Aus der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universität zu Köln Direktor: Universitätsprofessor Dr. med. G. Lehmkuhl Erfassung von störungsauslösenden und -aufrechterhaltenden Faktoren bei Kindern mit aggressivem Verhalten Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Würde eines doctor rerum medicinalium der Hohen Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln vorgelegt von Christina Benesch aus Essen promoviert am 09. April 2014 Gedruckt mit Genehmigung der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln (2014) Druck: Hundt Druck GmbH, Köln 2 Dekan: Universitätsprofessor Dr. med. Dr. h. c. Th. Krieg 1. Berichterstatter: Universitätsprofessor Dr. sc. hum. M. Döpfner 2. Berichterstatterin: Frau Juniorprofessor Privatdozentin Dr. rer. medic. N. Ernstmann Erklärung Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Dissertationsschrift ohne unzulässige Hilfe Dritter und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe; die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. Bei der Auswahl und Auswertung des Materials sowie bei der Herstellung des Manuskriptes habe ich Unterstützungsleistungen von folgender Person erhalten (Mitautoren der Artikel): Universitätsprofessor Dr. Manfred Döpfner Dr. Anja Görtz-Dorten Dr. Dieter Breuer Weitere Personen waren an der geistigen Herstellung der vorliegenden Arbeit nicht beteiligt. Insbesondere habe ich nicht die Hilfe einer Promotionsberaterin / eines Promotionsberaters in Anspruch genommen. Dritte haben von mir weder unmittelbar noch mittelbar geldwerte Leistungen für Arbeiten erhalten, die im Zusammenhang mit dem Inhalt der vorgelegten Dissertationsschrift stehen. Die Dissertationsschrift wurde von mir bisher weder im Inland noch im Ausland in gleicher oder ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt. Köln, den 10.10.2013 _____________________________ Christina Benesch, Dipl.-Psych. 3 Die dieser Arbeit zugrunde liegenden Daten wurden im Rahmen eines Forschungsprojekts an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universität zu Köln und dem Ausbildungsinstitut für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie an der Uniklinik Köln (AKiP) erhoben. Folgende Personen waren neben mir an der Datenerhebung beteiligt: 1. Ute Berger, Dipl.-Psych. 2. Emel Berk, Dipl.-Psych., Dipl.-Heilpäd. 3. Martin Faber, Dipl.-Päd. 4. Timo Lindenschmidt, Dipl.-Psych. 5. Lioba Schuh, Dipl.-Psych. 6. Rahel Stadermann, Dipl.-Psych. An der Auswertung der Daten war ich maßgeblich beteiligt, sie erfolgte unabhängig und ohne Hilfe von den genannten Mitgliedern der Forschungsgruppe. Unterstützung erhielt ich von Universitätsprofessor Dr. Manfred Döpfner, Herrn Dr. Dieter Breuer sowie Frau Dr. Anja Görtz-Dorten. 4 INHALTSVERZEICHNIS 1. Einleitung ................................................................................................................................ 6 2. Fragebogen zum aggressiven Verhalten von Kindern (FAVK) .............................................. 19 Benesch C, Görtz-Dorten A, Breuer D & Döpfner M (2013). Erfassung aggressionsauslösender und -aufrechterhaltender Faktoren bei Kindern mit oppositionellen und aggressiven Verhaltensstörungen im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil: Zur Reliabilität und Validität des Fragebogens zum aggressiven Verhalten von Kindern (FAVK). Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie. 42(4): 269-279 3. Inventory of Callous-Unemotional Traits (ICU) .................................................................... 39 Benesch C, Görtz-Dorten A, Breuer D & Döpfner M (2013). Assessment of CallousUnemotional Traits in 6 to 12 Year-Old Children with Oppositional Defiant Disorder/Conduct Disorder by Parent Ratings. Manuskript angenommen in revidierter Fassung: Journal of Psychopathology and Behavioral Assessment 4. Diskussion ............................................................................................................................. 59 5. Zusammenfassung................................................................................................................ 68 6. Literaturverzeichnis .............................................................................................................. 69 7. Lebenslauf ............................................................................................................................ 76 5 KAPITEL 1 EINLEITUNG 1. EINLEITUNG Bei den aggressiv-dissozialen Verhaltensweisen handelt es sich um eine der häufigsten psychiatrischen Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter sowie Vorstellungsanlässe in der kinder- und jugendpsychotherapeutischen und kinder- und jugendpsychiatrischen Praxis (vgl. Hill, 2002). Kennzeichnend ist ein sich wiederholendes und andauerndes aufsässiges, aggressives oder dissoziales Verhaltensmuster, das typischerweise in der Kindheit oder im frühen Jugendalter beginnt und die Verletzung grundlegender Rechte anderer sowie wichtiger altersrelevanter Normen und Regeln umfasst (American Psychiatric Association, 2013). In dem aktuellen Diagnosesystem ICD-10 und dem neu erschienenen DSM-5, welches das bisher geltende DSM-IV ablöst, wird der Terminus der Störung des Sozialverhaltens zur Bezeichnung dieser Gruppe aggressiv-dissozialer Verhaltensweisen verwendet. Im ICD-10 werden in Abhängigkeit vom Kontext des Auftretens der Symptomatik (auf den familiären vs. nicht auf den familiären Rahmen beschränkt), der sozialen Beziehungen zu Gleichaltrigen (vorhandene vs. fehlende sozialen Beziehungen) und der Auprägung der Symptomatik (nur oppositionell-aggressives Verhalten vs. eine Kombination aus oppositionell-aggressiven und dissozial-aggressivem Verhalten) insgesamt sechs Störungen klassifiziert. Im Gegensatz dazu wird im DSM-5 eine Trennung zwischen der Störung mit oppositionellem Trotzverhalten und der Störung des Sozialverhaltens, welche hinsichtlich des Beginns der Störung (früh vs. spät) und der klinischen Bedeutsamkeit bzw. dem Schweregrad (leicht, mittel, schwer) spezifiziert werden kann, vollzogen (Tabelle 1). Tabelle 1: Diagnosen Störungen des Sozialverhaltens im ICD-10 und DSM-5 ICD-10 Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten DSM-5 Oppositional defiant disoder Auf den familiären Rahmen beschränkte Störung des Sozialverhaltens Conduct Disorder childhood-onset type Störung des Sozialverhaltens bei fehlenden sozialen Bindungen Conduct Disorder adolescent-onset type Störung des Sozialverhaltens bei vorhandenen sozialen Bindungen Conduct Disorder unspecified onset mild, moderate, severe specifier: „with limited prosocial behavior“ Die genannten Klassifikationssysteme beinhalten die in Tabelle 2 abgebildeten 23 Symptomkriterien, welche in die zwei Symptomgruppen oppositionell-aggressives Verhalten und dissozial-aggressives Verhalten unterteilt werden. 6 KAPITEL 1 EINLEITUNG Tabelle 2: Diagnosekriterien Störungen des Sozialverhaltens nach ICD-10 und DSM-5 ICD-Kriterien: Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem und aufsässigem Verhalten Für das Entwicklungsalter des Kindes ungewöhlich häufige und schwere Wutausbrüche Häufiges Streiten mit Erwachsenen Häufige aktive Ablehnung und Zurückweisung von Wünschen und Vorschriften Erwachsener Häufiges, offensichtlich wohl überlegtes Ärgern anderer Häufiges Verantwortlichmachen anderer für die eigenen Fehler oder für eigenes Fehlverhalten Häufige Empfindlichkeit oder Sichbelästigtfühlen durch andere Häufiger Ärger oder Groll Häufige Gehässigkeit oder Rachsucht Häufiges Lügen oder Brechen von Versprechen um materielle Vorteile und Begünstigungen zu erhalten oder um Verpflichtungen zu vermeiden ICD-10 Kriterien: Störungen des Sozialverhaltens Häufiges Beginnen von körperlichen Auseinandersetzungen (außer Geschwisterauseinandersetzungen) Gebrauch von gefährlichen Waffen (z.B. Schlagholz, Ziegelsteine, zerbrochene Flasche, Messer, Gewehr) Häufiges Draußenbleiben in der Dunkelheit, entgegen dem Verbot der Eltern (beginnend vor dem dreizehnten Lebensjahr) Körperliche Grausamkeit gegenüber anderen Menschen (z.B. Fesseln, ein Opfer mit einem Messer oder einem Feuer verletzen) Tierquälerei Absichtliche Destruktivität gegenüber dem Eigentum anderer (außer Brandstiftung) Absichtliches Feuerlegen mit dem Risiko oder der Absicht, ensthaften Schaden anzurichten Stehlen von Wertgegenständen ohne Konfrontation mit dem Opfer, entweder Zuhause oder außerhalb (z.B. Ladendiebstahl, Einbruch) Häufiges Schuleschwänzen , beginnend vor dem dreizehnten Lebensjahr Weglaufen von den Eltern oder elterlichen Ersatzperson, mindestens zweimal oder einmal länger als eine Nacht (außer dies geschieht zur Vermeidung körperlicher oder sexueller Misshandlung) Jede kriminelle Handlung, bei der ein Opfer direkt angegriffen wird (einschließlich Handtaschenraub, Erpressung, Straßenraub) Zwingen einer anderen Person zu sexuellen Aktivitäten Häufiges Tyrannisieren anderer (z.B. absichtliches Zufügen von Schmerzen oder Verletzungen, einschließlich andauernder Einschüchterung, Quälen) Einbruch in Häuser, Gebäude oder Autos DSM-5 Kriterien: Oppositional Defiant Disorder Often loses temper Often argues with authority figures or, for children and adolescents, with adults Often actively defies or refuses to comply with requests from authority figures or with rules Often deliberately annoys others Often blames others for his or her mistakes or misbehavior Is often touchy or easily annoyed Is often angry and resentful Has been spiteful or vindictive at least twice within the past 6 months DSM-5 Kriterien: Conduct Disorder Often initiates physical fights Has used a weapon that can cause serious physical harm to others Often stays out at night despite parental prohibitions, beginning before age 13 years Has been physically cruel to people Has been physically cruel to animals Has deliberately destroyed others’ property (others than by fire setting) Has deliberately engaged in fire setting with the intention of causing serious damage Has stolen items of nontrivial value without confronting the victim Is often truant from school, beginning before age 13 Has run away from home overnight at least twice while living in the parental or parental surrogate home, or once without returning for a lengthy period Has stolen while confronting a victim Has forced someone into sexual activity Often bullies, threatens or intimidates others Has broken into someone else’s house, building or car Often lies to obtain goods or favors or to avoid obligations 7 KAPITEL 1 EINLEITUNG Bei dem Wechsel vom DSM-VI zum DSM-5 wurde bei der Diagnosestellung der Störung des Sozialverhaltens der Zusatz “with limited prosocial emotions” im Sinne des Vorliegens von Callous-Unemotional (CU) Traits ergänzt. Die vier in Tabelle 3 abgebildeten Kriterien wurden formuliert. Mindestens zwei der vier genannten Kriterien müssen über mindestens 12 Monate in verschiedenen Situationen erfüllt sein, um die Diagnose Störung des Sozialverhaltens mit dem Zusatz “with limited prosocial behavior” spezifizieren zu können. Die Erfassung der genannten Kriterien soll neben dem Selbsturteil über weitere Informanten erfolgen, da es sich um ein typisches und zeitstabiles Muster hinsichtlich der Emotionen und dem Verhalten handeln soll. Tabelle 3: Kriterien des Diagnosezusatzes “with limited prosocial behavior” im DSM-5. Kriterien Lack of remorse or guilt Inhaltliche Beschreibung Does not feel bad or guilty when he or she does something wrong (exclude remorse when expressed only when caught and/or facing punishment). The individual shows a general lack of concern about the negative consequences of his or her actions. For example, the individual is not remorseful after hurting someone or does not care about the consequences of breaking rules. Callous lack of empathy Disregards and is unconcerned about the feelings of others. The individual is described as cold and uncaring. The person appears more concerned about the effects of his or her actions on himself or herself, rather than their effects on others, even when they result in substantial harm to others. Unconcerned about performance Does not show concern about poor/problematic performance at school, at work, or in other inportant activities. The individual does not put forth the effort necessary to perform well, even when expectations are clear, and typically blames others for his or her poor performance. Shallow or deficient affect Does not express feelings or show emotions to others, except in ways that seem shallow, insincere or superficial (e.g. actions contratict the emotion displayed; can turn emotions “on” or “off” quickly) or when emotional expressions are used for gain (e.g. emotions displayed to manipulate or intimidate others). Hinsichtlich der Entwicklung und Aufrechterhaltung aggressiver Verhaltensweisen bei Kindern und Jugendlichen wurden auf der Basis empirischer Studien ein Vielzahl möglicher biopsychosozialer Einflussfaktoren identifiziert (vgl. Dodge & Pettit, 2003; Frick & Viding, 2009; Lahey & Waldman, 2012). Unter einem den aktuellen Forschungsstand am besten abbildbaren biopsychosozialen Erklärungsmodell sind nach Burke, Loeber und Birmaher (2002) child biological factors (u.a. genetische, neurobiologische und neuroanatomische Aspekte), child functional factors (u.a. Aspekte der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung, Impulskontrolle, soziale Kompetenzen) und psychosocial factors (u.a. elterliches Erziehungsverhalten, sozialer Entwicklungsrahmen) subsummiert. Hierbei können die intrapsychischen bzw. interpersonellen Komponenten (child functional factors), 8 KAPITEL 1 EINLEITUNG aber auch die das soziale Umfeld betreffenden Komponenten (psychosocial factors) als vermittelnde/mediierende Faktoren hinsichtlich der Art und Ausprägung des beobachtbaren aggressiven Verhaltens betrachtet werden. Das Resultat ist eine heterogene Gruppe von Kindern und Jugendlichen mit aggressiv-dissozialen Verhaltensauffälligkeiten, die unter der Diagnose Störung des Sozialverhaltens zusammengefasst werden (vgl. Stadler, 2012). Zur Auflösung der Heterogenität der Diagnosegruppe Störung des Sozialverhaltens wurden – neben der kategorialen Klassifikation nach DSM-IV-TR/DSM-5 und ICD-10 – dimensionale Klassifikationen und Modelle vorgeschlagen, bei denen verschiedene Subgruppenbildungen auf der Grundlage beobachtbarer Verhaltensmustern herausgearbeitet und hinsichtlich ihres prädiktiven Nutzens untersucht wurden. Hierbei wurden unter anderem eine früh beginnende vs. spät beginnende Störung des Sozialverhaltens, instrumentelles vs. impulsives aggressives Verhalten, proaktives vs. reaktives oder sozialisiertes vs. nicht sozialisiertes aggressives Verhalten diskutiert (Loeber, Burke, Lahey, Winters & Zera, 2000; Stadler, 2012). Zudem wurde von Frick und Kollegen (1993) ein zweidimensionales Modell postuliert, nach dem aggressiv-dissoziale Verhaltensweisen entlang zweier Dimensionen (offen versus verdeckt; destruktiv versus nicht destruktiv) beschrieben und die folgenden Klassen gebildet werden: aggressives Verhalten (destruktiv/offen), oppositionelles Verhalten (nicht destruktiv/offen), Zerstören von Eigentum (destruktiv/verdeckt), Verletzung von Regeln (nicht destruktiv/verdeckt) (Frick, Lahey, Loeber, Tannenbaum, Van Horn, Christ et al., 1993). Und schließlich wurden Untersuchungen hinsichtlich der Unterschiede von störungsauslösenden und –aufrechtherhaltenden Faktoren auf der Basis der Art, des Verlaufs, der Prognose und der Schwere der Symptomatik angestrebt (Moffitt, Arseneault, Jaffee, Kim-Cohen, Koenen, Odgers et al., 2008). Frick (2012) gibt eine ausführliche Übersicht über den aktuellen Forschungsstand zu der Diagnosegruppe der Störung des Sozialverhaltens und beschreibt drei zentrale Entwicklungspfade: (1) adolescent-onset Conduct Disorder, (2) Conduct Disorder with Significant Callous-Unemotional Traits, (3) Conduct Disorder with Emotional and Behavioral Dysregulation. Während in der ersten Gruppe die Symptomatik mit dem Eintritt in die Adoleszenz beginnt, wird in der zweiten und dritten Gruppe der Beginn in der Kindheit beschrieben. Ein in der Adoleszenz beginnendes Problemverhalten kann nach Moffitt (2006) als überspitzte Form der normalen jugendlichen Rebellion interpretiert werden. Diese 9 KAPITEL 1 Jugendlichen EINLEITUNG zeigen, verglichen mit Kindern mit einem frühen Beginn der Sozialverhaltensauffälligkeiten, weniger Risikofaktoren (wie z.B. Impulsivität; mangelnde Emotionsregulation; psychosoziale Belastungen wie ein dysfunktionaler Erziehungsstil der Eltern), weniger aggressives als rebellisches Verhalten und eine geringere Stabilität des Problemverhaltens über die Adoleszenz hinaus. Bei in der Kindheit beginnendem Problemverhalten werden zwei Subggruppen gebildet, die sich hinsichtlich der störungsauslösenden und -aufrechterhaltenden Faktoren sowie der Art und Ausprägung der Symptomatik unterscheiden. Als zentrale Aspekte sind hierbei einerseits das Vorliegen von Callous-Unemotional (CU) Traits zu nennen, welches mit einem stark ausgeprägten und stabilen Muster proaktiven bzw. instrumentellen aggressiven Verhaltens assoziiert ist, und andererseits Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation und eine geringe Impulskontrolle, welche zu einem tendenziell reaktiven aggressiven Verhaltensmuster führen (Frick, 2012). Weitere zentrale Aspekte der verschiedenen Entwicklungspfade werden im Verlauf dieses Kapitels zusammengefasst. Für die verhaltenstherapeutische Behandlung von aggressivem Problemverhalten bei Kindern und Jugendlichen stellt neben der Erhebung der aggressiven Symptomatik die Erfassung störungssauslösender und –aufrechterhaltender Faktoren eine weitere zentrale Ebene der Diagnostik dar, da diese aufgrund ihrer potentiellen Veränderbarkeit mögliche Ansatzpunkte für therapeutische Interventionen mit dem Ziel der Reduktion des aggressiven Problemverhaltens darstellen. Auch bezugnehmend auf die bereits genannte Identifizierung von Subgruppen aufgrund von Unterschieden bei den dem aggressiven Verhalten zugrundeliegenden Risikofaktoren und den damit zusammenhängenden Unterschieden bei der Wirksamkeit therapeutischer Interventionen (Frick, 2012) ist die Erfassung störungsauslösender- und aufrechterhaltender Faktoren, vor allem auch hinsichtlich der Behandlungsplanung, besonders relevant. Unter Berücksichtigung des Kriteriums der durch therapeutische Interventionen potentiellen Veränderbarkeit sind die intrapsychischen bzw. interpersonellen Komponenten Störungen sozial-kognitiver Informationsverarbeitung, Störungen der Emotionsregulation bzw. Impulskontrolle sowie Störungen sozialer Fertigkeiten und die das soziale Umfeld betreffende Komponente Störungen sozialer Interaktionen zu betrachten. Verschiedenen Behandlungsmanuale setzen an den genannten 10 störungsauslösenden und – KAPITEL 1 EINLEITUNG aufrechterhaltenden Komponenten an (z.B. Anger Coping Program, Lochman, Barry & Pardini, 2003; Therapieprogramm für aggressive Kinder (THAV), Görtz-Dorten & Döpfner, 2010b). Eine breite Forschungsbasis belegt die Bedeutsamkeit des Konzeptes der CallousUnemotional Traits hinsichtlich der Entwicklung sowie der Art und Ausprägung aggressiven Verhaltens (Frick & Dickens, 2006; Frick & White, 2008) und sollte ebenfalls im Hinblick auf dessen Behandlung berücksichtigt werden. Im Folgenden wird auf die einzelnen genannten Konstrukte eingegangen. Sozial-kognitive Informationsverarbeitung Die sozial-kognitive Informationsverarbeitung als Aspekt der sozialen Kompetenz bezeichnet einen kognitiven Verarbeitungsprozess, beginnend mit der Wahrnehmung einer sozialen Situation und endend mit der Handlungsausführung (vgl. Döpfner, 1989). Hinsichtlich der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung entwickelten Döpfner (1989) sowie Crick und Dodge (1994) theoretische Konzepte. Das Modell von Crick und Dodge (1994) umfasst dabei die aufeinander aufbauenden Stufen der (1) Enkodierung, (2) Intepretation der Hinweisreize, (3) Klärung von Verhaltenszielen, (4) Antwortsuche, (5) Antwortentscheidung und (6) Ausführung der generierten Verhaltensantwort. Döpfner (1989) differenziert in seinem Modell der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung insgesamt acht Stufen, hierbei werden im Vergleich zum Modell von Crick und Dodge (1994) die Aspekte der Entwicklung von Handlungsalternativen inklusive der Antizipation von Handlungskonsequenzen, der Bewertung von Ergebnis- und Kompetenzerwartung bzgl. der entwickelten Handlungsalternativen und als letzter Schritt die Verarbeitung der Handlungskonsequenzen genauer benannt. Anhand experimenteller Studien konnten auf den verschiedenen Stufen typische Merkmale der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung von Kindern mit aggressiven Verhaltensauffälligkeiten identifiziert werden (vgl. Lochman & Wells, 2002; Burke, Loeber & Birmaher, 2002; Dodge & Pettit, 2003). Dabei können Auffälligkeiten auf allen Verarbeitungsstufen die Wahrscheinlichkeit für aggressives Verhalten in einer Situation erhöhen. Auf der Stufe der Enkodierung erinnern aggressive Kinder in Studien im Vergleich zu nicht aggressiven Kindern insgesamt weniger relevante Informationen (Lochman & Dodge, 1994) und ihre Interpretation einer Situation erfolgt auf einer kleineren Informationsbasis (Dodge, Pettit, McClaskey & Brown, 1986). Aggressiven Kindern wird zudem eine Fokussierung auf provozierende Hinweisreize zugeschrieben, sie unterstellen 11 KAPITEL 1 EINLEITUNG ihren Interaktionspartner in der Folge feindseliges Verhalten (Lochman & Dodge, 1994). Auch die Verantwortlichkeit für Konflikte schreiben aggressive Kinder ihren Interaktionspartnern zu (Lochman & Dodge, 1998). Auf der Stufe der Problemlösung generieren aggressive Kinder weniger sozial kompetente Problemlösestrategien (Dunn, Lochman & Colder, 1997). Stattdessen entwickeln sie aufgrund einer höheren Erfolgs- und Kompetenzerwartung bzgl. aggressiven Verhaltens, aber auch aufgrund ihrer Bewertung aggressiven Verhaltens als moralisch vertretbar und auf der Basis einer fehlenden Berücksichtigung der Konsequenzen dieses Verhaltens, mehr aggressive Problemlösestrategien (Crick & Ladd, 1990; Lochman & Dodge, 1994; Matthys, Cuperus, van Engeland, 1999). In diesem Zusammenhang wurden zudem mangelnde Kompetenzen aggressiver Kinder bei der Entwicklung nicht aggressiver, kompetenter Handlungsalternativen nachgewiesen (Dodge et al., 1986). Emotionsregulation/Impulskontrolle Frick und Morris (2004) geben eine Übersicht über die Befundlage zum Einfluss der als Temperamentseigenschaft bezeichneten Ausprägung der Emotionsregulation auf die Entwicklung aggressiven Problemverhaltens. Hierbei wird das Konzept der emotionalen Reaktivität/Ansprechbarkeit, welche als wenig willentlich kontrollierbar betrachtet wird, und der Aspekt der willentlichen Kontrolle der emotionalen Reaktion getrennt betrachtet und hinsichtlich ihres Zusammenhangs mit der Entwicklung aggressiven Verhaltens diskutiert (Eisenberg & Morris, 2002; Eisenberg, Smith, Sadovsky, & Spinrad, 2004; vgl. Spinrad, Eisenberg, Cumberland, Fabes, Valiente, Shepard, et al., 2006). In einer Reihe von Studien konnte bei Kindern mit Sozialverhaltensauffälligkeiten die Tendenz nachgewiesen werden, in sozialen Situationen vor allem mit Wut und Frustration als negative emotionale Reaktion zu reagieren (Eisenberg, Cumberland, Spinrad, Fabes, Shepard, Reiser, et al., 2001; Morris, Silk, Steinberg, Sessa, Avenevoli & Essex, 2002). Zusätzlich konnten einige Studien den Zusammenhang zwischen einer mangelnden Emotionskontrolle und aggressivem Verhalten nachweisen (Eisenberg, Fabes, Guthrie, Murphy, Maszk, Holmgren, et al., 1996; Eisenberg et al., 2001; vgl. Frick & Morris, 2004). Frick und Morris (2004) beschreiben direkte und indirekte Wege des Einflusses einer mangelnden Emotionsregulation hinsichtlich der Entwicklung aggressiven Problemverhaltens. Neben des direkten Einflusses auf die Impulskontrolle in Form impulsiver, unreflektierter Reaktionen in sozialen Situationen kann 12 KAPITEL 1 EINLEITUNG die Emotionsregulation Einfluss nehmen auf die einzelnen Prozesse der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung (Dodge & Pettit, 2003), auf das Ausmaß der sozialen Zurückweisung einhergehend mit der Reduzierung der Möglichkeit des Erwerbs sozialer Kompetenzen (Dodge, Lansford, Burks, Bates, Pettit, Fontaine, et al., 2003) sowie auf die Entwicklung von dysfunktionalen Eltern-Kind-Interaktionen, welche in der coercion theory von Patterson (1982) beschrieben wurde. Soziale Fertigkeiten Die soziale Kompetenz von Kindern kann sowohl durch Auffälligkeiten auf der kognitiven als auch auf der Verhaltensebene mitverursacht sein. Neben Störungen der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung kann demnach aggressives Verhalten durch Defizite der sozialen Fertigkeiten auf der Verhaltensebene entstehen. Hierbei können Störungen auf der kognitiven Ebene mangelnde Fertigkeiten auf Verhaltensebene in sozialen Situationen verursachen, jedoch kann aggressives Verhalten auch bei angemessener kognitiver Problemlösung auf der Verhaltensebene entstehen (Döpfner, Adrian & Hanisch, 2007). Webster-Stratton und Lindsay (1999) schreiben Kindern mit Auffälligkeiten im Sozialverhalten unter anderem mangelnde Fertigkeiten bei der Gestaltung von Spielsituationen, der Entwicklung und Aufrechterhaltung von Freundschaften, der prosozialen Interaktion mit Gleichaltrigen oder der Problemlösung zu. Studien geben Hinweise darauf, dass sich aggressiv auffällige Kinder in Rollenspielen ebenfalls wenig sozial kompetent verhalten (vgl. Döpfner et al., 2007). Soziale Interaktionen Der Umgang der Interaktionspartner mit aggressiven und oppositionellen Verhaltensweisen, häufig beginnend im Rahmen der frühen Eltern-Kind-Interaktion, ist hinsichtlich der Auslösung und Aufrechterhaltung aggressiven Verhaltens ein weiterer zentraler Aspekt. Patterson (1982) beschreibt in seinem Modell der coerciven, d.h. sich gegenseitig erzwingenden Interaktionen typische familiärer Interaktionsmuster. Durch das Nachgeben der Eltern (z.B. hinsichtlich der Umsetzung einer Aufforderung) wird das Kind für sein oppositionelles Verhalten negativ verstärkt oder, wenn die Eltern nach mehrfachem Wiederholen einer Aufforderung ratlos, wütend und aggressiv reagieren, durch das Vorbild 13 KAPITEL 1 EINLEITUNG der Eltern zu aggressivem Verhalten angeregt. Barkley (1981) beschreibt in seinem Interaktionsmodell zusätzlich die Tendenz, dass ein Kind durch oppositionelles oder aggressives Verhalten von den Eltern vermehrte, wenn auch negative Aufmerksamkeit erfährt, während positive Handlungen vergleichsweise weniger beachtet werden. Durch das Ausbleiben einer positiven Verstärkung wird angemessenes Verhalten dadurch als nicht lohnenswert betrachtet. In einer Reihe von Studien konnten in Familien mit aggressiv auffälligen Kindern mangelnde Erziehungskompetenzen der Eltern sowie aggressionsfördernde Erziehungsmuster gefunden werden (vgl. Loeber, 1990; Patterson, Capaldi & Bank, 1991). Die im familiären Rahmen erlernten Interaktionsmuster können sich im Kindergarten, in der Schule und in Gleichaltrigengruppen fortsetzen. Mit zunehmendem Alter haben Gleichaltrigenkontakte einen immer bedeutsameren Einfluss auf das Fortbestehen sowie die Art und Ausprägung der bestehenden Sozialverhaltensauffälligkeiten. Hierbei nehmen die Aspekte der Zurückweisung durch Gleichaltrige und der Kontakt mit devianten Gruppen Einfluss auf die Verfestigung der sozialen Rolle eines Kindes mit aggressivem Verhalten und können zur der Entwicklung einer dissozialen Symptomatik beitragen (vgl. Burke, Loeber & Birmaher, 2002; Hill, 2002). Callous-Unemotional Traits Unter Callous-Unemotional (CU) Traits ist gemäß der Diagnosekriterien des DSM-5 ein spezifisches und stabliles affektives sowie interpersonelles Muster hinsichtlich des Erlebens und Verhaltens zu verstehen. Es umfasst ein fehlendes Schulbewusstsein und eine mangelnde Berücksichtigung der (negativen) Konsequenzen des eigenen Handelns, ein Fehlen an Empathie in Form einer fehlenden Berücksichtigung der Gefühle anderer Menschen, einen mangelnden Gefühlsausdruck (mit Ausnahme oberflächlicher oder instrumenteller Gefühlsausdrücke) und eine fehlende Leistungsbereitschaft sowie ein Desinteresse bzgl. schlechter Leistungen in Lebensbereichen wie Schule oder Arbeit. Verschiedene Übersichtsarbeiten belegen die Bedeutsamkeit des Konzepts der CU traits in Bezug auf die Entwicklung sowie die Art und Ausprägung von Störungen des Sozialverhaltens (Frick & Dickens, 2006; Frick & White, 2008). Innerhalb der Gruppe der Kinder mit Störungen des Sozialverhaltens kann aufgrund des Vorliegens von CU traits eine Subgruppe gebildet werden, die durch ein sehr stabiles, durchgängiges und stark ausgeprägtes Muster von Verhaltensstörungen, Aggression und Delinquenz gekennzeichnet ist (Kahn, Frick, 14 KAPITEL 1 EINLEITUNG Youngstrom, Findling & Youngstrom, 2012). CU traits werden in Verbindung gebracht mit einer beeinträchtigten Entwicklung zentraler Aspekte des Gewissens (u.a. Empathie, Moral), mitverursacht durch Temperamentseigenschaften wie sensation seeking, einer geringen emotionalen Reaktion auf negative/aversive Stimuli, einer mangelnden Ansprechbarkeit auf Bestrafungen und einer reduzierten Betroffenheit hinsichtlich der Konsequenzen des eigenen Verhaltens anderen Menschen gegenüber (vgl. Frick, Cornell, Bodin, Dane & Barry, 2003; Frick & Viding, 2009). Studien konnten zeigen, dass Patienten mit aggressivem Problemverhalten und CU traits, verglichen mit Patienten ohne CU traits, weniger bzw. auf anderen Formen der Behandlung ansprachen (Hawes & Dadds, 2005; Waschbusch, Carrey, Willoughby, King & Andrade, 2007). Wie bereits beschrieben unterscheiden sich die von Frick (2012) zusammengefassten drei Entwicklungspfade bezüglich der Diagnosegruppe Störung des Sozialverhaltens (adolescentonset Conduct Disorder; Conduct Disorder with Significant Callous-Unemotional Traits; Conduct Disorder with Emotional and Behavioral Dysregulation) hinsichtlich der zugrundeliegenden auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren. Hierbei sind vor allem die durch das Vorliegen bzw. Nicht-Vorliegen der CU traits zu bildenen Subgruppen innerhalb der Patientengruppe mit einem in der Kindheit beginnenden aggressiven Problemverhalten zu nennen. Diese unterscheiden sich bezüglich der Bedeutsamkeit der genannten störungsauslösenden und –aufrechterhaltenden Faktoren bei der Entwicklung von Störungen des Sozialverhaltens. Kinder ohne CU traits zeigen vorwiegend reaktives aggressives Verhalten aufgrund einer mangelnden Emotionsregulation und fehlenden Impulskontrolle, damit zusammenhängenden Auffälligkeiten in der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung sowie dysfunktionalen Eltern-Kind-Interaktionen und negativen Erziehungspraktiken der Eltern (Frick & Morris, 2004; Frick & White, 2008; Frick & Viding, 2009). Diese Kinder werden häufiger aus dem Gleichaltrigenverband ausgeschlossen und haben so weniger die Gelegenheit soziale Kompentenzen zu erwerben (Rubin, Bukowski & Parker, 1998; Dodge et al., 2003; vgl. Frick & Morris, 2004). Kinder mit CU traits zeigen dagegen weniger Auffälligkeiten in ihrer Emotionsregulation sondern Tempermantseigenschaften, die sich hindernd auf die Entwicklung moralischer Werte und der Empathiefähigkeit auswirken. Dieses Temperament schlägt sich in vorwiegend instrumentellem und proaktivem aggressiven Verhalten nieder (Frick & Morris, 2004). Studien belegen, dass das elterliche Erziehungsverhalten auch bei Kindern mit CU traits ein 15 KAPITEL 1 EINLEITUNG Rolle spielt, wobei andere Aspekte (z.B. die elterliche Wärme) als bei Kindern ohne CU traits relevant zu sein scheinen (Frick, 2012). Ziel der vorliegenden Arbeit Für die verhaltenstherapeutische Behandlung von aggressivem Problemverhalten bei Kindern und Jugendlichen stellt zunächst die Erfassung der aggressiven Symptomatik eine zentrale Ebene der Diagnostik dar. Entsprechend den Vorgaben der Klassifikationssysteme ICD-10 und dem bis jetzt gültigen DSM-IV-TR liegen eine Diagnose-Checkliste, ein Fremdbeurteilungsbogen für Eltern und Lehrer und ein Selbstbeurteilungsbogen für Störungen des Sozialverhaltens im Rahmen des Diagnostik-Systems für Psychische Störungen für Kinder und Jugendliche nach ICD-10 und DSM-IV (DISYPS-II) zur Verfügung (Döpfner, Görtz-Dorten & Lehmkuhl, 2008). Die Erfassung störungssauslösender und – aufrechterhaltender Faktoren stellt eine weitere wichtige Ebene der Diagnostik dar, da diese Faktoren aufgrund ihrer Veränderbarkeit mögliche Ansatzpunkte für verhaltenstherapeutische Interventionen darstellen. Die Erhebung dieser Faktoren dient dementsprechend der Planung geeigneter Interventionen sowie der Verlaufsdiagnostik. Die vorliegende Arbeit soll einen Beitrag dazu leisten, ausreichend reliable und valide Fragebögen zur Erfassung störungsauslösender und –aufrechterhaltender Komponenten aggressiven Problemverhaltens für die Diagnostik und psychotherapeutischen Behandlung von Kindern und Jugendlichen bereit zu stellen und sie für die psychotherapeutische Praxis nutzbar zu machen. Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Überprüfung der psychometrischen Qualität der folgenden zwei Fragebögen in einer klinischen Stichprobe: 1. Fragebogen zum aggressiven Verhalten von Kindern (FAVK; Görtz-Dorten & Döpfner, 2010a) 2. Intenvory of Callous-Unemotional Traits (ICU; Frick, 2004) Die Daten zur psychometrischen Überprüfung wurden im Rahmen einer umfassenden Evaluationsstudie des Therapieprogramms für Kinder mit aggressivem Verhalten (THAV; Görtz-Dorten & Döpfner, 2010b) gewonnen. Das Therapeiprogramm THAV stellt ein umfassendes Behandlungsprogramm zur multimodalen Behandlung von Kindern im Alter von 6 bis 12 Jahren mit aggressivem Verhalten besonders gegenüber Gleichaltrigen dar und wurde an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und 16 KAPITEL 1 EINLEITUNG Jugendalters der Universitätsklinik Köln, am Kölner Institut für Klinische Kinderpsychologie der Christoph-Dornier-Stiftung sowie am Ausbildungsinstitut für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie an der Uniklinik Köln (AKiP) entwickelt und in einer ersten Pilotstudie evaluiert. Im Rahmen einer von 2009 bis 2013 durchgeführten radomisierten Kontrollgruppenstudie mit einer aktiven Kontrollgruppe in Form einer ressourcenaktivierenden Spielgruppe wurde das Therapieprogramm THAV mit einer Stichprobe von 101 Jungen weitergehend evaluiert. Zentrale Einschlusskriterien für die Teilnahme an der Studie waren: • männliches Geschlecht • Alter von 6 bis 12 Jahren • IQ ≥ 80 (CFT1/CFT20-R) • ICD-10-Diagnose einer Störung des Sozialverhaltens (F91, F92, F90.1) in einem halbstrukturierten klinischen Interview mit den Eltern anhand der DiagnostikCheckliste DCL-SSV aus dem DISYPS-II (Döpfner et al., 2008) • ein Stanine-Wert ≥ 7 auf der Gesamtskala des FBB-SSV im Elternurteil bei zwei Erhebungen im Abstand von 6 Wochen • Schwerpunkt der aggressiven Symptomatik auf Gleichaltrigenproblematik • keine andere Psychopathologie im Vordergrund nach klinischer Einschätzung aufgrund eines halbstrukturierten Interviews mit den Eltern Der Behandlungsphase war eine sechswöchige Diagnostikphase vorgeschaltet, in dessen Rahmen die für die Analysen der vorliegenden Arbeit verwendeten Fragebögen erhoben wurden. Die Analysestichprobe umfasst auch Studienteilnehmer, die die oben genannten Kriterien erfüllen, dennoch aber im Verlauf oder nach der Diagnostikphase aus der Studie ausschieden und nicht in die Interventions- oder Kontrollgruppe randomisiert wurden. Der Fragebogen zum aggressiven Verhalten von Kindern im Alter von 4 bis 14 Jahren (FAVK; Görtz-Dorten & Döpfner, 2010a) dient der Erfassung von vier möglichen gleichaltrigen- und erwachsenenbezogenen aggressionsauslösenden und -aufrechterhaltenden Faktoren im Fremdurteil (Eltern, Lehrer, Erzieher; FAVK-F) und Selbsturteil (Kinder im Alter von 9;0 14;11 Jahren; FAVK-S): (1) Störungen sozial-kognitiver Informationsverarbeitung, (2) Störungen der Impulskontrolle; (3) Störungen sozialer Fertigkeiten, (4) Störungen sozialer Interaktionen. Der FAVK wurde bislang an Feldstichproben hinsichtlich der faktoriellen Validität, Reliabilität und Validität der Skalen des Eltern- und Selbsturteils untersucht. In der 17 KAPITEL 1 EINLEITUNG vorliegenden Arbeit sollen die bisherigen in Feldstichproben gewonnenen Befunde zur psychometrischen Qualität des Eltern- und Selbsturteils des FAVK erstmals auf der Basis von Daten einer klinischen Stichprobe von 6 bis 12 Jahre alten Jungen mit der Diagnose einer Störung des Sozialverhaltens geprüft und zusätzlich das bisher nicht näher überprüfte Lehrerurteil in die Analysen mit einbezogen werden. Die Ergebnisse werden im Kapitel 2 dargestellt. Die englische Originalversion des Inventory of Callous-Unemotional Traits (ICU; Frick, 2004) liegt als Selbsturteil für Jugendliche und als Fremdurteil (Eltern; Lehrer) vor und dient der Erfassung der in der Einleitung beschriebenen CU traits anhand von drei Skalen: (1) Callousness, (2) Uncaring, (3) Unemotional. Die Übersetzung der deutschsprachigen Version erfolgte durch Essau, Sasagawa und Frick (2006). Da der Fragebogen bislang vorwiegend mit Stichproben von Jugendlichen psychometrisch überprüft wurde, zielt die vorliegende Arbeit auf die Verwendung und psychometrische Überprüfung des Elternurteils in einer klinischen Stichprobe von Kindern ab. Es wurde erstmals geprüft, ob sich die faktorielle Struktur des Fragebogens auch auf das Elternurteil in einer klinischen Stichprobe von 6 bis 12 Jahre alten Jungen mit der Diagnose einer Störung des Sozialverhaltens übertragen lässt oder ob sich durch die Daten eine alternative faktorielle Struktur besser abbildet. Diese Ergebnisse werden in Kapitel 3 dargestellt. Die psychometrische Überprüfung der beiden Fragebögen umfasst jeweils – angelehnt an die bisher zu den Instrumenten veröffentlichen Analysen – die faktorielle Validität (konfirmatorische/explorative Faktorenanalysen), Reliabilitätsanalysen (interne Konsistenzen der Skalen; beim FAVK auch Wiederholungszuverlässigkeit), Aspekte der internen Validität (z.B. Interkorrelation der Subskalen) sowie Analysen zur konvergenten und divergenten Validität durch die Korrelationen mit anderen Instrumenten, welche externalisierendes bzw. internalisierendes Verhalten erfassen. In Kapitel 4 werden die Ergebnisse zum FAVK und ICU vor dem Hintergrund der Fragestellung der vorliegenden Arbeit zusammenfassend diskutiert. 