen genannten
Konstrukte eingegangen.
Sozial-kognitive Informationsverarbeitung
Die sozial-kognitive Informationsverarbeitung als Aspekt der sozialen Kompetenz bezeichnet
einen kognitiven Verarbeitungsprozess, beginnend mit der Wahrnehmung einer sozialen
Situation und endend mit der Handlungsausführung (vgl. Döpfner, 1989). Hinsichtlich der
sozial-kognitiven Informationsverarbeitung entwickelten Döpfner (1989) sowie Crick und
Dodge (1994) theoretische Konzepte. Das Modell von Crick und Dodge (1994) umfasst dabei
die aufeinander aufbauenden Stufen der (1) Enkodierung, (2) Intepretation der Hinweisreize,
(3) Klärung von Verhaltenszielen, (4) Antwortsuche, (5) Antwortentscheidung und (6)
Ausführung der generierten Verhaltensantwort. Döpfner (1989) differenziert in seinem
Modell der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung insgesamt acht Stufen, hierbei
werden im Vergleich zum Modell von Crick und Dodge (1994) die Aspekte der Entwicklung
von Handlungsalternativen inklusive der Antizipation von Handlungskonsequenzen, der
Bewertung
von
Ergebnis-
und
Kompetenzerwartung
bzgl.
der
entwickelten
Handlungsalternativen und als letzter Schritt die Verarbeitung der Handlungskonsequenzen
genauer benannt. Anhand experimenteller Studien konnten auf den verschiedenen Stufen
typische Merkmale der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung von Kindern mit
aggressiven Verhaltensauffälligkeiten identifiziert werden (vgl. Lochman & Wells, 2002;
Burke, Loeber & Birmaher, 2002; Dodge & Pettit, 2003). Dabei können Auffälligkeiten auf
allen Verarbeitungsstufen die Wahrscheinlichkeit für aggressives Verhalten in einer Situation
erhöhen. Auf der Stufe der Enkodierung erinnern aggressive Kinder in Studien im Vergleich
zu nicht aggressiven Kindern insgesamt weniger relevante Informationen (Lochman &
Dodge, 1994) und ihre Interpretation einer Situation erfolgt auf einer kleineren
Informationsbasis (Dodge, Pettit, McClaskey & Brown, 1986). Aggressiven Kindern wird
zudem eine Fokussierung auf provozierende Hinweisreize zugeschrieben, sie unterstellen
11
KAPITEL 1
EINLEITUNG
ihren Interaktionspartner in der Folge feindseliges Verhalten (Lochman & Dodge, 1994).
Auch
die
Verantwortlichkeit
für
Konflikte
schreiben
aggressive
Kinder
ihren
Interaktionspartnern zu (Lochman & Dodge, 1998). Auf der Stufe der Problemlösung
generieren aggressive Kinder weniger sozial kompetente Problemlösestrategien (Dunn,
Lochman & Colder, 1997). Stattdessen entwickeln sie aufgrund einer höheren Erfolgs- und
Kompetenzerwartung bzgl. aggressiven Verhaltens, aber auch aufgrund ihrer Bewertung
aggressiven Verhaltens als moralisch vertretbar und auf der Basis einer fehlenden
Berücksichtigung
der
Konsequenzen
dieses
Verhaltens,
mehr
aggressive
Problemlösestrategien (Crick & Ladd, 1990; Lochman & Dodge, 1994; Matthys, Cuperus, van
Engeland, 1999). In diesem Zusammenhang wurden zudem mangelnde Kompetenzen
aggressiver
Kinder
bei
der
Entwicklung
nicht
aggressiver,
kompetenter
Handlungsalternativen nachgewiesen (Dodge et al., 1986).
Emotionsregulation/Impulskontrolle
Frick und Morris (2004) geben eine Übersicht über die Befundlage zum Einfluss der als
Temperamentseigenschaft bezeichneten Ausprägung der Emotionsregulation auf die
Entwicklung aggressiven Problemverhaltens. Hierbei wird das Konzept der emotionalen
Reaktivität/Ansprechbarkeit, welche als wenig willentlich kontrollierbar betrachtet wird, und
der Aspekt der willentlichen Kontrolle der emotionalen Reaktion getrennt betrachtet und
hinsichtlich ihres Zusammenhangs mit der Entwicklung aggressiven Verhaltens diskutiert
(Eisenberg & Morris, 2002; Eisenberg, Smith, Sadovsky, & Spinrad, 2004; vgl. Spinrad,
Eisenberg, Cumberland, Fabes, Valiente, Shepard, et al., 2006). In einer Reihe von Studien
konnte bei Kindern mit Sozialverhaltensauffälligkeiten die Tendenz nachgewiesen werden, in
sozialen Situationen vor allem mit Wut und Frustration als negative emotionale Reaktion zu
reagieren (Eisenberg, Cumberland, Spinrad, Fabes, Shepard, Reiser, et al., 2001; Morris, Silk,
Steinberg, Sessa, Avenevoli & Essex, 2002). Zusätzlich konnten einige Studien den
Zusammenhang zwischen einer mangelnden Emotionskontrolle und aggressivem Verhalten
nachweisen (Eisenberg, Fabes, Guthrie, Murphy, Maszk, Holmgren, et al., 1996; Eisenberg et
al., 2001; vgl. Frick & Morris, 2004). Frick und Morris (2004) beschreiben direkte und
indirekte Wege des Einflusses einer mangelnden Emotionsregulation hinsichtlich der
Entwicklung aggressiven Problemverhaltens. Neben des direkten Einflusses auf die
Impulskontrolle in Form impulsiver, unreflektierter Reaktionen in sozialen Situationen kann
12
KAPITEL 1
EINLEITUNG
die Emotionsregulation Einfluss nehmen auf die einzelnen Prozesse der sozial-kognitiven
Informationsverarbeitung (Dodge & Pettit, 2003), auf das Ausmaß der sozialen
Zurückweisung einhergehend mit der Reduzierung der Möglichkeit des Erwerbs sozialer
Kompetenzen (Dodge, Lansford, Burks, Bates, Pettit, Fontaine, et al., 2003) sowie auf die
Entwicklung von dysfunktionalen Eltern-Kind-Interaktionen, welche in der coercion theory
von Patterson (1982) beschrieben wurde.
Soziale Fertigkeiten
Die soziale Kompetenz von Kindern kann sowohl durch Auffälligkeiten auf der kognitiven als
auch auf der Verhaltensebene mitverursacht sein. Neben Störungen der sozial-kognitiven
Informationsverarbeitung kann demnach aggressives Verhalten durch Defizite der sozialen
Fertigkeiten auf der Verhaltensebene entstehen. Hierbei können Störungen auf der
kognitiven Ebene mangelnde Fertigkeiten auf Verhaltensebene in sozialen Situationen
verursachen, jedoch kann aggressives Verhalten auch bei angemessener kognitiver
Problemlösung auf der Verhaltensebene entstehen (Döpfner, Adrian & Hanisch, 2007).
Webster-Stratton und Lindsay (1999) schreiben
Kindern
mit Auffälligkeiten
im
Sozialverhalten unter anderem mangelnde Fertigkeiten bei der Gestaltung von
Spielsituationen, der Entwicklung und Aufrechterhaltung von Freundschaften, der
prosozialen Interaktion mit Gleichaltrigen oder der Problemlösung zu. Studien geben
Hinweise darauf, dass sich aggressiv auffällige Kinder in Rollenspielen ebenfalls wenig sozial
kompetent verhalten (vgl. Döpfner et al., 2007).
Soziale Interaktionen
Der Umgang der Interaktionspartner mit aggressiven und oppositionellen Verhaltensweisen,
häufig beginnend im Rahmen der frühen Eltern-Kind-Interaktion, ist hinsichtlich der
Auslösung und Aufrechterhaltung aggressiven Verhaltens ein weiterer zentraler Aspekt.
Patterson (1982) beschreibt in seinem Modell der coerciven, d.h. sich gegenseitig
erzwingenden Interaktionen typische familiärer Interaktionsmuster. Durch das Nachgeben
der Eltern (z.B. hinsichtlich der Umsetzung einer Aufforderung) wird das Kind für sein
oppositionelles Verhalten negativ verstärkt oder, wenn die Eltern nach mehrfachem
Wiederholen einer Aufforderung ratlos, wütend und aggressiv reagieren, durch das Vorbild
13
KAPITEL 1
EINLEITUNG
der Eltern zu aggressivem Verhalten angeregt. Barkley (1981) beschreibt in seinem
Interaktionsmodell zusätzlich die Tendenz, dass ein Kind durch oppositionelles oder
aggressives Verhalten von den Eltern vermehrte, wenn auch negative Aufmerksamkeit
erfährt, während positive Handlungen vergleichsweise weniger beachtet werden. Durch das
Ausbleiben einer positiven Verstärkung wird angemessenes Verhalten dadurch als nicht
lohnenswert betrachtet. In einer Reihe von Studien konnten in Familien mit aggressiv
auffälligen
Kindern
mangelnde
Erziehungskompetenzen
der
Eltern
sowie
aggressionsfördernde Erziehungsmuster gefunden werden (vgl. Loeber, 1990; Patterson,
Capaldi & Bank, 1991). Die im familiären Rahmen erlernten Interaktionsmuster können sich
im Kindergarten, in der Schule und in Gleichaltrigengruppen fortsetzen. Mit zunehmendem
Alter haben Gleichaltrigenkontakte einen immer bedeutsameren Einfluss auf das
Fortbestehen
sowie
die
Art
und
Ausprägung
der
bestehenden
Sozialverhaltensauffälligkeiten. Hierbei nehmen die Aspekte der Zurückweisung durch
Gleichaltrige und der Kontakt mit devianten Gruppen Einfluss auf die Verfestigung der
sozialen Rolle eines Kindes mit aggressivem Verhalten und können zur der Entwicklung einer
dissozialen Symptomatik beitragen (vgl. Burke, Loeber & Birmaher, 2002; Hill, 2002).
Callous-Unemotional Traits
Unter Callous-Unemotional (CU) Traits ist gemäß der Diagnosekriterien des DSM-5 ein
spezifisches und stabliles affektives sowie interpersonelles Muster hinsichtlich des Erlebens
und Verhaltens zu verstehen. Es umfasst ein fehlendes Schulbewusstsein und eine
mangelnde Berücksichtigung der (negativen) Konsequenzen des eigenen Handelns, ein
Fehlen an Empathie in Form einer fehlenden Berücksichtigung der Gefühle anderer
Menschen, einen mangelnden Gefühlsausdruck (mit Ausnahme oberflächlicher oder
instrumenteller Gefühlsausdrücke) und eine fehlende Leistungsbereitschaft sowie ein
Desinteresse bzgl. schlechter Leistungen in Lebensbereichen wie Schule oder Arbeit.
Verschiedene Übersichtsarbeiten belegen die Bedeutsamkeit des Konzepts der CU traits in
Bezug auf die Entwicklung sowie die Art und Ausprägung von Störungen des Sozialverhaltens
(Frick & Dickens, 2006; Frick & White, 2008). Innerhalb der Gruppe der Kinder mit Störungen
des Sozialverhaltens kann aufgrund des Vorliegens von CU traits eine Subgruppe gebildet
werden, die durch ein sehr stabiles, durchgängiges und stark ausgeprägtes Muster von
Verhaltensstörungen, Aggression und Delinquenz gekennzeichnet ist (Kahn, Frick,
14
KAPITEL 1
EINLEITUNG
Youngstrom, Findling & Youngstrom, 2012). CU traits werden in Verbindung gebracht mit
einer beeinträchtigten Entwicklung zentraler Aspekte des Gewissens (u.a. Empathie, Moral),
mitverursacht durch Temperamentseigenschaften wie sensation seeking, einer geringen
emotionalen Reaktion auf negative/aversive Stimuli, einer mangelnden Ansprechbarkeit auf
Bestrafungen und einer reduzierten Betroffenheit hinsichtlich der Konsequenzen des
eigenen Verhaltens anderen Menschen gegenüber (vgl. Frick, Cornell, Bodin, Dane & Barry,
2003; Frick & Viding, 2009). Studien konnten zeigen, dass Patienten mit aggressivem
Problemverhalten und CU traits, verglichen mit Patienten ohne CU traits, weniger bzw. auf
anderen Formen der Behandlung ansprachen (Hawes & Dadds, 2005; Waschbusch, Carrey,
Willoughby, King & Andrade, 2007).
Wie bereits beschrieben unterscheiden sich die von Frick (2012) zusammengefassten drei
Entwicklungspfade bezüglich der Diagnosegruppe Störung des Sozialverhaltens (adolescentonset Conduct Disorder; Conduct Disorder with Significant Callous-Unemotional Traits;
Conduct Disorder with Emotional and Behavioral Dysregulation) hinsichtlich der
zugrundeliegenden auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren. Hierbei sind vor allem
die durch das Vorliegen bzw. Nicht-Vorliegen der CU traits zu bildenen Subgruppen
innerhalb der Patientengruppe mit einem in der Kindheit beginnenden aggressiven
Problemverhalten zu nennen. Diese unterscheiden sich bezüglich der Bedeutsamkeit der
genannten störungsauslösenden und –aufrechterhaltenden Faktoren bei der Entwicklung
von Störungen des Sozialverhaltens. Kinder ohne CU traits zeigen vorwiegend reaktives
aggressives Verhalten aufgrund einer mangelnden Emotionsregulation und fehlenden
Impulskontrolle, damit zusammenhängenden Auffälligkeiten in der sozial-kognitiven
Informationsverarbeitung sowie dysfunktionalen Eltern-Kind-Interaktionen und negativen
Erziehungspraktiken der Eltern (Frick & Morris, 2004; Frick & White, 2008; Frick & Viding,
2009). Diese Kinder werden häufiger aus dem Gleichaltrigenverband ausgeschlossen und
haben so weniger die Gelegenheit soziale Kompentenzen zu erwerben (Rubin, Bukowski &
Parker, 1998; Dodge et al., 2003; vgl. Frick & Morris, 2004). Kinder mit CU traits zeigen
dagegen
weniger
Auffälligkeiten
in
ihrer
Emotionsregulation
sondern
Tempermantseigenschaften, die sich hindernd auf die Entwicklung moralischer Werte und
der Empathiefähigkeit auswirken. Dieses Temperament schlägt sich in vorwiegend
instrumentellem und proaktivem aggressiven Verhalten nieder (Frick & Morris, 2004).
Studien belegen, dass das elterliche Erziehungsverhalten auch bei Kindern mit CU traits ein
15
KAPITEL 1
EINLEITUNG
Rolle spielt, wobei andere Aspekte (z.B. die elterliche Wärme) als bei Kindern ohne CU traits
relevant zu sein scheinen (Frick, 2012).
Ziel der vorliegenden Arbeit
Für die verhaltenstherapeutische Behandlung von aggressivem Problemverhalten bei
Kindern und Jugendlichen stellt zunächst die Erfassung der aggressiven Symptomatik eine
zentrale Ebene der Diagnostik dar. Entsprechend den Vorgaben der Klassifikationssysteme
ICD-10 und dem bis jetzt gültigen DSM-IV-TR liegen eine Diagnose-Checkliste, ein
Fremdbeurteilungsbogen für Eltern und Lehrer und ein Selbstbeurteilungsbogen für
Störungen des Sozialverhaltens im Rahmen des Diagnostik-Systems für Psychische Störungen
für Kinder und Jugendliche nach ICD-10 und DSM-IV (DISYPS-II) zur Verfügung (Döpfner,
Görtz-Dorten
&
Lehmkuhl,
2008).
Die
Erfassung
störungssauslösender
und
–
aufrechterhaltender Faktoren stellt eine weitere wichtige Ebene der Diagnostik dar, da diese
Faktoren
aufgrund
ihrer
Veränderbarkeit
mögliche
Ansatzpunkte
für
verhaltenstherapeutische Interventionen darstellen. Die Erhebung dieser Faktoren dient
dementsprechend der Planung geeigneter Interventionen sowie der Verlaufsdiagnostik.
Die vorliegende Arbeit soll einen Beitrag dazu leisten, ausreichend reliable und valide
Fragebögen zur Erfassung störungsauslösender und –aufrechterhaltender Komponenten
aggressiven Problemverhaltens für die Diagnostik und psychotherapeutischen Behandlung
von Kindern und Jugendlichen bereit zu stellen und sie für die psychotherapeutische Praxis
nutzbar zu machen. Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Überprüfung der psychometrischen
Qualität der folgenden zwei Fragebögen in einer klinischen Stichprobe:
1. Fragebogen zum aggressiven Verhalten von Kindern (FAVK; Görtz-Dorten & Döpfner,
2010a)
2. Intenvory of Callous-Unemotional Traits (ICU; Frick, 2004)
Die Daten zur psychometrischen Überprüfung wurden im Rahmen einer umfassenden
Evaluationsstudie des Therapieprogramms für Kinder mit aggressivem Verhalten (THAV;
Görtz-Dorten & Döpfner, 2010b) gewonnen. Das Therapeiprogramm THAV stellt ein
umfassendes Behandlungsprogramm zur multimodalen Behandlung von Kindern im Alter
von 6 bis 12 Jahren mit aggressivem Verhalten besonders gegenüber Gleichaltrigen dar und
wurde an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und
16
KAPITEL 1
EINLEITUNG
Jugendalters der Universitätsklinik Köln, am Kölner Institut für Klinische Kinderpsychologie
der
Christoph-Dornier-Stiftung
sowie
am
Ausbildungsinstitut
für
Kinder-
und
Jugendlichenpsychotherapie an der Uniklinik Köln (AKiP) entwickelt und in einer ersten
Pilotstudie evaluiert. Im Rahmen einer von 2009 bis 2013 durchgeführten radomisierten
Kontrollgruppenstudie
mit
einer
aktiven
Kontrollgruppe
in
Form
einer
ressourcenaktivierenden Spielgruppe wurde das Therapieprogramm THAV mit einer
Stichprobe von 101 Jungen weitergehend evaluiert. Zentrale Einschlusskriterien für die
Teilnahme an der Studie waren:
•
männliches Geschlecht
•
Alter von 6 bis 12 Jahren
•
IQ ≥ 80 (CFT1/CFT20-R)
•
ICD-10-Diagnose einer Störung des Sozialverhaltens (F91, F92, F90.1) in einem
halbstrukturierten klinischen Interview mit den Eltern anhand der DiagnostikCheckliste DCL-SSV aus dem DISYPS-II (Döpfner et al., 2008)
•
ein Stanine-Wert ≥ 7 auf der Gesamtskala des FBB-SSV im Elternurteil bei zwei
Erhebungen im Abstand von 6 Wochen
•
Schwerpunkt der aggressiven Symptomatik auf Gleichaltrigenproblematik
•
keine andere Psychopathologie im Vordergrund nach klinischer Einschätzung
aufgrund eines halbstrukturierten Interviews mit den Eltern
Der Behandlungsphase war eine sechswöchige Diagnostikphase vorgeschaltet, in dessen
Rahmen die für die Analysen der vorliegenden Arbeit verwendeten Fragebögen erhoben
wurden. Die Analysestichprobe umfasst auch Studienteilnehmer, die die oben genannten
Kriterien erfüllen, dennoch aber im Verlauf oder nach der Diagnostikphase aus der Studie
ausschieden und nicht in die Interventions- oder Kontrollgruppe randomisiert wurden.
