Erste Hilfe Skriptum - Ordination Dr. Helmut Pailer

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Erste Hilfe
Bacic Life Support
Skriptum
von
Dr. Helmut Pailer
Dr. Helmut Pailer 2007
I
Inhalt
Aspekte
Herz-Lungen-Wiederbelebung Basic Life Support
Fachgesellschaften und Richtlinien
13
Definition: 1
Geschichte der Wiederbelebung 14
Ursachen und Formen des Kreislaufstillstandes
2
Quellenangaben
Erkennen eines Kreislaufstillstandes 2
Basismaßnahmen der Reanimation
Beginn der Wiederbelebungsversuche
Freimachen der Atemwege
Herzdruckmassage
12
4
5
5
Literatur
17
18
Weblinks 18
Bewusstlosigkeit:
Der Kollaps:
19
Diabetisches Koma: 19
Beatmung 7
Hypoglykämisches Koma: 19
Abbruch der Wiederbelebungsversuche 7
Urämisches Koma:
Erweiterte Maßnahmen
Epilepsie:
Algorithmus der kardiopulmonalen Reanimation
8
Schlaganfall:
19
Giftentfernung aus dem Auge
Defibrillation und Schrittmachertherapie 8
Atemwegssicherung
Medikamente
9
9
Besonderheiten bei Neugeborenen,
Säuglingen und Kindern 10
Prognose 11
Post Resuscitation Care – Therapeutische
Hypothermie
12
Ethische, rechtliche und psychische
Dr. Helmut Pailer 2007
II
Herz-Lungen-Wiederbelebung - Basic Life Support
Definition:
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Unter einer Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) oder Kardiopulmonalen Reanimation (CPR) bzw. Basic Life Support (BLS) versteht man das Durchführen von Maßnahmen,
die einen Atem- und Kreislaufstillstand beenden sollen. Dabei
lassen sich Basismaßnahmen, die im Rahmen der lebensrettenden Sofortmaßnahmen durchgeführt werden, von erweiterten Maßnahmen unterscheiden. Gelegentlich bezieht sich der
Begriff auch nur auf die Basismaßnahmen.
Basismaßnahmen, die sowohl von Laien als auch von professionellen Helfern durchgeführt werden müssen, umfassen das
Erkennen des Kreislaufstillstandes, Absetzen eines Notrufes,
Freimachen der Atemwege, Beatmung des Patienten und die
Durchführung einer Herzdruckmassage. Das Ziel dieser Maßnahmen ist die Versorgung lebenswichtiger Organe mit Sauerstoff.
Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW)
oder Kardiopulmonalen Reanimation
(CPR) bzw. Basic Life Support (BLS)
1.) Basismaßnahmen
2.) erweiterten Maßnahmen
Erweiterte Maßnahmen, die von Mitarbeitern des Rettungsdienstes, Notarzt und medizinischem Fachpersonal im Krankenhaus durchgeführt werden, haben zum Ziel, den Kreislaufstillstand zu beenden und eine regelmäßige Herzaktion wiederherzustellen. Dabei kommen die Gabe von Medikamenten, die
endotracheale Intubation, die Defibrillation und äußere (transkutane) Herzschrittmacher zum Einsatz.
Die Prognose für wiederbelebte Patienten ist schlecht, da Hilfsmaßnahmen meist erst mit deutlicher Verzögerung zum Einsatz
kommen. Die längerfristige Überlebensrate liegt laut aktueller
Erhebungen zwischen zwei und sieben Prozent. Ursache und
Dauer des Kreislaufstillstands sowie die Zeit bis zur Beseitigung der Ursache des Kreislaufstillstands beeinflussen die Prognose entscheidend.
Die Durchführung der Reanimation wird in wissenschaftlich
basierten Richtlinien beschrieben. Aktuell sind die Reanimationsrichtlinien des European Resuscitation Council (ERC)
von 2005, die diesem Artikel zu Grunde liegen. Die praktische
Umsetzung und Durchführung wird in verschiedenen Ländern,
medizinischen Institutionen und Hilfsorganisation davon abweichen.
Dr. Helmut Pailer 2007
Richtlinien:
European Resuscitation Council (ERC)
von 2005
1
Ursachen und Formen des Kreislaufstillstandes
Die häufigste außerklinische Ursache eines Kreislaufstillstand
im Sinne eines Notfalls ist in westlichen Industrienationen mit
über 82 % der plötzliche Herztod, bedingt durch Herzinfarkt
oder Herzrhythmusstörungen. Weitere innere Erkrankungen
wie Lungenerkrankungen (beispielsweise Lungenembolie),
Erkrankungen des Gehirns (beispielsweise Schlaganfall) und
andere haben einen Anteil von etwa 9 %. In weiteren 9 % sind
äußere Einwirkungen wie Unfall, Ersticken, Vergiftung, Ertrinken, Suizid oder Stromunfall die Ursache des Kreislaufstillstandes. [1]
Die Datenlage über die Häufigkeit von Wiederbelebungsmaßnahmen bei Kreislaufstillstand ist unvollständig.
Besonders für die Maßnahmen der erweiterten Therapie ist die
Unterscheidung von hyperdynamen (defibrillierbaren, elektrisch aktiven, hypersystolischen) und hypodynamen (nichtdefibrillierbaren, elektrisch inaktiven, asystolischen) Kreislaufstillständen wichtig. Bei der hyperdynamen Form zeigen
Muskel und Reizleitungssystem des Herzens eine Aktivität, die
jedoch ungeordnet ist. Es findet keine koordinierte Herzarbeit
und damit kein wesentlicher Auswurf von Blut in den Kreislauf mehr statt. Pulslose ventrikuläre Tachykardie (ventricular
tachycardia, VT), Kammerflattern und Kammerflimmern
(ventricular fibrillation, VF) sind mögliche Ursachen dieser Art
des Kreislaufstillstandes.
Sie geht nach einigen Minuten unweigerlich in die hypodyname Form über, bei der keine elektrische Aktivität mehr
nachweisbar ist und die als Asystolie bezeichnet wird. Eine
Sonderform ist die elektromechanische Entkoppelung
(EMD, PEA), bei der zwar eine geordnete elektrische Aktivität
beobachtet wird, diese jedoch keine Auswurfleistung in Form
einer Pulswelle mehr bewirkt.
Erkennen eines Kreislaufstillstandes
Bewusstseinskontrolle: Ansprechen - Berühren Schütteln
Um einen Kreislaufstillstand zu erkennen, werden die Vitalfunktionen Bewusstsein und Atmung des Patienten überprüft.
Eine Überprüfung der Kreislauftätigkeit entfällt für Laienhelfer, da bei Atemstillstand meist auch kein Kreislauf vorhanden ist und die Überprüfung für einen Ungeübten nicht sicher
durchführbar ist.
Ansprechen: Unter Beachtung der eigenen Sicherheit prüft
der Helfer über Kontaktaufnahmeversuche den Bewusstseinszustand des Patienten. Zunächst wird er deutlich angesprochen,
beispielsweise gefragt, wie es ihm geht und beruhigend eine
Hand auf seine Schulter gelegt.
Berühren - Schütteln: Wenn er darauf nicht reagiert, kann
durch kleine Schmerzreize wie Kneifen (besonders effektiv
seitlich am Hals) herausgefunden werden, ob der Patient noch
Dr. Helmut Pailer 2007
Ursachen des Kreislaufstillstandes:
82 % der plötzliche Herztod (Herzinfarkt
oder Herzrhythmusstörungen)
9% innere Erkrankungen (Lungenembolie, Schlaganfall und andere
9% äußere Einwirkungen wie Unfall, Ersticken, Vergiftung, Ertrinken, Suizid oder
Stromunfall
Beim Kreislaufstillstand unterscheidet
man:
Hyperdynam (defibrillierbaren, elektrisch aktiven, hypersystolischen)
Hypodynam (nicht-defibrillierbaren,
elektrisch inaktiven, asystolischen)
Bewusstseinskontrolle:
Ansprechen - Berühren - Schütteln
2
auf Außenreize reagiert.
Hilferuf-Notruf: Bei bewusstlosen Patienten wird empfohlen,
umgehend einen Notruf abzusetzen oder zu veranlassen.