18 KAPITEL 2 FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN 2. FRAGEBOGEN ZUM AGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN (FAVK) Benesch C, Görtz-Dorten A, Breuer D & Döpfner M (2013). Erfassung aggressionsauslösender und -aufrechterhaltender Faktoren bei Kindern mit oppositionellen und aggressiven Verhaltensstörungen im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil: Zur Reliabilität und Validität des Fragebogens zum aggressiven Verhalten von Kindern (FAVK). Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie. 42(4): 269-279 19 KAPITEL 2 FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN Einleitung Auf der Basis empirischer Studien wurden eine Reihe möglicher biopsychosozialer Einflussfaktoren für die Entwicklung und Aufrechterhaltung aggressiver Verhaltensweisen bei Kindern und Jugendlichen identifiziert (vgl. Döpfner, Adrian & Hanisch, 2007; Lahey & Waldman, 2012; Petermann, Döpfner & Schmidt, 2007 für eine ausführliche Darstellung störungsaufrechterhaltender Faktoren). Darunter befinden sich die folgenden vier Faktoren, die Ansatzpunkte für therapeutische Interventionen zur Verminderung gleichaltrigenbezogener und erwachsenenbezogener aggressiver Symptomatik darstellen können: (1) Störungen sozial-kognitiver Informationsverarbeitung, (2) Störungen der Impulskontrolle, (3) Störungen sozialer Fertigkeiten, (4) Störungen sozialer Interaktionen. Dodge und Schwartz (1997) arbeiteten in experimentellen Studien typische Merkmale der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung aggressiver Kinder heraus und beschreiben fünf Stufen der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung von der Enkodierung von Hinweisreizen bis hin zur Bewertung der Problemlösung (vgl. auch Döpfner, 1989). Danach nutzen aggressiv auffällige Kinder bei der Enkodierung weniger Hinweisreize, bei uneindeutigen Reizen suchen sie im Vergleich zu anderen Kindern weniger zusätzliche Reize, sie fokussieren auf provozierende Reize und unterstellen Interaktionspartnern Feindseligkeit. Im Rahmen der Konfliktlösung entwickeln aggressive Kinder sehr häufig konflikterhöhende und ineffektive Vorschläge, weil ihnen Dominanz und Kontrolle wichtiger sind als prosoziale Ziele. Hinsichtlich der Bewertung der Problemlösung glauben aggressive Kinder, dass Aggression zu Anerkennung, einem höheren Selbstwertgefühl sowie positiven Gefühlen führt, und sie vernachlässigen die Perspektive des Opfers ihrer aggressiven Handlung. Sie zeigen ein hohes Kompetenzvertrauen und eine hohe Erfolgserwartung für aggressive Handlungen und glauben, positive konfliktbegrenzende Verhaltensweisen schlechter einsetzen zu können. Die Studien zur sozial-kognitiven Informationsverarbeitung zeigten darüber hinaus ein unzureichendes Einfühlungsvermögen bei aggressiven Kindern sowie eine Unfähigkeit, die Konsequenzen des eigenen Handelns richtig einzuschätzen. Diese Auffälligkeiten wurden in den letzten Jahren vor allem mithilfe des Konstruktes der callousunemotional traits beschrieben (Frick, 2012), die allerdings im Rahmen des hier analysieren Verfahrens allenfalls ansatzweise erhoben werden. 20 KAPITEL 2 FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN Eine weitere Ursache für aggressives Verhalten können eine mangelnde Impulskontrolle und eine unzureichende Emotionsregulation sein, wodurch aggressives Verhalten unzureichend gehemmt (vgl. Loeber & Hay, 1997; Frick, 2012) und der Einsatz angemessener Problemlösestrategien verhindert wird. Kinder können aber auch bei einer unauffälligen sozial-kognitiven Informationsverarbeitung und einer angemessenen Impulskontrolle und Emotionsregulation in Konfliktsituationen aggressives Verhalten zeigen, weil es ihnen an Fertigkeiten zur sozial kompetenten Lösung eines Konfliktes (kompetente verbale und nonverbale Interaktion) fehlt. Studien weisen darauf hin, dass sich aggressiv auffällige Kinder in Rollenspielen ebenfalls wenig sozial kompetent verhalten (vgl. Döpfner et al., 2007). Neben den genannten Faktoren spielen soziale Interaktionen, d.h. der Umgang der Interaktionspartner mit aggressiven Verhaltensweisen, ebenfalls eine zentrale Rolle für die Auslösung und Aufrechterhaltung aggressiven Verhaltens. Störungen der Eltern-KindInteraktion in der Familie in Form von coerciven, d.h. gegenseitig erzwingenden Interaktionen (Patterson, 1982), bilden häufig den Ausgangspunkt für die Entwicklung aggressiven und oppositionellen Verhaltens bei Kindern. Dabei wird das Kind durch das Nachgeben der Eltern für sein oppositionelles Verhalten negativ verstärkt oder durch das Vorbild der Eltern zu aggressivem Verhalten angeregt. In einer Reihe von Studien konnten in Familien mit aggressiv auffälligen Kindern die von Patterson beschriebenen coerciven Interaktionen gefunden werden (vgl. Loeber, 1990; Patterson, Capaldi & Bank, 1991). Die im familiären Rahmen erlernten Interaktionsmuster können sich im Kindergarten, in der Schule und in Gleichaltrigengruppen fortsetzen. Vor allem mit zunehmendem Alter nehmen Gleichaltrigenkontakte eine bedeutende Rolle ein und die Verfestigung von Gleichaltrigenkonflikten sowie die Verstärkung dissozialen Verhaltens durch Gleichaltrige kann zur Entwicklung dissozialer Symptomatik beitragen (vgl. Burke, Loeber & Birmaher, 2002; Hill, 2002). Der Fragebogen zum aggressiven Verhalten von Kindern (FAVK; Görtz-Dorten & Döpfner, 2010a) wurde entwickelt, um diese möglichen aggressionsauslösenden und – aufrechterhaltenden Faktoren bei Kindern im Alter von 4 bis 14 Jahren zu erfassen. Der Fragebogen liegt als Fremdbeurteilungsverfahren für Eltern, Lehrer und Erzieher (FAVK-F) und als Selbstbeurteilungsbogen für Kinder im Alter von 9;0 - 14;11 Jahren (FAVK-S) vor. Der FAVK wurde bislang an einer Feldstichprobe hinsichtlich der faktoriellen Validität, Reliabilität und Validität der Skalen des Eltern- und Selbsturteils untersucht. Es zeigte sich sowohl für 21 KAPITEL 2 das Elternurteil FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN als auch das Selbsturteil eine mit einer explorativen Hauptkomponentenanalyse abgesicherte dreifaktorielle Struktur mit den Faktoren (1) Störungen sozial-kognitiver Informationsverarbeitung, (2) Störungen der Impulskontrolle und Störungen sozialer Fertigkeiten sowie (3) Störungen sozialer Interaktionen. Dennoch wurden auf der Basis theoretischer Überlegungen vier Komponentenskalen gebildet, die sich in den Reliabilitätsanalysen auch als ausreichend intern konsistent erwiesen. Ziel der vorliegenden Studie ist es, die bisherigen in Feldstichproben gewonnenen Befunde zur psychometrischen Qualität des Eltern- und Selbsturteils des FAVK auf der Basis von Daten einer klinischen Stichprobe zu prüfen und das bisher nicht näher überprüfte Lehrerurteil in die Analysen mit einzubeziehen. Folgende Fragestellungen sollen untersucht werden: 1. Die faktorielle Validität der vier Komponentenskalen im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil des FAVK soll anhand konfirmatorischer Faktorenanalysen überprüft werden. Es wird erwartet, dass sich die hypothetisch vorgenommene Einteilung in vier Faktoren bestätigen lässt. Diese Annahme beruht auf der Befundlage, dass sich aggressiv auffälliges Verhalten am besten nicht kategorial, sondern dimensional und damit auf einem Kontinuum abbildet lässt (Moffitt, Arseneault, Jaffee, Kim-Cohen, Koenen, Odgers, et al., 2008). Daher kann angenommen werden, dass sich die Ergebnisse aus der Feldstichprobe auf eine klinische Stichprobe übertragen lassen und eine weitere Differenzierung in die hypothetisch angenommenen Faktoren möglich ist. 2. Die internen Konsistenzen und Retest-Reliabilitäten der übergeordneten Gesamtskalen, der Komponentenskalen und der Itemgruppierungen werden im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil ermittelt. Es wird erwartet, dass sich die Skalen in allen drei Perspektiven als hinreichend intern konsistent (Cronbach`s Alpha > .70, vgl. Nunnally, 1978; Kline, 2005; Hunsley & Mash, 2008) erweisen. Die Wiederholungszuverlässigkeiten in einem 6-WochenIntervall sollten, bezugnehmend auf die von Hunsley & Mash (2008) angegebenen Richtwerte (adequate r = .70 bei einigen Tagen bis mehreren Wochen), nicht unter r = .70 liegen. 22 KAPITEL 2 FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN 3. Die Interkorrelationen der übergeordneten Gesamtskalen, der Komponentenskalen und der Itemgruppierungen im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil sollen unter r = .70 liegen, damit die Skalen als voneinander hinreichend unabhängig eingeschätzt werden können. 4. Die Korrelationen korrespondierender Skalen und Itemgruppierungen zwischen den Beurteilerversionen (Eltern-Lehrer, Eltern-Selbst, Lehrer-Selbst) sollen überprüft werden. Es wird erwartet dass diese höchsten im mittleren Bereich (r < .50) liegen. Bei Aggressionsskalen, wie auch generell bei Skalen zur Erfassung von psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen werden in der Regel eher geringe Korrelationen zwischen verschiedenen Beurteilern gefunden. Bei den deutschen Versionen des von Achenbach entwickelten Breitbanddiagnostikums zur Erfassung von psychischen Auffälligkeiten und Kompetenzen im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil (CBCL, TRF und YSR) wurden bei der Berechnung informantenübergreifender Zusammenhänge der Skala aggressives Verhalten Korrelationen zwischen r = .33 und r = .55 gefunden (vgl. Döpfner, Plück & Kinnen, 2013). Vergleichbare Korrelationen zwischen Eltern-, Lehrer und Selbsturteilen wurden für den FBBSSV/SBB-SSV aus dem DISYPS-II gefunden (Görtz-Dorten, Ise, Hautmann, Walter & Döpfner, 2013). Im Rahmen der Analysen zum FAVK mit einer repräsentativen Stichprobe wurden Korrelationen korrespondierender Komponentenskalen im Eltern- und Selbsturteil zwischen r = .26 und r = .66 gefunden (Görtz-Dorten & Döpfner, 2010a). 5. Hinweise auf die konvergente und divergente Validität werden anhand der Korrelationen der übergeordneten Gesamtskalen des Eltern-, Lehrer- und Selbsturteils des FAVK mit den Skalen des FBB-SSV bzw. SBB-SSV sowie den Skalen der CBCL, des TRF und des YSR überprüft. Es wird erwartet, dass sich mittlere bis höhere Korrelationen zu den konstruktnäheren Skalen des FBB-SSV/SBB-SSV und den Skalen zu externalisierendem Verhalten des CBCL/TRF/YSR zeigen, während bei den Skalen zu internalisierendem Verhalten dieser Verfahren geringere Korrelationen resultieren sollten. Darüber hinaus soll für alle drei Beurteilerversionen anhand von multiplen Korrelationen zwischen den vier Komponentenskalen des FAVK einerseits und der Skala zum oppositionellen Verhalten des FBB-SSV/SBB-SSV andererseits und nachfolgenden schrittweisen Regressionsanalysen überprüft werden, ob entsprechend dem theoretischen Modell alle Einzelkomponenten einen bedeutsamen Beitrag zur Korrelation mit der Skala zum oppositionellen Verhalten des FBB-SSV/SBB-SSV leisten. 23 KAPITEL 2 FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN Methoden Messinstrumente Der bereits beschriebene FAVK erfasst mögliche auslösende und aufrechterhaltende Komponenten gleichaltrigenbezogenen und erwachsenenbezogenen aggressiven Verhaltens in 25 Items auf einer vierstufigen Skala (0 = gar nicht zutreffend bis 3 = besonders zutreffend). Neben einem Gesamtwert, einem Gesamtwert für gleichaltrigenbezogene Aggression und einem für erwachsenenbezogene Aggression können die 25 Items zu vier Komponentenskalen zusammengefasst werden, welche die genannten vier auslösenden und aufrechterhaltenden Komponenten für aggressives Verhalten abbilden. Itemgruppierungen (die in den bisherigen Analysen nicht durchweg die Gütekriterien einer Skala erreicht haben) ermöglichen darüber hinaus die Betrachtung der genannten Komponenten aggressiven Verhaltens getrennt für den Umgang mit Gleichaltrigen und Erwachsenen. Als Breitbanddiagnostikum zur Erfassung von psychischen Auffälligkeiten und Kompetenzen wurden die deutschen Fassungen der Child Behavior Checklist (CBCL) und der Teacher Report Form (TRF) sowie die deutsche Fassung des Youth Self Report (YSR, ab 11 Jahre) verwendet (Döpfner et al., 2013). Acht Skalen werden in drei übergeordnete Gruppen zusammengefasst: Internalisierende Auffälligkeiten mit den Skalen Sozialer Rückzug, körperliche Beschwerden und Ängstlich/Depressiv, Externalisierende Auffälligkeiten mit den Skalen Dissoziales Verhalten und Aggressives Verhalten und Gesamtauffälligkeit mit den genannten Skalen und Aufmerksamkeitsprobleme. den Skalen Die Soziale letzteren Probleme, drei Skalen Schizoid/Zwanghaft beschreiben und gemischte Verhaltensauffälligkeiten. Mit wenigen Einschränkungen konnten zufriedenstellende interne Konsistenzen der drei übergeordneten Skalen und der Subskalen der drei Fragebogenversionen bei der Verwendung in einer klinischen Stichprobe nachgewiesen werden: CBCL α = .72 - .94 (Ausnahme: schizoid/zwanghaft); TRF .67 - .96 (Ausnahme: schizoid/zwanghaft); YSR: .70 - .92 (Ausnahme: schizoid/zwanghaft; soziale Probleme; sozialer Rückzug) (Döpfner et al., 2013). Der Fremdbeurteilungsfragebogen FBB-SSV (Eltern- und Lehrerurteil) und der Selbstbeurteilungsfragebogen SBB-SSV (ab 11 Jahre) aus dem DISYPS-II (Döpfner, GörtzDorten & Lehmkuhl, 2008) erfassen die 23 Kriterien der Störung des Sozialverhaltens nach 24 KAPITEL 2 FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN ICD-10 bzw. der Störung mit oppositionellem Trotzverhalten nach DSM-IV anhand von 25 Symptom-Items (4-stufige Ratingskala; 0 = gar nicht bis 3 = besonders zutreffend). Zusätzlich erfassen 12 Items (K1 bis K12) prosoziales Verhalten (Kompetenzskala). Die internen Konsistenzen der Skalen des FBB-SSV Eltern variieren zwischen α = .71 und .93, im SBB-SSV zwischen α = .83 bis .88 (Skala dissoziales Verhalten α = .56) (Döpfner et al., 2008) und im Lehrerurteil in einer klinischen Stichprobe zwischen α = .90 und .93 (Skala dissoziales Verhalten α = .68) (Ise, Döpfner & Görtz-Dorten, 2013). Die Diagnosechecklisten für Störungen des Sozialverhaltens (DCL-SSV) und für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (DCL-ADHS) aus dem DISYPS-II (Döpfner et al., 2008) werden zur Diagnosestellung im Rahmen eines halbstrukturierten klinischen Interviews mit den Eltern verwendet. Die internen Konsistenzen der Symptomskalen der Diagnose-Checklisten basierend auf einem halbstrukturierten Elterninterview liegen nach Görtz-Dorten & Döpfner (2008) in einer klinischen und einer Feldstichprobe mit wenigen Einschränkungen im zufriedenstellenden Bereich über α = .74. Die Diagnosen wurden anhand der Diagnose-Checklisten in einer Konsensusbesprechung zwischen drei klinisch tätigen Psychologen festgelegt. Stichprobe Die Analysestichprobe wurde im Rahmen einer umfassenden Evaluationsstudie des Therapieprogramms für Kinder mit aggressivem Verhalten (THAV; Görtz-Dorten & Döpfner, 2010b) gewonnen. Einschlusskriterien für die Teilnahme an der Studie waren: männliches Geschlecht, Alter von 6 bis 12 Jahren, IQ ≥ 80 (CFT1/CFT20-R), ICD-10-Diagnose einer Störung des Sozialverhaltens (F91, F92, F90.1) in einem halbstrukturierten klinischen Interview mit den Eltern anhand der Diagnostik-Checkliste DCL-SSV aus dem DISYPS-II (durchgeführt durch trainierte Psychotherapeuten in Ausbildung), ein Stanine-Wert ≥ 7 auf der Gesamtskala des FBB-SSV im Elternurteil bei zwei Erhebungen im Abstand von 6 Wochen, Schwerpunkt der aggressiven Symptomatik auf Gleichaltrigenproblematik, keine andere Psychopathologie im Vordergrund nach klinischer Einschätzung aufgrund eines halbstrukturierten Interviews mit den Eltern mit dem Psychopathologischen Befund-System für Kinder und Jugendliche (Döpfner, Berner, Flechtner, Lehmkuhl & Steinhausen, 1998). Zudem mussten die Familien über ausreichende Deutschkenntnisse in Wort und Schrift 25 KAPITEL 2 FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN verfügen. Der Behandlungsphase wurde eine Diagnostikphase mit zwei Messzeitpunkten (MZP1, MZP2) im Abstand von sechs Wochen vorgeschaltet, in dessen Rahmen die für die Analysen der vorliegenden Arbeit verwendeten Messinstrumente erhoben wurden; der FAVK im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil, der FBB-SSV im Eltern- und Lehrerurteil und der Selbstbeurteilungsbogen SBB-SSV zu beiden Messzeitpunkten (MZP1, MZP2), der Elternfragebogen CBCL, der Lehrerfragebogen TRF und der Fragebogen für Jugendliche YSR zu Messzeitpunkt 2. Insgesamt wurden 167 Patienten zu MZP1 gescreent. FAVK-Fragebögen mit mehr als 10% fehlenden Antworten auf Itemebene wurden ausgeschlossen. Dann noch fehlende Werte wurden mithilfe des Expectation-Maximization-Algorithmus ersetzt. Weiterführende Informationen zum gewählten Schätzverfahren bieten Croy & Novins (2005). In die Analysen wurden 156 Elternurteile, 104 Lehrerurteile und 91 Selbsturteile (ab 9 Jahre) einbezogen. Anhand derselben Einschlusskriterien wurden beim FAVK 121 Elternurteile, 64 Lehrerurteile und 61 Selbsturteile (ab 9 Jahre) in die Analysen zum Messzeitpunkt 2 mit einbezogen. Bei den Korrelationsberechnungen des FAVK mit der Skala dissozial-aggressives Verhalten des FBB-SSV im Eltern- und Lehrerurteil ist die Stichprobe um 7 Patienten reduziert, da die Items dieser Skala bei Kindergartenkindern nicht beantwortet werden. Die Unterschiede in den Stichprobengrößen zwischen den verschiedenen Beurteilern bzw. den beiden Messzeitpunkten erklären sich durch: (1) Drop-Outs während der Diagnostikphase, (2) Schwierigkeiten beim Rücklauf der Lehrerbögen und (3) der Altersbegrenzung für das Selbsturteil vor dem Hintergrund der Altersspannweiten der Studie. Der Altersrange bei Messzeitpunkt 1 reicht von 6 bis 12 Jahren, das mittlere Alter lag bei 8.8 Jahren (SD = ±1.9). Diagnosen nach DCL-SSV/DCL-ADHS: 73,7% F91.3; 20,5% F90.1; 5,8% F91.1/F91.2. Auch wenn ein breites Spektrum an aggressiver Symptomatik vorlag, konnte bei allen Patienten sichergestellt werden, dass mindestens ein Schwerpunkt auf der aggressiven Symptomatik Gleichaltrigen gegenüber lag. Mittlerer IQ von SW = 105 (SD = ± 13.88). 