Der Fragebogen zum aggressiven Verhalten von Kindern im Alter von 4 bis 14 Jahren (FAVK;
Görtz-Dorten & Döpfner, 2010a) dient der Erfassung von vier möglichen gleichaltrigen- und
erwachsenenbezogenen aggressionsauslösenden und -aufrechterhaltenden Faktoren im
Fremdurteil (Eltern, Lehrer, Erzieher; FAVK-F) und Selbsturteil (Kinder im Alter von 9;0 14;11 Jahren; FAVK-S): (1) Störungen sozial-kognitiver Informationsverarbeitung, (2)
Störungen der Impulskontrolle; (3) Störungen sozialer Fertigkeiten, (4) Störungen sozialer
Interaktionen. Der FAVK wurde bislang an Feldstichproben hinsichtlich der faktoriellen
Validität, Reliabilität und Validität der Skalen des Eltern- und Selbsturteils untersucht. In der
17
KAPITEL 1
EINLEITUNG
vorliegenden Arbeit sollen die bisherigen in Feldstichproben gewonnenen Befunde zur
psychometrischen Qualität des Eltern- und Selbsturteils des FAVK erstmals auf der Basis von
Daten einer klinischen Stichprobe von 6 bis 12 Jahre alten Jungen mit der Diagnose einer
Störung des Sozialverhaltens geprüft und zusätzlich das bisher nicht näher überprüfte
Lehrerurteil in die Analysen mit einbezogen werden. Die Ergebnisse werden im Kapitel 2
dargestellt.
Die englische Originalversion des Inventory of Callous-Unemotional Traits (ICU; Frick, 2004)
liegt als Selbsturteil für Jugendliche und als Fremdurteil (Eltern; Lehrer) vor und dient der
Erfassung der in der Einleitung beschriebenen CU traits anhand von drei Skalen: (1)
Callousness, (2) Uncaring, (3) Unemotional. Die Übersetzung der deutschsprachigen Version
erfolgte durch Essau, Sasagawa und Frick (2006). Da der Fragebogen bislang vorwiegend mit
Stichproben von Jugendlichen psychometrisch überprüft wurde, zielt die vorliegende Arbeit
auf die Verwendung und psychometrische Überprüfung des Elternurteils in einer klinischen
Stichprobe von Kindern ab. Es wurde erstmals geprüft, ob sich die faktorielle Struktur des
Fragebogens auch auf das Elternurteil in einer klinischen Stichprobe von 6 bis 12 Jahre alten
Jungen mit der Diagnose einer Störung des Sozialverhaltens übertragen lässt oder ob sich
durch die Daten eine alternative faktorielle Struktur besser abbildet. Diese Ergebnisse
werden in Kapitel 3 dargestellt.
Die psychometrische Überprüfung der beiden Fragebögen umfasst jeweils – angelehnt an die
bisher zu den Instrumenten veröffentlichen Analysen – die faktorielle Validität
(konfirmatorische/explorative Faktorenanalysen), Reliabilitätsanalysen (interne Konsistenzen
der Skalen; beim FAVK auch Wiederholungszuverlässigkeit), Aspekte der internen Validität
(z.B. Interkorrelation der Subskalen) sowie Analysen zur konvergenten und divergenten
Validität durch die Korrelationen mit anderen Instrumenten, welche externalisierendes bzw.
internalisierendes Verhalten erfassen.
In Kapitel 4 werden die Ergebnisse zum FAVK und ICU vor dem Hintergrund der Fragestellung
der vorliegenden Arbeit zusammenfassend diskutiert.
18
KAPITEL 2
FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN
2. FRAGEBOGEN ZUM AGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN (FAVK)
Benesch C, Görtz-Dorten A, Breuer D & Döpfner M (2013). Erfassung aggressionsauslösender
und -aufrechterhaltender Faktoren bei Kindern mit oppositionellen und aggressiven
Verhaltensstörungen im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil: Zur Reliabilität und Validität
des Fragebogens zum aggressiven Verhalten von Kindern (FAVK). Zeitschrift für
Klinische Psychologie und Psychotherapie. 42(4): 269-279
19
KAPITEL 2
FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN
Einleitung
Auf der Basis empirischer Studien wurden eine Reihe möglicher biopsychosozialer
Einflussfaktoren für die Entwicklung und Aufrechterhaltung aggressiver Verhaltensweisen
bei Kindern und Jugendlichen identifiziert (vgl. Döpfner, Adrian & Hanisch, 2007; Lahey &
Waldman, 2012; Petermann, Döpfner & Schmidt, 2007 für eine ausführliche Darstellung
störungsaufrechterhaltender Faktoren). Darunter befinden sich die folgenden vier Faktoren,
die
Ansatzpunkte
für
therapeutische
Interventionen
zur
Verminderung
gleichaltrigenbezogener und erwachsenenbezogener aggressiver Symptomatik darstellen
können: (1) Störungen sozial-kognitiver Informationsverarbeitung, (2) Störungen der
Impulskontrolle, (3) Störungen sozialer Fertigkeiten, (4) Störungen sozialer Interaktionen.
Dodge und Schwartz (1997) arbeiteten in experimentellen Studien typische Merkmale der
sozial-kognitiven Informationsverarbeitung aggressiver Kinder heraus und beschreiben fünf
Stufen der
sozial-kognitiven
Informationsverarbeitung von
der Enkodierung von
Hinweisreizen bis hin zur Bewertung der Problemlösung (vgl. auch Döpfner, 1989). Danach
nutzen aggressiv auffällige Kinder bei der Enkodierung weniger Hinweisreize, bei
uneindeutigen Reizen suchen sie im Vergleich zu anderen Kindern weniger zusätzliche Reize,
sie fokussieren auf provozierende Reize und unterstellen Interaktionspartnern Feindseligkeit.
Im Rahmen der Konfliktlösung entwickeln aggressive Kinder sehr häufig konflikterhöhende
und ineffektive Vorschläge, weil ihnen Dominanz und Kontrolle wichtiger sind als prosoziale
Ziele. Hinsichtlich der Bewertung der Problemlösung glauben aggressive Kinder, dass
Aggression zu Anerkennung, einem höheren Selbstwertgefühl sowie positiven Gefühlen
führt, und sie vernachlässigen die Perspektive des Opfers ihrer aggressiven Handlung. Sie
zeigen ein hohes Kompetenzvertrauen und eine hohe Erfolgserwartung für aggressive
Handlungen und glauben, positive konfliktbegrenzende Verhaltensweisen schlechter
einsetzen zu können. Die Studien zur sozial-kognitiven Informationsverarbeitung zeigten
darüber hinaus ein unzureichendes Einfühlungsvermögen bei aggressiven Kindern sowie eine
Unfähigkeit, die Konsequenzen des eigenen Handelns richtig einzuschätzen. Diese
Auffälligkeiten wurden in den letzten Jahren vor allem mithilfe des Konstruktes der callousunemotional traits beschrieben (Frick, 2012), die allerdings im Rahmen des hier analysieren
Verfahrens allenfalls ansatzweise erhoben werden.
20
KAPITEL 2
FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN
Eine weitere Ursache für aggressives Verhalten können eine mangelnde Impulskontrolle und
eine unzureichende Emotionsregulation sein, wodurch aggressives Verhalten unzureichend
gehemmt (vgl. Loeber & Hay, 1997; Frick, 2012) und der Einsatz angemessener
Problemlösestrategien verhindert wird. Kinder können aber auch bei einer unauffälligen
sozial-kognitiven Informationsverarbeitung und einer angemessenen Impulskontrolle und
Emotionsregulation in Konfliktsituationen aggressives Verhalten zeigen, weil es ihnen an
Fertigkeiten zur sozial kompetenten Lösung eines Konfliktes (kompetente verbale und nonverbale Interaktion) fehlt. Studien weisen darauf hin, dass sich aggressiv auffällige Kinder in
Rollenspielen ebenfalls wenig sozial kompetent verhalten (vgl. Döpfner et al., 2007). Neben
den
genannten
Faktoren
spielen
soziale
Interaktionen,
d.h.
der
Umgang
der
Interaktionspartner mit aggressiven Verhaltensweisen, ebenfalls eine zentrale Rolle für die
Auslösung und Aufrechterhaltung aggressiven Verhaltens. Störungen der Eltern-KindInteraktion in der Familie in Form von coerciven, d.h. gegenseitig erzwingenden
Interaktionen (Patterson, 1982), bilden häufig den Ausgangspunkt für die Entwicklung
aggressiven und oppositionellen Verhaltens bei Kindern. Dabei wird das Kind durch das
Nachgeben der Eltern für sein oppositionelles Verhalten negativ verstärkt oder durch das
Vorbild der Eltern zu aggressivem Verhalten angeregt. In einer Reihe von Studien konnten in
Familien mit aggressiv auffälligen Kindern die von Patterson beschriebenen coerciven
Interaktionen gefunden werden (vgl. Loeber, 1990; Patterson, Capaldi & Bank, 1991). Die im
familiären Rahmen erlernten Interaktionsmuster können sich im Kindergarten, in der Schule
und in Gleichaltrigengruppen fortsetzen. Vor allem mit zunehmendem Alter nehmen
Gleichaltrigenkontakte
eine
bedeutende
Rolle
ein
und
die
Verfestigung
von
Gleichaltrigenkonflikten sowie die Verstärkung dissozialen Verhaltens durch Gleichaltrige
kann zur Entwicklung dissozialer Symptomatik beitragen (vgl. Burke, Loeber & Birmaher,
2002; Hill, 2002).
Der Fragebogen zum aggressiven Verhalten von Kindern (FAVK; Görtz-Dorten & Döpfner,
2010a)
wurde
entwickelt,
um
diese
möglichen
aggressionsauslösenden
und
–
aufrechterhaltenden Faktoren bei Kindern im Alter von 4 bis 14 Jahren zu erfassen. Der
Fragebogen liegt als Fremdbeurteilungsverfahren für Eltern, Lehrer und Erzieher (FAVK-F)
und als Selbstbeurteilungsbogen für Kinder im Alter von 9;0 - 14;11 Jahren (FAVK-S) vor. Der
FAVK wurde bislang an einer Feldstichprobe hinsichtlich der faktoriellen Validität, Reliabilität
und Validität der Skalen des Eltern- und Selbsturteils untersucht. Es zeigte sich sowohl für
21
KAPITEL 2
das
Elternurteil
FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN
als
auch
das
Selbsturteil
eine
mit
einer
explorativen
Hauptkomponentenanalyse abgesicherte dreifaktorielle Struktur mit den Faktoren (1)
Störungen sozial-kognitiver Informationsverarbeitung, (2) Störungen der Impulskontrolle und
Störungen sozialer Fertigkeiten sowie (3) Störungen sozialer Interaktionen. Dennoch wurden
auf der Basis theoretischer Überlegungen vier Komponentenskalen gebildet, die sich in den
Reliabilitätsanalysen auch als ausreichend intern konsistent erwiesen.
Ziel der vorliegenden Studie ist es, die bisherigen in Feldstichproben gewonnenen Befunde
zur psychometrischen Qualität des Eltern- und Selbsturteils des FAVK auf der Basis von
Daten einer klinischen Stichprobe zu prüfen und das bisher nicht näher überprüfte
Lehrerurteil in die Analysen mit einzubeziehen. Folgende Fragestellungen sollen untersucht
werden:
1. Die faktorielle Validität der vier Komponentenskalen im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil
des FAVK soll anhand konfirmatorischer Faktorenanalysen überprüft werden. Es wird
erwartet, dass sich die hypothetisch vorgenommene Einteilung in vier Faktoren bestätigen
lässt. Diese Annahme beruht auf der Befundlage, dass sich aggressiv auffälliges Verhalten am
besten nicht kategorial, sondern dimensional und damit auf einem Kontinuum abbildet lässt
(Moffitt, Arseneault, Jaffee, Kim-Cohen, Koenen, Odgers, et al., 2008). Daher kann
angenommen werden, dass sich die Ergebnisse aus der Feldstichprobe auf eine klinische
Stichprobe übertragen lassen und eine weitere Differenzierung in die hypothetisch
angenommenen Faktoren möglich ist.
2. Die internen Konsistenzen und Retest-Reliabilitäten der übergeordneten Gesamtskalen,
der Komponentenskalen und der Itemgruppierungen werden im Eltern-, Lehrer- und
Selbsturteil ermittelt. Es wird erwartet, dass sich die Skalen in allen drei Perspektiven als
hinreichend intern konsistent (Cronbach`s Alpha > .70, vgl. Nunnally, 1978; Kline, 2005;
Hunsley & Mash, 2008) erweisen. Die Wiederholungszuverlässigkeiten in einem 6-WochenIntervall sollten, bezugnehmend auf die von Hunsley & Mash (2008) angegebenen
Richtwerte (adequate r = .70 bei einigen Tagen bis mehreren Wochen), nicht unter r = .70
liegen.
22
KAPITEL 2
FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN
3. Die Interkorrelationen der übergeordneten Gesamtskalen, der Komponentenskalen und
der Itemgruppierungen im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil sollen unter r = .70 liegen, damit
die Skalen als voneinander hinreichend unabhängig eingeschätzt werden können.
4. Die Korrelationen korrespondierender Skalen und Itemgruppierungen zwischen den
Beurteilerversionen (Eltern-Lehrer, Eltern-Selbst, Lehrer-Selbst) sollen überprüft werden. Es
wird erwartet dass diese höchsten im mittleren Bereich (r < .50) liegen. Bei
Aggressionsskalen, wie auch generell bei Skalen zur Erfassung von psychischen Störungen bei
Kindern und Jugendlichen werden in der Regel eher geringe Korrelationen zwischen
verschiedenen Beurteilern gefunden. Bei den deutschen Versionen des von Achenbach
entwickelten Breitbanddiagnostikums zur Erfassung von psychischen Auffälligkeiten und
Kompetenzen im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil (CBCL, TRF und YSR) wurden bei der
Berechnung informantenübergreifender Zusammenhänge der Skala aggressives Verhalten
Korrelationen zwischen r = .33 und r = .55 gefunden (vgl. Döpfner, Plück & Kinnen, 2013).
Vergleichbare Korrelationen zwischen Eltern-, Lehrer und Selbsturteilen wurden für den FBBSSV/SBB-SSV aus dem DISYPS-II gefunden (Görtz-Dorten, Ise, Hautmann, Walter & Döpfner,
2013). Im Rahmen der Analysen zum FAVK mit einer repräsentativen Stichprobe wurden
Korrelationen korrespondierender Komponentenskalen im Eltern- und Selbsturteil zwischen
r = .26 und r = .66 gefunden (Görtz-Dorten & Döpfner, 2010a).
5. Hinweise auf die konvergente und divergente Validität werden anhand der Korrelationen
der übergeordneten Gesamtskalen des Eltern-, Lehrer- und Selbsturteils des FAVK mit den
Skalen des FBB-SSV bzw. SBB-SSV sowie den Skalen der CBCL, des TRF und des YSR überprüft.
Es wird erwartet, dass sich mittlere bis höhere Korrelationen zu den konstruktnäheren
Skalen des FBB-SSV/SBB-SSV und den Skalen zu externalisierendem Verhalten des
CBCL/TRF/YSR zeigen, während bei den Skalen zu internalisierendem Verhalten dieser
Verfahren geringere Korrelationen resultieren sollten. Darüber hinaus soll für alle drei
Beurteilerversionen
anhand
von
multiplen
Korrelationen
zwischen
den
vier
Komponentenskalen des FAVK einerseits und der Skala zum oppositionellen Verhalten des
FBB-SSV/SBB-SSV andererseits und nachfolgenden schrittweisen Regressionsanalysen
überprüft werden, ob entsprechend dem theoretischen Modell alle Einzelkomponenten
einen bedeutsamen Beitrag zur Korrelation mit der Skala zum oppositionellen Verhalten des
FBB-SSV/SBB-SSV leisten.
23
KAPITEL 2
FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN
Methoden
Messinstrumente
Der bereits beschriebene FAVK erfasst mögliche auslösende und aufrechterhaltende
Komponenten gleichaltrigenbezogenen und erwachsenenbezogenen aggressiven Verhaltens
in 25 Items auf einer vierstufigen Skala (0 = gar nicht zutreffend bis 3 = besonders
zutreffend). Neben einem Gesamtwert, einem Gesamtwert für gleichaltrigenbezogene
Aggression und einem für erwachsenenbezogene Aggression können die 25 Items zu vier
Komponentenskalen zusammengefasst werden, welche die genannten vier auslösenden und
aufrechterhaltenden Komponenten für aggressives Verhalten abbilden. Itemgruppierungen
(die in den bisherigen Analysen nicht durchweg die Gütekriterien einer Skala erreicht haben)
ermöglichen darüber hinaus die Betrachtung der genannten Komponenten aggressiven
Verhaltens getrennt für den Umgang mit Gleichaltrigen und Erwachsenen.
