BGW VOR ORT - BGW Bielefeld

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Nr.  | Dezember 
BGW VOR ORT
Mietermagazin der Bielefelder Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft
Raum für die Zukunft
MODERNISIERUNG
BIELEFELDER MODELL
BIELEFELDER PLÄTZE
BGW investiert 10 Millionen
Einweihung in Brake und Schildesche
Geschichte des Emil-Gross-Platzes
INHALT
EDITORIAL
Zum Titelbild:
100 Jahre – und
voller Lebensfreude
Foto: Freitag
Ihren . Geburtstag hat die BGWMieterin Hertha Essen am . September gefeiert – und das bei körperlich und geistig bester Gesundheit.
Die Seniorin, die seit  im Carré
am Niederwall wohnt, blickt auf ein
erfülltes Leben zurück und erinnert
sich noch heute gern an ihre Tätigkeit
als Fotografin – ausgestattet mit einer
Rolleiflex  x .
4
MODERNISIERUNG
BGW investiert weiter in ihren Bestand
WOHNEN
MODERNISIERUNG
4-5 Umfangreiche Maßnahmen BGW investiert
Liebe Mieterinnen und Mieter,
diese Ausgabe unseres Mietermagazins „BGW vor
Ort“ ist die letzte, die ich mit begleiten durfte. Nach
insgesamt -jähriger Tätigkeit bei der BGW – davon
 Jahre als Geschäftsführer an der Spitze des Unternehmens – verabschiede ich mich am . März  in
den Ruhestand. In all den Jahren habe ich es als meine
vorrangige Aufgabe gesehen, Ihnen, unseren Mieterinnen und Mietern, Produkte und Dienstleistungen auf
einem möglichst hohen Qualitätsniveau zur Verfügung
zu stellen. Um dies zu erreichen, ist ein großer Teil der
BGW-Wohnungen inzwischen umfassend modernisiert
worden, und wir haben konsequent daran gearbeitet,
unseren Kundenservice zu optimieren. Ich hoffe sehr,
dass dies bei unseren Kunden auch so wahrgenommen
wurde. Die Tatsache, dass die Fluktuationsrate innerhalb unserer Mieterschaft kontinuierlich zurückgegangen ist, stimmt mich in dieser Hinsicht jedoch optimistisch. Ziel unserer Kundenorientierung ist es, dass
unsere Mieterinnen und Mieter gern und möglichst
lange bei der BGW wohnen. Damit dies auch mit zunehmendem Alter möglich ist, hat die BGW mit ihrem
2 | BGW VOR ORT
Bielefelder Modell eine Erfolgsgeschichte geschrieben,
von der in unserer Stadt inzwischen rund  Menschen profitieren, die selbstbestimmt in ihrer eigenen
Wohnung leben, dabei aber Versorgungssicherheit rund
um die Uhr genießen.
 Millionen Euro
6 Sicherheitssiegel Minister Jäger brachte Plakette an
16 Artenschutz BGW schafft Lebensräume (auch) für Tiere
21 Guter Geist im Kamphof-Viertel
Große Überraschung für zwei Cousinen
9
18
Zu der, wie ich meine, positiven Entwicklung, die die
BGW in den vergangenen Jahren genommen hat, haben
nicht zuletzt auch unsere Mieterinnen und Mieter
beigetragen, die mit ihrer konstruktiven Kritik uns so
manches Mal aufgezeigt haben, an welchen Stellen es
noch etwas zu verbessern gibt. Dafür möchte ich mich
bei Ihnen bedanken! Ich wünsche Ihnen weiterhin ein
komfortables und sicheres Wohnen bei der BGW!
20
23
BIELEFELDER MODELL
Jubiläum Wohnanlage an der Heinrichstraße
besteht seit zehn Jahren
Prominenter Besuch Henning Scherf zu Gast in
Schildesche
Einweihung Zwei neue Wohnanlagen in Brake und
Schildesche
Kunst im Carré Ausstellungsreihe wird fortgeführt
MENSCHEN
EHRENAMT
7 Stadtteilmütter Auszeichnung für Engagement
6
SICHERHEIT
Minister Jäger verleiht BGW-Haus Plakette
BGW-INTERN
INTERVIEW
10-11 Norbert Müller geht in den Ruhestand,
Nachfolgerin wird Sabine Kubitza
INTERVIEW
15 Erol Cicek und Thomas Reimer sind in der
Heimbewirtschaftung tätig
BIELEFELD
PLÄTZE IN BIELEFELD
12-14 Emil-Gross-Platz Wo einst Zeitungsgeschichte
geschrieben wurde
STADTGESCHICHTE
24 Historisches Foto Kriegsbombe traf das Haus
An der Krücke 
TIPPS & INFOS
EINKAUFSTIPP
19 Karibuni Weltladen Fair Gehandeltes aus der
Dritten Welt
Ihr
8
MIETERPORTRAIT
100 Jahre und voller Lebensfreude Hertha Essen
NACHBARSCHAFT
Norbert Müller
Geschäftsführer der BGW
17 Am Vorwerk Helga Abel hilft ihren Mitmenschen
22 Langjährige Mieter BGW lud in den Meierhof ein
PREISRÄTSEL
22 Mitmachen Attraktive Preise zu gewinnen
INFORMATION
23 Aktionslauf Bewusstsein für das Thema Demenz
stärken
BGW VOR ORT | 3
WOHNEN
WOHNEN
Umfangreiche Maßnahmen werten Quartiere auf
BGW INVESTIERT
 Millionen Euro in die Modernisierung
ORIGINAL-FARBEN FÜR
DIE „BUNTE PALETTE“
„Bunte Palette“ wurde die in den
er Jahren entstandene Siedlung
rund um die Königsbrügge in Sieker
genannt. Die BGW bewirtschaftet
in diesem Bereich  Wohnungen.
Neben der in Bielefeld einmaligen
expressionistischen Architektur
zeichneten sich die Häuser einst
durch Fassadenanstriche in unterschiedlichen Farben aus. Die BGW
Im Zuge der
wird die Original-Farben rekonstruKomplettmoder- ieren und wieder auf die Gebäude
nisierung entauftragen. So werden die ersten Häustand im Dachser an der Königsbrügge / und
geschoss des
 sowie an der Bromberger Straße 
Hauses an der
in Rosa- und Grüntönen gestrichen.
Breiten Straße 20 Darüber hinaus werden die Haustüeine zusätzliche
ren, die teilweise noch aus der EntWohnung.
stehungszeit stammen, überarbeitet,
zeittypische Eingangsgeländer und
Lampen angebracht und die großen
Außenflächen neu gestaltet.
DER SPORT ZIEHT IN
DEN SPANNBRINK EIN
Insgesamt  Wohnungen hat die
BGW von  bis  am Spannbrink in Oldentrup errichtet. Durch
Anbauten wurden dort Anfang der
er Jahre weitere  Wohnun-
An der Tilsiter
Straße in Stieghorst hat die
BGW die Modernisierung ihrer
Häuser abgeschlossen.
Rund 1,7 Millionen Euro investiert die BGW in
die Maßnahmen
an der Jöllenbecker Straße.
4 | BGW VOR ORT
K
napp  Millionen Euro
investiert die BGW im Jahr
 in die Modernisierung
ihres Bestandes. Dabei werden 
Wohnungen durch umfangreiche
Maßnahmen erheblich aufgewertet.
Mit dem zweiten Bauabschnitt an
der Tilsiter Straße schließt die BGW
die Modernisierung des Stieghorster
Quartiers ab. Damit sind insgesamt
 Wohnungen auf den neuesten
Stand gebracht worden. Neben der
energetischen Nachrüstung sind die
Balkone erneuert worden; außerdem
wurden die bereits vor einiger Zeit
umgebauten Häuser an der Tilsiter
Straße  und der Gumbinner Straße  an das neue Fassadenkonzept
angepasst. Das Erdgeschoss des
Hauses an der Tilsiter Straße , in
dem sich bis zum Kita-Neubau eine
Kindertagesstätte befand, wurde zu
drei Wohnungen umgebaut, wobei
eine der Wohnungen barrierearm ist.
Die Gesamtkosten belaufen sich auf
, Millionen Euro.
Im Wohngebiet Königsbrügge rekonstruiert die BGW die originalen Fassadenfarben aus den 1920er Jahren.
gen geschaffen. Bis zum Jahr 
werden die Häuser in fünf Bauabschnitten komplett modernisiert.
An den fünf Häusern am Spannbrink  bis  wurde im Mai mit
den Maßnahmen begonnen. Dabei
zieht der Sport in das Quartier ein:
Das Fassadenkonzept der DiplomDesignerin Petra Breuer zeigt Figuren, die verschiedene Sportarten
ausüben, Fußball spielen, Rad fahren
oder den Tennisschläger schwingen.
Ergänzt wird die Gestaltung durch
Fachbegriffe und Zitate prominenter Sportler. Da darf natürlich Sepp
Herbergers berühmter Satz nicht
fehlen: „Der Ball ist rund, und ein
Spiel dauert  Minuten.“
BREITE STRASSE: NEUE
WOHNUNG UNTERM DACH
 Wohnungen modernisiert die
BGW zurzeit an der Jöllenbecker
Straße  bis  in Jöllenbeck. Bei
der Fassadengestaltung hat sich
Diplom-Designerin Petra Breuer mit
dem Thema Licht befasst: in Zitaten
und Abbildungen von Designerlampen. Einer Komplettmodernisierung
wurde auch das Haus an der Breiten Straße  unterzogen. Dort ist
im Dachgeschoss eine zusätzliche
Wohnung geschaffen worden. Zum
Innenhof, der im kommenden
Jahr neu gestaltet wird,
wurden Balkone
angebracht.