26 KAPITEL 2 FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN Statistische Analysen Die Analysen der vorliegenden Arbeit werden unter Verwendung der Softwareprogramme SPSS 19.0 und AMOS durchgeführt. Das zu prüfende Modell für die konfirmatorischen Faktorenanalysen setzt sich zusammen aus vier latenten, miteinander korrelierenden Faktoren, die jeweils durch eine unterschiedliche Anzahl beobachtbarer Variablen repräsentiert werden. Da der Stichprobenumfang in den drei Beurteilerversionen für diese Analysen als eher klein einzuschätzen ist (Elternurteil n = 156, Lehrerurteil n = 104, Selbsturteil n = 91), wurden die konfirmatorischen Faktorenanalysen getrennt für die Items zugehörig zur gleichaltrigenbezogenen Aggression und die Items zugehörig zur erwachsenenbezogenen Aggression berechnet. Dabei wurde aufgrund der für konfirmatorische Faktorenanalysen relativ geringen Stichprobenumfänge sowie der durch Kolmogorov-Smirnov-Tests für alle Fragebogenversionen nachgewiesenen fehlenden Normalverteilungen nach Empfehlung von Emrich (2004) das verteilungs- und stichprobenunabhängige Unweighted-Least-Squares Verfahren (ULS) verwendet. Dieses Verfahren gibt die Modellpassung (model fit) anhand des um die Freiheitsgrade adjustierten Goodness of Fit Index (AGFI) als Maß für den relativen Anteil an aufgeklärter Varianz und den Root Mean Square Residual Index (RMR) als Maß für den Anteil nicht aufgeklärter Varianz an (Jöreskog & Sörbom, 1984). Das Modell wird nach Weiber & Mühlhaus (2010) anhand des AGFI bei Werten ≥ .90 und anhand des RMR bei Werten < .10 als gut bewertet. Ergebnisse Faktorielle Validität Bei der Betrachtung der geschätzten Faktorladungen der einzelnen Items auf den vier latenten Variablen zur gleichaltrigenbezogenen Aggression liegt im Elternurteil (Lehrerurteil) [Selbsturteil] die Spannweite der einzelnen Ladungen (1) beim Faktor 1 (sozial-kognitive Informationsverarbeitung) zwischen a = .49 (.41) [.26] bis a = .62 (.72) [.60], (2) beim Faktor 2 (Impulskontrolle) zwischen a = .16 (.22) [.02] bis a = .73 (82) [.68}, (3) beim Faktor 3 (soziale Fertigkeiten) zwischen a = .44 (.30) [.45] bis a = .75 (.87) [68] und (4) beim Faktor 4 (soziale Interaktionen) zwischen a = .24 (.30) [.12] bis a = .85 (.88) [.68]. Es zeigen sich Korrelationen zwischen den vier latenten Faktoren von r = .37 (.59) [.68] bis r = .85 (.94) [.97]. Über alle drei 27 KAPITEL 2 FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN Beurteilerversionen hinweg zeigt das Item 12 (Faktor 2) sehr niedrige Ladungen (a = .02 bis a = .22) und ist im Rahmen der angegebenen Spannweiten der Ladungen als Ausreißer zu intepretieren; konfirmatorische Faktorenanalysen unter Ausschluss dieses Items ergaben allerdings nur eine geringfügige Verbesserung der Modellpassung. Die geschätzten Faktorladungen der einzelnen Items auf den vier latenten Variablen zur erwachsenenbezogenen Aggression in den drei Beurteilerversionen sind mit den Ergebnissen zu gleichaltrigenbezogenen Aggressionen weitgehend vergleichbar. Die Korrelationen zwischen den Faktoren liegen im geringen bis hohen Bereich (Elternurteil: r = .37 bis r = .86; Lehrerurteil r = .70 bis r = .91; Selbsturteil r = .62 bis r = .89). Auch bei diesen Modellen wies das Item 12 niedrige Ladungen (a = .08 bis a = .27) auf; konfirmatorische Faktorenanalysen ohne dieses Item führten ebenfalls nur zu einer geringfügigen Verbesserung der Modellpassung. Insgesamt zeigen die Modelle für gleichaltrigenbezogene und erwachsenenbezogene Aggression in allen drei Beurteilerversionen eine zufriedenstellende Anpassung. Die adjustierten Goodness of Fit Indixes (.912 - .966) liegen bei allen Modellen über dem mindestens geforderten Wert .90 und die Root Mean Square Residual Indexes (RMR) liegen alle unter .10 (.056 - .074). Insgesamt können die faktoriellen Lösungen somit als ausreichend konsistent angesehen werden. Die in der Feldstichprobe im Rahmen exploratorischer Faktorenanalysen gefundene dreifaktorielle Struktur des FAVK bei getrennter Betrachtung der Items zu gleichaltrigenbezogener und erwachsenenbezogener Aggression im Eltern- und Selbsturteil konnte auch in der klinischen Stichprobe im Rahmen konfirmatorischer Faktorenanalysen für das Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil bestätigt werden. Dabei ist die Modellpassung der dreifaktoriellen Lösung im Vergleich zur vierfaktoriellen Lösung nominell minimal besser (Spannweite AGFI .912 - .965; Spannweite RMR .059 - .075). 28 KAPITEL 2 FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN Reliabilität Wie Tabelle 1 zeigt liegen die internen Konsistenzen der Gesamt- und der Komponentenskalen für das Eltern-, das Lehrer- und das Selbsturteil über α = .751 und sind damit nach Kline (2005) als sehr gut bis exzellent zu bewerten. Auch die internen Konsistenzen der Itemgruppierungen liegen im Eltern- und Lehrerurteil überwiegend im zufriedenstellenden Bereich, während sie für das Selbsturteil überwiegend nicht zufriedenstellend sind. Die Retest-Reliabilitäten anhand einer zweiten Erhebung des FAVK im Abstand von sechs Wochen liegen durchweg unter r= .70 und sind damit nicht zufriedenstellend. Tabelle 1 Interne Konsistenzen und Retest-Reliabilität des FAVK im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil Skalen Items Eltern Cronbach`s α PearsonKorr. r (M1- Lehrer Cronbach`s α M2) PearsonKorr. r (M1- Selbst Cronbach`s α M2) PearsonKorr. r (M1-M2) Gesamtskalen Gesamtskala 50 .919 .663 .952 .652 .916 .662 Gleichaltrigenbezogene Aggr. 25 .981 .619 .930 .580 .874 .689 Erwachsenenbezogene Aggr. 25 .867 .634 .918 .735 .867 .634 Soz.-kogn. Inf.verarbeitung 16 .850 .593 .917 .746 .776 .584 Impulskontrolle 10 .790 .603 .864 .572 .751 .420 Soziale Fertigkeiten 12 .863 .624 .892 .493 .866 .625 Soziale Interaktionen Itemgruppierungen Gleichaltrigenbezogen (G) G Soz.-kogn. Inf.verarbeitung 12 .811 .657 .766 .671 .766 .529 8 .780 .529 .839 .779 .645 .565 G Impulskontrolle 5 .626 .551 .737 .632 .645 .502 G soziale Fertigkeiten 6 .768 .654 .836 .601 .812 .638 G soziale Interaktionen Itemgruppierungen Erwachsenenbezogen (E) E soz.-kogn. Inf.verarbeitung 6 .712 .586 .743 .740 .610 .544 8 .812 .578 .903 .690 .733 .553 E Impulskontrolle 5 .653 .587 .776 .494 .625 .405 E soziale Fertigkeiten 6 .817 .552 .861 .423 .785 .519 E soziale Interaktionen 6 .749 .629 .628 .334 .661 .522 156 120 104 51 91 67 Komponentenskalen n 29 KAPITEL 2 FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN Interne Validität Mit einer Ausnahme (Lehrerurteil: Korrelation der Komponentenskalen Impulskontrolle und soziale Fertigkeiten, r = .748) liegen die Korrelationen der vier Komponentenskalen innerhalb eines Beurteilers (Eltern, Lehrer, Selbst) unter r = .70 und sind daher als hinreichend voneinander unabhängig zu bewerten. Die Betrachtung der Korrelationen korrespondierender Skalen zwischen den drei Beurteilern zeigt auf nahezu allen Skalen und Itemgruppierungen geringe und statistisch nicht signifikante Zusammenhänge. Lediglich die Itemgruppierung Gleichaltrigenbezogene Aggression – soziale Interaktion korreliert signifikant bei dem Vergleich des Eltern- und Lehrerurteils (r = .243, p ≤ .05) und die Komponentenskala Impulskontrolle (r = .215, p ≤ .05) und die Itemgruppierung Gleichaltrigenbezogene Aggression – Impulskontrolle (r = .282, p ≤ .05) bei dem Vergleich des Eltern- und Selbsturteils. Auch bei der Verwendung der Attenuationskorrektur (vgl. Lienert & Raatz, 1998) bei der Berechnung der Korrelationen zwischen den Beurteilern ergeben sich keine wesentlich größeren Zusammenhänge. Konvergente und divergente Validität Tabelle 2 bildet die Korrelationen der Gesamtskalen des FAVK im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil mit den Skalen des FBB-SSV bzw. SBB-SSV (alle Messzeitpunkt 1) und den Skalen des Elternfragebogens CBCL, des Lehrerfragebogens TRF bzw. des Selbstfragebogens YSR (Messzeitpunkt 2) ab. Im Eltern- und Lehrerurteil liegen die Produkt-Moment-Korrelationen der drei Gesamtskalen des FAVK mit den Skalen des Fremdbeurteilungsbogens FBB-SSV zu oppositionellem und dissozialem Verhalten und mit den Skalen zu Externalisierenden Auffälligkeiten des CBCL bzw. TRF mehrheitlich im mittleren bis hohem Bereich. Die Korrelationen im Sinne konvergenter Validität sind im Lehrerurteil bezogen auf den FBB-SSV höher als im Elternurteil, ein umgekehrtes Muster ist in Bezug auf die AchenbachFragebögen erkennbar. Im Selbsturteil lassen sich mittlere bis große Korrelationen zwischen den drei Gesamtskalen des FAVK und den Skalen zu oppositionellem Verhalten und dissozialem Verhalten des SBB-SSV finden. Die erwarteten Zusammenhänge zu den Skalen des YSR, die Externalisierendes Verhalten abfragen, lassen sich nicht zufriedenstellend zeigen; hier sind alle Korrelationen statistisch nicht signifikant. 30 KAPITEL 2 FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN Tabelle 2 Konvergente und divergente Validität des FAVK im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil: Produkt-Moment-Korrelationen der korrespondierenden Skalen bei gleichem Beurteiler Eltern Gesamtskala Gesamtskala Gleichaltigenbezogen Gesamtskala Erwachsenbezogen Lehrer Gesamtskala Gesamtskala Gleichaltigenbezogen Gesamtskala Erwachsenbezogen Selbst Gesamtskala Gesamtskala Gleichaltigenbezogen FBB-SSV-E/ FBB-SSVL/SBB-SSV Oppositionell .613** .543** .543** .791** .799** .649** .590** .693** Dissozial .426** .478** .285** .600** .634** .475** .558** .543** Kompetenzen -.373** -.365** -.299** -.576** -.582** -.473** -.258 -.186 CBCL/TRF/YSRexternalisierend Aggressiv .665** .687** .499** .372** .328* .405** .199 .325 Dissozial .515** .477** .444** .554** .260 .468** .351 .244 CBCL/TRF/YSR Aufm.störung .421** .420** .331** .398** .529** .311* .278 .237 Soz. Probleme .344** .382** .232** .516** .341* .394** -.015 .044 CBCL/TRF/YSRinternalisierend Sozialer Rückzug .247** .370** .067 .420** .465** .293* .001 -.128 Körp. Beschwerden .133 .142 .095 .099 .169 .012 -.014 -.098 Ängstlich/depressiv .241** .303** .125 .411** .537** .259 .050 -.013 Eltern: FBB-SSV-E n = 155 (Skala dissozial n = 148), CBCL n = 121; Lehrer: FBB-SSV-L n = 93 (Skala dissozial n = 86), TRF n = 55; Selbst: SBB-SSV n = 39, YSR n = 31 * Signifikanzniveau p ≤ .05, ** Signifikanzniveau p ≤ .01 31 Gesamtskala Erwachsenbezogen .356** .444** .269 -.001 .355** .233 -.074 .140 .081 .103 KAPITEL 2 FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN Hinsichtlich der divergenten Validität ergeben sich im Eltern- und Lehrerurteil kleine bis mittlere statistisch signifikante negative Korrelationen zwischen den Gesamtskalen des FAVK und den Kompetenzskalen des FBB-SSV (r = -.299 bis r = -.582), im Lehrerurteil bilden sich insgesamt höhere negative Korrelationen ab. Die Korrelationen der FAVK-Skalen mit den Skalen zu internalisierenden Auffälligkeiten im CBCL bzw. TRF sind nur teilweise statistisch signifikant und liegen mehrheitlich im unteren bis mittleren Bereich (r = .012 bis r = .537). Im Lehrerurteil bilden sich hierbei insgesamt höhere Korrelationen bei den Skalen zu internalisierenden Auffälligkeiten (sozialer Rückzug; ängstlich/depressiv) ab als im Elternurteil. Im Selbsturteil lassen sich keine statistisch signifikanten Korrelationen zwischen den FAVK-Skalen und der Kompetenzskala des SBB-SSV und den Skalen zu internalisierenden Auffälligkeiten abbilden. Neben den berichteten bivariaten Korrelationen wurden multiple Korrelationen und hierarchische Regressionsanalysen mit den Komponentenskalen des FAVK als Prädiktoren und der Skala zum oppositionellen Verhalten des FBB-SSV/SBB-SSV als Kriterium durchgeführt. Damit sollte geprüft werden, ob alle Komponentenskalen des FAVK als störungsauslösende und –aufrechterhaltende Faktoren entsprechend dem theoretischen Modell des FAVK jeweils einen individuellen Beitrag zur Ausprägung der aggressiven Symptomatik (nach DSM-IV-TR/ICD-10) leisten. Im Elternurteil wurde eine multiple Korrelation zwischen den vier Komponentenskalen des FAVK und der Skala zum oppositionellen Verhalten des FBB-SSV von R = .638 (korrigiertes R² = .391) errechnet. In den nachfolgenden schrittweisen hierarchischen Regressionsanalysen wurden die beiden Komponenten Störungen sozial-kognitiver Informationsverarbeitung (β = .407) und Störungen der Impulskontrolle (β = .322) als signifikante Prädiktoren mit einem R = .629 (korrigiertes R² =. 388) identifiziert. Im Lehrerurteil resultierte eine multiple Korrelation zwischen den vier Komponentenskalen des FAVK und der Skala zum oppositionellen Verhalten des FBB-SSV von R = .794 (korrigiertes R² = .614). In den nachfolgenden schrittweisen hierarchischen Regressionsanalysen wurden die beiden Komponenten Störungen sozial-kognitiver Informationsverarbeitung (β = .431) und Störungen sozialer Fertigkeiten (β = .428) als signifikante Prädiktoren mit einem R = .787 (korrigiertes R² = .611) identifiziert. Das Selbsturteil zeigte eine multiple Korrelation zwischen den vier Komponentenskalen des FAVK und der Skala zum oppositionellen Verhalten des SBB-SSV von 32 KAPITEL 2 FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN R = .719 (korrigiertes R² = .460). Als signifikanter Prädiktor wurde in nachfolgenden schrittweisen hierarchischen Regressionsanalysen die Komponente Störungen der Impulskontrolle (β = .678) mit einem R = .678 (korrigiertes R² = .445) identifiziert. Schließlich wurden die Gesamtskalen und Komponentenskalen zwischen den Beurteilern hinsichtlich Mittelwertdifferenzen geprüft (siehe Tabelle 3). Dabei konnten auf fast allen Skalen (Ausnahme: Komponentenskala Störungen sozialer Interaktionen) statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Beurteilern festgestellt werden. Wie Tabelle 3 zeigt, liegen die Selbsturteile immer unter den Eltern- und Lehrerurteilen und bei den meisten Skalen sind diese Unterschiede auch erheblich. Demgegenüber liegen Eltern- und Lehrerurteile überwiegend nahe beieinander. Tabelle 3 Vergleich der Mittelwerte der Gesamtskalen und der Komponentenskalen des FAVK im Eltern-, Lehrerund Selbsturteil FAVK-Skalen Beurteiler MW SD F-Wert p-Werte Gesamt Eltern Lehrer Selbst Eltern Lehrer Selbst Eltern Lehrer Selbst Eltern Lehrer Selbst Eltern Lehrer Selbst Eltern Lehrer Selbst Eltern Lehrer Selbst 1,34 1,28 0,87 1,59 1,62 1,47 1,10 0,94 0,93 1,43 1,52 0,89 1,86 1,53 1,21 1,43 1,32 0,77 0,71 0,70 0,61 0,40 0,52 0,40 0,44 0,55 0,46 0,47 0,57 0,43 0,51 0,65 0,41 0,54 0,70 0,56 0,57 0,63 0,54 0,48 0,43 0,49 25,203 .000 35,612 .000 24,834 .000 40,481 .000 35,158 .000 38,545 .000 0,183 .833 Gesamt Gleichaltrigenbezogen Gesamt Erwachsenenbezogen Störungen sozial-kognitiver Informationsverarbeitung Störungen der Impulskontrolle Störungen sozialer Fertigkeiten Störungen sozialer Interaktionen 33 KAPITEL 2 FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN Diskussion Die vorliegende Studie untersucht erstmals die faktorielle Validität, die interne Konsistenz und Wiederholungszuverlässigkeit des FAVK im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil in einer klinischen Stichprobe (Jungen im Alter von 6-12 Jahren mit oppositionellen und aggressiven Verhaltensstörungen), sowie die Korrelationen zwischen den Skalen des FAVK innerhalb eines Beurteilers als auch zwischen den Beurteilern und Aspekte der konvergenten und divergenten Validität des Verfahrens. Die vierfaktorielle Modellstruktur des FAVK ließ sich sowohl mit den Items zur gleichaltrigenbezogenen Aggression als auch mit den Items zur erwachsenenbezogenen Aggression aus allen drei Beurteilerperspektiven gut bestätigen. Damit konnte das zugrundeliegende Modell der vier möglichen störungsauslösenden und aufrechterhaltenden Komponenten aggressiven Verhaltens von Kindern und Jugendlichen belegt werden, wenngleich zwischen den Faktoren teilweise hohe Korrelationen ermittelt wurden. Theoretische Modelle und empirische Befunde gehen von einer gegenseitigen Beeinflussung der einzelnen aggressionsauslösenden Faktoren aus. So mögen sich beispielsweise Störungen sozialer Interaktionen direkt auf die sozial-kognitive Informationsverarbeitung, die Impulskontrolle und die sozialen Fertigkeiten auswirken (vgl. Döpfner et al., 2007). Bislang lag nur eine explorative Faktorenanalyse in einer Feldstichprobe vor (Görtz-Dorten & Döpfner, 2010a), bei der drei Faktoren identifiziert werden konnten. In der klinischen Stichprobe waren die Indizes zur Beurteilung der Modellpassung für die dreifaktorielle Struktur, bei der die Störungen der Impulskontrolle und der sozialen Fertigkeiten zu einem Faktor zusammengefasst sind, in allen drei Beurteilerversionen nominell minimal besser im Vergleich zur vierfaktoriellen Lösung. Somit werden die Daten der Analysestichprobe durch das sparsamere dreifaktorielle Modell eigentlich besser erklärt. Aus verschiedenen Gründen soll dennoch an dem vierfaktoriellen Modell festgehalten werden: Die in dem dreifaktoriellen Modell resultierende Unterteilung störungsauslösender und –aufrechterhaltender Faktoren in (1) eine kognitive Komponente (Störungen sozial-kognitiver Informationsverarbeitung), (2) eine emotional-behaviorale Komponente mit der Kombination von Störungen der Impulskontrolle und Störungen sozialer Fertigkeiten und (3) eine interaktionelle Komponente (Störungen sozialer Interaktionen) ist sowohl vor dem Hintergrund theoretischer Überlegungen als auch im Hinblick auf die klinische Praxis nicht ausreichend zufriedenstellend. Bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen ist die Unterscheidung zwischen einer unzureichenden 34 KAPITEL 2 FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN Impulskontrolle und Auffälligkeiten auf der Verhaltensebene aufgrund eines Mangels an Fertigkeiten vor allem für die Therapieplanung und damit die Auswahl geeigneter Interventionen sehr relevant. Darüber hinaus konnten in Reliabilitätsanalysen für alle vier Komponentenskalen in allen drei Beurteilerversionen zufriedenstellende interne Konsistenzen nachgewiesen werden. Als erster Schritt zu einer weitergehenden Modellprüfung des FAVK wurden hierarchische Regressionsanalysen durchgeführt. Dabei sollte geprüft werden, ob alle Komponentenskalen des FAVK entsprechend dem theoretischen Modell des FAVK jeweils einen individuellen Beitrag zur Ausprägung der aggressiven Symptomatik (nach DSM-IV-TR/ICD-10), erfasst durch die Skala zum oppositionellen Verhalten des FBB-SSV/SBB-SSV, leisten. Obwohl die multiplen Korrelationen zwischen den störungsaufrechterhaltenden Komponenten einerseits und der aggressiven Symptomatik nach ICD-10/DSM-IV andererseits zwischen 30% und 60% der Varianz aufklären konnten, ließ sich das theoretische Modell in keiner Beurteilerversion ausreichend bestätigen, da maximal zwei der vier Komponenten einen bedeutsamen Beitrag zur Aufklärung der Varianz der aggressiven Symptomatik leisteten. Den Beurteilungen in einer klinischen Stichprobe liegt möglicherweise ein Beurteilerbias zugrunde, der die Korrelation der Komponenten untereinander dadurch künstlich erhöht, dass die Items ähnlich beantwortet werden. Eine weitere mögliche Ursache für diese Befunde können komplexere Zusammenhänge zwischen den vier Komponenten sein. So wurde der Faktor Störungen sozialer Interaktionen bei keiner