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Petrochromis sp. aff. trewavasae
ephippium „Moshi Yellow“ im Aquarium
Wolfgang W. A. Schamel und Wilfried
Mayerhofer
Bei der Gattung Petrochromis handelt es sich um
große, durchsetzungsfähige Aufwuchsfresser aus
dem Tanganjikasee. Nachdem wir in den ersten
Artikeln unserer Serie über die Aquarienhaltung
und Zucht von P. sp. aff. macrognathus „Rainbow“
(Mayerhofer & Schamel 2007), P. famula „Kaiser“
und P. famula „Kigoma“ (Schamel & Mayerhofer
2007) berichtet haben, soll es hier um einen weiteren Vertreter dieser Gattung gehen, nämlich um den
attraktiv gefärbten und bekannten „Moshi Yellow“
(Petrochromis sp. aff. trewavasae ephippium
„Moshi Yellow“). Generelle Informationen sowie
weitergehende Literatur über die Gattung Petrochromis kann man in der Mai-Ausgabe der DCGInformationen 2007 finden (Schamel 2007).
Die „Moshi Yellow“ stehen P. trewavasae ephippium
(BRICHARD, 1989) sehr nahe. In seinem Buch
„Tanganjika-Cichliden in ihrem natürlichen Lebensraum“ findet Ad Konings Argumente dafür, dass es
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sich um zwei Arten handeln könnte (Konings
1999). Wir wollen uns nicht festlegen, ob es sich
um zwei eigenständige Arten handelt, und bezeichnen diesen Cichliden hier als P. sp. aff. trewavasae
ephippium „Moshi Yellow“. Diese Cichliden bleiben mit maximal 18 bis 20 Zentimeter etwas kleiner als zum Beispiel der „Rainbow“. P. trewavasae
ephippium ist seeweit verbreitet. Er hat eine braune
bis schwarze Grundfärbung mit vielen hellgelben
unterbrochenen Streifen, die man schon fast als
Punkte bezeichnen könnte. Zusätzlich besitzt er
einen weißen bis gelben Fleck auf dem Rücken.
Deswegen wird P. trewavasae ephippium im
Deutschen auch Sattelfleck-Petrochromis genannt.
Im Gegensatz dazu haben „Moshi Yellow“ eine
gelbe Grundfärbung und stimmungsabhängig
einen zum Teil sehr dunklen braunen Kopf. Sie
sind demnach auffälliger gefärbt als die typischen
P. trewavasae ephippium. Der „Moshi Yellow“
kommt an der Ostküste des Tanganjikasees
(Tansania) vor. Ausgewachsene Individuen halten
sich etwas tiefer (ab fünf bis sieben Meter) auf als
der „Rainbow“-Petrochromis (Schupke 2006).
Trotz seiner Bekanntheit kann man über „Moshi
Yellow“ fast nichts in der Literatur finden.
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Färbung
Unsere „Moshi Yellow“ hat Wilfried Mayerhofer
als Jungtiere aus zwei verschiedenen Quellen in
Deutschland bezogen. Momentan sind es zwölf
adulte Tiere, die mit elf P. sp. aff. macrognathus
„Rainbow“, 16 P. sp. aff. polyodon „Texas Kipili“,
drei P. sp. aff. orthognathus „Tricolor“, einem P.
orthognatus „Mpimbwe“, Cyprichromis leptosoma
„Kitumba“, Tropheus moorii „Moliro“, Xenotilapia spilopterus, einem Paar Eretmodus cyanostictus, einem Paar Ophthalmotilapia boops, O.
ventralis und einem Pärchen Lamprologus ocellatus
in dem bereits beschriebenen 3.000-Liter-Aquarium vergesellschaftet sind (Schamel 2007). Ein
Bild des Beckens einschließlich der „Moshi
Yellow“ ist in Schamel (2007) zu sehen. Der
„Moshi Yellow“ ist in der Lage, seine Färbung je
nach Stimmung stark zu variieren. Man kann den
Eindruck gewinnen, dass Farbe und Muster zusammen mit den Flossenbewegungen wie eine eigene
Sprache eingesetzt werden. Diese individuelle
Farbveränderung ist stärker ausgeprägt als bei allen
anderen gepflegten Petrochromis-Arten. Das bedeutet einiges, da Petrochromis seine Ausdrucksformen stärker ausgeprägt hat als beispielsweise
seine Verwandten, die Arten der Gattung Tropheus.
