Haushuhn 1. Einleitung Haushuhn, Bezeichnung für Rassen, die aus dem Bankivahuhn gezüchtet wurden. 2. Körperbau Wie Truthühner, Fasane, Wachteln und andere Hühnervögel ist das Haushuhn an das Leben am Boden angepasst. Dort sucht es bei Freilandhaltung sein natürliches Futter, das hauptsächlich aus Würmern, Insekten, Körnern und Pflanzenteilen besteht. Die Füße sind an das Scharren in der Erde angepasst. Durch den großen, schweren Körper und die kurzen Flügel sind die meisten Zuchtformen nicht in der Lage zu fliegen: Die Tiere flattern höchstens kurze Strecken. Die Tiere besitzen einen großen Kropf und einen sehr muskulösen Magen (Muskelmagen). Die Altvögel beider Geschlechter zeichnen sich durch Kehllappen und eine nackte, fleischige Haube aus, die Kamm genannt wird; dieser ist beim Männchen auffälliger als beim Weibchen. Je nach Rasse und Art sind die Kämme unterschiedlich geformt: Der typische Kamm ist einfach gezackt und relativ groß; er ist entweder aufrecht oder hängend. Die Gefiederfärbung der Haushühner reicht von Weiß über Grau, Gelb, Blau, Rot und Braun bis Schwarz. In Größe und Körperform zeigen die verschiedenen Rassen große Vielfalt. Der Hahn des Brahmahuhnes z. B. erreicht ein Gewicht von fünf Kilogramm, und das Bantamhuhn wiegt circa 600 Gramm. Die Proportionen des langbeinigen Kampfhuhnes stehen in scharfem Gegensatz zu denen des kompakten Cochinchinahuhnes. Letzteres weist einen stummeligen Schwanz auf, während die Schwanzfedern des Yokohamahuhnes bis zu zwei Meter lang werden können. Im Allgemeinen ist die Körperform der Tiere einer Rasse gleich. Die Varietäten unterscheiden sich in unbedeutenden Merkmalen, wie der Form des Kammes, der Farbe und der Zeichnung. In ihrem Verhalten sind Hühner streng diurnal (tagaktiv), sehr gesellig und polygam. Ein wichtiges Merkmal ist die hohe Fortpflanzungsrate: Nicht nur Fleisch, sondern auch Eier werden als Nahrungsmittel genutzt. Die Hennen der Haushühner werden regelmäßig brütig: Sie legen dann keine Eier mehr und sitzen nur noch auf ihrem Gelege, um Küken auszubrüten. Das Brüten dauert ungefähr drei Wochen. Die Küken sind Nestflüchter; beim Schlüpfen sind sie nicht nackt, sondern mit Daunen bedeckt. Sie sind sofort in der Lage herumzulaufen. Neu geschlüpfte Küken können eine Woche überleben, ohne zu fressen: Sie ernähren sich von Resten des Eidotters in ihrem Körper. 3. Abstammung Die ursprüngliche Heimat der Haushühner ist Südwestasien. Der britische Naturforscher Charles Darwin erkannte, dass sie Abkömmlinge einer einzigen Wildart sind, des Bankivahuhnes. Es ist in Indien und Südostasien bis zu den Philippinen verbreitet. Annahmen, dass andere Wildhuhnarten an der Entstehung der Haushuhnrassen beteiligt sein könnten, erwiesen sich als haltlos. Das Huhn ist eines der ersten Haustiere, die in der Geschichte erwähnt werden. So besagen alte chinesische Dokumente, dass dieses „Wesen des Westens” in China etwa um 1400 v. Chr. eingeführt wurde. Um 600 v. Chr. wurden Haushühner in babylonischen Skulpturen dargestellt. Frühe griechische Schriftsteller, besonders der Komödiendichter Aristophanes, erwähnten sie um 400 v. Chr. Die Römer weihten Hühner dem Kriegsgott Mars. Seit alters her ist der Hahn ein Symbol für Mut, so z. B. bei den Galliern. In der religiösen Kunst des Christentums symbolisiert der krähende Hahn die Auferstehung Christi. Der Hahn war zudem Wahrzeichen der Ersten Französischen Republik. Heute sind Haushühner praktisch über die ganze Erde verbreitet. Sie stellen die bei weitem wichtigste Art von Geflügel dar. 4. Zucht und Haltung Heute gibt es eine Vielzahl von Rassen und mehrere hundert Varietäten von Haushühnern. Es werden ständig neue Formen entwickelt, mit denen Züchter versuchen, ihren Bestand zielgerichtet zu verbessern. Die Zuchtformen können nach dem Erdteil, in dem sie entstanden sind, und nach ihrer Funktion eingeteilt werden. Zierrassen sind das Bantamhuhn, die Japanischen Zwerge, die Polnischen Schopfhühner mit ihrem auffallendem Federbusch, das flaumig gefiederte Seidenhuhn und