Zu den Maßnahmen am Spannbrink in Oldentrup
gehört auch der Anbau von neuen Balkonen.
BGW VOR ORT | 5
MENSCHEN
WOHNEN
Stadtteilmütter engagieren sich im Ostmannturmviertel
STREETWORKER
Foto: Freitag
der neuen Generation
EINSATZ FÜR EINE
NACHHALTIGE INTEGRATION
Zum Auftakt einer landesweiten
Aktionswoche zum Thema Einbruchschutz brachte NRW-Innenminister
Ralf Jäger Am Pfarracker 43 ein
Sicherheitssiegel an.
NRW-Innenminister Ralf Jäger startete Aktionswoche bei der BGW
WIRKSAMER SCHUTZ
gegen Einbrecher
K
undenbefragungen zeigen es
immer wieder: Die Sicherheit
in ihrer Wohnung und ihrem
Wohnumfeld hat für die Mieterinnen und Mieter der BGW höchste
Priorität. Bei Neubau- und Modernisierungsmaßnahmen misst die BGW
daher dem Einbruchschutz eine
große Bedeutung zu. Eine Plakette
mit dem Aufdruck „Zuhause sicher“
an der Fassade des modernisierten
Wohnhauses Am Pfarracker  in
Schildesche macht dies beispielhaft
sichtbar: Angebracht wurde sie von
NRW-Innenminister Ralf Jäger, der
damit am . Oktober eine landesweite Aktionswoche zum Einbruchschutz eröffnete.
ZAHL DER EINBRÜCHE HAT
DRAMATISCH ZUGENOMMEN
Auch in Bielefeld hat in den vergangenen Jahren die Zahl der Woh6 | BGW VOR ORT
sie bei der Modernisierung des im
Jahr  errichteten Wohnhauses in
Schildesche Rundumverriegelungen
an den Fenstern angebracht und
besonders einbruchsichere Wohnungstüren eingebaut, die gemeinsam mit den Experten der Polizei
und einem Handwerksfachbetrieb
entwickelt worden sind. Eine Haustürsprechanlage mit Videoüberwachung sorgt für zusätzliche Sicherheit. „Um Angsträume zu vermeiden,
haben wir die Außenanlagen gut
einsehbar gestaltet. In der Dunkelheit werden sie zudem beleuchtet“,
betonte BGW-Geschäftsführer Norbert Müller. Die Anstrengungen,
die die BGW zum Schutz ihrer MiePLAKETTE BESTÄTIGT HOHEN
terinnen und Mieter unternimmt,
SICHERHEITSSTANDARD
bewertete Innenminister Ralf Jäger
als vorbildlich: „Solche Sicherungen
Die Präventionsplakette „Zuhause
machen es den Einbrechern schwer,
sicher“ bestätigt, dass die BGW in
punkto Sicherheit die Empfehlungen unentdeckt ins Haus zu gelangen
und in Wohnungen einzubrechen.“
der Polizei umgesetzt hat. So hat
nungseinbrüche dramatisch zugenommen: Mehr als  Fälle wurden
der Polizei allein im ersten Halbjahr
 gemeldet. „Viel größer als der
wirtschaftliche ist dabei der mentale
Schaden. Für die Betroffenen ist ein
Wohnungseinbruch ein zutiefst traumatisches Erlebnis“, betonte Minister
Jäger. Neben einigen Grundregeln,
die man beachten sollte (z. B. die
Fenster beim Verlassen der Wohnung
schließen, verdächtige Beobachtungen der Polizei melden), können
nach seinen Worten technische Maßnahmen dazu beitragen, potenzielle
Einbrecher abzuschrecken.
Aktiv in der
Unterstützung
von Flüchtlingen
sind die Stadtteilmütter im
Ostmannturmviertel, die beim
Bielefeld-Preis
auf den zweiten
Platz kamen.
S
ie stammen aus Kroatien,
Griechenland und der Türkei, aus Polen, Russland, Sri
Lanka, Pakistan und dem Irak. Sie
haben selbst erlebt, wie schwer es
ist, in einem fremden Land Fuß zu
fassen. Und sie wissen, wie wichtig es ist, hierbei Unterstützung zu
erfahren. Als Stadtteilmütter im Ostmannturmviertel bieten zehn junge
Frauen Flüchtlingen und anderen
Menschen, die nicht in Deutschland
aufgewachsen sind, ihre Unterstützung an. Knapp  Familien haben
sie bereits geholfen, sich in ihrer
neuen Heimat zu orientieren. Für
ihr großes Engagement wurden die
Stadtteilmütter im Ostmannturmviertel im Frühsommer ausgezeichnet: Sie belegten beim Bielefeld-Preis
, der unter dem Motto „Mit-
Da die Stadtteilmütter einen ähnlichen Hintergrund wie die von ihnen
betreuten Personen haben, können
sie Familien mit Zuwanderungsgeschichte ermutigen, selbstbewusst
ihren Weg in Deutschland zu gehen
Foto: Stadtteilmütter
und die nachhaltige Integration der
einander – Füreinander – Nachbar- eigenen Kinder aktiv mitzugestalten. Dabei arbeiten die zehn Frauen
schaft“ stand, den zweiten Platz.
weitestgehend ehrenamtlich und
erhalten nur eine geringe AufwandsBETREUUNG VON NEU
entschädigung etwa für Fahrt- und
ZUGEZOGENEN FAMILIEN
Telefonkosten. Inzwischen sind die
Bevor die Stadtteilmütter aktiv wur- Stadtteilmütter im Quartier rund
den, sind sie sechs Monate lang vom um den Ostmannturm bekannt wie
der sprichwörtliche bunte Hund.
DRK und der AWO, die Träger des
Projektes sind, intensiv zu den The- „Es hat sich im Viertel schnell hermen Erziehung, Gesundheit und Bil- umgesprochen, dass wir Neuandung geschult worden. Dabei haben kömmlingen mit Rat und Tat zur
sie sich mit dem deutschen Schulsy- Seite stehen“, sagt Neslihan Akbulutstem, mit Fördermöglichkeiten und Belmahi.
Hilfsangeboten auseinandergesetzt.
Seit dem Sommer  sind sie im
Ostmannturmviertel im Einsatz
und betreuen hier die neu zugezogenen Familien. Sie dolmetschen bei
Sprechstunde
Arztbesuchen und Behördengängen, bei der Anmeldung in der Kita
oder Schule, helfen dabei, Anträge
Im Quartiersbüro an der
zu verstehen und auszufüllen, und
August-Bebel-Straße 16 – 18
motivieren nicht zuletzt die Eltern,
(Hintereingang des UmweltDeutsch zu lernen und sich zu intezentrums) bieten die Stadtgrieren. „Wir sind Streetworker der
neuen Generation und verstehen uns teilmütter jeden Donnerstag
als Sprachrohr für diejenigen, die die von 11 bis 12 Uhr eine offene
deutsche Sprache noch nicht beherrSprechstunde an. Telefonisch
schen. Ihnen wollen wir helfen,
sind sie unter der Rufnummer
selbstständig zu werden“, erläutert
Neslihan Akbulut-Belmahi.
93 83 79 22 zu erreichen.
BGW VOR ORT | 7
WOHNEN
MIETERPORTRAIT
einem hellen, komfortablen Apartment im Carré am Niederwall mit
Blick auf das Stadttheater, in dem
die Musikliebhaberin so manche
Oper und Operette besucht hat. „Die
Putten sind meine Freunde“, weist
sie auf die steinernen Engel an der
Fassade.
GEGLÜCKTE VEREINBARUNG
MIT DEM LIEBEN GOTT
Nach dem Geheimrezept für ein
langes Leben gefragt, muss die liebenswürdige -Jährige, die man
durchaus für eine Mittsiebzigerin
halten könnte, nicht lange überlegen.
Sie habe immer gesund gelebt, nicht
zu viel gegessen und früher gern
geturnt und gewandert. „Außerdem
habe ich eine Vereinbarung mit dem
lieben Gott getroffen: Wenn ich alt
werden soll, will ich gesund alt werden“, schmunzelt sie.
Bielefelder Modell an der Heinrichstraße feierte 10. Geburtstag
WOHNANLAGE
mit Vorzeigecharakter
Bei bester
Gesundheit hat
die BGW-Mieterin
Hertha Essen im
September ihren
100. Geburtstag
gefeiert.
BGW-Mieterportrait
100 JAHRE
M
itten im Ersten Weltkrieg,
am . September ,
wurde Hertha Essen im
lippischen Bad Salzuflen geboren.
Erst mehr als drei Jahre später kehrte
ihr Vater aus dem Krieg zurück. „Ich
habe ihn mit ‚Onkel’ angeredet, was
meinen Vater sehr traurig machte.
Aber für mich war er ja ein völlig
fremder Mann“, berichtet sie von
einer ihrer frühesten Kindheitserinnerungen. Erster Weltkrieg,
Weltwirtschaftskrise, Inflation,
Zweiter Weltkrieg, Wiederaufbau,
Wirtschaftswunderjahre, Teilung
Deutschlands, Kalter Krieg und Fall
der Mauer – all das und noch viel
mehr hat Hertha Essen miterlebt.
Am . September hat die BGWMieterin, die sich körperlich und
geistig bester Gesundheit erfreut,
ihren . Geburtstag gefeiert. „Ich
habe gute Gene. Meine Eltern und
Großeltern sind auch sehr alt geworden. Wir Lipper sind halt zäh“, sagt
sie lachend.
