Georg Friedrich Händel

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Georg Friedrich Händel
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Georg Friedrich Händel (* 23. Februar 1685 in Halle (Saale); † 14. April 1759 in London) war erster Komponist von
Weltrang und bedeutendster Opernkomponist des Barock. Zu seinem Hauptwerk zählen rund 40 Opern und 25 Oratorien,
darunter der Messias (engl. Messiah). Händel hat in allen musikalischen Gattungen seiner Zeit Kompositionen
hinterlassen.
Inhaltsverzeichnis
1 Leben
1.1 Herkunft und Jugend
1.2 Hamburg
1.3 Italien
1.4 Erste Jahre in London
1.5 Blüte der Oper
1.6 Niedergang der Oper
1.7 Zeit der Oratorien
2 Musik
2.1 Opern
2.2 Kirchenmusik
2.3 Orchestermusik
2.4 Kammermusik
3 Arbeitsstil
4 Nachwelt
5 Ausgaben
6 Werkliste
6.1 Opern
6.2 Oratorien
6.3 Oden und Masques (Auswahl)
6.4 Instrumentalmusik
7 Literatur
8 Weblinks
Georg Friedrich Händel (1733)
Leben
Herkunft und Jugend
Händels Vater Georg (1622-1697) war Barbier und Wundarzt und hielt eine Stelle als
Hofchirurg beim Herzog von Sachsen-Weißenfels, so dass die Familie Kontakt mit
dem ca. 30 km entfernt residierenden Hof hatte. Als Georg Händels erste Frau 1682
starb, heiratete er kurze Zeit später die 32jährige Dorothea Taust (1651-1730),
Tochter eines Pfarrers. Das erste Kind aus dieser zweiten Ehe starb 1684 bei der
Geburt, nach Georg Friedrich folgten noch zwei Schwestern Dorothea Sophia (16971718) und Johanna Christina (1690-1709), mit denen und mit deren Kindern Händel
zeitlebens Kontakt hielt.
Händels Geburtshaus in Halle
Die einzige Quelle für Händels Jugend ist John
Mainwarings 1760 veröffentlichte Biographie, die auf Mitteilungen von Händels
langjährigem Assistenten John Christopher Smith jun. basiert. Danach nahm sein Vater den jungen Händel, noch bevor
dieser acht Jahre alt war, mit zu Besuch zu einem Sohn aus erster Ehe, der Kammerdiener in Weißenfels war. Nachdem er
lange genug gebettelt hatte, durfte der Junge mit auf die Reise. So machte er Bekanntschaft mit den Hofmusikern und
spielte auf der Orgel, als es der Herzog mitbekommen musste. Dieser erkannte sofort sein Talent und sprach ernsthaft mit
dem Vater, der seinen Argumenten nachgab, obwohl er sich selbst nicht für Musik interessierte.
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Nach der Rückkehr nach Halle wurde Händel ein Schüler von Friedrich Wilhelm
Zachow (oder Zachau), dem Organisten der Liebfrauenkirche. Von ihm bekam er
Unterricht in Komposition, auf Tasteninstrumenten sowie Oboe und Violine. Sein
Lehrer ließ ihn auch eine enorme Menge an Vokalmusik schreiben, und er musste
jede Woche eine Motette komponieren. Gemäß Mainwaring wurde Händel mit zwölf
an den Hof in Berlin geschickt, wo er großen Eindruck hinterlassen habe. Der
brandenburgische Kurfürst (später König Friedrich I. von Preußen) habe angeboten,
den Jungen nach Italien zu schicken und anschließend am Hof in Berlin anzustellen.
Der junge Georg Friedrich
Händel
Verschiedene Fakten in dieser Geschichte sind jedoch nachweislich falsch, so dass
dieser Besuch in Berlin möglicherweise einige Jahre später stattgefunden hat,
nachdem Händels Vater 1697 gestorben war. Händel führte jedenfalls seine Schulund musikalische Ausbildung bis zum Ende fort und besuchte ab 1702 die
neugegründete Universität in Halle, um Rechtswissenschaft zu studieren. Im gleichen
Jahr übernahm er jedoch den Organistenposten am Dom.
Hamburg
Nach seiner Probezeit von einem Jahr begab er sich nach Hamburg. Dort blühte unter ihrem Gründer Reinhard Keiser die
einzige deutsche Oper, die diesen Namen verdiente. Händel musizierte erst als zweiter Violinist, später als Cembalist im
Opernensemble und befreundete sich mit dem Komponisten, Dirigenten und Sänger Johann Mattheson, der später
einflussreiche musiktheoretische Schriften wie Das Neu-Eröffnete Orchestre und Grundlage einer Ehrenpforte schrieb.
Als in Lübeck der Posten des berühmten Organisten Dietrich Buxtehude vakant wurde, weil dieser in hohem Alter
schließlich in den Ruhestand ging, reisten sie zusammen dorthin. Aber weder Händel noch Mattheson bewarben sich um
die Stelle, weil der erfolgreiche Kandidat die ältliche Tochter des Organisten hätte heiraten müssen.
Ein anderes Abenteuer hätte noch ernstere Konsequenzen haben können. Bei einer Aufführung von Matthesons Oper
Cleopatra in Hamburg weigerte sich Händel, dem Komponisten den Dirigentenstuhl zu überlassen, als dieser nach dem
Singen des Antonius von der Bühne zu seinem üblichen Platz am Cembalo zurückkam. Der Streit führte zu einem Duell
außerhalb des Theaters. Aber die beiden blieben Freunde, und Matthesons Schriften sind voll wertvoller Informationen
über Händels Biographie.
Für den Karfreitag 1704 schrieb Händel eine Passionsvertonung nach Johannes nach einem Text des Opernlibrettisten
Christian Postel, die von Mattheson scharf kritisiert wurde und heutzutage weitgehend unbeachtet bleibt. Am 8. Januar
1705 wurde Händels erste Oper Almira mit großem Erfolg in Hamburg aufgeführt, wenige Wochen später eine weitere
mit dem Titel Nero, die ein Flop wurde. Während Nero verloren ist, bietet Almira mit ihrer Mischung aus italienischer
und deutscher Sprache und Form ein gutes Beispiel für den in Hamburg üblichen Stil und für Händels eklektizistische
Methoden. Viele der Themen aus der Oper erscheinen in seinen späteren und besser bekannten Werken.