Kopf überstrecken: Anschließend wird der Kopf des Patienten durch den lebensrettenden Handgriff überstreckt, indem er
unter dem Kinn und am Oberkopf gefasst und in den Nacken
gebeugt wird.
Atemkontrolle: Sehen - Hören - Fühlen: Gleichzeitig wird
die Atemtätigkeit geprüft. Dazu wird das eigene Gesicht seitlich über Mund und Nase des Patienten gehalten, um das Atemgeräusch zu hören, die Ausatemluft an der Wange zu fühlen und
die Atembewegungen des Brustkorbes und der Bauchdecke zu
beobachten.
Notruf absetzten:
Rettung: 144
Notfall-Handy,
Notfall-Pieper
Atemkontrolle:
Sehen - Hören - Fühlen
Patient ist bewusstlos, aber atmet noch: Ein atmender Patient
wird in die stabile Seitenlage gebracht.
Stabile Seitenlage
Stabile Seitenlagerung
1
Patient ist bewusstlos und atmet nicht:
Findet sich beim Patienten keine normale Atmung, beginnt der
Ersthelfer mit den Basismaßnahmen der Reanimation.
Medizinisches Personal führt die Überprüfung der Vitalfunktionen mit ausführlicheren Maßnahmen durch. Vor der Überprüfung der Atmung wird zusätzlich der Mundraum auf das Vorhandensein von Fremdkörpern oder Erbrochenem inspiziert.
Diese werden gegebenenfalls entfernt. Dies kann mit Hilfe der
Finger, einer Absaugpumpe oder einer Magill-Zange geschehen.
Nach der Überprüfung der Atmung erfolgt zusätzlich eine Kreislaufkontrolle. Dabei wird neben der Beachtung allgemeiner Lebenszeichen von ausgebildetem Personal auch der Carotis-Puls
getastet. Beim Eintreffen eines EKG/Defibrillator-Gerätes wird
der Herzrhythmus elektrokardiografisch analysiert. Die einzuleitenden Maßnahmen unterscheiden sich nicht wesentlich von
der Durchführung durch Laien.
Eine Ausnahme ist der Patient, der keine Atmung aufweist, aber
einen tastbaren Puls hat; dieser wird initial beatmet, ohne dass
eine Herzdruckmassage durchgeführt wird.
2
3
4
Dr. Helmut Pailer 2007
3
Basismaßnahmen der Reanimation
Die Basismaßnahmen, in der internationalen Fachsprache auch
als basic life support (BLS) bezeichnet [3], dienen der Aufrechterhaltung eines minimalen Kreislaufes im Körper des
Patienten mittels Herzdruckmassage und Mund-zu-MundBeatmung oder Mund-zu-Nase-Beatmung (siehe Atemspende). Sie sollen die Zeit bis zur Anwendung erweiterter Therapiemaßnahmen überbrücken, ohne dass lebenswichtige Organe
des Patienten irreversibel geschädigt werden. Dies betrifft vor
allem das Gehirn, welches durch Sauerstoffmangel schon nach
wenigen Minuten Schäden nimmt. Der durch die Basismaßnahmen erzielbare Blutfluss entspricht etwa 30 % des gesunden
Kreislaufes.
Die Abfolge nach der Feststellung eines Atem-Kreislaufstillstands (siehe oben) lautet wie folgt:
Herzdruckmassage
und Beatmung
Herzdruckmassage
(30x) ––Freimachen
der Atem(30x)
(2x)
wege und Beatmung (2x)
Die Basismaßnahmen können von einem oder auch zwei Helfern durchgeführt werden. Das Verhältnis von Herzdruckmassage zu Beatmung ist davon unabhängig und wurde in den neuesten Empfehlungen auf 30 Herzdruckmassagen zu 2 Atemspenden geändert. Der Herzdruckmassage kommt ein höherer
Stellenwert zu. Sie soll auch allein angewandt werden, wenn
eine Beatmung nicht möglich ist.
Zunehmend stehen auch an zentraler Stelle in öffentlichen Gebäuden speziell für den Einsatz durch Laien konzipierte, halbautomatische Defibrillatoren (public access defibrillators, PAD)
zur Verfügung. Diese führen den ungeschulten Anwender mit
Sprachanweisungen sicher durch die Defibrillation und geben
teilweise auch Anweisungen zur eventuell nötigen kardiopulmonaren Reanimation.
Zu den Basismaßnahmen zählt auch, mittels eines Notrufes
unverzüglich den Rettungsdienst anzufordern. Dieser führt die
Basismaßnahmen auf dieselbe Art durch, allerdings mit einigen
Ergänzungen, wie dem präkordialen Faustschlag, der nur für
professionelle Helfer und nur bei direkt beobachtetem Eintreten des Kreislaufstillstandes empfohlen wird. Zusätzlich stehen
technische Hilfsmittel wie beispielsweise Beatmungsbeutel zur
Verfügung.
Beginn der Wiederbelebungsversuche
Jeder, der eine reglose Person auffindet, ist gesetzlich verpflichtet, nach bestem Wissen unverzüglich Erste Hilfe zu leisten.
Die Frage, ob sich ein Versuch überhaupt noch lohnt, kann von
Laien nicht mit ausreichender Sicherheit beantwortet werden.
Sichere Todeszeichen sind nur für entsprechend qualifizierte
Personen von vermeintlichen Todeszeichen wie niedriger Körpertemperatur, Steife, starrem Blick und ähnlichem zu unterscheiden. Einzige Ausnahme sind Körper, welche bereits starDr. Helmut Pailer 2007
Unsichere Todeszeichen:
Bewusstlosigkeit, keine Atmung, kein
Puls, Hautblässe, Abkühlung, Areflexie,
Lähmung
Sichere Todeszeichen:
Mit dem Leben nicht vereinbare Verletzungen
Verwesung
4
ke Anzeichen einer Verwesung aufweisen oder Verletzungen
zeigen, die mit dem Leben unvereinbar sind (beispielsweise
Enthauptung). In allen anderen Fällen ist umgehend ein Notruf
abzusetzen und mit Wiederbelebungsversuchen zu beginnen.
Freimachen der Atemwege
In neutraler Kopfposition fällt beim liegenden Patienten die
Zunge in den Rachenraum zurück und verlegt die Atemwege.
Um eine Atmung oder Beatmung zu ermöglichen muss daher
der Kopf überstreckt werden.
Weitere Maßnahmen zur Sicherung der Atemwege werden vom
Laien nicht durchgeführt. Besteht der Verdacht, dass Fremdkörper die Atemwege verlegen, wird bei Bewusstlosen mit der
Reanimation begonnen. Ist ein Patient mit Fremdkörpern in
den Atemwegen noch bei Bewusstsein, wird versucht, diese
durch hustenauslösende, kräftige Schläge zwischen die Schulterblätter oder durch wiederholten Druck auf den Oberbauch
(Heimlich-Handgriff) zu entfernen. Das letztgenannte Manöver
ist zwar umstritten, wird aber in den Wiederbelebungs-Leitlinien neuerdings wieder empfohlen.
Der professionelle Helfer führt zusätzliche Maßnahmen wie den
Esmarch-Handgriff durch. Im Gegensatz zum Laien stehen
ihm in dieser Phase zudem einige Hilfsmittel zur Verfügung. Er
kann beispielsweise durch Einlegen eines Guedel-Tubus verhindern, dass die Zunge zurückfällt.
Herzdruckmassage
Bei der Herzdruckmassage wird das Herz durch Druck auf das
Brustbein in Richtung Wirbelsäule gepresst. Dabei erhöht sich
der Druck im Brustkorb und Blut wird aus dem Herzen in den
Kreislauf ausgeworfen. In der Entlastungsphase füllt sich das
Herz erneut mit Blut.
Als vorbereitende Maßnahme muss der Patient flach in Rückenlage auf einer harten Fläche gelagert und sein Brustkorb frei gemacht werden. Um den richtigen Druckbereich zu finden, wird
zunächst mit den Zeigefingern das oberen und unteren Ende
des Brustbeins ertastet und dieses dann mit den Daumen grob
geschätzt in Drittel aufgeteilt. Der optimale Druckpunkt liegt
im oberen Bereich des unteren Brustbeindrittels. Wird über
oder unter diesem Punkt angesetzt, ist die Herzdruckmassage
zwar weniger effektiv, aber dennoch hilfreich.