8 | BGW VOR ORT
IM FOTOEINSATZ MIT
DER ROLLEIFLEX 6 X 6
APARTMENT MIT AUSSICHT
AUF DAS STADTTHEATER
Nach einer unbeschwerten Kindheit
im beschaulichen Kurort Bad Salzuflen verdingte sich Hertha Essen
nach dem Ende ihrer Schulzeit
zunächst als Haustochter und lernte
Kochen und Nähen. „Damit wurden
die jungen Mädchen früher fit für
die Ehe gemacht“, berichtet sie. Sie
arbeitete als Sprechstundenhilfe bei
einem Internisten und erledigte für
einen halbseitig gelähmten Professor
den Schriftverkehr. Während des
Zweiten Weltkrieges wurde sie in
Münster dienstverpflichtet und
musste Bildberichte anfertigen, die
den Kriegsalltag von Frauen dokumentierten. Noch heute kann sie sich
an jedes Detail ihrer alten Rolleiflex
 x  erinnern und gerät mit dem
BGW-Fotografen sofort ins Fachsimpeln.
Nach der Hochzeit mit einem Bielefelder Tischler und Möbelfabrikanten im Jahr 6 zog die junge
Ehefrau in dessen Elternhaus, einem
mehr als  Jahre alten Gebäude
mit markanten Schieferschindeln
an der Gadderbaumer Straße. „Die
alteingesessene Möbelfabrik Essen
fertigte alle Stücke individuell nach
Kundenwunsch und per Hand. Die
Möbel waren zwar nicht billig, aber
von bester Qualität“, weist sie auf die
Schränke und Sessel, die auch nach
vielen Jahrzehnten nichts von ihrer
schlichten Eleganz verloren haben.
Nach dem Tod ihres Ehemannes
lebte Hertha Essen noch  Jahre
lang in dem inzwischen abgerissenen
Haus am Fuße des Sparrenbergs.
„Als ich dann über  war, fiel mir
der Alltag in den alten Mauern
doch immer schwerer. Darum habe
ich mir zwei Jahre lang sehr viele
Wohnangebote für Senioren angesehen“, sagt sie. Seit  wohnt sie in
Fotos: Freitag
und voller Lebensfreude
E
in runder Geburtstag wurde
am . Juli in dem mit bunten
Girlanden und Luftballons
geschmückten Innenhof an der
Heinrichstraße / Walther-RathenauStraße gefeiert: Vor zehn Jahren ist
die innenstadtnahe Wohnanlage
bezogen worden. Nach der Dahlemer Straße und der Jöllenbecker
Straße hatte die BGW damit im Jahr
 ein weiteres Mal das von ihr
entwickelte Konzept des Bielefelder
Modells umgesetzt und gemeinsam
mit dem ambulanten Dienstleister
Alt und Jung Süd-West e. V. die
zentralen Bausteine dieses Modells
realisiert: von der Versorgungssicherheit im Quartier ohne Betreuungspauschale bis zur Einbindung
des ehrenamtlichen Engagements.
„Weil dieses Konzept vor zehn
Jahren völlig neu und etwas Besonderes war, hat die Wohnanlage an
der Heinrichstraße bundesweit
Vorzeigecharakter erlangt“, betonte BGW-Geschäftsführer Norbert
Müller bei der Begrüßung der zahlreichen Mieterinnen und Mieter,
die der Einladung zum Nachbarschaftsfest gefolgt waren.  ist
das Projekt mit dem Deutschen
Bauherrenpreis in der Sparte Neubau ausgezeichnet worden; erstmals
wurde dieser Preis nicht nur für die
Architektur, sondern auch für den
inhaltlichen Ansatz vergeben.
, Millionen Euro hat die BGW in
die Errichtung der  barrierefreien
Wohnungen, der zwei Gästewohnungen, des Servicestützpunktes von
Alt und Jung sowie des Wohncafés
für die Mieter und das Wohnumfeld
investiert. Eine Investition, die sich
gelohnt hat, denn: „Viele Erstmieter
wohnen noch immer hier.“
EHEMALIGER STANDORT EINER
BANANENREIFUNGSANLAGE
Mit einem besonderen Geschenk
wurde am Rande des Nachbarschaftsfestes Michael Kramer überrascht. Der BGW-Mieter, der einige
Tage zuvor Geburtstag hatte, wollte
immer schon einmal eine Spritztour
in einem offenen Cabrio unternehmen. Lena Dück, Pflegedienstleiterin
bei Alt und Jung Süd-West, erfüllte
ihm diesen Wunsch und lud ihn zu
einer Ausfahrt ein, die bis nach Sennestadt führte.
Errichtet wurden die fünf Bauteile, die um einen Innenhof mit
Aufenthaltsqualität gruppiert sind,
/ auf dem Gelände des ehemaligen Obst- und Gemüsehandels
Steinkrüger. „Hier stand lange Zeit
die größte Bananenreifungsanlage Europas“, erinnerte Müller an
die Geschichte dieses Standortes.
SPRITZTOUR IM
OFFENEN CABRIO
Im Cabrio: Mieter Michael Kramer, Lena Dück (Pflegedienstleitung Alt und
Jung Süd-West), dahinter (v.l.) Margot Strunk (Pflegekraft), Sozialarbeiterin
Sonja Ott, Duran Aydin (Nachtbereitschaft)
BGW VOR ORT | 9
INTERVIEW
INTERVIEW
Im Gespräch: Norbert Müller
„DIE MITARBEITER
sind das größte Kapital der BGW“
Als 38. Mitarbeiter hat Norbert Müller im Jahr 1978 bei der BGW angefangen. Nach 16 Jahren an
der Spitze des Unternehmens geht er nun zum 31. März 2016 in den Ruhestand. Auf seine Zeit als
Geschäftsführer und die Entwicklung, die die BGW in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten genommen hat, blickt er im Gespräch zurück.
„Welche Schwerpunkte wurden
bei der Bewirtschaftung des
Bestandes gesetzt?”
„Welche Ziele haben Sie sich
gesetzt, als Sie am 1. April 2000
die Geschäftsführung der BGW
übernahmen?”
NORBERT MÜLLER: Oberstes Ziel
war es, die BGW vom reinen Wohnraumversorger zu einem umfassenden Immobiliendienstleister mit
einer hohen Kundenorientierung
zu entwickeln. Unter Beteiligung
NORBERT MÜLLER: Bei der Modernisierung hat die BGW nicht mehr
nur einzelne Häuser, sondern das
gesamte Quartier im Blick. Zumeist
in mehreren Bauabschnitten werden umfassende Maßnahmen der
energetischen Nachrüstung vorgenommen, Sicherheitsaspekte
berücksichtigt und den Quartieren
durch gestalterische Elemente ein
neues Gesicht und eine eigene Iden-
Quartiersentwicklung
tität gegeben. Seit dem Jahr  hat
die BGW rund . Wohnungen
modernisiert, das sind knapp  Prozent ihres Bestandes.
„Wie hat sich die Neubautätigkeit in den vergangenen Jahren
entwickelt?”
Kongress
Zukunftskita
Gewerbeimmobilien, indem wir
beispielsweise einen Back-Shop und
das Restaurant auf dem Kesselbrink
gebaut haben und das Innovationszentrum auf dem Campus errichten
werden.
feld zusammen. Denn anders als in
vielen anderen Städten funktionieren in Bielefeld die Netzwerke sehr
gut. Darin liegt ein hohes Potenzial,
das häufig unterschätzt wird und das
es weiter zu entwickeln gilt.
„Welche weiteren Aufgaben
übernimmt die BGW als Immobiliendienstleister in der Stadt
Bielefeld?”
„Wie sieht Ihre ganz persönliche
Bilanz nach 16 Jahren als BGWGeschäftsführer aus?”
bereich konzentriert sich die BGW
seit geraumer Zeit auf zielgruppenorientierte Projekte. Wir schaffen
neuen Wohnraum für kinderreiche
Familien, für Studierende und mit
den Wohnanlagen des Bielefelder
Modells für Senioren und für jüngere Menschen mit Hilfebedarf. Als
zuverlässiger Partner der Stadt Bielefeld hat die BGW die Bewirtschaftung aller Unterkünfte für einheimische Wohnungslose und Flüchtlinge
übernommen. Zur Verbesserung der
Familienfreundlichkeit und damit
auch der Standortqualität Bielefelds
haben wir zahlreiche Kindertagesstätten errichtet, zuletzt nach dem
von uns entwickelten Konzept der
Zukunftskita. Und schließlich betätigen wir uns auch im Bereich der
NORBERT MÜLLER: Zunächst einNORBERT MÜLLER: Als Partner
einer kooperativen Stadtentwicklung
leistet die BGW vielfältige Beiträge
zur Stadtrendite. Schon seit vielen
Jahren übernimmt sie für die Stadt
Bielefeld die Bewirtschaftung von
Unterkünften für Flüchtlinge und
einheimische Wohnungslose. In der
aktuellen Situation stehen wir in
diesem Bereich vor großen Herausforderungen sowohl in personeller
als auch in organisatorischer Hinsicht. Die BGW wird weiterhin mit
hohem Engagement daran arbeiten,
vorübergehenden, aber auch dauerhaften Wohnraum für all jene
Menschen zu schaffen, die aus ihrer
Heimat fliehen mussten. Denn wir
sind uns sicher, dass sich dieser Einsatz für Bielefeld lohnt.
Bielefeld-Preis Darüber hinaus unterstützt die
Bielefelder Modell
10 | BGW VOR ORT
BGW-Aufsichtsrates und der politischen Gremien voraus. Besonders
glücklich bin ich darüber, dass die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
die Entwicklung der BGW so engagiert mitgetragen haben. Sie sind das
größte Kapital der BGW.
