Empfehlungen - TAKO | Tiroler Arbeitskreis für Onkologie

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Hauttumore
Empfehlungen zu Diagnostik, Therapie und
Nachsorgeuntersuchungen in Tirol
Vorwort
„Hautkrebs“, Melanome, Non-melanoma-skin cancer der Haut und Schleim­
häute zusammengefasst, repräsentiert die häufigste maligne Neoplasie des
Menschen und die Tendenz dieser Entitäten ist steigend.
Während Basaliome und Plattenepithelkarzinome besonders häufig in
der Bevölkerung sind, besteht beim fortgeschrittenen Melanom eine frühe
Tendenz zur Metastasierung und damit eine ungünstige Prognose. Macht
die Anzahl der Melanome zwar nur etwa 5-10% aller Hauttumore aus, so ist
diese Tumorerkrankung doch für mehr als 90% aller Todesfälle an Hautkrebs
verant­wortlich.
In den frühen Stadien ist Hautkrebs gut behandelbar. Früherkennungs- und
Präventionprogramme sind überaus erfolgreich („Sonne ohne Reue“). Waren
bis vor ein paar Jahren die Therapieoptionen für fortgeschrittene Hautkrebs­
erkrankungen äußerst beschränkt und die Wirksamkeit bescheiden, so
geben uns die letzten Jahre Hoffnung, diese Erkrankungen besser behandeln
zu können. Dies ist vor allem den sogenannten „Targeted Therapies“
und Immuntherapien mit Checkpointinhibitoren zu verdan­
ken, die es uns
erlauben, unsere Patienten individueller und effektiver zu behandeln.
Die Arbeitsgruppe „Melanom und dermatologische Onkologie“ der Öster­
reich­ischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV) orientiert
sich in ihren Empfehlungen an den deutschsprachigen und internationalen
Richtlinien. Internationale Leitlinien haben immer den Nachteil, dass sie einen
Kompromiss, einen „kleinsten gemeinsamen Nenner“, darstellen, da sie auf
lokale Gegebenheiten, Ressourcen und sozialversicherungstechnische,
spezifische Gesetze Rücksicht nehmen müssen. Aber auch nationale oder
lokale Leitlinien stellen lediglich Empfehlungen dar, die keinen Gesetzes­
charakter haben können. Sie sind für Ärzte unverbindlich und haben weder
haftungs­
begründende noch haftungsbefreiende Wirkung. Die letztendliche
Entscheidung und Verantwortung, wie der onkologische Patient zu behandeln
ist, verbleibt somit beim betreuenden Arzt.
Es wurde unsererseits versucht, die Kapitel knapp und möglichst übersichtlich
zu strukturieren, sodass der dermato-onkologisch tätige Arzt rasch die
geeigneten Informationen für Diagnostik und Therapie erhalten kann. Wir
hoffen, dass unsere an die Tiroler Gegebenheiten regional angepasste
Synthese geltender Richtlinien den PatientInnen zugutekommt.
Prof. Georg Weinlich
Prof. Van Anh Nguyen
Hauttumore Vorwort
3
TAKO
Vorstand und Mitwirkende
TAKO Vorstand
Obmann
1. Obmann-Stv.
2. Obmann-Stv.
Schriftführer
1. Schriftführer-Stv.
2. Schriftführer-Stv.
Kassier
Ärztekammervertreter
kooptiert
Univ.-Prof. DI Dr. Peter Lukas
Strahlentherapie-Radioonkologie, Innsbruck
N.N.
Univ.-Prof. Dr. Günther Gastl
Hämatologie & Onkologie, Innsbruck
Prim. ao. Univ-Prof. Dr. Ewald Wöll
Innere Medizin, Zams
ao. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Eisterer
Hämatologie & Onkologie, Klagenfurt
ao. Univ.-Prof. Dr. Reinhard Stauder
Hämatologie & Onkologie, Innsbruck
Univ.-Doz. Dr. Eberhard Gunsilius
Hämatologie & Onkologie, Innsbruck
Dr. Stefan Kastner
Ärztekammer bzw. Chirurgie, Zams
Prim. Univ.-Prof. Dr. med. Klaus Gattringer
Mitwirkende in der Arbeitsgruppe Hauttumore
Koordinator
Ao. Univ.-Prof. Dr. Georg Weinlich Dermatologie & Venerologie, Innsbruck
Ao. Univ.-Prof. Dr. Van Anh Nguyen Dermatologie & Venerologie, Innsbruck
Dr. Arpad Sztankay
Strahlentherapie-Radioonkologie, Innsbruck
Univ.-Prof. Dr. Gerhard Pierer
Plastische-, Rekonstruktive- und
Ästhetische Chirurgie Innsbruck
Univ.-Prof. Dr. Dr. Michael Rasse
Zahn-, Mund- & Kieferheilkunde,
Univ.-Prof. Dr. Herbert Riechelmann
Univ.-Prof. Dr. Johann Pratschke
Univ.-Doz. Dr. Eberhard Gunsilius Innsbruck
HNO, Innsbruck
Chirurgie, Innsbruck
Hämatologie, Innsbruck
Ao. Univ.-Prof. Dr. Reto Bale
Radiologie, Innsbruck
Dr. Renate Frank
Radiologie, Innsbruck
Satz, Gestaltung und Versionen
Dr. Eugen Preuß
4
pdl, Innsbruck
Version 1.0
2012
Version 2.0
2016
Copyright: pdl 2016
Hauttumore TAKO Vorstand und Mitwirkende
Inhaltsverzeichnis
1Melanom
7
1.1Epidemiologie
1.2
Klinische und histopathologische Subtypen
1.3Diagnostik
1.3.1
Prognose und Staging
1.3.2
Histopathologische Diagnostik
1.3.3
Molekularbiologische Diagnostik
10
11
13
14
1.3.4Ausbreitungsdiagnostik
1.4
Chirurgische Therapie
1.4.1
Wächterlymphknotenbiopsie / Sentinel-lymphnode biopsy (SLNB)
1.4.2
Operative Therapie in metastasierten Stadien
1.5Bestrahlung
1.6
Adjuvante Therapie
1.7
Systemische Therapie des metastasierenden Melanoms
1.7.1
Zielgerichtete, molekulare Therapien
1.7.2
Chemotherapie und Chemoimmuntherapie
15
16
17
18
19
20
1.8Nachsorge
24
25
2Basaliom
29
2.1Epidemiologie
2.2
Klinik und Histopathologie
2.3Diagnostik
30
2.4Therapie
2.4.1Chirurgie
2.4.2
Nicht-chirurgische Therapien
2.5Nachsorge
2.6
31
32
Therapie von Rezidiven
2.7Systemtherapien
3Plattenepithelkarzinom
33
3.1Epidemiologie
3.2
Subtypen und Histologie
3.2.1
In situ Plattenepithelkarzinom
3.2.2
Invasives Plattenepithelkarzinom
3.3
Stadieneinteilung und Prognose
3.4Diagnostik
35
37
3.5Therapie
3.6Nachsorge
3.7Rehabilitation
3.8
41
42
Psychosoziale Versorgung
Hauttumore Inhaltsverzeichnis
5
43
4Merkelzellkarzinom
4.1Epidemiologie
4.2
44
45
47
Klinik und Histopathologie
4.3Diagnostik
4.4
Prognose und Staging
4.5Therapie
4.5.1
Operative Therapie
4.5.2Strahlentherapie
48
4.5.3Chemotherapie
4.5.4
Experimentelle Therapien
49
4.6Nachsorge
51
5
Dermatofibrosarkoma protuberans
5.1
Epidemiologie und Stadieneinteilung
5.2
Klinik und Histopathologie
52
5.3Diagnostik
5.4Therapie
6
5.4.1
Operative Therapie
5.4.2
Andere Therapieverfahren
53
5.5Nachsorge
55
6
Hauttumore Inhaltsverzeichnis
Literatur
1Melanom
Das maligne Melanom entsteht durch Mutationen in Onkogenen und Tumor­
Entstehung
suppressorgenen der neuroektodermalen Melanozyten der Haut, aber auch
der Schleimhäute, Augen und Meningen.
1.1Epidemiologie
Die weltweite Inzidenz des malignen Melanoms steigt stetig an, insbesonders
Inzidenz steigt stetig
in der weißen Bevölkerung und in Regionen starker Sonnenexposition. In
Europa liegt die Neuerkrankungsrate bei 10 - 20 pro 100.000, in den USA
bei 20 - 30, in Australien, wo die höchste Inzidenz zu verzeichnen ist, bei
50 - 80 pro 100.000 Einwohner. In Bevölkerungen mit stärkerer Pigmen­
tierung (Asiaten, Afrikaner) ist das Melanom hingegen selten und nahezu
aus­schließ­lich im Schleimhautbereich oder palmoplantar lokalisiert.
Individuen mit hoher Nävus-Zahl oder großen Nävi (kongenitale Nävi) sind
besonders gefährdet. 5 - 10 % der Melanome treten in erblich belasteten
Familien auf, die Vererbung ist jedoch zumeist polygen. Neben konstitu­
Meist polygene Vererbung
tionellen Faktoren spielt unter den exogenen Einflussgrößen die UV-Belas­
tung eine zentrale Rolle.
In Österreich werden die Neuerkrankungszahlen zwar jährlich vom Statis­
tischen Zentralamt erhoben und publiziert, jedoch spiegeln diese Daten
Bundesländervergleich der
bösartigen Neubildungen
der Haut (2005-2007) –
altersstandardisierte Raten
auf 100.000 Personen
Quelle:
Statistik Austria,
Österreichisches Krebs­
register (Stand:27.08.2009) und
Todesursachenstatistik
Hauttumore Melanom
7
nach Meinung der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und
Venerologie (ÖGDV) nicht die wahre Situation wider, da das Meldungs­
verhalten sehr unterschiedlich ist. So ist ein deutliches West-/Ostgefälle der
Inzidenz zu verzeichnen, hingegen ist die Mortalitätsrate in allen Bundes­
ländern etwa gleich; eine mögliche Erklärung ist die mangelnde Meldung von
Neuerkrankungsfällen.
Tiroler Daten
In Tirol erhebt das Tumorregister des Institutes für klinische Epidemiologie
nicht nur passiv, sondern auch aktiv Tumordaten, sodass die Dunkelziffer
an nicht bekannten Neuerkrankungsfällen relativ gering ist. Die Inzidenz
des Melanoms steht bei Frauen in Tirol bereits an der 3. Stelle aller Tumor­
erkran­kungen, bei den Männern an der 5. Stelle, dies entspricht dem inter­
nationalen Vergleich.
Die häufigsten Tumorlokalisationen in Tirol 2005-2009
Frauen
Männer
Quelle: IET - Institut für klinische Epidemiologie der TILAK GmbH,
„Inzidenz und Mortalität bösartiger Neubildungen in Tirol Diagnosejahr 2009‟
Im Jahre 2009 wurde bei rund 300 Personen in Tirol ein invasives Melanom
diagnostiziert, dazu kommen weitere 250 nicht invasive in-situ-Melanome.
8
Hauttumore Melanom
Inzidenzdaten und Mortalitätsdaten Melanom invasiv
Inzidenzdaten Melanom in situ
Quelle: IET - Institut für klinische Epidemiologie der TILAK GmbH,
„Inzidenz und Mortalität bösartiger Neubildungen in Tirol Diagnosejahr 2009‟
Im EU-Vergleich liegt die Inzidenzrate vergleichsweise hoch; wenn man die
Daten aber auf die in den Krankenhäusern diagnostizierten Fälle einschränkt
(und nur diese Fälle werden von den meisten internationalen Registern
registriert), so liegt Tirol bei den Frauen und Männern im EU-Durchschnitt.
Das durchschnittliche Alter der Patienten mit einem invasiven Melanom
lag bei 53 Jahren, 48% der weiblichen und 42% der männlichen Patienten
Durchschnittsalter
bei 53 Jahren
waren jünger als 50. Pro Jahr verstarben um die 10 Frauen und 15 Männer
an einem invasiven Melanom. Erfreulicherweise konnte das Stadium, in
welchen die primären Melanome diagnostiziert werden, vermutlich durch
erhöhte Vorsorgeempfehlungen in den letzten Jahren reduziert werden. Eine
niedrigere Tumordicke nach Breslow bei Erstdiagnose ist mit einer besseren
Prognose für die Tumorerkrankung assoziiert.
Hauttumore Melanom
9
Stadieneinteilung
invasives Melanom
2005-2009 versus 2000-2004
Frauen
Männer
Quelle: IET - Institut für klinische Epidemiologie der TILAK GmbH,
„Inzidenz und Mortalität bösartiger Neubildungen in Tirol Diagnosejahr 2009‟
1.2 Klinische und histopathologische Subtypen
Superfiziell spreitendes
Melanom
Das superfiziell spreitende Melanom (SSM), der häufigste Melanomtyp,
beginnt mit einer intraepidermalen horizontalen Ausbreitungsphase zunächst
als Fleck, entwickelt sich dann invasiv flach erhaben, häufig mit farb­licher
Viel­falt, hellen Regressionszonen und sekundär knotigen Anteilen. Histo­lo­
gisch charakteristisch ist ein pagetoides Muster der intraepidermalen Tumor­­
komponente.
Noduläres Melanom
Das noduläre Melanom (NM) imponiert als primär knotiger, exophytischer,
überwiegend schwarzbrauner, häufig erosiv-blutiger Tumor, dem eine initiale
horizontale Wachstumsphase und damit die Möglichkeit zur Frühdiagnose
fehlt.
Lentigo maligna Melanom
Das Lentigo maligna Melanom (LMM) entsteht oft erst nach vielen Jahren
aus einer Lentigo maligna (in-situ Melanom) nahezu ausschließlich im
Gesichts­bereich älterer Patienten.
Akral-lentiginöses
Melanom
Das akral-lentiginöse (akrolentiginöse) Melanom (ALM) findet sich
vorwiegend palmoplantar, aber auch als sub- oder periunguales Melanom.