In Hamburg komponierte Händel noch eine weitere Oper, die aber so umfangreich wurde, dass sie in zwei Werke,
Daphne und Florindo, aufgeteilt werden musste, die erst nach Händels Abreise im Januar 1708 auf die Bühne kamen. Die
Musik beider Werke ist verschollen. Nachdem Händel schon mehrmals Angebote von adligen Mäzenen für eine
Italienreise abgelehnt hatte, darunter wahrscheinlich von Gian Gastone de Medici, reiste er im Sommer oder Herbst 1706
auf eigene Rechnung nach Italien.
Italien
Händel blieb drei Jahre in Italien, die sich auf Florenz, Rom, Neapel und Venedig aufteilen. Die genauen Daten für seine
Aufenthalte in den verschiedenen Städten sind nicht bekannt. Viele Anekdoten sind aus dieser Zeit überliefert, von
Treffen mit Arcangelo Corelli und Antonio Lotti sowie Alessandro und Domenico Scarlatti. Händel wurde als Il Sassone
(der Sachse) berühmt. Als Domenico ihn einmal incognito spielen hörte, soll er ausgerufen haben: "Das ist entweder der
berühmte Sachse oder der Teufel!" Dann gibt es eine Geschichte von Corelli, der sich über eine Passage in Händels
Ouvertüre zu Il Trionfo beklagte, in der die Violinen bis zum hohen A gehen. Händel soll ihm das Instrument ungeduldig
aus der Hand gerissen und gezeigt haben, wie die Passage zu spielen sei. Corelli, der nie in seinem Leben in der dritten
Lage gespielt hatte (die Passage war in der siebten), habe geantwortet: "Diese Musik, mein lieber Sachse, ist im
französischen Geschmacke, und darauf versteh ich mich nicht".
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In Italien führte Händel zwei Opern auf, Rodrigo (Sommer 1707) in Florenz und Agrippina (Ende 1709/Anfang 1710) in
Venedig. Letztere gilt allgemein als der eigentliche Durchbruch in seinem Opernstil. Die Ouvertüre verwendete er 44
Jahre später als Quelle für sein letztes neues Oratorium Jephtha. Für Rom, wo Opernaufführungen durch den Papst
verboten waren, schuf er zwei Oratorien, das geistliche La Resurrezione (Frühjahr 1708) und das allegorische Il Trionfo
del Tempo e del Disinganno (Frühjahr 1707). Dieses arbeitete er 46 Jahre später mit einigen Ergänzungen zu seinem
letzten Werk The Triumph of Time and Truth um.
Neben diesen größeren Werken gibt es die Serenata Aci, Galatea e Polifemo (Neapel 1708) und zahlreiche Chor- und
Solokantaten, von denen die früheste das berühmte Dixit Dominus ist. In ihrem gesanglichen Schwierigkeitsgrad zeigen
sie, wie grundlegend die italienischen Erfahrungen Händels Stil beeinflussten.
In Italien begründete Händel seinen Ruhm. 1709 wurde ihm in Venedig der Posten des Kapellmeisters des Kurfürsten
Georg Ludwig von Hannover angeboten. Er nahm die Stelle an, ließ sich aber zusichern, für längere Zeiträume vom Hof
abwesend sein zu dürfen. Diese Option nutzte er schon bald aus: offiziell begann sein Vertrag 16. Juni 1710, aber schon
gegen Ende des Jahres reiste er nach London.
Er kam als Komponist italienischer Oper und erntete seinen ersten Erfolg mit der Uraufführung des Rinaldo am
Haymarket am 24. Februar 1711. Zur Bestürzung des Librettisten hatte er die Oper innerhalb von nur vierzehn Tagen
komponiert. Nach dem Ende der Opernsaison kehrte er Anfang Juni 1712 nach Hannover zurück und schrieb eine Reihe
von Vokalduetten für Prinzessin Caroline, die Schwiegertochter des Kurfürsten und spätere englische Königin.
Erste Jahre in London
Im Oktober 1712 kehrte Händel nach London zurück, wo er – abgesehen von Reisen
– den Rest seines Lebens verbrachte. Er wohnte zunächst ein Jahr bei einem reichen
Musikliebhaber in Barn Elms, Surrey. Drei weitere Jahre lebte er beim Earl of
Burlington in der Nähe von London. Die Hauptwerke dieser Periode sind zwei
italienische Opern und das Utrechter Te Deum im Auftrag von Queen Anne, nach
dessen Aufführung sie ihm eine lebenslange Pension von £ 200 gewährte.
Obwohl Händel seine Abwesenheit vom Hof in Hannover weit überdehnte, ist kein
Versuch des Kurfürsten Georg dokumentiert, ihn an seine Verpflichtung zu erinnern.
Im September 1714 kam der Kurfürst als König George I. von England nach London.
Für ihn schrieb Händel die Wassermusik, die bei einem Fest auf der Themse
wahrscheinlich erstmals 1717 aufgeführt wurde. Der König verdoppelte Händels
Gehalt, und später wurde Händel Musiklehrer der Prinzessinnen und bekam weitere £
200 von Prinzessin Caroline. 1716 folgte er dem König nach Deutschland, wo er eine
zweite deutschsprachige Passion nach der beliebten Dichtung von Barthold Heinrich
Brockes schrieb. Dies war Händels letztes Werk auf einen deutschen Text.
Das Queen's Theatre (ab 1714
King's Theatre) am Haymarket in
London. Hier wurden die meisten
Opern Händels uraufgeführt.
