1 Paradigmatische Ansätze in der Persönlichkeitspsychologie: Was sollte ich wissen? Was versteht man unter einem „Paradigma“? Bündel von theoretischen Leitsätzen, Fragestellungen und Methoden zu ihrer Beantwortung, dass das Vorgehen einer bestimmten historischen Periode und Wissenschaftsentwicklung charakterisiert (Musterbeispiel) Können Sie die wichtigsten Paradigmen in der Persönlichkeitspsychologie benennen und kurz charakterisieren? -Logik der Forschung (Popper): kontinuierliche Verbesserung des Wissens durch empirische Forschung -Wissenschaftsentwicklung von Thomas Kuhn: in einzelnen Wissenschaften jeweils über längeren Zeitraum beherrschende Paradigmen, die durch unvorhersagbare wissenschaftliche Revolution durch neues Paradigma abgelöst wurde -Domain Forschunf vs. Quasi Paradigmen (Herrmann): variable Beantwortung einer fixierten Forschungsfrage vs. Variable Anwendung eines fixierten Beantwortungsschemas Was sind die Kernannahmen des psychoanalytischen (psychodynamischen) Paradigmas? Motive, Konflikte und (unbewusste) Abwehrmechanismen identifizieren, die komplexe Verhaltenstendenzen von Individuen ich ihren Konsistenzen sowie auch ihren Inkonsistenzen erklären Welche Beziehungen bestehen nach Freud zwischen den drei psychischen Instanzen und den drei Bewusstseinsebenen? Instanz Bewusstseinsebene Inhalt/Funktion Es unbewusst elementarer Antrieb/Lustprinzip Ich überwiegend unbewusst Realitätsprinzip Über-Ich bewusst/unbewusst repräsentiert Ideale und ethische Normen In welcher Weise wirken die psychosexuellen Entwicklungsstufen nach Freud charakterbildend? Ein weiterwirken der in diesen Phasen vorherrschenden Form der Triebbefriedigung kann durch Fixierung den Charakter der Persönlichkeit bestimmen (z.B. analer Charakter -> Geiz) Welche Rolle spielen die Abwehrmechanismen in der Persönlichkeitsdynamik? Hilfsmittel des Ichs zur Bewältigung von Ängsten und Lebensaufgaben -Verdrängung -Projektion -Reaktionsbildung -Rationalisierung -Sublimierung Wodurch sind die persönlichkeitspsychologischen Konzepte von Alfred Adler und C. G. Jung charakterisiert? Adler: Mensch wird durch kulturelle Einflüsse und persönliche Beziehungen stärker beeinflusst als durch sexuelle Instinkte; Ich ist nicht Teil der Persönlichkeit, sonder deren zielgebendes Prinzip Jung: -kollektives Bewusstsein -Introversion vs. Extraversion -> diese Einstellungsformen wirken sich auf Denken, Fühlen, Empfinden, Intuieren aus Inwiefern unterscheiden sich neuere psychoanalytische Persönlichkeitskonzepte vom klassischen Modell Freuds? -Persönlichkeit = Struktur und Prozess (Personologie) -Objektbeziehungen (Entwicklung des Selbstbilds) In welcher Weise hat Erik Erikson Freuds Modell der Persönlichkeitsentwicklung erweitert? Er ordnet die Freudschen Phasen der Identitätsentwicklung zu Wie ist die empirische Bewährung der psychoanalytischen Persönlichkeitstheorien zu beurteilen? -Freuds Annahmen sind empirisch nicht prüfbar oder wurden in zentraler Annahme wiederlegt -zentrales Erklärungsmodell ist auf frühkindliche Erlebnisse rekurriert -> schwer nachweisbar -selbsterfüllte Vorhersagen -einzelne Konzepte des psychoanalytischen Paradigmas haben sich als fruchtbar erwiesen, wenn er empirisch prüfbar und operationalisiert ist Was sind die Kernannahmen des behavioristischen (lerntheoretischen) Paradigmas? -Persönlichkeit wir nicht durch traits, sondern von Umwelt geprägt -Reizbedingungen der Umwelt entscheiden, ob bestimmtes Verhalten erlernt wird oder nicht -individuelle Besonderheiten sind das Resultat der individuellen Lerngeschichte -Verhalten wäre vollständig vorhersagbar, wenn Lerngeschichte vollständig bekannt ist. Können Sie ein Beispiel für ein lerntheoretisches Persönlichkeitsmodell nennen? Dollard & Miller -> 4 