NORBERT MÜLLER: Im Neubau-
BGW als Sponsor Projekte wie den
Tierpark Olderdissen, den Schulbauernhof in Ummeln und das Kinderkulturfest Wackelpeter. Außerdem
haben wir Initiativen wie die Ausbildungsoffensive, den Bielefeld-Preis
und die Bielefelder Stadtentwicklungstage ins Leben gerufen. Dabei
arbeiten wir häufig mit Kooperationspartnern wie etwa Radio Biele-
mal kann ich sagen, dass mir meine
Arbeit immer Spaß gemacht hat. Ich
bin sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, Prozesse mitgestalten
zu können, die Bielefeld und seinen
Bürgerinnen und Bürgern zu Gute
kommen. Das setzt ja nicht zuletzt
ein hohes Maß an Vertrauen des
SABINE KUBITZA
wird neue BGW-Geschäftsführerin
Foto: BGW
aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist damals ein Konzept für
das Bestandsmanagement erarbeitet
worden, das den Kunden stärker
in den Fokus rückte. Bestandteile
waren etwa die Bildung von fünf
interdisziplinären Serviceteams, die
den Mieter von A bis Z begleiten,
und die Erweiterung der Öffnungszeiten. Um die Kundenorientierung
weiter zu verbessern, wurde zudem
das BGW-Verwaltungsgebäude so
umgebaut, dass große Kundenbereiche entstanden.
N
eue Geschäftsführerin der
BGW wird die DiplomBauingenieurin Sabine
Kubitza. Die gebürtige Marlerin ist seit  in verschiedenen
Funktionen bei der LEG NRW
tätig. Als Regionalbereichsleiterin
Westfalen der LEG Wohnen NRW
und Geschäftsführerin der GWN
Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft Nordwestdeutschland ist sie
für rund . Wohnungen zuständig. Die -Jährige gehört dem Aufsichtsrat der BGW an. Als wichtigste
Themen ihrer künftigen Tätigkeit
benennt sie neben der Bewirtschaftung des Bestandes die Unterbringung von Flüchtlingen und die Konversion von Kasernenstandorten.
BGW VOR ORT | 11
BIELEFELDER PLÄTZE
BIELEFELDER PLÄTZE
Das markante halbrunde
Gebäude an der
Arndtstraße war
bis 1933 Sitz der
Tageszeitung
„Volkswacht“.
Foto: Stadtarchiv Bielefeld
Buchhandlung der „Volkswacht“
das imposante halbrunde Gebäude
an der Arndtstraße. In dieser Zeit
gehörte Carl Severing, der spätere
Innenminister der Weimarer Republik, zu den bekanntesten Autoren
des Blattes.
EMIL-GROSS-PLATZ:
WO EINST ZEITUNGSGESCHICHTE GESCHRIEBEN WURDE
Dem Bielefelder Politiker und Verleger Emil Gross verdankt der kleine Platz an der Arndtstraße seinen Namen. Hier steht
noch heute das markante halbrunde Gebäude, das seit dem Jahr 1912 die erste sozialdemokratische Tageszeitung Bielefelds, die „Volkswacht“, beherbergte. Am selben Standort gründete Emil Gross unmittelbar nach dem Ende des Zweiten
Weltkrieges die „Freie Presse“.
U
nter dem Laubdach der
Platanen sitzt die Bronzefigur auf einem massiven
Klotz. Tiefe Kerben ziehen sich wie
Im Bereich
Arndtstraße, Gro- Narben über den gesamten Körper.
ße-KurfürstenDoch obwohl schwere Gewichte die
Straße, Mindener Gestalt niederzudrücken drohen,
Straße befanden
bewahrt sie Haltung und wehrt mit
sich einst die
ausgestreckten Armen jene unbeKochs Adler Näh- kannte Gewalt ab, die sie zerstören
maschinenwerke. will. „Der Seher – Hommage à
Foto: Stadtarchiv Bielefeld
12 | BGW VOR ORT
Laokoon“ hat der Bildhauer Rainer
Hagl seine Bronzeskulptur genannt,
die am . Juni  auf dem EmilGross-Platz eingeweiht wurde.
Gewidmet hat er das Werk dem trojanischen Priester Laokoon, der als
ein Symbol des Widerstands gegen
die zerstörerische Gewalt der Mächtigen gilt. Eine Geisteshaltung, die
auch jenen Bielefelder auszeichnete,
nach dem der kleine Platz am westlichen Rand der Innenstadt benannt
ist: Der sozialdemokratische Politiker und Verleger Emil Gross (–
) hat sich entschieden gegen
das nationalsozialistische Regime
zur Wehr gesetzt. Unmittelbar nach
dem Ende des Zweiten Weltkriegs
fand er seine Wirkungsstätte in dem
Gebäude, vor dem sich der spitz
zulaufende Platz befindet. Im ehemaligen Redaktions- und Druckhaus
der „Volkswacht“ gründete er 
den Zeitungsverlag „Freie Presse
Bielefeld“.
Der Bielefelder
Emil Gross gründete nach dem
Ende des Zweiten
Weltkrieges die
„Freie Presse“.
ERSTE TAGESZEITUNG
DER BIELEFELDER SPD
„Volkswacht. Organ für das arbeitende Volk“ nannte sich die Zeitung,
die als Organ der SPD im Jahr 
aus der Taufe gehoben wurde. „Es
war die Geburtsstunde der ersten
sozialdemokratischen Tageszeitung
in Bielefeld“, betont der Historiker
Bernd J. Wagner. Der Erfolg des
Blattes, das in mehreren Städten
Berichterstatter hatte, war beachtlich: Bereits die erste Ausgabe war
mit . Exemplaren schnell
vergriffen. Bei Polizei und Staatsanwaltschaft war das Sprachrohr
der Arbeiterklasse jedoch weniger
beliebt. Mehrfach wurde gegen die
Zeitungsmacher wegen Vergehen
gegen das Pressegesetz ermittelt. Der
erste leitende Redakteur Emil Groth
musste sogar eine anderthalbjährige
Gefängnisstrafe absitzen – angeklagt
wegen übler Nachrede, Diffamierung
und Beleidigung. Im Jahr  bezogen Hauptredaktion, Druckerei und
LETZTE AUSGABE ERSCHIEN
AM 27. FEBRUAR 1933
Diente die „Volkswacht“ zunächst
vor allem dazu, neue Mitglieder für
Partei und Gewerkschaft zu gewinnen, änderte sich mit dem Aufstieg
der Nationalsozialisten in Bielefeld
der Ton der Berichterstattung erheblich. Die Zeitung entwickelte sich
zu einem Kampfblatt „gegen die
braune Flut“ und versuchte nach der
Machtübernahme Hitlers, die Massen gegen das nationalsozialistische
Regime zu mobilisieren. Rund .
Menschen nahmen Anfang Februar
 an einer Großkundgebung teil,
danach wurde über die Zeitung ein
„befristetes Verbot“ verhängt. Am
. Februar  erschien schließlich
die letzte Ausgabe der „Volkswacht“.
„Bielefeld ist rot und bleibt rot!“ war
darin zu lesen. Doch dem trotzigen
Aufbegehren folgten Verhaftungen
der Mitarbeiter oder deren Flucht
ins Exil. Gebäude und Vermögen
des Verlages wurden am . Mai 
beschlagnahmt.
„Freien Presse“, gegründet von Emil
Gross. Als Sohn eines Eisendrehers
am . August  geboren, studierte der gelernte Drucker nach einer
Hochbegabtenprüfung von  bis
 Staatswissenschaften an der
Universität Berlin. Als Mitglied der
illegalen sozialistischen Organisation „Der Rote Stoßtrupp“ floh Emil
Gross in die Niederlande, wo er im
Jahr  von der Gestapo verhaftet
und wegen Hochverrats zu einer
mehr als zweijährigen Zuchthausstrafe verurteilt wurde, die er u.a.
in einer KZ-Außenstelle absitzen
musste.
FUSION FÜHRTE 1967 ZUR
„NEUEN WESTFÄLISCHEN“
Nach Kriegsende erhielt Emil Gross
von der englischen Besatzung die
Lizenz zur Herausgabe der „Freien
Presse“, die im April  zum ersten
Mal erschien – mit Carl Severing
EMIL GROSS GRÜNDETE
als Chefredakteur. Bereits in den
1946 DIE „FREIE PRESSE“
er Jahren erreichte die Zeitung
eine Auflage von mehr als .
Eine Gedenktafel der SPD erinnert
an der Hausseite neben dem Eingang Exemplaren. Bei der „Freien Presse“
an der Arndtstraße an die letzte
begannen u.a. Friedrich Nowottny
„Volkswacht“-Ausgabe, während
und Fritz Pleitgen ihre journalisich zum Emil-Gross-Platz hin eine stische Laufbahn, die beide später
Plastik des Bielefelder Künstlers
Intendanten des Westdeutschen
Norbert Meier auf die Geburtsstun- Rundfunks wurden. „Wo sich heute
de der Nachfolgezeitung bezieht. Das die Gaststätte ‚Nichtschwimmer’
Denkmal zeigt die erste Druckplatte befindet, stand bis zum Jahr  die
der am . April  erschienenen
Rotationsmaschine. In der ersten
Durch eine
attraktive Fassadengestaltung
hat die BGW das
Haus an der ElsaBrändström-Straße 23 erheblich
aufgewertet.
BGW VOR ORT | 13
BIELEFELDER PLÄTZE
BIELEFELD
rung des sanierungsbedürftigen
Daches wurde durch eine attraktive
Farbgebung der Fassade in Hellgrün
und Weiß der biedermeierliche Stil
hervorgehoben.
