534_KM_13-03-10_d.indd U1 Pierre Boulez zum 85. BBC Singers Ensemble intercontemporain Pierre Boulez Samstag 13. März 2010 20:00 12.03.2010 14:19:35 Uh Bitte beachten Sie: Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher für Sie an den Garderoben Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen Ihnen Stofftaschentücher des Hauses Franz Sauer aus. Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Handys, bei sich haben: Bitte schalten Sie diese zur Vermeidung akustischer Störungen aus. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen. Sollten Sie einmal das Konzert nicht bis zum Ende hören können, helfen wir Ihnen gern bei der Auswahl geeigneter Plätze, von denen Sie den Saal störungsfrei (auch für andere Konzertbesucher) und ohne Verzögerung verlassen können. 534_KM_13-03-10_d.indd U2 12.03.2010 14:19:35 Uh 534_KM_13-03-10_d.indd 1 Pierre Boulez zum 85. BBC Singers Stephen Betteridge Einstudierung Ensemble intercontemporain Pierre Boulez Dirigent Samstag 13. März 2010 20:00 Pause gegen 21:00 Ende gegen 22:10 Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e.V. 12.03.2010 14:19:35 Uh 2 Arnold Schönberg 1874 – 1951 Unentrinnbar op. 27,1 (1925) für vierstimmigen gemischten Chor Du sollst nicht, du mußt op. 27,2 (1925) für vierstimmigen gemischten Chor Mond und Menschen op. 27,3 (1925) für vierstimmigen gemischten Chor Der Wunsch des Liebhabers op. 27,4 (1925) für vierstimmigen gemischten Chor, Mandoline, Klarinette, Violine und Violoncello Pierre Boulez *1925 Dérive 2 (1988 – 2006) für elf Instrumente Pause Pierre Boulez Cummings ist der Dichter (1968 – 1986) für 16 Solostimmen oder gemischten Chor und Instrumente Harrison Birtwistle *1934 … agm … (1978 – 79) Musik für 16 Stimmen und 3 Instrumentalensembles 534_KM_13-03-10_d.indd 2 12.03.2010 14:19:36 Uh 3 Die Gesangstexte Arnold Schönberg Unentrinnbar op. 27,1 (Text: Arnold Schönberg) Tapfere sind solche, die Taten vollbringen, an die ihr Mut nicht heranreicht. Sie besitzen nur die Kraft, den Auftrag zu konzipieren und den Charakter, ihn nicht abweisen zukönnen. War ein Gott noch so ungnädig, ihnen Erkenntnis ihrer Lage zu gewähren, dann sind sie nicht zu beneiden. Und darum werden sie beneidet! Arnold Schönberg Du sollst nicht, du mußt op. 27,2 (Text: Arnold Schönberg) Du sollst dir kein Bild machen! Denn ein Bild schränkt ein, begrenzt, fasst, was unbegrenzt und unvorstellbar bleiben soll. Ein Bild will Namen haben: Du kannst ihn nur vom Kleinen nehmen; Du sollst das Kleine nicht verehren! Du mußt an den Geist glauben! Unmittelbar, gefühllos und selbstlos. Du mußt, Auserwählter, mußt, willst du’s bleiben! Arnold Schönberg Mond und Menschen op. 27,3 (Text: Hans Bethge nach Tschan-Jo-Su) Solang wir auf der Erde sind, erblicken wir Den Mond in seinem Märchenglanz, der nie vergeht. So wie das Wasser still des Flusses Laufe folgt, So wandert er in jeder Nacht die sichre Bahn. Nie sehen wir, daß er auf seiner Wandrung stockt, Noch daß er einen kleinen Schritt sich rückwärts kehrt. Dagegen wir verwirrte Menschen: unstet ist Und ruhlos alles, alles was wir denken, was wir tun. 534_KM_13-03-10_d.indd 3 12.03.2010 14:19:36 Uh 4 Arnold Schönberg Der Wunsch des Liebhabers op. 27,4 (Text: Hans Bethge nach Hung-So-Fan) Süßes Mondlicht auf den Pflaumenbäumen In der lauen Nacht, schenk meinem Mädchen Holde Liebesträume in den Schlaf; Mach, dass sie von mir träumt, daß von heißer Sehnsucht sie nach mir ergriffen wird, Daß sie mich von ferne sieht und lauten Herzens auf mich zueilt, mich zu küssen! Doch sie wird mich nicht erreichen können, Immer ferner werd ich ihr entschwinden, Und so wird sie weinen, und noch wildre, Heißre Sehnsucht wird ihr Herz durchziehn. Morgen in der Frühe aber wird sie Schnell wie eine Hindin zu mir eilen, Daß sie mich leibhaftig in die Arme Nehmen kann. Ich werd es an dem Feuer Ihrer Küsse wohl erkennen können, Ob du ihr die Träume, die ich wünsche, Wirklich in den Schlaf geschüttelt hast, – Süßes Mondlicht auf den Pflaumenbäumen! Pierre Boulez Cummings ist der Dichter (Text: Edward Estlin Cummings, aus »Poems 1932 – 1954«) Birds( Here, inven Ting air U )sing tw iligH( t’s v va vas ! vastness. Be)look now (come soul. & :and Who s)e voi c es ( Are 534_KM_13-03-10_d.indd 4 12.03.2010 14:19:36 Uh 5 Harrison Birtwistle … agm … – Music for sixteen voices and three instrumental groups (Partiturauszug, Sopran- und Alt-Stimmen) Harrison Birtwistle griff in seiner Komposition … agm … auf Fragmente von Texten der antiken griechischen Dichterin Sappho zurück (zum Teil in der englischen Übersetzung von Tony Harrison). Die lediglich auf Papyrusfragmenten überlieferten Textbruchstücke sind zum Teil in mehreren Stimmen synchron überlagert und aus ihrem jeweiligen Kontext herausgerissen, weshalb ein Abdruck der vertonten Texte weder ihrer ursprünglichen Gestalt noch der Komplexität der Partitur gerecht werden würde. 534_KM_13-03-10_d.indd 5 12.03.2010 14:19:36 Uh 6 Zu den Werken des heutigen Konzerts Pierre Boulez und Arnold Schönberg »Wir erklären, […] jeder Komponist außerhalb der Reihenforschungen ist ›unnütz‹.