das zerzaust aussehende Kraushuhn. Die ältesten wirtschaftlich bedeutenden Formen stammen aus Asien und wurden vor langer Zeit in China entwickelt. Dazu gehören das Brahmahuhn, das Cochinchinahuhn und das Langschanhuhn. Bei ihnen handelt es sich um große, schwere Vögel mit einem dicken, flaumigen Gefieder und befiederten Schenkeln. Ihr Fleisch ist grobfaserig, und sie legen nur wenige Eier. Die Tiere sind allerdings unempfindlich und gedeihen gut in kaltem Klima. Asiatische Bestände hatten großen Einfluss auf die Entstehung amerikanischer und europäischer Züchtungen. Zur Eierproduktion sind mediterrane Rassen wie Ankona und Minorka geeignet, ebenso Leghorns, deren bekannteste das Weiße Leghorn ist. Abgesehen von Minorka sind diese Rassen klein und daher als Schlachtgeflügel ungeeignet; allerdings brauchen sie wenig Futter. Sie sind im Allgemeinen fruchtbar, ihre weißen Eier sind im Verhältnis zur Körpergröße relativ groß. Daher sind bei ihnen die Kosten der Eierproduktion geringer und die Profite oftmals höher als bei anderen Rassen. Die Junghühner fangen früh an zu legen. Aus kommerzieller Sicht haben sie außerdem den Vorteil, dass ihr Brutinstinkt nur schwach ausgebildet ist: So wird nur wenig Legezeit durch Brütigkeit verloren. Da sie empfindlich auf Umweltveränderungen reagieren, sind diese Vögel am gesündesten und legen am meisten Eier, wenn sie in mildem Klima gehalten werden. Amerikanische Rassen sollen sowohl Fleisch als auch Eier produzieren, sie sind mittelgroß bis groß. Ihr Fleisch ist von guter Qualität, sie sind sehr robust und legen gut im Winter. Die Rhodeländer sind oft so fruchtbar wie die Weißen Leghorns. Die amerikanischen Formen haben einen ausgeprägten Bruttrieb, doch ist dieser in einigen Linien durch Selektion minimiert worden. Für gewöhnlich sind die Tiere dieser Gruppe später ausgewachsen als die Mittelmeerrassen, aber eher als asiatische Vögel; in dieser Hinsicht ist das schnell wachsende New-Hampshire-Huhn eine Ausnahme. Weitere amerikanische Züchtungen sind das Wyandotte und das Plymouth, von denen es jeweils mehrere Variationen gibt, sowie die Dominikaner, das Java und das Buckeye. In den westlichen Ländern geht der Trend in Richtung einer Spezialisierung der Geflügelhaltung. Einige Geflügelzüchter produzieren Eier für die Nachzucht, andere Eier als Nahrungsmittel und wieder andere ziehen Hühner auf, um das Fleisch zu verkaufen. Tierschützer kritisieren die Hühnerhaltung in Legebatterien und empfehlen Eier und Fleisch von Tieren aus Freilandhaltung. Die Landwirtschaftsminister der Europäischen Union (EU) beschlossen im Juni 1999, Legebatterien für Hennen bis 2012 abzuschaffen. Erlaubt ist dann nur noch Bodenhaltung oder die Haltung in Käfigen, die pro Huhn mindestens 750 Quadratzentimeter groß und mit Sitzstangen sowie Nestbauplätzen ausgestattet sind. Bereits ab 2003 muss die Grundfläche pro Huhn von 450 auf 550 Quadratzentimeter erweitert werden. Im Juli 1999 erklärte das Bundesverfassungsgericht in Deutschland die deutsche Hennenhaltungsverordnung für nichtig, da sie nicht den Bestimmungen des Naturschutzgesetzes genüge. Der Deutsche Bundestag beschloss im Oktober 2001 ein ab 2007 gültiges Verbot der bisher praktizierten Käfighaltung von Legehennen. Ab dem 1. Januar 2007 ist für Hennen nur noch Boden- oder Freilandhaltung zugelassen. Gehege müssen dann mindestens zwei Meter hoch sein und neben erhöhten Plätzen für die Eiablage auch Sitzstangen und Einstreu aufweisen. Jede Henne muss gut 1 100 Quadratzentimeter Platz zur Verfügung haben, das entspricht höchstens neun Hennen pro Quadratmeter. Bis 2012 ist allerdings eine Übergangslösung mit 750 Quadratzentimeter großen, so genannten ausgestalteten Käfigen erlaubt. Kleinbauern und der Naturschutzbund Deutschland begrüßten die Entscheidung des Bundestags, die als bedeutender Schritt in Richtung artgerechte Tierhaltung gilt. Systematische Einordnung: Das Bankivahuhn, die Stammform der Haushühner, gehört zur Familie Phasianidae der Ordnung Galliformes und wird Gallus gallus genannt.