Als Breitbanddiagnostikum zur Erfassung von psychischen Auffälligkeiten und Kompetenzen
wurden die deutschen Fassungen der Child Behavior Checklist (CBCL) und der Teacher
Report Form (TRF) sowie die deutsche Fassung des Youth Self Report (YSR, ab 11 Jahre)
verwendet (Döpfner et al., 2013). Acht Skalen werden in drei übergeordnete Gruppen
zusammengefasst: Internalisierende Auffälligkeiten mit den Skalen Sozialer Rückzug,
körperliche Beschwerden und Ängstlich/Depressiv, Externalisierende Auffälligkeiten mit den
Skalen Dissoziales Verhalten und Aggressives Verhalten und Gesamtauffälligkeit mit den
genannten
Skalen
und
Aufmerksamkeitsprobleme.
den
Skalen
Die
Soziale
letzteren
Probleme,
drei
Skalen
Schizoid/Zwanghaft
beschreiben
und
gemischte
Verhaltensauffälligkeiten. Mit wenigen Einschränkungen konnten zufriedenstellende interne
Konsistenzen
der
drei
übergeordneten
Skalen
und
der
Subskalen
der
drei
Fragebogenversionen bei der Verwendung in einer klinischen Stichprobe nachgewiesen
werden: CBCL α = .72 - .94 (Ausnahme: schizoid/zwanghaft); TRF .67 - .96 (Ausnahme:
schizoid/zwanghaft); YSR: .70 - .92 (Ausnahme: schizoid/zwanghaft; soziale Probleme;
sozialer Rückzug) (Döpfner et al., 2013).
Der
Fremdbeurteilungsfragebogen
FBB-SSV
(Eltern-
und
Lehrerurteil)
und
der
Selbstbeurteilungsfragebogen SBB-SSV (ab 11 Jahre) aus dem DISYPS-II (Döpfner, GörtzDorten & Lehmkuhl, 2008) erfassen die 23 Kriterien der Störung des Sozialverhaltens nach
24
KAPITEL 2
FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN
ICD-10 bzw. der Störung mit oppositionellem Trotzverhalten nach DSM-IV anhand von 25
Symptom-Items (4-stufige Ratingskala; 0 = gar nicht bis 3 = besonders zutreffend). Zusätzlich
erfassen 12 Items (K1 bis K12) prosoziales Verhalten (Kompetenzskala). Die internen
Konsistenzen der Skalen des FBB-SSV Eltern variieren zwischen α = .71 und .93, im SBB-SSV
zwischen α = .83 bis .88 (Skala dissoziales Verhalten α = .56) (Döpfner et al., 2008) und im
Lehrerurteil in einer klinischen Stichprobe zwischen α = .90 und .93 (Skala dissoziales
Verhalten α = .68) (Ise, Döpfner & Görtz-Dorten, 2013).
Die
Diagnosechecklisten
für
Störungen
des
Sozialverhaltens
(DCL-SSV)
und
für
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (DCL-ADHS) aus dem DISYPS-II (Döpfner
et al., 2008) werden zur Diagnosestellung im Rahmen eines halbstrukturierten klinischen
Interviews mit den Eltern verwendet. Die internen Konsistenzen der Symptomskalen der
Diagnose-Checklisten basierend auf einem halbstrukturierten Elterninterview liegen nach
Görtz-Dorten & Döpfner (2008) in einer klinischen und einer Feldstichprobe mit wenigen
Einschränkungen im zufriedenstellenden Bereich über α = .74. Die Diagnosen wurden
anhand der Diagnose-Checklisten in einer Konsensusbesprechung zwischen drei klinisch
tätigen Psychologen festgelegt.
Stichprobe
Die Analysestichprobe wurde im Rahmen einer umfassenden Evaluationsstudie des
Therapieprogramms für Kinder mit aggressivem Verhalten (THAV; Görtz-Dorten & Döpfner,
2010b) gewonnen. Einschlusskriterien für die Teilnahme an der Studie waren: männliches
Geschlecht, Alter von 6 bis 12 Jahren, IQ ≥ 80 (CFT1/CFT20-R), ICD-10-Diagnose einer
Störung des Sozialverhaltens (F91, F92, F90.1) in einem halbstrukturierten klinischen
Interview mit den Eltern anhand der Diagnostik-Checkliste DCL-SSV aus dem DISYPS-II
(durchgeführt durch trainierte Psychotherapeuten in Ausbildung), ein Stanine-Wert ≥ 7 auf
der Gesamtskala des FBB-SSV im Elternurteil bei zwei Erhebungen im Abstand von 6
Wochen, Schwerpunkt der aggressiven Symptomatik auf Gleichaltrigenproblematik, keine
andere Psychopathologie im Vordergrund nach klinischer Einschätzung aufgrund eines
halbstrukturierten Interviews mit den Eltern mit dem Psychopathologischen Befund-System
für Kinder und Jugendliche (Döpfner, Berner, Flechtner, Lehmkuhl & Steinhausen, 1998).
Zudem mussten die Familien über ausreichende Deutschkenntnisse in Wort und Schrift
25
KAPITEL 2
FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN
verfügen. Der Behandlungsphase wurde eine Diagnostikphase mit zwei Messzeitpunkten
(MZP1, MZP2) im Abstand von sechs Wochen vorgeschaltet, in dessen Rahmen die für die
Analysen der vorliegenden Arbeit verwendeten Messinstrumente erhoben wurden; der
FAVK im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil, der FBB-SSV im Eltern- und Lehrerurteil und der
Selbstbeurteilungsbogen SBB-SSV zu beiden Messzeitpunkten (MZP1, MZP2), der
Elternfragebogen CBCL, der Lehrerfragebogen TRF und der Fragebogen für Jugendliche YSR
zu Messzeitpunkt 2. Insgesamt wurden 167 Patienten zu MZP1 gescreent. FAVK-Fragebögen
mit mehr als 10% fehlenden Antworten auf Itemebene wurden ausgeschlossen. Dann noch
fehlende Werte wurden mithilfe des Expectation-Maximization-Algorithmus ersetzt.
Weiterführende Informationen zum gewählten Schätzverfahren bieten Croy & Novins
(2005).
In die Analysen wurden 156 Elternurteile, 104 Lehrerurteile und 91 Selbsturteile (ab 9 Jahre)
einbezogen. Anhand derselben Einschlusskriterien wurden beim FAVK 121 Elternurteile, 64
Lehrerurteile und 61 Selbsturteile (ab 9 Jahre) in die Analysen zum Messzeitpunkt 2 mit
einbezogen. Bei den Korrelationsberechnungen des FAVK mit der Skala dissozial-aggressives
Verhalten des FBB-SSV im Eltern- und Lehrerurteil ist die Stichprobe um 7 Patienten
reduziert, da die Items dieser Skala bei Kindergartenkindern nicht beantwortet werden. Die
Unterschiede in den Stichprobengrößen zwischen den verschiedenen Beurteilern bzw. den
beiden Messzeitpunkten erklären sich durch: (1) Drop-Outs während der Diagnostikphase,
(2) Schwierigkeiten beim Rücklauf der Lehrerbögen und (3) der Altersbegrenzung für das
Selbsturteil vor dem Hintergrund der Altersspannweiten der Studie. Der Altersrange bei
Messzeitpunkt 1 reicht von 6 bis 12 Jahren, das mittlere Alter lag bei 8.8 Jahren (SD = ±1.9).
Diagnosen nach DCL-SSV/DCL-ADHS: 73,7% F91.3; 20,5% F90.1; 5,8% F91.1/F91.2. Auch
wenn ein breites Spektrum an aggressiver Symptomatik vorlag, konnte bei allen Patienten
sichergestellt werden, dass mindestens ein Schwerpunkt auf der aggressiven Symptomatik
Gleichaltrigen gegenüber lag. Mittlerer IQ von SW = 105 (SD = ± 13.88).
26
KAPITEL 2
FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN
Statistische Analysen
Die Analysen der vorliegenden Arbeit werden unter Verwendung der Softwareprogramme
SPSS 19.0 und AMOS durchgeführt. Das zu prüfende Modell für die konfirmatorischen
Faktorenanalysen setzt sich zusammen aus vier latenten, miteinander korrelierenden
Faktoren, die jeweils durch eine unterschiedliche Anzahl beobachtbarer Variablen
repräsentiert werden. Da der Stichprobenumfang in den drei Beurteilerversionen für diese
Analysen als eher klein einzuschätzen ist (Elternurteil n = 156, Lehrerurteil n = 104,
Selbsturteil n = 91), wurden die konfirmatorischen Faktorenanalysen getrennt für die Items
zugehörig zur gleichaltrigenbezogenen Aggression und die Items zugehörig zur
erwachsenenbezogenen
Aggression
berechnet.
Dabei
wurde
aufgrund
der
für
konfirmatorische Faktorenanalysen relativ geringen Stichprobenumfänge sowie der durch
Kolmogorov-Smirnov-Tests für alle Fragebogenversionen nachgewiesenen fehlenden
Normalverteilungen
nach
Empfehlung
von
Emrich
(2004)
das verteilungs-
und
stichprobenunabhängige Unweighted-Least-Squares Verfahren (ULS) verwendet. Dieses
Verfahren gibt die Modellpassung (model fit) anhand des um die Freiheitsgrade adjustierten
Goodness of Fit Index (AGFI) als Maß für den relativen Anteil an aufgeklärter Varianz und
den Root Mean Square Residual Index (RMR) als Maß für den Anteil nicht aufgeklärter
Varianz an (Jöreskog & Sörbom, 1984). Das Modell wird nach Weiber & Mühlhaus (2010)
anhand des AGFI bei Werten ≥ .90 und anhand des RMR bei Werten < .10 als gut bewertet.
Ergebnisse
Faktorielle Validität
Bei der Betrachtung der geschätzten Faktorladungen der einzelnen Items auf den vier
latenten Variablen zur gleichaltrigenbezogenen Aggression liegt im Elternurteil (Lehrerurteil)
[Selbsturteil] die Spannweite der einzelnen Ladungen (1) beim Faktor 1 (sozial-kognitive
Informationsverarbeitung) zwischen a = .49 (.41) [.26] bis a = .62 (.72) [.60], (2) beim Faktor 2
(Impulskontrolle) zwischen a = .16 (.22) [.02] bis a = .73 (82) [.68}, (3) beim Faktor 3 (soziale
Fertigkeiten) zwischen a = .44 (.30) [.45] bis a = .75 (.87) [68] und (4) beim Faktor 4 (soziale
Interaktionen) zwischen a = .24 (.30) [.12] bis a = .85 (.88) [.68]. Es zeigen sich Korrelationen
zwischen den vier latenten Faktoren von r = .37 (.59) [.68] bis r = .85 (.94) [.97]. Über alle drei
27
KAPITEL 2
FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN
Beurteilerversionen hinweg zeigt das Item 12 (Faktor 2) sehr niedrige Ladungen (a = .02 bis a
= .22) und ist im Rahmen der angegebenen Spannweiten der Ladungen als Ausreißer zu
intepretieren; konfirmatorische Faktorenanalysen unter Ausschluss dieses Items ergaben
allerdings nur eine geringfügige Verbesserung der Modellpassung.
Die geschätzten Faktorladungen der einzelnen Items auf den vier latenten Variablen zur
erwachsenenbezogenen Aggression in den drei Beurteilerversionen sind mit den Ergebnissen
zu gleichaltrigenbezogenen Aggressionen weitgehend vergleichbar. Die Korrelationen
zwischen den Faktoren liegen im geringen bis hohen Bereich (Elternurteil: r = .37 bis r = .86;
Lehrerurteil r = .70 bis r = .91; Selbsturteil r = .62 bis r = .89). Auch bei diesen Modellen wies
das Item 12 niedrige Ladungen (a = .08 bis a = .27) auf; konfirmatorische Faktorenanalysen
ohne dieses Item führten ebenfalls nur zu einer geringfügigen Verbesserung der
Modellpassung.
Insgesamt
zeigen
die
Modelle
für
gleichaltrigenbezogene
und
erwachsenenbezogene Aggression in allen drei Beurteilerversionen eine zufriedenstellende
Anpassung.
Die adjustierten Goodness of Fit Indixes (.912 - .966) liegen bei allen Modellen über dem
mindestens geforderten Wert .90 und die Root Mean Square Residual Indexes (RMR) liegen
alle unter .10 (.056 - .074). Insgesamt können die faktoriellen Lösungen somit als
ausreichend konsistent angesehen werden. Die in der Feldstichprobe im Rahmen
exploratorischer Faktorenanalysen gefundene dreifaktorielle Struktur des FAVK bei
getrennter Betrachtung der Items zu gleichaltrigenbezogener und erwachsenenbezogener
Aggression im Eltern- und Selbsturteil konnte auch in der klinischen Stichprobe im Rahmen
konfirmatorischer Faktorenanalysen für das Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil bestätigt
werden. Dabei ist die Modellpassung der dreifaktoriellen Lösung im Vergleich zur
vierfaktoriellen Lösung nominell minimal besser (Spannweite AGFI .912 - .965; Spannweite
RMR .059 - .075).
28
KAPITEL 2
FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN
Reliabilität
Wie Tabelle 1 zeigt liegen die internen Konsistenzen der Gesamt- und der
Komponentenskalen für das Eltern-, das Lehrer- und das Selbsturteil über α = .751 und sind
damit nach Kline (2005) als sehr gut bis exzellent zu bewerten. Auch die internen
Konsistenzen der Itemgruppierungen liegen im Eltern- und Lehrerurteil überwiegend im
zufriedenstellenden Bereich, während sie für das Selbsturteil überwiegend nicht
zufriedenstellend sind. Die Retest-Reliabilitäten anhand einer zweiten Erhebung des FAVK im
Abstand von sechs Wochen liegen durchweg unter r= .70 und sind damit nicht
zufriedenstellend.
Tabelle 1
Interne Konsistenzen und Retest-Reliabilität des FAVK im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil
Skalen
Items
Eltern
Cronbach`s α
PearsonKorr. r (M1-
Lehrer
Cronbach`s α
M2)
PearsonKorr. r (M1-
Selbst
Cronbach`s α
M2)
PearsonKorr. r
(M1-M2)
Gesamtskalen
Gesamtskala
50
.919
.663
.952
.652
.916
.662
Gleichaltrigenbezogene Aggr.
25
.981
.619
.930
.580
.874
.689
Erwachsenenbezogene Aggr.
25
.867
.634
.918
.735
.867
.634
Soz.-kogn. Inf.verarbeitung
16
.850
.593
.917
.746
.776
.584
Impulskontrolle
10
.790
.603
.864
.572
.751
.420
Soziale Fertigkeiten
12
.863
.624
.892
.493
.866
.625
Soziale Interaktionen
Itemgruppierungen
Gleichaltrigenbezogen (G)
G Soz.-kogn. Inf.verarbeitung
12
.811
.657
.766
.671
.766
.529
8
.780
.529
.839
.779
.645
.565
G Impulskontrolle
5
.626
.551
.737
.632
.645
.502
G soziale Fertigkeiten
6
.768
.654
.836
.601
.812
.638
G soziale Interaktionen
Itemgruppierungen
Erwachsenenbezogen (E)
E soz.-kogn. Inf.verarbeitung
6
.712
.586
.743
.740
.610
.544
8
.812
.578
.903
.690
.733
.553
E Impulskontrolle
5
.653
.587
.776
.494
.625
.405
E soziale Fertigkeiten
6
.817
.552
.861
.423
.785
.519
E soziale Interaktionen
6
.749
.629
.628
.334
.661
.522
156
120
104
51
91
67
Komponentenskalen
n
29
KAPITEL 2
FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN
Interne Validität
Mit einer Ausnahme (Lehrerurteil: Korrelation der Komponentenskalen Impulskontrolle und
soziale Fertigkeiten, r = .748) liegen die Korrelationen der vier Komponentenskalen innerhalb
eines Beurteilers (Eltern, Lehrer, Selbst) unter r = .70 und sind daher als hinreichend
voneinander unabhängig zu bewerten.
Die Betrachtung der Korrelationen korrespondierender Skalen zwischen den drei Beurteilern
zeigt auf nahezu allen Skalen und Itemgruppierungen geringe und statistisch nicht
signifikante Zusammenhänge. Lediglich die Itemgruppierung Gleichaltrigenbezogene
Aggression – soziale Interaktion korreliert signifikant bei dem Vergleich des Eltern- und
Lehrerurteils (r = .243, p ≤ .05) und die Komponentenskala Impulskontrolle (r = .215, p ≤ .05)
und die Itemgruppierung Gleichaltrigenbezogene Aggression – Impulskontrolle (r = .282, p ≤
.05) bei dem Vergleich des Eltern- und Selbsturteils. Auch bei der Verwendung der
Attenuationskorrektur (vgl. Lienert & Raatz, 1998) bei der Berechnung der Korrelationen
zwischen den Beurteilern ergeben sich keine wesentlich größeren Zusammenhänge.