Das Brustbein wird 30-mal in Folge kurz und kräftig herunter
gedrückt. Die Eindrucktiefe beträgt etwa vier bis fünf Zentimeter. Zwischen zwei Pumpstößen soll der Brustkorb komplett
entlastet werden, damit sich das Herz wieder mit Blut füllen
kann. Die angestrebte Frequenz der Herzdruckmassage liegt
bei gut 100 Kompressionen pro Minute.
Die richtige Körperhaltung erleichtert dem Helfer die Arbeit. Er
kniet aufrecht neben dem Patienten, seine Schultern befinden
sich senkrecht über dem Brustbein des Patienten. Der Helfer
drückt rhythmisch mit dem Gewicht seines Oberkörpers, während seine Arme gestreckt und die Ellenbogen durchgedrückt
sind.
Dr. Helmut Pailer 2007
Die angestrebte Frequenz der Herzdruckmassage liegt bei gut 100 Kompressionen pro Minute
5
Beatmung
Mund-zu-Mund-Beatmung
Die Beatmung ohne weitere Hilfsmittel erfolgt als Mund-zuNase- oder Mund-zu-Mund-Beatmung (siehe Atemspende).
Üblich in Deutschland und Europa ist die Mund-zu-Nase-Beatmung, da diese sicherer durchführbar ist. Der Kopf des Betroffenen wird dabei überstreckt. Der Mund muss bei der Mundzu-Nase-Beatmung, die Nase bei der Mund-zu-Mund-Beatmung verschlossen werden. Der Helfer atmet normal ein und
bläst dann langsam Luft in Mund oder Nase des Patienten. Das
Volumen ist richtig gewählt, wenn sich der Brustkorb sichtbar
hebt. Die Beatmungsphase sollte etwa eine Sekunde betragen,
die Beatmung wird sofort einmal wiederholt.
Um die Hygiene zu verbessern und eventuell vorhandenen Ekel
zu überwinden, gibt es verschiedene Beatmungshilfen wie Beatmungsfolien mit einem Filter und verschiedene Arten von
Taschenmasken, deren Einsatz allerdings Übung erfordert.
Wenn der Verdacht einer Vergiftung mit Kontaktgiften (beispielsweise Pflanzenschutzmitteln wie Parathion) besteht, sollte auf die Atemspende verzichtet werden.
Mitarbeiter des Rettungsdienstes verwenden zur Beatmung
einen Beatmungsbeutel, oft in Verbindung mit einem Guedeltubus. Die Atemluft lässt sich dabei zusätzlich mit Sauerstoff
anreichern, wobei Konzentrationen von fast 100 % erreicht
werden können.
Abbruch der Wiederbelebungsversuche
Einmal begonnen ist die Herz-Lungen-Wiederbelebung ohne
Unterbrechung fortzuführen. Erst wenn Rettungsfachpersonal
eingetroffen ist und die HLW weiterführt, werden die Ersthelfer von ihren Pflichten entbunden. Über einen Abbruch der
Maßnahmen darf allein ein Arzt entscheiden, da nur dieser die
Kompetenz besitzt, einen Menschen offiziell für tot zu erklären.
Die Herz-Lungen-Wiederbelebung kann allerdings besonders
für ungeübte Helfer recht anstrengend sein. Wenn die daraus
resultierende gesundheitliche Belastung eines Ersthelfers bedrohliche Ausmaße annimmt, ist er ebenfalls von seiner Pflichten entbunden, weil auch hier der Eigenschutz von Ersthelfern
prinzipiell vorgeht. Sind mehrere Helfer anwesend, sollten sich
diese daher stets die Arbeit untereinander aufteilen und sich
abwechseln.
Dr. Helmut Pailer 2007
Abbruch der Wiederbelebungsversuche:
Wenn die daraus resultierende gesundheitliche Belastung eines Ersthelfers bedrohliche Ausmaße annimmt, ist er ebenfalls von seiner Pflichten entbunden, weil
auch hier der Eigenschutz von Ersthelfern
prinzipiell vorgeht
6
Erweiterte Maßnahmen
Algorithmus der kardiopulmonalen Reanimation
Ziel der erweiterten Maßnahmen, auch als advanced life support (ALS, Begriff des ERC) oder advanced cardiac life support
(ACLS, Bezeichnung der AHA) bezeichnet, ist die Wiederherstellung eines physiologischen Herzrhythmus des Patienten.
Dergleichen sind die Atemwegssicherung mittels Intubation,
Anlage eines venösen Zuganges, die medikamentöse Basistherapie sowie die Therapie reversibler Ursachen des Kreislaufstillstandes. Bei der Therapie wird zudem, wie bereits beschrieben, zwischen defibrillierbaren und nicht-defibrillierbaren Formen des Kreislaufes unterschieden. Bei einem defibrillierbaren
Rhythmus, meist Kammerflimmern, hat die schnelle Anwendung eines Defibrillators oberste Priorität (Defibrillation vor
Intubation). Auch die Gabe von antiarrhythmischen Medikamenten kommt in Frage.
Der Ablauf der Maßnahmen wird in den Richtlinien des ERC
als Algorithmus beschrieben, wodurch eine standardisierte und
einheitliche Durchführung ermöglicht wird.[4]
Advanced life support (ALS):
Wiederherstellung eines physiologischen
Herzrhythmus
Atemwegssicherung mittels Intubation
Anlage eines venösen Zuganges
die medikamentöse Basistherapie
Defibrillation vor Intubation
Defibrillation und Schrittmachertherapie
Siehe auch: Defibrillation, Defibrillator
Die Defibrillation ist bei Kammerflimmern, Kammerflattern
und pulsloser ventrikulärer Tachykardie das Mittel der Wahl,
bei Asystolie jedoch nicht angezeigt. Bei Defibrillatoren mit
monophasischem Impuls wird ein Schock von 360 Joule appliziert, bei solchen mit biphasischem Schockverlauf 100–150
Joule beim ersten, 150–360 bei allen weiteren Schocks. Durch
diesen Stromstoß kann die ungeordnete elektrische Aktivität
des Herzmuskels durchbrochen und ein Neustart mit regulärem
Rhythmus ermöglicht werden. Direkt nach einer jeden Defibrillation wird zunächst mit Herzdruckmassage und Beatmung im
Verhältnis 30:2 für zwei Minuten fortgefahren. Erst dann wird
eine erneute Rhythmus- und Pulskontrolle durchgeführt.
AED-Fred
Eine Entwicklung der letzten Jahre ist die zunehmende Verbreitung von automatisierten Defibrillatoren an öffentlichen Plätzen. Diese als public accessed defibrillator (PAD) bezeichneten
Geräte verfügen über eine automatisierte Rhythmuserkennung.
Mittels akustischer Anleitung führen sie Laien sicher durch
eine Defibrillation. Das Gerät diagnostiziert selbstständig das
vorliegende Problem und sagt dem Anwender genau, was zu
tun ist. Ist eine Defibrillation notwendig, braucht der Helfer nur
der Ansage folgend den Auslöseknopf zu drücken.
Bei pulsloser elektrischer Aktivität oder bei Asystolie mit PWellen im EKG kann der Einsatz eines transkutanen Schrittmachers erwogen werden.
Dr. Helmut Pailer 2007
7
Atemwegssicherung
Die endotracheale Intubation gilt als Goldstandard bei der
Atemwegssicherung im Rahmen der Reanimation. Dabei wird
ein Tubus durch Mund oder Nase zwischen den Stimmlippen
des Kehlkopfes (Larynx) hindurch in die Luftröhre (Trachea)
geschoben. Vorteile der Intubation sind Schutz vor Aspiration
von Mageninhalt, die Möglichkeit der kontrollierten manuellen oder maschinellen Beatmung sowie die mögliche Medikamentengabe durch den Tubus. Da die endotracheale Intubation
einen erhöhten Schwierigkeitsgrad aufweist, sollen laut Richtlinien nur geübte und erfahre Helfer diese Methode anwenden.
