rbb Praxis - Das Gesundheitsmagazin

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rbb PRAXIS sucht Ihre Krankengeschichte!
Sie haben gesundheitliche Beschwerden? Sie sind schon bei verschiedenen Ärzten
gewesen und haben immer noch keine klare Diagnose? Sie wären bereit, sich einer LiveDiagnose im Studio zu unterziehen? Sie wohnen in Berlin oder Brandenburg? Wir
können Ihnen vielleicht helfen.
Dann bitten wir Sie, uns kurz Ihre Krankengeschichte zu schildern und Kopien Ihrer
Arztbefunde zu schicken. Wenn möglich, legen Sie bitte ein Foto von sich bei.
Wir arbeiten mit einer Reihe von Ärzten zusammen, die zur Live-Diagnose zu uns ins
Studio kommen. Vielleicht finden wir Ärzte, die Ihnen helfen könnten.
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Redaktion rbb PRAXIS
Masurenallee 8-14, 14057 Berlin
rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin – FEATURE:
Der süße Stoff: Warum Zucker uns glücklich und krank macht
Mittwoch, 05.02.2014, 20.15 Uhr, rbb Fernsehen
Film von Ursula Stamm
Das erste Eis des Sommers, ein Schokoriegel als Trost für das aufgeschlagene Knie, in
warme, weiche Zuckerwatte auf der Kirmes beißen: Mit süßen Dingen verbinden wir oft
intensive Erinnerungen. Kein Wunder also, dass jeder Deutsche im Durchschnitt rund 35
Kilogramm Industriezucker im Jahr verzehrt. Was viele Verbraucher nicht wissen: Auch
viele Fertig-Lebensmittel, die gar nicht unbedingt süß schmecken, enthalten erstaunlich
viel Zucker. Experten gehen davon aus, dass Zuckerkonsum eine wichtige Rolle bei der
Entstehung von Übergewicht und Diabetes spielt. Und durch eine Reduktion von Zucker
lassen sich viele krank machende Prozesse positiv beeinflussen. Sogar bei Krebs besteht
die Vermutung. Der heutige Film zeigt beide Seiten der „süßen Medaille“: Er geht der
Frage nach, warum wir Zucker so sehr lieben und warum er uns so krank macht.
Zucker ist ein Grundstoff des Lebens. Wie er entsteht? Erinnern Sie sich noch an den
Biologieunterricht und die Photosynthese? Genau, Pflanzen produzieren mit Hilfe von
Kohlendioxid aus der Luft und Wasser unter der Zuhilfenahme von Licht Glukose und
Sauerstoff. Glukose ist ein einfaches Zuckermolekül, das alle Lebewesen als Energieund Kohlenstofflieferant verwerten können.
Glukose kommt als Einfachzucker wie Trauben- oder Fruchtzucker (Fruktose) vor.
Mehrere Glukosebausteine bilden Zweifachzucker wie Milchzucker (Laktose) und
Malzzucker (Maltose), Mehrfachzucker (Raffinose) oder Vielfachzucker wie Stärke,
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Glykogen oder Zellulose. Letztere sind geschmacksneutral. Einfach-, Zweifach- und
Mehrfachzucker haben einen süßen Geschmack und werden deshalb im engeren Sinne
als Zucker bezeichnet. Alle Zucker zusammen bilden die Stoffklasse der Kohlenhydrate.
Aus ihnen bestehen Blätter, Wurzeln und Früchte. Als Brot und Gemüse kommen die
Kohlenhydrate bei uns auf den Tisch.
Vor allem das menschliche Gehirn ist auf Glukose angewiesen, da es keine anderen
Energiespeicher besitzt. Obwohl es nur zwei Prozent unseres Körpergewichtes
ausmacht, benötigt das Gehirn 75 Prozent der mit der Nahrung aufgenommenen
Kohlenhydrate. Es verbraucht rund 140 Gramm Glukose am Tag.