« Diese Bemerkung entstammt nicht, wie man glauben könnte, aus der Anfangszeit der Neuen Musik zwischen 1910 und 1920, als Arnold Schönberg, einer der gewichtigsten Gründerväter der musikalischen Moderne, in Wien die »Methode der Komposition mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen« entwickelt und so der als nicht mehr tauglich empfundenen Grammatik der Tonalität ein neues Konzept entgegensetzt. Dieses Manifest en miniature stammt aus dem Jahr 1952, verfasst von Pierre Boulez und publiziert in der englischen Musikzeitschrift The Score. Der Essay, in dem es steht, trägt den nicht minder manifesten, zugleich provokanten Titel Schoenberg is dead bzw. Schoenberg est mort. Tatsächlich ist Schönberg, der mit die ersten Versuche auf dem »Forschungsgebiet« der Reihenkomposition« unternommen und erste Ergebnisse, erste dodekaphone Werke vorgelegt hat, zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Er starb am 13. Juli 1951 in Los Angeles, im Alter von 76 Jahren. Was den damals 27-jährigen Pierre Boulez veranlasst, auf den physischen Tod nun ein Jahr später auch den geschichtsphilosophischen folgen zu lassen, den posthumen Vatermord zu begehen, erklärt sich aus den neuen ästhetischen und kompositionstechnischen Fragen, mit denen sich die Komponistengeneration nach dem Zweiten Weltkrieg konfrontiert sieht. Die Reihe ist für sie nicht mehr bloß die gestaltete Abfolge der zwölf Tonhöhen, des chromatischen Totals einer Oktave, sondern die präformierte Reihe soll idealiter nun auch alle weiteren Parameter für ein Musikwerk vorgeben, etwa die Dauerwerte und damit einhergehend die rhythmische Konstellation, die Klangfarben, die verschiedenen Artikulationstechniken etc. und letztlich auch die Form. Der Serialismus ist geboren. Und Vorbild für dieses neue kompositorische Verfahren ist eben nicht mehr Schönberg, sondern sein Schüler Anton Webern und auch Olivier Messiaen, dessen Quatre Etudes de Rythme für Klavier (1949 – 1950) einen ersten Prototyp für die jetzt völlig erweiterte Zwölftonmethode darstellt. Und auf die Reihen aus einer der Etüden, Mode de valeurs et d’intensités, die Messiaen binnen weniger Tage und parallel zu seiner Lehrtätigkeit bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt im Sommer 534_KM_13-03-10_d.indd 6 12.03.2010 14:19:36 Uh 7 1949 komponiert hat, bezieht sich Boulez 1951 in seinem Stück Structures 1a für zwei Klaviere. Es ist eines der frühesten seriellen Werke überhaupt, weitere zeitgleich oder zeitnah entstandene stammen u. a. von Karel Goeyvaerts, Karlheinz Stockhausen, Bruno Maderna, Henri Pousseur und Luigi Nono. Und Darmstadt, wo sich die jungen Komponisten seit 1946 alljährlich für zwei Wochen treffen, ist dann auch das temporäre Zentrum für die intensive Diskussion über die seriellen Konzepte. Man debattiert dort kritisch, scharf und nachhaltig die neuen ästhetischen Ideen, führt dort die neuesten daraus gewonnenen und klanggewordenen Konstellationen auf, streitet auf hohem Niveau über die durchaus verschiedenen Arbeitsweisen mit seriellen Methoden. Und in diesem Diskurs hat das theoretische Musikdenken Schönbergs keinen Platz, wenngleich seine Kompositionen bei den Darmstädter Ferienkursen weiterhin präsent sind. Deshalb bildet Boulez‘ Statement vom toten Schönberg eine zentrale Zäsur im kompositionstechnischen Denken Europas um 1950. Ein Statement übrigens, das nicht, wie man es manchmal in der Musikliteratur lesen kann, von ihm in Darmstadt ausgesprochen worden ist – er hat die Ferienkurse in jenem Jahr gar nicht besucht –, und das so auch nicht für alle der jungen Darmstadt-Komponisten gilt. Luigi Nono zum Beispiel bezieht sich in seinem ersten Orchesterwerk, den 1950 komponierten Variazioni canoniche auf die Reihe, die Schönbergs Opus 41 zugrunde liegt, der 1942 für Streichquartett, Klavier und Sprecher entstandenen Ode to Napoleon Buonaparte. Von einer in der Literatur oft heraufbeschworenen »Darmstädter Schule« als Synonym für den Serialismus kann also keine Rede sein. Pierre Boulez mildert seine provokante Formulierung, die dauerhaft eine prominente Stellung im Archiv der jüngeren Musikgeschichte einnimmt, später etwas ab. 1976, im Jahr des hundertsten Geburtstags von Arnold Schönberg, schreibt er einen Artikel mit dem Titel Schönberg, der Weniggeliebte? Doch die Abschwächung hebt das bewusst gesetzte Fragezeichen auch schon wieder etwas auf. Es indiziert, dass er aus Sicht des Komponisten immer noch nicht damit einverstanden sein kann, welche ästhetischen Wege der Ahne trotz seiner epochalen Entdeckung gegangen ist. Zugleich ist ihm, dem Dirigenten und somit Musikvermittler Boulez klar, dass das Werk Schönbergs wegen seiner Bedeutung erklingen muss. Der Interpret Boulez engagiert sich sehr 534_KM_13-03-10_d.indd 7 12.03.2010 14:19:36 Uh 8 für das Schönberg’sche Erbe in Konzerten und in CD-Produktionen, und das in bemerkenswerter Treue und ästhetischer Selbstverpflichtung. Ein Bekenntnis, das auch für