Beurteilerversion als signifikanter Prädiktor ermittelt, obwohl gerade bei diesem Faktor entsprechend der coercion Hypothese von Patterson et al. (1991) ein hoher Beitrag zur Varianzaufklärung erwartet wurde. Möglicherweise fungieren die drei anderen Komponenten (sozial-kognitive Informationsverarbeitung, Impulskontrolle, soziale Fertigkeiten), die intrapsychische Faktoren darstellen, als vermittelnde Prozesse für den Zusammenhang zwischen Störungen sozialer Interaktionen und aggressiver Symptomatik nach ICD-10/DSM-IV. Für die Überprüfung derartiger Modelle sind weitere Analysen in Form von Pfadanalysen an größeren Stichproben notwendig. Die internen Konsistenzen der Gesamtskalen und Komponentenskalen konnten in allen drei Beurteilerversionen zufriedenstellend belegt werden. Die für die getrennte Betrachtung gleichaltrigenbezogener und erwachsenenbezogener Aggression zur Verfügung stehender 35 KAPITEL 2 FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN Itemgruppierungen waren jedoch – aufgrund der geringen Itemzahl – nicht zufriedenstellend intern konsistent. Unter der Verwendung strengerer Kriterien für die Beurteilung der internen Konsistenzen (alpha >.80) können nur die drei übergeordneten Gesamtskalen in allen Beurteilerversionen als zufriedenstellend konsistent bewertet werden. Die Korrelationen der Skalen pro Beurteilerversion untereinander belegen mit einer Ausnahme eine hinreichende Unabhängigkeit der Skalen voneinander. Damit werden die in der Feldstichprobe für das Eltern- und Selbsturteil gefundenen internen Konsistenzen bzw. Zusammenhänge (vgl. Görtz-Dorten & Döpfner, 2010a) auch in einer klinischen Stichprobe repliziert und für das Lehrerurteil erweitert. Die erstmals untersuchten Wiederholungszuverlässigkeiten der Gesamtskalen und Komponentenskalen des FAVK liegen, verglichen mit den Kriterien von Hunsley & Mash (2008), in einem nicht zufriedenstellenden Bereich. Vergleichbare Ergebnisse ergaben sich allerdings auch beim FBB-SSV bzw. SBB-SSV in derselben Stichprobe, bei denen die Wiederholungszuverlässigkeiten im Elternurteil (n = 121) bei r = .599, im Lehrerurteil (n = 53) bei r = .538 und im Selbsturteil (n = 32) bei r = .653 liegen. Die konvergente und divergente Validität konnte erstmals in einer klinischen Stichprobe am deutlichsten für das Elternurteil bestätigt werden. Im Lehrerurteil bilden sich gute Hinweise auf eine konvergente Validität ab. Aspekte der divergenten Validität sind aufgrund höherer Korrelationen mit Skalen zu internalisierendem Verhalten weniger deutlich als im Elternurteil nachweisbar. Auch im Selbsturteil konnten über die Korrelation mit den Skalen des SBB-SSV gute Hinweise für die konvergente Validität gewonnen werden. Die Korrelationen der korrespondierenden Skalen zwischen den Beurteilern sind überwiegend statistisch nicht signifikant und fallen damit noch geringer aus als die Zusammenhänge zwischen dem Eltern- und Selbsturteil des FAVK in der Feldstichprobe (Görtz-Dorten & Döpfner, 2010a) und als die informantenübergreifenden Zusammenhänge bei Aggressionsskalen anderer Instrumente (vgl. Döpfner et al., 2013; Döpfner et al., 2008), die überwiegend zwischen r = .40 und r = .50 liegen. Im Unterschied zu den Aggressionsskalen aus dem CBCL/TRF/YSR und den Skalen des FBVSSV erfasst der FAVK störungsauslösende und aufrechterhaltende Faktoren aggressiver Symptomatik, die vermutlich schwerer zu objektivieren sind als das relativ gut beobachtbare 36 KAPITEL 2 FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN aggressive Verhalten, weil interne Zustände des Patienten aufgrund äußerer Hinweiszeichen beurteilt werden müssen, beispielsweise bei Items wie: 08. Fühlt sich oft ungerecht behandelt. ; 14. Nimmt anderen etwas weg, wenn er/sie es haben möchte, weil er/sie nicht weiß, wie er/sie anders daran kommen kann. In der Feldstichprobe konnten allerdings statistisch signifikante Zusammenhänge zwischen den Skalen des FAVK im Eltern- und Selbsturteils belegt werden, die zwischen r = .26 und r = .66 liegen. Möglicherweise lässt sich dieser Unterschied durch die in Feldstichproben meist im Vergleich zu homogenen klinischen Stichproben größere Streuung der Messwerte erklären. Die Studie weist verschiedene Limitationen auf. Der FAVK deckt mit der Erfassung von vier auslösenden und aufrechterhaltenden Komponenten aggressiven Verhaltens nur einen Teilbereich der Gesamtheit möglicher Einflussfaktoren ab. Die Erfassung der in der Forschungsliteratur als relevant betrachteten CU traits wird durch die Items des FAVK nicht ermöglicht. Hier kann auf die Bemühungen hingewiesen werden das von Frick (2004) entwickelte Inventory of Callous-Unemotional Traits auf die Erfassung der CU traits bei Kindern und Jugendlichen im deutschsprachigen Raum zu adaptieren (Benesch, GörtzDorten, Breuer & Döpfner, 2013). Zudem konnte zwar eine relativ große homogene Stichprobe von Jungen im Alter von 6 bis 12 Jahren mit der Diagnose einer Störung des Sozialverhaltens gewonnen werden; dennoch war diese klinische Stichprobe für die Durchführung konfirmatorischer Faktorenanalysen vergleichsweise gering. Kreuzvalidierungen mit weiteren Stichproben sind daher wichtig. Außerdem schränken die Einschlusskriterien (männliches Geschlecht, Alter 6-12 Jahre, Schwerpunkt auf Gleichaltrigenproblematik) die Generalisierbarkeit der Befunde ein. Die Ergebnisse können somit nicht auf andere Stichproben (z.B. Mädchen, anderer Altersbereich, anderes aggressives Problemverhalten im Vordergrund) übertragen werden. Auch deckt die Analysestichprobe den Anwendungsbereich des FAVK (4-14;11 Jahre im Fremdurteil; 9-14;11 Jahre im Selbsturteil) nicht vollständig ab. Die störungsauslösenden und –aufrechterhaltenden Faktoren wurden im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil erhoben, in die allerdings jeweils spezifische Urteilsverzerrungen einfließen. Zur beurteilerunabhängigeren Erfassung dieser Faktoren könnten noch weitere Erhebungsverfahren, wie zum Beispiel 37 KAPITEL 2 FRAGEBOGEN ZUM AGGRESSIVEN VERHALTEN VON KINDERN Verhaltensbeobachtungen oder Verhaltenstests herangezogen werden. Das ist jedoch jenseits der Zielsetzung dieser Analyse. Unter Berücksichtigung der genannten Limitationen bestätigen die Befunde die Verwendung des FAVK in Klinik und Forschung. In Verbindung mit Verfahren zur Erfassung von aggressivdissozialer Symptomatik, wie sie in ICD-10 oder DSM-IV bzw. DSM-5 definiert werden (z-B. Diagnostiksystem DISYPS-II; Döpfner et al., 2008) lässt sich damit nicht nur ein differenziertes Bild der Verhaltensproblematik aus unterschiedlichen Perspektiven erheben, sondern auch Hinweise auf störungsaufrechterhaltende Faktoren finden, die für die Therapieplanung von besonderem Interesse sind und beispielsweise im Therapieprogramm für Kinder mit aggressivem Verhalten (THAV; Görtz-Dorten & Döpfner, 2010b) aufgegriffen werden. 38 KAPITEL 3 INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS 3. INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS (ICU) Benesch C, Görtz-Dorten A, Breuer D & Döpfner M (2013). Assessment of CallousUnemotional Traits in 6 to 12 Year-Old Children with Oppositional Defiant Disorder/Conduct Disorder by Parent Ratings. Manuskript angenommen in revidierter Fassung: Journal of Psychopathology and Behavioral Assessment 39 KAPITEL 3 INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS Introduction The assessment of callous-unemotional (CU) traits (e.g. lack of empathy and guilt) in children and adolescents has been a focus for research in the past decade. Several comprehensive reviews summarize the research (Frick and Dickens 2006; Frick and White 2008) and show significant associations between CU traits and aggression, as well as differences in the social, cognitive, emotional, and personality characteristics of youths with low versus high levels of CU traits. Specifically, CU traits are both predictive for and associated with a pervasive and more severe pattern of conduct problems, delinquency, or aggression, as well as a more proactive type of aggression (Kahn et al. 2012). Furthermore, CU traits are associated with a temperament characterized by a reduced level of distress over the consequences of personal behavior and with a tendency to show novelty- and thrill-seeking behavior, which can impair the development of conscience and empathy (Frick and Viding 2009). Although the underlying causes of CU traits remain unclear, twin studies have indicated they are heritable and there is some overlap in the genes associated with CU traits and conduct problems (Viding et al. 2013). However, environmental factors, such as parenting style, also play a role (Frick 2012). Additionally, deficits in the functioning of the amygdala have been seen in patients with high CU traits (Jones et al. 2009). Although there is little data on response to treatment, preliminary evidence indicates that CU traits may moderate treatment responses, such that children with CU traits are more difficult to treat (Frick 2012; Munoz and Frick 2012). Based on this research, it was suggested that CU traits may be useful for identifying a subgroup of youths with conduct disorder at risk of developing a more severe form of antisocial behavior, and DSM-5 now includes the CU traits specifier “with limited prosocial emotions” to the diagnosis of Conduct Disorder (CD) (American Psychiatric Association, 2013). An individual is required to meet the full criteria for CD and to show two or more of the following four characteristics persistently over at least 12 months and in multiple relationships or settings: (1) lack of remorse or guilt: a general lack of concern about the negative consequences of his/her own actions; (2) callous-lack of empathy: disregards and is unconcerned about the feelings of others; (3) unconcerned about performance: does not show concern about poor/problematic performance at school/work or in other important activities; and (4) shallow or deficient affect: does not express feelings or show emotions to others (except when used for gain or in shallow/insincere/superficial ways). It is emphasized 40 KAPITEL 3 INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS that these characteristics describe the individual`s typical pattern of interpersonal and emotional functioning, therefore multiple information sources are needed. Reliable and valid instruments for the assessment of CU traits are needed. Most of the past research has used the Antisocial Process Screening Device (APSD; Frick and Hare 2001) to assess CU traits in children or adolescents, relying on parent-, teacher- or self-report. Frick (2004) developed the Inventory of Callous-Unemotional Traits (ICU) to overcome the psychometric limitations of the APSD, which are described by Essau et al. (2006). Four items of the APSD form the basis of the item pool of the ICU (“Is concerned about how well he/she does school or work,” “Feels bad or guilty when he/she does something wrong,” “Is concerned about the feelings of others,” “Does not show feelings or emotions”), because they load consistently on the callous-unemotional factor in clinic and community samples. Three positively worded items and three negatively worded items were developed from each of the four original items. Each item on the resulting 24-item scale (with equal numbers of positively and negatively worded items) is scored on a 4-point rating scale ranging from 0 (not at all true) to 3 (definitely true). There are parent-, teacher- and self-report versions of the ICU, and the original English version of the questionnaire has been adapted and translated into German by Essau et al. (2006). To date, nine studies have examined the factorial structure of the ICU (Essau et al. 2006; Kimonis et al. 2008; Fanti et al. 2009; Roose et al. 2010; Feilhauer et al. 2012; Ezpeleta et al. 2013; Byrd et al. 2013; Houghton et al. 2013; Kimonis et al. 2013). Essau et al. (2006) conducted both an exploratory factor analysis (EFA) and a confirmatory factor analysis (CFA) of the German version of the self-report version using a large community sample (n=1,443) of nonreferred German adolescents aged between 13 and 18 years. The EFA showed three factors (Callousness, Uncaring, Unemotional). The fit indices of the CFA suggested that a three-bifactor model with a general factor and three uncorrelated subfactors represented a satisfactory solution to the data. Thereby, the three subfactors depicted different aspects of the CU traits (Callousness, Uncaring, Unemotional) and loaded onto a general CU factor. The same factor structure was found using the English version of the self-report form in a sample of juvenile offenders (n=248) aged between 12 and 20 years (Kimonis et al. 2008), and for the Greek version of the self-report form in a sample of nonreferred Greek Cypriot adolescents (n=347) aged 12 to 18 years (Fanti et al. 2009). In a Belgian sample (n=455) of 41 KAPITEL 3 INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS nonreferred youths aged between 14 and 20 years, the CFA results supported the factor structure found previously for the self-report form, and suggested that it can be extended to the parent- and teacher-report forms of the ICU (Roose et al. 2010). In these studies, internal consistencies were “acceptable” for the ICU total score (α=.77 to .83) and the subscales Callousness (α=.70 to .80) and Uncaring (α=.73 to .81), and were in the “marginal” to “acceptable” range for the subscale Unemotional (α=.53 to .73). Furthermore, the three subscales were weakly intercorrelated (rCallousness – Uncaring=.26 to .39; rCallousness – Unemotional=.20 to .25 ; rUncaring – Unemotional=.09 to .30). Several of these studies (Essau et al. 2006; Kimonis et al. 2008; Roose et al. 2010) found positive correlations between the ICU subscales Callousness and Uncaring, but none or very low correlations between the subscale Unemotional and CD symptoms using data from the self-report version of the ICU. In contrast, Feilhauer et al. (2012) could not replicate the three-bifactor model in a Dutch mixed youth sample (clinical offenders n=127; healthy control n=172; non-clinical offenders n=42; externalizing non-offenders, under treatment n=42) aged 13 to 20 years. An EFA identified a five-factor solution (Lack of Conscience, Uncaring, Unemotional, Callousness, Lack of Empathy), but the internal consistencies were acceptable only for the total score and two subscales (Uncaring, Lack of Conscience). All ICU scales except for the subscale Lack of Empathy showed significant associations with measures of aggressive behavior (Feilhauer et al. 2012). In a sample of college students aged 17 to 62 years, an EFA supported a similar three-factor structure to that identified in a sample of youths, showing considerable consistency in the factor loadings for adults compared with youths, except for two items (items 8 and 12) which loaded on different factors form those reported for youths (Kimonis et al. 2013). The internal consistencies were “acceptable” (α=.77 to .81), except for the subscale Callousness, which showed low internal consistency (α=.51). The subscales Callousness and Uncaring were moderately to strongly correlated with adult self-report measures of psychopathy compared to the subscale Unemotional (Kimonis et al. 2013). Additionally, Byrd et al. 2013 replicated the three-bifactor structure with only marginally acceptable fit indices in a community sample of adult males (n=425). Therefore, the authors emphasised the need fo scale refinement. 42 KAPITEL 3 INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS Ezpeleta et al. (2013) tested the factor structure of the teacher-report version of the ICU in a community sample of preschool children (n=622) aged 3 to 4 years. The three proposed dimensions of the original ICU (Callousness, Uncaring, Unemotional) were confirmed in a CFA, whereas the three-bifactor solution assuming a general factor underlying all the items could not be accepted. Because of the lack of associations between the subscale Unemotional and disruptive disorder measures (compared to the considerable correlations of Callousness and Uncaring and the measures of aggressive behavior), the authors suggested that the subscale Unemotional represents a dimension distinct from the construct Callous-Unemotional (Ezpeleta et al. 2013). Additionally, in a sample of Australian children (n=268) aged 7 to 12 years, a two-factor model comprising one Uncaring and one Callous Unemotional factor represented a satisfactory solution for the data of the self-report version, whereas four items were removed as a result of an item analysis before testing the factorial structure (Houghton et al. 2013). Thus, most previous studies of the factor structure of the ICU have relied on the self-report version, with the exception of Roose et al. (2010) who used the teacher-, parent- and a combined-report version for adolescents, and Ezpelata et al. (2013), who used the teacher- report version for pre-school children. Moreover, as the ICU has been applied mostly to adolescent samples, there is a need to examine and validate the ICU in young children for whom application of the parent-report version of the ICU would seem to be more appropriate. The first aim of the present study is to examine whether the factorial structure of the ICU found in most previous studies can be extended to a clinical sample of boys aged 6 to 12 years with Oppositional Defiant Disorder/Conduct Disorder (ODD/CD) using the parentreport version, or whether a novel factorial structure better fits the data. Therefore, as in previous studies (Essau et al., 2006; Fanti et al., 2008; Kimonis et al., 2008; Roose et al., 2010; Feilhauer et al. 2012; Byrd et al. 2013; Ezpeleta et al. 2013), different factor models for the parent-report form of the ICU will be tested. In the first step, we will use confirmatory factor analyses (CFA) to test the goodness of fit with the factorial structure found in previous studies using the self-report version of the ICU. If this structure cannot be replicated, we will then use exploratory factor analyses (EFA) to find an alternative factorial structure. 