3.21 02.12 das magazin gebaute natur Einheizen 01_Gebaute Natur Schmelzprozess 02_Himmelswald 03_Sonnenschutz XTREME 04_Sterne gucken in der Schnecke 05_Die Prinzessin und die Erbse 06_Wipfelwärts 07_Dreimal Null ist Trumpf 08_Spiegel der Erinnerung Abkühlen 09_Ausblick 1 Gebaute Natur E in Fußabdruck im Sand ist ein Beweis für eine vorübergehende Anwesenheit. In Beton dagegen zeigt er auch Nachfolgenden (Generationen) noch an: Hier habe ich gestanden. Das Bedürfnis, sich mit Bauwerken zu verewigen, hat eindrucksvolle Architektur hervorgebracht – und viele Scheußlichkeiten, die häufig Ausdruck eines Bemühens sind, Menschenwerk als Überwindung der Natur zu inszenieren. Mit der Natur zu bauen, natürliche Materialien zu verwenden, ihre Formen aufzugreifen, war der Beginn des menschlichen Hausbaus. Später nahmen Architekten wie beispielsweise Gaudí oder die Anthroposophen die Natur als Vorbild auch für städtisches Bauen. Heute dringt der Gedanke des natürlichen Bauens über die Idee der Nachhaltigkeit in unsere Städte vor. Die Klimaerwärmung, die sich gerade in dicht bebauten Häusermeeren bemerkbar macht, ist 1 Einheizen 2 Schmelzprozess 3 Abkühlen dabei ebenso Antrieb wie ein rücksichtsvoller Umgang mit den Ressourcen dieses Planeten. Diese Idee treibt vielfältige Blüten, wie zum Beispiel das muntere Gärtnern auf Stadtbrachen zeigt. Aber nicht nur bodenständig, sondern auch ganz schön abgehoben kann der Trend zu grünem Bauen sein, wenn die Bäume tatsächlich in den Himmel wachsen. Das innere Kind in uns hat ja schon immer gerne in Bäumen Zuflucht gesucht – und kann das heute, auf deutlich komfortablere Weise, immer noch tun. Bei all diesen Bauten geht es darum, einen möglichst geringen Fußabdruck und zugleich einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Dieser kann auch weiter fortbestehen, wenn Spiegel der Erinnerung die Geschichte früherer Bewohner und ihrer Behausungen lebendig halten – nachhaltig und klimaneutral. 2 Himmelswald D ie Zukunft der nachhaltigen Stadtentwicklung strebt nach Höherem. In die Höhe, um genau zu sein. Beispielsweise in Mailand, wo derzeit ein vertikaler Wald in den Himmel wächst. Nach Plänen des Architekten Stefano Boeri entstehen im Areal Porta Nuova – einem der größten Stadtumbau-Projekte Europas – zwei Hochhäuser, deren Fassade von Bäumen und Büschen bestimmt ist. Allein die Fläche der Bäume entspricht einem Hektar Wald. Die Waldhäuser sollen das Mikroklima in der Stadt verbessern und Feinstaub und CO2 aus der Luft filtern. Für eine nachhaltige Bilanz der Gebäude sollen außerdem ein Geothermie-System mit Wärmepumpen und Fotovoltaik-Paneele auf dem Dach, die zusätzlich noch die Verschattung übernehmen, sorgen. Der bosco verticale soll 2013 fertig gestellt sein. 1 Einheizen 2 Schmelzprozess 3 Abkühlen 3 Sonnenschutz XTREME S ommerhitze lässt sich draußen mit einem kühlen Getränk oder einem erfrischenden Eis herrlich genießen. Wenn die Temperatur in Innenräumen dagegen genauso hoch ist wie außerhalb, kann von Erholung keine Rede mehr sein. Um das Aufheizen durch Sonneneinstrahlung zu verhindern, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine der effektivsten und in Anschaffung und Unterhalt am preiswertesten ist Sonnenschutzglas. Mehr noch: Mit dem neuen thermisch vorzuspannenden SGG COOLLITE® XTREME 60/28 II gibt es effektiven Sonnenschutz jetzt auch als EinscheibenSicherheitsglas SGG ­SECURIT®. Das Produkt bietet nicht nur eine sehr hohe Selektivität größer zwei, sondern ist mit einem Ug-Wert von 1­ ,0 W/m²K