Erol Cicek und Thomas Reimer sind in der Heimbewirtschaftung tätig
HAUSMEISTER UND SOZIALARBEITER
in einer Person
AUS DER APFELSINENKISTE
WURDE DIE ORANGENKISTE
Etage waren Text- und Anzeigensetzerei untergebracht, darüber die
Druckerei“, berichtet der Historiker
Wagner. Danach wechselten die
technischen Abteilungen ins Druckhaus an der Karl-Eilers-Straße,
das über eine Brücke erreichbar
war. Nachdem am . Juli  die
Fusion der „Freien Presse“ mit der
„Westfälischen Zeitung“ zur „Neuen
Westfälischen“ erfolgt war, wurde
die Zeitungstechnik im Druckhaus
in Sennestadt konzentriert und die
Redaktion zog an die Niedernstraße
um.
BELIEBTER MITTELPUNKT
DER GASTRONOMIE-SZENE
Heute hat in dem Gebäude an der
Arndtstraße die Bielefelder SPD
ihren Sitz. Der Bereich rund um den
Emil-Gross-Platz hat sich in den vergangenen Jahren zu einem beliebten
Mittelpunkt der Gastronomie-Szene
entwickelt. Wo sich einst Fachgeschäfte wie ein Juwelier und ein Bilderrahmenladen befanden, lädt nun
ein Dutzend Betriebe zum Einkehren
ein: vom Burger-Lokal bis zur edlen
Sushi-Bar, von der Pizzeria bis zur
Eisdiele. Darunter auch das spanische Restaurant „Las Tapas“, in dem
nur noch das Mobiliar an die einstige
Arbeiterkneipe „Schipkapass“ erinnert. Wo heute das wenig ansehnliche Signal-Iduna-Haus steht, befand
sich bis zu seinem Abriss ein prächtiger Altbau aus der Kaiserzeit, der das
Traditionslokal beherbergte.
14 | BGW VOR ORT
BAHNUNTERFÜHRUNG WURDE
SCHIPKAPASS GENANNT
Als Schipkapass bezeichneten die
Bielefelder früher die Eisenbahnunterführung an der Arndtstraße
– ursprünglich heißt so ein Gebirgspass in den bulgarischen Balkanhöhen, auf dem während des RussischOsmanischen Krieges  und 
wichtige Schlachten zur Befreiung
Bulgariens von der türkischen Herrschaft geführt worden sind. Vom
Emil-Gross-Platz kommend fällt
der Blick auf einen schönen Gründerzeitbau an der linken Seite der
Bahnunterführung. Das Stadthaus
mit dem kleinen Türmchen stammt
aus dem Jahr  und gehört zum
Bestand der BGW, die das zuvor
eher triste Gebäude an der ElsaBrändström-Straße  vor einiger
Zeit in ein wahres Schmuckstück
verwandelt hat. Neben der Erneue-
Ein Dutzend
gastronomische
Betriebe haben
den Emil-GrossPlatz in den vergangenen Jahren
zu einem beliebten Treffpunkt
gemacht.
Die Säulen vor dem Eingang zu der
im Erdgeschoss beheimateten Buchhandlung hat der Bielefelder GraffitiKünstler Denis Kelle im Auftrag der
BGW gestaltet. Aufgegriffen hat er
dabei die Farbe Orange, das hervorstechendste Merkmal des Gebäudes,
das die BGW bereits im Jahr 
auf dem ehemaligen Gelände der
Kochs Adler Nähmaschinenwerke
errichtet hat: Im Bereich Arndtstraße, Große-Kurfürsten-Straße,
Mindener Straße befinden sich
neben  stark nachgefragten Wohnungen für Studierende auch zwei
Supermärkte und ein weiteres SzeneLokal. Wegen seiner Farbe bekam
das Gebäude schnell den Spitznamen
Apfelsinenkiste, wurde aber inzwischen auf Wunsch der Bewohner zur
Orangenkiste umgetauft.
Auf dem ehemaligen Kochs AdlerGelände hat die BGW im Jahr 2004
Wohnungen für Studierende errichtet.
Als Mitarbeiter
der BGW-Heimbewirtschaftung
sind Thomas
Reimer (links)
und Erol Cicek
Ansprechpartner
für Flüchtlinge.
I
m Jahr  hat die Stadt Bielefeld etwa . Flüchtlinge
aufgenommen. Als Mitarbeiter
der BGW-Heimbewirtschaftung
sind Erol Cicek und Thomas Reimer
Ansprechpartner für die Menschen
in den Unterkünften an der Eisenbahnstraße und der Teichsheide. In
dieser Ausgabe des Mietermagazins
„BGW vor Ort“ berichten sie über
ihre Aufgaben und Erfahrungen.
Wie lange beträgt die durchschnittliche Verweildauer in den
Unterkünften?
Aus welchen Ländern kommen
die Flüchtlinge, die in den beiden
Unterkünften aufgenommen wurden?
Welche Aufgaben umfasst Ihre
Tätigkeit in den Unterkünften?
THOMAS REIMER: Wir gehen von
bis zu einem Jahr aus. Im Verlauf
der ersten neun Monate sollte der
Bleibestatus geklärt sein, so dass das
Asylverfahren eingeleitet werden
kann.
EROL CICEK: Zunächst einmal
weisen wir den hier ankommenden
EROL CICEK: In der Unterkunft an Flüchtlingen ihren Wohnraum zu
der Eisenbahnstraße leben vor allem und statten sie mit den wichtigsten
Familien aus dem ehemaligen Jugos- Alltagsgegenständen aus. Damit
lawien und Männer aus afrikanidie Menschen in der Stadt mobil
schen Ländern wie Tunesien, Marok- sind, geben wir das Sozialticket
ko und Nigeria. An der Teichsheide
aus. Außerdem sind wir für die
sind auch einige syrische Familien
Abrechnungen zuständig und achten
untergebracht. Die meisten Syrer
darauf, dass die Hausordnung eingesind jedoch direkt in eine Wohnung halten wird. Es hat sich aber schnell
gezogen, da davon auszugehen ist,
herausgestellt, dass wir auch als Sozidass ihr Asylantrag nicht abgelehnt
alarbeiter gefragt sind.
wird.
Inwiefern?
vereinbaren oder Anträge auszufüllen. Da verstehen wir uns als Lotsen,
die den Flüchtlingen helfen, in ihrer
neuen Heimat auf den richtigen Weg
zu kommen. Viele von ihnen schütten uns auch ihr Herz aus, erzählen
von ihrer Heimat und den furchtbaren Dingen, die sie auf der Flucht
erlebt haben. Und nicht zuletzt sind
wir Ansprechpartner für die städtischen Sozialarbeiter, die ehrenamtlichen Kräfte und die Anwohner aus
dem Umfeld.
Wenn sehr viele Menschen auf
engstem Raum zusammenleben,
kann es leicht zu Konflikten kommen. Haben Sie in dieser Hinsicht
bereits Erfahrungen gemacht?
EROL CICEK: Kaum. Obwohl sie
ganz unterschiedlicher Herkunft
sind, kommen die Menschen sehr
gut miteinander aus – und das gilt
auch für die Unterkunft an der
Teichsheide, in der sich die Flüchtlinge die Gemeinschaftsräume wie
Küchen und Bäder teilen müssen.
Aus unserer Erfahrung können wir
sagen, dass sie sehr anpassungsfähig
und tolerant sind.
THOMAS REIMER: Die Menschen
kommen mit Schriftstücken zu
uns, die sie nicht lesen können, und
bitten uns, Arzttermine für sie zu
BGW VOR ORT | 15
WOHNEN
MENSCHEN
Artenschutz hat einen hohen Stellenwert
BGW schafft Lebensräume (auch) für Tiere
Nächstenliebe wird bei der BGW-Mieterin Helga Abel groß geschrieben
GELEBTE NACHBARSCHAFT
in den Häusern Am Vorwerk
200 NISTKÄSTEN IM
BESTAND AUFGEHÄNGT
Daher hat sich die BGW zum Ziel
gesetzt, bereits vor geplanten Maßnahmen im Bestand die Gebäude
und das Umfeld von den Naturschutzexperten des NABU und des
BUND auf das Vorhandensein schützenswerter Tierarten prüfen zu lassen. Dazu gehören auch Mauersegler,
die in von außen nicht sichtbaren
Wandzwischenräumen nisten. „Es ist
sehr begrüßenswert, dass die BGW
ihre Sanierungsobjekte schon in der
Planungsphase untersuchen lässt,
ihren Zeitplan der Brutzeit anpasst
und für Ersatz von Quartieren sorgt.
Mit recht einfachen Maßnahmen
kann so die Natur vor der Haustür
In ihrem Bestand
istende Mehlschwalben
hat die BGW eine Kolonie von Mehl- geschützt und erhalten werden“,
hat die BGW
an der Hausfassade, überschwalben umgesiedelt.  Brutpaare betont Jürgen Albrecht. Zum Erhalt
etliche Insektenwinternde Fledermäuse in
der besonders seltenen Vogelart hat- von Vogelarten hat die BGW inzwihotels aufgeder Baumhöhle: Bei anstehenden
ten dort ihre Nester an die Fassade
schen  Nistkästen in ihren Wohnstellt.
Maßnahmen in ihrem Bestand stößt gebaut. Die Nester wurden vorsichtig gebieten aufgehängt und fünf Greifdie BGW unerwartet immer wieder von der Wand des einen Gebäudes
vogelstangen angebracht.
einmal auf schützenswerte tierische gelöst, auf ein Brett geklebt und an
Mieter. „Wir messen dem Artendem anderen Gebäude angebracht.
