Mit dem Selbstverständnis als Dienstleister mehr Markterfolge erzielen Traditionelle Wettbewerbsfaktoren haben in Zeiten des Verdrängungswettbewerbs längst ausgedient - Dienst am Kunden und ein neues Marketingverständnis sind entscheidend um im Markt vorne zu sein. Viele grafischen Unternehmen treten heute als Medien-Dienstleister auf und versuchen sich durch vielfältige Leistungsangebote am Markt zu profilieren. Die Verkaufsargumente ähneln sich zunehmend, traditionelle Wettbewerbsfaktoren wie Qualität, Preis-/ Leistungsverhältnis und Termintreue etc. werden ohnehin von den Kunden als selbstverständlich vorausgesetzt. Wie kann man sich unter diesen Bedingungen zukünftig vom Wettbewerb unterscheiden? Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer grundlegenden Veränderung der Verkaufsstrategie und in einem Marketingverständnis, das Marketing als die „aktive Zuwendung zum Kunden als Menschen“ versteht. „Can I help you“ ist eine gängige Formulierung in den USA und drückt damit die Einstellung des „Dienstes am Kunden“ aus. Als Dienstleister in einem stark besetzten Markt kann nur der sich zukünftig vom Wettbewerb abheben, dessen Stärke vor allen Dingen in der vorbereitenden Beratung und in der allumfassenden Betreuung der Kunden liegt. Welche Kompetenz ein Kunde seinem Lieferanten zugesteht bzw. wie er ihn erlebt ist von einer Reihe von Faktoren abhängig, die in der von EDV geprägten Druckindustrie noch immer zu wenig verinnerlicht sind: Verhalten bei Akquisition und Beratung, Qualität der Kommunikation wie Verkaufsgespräch und Angebotspräsentation, Persönlichkeit und Auftreten der Mitarbeiter, Qualität der laufenden Betreuung etc.. Aktive Zuwendung bedeutet, das Schwergewicht viel stärker als bisher auf die emotionale Beziehung zum Kunden zu legen, um dessen Persönlichkeit, Einstellung besser zu verstehen, um ihn damit dauerhaft zum Partner zu machen. Für die Praxis ergeben sich daraus zwei unternehmerische Konsequenzen: Fokussierung auf das Management der Kundenbeziehung und Überprüfung des gesamten Verkaufsprozesses. Management der Kundenbeziehung Das Management der Kundenbeziehung muß die emotionale Schiene zum Kunden in den Vordergrund stellen. Diese kann mit Fragestellungen charakterisiert werden, die gegenwärtig in einer Reihe von Unternehmen bearbeitet werden: Welchen Stellenwert hat die emotionale Kundenbeziehung im Unternehmen? Werden „nur“ Aufträge betreut und nähert man sich zu dem Kunden als Persönlichkeit? Sind die richtigen Mittel und der Rahmen vorhanden, um die Persönlichkeit des Kunden anzusprechen. Haben die Mitarbeiter genügend Zeit und Freiräume? Unternehmenskultur und Verhalten der Mitarbeiter sind die Erfolgsfaktoren des Beziehungsmanagements, dieses vorzuleben und den Rahmen dafür zu schaffen ist Aufgabe der Führung. 1 Veränderung des Verkaufsprozesses Das Dienstleistungsverständnis erfordert eine Veränderung des gesamten Verkaufsprozesses. Oberste Zielsetzung ist dabei ein professionelles Vorgehen in allen Phasen des Verkaufens. Seiteneinsteiger im Bereich der MultimediaProduktion wie Werbeagenturen und Softwarehäuser zeigen der Druckindustrie eindrucksvoll, wie mit intelligentem Marketing und darauf emotionalen Marktauftritt Profilierung und Kompetenzvermutung erreicht werden können. Diese entstehen nur dann wirkungsvoll, wenn dauerhaft auf die Persönlichkeit des Kunden („in der Welt des Kunden leben“) eingegangen wird. Die schwerpunktmäßige Bearbeitung einzelner