Programmheft als

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Collegium Novum Zürich
Konzert 6. März 2015
Porträt
Seit seiner Gründung 1993 widmet sich das Collegium Novum Zürich
der Förderung und Aufführung von Musik der Gegenwart. Gleichzeitig
wird das aktuelle Musikschaffen in historische Kontexte gestellt und
die Geschichtlichkeit der Musik der Moderne erlebbar gemacht. Wichti­
ger Bestandteil der künstlerischen Arbeit des CNZ ist der direkte Kon­
takt mit den Komponistinnen und Komponisten sowie der Austausch
mit Kooperationspartnern. Das 25 Mitglieder umfassende Solisten­
ensemble vermag dank seiner mobilen Struktur flexibel auf Besetzun­
gen vom Solo bis zum grossen Ensemble zurückzugreifen. So kann
sich die Programmgestaltung ganz nach inhaltlichen Kriterien ausrich­
ten. Die Mitglieder treten mit dem Ensemble auch solistisch in Er­
scheinung und nehmen neben ihrer Tätigkeit beim CNZ führende Rollen
im Schweizer Kulturleben ein.
Das Collegium Novum Zürich, das von der Stadt Zürich subventio­
niert wird, unterhält seit Jahren eine eigene Konzertreihe in Zürich, bei
der in Zusammenarbeit mit verschiedenen Veranstaltern Projekte in
der Tonhalle, im Museum für Gestaltung und an anderen Konzertorten
in der Stadt realisiert werden. Viele der Veranstaltungen suchen gezielt die spartenübergreifende Vernetzung der Künste sowie sinnfäl­lige
Verbindungen von musikalischem Programm und Konzertort.
Im Laufe seiner nunmehr über 21 Jahre währenden Konzerttätigkeit brachte das CNZ zahlreiche Werke zur Uraufführung, darunter Kompositionen von Gary Berger, Ann Cleare, Xavier Dayer, Beat Furrer,
Georg Friedrich Haas, Edu Haubensak, Hans Werner Henze, Klaus Huber,
Michael Jarrell, Mischa Käser, Hermann Keller, Rudolf Kelterborn,
Thomas Kessler, Jorge E. López, Cécile Marti, Emmanuel Nunes, Helmut
Oehring, Klaus Ospald, Enno Poppe, Philippe Racine, Andrea Lorenzo
Scartazzini, Annette Schmucki, Nadir Vassena und Stefan Wirth. Die
Interpretationen des Ensembles sind auf mehr als einem Duzend Ton­
trägern nachzuhören.
Am Pult des CNZ standen Dirigenten wie Pierre Boulez, Sylvain
Cambreling, Friedrich Cerha, Mark Foster, Beat Furrer, David Philip Hefti,
Pablo Heras-Casado, Peter Hirsch, Heinz Holliger, Mauricio Kagel,
Johannes Kalitzke, Roland Kluttig, Susanna Mälkki, Enno Poppe, Peter
Rundel, Michael Wendeberg und Jürg Wyttenbach. Seit der Saison
2013/2014 ist Jonathan Stockhammer dem Ensemble als Conductor in
Residence verbunden.
Das Collegium Novum Zürich tritt regelmässig im In- und Ausland
auf und gastiert bei renommierten Festivals und Veranstaltern wie
Muziekgebouw Amsterdam, Konzerthaus Berlin, Ultraschall Berlin,
Berliner Festspiele/MaerzMusik, Bregenzer Festspiele, Lucerne Festival,
Philharmonie Luxembourg, November Music ’s-Hertogenbosch,
Klangspuren Schwaz, Kölner Philharmonie, WDR Köln, Schwetzinger
Festspiele, Warschauer Herbst, Wittener Tage für neue Kammermusik,
Wiener Konzerthaus und Tage für Neue Musik Zürich.
Wege – Stationen
Collegium Novum Zürich
Freitag, 6. März 2015
20 Uhr, Einführung 19 Uhr
Tonhalle Zürich, Grosser Saal
Luigi Dallapiccola ( 1904 – 1975 ) «Piccola musica notturna» für
Kammerensemble ( 1954 / 1961)
ca. 7'
Isabel Mundry (*1963) «Der Körper der Saite» – Konzert für Violoncello
und Ensemble (2014 /2015)
Uraufführung, Auftragswerk des CNZ
Ermöglicht durch die STEO Stiftung
1. Viertel ca. 76
2. Viertel ca. 48
3. Viertel ca. 66
ca. 22'
Pause
Isabel Mundry «Non mésuré – mit Louis Couperin I» für Ensemble (2008)
ca. 10'
Hans Zender (*1936) «¿Adónde/ Wohin?» für Sopran, Violine und
Ensemble (2008/2010)
Text: San Juan de la Cruz, «Cantico espiritual»
ca. 25'
Mit freundlicher Unterstützung durch:
Besetzung
Emilio Pomàrico, Dirigent
Rahel Cunz, Violine
Catriona Bühler, Sopran
Martina Schucan, Violoncello
Collegium Novum Zürich
Susanne Peters, Flöte
Katarina Gavrilovic, Flöte
Matthias Arter, Oboe
Heinrich Mätzener, Klarinette
Donna Molinari, Klarinetten
Stefan Buri, Fagott
Tomás Gallart, Horn
Jörg Schneider, Trompete
Kevin Fairbairn, Posaune
Martin Lorenz, Schlagzeug
Jacqueline Ott, Schlagzeug
Manon Pierrehumbert, Harfe
Michael Mahnig, Klavier, Celesta
Bart Verheyen, Klavier, Cembalo
Urs Walker, Violine
Mateusz Szczepkowski, Violine
Petra Ackermann, Viola
Patrick Jüdt, Viola
Trude Mészár, Violoncello
Johannes Nied, Kontrabass
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Programm
Jens Schubbe
Die Metapher des Wanderns könnte das einende Moment der hier in
Rede stehenden Werke sein. Das Wandern ist zentrales Motiv in den
Texten, auf die sich die Kompositionen von Hans Zender und Luigi
Dallapiccola beziehen. Isabel Mundry erkundet die Tiefen der Musik­
geschichte, wenn sie komponierend das Werk eines französischen
Barockkomponisten interpretiert oder der in Jahrhunderten gepräg­
ten «akus ­t ischen Maske» des Violoncellos nachspürt, um einen
Begriff von Elias Canetti aufzugreifen.