43 KAPITEL 3 INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS The second aim of the present study is to evaluate and compare the internal consistencies of the different scale compositions of the parent-report version of the ICU based on the results of the CFA and EFA. The third aim of the study is to explore the associations of CU traits with externalizing problems and with internalizing problems as rated by parents (convergent and divergent validity). Higher correlations with externalizing problems than with internalizing problems are expected. Methods Participants The present study was part of a clincial trial on the German treatment program for children with aggressive behavior (Therapieprogramm für Kinder mit aggressivem Verhalten, THAV; Görtz-Dorten and Döpfner 2010b). Patients for this clinical trial were recruited by approaching schools and private psychiatric practices, and by advertising in the local press. Patients could only be included in the present study if they met all the inclusion criteria for the clinical trial. Thus, the study included boys aged 6 to 12 years with an IQ ≥80 and the following: (1) a diagnosis of Conduct Disorder (ICD-10 diagnostic codes: F91, F92, F90.1) based on a semi-structured clinical interview of parents using the ICD-10/DSM-IV DiagnosticChecklist for Conduct Disorder and Oppositional Defiant Disorder (DCL-SSV) from the German Diagnostik-System für Psychische Störungen für Kinder und Jugendliche nach ICD-10 und DSM-IV (DISYPS-II; Döpfner et al. 2008); (2) stanine scores ≥7 on the total problems scale of the German Inventory of Conduct Disorder (Döpfner et al. 2008) at two assessment points 6 weeks apart; (3) peer-related aggressive behavior as the main symptom rated by the clinician; and (4) no other dominating psychopathology present requiring first line treatment based on a semi-structured interview of the parents with the German version of the Clinical Assessment-Scale for Child and Adolescent Psychopathology (CASCAP-D; Döpfner et al. 1998). Overall, 135 parents (fathers or mothers) answered the ICU. Questionnaires with more than 10 % missing items were excluded, and those with less than 10 % missing items had missing 44 KAPITEL 3 INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS values imputed using the expectation maximization algorithm. Data from 131 questionnaires were used for the CFA, EFA and reliability analysis. The samples sizes for the validity analyses correlations between the ICU and other assessement instruments were as follows: (1) ICU – FBB-SSV (Döpfner et al. 2008): n=129; (2) ICU – FAVK (Görtz-Dorten and Döpfner 2010a): n=130; and (3) ICU – CBCL (Achenbach 1991): n=120. Data management for the FBB-SSV, FAVK and CBCL was identical to that for the ICU described above. The patient sample ranged in age from 6 to 12 years (mean=8.9; SD=1.9). Assessment Instruments ICU. The Inventory of Callous-Unemotional Traits (Frick 2004) includes 24 items each scored on a 4-point rating scale from 0 (not at all true) to 3 (definitely true), and was designed to assess CU traits using self-, parent- or teacher-report. The ICU consists of three subscales: (1) Callousness (11 items), (2) Uncaring (8 items), and (3) Unemotional (5 items). Furthermore, a total score can be computed. Twelve positively worded items (items 1, 3, 5, 8, 13, 14, 15, 16, 17, 19, 23, 24) require reverse scoring. FBB-SSV. The German Checklist for Oppostional and Conduct Disorder (Fremdbeurteilungsbogen für Störungen des Sozialverhaltens) is part of the German DISYPSII (Döpfner et al. 2008). The parent-report form consists of 25 items that are each scored on a 4-point rating scale (from 0=not at all true to 3=definitely true), and which cover the 23 diagnostic criteria for Conduct Disorder and Oppositional Defiant Disorder according to ICD10 and DSM-IV. Two subscales can be computed: (1) oppositional behavior (9 items); and (2) antisocial behavior (16 items). Furthermore, 12 items ascertain social competences. The coefficients alpha of the subscales ranged from .71 to .93 (Döpfner et al. 2008). FAVK. The German Inventory of Aggressive Behavior in Children (Fragebogen zum aggressiven Verhalten von Kindern (FAVK; Görtz-Dorten and Döpfner 2010a) addresses disturbances in (1) social information processing, (2) impulse control, (3) social skills, and (4) coercive interaction processes, which may play an essential role in the development and maintenance of aggressive behavior in children and adolescents aged 4 to 14 years. The inventory consists of 25 items on two distinct response scales (peer-related behavior; adultrelated behavior); each item has four response options ranging from 0 (not at all true) to 3 (definitely true). Four component scales (social information processing, impulse control, 45 KAPITEL 3 INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS social skills, coercive interaction) as well as three higher-order scales (aggression-peers; aggression-adults; total score) showed satisfactory internal consistency in nonreferred and clinical samples (Görtz-Dorten and Döpfner 2010a; Benesch et al. 2013). The parent-report form was used for the present analysis. CBCL. The Child Behavior Checklist (CBCL; Achenbach 1991) is a parent questionnaire and consists of two broadband scales that reflect externalizing and internalizing syndromes. The internalizing composite consists of the subscales withdrawn, somatic complaints, and anxious/depressed. The externalizing composite consists of the subscales aggressive behavior and delinquent behavior. Other syndromes are defined as “mixed” syndromes if they do not fall within either of the two broadband categories (e.g. social problems, thought problems, attentional problems). For each described behavior, there are three response categories (not true=0, somewhat/sometimes true=1, very/often true=2) for parents to rate how their child is now or has been in the past six months. The present study used the German version of the CBCL, which has satisfactory coefficients alpha ranging from .72 to .94 for the subscales (except for the subscale withdrawn) and the two broadband scales (see Döpfner et al. 2013). Statistical Analysis For the confirmatory factor analyses, we used AMOS 5.0 (Arbuckle 2003) with maximum likelihood estimation according to Emrich (2004) because of the comparatively small sample size (n=131). Model fit was evaluated using the χ2 fit statistic, the χ2/df ratio, the comparative fit index (CFI), and the root mean square error of approximation (RMSEA). The Akaike information criterion (AIC) was used for model comparison. The three models were compared with each other using pairwise chi-square difference tests. The fit indices were selected on the basis that: (1) each index depicts a different aspect of model fit (inferential statistical evaluation, descriptive measures of overall model fit, descriptive measures based on model comparisons, measures of model parsimony) (Schermelleh-Engel et al. 2003), and (2) they are used and are comparable to the analyses in previous studies (Essau et al. 2006; Fanti et al. 2008; Kimonis et al. 2008; Roose et al. 2010; Feilhauer et al. 2012; Ezpeleta et al. 2013). If the p-value associated with the χ2 value is greater than 0.05, the test states that the model fits the data. Due to the dependence on sample size, Jöreskog and Sörbom (1993) 46 KAPITEL 3 INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS propose use of the ratio χ2/df, which should be as small as possible for a good model fit. Although no absolute standards are established, a ratio between 2 and 3 represents a "good/acceptable" data-model fit (Schermelleh-Engel et al. 2003). RMSEA values ≤.05 can be considered as a good fit, whereas values >.10 indicate a poor model fit (Browne and Cudeck 1993; Schermelleh-Engel et al. 2003). A CFI value of .97 indicates a good model fit (Schermelleh-Engel et al. 2003). Smaller values for the AIC indicate better fit (Akaike 1987). For the exploratory factor analysis, SPSS 20 with principal axes analysis and promax rotation was used. The internal consistencies of the different forms of the subscales and the total score of the ICU identified in the EFA were analyzed by calculating Cronbach’s alpha coefficients. According to Kline (2005), reliability coefficients α>.70 are considered acceptable. Internal consistency was also assessed using the mean corrected item-to-total correlation (MCITC) values and the inter-item correlation (MIC) values. According to Clark and Watson (1995), MIC values in the range of .15 to .50 are considered adequate, while MCITC values should be higher than .30 (Nunally and Bernstein 1994). Pearson correlations were used to investigate intercorrelations of the subscales of the ICU within the different rater versions and the associations of the corresponding subscales across different raters. Correlations of r<.70 indicate an acceptable independence of the subscales for within-rater correlations. Pearson correlations were also calculated to assess the convergent and divergent validity of the ICU with the ratings from the FBB-SSV, FAVK and CBCL. Additionally, partial correlations were calculated to investigate the degree of association between each ICU subscale and the other scales measuring child behavior and internalizing/externalizing problems after controlling for the influence of the other two ICU subscales. Results Confirmatory factor analysis Following previous research on the ICU (Essau et al. 2006; Fanti et al. 2008; Kimonis et al. 2008; Roose et al. 2010; Feilhauer et al. 2012; Byrd et al. 2013; Ezpeleta et al. 2013), three factor models were tested (Table 1). The first model examined (Model 1) was a single-factor 47 KAPITEL 3 INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS model in which all items loaded onto a single factor representing callous-unemotional traits. This model was tested as the baseline model to which the other multifactorial models could be compared. The second model (Model 2) was a three-factor model which proposes that the items can be separated into three intercorrelated factors – Callousness, Uncaring and Unemotional. Model 3, a three-bifactor model, specifies that all items load onto a general callous-unemotional dimension and onto three independent subfactors. The fit indices for each model of the parent-report version of the ICU are shown in Table 1. Table 1. Confirmatory factor analyses: Fit indices comparing the structural models for the parent-report version of the Inventory of Callous-Unemotional Traits (ICU) Model 1 (1 factor) Model 2 (3-factor intercorrelated) Model 3 (3-bifactor model) χ2 χ2/df RMSEA CFI AIC 704.994 553.008 423.683 2.798 2.221 1.858 .118 .097 .081 .432 .619 .755 800.994 703.008 615.683 df=degrees of freedom; RMSEA = root mean square error of approximation; CFI = comparative fit index; AIC = Akaike information criterion; n=131 Based on the criteria for a good model fit (described above for the different fit indices), the results of the CFA (Table 1) revealed an inadequate model fit, with the poorest fit of the data to the single-factor model in which all items loaded onto a general factor (Model 1). This result indicated that the item pool of the general dimension consists of meaningful subgroups of items. The fit indices improved in Model 2, which describes three intercorrelated factors (Callousness, Unemotional, Uncaring). This model fits the data well based on two of the indices (χ2/df, RMSEA; see Table 1), and fits the data better than the single-factor model based on the AIC and a chi-square difference test (χ2(df=3)=151.986, p<0.0001). Model 3, which describes a general dimension of callous-unemotional traits plus three independent factors (identified in Model 2), fits the data well based on one of the indices (RMSEA; see Table 1); this model fits the data better than the three-factor model (Model 2) based on the AIC and a chi-square difference test (χ2(df=21)=129.325, p<0.0001). Although Model 3 was superior to Model 2 based on the AIC and the chi-square difference test, the absolute level of fit was still unacceptable for the χ2 statistic (χ2(df=228)=423.683, 48 KAPITEL 3 INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS p<0.001), χ2/df ratio and CFI (Table 1). Overall, all three models failed to achieve a satisfactory fit on every fit index. Exploratory factor analysis Having found an inadequate fit for all a priori models tested, we used EFA (principal axes analysis with promax rotation) to identify an alternative factor structure of the ICU that shows a better fit to the present data. The eigenvalue analysis yielded seven factors with eigenvalues >1 explaining 48.76 % of the variance. A parallel analysis (Horn, 1965) revealed a four-factor solution, explaining 38.78 % of variance, with one factor describing shallow or deficient affect, one factor describing unconcerned about performance, and two factors describing callous-lack of empathy and lack of remorse or guilt without clear differentiation in item content. The three-factor solution (see Table 2), explaining 33.58 % of variance, allowed the best interpretation compared with the other factorial models tested (model with one factor: 16.65 % explained variance, two factors: 26.23 % explained variance; four factors: 38.78 % explained variance). The first factor (Factor 1) was labeled Callousness/Lack of Guilt or Remorse and consisted of 12 items related to a lack of concern about the feelings of others and a lack of feeling guilty or remorse by doing something wrong. The second factor (Factor 2) was labeled Unconcerned about Performance and consisted of 7 items related to a lack of concern about performance and a lack of effort. The third factor (Factor 3) was labeled Unemotional and consisted of 5 items related to a lack of emotional expression; these were the same 5 items in the factor Unemotional in the CFA of previous studies. Table 2 shows the new factor structure and gives the corrected item-to-total correlation of each item. Because of low factor loadings (alpha <.25), items 2, 7 and 10 of the ICU were removed. Furthermore, item 5 (“Feels bad or guilty when he/she has done something wrong.“) had substantial loading on both Factor 1 and Factor 2, but was associated more with the content of the factor Callousness/Lack of Guilt or Remorse than with the concept of the factor Unconcerned about Performance and was included in the scale Callousness/Lack of Guilt or Remorse. 49 KAPITEL 3 INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS Table 2. Exploratory factor analyses: Factor structure (loadings) and item-total-correlations of the parent-report version of the Inventory of Callous-Unemotional Traits (ICU) Items Factor 1 Factor 2 Factor 3 Item-totalcorrelation s .711 -.109 .023 .578 .605 -.176 -.170 .388 .599 .006 -.166 .487 .569 .226 .035 .612 .557 .086 -.211 .453 .529 .085 .168 .548 .437 .410 .374 .286 -.179 .332 .270 .026 .283 .209 -.079 .263 .358 .546 .445 .326 .290 .308 .024 .412 -.050 .044 -.191 .849 .696 .680 -.027 -.013 .038 .606 .565 .572 .141 .380 -.204 .419 -.018 .291 .132 .285 .083 .094 -.166 .028 -.236 -.026 -.096 .168 -.149 .056 .791 .692 .616 .577 .533 .632 .609 .516 .478 .437 Callousness/Lack of Guilt or Remorse 21. The feelings of others are unimportant to him/her 9. Does not care if he/she is in trouble 4. Does not care who he/she hurts to get what he/she wants 17. Tries not to hurt others’ feelingsa 18. Shows no remorse when he/she has done something wrong 16. Apologizes (“says he/she is sorry”) to persons he/she has hurta 12. Seems very cold and uncaring 8. Is concerned about the feelings of othersa 24. Does things to make others feel gooda 13. Easily admits to being wronga 5. Feels bad or guilty when he/she has done something wronga Unconcerned about Performance 15. Always tries his/her besta 23. Works hard on everythinga 3. Is concerned about schoolworka 20. Does not like to put the time into doing things well 11. Does not care about doing things well Unemotional 1. Expresses his/her feelings openlya 6. Does not show emotions 14. It is easy to tell how he/she is feelinga 22. Hides his/her feelings from others 19. Is very expressive and emotionala a Items that require reverse scoring Note: Principal axis analysis with three factors extracted; values reported are rotated factor loadings using promax rotation method; n=131; elimination of the items 2, 7 and 10; item 5 dedicated to factor Callousness/Lack of Guilt/Remorse Internal Consistency Based on the CFA and EFA, two different compositions of the subscales and the total score were created: (1) the original subscales Callousness, Unemotional, Uncaring and the total score as found in previous studies; and (2) the new subscales Callousness/Lack of Guilt or 50 KAPITEL 3 INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS Remorse and Unconcerned about Performance, based on the EFA and consideration of the factor loadings (the scale Unemotional was left unchanged). Table 3 shows the coefficients alpha, the ranges of the item-total-correlations, the mean corrected item-to-total correlation and the mean inter-item correlation of the two different forms of the subscales and the total score. The internal consistency for the three original subscales was acceptable for two of the three scales (Uncaring, Unemotional) and the total score, but the internal consistency was marginal for the factor Callousness (α=.639). The coefficients alpha for the new subscales, the unchanged scale Unemotional, and the total score ranged from .726 to .806 and were satisfactory. The MIC and MCITC values of these scales were also satisfactory. 51 KAPITEL 3 INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS Table 3. Means, standard deviations, ranges of item-total-correlations, internal consistencies and mean inter-item correlations and mean corrected item-to-total correlations of the two different scale compositions of the parent-report version of the Inventory of Callous-Unemotional Traits (ICU) ICU Composition Originala Newb Unchangedc Subscale Callousness Uncaring Total Score Callousness/Lack of Guilt or Remorse Unconcerned about Performance Total Score Unemotional Number of Items Mean SD Range of itemtotal-correlations α MCITC MIC 11 8 24 11 5 21 5 0.865 1.642 1.202 1.312 1.177 1.262 1.237 0.372 0.466 0.334 0.445 0.559 0.359 0.643 .009 – .503 .288 – .625 .078 – .578 .326 – .612 .285 – .606 .128 – .604 .437 – .632 .639 .748 .786 .806 .726 .796 .761 .299 .449 .331 .468 .489 .361 .534 .141 .277 .140 .276 .341 .165 .396 SD = Standard Deviation; MIC = mean inter-item correlation; MCITC = mean corrected item-to-total correlation; α = Internal Consistencies; n=131 a As proposed by Essau et al. (2006) for the self-report version and by Roose et al. (2010) for the parent-report version b From exploratory factor analysis in the present study minus items 2, 7 and 10; item 5 was dedicated to factor Callousness/Lack of Guilt or Remorse c The Unemotional subscale has the same composition in the original and new versions and is included in the total score for both versions 52 KAPITEL 3 INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS Intercorrelations The original subscales were all moderately correlated. In contrast, the new subscales were weakly intercorrelated, except for a moderate correlation of the subscales Callousness/Lack of Guilt or Remorse and Unconcerned about performance (r=.359; p≤.01) indicating a moderate dependence of these scales. The corresponding scales of the original and the new versions were highly correlated (Callousness resp. Callousness/Lack of Guilt or Remorse: r=.789; Uncaring resp. Unconcerned about performance: r=.793; for all correlations p≤0.01). Convergent and divergent validity Table 4 summarises the Pearson correlation coefficients for the original and new ICU subscales and total scores with the ratings on the FBB-SSV, FAVK and CBCL. According to the criteria of Cohen (1992), these associations are mostly weak (r ≥.10) or moderate (r ≥.30). As seen in Table 4, the original scale Callousness and the new scale Callousness/Lack of Guilt or Remorse correlated in the weak to moderate range with the scales related to oppositional, aggressive and antisocial behavior (FBB-SSV, FAVK, CBCL; r=.207 to .391 and r=.214 to .453, respectively). Most of these correlations remained statistically significant after controlling for the effects of the other two ICU subscales. The correlational pattern of the new scale composition is somewhat higher compared to the original scale. Moreover the correlations with the CBCL subscale of aggressive behavior were significantly higher (p<0.05) than the correlations with the CBCL subscales of Somatic Complaints, Anxious/Depressed and Withdrawn. Likewise, the correlations with the CBCL subscale delinquent behavior were higher than the correlations with the CBCL subscale Somatic Complaint. The original subscale Uncaring had some significant correlations with the scales addressing aggressive and delinquent behavior, but the correlation coefficients were close to zero after controlling for the effects of the other ICU subscales (see Table 4). The new subscale Unconcerned about performance did not show any significant correlations with the scales assessing behavioral or emotional problems, with the exception of Attention Problems, which remained significant after controlling for the effects of the other ICU subscales. 