Auch Fledermäuse fühlen sich im
schutz eine hohe Bedeutung zu und Nester, die nicht wiederhergestellt
Bestand der BGW wohl. So wurde
tragen nach Möglichkeit gern dazu
werden konnten, wurden durch
bei der Komplettmodernisierung
bei, Lebensräume für Vögel, Insekten Kunstnester ersetzt.
des Wohngebietes Flurstraße/
und andere Kleintiere zu erhalten
Heckstraße/Liebigstraße die Fassabzw. neu zu schaffen“, betont BGW- BGW-HÄUSER SIND
dendämmung so angebracht, dass
Geschäftsführer Norbert Müller.
BELIEBTE BRUTPLÄTZE
Fledermäuse zu ihren gewohnten
Jüngstes Beispiel: Vor der anstehenPlätzen gelangen können. Im Bereich
den Modernisierung ihrer Häuser
Um fast die Hälfte ist nach Angaben Hofeichenweg/Flehmannshof hat
an der Jöllenbecker Straße  – 
von Dr. Jürgen Albrecht vom NABU- die BGW fünf Kästen für Große
Stadtverband Bielefeld in den verAbendsegler, die größte europäische
gangenen  Jahren die Zahl der brü- Fledermausart, aufgehängt. Bei
tenden Mehl- und Rauchschwalben
Neuanpflanzungen von Bäumen,
in NRW zurückgegangen. In BieleSträuchern und Gehölzen greift
feld leben nach seinen Angaben noch die BGW ausschließlich auf heimietwa . Mehlschwalbenpaare, die sche Pflanzen zurück. Bevorzugt
meisten von ihnen am Schildescher
werden Pflanzen, die Lebensräume
Obersee. „Die BGW trägt eine große für Insekten, Schmetterlinge und
Mitverantwortung für die Erhaltung andere Kleintiere bieten. Zurzeit
der Mehlschwalbe in Bielefeld, denn stellt sie zudem Insektenhotels auf,
Dr. Jürgen
Albrecht (links),
gerade ihre größeren Wohnhäuser
die das BGW-Logo tragen. Werden
auf dem Foto mit
sind sehr beliebte Brutplätze, weil sie bei Bauarbeiten im Bestand BienenBGW-Geschäftsüber relativ hohe Wände mit freiem oder Wespenschwärme entdeckt, so
führer Norbert
Anflug verfügen. Auch der früher
werden diese nicht getötet, sondern
Müller, setzt sich
gern eingesetzte Rauputz erleichtert umgesiedelt.
für den Erhalt von
den Vögeln den Bau ihrer Nester,
Mehlschwalbendie darauf gut haften“, erläutert
kolonien ein.
Albrecht.
Foto: NW
N
16 | BGW VOR ORT
Vorbildliche
Nachbarschaft:
Helga Abel
(Mitte) kümmert
sich um ihre
betagte Nachbarin Elli Stache
und hat bei der
Familie Heine die
Kinderbetreuung
übernommen.
A
uf den ersten Blick ist es eine
ganz normale Häuserreihe.
Ein Blick hinter die Fassaden lässt jedoch eine bunte Vielfalt
erkennen: Mehrere Generationen
wohnen in den neun BGW-Häusern
Am Vorwerk in Schildesche und fühlen sich hier so wohl, dass niemand
wegziehen möchte. Die langjährige
Nachbarschaft verbindet auch. So
hat Helga Abel, die „gute Seele“
dieses kleinen Quartiers, nach dem
Tod Ihres Ehemannes im Jahr 
die Kinderbetreuung ihrer Nachbarfamilie Heine übernommen.
Während Silvia Heine beruhigt
ihren beruflichen Verpflichtungen
nachgehen konnte, bereitete Helga
Abel das Frühstück für die Kinder
zu, verabschiedete sie in die Schule
und veranstaltete neben lustigen
Spielenachmittagen auch so manche
Gartenparty. Einen Ordner voller
schöner Erinnerungen zieht die
-jährige BGW-Mieterin aus dem
Schrank und blickt zurück auf all die
Feste: Da gab es ein Erntedankfest,
mehrere Sommerpartys im Zelt der
Nachbarn Schlüpmann und eine
Nikolausfeier, bei dem ihr Ehemann die Kinder überraschte. Ganz
besonders blieb ihr das Hexenfest in
Erinnerung: „Wir haben die restliche Fruchtbowle am Abend in den
Garten gekippt, und am nächsten
Morgen taumelte ein Igel durch den
Garten, der scheinbar die eingelegten
Früchte gegessen hatte“, berichtet sie
schmunzelnd.
FÜRSORGLICHER KONTAKT
ZUR 94-JÄHRIGEN NACHBARIN
Auch wenn die Kinder von damals
nun als Erwachsene ihr eigenes
Leben gestalten – einen netten
Plausch bei einer Tasse Kaffee mit
ihrer Helga lassen Sie sich nicht
entgehen. In ihrer freien Zeit widmet sich Helga Abel nunmehr der
Unterstützung ihrer Nachbarin Elli
Stache. Vier Mal in der Woche schaut
sie bei der -Jährigen nach dem
Rechten, liest ihr vor und spielt mit
ihr Gesellschaftsspiele. Jeden Abend,
bevor sie sich selbst zum Schlafen
legt, wünscht sie ihrer Nachbarin
eine gute Nacht und reicht ihr ein
Glas Wasser ans Bett. „Eine gute
Nachbarschaft ist das A und O. Noch
vor der eigenen Familie, die meist
weiter weg wohnt, sollten Nachbarn
füreinander da sein“, sagt Helga
Abel und fügt hinzu: „Nachbarschaft
lebt von gegenseitiger Toleranz und
Unterstützung. Dies ist in der jetzigen Zeit leider nicht mehr selbstverständlich.“
BGW VOR ORT | 17
BIELEFELDER MODELL
TIPPS & INFOS
Henning Scherf besuchte BGW-Wohnanlage in Schildesche
ÄLTER WERDEN
in der „Wahlfamilie“
neuen Dingen zu öffnen. Wer sich
nur in seine eigenen vier Wände verkriecht, gibt sich auf“, betonte Scherf.
WAHLFAMILIE ÜBERNAHM
DIE STERBEBEGLEITUNG
N
och keine  Jahre alt war
Henning Scherf, als er sich
Gedanken darüber machte,
wie er im Alter gern wohnen würde
– und diese Überlegungen sogleich
in die Tat umsetzte. Gemeinsam
mit seiner Ehefrau Luise und acht
Mitstreitern kaufte der langjährige
Bürgermeister von Bremen 8
ein altes Haus im Zentrum der
Hansestadt und ließ es zu sieben
Wohnungen umbauen. „Schon
damals gehörten wir zu den Alten,
unser jüngster Mitbewohner war ein
neugeborenes Kind“, sagte Scherf
am . September in der BGW-
Von seinem
Leben in der
„Wahlfamilie“ berichtete
der ehemalige
Bremer Bürgermeister Henning
Scherf im Wohncafé Am Pfarracker.
18 | BGW VOR ORT
Wohnanlage des Bielefelder Modells
Am Pfarracker in Schildesche. Auf
Einladung des AWO-Ortsvereins
Bielefeld-Innenstadt berichtete der
-jährige SPD-Politiker vor zahlreichen interessierten Zuhörern von
seinen Erfahrungen in einer Hausgemeinschaft, die er selbst als „Wahlfamilie“ bezeichnet.
HAUSGEMEINSCHAFT
TEILT SICH EIN AUTO
Zwar hat innerhalb der Hausgemeinschaft jede Partei eine eigene
Wohnung, doch trifft man sich
regelmäßig zu gemeinsamen Mahlzeiten, arbeitet zusammen im Garten
und teilt sich inzwischen ein Auto.
„Unsere Türen stehen immer offen.
Wir können bis zu  Besucher
aufnehmen, die Gäste des gesamten
Hauses sind“, erklärte Scherf. Von
großer Bedeutung sei der enge Kontakt zur Nachbarschaft. So habe man
etwa die Flüchtlinge, die in einer
nahegelegenen Unterkunft leben,
mit Kaffee und Kuchen begrüßt.
„Wir haben ihre Ankunft als
Geschenk und wunderbare Aufgabe
zum Lebendigwerden verstanden.
Vor allem im Alter ist es wichtig,
sich nicht zu isolieren, sondern sich
Jeder zweite - bis -Jährige, so
habe eine Studie ergeben, sei bereit,
sich ehrenamtlich zu engagieren.
Laut Scherf gibt es aber kein Patentrezept, wie man diese Menschen
tatsächlich für das Ehrenamt gewinnen kann: „Je nach Interessenslage
erreicht man manche Menschen
über den Sport, andere über die
Musik. Männer sind erfahrungsgemäß am ehesten dazu bereit, ganz
praktische, handwerkliche Aufgaben
zu übernehmen.“ Für den ehemaligen Bremer Bürgermeister steht fest:
„Man kann nicht immer nur nach
den Profis rufen!“ So habe seine
Wahlfamilie eine schwerkranke Frau,
die das Projekt der Hausgemeinschaft stark vorangetrieben hat, bis
zu ihrem Tod begleitet. „Sie ist zwar
von professionellen Kräften gepflegt
worden, aber es war immer jemand
von uns bei ihr, auch nachts. Wir
haben uns abgewechselt, so dass sie
nie allein war“, erinnerte sich Henning Scherf.
In wesentlichen Aspekten, so betonte
der Gast aus Bremen, ähnele das
Bielefelder Modell der Wohnform,
für die er sich entschieden hat.