Nach seiner Rückkehr nach England trat er in die Dienste des Earl of Carnavon (später Duke of Chandos) und leitete
dessen Konzerte. Händels Musik, die er für die Herzogsresidenz Cannons in Edgware schrieb, umfasst die ersten
Fassungen von Esther und Acis and Galatea sowie die zwölf Chandos Anthems. Für das Cembalo schrieb er die 1720
veröffentlichten Suites de Pièces pour le Clavecin, die u.a. den bekannten Variationenzyklus enthalten, der später den
Namen The Harmonious Blacksmith erhielt.
Blüte der Oper
Händels Aufenthalt in Cannons endete etwa im Frühjahr 1719, als die Vorbereitungen für ein neues Opernunternehmen
am King's Theatre begannen, die Royal Academy of Music mit Händel als musikalischem Direktor. Da zu dieser Zeit die
Spekulation um die South Sea Company blühte, wurde das Unternehmen als Aktiengesellschaft mit einem Grundkapital
von £ 10.000 gegründet. Für die Anwerbung einer Sängertruppe reiste Händel auf den Kontinent und konnte in Dresden
mehrere Sänger abwerben (darunter den Starkastraten Senesino), von denen die meisten aber erst zur Saison 1720/21 zur
Verfügung standen.
Händels erste und sehr erfolgreiche Oper für die Opernakademie, Radamisto wurde erstmals am 27. April 1720
aufgeführt. Neben Händel beschäftigte die Akademie zeitweise auch Giovanni Bononcini (ab November 1720) und
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Attilio Ariosti (ab Februar 1723). Das Publikum spaltete sich in Parteien, die hinter Händel bzw. Bononcini standen,
genauso wie es Parteien hinter den rivalisierenden Sängern gab. Insbesondere in der Anfangszeit waren Bononcinis
Aufführungen erfolgreicher als Händels. Händels Dominanz wurde erst etwa ab der dritten Saison spürbar, und in den
folgenden Jahren schrieb er einige seiner bedeutendsten und heute populärsten Opern, wie Giulio Cesare, Tamerlano und
Rodelinda.
Nach heutigen Kenntnissen war die Opernakademie von Anfang an unterfinanziert und nur in den besten Zeiten
wirtschaftlich tragfähig. Das Management versuchte dadurch zum Erfolg zu kommen, dass es noch mehr Starsänger
einstellte. Ab Januar 1723 wurde Francesca Cuzzoni, ab Mai 1726 Faustina Bordoni engagiert. Durch die hohen Gehälter
(Cuzzoni bekam £2500 pro Saison) wurde das Unternehmen allerdings noch mehr belastet. Dazu kam, dass der
Publikumsgeschmack zunehmend den leichteren englischsprachigen Musikdarbietungen zuneigte, wofür der rauschende
Erfolg der Beggar's Opera von 1728 symptomatisch ist. Nach der Saison 1727/28 wurde die Opernakademie aufgelöst.
Persönlich nahm Händel an dem Scheitern der Akademie jedoch keinen Schaden.
Niedergang der Oper
Am 13. Februar 1726 war Händel englischer Staatsbürger geworden. Nach der
Auflösung der Opernakademie startete er zusammen mit dem ehemaligen
Direktor J. J. Heidegger ein neues Unternehmen, das in der Literatur auch als
zweite Opernakademie bezeichnet wird. Sie übernahmen den Fundus der
Akademie, mieteten das King's Theatre für fünf Jahre, und Händel reiste im
Herbst 1728 nach Italien, um neue Sänger anzuwerben. Das neue Ensemble war
durchweg bescheidener angelegt, mit Antonio Bernacchi als neuem Star. Auf der
Rückreise besuchte Händel im Sommer 1729 seine Mutter in Halle und machte in
Hannover und Hamburg halt.
Das neue Opernunternehmen eröffnete am 2. Dezember mit Lotario, hatte aber
nur moderaten Erfolg, so dass für die nächste Saison wieder Senesino als
Zugnummer engagiert wurde. Eher zufällig wurde Händels Interesse auf das
Oratorium gelenkt. 1732 wurden seine beiden englischsprachigen Masques Esther
und Acis and Galatea aus der Cannons-Zeit unautorisiert gespielt. Händel
antwortete jeweils schnell darauf, indem er eigene neue Fassungen erstellte und
mit Erfolg aufführte.
Georg Friedrich Händel
Die nächste Saison 1732/33 bestritt er weitgehend mit Oratoriumsaufführungen, darunter das weitgehend aus alten
Material bestehende Deborah. Im Sommer reiste er mit seinem Ensemble für mehrere Aufführungen nach Oxford. Laut
einem Pressebericht sollte ihm dort die Ehrendoktorwürde verliehen werden, die er aber aus unbekannten Gründen
ablehnte. In Oxford wurde Athalia uraufgeführt, in dem erstmals seine typischen Doppelchöre auftauchen und das als
erstes Reifewerk seines Oratorienschaffens gilt. Der Erfolg veranlasste Händel jedoch keineswegs, die niedergehende
italienische Oper aufzugeben.
Im Dezember 1733 wurde eine rivalisierende Operngesellschaft, die Opera of the Nobility, in Lincoln's Inn Fields
eröffnet, mit Nicola Porpora als Komponisten. Zuvor hatte sie fast sein gesamtes Sängerensemble einschließlich Senesino
abgeworben. Da es in London keinen Markt für zwei konkurrierende Opern gab, kam es zu einem ruinösen Wettbewerb.
Die Situation verschärfte sich noch dadurch, dass in der nächsten Saison der Mietvertrag auslief und Heidegger das King's
Theatre an die Adelsoper vermietete. Dazu gelang es der Adelsoper noch, den berühmten Farinelli unter Vertrag zu
nehmen.
Händel zog nun in das neu erbaute Covent Garden Theatre um und führte das Unternehmen auf eigene Faust. Trotz dem
Dahinsiechen des Unternehmens komponierte er in dieser Zeit Werke wie Ariodante und Alcina, die zusammen mit
Orlando zu den bedeutendsten nach dem Zusammenbruch der ersten Akademie zählen. 1737 kam es zu einem Bankrott,
und Händel erlitt einen Schlaganfall mit Lähmungserscheinungen, der als Folge von Überarbeitung angesehen wird. Auch
die Adelsoper musste jedoch aufgelöst werden, so dass man Händels Scheitern nicht seinem Abstieg innerhalb der
Musikwelt zuschreiben kann. Bei einem Kuraufenthalt in Aachen erholte er sich schnell wieder und komponierte mit der
alten Produktivität.