das heutige Konzert in der Kölner Philharmonie gilt. Arnold Schönberg: Vier Stücke für gemischten Chor Zwischen September und November 1925 komponiert Arnold Schönberg als Opus 27 die Vier Stücke für gemischten Chor. Die zugrundeliegenden Texte stammen bei den Stücken 1 und 2 von Schönberg selbst; den Stücken 3 und 4 liegen Verse der chinesischen Dichter Tschan-Jo-Su und Hung-So-Fan zugrunde, die Hans Bethge für seine damals weit verbreitete Anthologie Die chinesische Flöte übertragen und bearbeitet hat. Vor der Entstehung von Opus 27 hat Schönberg lange Zeit nichts mehr für Chor geschrieben. Achtzehn Jahre sind seit seinem Chorwerk Friede auf Erden op. 13 vergangen; offensichtlich schien ihm ein Vokalensemble für die Erfordernisse der Atonalität nicht sonderlich geeignet. Diese Auffassung ändert sich wohl während seines Venedig-Besuchs im Sommer 1925, wo er dem Kammermusikfest der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM) beiwohnt und dort auf Igor Strawinsky trifft, dessen neoklassizistischen Werke ihn dahingehend provozieren, für ein so traditionelles Ensemble wie einen Chor nun auch etwas Zeitgemäßes, sprich Modernes zu schaffen. Vor diesem Hintergrund ist das erste Stück Unentrinnbar auch als ein Programm zu verstehen, denn es spricht von Tapferkeit und Mut, vom Tatendrang, das tun zu müssen, was eben mutig und unbeirrbar zu tun ist. Und das präzisiert Schönberg auch im zweiten Stück mit dem Titel Du sollst nicht, du musst, der sich auf das im zweiten Gebot des Dekalogs formulierte Bilderverbot bezieht und der zudem von biografischer Bedeutung ist. Mitte der 1920er Jahre beginnt Schönberg, sich auf seine jüdische Tradition zu besinnen; im Oktober 1933 – kurz nach der in Paris erfolgten Konversion – schreibt er an Alban Berg: »Wie Du sicherlich bemerkt hast, ist meine Rückkehr zur jüdischen Religion schon längst und ist in meinem Schaffen sogar in den veröffentlichten Teilen erkennbar (›Du sollst nicht … du musst …‹) und in ›Moses und Aron‹.« Die Texte der Stücke Nr. 3 Mond und Menschen 534_KM_13-03-10_d.indd 8 12.03.2010 14:19:36 Uh 9 und Nr. 4 Der Wunsch des Liebhabers sind nicht in diesem biografischen Kontext zu sehen. Thematisch führt der Text von Stück Nr. 3 gewisse Motive der beiden vorausgegangen Stücke fort, die Liebeslyrik von Stück Nr. 4 führt in ganz andere Bahnen, ebenso die hier zusätzlich zum Chor verwendeten Instrumente (Mandoline, Klarinette, Violine und Violoncello). Überhaupt hat Schönberg ausdrücklich auf die Möglichkeit hingewiesen, dass auch nur einzelne Sätze aufgeführt werden können. Der Zyklus-Gedanke, der Schönberg vorgeschwebt ist, lässt sich über den Zusammenhang zwischen den Stücken Nr. 1 und Nr. 2 nicht plausibel rekonstruieren bzw. darstellen. Die Innovation, einen A-cappella-Satz mit Atonalität und Zwölftontechnik zu verschmelzen, bleibt davon völlig unberührt. Erstaunlich ist, dass Schönberg für die Stücke alte Schlüssel vorschreibt und eine strikte Vierstimmigkeit beibehält. Das Ergebnis ist indes einzigartig modern, zugleich biografisch und ästhetisch bekenntnishaft. Pierre Boulez: Dérive 2 1976 komponiert Pierre Boulez auf Anregung des Cellisten Mstislav Rostropovitsch und aus Anlass des siebzigsten Geburtstag von Paul Sacher, dem bedeutenden Schweizer Mäzen Neuer Musik und Boulez-Förderer das Stück Messagequisse (1976) für Solocello und sechs Violoncelli. Das Ausgangsmaterial des Werkes ist die Tonfolge es – a – c – h – e – d, woraus sich – unter Einbezug der deutsch-französischen Tonbuchstaben – der Name »(e)SACHER(e)« ergibt. Diese sechstönige Reihe hat seither mehrere von Boulez’ Arbeiten grundiert. So das 1981 begonnene work-in-progress Répons für sechs Solisten, Kammerensemble, Computerklänge und Live-Elektronik, das in verschiedenen, auch aufgeführten Stadien vorliegt und das 1984 entstandene Dérive 1, für das Boulez die Sechstonreihe transponiert und daraus sechs Akkorde als Basismaterial des Werkes gebildet hat. Figurativ entwickelt er daraus in den sechs Instrumenten Flöte, Klarinette, Vibraphone, Klavier, Geige und Violoncello eine Vielzahl ornamentaler Tongruppen; Triller und die für sein Komponieren bezeichnenden Arpeggien flechten ein zunehmend dichter werdendes Gewebe aus feinen Fäden, das gegen Ende umschlägt in eine Transparenz, die jedoch alsbald 534_KM_13-03-10_d.indd 9 12.03.2010 14:19:36 Uh 10 – mit der Wiederholung des Anfangsakkords – verebbt. In dem 1988 komponierten Dérive 2 für elf Spieler – Elliott Carter zum achtzigsten Geburtstag gewidmet – intensiviert er diese Ausdrucksmittel; überdies reflektiert er hier rhythmische Phänomene, wie sie György Ligeti in seinen späteren Werken thematisiert hat: »Als ich über manche Kompositionen Ligetis nachdachte«, sagt Boulez, »fühlte ich das Verlangen, mich einer beinahe theoretischen Arbeit über das Problem der Periodizität zu widmen, um systematisch ihre Überlagerungen, ihre Verschiebungen und ihren Austausch zu untersuchen. Und ich konnte rhythmische Phänomene entdecken, die mir vorher nie aufgefallen wären; weder die unabhängigen noch die organisierten.