Ziel- bzw. Kundengruppen ist sozusagen der „Nährboden“, auf dem Beziehungsmanagement erfolgreich gedeihen kann. Das SchlüsselkundenManagement spielt in der Praxis der Druckindustrie deshalb auch eine immer bedeutendere Rolle. Es bedeutet die allumfassende Verantwortung für Verkauf, Kundenbeziehung und Deckungsbeitrag für einen Kunden auf einen oder ein Team von Kundenbetreuern zu übertragen. Die Vorteile liegen auf der Hand: optimales Eingehen auf die Bedürfnisse des Kunden, Erzielen von Kostenvorteilen durch Aufbau eingespielter Arbeitsprozesse etc.. Grundsätzlich ist auch die Form der Zusammenarbeit im klassischen Dreieck – Außendienst-Innendienst-Kunde – neuen Spielregeln zuzuführen. Der Außendienst hat sich stärker denn je auf sein „Kerngeschäft“ – Beratung und Akquisition von Neukunden – zu konzentrieren und sich von überkommenden Gewohnheiten – wie Übergabe von Auftragsunterlagen bei Kunden – zu trennen, während der Innendienst mehr verkäuferische und emotionale Kompetenz entwickeln sollte. Die gleichausgerichtete Fokussierung auf den Kunden erfordert auch neue Motivations- und Leistungsanreize. Die klassischen Provisionssysteme für den Außendienst müssen durch intelligente, auf Kundenbindung abgestellte Motivations- und Anreizsysteme für Vekaufsteams ersetzt werden. Gerade bei einem breit angelegten (Medien-)Dienstleistungsprogramm entwickelt sich der Verkaufsprozeß immer mehr zu einem sog. Projektverkauf, der durch Beherrschung professioneller Präsentationsmethoden und Teamselling gekennzeichnet ist. Teamselling bedeutet ein abgestimmtes Vorgehen in einem „situativen“ kundenbezogenen Verkaufsteam, insbesondere, wenn im Team auch Mitarbeiter aus Nichtverkaufsbereichen wie z.B. Datenbank-Spezialisten vertreten sind. Hier müssen in der Kommunikation zum Kunden und innerhalb des Teams entsprechende Spielregeln bestimmt werden. Professionelle Präsentation bedeutet einerseits Angebote mehr zu visualisieren, sowie den Nutzen einer Zusammenarbeit hervorzuheben, andererseits dieses Angebot – je nach Bedeutung – dem Kunden persönlich wirkungsvoll zu präsentieren. Fortgeschrittene Unternehmen beschäftigen bereits Mitarbeiter(in), die mit moderner Präsentations-Software Angebote entsprechend emotional gestalten, um damit eine bessere Profilierung und Kompetenzvermutung zu erreichen. Neue Anforderung an Führung Mit diesem „reprocessing“ des Verkaufs gehen auch neue Anforderungen an Führung und Mitarbeiter einher. Führungskräfte im Verkauf sehen sich noch zu sehr als Oberverkäufer denn als Berater und Coach. Verkaufsmitarbeiter erwarten von der Führung heute mehr Verantwortung, Motivation und gezielte persönliche Unterstützung. Andererseits müssen sie in er Lage sein, professionelles 2 Beziehungsmanagement aufzubauen. Dazu gehören mehrere Fähigkeiten: Methodenkompetenz, um den Kunden und sein Umfeld zu analysieren. Präsentations- und Moderationsfähigkeit, soziale Kompetenz, um auf die Mentalität des Kunden einzugehen, betriebswirtschaftliches Wissen um ertragsorientierte Preisverhandlungen zu führen und last but not least ein technisches Grundwissen (gerade im Premedia-Bereich), um den Kunden schon in der ersten Verkaufsphase das Gefühl des „Sich gut aufgehoben Fühlens“ zu vermitteln. Mit entsprechenden Qualifikationsmaßnahmen, aber auch durch die Definition neuer Anforderungsprofile bei der Suche des „neuen“ Typs von Führungskraft bzw. Verkaufsmitarbeiter müssen in der Praxis bestehende Defizite abgebaut werden. 3