Es zeichnet sich in seiner intraepidermalen Frühphase meist durch unscharf
begrenzte, inkohärente Pigmentierungen aus, ehe die knotigen Anteile ein
invasives Wachstum zeigen.
10
Hauttumore Melanom
Einige Melanome sind jedoch nach diesem Schema nicht klassifizierbar oder
repräsentieren Mischformen. Klinische Sonderformen sind z.B. amelano­
Mischformen
tische Melanome, sowie Schleimhaut- oder andere extrakutane Melanome,
die etwa 5 % aller Melanome ausmachen. Eine zunehmend wichtige Rolle
übernimmt die molekularpathologische Klassifizierung der Melanome (siehe
unten).
1.3Diagnostik
Pigmentläsionen werden nach der sogenannten A-B-C-D Regel beurteilt:
A =
Asymmetrie des Aufbaus
B =
Begrenzung unregelmäßig
C =
Colorit inhomogen
D =
Durchmesser > 5 mm
A-B-C-D Regel
Zur differentialdiagnostischen Abklärung sollte in der Regel die Auflicht­
mikroskopie (Dermatoskopie) herangezogen werden, welche die diagnos­
tischen Treffsicherheit und damit Sensitivität und Spezifität des trainierten
Befunders erhöhen.
Mehrere dermatoskopische Scores zur Melanomdiagnose wurden entwickelt.
Dazu zählen die modifizierte Musteranalyse, die ABCD-Regel der Dermato­
skopie, die Bewertungsmethode nach Menzies oder die 7-Punkte-Checkliste.
Eine Verlaufsbeobachtung ist mit der computergestützten Dermatoskopie
möglich. Änderungen der Pigmentmale können so leichter erkannt und
bewertet, stärker vergrößert und mit digitalen Bildanalyseprogrammen unter­
sucht werden.
1.3.1 Prognose und Staging
Ca. 90 % aller malignen Melanome kommen derzeit als Primärtumor ohne
erkenn­bare Metastasierung zur ersten Diagnose. Die tumorspezifische
10-Jahres­
-Überlebensrate im Gesamtkollektiv beträgt ca. 75 - 80 %. Die
wichtig­­
sten prognostischen Faktoren beim primären malignen Melanom
Tumorspezifisches
10-Jahres Überleben
bei 75 - 80%
ohne Metastasen sind:
• Die vertikale Tumordicke nach Breslow: TD < 1,0 mm: ca. 88 - 95 %
tumorspezifische 10-Jahres-Überlebensrate (10-JÜR); 1,01 - 2,0 mm: ca.
79 - 84 % 10-JÜR; 2,01 - 4,0 mm ca. 64 - 73 % 10-JÜR; > 4,0 mm: ca.
52 - 54% 10-JÜR.
Hauttumore Melanom
11
• Obige Werte gelten für Tumoren ohne Ulzeration, welche die Prognose
verschlechtert.
Ulzeration
Ulzeration
Das
führt
Vorhandensein
daher
in
der
einer
aktuellen
histologisch
erkennbaren
AJCC-Klassifikation
zur
Gruppierung in ein höheres Stadium.
Mitoserate
• Eine Mitoserate ≥ 1/mm2 im histologischen Präparat
• Der Nachweis von Mikrometastasierung in den regionären Lymphknoten
durch Wächterlymphknotenbiopsie (SLNB)
Weitere nicht signifikante Prognosefaktoren sind der Invasionslevel nach
Clark, die Tumorlokalisation oder das Geschlecht.
Metastasierung
Das maligne Melanom kann sowohl primär lymphogen als auch primär
hämatogen metastasieren. Etwa 2/3 aller Erstmetastasierungen sind
zunächst auf das regionäre Lymphabflußgebiet beschränkt.
Eine regionäre Metastasierung kann mit Satelliten-Metastasen (bis 2 cm
um den Primärtumor), In-transit-Metastasen (in der Haut bis zur ersten
Lymphknoten-Station) und regionären Lymphknotenmetastasen manifest
werden.
Die 10-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit beträgt bei Patienten mit
Satelliten- und In-transit-Metastasen ca. 30 - 50 % und bei Patienten mit
klinisch manifesten regionären LK-Metastasen ca. 20 - 40 %.
Bei Fernmetastasierung ist die Prognose zumeist infaust, die mediane
Überlebenszeit ohne Behandlung beträgt nur ca. 6 - 9 Monate, wobei je nach
Organbefall eine erhebliche Variationsbreite vorliegt.
Für das maligne Melanom wurde vom AJCC (American Joint Committee on
Cancer) 2009 eine neue TNM-Klassifikation und Stadieneinteilung publiziert,
welche den prognostischen Parametern Rechnung trägt und international
akzeptiert wird.
12
Hauttumore Melanom
Balch CM et al., Final version of 2009 AJCC melanoma staging and classification, J Clin Oncol.
2009 Dec 20;27(36):6199-206.
1.3.2 Histopathologische Diagnostik
Die klinische Verdachtsdiagnose eines Melanoms bedarf der histologischen
Bestätigung. Hierbei sollte stets eine vollständige Exzisionsbiopsie der
verdächtigen Läsion angestrebt werden, eine Probebiopsie (Inzisionsbiopsie)
Vollständige Exzisionsbiopsie wünschenswert
ist manchmal bei z.B. sehr großen Läsionen, ins besonders an kosmetisch
schwierigen Stellen (z.B. große Lentigo Maligna im Gesicht) erforderlich.
Da das Melanom sowohl klinisch, als auch histopathologisch manchmal
schwierig zu diagnostizieren ist, sollte das Exzidat von einer/einem in der
histologischen Beurteilung von pigmentierten Hautveränderungen erfahrenen
ÄrztIn beurteilt werden.
Hauttumore Melanom
13
Der histologische Befund soll folgende Merkmale enthalten:
Histologische Merkmale
• den Melanomtyp
• die Tumordicke in mm nach Breslow
• Zeichen der Ulzeration
• Mitoserate ≥ 1/mm2
• Angabe der Resektionsränder nach lateral und in die Tiefe
Weiter mögliche histologische Zusatzinformationen können beinhalten:
Zusatzinformationen
• die Eindringtiefe nach Clark
• Regressionszeichen
• Einbruch in Lymph-oder Blutgefäße
• Vorhandensein von Tumor infiltrierenden Lymphozyten (TILs)
Bei histologisch unklaren Tumoren, amelanotischen Tumoren oder auch
Immunphänotypus
Melanommetastasen kann eine weiterführende immunophänotypische
Charak­terisierung (z.B. S-100 Protein, HMB-45 Antigen, Melan A, als
Proliferations­­marker MIB-1) erforderlich sein.
1.3.3 Molekularbiologische Diagnostik
Molekularbiologische
Diagnostik
In den letzten Jahren gewinnen weiterführende molekularbiologische
Analysen zunehmend an Bedeutung. Gerade bei PatientInnen mit Fern­
metas­­
tasen, die einer Systemtherapie zugeführt werden sollen (ab
Stadium IIIb), kann eine Mutationsanalyse einer Metastase, aber auch
des ursprünglichen primären Melanoms die Therapiewahl beeinflussen.
Durch die Entwicklung neuer, spezifischer Medikamente ist die Detektion
von bestimmten Mutationen z.B. BRAF-V600, NRAS, c-KIT (bei akralen
oder mukosalen Melanomen) für die Therapieentscheidung zum Standard
geworden.
1.3.4 Ausbreitungsdiagnostik
Ausbreitungsdiagnostik
Der Wert einer Ausbreitungsdiagnostik im Primärtumorstadium ist inter­
national umstritten und wird unterschiedlich gehandhabt. Früher war es
üblich, bei allen invasiven Melanomen eine initiale Staginguntersuchung
durch­zuführen.
Die Ausbreitungsdiagnostik umfasste dabei eine Lymphknotensonographie
des regionären Abflußgebietes, die Sonographie des Abdomens einschließ­
lich Becken und Retroperitoneum und eine Röntgen-Thoraxaufnahme
(2 Ebenen). Diese erhobenen Untersuchungsbefunde sind auch bei
dünnen Tumoren geeignet, auffällige, aber harmlose Befunde wie z.B.
Häm­
angiome der Leber, Nierenzysten bereits initial zu erkennen und bei
14
Hauttumore Melanom
späterer Feststellung aufwendige Untersuchungen z.B. zum Ausschluss
von Metastasen zu vermeiden. Bei Patienten mit Melanomen mit einer
Tumordicke > 1 mm, bei denen eine Wächterlymphknotenbiopsie geplant ist,
wurde präoperativ eine zusätzliche Ausbreitungsdiagnostik durchgeführt, um
eine Fernmetastasierung auszuschließen (z.B. Computertomographie, MRTSchädel).
Heute wird zwischen Niedrig- und Hochrisikopatienten unterschieden. Bei
Niedrig-Risikopatienten wird auf Bildgebungen verzichtet, weil die Wahr­
Unterschied Niedrigund Hochrisikopatienten
schein­
lichkeit Tumor-relevanter Befunde niedrig ist, die Strahlen­
belastung
vermeidbar und die mit falsch-positiven Befunden verbunden Unsicher­heit
vermeidbar ist. Nach den aktuellen deutschsprachigen S3-Empfehlungen
werden ab dem Stadium IB eine Lymphknoten-Sonographie und Messung
des Tumormarkers S-100 empfohlen, erst ab dem Stadium IIC/III (Tumor­
dicke > 4mm, LK-Befall) neben der Lymphknotensonographie ein CT bzw.
MRT, sowie die Bestimmung von S-100 und LDH.
1.4 Chirurgische Therapie
Bei malignen Melanomen, die noch nicht histologisch gesichert sind, ist
primär eine Exzisionsbiopsie der verdächtigen Läsion anzustreben. Es
sollte immer eine möglichst vollständige Exzision der pigmentierten Läsion
Möglichst
vollständige Excision
ange­strebt werden, um eine sichere Beurteilung des dermatohistologischen
Präparates, aber auch der Resektionsränder zu ermöglichen. Die Exzision
sollte innerhalb von 4 - 6 Wochen ab Diagnosestellung erfolgen.
Probebiopsien (Inzisionsbiopsie) aus Arealen eines pigmentierten Haut­
tumors werden im Allgemeinen nicht durchgeführt, wenn Exzisionsbiopsien
technisch möglich sind. Sie können bei bestimmten Indikationen (z.B. bei
Verdacht auf eine ausgedehnte Lentigo maligna im Gesichtsbereich, bei
akrolentiginösem Melanom oder auch bei Schleimhautveränderungen)
notwendig sein.
Bei gesicherter Melanomdiagnose ist die Therapie im klinischen Stadium I
Primär operative Therapie
primär operativ. Die Wahl des Sicherheitsabstandes der Exzision richtet
sich nach der Tumordicke und dem Metastasierungsrisiko. Bei Patienten
mit dünnen Melanomen sind ausgedehnte Eingriffe nicht notwendig, und
bei Patienten mit dicken Primärtumoren bleibt ein radikaleres operatives
Vorgehen ebenfalls ohne Einfluss auf das Risiko der Fernmetastasierung.
Allerdings ist ein zu kleiner Abstand möglicherweise mit dem Risiko von
vermehrten Lokalrezidiven verbunden.
Hauttumore Melanom
15
Diesem Umstand trägt eine abgestufte Exzisionsstrategie Rechnung. In der
Regel sind die Eingriffe in Lokalanästhesie mit Defektversorgung möglich.
Bei eindeutigem Verdacht auf das Vorliegen eines invasiven Melanom
Sicherheitsabstand
sollte ein primärer Sicherheitsabstand von 10 mm gewählt werden. Größere
Sicherheitsabstände sind bei primärer Exzision wegen einer gegebenenfalls
später noch durchzuführenden Schild­wächterlymphknotenbiopsie mit Lymph­
abstromszintigrafie aus dem Tumorgebiet zu vermeiden. Nach den derzeit
international gültigen Empfeh­lungen werden folgende Sicherheits­abstände
empfohlen:
Tumordicke nach Breslow – Sicherheitsabstand
in situ
– 0,5 cm
TD bis 2 mm
– 1 cm
TD > 2 mm
– 2 cm
1.4.1 Wächterlymphknotenbiopsie / Sentinel-lymphnode biopsy (SLNB)
Sentinel-Lymphknoten
Die Wächterlymphknotenbiopsie wurde entwickelt, um selektiv den ersten
drainierenden Lymphknoten des regionären Lymphabstromgebietes darzu­
stellen. Das Verfahren ist für klinisch Lymphknoten-negative Patienten
geeignet, die unter Verwendung aller üblichen diagnostischen Verfahren
(Lymph­­
knoten­
palpation, Lymphknotensonographie) keine Hinweise für
manif­este Lymphknotenmetastasen aufweisen. Nur in wenigen Fällen
(< 5 %) wird der Wächterlymphknoten übersprungen.
Die Wächterlymphknotenbiopsie ist eine Staging-Untersuchung („patho­
lo­
gisches Staging“) und keine therapeutische Maßnahme mit nachgewiesenem
Wert im Hinblick auf eine Verlängerung der Gesamt­über­lebenszeit.
Wächterlymphknotenbiopsie
Eine Wächterlymphknotenbiopsie ist laut internationalen Leitlinien ab
einer Tumordicke von 1,0 mm nach Breslow angezeigt. Nur bei Vorliegen
weiterer ungünstiger Prognoseparameter (Mitoserate > 1, Ulzeration des
Primär­
tumors, Clark-Level IV/V) kann auch bei geringeren Tumor­
dicken
eine Wächterlymphknotenbiopsie erwogen werden. Die Wächterlymph­
knoten­biopsie sollte vorrangig in mit dieser Operationstechnik und nuklear­
medizinischen Darstellungstechniken vertrauten Zentren vorgenommen
werden.
Bei fehlendem Nachweis einer Mikrometastasierung im Wächterlymph­knoten
sind keine weiteren operativen Maßnahmen an der regionalen Lymph­knoten­
16
Hauttumore Melanom
station indiziert.
