Darmstadt - des Waffenring Paderborn

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Seit Anfang des 19. Jahrhunderts ist der Luisenplatz der zentrale Platz der ehemaligen
Residenzstadt. Er wurde nach der Großherzogin Luise (1761–1829) benannt, der
Ehefrau des Großherzogs Ludwig I. von Hessen-Darmstadt (1753-1830), dessen
Regierungszeit 1790 begann und mit seinem Tod 1830 endete.
Das Ludwigsmonument in der Mitte des Platzes, im Volksmund auch Langer Ludwig
genannt, soll an ein bedeutendes politisches Ereignis erinnern: 1820 führte der
Großherzog die erste Verfassung des Großherzogtums Hessen ein und beendete
damit den Absolutismus in seinem Staat zugunsten einer konstitutionellen
Monarchie.
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Darmstädter Bürger spendeten für das Denkmal - und so konnte 1841 der Grundstein
für das Monument gelegt werden.
Text am Denkmal: Ludewig dem Ersten – sein dankbares Volk
Der Entwurf des Luisenplatzes und der Sandsteinsäule stammt vom Architekten
Georg Moller, die Statue des Großherzogs entwarf der Münchner Bildhauer Ludwig
Schwanthaler.
Gesamthöhe: 39,15 m
Höhe der Aussichtsplattform: 30,04 m
Höhe der Statue: 5,45 m
172 Stufen
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So sieht der quadratisch angelegte Luisenplatz heute aus: er ist autofrei, der
Individualverkehr verläuft unterirdisch durch den Citytunnel, oberirdisch ist der
Luisenplatz ein Knotenunkt aller wichtigen Bus- und Straßenbahnlinien.
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Ganz in der Nähe des Luisenplatzes liegt das Residenzschloß, der ehemalige Wohnund Verwaltungssitz der Landgrafen und ab 1806 Großherzöge von HessenDarmstadt.
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Darmstadt wurde im Zweiten Weltkrieg in der sogenannten Brandnacht vom 11. auf den 12.
September 1944 fast vollständig zerstört.
200 britische Lancaster Maschinen bombardierten Darmstadt und hinterliessen 12.000 Tote
und 70.000 Obdachlose.
Insgesamt wurden ca. 99 % der Alt- und Innenstadt zerstört, 78 % der Bausubstanz insgesamt
fielen dem Bombardement zum Opfer. Der Luftangriff auf Darmstadt forderte, prozentual zur
Gesamtbevölkerung betrachtet, nach dem Luftangriff auf Pforzheim die zweithöchste
Opferzahl aller Luftangriffe auf deutsche Städte im Zweiten Weltkrieg.
Von der Darmstädter Altstadt blieb ein einziges Haus, die „Goldene Krone“, unbeschädigt
stehen. Nur Bauwerke von großer Bedeutung wurden instand gesetzt. Die
Sehenswürdigkeiten der Stadt beschränken sich heute daher auf Einzelbauwerke oder kleine
Ensemble und nur in seltenen Fällen auf größere, zusammenhängende Gesamtanlagen.
Ein weiterer Schlag traf die Darmstädter, als im September 1945 das deutlich größere
Wiesbaden Landeshauptstadt des neu gegründeten Landes Hessen wurde. Viele empfanden
diese Entscheidung als ebenso schlimm wie die Kriegszerstörungen.
Nach fast 400 Jahren war Darmstadt kein Regierungssitz mehr. Vor diesem Hintergrund
bemühte sich die Stadtverwaltung frühzeitig um einen schnellen "kulturellen Wiederaufbau",
der den Darmstädtern über den drohenden Identitätsverlust hinweghelfen sollte.
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Noch eine nette Geschichte zur Goldenen Krone:
Im Jahr 1567, als Landgraf Georg I. seine Residenz in Darmstadt aufschlug, erließ er
eine Hausordnung. Im ersten Teil wurde zum Besuch der Kirche und zur
Aufmerksamkeit in ihr aufgefordert. Wenn nicht, wird dem Delinquenten der Genuß
von Wein und Bier für den betreffenden Tag entzogen.
Die Krone war durch die Jahrhunderte stets ein beliebtes Lokal der Bürger, Vereine
und auch ausländischer Gäste, die dort zwischenzeitlich ein Hotel antrafen. Nach dem
Zweiten Weltkrieg widmeten es die Amerikaner von 1950 bis 1953 zum
"Amerikahaus" um und betrieben darin Büros sowie den "Storck-Club".
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1975 machten die neuen Eigentümer aus der Krone ein Multi-Media-Haus, in dem
unter anderem Künstler wie Nina Hagen, Jango Edwards, Trio, Nena, Bap, Eric Burdon
oder Luther Allison auf der Bühne standen.