35 Kilogramm Industriezucker nimmt der Deutsche durchschnittlich im Jahr zu sich. Das
sind fast 100 Gramm oder 33 Stück Würfelzucker am Tag – in etwa doppelt so viel, wie
die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt. Der Zuckerkonsum hat sich
innerhalb von 50 Jahren verdreifacht – auf derzeit 165 Millionen Tonnen pro Jahr. Der
süße Stoff ist einfach und überall zu haben: als Süßigkeit, in Snacks und Fast-Food. Dazu
kommt noch Zucker, der in Form von Stärke in Nahrungsmitteln wie Brot, Nudeln oder
Reis steckt.
Guter Zucker, böser Zucker
Zucker ist also nicht gleich Zucker. Süßer Industriezucker wie wir ihn in Kuchen,
Bonbons oder einem Milchshake kennen, besteht aus leicht aufzuspaltenden
Kohlenhydraten. Sie gehen schnell ins Blut, machen aber nicht richtig satt. Denn der
rasche Anstieg des Blutzuckers führt dazu, dass die Bauchspeicheldrüse schnell und viel
Insulin ausschüttet. Das Insulin transportiert den Zucker in die Zellen und senkt so den
erhöhten Blutzucker wieder ab. Gleichzeitig triggert der hohe Insulinspiegel im Blut das
Signal „Hunger“ im Gehirn – und führt dazu, dass weiter und erneut gegessen wird.
Besser für den Körper sind komplexe Kohlenhydrate wie Ballaststoffe oder faserreiche
Kost, die erst nach und nach verdaut werden. Sie finden sich eher in naturbelassenen
Lebensmitteln wie Vollkornbrot, Rohkost und Hülsenfrüchten. Zum einen ist der Darm
damit länger gefüllt. Der gedehnte Darm sendet an das Gehirn Informationen, dass er
gesättigt ist. Andererseits gelangen die Nährstoffe nur langsam ins Blut, überschießende
Hormonreaktionen wie der rasche Insulinanstieg bleiben aus.
Verstecktem Zucker auf der Spur
Allerdings ist es heutzutage gar nicht so einfach, gesund und richtig zu essen: 80
Prozent unserer täglichen Zuckerration ist versteckt. Gerade moderne
Fertignahrungsmittel enthalten häufig viele einfache Zucker. Bei uns im Test: 50 Gramm
Fertigmüsli. Es enthält vier Stück Zucker. 250 Gramm Asia-Hähnchen: viereinhalb Stück
Zucker, 200 Gramm Krautsalat: acht Stück Zucker und ein Glas Wasser mit Geschmack:
drei Zuckerwürfel. Den Verbrauchern ist häufig gar nicht bewusst, dass auch nicht-süße
Lebensmittel viel Zucker enthalten können. Dennoch schätzten die meisten Tester den
Zuckergehalt von Müsli und Asia-Gericht richtig ein. Im Krautsalat wurde zu wenig
Zucker vermutet. Dem Wasser mit Geschmack traute man dagegen zu viel Zucker zu.
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Viele Menschen tappen in die „Zuckerfalle“, weil Lebensmittel so unklar gekennzeichnet
sind. Hinter Dutzenden Begriffen versteckt sich Zucker. Saccharose (Rübenzucker,
Rohrzucker) ist nur ein anderer Begriff für Haushaltszucker. Andere Produkte enthalten
Fruktose (Fruchtzucker), Laktose (Milchzucker) oder Maltose (Malzzucker). Bei allen
Zuckersorten handelt es sich um Industriezucker, egal, ob er aus Milch oder Früchten
gewonnen wurde. Verbraucher können auch nicht davon ausgehen, dass nur dann viel
Zucker drin ist, wenn „Zucker“ auf der Zutatenliste ganz vorn steht.
Statt sich auf Werbeversprechen wie „zuckerfrei“ zu verlassen, sollte man die
Nährwerttabelle auf der Packungsrückseite suchen. Für Menschen, die sich gesund
ernähren wollen oder auf eine bestimmte Nährstoffzusammensetzung achten müssen,
ist die Nährwertkennzeichnung ohnehin eine wichtige Entscheidungshilfe beim Einkauf.