Bei Nachweis einer Mikrometastasierung > 1 mm im Wächterlymphknoten
sollte eine Ausräumung der entsprechenden Lymphknotenstation (radikale
Lymphadenektomie) angeboten werden, wenngleich der prognos­
tische
Über­lebens­vorteil nicht durch Studien gesichert ist.
Ein positives Ergebnis der histologischen Aufarbeitung des Wächterlymph­
knoten hat Einfluss auf die Stadieneinteilung (upgrading) und damit auch auf
den Einsatz einer möglichen adjuvanten Therapie.
1.4.2 Operative Therapie in metastasierten Stadien
Bei Satelliten- und/oder In-transit-Metastasen erfolgt möglichst die operative
Entfernung aller Metastasen im Gesunden. Bei multiplen Satelliten- und/oder
Operative Therapie
von Metastasen
In-transit-Metastasen im Extremitätenbereich ohne weitere Metastasierung,
ist die hypertherme Zytostatikaperfusion in therapeutischer Indikation zu
erwägen. Alternativen sind unter anderem intraläsionales Interleukin-2 und
Elektrochemotherapie oder T-VEC (Talimogene laherparepvec, einem onko­
lytischem Herpesvirus).
Bei klinisch oder sonographisch diagnostizierten regionären Lymphknoten­
metastasen ist eine radikale Lymphadenektomie (bzw. modifiziert radikale
Neck-Dissektion, ggf. auch selektive Neck-Dissektion) mit kurativer Indikation
indiziert. Im Anschluss daran kann eine lokale Irradiatio sinnvoll sein (siehe
unten).
Im Stadium IV sollte beim Vorliegen operabler Metastasen (z.B. Lunge oder
Hirn) die operative Exstirpation der Metastase(n) (R0-Resektion) als Therapie
der ersten Wahl angestrebt werden, wenn Tumorfreiheit erzielt werden kann.
Ein Vorteil lediglicher Tumormassenreduktion ist nicht gesichert und sollte
interdisziplinär abgewogen werden, wenn funktionelle Einschränkungen
damit behebbar sind.
Hauttumore Melanom
17
1.5Bestrahlung
Strahlentherapie
nicht primär indiziert
Die alleinige Strahlentherapie ist als Primärbehandlung bei malignem
Melanom nur in den Einzelfällen indiziert, bei denen ein operativer Eingriff
unmöglich oder nicht sinnvoll ist (z.B. große Lentigo maligna Melanome
bei älteren Personen). Es werden schnelle Elektronen oder konventionelle
Röntgenstrahlen in Weichstrahltechnik in konventioneller Fraktionierung mit
Einzeldosen zwischen 2,0 und 3,0 Gy und einer Zielvolumendosis zwischen
50 und 60 Gy eingesetzt. Die lokale Tumorkontrolle mittels Bestrahlung ist
der chirurgischen Therapie unterlegen.
Die Strahlentherapie ist indiziert, wenn eine Operation regionärer Lymph­
knotenstationen non in sano (R1-Resektion) verläuft bzw. bei Inoperabilität,
obwohl die Literatur hierzu widersprüchlich ist.
Die Strahlentherapie von Knochenmetastasen kann eine effektive Palliation
erzielen. Die Ansprechrate liegt zwischen 67% und 85 % und wird häufig
bereits unter Therapie beobachtet. Generell stellt sich die Indikation zur
palliativen Bestrahlung bei Schmerzen und/oder Statikgefährdung bzw.
Kompression des Spinalkanales mit oder ohne neurologische Symptomatik.
Das maligne Melanom zeichnet sich gegenüber anderen Malignomen durch
Ausgeprägte Tendenz zu
zerebraler Metastasierung
eine ausgeprägte Tendenz zur zerebralen Metastasierung aus, die mit einer
Prognose von 3-5 Monaten einhergeht.
Neben einer Hirndruckprophylaxe mit Dexamethason können solitäre Hirn­
metastasen mittels stereotaktischer Einzeitbestrahlung (oder operativer
Resektion) behandelt werden. Der Vorteil der stereotaktischen Einzeit­
behandlung liegt in der geringen Toxizität. Die Behandlung von Hirn­metas­
tasen (stereotaktisch oder operativ) kombiniert mit Bestrahlung des Ganz­
hirns kann die mediane Überlebenszeit verlängern.
18
Hauttumore Melanom
1.6 Adjuvante Therapie
Bei Melanompatienten mit einem erhöhten Metastasierungsrisiko ab Stadium
IIA (= 2,0 mm Tumordicke, mit oder ohne Ulzeration) wird eine adjuvante
Immun­
therapie angeboten. Da ihre Nebenwirkungen die Lebensqualität
allerdings einschränken kann, sind die Indikation, und die Risiken (z.B.
Fieber, Laborveränderungen, Depression) und Alternativen sorgfältig abzu­
wägen.
Interferon-alpha ist die erste Substanz in der adjuvanten Therapie des
Interferon-alpha
malignen Melanoms, die in prospektiv randomisierten Studien zu einem
signifikanten Vorteil bezüglich Rezidivfreiheit für die Behandelten geführt hat.
Nur in wenigen Studien zeigte sich ein Trend zum verbesserten Überleben.
Eine adjuvante Therapie mit Interferon-alpha sollte jedenfalls allen Patienten
mit erhöhtem Metastasierungsrisiko angeboten werden, soweit keine Kontra­
indikationen bestehen.
Für das Stadium der Lymphknotenmetastasierung wurden international
verschiedene randomisierte Therapiestudien mit unterschiedlichen Inter­
feron-Dosierungen durchgeführt. Die klarsten Therapieergebnisse liegen
momentan zur Hochdosis-Interferon-Therapie vor. Zwei prospektiv-randomi­
sierte Studien zeigten übereinstimmend einen Vorteil in Bezug auf die
rezidiv­freie Überlebenszeit zu unbehandelten Kontrollpatienten.
Vergleichsstudien zwischen IFN-alpha 3 x 3 Mill E / Woche und Hochdosis­
schemen haben keinen klaren Vorteil der Hochdosis herausarbeiten können.
Die Akzeptanz dieser Ergebnisse als Therapiestandard im Stadium der
Lymphknotenmetastasierung ist in den USA und Kanada vorhanden,
während in verschiedenen europäischen Ländern aufgrund der relativ hohen
Toxizität des Hochdosis-Interferons und des Therapievorteils nur für eine
begrenzte Subgruppe von Patienten (z.B. Ulzeration des Primärtumors,
Makro-Metastasen des LK) höhere Interferondosierungen selektiv eingesetzt
werden.
Hauttumore Melanom
19
1.7 Systemische Therapie des metastasierenden Melanoms
Inoperable Tumore oder
Metastasen als Indikation
Prinzipielle Indikationen zur systemischen Therapie sind inoperable Rezidiv­
tumoren, inoperable regionäre Metastasen und Fernmetastasen, wobei
in den letzten Jahren die zielgerichteten Therapieoptionen die klassischen
Chemotherapien als Erstlinientherapie abgelöst haben: „Bei BRAF-V600Mutation soll eine Therapie mit einem BRAF-Inhibitor in Kombination mit
einem MEK-Inhibitor oder Checkpoint-Inhibitor-therapie (PD1-Mono­therapie
oder PD1 + CTLA4 Antikörpertherapie) durchgeführt werden.“ (Konsultations­
fassung der S3-Leitlinie April 2016)
1.7.1 Zielgerichtete, molekulare Therapien
In den letzten Jahren konnten mehrere neue Medikamente entwickelt
werden, welche zielgerichtet, auf eine kurative Behandlung abzielen.
Targeted Therapy im Stadium IV (BRAF, MEK, c-Kit Inhibitoren)
Targeted Therapy
Bei 40-60% der kutanen Melanome können Mutationen in BRAF detektiert
werden. 90% dieser Mutationen führen zu einem Aminosäurenaustausch
von Valin (V) durch Glutamat (E) - (BRAFV600E). Seltener sind andere
BRAF-Inhibitor sensitive Mutationen wie z.B. BRAFV600K. Dies führt zu
einer konstitutiven Aktivierung des sogenannten RAF-MEK-ERK Signaltrans­
duktions­
weges, der für die Tumorentwicklung und -progression des
Melanoms relevant ist.
Das objektive Ansprechen in den Zulassungsstudien betrug für den BRAFInhibitor Vemurafenib 57%. Vemurafenib führte zu einer signifikanten
Verbesserung der Überlebensraten nach 6 Monaten von 84% im Vemura­
fenib-Arm im Vergleich zu 56% mit der konventionellen Chemo­
therapie.
Bemerkens­wert ist, dass Melanompatienten mit hoher Tumorlast gleicher­
maßen von der Behandlung mit Vemurafenib profitierten.
Die empfohlene Dosis beträgt 960 mg per os alle 12 Stunden. Eine Dosis­
reduktion um mehr als 50% wird nicht empfohlen. Die häufigsten Neben­
wirkungen sind Arthralgien, Exantheme, Alopezie, Abgeschlagenheit, photo­
toxische Reaktionen, Nausea, Pruritus, das Auftreten von Papillomen und
Plattenepithelkarzinomen (häufig vom Keratoakanthom-Typ). Ein transientes
Ansprechen mit konsekutiver Tumorresistenz ist häufig.
Die Daten, welche schlussendlich zur Zulassung eines weiteren BRAFInhibitors Dabrafenib führten (BREAK III), zeigte gegenüber Darcabazin
20
Hauttumore Melanom
einen Anstieg des medianen PFS unter Dabrafenib auf 6,9 Monate
gegenüber weiterhin 2,7 Monaten unter Dacarbazin. Das mittlere Gesamt­
überleben in der Dabrafenib Gruppe, in welcher allerdings eine Behandlung
über die Progression (bei fehlender Alternative) möglich war und bei 20% der
Patienten erfolgte, lag bei doch beachtlichen 18.2 Monaten.
Die empfohlene Dosis beträgt 150 mg per os alle 12 Stunden, das Neben­
wirkungs­profil ist jenem von Vemurafenib ähnlich, wenngleich es häufiger zur
Pyrexie kommt, die Phototoxizität ist allerdings deutlich geringer.
Da es bei doch einem relativ hohen Prozentsatz der Patienten schon inner­
halb von 12 Monaten zu einer erneuten Tumorprogression durch Resistenz­
entwicklung kommt, wurden Kombinationstherapie aus BRAF und MEK-
Kombinationstherapie
Inhibitoren getestet.
Eine aktuelle Metaanalyse von 16 randomisierten Studien mit BRAF- oder/
und MEK-Inhibitoren (u.a. Phase III-Studien Combi-d, Combi-v, co-BRIMStudie) bestätigt die Überlegenheit der Kombinationstherapie mit einem
BRAF-Inhibitor und einem MEK-Inhibitor gegenüber einer Monotherapie
mit einem BRAF-Inhibitor oder einem MEK-Inhibitor. Die Kombination
BRAF-Inhibitor plus MEK-Inhibitor verlängert das Gesamtüberleben im
Vergleich zu BRAF-Inhibitoren (HR: 0,67, 95%CI: 0,56-0,81, P< 0,0001)
oder MEK-Inhibitoren (HR: 0,29, 95%CI: 0,22-0,37, P< 0,0001) sowie das
progressionsfreie Überleben im Vergleich zu BRAF-Inhibitoren (HR: 0,58,
95%CI: 0,51-0,67, P< 0,0001) oder MEK-Inhibitoren (HR: 0,48, 95%CI: 0,360,65, P < 0,0001).
Ende 2015 wurden daher beide Kombinationstherapien (Vemurafenib +
Cobimetinib, Dabrafenib + Trametinib) als Erstlinientherapien bei BRAFmutierten Melanomen durch die Europäische Behörde zugelassen.
Interessant ist, dass das Nebenwirkungsprofil sich durch die Kombination
nicht wesentlich verändert hat, es kommt sicher häufiger zum Auftreten von
Fieber, allerdings sinkt das Risiko, andere Hautkrebsarten zu entwickeln,
signifikant.
c-KIT Mutationen finden sich seltener, am ehesten in akral-lentiginösen
c-KIT Mutationen
und Schleimhautmelanomen. Bisherige Beobachtungen aus Phase II
Studien sprechen dafür, dass Patienten mit c-KIT Aberration auf eine
Behandlung mit einem c-KIT Kinase-Inhibitor ansprechen können. Patienten
mit einer c-KIT Mutation in Exon 11 bzw. in Exon 13 sprachen am besten
auf den c-KIT Kinase-Inhibitor Imatinib ( 400 mg/d ) an. Die häufigsten
Nebenwirkungen dieses Medikaments sind Ödeme, Abgeschlagenheit,
Diarrhoe, Appetitlosigkeit, Nausea, Neutropenie und Leberenzymanstieg.
Hauttumore Melanom
21
Immuntherapie im Stadium IV (PD1-Antikörper, CTLA-4 Antikörper)
Stadium IV
Ipilimumab
Ipilimumab ist ein humaner IgG1 monoklonaler Antikörper, der das
zytotoxische T- Lymphozyten assoziierte Antigen (CTLA-4) auf der T-Zelle
blockiert. Hierdurch wird die Anti-Tumorimmunität durch die Proliferation und
Aktivierung von T-Zellen, aber auch die Autoimmunität, gesteigert.
In Patienten im Stadium IV ihrer Tumorerkrankung können vier Zyklen
Ipilimumab 3 mg/kg KG i.v. über 90 min alle 3 Wochen bei ca. 15 - 20%
der Behandelten einen Überlebensvorteil bewirken. Das Ansprechen auf
Ipilimumab ist bis zu 12 Wochen verzögert und kann erst Monate nach
Therapiebeginn eintreten. Entsprechend wird die Beurteilung des Tumor­
ansprechens auf Ipilimumab erst nach Abschluss der vier Zyklen empfohlen.
Die Radiodiagnostik dieser Patienten muss nach eigenen Kriterien erfolgen,
welche die hervorgerufenen Entzündungsreaktionen berück­sichtigen.
Da Ipilimumab, ebenfalls um Wochen verzögert, schwere immun-vermittelte
Nebenwirkungen induzieren kann, sind Verlaufskontrollen wichtig. Es treten
insbesondere kutane (Exantheme), gastrointestinale (Colitis), hepatische
(Hepatitis), endokrine (Hypophysitis) und neurologische Nebenwirkungen
auf, die mittels konsequentem Nebenwirkungsmanagement kontrolliert
werden können.