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Das Residenzschloss Darmstadt, auch Stadtschloss genannt, ist ein Gebäudekomplex
aus sechs Jahrhunderten, wobei die letzten Bauänderungen im 18. Jahrhundert durch
Landgraf Ernst Ludwig entstanden. Der äußere Zustand der Vorkriegszeit wurde in
zwanzigjähriger Arbeit weitgehend detailgetreu wiederhergestellt.
Im Schloss sind derzeit untergebracht:
Die Hessische Universitäts- und Landesbibliothek (ULB)
Schlossmuseum mit 22 Räumen.
Institute der Technischen Universität Darmstadt
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Neben Kassel und Offenbach am Main ist Darmstadt die einzige kreisfreie Stadt in
Hessen, die aufgrund ihrer schlechten Finanzlage berechtigt ist, am Kommunalen
Schutzschirm des Landes Hessen teilzunehmen.
Das Land Hessen verspricht nun Abhilfe mit dem "kommunalen Schutzschirm
Hessen". Bestimmte Kommunen, die aufgrund statistischer Daten als notleidend
ermittelt wurden, können Hilfen in Höhe von bis zu 46 % der Schulden ihres
kommunalen Kernhaushaltes per 31.12.2009 aus dem Entschuldungsfonds
bekommen.
Das Geld wird allerdings nicht in einer Summe ausgezahlt, sondern soll eingesetzt
werden, um kommunale Investitionsdarlehen und Kassenkredite abzulösen, wobei
das Land die Tilgung dieser Verbindlichkeiten übernimmt und weitere Zinsdiensthilfen
in Höhe von bis zu zwei Prozent zahlt. Die "alten" Kredite verschwinden anschließend
aus der Bilanz der teilnehmenden Städte und Gemeinden, die allerdings über einen
Zeitraum von 30 Jahren weiter die dann noch verbleibenden Zinsen zahlen müssen.
Teilnehmende Kommunen müssen nämlich eine Vereinbarung mit dem Land
abschließen, in der sie erklären, ihren Haushalt innerhalb eines bestimmten
Zeitraums ausgleichen zu wollen.
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Mit der Auszeichnung "Wissenschaftsstadt" wird gewürdigt, dass der Anteil der
Beschäftigten am Arbeitsmarkt in den Bereichen Forschung und Entwicklung an
keinem anderen Ort in Deutschland höher ist als in Darmstadt, das sich zum Standort
weltweit renommierter Forschungseinrichtungen entwickelt hat.
Mit knapp 24.000 Studenten ist die technische Universität Darmstadt eine der
international anerkannten, führenden Ingenieurschulen auf dem europäischen
Kontinent.
Seit dem 1. Januar 2005 ist die TU Darmstadt als erste deutsche Universität autonom.
Es sollen neue Entscheidungsstrukturen erprobt werden, u. a. kann die Hochschule
den Haushalt und die Liegenschaften selbst verwalten und selbständig mit
Professoren über ihr Gehalt und ihre Ausstattung verhandeln und sie ernennen.
1882 wurde die damals als Technische Hochschule bezeichnete Schule als die erste
Universität bekannt, die ein Studium für Elektrotechnik anbot. Eine absolute
Revolution zu dem Zeitpunkt, heute aber ein ständig wachsender Sektor.
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Etwa die Hälfte der Studenten studieren ein technisch/mathematisches Fach.
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Heute sind die einzelnen Bereiche der TU über die ganze Stadt verteilt.
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Hochschule Darmstadt (h_da). Sie hieß bis 2006 Fachhochschule Darmstadt . Sie ist
eine der größten praxisorientierten staatlichen Hochschulen in Hessen und unter den
zehn größten in Deutschland.
13.000 Studierende, mehrheitlich Informations- und Ingenieurwissenschaften. Mit
Abschluß Diplom, Bachelor und Master.
Die h_da ist eine der wenigen Hochschulen der Bundesrepublik, die Bachelor- und
Master-Studiengänge in Kunststofftechnik anbieten.
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Neben den beiden großen Darmstädter Hochschulen gibt es noch die 1971
gegründete Evangelische Hochschule Darmstadt (EHD).
Die EHD ist eine staatlich anerkannte Hochschule in kirchlicher Trägerschaft.
Die Studiengänge qualifizieren für das Sozial- und Gesundheitswesen sowie den
kirchlichen Dienst.
Träger sind die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, die Evangelische Kirche von
Kurhessen-Waldeck und das Diakonische Werk in Hessen und Nassau.
((Die Arbeit an der Evangelischen Hochschule richtet sich am Evangelium von Jesus
Christus aus. Für die evangelische Zielsetzung ist der Grundartikel der Kirchenordnung
der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau maßgebend. (Kirchengesetz über die
Errichtung einer Evangelischen Hochschule in Darmstadt, § 3) ))
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Als Standort wurde ein Waldstück im Norden Darmstadts (Stadtteil Arheilgen)
gewählt. Die Baukosten betrugen ca. 180 Millionen DM.