Gesetzlich vorgeschrieben ist die Nährwertkennzeichnung bislang nur bei
Lebensmitteln, die mit einem besonderen Nährwert oder einer Wirkung auf die
Gesundheit werben, zum Beispiel „zuckerfrei“ oder „reich an Vitamin C“. Auch auf
Säuglingsnahrung und angereicherten Lebensmitteln ist die Nährwertkennzeichnung
Pflicht.
Die Nährwertangaben stehen in einer Tabelle und beziehen sich auf 100 Gramm oder
100 Milliliter. Das soll sicherstellen, dass auch Produkte unterschiedlicher Größe oder
Menge vergleichbar sind. Doch die Lebensmittelindustrie trickst auch hier: mit
unterschiedlichen Portionsangaben. Das überfordert selbst den aufmerksamen
Konsumenten.
Die Zuckerfalle beenden
Schon länger machen sich Ärzte und Wissenschaftler Gedanken über die Auswirkungen
von Zucker auf die Gesundheit der Bevölkerung. Ein Werbeverbot für zuckerhaltige
Lebensmittel – ähnlich wie für Zigaretten – ist eine von vielen Ideen. Bislang sträubt sich
die Lebensmittelindustrie. Warnhinweise wären eine Alternative. Doch auch deren
Einführung ist nicht absehbar. Auch der unbegrenzte Refill von Softdrinks – einmal
zahlen, trinken so viel man will – ist umstritten.
New Yorks ehemaliger Bürgermeister Michael Bloomberg hatte während seiner Amtszeit
versucht, den Zuckerkonsum seiner Landsleute einzuschränken: Er wollte im Kampf
gegen die Fettleibigkeit die Größe der Softdrink-Behälter in Fast-Food-Läden,
Restaurants oder Kinos auf einen halben Liter beschränken. Ein Gericht hat seinen
Vorstoß im Frühjahr 2013 allerdings vorläufig gestoppt. Ausgang: ungewiss. Mehrere
US-Getränkehersteller und Fast-Food-Anbieter hatten gegen das Verbot geklagt.
Gerade Softdrinks enthalten viel Industriezucker, der schnell vom Körper aufgenommen
wird. Verschiedene Studien zeigen, dass der Konsum dieser Getränke Auswirkungen auf
unser Essverhalten und die Menge an Kalorien hat, die wir zu uns nehmen. So führt der
Genuss süßer Getränke vor einer Mahlzeit nicht dazu, dass im Anschluss weniger
gegessen wird. Im Gegenteil: Durch den erhöhten Insulinspiegel, der das Hungergefühl
antreibt, essen die Leute sogar noch mehr.
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Zucker als Ursache von Zivilisationskrankheiten
Zucker spielt heute eine wesentliche Rolle bei der Entstehung von
Zivilisationskrankheiten wie Adipositas (Fettsucht), Bluthochdruck und Diabetes.
Erhöhte Zuckerwerte im Blut können ein Zeichen sein für einen beginnenden Diabetes.
Wie hoch die individuelle Gefährdung ist, das untersucht der sogenannte
Glukosetoleranz-Test. Dafür trinken die Patienten eine zuckerhaltige Lösung. Per
Blutprobe wird gemessen, wie schnell der Organismus den Zucker wieder abbaut. Ist der
Blutzuckerwert nach zwei Stunden immer noch über der Norm, ist das kritisch. Die
Bauchspeicheldrüse schafft es offenbar nicht mehr, die Zuckermenge in der regulären
Zeit abzubauen.
Wie ist das zu erklären? Damit der Zucker in die Zellen gelangen kann, braucht der
Körper Insulin. Wird dem Körper über die Nahrung ständig zu viel Glukose angeboten,
steuert er gegen: Die Insulinrezeptoren an Fett-, Muskel- und Leberzellen werden
weniger, damit weniger Zucker in die Zellen gelangt. Der Blutzucker ist weiterhin erhöht,
ein fataler Kreislauf beginnt: Der Organismus schüttet noch mehr Insulin aus. Die Zellen
reduzieren ihre Insulinrezeptoren weiter. Das Ergebnis ist die gefürchtete
Insulinresistenz. Die Bauchspeicheldrüse produziert immer mehr Insulin, bis sie sich
erschöpft und zuletzt den Dienst versagt.