zentrale Konzepte: Triebe (Motiv) Schlüsselreize (Wahrnehmung) Reaktionen (Handlungen/Gedanken) Verstärkung (Handlungserfolg) ----da bin ich mir auch nicht so sicher----- Inwiefern baut der Ansatz von Dollard & Miller auf dem psychoanalytischen Modell auf und inwiefern hat er dessen Begriffssystem neu interpretiert? Wie werden etwa neurotische Ängste in diesem Modell interpretiert? Sie versuchten psychoanalytische Konzepte, wie z.B. Triebe in Konzepte der modernen Laborpsychologie zu übertragen Neurotische Ängste: sind erlernte Triee, die durch den Widerspruch zwischen primären (z.B. sexuellen) Antrieben und erlernten Hemmungstendenzen entstehen Wie ist die empirische Bewährung des lerntheoretischen Ansatzes zu beurteilen? -individuelle Lerngeschichte zu rekonstruieren ist nahezu unmöglich -Lernsituation asymmetrisch zu analysieren, vernachlässigt die Interaktion in sozialen Lernsituationen -viele Lerneffekte erweisen als wenig stabil -zentrale Annahmen des Behaviorismus erweisen sich als falsch: genetische Determination wurde ebenso vernachlässigt wie die Spezifität von Lernsituationen Was sind die theoretischen Kernannahmen des „Eigenschaftsparadigmas“? -überdauernde Persönlichkeitszüge -individuelle trait-Struktur Wie werden „traits“ definiert? Können Sie Beispiele für die Erklärung von Verhaltensweisen durch „traits“ anführen? Was ist der Unterschied zwischen „Typen“ und „traits“? Traits = Eigenschaften erzeugen stabile Beziehungen zwischen den Situationen un den Raktionen einer Person Reiz Begegnung mit Fremden Arbeiten mit Gleichaltrigen Trait Freundlichkeit Freundlichkeit Reaktion mitteilsam, liebenswürdig hilfreich, ermutigend Während Typen eher Kategorien als Merkmalsvariablen darstellen, bilden traits kontinuierliche Dimensionen, auf der Personen anhand der Merkmalsausprägung eingeordnet werden können Welche Ebenen von Traits unterschied Gordon Allport? Können Sie das durch ein Beispiel illustrieren? -cardinal traits (durchdringen alle Verhaltensbereiche) -central traits -secondary dispostions oder attitudes -> individuelle Hierarchie von Persönlichkeitseigenschaften, die selbst ein differenzierendes Merkmal zwischen Individuen darstellen Wie gelangt man zur Bestimmung von traits? -wird aus beobachtetem oder (selbst) berichtetem Verhalten erschlossen (meist durch Fragebogen) -> Ausprägung eines bestimmten Merkmals bei einer Testperson wird aus Häufigkeit erschlossen, mit der diese Person das Vorliegen von Verhaltensweisen berichtet. Welche Anforderungen hat J. P. Guilford an die Benennung von traits gestellt? -jeder ausdruck sollte sich auf eine hinweisende Einheit der Person beziehen -jedes trait Konzept sollt so genau wie möglich sein -einem trait Konzept sollte die Integration in eine allgemeine Persönlichkeitstheorie möglich sein -die trait Konzeptliste sollte ökonomisch sein und sollte das Phänomen umfassend beschreiben, sowie soviel wie möglich allgemeine Akzeptanz erhalten Welche hierarchichen Ebenen von Persönlichkeitswesenszügen unterschied R. B. Cattell und wie viel Dimensionen umfasst das von ihm entwickelte Strukturmodell der Persönlichkeit? Common traits vs. Unique traits Surface traits vs. Source traits Welche grundlegenden Dimensionen umfasst Eysencks Persönlichkeitsmodell? -Extraversion vs. Intraversion -emotionale Stabilität vs. Labilität -Angepasstheit vs. Psychotozismus Welche Ebenen umfasst Eysencks hierarchisches Persönlichkeitsmodell? -specific response level -habitual response level -trait level -type level Welche Ebenen und Merkmalsbereiche umfasst Guilfords hierarchisches Persönlichkeitsmodell? -sopmatische Merkmal -motivationale Merkmale -Temperament -Neigung -Niveau der spezifischen Handlung -Hexis Niveau -Niveau der primären Wesenszüge -Typusniveau