Luigi Dallapiccola: «Piccola musica notturna»
Luigi Dallapiccola hat der Partitur seiner «Piccola musica notturna» ein
Gedicht von Antonio Machado vorangestellt:
Sommernacht
Es ist eine schöne Sommernacht.
Die hohen Häuser haben
Die Fenster geöffnet
Zur weiten Piazza des alten Dorfes.
Auf dem verlassenen, rechteckigen Platz zeichnen
Steine, Büsche und Akazien
Ihre schwarzen Schatten auf die weiße Arena.
Im Zenit der Mond, und über dem Turm die Atmosphäre,
Der Uhrturm erleuchtet.
Ich wandere in diesem alten Dorf allein, wie ein Gespenst.
Machado beschwört das Bild einer südländischen, nächtlichen Idylle,
deren friedliche Atmosphäre durch die letzte Zeile ins Unheimliche
kippt. Dallapiccola fängt in seiner «Kleinen Nachtmusik» die Ambiva­
lenz dieser Stimmung ein. Das knappe Werk beschwört musikalische
Topoi, die seit langer Zeit mit dem Spannungsvollen, Unheimlichen
assoziiert werde: vor allem Tremoli und Trillerketten – Klänge, deren
Haut gleichsam erzittert. Sie umhüllen und färben die melodischen
Linien, die wie traumwandelnd bestimmte Intervallkonstellationen
umkreisen – am auffälligsten das initiale Dreitonmotiv, das im ge­
samten Stück fast allgegenwärtig ist. Einsame Gesänge können das
sein wie am Beginn, oder aber die instrumentalen Linien begegnen
sich in Duetten, wobei diesen Begegnungen etwas Irreales anhaftet,
weil ihre Gestalten oft Ausformungen ein und desselben sind: Spiege­
lungen und Kanons. Unter Spannung gesetzt werden die lyrischen
Gebilde von kurzen Einbrüchen dramatisch akzentuierter Klänge,
gleich einem Wetterleuchten, das die Szenerie der nächtlichen Stadt
gespenstisch erhellt.
Denkbar fern erscheint Dallapiccolas impressionistisch anmutende
Klangwelt vom Idiom der damals dominierenden seriellen Musik und
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doch offenbart sie bei genauer Betrachtung dodekaphone Strukturen,
die freilich allem rigiden Schematismus enthoben sind.
Dallapiccolas «Piccola musica notturna» existiert in zwei Versionen:
einer 1954 komponierten Fassung für Orchester und der 1961 entstan­
denen Bearbeitung für achtköpfiges Kammerensmble.
Isabel Mundry
einstellt, sobald ich diese Geschichte mit meiner eigenen Schrift in
Berührung bringe.
Isabel Mundry: «Non mésuré – mit Louis Couperin I»
Jens Schubbe
«Es hat mich interessiert, das Ineinandergreifen von historischen Ein-
Konzert für Violoncello und Ensemble
In dem Buch «Mythen des Alltags » beschreibt der französische Philo­
soph Roland Barthes, auf welche Weise sich Mythen bilden. Sie ent­
stehen dann, wenn ein Objekt so sehr mit Bedeutung aufgeladen wird,
dass sein ursprünglicher Sinn dahinter weitgehend verschwindet. So
ist z. B. Coca Cola längst nicht mehr allein ein durstlöschendes Getränk.
Vielmehr ist sie eine Verdichtung aus Flaschenform, Geschmack, Name
und Reklamebildern. Sie ist zu einer kaum auflösbaren Atmosphäre
geworden. Mythen wirken auf den ersten Blick unberührbar. Sie kön­
nen jedoch zerfallen, sobald ihre Entstehungsbedingungen trans­
parent werden, wodurch ihre Geschlossenheit Risse bekommt.