53 KAPITEL 3 INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS Table 4 shows that the subscale Unemotional had only weak correlations with the child behavior ratings by parents, except for a moderate correlation to the CBCL subscale Withdrawn (r=.317). The original subscales Callousness and Uncaring, the new subscales Callousness/Lack of Guilt or Remorse, and the total scores had a moderate correlation (r=-.332 to -.509) with the scale related to social competences (FBB-SSV), whereas this correlation was weak for the new scale Unconcerned about performance (r=-.186) and the scale Unemotional (r=-.197) (see Table 4). 54 KAPITEL 3 INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS Table 4. Pearson correlations of the convergent/divergent validity of the parent-report version of the Inventory of Callous-Unemotional Traits (ICU) with parent ratings of child oppositional-antisocial behavior, aggression, and externalizing, internalizing and mixed behavior problems. Partial correlations of each ICU subscale after controlling for the effects of the other two subscales are given in parentheses (original subscale) and in square brackets (new subscale) Original subscales Total score Callousness FBB-SSV (n=130) Oppositional behavior Antisocial behavior Social competences FAVK (n=129) Aggression - peers Aggression - adults CBCL (n=120) Externalizing Problems Aggressive behavior Delinquent behavior Mixed Attention problems Social problems Thought problems Uncaring New subscales Reduced Callousness/Lack of Total Score Guilt/Remorse Unconcerned about Performance Unchanged subscale Unemotional 0.216** 0.203* -0.447** 0.207* (0.142) 0.247** (0.265**) -0.322** (-0.114) 0.163 (0.056) 0.040 (-0.132) -0.439** (-0.319**) 0.232** 0.190 -0.482** 0.243** [0.215*] 0.214* [0.217*] -0.509* [-0.470**] 0.101 [0.025] -0.025 [-0.110] -0.186* [-0.026] 0.087 (0.056) [0.050] 0.151 (0.144) [0.118] -0.197* (-0.131) [-0.136] 0.292** 0.266** (0.192*) 0.200* (0.056) 0.330** 0.425** [0.444**] -0.033 [-0.189*] 0.156 (0.123) [0.111] 0.192* 0.240** (0.191*) 0.153 (0.038) 0.202* 0.294** [0.301**] 0.037 [-0.054] -0.004 (-0.037) [-0.050)] 0.361** 0.315** 0.391** (0.281**) 0.333** (0.270**) 0.304** (0.111) 0.204** (0.007) 0.367** 0.308** 0.453** [0.410**] 0.331** [0.308**] 0.155 [0.027] 0.094 [-0.014] 0.060 (-0.004) [-0.009] 0.137 (0.100) [0.093] 0.355** 0.280** (0.117) 0.338** (0.213*) 0.221* 0.257** [0.173] 0.147 (0.084) [0.099] 0.226* 0.165 0.292** (0.237**) 0.170 (0.143) 0.177 (0.026) 0.093 (-0.015) 0.172 0.343** 0.260** [0.230*] 0.204* [0.205] 0.304** [0.239**] 0.150 [0.081] 0.000 [-0.071] -0.007 (-0.048) [-0.054] 0.093 (0.075) [0.068] 0.265** 0.066 0.076 0.181* (0.151) 0.023 (-0.007) 0.119 (0.151) 0.109 (-0.043) 0.050 (0.033) -0.011 (-0.102) 0.281** 0.089 0.092 0.202* [0.166] 0.059 [0.039] 0.177 [0.221*] 0.049 [-0.035] 0.045 [0.024] -0.124 [-0.192*] 0.317** (0.305**) [0.298**] 0.080 (0.071) [0.070] 0.053 (0.056) [0.040] Internalizing Problems Withdrawn Somatic complaints Anxious/Depressed **p≤0.05, *p≤0.01 FBB-SSV= German Checklist for Oppositional and Conduct Disorder (Fremdbeurteilungsbogen für Störungen des Sozialverhaltens); FAVK= German Inventory of Aggressive Behavior in Children (Fragebogen zum aggressiven Verhalten von Kindern); CBCL= Child Behavior Chec 55 KAPITEL 3 INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS Discussion The present study investigated the factorial structure of the ICU (Frick, 2004) as well as the internal consistency and convergent/divergent validity of the ICU subscales as an assessment of CU traits in a clinical sample of young boys with conduct problems. Previous studies gave inconsistent support for the factorial structure of the ICU for the different rater versions and for the versions in different languages. Four studies confirmed a three-bifactor structure with the subscales Callousness, Uncaring and Unemotional and a general factor in samples of adolescents using the self-report version in different languages (Essau et al. 2006; Kimonis et al. 2008; Fanti et al. 2009; Roose et al. 2010), one study replicated the factorial structure in a sample of adult students aged 17-62 years (Kimonis et al. 2013), and one study rejected this factorial structure using the self-report version in a mixed sample of adolescents (Feilhauer et al. 2012). Two studies rejected the factorial structure using the self-report version in samples of children (Houghton et al. 2013) and adults (Byrd et al. 2013). Additionally, Roose et al. (2010) extended the factorial structure to the proxy ratings of parents and teachers of adolescents, whereas Ezpeleta et al. (2013) rejected a three-bifactor model with an general ICU factor for the teacher-report version of the ICU in pre-school children. Thus, to our knowledge, only two previous studies were based on parent- and/or teacher ratings (Roose et al. 2010; Ezpeleta et al. 2013) either in pre-school children or in adolescents. Our study extends these analyses of the factorial structure of ICU and is the first to examine parent ratings of a clinical sample of school-age children with a diagnosis of Oppositional Defiant Disorder/Conduct Disorder. The first aim of the present study was to examine the factorial structure of the German version of the ICU in a sample of 6 to 12 year-old children with Oppositional Defiant Disorder/Conduct Disorder by parent rating. A three-bifactor model with three uncorrelated factors (Callousness, Unemotional, Uncaring) and a general CU factor shows the best fit for the parent-report version compared to other factorial models tested. This is consistent with previous studies (Essau et al. 2006; Kimonis et al. 2008; Fanti et al. 2009; Roose et al. 2010; Feilhauer et al. 2012; Byrd et al. 2013; Ezpeleta et al. 2013). Nevertheless, the three-bifactor model failed to achieve a satisfactory fit on all the fit indices investigated. Furthermore, the internal consistency of the subscales was acceptable for only two of the three scales (Uncaring, Unemotional) and the total score, and was only marginal for the scale Callousness. The subsequent EFA revealed a three-factor solution, which allowed the best 56 KAPITEL 3 INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS interpretation compared to models with one, two or four factors. Within this factor solution, only the factor Unemotional with five items could be replicated and two modified factors (Callousness/Lack of Guilt or Remorse and Unconcerned about Performance) were extracted. Finally, the following factorial structure resulted: (1) factor Unemotional (5 items), (2) factor Callousness/Lack of Guilt or Remorse (11 items), (3) factor Unconcerned about Performance (5 items). Three items of the ICU were deleted because of low factor loadings (items 2, 7, 10), and item 5 was dedicated to the factor Callousness/Lack of Guilt or Remorse because of the stronger association with the concept of this factor. The internal consistency of the resulting subscales was satisfactory. In two previous studies (Kimonis et al. 2008; Houghton et al. 2013), the items 2 and 10 were deleted as well. The intercorrelations of the subscales deserve some consideration. The subscales Callousness/Lack of Guilt or Remorse and Unconcerned about Performance were moderately correlated, whereas the correlations of these two scales with the Unemotional subscale were too low for describing a common construct. These findings suggest that the Unemotional subscale is measuring something different from the other two subscales in this sample of boys with conduct problems. This is supported by the low correlations between the subscale Unemotional and the measures of oppositional/aggressive behavior in the present study and in previous studies (e.g. Essau et al. 2006; Kimonis et al. 2008; Roose et al. 2010; Ezpeleta et al. 2013). Analyses of convergent and divergent validity showed a clear picture with stronger correlations of Callousness/Lack of Guilt or Remorse with oppositional, aggressive and antisocial behavior compared to the scales assessing Unconcerned about Performance and Unemotional, which showed no substantial correlations with the scales assessing symptoms of oppositional, aggressive and antisocial behavior. Furthermore, the correlations of Callousness/Lack of Guilt or Remorse with oppositional, aggressive and antisocial behavior remained statistically significant after controlling for the effects of the other two ICU subscales. These results need to be considered with regard to the DSM-5 criteria for Conduct Disorder, which now includes the CU specifier “with limited prosocial behavior”. Two of four dimensions outlined in the DSM-5 specifier could be clearly identified in our analyses – 57 KAPITEL 3 INVENTORY OF CALLOUS-UNEMOTIONAL TRAITS Unconcerned about performance and Shallow or deficient affect, while the other two dimensions – Lack of remorse or guilt and Callous-lack of empathy – were combined in one factor. This study confirms the expected associations of aggressive behavior with the characteristics of Lack of remorse or guilt and of Callous-lack of empathy, but not of Unconcerned about performance and Shallow or deficient affect. It is unclear whether the discrepant results on the structure of the ICU are influenced by differences in the raters (self-rating versus parent rating) or by developmental differences (children versus adolescents). Two findings indicate that developmental differences may account for the different factorial structure found in the present study: (1) identical factorial structures (a three-bifactor model) were found using self-rating and proxy-rating in a sample of adolescents (Roose et al. 2010); (2) the a priori factorial structure could not be replicated in a sample of 3 to 4 year-old children by teacher-ratings (Ezpeleta et al. 2013) and in a sample of children aged 7 to 12 years by self-ratings (Houghton et al. 2013). Several limitations of this study must be mentioned. The results of this analysis are restricted to a German sample of boys aged 6 to 12 years with aggressive behavior and cannot be generalized to girls, to children without conduct problems or with other psychiatric disorders, or to other cultural settings. Moreover, only parent information was used in this study and further studies should extend this to include other informants (teachers, selfreport at least for older children). Despite these limitations these results as well as those of previous studies highlight the need of further studies clarifying the significance of some of the items of the DSM-5 specifier “with limited prosocial behavior” for the diagnosis of Conduct Disorder in children. 58 KAPITEL 4 DISKUSSION 4. DISKUSSION In der vorliegenden Arbeit werden sowohl der Fragebogen zum aggressiven Verhalten von Kindern (FAVK; Görtz-Dorten & Döpfner, 2010a) im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil als auch die deutsche Elternversion des Inventory of Callous-Unemotional Traits (ICU) hinsichtlich ihrer psychometrischen Qualität in einer klinischen Stichprobe (Jungen im Alter von 6-12 Jahren mit oppositionellen und aggressiven Verhaltensstörungen) geprüft. Dies beinhaltet im Detail Analysen zur faktoriellen Validität (konfirmatorische/explorative Faktorenanalysen), zur Reliabilität (interne Konsistenzen der Skalen; beim FAVK zusätzlich Wiederholungszuverlässigkeit), zu Aspekten der internen Validität (z.B. Interkorrelation der Subskalen) sowie Analysen zur konvergenten und divergenten Validität in Form von Korrelationen mit Instrumenten zur Erfassung externalisierenden bzw. internalisierenden Verhaltens. Beim Fragebogen zum aggressiven Verhalten von Kindern (FAVK; Görtz-Dorten & Döpfner, 2010a) lag bisher eine explorative Faktorenanalyse in einer Feldstichprobe vor (Görtz-Dorten & Döpfner, 2010a), bei der drei Faktoren identifiziert werden konnten: (1) Faktor Störungen sozial-kognitiver Informationsverarbeitung, (2) kombinierter Faktor aus Störungen der Impulskontrolle und sozialer Fertigkeiten, (3) Faktor Störungen sozialer Interaktionen. Aufgrund der Reliabilitätsanalysen, in welchen sich die vier Komponentenskalen als ausreichend intern konsistent erwiesen, wurde hinsichtlich der Fragebogenauswertung eine Trennung des kombinierten Faktors vollzogen. Mit der vorliegenden klinischen Stichprobe wurden jeweils eine konfirmatorische Faktorenanalyse für das in der Feldstichprobe gefundene dreifaktorielle Modell und das a-priori angenommene vierfaktorielle Modell durchgeführt. Die vierfaktorielle Modellstruktur des FAVK ließ sich sowohl mit den Items zur gleichaltrigenbezogenen Aggression als auch mit den Items zur erwachsenenbezogenen Aggression (jeweils 25 Items) in allen drei Beurteilerperspektiven gut bestätigen. Dagegen waren die Indizes zur Beurteilung der Modellpassung für die dreifaktorielle Struktur, bei der die Items zu Störungen der Impulskontrolle und der sozialen Fertigkeiten zu einem Faktor zusammengefasst sind, in allen drei Beurteilerversionen nominell minimal besser. Somit werden die Daten der Analysestichprobe durch das sparsamere dreifaktorielle Modell eigentlich besser erklärt. 59 KAPITEL 4 DISKUSSION Die internen Konsistenzen der Gesamtskalen und Komponentenskalen konnten in allen drei Beurteilerversionen zufriedenstellend belegt werden. Aufgrund der geringen Itemzahl waren die für die getrennte Betrachtung gleichaltrigenbezogener und erwachsenenbezogener Aggression zur Verfügung stehenden Itemgruppierungen dagegen nicht zufriedenstellend intern konsistent. Werden strengere Kriterien für die Beurteilung der internen Konsistenzen (alpha >.80) gesetzt, können nur die drei übergeordneten Gesamtskalen in allen Beurteilerversionen als zufriedenstellend konsistent bewertet werden. Die Interkorrelationen der Komponentenskalen pro Beurteilerversion belegen mit einer Ausnahme eine hinreichende Unabhängigkeit der Skalen voneinander. Die Korrelationen der korrespondierenden Skalen zwischen den Beurteilern sind größtenteils statistisch nicht signifikant, sie fallen jedoch noch geringer aus als die Zusammenhänge zwischen dem Elternund Selbsturteil in der Feldstichprobe (Görtz-Dorten & Döpfner, 2010a). Die genannten Ergebnisse replizieren weitgehend die in der Feldstichprobe für das Elternund Selbsturteil gefundenen Befunde (vgl. Görtz-Dorten & Döpfner, 2010a) in einer klinischen Stichprobe. Darüber hinaus konnten die Ergebnisse zum ersten Mal auf das Lehrerurteil erweitert werden. Es wurden zusätzlich weitere, über die bisherigen Analysen in der Feldstichprobe hinausgehende Analysen mit der klinischen Stichprobe durchgeführt. Hinsichtlich der erstmals untersuchten Wiederholungszuverlässigkeiten der drei Gesamtskalen sowie der Komponentenskalen konnten, verglichen mit den Kriterien von Hunsley und Mash (2008), keine zufriedenstellenden Ergebnisse erzielt werden. Die vorhandenen Daten der Diagnostikphase der Evaluationsstudie zum Therapieprogramm THAV ermöglichten auch die Berechnung der Wiederholungszuverlässigkeiten beim FBB-SSV bzw. SBB-SSV in derselben Stichprobe. Hierbei ergaben sich vergleichbare, beim Vergleich mit den Kriterien von Hunsley und Mash (2008) ebenfalls nicht zufriedenstellende Ergebnisse im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil. Sowohl im Eltern-, Lehrer- und Selbsturteil bildeten sich zufriedenstellende Hinweise auf eine konvergente Validität ab. Aspekte der divergenten Validität ließen sich in der klinischen Stichprobe jedoch nur für das Elternurteil gut bestätigen. Im Lehrerurteil ließen sich im Vergleich zum Elternurteil vergleichsweise höhere Korrelationen mit den Skalen zu internalisierendem Verhalten abbilden. 