Zeit der Oratorien
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Wenngleich Händel bis zu seiner letzten Oper Deidamia 1741 noch zahlreiche Versuche unternahm, die Oper
fortzuführen, trat doch allmählich das Oratorium in den Vordergrund, mit Saul und Israel in Egypt von 1739 und
Wiederaufnahmen seiner früheren Werke, darunter auch Alexander's Feast von 1736. Als Zwischenaktmusik spielte er
Concerti grossi, darunter die zwölf Konzerte op. 6, die er innerhalb weniger Wochen schrieb.
Der Messiah wurde erstmals am 13. April 1742 in Dublin aufgeführt. Nach diesem Zeitpunkt komponierte Händel keine
Opern mehr, stattdessen gab es von 1743 bis 1752 eine durchgängige Reihe von ein oder zwei neuen Oratorien pro
Saison, die meisten davon auf Themen aus dem Alten Testament, daneben die weltlichen Hercules und Semele, die
gelegentlich zu den bedeutendsten englischen Opern gezählt werden, obwohl Händel selbst sie nicht szenisch aufführte.
Eine zeitlang musste Händel immer noch mit einer Feindschaft in bestimmten Adelskreisen kämpfen. Anders als zu
Zeiten der Adelsoper hatte er zwar als Oratorienschreiber keine Konkurrenz, aber seine Gegner konnten an den Abenden
seiner Aufführungen Bälle und Bankette geben, um ihm zu schaden. Breitere Bevölkerungsschichten erreichte er mit
seinen "Siegesoratorien" nach dem Jakobitenaufstand von 1745, von denen Judas Maccabaeus das zu seinen Lebzeiten
Händels Wohnhaus in London,
populärste Oratorium wurde.
heute Handel House Museum
1751 begannen Probleme mit seinem Augenlicht. Das Autograph von Jephtha, seinem eigentlich letzten neuen Werk,
zeigt ergreifende Spuren seines Leidens in seiner Handschrift. Seine Blindheit unterbrach ihn, während er den Chor How
dark, oh Lord, are thy decrees schrieb. Das Autograph gibt so auch Einblick in Händels Kompositionsmethode. So fügte
er offenbar die Begleitungen, Rezitative und die unwichtigeren Teile des Werks lange nach dem Rest ein.
Er unterzog sich erfolglosen Operationen, eine davon durch den gleichen Chirurgen, der Bachs Augen operiert hatte. Es
gibt Hinweise, dass er während seiner letzten Jahre zeitweise sehen konnte, aber nach Mai 1752 gewann er sein
Augenlicht praktisch nicht mehr zurück. Er beaufsichtigte weiterhin Aufführungen seiner Werke und spielte zwischen
den Akten seine Orgelkonzerte, die er teilweise improvisierte. Weiterhin schrieb er neue Arien oder überarbeitete ältere.
Das Oratorium The Triumph of Time and Truth benutzt zu einem wesentlichen Teil Material aus dem früheren
italienischen Il Trionfo del tempo. Händel besuchte noch eine Woche vor seinem Tod eine Aufführung des Messiah. Er
wurde in Westminster Abbey beigesetzt.
Musik
Opern
Händels 42 Opern folgen dem Typus des Dramma per musica, der aus einer Folge von Secco-Rezitativen und Da-capoArien besteht. Im Laufe der Zeit entwickelte er die Oper weiter, ohne mit der etablierten Form zu brechen. So setzt er
Accompagno-Rezitative (etwa im Orlando) ein, um besonders intensive Gefühlzustände einer Figur darzustellen.
Gelegentlich bricht er Arien nach dem B-Teil ab und fügt Rezitative ein, bevor das Dacapo einsetzt.
Neben Soloarien gibt es Duette, seltener Terzette, und ein einziges Quartett. Chöre schrieb Händel anfangs nur für die
Finals, wo sie von den Protagonisten gesungen werden, erst ab 1735 scheint er über einen eigenständigen Chor verfügt zu
haben. Im gleichen Jahr schrieb er für die in Covent Garden gespielten Opern Alcina und Ariodante Ballettnummern, weil
ihm dort eine Ballettgruppe zur Verfügung stand.
Die Ouvertüren folgen dem von Lully geprägten französischen Typus. Die Libretti sind oftmals aus venezianischen
Vorlagen abgeleitet, entgegen der allgemeinen Popularität von Metastasio-Texten benutzte Händel nur dreimal Libretti
dieses Dichters.
Kirchenmusik
Händels Kirchenmusik teilt sich auf in einige Psalmvertonungen in lateinischer Sprache, die er in Italien schrieb, und die
englischsprachigen Stücke. Zu den lateinischen Werken zählen die Vesperpsalmen Dixit Dominus, Laudate pueri und
Nisi Dominus. Die in der frühen Londoner Zeit entstandenen Chandos Anthems sind entsprechend dem kleinen zur
Verfügung stehenden Ensemble von eher intimem Charakter. Die anderen kirchenmusikalischen Werke der Londoner
Zeit entstanden meist für die Chapel Royal für besondere, teils staatspolitische Anlässe. Das Utrechter Te Deum und
Jubilate zur Feier des Friedens von Utrecht ist vom Einfluss Purcells geprägt. Von den vier Coronation Anthems (1727)
wird Zadok the Priest seither bei jeder britischen Krönungszeremonie gespielt, zuletzt 1952. Für das Begräbnis der ihm
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nahestehenden Königin Caroline schrieb Händel The ways of Zion do mourn (1737), das viele für seine anrührendste
Trauermusik halten. Die Musik verwendete er vollständig für das Oratorium Israel in Egypt.