Als Alternativen werden der Einsatz von Larynxtubus, Kombitubus und besonders der sehr anwendungssicheren Larynxmaske empfohlen.[5]
Für die Intubation sollte die HLW nicht oder nur kurz unterbrochen werden. Ein Intubationsversuch soll nicht länger als
30 Sekunden dauern, bevor mit der Beutelbeatmung fortgefahren wird. Die korrekte Lage des Tubus muss klinisch (etwa
Atemgeräusch über den Lungen) oder durch den Nachweis von
CO2 (Kapnometrie) in der ausgeatmeten Luft überprüft werden. Nach erfolgreicher Intubation wird die Herzdruckmassage
kontinuierlich, die Beatmung mit einer Frequenz von 10/min
fortgeführt.
Medikamente
Adrenalin (Suprarenin®)
Die Medikamentengabe erfolgt bevorzugt intravenös, da dieser Zugang schnell und sicher ist. Eine Alternative ist die Gabe
über einen intraossären Zugang durch Punktion des Knochenmarks, die oft bei kleinen Kindern angewandt wird. Die Gabe
von Medikamenten durch den Tubus (endobronchiale Applikation) ist ebenfalls möglich, wobei aber eine sichere Resorption
und ein Anstieg des Plasmaspiegels nicht gewährleistet sind.
Eine intrakardiale Gabe direkt in das Herz ist veraltet und wird
nicht durchgeführt.
Adrenalin ist das Standardmedikament der Reanimation. Es
wird aufgrund seiner α-adrenergen vasokonstriktorischen Eigenschaften gegeben, die zu einer Verengung der peripheren
Blutgefäße führen, was die Durchblutung von Herz und Gehirn
verbessert. Die Dosierung beträgt 1 mg alle 3–5 Minuten intravenös, oder 2–3 mg endobronchial, jeweils auf 10 ml verdünnt.
Die Hoffnungen, die in das ebenfalls gefäßverengende Vasopressin (40 IE einmalig) als Alternative zu Adrenalin gesetzt
wurden, haben sich nicht erfüllt. Mehrere große randomisierte Studien konnten keinen Überlebensvorteil bei der Gabe von
Vasopressin nachweisen.[6] Da die Datenlage insgesamt jedoch
als ungenügend bewertet wird, gibt es weder eine Empfehlung
für noch gegen die Gabe von Vasopressin.
Bei anhaltendem Kammerflimmern oder Kammertachykardie
und dreimaliger erfolgloser Defibrillation wird das Antiarrhythmikum Amiodaron (300 mg) gegeben. Es hat das zuvor übliche
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8
Lidocain in den Empfehlungen abgelöst.[7].
Bei einer Asystolie oder einer pulslosen elektrischen Aktivität
mit einer Frequenz von weniger als 60/min ist die Gabe von
Atropin angezeigt. Die Dosierung beträgt einmalig 3 mg.
Die früher praktizierte „Pufferung“ der Azidose (Übersäuerung) des Kreislaufs im Rahmen eines Kreislaufstillstandes
mit Natriumbicarbonat ist routinemäßig nicht mehr gerechtfertigt. Bei schweren Azidosen kann die Gabe von kleinen Dosen
(50 ml einer Konzentration von 8,4 %) erwogen werden. Bei
speziellen Rhythmusstörungen kann weiterhin die Gabe von
Magnesiumsulfat in Betracht kommen. Für den Einsatz eines
Thrombolytikums bei Verdacht auf einen Herzinfarkt liegen
nur ungenügende Daten vor; er sollte jedoch bei Verdacht auf
Lungenembolie erwogen werden.
Besonderheiten bei Neugeborenen, Säuglingen und Kindern
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen; daher gilt es auch
im Rahmen der HLW einige Besonderheiten zu beachten.[8]
Nochmals unterschieden wird zudem zwischen Säuglingen
(bis etwa 12 Monate) und älteren Kindern (ab etwa 12 Monate bis zum Erreichen der Pubertät).
Während bei Erwachsenen Kreislaufstillstände meist kardial bedingt sind, ist bei Säuglingen und Kindern häufig eine
Störungen der Atmung ursächlich („sekundärer Herzstillstand“).[9] Da Behinderungen der Atmung mit ungleich höherer Wahrscheinlichkeit erfolgreich behoben werden können
als Schädigungen des Herzens, besitzen Kinder weit größere
Chancen, einen Kreislaufstillstand zu überleben. Im Sinne einer
kausalen Therapie werden bei Kindern deswegen vor Beginn
der Herzdruckmassage zunächst gleich fünf Atemhübe hintereinander gegeben. Als eine weitere Besonderheit wird zur
Beatmung speziell bei Säuglingen der Kopf nicht überstreckt,
sondern nahezu in der Neutralposition belassen (Schnüffelstellung). Die Beatmung erfolgt wegen der Körpergröße der
Patienten bei Neugeborenen und Säuglingen über Mund und
Nase gleichzeitig (Mund zu Mund und Nase).
Zur Durchführung der Herzdruckmassage wird bei Kindern
nur ein Handballen benutzt. Für Säuglinge verwendet man
zwei Finger oder umfasst den Brustkorb mit beiden Händen und drückt ihn mit den Daumen ein (bei Zusammenarbeit
von zwei Helfern). Die Drucktiefe sollte etwa 1/3 des Brustkorbumfanges betragen. Die Abfolge nach den fünf initialen
Atemhüben beträgt für den Ersthelfer – genau wie beim
Erwachsenen – 30 Herzdruckmassagen zu 2 Beatmungen;
für medizinisches Personal gilt ein Druckverhältnis von 15:2,
wenn mehrere Helfer anwesend sind.
Prinzipiell erfolgt die Durchführung der Herz-Lungen-Wiederbelebung wie beim Erwachsenen und wird lediglich dem
Körperbau von Kindern und Säuglingen angepasst. Im Zweifelsfall ist nach dem Schema für Erwachsene zu verfahren, da,
Dr. Helmut Pailer 2007
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen
Kreislaufstillstände werden häufig
durch eine Störung der Atmung verursacht
Daher werden am Anfang einer Reanimation von Säuglingen und Kinder fünf
Atemhübe gespendet, erst dann wird
mit der Herzdruckmassage begonnen
Kopf bei Kindern NICHT überstrecken. Andere Anatomie!
Beatmung in der Neutralposition
Herzdruckmassage mit einem Handballen, bei Säuglingen mit zwei Fingern
oder Brustkorb mit Händen umgreifen und Kompression mit den Daumen
ausführen
Verhältnis bei Reanimation:
Für Ersthelfer:
Herzdruckmassage - Beatmung
30
2
9
wie die Richtlinien ausdrücklich betonen, das zeitige Beginnen
von Maßnahmen wichtiger ist als eine an das Alter angepasste
Durchführung.[10]
Beim Einsatz eines automatischen externen Defibrillators
(AED) sollten nach Möglichkeit Säuglings-/Kinderelektroden
verwendet werden. Alternativ sind auch Erwachsenenelektroden einsetzbar.
Prognose
Die Überlebensraten bei einem Kreislaufstillstand hängen von
vielen Faktoren ab. Die zugrunde liegende Ursache, Alter und
Vorerkrankungen des Betroffenen wie auch der Zeitpunkt bis
zur Einleitung von Reanimationsmaßnahmen sind Faktoren,
die diese Rate entscheidend mitbestimmen, weswegen allgemeine Aussagen zur Prognose schwierig sind. Die langfristige
Prognose nach einer primär erfolgreichen Reanimation wird
von der Grunderkrankung bestimmt.
Von den menschlichen Organen reagieren die Nervenzellen
des Gehirns am empfindlichsten auf Sauerstoffmangel. Schon
drei bis fünf Minuten nach Beginn des Kreislaufstillstands
besteht die Gefahr von bleibenden Hirnschäden. Deshalb sind
neben dem Überleben die neurologischen Folgeschäden ein
weiterer wichtiger Aspekt bei der Wiederbelebung. Eine Vielzahl von Patienten, die einen Kreislaufstillstand überlebt haben, trägt solche Schäden davon.