« Dérive 2 in der Besetzung für Englischhorn, Klarinette, Fagott, Violine, Viola, Violoncello, Horn, Vibraphon, Marimbaphon, Harfe und Klavier wirkt – so Peter Szendy in einem Hörbericht – wie eine »große ›metrische Modulation‹, wie eine doppelte Gebärde, die dazu tendiert, das Tempo zurückzuhalten, indem die Notenwerte ohne Unterbrechung heruntergesetzt werden. Einengung und Wucherung …«. Und Wucherung oder anders gesagt: Proliferation ist seit vielen Jahren ein markantes Merkmal der Boulez‘schen Ecriture. Aus Ableitungen (Derivaten), Mutationen und Permutationen der Ursprungsstrukturen entstehen nahezu kontinuierlich neue, die den ursprünglichen hinzugefügt werden und sich zudem auch selbstständig weiterentwickeln. Das gilt auch für den kompositorischen Status von Dérive 2, das seit der Uraufführung am 8. Juni 1990 in Mailand mit dem Ensemble intercontemporain und Boulez als Dirigenten einige Male verändert und erweitert worden ist. Pierre Boulez: Cummings ist der Dichter Manche Begegnungen erweisen sich als überaus fruchtbar, auch im Nachhinein. Als Pierre Boulez sich 1952 in New York aufhielt, besuchte er zusammen mit John Cage – die Komponisten pflegten damals einen regen Austausch – eine Buchhandlung. Auf Boulez‘ Frage, welche interessanten Dichter es gäbe, zeigte Cage ihm einen Band mit Gedichten von Edward Estlin Cummings (1894 – 1962), der sich selbst »e. e. cummings« zu schreiben pflegte. »Ich bekam sofort«, so berichtet Boulez, 534_KM_13-03-10_d.indd 10 12.03.2010 14:19:36 Uh 11 »eine unmittelbare Beziehung zur Dichtung von Cummings, aber ich fühlte mich mit dem angelsächsischen Idiom doch nicht vertraut genug, um mir eines seiner Gedichte zur Komposition vorzunehmen. Meine eigene Sprache kenne ich gut, aber einer fremden Sprache gegenüber hatte ich Hemmungen, mich mit ihr kompositorisch auseinanderzusetzen.« Dann aber führten ihn viele Engagements in die USA und nach Großbritannien, so dass er sich das Englische zunehmend besser erarbeitete und er mit der einst fremden Sprache immer vertrauter wurde. 1970, die Schola cantorum Stuttgart und ihr Dirigent Clytus Gottwald hatten ihn um ein Stück gebeten, erinnerte sich Boulez erneut an Cummings, und er wählte für das Werk einen Text aus des Dichters Œuvre, der von singenden Vögeln handelt, die die Luft, den weiten Himmel erkunden. Cummings‘ Gedicht spiegelt auch visuell das Sujet des Atems wider; es ist in lettristischen Konstellationen notiert, wie man ihr in der konkreten Poesie zuhauf begegnet. Cummings verwendet sehr einfache Vokabeln, die in einzelne Vokale und Buchstaben aufgelöst sind. Ein Verfahren, das auch schon bei Stéphane Mallarmé (1842 – 1898) anzutreffen ist, dessen ästhetisches Denken für viele frühere Stücke von Boulez eine wichtige Patenschaft besaß. Cummings aber, so Boulez im Gespräch mit Célestine Deliège, ginge weiter als Mallarmé: »Mallarmé setzte die Worte auf neue Weise, suchte nach einer veränderten syntaktischen Wortverbindung, aber Cummings dringt in das Vokabular selbst ein, und in bestimmten Gedichten macht er einen wunderbaren Gebrauch von Doppelsinn, von Mehrdeutigkeiten der Worte. Er benutzt auch die Klammer mit außerordentlicher Meisterschaft. Sie werden jetzt sagen, dass es schwierig scheint, die Klammer musikalisch anzuwenden, weil man sie nicht hören kann. Aber das Interessante für mich ist nicht die wörtliche Umsetzung seiner Welt in die meine. Diese Gedichte haben mir viel dazu geholfen, eine gewisse Frische wiederzufinden.« Eine Frische, die aus jeder Pore und Faser des musikalischen Resultats spricht. Dadurch, dass Boulez mal die phonetische, mal die semantische Sphäre der Cummings’schen Worte in seiner Komposition hervorhebt, teils auch beide Ebenen der Sprache musikalisch in Eins setzt, gelingt ihm eine mit des Dichters Ecriture einhergehende, imposante Farbigkeit und dessen literarische Polyvalenz entsprechend interpretierende Tonkunst. So wandern einzelne Silben von Stimme zu Stimme, oder 534_KM_13-03-10_d.indd 11 12.03.2010 14:19:36 Uh 12 verdichten sich plötzlich durch geschickte Überlagerungen, wobei die Abfolge der Phoneme, Silben und Worte auch permutiert werden kann, was dem grafischen Text der Vorlage sehr entspricht, ohne diese kopieren zu wollen. Ergänzende Mittel der hörbaren Variantenbildung sind gelegentliches Flüstern, was sogleich düster wie eindringlich wirkt. Die Instrumentalklänge unterstützen diese Vokalpartien oder kommentieren sie, lockern sie durch zahlreiche Arabesken auf, schaffen eine Luftigkeit und sorgen auf der Basis langgehaltener FlageolettKlänge für eine frei anmutende Beweglichkeit, die mit der Textgestalt korrespondiert. Der Titel des Werkes verdankt sich im Übrigen einem Missverständnis. Lange Zeit fiel dem Komponisten gar kein Werktitel ein. Als der Veranstalter ihn fragte, wie das Stück heißen solle, schrieb Boulez, wie er sich erinnert, in einem nicht sehr guten Deutsch sinngemäß zurück: »›Ich habe noch keinen Titel, und ich kann Ihnen nur sagen, dass Cummings der Dichter ist, den ich gewählt habe.