Nivolumab
und Pembrolizumab
Neben Ipilimumab stehen nun zwei weitere Immuntherapeutika, Nivolumab
und
Pembrolizumab,
zur
Behandlung
des
nicht-resektablen
oder
metastasierten Melanoms zur Verfügung. Die gemeinsame Zielstruktur
dieser monoklonalen Antikörper ist der Rezeptor Programmed Death 1
(PD-1) ist. PD-1 reguliert T-Zellen bei Interaktion mit seinen Liganden,
insbesondere PD-L1, negativ, so dass die Blockade von PD-1 die AntitumorImmunität enthemmen und Autoimmunität verursachen kann.
In therapienaiven Patienten mit metastasiertem Melanom mit einer wildtyp-Sequenz in BRAF konnte in einer prospektiven, randomisierten
Phase III Studie gezeigt werden, dass Nivolumab (3 mg/kg, i.v., q14) der
Vergleichs­
substanz Dacarbazine (1000mg/m2, i.v., q21) in Bezug auf
das Gesamtüberleben (HR für Tod 0,42; 99,79% CI, 0,25 - 0,73; p<0.001,
medianes Gesamtüberleben noch nicht erreicht) und Ansprechrate (40,0%
(95% CI, 33,3 - 47,0) für Nivolumab vs. 13,9% (95% CI, 9,5 -,19,4) für DTIC,
p<0.001) signifikant überlegen ist.
22
Hauttumore Melanom
Die
Wirksamkeit
des
PD-1 Antikörpers
Pembrolizumab
wurde
in
Pembrolizumab
Therapie-naiven, bei Nachweis einer BRAF-Mutation auch in Patienten
mit einer Vorbehandlung mit einer zielgerichteten Therapie in einer pro­
spektiven, randomisierten Phase III Studie untersucht [507]. In dieser drei­
armigen Studie wurden Pembrolizumab 10mg/kg i.v. alle 2 Wochen und
Pembrolizumab 10 mg/kg i.v. alle 3 Wochen mit Ipilimumab 3 mg/m2 i.v. alle
3 Wochen (4 Zyklen) verglichen. Es konnte gezeigt werden, dass das PFS
für beide Pembrolizumab-Arme signifikant länger war als für Ipilimumab (HR
für Krankheitsprogress, 0,58; p<0.001 für beide Pembrolizumab-Arme vs
Ipilimumab; 95% CI, 0,46 - 0,72 und 0,47 - 0,72).
Die bei Ipilimumab bereits bekannten, teilweise schweren, immunvermittelten
Nebenwirkungen können bei den PD1-Antikörpern zwar auftreten, sind
aber insgesamt seltener und selten Grad 3/4. Neben kutanen (Exantheme),
gastrointestinalen (Colitis), hepatischen (Hepatitis), endokrinen (Hypo­
physitis) oder neurologische Nebenwirkungen treten vor allem auch immun­
vermittelte Lungenenzündungen auf, die aber mit den bekannten konse­
quenten Nebenwirkungsmanagement meist gut behandelt werden können.
Aufgrund der hervorragenden Studienergebnisse der CheckMate 067-Studie
CheckMate 067-Studie
wurde Anfang 2016 auch die Kombinationstherapie von Ipilimumab und
Nivolumab als Erstlinientherapie zugelassen.
Das mittlere progressionsfrei Überleben betrug 11,5 Monate (95% confidence
interval [CI], 8,9 - 16,7) bei der Kombination, aber nur 2,9 Monate (95% CI,
2,8 - 3,4) bei Ipilimumab (hazard ratio für Tod oder Progression, 0,42; 99,5%
CI, 0,31 - 0,57; p<0.001), und 6,9 Monate (95% CI, 4,3 - 9,5) mit Nivolumab
(hazard ratio im Vergleich zu Ipilimumab, 0,57; 99,5% CI, 0,43 to 0,76;
p<0.001).
Fast 60% aller Patienten sprachen auf diese Kombinationstherapie an,
allerdings beobachtete man in mehr als 80% der Patienten immunvermittelte
Nebenwirkungen, davon in gut 50% Grad 3 oder 4. Allerdings dürften auch
jene Patienten, die auf die Therapie prinzipiell ansprachen, die aber auf
Grund der Toxizitäten diese absetzen mussten, längerfristig von dieser
Therapie profitieren.
Hauttumore Melanom
23
1.7.2 Chemotherapie und Chemoimmuntherapie
Für die systemische Chemotherapie des fortgeschrittenen Melanoms
stehen seit vielen Jahren verschiedene Substanzen zur Verfügung, deren
klinische Wirksamkeit vergleichbar ist. Die älteste und am besten unter­
suchte Substanz ist Dacarbazin (DTIC). Objektive Remissionen, d.h. eine
Rückbildung der Tumormassen um mehr als 50% werden aber nur in
Objektive Remission mit
Dacarbazin nur selten
etwa 10% der Patienten nach einer Monochemotherapie mit Dacarbazin
beobachtet. In einem noch geringeren Anteil werden komplette Remissionen
erzielt, die meistens nur von kurzer Dauer (3 - 6 Monate) sind. Das EinTages-Regime (850 mg/m2 i.v. alle 3 - 4 Wochen) führt zu vergleichbaren
Ergebnissen wie das Fünf-Tages-Regime (250 mg/m2 i.v. Tag 1 - 5 alle 3 - 4
Wochen), das keine höhere Toxizität besitzt.
Alternativen inkludieren den Nitrosoharnstoff Fotemustin, der aufgrund
seiner Liquorgängigkeit auch bei Hirnmetastasen eingesetzt werden kann,
und Temozolomid, ein Alkylans, das im Gegensatz zu den vorgenannten
Chemo­
therapeutika oral verabreicht wird. Aufgrund der Liquorgängigkeit
ist Temozolomid im Gegensatz zu Dacarbazin, wie Fotemustine auch
bei Hirnmetastasen wirksam. Temozolomid wird in einer Dosierung von
150 mg/m2 Tag 1 - 5 alle 4 Wochen eingesetzt, alternativ täglich in metro­
nomischer Dosierung von 20 - 40 mg tgl. p.o.
Kombinationstherapie
Zytostatika mit Zytokinen
Durch eine Kombination von Zytostatika mit Zytokinen kann eine Steigerung
der objektiven Ansprechraten erreicht werden, allerdings ergab sich in allen
bisher durchgeführten Studien hierdurch keine signifikante Verlängerung
der Gesamtüberlebenszeit. Die subjektive und objektive Verträglichkeit
einer Monochemotherapie wird durch die Zugabe von IFN bzw. IL-2 deutlich
verschlechtert.
In gleicher Weise bewirkt die Kombination verschiedener Chemotherapeutika
(Polychemotherapie) bzw. Chemotherapeutika mit Zytokinen (Polychemo­
immuntherapie) im Vergleich zur Monotherapie z.T. höhere Remissionsraten,
ohne dass hierdurch aber eine Verlängerung der Gesamtüberlebensraten
erreicht wird. Dafür ist aber die Toxizität kombinierter Chemotherapien im
Vergleich zur Monotherapie signifikant erhöht.
24
Hauttumore Melanom
Empfehlungen für die Nachsorge kutaner maligner Melanome (Intervalle in Monaten)
Quelle: Leiter U, Garbe C. Nachsorge des malignen Melanoms. Der Onkologe 2009 · 15:777–783
1.8Nachsorge
Der Umfang und die Frequenz der Nachsorgeuntersuchungen orientieren
sich ähnlich wie das therapeutische Vorgehen an den initialen Tumor­para­
metern bzw. dem Tumorstadium.
Die Nachsorge ist in den ersten 3 - 5 postoperativen Jahren engmaschiger
zu gestalten, da 80% der Metastasen in diesem Zeitraum auftreten. Spät­
metas­tasen sind jedoch nicht ungewöhnlich, so dass sich die Nachsorge
zumindest über einen Zeit¬raum von 10 Jahren ab Diagnosestellung des
Primärtumors bzw. des letzten Auf¬tretens eines klinischen Ereignisses im
Zusammenhang mit dem Melanom erstrecken sollte.
Hazard-Raten für das Auftreten des ersten Rezidivs
beim malignen Melanom.
Eine Analyse des Zentralregisters Malignes Melanom
der DGG an 33.384 Fällen
Quelle: Leiter U, Garbe C.
Nachsorge des malignen Melanoms.
Der Onkologe 2009 · 15:777–783
Hauttumore Melanom
25
Folgende Ziele werden mit den Nachsorgeuntersuchungen verfolgt:
Ziele der
Nachsorgeuntersuchungen
1. Feststellung der Tumorfreiheit bzw. Früherkennung einer Progression
2. Überwachung zur Früherkennung von Rezidiven und Zweitmalignomen
(melanozytär und nicht-melanozytär)
3. Psychosoziale Betreuung
4. Dokumentation der Krankheitsverläufe
5. Durchführung und Überwachung einer adjuvanten Therapie
Insgesamt gibt es zwischen verschiedenen Ländern und auch zwischen
Experten eine große Variationsbreite, wie die Nachsorge bei Melanom­
patienten zu erfolgen hat. Bislang wurde kein internationaler Konsensus
erreicht, die Datenlage ist unzureichend.
In Frankreich und in den Niederlanden erfolgen nur klinische Unter­
suchungen. In Deutschland, der Schweiz und Österreich wurden bislang
regelmäßige engmaschige Untersuchungen unter Einschluss bildgebender
Verfahren (Sonographie, CT) empfohlen.
Von der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) wurde 1994
ein umfangreiches Schema empfohlen, das für alle Stadien zusätzlich zu
den klinischen Untersuchungen bildgebende Verfahren in regelmäßigen
Abständen empfahl.
Heutzutage stellt sich jedoch die Frage, ob die Vielzahl der Untersuchungen
wirklich sinnvoll und für die Patienten von prognostischer Relevanz sind.
So wurde bezweifelt, dass die Untersuchungen und Maßnahmen der
Nachs­­
orge das Leben metastasierender Patienten tatsächlich verlängern.
Kritisch beurteilt wurde insbesondere der Einsatz bildgebender Verfahren,
da Rezidive überwiegend durch Selbstuntersuchung des Patienten oder
aufgrund der körperlichen Untersuchung durch den Arzt entdeckt werden.
Dies führte in den letzten Jahren zu einer Modifizierung des empfohlenen
Nachsorgeschemas nach den klinischen Stadien. Ein reduziertes Nachsorge­
programm in den Stadien I und II, und eine intensivierte Nach­
sorge im
Stadium III scheint ein kosteneffektives und sinnvolles Verfahren zu sein.
Das Stadium III umfasst alle Formen der lokoregionären Metastasierung.
Das neue AJCC-Stadium IIC (>4 mm Tumordicke + Ulzeration) sollte wie
Stadium III behandelt werden, da die Prognose vergleichbar ist.
Abdomensonographie und Röntgenthoraxuntersuchung oder CT/MRT oder
PET sollten nicht routinemäßig zum Einsatz kommen, solange keine kurative
Therapie daraus folgt. Eine aktualisierte deutschsprachige S3-Leitlinie, die
26
Hauttumore Melanom
diesen Prinzipien folgt, ist im Juli 2016 erschienen.
Die Arbeitsgruppe Dermatologische Onkologie der Österreichischen Gesell­
schaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV) hat in Anpassung an diese
S3-Leitlininien 12/2013 österreichweit geltende Nachsorge­
empfehlungen
herausgegeben.
Nachsorgeempfehlungen für das Maligne Melanom
der Arbeitsgruppe Dermatologische Onkologie
Quelle: Empfehlungen der AG Dermatologie der ÖGDV, Stand 12/2013
Hauttumore Melanom
27
2Basaliom
Das Basaliom ist eine maligne Neoplasie, die von Keratinozyten mit
Haarkeim-Differenzierung ausgeht und sich durch langsam, lokal-invasives
Maligne Neoplasie
der Keratinozyten
Wachstum auszeichnet. Metastasen sind eine Rarität. Es gibt verschiedene
Wachstumsmuster, die sich lichtmikroskopisch in der Histologie wider­
spiegeln und das therapeutische Vorgehen bestimmen. UV-Licht spielt eine
wichtige pathogenetische Rolle. Das Basaliom findet sich etwa 80% im KopfHals-Bereich.
2.1Epidemiologie
Basaliome sind die häufigsten Neoplasien des Menschen. Die genaue
Inzidenz in Österreich oder Tirol liegt nicht vor, sie ist jedoch ca. 10x höher, als
Häufigste Neoplasie
des Menschen
jene des malignen Melanoms. International wurden 105/128 Frauen/Männer
pro 100.000 Einwohner in England, aber auch Deutschland und 1195/2058
Frauen/Männer pro 100.000 Einwohner in Australien berichtet, d.h. Männer
sind häufiger betroffen als Frauen. Basaliome reflektieren die UV-Exposition
der vergangenen Jahre, insbesondere der Kindheit. UV-Schutz reduziert
die Inzidenz. Bei älteren PatientInnen ist die Lokalisation im Kopfbereich
häufiger, bei jüngeren PatientInnen am Stamm. Immunsuppression und
genetische Faktoren, z.B. multiple Basaliome beim Basalzellnävusssyndrom
(Gorlin-Goltz), sind prädisponierend.
2.2 Klinik und Histopathologie
Basalzellkarzinome beginnen zumeist als flach erhabene, umschriebene,
gelblich-rötliche Papeln mit einem perlschnurartigen Randsaum. Daneben
existieren andere Varianten wie die als rote Flecken erscheinenden Rumpf­
hautbasaliome (superfizieller Typ) oder die an Vernarbungen erinnern­den
Superfizieller Typ
sklerodermiformen Basaliome. Fortgeschrittenere Basalzell­karzinome gehen
in Erosionen und Ulzerationen über. Das Wachstum kann auch knorpelige
und knöcherne Strukturen zerstören.