Die Zeit, die bis zum Beginn von Reanimationsmaßnahmen
vergeht, ist der wichtigste der die Prognose beeinflussenden
Faktoren. Pro Minute, die bis zum Beginn der Herz-Lungen-Wiederbelebung verstreicht, verringert sich die Überlebenswahrscheinlichkeit des Patienten um etwa 10 %. So
sind bei Herzdruckmassage mit Beatmung und einer Defibrillation innerhalb der ersten drei bis fünf Minuten Überlebensraten
von 50–75 % möglich, die danach stark abfallen. Da in den europäischen Ländern die Frist bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes meist bei acht Minuten oder mehr liegt, sind die Maßnahmen von anwesenden Laien für das Überleben des Patienten
entscheidend. Ein schneller Notruf, ein schneller Beginn von
Basismaßnahmen und erweiterten Maßnahmen, insbesondere
der Defibrillation, verdoppeln bis verdreifachen insgesamt die
Überlebensquote, bei Erwachsenen wie bei Kindern.[3][11]
Gehirn:
Schon drei bis fünf Minuten nach Beginn
des Kreislaufstillstands besteht die Gefahr
von bleibenden Hirnschäden
Pro Minute, die bis zum Beginn der
Herz-Lungen-Wiederbelebung
verstreicht, verringert sich die Überlebenswahrscheinlichkeit des Patienten
um etwa 10 %
Die Ursache des Kreislaufstillstandes ist ein weiterer wichtiger
prognostischer Faktor. Während kardiale Ursachen nach einem
Jahr eine Gesamtüberlebensrate von etwa 7 % aufweisen, liegt
diese bei den anderen Ursachen bei nur etwa 2 %.[1]
Eine besonders schlechte Erfolgsquote haben Reanimationen
bei Kreislaufstillständen, die durch Traumata verursacht sind.
Das Gesamtüberleben liegt hier bei nur 2,2 % (0–3,7 % in verschiedenen Studien). Fast alle Überlebenden dieser Gruppe tragen Hirnschäden davon (> 99 %).[12]
Dr. Helmut Pailer 2007
10
Post Resuscitation Care – Therapeutische Hypothermie
Eine milde Hypothermie kann für bewusstlose Erwachsene
nach einem Herzstillstand von Nutzen sein. Bei spontaner Zirkulation nach präklinischem Kammerflimmern wird eine Abkühlung auf 32–34° Celsius für 12–24 Stunden sogar eindeutig
empfohlen. Für Kinder ist diese Behandlung hingegen nicht
geeignet.[13]
Hypothermie: Abkühlen der Körperkerntemperatur
Ethische, rechtliche und psychische Aspekte
In vielen ethischen Aspekten der Reanimation herrscht ein weites Spektrum an Sichtweisen in Europa, die schwer einschätzbar und von nationalen Einflüssen geprägt sind. [...] Für viele
ethische Fragen kann es deshalb keine eindeutigen und richtigen Antworten geben.
Bei einem Kreislaufstillstand stellt sich unweigerlich die Frage
nach dem Sinn von Reanimationsmaßnahmen und deren Abbruch. Diese Entscheidungen werden durch individuelle, international und lokal kulturelle, rechtliche, traditionelle, religiöse,
soziale und ökonomische Faktoren beeinflusst.[14] [15] Sie ist
neben vielen anderen Fragen Thema der Medizinethik bzw. der
Ethik allgemein.
An eine Patientenverfügung, in der die Unterlassung von Wiederbelebungsmaßnahmen formuliert sein kann, ist der behandelnde Arzt zur Berücksichtigung der Patientenautonomie gebunden. Derartige Willensäußerungen eines Patienten werden
in der Regel berücksichtigt, wenn die Patientenverfügung bekannt ist und Anweisungen für die tatsächlich eingetretene Situation enthält.
Im präklinischen Bereich jedoch ist eine Prüfung unter dem
situationsbedingten Zeitdruck oft schwierig bis unmöglich, so
dass trotz einer Verfügung eine Reanimation begonnen wird.
In der Haltung des medizinischen Personal zu schriftlichen Vorausverfügungen gibt es international erhebliche Abweichungen.
Neben dem Beginn von Reanimationsmaßnahmen wird auch
deren Beendigung kontrovers diskutiert. Eindeutige Zeichen,
die mit einem möglichen Erfolg oder Misserfolg einer Wiederbelebung korrelieren, sind bisher in keiner Studie eindeutig
belegt worden. Sind die therapeutischen Möglichkeiten ausgeschöpft, dauert eine erfolglose Reanimation lange an oder sind
keine Aussichten auf ein akzeptables Überleben gegeben, kann
der behandelnde Arzt die Maßnahmen beenden.[16] Allgemeine Entscheidungsregeln zu dieser in den meisten Ländern legalen passiven Sterbehilfe beim Abbruch der Maßnahmen, sowie
auch zur Beendigung der Behandlung im persistierenden vegetativen Zustand nach einer Reanimation, kann es nicht geben.
Vor allem in den Ländern des angelsächsischen Sprachraums
wird die Entscheidung zur Nicht-Aufnahme oder Beendigung
der Wiederbelebung durch nichtärztliches Personal getroffen.[17] Diese Vorgangsweise wird in anderen Ländern strikt
abgelehnt.
Dr. Helmut Pailer 2007
Ethnische Aspekte der Reanimation
sind abhängig von:
Nationalen Einflüssen
Internationalen Einflüssen
Rechtlichen Einflüssen
Kulturellen Einflüssen
Traditionellen Einflüssen
Religiösen Einflüssen
Sozialen Einflüssen
Ökonomischen Einflüssen
Die Patientenverfügung:
11
Sehr unterschiedliche Sichtweisen gibt es bei der Frage der
Forschung und Ausbildung an gerade Verstorbenen.[18] Insbesondere im islamisch geprägten Kulturkreis, zunehmend aber
auch in westlichen Staaten, insbesondere in den USA, wird dies
abgelehnt. Verschiedene Fachgesellschaften sehen die Zukunft
der Forschung in diesem Bereich durch die zunehmend striktere Gesetzgebung in vielen Ländern gefährdet.
Das Konzept der Anwesenheit von Angehörigen während der
Reanimation entstand in den 1980er Jahren. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass es zur Bewältigung dieses belastenden Ereignisses beitragen kann. Dieses Vorgehen ist in vielen
europäischen Ländern dabei, akzeptierte Praxis zu werden.[19]
Eine wichtige Entwicklung ist die Unterstützung von traumatisierten Angehörigen nach erfolgloser Reanimation durch Kriseninterventionteams.
Auch für Ärzte und Mitarbeiter des Rettungsdienstes stellt eine
Reanimation einen psychisch belastenden Einsatz dar. In besonderem Maße betrifft dies die Wiederbelebung von Kindern.
Mögliche Folge bei diesen Berufsgruppen ist die Ausbildung
von posttraumatischen Belastungsstörungen und Burnout-Syndrom. Parallel zur Krisenintervention bei Angehörigen stehen
für die Bewältigung besonders traumatisierender Erfahrungen
Methoden für die Helfer zur Verfügung, die Critical Incident
Stress Management (CISM) oder Stressbearbeitung nach belastenden Ereignissen (SbE) genannt werden.
Unterstützung von traumatisierten Angehörigen nach erfolgloser Reanimation
durch Kriseninterventionteams
Fachgesellschaften und Richtlinien
Fachgesellschaften wie die American Heart Association (AHA),
das European Resuscitation Council (ERC) sowie das International Liaison Committee on Resuscitation (ILCOR) veröffentlichen regelmäßig gemeinsame Richtlinien zur Durchführung
der Reanimation, die auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen fußen. Aktuell sind die Richtlinien von 2005, die von
den Ärztekammern einzelner Länder in verschiedenem Ausmaß übernommen und von Hilfsorganisationen, Krankenhäusern und anderen Institutionen mit Verzögerung und oft mit
Unterschieden umgesetzt werden.
In Deutschland haben sich die in der Bundesarbeitsgemeinschaft Erste Hilfe (BAGEH) vertretenen Hilfsorganisationen
und der „Deutsche Beirat für Erste Hilfe und Wiederbelebung
bei der Bundesärztekammer“ im Jahr 2002 auf einen nationalen Konsens geeinigt, der auf der vorhergehenden Version der
Reanimationsrichtlinien von 2000 basierte. Im März 2006 veröffentlichte die Bundesärztekammer Eckpunkte für eine Aktualisierung, die auf den ERC-Richtlinien von 2005 basieren.[13]
Zahlreiche Veröffentlichungen zu Reanimationsabläufen orientieren sich daran. In Deutschland baut die Deutsche Gesellschaft für Anästhesie und Intensivmedizin (DGAI) seit 2003
eine bundesweite Reanimationsdatenbank auf.