60 KAPITEL 4 DISKUSSION Schließlich wurden zu einer weitergehenden Modellprüfung des FAVK hierarchische Regressionsanalysen durchgeführt um zu prüfen, ob alle vier Komponentenskalen entsprechend des zugrundeliegenden theoretischen Modells jeweils einen individuellen Beitrag zur Ausprägung der aggressiven Symptomatik beitragen. Diese sollte durch die Skala zum oppositionellen Verhalten des FBB-/SBB-SSV aus dem DISYPS-II (Döpfner et al., 2008) erfasst werden. Das theoretische Modell ließ sich im Rahmen von hierarchischen Regressionsanalysen in keiner der drei Beurteilerversionen zufriedenstellend bestätigen, nur maximal zwei der vier Komponenten leisteten einen Beitrag zur Aufklärung der Varianz der aggressiven Symptomatik. Aufgrund der beschriebenen Ergebnisse lassen sich verschiedenen Schlussfolgerungen ziehen. Zunächst einmal konnte das zugrundeliegende theoretische Modell der vier störungsauslösenden und aufrechterhaltenden Komponenten aggressiven Verhaltens von Kindern und Jugendlichen in der klinischen Stichprobe belegt werden. Berücksichtigt werden müssen hierbei sowohl die teilweise hohen Korrelationen zwischen den vier Komponentenskalen als auch die nominell minimal bessere Modellpassung der dreifaktoriellen Lösung mit dem kombinierten Faktor aus Störungen der Impulskontrolle und der sozialen Fertigkeiten gegenüber der vierfaktoriellen Lösung. Die in empirischen Befunden beschriebene gegenseitige Beeinflussung der einzelnen störungsauslösenden und –aufrechterhaltenden Faktoren (Frick & Morris, 2004; Frick & White, 2008; Frick & Viding, 2009) kann eine mögliche Erklärung für die relativ hohen Korrelationen zwischen den Komponentenskalen des FAVK sein. Darüber hinaus kann in einer klinischen Stichprobe im Vergleich zu einer Feldstichprobe ein höherer Bias bei der Beantwortung der Items dahingehend vorliegen, dass die Items eines Fragebogens ähnlich beantwortet werden. Dies könnte die Zusammenhänge der Komponentenskalen zusätzlich künstlich erhöhen. Darüber hinaus konnten in Reliabilitätsanalysen für alle vier Komponentenskalen zufriedenstellende interne Konsistenzen nachgewiesen werden. Aus diesen sowie den folgenden inhaltlichen Gründen wurde an dem vierfaktoriellen Modell des FAVK festgehalten. Das dreifaktorielle Modell führt zu einer Unterteilung der störungsauslösenden und –aufrechterhaltenden Faktoren in eine kognitive Komponente (Störungen sozial-kognitiver Informationsverarbeitung), eine emotional-behaviorale Komponente (Störungen der Impulskontrolle und Störungen sozialer Fertigkeiten) sowie einer interaktionelle Komponente (Störungen sozialer Interaktionen). Vor allem hinsichtlich der Anwendung des 61 KAPITEL 4 DISKUSSION FAVK in der psychotherapeutischen Praxis ist die Trennung zwischen einer unzureichenden Impulskontrolle und dem Vorliegen von Fertigkeitendefiziten auf der Verhaltensebene sehr relevant, da diese gute Hinweise auf die Therapieplanung und Auswahl der indizierten Interventionen liefert. Zu diskutieren sind darüber hinaus die Ergebnisse der Regressionsanalysen sowie die sehr geringen Zusammenhänge zwischen dem Selbst- und Fremdurteil. Bei drei der vier Komponentenskalen (sozial-kognitive Informationsverarbeitung, Impulskontrolle, soziale Fertigkeiten) handelt es sich entsprechend dem Modell von Burke, Loeber und Birmaher (2002) um intrapsychische Faktoren (child functional factors). Diese sind vor allem im Fremdurteil schwerer zu objektivieren als zum Beispiel das beobachtbare aggressive Verhalten, welches durch den FBB-/SBB-SSV erfasst werden kann. Das könnte dazu führen, dass die Selbst- und Fremdurteile sich wenig entsprechen. Die Tatsache, dass die Zusammenhänge zwischen den Beurteilern (Selbst- und Elternurteil) in der Feldstichprobe höher sind als in der klinischen Stichprobe lässt sich möglicherweise durch größere Streuung der Messwerte in der Feldstichprobe erklären. Die Ergebnisse der Regressionsanalysen lassen komplexere Zusammenhänge zwischen den vier störungsauslösenden- und aufrechterhaltenden Faktoren vermuten. Es wurden lediglich die intrapsychischen Faktoren als signifikante Prädiktoren ermittelt; im Elternurteil die Störungen der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung und der Impulskontrolle, im Lehrerurteil die Störungen der sozialkognitiven Informationsverarbeitung und der sozialen Fertigkeiten sowie im Selbsturteil die Störungen der Impulskontrolle. Möglicherweise fungieren diese Komponenten als vermittelnde Prozesse für den Zusammenhang zwischen den Störungen sozialer Interaktionen und der aggressiven Symptomatik. Das Inventory of Callous-Unemotional Traits (ICU; Frick, 2004) kann als sinnvolle Ergänzung zum FAVK gesehen werden, da im letzteren die Erfassung der in der Forschungsliteratur im Zusammenhang mit aggressivem Problemverhalten als sehr relevant betrachteten CU traits nicht abgedeckt wird. Eine Reihe von Studien haben bislang die faktorielle Struktur der verschiedenen Beurteilerversionen des ICU in verschiedenen Stichproben unterschiedlicher Nationalität überprüft, ein konsistente Befundlage wurde bislang jedoch nicht erzielt. Vier Studien bestätigten bei der Verwendung des Selbsturteils bei Jugendlichen unterschiedlicher Nationalität eine faktorielle Struktur in Form von drei unkorrelierten Faktoren (Callousness, 62 KAPITEL 4 DISKUSSION Uncaring, Unemotional) und einem übergeordneten Faktor (Essau et al. 2006; Kimonis et al. 2008; Fanti et al. 2009; Roose et al. 2010). Kimonis et al. (2013) replizierten diese Faktorenstruktur in einer Stichprobe mit Studenten im Alter von 17-62 Jahren. Drei Studien konnten die Modellpassung für die genannte Faktorenstruktur im Selbsturteil nicht bestätigen: (1) in einer gemischten Stichprobe mit Jugendlichen (Feilhauer et al., 2012), (2) in einer Stichprobe mit Kindern (Houghton et al. 2013) sowie (3) in einer Stichprobe mit Erwachsenen (Byrd et al. 2013). Roose et al. (2010) konnten die faktorielle Struktur des Selbsturteils auf das Fremdurteil (Eltern, Lehrer) in einer Stichprobe mit Jugendlichen übertragen. Dagegen wurden die Kriterien für eine zufriedenstellende Modellpassung der genannten faktoriellen Struktur bei der Verwendung der Lehrerversion des ICU in einer Stichprobe mit Vorschulkindern von Ezpeleta et al. (2013) nicht bestätigt. Bisher liegen nur zwei Studien hinsichtlich der faktoriellen Struktur des Eltern- und/oder Lehrerurteils bei Vorschulkindern bzw. Erwachsenen vor (Roose et al. 2010; Ezpeleta et al. 2013). Die vorliegende Arbeit bemüht sich erstmals um die Überprüfung der faktoriellen Validität des Elternurteils in einer klinischen Stichprobe mit Jungen im Alter von 6 bis 12 Jahren mit einer Diagnose Störung des Sozialverhaltens. Das faktorielle Modell mit drei unkorrelierten Faktoren (Callousness, Uncaring, Unemotional) und einem übergeordneten Faktor zeigt, so wie auch in vorherigen Studien (Essau et al. 2006; Kimonis et al. 2008; Fanti et al. 2009; Roose et al. 2010; Feilhauer et al. 2012; Byrd et al. 2013; Ezpeleta et al. 2013), im Vergleich zu anderen getesteten Modellen die beste Modellpassung, wenngleich nicht alle zur Modellprüfung herangezogenen Indizes im zufriedenstellenden Bereich lagen. Darüber hinaus konnten nur für zwei der drei Subskalen (Uncaring, Unemotional) und die Gesamtskala zufriedenstellende interne Konsistenzen erreicht werden. Aufgrund dieser Befunde wurde eine explorative Faktorenanalyse durchgeführt, in welcher eine dreifaktorielle Struktur im Vergleich zu Modellen mit einem, zwei oder vier Faktoren die beste inhaltliche Interpretation ermöglichte. In diesem Modell konnte der ursprüngliche Faktor Unemotional mit fünf Items repliziert werden, die zwei weiteren Faktoren waren von der Itemzusammensetzung und dem abgebildeten Inhalt her verändert. Es ergab sich die folgende faktorielle Struktur: (1) Faktor Unemotional (5 Items), (2) Faktor Callousness/Lack of Guilt or Remorse (11 Items) und (3) Faktor Unconcerned about Performance (5 Items). Die Gesamtitemzahl reduzierte sich von 24 auf 21 Items, da drei Items aufgrund zu geringer 63 KAPITEL 4 DISKUSSION Faktorladungen ausgeschlossen wurden. In vorherigen Studien wurden die Items 2 und 10 ebenfalls ausgeschlossen (Kimonis et al. 2008; Houghton et al. 2013). Zusätzlich wurde das Item 5, welches substantielle Ladungen auf den Faktoren 2 und 3 aufzeigte, aufgrund einer stärkeren inhaltlichen Zugehörigkeit zu dem Konzept des Faktors Callousness/Lack of Guilt or Remorse auch diesem zugeordnet. Für diese neuen Skalenversionen waren die internen Konsistenzen zufriedenstellend. Die Subskalen Callousness/Lack of Guilt or Remorse und Unconcerned about Performance zeigten einen Zusammenhang in moderater Ausprägung, wohingegen die Korrelationen dieser beiden Skalen mit der Subskala Unemotional jeweils sehr gering waren. Schließlich konnten im Rahmen der Analysen zur konvergenten und divergenten Validität signifikante Zusammenhänge zwischen der ICU-Subskala Callousness/Lack of Guilt or Remorse mit oppositionellem, aggressivem und antisozialem Verhalten nachgewiesen werden. Dagegen lagen die Korrelationen der Skalen Unconcerned about Performance und Unemotional mit oppositionellem, aggressivem und antisozialem Verhalten im Bereich geringer Zusammenhänge. Zusätzlich konnte für die Skala Callousness/Lack of Guilt or Remorse im Rahmen von Partialkorrelationen weiterhin signifikante Korrelationen nachgewiesen werden, auch wenn die Effekte der beiden anderen Subskalen kontrolliert wurden. Die beschriebenen Ergebnisse, vor allem hinsichtlich der Interkorrelation der Subskalen des ICU, geben deutliche Hinweise darauf, dass die Subskala Unemotional etwas anderes erfasst als die Skalen Callousness/Lack of Guilt or Remorse und Unconcerned about Performance und dass bei den drei Subskalen nicht von einem gemeinsamen Konstrukt ausgegangen werden kann. Diese Schlussfolgerung sollte zunächst nur auf die Verwendung des Fragebogens in einer klinischen Stichprobe von Jungen mit aggressivem Problemverhalten begrenzt werden. Jedoch stützen vorherige Studien, in denen ebenfalls geringe Korrelationen zwischen der Skala Unemotional und oppositionellem bzw. aggressivem Verhalten gefunden wurden, diese Schlussfolgerung (Essau et al. 2006; Kimonis et al. 2008; Roose et al. 2010; Ezpeleta et al. 2013). In Anbetracht der Bedeutsamkeit der CU traits im Zusammenhang mit aggressivem Problemverhalten (Frick & Dickens, 2006; Frick & White, 2008), welches sich in der 64 KAPITEL 4 DISKUSSION Integration der CU traits in Form des Zusatzes „with limited prosocial behavior“ bei der Diagnose Störung des Sozialverhaltens im DSM-5 niederschlägt, ist die Bedeutsamkeit der Bereitstellung von Instrumenten zur Erfassung dieses Konstrukts gemäß der Diagnosekriterien besonders relevant. Das ICU ermöglicht die Erfassung zwei der vier genannten Dimensionen als jeweils separate Faktoren: Unconcerned about performance und Shallow or deficient affect. Die anderen beiden Dimensionen – Lack of remorse or guilt and Callous-lack of empathy – werden kombiniert im Rahmen eines Faktors repräsentiert. Die erwarteten Zusammenhänge zu oppositionellem, aggressivem oder antisozialem Problemverhalten zeigte sich nur hinsichtlich der Dimensionen Lack of remorse or guilt und of Callous-lack of empathy, nicht jedoch für die Dimensionen Unconcerned about performance und Shallow or deficient affect. Bei der Verwendung der Elternversion des ICU in der vorliegenden klinischen Stichprobe mit Jungen im Alter von 6 bis 12 Jahren konnte die ursprüngliche faktorielle Struktur nicht aufrechterhalten werden. Es wird eine alternative, modifizierte faktorielle Struktur vorgeschlagen. Diese in der vorliegenden Arbeit herausgearbeitete Faktorenstruktur des ICU bietet ausreichend intern konsistente Subskalen, welche mit Einschränkungen die Erfassung des Diagnosezusatzes „with limited prosocial behavior“ im DSM-5 ermöglicht. Die Annahme, dass Entwicklungsaspekte ein Grund für diese abweichende Faktorenstruktur in der vorliegenden Studie sein könnte, deckt sich mit den bisherigen Befunden zum ICU. In diesen wurde zum Beispiel eine konsistente faktorielle Struktur für das Selbst- und Fremdurteil in einer Stichprobe mit Jugendlichen gefunden (Roose et al., 2010), wohingegen die Übertragbarkeit dieser faktoriellen Struktur auf das Lehrerurteil bei Vorschulkindern (Ezpeleta et al. 2013) und das Selbsturteil bei Schulkindern (Houghton et al. 2013) nicht nachgewiesen werden konnte. Verschiedene Limitationen müssen berücksichtigt werden. Die beiden Fragebögen decken mit der Erfassung von insgesamt fünf möglichen auslösenden und aufrechterhaltenden Komponenten aggressiven Problemverhaltens nur einen Teilbereich der Gesamtheit aller möglichen Einflussfaktoren ab. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie werden durch die Einschlusskriterien hinsichtlich ihrer Generalisierbarkeit eingeschränkt. Die psychometrische Überprüfung der Fragebögen erfolgte mit einer klinischen Stichprobe von Jungen im Alter 65 KAPITEL 4 DISKUSSION von 6 bis 12 Jahren mit einer Diagnose Störung des Sozialverhaltens und dem Schwerpunkt der aggressiven Symptomatik im Gleichaltrigenkontakt. Die Ergebnisse können somit nicht auf andere Stichproben (z.B. Mädchen, anderer Altersbereich; andere psychiatrische Störungen; andere Nationalitäten) übertragen werden. Da die vorliegende Stichprobe für die durchgeführten Analysen, vor allem hinsichtlich der faktoriellen Validität, relativ gering war, sollten Kreuzvalidierungen angestrebt werden. Beim FAVK deckt die Analysestichprobe den Anwendungsbereich des Fragebogens (4-14;11 Jahre im Fremdurteil; 9-14;11 Jahre im Selbsturteil) nicht vollständig ab. Darüber hinaus wurde nur die Elternversion des ICU hinsichtlich seiner psychometrischen Qualität überprüft. Diesbezüglich sollten weitere Analysen angestrebt werden. Und schließlich werden in dieser Studie ausschließlich Fragebögen als Erhebungsmethode für störungsauslösende und –aufrechterhaltende Faktoren in dieser Studie verwendet. Dieses Erhebungsverfahren sollte hinsichtlich der Erfassung intrapsychischer Prozesse als begrenzt angesehen werden. Schlussfolgerung und Ausblick Beide Fragebögen verfolgen das Ziel der Erfassung auslösender und aufrechterhaltender Faktoren aggressiven Verhaltens. Somit stellen die Fragebögen eine Ergänzung dar zur Erhebung der aggressiven Symptomatik gemäß den aktuellen Diagnosesystemen. Sie können ein differenzierteres Bild des aggressiven Verhaltens sowie hilfreiche Informationen geben für die Auswahl geeigneter Interventionen im Rahmen der verhaltenstherapeutischen Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit oppositionellen und aggressiven Verhaltensstörungen. Hinsichtlich des FAVK bestätigen die Befunde unter Berücksichtigung der genannten Limitationen die Verwendung des FAVK in Klinik und Forschung. Bezüglich der Zusammenhänge der durch den FAVK erfassbaren Komponenten aggressiven Verhaltens (Störungen sozial-kognitiver Informationsverarbeitung, Störungen der Impulskontrolle, Störungen sozialer Fertigkeiten, Störungen sozialer Interaktionen) sollten weitere Analysen in Form von Pfadanalysen angestrebt werden. Die durchgeführten Regressionsanalysen haben Hinweise auf komplexere Zusammenhänge zwischen den Komponenten gegeben. Die Analysen zum ICU dienen vor dem Hintergrund der Integration von CU traits in die DSM-5 Diagnosekriterien zur Störung des Sozialverhaltens in Form des Zusatzes „with limited prosocial behavior“ dem Zweck der Entwicklung bzw. Bereitstellung eines Fragebogens zur Erfassung dieser CU traits. Im Rahmen der Analysen mit der verwendeten klinischen 66 KAPITEL 4 DISKUSSION Stichprobe wurde eine Alternative faktorielle Struktur vorgeschlagen mit intern konsistenten Skalen. Hier müssten weitere Studien angestrebt werden, um eine konsistente Faktorenstruktur heraus zu arbeiten. Da nur das Elternurteil in der vorliegenden Arbeit verwendet wurde, sollten die Analysen auf das Selbsturteil und das Lehrerurteil ausgeweitet werden. Beim Selbsturteil sollte berücksichtigt werden, ab welchem Alter ein Kind bzw. Jugendlicher Auskünfte über dieses Konstrukt geben kann. Schließlich sollten weitere Studien angestrebt werden, um die Dimensionen des Zusatzes „with limited prosocial behavior“ im DSM-5 hinsichtlich ihrer Bedeutsamkeit für die Diagnose der Störungen des Sozialverhaltens zu prüfen. Neben der Nutzung der Fragebögen für die Diagnostik im Rahmen der psychotherapeutischen Behandlung sollten die Instrumente auch für die weitergehende Forschung hinsichtlich der von Frick (2012) beschriebenen Subgruppen innerhalb der Patiengruppe mit der Diagnose Störung des Sozialverhalten erprobt werden. Grundsätzlich wäre es wünscheswert, im Rahmen der Diagnostik von störungsauslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren neben der Verwendung von Fragebögen auch Verhaltenstests zu nutzen. Diese ermöglichen eine beurteilerunabhängigere Erfassung und können Urteilerverzerrungen vermeiden. 67 KAPITEL 5 ZUSAMMENFASSUNG 5. ZUSAMMENFASSUNG Die vorliegende Arbeit zielt auf die psychometrische Überprüfung des Fragebogens zum aggressiven Verhalten von Kindern im Alter von 4 bis 14 Jahren (FAVK; Görtz-Dorten & Döpfner, 2010a) im Eltern- (n = 156), Lehrer- (n = 104) und Selbsturteil (n = 91) als auch der deutschen Elternversion ( n = 131) des Inventory of Callous-Unemotional Traits (ICU) in einer klinischen Stichprobe von Jungen im Alter von 6-12 Jahren mit oppositionellen und aggressiven Verhaltensstörungen ab. Beim FAVK bestätigen konfirmatorische Faktorenanalysen das zugrundeliegende vierfaktorielle Bedingungsmodell (Störungen sozialkognitiver Informationsverarbeitung, Störungen der Impulskontrolle, Störungen sozialer Fertigkeiten, Störungen sozialer Interaktionen) und eine in Feldstichproben gefundene dreifaktorielle Struktur. Aufgrund zufriedenstellender interner Konsistenzen der Gesamtund auch der Komponentenskalen sowie die Vorteile der Unterscheidung einer geringen Impulskontrolle von Fertigkeitendefiziten auf Verhaltensebene für die Behandlungsplanung bzw. Interventionsauswahl wurde die Beibehaltung der vierfaktoriellen Struktur des FAVK vorgeschlagen. Die Korrelationen der Skalen zwischen den Beurteilern fallen geringer als erwartet aus. Zumindest im Elternurteil lassen sich die konvergente und divergente Validität bestätigen, im Selbst- und Lehrerurteil gibt es gute Hinweise auf eine konvergente Validität. Das Elternurteil des ICU wurde erstmals in einer klinische Stichprobe mit Schulkindern im Alter von 6 bis 12 Jahren angewendet und psychometrisch geprüft. Eine konfirmatorische Faktorenanalyse replizierte frühere Befunde. Die im Vergleich zu anderen getesteten Modellen beste, jedoch nicht zufriedenstellende Modellpassung erzielte ein faktorielles Modell mit drei unkorrelierten Faktoren (Callousness, Uncaring, Unemotional) und einem übergeordneten Faktor. Aus einer explorativen Faktorenanalyse resultierte eine dreifaktorielles Modell mit zwei neuen Subskalen (Callousness/Lack of Guilt or Remorse; Lack of Effort) und der Originalskala Unemotional mit zufriedenstellenden internen Konsistenzen. Die Interkorrelation der Subskalen waren mit einer Ausnahme geringer als erwartet. Die erwarteten Zusammenhänge zwischen den ICU Subskalen und der Erfassung oppositionellen/aggressiven Verhaltens zeigten sich nur für die Skala Calloussness/Lack of Guilt or Remorse. Schlussfolgernd lässt sich festhalten, dass die beiden Fragebögen eine hilfreiche Ergänzung zu der Erfassung der aggressiven Symptomatik darstellen können. Weitere Studien, vor allem bezogen auf die verschiedenen Beurteilerversionen des ICU, sollten vor dem Hintergrund der relativ geringen Stichprobengröße angestrebt werden, um Aussagen über die Generalisierbarkeit machen zu können. Auch hinsichtlich des Nutzens der Fragebögen für die Identifizierung von Subguppen gemäß Frick (2012) sollten Untersuchungen angestrebt werden. 68 KAPITEL 6 LITERATUR 6. LITERATURVERZEICHNIS 1. Achenbach TM (1991). Manual for the Child Behavior Checklist/4-18 and 1991 Profile. Burlington, VT: University of Vermont, Department of Psychiatry 2. American Psychiatric Association (2013). Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, fifth edition (DSM-5) 3. Akaike H (1987). Factor analysis and AIC. Psychometrika. 52: 317-332 4. Arbuckle JL (2003). Amos Version 5.0. Chicago: Small Waters 5. 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