Warum entwickeln manche Menschen Diabetes und andere nicht?
Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung (DIFE) in Potsdam versucht in
Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) dieser Frage
auf den Grund zu gehen. Die Forscher arbeiten mit drei Mäusestämmen, die sich
genetisch unterscheiden: Auch wenn sie viel frisst, bleibt Maus Typ 1 schlank und
gesund. Maus Typ 2 wird dick, hat aber keine Veranlagung für Diabetes. Und Maus Typ 3
wird dick und hat ein hohes Diabetes-Risiko. Krank wird sie aber erst, sobald der
Nahrung auch Kohlenhydrate – also Glukose – zugefügt werden.
Unter dem Mikroskop wird sichtbar, was Glukose bei der Risikomaus mit den Insulin
produzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse macht: Die gesunden Zellen sind
rund und deutlich gefärbt, die „erschöpften“ Zellen dagegen blass und „ausgefranst“.
Inzwischen haben die Wissenschaftler erste Substanzen gefunden, die den Zelltod der
Betazellen der Bauchspeicheldrüse aufhalten können. Derartige Substanzen könnten in
Zukunft auch die Diabetes-Behandlung beim Menschen ergänzen.
Auch im Fokus der Forscher: Das Leberfett. Man weiß, dass der Zuckerüberschuss in der
Leber zu Fett umgewandelt wird. Zu viel Fett in der Leber wiederum erhöht das Risiko
für Diabetes. Das bestätigen auch Studien mit Mäusen: Je früher eine Fettleber vorliegt,
umso rascher entsteht ein Diabetes. Die Forscher von DIFE und DZD überprüften das mit
computertomografischen Aufnahmen, mit denen sich der Fettlebergehalt in den
Versuchstieren sehr früh messen lässt. Fanden die Wissenschaftler bei noch
stoffwechselgesunden Tieren einen erhöhten Fettanteil in der Leber, erkrankten die
Tiere fünf bis zehn Wochen später an einem Typ 2-Diabetes.
Leberfett-Studie
Es gibt Hinweise, dass auch beim Menschen dieser Zusammenhang zwischen Leberfett
und der Entstehung von Diabetes besteht. Im Umkehrschluss ließe sich mit einer
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Reduktion des Leberfetts das Risiko für einen Diabetes deutlich senken. Ob das
tatsächlich stimmt, versuchen die Forscher vom DIFE und DZD ebenfalls zu klären. In
einer derzeit laufenden Studie (Probanden willkommen, Kontaktadresse siehe unten)
bestimmen sie per Ultraschall und mit Hilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) die
Menge des Leberfettes bei Menschen mit einer Insulinresistenz, der Vorstufe von
Diabetes. Danach stellen die Probanden ihre Ernährung um, u.a. auf eine
Kohlenhydratarme Diät mit maximal 40 Gramm Kohlenhydraten am Tag. Das entspricht
etwa einem Vollkornbrötchen. Nach drei Wochen wird erneut gemessen.
Die Vermutung der Forscher: Die strenge Diät hat einen deutlichen Einfluss auf den
Anteil des Leberfetts. Denn durch den Entzug der Kohlenhydrate ist der Körper
gezwungen, auf andere Energiequellen im normalen Fettgewebe oder im Fettgewebe
der Leber zurückzugreifen. Die Forscher wollen zudem wissen, wie schnell die Leber an
Fett verliert. In anderen Studien hatten Probanden bis zu 50 Prozent des Leberfettes
innerhalb kürzester Zeit verloren. Die Insulinresistenz war nach der Kohlenhydratarmen
Kost nicht mehr nachweisbar. Das Eintreten des Diabetes konnte über Jahre
hinausgezögert werden.