eines der effizientesten Sonnenschutzgläser am Markt. Die mit einem Wert von 60 % sehr hohe Lichttransmission der SGG ­COOL-LITE® XTREME 60/28-Produkte schafft eine helle, freundliche Atmosphäre und lässt zu jeder Jahreszeit ausreichend Licht in Räume. Demgegenüber bleibt die Wärme der Sonne dank des ausgezeichneten g-Wertes von 28 % draußen. So reduzieren sich die Betriebskosten des Gebäudes – insbesondere bei gewerblichen Bauten durch Verminderung der Kühllasten –, und die Aufheizung der Räume wird gemindert – im Vergleich zu Wärmeschutzglas um bis zu fünf Grad Celsius (je nach Bauart, Lüftung, inneren Lasten etc.). 1 Einheizen 2 Schmelzprozess 3 Abkühlen 4 Sterne gucken in der Schnecke I m Dezember 2011 wurde in Heidelberg das Haus der Astronomie eröffnet, ein spektakuläres, galaxienförmiges Gebäude und das wohl bislang einzige Zentrum für astronomische Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit. Es soll der allgemeinen Öffentlichkeit die Faszination der Astronomie vermitteln, die Einbindung astronomischer Themen in Schule und Kindergarten fördern und den Austausch zwischen den Wissenschaftlern forcieren. Die gläsernen Elemente der Fassade bestehen aus rund 600 m2 SGG CLIMAPLUS ONE und SGG SOLAR CONTROL, im Inneren wurden zusätzlich noch 50 m2 VerbundSicherheitsglas SGG STADIP verbaut, beides geliefert vom österreichischen CLIMAplusSECURIT-Partner Eckelt Glas. Bei dem auf den ersten Blick punktsymmetrischen Gebäude sind sowohl die Geschossebenen als auch die Fassade um das Zentrum gedreht. Dadurch wird die Galaxie nicht als zweidimensionales Bild umgesetzt, sondern als 1 Einheizen 2 Schmelzprozess 3 Abkühlen räumliches Gebilde von Umlaufbahnen. Die gewundenen Spiralarme mit den Nutzebenen sind um ein halbes Geschoss versetzt und unterstützen zusätzlich die Gebäuderotation um den Kern. Querbezüge zwischen den Räumen der beiden Spiralarme lassen die Besucher und Nutzer die außergewöhnliche Gebäudeform frei erleben. Zentrum des Hauses der Astronomie bildet ein multifunktionaler Hörsaal, der mit modernster multimedialer Technik ausgestattet ist. Hier können neben klassischer Vortragsnutzung auch Bilder und ­3D-Visualisierungen astronomischer Beobachtungen eindrucksvoll gezeigt werden. In den beiden Spiralarmen des Gebäudes befinden sich unter anderem speziell ausgestattete Praktikums- und Unterrichts­ räume sowie Büroräume. Das nachhaltige Energiekonzept nutzt zudem gleichermaßen Sonnenenergie und Erdwärme. Architekten: Bernhardt + Partner 5 Die Prinzessin und die Erbse S äen, pflanzen, pflegen, gießen und genießen – das Gärtnern ist dem Menschen anscheinend (wieder) ein starkes Bedürfnis. Und je größer die Entfernung zum Land oder zur Natur, desto stärker der Wunsch nach selbstgezogenem Sellerie oder knackigem Kohl. Oder warum sonst schießen ausgerechnet in Städten immer mehr Gemeinschaftsgärten aus dem Boden wie Wildkräuter nach einem Mairegen? Eines der bekanntesten Beispiele ist der Prinzessinnengarten in Berlin, der sich seit 2009 zum sozial-ökologischen Stadtgartenprojekt entwickelt hat. Die auf neudeutsch urban gardening oder, in größerem Maßstab, auch als urban farming bezeichnete städtische Gemüsezucht ist allerdings kein neues Phänomen. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden beispielsweise erstmals Armengärten angelegt und Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden die zunächst als Spielwiesen für Kinder konzipierten Schrebergärten. Nachdem diese sich bald zu Selbstversorgergärten wandelten bis sie als Inbegriff des Spießertums zum kleinparzellierten, vereinsmeierischen BessergärtnerRefugium mutierten, erleben Kleingärten gerade eine Renaissance als eigenes Stück Gartenglück in Städten. Ob alleine oder gemeinsam, die Sehnsucht nach nutzbarer Natur – danach sich dem Kreislauf von Werden und Vergehen hinzugeben – wächst mit der Entfernung von ihr. In der Natur funktioniert eben kein Wachstumsbeschleunigungsgesetz. 1 Einheizen 2 Schmelzprozess 3 Abkühlen Die neue Lust am Gärtnern verändert auch die Gärten selbst. Dabei spiegelt die Entwicklung von der Mono- zur Mischkultur im Beet auch gesellschaftliche Entwicklungen wider. Während in den Kleingärten die Parzellierung und damit das individuelle Bewirtschaften noch Bestand hat, lösen sich auch diese Strukturen beim Gemeinschaftsgärtnern auf. Hier zählt das Miteinander. Und noch weitergehend: viele dieser Gärten sind auf Zeit, sind nomadisch angelegt. Das Gemüse und die Kräuter wachsen in Kisten, Säcken oder in ausgedienten Verpackungen. Das ist gelebtes Up­ cycling, das gänzlich ohne große Nachhaltigkeitsattitüde daherkommt. Diese Gemeinschaftsgärten befinden sich oft als Zwischennutzung auf brach liegenden Grundstücken, die vernachlässigt und zugemüllt sich selbst überlassen worden waren. So auch der Moritzplatz in Berlin, den die beiden Gründer des Prinzessinnengartens, Robert Shaw und Marco Clausen, zu einem märchenhaften Platz gemacht und ihm neues urbanes Leben eingehaucht haben. Damit sind sie Teil einer Bewegung, die die Natur in die Stadt integrieren und sie damit langfristig lebenswerter machen will. Und eine mögliche Perspektive zeigt für Metropolen vor dem Hintergrund steigender Einwohnerzahlen und zunehmender Klimaerwärmung. [Link] Prinzessinnengarten 6 Wipfelwärts E in Baumhaus ist der Traum so mancher Heranwachsender. Entrückt von der Erde, behütet zwischen den Baumkronen, umgeben von Laub, verbindet sich in ihm gleichzeitig ein individueller Schutzraum und die Vorstellung unendlicher Freiheit. Noch heute werden Baumhäuser von Indigenen Völkern Südamerikas, Afrikas, Asiens und in West Papua-Neuguinea errichtet, um den Gefahren und Widrigkeiten am Boden zu entgehen. Moderne Baumhäuser sind meist in bestehende Hotelanlagen integriert, so etwa auf der Kulturinsel Einsiedel bei Görlitz oder in Beckerwitz in Mecklenburg-Vorpommern. Während diese aber vornehmlich von Werkstoff Holz dominiert werden, kommt der Mirrorcube der Schwedischen Architekten Tham & Videgard äußerst futuristisch daher. Der verspiegelte Glaswürfel mit einer Kantenlänge von 1 Einheizen 2 Schmelzprozess 3 Abkühlen vier Metern wurde in Aluminium-Leichtbauweise rund um einen Baumstamm errichtet, wiegt rund 4.000 kg und bietet Platz für zwei Personen. Er ist Teil des Tree Hotel-Konzeptes [Link], das aus sechs separaten Baumhäusern besteht und von fünf unterschiedlichen Architekten umgesetzt wurde, darunter ist auch ein Haus als UFO und eines als Vogelnest. Sämtliche Außenflächen des Mirrorcube sind mit einem stark reflektierenden, 8 mm dickem Verbund-­ Sicherheitsglas bedeckt, das nur im Bereich der Fenster auch transparent ist. Es macht den Baukörper zum Spiegelbild der umgebenden Natur und lässt ihn fast unsichtbar zwischen den Bäumen verschwinden. Die Fenster sind erst bei Dunkelheit zu erkennen, wenn die Gäste im Inneren das Licht anzünden. 