Histogenetisch stammen Basalzellkarzinome von den Zellen der Basalzell­
schicht und/oder der äußeren Wurzelscheide der Haarfollikel ab. Zum Teil
zeigen sie eine Differenzierung, die an Merkmale von Adnexorganen,
(Follikel, Talgdrüsen, ekkrine/apokrine Schweißdrüsen) erinnern. Die histo­lo­
gische Subtypisierung der Basalzellkarzinome basiert auf unter­schied­lichen
Differenzierungsmustern, die auch in der aktuellen histolo­
gi­
schen Klassi­
fizierung der WHO zum Ausdruck kommen.
Hauttumore Basaliom
29
2.3Diagnostik
Die Diagnose wird in der Regel klinisch gestellt. Die Biopsie und Histologie
erlaubt die eindeutige Diagnose und Ausdehnungsdiagnostik und ist der
Bild­gebung (CT, MRT) überlegen, weshalb diese nur in den seltenen Fällen
mangelnder Biopsierbarkeit notwendig werden. Der histologische Subtyp
bestimmt das weitere therapeutische Vorgehen. Es werden unter anderem
noduläre, solid-zystische, oberflächliche, sklerodermiforme, fibroepitheliale
Subtypen unterschieden. Molekularpathologisch sind vielfach Mutationen der
Sonic-Hedgehog-Genkaskade, insbesondere Mutationen des Smoothened
und Patched I Gen nachweisbar.
2.4Therapie
2.4.1 Chirurgie
Das übergeordnete Ziel jeder therapeutischen Handlung beim Basaliom
Chirurgische Exzision
ist die vollständige Tumorentfernung mittels chirurgischer Exzision. Jedoch
können hohes Alter und Komorbiditäten eine palliative statt einer kurativen
Vorgehensweise rechtfertigen.
Unbehandeltes Basaliom: Die chirurgische Exzision mit histologischer Kon­
trolle der seitlichen und tiefen Resektionsränder ist der effektivste Therapie­
modus.
Solange kein sklerodermiformes Wachstumsmuster vorliegt erzielt die
klinische Resektion mit 3 mm Abstand in 85% der Fälle und mit 5 mm in
95% der Fälle Tumorfreiheit der Ränder. Größere Sicherheitsabstände
sind notwendig für sklerodermiforme Basaliome (13 - 15 mm für >95%
Tumor­
freiheit) und solche mit einem Durchmesser > 20 mm. Tumorreste
im Resektionsrand führen in einem Viertel der Fälle zu einem Rezidiv, im
Gesichtsbereich führen sie sogar in der Hälfte der Fälle zum Rezidiv. Zur
Randkontrolle stehen verschiedene Varianten der histographischen/mikro­
graphischen Chirurgie zur Verfügung, z.B. „Tübinger Torte“ oder „Münchner
Methode“.
Inkomplett exzidiertes Basaliom: Eine Nachexzision mit Randkontrolle
ist indiziert. Wenn es sich um ein Niedrig-Risiko Basaliom (nicht sklero­
dermiform, kein Rezidiv, < 1 cm im Gesicht, < 2 cm am Stamm und Extremi­
täten, keine Immunsuppression) handelt und sich die Tumorreste im seit­
30
lichen Resektionsrand und nicht im basalen Resektionsrand befinden,
Hauttumore Basaliom
sowie keine Lappenplastik vorliegt, kann in Ausnahmefällen auch eine
engmaschige Verlaufsbeobachtung gerechtfertigt sein.
2.4.2 Nicht-chirurgische Therapien
2.4.2.1 Physikalische Therapiemodalitäten
Oberflächliche, klar abgrenzbare Läsionen in begünstigter anatomischer
Lokalisation (Stamm) sind mittels Kürretage und Kauterung mit Heilungsraten
Physikalische
Therapiemodalitäten
von 95% behandelbar. Diese Methode ist jedoch nicht für Hochrisiko- und
große Basaliome geeignet. Ähnliche Heilungsraten wie mit Kürretage und
Kauterung wurden mittels Kryochirurgie (flüssiger Stickstoff) erzielt. Die
Erfolgs­rate hängt jeweils stark von der Technik ab (Spray-Verfahren, Kontakt­
technik, Doppel und Dreifach Vereisung). Kohlendioxid-Laser Behandlungen
sind ähnlich zu bewerten, die Heilungsraten dieser Methode sind weniger gut
in der Literatur dokumentiert.
2.4.2.2 Bestrahlung
Oberflächliche Basaliome können mittels Licht im Rahmen einer photo­
Bestrahlung
dyna­
mischen Therapie, nach Applikation eines Photosensitizers (z. B.
delta-Aminolävulinsäure) bestrahlt werden. Nebenwirkungen sind Brennen,
Schmerzen, Erytheme, Erosionen. Bei inkomplett exzidierten Basaliomen ist
eine Strahlentherapie möglich, die in 91% Rezidivfreiheit herstellt (gegen­
über 61% bei reiner Observation). In nicht-resektierbaren Basaliomen (alte
PatientInnen, anatomisch-chirurgisch nicht behandelbar) kann ebenfalls
eine Strahlentherapie Heilungsraten von 90% erzielen. Allerdings sind die
Ergebnisse der Strahlentherapie für große Basaliome (> 40 mm), für solche
im Gesichtsbereich und in Regionen erhöhter mechanischer Belastung
weniger gut. Aufgrund des Risikos für vermehrte Tumorbildung wird die
Strahlen­therapie bei PatientInnen mit Basalzellnävussyndrom nicht durch­
geführt. Nebenwirkungen der Strahlentherapie sind Teleangiektasien,
Atrophie und Fibrose.
2.4.2.3 Medikamentöse Therapie
Oberflächliche Basaliome (<2 mm, nicht nodulär) können mittels topischem
Medikamentöse Therapie
5-Fluoruracil (5-FU) oder Imiquimod 5% Creme behandelt werden. Letzteres
stimuliert das Immunsystem (Zytokinsekretion, TLR7-Agonist) und induziert
die Apoptose. Heilungsraten von ca. 80% werden berichtet (tägliche Gabe
für 6 Wochen).
Seit kurzem steht für Patienten mit lokal fortgeschrittenen oder metasta­
sie­
renden Basaliomen, die nicht durch eine Operation oder Bestrahlung
behandelt werden können, eine medikamentöse Therapie mit Vismodegib
(150 mg täglich) zur Verfügung. Vismodegib hemmt selektiv die über­
Hauttumore Basaliom
31
aktive Signalgebung im Sonic-Hedgehog-Signalweg und führte in einer
Studie zu einer Verkleinerung der Tumore bei 43% der PatientInnen mit
fort­geschrittenem Basaliom und bei 30% der PatientInnen mit metastasie­
rendem Basaliom. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Muskel­krämpfe,
Haarausfall,
veränderte
Geschmacksempfindung,
Müdigkeit,
Übel­keit,
Durch­fall, Appetitlosigkeit und Gelenkschmerzen.
2.5Nachsorge
Rezidive treten gehäuft in den ersten 5 Jahren nach Diagnosestellung
auf (< 0% im 1. Jahr, 50% innerhalb der ersten 2 Jahre, 66% innerhalb 3
6-monatliche
Verlaufskontrolle
Jahre). Verlaufskontrollen sollten deshalb 6-monatlich stattfinden und einen
vollständigen dermatologischen Status beinhalten, Ziele sind:
• Feststellung der Tumorfreiheit
• Früherkennung von Rezidiven oder Zweitmalignomen
• Dokumentation der Krankheitsverläufe
• Beratung über UV-Schutz
Patienten mit lokal rezidivierenden oder nicht in sano exzidierten Basaliomen
bzw. solche mit erhöhtem Risiko für weitere neue Tumore (Immun­
suppression, genetische Disposition) sollten individuell engmaschiger nach­
kontrolliert werden.
2.6 Therapie von Rezidiven
Die Behandlungsergebnisse sind generell schlechter als die von Primär­
tumoren empfohlene. Das Vorgehen ist chirurgisch, größere Sicherheits­
abstände sind erforderlich. 5 - 10 mm Sicherheitsabstand werden empfohlen.
2.7Systemtherapien
Eine zielgerichtete, molekulare Therapie steht mit Vismedogib für Patienten
mit multiplen Basaliomen zur Verfügung. Chemotherapien sind nur in den
seltenen Ausnahmefällen einer Metastasierung angezeigt und beinhalten
Cisplatin-hältige Regimes (Remissionen 28 - 40%). Aufgrund dieser
begrenz­ten Wirksamkeit ist auch ein palliativ-symptomatisches Vorgehen im
Einzelfall zu diskutieren (alternativ Tumorlastreduktion durch Bestrahlung).
32
Hauttumore Basaliom
3Plattenepithelkarzinom
Plattenepithelkarzinome der Haut und Schleimhäute sind maligne Neo­
plasien, die von Keratinozyten ausgehen und lokal destruierend wachsen,
nur selten metastasieren. Sie entstehen aus in situ Plattenepithel­karzinomen,
Entstehen aus
in-situ Läsionen
am häufigsten darunter aus aktinischen Keratosen (AK), jedoch auch aus
anderen in situ Vorläuferläsionen.
3.1Epidemiologie
Für invasive Plattenepithelkarzinome der Haut wurde die Inzidenz in Mittel­
europa in den 1990er Jahren mit ca. 20 - 30 Neuerkrankungen pro 100.000
Einwohnern ermittelt. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Die Präva­
lenz von in situ Plattenepithelkarzinomen (aktinischen Keratosen - AK)
wird in der der kaukasischen Bevölkerung Europas mit 15% bei Männern,
6% bei Frauen, im Alter > 70 Jahren 34% bei Männern, 18% bei Frauen
mit steigender Tendenz angegeben. Exakte Daten aus Österreich oder
Tirol liegen nicht vor. Neben Geschlecht und Alter sind auch UV-Licht und
ionisierende Strahlen, insbesondere in der Kindheit, auslösende Faktoren.
Auslösende und
begünstigende Faktoren
UV-Schutz reduziert die Inzidenz. Auch genetische Prädisposition (Pigmen­­
tierungsgrad, Xeroderma pigmentosum), Röntgenbestrahlungen, Arsen­
exposition und Immunsupression begünstigen die Karzinogenese. Darüber
hinaus werden Papillomviren, Verbrennungen, chronische Wunden und
Entzündungen wie Ulcera crurum, Narben, bullöse Dermatosen, Lichen
ruber als ätiologische Faktoren gesehen.
3.2 Subtypen und Histologie
3.2.1 In situ Plattenepithelkarzinom
Aktinische Keratosen (AK) imponieren als keratotische Papeln und
Aktinische Keratose
Plaques auf erythematösem Grund. Die Prädilektionsstellen von AK
inklu­­
dieren den Gesichts-Kopfbereich, insbesondere die besonders UVexponierten Stirn und Nasenrücken, Ohren, Nacken, außerdem Dekolleté,
Streckseiten der Extremitäten und (Unter)Lippen. AK können als Einzel­
läsionen, nicht selten jedoch auch multipel an Stirn und Handrücken als
Field Cancerisation auftreten. Die Wahrscheinlichkeit der Progression in ein
invasives Plattenepithelkarzinom variiert zwischen 0,025-16%, als Durch­
schnitt werden 10% angegeben, bei Immunsupprimierten 40%.
Histopathologisch sind AK auf die Epidermis beschränkt, zeigen Para­
keratose und eine gestörte epidermale Zytoarchitektur bestehend aus
Hauttumore Plattenepithelkarzinom
33
atypischen proliferierenden Keratinozyten. Frühe AK zeigen licht­mikro­sko­
pisch eine alternierende Ortho- und Parakeratose, fokal atypische Keratino­
zyten mit pleomorphen, hyperchromatischen Kernen die vielfach eng
zusammengelagert sind (Crowding) und eine solare Elastose des dermalen
Bindegewebes. Mit längerer Bestandsdauer entsteht eine epi­
dermale
Hyperplasie, in der atypische Keratinozyten mit Mitosen in allen Schichten zu
finden sind und einhergehen mit dermalen Entzündungs­zellinfiltraten.
Histologische Subtypen inkludieren lichenoide AK mit bandförmigen
Infiltraten, akantholytische AK mit dyskeratotischen Keratinozyten, hyper­
trophe, bowenoide und pigmentierte AK. Die Auflichtmikroskopie und neue
bild­gebende Verfahren wie optische Kohärenztomorgraphie, Hochfrequenz­
ultraschall und konfokale Laserscanning-Mikroskopie (mit einer Sensitivität
und Spezifität von nahezu 98%) können in der Differential­diagnose zu
Pigmentläsionen und Basaliomen hilfreich sein.
Morbus Bowen
Der Morbus Bowen imponiert klinisch als scharf begrenzte erythematöse
Plaques mit Schuppen oder Krusten, die Ekzemen ähneln können.
Histopathologisch zeigen sich Parakeratose, Akanthose und fehlende
Differenzierung von atypischen Keratinozyten mit großen Kernen.
Erythroplasie Queyrat
Die Erythroplasie Queyrat besteht aus scharf begrenzten, rötlichen Plaques
an der Genitalschleimhaut, am häufigsten bei Männern im Alter >40 Jahre.
Histopathologisch zeigen sich Veränderungen wie bei Morbus Bowen.
Die Grenze zwischen in situ und invasiven Plattenepithelkarzinomen ist
klinisch schwer zu ziehen. Klinische Kriterien werden unter dem Akronym
IDBREU zusammengefasst: I
(Induration/Inflammation),
D
(Diameter > 1 cm),
B(Blutung),
R
(Rapide Größenzunahme),
E
(Erythem) und
U(Ulzeration)
Minor-Kriterien sind Schmerzen, Juckreiz und Pigmentierung.
In der Histopathologie besteht die Grenze in der Überschreitung der Basal­
membran­zone, aber auch diese ist lichtmikroskopisch nicht immer eindeutig
zu bestimmen. Der Übergang ist ein Kontinuum. In der Epidermis am Rand
von invasiven Plattenepithelkarzinomen finden sich häufig in situ Anteile.