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Deswegen wollen wir in diesem Artikel etwas
näher auf die verschiedenen Farb- und Formmuster
eingehen und erläutern, in welchem sozialen Zusammenhang sie benutzt werden.
Die hellgelbe Färbung, die man oft auf Fotos sieht,
zeigt besonders erregte Tiere (Abbildung Seite 233
und 236). Insbesondes balzende Männchen - aber
auch balzende Weibchen - zeigen sich oft so. Dabei
werden die Augen manchmal fast schwarz. Beim
Ablaichen wird der gesamte Körper der Männchen
und Weibchen hellgelb und bildet einen auffallenden Kontrast zu den dunklen Augen. In der Tat sind
die dunklen Augen ein typisches Merkmal von
„Moshi Yellow“, mit dem er sich von den anderen
Petrochromis-Arten unterscheidet.
Ganz anders sieht der „Moshi Yellow“ beim Drohen
aus, so dass man meinen könnte, es handele sich
um eine andere Art. Dann bekommt er einen dunkelbraunen Kopf, so dass die Augen hell kontrastieren. Der Körper bleibt jedoch hellgelb (Abbildung Seite 231). Selbst auf uns wirkt der Fisch
dann bedrohlich.
Die Weibchen können wenige Eiflecken in der Afterflosse aufzeigen. Der Sattelfleck ist heller als der
Körper.
Seite 231: „Moshi-Yellow“-Männchen besitzen zahlreiche orange Eiflecke in der After- und Rückenflosse.
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Im Allgemeinen lässt sich feststellen, dass helle
Körpergrundfarbe Stärke und Dominanz bedeutet.
Je dunkler der Fisch gefärbt ist, desto schwächer
erscheint er.
Weibchen zeigen sich häufig mit dunklem Körper
und angedeuteten dünnen hellen vertikalen Streifen
(Abbildung Seite 234). Charakteristisch ist ein beigegelber horizontaler Streifen unter der Rückenflosse (der sogenannte Sattelfleck) - so wie man
auch P. trewavasae ephippium oft abgebildet sieht.
In dieser Färbung signalisiert der „Moshi Yellow“
Unterwürfigkeit und Beschwichtigung.
Darüber hinaus gibt es noch weitere Möglichkeiten
wie die Fische ihre momentane Stimmung ausdrücken können. Zum Beispiel ist eine graubraune
Grundfärbung ohne Sattelfleck häufig in unserem
Aquarium zu sehen. Sie tritt besonders bei den
Fischen auf, die gejagt wurden und sich dann „unsichtbar“ verhalten wollen; eventuell hat es auch
mit „Angst“ zu tun, die sie in diesen Augenblicken
möglicherweise haben (Abbildung rtechts oben).
Fast hätten wir noch vergessen zu erwähnen, dass
„Moshi-Yellow“-Männchen die für Maulbrüter
typischen Eiflecken in der Afterflosse und weniger
Erregte Tiere zeigen eine hellgelbe Färbung, daher der
Name „Moshi Yellow“.
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Graubraune Färbung signalisiert Unterlegenheit und
Unwohlsein.
ausgeprägt auch am Ende der Rückenflosse besitzen. Die Weibchen haben zum Teil kleine Eiflecken in ihrer Afterflosse (Abbildung Seite 231).
Wir hoffen mit unseren Bildern die unterschiedlichen Stimmungen und die damit verbundenen
Färbungen wenigstens ein wenig eingefangen zu
haben. Diese faszinierende Ausdrucksstärke kann
man nur unter artgerechten Haltungsbedingungen
beobachten. Dazu gehören große Aquarien (am
besten mehr als 2.000 Liter), die nicht überbesetzt
sind, aber trotzdem mehrere Petrochromis-Arten
beherbergen (Schamel 2007).
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Bereits „Moshi-Yellow“-Jungfische weisen eine
bräunlich-gelbe Grundfärbung auf (Abbildung
Seite 235), während diese bei den anderen Petrochromis eher silbergrau ist. Dunkle Streifen besitzen übrigens alle Petrochromis-Jungfische, was
wahrscheinlich zur Tarnung im steinigen Flachwasser dient.