Das Violoncello selbst kann als ein Mythos angesehen werden. Untrennbar sind mit dem Instrument bestimmte Ausdrucksweisen,
Atmosphären oder Gefühle verbunden. Auch mir drängen sie sich auf,
sobald ich eine Komposition für Cello und Ensemble schreibe. Dieser
Sogkraft wollte ich mich nicht entziehen, doch ich wollte ihr wie eine
Archäologin begegnen. Das Stück besteht aus drei Teilen, die jeweils
um Elemente kreisen, welche man als archetypisch beschreiben
könnte. Jeder kennt sie, ohne sie einem bestimmten Ursprung zuord­
nen zu können. Als Beispiel seien das Arpeggio, diatonische Phrasen,
Quintklänge, aber auch das expressive Atmen der Cellisten genannt. In
meiner Komposition werden solche Archetypen entfaltet, aufgeladen
und erweitert. Das gesamte Ensemble trägt zu solchen Transformationen bei und kann dabei selbst zu einem imaginären Riesencello mutieren. Ebenso kann es einen Raum der Umdeutung und Verwandlung
erzeugen. Solche Prozesse tendieren zur Verdichtung, Unantastbarkeit
und Virtuosität, also zur Hervorbringung selbst erzeugter Mythen.
Meine Komposition spielt mit solchen Möglichkeiten. Zugleich erzeugt
sie jedoch Kippmomente, in denen quasi die Rückseiten jener ver­
meintlich geschlossenen Texturen zum Vorschein kommen. Sie wirken
wie Störgeräusche, vergleichbar mit zu hörbaren Atemgeräuschen
eines scheinbar schwebenden Tänzers oder Kratzgeräuschen in einer
annähernd makellosen Stimme.
Es geht mir in der Komposition nicht darum, Schönheit und Hässlich­
keit einander gegenüberzustellen. Vielmehr möchte ich Faszinationen
nachgehen, die für mich in der Geschichte der Musik liegen. Und ein­
hergehend damit möchte ich jene Fragilität beleuchten, die sich
flüssen und gegenwärtiger Imagination im Werk selber greifbar zu
machen und auf verschiedene Weise zu thematisieren», meinte Isabel
Mundry mit Bezug auf ihren fünfteiligen Zyklus von Ensemblekomposi­
tionen «Schwankende Zeit », dessen eröffnenden Teil «Non mésuré – mit Louis Couperin I» repräsentiert. Non mésuré könnte man trefflich
mit einem Begriff bezeichnen, den Hans Zender geprägt hat: eine
komponierte Interpretation. Das Werk bezieht sich auf das erste einer
um 1658 komponierten Folge von «Préludes non mésurés » aus der
Feder des unbekannteren der Couperin-Brüder. Das besondere an diesen Cembalo-Stücken ist, dass zwar die Tonhöhen der Préludes genau
festgelegt sind, aber Angaben für Notendauern, Metrum weitgehend
fehlen und die rhythmisch agogische Gestaltung bestenfalls andeu­
tungsweise durch Legato- und Haltebögen und wenige weitere Zei­
chen skizziert ist, so dass ihre konkrete Ausgestaltung den Interpreten
überantwortet wird. Noch Carl Philipp Emanuel Bach hat diese Praxis
des Komponierens geschätzt: «Das Fantasieren ohne Tackt scheint
überhaupt zu Ausdrückung der Affeckten besonders geschickt zu sein,
weil jede Tackt-Art eine Art von Zwang mit sich führet.»
Über die Jahrhunderte hinweg wird an diesen Stücken erfahrbar,
dass sich Komponisten immer wieder mit der Frage beschäftigten, wie
weit der Notentext festgelegt sein muss, um ein intendiertes klangliches Ergebnis zu erzeugen. Sieht man das Notenbild der CouperinPréludes zumal in den historischen Abschriften, ist man durchaus
an Formen der Space-Notation und der graphischen Notation erinnert,
wie sie in der zeitgenössischen Musik Brauch sind.
Isabel Mundry nähert sich dem alten musikalischen Text zunächst
wie eine Instrumentalistin. Freilich ist ihr Instrument nicht das Cem­
balo, sondern ein 17 Mitglieder umfassendes Instrumentalensemble,
für das sie ihre Lesart des Préludes im Bewusstsein der Distanz von dreieinhalb Jahrhunderten Musikgeschichte detailliert ausgearbeitet hat.
Wolfgang Sandberger hat in Isabel Mundrys Ansatz eine Art Doppel­
strategie ausgemacht. Einerseits wird der originale Cembalo-Klang mit
Hilfe des Ensembles gleichsam mikroskopiert, andererseits verfrem­
dend in die Distanz gerückt «durch zeitliche Dehnungen, verwischende
harmonische Überlagerungen, orchestrale Klangerweiterungen, hin­
zugefügte Geräusche oder auch Sprechstimmen, die sich wie Fremd­
körper um die Originalmusik legen, wenngleich deren Klänge aus dem
Alltag vetraut sind.» Im zentralen, bei Couperin exakt ausgearbeite­
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ten fugierten Abschnitt ist das Original in der Cembalostimme un­
mittelbar hörbar, während es vom Ensemble gleichzeitig von einer
verfremdenden Aura umhüllt wird.
Hans Zender: «¿Adónde/ Wohin? »
¿Adónde te escondiste,
Wo hast du dich verborgen,
Amado, y me dejaste con gemido?
Geliebter und liessest mich mit Seufzen?
Como el ciervo huiste,
Wie ein Hirsch entflohst du,
habiéndome herido;
hattest mich verwundet;
salí tras ti clamando, y eras ido.
ich ging hinaus und schrie nach dir, doch du warst fort.