Neben der richtigen Kost ist Bewegung ein wichtiger Aspekt bei der Behandlung von
Diabetes. Diabetiker trainieren damit ihre Muskulatur und erhöhen ihren Grundumsatz.
Die Muskulatur bildet wieder Insulinrezeptoren aus, wird empfindlicher für Insulin und
kann wieder mehr Blutzucker aus dem Blut aufnehmen.
Diabetes zu verhindern heißt vor allem Folgeerkrankungen vermeiden. Erhöhte
Zuckerwerte zerstören insbesondere die kleinen Gefäße an der Netzhaut des Auges, an
den Nieren und an den Nerven. Die Folgen sind Blindheit, schwere Nierenschäden, die
eine Dialyse notwendig machen, und schwere Sensibilitätsstörungen. Erhöhte
Zuckerwerte schädigen im Zusammenklang mit erhöhten Blutdruck- und
Cholesterinwerten auch große Gefäße; dann drohen Herzinfarkt und Schlaganfall.
Auch Krebszellen brauchen Zucker
Besonders viel Zucker brauchen Krebszellen, je nach betroffenem Organ mal mehr und
mal weniger. Das Dickdarmkarzinom benötigt beispielsweise 30 Mal mehr Glukose als
andere Tumore. Das aggressive, schnell wachsende Tumorgewebe ist bei der Zellteilung
kontinuierlich auf Zucker angewiesen. Fehlt Zucker, schaltet die Leber auf ein
Notprogramm um und produziert dort sogenannte Ketonkörper. Sie übernehmen von
nun an die Energieversorgung und blockieren vermutlich zugleich die Zuckerverwertung
in den Krebszellen. Den Tumorzellen fehlt damit der Brennstoff für die rasche
Zellteilung.
Krebszellen „aushungern“ – das ist das Prinzip der sogenannten ketogenen Diät. Diese
Diät folgt strengen Regeln: sehr wenig Kohlenhydrate pro Tag, dafür viel Proteine und
noch mehr Fett. Für den Ernährungsplan bedeutet das: viele Öle und Butter, Eiweiß und
frisches Gemüse. Kohlenhydratreiche Nahrungsmittel wie Reis, Nudeln und Kartoffeln
sowie Süßigkeiten sind komplett zu meiden. Erfahrungsberichte von Patienten zeigen,
dass sie unter einer ketogenen Diät länger lebten als ursprünglich angenommen.
Allerdings stehen wissenschaftliche Belege für den Erfolg der Diät aus.
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Wissenschaftler und Ärzte an der Berliner Charité planen jetzt eine Studie zur
ketogenen Diät, für die noch Probanden gesucht werden (siehe unten). Den Ärzten ist
klar, dass sich mit der ketogenen Diät kein bösartiger Tumor heilen lässt. Doch
möglicherweise kann man so das Tumorwachstum und das Wachstum von
Tochtergeschwülsten hinauszögern.
Der Zuckersucht auf der Spur
Zucker ist nicht nur Energiequelle. Mit dem Geschmack des Süßen verbinden die meisten
von uns angenehme Gefühle und Erinnerungen. Süße Erfahrungen prägen uns. Süßes als
Belohnung, als Trost, als Zeichen für Geborgenheit und Zuwendung. Schon die
Muttermilch schmeckt süß. Und Kinder bekommen zur Belohnung einen süßen Happs.
Zucker hebt unsere Stimmung, er reduziert Stresshormone und sorgt für glückliche
Gefühle. Und was uns glücklich macht, davon wollen wir mehr.
Warum ist gerade Zucker für manche Menschen ein Stoff, von dem sie nicht genug
bekommen können? Und welche Rolle spielt das bei der Entstehung von Übergewicht?
Diese Fragen versucht man im Forschungs- und Behandlungszentrum AdipositasErkrankungen in Leipzig zu beantworten. Im Fokus der Forscher: das Gehirn. Bei der
Steuerung von Hunger und Appetit spielen verschiedene Regionen im Gehirn eine Rolle.