Dr. Helmut Pailer 2007
American Heart Association (AHA)
European Resuscitation Council (ERC)
International Liaison Committee on Resuscitation (ILCOR)
Aktuell sind die Richtlinien von 2005
12
Geschichte der Wiederbelebung
Schon seit Jahrhunderten wird versucht, Menschen, die keine
klaren Lebenszeichen mehr zeigen, wieder ins Leben zurückzurufen. Dabei gab es verschiedene Versuche, leblose Personen
durch laute Ansprache, Berührung, Atemspende und Thoraxkompression zu reanimieren.
Von Konfuzius (China, 500 v. Chr.) ist das folgende Zitat überliefert: „Der Retter eines Menschen ist größer als der Bezwinger einer Stadt.“
Trotz wachsender Erkenntnisse über die Funktionen des
menschlichen Körpers und die Zusammenhänge von Atmung
und Blutkreislauf entstanden Wiederbelebungsmethoden eigentümlichster Art und die Atemspende geriet immer wieder
in Vergessenheit.
Bereits 3000 v. Chr. hatten Hebammen die Atemspende bei
Neugeborenen angewandt.[20] Ein Erfinder der Atemspende
ist nicht bekannt, man weiß nur, dass die Methode uralt ist und
auch im Alten Testament der Bibel erwähnt wird. Im 2. Buch
der Könige, 4, 32–35 (etwa 700 v. Chr.) heißt es etwa:
„Und da Elisa ins Haus kam, siehe, da lag der Knabe tot auf
seinem Bett. Und stieg hinauf und legte sich auf das Kind, und
legte seinen Mund auf des Kindes Mund, und seine Augen auf
seine Augen und seine Hände auf seine Hände und breitete
sich so also über ihn, dass des Kindes Leib warm ward. Da
schnaubte der Knabe siebenmal; darnach tat der Knabe die Augen auf.“[20]
Lange Zeit bestimmte die Lehre des Galen von Pergamon aus
der Zeit der Spätantike die Vorstellungen von den Vorgängen
im menschlichen Körper. Erst im 17. Jahrhundert wurde Galens
Lehre von William Harveys Entdeckung des Blutkreislaufes abgelöst. Dieser beschrieb zum ersten Mal schlüssig und zusammenhängend den Blutkreislauf und die Aufgabe des Herzens
als Druckpumpe. Zuvor hatte bereits Andreas Vesalius Galens
Fehler aus der Tieranatomie verbessert.[21]
Die Londoner Royal Society demonstrierte 1667 die Beatmung
anhand des geöffneten Brustkorbs eines Hundes und die dabei
sichtbaren Belüftung der Lunge.
An einem Bergmann führte 1744 der Chirurg Tossach erstmals
eine erfolgreiche Mund-zu-Mund-Beatmung durch. 1775 erkannte John Hunter, dass die Beatmung mit reinem Sauerstoff
noch effizienter ist.
Alle neuen Erkenntnisse wurden jedoch nicht konsequent in der
Wiederbelebung umgesetzt. Um 1750 gab es in den Niederlanden den Beruf des Fassrollers. Aus der Nordsee Gerettete wurden dabei bäuchlings auf ein Fass gelegt, welches hin und her
gerollt wurde.[20] [22] Auch sonst gab es, aus heutiger Sicht,
kuriose Empfehlungen zur Wiederbelebung. Beispielsweise die
Empfehlung, warme Luft mit einem Blasebalg oder einer Klistierspritze in die Gedärme zu blasen, oder das Einblasen von
Tabakrauch in den Darm.[23]
Der spätere Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, Carl
August, erließ 1776 die folgende Anweisung zur WiederbeleDr. Helmut Pailer 2007
Ein Erfinder der Atemspende ist nicht bekannt.
Bereits 3000 v Chr. wurde die Atemspende von Hebammen bei Säuglingen angewandt.
Auch im Alten Testament wird die Atemspende beschrieben
Erst im 17. Jahrhundert beschrieb William Harveys schlüssig den Blutkreislauf
und das Herz als Pumpe
1744 erfolgreiche Mund zu Mund Beatmung
1775 wurde erkannt, dass die Beatmung
mit reinem Sauerstoff effizienter ist
13
bung:
„Hierauf muss man Luft in den Mund blasen, entweder mittels eines Blasebalgs oder, welches besser, auf die Weise, dass
ein Mensch, der eine gesunde Lunge hat, seinen Mund auf den
Mund des Ertrunkenen einbringt und dazu sich eines abgebrochenen Pfeifenstils oder einer anderen Röhre bedient, bei diesem sowohl des Odems, als auch Tabakrauch aber muss ein
anderer mit der einen Hand die Nase des Ertrunkenen zuhalten
und mit der anderen über die Brust hin und her streichen und
vornehmlich von der Herzgrube nach der Brust reiben und rücken.“[23]
1858 beschrieb Silvester eine neue Methode der Wiederbelebung.[24] Diese erfolgt durch aktive Armbewegungen des Patienten:
„The resuscitator should place himself behind the asphyxiated
person and should raise the person‘s arms above the head, then
lower them while at the same time pressing gently against the
sides of the lower chest.“[25]
Nach dieser so genannten Silvester-Atemübung folgten die
Methoden nach Schäfer und 1871 die Methode nach Howard:
„Der Retter kniet rittlings über dem auf dem Bauch mit zur
Seite gewandtem Gesicht liegenden Opfer und legt die Hände
so auf dessen untere Rippen, dass die Daumen parallel sind und
einander berühren. Dann wird ein kräftiger Druck ausgeübt, der
langsam zurückgenommen wird, so dass die Hände auf dem
Rücken bleiben.“[26]
1904 erschien das Buch „Die Frau als Hausärztin“ von Dr. Anne
Fischer-Dückelmann, in dem eine Anleitung zur Herzmassage
zu finden ist:
„Indirekte Herzmassage: Das Zwerchfell wird beeinflusst,
ebenso das Herz, wenn man mit beiden Handflächen die Eingeweide in die Höhe schiebt und nach links aufwärts drückt,
dann plötzlich loslässt. – Dadurch wird das Herz hinauf und
hinunter geschoben, durch die Erhebung des Zwerchfelles aber
die Brusthöhe zuerst verengt, und, wenn es plötzlich wieder
herabsinkt, erweitert. Ist noch ein Funken Leben vorhanden,
so sind solche Anregungen wohl imstande, Atmung und Herzschlag wieder in Gang zu bringen. Bei verunglückten Kindern
können Frauen diese ‚erste Hilfe bei Unglücksfällen‘ wohl zur
Anwendung bringen.“[27]
Alle drei Methoden blieben bis etwa 1938 Grundlagen für die
Wiederbelebung. 1938 kam die Dehnung des Brustkorbes in
Seitenlage nach Kohlrausch hinzu. Fast drei Jahrzehnte später,
Ende der 1960er Jahre, wurde das bereits 1943 entwickelte so
genannte Brustdruckverfahren nach Howard-Thomsen Standard der Wiederbelebung. Diese Art der Wiederbelebung wurde noch bis Anfang der 1980er Jahre gelehrt.
Ein entscheidender Schritt in Richtung einer effektiveren Wiederbelebung gelang 1954 James Elam, als dieser zeigte, dass
mit der Ausatemluft des Helfers ein ausreichender Gasaustausch erzielt werden konnte.[20] Erstmals hat Peter Safar im
Jahr 1958 in einer vergleichbaren Untersuchung die geringen
Dr. Helmut Pailer 2007
Ende der 1960er Jahre, wurde das bereits
1943 entwickelte so genannte Brustdruckverfahren nach Howard-Thomsen Standard der Wiederbelebung. Diese Art der
Wiederbelebung wurde noch bis Anfang
der 1980er Jahre gelehrt
14
Erfolge der bisherigen Methoden und die Wirksamkeit der
Herz-Lungen-Wiederbelebung wissenschaftlich belegt.[22]
Der amerikanische Anästhesist und gebürtige Wiener erkannte, dass nur eine Kombination aus Herzdruckmassage und Beatmung erfolgreich sein kann, und erprobte die Wirksamkeit
seiner kardiopulmonalen Reanimation an freiwilligen Kollegen
aus seinem Forschungsteam.[28] Aufgrund dieser Forschungsergebnisse, die die Grundlage der modernen Wiederbelebungstechniken bilden, wird Safar oft auch “Vater der cardiopulmonalen Reanimation“ genannt.