Pastores los que fuerdes
Hirten, die ihr dort
allá por las majadas al otero,
durch die Schafspferche zur Höhe geht,
si por ventura vierdes
wenn ihr durch gutes Geschick ihn seht,
aquel que yo más quiero,
den ich am meisten liebe,
decidle que adolezco, peno y muero.
sagt ihm, dass ich krank bin, leide und sterbe.
Buscando mis amores
Meine Liebe suchend,
iré por esos montes y riberas;
gehe ich durch diese Berge und Auen;
ni cogére las flores,
ich pflücke keine Blumen,
ni temeré las fieras,
noch fürchte ich die wilden Tiere,
y pasaré los fuertes y fronteras.
und überschreiten werde ich Wehre und Grenzen.
Juan de la Cruz
Johannes vom Kreuz
Würde man den in «¿Adónde/ Wohin?» von Hans Zender vertonten
Text lesen, ohne dessen Autoren zu kennen, könnte man meinen, es
handele sich um ein Liebesgedicht vielleicht antiker Provenienz: Eine
Liebende durchwandert auf der Suche nach dem Geliebten unbekann­
tes Land und lässt sich weder von wilden Tieren, Wehren und Grenzen
aufhalten, noch von der Schönheiten der Natur zum Verweilen verfüh­
ren. Der Text findet sich jedoch im «Cantico espiritual» von Juan de la
Cruz und wurde von dem spanischen Geistlichen in den 1570er Jahren
verfasst, während er als «hartnäckiger Rebell» im Ordensgefängnis
von Toledo inhaftiert war und Misshandlungen und Demütigungen zu
ertragen hatte. Seine Zeilen beziehen sich nicht auf die irdische Liebe,
sondern auf die mystische Hochzeit von Seele und Erlöser – ein uraltes
Motiv der christlich-jüdischen Theologie, Literatur und Kunst.
In «¿Adónde/ Wohin?» dissoziieren die Zeilen des Textes und geben
den Klängen Zeit und Raum zur Entfaltung. So wird eine zerklüftete,
vielgestaltige Klanglandschaft evoziert, die der Hörende zu durchwan­
dern hat: «Immer wieder plötzliche Endpunkte, dann neue Aufbrüche,
kurze, dann längere Strecken, schroffe und sehr liebliche Bilder, und
kein erkennbarer Hauptweg, der eine Orientierung gäbe. So wird er in
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seiner Wahrnehmung ganz auf das aktuelle Geschehen verwiesen,
und gleicht vielleicht der Braut in Juan de la Cruz’ geistlichem Liebes­
gedicht.» (Hans Zender)
Zum Pendant der Singstimme wird die Solo-Violine. Ganz nah kom­
men beide sich in den zentralen Partien des Werkes, wenn die anderen
Instrumente schweigen und durch diese kammermusikalische Episode die formale Architektur des Werkes doch in einem «Davor » und
«Danach» greifbar wird. Wenngleich man hörend gelegentlich nach­
vollziehen kann, wie bestimmte Klanggestalten die einzelnen in ihren
Texturen deutlich geschiedenen Abschnitte des Werkes übergreifend
prägen – etwa der Tritonus des initialen Adondé-Rufes oder die gleich
danach einsetzenden Violinfigurationen –, so ist doch das struktu­
relle Element, welches die Komposition durchgängig prägt, nicht im
motivisch-gestischen Bereich angesiedelt: « Juans kristalline Verse
sind in sieben- und elfsilbige Zeilen gegliedert. Das gab mir das Signal
für die Komposition, als einzige durchgehende Ordnung die Harmonik
von solchen Klängen bestimmt sein zu lassen, deren Grundintervall
entweder den 7. oder den 11. Oberton enthält.» Da diese Intervalle nicht
im temperierten Tonsystem enthalten sind, wie es uns durch das
Klavier geläufig ist, nutzte Hans Zender ein von ihm seit den 1990er Jahren ausgearbeitetes, ungemein fein gestuftes Tonsystem, das seiner
Harmonik einen unerhörten Nuancenreichtum ermöglicht. In dieses
Tonsystem ist gegen Ende das berühmte Quartmotiv aus Schönbergs
erster Kammersinfonie hineinprojiziert, jenes Fanal, das den uner­
schrockenen Aufbruch in die Moderne signalisierte, dessen Ethos sich
Hans Zender verpflichtet sieht.
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Biografien
Catriona Bühler
Die Sopranistin Catriona Bühler studierte an der Zürcher Hochschule
der Künste bei Prof. Jane Thorner-Mengedoht und Marianne Racine.
Es folgte ein Studium am Schweizer Opernstudio, wo sie 2009 das Konzertdiplom Oper erlangte. Neben Engagements im klassischen Konzertfach – von Alter bis zu Neuer Musik – ist sie auch in Projekten mit
Jazz, Chansons und freier Improvisation anzutreffen. Als Solistin war
sie bereits zu Gast bei renommierten Ensembles und Festivals wie
dem Collegium Novum Zürich, ensemble recherche, Zürcher Kammer­
orchester, ensemble für neue musik zürich, Akademisches Kammer­
orchester Zürich, Musikfestwochen Braunwald, Festival Alpenklassik
Bad Reichenhall, Theater Neumarkt Zürich, Vokalensemble Zürich.