Dazu gehören solche, die Belohnungsgefühle vermitteln. In ihrer Studie untersuchen die
Leipziger Wissenschaftler Übergewichtige und Normalgewichtige. Die Probanden sollen
angeben, wie gern sie die Nahrung auf den Fotos tatsächlich essen würden. Gleichzeitig
wird die Aktivität bestimmter Hirnregionen gemessen.
In den Untersuchungen zeigten Übergewichtige deutlich geringere Aktivität in den
Belohnungszentren als das Normalgewichtige tun. Wie kommt es zu solchen
Veränderungen bei Übergewichtigen? Essen „belohnt“ unser Gehirn. Vermittelt wird das
über die Ausschüttung des Botenstoffs Dopamin. Dockt Dopamin an die Rezeptoren
bestimmter Zellen an, wird ein „Glücksgefühl“ ausgelöst. Isst man ständig zu viel,
werden die Rezeptoren für Dopamin auf den Zellen reduziert. Übergewichtige müssen
immer weiter essen, weil sich das volle Glücksgefühl bei ihnen nicht einstellt. Das
Bedürfnis ist gesteigert, aber die Reaktion auf das Essen ist verringert.
Stevia
Doch wie lässt sich der Zuckerverbrauch einschränken, ohne auf die Süße zu
verzichten? So mancher greift zu Süßstoffen, die eine bis zu hundertfache Süßkraft von
Zucker haben. Sie lassen den Insulinspiegel nicht ansteigen und enthalten keine
Kalorien. Doch sind Süßstoffe die ideale Lösung? Nein, denn Menschen, die Süßstoffe
essen, wird suggeriert, sie hätten Kalorien gespart und könnten danach richtig
zugreifen. Und dadurch, dass Süßstoff-Liebhaber gewohnt sind, viel Süßes zu sich zu
nehmen, wird vermutlich auch die Aufnahme von Zucker gefördert.
Viele sehen in Stevia die grüne Alternative zu Zucker. Die aus Südamerika stammende
Pflanze ist 300 Mal süßer. Außerdem ist es ein pflanzlicher Süßstoff, während die
üblichen Produkte eher als künstlich gelten. Doch auch Stevia hat einen Haken: Es ist
nur in geringen Mengen verträglich und insofern keine Alternative zu anderen
Süßstoffen, es sei denn man legt Wert auf den natürlichen Ursprung. Außerdem
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schmeckt Stevia leicht nach Lakritze und ist zum Backen oder Kochen nur bedingt
geeignet. Eine Pflanze mit begrenztem Potenzial.
Fazit
Zucker – wir brauchen und lieben den süßen Stoff – auch wenn es gute Gründe gibt,
nicht immer zuzugreifen. Das richtige Maß, der bewusste Umgang mit Zucker stellt uns
täglich auf die Probe. Die Balance zwischen Versuchung und Gesundheit zu finden ist
nicht immer leicht. Die Zauberformel für einen vernünftigen Umgang mit Zucker ist
„Genuss“. Wenn wir die Torte am Nachmittag im Kreise von Freunden und in Ruhe als
etwas Besonderes genießen können, dann hat der Zucker in unserem Leben einen guten
Platz gefunden.