Orchestermusik
Entsprechend den Gepflogenheiten der Zeit ist der Großteil von Händels Orchesterwerken für Opern- und
Oratorienaufführungen entstanden, d.h. als Ouvertüren und Zwischenaktmusiken. Zu den separat herausgegebenen
Konzerten gehörten die 6 sog. Oboenkonzerte op. 3, die 1734 veröffentlicht, aber wesentlich früher zu verschiedenen
Gelegenheiten geschrieben wurden, sowie die 12 Concerti grossi op.6 von 1739. Diese entsprechen der von Corelli
benutzten Form. Die Satzabfolge ist die der Kirchensonate, aber Händel geht vor allem in der Wechselwirkung zwischen
Concertino und Tutti eigene Wege.
Händels Orgelkonzerte sind seine eigene Erfindung und stehen zusammen mit Bachs Cembalokonzerten am Anfang der
Entwicklung des Konzerts für Tasteninstrument. Händel spielte den Solopart auf dem Orgelpositiv des Theaters, in der
veröffentlichten Fassung wurde auch das Cembalo als mögliches Soloinstrument angegeben. Gegenüber den 6 Konzerten
op. 4 (veröffentlicht 1738) zeichnen sich die beiden aus der "Second Series" (veröffentlicht 1740, das erste mit dem
Beinamen "The Cuckoo and the Nightingale") und die 6 posthum veröffentlichten Konzerte op.7 dadurch aus, dass viele
Stellen und ganze Sätze als "ad libitum" gekennzeichnet wurden, die Händel also während der Aufführungen
improvisierte. Wahrscheinlich wurden in op. 7 verschiedene Konzerte und Sätze aus seinem letztem Jahrzehnt vom
Verleger zusammengestellt.
In den Jahren 1747-1748 schrieb Händel drei Concerti a due cori, in denen das Orchester in zwei Bläserchöre (Oboen,
Fagott, Hörner) und das Streichensemble aufgeteilt ist. Das musikalische Material für diese Konzerte stammt im
wesentlichen aus Chorsätzen, z.B. aus dem Messiah.
Als Freiluftmusik konzipiert sind die Wassermusik für Bootsfahrten auf der Themse, die nach heutiger Kenntnis in
mehreren Schüben in den 1710er und 1720er Jahren entstanden ist, und die Feuerwerksmusik von 1748. Beide sind breit
angelegte Suiten, in denen sich lebhafte Tanzsätze, Airs und konzertante Sätze abwechseln.
Kammermusik
Sechs Triosonaten op. 2 wurden 1733 publiziert, datieren in der Komposition aber über einen weiten Zeitraum, der
möglicherweise bis 1703 zurückreicht. Sie entsprechen durchgängig der viersätzigen Kirchensonatenform. Weitere 7
Triosonaten op. 5 wurden 1739 veröffentlicht. Sie haben fünf bis sechs Sätze, darunter Tanzsätze wie Sarabande und
Gavotte, so dass sie der Suitenform nahekommen. Von der gleichen Form sind 10 Solosonaten op. 1, die zwischen 1712
und 1726 komponiert und 1732 veröffentlicht wurden.
Händels Werke für Cembalo entstanden größtenteils im Rahmen seiner Lehrtätigkeit oder als Gelegenheitswerke. Als die
wichtigsten gelten die acht 1720 veröffentlichten Suites de Pièces pour le Clavecin (HWV 426-433), daneben ein zweite
Sammlung von Suiten (HWV 434-438, 1730) und 6 Fugen (HWv 605-610, 1735). Allen gemeinsam ist, dass sie lange
Zeit vorher komponiert wurden, teilweise vielleicht schon in Hamburg.
Zur Kammermusik zählten zu Händels Zeit sowohl Vokal- als auch Instrumentalstücke. Zahlreich sind seine weltliche
Kantaten: über 60 Continuo-Kantaten (d.h. für Solostimme und Basso continuo), die aus einer Abfolge von Arien und
Rezitativen bestehen, bei denen er sich an Alessandro Scarlatti orientierte. Dazu kommen mehr als 10 Kantaten "con
strumenti", also mit selbständigen Instrumentalstimmen. Die meisten der weltlichen Kantaten werden der Zeit in Rom
zugeschrieben, als Händel an der Accademia degli Arcadi mit Scarlatti, Corelli und Pasquini zusammentraf. Auf 1724
datieren Neun deutsche Arien für Solostimme, Melodieinstrument und Basso continuo.
Von seinen 21 Duetten mit Basso continuo schrieb Händel anscheinend zwei 1722, die übrigen zu etwa einem Drittel in
Italien, Hannover und in den 1740er Jahren in London. In ihrer Struktur sind sie völlig anders als die Solokantaten, es gibt
keine Rezitative und Da-capo-Arien, das kontrapunktische Gewebe der Stimmen steht im Vordergrund. Ein Vorbild dafür
ist Agostino Steffani.
Arbeitsstil
Händel berichtet zwar in seinen überlieferten Briefen wenig von seiner
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Kompositionsarbeit, aber seine Arbeitsweise lässt sich in etwa an seinen
späteren Autographen nachvollziehen. Er begann die Niederschrift einer
Partitur mit einer Datierung, arbeitete dann die Grundgedanken wie
Melodien und Begleitungen aus und schloss wiederum mit einer
Datierung ab. Dann erst schrieb er Rezitative, Mittelstimmen und andere
weniger wichtige Partien nieder. Den Abschluss bildete stets die Formel
SDG ("Soli Deo Gloria", Allein Gott die Ehre). Es sind nur wenige
Skizzen überliefert, in denen zumeist kürzere Melodien und Themen
festgehalten sind; offenbar dienten sie nicht der Ausarbeitung von
Kompositionen. Insgesamt war sein Arbeitstempo recht hoch. Für den
Messias benötigte er rund drei Wochen. Das ist etwa die Zeit, die ein sehr
geschickter Kopist brauchte, um die Partitur abzuschreiben.