‹ Die Antwort einer Sekretärin, die meinen Brief sicher schlecht verstanden hatte, lautete: Quant à votre œuvre ›Cummings est le Poète‹, en allemagne: ›Cummings ist der Dichter‹. Ich fand, dass es gar keinen besseren Titel geben könne, als den, der hier durch Zufall entstanden war.« Harrison Birtwistle: … agm … Der englische Komponist Harrison Birtwistle, Jahrgang 1934, entdeckte bereits in den 1960er Jahren die Fragmente der antiken griechischen Dichterin Sappho für sich. So komponierte er 1964 die Entr’acts and Sappho Fragments und 1969, ebenfalls auf der Grundlage von SapphoTexten, die Cantata; beide Werke sind für Sopran und Instrumente. 1978/79 wandte er sich erneut der in Mytilene auf Lesbos lebenden Dichterin zu, weil er durch den befreundeten Schriftsteller Tony Harrison erfahren hatte, dass die Fragmente der Sappho noch bruchstückhafter seien, als bisher vermutet worden war; überliefert sind lediglich Papyrusfetzen sowie tradierte Verweise und Zitate anderer Autoren. Das imponierte und inspirierte Birtwistle erneut – diesmal zu dem Vokal-instrumental-Stück … agm …. (allerdings hat sich die Sappho-Forschung seit den 1970er Jahren dank neuer Funde wesentlich 534_KM_13-03-10_d.indd 12 12.03.2010 14:19:36 Uh 13 weiterentwickelt, und so manche Rekonstruktion ihrer Gedichte ist seither gelungen, nicht zuletzt auch vor ein paar Jahren am Institut für Altertumskunde an der Universität zu Köln.) Birtwistle nannte seine Komposition aus verschiedenen Gründen … agm …; zum einen sind die Buchstaben in vielen Worten der Saapho vorhanden, zum anderen bedeutet das griechische Wort »agma« Fragment. Desweiteren ist »agm« eine Abkürzung für Agamemnon – der Mythos um den Führer der Griechen gegen Troja und sein Schicksal, wie Aischylos es in der »Orestie« beschreibt, hatten Birtwistle lange Zeit fasziniert. … agm …, aus drei großen Abschnitten bestehend, ist für sechzehn Stimmen (je vier Soprane, Alte, Tenöre und Bässe) sowie für drei Instrumentalensembles, von denen eines eine Gruppe von elf hohen, ein anderes eine Sektion von elf tiefen Instrumenten bildet. Das dritte Ensemble ist eine, so Birtwistle, »Punctuating Group«, eine «interpunktierende« Formation mit Klavier, zwei Harfen und drei Schlagzeugern. Alle Ereignisse, die in dem halbstündigen Werk, das am 4. September 1979 durch den Auftraggeber, das Ensemble intercontemporain, in Paris uraufgeführt worden ist, beziehen sich auf den Zentralton E und auf den Zentralpuls Viertel = ca. 40. Wie Magnete ziehen sie alles Geschehen an, und je näher die Ereignisse diesen beiden Polen kommen, desto deutlicher und verzahnter wird ihre gegenseitige Verbindung. Der so gestaltete Zusammenhang zwischen den Tonhöhen und den Pulsationen, der Metrik, sorgt für eine ebenso ausgewogene wie abwechslungsreiche Dramaturgie, klug konstruiert zusammenhaltend, wundersam in der Wirkung, die mittels der ausgehörten Farbklänge im Instrumentalen wie im Vokalen jene Momente besingt, die seit jeher der wesentliche Movens des Lebens ist, die Liebe. 534_KM_13-03-10_d.indd 13 Ben S. Dersche 12.03.2010 14:19:36 Uh 14 Pierre Boulez Pierre Boulez wurde 1925 in Montbrison an der Loire geboren. Nach dem Schulabschluss studierte er von 1941 bis 1943 auf Wunsch des Vaters Mathematik an der École Polytechnique in Lyon, entschied sich anschließend jedoch für eine musikalische Laufbahn und zog 1943 nach Paris, um dort das Conservatoire zu besuchen. Hier bekam er Harmonielehre-Unterricht von Georges Dandelot und nahm später – ab 1944 – privaten KontrapunktUnterricht bei Andrée Vaurabourg-Honegger (der Gattin Arthur Honeggers). Ein entscheidender Einschnitt war der Eintritt in die Harmonielehre-Klasse von Olivier Messiaen, wo er u. a.Werke von Varèse, den Pierrot Lunaire von Schönberg und Alban Bergs Lyrische Suite analysierte und nicht zuletzt außereuropäische Musikkulturen kennenlernte. Durch den Unterricht bei René Leibowitz weitete Boulez seine Kenntnisse der »Zweiten Wiener Schule« aus, wodurch auf die anfangs starke Beeinflussung durch Messiaen vor allem die kompositorische Auseinandersetzung mit dem Spätstil Anton Weberns folgte – eine Entwicklung, die in den Douze Notations (1945), den beiden Sonaten für Klavier (1946 und 1948) sowie in der ersten Fassung der Kantate Le Visage nuptial (1946) kompositorisch dokumentiert ist. Am Kreuzungspunkt diverser Einflüsse aus der Literatur – hier sind vor allem die Namen Artaud, Char und Michaux zu nennen –, der Musik Messiaens und der »Zweiten Wiener Schule« sowie aus musikethnologischen Studien außereuropäischer Klangwelten entstand u. a. die Kammerkantate Le Marteau sans Maître. Ihr liegen Gedichte von René Char zugrunde, den Boulez bereits 1946 persönlich in L’Isle sur Sorgue aufgesucht hatte. Die Uraufführung dieser in Boulez kompositorischer Entwicklung als Schlüsselwerk geltenden Komposition – sie überwindet endgültig die anfängliche Phase des kompositorischen Suchens – im Rahmen des IGNM-Weltmusikfestes in Baden-Baden 1955 verhalf dem Komponisten schließlich, seinen Ruf international zu festigen. Sein künstlerisches Wirken ist eng mit institutionsgeschichtlichen Aspekten verknüpft, die für die artifizielle Musik des 20. und 21. Jahrhunderts von zentraler Bedeutung sind und auch rückwirkend auf Boulez’ Schaffen Einfluss nahmen: Sein Name ist eng verbunden mit den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik, bei denen er bereits 1952 teilgenommen hatte und die er von 1955 bis zur Mitte der sechziger Jahre als Dozent entscheidend prägte. 