Parallel hierzu war in den 1950er Jahren durch den Ingenieur
Holger Hesse und den Arzt Henning Ruben der Beatmungsbeutel (Ruben-Beutel oder Ambu-Beutel) erfunden worden.[29]
Um die Handhabung des Beutels üben zu können, entwickelten
die beiden Erfinder eine Puppe, die damit beatmet werden konnte. Das erste Trainingsgerät wurde dann 1958 an das dänische
Rote Kreuz verkauft (Ambu-Phantom). Im Jahre 1960 wurde
das Gerät dann um die Funktion der Thoraxkompression und
der Mund-zu-Mund-Beatmung ergänzt, so dass das weltweit
erste „Übungs-Phantom“ entstanden war. Bei einer Reise nach
Norwegen lernte Safar den Spielzeugfabrikanten Asmund Laerdal kennen. Gemeinsam entwickelten Safar und Laerdal die
so genannte Resusci-Anne. Mit dieser einfachen Puppe wurde
es möglich, auch Laien in der Herz-Lungen-Wiederbelebung
auszubilden.
Anfang der 1960er-Jahre ist von dem US-amerikanischen
Kardiologen Bernard Lown die Elektroschockbehandlung bei
Herzrhythmusstörungen (Defibrillation und elektrische Kardioversion) entwickelt worden.[30]
Dr. Helmut Pailer 2007
Safar: Der amerikanische Anästhesist und
gebürtige Wiener erkannte, dass nur eine
Kombination aus Herzdruckmassage und
Beatmung erfolgreich sein kann.
Vater der Cardio Pulmonalen Reanimation (CPR)
Anfang der 60er Jahre: Entwicklung der
Elektroschockbehandlung (Defibrillation)
15
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Dr. Helmut Pailer 2007
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28.
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Literatur
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•
Schwerpunkt ERC-Richtlinien 2005. in: Notfall & Rettungsmedizin. Springer-Verlag, Berlin 9.2006,1.
ISSN 1434-6222
Weblinks
Commons: Herz-Lungen-Wiederbelebung – Bilder, Videos und/oder Audiodateien
•
European Resuscitation Council
•
Bundesweites Reanimationsregister der deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI)
•
Die wichtigsten Neuerungen der Leitlinien 2005 für medizinisches Fachpersonal (Arbeitskreis Notfallmedizin und Rettungswesen der Universität München)
Dr. Helmut Pailer 2007
17
Bewusstlosigkeit:
Säuren, wie ß-Oxybuttersäure und Azetessigsäure gebildet - kommt es zur Ansäuerung (Azidose) des GeDefinition:
webes. Diese führt wiederum zur so genannten KussUnfähigkeit, die Umwelt wahrzunehmen - Atmung
maul Atmung: Diese Atmung ist vertieft, die Pause,
freihalten, stabile Seitenlage, schonender Transport
die normalerweise auf die Ausatmung folgt, ist aufgehoben, auf die Ausatmung erfolgt sofort wieder die
Die Bewusstlosigkeit ist charakterisiert durch die UnEinatmung.
fähigkeit des Kranken oder Verletzten, die Umwelt
Klinik: Vorboten der Bewusstlosigkeit sind Müdigwahrzunehmen und geordnete Bewegungen durchzukeit, Schlappheit und Appetitlosigkeit. Im Koma ist
führen. Die Muskulatur ist entweder erschlafft oder
die Haut trocken, warm und meist gerötet, die Tempees bestehen Krämpfe der Gesichts- bzw. Bein- oder
ratur und der Blutdruck sind erniedrigt, die Atemluft
Armmuskulatur. Lebenswichtige Schutzreflexe, wie
riecht wegen des Azetongehaltes nach Obst.
der Husten-, Nies- oder Würgereflex sind gestört oder
erloschen.
Normalwerte:
Auch der Begriff Koma bezeichnet einen bewusstloNüchternblutzucker: < 115mg/dl
sen Zustand, wenn Entgleisungen des Stoffwechsels
Vollblut: < 100mg/dl
zur Bewusstlosigkeit geführt haben, z. B. diabetisches
Abnorme Werte: > 115mg bis <140mg/dl
Koma bei der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
Glucose im Urin < 15mg/dl
oder urämisches Koma bei Nierenkrankheiten.
Glucoseschwelle in der Niere:
OGTT: Patient muss am Untersuchungstag mehr als
Der Kollaps:
12h nüchtern sein, dann wird der NÜ-BZ bestimmt.
Die Ohnmacht oder der „orthostatische Kollaps“ bie- Dieser sollte < 115mg/dl sein. Danach werden 75mg
tet ein sehr dramatisches Bild. Dieses Ereignis tritt Glucose im Wasser gelöst innerhalb von 5 Minuten
fast nur im Stehen ein. Kurz vor der Ohnmacht tritt getrunken. Nach 2h wird der BZ wieder gemessen.
oft Brechreiz oder Erbrechen auf. Häufiger besteht Dieser muss dann kleiner 200mg/dl sein, da sonst ein
ein Schwindel- und Kältegefühl. Das Gesicht ist weiß Diabetes mellitus vorliegt. Am Testende wird mittels
verfärbt und mit Schweiß bedeckt. Kurz bevor der Harnstreifen die Glucose bestimmt(Glucosurie).
Patient bewusstlos zu Boden stürzt, dreht sich alles
vor seinen Augen. Während der Ohnmacht ist der
Puls langsam, die Atmung ist beschleunigt und setzt Hypoglykämisches Koma:
manchmal sogar kurz aus. Die Dauer einer Ohnmacht
Dieses kann bei Zuckerkranken auftreten, wenn der
schwankt zwischen wenigen Sekunden und mehreBlutzuckergehalt erniedrigt ist. Angst, Schweißausren Minuten. Das Bewusstsein kehrt langsam zurück,
bruch, Herzklopfen, Hungergefühl und mitunter ander Patient kann sich gewöhnlich nicht an den Ohnhaltende Bewusstlosigkeit sind charakteristisch. Beim
machtsanfall erinnern.
hypoglykämischen Koma kann es zu ernsten StörunDie Ursache der Ohnmacht ist eine Blutverteilungsgen der Hirntätigkeit mit Lähmungen und Krämpfen
störung: Das Blut sackt in die unteren Körperregiokommen. Im Gegensatz zum diabetischen Koma ist
nen ab und fließt nur langsam zum Herzen zurück.
die Haut feucht und die Atmung normal. Die AtemDurch den Sauerstoffmangel im Gehirn kommt es zur
luft riecht nicht nach Obst.
Bewusstlosigkeit.
Diabetisches Koma:
Eine nicht bekannte oder ungenügend behandelte Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) kann zum Koma
und damit zur Bewusstlosigkeit führen. Das Coma
diabeticum ist die schwerste akute Komplikation des
Diabetes mellitus. Ursache ist eine chronische Erkrankung der Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Hierdurch
kommt es zu einer mangelhaften Verwertung des
Zuckers und damit zu einem erhöhten Blutzuckergehalt. Durch den gleichzeitig gestörten Fettstoffwechsel - durch unvollständigen Abbau des Fettes werden
Dr. Helmut Pailer 2007
Urämisches Koma:
Dies kann als Folge von Nierenkrankheiten auftreten.
Solche Kranke wird man nicht auf der Straße finden,
sondern wohl immer in ihren Wohnungen. Angehörige oder Nachbarn berichten möglicherweise, dass der
Kranke vorher über Sehstörungen und Kopfschmerzen geklagt hat und manchmal auch etwas verwirrt
war. Die Atmung ist vertieft lind beschleunigt. Die
Atemluft riecht nach Urin. Die Zunge ist trocken, die
Haut kalt und trocken. Der Puls ist kräftig, der Blutdruck ist erhöht.
18
Epilepsie:
Die Epilepsie oder Fallsucht ist eine Krankheit, die
gelegentlich ererbt ist, aber auch bei Gehirntumoren,
Gehirnarteriosklerose und nach Gehirnverletzungen
auftreten kann. Epileptische Anfälle können in jedem
Lebensalter auftreten. Mit einem Schrei fällt der Epileptiker plötzlich um, nach einer kurzen Starre treten
krampfartige Zuckungen in Armen und Beine auf.