7 Dreimal Null ist Trumpf T riple Zero nennt der deutsche Bauingenieur und Architekt Werner Sobek sein erstaunlich radikales Konzept für nachhaltiges Bauen. Triple Zero, zu Deutsch Dreimal Null, steht für Null-Energie, Null-Emissionen und Null Abfall. Die Energie, die für Heizung, Warmwasser und Strom benötigt wird, wird vor Ort erzeugt – hauptsächlich durch Photovoltaik. Das Gebäude produziert darüber hinaus keine CO2-Emissionen und es ist vollständig recyclebar. 1 Einheizen Drei Jahre lang tüftelte Werner Sobek mit seinem Team an dem Dreimal Null-Problem. Vor allem der Anspruch, beim Ab- oder Umbau des Hauses keinen Müll zu erzeugen, erforderte einen Verzicht auf herkömmliche Baustoffe. Stattdessen setzt Sobek auf Glas als Baustoff: Moderne Dreifach-Isoliergläser mit Edelgasfüllung isolieren ebenso gut wie herkömmlich gedämmte Wände, gleichzeitig vermitteln sie das Gefühl, mittendrin in der umgebenden Natur zu wohnen. 2 Schmelzprozess 3 Abkühlen 2011 wurde d10 fertiggestellt, ein Einfamilienhaus in der Nähe von Ulm. Hier befinden sich die Wohnräume im verglasten Erdgeschoss, die Nebenräume liegen blickgeschützt im Untergeschoss. Nur ein solches Triple-Zero-Haus plant Werner Sobek [Link] pro Jahr, der neben der Leitung seiner international aufgestellten ArchitekturFirmengruppe mit 200 Mitarbeitern noch Professuren in Stuttgart und Chicago inne hat. 8 Spiegel der Erinnerung S ie sind da und doch nicht da: Die Menschen, die hier früher einmal gelebt haben, sind längst verschwunden, vertrieben und doch sind sie heute wieder präsent. Der Künstler Rob Mulholland hat die Menschen zurück ins öffentliche Bewusstsein geholt. Im Wald rund um das schottische Aberfoyle hat er sechs menschengroße, verspiegelte Skulpturen aufgestellt, die daran erinnern, dass dort bis vor dem ersten Weltkrieg Farmer und Schafzüchter Felder und Weiden bewirtschafteten. Für die Aufforstung von dringend benötigtem Holz wurden damals die Bewohner umgesiedelt. Der entstandene Forst ist heute Naturschutzgebiet und von den früheren Bewohnern sind kaum Spuren 1 Einheizen geblieben. Die verspiegelten Waldmenschen stehen jetzt als stille Zeugen der Geschichte zwischen Büschen und Bäumen und konfrontieren den Besucher auf faszinierende Weise sowohl mit der Vergangenheit als auch mit sich selbst. Ohne in die Natur einzugreifen, reflektieren sie ihre Umgebung und lassen sie in immer wieder anderem Licht erscheinen, je nach Lichteinfall und Standpunkt. Obwohl Fremdkörper in der organischen Umgebung, verschmelzen sie mit ihr zu einer natürlich scheinenden Symbiose. Und so eröffnet der Blick in den Spiegel eine Dimension der Selbsterkenntnis, die das Vergangene in die Gegenwart überführt – und es so auf überraschende und heitere Weise lebendig hält. 2 Schmelzprozess 3 Abkühlen 9 Aussicht Impressum Eine starke Partnerschaft mit Saint-Gobain GLASS Deutschland GmbH Janina Wotske Viktoriaallee 3–5 52066 Aachen E-Mail: [email protected] Themen Redaktion und Gestaltung Innenleben barke + partner büro für kommunikation Rufus Barke, Petra Janßen, Marcel Pannes, Karsten Geisler Maria-Hilf-Straße 17 50677 Köln Fon: 0221/932 00 31 E-Mail: [email protected] Wohnen auf Zeit | Mittendrin | Lebenszyklen 1 Einheizen 3.21 03.12 Bildnachweise S. 1 Foto: Peter Lundstrom, WDO – www.treehotel.se S. 2 Foto: FieldCandy S. 3 Foto: Boeri Studio S. 4 Foto: Christoph Seelbach Fotografie © Saint-Gobain Glass Deutschland S. 5 Foto: HeidelbergCement AG/Steffen Fuchs 2 Schmelzprozess 3 Abkühlen S. 6 Foto: mercedesfromtheeighties_Flickr_cc_by_nc (li.), GriinBlog_flickr_cc_by_nc (re.) S. 7 Foto: Peter Lundstrom, WDO – www.treehotel.se S. 8 Foto: Zooey Braun, Stuttgart S. 9 Foto: Rob Mudholland S. 10 Foto: Curnen_Flickr_cc_by_n