1970 wurde er vom französischen Staatspräsidenten Georges Pompidou mit der Planung und dem Aufbau des Institut de Recherche et de Coordination Acoustique/Musique (IRCAM) beauftragt, das er von der Eröffnung im Jahr 1977 bis 1991 leitete. Mit der Gründung des Ensemble intercontemporain etablierte Boulez im Jahr 1976 einen für die Aufführung zeitgenössischer Musik als weltweit führend geltenden Klangkörper, dessen Instrumentalisten ihn zu mehreren Werken inspirierten. 1995 wurde in Paris die von ihm mitinitiierte Cité de la Musique eröffnet. 534_KM_13-03-10_d.indd 14 12.03.2010 14:19:36 Uh 15 Neben dem Komponieren kann Pierre Boulez auf eine frühzeitig begonnene und äußerst erfolgreiche Karriere als Dirigent zurückblicken: Bereits von 1946 bis 1955 war er musikalischer Direktor der Compagnie Barrault-Renaud. Bei den Bayreuther Festspielen dirigierte er den Parsifal (1966 – 70) und den Ring (1976 – 80). In den Jahren 1969 bis 1972 übernahm Boulez die künstlerische Leitung des BBC Symphony Orchestra, zwischen 1967 und 1972 dirigierte er regelmäßig das Cleveland Orchestra, und von 1971 bis 1977 war er – als Nachfolger Leonard Bernsteins – Chefdirigent des New York Philharmonic. Anlässlich seiner 70., 75. und 80. Geburtstage dirigierte er in zahlreichen Konzerten weltweit das London Symphony Orchestra, u. a. auch in der Kölner Philharmonie. In der Spielzeit 2004/2005 leitete er in Bayreuth die von Christoph Schlingensief inszenierte Produktion des Parsifal. Im Jahr 2007 dirigierte er eine Neuproduktion von Janáčeks Aus einem Totenhaus (Inszenierung Patrice Chérau) in Wien, Amsterdam und Aix-en-Provence. Als »Grand invité« gastierte er im November 2008 im Pariser Louvre und als Composer in Residence 2009 bei der Mozartwoche in Salzburg. Gemeinsam mit Daniel Barenboim dirigierte Pierre Boulez in Berlin und zuletzt im Mai 2009 in der New Yorker Carnegie Hall einen Zyklus mit sämtlichen sinfonischen Werken Gustav Mahlers. Pierre Boulez ist mit zahlreichen Preisen und Ehrungen ausgezeichnet worden, darunter der Ernst von Siemens Musikpreis, der Leonie-Sonning-Preis, der Große französische Staatspreis, der Theodor-W.-Adorno-Preis der Stadt Frankfurt am Main, der Polar Music Prize, der Grawemyer Award sowie mehrere Gramophone Awards. Außerdem ist Boulez Ehrendoktor der Universität Frankfurt am Main und des Connecticut College. Bei uns war er zuletzt im März 2008 – ebenfalls mit dem Ensemble intercontemporain – zu Gast. 534_KM_13-03-10_d.indd 15 12.03.2010 14:19:36 Uh 16 BBC Singers Die BBC Singers genießen einen herausragenden Ruf auch über das britische Musikleben hinaus. Das Repertoire des 24-köpfigen Vokalensembles reicht von Komponisten wie William Byrd und Thomas Tallis bis hin zu Harrison Birtwistle und Tōru Takemitsu. Die BBC Singers haben ihren Sitz in den Maida Vale Studios der BBC in London, geben neben den Verpflichtungen dort aber auch zahlreiche Konzerte in ganz Großbritannien und im Ausland. Regelmäßig arbeiten die BBC Singers dabei mit den anderen Klangkörpern der BBC sowie mit Spezialensembles für historische Aufführungspraxis und für zeitgenössische Musik zusammen. Als angesehenes Vokalensemble im Bereich der zeitgenössischen Musik haben die BBC Singers seit jeher mit herausragenden Komponisten und Dirigenten zusammengearbeitet, darunter u. a. Francis Poulenc, Benjamin Britten und Pierre Boulez. Neben den Konzerten und Rundfunkaufnahmen widmet das Ensemble einen großen Teil seiner Arbeit der Förderung des Nachwuchses. In der Kölner Philharmonie waren die BBC Singers zuletzt im September 1986 zu Gast. 534_KM_13-03-10_d.indd 16 12.03.2010 14:19:36 Uh 17 Die Besetzung der BBC Singers Sopran Margaret Feaviour Elizabeth Poole Alison Smart Emma Tring Alt Margaret Cameron Rebecca Lodge Siân Menna Cherith Millburn-Fryer Tenor Christopher Bowen Robert Johnston Neil MacKenzie Andrew Murgatroyd Bass Stephen Charlesworth Adrian Peacock Edward Price Andrew Rupp Chorleiter Stephen Betteridge General Manager Stephen Ashley-King 534_KM_13-03-10_d.indd 17 12.03.2010 14:19:37 Uh 18 Stephen Betteridge Stephen Betteridge studierte Klavier am Royal College of Music in London sowie bei Geoffrey Parsons und Paul Hamburger. Als Pianist oder Dirigent brachte er zahlreiche Werke zur Uraufführung, darunter Kompositionen von Simon Holt, Colin Matthews, Giles Swayne, Edward Cowie, Nigel Osborne, Jonathan Dove und Michael Nyman. Er arbeitete mit führenden Chören wie den Apollo Voices, den BBC Singers, dem