34
Hauttumore Plattenepithelkarzinom
3.2.2 Invasives Plattenepithelkarzinom
Besteht in der Histopathologie eine Überschreitung der Basalmembranzone,
handelt es sich um ein invasives Plattenepithelkarzinom.
Histopathologisch imponieren atypische Keratinozyten, die in die Dermis
hinein­reichen. Die Zellen zeigen eine Verhornung, mitunter mit Ausbildung
von Hornperlen. Für die Abgrenzung von Basaliomen können immun­histolo­
gische Marker hilfreich sein (z.B. EMA). Es gibt mehrere Subtypen:
Subtypen
• Plattenepithelkarzinom mit Hornbildung
• Spindelzelliges Plattenepithelkarzinom der Haut (aggressives Verhalten)
• Akantholytisches Plattenepithelkarzinom der Haut
• Verruköses Plattenepithelkarzinom der Haut
• Lymphoepitheliomartiges Plattenepithelkarzinom der Haut
• Desmoplastisches Plattenepithelkarzinom der Haut
Keratoakanthome zeichnen sich durch ihr rasches Entstehen (z.B. Größen­
Keratoakanthome
zunahme von 1 mm zu 25 mm in 3 - 8 Wochen) aus. Es handelt sich um
hyper­keratotische Papeln mit scharfer Begrenzung und zentralem Hornpfropf.
Histopathologisch findet sich ein zentraler Krater aus eosinophilem Keratin.
Im Randbereich ist die Epidermis invaginiert und weist eine Akanthose auf.
In der Umgebung sind gemischtzellige Entzündungsinfiltrate nachweisbar.
3.3 Stadieneinteilung und Prognose
Die Ausdehnung der Plattenepithelkarzinome wird nach dem derzeit
gültigen TNM-System der AJCC (American Joint Committee on Cancer)
angegeben (Tabelle 1 und 2). Die rein klinische Klassifizierung wird durch
histopathologische Parameter wie das Grading (Bestimmung des Differen­
zierungsgrades) angegeben, wobei sich die vier Abstufungen nach
Broders nicht bewährt haben und in der internationalen Literatur die besser
vierstufige Einteilung (gut, intermediär, schlecht und undifferenziert) propa­
giert wird. Wichtiger für die Klassifizierung scheint die histologisch messbare
Tumor­
dicke und den histologischen Tumortyp (z.B. desmo­
plastisches
Histologisch messbare
Tumordicke
Platten­epithelkarzinom) zu sein. Durch sie ist eine bessere Schätzung des
Metastasierungsrisikos möglich. Eine Verschlechterung der Prognose wird
bei immunsupprimierten Patienten nach Organtransplantation oder nach
hochdosierter Chemotherapie beobachtet. Auch Lokalrezidive werden als
prognostisch schlechtes Zeichen eingestuft. Dabei bleibt offen, ob das Lokal­
rezidiv selbst zu dieser Verschlechterung beiträgt oder ein Zeichen des
aggressiven Wachstumsverhaltens des Tumors darstellt.
Hauttumore Plattenepithelkarzinom
35
Tabelle 1:
TNM-Klassifikation
von Plattenepithelkarzinomen der Haut
(AJCC 2010)
TNM
Tumormerkmale
Klassifikation
TX
Primärtumor* kann nicht beurteilt werden
T0
Kein Anhalt für Primärtumor
Tis
Carcinoma in situ**
T1
T2
Tumor 2 cm oder weniger in größter horizontaler Ausdehnung
mit 0-1 „high-risk-feature“***
Tumor 2 cm oder weniger in größter horizontaler Ausdehnung
mit 2-5 „high-risk-feature“*** oder Tumor mehr als 2 cm in
größter horizontaler Ausdehnung
T3
Infiltration der Gesichts-und Schädelknochen
T4
Infiltration der Skelettknochen oder Schädelbasis
NX
Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden
N0
keine regionären Lymphknotenmetastasen
N1
solitäre ipsilaterale Lymphknotenmetastase, Durchmesser
3 cm oder weniger
solitäre ipsilaterale Lymphknotenmetastase, Durchmesser
mehr als 3 cm bis max. 6 cm
multiple ipsilaterale Lymphknotenmetastasen, alle nicht mehr
als 6 cm in Durchmesser
multiple bilaterale und kontralaterale
Lymphknotenmetastasen, alle nicht mehr als 6 cm in
Durchmesser
N2a
N2b
N2c
N3
Lymphknotenmetastase, Durchmesser 6 cm oder mehr
MX
Das Vorliegen von Fernmetastasen kann nicht beurteilt
werden
M0
Keine Fernmetastasen
M1
Fernmetastasen
*
Im Falle multipler simultaner Tumoren wird der Tumor mit der höchsten T-Kategorie
klassifiziert und die Anzahl abgrenzbarer Tumoren in Klammern angegeben, z.B. T2.
** Tis (Carcinoma in situ): Eine Metastasierung des in situ Karzinoms ist ausgeschlossen.
*** Hochrisikomerkmale: Tumordicke (>2 mm, Clark Level IV/V), perineurale Invasion,
Lokalisation (Ohr oder Haar tragende Lippe); und Differenzierungsgrad (schlecht oder
undifferenziert).
Quelle: Farasat S et al. A new American Joint Committee on Cancer staging
system for cutaneous squamous cell carcinoma: creation and rationale for
inclusion of tumor (T) characteristics. J Am Acad Dermatol. 2011;64:1051-1059.
36
Hauttumore Plattenepithelkarzinom
Stadium
Primärtumor
Lymphknoten
Fernmetastasen
Stadium 0
Tis
N0
M0
Stadium I
T1
N0
M0
Stadium II
T2
N0
M0
T3
N0 oder N1
M0
T1 oder T2
N1
M0
T1, 2 oder 3
N2
M0
jedes T
N3
M0
T4
jedes N
M0
jedes T
jedes N
M1
Stadium III
Stadium IV
Tabelle 2:
Stadieneinteilung
von Plattenepithelkarzinomen
(AJCC 2010)
Quelle: Farasat S et al. A new American Joint Committee on Cancer staging
system for cutaneous squamous cell carcinoma: creation and rationale for
inclusion of tumor (T) characteristics. J Am Acad Dermatol. 2011;64:1051-1059.
3.4Diagnostik
Die Verdachtsdiagnose wird klinisch gestellt. Notwendig ist die histopatho­
logische Sicherung durch Biopsie, die in manchen Situationen auch die
Biopsie
komplette Entfernung des Tumors umfassen kann. Prätherapeutisch
empfiehlt sich die Fotodokumentation des Tumorbefundes.
Die klinische Untersuchung des Lymphabstromgebietes durch Palpation ist
in jedem Fall erforderlich. Bei Plattenepithelkarzinomen ab einer Tumor­dicke
von > 2 mm sollte eine Ausbreitungsdiagnostik mit bildgebenden Verfahren
zur Abklärung einer Lymphknotenmetastasierung erfolgen. Bei klinischem
Verdacht auf eine Fernmetastasierung werden organspezifische Unter­
suchungen zur weiterführenden Diagnostik durchgeführt.
3.5Therapie
Weil der Übergang von der in situ Plattenepithelkarzinome zum invasiven
Plattenepithelkarzinom nicht immer eindeutig bestimmt oder vorausgesagt
werden kann, ist das in situ Plattenepithelkarzinom zu therapieren. Die
Therapieentscheidung erfordert eine genaue Anamnese, dazu gehören
Therapieentscheidung
die Erhebung früherer Hautkrebserkrankungen, Bestandsdauer, Verlauf,
Lokalisation, Ausmaß/Ausdehnung der Läsion(en), Alter, Komorbititäten und
Abschätzung der Adhärenz.
Hauttumore Plattenepithelkarzinom
37
Ablative Therapien
Ablative Therapien (Exzision, Laserablation, Kürettage, Kryochirurgie) sind
bei in situ Plattenepithelkarzinomen zumeist auf Einzelläsionen ausgerichtet.
Zu beachten ist, dass einer Behandlung mit diesen Modalitäten, wenn sie
nicht in toto erfolgen, von raschen Lokalrezidiven gefolgt sind. Eine Exzision
ist bei der Diagnose in situ Plattenepithelkarzinom nur selten notwendig,
wenngleich auch eine Biopsie zur Diagnosesicherung angezeigt sein kann.
Topische Therapien
Topische Therapien (photodynamische Therapie, 5% Fluoruracil, 3%
Diclofenac und 5% Imiquimod) können sowohl auf Einzelläsionen als auch
auf multiple Läsionen (Field Cancerisation) abzielen, welche besonders bei
Immunsupprimierten ein Problem darstellen können.
Kryochirurgie
Mit der Kryochirurgie werden Heilungsraten von ca. 67 - 99% erreicht,
abhängig vom BehandlerIn, der Länge der Einfrier-Auftau-Zyklen und
Lokalisation (AK am Handrücken sprechen schlechter an). Dennoch ist die
Rezidiv­
rate relativ hoch. Die Nebenwirkungen bestehen vorwiegend aus
Schmerzen, Pigmentverschiebungen und Narbenbildungen.
5-Fluoruracil (5-FU)
5-Fluoruracil (5-FU) entspricht einer topischen Chemotherapie. In den
proliferierenden Zellen von AK führt dieser Wirkmechanismus zum Sis­tieren
der Keratinozytenproliferation und Apoptoseinduktion. 5-FU wird üblicher­
weise 2x täglich für 1 - 2 Wochen appliziert, wonach an der Stelle vormaliger
AK Erosionen entstehen. Bei verzögertem Ansprechen kann okklusiv und/
oder prolongiert (bis zu 4 Wochen) behandelt werden. Die Heilungsrate liegt
bei 50%, die Rezidivrate bei 50%. Nebenwirkungen von topischem 5-FU
beinhalten ausgeprägte irritative Ekzemreaktionen, Erosione, Ulzerationen,
Wund­infektionen, Narbenbildung, Schmerzen und Pruritus. Ein kommerziell
erhält­
liches Produkt (Actikerall®) kombiniert 5 mg / 1 g Fluoruracil mit
100 mg / 1 g Salicylsäure und wird täglich bis zu 12 Wochen angewendet.
Imiquimod
Imiquimod bewirkt eine Zytokinsekretion am Ort der Applikation. Der
Wirkmechanismus läuft über den Toll-like Rezeptor 7. Die sezernierten
Zytokine aktivieren das zelluläre Immunsystem. Entsprechend kommt es
zu Behandlungsbeginn zur vermehrten Rötung der behandelten Läsionen,
subklinische Areale (Field Cancerisation) können klinisch sichtbar werden,
ein Vorteil dieser Modalität. Diese Reaktion korreliert mit dem Ansprechen.
Die Heilungsrate von Imiquimod liegt nach derzeitigem Stand bei 5070%. Die Rezidivrate beträgt 10% pro Jahr. In immunsupprimierten Trans­­
plantations­
patientInnen hat sich Imiquimod als sicher erwiesen. Imiqui­
mod wurde anfangs bei dem Präparat Aldara® in einer Konzentration
38
von 5% 3x pro Woche für 4 - 16 Wochen verschrieben. Ein akzeleriertes
Hauttumore Plattenepithelkarzinom
Behandlungsschema über 6 Wochen (2 Wochen 2x täglich, 2 Wochen
Pause, 2 Wochen 1x täglich) mit dem Präparat Zyclara® ist ebenfalls
wirksam. Nebenwirkungen von topischem Imiquimod beinhalten ausge­prägte
Erytheme und irritative Ekzemreaktionen (10 - 30%), Erosionen, Ulzerationen
und Krustenbildungen.
Ingenolmebutat ist ein makrozyklischer Diterpenester aus der Gartenwolfs­
Ingenolmebutat
milch Euphorbia peplus. Der Wirkmechanismus ist noch nicht vollständig
geklärt: In-vivo- und In-vitro-Modelle lassen auf einen dualen Mechanismus
schließen – eine direkte zytotoxische Wirkung und die Förderung einer
Entzündungs­
reaktion. Das Ansprechen des Patienten auf die Therapie
ist ungefähr acht Wochen nach der Therapie beurteilbar. Im Unterschied
dazu wird Ingenolmebutat (150 µg oder 500 µg, Picato®) im Gesicht in der
niedrigeren Konzentration für 3 Tage, 1x täglich appliziert, an den übrigen
Körperregionen in der höheren Dosierung allerdings nur an 2 aufeinander­
folgenden Tagen.
3% Diclofenac in 2,5% Hyaluronsäure besitzt den Wirkmechanismus der
Diclofenac
Cyclooxygenase-2-Hemmung und Induktion der Arachidonsäure-Kaskade
und Prostaglandinproduktion. Neben der anti-inflammatorischen Aktivität
wirkt Diclofenac auch direkt anti-proliferativ, Apoptose-induzierend (extrin­
sischer Pathway) und anti-angiogenetisch.
Diclofenac in Hyaluronsäure wird üblicherweise 2x täglich für 2 - 3 Monate
appliziert. Die Heilungsrate liegt bei 50%, Zahlen zur Rezidivrate liegen nicht
vor. Nebenwirkungen von topischem Diclofenac sind mild und beinhalten
Erytheme, Schuppung, Juckreiz, Hypo- und Parästhesien. Photoallergische
Reaktionen und allergische Kontaktezeme sind als seltene Nebenwirkungen
eben­falls beschrieben.
Die photodynamische Therapie (PDT) wirkt durch die Destruktion
Photodynamische Therapie
atypischer, proliferender Keratinozyten durch die Kombination eines Photo­
sensitizers mit Lichtexposition (oftmals Schmalspektrum) und daraus resul­
tierender Sauerstoffradikalbildung. Neoplastische Zellen reichern den Photo­
sensitizer in höherem Ausmaß an als unbetroffene Keratinozyten. Dieser
selektive Effekt kann durch verschiedene Photosensitizer erzielt werden,
prinzipiell handelt es sich jedoch um Vorläufer des Protoporphyrin IX. Am
häufigsten werden derzeit 5-Aminolaevulin Säure (ALA) und Deriva­tive
verwendet.