Konvergente und divergente Validität
Tabelle 2 bildet die Korrelationen der Gesamtskalen des FAVK im Eltern-, Lehrer- und
Selbsturteil mit den Skalen des FBB-SSV bzw. SBB-SSV (alle Messzeitpunkt 1) und den Skalen
des Elternfragebogens CBCL, des Lehrerfragebogens TRF bzw. des Selbstfragebogens YSR
(Messzeitpunkt 2) ab. Im Eltern- und Lehrerurteil liegen die Produkt-Moment-Korrelationen
der drei Gesamtskalen des FAVK mit den Skalen des Fremdbeurteilungsbogens FBB-SSV zu
oppositionellem und dissozialem Verhalten und mit den Skalen zu Externalisierenden
Auffälligkeiten des CBCL bzw. TRF mehrheitlich im mittleren bis hohem Bereich. Die
Korrelationen im Sinne konvergenter Validität sind im Lehrerurteil bezogen auf den FBB-SSV
höher als im Elternurteil, ein umgekehrtes Muster ist in Bezug auf die AchenbachFragebögen erkennbar. Im Selbsturteil lassen sich mittlere bis große Korrelationen zwischen
den drei Gesamtskalen des FAVK und den Skalen zu oppositionellem Verhalten und
dissozialem Verhalten des SBB-SSV finden. Die erwarteten Zusammenhänge zu den Skalen
des YSR, die Externalisierendes Verhalten abfragen, lassen sich nicht zufriedenstellend
zeigen; hier sind alle Korrelationen statistisch nicht signifikant.
30
KAPITEL 2
FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN
Tabelle 2
Konvergente und divergente Validität des FAVK im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil: Produkt-Moment-Korrelationen der korrespondierenden Skalen bei gleichem
Beurteiler
Eltern
Gesamtskala
Gesamtskala
Gleichaltigenbezogen
Gesamtskala
Erwachsenbezogen
Lehrer
Gesamtskala
Gesamtskala
Gleichaltigenbezogen
Gesamtskala
Erwachsenbezogen
Selbst
Gesamtskala
Gesamtskala
Gleichaltigenbezogen
FBB-SSV-E/ FBB-SSVL/SBB-SSV
Oppositionell
.613**
.543**
.543**
.791**
.799**
.649**
.590**
.693**
Dissozial
.426**
.478**
.285**
.600**
.634**
.475**
.558**
.543**
Kompetenzen
-.373**
-.365**
-.299**
-.576**
-.582**
-.473**
-.258
-.186
CBCL/TRF/YSRexternalisierend
Aggressiv
.665**
.687**
.499**
.372**
.328*
.405**
.199
.325
Dissozial
.515**
.477**
.444**
.554**
.260
.468**
.351
.244
CBCL/TRF/YSR
Aufm.störung
.421**
.420**
.331**
.398**
.529**
.311*
.278
.237
Soz. Probleme
.344**
.382**
.232**
.516**
.341*
.394**
-.015
.044
CBCL/TRF/YSRinternalisierend
Sozialer Rückzug
.247**
.370**
.067
.420**
.465**
.293*
.001
-.128
Körp. Beschwerden
.133
.142
.095
.099
.169
.012
-.014
-.098
Ängstlich/depressiv
.241**
.303**
.125
.411**
.537**
.259
.050
-.013
Eltern: FBB-SSV-E n = 155 (Skala dissozial n = 148), CBCL n = 121; Lehrer: FBB-SSV-L n = 93 (Skala dissozial n = 86), TRF n = 55; Selbst: SBB-SSV n = 39, YSR n = 31
* Signifikanzniveau p ≤ .05, ** Signifikanzniveau p ≤ .01
31
Gesamtskala
Erwachsenbezogen
.356**
.444**
.269
-.001
.355**
.233
-.074
.140
.081
.103
KAPITEL 2
FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN
Hinsichtlich der divergenten Validität ergeben sich im Eltern- und Lehrerurteil kleine bis
mittlere statistisch signifikante negative Korrelationen zwischen den Gesamtskalen des FAVK
und den Kompetenzskalen des FBB-SSV (r = -.299 bis r = -.582), im Lehrerurteil bilden sich
insgesamt höhere negative Korrelationen ab. Die Korrelationen der FAVK-Skalen mit den
Skalen zu internalisierenden Auffälligkeiten im CBCL bzw. TRF sind nur teilweise statistisch
signifikant und liegen mehrheitlich im unteren bis mittleren Bereich (r = .012 bis r = .537). Im
Lehrerurteil bilden sich hierbei insgesamt höhere Korrelationen bei den Skalen zu
internalisierenden Auffälligkeiten (sozialer Rückzug; ängstlich/depressiv) ab als im
Elternurteil. Im Selbsturteil lassen sich keine statistisch signifikanten Korrelationen zwischen
den FAVK-Skalen und der Kompetenzskala des SBB-SSV und den Skalen zu internalisierenden
Auffälligkeiten abbilden.
Neben den berichteten bivariaten Korrelationen wurden multiple Korrelationen und
hierarchische Regressionsanalysen mit den Komponentenskalen des FAVK als Prädiktoren
und der Skala zum oppositionellen Verhalten des FBB-SSV/SBB-SSV als Kriterium
durchgeführt. Damit sollte geprüft werden, ob alle Komponentenskalen des FAVK als
störungsauslösende und –aufrechterhaltende Faktoren entsprechend dem theoretischen
Modell des FAVK jeweils einen individuellen Beitrag zur Ausprägung der aggressiven
Symptomatik (nach DSM-IV-TR/ICD-10) leisten. Im Elternurteil wurde eine multiple
Korrelation zwischen den vier Komponentenskalen des FAVK und der Skala zum
oppositionellen Verhalten des FBB-SSV von R = .638 (korrigiertes R² = .391) errechnet. In den
nachfolgenden schrittweisen hierarchischen Regressionsanalysen wurden die beiden
Komponenten Störungen sozial-kognitiver Informationsverarbeitung (β = .407) und
Störungen der Impulskontrolle (β = .322) als signifikante Prädiktoren mit einem R = .629
(korrigiertes R² =. 388) identifiziert. Im Lehrerurteil resultierte eine multiple Korrelation
zwischen den vier Komponentenskalen des FAVK und der Skala zum oppositionellen
Verhalten des FBB-SSV von R = .794 (korrigiertes R² = .614). In den nachfolgenden
schrittweisen hierarchischen Regressionsanalysen wurden die beiden Komponenten
Störungen sozial-kognitiver Informationsverarbeitung (β = .431) und Störungen sozialer
Fertigkeiten (β = .428) als signifikante Prädiktoren mit einem R = .787 (korrigiertes R² = .611)
identifiziert. Das Selbsturteil zeigte eine multiple Korrelation zwischen den vier
Komponentenskalen des FAVK und der Skala zum oppositionellen Verhalten des SBB-SSV von
32
KAPITEL 2
FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN
R = .719 (korrigiertes R² = .460). Als signifikanter Prädiktor wurde in nachfolgenden
schrittweisen hierarchischen Regressionsanalysen die Komponente Störungen der
Impulskontrolle (β = .678) mit einem R = .678 (korrigiertes R² = .445) identifiziert.
Schließlich wurden die Gesamtskalen und Komponentenskalen zwischen den Beurteilern
hinsichtlich Mittelwertdifferenzen geprüft (siehe Tabelle 3). Dabei konnten auf fast allen
Skalen (Ausnahme: Komponentenskala Störungen sozialer Interaktionen) statistisch
signifikante Unterschiede zwischen den Beurteilern festgestellt werden. Wie Tabelle 3 zeigt,
liegen die Selbsturteile immer unter den Eltern- und Lehrerurteilen und bei den meisten
Skalen sind diese Unterschiede auch erheblich. Demgegenüber liegen Eltern- und
Lehrerurteile überwiegend nahe beieinander.
Tabelle 3
Vergleich der Mittelwerte der Gesamtskalen und der Komponentenskalen des FAVK im Eltern-, Lehrerund Selbsturteil
FAVK-Skalen
Beurteiler
MW
SD
F-Wert
p-Werte
Gesamt
Eltern
Lehrer
Selbst
Eltern
Lehrer
Selbst
Eltern
Lehrer
Selbst
Eltern
Lehrer
Selbst
Eltern
Lehrer
Selbst
Eltern
Lehrer
Selbst
Eltern
Lehrer
Selbst
1,34
1,28
0,87
1,59
1,62
1,47
1,10
0,94
0,93
1,43
1,52
0,89
1,86
1,53
1,21
1,43
1,32
0,77
0,71
0,70
0,61
0,40
0,52
0,40
0,44
0,55
0,46
0,47
0,57
0,43
0,51
0,65
0,41
0,54
0,70
0,56
0,57
0,63
0,54
0,48
0,43
0,49
25,203
.000
35,612
.000
24,834
.000
40,481
.000
35,158
.000
38,545
.000
0,183
.833
Gesamt
Gleichaltrigenbezogen
Gesamt
Erwachsenenbezogen
Störungen sozial-kognitiver
Informationsverarbeitung
Störungen der
Impulskontrolle
Störungen sozialer
Fertigkeiten
Störungen sozialer
Interaktionen
33
KAPITEL 2
FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN
Diskussion
Die vorliegende Studie untersucht erstmals die faktorielle Validität, die interne Konsistenz
und Wiederholungszuverlässigkeit des FAVK im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil in einer
klinischen Stichprobe (Jungen im Alter von 6-12 Jahren mit oppositionellen und aggressiven
Verhaltensstörungen), sowie die Korrelationen zwischen den Skalen des FAVK innerhalb
eines Beurteilers als auch zwischen den Beurteilern und Aspekte der konvergenten und
divergenten Validität des Verfahrens. Die vierfaktorielle Modellstruktur des FAVK ließ sich
sowohl mit den Items zur gleichaltrigenbezogenen Aggression als auch mit den Items zur
erwachsenenbezogenen Aggression aus allen drei Beurteilerperspektiven gut bestätigen.
Damit konnte das zugrundeliegende Modell der vier möglichen störungsauslösenden und
aufrechterhaltenden Komponenten aggressiven Verhaltens von Kindern und Jugendlichen
belegt werden, wenngleich zwischen den Faktoren teilweise hohe Korrelationen ermittelt
wurden. Theoretische Modelle und empirische Befunde gehen von einer gegenseitigen
Beeinflussung der einzelnen aggressionsauslösenden Faktoren aus. So mögen sich
beispielsweise
Störungen
sozialer
Interaktionen
direkt
auf
die
sozial-kognitive
Informationsverarbeitung, die Impulskontrolle und die sozialen Fertigkeiten auswirken (vgl.
Döpfner et al., 2007). Bislang lag nur eine explorative Faktorenanalyse in einer
Feldstichprobe vor (Görtz-Dorten & Döpfner, 2010a), bei der drei Faktoren identifiziert
werden konnten. In der klinischen Stichprobe waren die Indizes zur Beurteilung der
Modellpassung für die dreifaktorielle Struktur, bei der die Störungen der Impulskontrolle
und der sozialen Fertigkeiten zu einem Faktor zusammengefasst sind, in allen drei
Beurteilerversionen nominell minimal besser im Vergleich zur vierfaktoriellen Lösung. Somit
werden die Daten der Analysestichprobe durch das sparsamere dreifaktorielle Modell
eigentlich besser erklärt. Aus verschiedenen Gründen soll dennoch an dem vierfaktoriellen
Modell festgehalten werden: Die in dem dreifaktoriellen Modell resultierende Unterteilung
störungsauslösender und –aufrechterhaltender Faktoren in (1) eine kognitive Komponente
(Störungen sozial-kognitiver Informationsverarbeitung), (2) eine emotional-behaviorale
Komponente mit der Kombination von Störungen der Impulskontrolle und Störungen
sozialer Fertigkeiten und (3) eine interaktionelle Komponente (Störungen sozialer
Interaktionen) ist sowohl vor dem Hintergrund theoretischer Überlegungen als auch im
Hinblick auf die klinische Praxis nicht ausreichend zufriedenstellend. Bei der Behandlung von
Kindern und Jugendlichen ist die Unterscheidung zwischen einer unzureichenden
34
KAPITEL 2
FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN
Impulskontrolle und Auffälligkeiten auf der Verhaltensebene aufgrund eines Mangels an
Fertigkeiten vor allem für die Therapieplanung und damit die Auswahl geeigneter
Interventionen sehr relevant. Darüber hinaus konnten in Reliabilitätsanalysen für alle vier
Komponentenskalen
in
allen
drei
Beurteilerversionen
zufriedenstellende
interne
Konsistenzen nachgewiesen werden.
Als erster Schritt zu einer weitergehenden Modellprüfung des FAVK wurden hierarchische
Regressionsanalysen durchgeführt. Dabei sollte geprüft werden, ob alle Komponentenskalen
des FAVK entsprechend dem theoretischen Modell des FAVK jeweils einen individuellen
Beitrag zur Ausprägung der aggressiven Symptomatik (nach DSM-IV-TR/ICD-10), erfasst
durch die Skala zum oppositionellen Verhalten des FBB-SSV/SBB-SSV, leisten. Obwohl die
multiplen Korrelationen zwischen den störungsaufrechterhaltenden Komponenten einerseits
und der aggressiven Symptomatik nach ICD-10/DSM-IV andererseits zwischen 30% und 60%
der Varianz aufklären konnten, ließ sich das theoretische Modell in keiner Beurteilerversion
ausreichend bestätigen, da maximal zwei der vier Komponenten einen bedeutsamen Beitrag
zur Aufklärung der Varianz der aggressiven Symptomatik leisteten. Den Beurteilungen in
einer klinischen Stichprobe liegt möglicherweise ein Beurteilerbias zugrunde, der die
Korrelation der Komponenten untereinander dadurch künstlich erhöht, dass die Items
ähnlich beantwortet werden. Eine weitere mögliche Ursache für diese Befunde können
komplexere Zusammenhänge zwischen den vier Komponenten sein. So wurde der Faktor
Störungen sozialer Interaktionen bei keiner Beurteilerversion als signifikanter Prädiktor
ermittelt, obwohl gerade bei diesem Faktor entsprechend der coercion Hypothese von
Patterson et al. (1991) ein hoher Beitrag zur Varianzaufklärung erwartet wurde.
Möglicherweise
fungieren
die
drei
anderen
Komponenten
(sozial-kognitive
Informationsverarbeitung, Impulskontrolle, soziale Fertigkeiten), die intrapsychische
Faktoren darstellen, als vermittelnde Prozesse für den Zusammenhang zwischen Störungen
sozialer Interaktionen und aggressiver Symptomatik nach ICD-10/DSM-IV. Für die
Überprüfung derartiger Modelle sind weitere Analysen in Form von Pfadanalysen an
größeren Stichproben notwendig.
Die internen Konsistenzen der Gesamtskalen und Komponentenskalen konnten in allen drei
Beurteilerversionen zufriedenstellend belegt werden. Die für die getrennte Betrachtung
gleichaltrigenbezogener und erwachsenenbezogener Aggression zur Verfügung stehender
35
KAPITEL 2
FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN
Itemgruppierungen waren jedoch – aufgrund der geringen Itemzahl – nicht zufriedenstellend
intern konsistent. Unter der Verwendung strengerer Kriterien für die Beurteilung der
internen Konsistenzen (alpha >.80) können nur die drei übergeordneten Gesamtskalen in
allen Beurteilerversionen als zufriedenstellend konsistent bewertet werden. Die
Korrelationen der Skalen pro Beurteilerversion untereinander belegen mit einer Ausnahme
eine hinreichende Unabhängigkeit der Skalen voneinander. Damit werden die in der
Feldstichprobe für das Eltern- und Selbsturteil gefundenen internen Konsistenzen bzw.
Zusammenhänge (vgl. Görtz-Dorten & Döpfner, 2010a) auch in einer klinischen Stichprobe
repliziert und für das Lehrerurteil erweitert.
Die erstmals untersuchten Wiederholungszuverlässigkeiten der Gesamtskalen und
Komponentenskalen des FAVK liegen, verglichen mit den Kriterien von Hunsley & Mash
(2008), in einem nicht zufriedenstellenden Bereich. Vergleichbare Ergebnisse ergaben sich
allerdings auch beim FBB-SSV bzw. SBB-SSV in derselben Stichprobe, bei denen die
Wiederholungszuverlässigkeiten im Elternurteil (n = 121) bei r = .599, im Lehrerurteil (n = 53)
bei r = .538 und im Selbsturteil (n = 32) bei r = .653 liegen.
Die konvergente und divergente Validität konnte erstmals in einer klinischen Stichprobe am
deutlichsten für das Elternurteil bestätigt werden. Im Lehrerurteil bilden sich gute Hinweise
auf eine konvergente Validität ab. Aspekte der divergenten Validität sind aufgrund höherer
Korrelationen mit Skalen zu internalisierendem Verhalten weniger deutlich als im Elternurteil
nachweisbar. Auch im Selbsturteil konnten über die Korrelation mit den Skalen des SBB-SSV
gute Hinweise für die konvergente Validität gewonnen werden.
Die Korrelationen der korrespondierenden Skalen zwischen den Beurteilern sind
überwiegend statistisch nicht signifikant und fallen damit noch geringer aus als die
Zusammenhänge zwischen dem Eltern- und Selbsturteil des FAVK in der Feldstichprobe
(Görtz-Dorten & Döpfner, 2010a) und als die informantenübergreifenden Zusammenhänge
bei Aggressionsskalen anderer Instrumente (vgl. Döpfner et al., 2013; Döpfner et al., 2008),
die überwiegend zwischen r = .40 und r = .50 liegen.
Im Unterschied zu den Aggressionsskalen aus dem CBCL/TRF/YSR und den Skalen des FBVSSV erfasst der FAVK störungsauslösende und aufrechterhaltende Faktoren aggressiver
Symptomatik, die vermutlich schwerer zu objektivieren sind als das relativ gut beobachtbare
36
KAPITEL 2
FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN
aggressive Verhalten, weil interne Zustände des Patienten aufgrund äußerer Hinweiszeichen
beurteilt werden müssen, beispielsweise bei Items wie: 08. Fühlt sich oft ungerecht
behandelt. ; 14. Nimmt anderen etwas weg, wenn er/sie es haben möchte, weil er/sie nicht
weiß, wie er/sie anders daran kommen kann.