London Philharmonic Choir, dem London Symphony Chorus, den London Voices, den London Sinfonietta Voices, dem Monteverdi Choir, dem Philharmonia Chorus und The Sixteen. Zu den Dirigenten, mit denen er zusammenarbeitete, zählen u. a. Jirí Belohlávek, Pierre Boulez, Andrew Davis, Colin Davis, John Eliot Gardiner, Charles Mackerras, Kurt Masur, Zubin Mehta, Roger Norrington, André Previn, Simon Rattle, Georg Solti und Klaus Tennstedt. Zusammen mit den BBC Singers wirkte er an rund 40 Opern und über 50 Konzertwerken mit. Er leitete den Chor in Konzerten von BBC Radio 3, bei den BBC Proms in der Royal Albert Hall, im South Bank Centre, in der Barbican Hall sowie bei Festivalauftritten in Salzburg, Edinburgh, Cheltenham, Aldeburgh und Huddersfield. Als Chorleiter wirkte Stephen Betteridge an Produktionen von The Bassarids, Die Götterdämmerung, Candide, Padmavati und Cyrano de Bergerac am Théâtre du Châtelet in Paris mit, außerdem in Pelleas et Melisande und La Cenerentola am Théâtre des Champs-Élysees, in The Rake’s Progress und in Brahms Ein deutsches Requiem am Théâtre Royale de la Momae in Brüssel sowie in Padmavati beim Spoleto Festival. Mit dem Chor von Radio France führte Stephen Betteridge Werke u. a. von Benjamin Britten und Krzysztof Penderecki auf. Zudem wirkte er mit diesem Chor in Kenneth Branaghs Film Die Zauberflöte mit. Zu seinen jüngsten Projekten zählen Dvořáks Stabat Mater in London, Martinůs Juliette (mit Jirí Belohlávek), Haydns Die Schöpfung (mit Gianandrea Noseda ), Strawinskys Les Noces (mit Edward Gardner), Birtwistles Mask of Orpheus (mit Martyn Brabbins) und Delius’ Song of the High Hills (mit Charles Mackerras). 534_KM_13-03-10_d.indd 18 12.03.2010 14:19:37 Uh 19 Ensemble intercontemporain 1976 gründete Pierre Boulez, unterstützt von Michel Guy, dem damaligen französischen Kulturminister, das Ensemble intercontemporain, ein auf zeitgenössische Musik spezialisiertes Ensemble, das heute 31 fest angestellte Solisten zu seinen Mitgliedern zählt und seit September 2006 von Susanna Mälkki musikalisch geleitet wird. Sein Repertoire umfasst neben zahlreichen Kompositionen der klassischen Moderne der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor allem auch die Schlüsselwerke aus der Zeit nach 1950 und reicht bis in die unmittelbare Gegenwart. Daneben werden durch das Ensemble intercontemporain regelmäßig Kompositionen in Auftrag gegeben und in enger Zusammenarbeit mit den Komponisten zur Uraufführung gebracht. Zahlreiche Projekte verbinden Musik, Theater, Film, Tanz und Videoprojektionen und die Arbeit an der Erschließung neuer instrumentaler Techniken. Die Aktivität des Ensembles umfasst bis zu 70 Konzerte pro Jahr sowie zahlreiche CD-Produktionen. Daneben hat sich das Ensemble intercontemporain einen besonderen Namen im Bereich der musikalischen Nachwuchsförderung gemacht, u. a. mit der Teilnahme an der Lucerne Festival Academy. Regelmäßig finden Konzerte für Kinder und Arbeitsphasen für Studenten und Nachwuchsmusiker sowie junge Dirigenten und Komponisten statt. Für Konzerte mit Live-Elektronik arbeitet das Ensemble eng mit dem Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique (IRCAM) zusammen. Seit 1995 hat das Ensemble seinen Sitz in der Pariser Cité de la Musique. Das vom Ministère de la Culture et de la Communication finanzierte Ensemble wird ebenfalls von der Ville de Paris unterstützt. 2010 wird das Ensemble intercontemporain für neue Werke von der Fondation d’entreprise Hermès gefördert. In der Kölner Philharmonie war das Ensemble intercontemporain zuletzt im Oktober 2008 zu Gast. 534_KM_13-03-10_d.indd 19 12.03.2010 14:19:37 Uh 20 Die Besetzung des Ensemble intercontemporain Flöte Sophie Cherrier Emmanuelle Ophèle Oboe Didier Pateau Paul-Edouard Hindley Englischhorn * Klarinette Jérôme Comte Alain Damiens Bassklarinette Alain Billard Fagott Pascal Gallois Paul Rivaux Horn Jens McManama Jean-Christophe Vervoitte Trompete Antoine Curé Jean-Jacques Gaudon Posaune Jérôme Naulais Benny Sluchin Schlagzeug Michel Cerutti Gilles Durot Samuel Favre Klavier Sébastien Vichard Harfe Frédérique Cambreling Vincent Buffin * Eloïse Labaume * Mandoline Florentino Calvo * Violine Jeanne-Marie Conquer Hae-Sun Kang Diégo Tosi Viola Odile Auboin Christophe Desjardins Violoncello Éric-Maria Couturier Pierre Strauch Kontrabass Frédéric Stochl Tuba Arnaud Boukhitine 534_KM_13-03-10_d.indd 20 * Gäste Chef assistant Jean-Michaël Lavoie 12.03.2010 14:19:37 Uh 21 KölnMusik-Vorschau 21.03.2010 Sonntag 16:00 Nach dem Konzert direkt vom Foyer ins Café-Restaurant »Ludwig im Museum« »Ludwig im Museum« ist der Name des Café-Restaurants im Museum Ludwig, zu dem Sie ab sofort über die Wendeltreppe im Foyer direkten Zugang haben. Lassen Sie Ihren Konzertbesuch bei einem Essen oder aber auch nur bei einem Glas Wein gemütlich ausklingen! Das Café-Restaurant hat bis auf montags an allen Wochentagen zwischen 10 Uhr und 23 Uhr geöffnet. Weitere Informationen auf ludwig-im-museum.de 17.03.2010 Mittwoch 20:00 Philharmonie