Welches der genannten Persönlichkeitsmodelle (Guilford, Cattell, Eysenck) nimmt auch explizit Bezug auf die hippokratische Temperamentenlehre? Eysenck Welche gemeinsamen Merkmale weisen diese klassischen Trait-Modelle auf und was unterscheidet sie voneinander? -traits (überdauernd, stabil) sind allgemeine Dispositionen, die Konsitenz des Verhaltens begründen -traits können Ursache und Erklärung für Verhalten sein oder ledeglich Verhaltenstendenzen -oberflächlich vs. Spezifische traits und generalisierte traits Welche Dimensionen umfasst das „Big-Five-Modell“ und auf welche Weise wurden diese Dimensionen ermittelt? -Extraversion/Surgency (Überschwänglichkeit) -Agreeableness (Verträglichkeit) -Conscientiousness (Gewissenhaftigkeit) -emotional stability -culture -> psycholexikalische Studie (Allport, Odbert), die R.B. Cattell in seinem Persönlichkeitsmodell verwendet hat. Eine erste Faktorenanalyse von Fiske hat es dann auf 5 Merkmalsebenen zurückführen können Können Sie einige charakteristische Eigenschaftsbeschreibungen zu den Dimensionen des „Big-Five-Modells“ angeben? Extraversion -> gesellig, humorvoll, optimistisch Soziale Verträglichkeit -> bescheiden, hilfsbereit, aufrichtig Gewissenhaftigkeit -> hartarbeitend, sorgfältig, zuverlässig Neurotizismus -> verlegen, nervösm traurig Intellekt –> gebildet, wissbegierig, phantasievoll Was kennzeichnet Persönlichkeitsmodelle, die auf der „phänomenologischen“ Analyseebene ansetzen? Welche bedeutenden Vertreter werden diesem Ansatz zugeordnet? -unmittelbare Erfahrungswelt -individuelle Konstrukte -Streben nach Selbstentfaltung/-verwirklichung *Mischel, Shoda & Smith *Allport, Lewin, Rogers, Kelly Was kennzeichnet nach Gordon Allports Auffassung die menschliche Persönlichkeit? Funktionelle Autonomie (der Mensch ist nicht Gefangener seinr Triebanlagen sondern hat die Möglichkeit seine Motivation selbstgestaltend zu verändern Was kennzeichnet den existenzialistischen Ansatz in der Persönlichkeitspsychologie? -Selbstverwirklichungspotential des Menschen der Mensch ist -auf seine Fähigkeit Entscheidungen zu treffen angewiesen -fähig, sein Leben in freier Entscheidung selbst zu gestalten -für seine Entscheidungen verantwortlich Von welchem Grundkonzept der menschlichen Persönlichkeit geht der Ansatz von George Kelly aus? Die Persönlichkeit durch ihre eigenenen mentalen Konstrukte zu beschreiben, durch die sie ihren Alltag strukturiert und bewältigt Was kennzeichnet den persönlichkeitstheoretischen Ansatz von Carl Rogers? Menschenbild: ein sich aktualisierendes Wesen; zielgerichtet und zukunftsorientiert Grundvariablen zwischenmenschlichen Kontakts: Akzeptanz und Wertschätzung, Empathie, Kongruenz und Echtheit Was kennzeichnet den sozial-kognitiven Ansatz in der Persönlichkeitspsychologie und welche Autoren kann man diesem Ansatz zurechnen? -mentale Repräsentationen und die kognitive Verarbeitung entscheiden darüber wie Reize für ein Individuum wirksam werden *Albert Bandura *Mischel & Shoda (Kognitiv-affektives Persönlichkeitssystem, CAPS) Können Sie das Modell des „kognitiv-affektiven Persönlichkeitssystems“ (CAPS) charakterisieren? Interindividuelle Unterschiede -spiegeln Unterschiede in der Zugänglichkeit der kognitiv-affektiven Einheiten im Zeitverlauf und -in deren systemischer Organisation Was versteht Albert Bandura unter „self-efficacy“? Das Wissen um die eigene Selbstwirksamkeit (self efficacy) beeinflusst den Erfolg des eigenen Handelns Können Sie die wesentlichen Merkmale des Informationsverarbeitungsparadigmas“ in der Persönlichkeitspsychologie beschreiben? -psychische Prozesse = Informationsverarbeitungsprozesse -interindividuelle Unterschiede in Verhaltenstendenzen sind primär wegen den Unterschieden in Bezug auf die Verarbeitung von