Im Opernfach sang sie die Rolle der Despina («Così fan Tutte») und
Checca («Il Flaminio ») am Schweizer Opernstudio, une suivante
( « Amadis ») am Theater Biel, Adele ( «Fledermaus ») an den Operetten­
festspielen Interlaken, die Vespetta («Pimpinone») und die Larinda
( «Handwerker als Edelmann ») mit der kammeroper schweiz. Sie liebt
auch die Heraus­forderungen Neuer Musik, so war sie im Jahr 2011 in
der Uraufführung von Mathias Steinauers «keyner nit » zu erleben sowie
mit dem Luki*ju Theater Luzern mit Gerard Beljons Kinderoper
«Hänsel und Gretel» (als Erzählerin/Hexe ). Catriona Bühler ist Mitglied
der Schweizer Close Harmony-Formation «The Sam Singers ».
Rahel Cunz
Rahel Cunz erhielt ihre musikalische Ausbildung bei Rudolf Bamert in
Zürich und bei Aida Stucki-Piraccini an der Hochschule für Musik und
Theater in Winterthur. Diese Studien wurden ergänzt durch die Teil­
nahme in Meisterklassen von Joseph Gingold und Gérard Poulet in
Greensboro, USA, von Boris Belkin in Siena und von Rainer Kussmaul
an der Carl-Flesch-Akademie in Baden-Baden.
Schon früh errang Rahel Cunz erste Preise bei verschiedenen Wettbe­werben, so u. a. beim Schweizerischen Jugendmusikwettbewerb und
beim Brahms Wettbewerb. Sie erhielt Förderungspreise des MigrosGenossenschaftsbundes und der Kulturstiftungen von Stadt und
Kanton St. Gallen.
Seit 1994 ist Rahel Cunz Konzertmeisterin im Orchester Musikkollegium Winterthur. Als Mitglied des Collegium Novum Zürich arbei­
tete sie mit Heinz Holliger, Jörg Widmann, Sofia Gubaidulina, Arvo
Pärt, Salvatore Sciarrino u. a. zusammen. Einige Werke bekannter
Komponisten wurden ihr gewidmet, von ihr uraufgeführt und auf­ge­
nommen.
Die Ausbildung begabter junger Geigerinnen und Geiger am Kon­
servatorium Winterthur ist ihr ein weiteres grosses Anliegen.
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Neben diesen Tätigkeiten übt sie eine vielseitige Konzerttätigkeit aus
sowohl als Solistin, wie auch als Kammermusikerin in verschiedenen
Formationen. Auch ist sie eine der wenigen Geigerinnen, welche das
epochale Violinkonzert von György Ligeti in ihrem Repertoire führt.
Luigi Dallapiccola
Luigi Dallapiccola wurde 1904 in Pazin ( italienisch: Pisino, deutsch:
Mitterburg ) geboren, das heute zu Kroatien gehört. 1922 begann er am
Florentiner Konservatorium Klavier und Harmonielehre zu studieren.
1924 erlangte er das Klavier-, 1932 das Kompositionsdiplom. Ab 1934 war
er am Konservatorium in Florenz als Klavierlehrer angestellt, 1940 bis
1945 hatte er eine Kompositionsprofessur inne. Als Komponist begann
er mit tonalen, in der Madrigaltradition stehenden Werken und wurde
nach 1940 mit den «Liriche greche» zu einem der bedeutendsten
Zwölftonkomponisten Italiens. Er gilt als Vertreter einer «musica impe­
gnata» («engagierten Musik») mit politischer Stellungnahme («Canti
di prigionia», dt. «Gesänge der Gefangenschaft » 1938 – 1941 ); Opern
(«Nachtflug » 1940, nach Antoine de Saint-Exupéry; «Der Gefangene»
1949; «Ulisse» 1968), das Ballett «Marsia» ( 1943 ), Orchesterwerke,
Kammer- und Klaviermusik.
Zu seinen Verdiensten zählt unter anderem die Einführung der Zwölftontechnik in Italien. Allerdings folgt diese Zwölftontechnik nicht
den « traditionellen» Regeln nach Arnold Schönberg, sondern ist eher
motivisch zu verstehen. Sein Kompositionsstil zeichnet sich ausser­
dem durch einen beeindruckenden Kontrapunkt aus, der sich an
Johann Sebastian Bach und italienischen Vorbildern orientiert. In seinem gesamten Œuvre, welches ungefähr vier dutzend Werke umfasst,
nimmt die Vokalmusik die bedeutendste Stellung ein.
Ein Schwerpunkt von Dallapiccolas Schaffen war die Gattung der
Oper, die er in einem sehr italienischen Sinne pflegte, indem er sich in
ihr nicht von dem Brauch des Belcanto verabschiedete, sondern die­
sen im Lichte der Zwölftontechnik und des Kontrapunkts auf eine Weise
verwendete, die lyrischer als jene Alban Bergs und Schönbergs an­
mutet. Dallapiccola starb 1975 in Florenz.