Verhalten
Es ist nicht zu leugnen, dass P. sp. aff. trewavasae
ephippium „Moshi Yellow“ - wie alle Petrochromis-Arten- eine vergleichsweise srarke Aggressivität aufweist. In dem oben erwähnten 3.000-LiterAquarium von Wilfried Mayerhofer erweisen sich
die „Moshi Yellow“ als weniger aggressiv als P. sp.
aff. polyodon „Texas Kipili“ oder P. sp. aff. macrognathus „Rainbow“. Zuerst waren es drei junge
„Moshi-Yellow“-Männchen, von denen jedes sein
eigenes Revier im Becken besaß. Als sie größer
wurden, kam es eines Tages zu einem großen Kampf
zwischen zweien der Männchen. Der Verlierer
wurde daraufhin von der gesamten PetrochromisGemeinschaft (einschließlich der anderen Arten)
attackiert, was letztlich zu seinem Tod führte.
Dieses Verhalten kann man auch bei anderen Petrochromis-Arten beobachten. Im Augenblick hat jedes
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der verbleibenden und inzwischen auf 18 Zentimeter herangewachsenen Männchen sein eigenes
Revier. Sie kommen sich nur selten in die Quere
und auch die jungen Männchen werden noch toleriert. Territoriale adulte „Moshi-Yellow“-Männchen haben ein festes Revier, das sie außerhalb der
Laichzeiten verteidigen. Auch die Weibchen haben
einen bevorzugten Platz, an dem man sie meistens
antrifft und wo sie von den anderen Beckenbewohnern akzeptiert werden. Das ist auch bei unseren P. sp. aff. macrognathus „Rainbow“ (Schamel
und Mayerhofer 2007) und den P. sp. aff. polyodon
„Texas Kipili“ so.
Bei einigen unserer Petrochromis-Arten kann man,
wenn sie das Maul geöffnet haben, eine kleine
senkrechte Membran sehen, die beim Picken nach
Nahrung möglicherweise wie ein Ventil wirkt und
verhindert, dass sich die Nahrung in die falsche
Richtung bewegt und das Maul wieder verlässt.
Eine interessante Verhaltensweise tritt seit kurzem
auf: Die Fische scheuern sich häufig an Steinen.
Vielleicht haben sie Hauttrüber oder andere Ektoparatisen. Asprotilapia leptura sucht immer wieder
Bei diesem Weibchen in neutraler Stimmung sieht
man gut den Sattelfleck und die angedeuteten vertikalen Streifen.
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die Petrochromis auf, um an ihnen zu picken.
Insbesondere den „Moshi Yellow“ scheint das zu
gefallen, was wir daran erkennen, dass sie still halten und sich manchmal sogar zur Seite legen.
Dieses Verhalten wurde bisher nicht beschrieben
und wir wissen nicht, ob es auch im Tanganjikasee
vorkommt. Insgesamt erinnert dieses Verhalten
sehr stark an die Symbiose, die viele Meerwasserfische der Korallenbiotope mit Putzerfischen eingehen.
Zucht
Seit einiger Zeit laichen die „Moshi Yellow“ in
regelmäßigen Abständen. Das Ablaichen findet
statt, wie für die P. sp. aff. macrognathus „Rainbow“ beschrieben wurde (Schamel und Mayerhofer 2006). Auch in diesem Fall ziehen sich maulbrütenden Weibchen nicht völlig zurück, sondern
nehmen noch am sozialen Leben im Aquarium teil.
Beide unserer Männchen balzen die Weibchen an.
Jedoch laichen alle Weibchen nur mit dem stärkeren Männchen in dessen Revier ab. Eines der Weibchen muss sogar durch das Revier des kleineren
Die Jungfische (hier etwa fünf Zentimeter
Gesamtlänge) erscheinen im Gegensatz zu den meisten anderen Petrochromis goldbraun.