Der Vorteil der photodynamischen Therapie liegt in der Behandelbarkeit
größerer Hautareale. Wegen der limitierten Eindringtiefe des Lichtes werden
vor der Behandlung Hyperkeratosen und Krusten mechanisch entfernt (z.B.
Hauttumore Plattenepithelkarzinom
39
Kürettage) und der Photosensitizer wird 3 - 5 Stunden vor der Lichtexposition
okklusiv appliziert. Die Heilungsrate wird mit 80 - 90% angegeben, Rezidiv­
raten mit 19%. In immunsupprimierten TransplantationspatientInnen ist
die Heilungsrate niedriger. Nebenwirkungen der PDT betreffen vor allem
Schmerzen, die üblicherweise auf die Zeit der Lichtexposition beschränkt
sind.
Systemische Retinoide
Systemische Retinoide, z.B. niedrig dosiert Acitretin 20 mg, sind für die
sekundäre Chemoprävention von Plattenepithelkarzinomen bei Xero­derma
pigmentosum, Basalzellnaevussyndrom und immunsupprimierte Trans­
plantations­
patientInnen verwendet worden, werden aber in den aktuellen
Leitlinien nicht mehr erwähnt, da sie in Phase III-Studien im Vergleich zu
Inter­
feron keinen Hinweis auf einen
protektiven Effekt hinsichtlich des
Auftretens von weiteren Plep-Ca erbrachte.
Häufige Nebenwirkungen sind Photosensitivität, Hautatrophie, Erosionen
und Pruritus.
Für invasive Plattenepithelkarzinome ist die vollständige chirurgische
Exzision mit histopathologischer Kontrolle der Schnittränder die Therapie
der ersten Wahl. Beim desmoplastischen Typ bedarf es, über die festge­
stellten tumorfreien Schnittränder hinaus, noch einen zusätzlichen Sicher­
heits­nachresektion von ca. 5 mm. Bei weiteren Risikofaktoren (z.B. Tumor­
dicke > 2 cm ) werden noch größere Sicherheitsabstände empfohlen.
Strahlentherapie
bei Inoperabilität
Bei Inoperabilität oder Non-in-sano-Resektion besteht die Indikation einer
Strahlenbehandlung. Die Ergebnisse der Bestrahlung invasiver Platten­
epithelkarzinome der Haut sind mit denen einer Exzision vergleichbar,
wobei die Tumorkontrollraten zwischen 70 und 100 % angegeben werden.
Quelle: Diagnosis and Treatment of invasive squamous cell carcinoma of the skin: European consensus-based
interdisciplinary guideline. Eur J Cancer. 2015 Sep;51(14):1989-2007 (2015)
40
Hauttumore Plattenepithelkarzinom
Abzuwägen bleibt die primäre Indikationsstellung zur Strahlentherapie,
wenn chirurgisch ein ungünstiges ästhetisches Resultat zu erwarten ist.
Insbesondere im Gesichts -/Hals- und Handbereich ist jedoch die Operation
vorzuziehen, wenn die vollständige Resektion des Tumors erwartet werden
kann.
Eine Sentinel-Lymphknoten Biopsie kann zur Ausbreitungsdiagnostik bei
Stamm- oder Extremitäten-Lokalisation eines Primärtumors mit Hochrisiko­
profil angewandt werden, ist allerdings nicht obligat.
Beim Vorliegen von regionären Lymphknotenmetastasen ist eine thera­
peutische Lymphadenektomie angezeigt. Die regionären Lymph­
ab­
strom­
Regionäre
Lymphknotenmetastasen
gebiete ipsilateral sollten einer Strahlentherapie unterzogen werden, falls
nach Lymphknotendissektion histologisch Befall verifiziert werden konnte,
sowie bei inoperablen Lymphknotenmetastasen oder bei Rezidivmetastasen.
Die elektive Bestrahlung der regionären Lymphabstrom­
gebiete führt zu
keiner Prognoseverbesserung.
Im Stadium der Fernmetastasierung ist die Prognose zumeist infaust. Die
Fernmetastasen
Remissionsraten sind bei der Verwendung von Polychemotherapieschemata
(Cisplatin mit 5-FU oder Doxirubicin) höher (60%-80%), als bei einer Mono­
therapie mit Cisplatin, die man Patienten mit eingeschränktem Allgemein­
zustand anbieten sollte. Hinsichtlich der Überlebenszeit scheint die Anwen­
dung der kombinierten Schemata gegenüber der Monotherapie, oder mit
Metho­
threxat (20 - 40% Remissionsrate) aber keine Vorteile zu bieten.
Bei Nichtansprechen kann auch eine Therapie mit Cetuximab angeboten
werden. Dieses hat ein günstiges Nebenwirkungsprofil mit einer Aktivität, die
vergleich­bar mit jener von Methotrexat ist.
3.6Nachsorge
Obwohl die Rezidive und die primär lymphogen lokoregionären Metas­tasen
in der Mehrzahl innerhalb der ersten 2 Jahre auftreten, wird empfohlen, die
Nachsorge
mehr als 5 Jahre
Nachsorge über 5 Jahre hinweg durchzuführen. Die Nach­sorge­unter­­such­
ungen sind vorwiegend klinische Untersuchungen zur Beur­teilung des loko­
regionären Befundes. Eine Sonographie der regionären Lymphknoten wird
bei unklarem oder schwierig zu erhebendem Palpations­befund durchgeführt.
Bei Hoch-Risiko-Patienten werden klinische Nach­sorge­kontrollen und Sono­
graphien der regionären Lymph­knoten­stationen alle 3 Monate über die ersten
Jahre nach Diagnosestellung empfohlen. Prävention durch UV-Schutz,
Selbstunter­suchung und Früh­erkennung sollte stets erfolgen.
Hauttumore Plattenepithelkarzinom
41
3.7Rehabilitation
Narbenbildungen
nach
Operationen
mit
Funktionseinschränkungen,
Strahlen­­­­therapie und potentiell toxische Systemtherapien machen Behand­
lungs­­massnahmen zur Rehabilitation notwendig. Bei PatientInnen mit Axilla-,
Leisten- und Neck-Dissektion z.B. Versorgung mit Informations­
material,
Arm-/Beinkompressionsstrumpf, Lymphdrainage. Allen PatientInnen sollten
Physio­
therapie, Bewegungstherapie und Anleitung zum Selbstüben zu
Hause angeboten werden.
3.8 Psychosoziale Versorgung
Allen PatientInnen sollte eine psycho-onkologische Betreuung angeboten
werden, die mittels validierter Messinstrumente den Bedarf erhebt und in die
das Gesamtkonzept der dermato-onkologischen Behandlung integriert ist.
42
Hauttumore Plattenepithelkarzinom
4Merkelzellkarzinom
4.1 Epidemiologie
Das sehr aggressive Merkelzellkarzinom (MCC) oder kutanes neuro­
endokrines Karzinom ist ein sehr seltener bösartiger Hauttumor, der von den
Sehr seltener Hauttumor
Merkel-Zellen der Oberhaut ausgeht.
Die Tumorinzidenz ist stark zunehmend, derzeit ca. 0,4/100.000/Jahr und
gleich häufig bei beiden Geschlechtern. Gute Epidemiologische Daten
gibt es international aber bisher leider nicht. Der Tumor manifestiert sich
innerhalb von Wochen bis wenigen Monaten typischerweise in chronisch
lichtgeschädigten Hautarealen.
Das MCC wurde erstmalig von Toker 1972 als trabekuläres Karzinom der
Haut beschrieben. Einer 2008 im Journal „Science“ publizierten Studie
von Feng et al. zufolge liegt der Tumorentstehung eine virale Onkogenese
zugrunde. Dabei geht die Integration des Merkelzellpolyomavirus in
das Wirtsgenom der Expansion der Tumorzellen voran. Polyomaviren
verursachen oft latente Infektionen, bei bestehender Immunsuppression ist
jedoch die Entwicklung einer manifesten Tumorerkrankung möglich.
Merkelzellkarzinome kommen z. B. bei organtransplantierten oder HIVPatien­ten viel häufiger (12/100.000/Jahr) und in deutlich jüngerem Alter (ca.
Häufigkeit
50 % < 50 Jahre) vor. Übereinstimmend damit besteht eine hohe Assoziation
des Merkelzellkarzinoms mit Spinaliomen, Basaliomen, Morbus Bowen und
Malig­nomen innerer Organe sowie Leukämien.
Auch die UV-Karzinogenese spielt ebenso eine wichtige Rolle in der Tumor­
entstehung.
4.2 Klinik und Histopathologie
Das MCC ist ein Karzinom des höheren Lebensalters (Median ca. 70 Jahre)
mit bevorzugter Lokalisation im Kopf/Halsbereich und Extremitäten (je
ca. 40%) und seltener am Körperstamm (10%).
Die Klinik des Merkelzellkarzinoms (MCC) ist nicht sehr charakteristisch.
Das MCC imponiert meist als derb-elastischer, rötlicher bis livider Tumor
mit glatter, glänzender Oberfläche. Neben den häufigen halbkugeligen oder
knotigen Formen kommen aber auch plaqueartige Varianten vor. Letztere
insbsonders am Stamm. Ulzerationen sind sehr selten und werden erst im
Spät­stadium beobachtet. Die Diagnose wird daher in den meisten Fällen erst
anhand des bioptischen Befundes gestellt.
Hauttumore Merkelzellkarzinom
43
Histologisch breitet sich der Tumor in der retikulären Dermis und Subkutis
aus, die papilläre Dermis, Epidermis und Adnexen bleiben ausgespart. Bei
der Routine HE-Färbung sind die Zellen ausgesprochen monomorph.
Es existieren 3 histologische Sub-Typen:
Intermediärer Typ
Der intermediäre Typ ist am häufigsten (ca. 80 %). Die Tumorzellen sind
mittelgroß, zeigen große, gelappte Zellkerne und wenig schwach gefärbtes
Zytoplasma. Die Mitoserate ist meist hoch, Nekrosen sind selten. Der
klassische, ursprünglich trabekuläre Typ ist selten (ca. 10 %). Die großen
mono­­morphen Zellen wachsen trabekulär in der Dermis. Der kleinzellige Typ
mit kleinen Zellen und stark hyperchromatischen Zellkernen, gelegentlich
Nekrosen, macht ebenfalls ca. 10 % aus. Misch- und Übergangsformen
zwischen den 3 Typen sind sehr häufig.
Diagnose immer
immunhistologisch
Die Diagnose muss immer immunhistologisch bestätigt werden. Wie auch
normale, nicht maligne veränderte Merkelzellen exprimieren Merkel­
zell­
karzinome sowohl epitheliale als auch neuroendokrine Antigene. Die
Expression von Zytokeratin 20 und Neurofilamenten dient der eindeutigen
Identi­fizierung von Merkelzellkarzinomen. An neuroendokrinen Markern
ist Chromo­granin A ein typischer und spezifischer Marker, der jedoch stark
variiert. Negativ ist der Transkriptionsfaktor (TTF-1), der in kleinzelligen
Lungen­­karzinomen positiv ist; ebenso sind HMB 45, S 100, LCA, Vimentin,
saures Gliafaser- Protein und Desmin negativ.
4.3Diagnostik
Je nach Größe des Tumors wird die primäre Diagnose mittels Inzisions­
Inzisions- oder
Exzisionsbiopsie
biopsie oder Exzisionsbiopsie erfolgen. Da charakteristische klinische Merk­
male, die eine sichere Diagnose erlauben, fehlen, werden die Tumoren oft
verkannt und unter der Annahme eines häufigeren Hauttumors wie z. B.
eines Plattenepithelkarzinoms, Basalzell­
karzinoms oder eines kutanen
malignen Lymphoms exzidiert.
Nach histologischen Diagnosesicherung sollte eine Ausbreitungsdiagnostik
Ausbreitungsdiagnostik
mittels Lymphknotensonographie der drainierenden Lymphknotenstation
erfolgen. Auch eine Abdomen-Sonographie ist ebenso wie eine RöntgenThorax-Untersuchung indiziert. Bei klinischem Verdacht auf eine Fern­metas­
tasierung sind die entsprechenden bildgebenden Verfahren verschiedener
Organe durchzuführen (z.B. Magnetresonanztomographie des Schädels,
Computertomographie des Thorax / Abdomens oder [68Ga]-DOTATOC-PETUntersuchung).
44
Hauttumore Plattenepithelkarzinom
4.4 Prognose und Staging
Aufgrund seiner aggressiven Biologie ist das MCC nach wie vor mit einer
ungünstigen Prognose behaftet: Die 5-Jahres-Überlebensrate bei Vorliegen
Ungünstige Prognose
eines Primärtumors beträgt 64%, nach Eintreten einer Fernmetastasierung
sinkt dieser Prozentsatz auf 18%
Die meisten Rezidive treten während der ersten 2 Jahre auf. Retrospektive
Studien an mehr als 400 in der Literatur publizierten Patienten zeigten
folgende ungünstige prognostische Faktoren auf:
Ungünstige
prognostische Faktoren
• Befall des Wächterlymphknotens (ca. 30%)
• Histologisch kleine Zellen, hohe Mitoserate, Gefäßreichtum
• Fortgeschrittenes Tumorstadium (lokoregionäre Metastasen oder Fern­
metas­tasen)
• Männliches Geschlecht
• Lokalisation des Primärtumors in der Kopf-Hals-Region oder am Rumpf
• Immunsuppression
Eine prognostische Bedeutung wird auch dem histologischen Typ zuge­
Histologische Typisierung
messen: Der trabekuläre Typ ist der bestdifferenzierte, während der klein­
zellige Typ am wenigsten differenziert ist; auch die Bestimmung der Tumor­
dicke scheint eine prognostische Abgrenzung zu ermöglichen. Kleine Zellen,
hohe Mitoserate und Gefäßreichtum in der Histologie ist eher mit einer
schlechten Prognose vergesellschaftet, ein entzündliches Infiltrat oder eine
solare Elastose mit einer Besseren.