In der Feldstichprobe konnten allerdings statistisch signifikante Zusammenhänge zwischen
den Skalen des FAVK im Eltern- und Selbsturteils belegt werden, die zwischen r = .26 und r =
.66 liegen. Möglicherweise lässt sich dieser Unterschied durch die in Feldstichproben meist
im Vergleich zu homogenen klinischen Stichproben größere Streuung der Messwerte
erklären.
Die Studie weist verschiedene Limitationen auf. Der FAVK deckt mit der Erfassung von vier
auslösenden und aufrechterhaltenden Komponenten aggressiven Verhaltens nur einen
Teilbereich der Gesamtheit möglicher Einflussfaktoren ab. Die Erfassung der in der
Forschungsliteratur als relevant betrachteten CU traits wird durch die Items des FAVK nicht
ermöglicht. Hier kann auf die Bemühungen hingewiesen werden das von Frick (2004)
entwickelte Inventory of Callous-Unemotional Traits auf die Erfassung der CU traits bei
Kindern und Jugendlichen im deutschsprachigen Raum zu adaptieren (Benesch, GörtzDorten, Breuer & Döpfner, 2013).
Zudem konnte zwar eine relativ große homogene Stichprobe von Jungen im Alter von 6 bis
12 Jahren mit der Diagnose einer Störung des Sozialverhaltens gewonnen werden; dennoch
war diese klinische Stichprobe für die Durchführung konfirmatorischer Faktorenanalysen
vergleichsweise gering. Kreuzvalidierungen mit weiteren Stichproben sind daher wichtig.
Außerdem schränken die Einschlusskriterien (männliches Geschlecht, Alter 6-12 Jahre,
Schwerpunkt auf Gleichaltrigenproblematik) die Generalisierbarkeit der Befunde ein. Die
Ergebnisse können somit nicht auf andere Stichproben (z.B. Mädchen, anderer
Altersbereich, anderes aggressives Problemverhalten im Vordergrund) übertragen werden.
Auch deckt die Analysestichprobe den Anwendungsbereich des FAVK (4-14;11 Jahre im
Fremdurteil; 9-14;11 Jahre im Selbsturteil) nicht vollständig ab. Die störungsauslösenden und
–aufrechterhaltenden Faktoren wurden im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil erhoben, in die
allerdings jeweils spezifische Urteilsverzerrungen einfließen. Zur beurteilerunabhängigeren
Erfassung dieser Faktoren könnten noch weitere Erhebungsverfahren, wie zum Beispiel
37
KAPITEL 2
FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN
Verhaltensbeobachtungen oder Verhaltenstests herangezogen werden. Das ist jedoch
jenseits der Zielsetzung dieser Analyse.
Unter Berücksichtigung der genannten Limitationen bestätigen die Befunde die Verwendung
des FAVK in Klinik und Forschung. In Verbindung mit Verfahren zur Erfassung von aggressivdissozialer Symptomatik, wie sie in ICD-10 oder DSM-IV bzw. DSM-5 definiert werden (z-B.
Diagnostiksystem DISYPS-II; Döpfner et al., 2008) lässt sich damit nicht nur ein
differenziertes Bild der Verhaltensproblematik aus unterschiedlichen Perspektiven erheben,
sondern auch Hinweise auf störungsaufrechterhaltende Faktoren finden, die für die
Therapieplanung von besonderem Interesse sind und beispielsweise im Therapieprogramm
für Kinder mit aggressivem Verhalten (THAV; Görtz-Dorten & Döpfner, 2010b) aufgegriffen
werden.
38
KAPITEL 3
INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS
3. INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS (ICU)
Benesch C, Görtz-Dorten A, Breuer D & Döpfner M (2013). Assessment of CallousUnemotional Traits in 6 to 12 Year-Old Children with Oppositional Defiant
Disorder/Conduct Disorder by Parent Ratings. Manuskript angenommen in revidierter
Fassung: Journal of Psychopathology and Behavioral Assessment
39
KAPITEL 3
INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS
Introduction
The assessment of callous-unemotional (CU) traits (e.g. lack of empathy and guilt) in children
and adolescents has been a focus for research in the past decade. Several comprehensive
reviews summarize the research (Frick and Dickens 2006; Frick and White 2008) and show
significant associations between CU traits and aggression, as well as differences in the social,
cognitive, emotional, and personality characteristics of youths with low versus high levels of
CU traits. Specifically, CU traits are both predictive for and associated with a pervasive and
more severe pattern of conduct problems, delinquency, or aggression, as well as a more
proactive type of aggression (Kahn et al. 2012). Furthermore, CU traits are associated with a
temperament characterized by a reduced level of distress over the consequences of personal
behavior and with a tendency to show novelty- and thrill-seeking behavior, which can impair
the development of conscience and empathy (Frick and Viding 2009). Although the
underlying causes of CU traits remain unclear, twin studies have indicated they are heritable
and there is some overlap in the genes associated with CU traits and conduct problems
(Viding et al. 2013). However, environmental factors, such as parenting style, also play a role
(Frick 2012). Additionally, deficits in the functioning of the amygdala have been seen in
patients with high CU traits (Jones et al. 2009). Although there is little data on response to
treatment, preliminary evidence indicates that CU traits may moderate treatment
responses, such that children with CU traits are more difficult to treat (Frick 2012; Munoz
and Frick 2012).
Based on this research, it was suggested that CU traits may be useful for identifying a
subgroup of youths with conduct disorder at risk of developing a more severe form of
antisocial behavior, and DSM-5 now includes the CU traits specifier “with limited prosocial
emotions” to the diagnosis of Conduct Disorder (CD) (American Psychiatric Association,
2013). An individual is required to meet the full criteria for CD and to show two or more of
the following four characteristics persistently over at least 12 months and in multiple
relationships or settings: (1) lack of remorse or guilt: a general lack of concern about the
negative consequences of his/her own actions; (2) callous-lack of empathy: disregards and is
unconcerned about the feelings of others; (3) unconcerned about performance: does not
show concern about poor/problematic performance at school/work or in other important
activities; and (4) shallow or deficient affect: does not express feelings or show emotions to
others (except when used for gain or in shallow/insincere/superficial ways). It is emphasized
40
KAPITEL 3
INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS
that these characteristics describe the individual`s typical pattern of interpersonal and
emotional functioning, therefore multiple information sources are needed.
Reliable and valid instruments for the assessment of CU traits are needed. Most of the past
research has used the Antisocial Process Screening Device (APSD; Frick and Hare 2001) to
assess CU traits in children or adolescents, relying on parent-, teacher- or self-report. Frick
(2004) developed the Inventory of Callous-Unemotional Traits (ICU) to overcome the
psychometric limitations of the APSD, which are described by Essau et al. (2006). Four items
of the APSD form the basis of the item pool of the ICU (“Is concerned about how well he/she
does school or work,” “Feels bad or guilty when he/she does something wrong,” “Is
concerned about the feelings of others,” “Does not show feelings or emotions”), because
they load consistently on the callous-unemotional factor in clinic and community samples.
Three positively worded items and three negatively worded items were developed from
each of the four original items. Each item on the resulting 24-item scale (with equal numbers
of positively and negatively worded items) is scored on a 4-point rating scale ranging from 0
(not at all true) to 3 (definitely true). There are parent-, teacher- and self-report versions of
the ICU, and the original English version of the questionnaire has been adapted and
translated into German by Essau et al. (2006).
To date, nine studies have examined the factorial structure of the ICU (Essau et al. 2006;
Kimonis et al. 2008; Fanti et al. 2009; Roose et al. 2010; Feilhauer et al. 2012; Ezpeleta et al.
2013; Byrd et al. 2013; Houghton et al. 2013; Kimonis et al. 2013). Essau et al. (2006)
conducted both an exploratory factor analysis (EFA) and a confirmatory factor analysis (CFA)
of the German version of the self-report version using a large community sample (n=1,443)
of nonreferred German adolescents aged between 13 and 18 years. The EFA showed three
factors (Callousness, Uncaring, Unemotional). The fit indices of the CFA suggested that a
three-bifactor model with a general factor and three uncorrelated subfactors represented a
satisfactory solution to the data. Thereby, the three subfactors depicted different aspects of
the CU traits (Callousness, Uncaring, Unemotional) and loaded onto a general CU factor. The
same factor structure was found using the English version of the self-report form in a sample
of juvenile offenders (n=248) aged between 12 and 20 years (Kimonis et al. 2008), and for
the Greek version of the self-report form in a sample of nonreferred Greek Cypriot
adolescents (n=347) aged 12 to 18 years (Fanti et al. 2009). In a Belgian sample (n=455) of
41
KAPITEL 3
INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS
nonreferred youths aged between 14 and 20 years, the CFA results supported the factor
structure found previously for the self-report form, and suggested that it can be extended to
the parent- and teacher-report forms of the ICU (Roose et al. 2010). In these studies, internal
consistencies were “acceptable” for the ICU total score (α=.77 to .83) and the subscales
Callousness (α=.70 to .80) and Uncaring (α=.73 to .81), and were in the “marginal” to
“acceptable” range for the subscale Unemotional (α=.53 to .73). Furthermore, the three
subscales were weakly intercorrelated (rCallousness – Uncaring=.26 to .39; rCallousness – Unemotional=.20
to .25 ; rUncaring – Unemotional=.09 to .30). Several of these studies (Essau et al. 2006; Kimonis et
al. 2008; Roose et al. 2010) found positive correlations between the ICU subscales
Callousness and Uncaring, but none or very low correlations between the subscale
Unemotional and CD symptoms using data from the self-report version of the ICU.
In contrast, Feilhauer et al. (2012) could not replicate the three-bifactor model in a Dutch
mixed youth sample (clinical offenders n=127; healthy control n=172; non-clinical offenders
n=42; externalizing non-offenders, under treatment n=42) aged 13 to 20 years. An EFA
identified a five-factor solution (Lack of Conscience, Uncaring, Unemotional, Callousness,
Lack of Empathy), but the internal consistencies were acceptable only for the total score and
two subscales (Uncaring, Lack of Conscience). All ICU scales except for the subscale Lack of
Empathy showed significant associations with measures of aggressive behavior (Feilhauer et
al. 2012).
In a sample of college students aged 17 to 62 years, an EFA supported a similar three-factor
structure to that identified in a sample of youths, showing considerable consistency in the
factor loadings for adults compared with youths, except for two items (items 8 and 12)
which loaded on different factors form those reported for youths (Kimonis et al. 2013). The
internal consistencies were “acceptable” (α=.77 to .81), except for the subscale Callousness,
which showed low internal consistency (α=.51). The subscales Callousness and Uncaring
were moderately to strongly correlated with adult self-report measures of psychopathy
compared to the subscale Unemotional (Kimonis et al. 2013). Additionally, Byrd et al. 2013
replicated the three-bifactor structure with only marginally acceptable fit indices in a
community sample of adult males (n=425). Therefore, the authors emphasised the need fo
scale refinement.
42
KAPITEL 3
INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS
Ezpeleta et al. (2013) tested the factor structure of the teacher-report version of the ICU in a
community sample of preschool children (n=622) aged 3 to 4 years. The three proposed
dimensions of the original ICU (Callousness, Uncaring, Unemotional) were confirmed in a
CFA, whereas the three-bifactor solution assuming a general factor underlying all the items
could not be accepted. Because of the lack of associations between the subscale
Unemotional and disruptive disorder measures (compared to the considerable correlations
of Callousness and Uncaring and the measures of aggressive behavior), the authors
suggested that the subscale Unemotional represents a dimension distinct from the construct
Callous-Unemotional (Ezpeleta et al. 2013). Additionally, in a sample of Australian children
(n=268) aged 7 to 12 years, a two-factor model comprising one Uncaring and one Callous
Unemotional factor represented a satisfactory solution for the data of the self-report
version, whereas four items were removed as a result of an item analysis before testing the
factorial structure (Houghton et al. 2013).
Thus, most previous studies of the factor structure of the ICU have relied on the self-report
version, with the exception of Roose et al. (2010) who used the teacher-, parent- and a
combined-report version for adolescents, and Ezpelata et al. (2013), who used the teacher-
report version for pre-school children. Moreover, as the ICU has been applied mostly to
adolescent samples, there is a need to examine and validate the ICU in young children for
whom application of the parent-report version of the ICU would seem to be more
appropriate.
The first aim of the present study is to examine whether the factorial structure of the ICU
found in most previous studies can be extended to a clinical sample of boys aged 6 to 12
years with Oppositional Defiant Disorder/Conduct Disorder (ODD/CD) using the parentreport version, or whether a novel factorial structure better fits the data. Therefore, as in
previous studies (Essau et al., 2006; Fanti et al., 2008; Kimonis et al., 2008; Roose et al.,
2010; Feilhauer et al. 2012; Byrd et al. 2013; Ezpeleta et al. 2013), different factor models for
the parent-report form of the ICU will be tested. In the first step, we will use confirmatory
factor analyses (CFA) to test the goodness of fit with the factorial structure found in previous
studies using the self-report version of the ICU. If this structure cannot be replicated, we will
then use exploratory factor analyses (EFA) to find an alternative factorial structure.
43
KAPITEL 3
INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS
The second aim of the present study is to evaluate and compare the internal consistencies of
the different scale compositions of the parent-report version of the ICU based on the results
of the CFA and EFA.
The third aim of the study is to explore the associations of CU traits with externalizing
problems and with internalizing problems as rated by parents (convergent and divergent
validity). Higher correlations with externalizing problems than with internalizing problems
are expected.
Methods
Participants
The present study was part of a clincial trial on the German treatment program for children
with aggressive behavior (Therapieprogramm für Kinder mit aggressivem Verhalten, THAV;
Görtz-Dorten and Döpfner 2010b). Patients for this clinical trial were recruited by
approaching schools and private psychiatric practices, and by advertising in the local press.
Patients could only be included in the present study if they met all the inclusion criteria for
the clinical trial. Thus, the study included boys aged 6 to 12 years with an IQ ≥80 and the
following: (1) a diagnosis of Conduct Disorder (ICD-10 diagnostic codes: F91, F92, F90.1)
based on a semi-structured clinical interview of parents using the ICD-10/DSM-IV DiagnosticChecklist for Conduct Disorder and Oppositional Defiant Disorder (DCL-SSV) from the
German Diagnostik-System für Psychische Störungen für Kinder und Jugendliche nach ICD-10
und DSM-IV (DISYPS-II; Döpfner et al. 2008); (2) stanine scores ≥7 on the total problems scale
of the German Inventory of Conduct Disorder (Döpfner et al. 2008) at two assessment points
6 weeks apart; (3) peer-related aggressive behavior as the main symptom rated by the
clinician; and (4) no other dominating psychopathology present requiring first line treatment
based on a semi-structured interview of the parents with the German version of the Clinical
Assessment-Scale for Child and Adolescent Psychopathology (CASCAP-D; Döpfner et al.
1998).
Overall, 135 parents (fathers or mothers) answered the ICU. Questionnaires with more than
10 % missing items were excluded, and those with less than 10 % missing items had missing
44
KAPITEL 3
INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS
values imputed using the expectation maximization algorithm. Data from 131 questionnaires
were used for the CFA, EFA and reliability analysis. The samples sizes for the validity analyses
correlations between the ICU and other assessement instruments were as follows: (1) ICU –
FBB-SSV (Döpfner et al. 2008): n=129; (2) ICU – FAVK (Görtz-Dorten and Döpfner 2010a):
n=130; and (3) ICU – CBCL (Achenbach 1991): n=120. Data management for the FBB-SSV,
FAVK and CBCL was identical to that for the ICU described above. The patient sample ranged
in age from 6 to 12 years (mean=8.9; SD=1.9).
Assessment Instruments
ICU. The Inventory of Callous-Unemotional Traits (Frick 2004) includes 24 items each scored
on a 4-point rating scale from 0 (not at all true) to 3 (definitely true), and was designed to
assess CU traits using self-, parent- or teacher-report. The ICU consists of three subscales: (1)
Callousness (11 items), (2) Uncaring (8 items), and (3) Unemotional (5 items). Furthermore, a
total score can be computed. Twelve positively worded items (items 1, 3, 5, 8, 13, 14, 15, 16,
17, 19, 23, 24) require reverse scoring.
FBB-SSV.
The
German
Checklist
for
Oppostional
and
Conduct
Disorder
(Fremdbeurteilungsbogen für Störungen des Sozialverhaltens) is part of the German DISYPSII (Döpfner et al. 2008). The parent-report form consists of 25 items that are each scored on
a 4-point rating scale (from 0=not at all true to 3=definitely true), and which cover the 23
diagnostic criteria for Conduct Disorder and Oppositional Defiant Disorder according to ICD10 and DSM-IV. Two subscales can be computed: (1) oppositional behavior (9 items); and (2)
antisocial behavior (16 items). Furthermore, 12 items ascertain social competences. The
coefficients alpha of the subscales ranged from .71 to .93 (Döpfner et al. 2008).
FAVK. The German Inventory of Aggressive Behavior in Children (Fragebogen zum
aggressiven Verhalten von Kindern (FAVK; Görtz-Dorten and Döpfner 2010a) addresses
disturbances in (1) social information processing, (2) impulse control, (3) social skills, and (4)
coercive interaction processes, which may play an essential role in the development and
maintenance of aggressive behavior in children and adolescents aged 4 to 14 years. The
inventory consists of 25 items on two distinct response scales (peer-related behavior; adultrelated behavior); each item has four response options ranging from 0 (not at all true) to 3
(definitely true). Four component scales (social information processing, impulse control,
45
KAPITEL 3
INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS
social skills, coercive interaction) as well as three higher-order scales (aggression-peers;
aggression-adults; total score) showed satisfactory internal consistency in nonreferred and
clinical samples (Görtz-Dorten and Döpfner 2010a; Benesch et al. 2013). The parent-report
form was used for the present analysis.