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Auszug aus dem Manuskript von Tolomeo
Wie zu seiner Zeit üblich, übernahm Händel Arien aus älteren Werken in
neuere, teilweise mit dem gleichen Text – soweit er passte – oder mit Anpassungen an den neuen Zusammenhang.
Insbesondere passierte dies, wenn das ältere Werk als ganzes nicht mehr gebraucht wurde. So hatte er etwa in England
keine Verwendung mehr für die deutschsprachige Brockes-Passion, und die Trauerode hatte nach dem Anlass, für den sie
komponiert wurde, keine Hoffnung auf eine erneute Aufführung.
Für Händel charakteristisch ist, dass er nicht davor zurückscheute, neben eigener Musik auch Kompositionen anderer
Musiker zu verwenden, darunter Gottlieb Muffats Componimenti Musicali für die Cäcilienode, Habermanns Messen für
Jephtha und Werke von Telemann, Mattheson und Keiser. Das Finden von Händels Inspirationsquellen ist noch heute
Teil der Händelforschung. Die Entleihungen gehen von Motiven über Fugenthemen bis hin zu ganzen Sätzen.
Als moralisches Problem wurden diese Entleihungen insbesondere im England des 19. Jahrhunderts gesehen, als das
original schaffende Genie das Kunstideal darstellte. Zu Händels Zeiten galten offenbar andere Maßstäbe. Zwar konnte
sein Zeitgenosse Bononcini in Ungnade fallen, als er ein komplettes Madrigal Antonio Lottis als sein eigenes ausgab. Der
Wert eines Themas oder Motivs lag jedoch nicht in der Erfindung an sich, sondern in der Ausarbeitung des Themas, in
der Einbettung in einen Zusammenhang und im Ausdruck eines gewünschten Affekts. Händel arbeitete das bestehende
Material immer so um, dass es sich nahtlos in seine Werke einfügt und man es von selbst erfundenen Ideen nicht
unterscheiden kann.
Nachwelt
Schon zu Lebzeiten genoss Händel den Rang eines Klassikers. 1738 war ihm zu Ehren in Vauxhall Gardens ein Denkmal
errichtet worden, und Mainwarings 1760 erschienene Memoirs of the Life of the Late George Frederic Handel (von
Mattheson ins Deutsche übersetzt) gelten als erste Musikerbiographie überhaupt. Im Gegensatz zu anderen Komponisten
des Barock geriet Händel auch nach seinem Tod nicht in Vergessenheit, wenn sich seine dauerhafte Präsenz im
Musikleben auch allein auf seine Oratorien gründet.
Neben regelmäßigen Aufführungen von Oratorienauszügen wurden mehrere aus Händels Musik zusammengestellte
Pasticci gespielt, an denen Thomas Morell als Librettist beteiligt war. Zur Feier von Händels hunderstem Geburtstag
wurde 1784 (man hatte sich um ein Jahr vertan) mit über 500 Musikern eine dreitägige Gedächtnisfeier in Westminster
Abbey und im Pantheon gehalten, mit Aufführungen des Messiah, Stücken aus den Oratorien und Orchestermusik.
Wegen des Erfolgs wurde die Messiah-Aufführung noch zweimal wiederholt. Die Gedächtnisfeier begründete eine
Tradition, die bis 1791 fortgeführt wurde.
Die Begeisterung schwappte auch auf den Kontinent über. 1772 wurde der Messiah erstmals von Michael Arne in
Hamburg dirigiert, drei Jahre später von C.P.E. Bach. Johann Adam Hiller war der erste, der für Berlin 1786 das Werk
völlig neuinstrumentierte und änderte. Für die Konzerte des Barons van Swieten ergänzte Mozart zwischen 1788 und
1790 die Instrumentierung vierer oratorischer Werke Händels, um sie dem Zeitgeschmack anzupassen.
Als Haydn während seines London-Aufenthalts die Musik Händels hörte, traf es ihn so, "als sei er an den Beginn seiner
Studien zurückversetzt worden und habe bis dahin nichts gewusst." (nach Giovanni Carpani). Er brachte ein Libretto nach
Wien mit, das möglicherweise für Händel erstellt worden war, und komponierte danach Die Schöpfung, ein Oratorium,
das in seiner Struktur und seinen Chorfugen deutlich den Einfluss Händels zeigt. Gleichermaßen ließ sich Beethoven von
Händel inspirieren. Auf See the conqu'ring hero comes schrieb er Variationen für Cello und Klavier (1796). Die
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Ouvertüre Die Weihe des Hauses mit ihrer großen Mittelfuge ist bewusst nach Händels Stil modelliert.
In den 1770er Jahren kam der Messiah in die USA und wurde bald danach insbesondere für Benefizkonzerte verwendet.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts etablierte sich dort die Tradition, ihn in der Vorweihnachtszeit aufzuführen. Ab
1842 machte Vincent Novello in England eine enge Auswahl an Oratorien in einem preiswerten Klavierauszug
zugänglich. War die bis dahin einzige Gesamtausgabe von Samuel Arnold unhandlich, so konnten die Noten (deren Preis
den leerer Notenblätter nicht überstieg) sich nun auch in den Chorvereinigungen in den Provinzen ausbreiten.
In monumentalem Maßstab wurden in London (nach einer Probe 1857) von 1859 bis 1926 im dreijährigen Abstand im
Crystal Palace Händelfestspiele gehalten. Auf ihrem Höhepunkt wurden 4000 Chorsänger und 500 Orchestermusiker
eingesetzt. In dieser Form entwickelte sich die Veranstaltung geradezu zu einer Demonstration des englischen
Nationalstolzes.
Es war Deutschland vorbehalten, Händels völlig vergessene Opern wiederzuleben. Ab 1920 brachte der Kunsthistoriker
Oskar Hagen mehrere davon in Göttingen auf die Bühne. Seine deutschen Fassungen verbreiteten sich schnell an den
Theatern ganzen Land. Gleichzeitig richtete sich der Blick in diesen Jahren auf die dramatischeren Oratorien wie
Hercules und Susanna, die mit großen Chormassen nicht angemessen dargeboten werden konnten.