„Uns verbindet der enge Bezug zur
Nachbarschaft, das Einbeziehen der
Menschen nach ihren Fähigkeiten
und der Ansatz der Inklusion. Ein
Unterschied besteht lediglich in der
Organisationsstruktur.“
An der Breiten Straße wird fair Gehandeltes angeboten
WILLKOMMEN IM KARIBUNI WELTLADEN!
D
Fair gehandelte
Waren aus der
Dritten Welt
werden im Karibuni Weltladen
an der Breiten
Straße angeboten.
er Name ist Programm:
„Karibuni“ ist ein KisuaheliWort und bedeutet: Ihr
seid willkommen! Im Karibuni
Weltladen sind alle willkommen, die
sich bewusst für fair gehandelte Produkte entscheiden.  im Welthaus
gegründet, befindet sich das Geschäft
seit fünf Jahren im Erdgeschoss des
BGW-Hauses an der Breiten Straße
. Angeboten werden hier ausschließlich Lebensmittel und Kunsthandwerk, die von Importeuren zu
fairen Bedingungen von Produzenten in der Dritten Welt gekauft und
in Deutschland vertrieben werden.
men zum überwiegenden Teil aus
Die höheren Preise, die im fairen
kontrolliert biologischem Anbau“,
Handel gezahlt werden, sichern den
betont Angelika Niemeyer.
Kleinbauern und Arbeitern in den
Herkunftsländern ein ausreichendes
Einkommen und tragen zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen bei.
VIELE PRODUKTE STAMMEN
AUS BIOLOGISCHEM ANBAU
„Mit Kaffee und Tee ist unser Angebot vor fast  Jahren gestartet. Seitdem ist das Sortiment stets erweitert
worden“, berichtet Angelika Niemeyer, die gemeinsam mit  ehrenamtlich tätigen Mitstreitern den Karibuni Weltladen betreibt. Neben Kaffee
und Tee, Schokolade und Honig
kann man hier chilenischen Wein,
Lederwaren aus Indien, farbenfrohe
Keramik aus Afrika, Korbtaschen
aus Marokko, Uhren aus Kolumbien
und Kleidung aus Nepal erstehen.
Schmuck, Bücher und Schreibwaren
runden das Angebot ab. Eine Besonderheit ist der Bielefeld-Kaffee aus
Nicaragua: Er kommt aus der Partnerstadt Esteli. „Alle Produkte sind
von sehr hoher Qualität und stam-
Karibuni Weltladen
Der Karibuni Weltladen an der
Breiten Straße 26 ist montags
bis freitags von 10 bis 18.30 Uhr
sowie samstags von 10 bis 14
Uhr geöffnet. Wer gern in dem
Geschäft mitarbeiten möchte,
kann sich unter der Telefonnummer 78 59 85 80 melden
oder zum Ladengruppentreffen
kommen, das jeden 1. Mittwoch im Monat um 18.30 Uhr
beginnt.
BGW VOR ORT | 19
WOHNEN
BIELEFELDER MODELL
Zwei weitere Wohnanlagen des Bielefelder Modells eingeweiht
LEBENDIGE NACHBARSCHAFT
Große Überraschung für zwei Cousinen
WIE DER OPA
wieder ins Kamphof-Viertel kam
Foto: Kreutzer
in Brake und Schildesche
wunderbares Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen der Stadt und
einem Wohnungsunternehmen“,
sagte er.
Die beiden Cousinen Heidi Arbeiter
(links) und Christel Wittler sind
Enkelinnen des Feilenhauers Adam
Bolender, der in der Nordstraße 17
gewohnt hat.
Foto: Freitag
44 WOHNUNGEN IM
„ZAHNPASTA-HAUS“
Bei der Einweihung der
Wohnanlage
an der Braker
Straße: (v.l.)
Sozialdezernent
Ingo Nürnberger,
Katrin Schütze
(Teamleitung
Pflege), BGWGeschäftsführer
Norbert Müller,
Ute Heinrich
und Dirk Schleef
(Vorsitzender Alt
und Jung NordOst e.V.).
20 | BGW VOR ORT
D
as Bielefelder Modell ist
„volljährig“ geworden. ,
vor  Jahren, ist an der
Dahlemer Straße die erste Wohnanlage bezogen worden, mit der die
BGW das von ihr entwickelte Konzept umgesetzt hat. Inzwischen ist
die BGW nahezu in allen Stadtteilen
mit dem Bielefelder Modell vertreten – insgesamt wurden nach diesem
Konzept mehr als  Wohnungen
geschaffen. Im Sommer  sind die
. und . Wohnanlage eingeweiht
worden: an der Braker Straße  /
 a in Brake und Am Pfarracker  /
Liethstück  in Schildesche.
Wegen seiner rot-weiß gestreiften
Fassade hat die 6. Wohnanlage des
Bielefelder Modells schnell einen
Spitznamen bekommen: „Zahnpasta-Haus“.  barrierefreie Wohnungen und drei Gästewohnungen sind
Am Pfarracker entstanden, wobei
sich die Investitionen auf knapp ,
Millionen Euro beliefen. Als Kooperationspartner, der die Versorgungssicherheit rund um die Uhr gewährEHRENAMT WIRD
leistet, arbeitet die BGW an diesem
GROSS GESCHRIEBEN
Standort mit der Arbeiterwohlfahrt
zusammen. Angelika Dopheide, Vor„Beim Bielefelder Modell steht das
sitzende des AWO-Präsidiums, wies
Wohnen im Vordergrund. Der vor
bei der offiziellen Eröffnung auf eine
Ort präsente ambulante Pflegedienst Besonderheit hin: Mit Sonja Heckist in unseren Wohnanlagen zu
mann ist eine Quartiersmanagerin in
Gast“, betonte BGW-Geschäftsführer Schildesche präsent, die die Akteure
Norbert Müller am . Juli bei der
vor Ort koordiniert. „Das Ziel ist
offiziellen Einweihung an der Braker eine lebendige, offene NachbarStraße. , Millionen Euro hat die
schaft“, betonte Angelika Dopheide.
BGW an diesem Standort investiert;
davon floss eine Million in den
Prominenten Besuch bekam das
Neubau der benachbarten Kinder„Zahnpasta-Haus“ am . August:
tagesstätte. In drei Gebäudeteilen,
Auf einer Rundfahrt zum Thema
die nach den Komponisten Mozart,
Inklusion war Armin Laschet, CDUBeethoven und Wagner benannt
Fraktionsvorsitzender im nordrheinsind, stehen  Wohnungen zur
westfälischen Landtag, zu Gast in
Verfügung. Die -stündige VersorSchildesche. Er betonte, dass Inklugungssicherheit wird durch ein Team sion, das gleichberechtigte Miteinvon Alt und Jung Nord-Ost
ander von Menschen mit und ohne
e. V. sichergestellt. Wie überall im
Behinderung, keineswegs auf den
Bielefelder Modell wird auch hier
Schulbereich beschränkt sei. „Die
das Ehrenamt groß geschrieben:
Stadtquartiere sind der Schlüssel
Acht freiwillige Helfer engagieren
zum Zusammenhalt der Gesellschaft.
sich hier für ihre Mitmenschen –
Vor diesem Hintergrund kommt
vom neunjährigen Erwin, der mit
dem Bielefelder Modell eine besonden Mietern Schach spielt, bis zur  dere Bedeutung zu“, sagte Laschet.
Jahre alten Hilde Wiegel, die einmal
in der Woche die Frühgymnastik im
Wohncafé leitet. Lobende Worte für
das Bielefelder Modell fand Sozialdezernent Ingo Nürnberger. „Es ist ein
C
hristel Wittler und Heidi
Arbeiter glaubten ihren
Augen nicht zu trauen. Die
überlebensgroße Figur, die sie an der
Giebelseite des Hauses Nordstraße
 entdeckten, trägt den Namen
ihres gemeinsamen Großvaters: A.
Bolender, Feilenhauer. „Unser Opa
hieß Adam und hat tatsächlich bis zu
seinem Tod im Jahr  in diesem
Haus gelebt“, berichten die beiden
Cousinen, die im Kamphof-Viertel
aufgewachsen sind. Dass Adam
Bolender mehr als sechs Jahrzehnte
später zumindest symbolisch wieder
in diesem Quartier in Erscheinung
tritt, ist der Recherche der DiplomDesignerin Petra Breuer zu verdanken: Sie hat in alten Adressbüchern
nach den ehemaligen Bewohnern
der dortigen BGW-Häuser geforscht.
„Die Personen sind stets mit ihrem
Beruf aufgeführt worden. Nach der
Modernisierung der Gebäude werden sie in Ausübung ihrer Tätigkeit
in schwarzer Farbe auf die Fassaden
gezeichnet. So bekommt jedes Haus
eine Art guten Geist und damit ein
persönliches Gesicht“, betont sie.
GUTE ERINNERUNGEN
AN DIE KINDHEIT
An ihre Kindheit im KamphofViertel erinnern sich Christel Wittler
und ihre Cousine gern. „Hier kannte
jeder jeden. Es herrschte eine sehr
gute Nachbarschaft, und alle Kinder trafen sich zum Spielen auf der
Straße“, sagt Heidi Arbeiter, die bis
zu ihrer Heirat mit ihren Eltern und
der Großmutter in der Nordstraße 
gelebt hat. Sie bedauert es sehr, dass
sie ihren Großvater nicht mehr kennengelernt hat, denkt aber ebenso
wie Christel Wittler oft und liebevoll
an seine Witwe: „Unsere Oma war
eine herzensgute Frau, die für uns
Kinder immer Zeit hatte.“
Modernisierung im
Kamphof-Viertel
In den kommenden Jahren wird
die BGW weitere Häuser im
Kamphof-Viertel modernisieren. Es handelt sich dabei um
die Häuser Am Kamphof 4 und
4a, 6 und 10 / Meller Straße
28, Meller Straße 78 und 80,
Nordstraße 32 sowie ErnstRein-Straße 15, 29 und 33.