CBCL. The Child Behavior Checklist (CBCL; Achenbach 1991) is a parent questionnaire and
consists of two broadband scales that reflect externalizing and internalizing syndromes. The
internalizing composite consists of the subscales withdrawn, somatic complaints, and
anxious/depressed. The externalizing composite consists of the subscales aggressive
behavior and delinquent behavior. Other syndromes are defined as “mixed” syndromes if
they do not fall within either of the two broadband categories (e.g. social problems, thought
problems, attentional problems). For each described behavior, there are three response
categories (not true=0, somewhat/sometimes true=1, very/often true=2) for parents to rate
how their child is now or has been in the past six months. The present study used the
German version of the CBCL, which has satisfactory coefficients alpha ranging from .72 to .94
for the subscales (except for the subscale withdrawn) and the two broadband scales (see
Döpfner et al. 2013).
Statistical Analysis
For the confirmatory factor analyses, we used AMOS 5.0 (Arbuckle 2003) with maximum
likelihood estimation according to Emrich (2004) because of the comparatively small sample
size (n=131). Model fit was evaluated using the χ2 fit statistic, the χ2/df ratio, the
comparative fit index (CFI), and the root mean square error of approximation (RMSEA). The
Akaike information criterion (AIC) was used for model comparison. The three models were
compared with each other using pairwise chi-square difference tests. The fit indices were
selected on the basis that: (1) each index depicts a different aspect of model fit (inferential
statistical evaluation, descriptive measures of overall model fit, descriptive measures based
on model comparisons, measures of model parsimony) (Schermelleh-Engel et al. 2003), and
(2) they are used and are comparable to the analyses in previous studies (Essau et al. 2006;
Fanti et al. 2008; Kimonis et al. 2008; Roose et al. 2010; Feilhauer et al. 2012; Ezpeleta et al.
2013). If the p-value associated with the χ2 value is greater than 0.05, the test states that the
model fits the data. Due to the dependence on sample size, Jöreskog and Sörbom (1993)
46
KAPITEL 3
INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS
propose use of the ratio χ2/df, which should be as small as possible for a good model fit.
Although no absolute standards are established, a ratio between 2 and 3 represents a
"good/acceptable" data-model fit (Schermelleh-Engel et al. 2003). RMSEA values ≤.05 can be
considered as a good fit, whereas values >.10 indicate a poor model fit (Browne and Cudeck
1993; Schermelleh-Engel et al. 2003). A CFI value of .97 indicates a good model fit
(Schermelleh-Engel et al. 2003). Smaller values for the AIC indicate better fit (Akaike 1987).
For the exploratory factor analysis, SPSS 20 with principal axes analysis and promax rotation
was used. The internal consistencies of the different forms of the subscales and the total
score of the ICU identified in the EFA were analyzed by calculating Cronbach’s alpha
coefficients. According to Kline (2005), reliability coefficients α>.70 are considered
acceptable. Internal consistency was also assessed using the mean corrected item-to-total
correlation (MCITC) values and the inter-item correlation (MIC) values. According to Clark
and Watson (1995), MIC values in the range of .15 to .50 are considered adequate, while
MCITC values should be higher than .30 (Nunally and Bernstein 1994). Pearson correlations
were used to investigate intercorrelations of the subscales of the ICU within the different
rater versions and the associations of the corresponding subscales across different raters.
Correlations of r<.70 indicate an acceptable independence of the subscales for within-rater
correlations.
Pearson correlations were also calculated to assess the convergent and divergent validity of
the ICU with the ratings from the FBB-SSV, FAVK and CBCL. Additionally, partial correlations
were calculated to investigate the degree of association between each ICU subscale and the
other scales measuring child behavior and internalizing/externalizing problems after
controlling for the influence of the other two ICU subscales.
Results
Confirmatory factor analysis
Following previous research on the ICU (Essau et al. 2006; Fanti et al. 2008; Kimonis et al.
2008; Roose et al. 2010; Feilhauer et al. 2012; Byrd et al. 2013; Ezpeleta et al. 2013), three
factor models were tested (Table 1). The first model examined (Model 1) was a single-factor
47
KAPITEL 3
INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS
model in which all items loaded onto a single factor representing callous-unemotional traits.
This model was tested as the baseline model to which the other multifactorial models could
be compared. The second model (Model 2) was a three-factor model which proposes that
the items can be separated into three intercorrelated factors – Callousness, Uncaring and
Unemotional. Model 3, a three-bifactor model, specifies that all items load onto a general
callous-unemotional dimension and onto three independent subfactors. The fit indices for
each model of the parent-report version of the ICU are shown in Table 1.
Table 1. Confirmatory factor analyses: Fit indices comparing the structural models for the
parent-report version of the Inventory of Callous-Unemotional Traits (ICU)
Model 1 (1 factor)
Model 2 (3-factor intercorrelated)
Model 3 (3-bifactor model)
χ2
χ2/df
RMSEA
CFI
AIC
704.994
553.008
423.683
2.798
2.221
1.858
.118
.097
.081
.432
.619
.755
800.994
703.008
615.683
df=degrees of freedom; RMSEA = root mean square error of approximation; CFI = comparative fit index; AIC =
Akaike information criterion; n=131
Based on the criteria for a good model fit (described above for the different fit indices), the
results of the CFA (Table 1) revealed an inadequate model fit, with the poorest fit of the data
to the single-factor model in which all items loaded onto a general factor (Model 1). This
result indicated that the item pool of the general dimension consists of meaningful
subgroups of items. The fit indices improved in Model 2, which describes three
intercorrelated factors (Callousness, Unemotional, Uncaring). This model fits the data well
based on two of the indices (χ2/df, RMSEA; see Table 1), and fits the data better than the
single-factor model based on the AIC and a chi-square difference test (χ2(df=3)=151.986,
p<0.0001). Model 3, which describes a general dimension of callous-unemotional traits plus
three independent factors (identified in Model 2), fits the data well based on one of the
indices (RMSEA; see Table 1); this model fits the data better than the three-factor model
(Model 2) based on the AIC and a chi-square difference test (χ2(df=21)=129.325, p<0.0001).
Although Model 3 was superior to Model 2 based on the AIC and the chi-square difference
test, the absolute level of fit was still unacceptable for the χ2 statistic (χ2(df=228)=423.683,
48
KAPITEL 3
INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS
p<0.001), χ2/df ratio and CFI (Table 1). Overall, all three models failed to achieve a
satisfactory fit on every fit index.
Exploratory factor analysis
Having found an inadequate fit for all a priori models tested, we used EFA (principal axes
analysis with promax rotation) to identify an alternative factor structure of the ICU that
shows a better fit to the present data. The eigenvalue analysis yielded seven factors with
eigenvalues >1 explaining 48.76 % of the variance. A parallel analysis (Horn, 1965) revealed a
four-factor solution, explaining 38.78 % of variance, with one factor describing shallow or
deficient affect, one factor describing unconcerned about performance, and two factors
describing callous-lack of empathy and lack of remorse or guilt without clear differentiation
in item content. The three-factor solution (see Table 2), explaining 33.58 % of variance,
allowed the best interpretation compared with the other factorial models tested (model
with one factor: 16.65 % explained variance, two factors: 26.23 % explained variance; four
factors: 38.78 % explained variance). The first factor (Factor 1) was labeled Callousness/Lack
of Guilt or Remorse and consisted of 12 items related to a lack of concern about the feelings
of others and a lack of feeling guilty or remorse by doing something wrong. The second
factor (Factor 2) was labeled Unconcerned about Performance and consisted of 7 items
related to a lack of concern about performance and a lack of effort. The third factor (Factor
3) was labeled Unemotional and consisted of 5 items related to a lack of emotional
expression; these were the same 5 items in the factor Unemotional in the CFA of previous
studies. Table 2 shows the new factor structure and gives the corrected item-to-total
correlation of each item. Because of low factor loadings (alpha <.25), items 2, 7 and 10 of the
ICU were removed. Furthermore, item 5 (“Feels bad or guilty when he/she has done
something wrong.“) had substantial loading on both Factor 1 and Factor 2, but was
associated more with the content of the factor Callousness/Lack of Guilt or Remorse than
with the concept of the factor Unconcerned about Performance and was included in the
scale Callousness/Lack of Guilt or Remorse.
49
KAPITEL 3
INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS
Table 2. Exploratory factor analyses: Factor structure (loadings) and item-total-correlations
of the parent-report version of the Inventory of Callous-Unemotional Traits (ICU)
Items
Factor 1
Factor 2
Factor 3
Item-totalcorrelation
s
.711
-.109
.023
.578
.605
-.176
-.170
.388
.599
.006
-.166
.487
.569
.226
.035
.612
.557
.086
-.211
.453
.529
.085
.168
.548
.437
.410
.374
.286
-.179
.332
.270
.026
.283
.209
-.079
.263
.358
.546
.445
.326
.290
.308
.024
.412
-.050
.044
-.191
.849
.696
.680
-.027
-.013
.038
.606
.565
.572
.141
.380
-.204
.419
-.018
.291
.132
.285
.083
.094
-.166
.028
-.236
-.026
-.096
.168
-.149
.056
.791
.692
.616
.577
.533
.632
.609
.516
.478
.437
Callousness/Lack of Guilt or Remorse
21. The feelings of others are unimportant to
him/her
9. Does not care if he/she is in trouble
4. Does not care who he/she hurts to get
what he/she wants
17. Tries not to hurt others’ feelingsa
18. Shows no remorse when he/she has done
something wrong
16. Apologizes (“says he/she is sorry”) to
persons he/she has hurta
12. Seems very cold and uncaring
8. Is concerned about the feelings of othersa
24. Does things to make others feel gooda
13. Easily admits to being wronga
5. Feels bad or guilty when he/she has done
something wronga
Unconcerned about Performance
15. Always tries his/her besta
23. Works hard on everythinga
3. Is concerned about schoolworka
20. Does not like to put the time into doing
things well
11. Does not care about doing things well
Unemotional
1. Expresses his/her feelings openlya
6. Does not show emotions
14. It is easy to tell how he/she is feelinga
22. Hides his/her feelings from others
19. Is very expressive and emotionala
a
Items that require reverse scoring
Note: Principal axis analysis with three factors extracted; values reported are rotated factor loadings using
promax rotation method; n=131; elimination of the items 2, 7 and 10; item 5 dedicated to factor
Callousness/Lack of Guilt/Remorse
Internal Consistency
Based on the CFA and EFA, two different compositions of the subscales and the total score
were created: (1) the original subscales Callousness, Unemotional, Uncaring and the total
score as found in previous studies; and (2) the new subscales Callousness/Lack of Guilt or
50
KAPITEL 3
INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS
Remorse and Unconcerned about Performance, based on the EFA and consideration of the
factor loadings (the scale Unemotional was left unchanged). Table 3 shows the coefficients
alpha, the ranges of the item-total-correlations, the mean corrected item-to-total
correlation and the mean inter-item correlation of the two different forms of the subscales
and the total score. The internal consistency for the three original subscales was acceptable
for two of the three scales (Uncaring, Unemotional) and the total score, but the internal
consistency was marginal for the factor Callousness (α=.639). The coefficients alpha for the
new subscales, the unchanged scale Unemotional, and the total score ranged from .726 to
.806 and were satisfactory. The MIC and MCITC values of these scales were also satisfactory.
51
KAPITEL 3
INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS
Table 3. Means, standard deviations, ranges of item-total-correlations, internal consistencies and mean inter-item correlations and mean
corrected item-to-total correlations of the two different scale compositions of the parent-report version of the Inventory of Callous-Unemotional
Traits (ICU)
ICU
Composition
Originala
Newb
Unchangedc
Subscale
Callousness
Uncaring
Total Score
Callousness/Lack of Guilt or Remorse
Unconcerned about Performance
Total Score
Unemotional
Number of
Items
Mean
SD
Range of itemtotal-correlations
α
MCITC
MIC
11
8
24
11
5
21
5
0.865
1.642
1.202
1.312
1.177
1.262
1.237
0.372
0.466
0.334
0.445
0.559
0.359
0.643
.009 – .503
.288 – .625
.078 – .578
.326 – .612
.285 – .606
.128 – .604
.437 – .632
.639
.748
.786
.806
.726
.796
.761
.299
.449
.331
.468
.489
.361
.534
.141
.277
.140
.276
.341
.165
.396
SD = Standard Deviation; MIC = mean inter-item correlation; MCITC = mean corrected item-to-total correlation; α = Internal Consistencies; n=131
a
As proposed by Essau et al. (2006) for the self-report version and by Roose et al. (2010) for the parent-report version
b
From exploratory factor analysis in the present study minus items 2, 7 and 10; item 5 was dedicated to factor Callousness/Lack of Guilt or Remorse
c
The Unemotional subscale has the same composition in the original and new versions and is included in the total score for both versions
52
KAPITEL 3
INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS
Intercorrelations
The original subscales were all moderately correlated. In contrast, the new subscales were
weakly intercorrelated, except for a moderate correlation of the subscales Callousness/Lack
of Guilt or Remorse and Unconcerned about performance (r=.359; p≤.01) indicating a
moderate dependence of these scales. The corresponding scales of the original and the new
versions were highly correlated (Callousness resp. Callousness/Lack of Guilt or Remorse:
r=.789; Uncaring resp. Unconcerned about performance: r=.793; for all correlations p≤0.01).
Convergent and divergent validity
Table 4 summarises the Pearson correlation coefficients for the original and new ICU
subscales and total scores with the ratings on the FBB-SSV, FAVK and CBCL. According to the
criteria of Cohen (1992), these associations are mostly weak (r ≥.10) or moderate (r ≥.30).
As seen in Table 4, the original scale Callousness and the new scale Callousness/Lack of Guilt
or Remorse correlated in the weak to moderate range with the scales related to
oppositional, aggressive and antisocial behavior (FBB-SSV, FAVK, CBCL; r=.207 to .391 and
r=.214 to .453, respectively). Most of these correlations remained statistically significant
after controlling for the effects of the other two ICU subscales. The correlational pattern of
the new scale composition is somewhat higher compared to the original scale. Moreover the
correlations with the CBCL subscale of aggressive behavior were significantly higher (p<0.05)
than the correlations with the CBCL subscales of Somatic Complaints, Anxious/Depressed
and Withdrawn. Likewise, the correlations with the CBCL subscale delinquent behavior were
higher than the correlations with the CBCL subscale Somatic Complaint.
The original subscale Uncaring had some significant correlations with the scales addressing
aggressive and delinquent behavior, but the correlation coefficients were close to zero after
controlling for the effects of the other ICU subscales (see Table 4). The new subscale
Unconcerned about performance did not show any significant correlations with the scales
assessing behavioral or emotional problems, with the exception of Attention Problems,
which remained significant after controlling for the effects of the other ICU subscales.
53
KAPITEL 3
INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS
Table 4 shows that the subscale Unemotional had only weak correlations with the child
behavior ratings by parents, except for a moderate correlation to the CBCL subscale
Withdrawn (r=.317).
The original subscales Callousness and Uncaring, the new subscales Callousness/Lack of Guilt
or Remorse, and the total scores had a moderate correlation (r=-.332 to -.509) with the scale
related to social competences (FBB-SSV), whereas this correlation was weak for the new
scale Unconcerned about performance (r=-.186) and the scale Unemotional (r=-.197) (see
Table 4).
54
KAPITEL 3
INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS
Table 4. Pearson correlations of the convergent/divergent validity of the parent-report version of the Inventory of Callous-Unemotional Traits
(ICU) with parent ratings of child oppositional-antisocial behavior, aggression, and externalizing, internalizing and mixed behavior problems.
Partial correlations of each ICU subscale after controlling for the effects of the other two subscales are given in parentheses (original subscale) and
in square brackets (new subscale)
Original subscales
Total score
Callousness
FBB-SSV (n=130)
Oppositional behavior
Antisocial behavior
Social competences
FAVK (n=129)
Aggression - peers
Aggression - adults
CBCL (n=120)
Externalizing Problems
Aggressive behavior
Delinquent behavior
Mixed
Attention problems
Social problems
Thought problems
Uncaring
New subscales
Reduced
Callousness/Lack of
Total Score
Guilt/Remorse
Unconcerned
about
Performance
Unchanged subscale
Unemotional
0.216**
0.203*
-0.447**
0.207* (0.142)
0.247** (0.265**)
-0.322** (-0.114)
0.163 (0.056)
0.040 (-0.132)
-0.439** (-0.319**)
0.232**
0.190
-0.482**
0.243** [0.215*]
0.214* [0.217*]
-0.509* [-0.470**]
0.101 [0.025]
-0.025 [-0.110]
-0.186* [-0.026]
0.087 (0.056) [0.050]
0.151 (0.144) [0.118]
-0.197* (-0.131) [-0.136]
0.292**
0.266** (0.192*)
0.200* (0.056)
0.330**
0.425** [0.444**]
-0.033 [-0.189*]
0.156 (0.123) [0.111]
0.192*
0.240** (0.191*)
0.153 (0.038)
0.202*
0.294** [0.301**]
0.037 [-0.054]
-0.004 (-0.037) [-0.050)]
0.361**
0.315**
0.391** (0.281**)
0.333** (0.270**)
0.304** (0.111)
0.204** (0.007)
0.367**
0.308**
0.453** [0.410**]
0.331** [0.308**]
0.155 [0.027]
0.094 [-0.014]
0.060 (-0.004) [-0.009]
0.137 (0.100) [0.093]
0.355**
0.280** (0.117)
0.338** (0.213*)
0.221*
0.257** [0.173]
0.147 (0.084) [0.099]
0.226*
0.165
0.292** (0.237**)
0.170 (0.143)
0.177 (0.026)
0.093 (-0.015)
0.172
0.343**
0.260** [0.230*]
0.204* [0.205]
0.304**
[0.239**]
0.150 [0.081]
0.000 [-0.071]
-0.007 (-0.048) [-0.054]
0.093 (0.075) [0.068]
0.265**
0.066
0.076
0.181* (0.151)
0.023 (-0.007)
0.119 (0.151)
0.109 (-0.043)
0.050 (0.033)
-0.011 (-0.102)
0.281**
0.089
0.092
0.202* [0.166]
0.059 [0.039]
0.177 [0.221*]
0.049 [-0.035]
0.045 [0.024]
-0.124 [-0.192*]
0.317** (0.305**) [0.298**]
0.080 (0.071) [0.070]
0.053 (0.056) [0.040]
Internalizing Problems
Withdrawn
Somatic complaints
Anxious/Depressed
**p≤0.05, *p≤0.01
FBB-SSV= German Checklist for Oppositional and Conduct Disorder (Fremdbeurteilungsbogen für Störungen des Sozialverhaltens); FAVK= German Inventory of Aggressive
Behavior in Children (Fragebogen zum aggressiven Verhalten von Kindern); CBCL= Child Behavior Chec
55
KAPITEL 3
INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS
Discussion
The present study investigated the factorial structure of the ICU (Frick, 2004) as well as the
internal consistency and convergent/divergent validity of the ICU subscales as an assessment
of CU traits in a clinical sample of young boys with conduct problems. Previous studies gave
inconsistent support for the factorial structure of the ICU for the different rater versions and
for the versions in different languages. Four studies confirmed a three-bifactor structure
with the subscales Callousness, Uncaring and Unemotional and a general factor in samples of
adolescents using the self-report version in different languages (Essau et al. 2006; Kimonis et
al. 2008; Fanti et al. 2009; Roose et al. 2010), one study replicated the factorial structure in a
sample of adult students aged 17-62 years (Kimonis et al. 2013), and one study rejected this
factorial structure using the self-report version in a mixed sample of adolescents (Feilhauer
et al. 2012). Two studies rejected the factorial structure using the self-report version in
samples of children (Houghton et al. 2013) and adults (Byrd et al. 2013). Additionally, Roose
et al. (2010) extended the factorial structure to the proxy ratings of parents and teachers of
adolescents, whereas Ezpeleta et al. (2013) rejected a three-bifactor model with an general
ICU factor for the teacher-report version of the ICU in pre-school children. Thus, to our
knowledge, only two previous studies were based on parent- and/or teacher ratings (Roose
et al. 2010; Ezpeleta et al. 2013) either in pre-school children or in adolescents. Our study
extends these analyses of the factorial structure of ICU and is the first to examine parent
ratings of a clinical sample of school-age children with a diagnosis of Oppositional Defiant
Disorder/Conduct Disorder.