Seit den 1970ern haben in historisch informierter Aufführungspraxis musizierende Ensembles dafür gesorgt, dass HändelAufführungen sich mehr an den ursprünglichen Ensemblegrößen orientieren und Werke nicht willkürlich gekürzt werden.
Ebenso versucht man neue Antworten auf Probleme wie die Kastratenstimmen in den Opern zu finden, die in der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts noch durch Transposition auf normale Männerlagen gelöst wurden.
In Deutschland wird Händel heute neben Konzerten und Theateraufführungen bei drei Festspielen gepflegt: die HändelFestspiele Göttingen, die aus Hagens Opernaufführungen der 1920er entstanden, die 1952 in Händels Geburtsstadt
gegründeten Händel-Festspiele Halle, und die Karlsruher Händel-Festspiele, die seit 1985 in enger Zusammenarbeit mit
dem Badischen Staatstheater stattfinden.
Ausgaben
Händel stellt jeden Herausgeber vor besondere Schwierigkeiten. Seine Änderungen, Ergänzungen und Anpassungen an
veränderte Aufführungsbedingungen führen dazu, dass es für fast jedes Werk eine Vielzahl von möglichen Varianten
gibt, zwischen denen gewählt werden muss. Für die Kammermusik gibt es das Problem, dass mehrere Veröffentlichungen
nicht von Händel autorisiert waren und teilweise vom Verleger selbst zusammengestellt und um unechte Werke ergänzt
wurden.
Die erste systematische Ausgabe von Händels Werken erfolgte zwischen 1787 und 1797 durch Samuel Arnold in London,
wurde aber wegen abspringender und verstorbener Subskribenten vorzeitig abgebrochen, so dass fast alle Opern und ein
Großteil der vokalen Kammermusik fehlen. Eine von der English Handel Society zwischen 1843 und 1858 betriebene
Ausgabe auf der Basis von Autographen brach nach kaum mehr als zwölf größeren Chorwerken ab.
Als Pionierleistung muss die Gesamtausgabe in 94 Bänden gelten, die Friedrich Chrysander – anfangs unter dem Dach
der von ihm mitgegründeten Deutschen Händel-Gesellschaft in Leipzig – ab 1858 herausgab. Dazu kamen 6
Ergänzungsbände mit Kompositionen anderer Komponisten, deren Material Händel verwendete. Nur ein Band der
Gesamtausgabe und 2 Ergänzungsbände wurden 1902 von Max Seiffert hinzugefügt, ein weiterer erschien nicht.
Chrysander griff dafür auf Händels Dirigierpartituren und teilweise auf Autographen zurück.
1955 begann die Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft in Halle mit einer Ausgabe für den praktischen Gebrauch, die die
Chrysander-Ausgabe ergänzen sollte. Man stellte bald fest, dass diese den modernen musikwissenschaftlichen
Ansprüchen nicht mehr genügte, da Varianten und Begründungen der Editionsentscheidungen fehlten, so dass man 1958
beschloss, eine neue Gesamtausgabe mit kritischem Bericht zu erarbeiten, die Hallische Händel-Ausgabe (HHA). Die
Arbeit soll bis 2023 abgeschlossen sein. Im Rahmen der HHA erschien 1978 im Händel-Handbuch das von Bernd Baselt
erarbeitete Händel-Werke-Verzeichnis (HWV).
Werkliste
Opern
http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%A4ndel
04.11.2005
Georg Friedrich Händel - Wikipedia
HWV
Titel
Seite 9 von 12
Uraufführung
Ort
Bemerkung
8. Januar 1705
Theater am Gänsemarkt,
Hamburg
25. Februar 1705
Theater am Gänsemarkt,
Hamburg
Musik verloren
Florindo
1708
Theater am Gänsemarkt,
Hamburg
Musik verloren
4
Daphne
1708
Theater am Gänsemarkt,
Hamburg
Musik verloren
5
Rodrigo
1707 Florenz
6
Agrippina
7a/b
Rinaldo
1
Almira
2
Nero
3
8a/b/c Il pastor fido
9
Teseo
10
Lucio Cornelio
Silla
11
Amadigi
Ende 1709/Anfang Teatro San Giovanni
1710 Grisostomo, Venedig
24. Februar 1711 Queen's Theatre, London
22. November 1712 Queen's Theatre, London
10. Januar 1713 Queen's Theatre, London
Juni 1713? Cannons bei London?