Reizinformation -Stützung auf neurobiologische Prozessmodelle der Informationsverarbeitung In welcher Weise unterscheiden sich neuere Modelle der Informationsverarbeitung von klassischen Modellen? Neuere Modelle sehen Informationsverarbeitung eher als Leistung des Gesamtsystems an. Hier findet die Verarbeitung durch Aktivierungsausbreitungen entlang erregender und hemmender Verbindungen zwischen weit auseinander liegenden Einheiten statt Welche Prozesse der Informationsverarbeitung unterscheidet das Modell von Strack & Deutsch (2003)? -impulsive und reflektive Prozesse -> impulsive Prozesse laufen ständig; reflektives System wird Phasenweise zugeschaltet -impulsive Prozess nutzen assoziative Strukturen und führen zu automatischen Verhaltensimpulsen -reflektive Prozesse führen zu rationaler Analyse und zu willentlichen Handlungstendenzen Auf welche Ursachen können individuelle Unterschiede in den kognitiven Fähigkeiten im Informationsverarbeitungsparadigma zurückgeführt werden? -Unterschiede in anatomischer Freinstruktur des Gehirns -unterschiedliche Geschwindigkeiten und unterschiedliche Schwellen der informationsverarbeitenden Prozesse -Unterschiede im deklarativen und prozeduralen Wissen -Unterschiede im expliziten und implizitem Wissen Welche Möglichkeiten gibt es, um individuelle Unterschiede im deklarativen, prozeduralen und impliziten Wissen zu erfassen? -Fragebögen -Einfluss auf Informationsverarbeitung nehmen -Priming Technik -implizite Assoziationstests Welche Vorteile bietet das Informationsverarbeitungparadigma und welche Kritik kann man daran anbringen? Pro: Strategien der Informationsverarbeitung können computermodelliert werden und individuelle Strategien damit vergleichen man kann individuelle Mängel im prozeduralen Wissen und fehlerhafte Lösungsstrategien identifizieren con: unzureichende Stabilität der individuellen Parameter Von welchen Grundannahmen gehen „dynamisch-interaktionistische“ Modelle aus? -die Organisation des Verhaltens einer Person und die Organisation ihrer Umwelt sind mittelfristig konstant -Person und Umwelt können sich mittelfristig ändern -diese Änderungen beruhen auf Veränderungsprozessen innerhalb der Person und der Umwelt und auf Einflüsse der Umwelt auf die Person und umgekehrt Welche methodischen Möglichkeiten gibt es, um ursächliche Zusammenhänge zwischen Merkmalsvariablen im Zeitverlauf abzuleiten? Individuelle Entwicklungsveränderungen relativ zur Altersgruppe könen durch differentielle Entwicklungsfunktionen auf der Basis von z-transformierten Werten innerhalb der Altersgruppe beschrieben werden ???????????????????????????????????????????????????????????????? Worin liegen die speziellen methodischen Probleme von dynamischinteraktionistischen Modellen? -erfordern Längschnittanalysen über längeren Zeitraum –> aufwendig Welche Fragen stellen sich auf der biologischen Analyseebene der Persönlichkeit? -in welchem Ausmaß ist die Persönlichkeit durch ererbte fixierte Merkmale bestimmt -wieweit spiegelt die Persönlichkeit des Menschen seine biologische Prädispositionen wider -wieweit können Erfahrungen die biologische Disposition kompensieren -wirken sich identische Situationserfahrungen auf Personen mit unterschiedlichen genetischer Ausstattung unterschiedlich aus Welche Methoden gibt es, um genetisch bedingte und umweltbedingte Anteile der Varianz von Persönlichkeitsmerkmalen zu unterscheiden? Zwillingsstudien Wie kann man das Menschenbild des evolutionspsychologischen Paradigmas charakterisieren? -sie versucht die Persönlichkeitsunterschiede und deren Entwicklung durch Prinzipien der Evolution zu erklären -es wird angenommen, dass der Evolutionsprozess nicht nur die arttypischen Merkmale formt, sondern auch die Variationsbreite dieser Merkmale