Isabel Mundry
Isabel Mundry studierte Komposition bei Frank Michael Beyer und
Gösta Neuwirth an der Hochschule der Künste Berlin und bei Hans
Zender an der Hochschule für Musik Frankfurt am Main. Von 1986 bis
1993 unterrichtete sie Musiktheorie und Analyse an der Berliner
Kirchenmusikschule und an der Hochschule der Künste Berlin. 1996
übernahm sie eine Professur für Komposition und Musiktheorie an
der Musikhochschule Frankfurt. Seit 2003 ist Mundry Professorin für
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Komposition an der Zürcher Hochschule der Künste. Ihre Komposi­
tionen werden international von bedeutenden Orchestern und
Ensembles aufgeführt, die Musiktheaterproduktion « Odyssee» wurde
von der Kritikerjury der Fachzeitschrift Opernwelt zur Uraufführung
des Jahres 2006 gewählt. In der Saison 2007 / 2 008 war Mundry CapellCompositeur bei der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Sie hat
namhafte Kompositionsstipendien und -preise erhalten wie den BorisBlacher-Preis, den Kompositionspreis Berlin, Busoni-Preis, Kranich­
steiner Musikpreis oder den Siemens-Förderpreis. Als Composer in Residence war sie beim Lucerne Festival, beim Tong Yong-Festival, beim
Takefu-Festival, beim Nationaltheater Mannheim und bei der Staats­
kapelle Dresden tätig. Sie ist Mitglied der Akademien der Künste
Berlin und München.
Teatro Nacional de São Carlos in Lissabon vor. Als Komponist hat er
mit Ensembles wie dem Klangforum Wien, dem Asko/ Schönberg
Ensemble, dem Ensemble Musikfabrik, dem Remix Ensemble, dem Ensemble intercontemporain, dem Ensemble Modern, dem ensemble
recherche und dem Ensemble Resonanz zusammengearbeitet. Emilio
Pomàrico ist erstmals beim Collegium Novum Zürich zu Gast.
Martina Schucan
Im Alter von 14 Jahren wurde Martina Schucan in die Meisterklasse
von André Navarra in Detmold (D ) aufgenommen. Nach dem Konzert­
examen setzte sie ihre Studien bei Heinrich Schiff, Daniel Shafran
und Janos Starker fort. Ein erster Preis am «Gaspar Cassadò » Wettbewerb in Florenz und zahlreiche weitere Auszeichnungen eröffneten
ihr eine internationale Konzerttätigkeit.
Als Solistin konzertierte sie mit renommierten Orchestern wie den
Bamberger Sinfonikern, dem Metropolitan Orchestra Tokyo, dem
Orchestre de la Suisse Romande oder dem Tonhalleorchester Zürich
und spielte an den internationalen Festivals von Luzern, SchleswigHolstein, Witten, Schwetzingen, Montpellier, Bratislava und Peking.
Als gefragte Kammermusikerin nahm sie an den Kammermusikfestivals von Kuhmo, Prussia Cove und Davos teil und zählte Musiker
wie Yuri Bashmet, György Kurtág, Heinz Holliger, Raphael Oleg,
Veronika Hagen, Jürg Wyttenbach und das Carmina Quartett zu ihren
Partnern.
Das Erarbeiten der zeitgenössischen Musik ist ein zentraler Bestand­
teil ihres künstlerischen Engagements. Ihre Interpretationen des
Konzertes von Henri Dutilleux, der « Assonance V» von Michael Jarrell
und der Solosonate von Bernd Alois Zimmermann wurden von der
Fachwelt und dem Publikum gefeiert.
Martina Schucan ist Professorin an der Züricher Hochschule der
Künste und Mitglied des Collegium Novum Zürich.
Emilio Pomàrico
Der Dirigent und Komponist Emilio Pomàrico wurde als Sohn italieni­
scher Eltern in Buenos Aires geboren. Er studierte in Mailand und bil­
dete sich bei Franco Ferrara (Siena 1979 – 1980) und Sergiu Celibidache
(München 1981 ) weiter. 1982 debütierte er als Dirigent mit einer er­
folgreichen Konzertserie in Italien und Südamerika. Er arbeitete mit
den wichtigsten italienischen Orchestern in Turin, Rom, Mailand,
Padua, Veneto, Bozen, Palermo, Parma, Florenz und mit Theaterorchestern wie dem Orchester der Mailänder Scala. Auch in vielen weiteren
europäischen Städten dirigierte Pomàrico: Paris, Genf, Lissabon, Berlin,
Basel, Frankfurt, Zürich, Glasgow, Edinburgh u. a. Emilio Pomàrico
wurde bisher von zahlreichen internationalen Festivals eingeladen,
darunter: Festival d’Automne à Paris, La Biennale Musica di Venezia,
Settembre Musica in Turin, Edinburgh International Festival, Salzburger
Festspiele, Wien Modern, Donaueschinger Musiktage u. a. Ein
Schwerpunkt seiner Arbeit ist die zeitgenössische Musik. Zusammen
mit dem Ensemble Modern in Frankfurt, dem Freiburger ensemble
recherche, dem Ensemble Contrechamps Genf und dem Nieuw Ensemble
Amsterdam erarbeitete er Werke des 20. und 21. Jahrhunderts. Eine
regelmässige Zusammenarbeit verbindet ihn auch mit dem Klangforum
Wien. Zu seinen grössten Erfolgen zählen die Aufführung von Nonos
«Prometeo » in Lissabon (1995), die Schweizer Erstaufführung der Ersten
Sinfonie von Alfred Schnittke ( Januar 1996) mit der basel sinfonietta
und Luciano Berios «Coro » in der Genfer Victoria Hall. Im August 1997
dirigierte Pomàrico das BBC Scottish Symphony Orchestra beim
Edinburgh International Festival. Aufnahmen mit Emilio Pomàrico erschienen bei Dischi Ricordi, Audivis, Montaigne und Etcetera. Pomàrico ist Professor für Dirigieren an der Civica Scuola di Musica in Mailand.