Aufführung nicht gesichert, Musik in
Amadigi wiederverwendet
25. Mai 1715 King's Theatre, London
12a/b Radamisto
27. April 1720 King's Theatre, London
13
Muzio Scevola
15. April 1721 King's Theatre, London
14
Floridante
15
Ottone
12. Januar 1723 King's Theatre, London
16
Flavio
14. Mai 1723 King's Theatre, London
17
Giulio Cesare
20. Februar 1724 King's Theatre, London
18
Tamerlano
31. Oktober 1724 King's Theatre, London
19
Rodelinda
13. Februar 1725 King's Theatre, London
20
Scipione
21
Alessandro
22
Admeto
23
Riccardo Primo
24
Siroe
25
Tolomeo
26
Lotario
27
Partenope
28
Poro
2. Februar 1731 King's Theatre, London
29
Ezio
15. Januar 1732 King's Theatre, London
30
Sosarme
15. Februar 1732 King's Theatre, London
31
Orlando
27. Januar 1733 King's Theatre, London
32
Arianna
26. Januar 1734 King's Theatre, London
33
Ariodante
8. Januar 1735
Covent Garden Theatre,
London
34
Alcina
16. April 1735
Covent Garden Theatre,
London
35
Atalanta
12. Mai 1736
Covent Garden Theatre,
London
nur 3. Akt von Händel
9. Dezember 1721 King's Theatre, London
12. März 1726 King's Theatre, London
5. Mai 1726 King's Theatre, London
31. Januar 1727 King's Theatre, London
11. November 1727 King's Theatre, London
17. Februar 1728 King's Theatre, London
30. April 1728 King's Theatre, London
2. Dezember 1729 King's Theatre, London
24. Februar 1730 King's Theatre, London
http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%A4ndel
04.11.2005
Georg Friedrich Händel - Wikipedia
Seite 10 von 12
36
Arminio
12. Januar 1737
Covent Garden Theatre,
London
37
Giustino
16. Februar 1737
Covent Garden Theatre,
London
38
Berenice
18. Mai 1737
Covent Garden Theatre,
London
39
Faramondo
3. Januar 1738 King's Theatre, London
40
Serse
15. April 1738 King's Theatre, London
41
Imeneo
42
Deidamia
22. November 1740
Theater in Lincoln's Inn
Fields, London
10. Januar 1741
Theater in Lincoln's Inn
Fields, London
Oratorien
HWV
Titel
46a/b
Il trionfo del Tempo e del Disinganno/
Il trionfo del Tempo e della Verità
47
La Resurrezione
48
Brockes-Passion
Uraufführung
Ort
Juni 1707 Rom
8. April 1708 Rom
1709? Hamburg
50a/b Esther
vermutlich 1718 Residenz Cannons bei London
51
Deborah
21. Februar 1733 King's Theatre, London
52
Athalia
53
Saul
54
Israel in Egypt
55
L'Allegro, il Penseroso ed il Moderato 27. Februar 1740 Theater in Lincoln's Inn Fields, London
56
Messiah
57
Samson
18. Februar 1743 Covent Garden Theatre, London
58
Semele
10. Februar 1744 Covent Garden Theatre, London
59
Joseph and his Brethren
60
Hercules
5. Januar 1745 King's Theatre, London
61
Belshazzar
27. März 1745 King's Theatre, London
62
Occasional Oratorio
63
Judas Maccabaeus
1. April 1747 Covent Garden Theatre, London
64
Joshua
9. März 1748 Covent Garden Theatre, London
65
Alexander Balus
66
Susanna
10. Februar 1749 Covent Garden Theatre, London
67
Solomon
17. März 1749 Covent Garden Theatre, London
68
Theodora
16. März 1750 Covent Garden Theatre, London
69
The Choice of Hercules
70
Jephtha
71
The Triumph of Time and Truth
10. Juli 1733 Sheldonian Theatre, Oxford
16. Januar 1739 King's Theatre, London
4. April 1739 King's Theatre, London
13. April 1742 New Music Hall, Dublin
2. März 1744 Covent Garden Theatre, London
14. Februar 1746 Covent Garden Theatre, London
23. März 1748 Covent Garden Theatre, London
1. März 1751 Covent Garden Theatre, London
26. Februar 1752 Covent Garden Theatre, London
11. März 1757 Covent Garden Theatre, London
Oden und Masques (Auswahl)
http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%A4ndel
04.11.2005
Georg Friedrich Händel - Wikipedia
HWV
Titel
Seite 11 von 12
Uraufführung
Ort
49a/b Acis and Galatea
vermutlich 1718 Residenz Cannons bei London
74
Ode for the Birthday of Queen Anne
6. Februar 1713 Königshof in London
75
Alexander's Feast
76
Ode for St. Cecilia's Day
19. Februar 1736 King's Theatre, London
22. November 1739 Theater in Lincoln's Inn Fields, London
Instrumentalmusik
6 Orgelkonzerte op. 4 (HWV 289 – 294)
6 Orgelkonzerte op. 7 (HWV 306 – 311)
6 Concerti grossi op. 3 (HWV 312 – 317)
Concerto grosso C-Dur "Alexander's Feast" (HWV 318)
12 Concerti grosso op. 6 (HWV 319 – 330)
3 Concerti a due cori (HWV 332 – 334)
Water Music (Wassermusik, HWV 348 – 350)
Music for the Royal Fireworks (Feuerwerksmusik, HWV 351)
Literatur
Christopher Hogwood: Georg Friedrich Händel. Insel Verlag. ISBN 3-458-34355-5
Paul Henry Lang: George Frideric Handel. Dover Publications. ISBN 0-486-29227-4
Händel-Handbuch, Band 1-3 (Thematisch-systematisches Verzeichnis). Bärenreiter. ISBN 3-7618-0610-8, ISBN
3-7618-0715-5, ISBN 3-7618-0716-3,
Händel-Handbuch, Band 4 (Dokumente zu Leben und Schaffen), Bärenreiter. ISBN 3-7618-0717-1
Winton Dean, John Merrill Knapp: Handel's Operas, 1704-1726. Clarendon Press. ISBN 0-19-315219-3
Winton Dean: Handel's dramatic oratorios and masques. Clarendon Press. ISBN 0-19-816184-0
Hans-Joachim Marx: Händels Oratorien, Oden und Serenaten. Vandenhoeck & Ruprecht. ISBN 3-525-27815-2
Weblinks
WikiCommons: Georg Friedrich Händel – Bilder, Videos oder Audiodateien
Literatur von und über Georg Friedrich Händel (http://dispatch.opac.ddb.de/DB=4.1/REL?PPN=118544489) im
Katalog der DDB
Händel-Festspiele Halle (http://www.haendelfestspiele.halle.de/)
Händel-Festspiele Göttingen (http://www.haendel.org/)
haendel.it - italienisch sprache (http://www.haendel.it/)
Händel-Festspiele Karlsruhe (http://www.karlsruhe.de/Kultur/Haendel/fest.html)
Händelhaus Halle - Geburtshaus Händels und Musikmuseum (http://www.haendelhaus.de/)
Handel House Museum London (http://www.handelhouse.org/) (englisch)
GFHandel.org mit umfangreichen Informationen zu Leben, Werk, Aufführungen, CDs u.a.
(http://www.gfhandel.org/) (englisch)
Das vollständige Händel-Werke-Verzeichnis (HWV) (http://www.gfhandel.org/composition.htm) (englisch)
Tabellarische Auswertungen (Lebenslauf, Werke etc) zu G.F. Händel
(http://www.klassika.info/Komponisten/Haendel/)
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