The first aim of the present study was to examine the factorial structure of the German
version of the ICU in a sample of 6 to 12 year-old children with Oppositional Defiant
Disorder/Conduct Disorder by parent rating. A three-bifactor model with three uncorrelated
factors (Callousness, Unemotional, Uncaring) and a general CU factor shows the best fit for
the parent-report version compared to other factorial models tested. This is consistent with
previous studies (Essau et al. 2006; Kimonis et al. 2008; Fanti et al. 2009; Roose et al. 2010;
Feilhauer et al. 2012; Byrd et al. 2013; Ezpeleta et al. 2013). Nevertheless, the three-bifactor
model failed to achieve a satisfactory fit on all the fit indices investigated. Furthermore, the
internal consistency of the subscales was acceptable for only two of the three scales
(Uncaring, Unemotional) and the total score, and was only marginal for the scale
Callousness. The subsequent EFA revealed a three-factor solution, which allowed the best
56
KAPITEL 3
INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS
interpretation compared to models with one, two or four factors. Within this factor solution,
only the factor Unemotional with five items could be replicated and two modified factors
(Callousness/Lack of Guilt or Remorse and Unconcerned about Performance) were extracted.
Finally, the following factorial structure resulted: (1) factor Unemotional (5 items), (2) factor
Callousness/Lack of Guilt or Remorse (11 items), (3) factor Unconcerned about Performance
(5 items). Three items of the ICU were deleted because of low factor loadings (items 2, 7,
10), and item 5 was dedicated to the factor Callousness/Lack of Guilt or Remorse because of
the stronger association with the concept of this factor. The internal consistency of the
resulting subscales was satisfactory. In two previous studies (Kimonis et al. 2008; Houghton
et al. 2013), the items 2 and 10 were deleted as well.
The intercorrelations of the subscales deserve some consideration. The subscales
Callousness/Lack of Guilt or Remorse and Unconcerned about Performance were moderately
correlated, whereas the correlations of these two scales with the Unemotional subscale
were too low for describing a common construct. These findings suggest that the
Unemotional subscale is measuring something different from the other two subscales in this
sample of boys with conduct problems. This is supported by the low correlations between
the subscale Unemotional and the measures of oppositional/aggressive behavior in the
present study and in previous studies (e.g. Essau et al. 2006; Kimonis et al. 2008; Roose et al.
2010; Ezpeleta et al. 2013).
Analyses of convergent and divergent validity showed a clear picture with stronger
correlations of Callousness/Lack of Guilt or Remorse with oppositional, aggressive and
antisocial behavior compared to the scales assessing Unconcerned about Performance and
Unemotional, which showed no substantial correlations with the scales assessing symptoms
of oppositional, aggressive and antisocial behavior. Furthermore, the correlations of
Callousness/Lack of Guilt or Remorse with oppositional, aggressive and antisocial behavior
remained statistically significant after controlling for the effects of the other two ICU
subscales.
These results need to be considered with regard to the DSM-5 criteria for Conduct Disorder,
which now includes the CU specifier “with limited prosocial behavior”. Two of four
dimensions outlined in the DSM-5 specifier could be clearly identified in our analyses –
57
KAPITEL 3
INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS
Unconcerned about performance and Shallow or deficient affect, while the other two
dimensions – Lack of remorse or guilt and Callous-lack of empathy – were combined in one
factor. This study confirms the expected associations of aggressive behavior with the
characteristics of Lack of remorse or guilt and of Callous-lack of empathy, but not of
Unconcerned about performance and Shallow or deficient affect.
It is unclear whether the discrepant results on the structure of the ICU are influenced by
differences in the raters (self-rating versus parent rating) or by developmental differences
(children versus adolescents). Two findings indicate that developmental differences may
account for the different factorial structure found in the present study: (1) identical factorial
structures (a three-bifactor model) were found using self-rating and proxy-rating in a sample
of adolescents (Roose et al. 2010); (2) the a priori factorial structure could not be replicated
in a sample of 3 to 4 year-old children by teacher-ratings (Ezpeleta et al. 2013) and in a
sample of children aged 7 to 12 years by self-ratings (Houghton et al. 2013).
Several limitations of this study must be mentioned. The results of this analysis are restricted
to a German sample of boys aged 6 to 12 years with aggressive behavior and cannot be
generalized to girls, to children without conduct problems or with other psychiatric
disorders, or to other cultural settings. Moreover, only parent information was used in this
study and further studies should extend this to include other informants (teachers, selfreport at least for older children). Despite these limitations these results as well as those of
previous studies highlight the need of further studies clarifying the significance of some of
the items of the DSM-5 specifier “with limited prosocial behavior” for the diagnosis of
Conduct Disorder in children.
58
KAPITEL 4
DISKUSSION
4. DISKUSSION
In der vorliegenden Arbeit werden sowohl der Fragebogen zum aggressiven Verhalten von
Kindern (FAVK; Görtz-Dorten & Döpfner, 2010a) im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil als auch
die deutsche Elternversion des Inventory of Callous-Unemotional Traits (ICU) hinsichtlich
ihrer psychometrischen Qualität in einer klinischen Stichprobe (Jungen im Alter von 6-12
Jahren mit oppositionellen und aggressiven Verhaltensstörungen) geprüft. Dies beinhaltet im
Detail Analysen zur faktoriellen Validität (konfirmatorische/explorative Faktorenanalysen),
zur
Reliabilität
(interne
Konsistenzen
der
Skalen;
beim
FAVK
zusätzlich
Wiederholungszuverlässigkeit), zu Aspekten der internen Validität (z.B. Interkorrelation der
Subskalen) sowie Analysen zur konvergenten und divergenten Validität in Form von
Korrelationen mit Instrumenten zur Erfassung externalisierenden bzw. internalisierenden
Verhaltens.
Beim Fragebogen zum aggressiven Verhalten von Kindern (FAVK; Görtz-Dorten & Döpfner,
2010a) lag bisher eine explorative Faktorenanalyse in einer Feldstichprobe vor (Görtz-Dorten
& Döpfner, 2010a), bei der drei Faktoren identifiziert werden konnten: (1) Faktor Störungen
sozial-kognitiver Informationsverarbeitung, (2) kombinierter Faktor aus Störungen der
Impulskontrolle und sozialer Fertigkeiten, (3) Faktor Störungen sozialer Interaktionen.
Aufgrund der Reliabilitätsanalysen, in welchen sich die vier Komponentenskalen als
ausreichend intern konsistent erwiesen, wurde hinsichtlich der Fragebogenauswertung eine
Trennung des kombinierten Faktors vollzogen. Mit der vorliegenden klinischen Stichprobe
wurden jeweils eine konfirmatorische Faktorenanalyse für das in der Feldstichprobe
gefundene dreifaktorielle Modell und das a-priori angenommene vierfaktorielle Modell
durchgeführt. Die vierfaktorielle Modellstruktur des FAVK ließ sich sowohl mit den Items zur
gleichaltrigenbezogenen Aggression als auch mit den Items zur erwachsenenbezogenen
Aggression (jeweils 25 Items) in allen drei Beurteilerperspektiven gut bestätigen. Dagegen
waren die Indizes zur Beurteilung der Modellpassung für die dreifaktorielle Struktur, bei der
die Items zu Störungen der Impulskontrolle und der sozialen Fertigkeiten zu einem Faktor
zusammengefasst sind, in allen drei Beurteilerversionen nominell minimal besser. Somit
werden die Daten der Analysestichprobe durch das sparsamere dreifaktorielle Modell
eigentlich besser erklärt.
59
KAPITEL 4
DISKUSSION
Die internen Konsistenzen der Gesamtskalen und Komponentenskalen konnten in allen drei
Beurteilerversionen zufriedenstellend belegt werden. Aufgrund der geringen Itemzahl waren
die für die getrennte Betrachtung gleichaltrigenbezogener und erwachsenenbezogener
Aggression zur Verfügung stehenden Itemgruppierungen dagegen nicht zufriedenstellend
intern konsistent. Werden strengere Kriterien für die Beurteilung der internen Konsistenzen
(alpha >.80) gesetzt, können nur die drei übergeordneten Gesamtskalen in allen
Beurteilerversionen
als
zufriedenstellend
konsistent
bewertet
werden.
Die
Interkorrelationen der Komponentenskalen pro Beurteilerversion belegen mit einer
Ausnahme eine hinreichende Unabhängigkeit der Skalen voneinander. Die Korrelationen der
korrespondierenden Skalen zwischen den Beurteilern sind größtenteils statistisch nicht
signifikant, sie fallen jedoch noch geringer aus als die Zusammenhänge zwischen dem Elternund Selbsturteil in der Feldstichprobe (Görtz-Dorten & Döpfner, 2010a).
Die genannten Ergebnisse replizieren weitgehend die in der Feldstichprobe für das Elternund Selbsturteil gefundenen Befunde (vgl. Görtz-Dorten & Döpfner, 2010a) in einer
klinischen Stichprobe. Darüber hinaus konnten die Ergebnisse zum ersten Mal auf das
Lehrerurteil erweitert werden. Es wurden zusätzlich weitere, über die bisherigen Analysen in
der Feldstichprobe hinausgehende Analysen mit der klinischen Stichprobe durchgeführt.
Hinsichtlich
der
erstmals
untersuchten
Wiederholungszuverlässigkeiten
der
drei
Gesamtskalen sowie der Komponentenskalen konnten, verglichen mit den Kriterien von
Hunsley und Mash (2008), keine zufriedenstellenden Ergebnisse erzielt werden. Die
vorhandenen Daten der Diagnostikphase der Evaluationsstudie zum Therapieprogramm
THAV ermöglichten auch die Berechnung der Wiederholungszuverlässigkeiten beim FBB-SSV
bzw. SBB-SSV in derselben Stichprobe. Hierbei ergaben sich vergleichbare, beim Vergleich
mit den Kriterien von Hunsley und Mash (2008) ebenfalls nicht zufriedenstellende
Ergebnisse im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil.
Sowohl im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil bildeten sich zufriedenstellende Hinweise auf
eine konvergente Validität ab. Aspekte der divergenten Validität ließen sich in der klinischen
Stichprobe jedoch nur für das Elternurteil gut bestätigen. Im Lehrerurteil ließen sich im
Vergleich zum Elternurteil vergleichsweise höhere Korrelationen mit den Skalen zu
internalisierendem Verhalten abbilden.
60
KAPITEL 4
DISKUSSION
Schließlich wurden zu einer weitergehenden Modellprüfung des FAVK hierarchische
Regressionsanalysen durchgeführt um zu prüfen, ob alle vier Komponentenskalen
entsprechend des zugrundeliegenden theoretischen Modells jeweils einen individuellen
Beitrag zur Ausprägung der aggressiven Symptomatik beitragen. Diese sollte durch die Skala
zum oppositionellen Verhalten des FBB-/SBB-SSV aus dem DISYPS-II (Döpfner et al., 2008)
erfasst werden. Das theoretische Modell ließ sich im Rahmen von hierarchischen
Regressionsanalysen in keiner der drei Beurteilerversionen zufriedenstellend bestätigen, nur
maximal zwei der vier Komponenten leisteten einen Beitrag zur Aufklärung der Varianz der
aggressiven Symptomatik.
Aufgrund der beschriebenen Ergebnisse lassen sich verschiedenen Schlussfolgerungen
ziehen. Zunächst einmal konnte das zugrundeliegende theoretische Modell der vier
störungsauslösenden und aufrechterhaltenden Komponenten aggressiven Verhaltens von
Kindern und Jugendlichen in der klinischen Stichprobe belegt werden. Berücksichtigt werden
müssen
hierbei
sowohl
die
teilweise
hohen
Korrelationen
zwischen
den
vier
Komponentenskalen als auch die nominell minimal bessere Modellpassung der
dreifaktoriellen Lösung mit dem kombinierten Faktor aus Störungen der Impulskontrolle und
der sozialen Fertigkeiten gegenüber der vierfaktoriellen Lösung. Die in empirischen
Befunden beschriebene gegenseitige Beeinflussung der einzelnen störungsauslösenden und
–aufrechterhaltenden Faktoren (Frick & Morris, 2004; Frick & White, 2008; Frick & Viding,
2009) kann eine mögliche Erklärung für die relativ hohen Korrelationen zwischen den
Komponentenskalen des FAVK sein. Darüber hinaus kann in einer klinischen Stichprobe im
Vergleich zu einer Feldstichprobe ein höherer Bias bei der Beantwortung der Items
dahingehend vorliegen, dass die Items eines Fragebogens ähnlich beantwortet werden. Dies
könnte die Zusammenhänge der Komponentenskalen zusätzlich künstlich erhöhen. Darüber
hinaus konnten in Reliabilitätsanalysen für alle vier Komponentenskalen zufriedenstellende
interne Konsistenzen nachgewiesen werden. Aus diesen sowie den folgenden inhaltlichen
Gründen wurde an dem vierfaktoriellen Modell des FAVK festgehalten. Das dreifaktorielle
Modell führt zu einer Unterteilung der störungsauslösenden und –aufrechterhaltenden
Faktoren
in
eine
kognitive
Komponente
(Störungen
sozial-kognitiver
Informationsverarbeitung), eine emotional-behaviorale Komponente (Störungen der
Impulskontrolle und Störungen sozialer Fertigkeiten) sowie einer interaktionelle
Komponente (Störungen sozialer Interaktionen). Vor allem hinsichtlich der Anwendung des
61
KAPITEL 4
DISKUSSION
FAVK in der psychotherapeutischen Praxis ist die Trennung zwischen einer unzureichenden
Impulskontrolle und dem Vorliegen von Fertigkeitendefiziten auf der Verhaltensebene sehr
relevant, da diese gute Hinweise auf die Therapieplanung und Auswahl der indizierten
Interventionen liefert.
Zu diskutieren sind darüber hinaus die Ergebnisse der Regressionsanalysen sowie die sehr
geringen Zusammenhänge zwischen dem Selbst- und Fremdurteil. Bei drei der vier
Komponentenskalen (sozial-kognitive Informationsverarbeitung, Impulskontrolle, soziale
Fertigkeiten) handelt es sich entsprechend dem Modell von Burke, Loeber und Birmaher
(2002) um intrapsychische Faktoren (child functional factors). Diese sind vor allem im
Fremdurteil schwerer zu objektivieren als zum Beispiel das beobachtbare aggressive
Verhalten, welches durch den FBB-/SBB-SSV erfasst werden kann. Das könnte dazu führen,
dass die Selbst- und Fremdurteile sich wenig entsprechen. Die Tatsache, dass die
Zusammenhänge zwischen den Beurteilern (Selbst- und Elternurteil) in der Feldstichprobe
höher sind als in der klinischen Stichprobe lässt sich möglicherweise durch größere Streuung
der Messwerte in der Feldstichprobe erklären. Die Ergebnisse der Regressionsanalysen
lassen komplexere Zusammenhänge zwischen den vier störungsauslösenden- und
aufrechterhaltenden Faktoren vermuten. Es wurden lediglich die intrapsychischen Faktoren
als signifikante Prädiktoren ermittelt; im Elternurteil die Störungen der sozial-kognitiven
Informationsverarbeitung und der Impulskontrolle, im Lehrerurteil die Störungen der sozialkognitiven Informationsverarbeitung und der sozialen Fertigkeiten sowie im Selbsturteil die
Störungen der Impulskontrolle. Möglicherweise fungieren diese Komponenten als
vermittelnde Prozesse für den Zusammenhang zwischen den Störungen sozialer
Interaktionen und der aggressiven Symptomatik.