Experten im Beitrag:
Dr. Wolfgang Kohn
Facharzt für Innere Medizin, Diabetologie
bis 31.10.2013:
POLIKUM Berlin Charlottenburg
Marburger Str. 12-13
10789 Berlin
Tel.: 030-62 90 110 0
Internet: www.polikum.de
Ab 1.1.2014:
Diabetes-Praxis Fuchs/Kohn/Meyer
Schönstr. 5-7
13086 Berlin
Internet: www.diabetes-team-berlin.de
Dr. Ute Gola
Ernährungsmedizinerin
Institut für Ernährung und Prävention
Garbàtyplatz 1-2
13187 Berlin
Tel.: 030- 47 53 63 66
E-Mail: [email protected]
Internet: www.drgola.de
Prof. Dr. Andreas Pfeiffer
Facharzt für Innere Medizin und Diabetologie
Abteilung Klinische Ernährung
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal
Tel: 033 200 - 88-0
Internet: www.dife.de
Prof. Dr. Annette Schürmann (DIfE)
Abteilung Experimentelle Diabetologie
Stefan Kabisch (DIfE)
Studienarzt
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Es werden noch Studien-Teilnehmer gesucht für:
PLIS: Diätinterventionsstudien mit Prädiabetikern
Infos: http://www.dzd-ev.de/forschung/klinische-studien/plis/index.html
DDS-P: Diätinterventionsstudien mit Diabetikern
Infos DDS: http://www.dzd-ev.de/forschung/klinische-studien/dds/index.html
Interessenten können sich unter [email protected] sowie für den Standort Berlin
unter Tel. 030 - 8445 - 4766 (Anrufbeantworter) und für den Standort Potsdam
(Nuthetal) unter Tel. 033 200 - 88 2778 (Direktkontakt und Anrufbeantworter) melden.
Prof. Dr. Elisabeth Steinhagen-Thiessen
Charité - Universitätsmedizin Berlin
Interdisziplinäres Stoffwechsel-Centrum
Lipidambulanz, Lipidapherese
Ernährungsmedizin und Sprechstunde für Altersmedizin
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
Es werden noch Studien-Teilnehmer gesucht für: „Ketogene Diät bei Ovarialkarzinom“
Interessierte Patientinnen können sich melden bei
PD Dr. Kristina Norman, Ernährungswissenschaftlerin
Tel.: 030 – 450 – 565 139
E-Mail: [email protected]
Integriertes Forschungs- und Behandlungszentrum AdipositasErkrankungen
Philipp-Rosenthal-Str. 27
04103 Leipzig
Prof. Dr. Michael Stumvoll, Zentrumsleiter
Prof. Dr. Matthias Blüher, Leiter der Ambulanz
PD Dr. Burkhard Pleger, Neurologe
AdipositasAmbulanz für Erwachsene: Tel: 0341 97 12418
AdipositasAmbulanz für Kinder und Jugendliche: Tel: 0341 97 26242
www.ifb-adipositas.de/ifb
Heidrun Franke
Projektleiterin Lebensmittel/Ernährung
Verbraucherzentrale Brandenburg e.V.
Landesgeschäftsstelle
Templiner Straße 21
14473 Potsdam
Tel: 0331 – 298 71 -0
E-Mail: [email protected]
Internet: www.vzb.de
Prof. Dr. Torsten Bauer
Chefarzt Klinik für Pneumologie, Lungenklinik Heckeshorn
HELIOS Klinikum Emil von Behring
Walterhöferstr. 11
14165 Berlin
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Tel: 030 - 8102-27 76
http://www.helios-kliniken.de/klinik/berlinzehlendorf/fachabteilungen/pneumologie.html
Weiterführende Adressen:
Deutsche Gesellschaft für Ernährung
Godesberger Allee 18
53175 Bonn
Tel: 0228 - 3776-600
Internet: http://www.dge.de
Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V.
Haus der Land- und Ernährungswirtschaft
Claire-Waldoff-Straße 7, 10117 Berlin
Postfach 06 02 50, 10052 Berlin
Tel: 030 - 206143 -0
E-Mail: [email protected]
Deutsches Zentrum für Diabetesforschung e.V.
Geschäftsstelle am Helmholtz Zentrum München
Ingolstädter Landstrasse 1
85764 Neuherberg
E-Mail: [email protected]
Internet: www.dzd-ev.de
Weiterführende Links:
Die süße Droge Zucker
www.spiegel.de/spiegel/print/d-87997205.html
http://www.spiegel.de/video/droge-zucker-die-deutschen-lieben-die-suesse-suendevideo-1242901.html
Die Fruchtsaftfalle
https://www.aok-on.de/studierende/essen-geniessen/suesse-getraenke-imcheck/seiten/0.html
RBB
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Masurenallee 8 –14
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