Eine allgemein eingeführte Stadieneinteilung für Merkelzell-Karzinome
existierte jahrelang nicht. Meist wurden die Einteilungen nach Yiegpruk­
sawan et al. (1991) und Boyle et al. (1995) verwendet. 2010 wurde eine neue
Stadieneinteilung des MCC von der AJCC (American Joint Committee on
Cancer) publiziert.
Hauttumore Merkelzellkarzinom
45
TNM-Kriterien und Stadieneinteilung
Quelle: Lemos BD et al.;Pathologic nodal evaluation improves prognostic accuracy in Merkel cell carcinoma:
analysis of 5823 cases as the basis of the first consensus staging system.
J Am Acad Dermatol. 2010 Nov;63(5):751-61.
46
Hauttumore Merkelzellkarzinom
4.5Therapie
4.5.1 Operative Therapie
Bei Primärtumoren ohne Hinweise auf das Vorliegen von Organmetastasen
Operatoíve Therapie
ist die vollständige chirurgische Exzision als Basistherapie anzusehen.
Wegen der hohen Rate von Lokalrezidiven, die in der Regel auf sub­
klinische Satellitenmetastasen zurückzuführen sind, sollte möglichst ein
Sicherheitsabstand von 2-3 cm angestrebt werden. In besonderer Loka­
li­
sation, wo in Abwägung der Gesamtsituation nur ein geringerer Sicher­
heitsabstand möglich ist, sollte diesem Umstand durch eine entspre­ch­ende
lückenlose histologische Darstellung der Exzidatschnitt­
ränder Rechnung
getragen werden.
Wegen des hohen Frequenz einer lymphogenen Metastasierung erfolgt
in der Regel die Durchführung einer Wächterlymphknotenbiopsie (SLNB),
da die Präsenz von Mikrometastasen im Wächterlymphknoten prog­
nostisch ungünstig ist. Beim Nachweis einer Mikrometastasierung oder
Makrometastasierung sollte im Anschluss eine komplette Lymph­adenek­tomie
erfolgen.
Bei Lokalrezidiven oder spontanem Auftreten von Lymphknotenmetastasen
ist die chirurgische Sanierung nach wie vor die Therapie der Wahl. Diese
sollte mit kurativer Intention vorgenommen werden.
4.5.2 Strahlentherapie
Merkelzellkarzinome sind in aller Regel radiosensitiv. Retrospektive
Strahlentherapie
Analysen zeigen, dass die lokale Rezidivrate nach alleiniger R0-Operation
des Primärtumors durch eine kombinierte lokoregionäre adjuvante Strahlen­
behandlung (3 cm Umgebung der Exzisionsnarbe + regionäre Lymph­knoten­
station) deutlich gesenkt werden kann. Ebenso ergaben sich Hinweise, dass
diese Vorgehen zu einer relevanten Verlängerung des rezidivfreien und
Gesamt­überlebenszeit führt.
Für Primärtumoren und lokoregionäre Rezidive, einschließlich
Lymph­
knoten­­metastasen ist daher die postoperative, adjuvante Strahlen­therapie
der Tumorregion und der regionären Lymphknotenstationen indiziert. Als
erfor­der­liche Gesamtdosis werden in der adjuvanten Situation 50 Gray mit
einer Einzeldosis von je 2 Gy fünf Mal wöchentlich empfohlen.
Bei metastasierendem Merkelzellkarzinom wird die Bestrahlung häufig im
Rahmen multimodaler Therapiekonzepte neben chirurgischen Exzisionen
und/oder einer systemischen Chemotherapie durchgeführt
Hauttumore Merkelzellkarzinom
47
4.5.3 Chemotherapie
Chemotherapie
Das Merkelzellkarzinom ist prinzipiell ein chemosensitiver Tumor. Es gibt
allerdings keine Standard-Chemotherapie-Schemata. Wegen der morpho­
logischen Ähnlichkeiten wurden oft Regime gewählt, die bei den klein­
zelligen Lungenkarzinomen etabliert sind (u.a. Anthrazykline, Anti­
meta­
bo­
lite, Bleomycin, Cyclophosphamid, Etoposid, Platinderivate allein oder
in Kombination). Es finden sich zwar hohe Ansprechraten (first line bis zu
57%, second line bis zu 45%, third line bis zu 20%), aber keine Korrela­
tion zwischen Ansprechen und Überleben, ebenso wie keine Korrelation
zwischen Dosisintensität und Ansprechen.
Dafür aber eine hohe Rate von Therapie-assoziierten Todesfällen.
Heilungen scheinen in diesem Tumorstadium nicht aufzutreten. Daher ist
eine systemische Chemotherapie als Palliativmaßnahme bei Vorliegen von
Fernmetastasen zwar indiziert, sollte aber insbesondere wegen der hohen
Toxizität der meisten Chemotherapeutika für alte Patienten (eingeschränkte
Leber- und Nierenfunktion sowie Hämatopoese) auf den individuellen Fall
angepasst werden.
Als gut verträgliche Monotherapeutika stehen Etoposid oder Anthrazykline, z.
B. liposomal verkapseltes Doxorubicin, zur Verfügung.
4.5.4 Experimentelle Therapien
Experimentelle Therapien
Der genaue Stellenwert der Immuntherapeutika, Signaltransduktions­
inhibi­
toren oder epigentischen Modulatoren kann aufgrund der geringen
Fallzahlen derzeit noch nicht beurteilt werden. Neue therapeutische Strate­
gien (Ipilimumab, Pembrolizumab, Avelumab, αCD56-Toxin-Konjugate,
Kinase-Inhibitoren, Survivin-Vakzine) müssen erst in randomisierten Studien
getestet werden.
Ein ebenso interessanter Therapieansatz ist der therapeutische Einsatz
eines DOTATOC-Radiopeptides nach erfolgter Detektion von Somato­statin­
rezeptoren des Tumors mittels [68Ga]-DOTATOC-PET-Scan.
48
Hauttumore Merkelzellkarzinom
4.6Nachsorge
Bis heute existieren keine wissenschaftlich gesicherten Studien zur Nach­
sorge des Merkelzell-Karzinoms. Wegen der bekannten Gefahr von Lokal­
rezidiven oder regionären Lymphknotenmetastasen innerhalb der ersten
Jahre nach Entfernung des Primärtumors wird eine engmaschige Nachsorge
zunächst in vierteljährlichen Abständen und später in halbjährlichen
Halbjährliche Kontrollen
Abständen empfohlen.
Im Rahmen dieser Nachsorgeuntersuchung erfolgt neben der klinischen
Untersuchung mit Lymphknotenpalpation, eine Lymphknotensonographie
vor allem der regionären Lymphknotenstationen. Einmal jährlich sollten eine
Oberbauchsonographie und eine Röntgen-Thorax-Untersuchung vorge­
nommen werden.
Hauttumore Merkelzellkarzinom
49
5Dermatofibrosarkoma
protuberans
5.1 Epidemiologie und Stadieneinteilung
Das Dermatofibrosarcoma protuberans (DFSP) ist ein, fibrohistiozytärer,
vorwiegend am Stamm sowie an den proximalen Extremitätenabschnitten
vorkommender Tumor von intermediärer Malignität. Obwohl es ein seltener
Tumor ist (unter 1 pro 100.000 Einwohner und Jahr), stellt es das häufigste
Selten, aber häufigstes
Sarkom der Haut
Sarkom der Haut dar.
Das Durchschnittsalter der Patienten liegt bei 40 Jahren. Männer und Frauen
sind gleich häufig betroffen. Die Mortalität ist als gering einzuschätzen, da
das DSFP langsam lokal infiltrierend wächst, sowohl seitlich als auch in
die Tiefe, nur selten metastasiert (< 5%) und zu lokalen Rezidiven neigt
Seltene Metastasierung
(10 - 30%).
Das fibrosarkomatöse DFSP als Progressionsform des DSFP besitzt eine
erhöhte Metastasierungsrate und wird als ein G2-Tumor eingeordnet.
Eine verbindliche Stadieneinteilung des DSFP existiert nicht. In der Regel
wird das Primärstadium als Stadium I, die Lymphknotenmetastasierung als
Stadium II und die Fernmetastasierung als Stadium III angegeben.
Neuere molekulare Untersuchungen zeigten ein gehäuftes Vorliegen chro­
Molekulare Untersuchung
mo­somaler Translokationen in DFSP-Zellen. Hierbei handelt es sich in über
90% der Fälle um die Translokation 17q22; 22q13, die mit einer Fusion der
Gene COL1A1 und PDGFß einhergeht. Das Genprodukt, ein COL1A1PDGFß-Fusionsprotein, wirkt über eine Bindung an den PDGF-Rezeptor als
autokriner Wachstums-Stimulus für die DFSP-Zellen.
Diese Kenntnisse ermöglichten erstmals eine neue ätiopathogenetisch
fundierte Therapie des DFSP.
5.2 Klinik und Histopathologie
Das DSFP ist ein meist derber, hautfarbener bis bräunlich-rötlicher, höckriger
Tumor, der aus einem knotigen und einem darunterliegenden platten­
artigen Anteil („Eisbergphänomen“) besteht und eine teilweise jahre­
lange
Bestandsdauer aufweist.
Histologisch findet sich eine diffuse Infiltration der Haut und des subkutanen
Fett­
gewebes durch dicht gelagerte, wenig pleomorphe, spindelförmige,
CD34-positive Tumorzellen, die in storiformen (bastmattenartigen) Forma­
tionen angeordnet sind. Charakteristisch sind die Ausbreitung der Tumor­
Hauttumore Dermatofibrosarkoma protuberans
51
zellen entlang der Septen des subkutanen Fettgewebes sowie eine diffuse
Durch­setzung desselben. Das fibrosarkomatöse DFSP zeichnet sich histo­
logisch durch einen abrupten bzw. graduellen Übergang in zellreiche
Spindel­zellfaszikel mit erhöhten Zellatypien und –mitosen aus.
5.3Diagnostik
Keine sichere klinische
Diagnostik
Eine sichere klinische Diagnose ist nicht möglich. Charakteristisch ist die
derbe Konsistenz der Läsion. Die Diagnose wird in der Regel durch eine
Inzisionsbiopsie, seltener durch Exzisionsbiopsie gestellt.
Die Ausbreitung des Tumors erfolgt meist intra- und subkutan. Ultraschall­
untersuchungen und MRT-Aufnahmen lassen nur bedingt Aussagen über
die wirkliche Infiltration zu, im Einzelfall können diese Untersuchungen
präoperativ nützlich sein.
Bei Rezidiven sind zur Ausbreitungsdiagnostik eine Lymphknoten­
sono­
graphie, ein Röntgen-Thorax sowie eine Abdomen-Sonographie notwendig.
5.4Therapie
5.4.1 Operative Therapie
Die Therapie des Primärtumors besteht in der chirurgischen Exzision. Der
hierbei einzuhaltende Sicherheitsabstand wird in der Literatur sehr variabel
zwischen 1 und 5 cm angegeben. Wird der Tumor unter anschlie­
ßender
Mikro­graphische
Chirurgie
lückenloser histologischer Darstellung der Schnittränder exzidiert (mikro­
graphische Chirurgie), kann ein Sicherheitsabstand von 1 cm als ausreichend
angesehen werden, da die lokalen Heilungsraten selbst bei Lokalrezidiven
98% betragen. Bei anderen histopathologischen Auf­arbeitungs­verfahren ist
jedoch aufgrund des erhöhten Rezidivrisikos ein höherer Sicherheitsabstand
von 2 bis 3 cm angezeigt.
5.4.2 Andere Therapieverfahren
Neben der operativen Therapie steht für nicht-operable primäre, lokal
rezidivierende, oder metastasierte DFSP eine molekular ausgerichtete
Therapie mit dem Ziel einer Unterbrechung des autokrinen PDGF-gesteu­
erten Wachstums-Stimulus zur Verfügung. Studien mit dem PDGF-Rezeptor­selektiven oralen Tyrosinkinase-Inhibitor Imatinib zeigten ein thera­peu­tisches
Ansprechen von ca. 70%. Imatinib kann auch bei ausge­dehnten Tumoren
52
zur präoperativen Reduktion der Tumormasse eingesetzt werden.
Hauttumore Merkelzellkarzinom
Häufige Nebenwirkungen sind gastrointestinale Beschwerden, periphere
Ödeme, Myalgien, Abgeschlagenheit und Exantheme.
Bei einem Therapieansprechen wird eine operative Entfernung des resi­
dualen Tumors nach Abschluss der Behandlung zur histologischen Siche­
rung des Therapieerfolgs sowie zur Vermeidung lokaler Rezidive empfohlen.
Sowohl primäre als auch sekundäre Resistenzen gegen Imatinib sind
beschrieben. Bei Therapieresistenz kann eine Therapie mit anderen PDGFRInhibitoren wie Suntinitib oder Nilotinib versucht werden.
Als weitere Behandlungsmöglichkeit bei primärer Inoperabilität, R1- oder R2-
R1- oder R2-Resektion
Resektion, sowie bei Z. n. mehrfachen Rezidiven kann die Strahlentherapie
angesehen werden. Das Bestrahlungsareal umfasst den Primärtumor, post­
operative Narben und einen Sicherheitsabstand von 3 - 5 cm. Die Einzel­
dosis beträgt dabei 2 Gy, 5 × pro Woche, mit einer Gesamtdosis von 60 - 70
Gy bei kurativer Zielsetzung.
Eine wirksame Chemotherapie in der Behandlung des DFSP ist nicht
bekannt.
5.5Nachsorge
Daten zur Nachsorge des DSFP liegen nicht vor. Die Nachsorge richtet
sich vor allem auf die frühzeitige Erfassung von Lokalrezidiven oder
Lymph­
knoten­
metastasierungen. Hierzu sind klinische Untersuchungen
in halbjährlichen Abständen für mindestens fünf Jahre empfehlenswert.
Halbjährliche Kontrollen
zur Erfassung
von Lokalrezidiven oder
Metastasen
Technische Untersuchungen mittels Sonographie oder MRI sind nicht
routine­mäßig, sondern nur bei Bedarf, erforderlich.
Hauttumore Melanom
53
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Hauttumore Melanom
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