Als Operndirigent stellte sich Emilio Pomàrico bei der Münchener
Biennale, der Pariser Oper, dem Teatro La Fenice in Venedig und dem
Hans Zender
Hans Zender, geboren 1936 in Wiesbaden, studierte 1956 bis 1963
an den Musikhochschulen Frankfurt und Freiburg Komposition ( bei
Wolfgang Fortner), Klavier und Dirigieren. Als Stipendiat der Villa
Massimo verbrachte Zender 1963/ 1964 und 1968/1969 zwei Jahre in
Rom. 1964 bis 1968 war Zender Chefdirigent der Oper der Stadt Bonn,
1969 bis 1972 Generalmusikdirektor der Stadt Kiel. Von 197 1 bis 1984
leitete Zender das Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken und war
maßgeblich am Profil des Festivals «Musik im 20. Jahrhundert »
be­t eiligt. Von 1984 bis 1987 war Zender Generalmusikdirektor der
­Hamburgischen Staatsoper, von 1987 bis 1990 Chefdirigent des
Radio­kamerorkest des Niederländischen Rundfunks und Principal
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Guest Conductor der Opéra National, Brüssel. Darüber hinaus
arbeitete Zender als Gastdirigent mit vielen internationalen Spitzen­
orchestern zusammen. Zahlreiche maßgebliche TV- und Tonauf­
nahmen dokumentieren diese Tätigkeit.
In den Jahren 1988 bis 2000 nahm Zender eine Professur an der
Frankfurter Musikhochschule wahr. Aus seiner Kompositionsklasse gingen namhafte Komponisten wie Hanspeter Kyburz, Isabel Mundry
oder José M. Sánchez-Verdú hervor.
Hans Zenders kompositorische Tätigkeit ist einerseits nicht ohne die
Einsichten des Interpreten Zender denkbar, andererseits von großer
Eigenständigkeit. Er bediente sich in den frühen sechziger Jahren zunächst avantgardistischer, also zwölftöniger und serieller Methoden.
Bald entstanden Partituren, die schon im Titel variable und offene
Formen signalisierten («Schachspiel», 1969; «Modelle», 197 1 – 1973 ). Das
Denken in schöpferischen Zyklen ist typisch für Zender: Einige seiner
Werkserien heissen – im Ober- oder Untertitel – «Hölderlin lesen»
(fünf Kompositionen), «Kalligraphien» (ebenfalls fünf ) oder «Lo-Shu»
(sieben). Der letztgenannte Zyklus gehört zur Gruppe der vom Komponisten abkürzend und nicht ohne Selbstironie so genannten «japa­
nischen» Stücke. Zender war auf Gastspielreisen mit fernöstlichem
Denken in Berührung gekommen, einem vom Zen-Buddhismus herrührenden Zeitempfinden, das, auf die Musik übertragen, den Verzicht
auf die abendländischen Traditionen strenger Werklogik zugunsten
voneinander unabhängiger, nicht-linearer «Momentformen» und den
stärkeren Einbezug kontemplativer Strecken nahelegt – allerdings
ohne Zugeständnisse an einen asiatischen Folklorismus.
Die Dialektik von strengem Formbewusstsein und einer «musique
informelle» ist eine Konstante in Zenders Musikdenken. Er hat über
Sinn und Aufgabe von Kunst gründlich nachgedacht, vor allem darüber,
wie man heute noch komponieren kann, ohne sich (oder andere) zu
wiederholen. Heute, das heisst in einer Zeit nach der Postmoderne, in
der Mottos wie «anything goes » ebensoviel Freiheit gebracht wie
Unheil gestiftet hatten. Einheitliche Zeitstile oder Ästhetiken scheinen
mit einer solchen Unwiderruflichkeit suspendiert, dass Zender zu
dem Schluss kommt, Kunstausübende müssten sich heute radikaler
und gründlicher als je zuvor neu und selbst definieren.
Und nach dem Kozert: atonhall er Käse, Foyer
Wir wollen, dass Sie sich vor, während und nach unseren Konzerten
willkommen fühlen und wir möchten Räume für einen lebendigen
Diskurs über das Gehörte schaffen.
Daher laden wir Sie auch nach diesem Konzert ein, noch im Foyer zu
verweilen und atonh al l en Käse zu kosten.
Wir freuen uns auf Ihre Gesellschaft!