Erinnern Sie sich noch an ehemalige Mieterinnen und Mieter
dieser Häuser und können uns
von ihnen erzählen? Bei der
Fassadengestaltung der Häuser
würden wir dies gern berücksichtigen. Anregungen bitte an
Gabriela Gruel, Telefon: 8809238, E-Mail: [email protected].
BGW VOR ORT | 21
TIPPS & INFOS
TIPPS & INFOS
BGW BEDANKTE SICH
19 Teilnehmer beim Aktionslauf
BEWUSSTSEIN
bei langjährigen Mietern
Z
Foto: BGW
u einer abwechslungsreichen
Veranstaltung im Meierhof
Olderdissen hat die BGW am
. Oktober wieder Mieterinnen und
Mieter eingeladen, die seit  Jahren
in einer Wohnung der BGW leben.
Rund  Personen, die zwischen dem
. Januar  und dem . Dezember  ihre Wohnung bezogen
haben, waren der Einladung gefolgt.
Nach der Begrüßung durch BGWGeschäftsführer Norbert Müller und
dem gemeinsamen Kaffeetrinken
gab es die Möglichkeit, an einem
geführten Spaziergang durch den
Heimattierpark teilzunehmen oder
sich einen Vortrag über Olderdissen
und seine Artenvielfalt anzuhören.
Musikalisch wurde der Nachmittag von Harald Kießlich begleitet,
der bekannte Melodien auf dem
Akkordeon und am Keyboard spielte
und die Gäste zum Mitsingen und
-schunkeln animierte. Der Tag klang
mit einem dreigängigen Menü aus.
MITRATEN – UND GEWINNEN!
H
aben Sie die Texte in dieser
Ausgabe unserer Mieterzeitung „BGW vor Ort“ aufmerksam gelesen? Dann können Sie
sicher auch die Fragen unseres Preisrätsels beantworten. Das Mitmachen
lohnt sich! Unter allen Einsendern
verlosen wir zwei Eintrittskarten für
die Zauber-Show „Magie – Träume
erleben“ der Ehrlich Brothers am
. Februar  um  Uhr in der
Seidensticker-Halle. Als zweiten Preis
haben wir einen Schuh-Igel aus dem
Bürstenhaus Redecker ausgewählt.
Als dritte Preise gibt es zudem drei





Geldwertkarten im Wert von je
 Euro für die Bäder der BBF zu
gewinnen. Ein Umtausch in Geld ist
nicht möglich. Einsendeschluss ist
der . Januar . Schreiben Sie das
Lösungswort auf eine Postkarte und
schicken Sie diese an die BGW, Frau
Gabriela Gruel, Carlmeyerstraße ,
 Bielefeld. Oder senden Sie eine
Mail an [email protected].
Viel Glück! Und dies sind die Gewinner des letzten Rätsels: Der erste
Preis, ein Raclette-Gerät, ging an
Lukas Wodarz. Gerda Klaus gewann
einen Reisenthel-Einkaufskorb. Über
Geldwertkarten der BBF konnten
sich Caroline Bednorz, Norbert
Malzer und Gabriel Witte freuen.
. Welche Vögel nisten an den BGWWohnhäusern in Jöllenbeck?
. In welchem Stadtbezirk befindet
sich die Tilsiter Straße?
. Welchen Beruf hatte der Großvater von Christel Wittler und Heidi
Arbeiter?
. Emil Gross war ein...
. Was heißt „Ihr seid willkommen“
auf Kisuaheli?
. Was steht beim Bielefelder Modell
im Vordergrund?
. Henning Scherf bezeichnet seine
Hausgemeinschaft als...
. Wodurch ist das Haus An der
Krücke  schwer beschädigt worden?
. Auf welches Gebäude blickt die
BGW-Mieterin Herta Essen von
ihrer Wohnung?
. Die Stadtteilmütter engagieren
sich rund um den...
für das Thema Demenz stärken
S
ie ließen sich auch vom
trüben Regenwetter nicht
abschrecken:  Läuferinnen
und Läufer nahmen am . September an einem Aktionslauf unter
dem Motto „Mit-Lauf-Tendenz“
teil. Ziel der Veranstaltung, die der
Arbeitskreis Demenz im Bielefelder
Westen organisiert hatte, war es, das
Bewusstsein für das Thema Demenz
zu stärken. Der etwa  Kilometer
lange Lauf führte zu den  Stationen des Demenz-Netzwerkes im
Quartier: Start war an der Gerontopsychiatrischen Tagespflege Moltkestraße , den Abschluss bildete
das Quartierscafé Am Pfarracker 
/ Liethstück  in Schildesche. Vor
dem Bürogebäude der BGW an
der Carlmeyerstraße und auf dem
Außengelände des Vereins Alt und
Jung Nord-Ost e. V. an der Huchzer-
meierstraße waren die im Quartier
tätigen Einrichtungen mit Informationen zum Thema Demenz und zu
den verschiedenen Hilfsangeboten
präsent. Der Arbeitskreis Demenz
im Bielefelder Westen ist aus der
Stadtteilkonferenz und dem Projekt
„Lokale Allianzen für Menschen mit
Demenz“ hervorgegangen.
Reihe der Kunstausstellungen wurde fortgeführt
ERSCHEINUNGEN EINES AUGENBLICKS
M
it großformatigen Acrylbildern von Renate Georgi-Wask ist von Anfang
September bis Ende November die
Reihe von Ausstellungen im Carré
am Niederwall fortgeführt worden.
Unter dem Titel „Im Hier und Jetzt“
waren in der BGW-Wohnanlage
des Bielefelder Modells Arbeiten zu
sehen, die in diesem Jahr in dem
Atelier der Bielefelder Künstlerin
entstanden sind. „Meine Bilder sind
Erscheinungen eines Augenblicks.
So habe ich etwa Seifenblasen in den
Farben des Lichts auf der Leinwand
festgehalten“, erklärt Renate Georgi-
Wask, die an der Universität Osnabrück Kunst studiert und sich nach
dem Ende ihrer Berufstätigkeit als
Studienrätin der freien Kunstszene in
Bielefeld angeschlossen hat. Von den
berühmten Seerosenmotiven von
Claude Monet ließ sie sich zu einer
Serie von Bildern inspirieren, die sie
mit leichtem Strich und einem aquarellähnlichen Farbauftrag geschaffen
hat. „Ich suche in der Kunst das,
was uns das Leben leichter ertragen
lässt“, betont sie.





22 | BGW VOR ORT
Fotos von Annette Mantei-Neumann, die selbst im Carré am
Niederwall wohnt, stehen im Mittelpunkt der nächsten Ausstellung,
die im Dezember zu sehen ist. Die
BGW-Mieterin hat die Aufnahmen
von ihrer Wohnung aus gemacht
und eröffnet dem Betrachter damit
ganz neue Perspektiven.
BGW VOR ORT | 23
Impressum
Herausgeber: Bielefelder Gemeinnützige
Wohnungsgesellschaft (BGW)
Verantwortlich: Gabriela Gruel
und Bruno Schwope
Redaktion: Regina Doblies
Gestaltung: Petra Butenholz
Fotos: Csaba Mester
Auflage: 13.000
Raum für die Zukunft
Fotos aus dem Jahr 1941 dokumentieren die Zerstörung
KRIEGSBOMBE TRAF DAS HAUS AN DER KRÜCKE 21
S
eit  Jahren wohnt Christine
Winter in dem BGW-Haus An
der Krücke : Am . April 
ist sie mit ihrem Ehemann und dem
ältesten, damals einjährigen Sohn in
die Erdgeschosswohnung gezogen.
„Ein Zimmer war an eine Lehrerin
vermietet, die auch unsere Küche
mitbenutzte“, erinnert sie sich. Ein
Badezimmer gab es nicht, gebadet
wurde in einer großen Wanne in
der Waschküche. Von einer Nachbarin hat Christine Winter zwei
Fotos bekommen, die das Haus An
der Krücke  im Jahr  zeigen:
Der größte Teil des Daches und die
linke Seite des Hauses sind durch
einen Luftangriff schwer beschädigt
worden. Dabei handelt es sich offensichtlich um das einzige Gebäude im
Bereich Königsbrügge, das im Zweiten Weltkrieg bombardiert worden
ist.
„Die Wohngegend nahe der Endstation Sieker war kein Zielgebiet
von Bombardierungen“, berichtet
der Bielefelder Historiker Bernd J.
Wagner. Er hält es für wahrscheinlich, dass bei einem Luftangriff eine
Bombe früher oder später abgeworfen worden ist und das Haus An der
Krücke  getroffen hat. Dies könnte
möglicherweise bei dem ersten großen Angriff am . Juni  passiert
sein, der dem Dürkoppviertel galt.
Insgesamt verloren in Bielefeld bei
den Bombardierungen während des
Zweiten Weltkrieges . Menschen
ihr Leben, und es wurden .
Wohnungen teilweise oder ganz
zerstört. Den schwärzesten Kriegstag
erlebten die Bielefelder am . September  – danach lag die komplette Altstadt in Trümmern.
Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft mbH Carlmeyerstraße  D- Bielefeld Tel. .   Fax .  
Notruf .    e-mail: [email protected] internet: www.bgw-bielefeld.de
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