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Männchens schwimmen, um zu dem stärkeren
Männchen zu gelangen. Die Männchen verteidigen
und säubern ihren im Reviermittelpunkt gelegenen
Laichplatz auch außerhalb der Laichzeit. Das
haben wir auch bei P. sp. aff. polyodon „Texas
Kipili“ so beobachtet. Ganz anders dagegen verhält
sich P. sp. aff. macrognathus „Rainbow“ in unseren
Aquarien, denn die Männchen säubern und pflegen
den Laichplatz nur zur Balz und Laichzeit. Unsere
„Moshi-Yellow“-Weibchen laichen zu unterschiedlichen Zeiten. In den ersten zwei Jahren haben die
Weibchen die Brut nie länger als ein bis zwei
Wochen im Maul behalten. Wir hatten überlegt, ein
maulbrütendes Weibchen herauszufangen - allerdings bestünde dann die Gefahr, dass es sich beim
Zurücksetzen nicht mehr in die Petrochromis-Gesellschaft integrieren könnte - mit tödlichen Folgen.
Deshalb haben wir den Plan wieder fallen gelassen.
Eineinhalb Jahre nach dem ersten Ablaichen verlief
die Maulbrutpflege dann endlich erfolgreich. Zu
diesem Zeitpunkt waren sie ungefähr drei Jahre alt.
Als erstes hat das größte Weibchen seine Jungen
ausgetragen, die dann als 2,5 Zentimeter lange
Jungfische im Becken aufgetaucht sind. Obwohl
nach vier Wochen die Jungen ihren Dottersack
schon aufgebraucht haben, blieben sie noch weitere
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zwei Wochen im Maul ihrer Mutter. Wie auch bei
anderen Petrochromis-Arten fressen die Weibchen
während der ganzen Zeit. Aufgenommene Nahrungsbrocken werden oft stundenlang im Maul behalten und gekaut bis sie endlich heruntergeschluckt werden. Ob das dazu dient die Jungfische
daran teilhaben zu lassen, oder ob es einfach so
lange dauert bis das Futter von den Jungen im
Maul getrennt ist, wissen wir nicht. Interessanterweise nimmt nach drei Wochen Tragezeit das
Algenabschaben der Weibchen deutlich zu. Wahrscheinlich dient es dazu die Jungfische mit kleinen
Nahrungspartikeln zu versorgen. Wie bereits erwähnt, sind die dunklen Streifen der Kleinen weniger kontrastreich ausgeprägt als bei anderen Petrochromis-Arten. Halten sich die Jungen in dunklen
Höhlen auf, sind sie dunkler gefärbt als wenn sie
im offenen Wasser schwimmen. Offensichtlich
haben sie die Fähigkeit zu einer anpassungsfähigen
Tarnung entwickelt. Die ersten Jungfische haben
wir mit drei bis vier Zentimeter Gesamtlänge abgegeben.
Fazit
Petrochromis sp. aff. trewavasae ephippium „Moshi
Yellow“ ist ein attraktiver, hochinteressanter Bunt-
barsch, der durch seine verhaltensbedingten Farbänderungen fasziniert. Allerdings entfaltet er sein
ganzes Verhaltensspektum erst in riesigen Aquarien, die mit Steinen und Felsaufbauten strukturiert
eingerichtet sind. Wir sind von ihm begeistert und
wollen ihn erfahrenen Aquarianern mit dem Hang
zu ausdruckstarken Großcichliden empfehlen.
Dank
Wir danken Helga Schamel und Heinz H. Büscher
für die Durchsicht des Manuskripts.
Literatur
Konings, A. (1999): Tanganjika-Cichliden in ihrem natürlichen
Lebensraum. Cichlid Press, 1. Auflage: 39–51.
Mayerhofer, W. & W. W. A. Schamel (2007): Petrochromis sp.
aff. macrognathus „Rainbow“ im Aquarium. DCG-Informationen 38 (7): 159–166.
Schamel, W. W. A. (2007): Petrochromis: Großcichliden aus dem
Tanganjikasee. DCG-Informationen 38 (5): 97–104.
Schamel, W. W. A. & W. Mayerhofer (2007): Petrochromis
famula im Aquarium. DCG-Informationen 38 (10): 217–220.
Schupke, P. (2006): Petrochromis - Hochspezialisierte Aufwuchsfresser aus dem Tanganjikasee. Aquaristik 14 (3): 30–35.
Beim Drohen werden Körper und Augen ganz hell,
während der Kopf dunkler wird.
Im Bild ein adultes Weibchen.
Fotos: Wolfgang W. A. Schamel
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