Die Atmung ist röchelnd, Schaum tritt aus dem Mund
und nicht selten kommt es zum Zungen oder Lippenbiss. Deswegen kann .es nützlich sein, im Beginn
des Anfalls dem Kranken ein zusammengerolltes Taschentuch zwischen die Zähne zu schieben. Dabei ist
Vorsicht geboten. Nie versuchen, mit bloßen Händen
die Verkrampfung des Kiefers zu lösen, da Bissverletzungen mit Verlust des Fingers die Folge sein können.
Im Übrigen sieht
der Anfall für den Unerfahrenen meist gefährlicher
und bedrohlicher aus als er in Wirklichkeit ist. Nach
dem Krampfanfall verfällt der Kranke meist in einen
Schlafzustand, der Minuten bis Stunden dauern kann.
Die Epileptiker und ihre Umgebung kennen diesen
Zustand meist genau, die meisten Epileptiker fühlen
das Herannahen des Krampfanfalles und legen sich
vorher hin. Eine Klinikeinweisung ist nur dann erforderlich, wenn die Kranken nicht bereits wegen ihrer
Epilepsie in ärztlicher Behandlung stehen.
Infektionen wie z. B. Typhus, Lungenentzündung und
Hirnhautentzündung u. a. auftreten können.
Giftentfernung aus dem Auge
Säure- oder Laugenspritzer, die ins Auge gelangen,
können zu völliger Erblindung führen, wenn nicht sofort eine Spülung mit Wasser, die etwa 10-15 Minuten
lang durchgeführt werden soll, eingeleitet wird. Am
zweckmäßigsten geschieht dies, wenn ein Helfer den
zur Seite des geätzten Auges gedrehten Kopf hält und
ein zweiter, Helfer die Lider spreizt. Der Wasserstrahl
soll ohne größeren Druck direkt in den inneren, nasennahen Winkel des geätzten Auges einfließen. Auf
keinen Fall darf zur Neutralisation von Lauge Säure
und zur Neutralisation von Säure Lauge ins Auge gegeben werden, da es hierdurch zu noch schwereren
Schäden kommen kann.
Schlaganfall:
Wenn die Blutgefäße verkalken und der Blutdruck wegen der nachlassenden Elastizität des Gefäßsystems
ansteigt, kann das zur Zerreißung von Blutgefäßen
im Gehirn führen. Dadurch kommt es zu Blutergüssen in das Hirngewebe. Durch Druck auf das umgebende Hirngewebe kann Bewusstlosigkeit ausgelöst
werden. Häufig treten gleichzeitig die Lähmung eines Armes und eines Beines sowie eine halbseitige
Gesichtslähmung auf. Die Kranken bewegen nur eine
Seite des Körpers, der Mund steht auf einer Seite offen, der Mundwinkel sinkt herab, ein Auge kann nicht
ganz geschlossen werden. Solche Kranken sind in ein
Krankenhaus zu bringen. Meist handelt es sich um
alte Menschen. Der Transport muss vorsichtig, unter
Vermeidung von Erschütterungen erfolgen, um keine
weiteren Nachblutungen auszulösen.
Erwähnt soll noch werden, dass Bewusstlosigkeit
oder Verwirrtheitszustände auch bei Hitzeschäden,
bei hysterischen Anfällen und bei schweren akuten
Dr. Helmut Pailer 2007
19
Dr. Helmut Pailer 2007
20
Dr. Helmut Pailer 2007
i
Index
Symbole
(Heimlich-Handgriff) 5
A
Abbruch der Wiederbelebungsversuche 6
Absaugpumpe 3
Adrenalin 8
AED-Fred 7
Algorithmus der kardiopulmonalen Reanimation 7
American Heart Association 12
Ansäuerung 18
Ansprechen - Berühren - Schütteln 2
Aspiration 8
Asystolie 2, 7
Atemkontrolle 3
Atemwegssicherung 8
Azidose 18
B
basic life support 4
Basic Life Support (BLS) 1
Basismaßnahmen 1
Bauchspeicheldrüse 18
Beatmung 6
Beatmungsbeutel 6
Beatmungsfolien 6
Besonderheiten bei Neugeborenen 9
Bewusstlosigkeit: 18
Bewusstseinskontrolle 2
Bissverletzungen 19
Blutverteilungsstörung 18
Burnout-Syndrom 12
Esmarch-Handgriff 5
ethisch 11
European Resuscitation Council 1, 12
F
Fallsucht 19
Filter 6
Freimachen der Atemwege 5
Fremdkörper 3
Fremdkörpern 5
Frequenz 5, 8
G
Gehirn 10
Geschichte 13
Glucoseschwelle 18
Glucose im Urin 18
Guedel-Tubus 5
Guedeltubus 6
H
Harnstreifen 18
Herz-Lungen-Wiederbelebung 1–v
Herzdruckmassage 4, 5
Herzinfarkt 2
Herzrhythmusstörungen 2
Herztod 2
Hilferuf-Notruf 3
Hirnschäden 10
hyperdynamen 2
hypodynamen 2
Hypoglykämisches Koma 18
Hypothermie 11
I
International Liaison Committee on Resuscitation 12
C
J
Carotis-Puls 3
Coma diabeticum 18
Joule 7
D
Defibrillation und Schrittmachertherapie 7
Defibrillation vor Intubation 7
Defibrillatoren 7
Diabetes mellitus 18
Diabetisches Koma 18
E
EKG/Defibrillator-Gerätes 3
elektromechanische Entkoppelung 2
Elektroschockbehandlung 15
endotracheale Intubation 8
Entgleisungen 18
Epilepsie 19
Ersticken 2
Ertrinken 2
erweiterten Maßnahmen 1
Erweiterte Maßnahmen 7
erzdruckmassage (30x) – Freimachen der Ate 4
Dr. Helmut Pailer 2007
K
Kältegefühl 18
Kammerflattern 2, 7
Kammerflimmern 2, 7
Kapnometrie 8
Kardiopulmonalen Reanimation 1–v
Kehlkopfes 8
Kinder 9
Kollaps 18
Koma 18
Kombitubus 8
Kompressionen 5
Kopf überstrecken 3
Kopf überstreckt 5
Krampfanfall 19
Kreislaufstillstand 2
Krisenintervention 12
Kriseninterventionteam 12
Kussmaul Atmung 18
L
ii
Larynx 8
Larynxmaske 8
Larynxtubus 8
Laugen 19
Laugenspritzer 19
Lid 19
Luftröhre 8
Lungenembolie 2
Lungenerkrankungen 2
M
Taschenmasken 6
Todeszeichen 4
Trachea 8
U
Überlebensquote 10
Überlebensrate 1
Überlebenswahrscheinlichkeit 10
Unfall 2
Urämisches Koma 18
V
Magill-Zange 3
Mund-zu-Mund-Beatmung 4, 6
Mund-zu-Nase-Beatmung 4
Vergiftung 2
vermeintlichen Todeszeichen 4
N
W
Nervenzellen 10
Neugeborene 9
Neutralisation 19
Nierenkrankheiten 18
Nüchternblutzucker 18
Weblinks 17
Würgereflex 18
O
Z
Zuckerkrankheit 18
OGTT 18
Ohnmacht 18
Organen 10
orthostatische Kollaps 18
P
Pankreas 18
Patientenautonomie 11
Patientenverfügung 11
posttraumatischen Belastungsstörungen 12
Post Resuscitation Care 11
Prognose 1, 10
prognostischer Faktor 10
pulsloser ventrikulärer Tachykardie 7
Q
Quellenangaben 16
S
Sauerstoff 6
Sauerstoffmangel 10
Säuglinge 9
Säure 19
Schlaganfall 2
Schock 7
Schutzreflexe 18
Schwindel 18
Sehen - Hören - Fühlen 3
Sichere Todeszeichen 4
stabile Seitenlage 3
Sterbehilfe 11
Stimmlippen 8
Stromunfall 2
Suizid 2
Suprarenin® 8
T
Dr. Helmut Pailer 2007
iii
Dr. Helmut Pailer 2007
iv
Dr. Helmut Pailer 2007
v
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