für Einsteiger 5 Gil Shaham Violine Johann Sebastian Bach Partita für Violine solo E-Dur BWV 1006 Sonate für Violine solo a-Moll BWV 1003 Rising Stars – die Stars von morgen 5 Emil Jonason Klarinette Peter Friis Johansson Klavier Leonard Bernstein Sonate für Klarinette und Klavier Emmy Lindström Magnolia für Soloklarinette Camille Saint-Saëns Sonate für Klarinette und Klavier Es-Dur op. 167 Claude Debussy Première Rhapsodie für Klarinette und Klavier Anders Hillborg Tampere Raw für Klarinette und Klavier Johannes Brahms Sonate für Klarinette (oder Viola) und Klavier op. 120, 1 Nominiert vom Konserthuset Stockholm 15:00 Einführung in das Konzert durch Bjørn Woll in Zusammenarbeit mit dem Fono Forum Partita für Violine solo d-Moll BWV 1004 25.03.2010 Donnerstag 20:00 18.03.2010 Donnerstag 12:30 PhilharmonieLunch Auszüge aus dem Programm mit Werken von Felix Mendelssohn Bartholdy, Wolfgang Amadeus Mozart und Richard Strauss PhilharmonieLunch wird von der KölnMusik ge meinsam mit dem WDR Sinfonieorchester Köln und dem Gürzenich-Orchester Köln ermöglicht. Medienpartner Kölnische Rundschau. KölnMusik gemeinsam mit dem Gürzenich-Orchester Köln Eintritt frei 534_KM_13-03-10_d.indd 21 Christine Schäfer Sopran Matthias Goerne Bariton Hilary Hahn Violine Münchener Kammerorchester Alexander Liebreich Dirigent Arien und Instrumentalwerke von Johann Sebastian Bach Carl Philipp Emanuel Bach 26.03.2010 Freitag 20:00 Jan Garbarek Group: Jan Garbarek sax Rainer Brüninghaus keyb Yuri Daniel b · Trilok Gurtu perc featuring Special Guest Trilok Gurtu 12.03.2010 14:19:37 Uh 22 27.03.2010 Samstag 20:00 29.03.2010 Montag 20:00 Orgel plus … 4 Sezen Aksu vocals Stummfilm mit Live-Orgel Sezen Aksu Acoustic Band Fahir Atakoglu music director, piano · Özer Arkun cello Göksun Çavdar clarinet Fatih Ahiskalı oud, buzuki, guitar Nurcan Eren back vocals Eric van der Westen upright bass Mustafa Boztüy percussion Jarrod Cagwin drums, percussion Thierry Mechler Orgel Wolfgang Mitterer Orgel, Elektronik, Geräusche Paul Wegener / Carl Boese Der Golem, wie er in die Welt kam (Deutschland 1920) Friedrich Wilhelm Murnau Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (Deutschland 1922) Fassung der Murnaustiftung, nahezu vollständig und dem Original entsprechend viragierte Fassung 28.03.2010 Sonntag 18:00 Dorothee Mields Sopran Hana Blazíková Sopran Damien Guillon Altus Robin Blaze Altus Colin Balzer Tenor Hans Jörg Mammel Tenor Matthew Brook Bass Stephan MacLeod Bass Christoph Prégardien Tenor (Evangelist) Simon Kirkbride Bass (Christusworte) Chor und Orchester Collegium Vocale Gent Philippe Herreweghe Dirigent Johann Sebastian Bach Matthäuspassion BWV 244 Ende ca. 21:30 TV-Aufzeichnung 534_KM_13-03-10_d.indd 22 Sezen Aksu ist die türkische Madonna – eine Popdiva: Ihre Konzerte füllen Stadien, ihre Videos flimmern auf allen Musikkanälen und ihr Leben füllt die Zeitungsspalten. Ihre Songs sind feministisch, politisch, engagiert. Doch auch wenn ihre Texte besonders ein intellektuelles Publikum ansprechen, begeistert ihre Musik die Massen. 04.04.2010 Sonntag 20:00 Ostersonntag 05.04.2010 Montag 20:00 Ostermontag Sasha Waltz & Guests: Sasha Waltz Konzept und Choreographie Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola Künstlerische Projektleitung Martin Hauk Licht · Beate Borrmann Kostüme Ensemble Modern Franck Ollu Musikalische Leitung Wolfgang Rihm Jagden und Formen (Zustand 2008) Ein musikalisch-choreographisches Projekt des Ensemble Modern und von Sasha Waltz & Guests Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e.V. 12.03.2010 14:19:37 Uh Sasha Waltz & Guests Ostersonntag 4. April 2010 20:00 Ostermontag 5. April 2010 20:00 Wolfgang Rihm Jagden und Formen Sasha Waltz Konzept und Choreographie Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola Künstlerische Projektleitung Ensemble Modern Franck Ollu Musikalische Leitung Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e.V. €25,– zzgl. VVK-Gebühr Foto: Dominik Mentzos 534_KM_13-03-10_d.indd 23 koelner-philharmonie.de Hotline 0221. 280 280 12.03.2010 14:19:37 Uh Philharmonie Hotline +49.221.280280 koelner-philharmonie.de Informationen & Tickets zu allen Konzerten in der Kölner Philharmonie! Kulturpartner der Kölner Philharmonie Herausgeber: KölnMusik GmbH Louwrens Langevoort Intendant der Kölner Philharmonie und Geschäftsführer der KölnMusik GmbH Postfach 102163, 50461 Köln koelner-philharmonie.de 534_KM_13-03-10_d.indd 24 Redaktion: Sebastian Loelgen Corporate Design: Rottke Werbung Textnachweis: Der Text von Ben S. Dersche ist ein Originalbeitrag für dieses Heft. Fotonachweise: Aymeric Warmé-Janville S. 19; Deutsche Grammophon/Harald Hoffmann S. 12; John Wood S. 16 Umschlaggestaltung: Hida-Hadra Biçer Umschlagsabbildung: Jörg Hejkal Gesamtherstellung: adHOC Printproduktion GmbH 12.03.2010 14:19:37 Uh koelner-philharmonie.de Roncalliplatz 50667 Köln Philharmonie Hotline 0221.280 280 in der Mayerschen Buchhandlung Neumarkt-Galerie 50667 Köln 534_KM_13-03-10_d.indd U4 12.03.2010 14:19:37 Uh