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Music Box
Impressum
Herausgeber: Collegium Novum Zürich
Programmverantwortung: Jens Schubbe
Redaktion: Jens Schubbe
Visuelles Konzept, Gestaltung: Klauser Design GmbH, Zürich
Änderungen vorbehalten
Konzertvorschau
Conlon Nancarrow Piece Nr. 2 for Small Orchestra (1986)
Montag, 4. Mai 2015
20 Uhr, Einführung 19 Uhr
Tonhalle, Kleiner Saal
Claridenstrasse 7
8002 Zürich
Franco Donatoni «Hot » für Solo-Saxophon, Klarinette, Trompete,
Posaune, Schlagzeug, Klavier und Kontrabass (1989)
Collegium Novum Zürich
Rico Gubler Saxophon
Stefan Wirth Klavier
Jonathan Stockhammer Dirigent
György Ligeti Klavierkonzert (1985 – 1988)
Veranstalter Collegium Novum
Zürich in Zusammenarbeit mit der
Tonhalle-Gesellschaft Zürich
Tickets CHF 38 / 15 ermässigt
T +41 44 206 34 34,
tonhalle-orchester.ch
14
Marko Nikodijevic «Music Box / Selbstportrait mit Ligeti und Strawinsky
( und Messiaen ist auch dabei )» für Ensemble ( 2001 / 2003 / 2006 )
Unter einer Music Box versteht man eigentlich ein mechanisches
Musikinstrument, bei dem eine mit Stiften bewährte Walze Metall­
zungen in Schwingung versetzt. Von der scheinbar mechanischen,
kreisenden oder pulsierenden Bewegung und der manchmal abenteu­
erlich komplexen Überlagerung solcher Bewegungsabläufe sind die
hier vereinten Werke von Ligeti, Nikodijevic, Donatoni und Nancarrow
inspiriert. In Conlon Nancarrows Werkliste nehmen die Stücke für
lebende Interpreten nur einen kleinen Raum ein. Die meisten seiner
Werke schrieb er für ein mechanisches Musikinstrument: ein über
Lochstreifen angesteuertes Player Piano, das es ermöglichte, die
rhythmischen Komplexionen und rasenden Tempi, die ihm vorschweb­
ten, Wirklichkeit werden zu lassen. Von den Erfahrungen solchen
Komponierens sind auch seine wenigen Werke für Ensemble inspiriert.
Dem Piece Nr. 2 Nancarrows eines der faszinierenden späten Werke
Ligetis gegenüber zu stellen, liegt nahe: Ligeti war es, der die Musik
Nancarrows entdeckte und in Europa bekannt machte, so dass dem wie
ein Eremit im mexikanischen Exil schaffenden Nancarrow in seinen
späten Jahren die verdiente internationale Anerkennung zuteil wurde.
Er sah in Nancarrow einen Bruder im Geiste, der an ganz ähn­lichen
musikalischen Phänomenen interessiert war wie er selbst. Diese Nähe
ist zumal in den späten Werken, zu denen das Klavierkonzert als
eines der herausragenden Werke zählt, ganz unmittelbar erfahrbar.
Von einer jazzinspirierten, zerfurchten Rhythmik ist Franco
Donatonis «Hot » geprägt – ein Werk, das seinen Titel völlig zurecht trägt.
In Marko Nikodijevics «Musik Box » schliesslich sind die in den ande­
ren Werken ausgeprägten Charakteristika wie in einem Brennspiegel
gebündelt.
Gemischtes Doppel
Konzertvorschau
Freitag, 29. Mai 2015
20 Uhr
Museum Haus Konstruktiv
Selnaustrasse 25
8001 Zürich
Moritz Müllenbach Neues Werk für zwei Violoncelli (Uraufführung,
Auftragswerk des CNZ )
Iannis Xenakis «Nomos Alpha» für Violoncello solo (1966)
Beat Furrer Duo für zwei Violoncelli (1985)
George Benjamin «Viola, Viola» für zwei Violen (1996)
Imke Frank Violoncello
Martina Schucan Violoncello
Patrick Jüdt Viola
Mateusz Szczepkowski Viola
Veranstalter Collegium Novum
Zürich in Zusammenarbeit mit
dem Museum Haus Konstruktiv
Tickets CHF 38/15 ermässigt
Notenpunkt
Froschaugasse 4
8001 Zürich
T +41 43 268 06 45
cnz.ch
ab 28. April 2015
Iannis Xenakis «Kottos» für Violoncello solo (1977)
Martin Jaggi Neues Werk für zwei Violoncelli (Uraufführung, Auftrags­
werk des CNZ )
Dieses Programm verdankt sich einer Idee der beiden Cellistinnen des
CNZ, Martina Schucan und Imke Frank. Sie verbinden zwei grossartige
Solo­Werke aus der Feder von Iannis Xenakis mit Duo­Kompositionen
von drei Schweizer Komponisten, wobei zwei dieser Duos neu in Auf­
trag gegeben werden. Der Auftritt der beiden Bratscher macht aus dem
Cello­Duo gleichsam ein gemischtes Doppel und fügt dem ansonsten
reinen Cello­Programm mit George Benjamins ebenso virtuosem wie
klangsinnlichen «Viola, Viola» eine reizvolle Nuance hinzu.
AuSSTeLLuNg
WANdeLKONzeRTe
PeRfORmANceS
WORKSHOPS
KLANg- uNd VideOiNSTALLATiONeN
mit
helmut oehring
rimini Protokoll
Neue Vocalsolisten
Trio Oreade
Jürg Kienberger
Jan Schlichte
Bernhard Landauer
Nadja Räss
Leo Hofmann
Ben Jeger
Klanglabor
u. a.
Sch loSSm e diale
we rde n be rg
rande rScheinung
InternatIonales festIval
für alte musIk, neue musIk
und audIovIsuelle kunst
22. – 31. maI 2015
schloss werdenberg
www.schlossmedIale.ch
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