Das Inventory of Callous-Unemotional Traits (ICU; Frick, 2004) kann als sinnvolle Ergänzung
zum FAVK gesehen werden, da im letzteren die Erfassung der in der Forschungsliteratur im
Zusammenhang mit aggressivem Problemverhalten als sehr relevant betrachteten CU traits
nicht abgedeckt wird. Eine Reihe von Studien haben bislang die faktorielle Struktur der
verschiedenen Beurteilerversionen des ICU in verschiedenen Stichproben unterschiedlicher
Nationalität überprüft, ein konsistente Befundlage wurde bislang jedoch nicht erzielt. Vier
Studien bestätigten bei der Verwendung des Selbsturteils bei Jugendlichen unterschiedlicher
Nationalität eine faktorielle Struktur in Form von drei unkorrelierten Faktoren (Callousness,
62
KAPITEL 4
DISKUSSION
Uncaring, Unemotional) und einem übergeordneten Faktor (Essau et al. 2006; Kimonis et al.
2008; Fanti et al. 2009; Roose et al. 2010). Kimonis et al. (2013) replizierten diese
Faktorenstruktur in einer Stichprobe mit Studenten im Alter von 17-62 Jahren. Drei Studien
konnten die Modellpassung für die genannte Faktorenstruktur im Selbsturteil nicht
bestätigen: (1) in einer gemischten Stichprobe mit Jugendlichen (Feilhauer et al., 2012), (2) in
einer Stichprobe mit Kindern (Houghton et al. 2013) sowie (3) in einer Stichprobe mit
Erwachsenen (Byrd et al. 2013). Roose et al. (2010) konnten die faktorielle Struktur des
Selbsturteils auf das Fremdurteil (Eltern, Lehrer) in einer Stichprobe mit Jugendlichen
übertragen. Dagegen wurden die Kriterien für eine zufriedenstellende Modellpassung der
genannten faktoriellen Struktur bei der Verwendung der Lehrerversion des ICU in einer
Stichprobe mit Vorschulkindern von Ezpeleta et al. (2013) nicht bestätigt.
Bisher liegen nur zwei Studien hinsichtlich der faktoriellen Struktur des Eltern- und/oder
Lehrerurteils bei Vorschulkindern bzw. Erwachsenen vor (Roose et al. 2010; Ezpeleta et al.
2013). Die vorliegende Arbeit bemüht sich erstmals um die Überprüfung der faktoriellen
Validität des Elternurteils in einer klinischen Stichprobe mit Jungen im Alter von 6 bis 12
Jahren mit einer Diagnose Störung des Sozialverhaltens. Das faktorielle Modell mit drei
unkorrelierten Faktoren (Callousness, Uncaring, Unemotional) und einem übergeordneten
Faktor zeigt, so wie auch in vorherigen Studien (Essau et al. 2006; Kimonis et al. 2008; Fanti
et al. 2009; Roose et al. 2010; Feilhauer et al. 2012; Byrd et al. 2013; Ezpeleta et al. 2013), im
Vergleich zu anderen getesteten Modellen die beste Modellpassung, wenngleich nicht alle
zur Modellprüfung herangezogenen Indizes im zufriedenstellenden Bereich lagen. Darüber
hinaus konnten nur für zwei der drei Subskalen (Uncaring, Unemotional) und die
Gesamtskala zufriedenstellende interne Konsistenzen erreicht werden.
Aufgrund dieser Befunde wurde eine explorative Faktorenanalyse durchgeführt, in welcher
eine dreifaktorielle Struktur im Vergleich zu Modellen mit einem, zwei oder vier Faktoren die
beste inhaltliche Interpretation ermöglichte. In diesem Modell konnte der ursprüngliche
Faktor Unemotional mit fünf Items repliziert werden, die zwei weiteren Faktoren waren von
der Itemzusammensetzung und dem abgebildeten Inhalt her verändert. Es ergab sich die
folgende faktorielle Struktur: (1) Faktor Unemotional (5 Items), (2) Faktor Callousness/Lack
of Guilt or Remorse (11 Items) und (3) Faktor Unconcerned about Performance (5 Items). Die
Gesamtitemzahl reduzierte sich von 24 auf 21 Items, da drei Items aufgrund zu geringer
63
KAPITEL 4
DISKUSSION
Faktorladungen ausgeschlossen wurden. In vorherigen Studien wurden die Items 2 und 10
ebenfalls ausgeschlossen (Kimonis et al. 2008; Houghton et al. 2013). Zusätzlich wurde das
Item 5, welches substantielle Ladungen auf den Faktoren 2 und 3 aufzeigte, aufgrund einer
stärkeren inhaltlichen Zugehörigkeit zu dem Konzept des Faktors Callousness/Lack of Guilt or
Remorse auch diesem zugeordnet. Für diese neuen Skalenversionen waren die internen
Konsistenzen zufriedenstellend. Die Subskalen Callousness/Lack of Guilt or Remorse und
Unconcerned about Performance zeigten einen Zusammenhang in moderater Ausprägung,
wohingegen die Korrelationen dieser beiden Skalen mit der Subskala Unemotional jeweils
sehr gering waren.
Schließlich konnten im Rahmen der Analysen zur konvergenten und divergenten Validität
signifikante Zusammenhänge zwischen der ICU-Subskala Callousness/Lack of Guilt or
Remorse mit oppositionellem, aggressivem und antisozialem Verhalten nachgewiesen
werden. Dagegen lagen die Korrelationen der Skalen Unconcerned about Performance und
Unemotional mit oppositionellem, aggressivem und antisozialem Verhalten im Bereich
geringer Zusammenhänge. Zusätzlich konnte für die Skala Callousness/Lack of Guilt or
Remorse im Rahmen von Partialkorrelationen weiterhin signifikante Korrelationen
nachgewiesen werden, auch wenn die Effekte der beiden anderen Subskalen kontrolliert
wurden.
Die beschriebenen Ergebnisse, vor allem hinsichtlich der Interkorrelation der Subskalen des
ICU, geben deutliche Hinweise darauf, dass die Subskala Unemotional etwas anderes erfasst
als die Skalen Callousness/Lack of Guilt or Remorse und Unconcerned about Performance
und dass bei den drei Subskalen nicht von einem gemeinsamen Konstrukt ausgegangen
werden kann. Diese Schlussfolgerung sollte zunächst nur auf die Verwendung des
Fragebogens in einer klinischen Stichprobe von Jungen mit aggressivem Problemverhalten
begrenzt werden. Jedoch stützen vorherige Studien, in denen ebenfalls geringe
Korrelationen zwischen der Skala Unemotional und oppositionellem bzw. aggressivem
Verhalten gefunden wurden, diese Schlussfolgerung (Essau et al. 2006; Kimonis et al. 2008;
Roose et al. 2010; Ezpeleta et al. 2013).
In Anbetracht der Bedeutsamkeit der CU traits im Zusammenhang mit aggressivem
Problemverhalten (Frick & Dickens, 2006; Frick & White, 2008), welches sich in der
64
KAPITEL 4
DISKUSSION
Integration der CU traits in Form des Zusatzes „with limited prosocial behavior“ bei der
Diagnose Störung des Sozialverhaltens im DSM-5 niederschlägt, ist die Bedeutsamkeit der
Bereitstellung
von
Instrumenten
zur
Erfassung
dieses
Konstrukts
gemäß
der
Diagnosekriterien besonders relevant. Das ICU ermöglicht die Erfassung zwei der vier
genannten Dimensionen als jeweils separate Faktoren: Unconcerned about performance und
Shallow or deficient affect. Die anderen beiden Dimensionen – Lack of remorse or guilt and
Callous-lack of empathy – werden kombiniert im Rahmen eines Faktors repräsentiert. Die
erwarteten
Zusammenhänge
zu
oppositionellem,
aggressivem
oder
antisozialem
Problemverhalten zeigte sich nur hinsichtlich der Dimensionen Lack of remorse or guilt und
of Callous-lack of empathy, nicht jedoch für die Dimensionen Unconcerned about
performance und Shallow or deficient affect.
Bei der Verwendung der Elternversion des ICU in der vorliegenden klinischen Stichprobe mit
Jungen im Alter von 6 bis 12 Jahren konnte die ursprüngliche faktorielle Struktur nicht
aufrechterhalten werden. Es wird eine alternative, modifizierte faktorielle Struktur
vorgeschlagen. Diese in der vorliegenden Arbeit herausgearbeitete Faktorenstruktur des ICU
bietet ausreichend intern konsistente Subskalen, welche mit Einschränkungen die Erfassung
des Diagnosezusatzes „with limited prosocial behavior“ im DSM-5 ermöglicht.
Die Annahme, dass Entwicklungsaspekte ein Grund für diese abweichende Faktorenstruktur
in der vorliegenden Studie sein könnte, deckt sich mit den bisherigen Befunden zum ICU. In
diesen wurde zum Beispiel eine konsistente faktorielle Struktur für das Selbst- und
Fremdurteil in einer Stichprobe mit Jugendlichen gefunden (Roose et al., 2010), wohingegen
die Übertragbarkeit dieser faktoriellen Struktur auf das Lehrerurteil bei Vorschulkindern
(Ezpeleta et al. 2013) und das Selbsturteil bei Schulkindern (Houghton et al. 2013) nicht
nachgewiesen werden konnte.
Verschiedene Limitationen müssen berücksichtigt werden. Die beiden Fragebögen decken
mit der Erfassung von insgesamt fünf möglichen auslösenden und aufrechterhaltenden
Komponenten aggressiven Problemverhaltens nur einen Teilbereich der Gesamtheit aller
möglichen Einflussfaktoren ab. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie werden durch die
Einschlusskriterien hinsichtlich ihrer Generalisierbarkeit eingeschränkt. Die psychometrische
Überprüfung der Fragebögen erfolgte mit einer klinischen Stichprobe von Jungen im Alter
65
KAPITEL 4
DISKUSSION
von 6 bis 12 Jahren mit einer Diagnose Störung des Sozialverhaltens und dem Schwerpunkt
der aggressiven Symptomatik im Gleichaltrigenkontakt. Die Ergebnisse können somit nicht
auf andere Stichproben (z.B. Mädchen, anderer Altersbereich; andere psychiatrische
Störungen; andere Nationalitäten) übertragen werden. Da die vorliegende Stichprobe für die
durchgeführten Analysen, vor allem hinsichtlich der faktoriellen Validität, relativ gering war,
sollten Kreuzvalidierungen angestrebt werden. Beim FAVK deckt die Analysestichprobe den
Anwendungsbereich des Fragebogens (4-14;11 Jahre im Fremdurteil; 9-14;11 Jahre im
Selbsturteil) nicht vollständig ab. Darüber hinaus wurde nur die Elternversion des ICU
hinsichtlich seiner psychometrischen Qualität überprüft. Diesbezüglich sollten weitere
Analysen angestrebt werden. Und schließlich werden in dieser Studie ausschließlich
Fragebögen als Erhebungsmethode für störungsauslösende und –aufrechterhaltende
Faktoren in dieser Studie verwendet. Dieses Erhebungsverfahren sollte hinsichtlich der
Erfassung intrapsychischer Prozesse als begrenzt angesehen werden.
Schlussfolgerung und Ausblick
Beide Fragebögen verfolgen das Ziel der Erfassung auslösender und aufrechterhaltender
Faktoren aggressiven Verhaltens. Somit stellen die Fragebögen eine Ergänzung dar zur
Erhebung der aggressiven Symptomatik gemäß den aktuellen Diagnosesystemen. Sie können
ein differenzierteres Bild des aggressiven Verhaltens sowie hilfreiche Informationen geben
für die Auswahl geeigneter Interventionen im Rahmen der verhaltenstherapeutischen
Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit oppositionellen und aggressiven
Verhaltensstörungen. Hinsichtlich des FAVK bestätigen die Befunde unter Berücksichtigung
der genannten Limitationen die Verwendung des FAVK in Klinik und Forschung. Bezüglich der
Zusammenhänge der durch den FAVK erfassbaren Komponenten aggressiven Verhaltens
(Störungen sozial-kognitiver Informationsverarbeitung, Störungen der Impulskontrolle,
Störungen sozialer Fertigkeiten, Störungen sozialer Interaktionen) sollten weitere Analysen
in Form von Pfadanalysen angestrebt werden. Die durchgeführten Regressionsanalysen
haben Hinweise auf komplexere Zusammenhänge zwischen den Komponenten gegeben. Die
Analysen zum ICU dienen vor dem Hintergrund der Integration von CU traits in die DSM-5
Diagnosekriterien zur Störung des Sozialverhaltens in Form des Zusatzes „with limited
prosocial behavior“ dem Zweck der Entwicklung bzw. Bereitstellung eines Fragebogens zur
Erfassung dieser CU traits. Im Rahmen der Analysen mit der verwendeten klinischen
66
KAPITEL 4
DISKUSSION
Stichprobe wurde eine Alternative faktorielle Struktur vorgeschlagen mit intern konsistenten
Skalen. Hier müssten weitere Studien angestrebt werden, um eine konsistente
Faktorenstruktur heraus zu arbeiten. Da nur das Elternurteil in der vorliegenden Arbeit
verwendet wurde, sollten die Analysen auf das Selbsturteil und das Lehrerurteil ausgeweitet
werden. Beim Selbsturteil sollte berücksichtigt werden, ab welchem Alter ein Kind bzw.
Jugendlicher Auskünfte über dieses Konstrukt geben kann. Schließlich sollten weitere
Studien angestrebt werden, um die Dimensionen des Zusatzes „with limited prosocial
behavior“ im DSM-5 hinsichtlich ihrer Bedeutsamkeit für die Diagnose der Störungen des
Sozialverhaltens zu prüfen. Neben der Nutzung der Fragebögen für die Diagnostik im
Rahmen der psychotherapeutischen Behandlung sollten die Instrumente auch für die
weitergehende Forschung hinsichtlich der von Frick (2012) beschriebenen Subgruppen
innerhalb der Patiengruppe mit der Diagnose Störung des Sozialverhalten erprobt werden.
Grundsätzlich wäre es wünscheswert, im Rahmen der Diagnostik von störungsauslösenden
und aufrechterhaltenden Faktoren neben der Verwendung von Fragebögen auch
Verhaltenstests zu nutzen. Diese ermöglichen eine beurteilerunabhängigere Erfassung und
können Urteilerverzerrungen vermeiden.
67
KAPITEL 5
ZUSAMMENFASSUNG
5. ZUSAMMENFASSUNG
Die vorliegende Arbeit zielt auf die psychometrische Überprüfung des Fragebogens zum
aggressiven Verhalten von Kindern im Alter von 4 bis 14 Jahren (FAVK; Görtz-Dorten &
Döpfner, 2010a) im Eltern- (n = 156), Lehrer- (n = 104) und Selbsturteil (n = 91) als auch der
deutschen Elternversion ( n = 131) des Inventory of Callous-Unemotional Traits (ICU) in einer
klinischen Stichprobe von Jungen im Alter von 6-12 Jahren mit oppositionellen und
aggressiven
Verhaltensstörungen
ab.
Beim
FAVK
bestätigen
konfirmatorische
Faktorenanalysen das zugrundeliegende vierfaktorielle Bedingungsmodell (Störungen sozialkognitiver Informationsverarbeitung, Störungen der Impulskontrolle, Störungen sozialer
Fertigkeiten, Störungen sozialer Interaktionen) und eine in Feldstichproben gefundene
dreifaktorielle Struktur. Aufgrund zufriedenstellender interner Konsistenzen der Gesamtund auch der Komponentenskalen sowie die Vorteile der Unterscheidung einer geringen
Impulskontrolle von Fertigkeitendefiziten auf Verhaltensebene für die Behandlungsplanung
bzw. Interventionsauswahl wurde die Beibehaltung der vierfaktoriellen Struktur des FAVK
vorgeschlagen. Die Korrelationen der Skalen zwischen den Beurteilern fallen geringer als
erwartet aus. Zumindest im Elternurteil lassen sich die konvergente und divergente Validität
bestätigen, im Selbst- und Lehrerurteil gibt es gute Hinweise auf eine konvergente Validität.
Das Elternurteil des ICU wurde erstmals in einer klinische Stichprobe mit Schulkindern im
Alter von 6 bis 12 Jahren angewendet und psychometrisch geprüft. Eine konfirmatorische
Faktorenanalyse replizierte frühere Befunde. Die im Vergleich zu anderen getesteten
Modellen beste, jedoch nicht zufriedenstellende Modellpassung erzielte ein faktorielles
Modell mit drei unkorrelierten Faktoren (Callousness, Uncaring, Unemotional) und einem
übergeordneten Faktor. Aus einer explorativen Faktorenanalyse resultierte eine
dreifaktorielles Modell mit zwei neuen Subskalen (Callousness/Lack of Guilt or Remorse; Lack
of Effort) und der Originalskala Unemotional mit zufriedenstellenden internen Konsistenzen.
Die Interkorrelation der Subskalen waren mit einer Ausnahme geringer als erwartet. Die
erwarteten
Zusammenhänge
zwischen
den
ICU
Subskalen
und
der
Erfassung
oppositionellen/aggressiven Verhaltens zeigten sich nur für die Skala Calloussness/Lack of
Guilt or Remorse.
Schlussfolgernd lässt sich festhalten, dass die beiden Fragebögen eine hilfreiche Ergänzung
zu der Erfassung der aggressiven Symptomatik darstellen können. Weitere Studien, vor allem
bezogen auf die verschiedenen Beurteilerversionen des ICU, sollten vor dem Hintergrund der
relativ
geringen
Stichprobengröße
angestrebt
werden,
um
Aussagen
über
die
Generalisierbarkeit machen zu können. Auch hinsichtlich des Nutzens der Fragebögen für die
Identifizierung von Subguppen gemäß Frick (2012) sollten Untersuchungen angestrebt
werden.
68
KAPITEL 6
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Mein Lebenslauf wird aus Gründen des Datenschutzes in der elektronischen Fassung meiner
Arbeit nicht veröffentlicht.
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