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1967 erhielt das Europäische Raumflugkontrollzentrum der ESA (European Space
Agency), ESOC, seinen Sitz in Darmstadt.
1986 folgte ihm die Zentrale der Europäischen Organisation für meteorologische
Satelliten (EUMETSAT). Zur Hauptaufgabe der Eumetsat gehört die Entwicklung,
Unterhaltung und Nutzung meteorologischer Satellitensysteme. Die von den
Wettersatelliten zur Erde gesendeten Bilder und Daten werden in Darmstadt
gesammelt, ausgewertet und in alle Welt übertragen.
Sie dienen zur Vorhersage des Wetters, werden aber auch zur langfristigen
Überwachung und Erforschung des Klimas genutzt.
Seit diese beiden wichtigen Organisationen ihren Sitz in Darmstadt haben, gilt die
Stadt als das Zentrum der europäischen Weltraumfahrt.
Fraunhofergesellschaft
• die größte Forschungsorganisation für anwendungsorientierte Forschung in Europa
• Forschungsfelder richten sich nach den Bedürfnissen der Menschen: Gesundheit,
Sicherheit, Kommunikation, Mobilität, Energie und Umwelt
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT – Projektgruppe Entwurfstechnik
Mechatronik in der Zukunftsmeile in Paderborn
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z.B. die Firma
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Darmstädter Design Center Plexus
Das Unternehmen zählt zu den weltweit führenden Spezialisten für die Entwicklung
und Fertigung von Elektronikprodukten.
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Die Kernbranchen des Darmstädter Wirtschaftslebens sind:
Der IT-Sektor,
Chemie/Pharma,
Maschinenbau/Mechatronik,
Haarkosmetik sowie die
Weltraum- und Satellitentechnik.
Die Nähe zu den zahlreichen Forschungs- und Entwicklungsinstituten ist ein zentraler
Standortfaktor, neben der Nähe zum Weltflughafen Frankfurt.
Das größte Unternehmen der Stadt ist der Chemie- und Pharmakonzern Merck, mit ca. 8.900
Beschäftigten und über 500 Auszubildenden; Sein Stammsitz ist in Darmstadt. Die Anfänge
von Merck gehen bis in das Jahr 1668 zurück. Merck ist damit das älteste pharmazeutischchemische Unternehmen der Welt.
Evonik erzielte 2012 weltweit mit rund 33.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 13,6
Milliarden Euro und ein operatives Ergebnis (bereinigtes EBITDA) von 2,6 Milliarden Euro.
Überzeugender Beleg für ein globales Geschäfts ist ein Umsatzanteil außerhalb Deutschlands
von 75 Prozent.
Döhler GmbH weltweit führender Hersteller von Lebensmittelzusatzstoffen weltweit mit
3.000 Mitarbeitern
Darmstadt gehört zu den am höchsten verschuldeten Städten Hessens. Neben Kassel und
Offenbach am Main ist Darmstadt die einzige kreisfreie Stadt in Hessen, die aufgrund ihrer
schlechten Finanzlage berechtigt ist, am Kommunalen Schutzschirm des Landes Hessen
teilzunehmen. Die Stadt hatte 2010 rund 300 Millionen Euro Schulden.
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Eine eigene Erfolgsgeschichte schrieb die
Software AG, welche 1969 mit Sitz in Darmstadt gegründet wurde und inzwischen
nach der SAP AG das zweitgrößte deutsche Software-Unternehmen ist.
Auf dem Gelände des ehemaligen Fernmeldetechnischen Zentralamtes (FTZ) sind
heute mehrere Unternehmensteile der Deutschen Telekom angesiedelt. Die Telekom
und ihre Tochtergesellschaften sind zweitgrößter Arbeitgeber in der Stadt.
Die Deutsche Post AG unterhält in Darmstadt ihr TrustCenter, zuständig für die
Elektronische Signatur.
Die Wissenschaftliche Buchgesellschaft ist ein Verlag mit Sitz in Darmstadt.
In Darmstadt sind zwei Brauereien ansässig; die Brauerei Grohe (seit 1838) und die
Darmstädter Privatbrauerei (seit 1847) – wobei die erstere traditioneller, die letztere
wirtschaftlich erfolgreicher ist.
Technologiepark Paderborn:
Heute befinden sich im TechnologiePark in über 90 technologieorientierten
Unternehmen rund 1.100 Arbeitsplätze auf über 26.000 m² Büro- und Laborflächen.
Davon sind rd. 60% Ausgründungen aus der Universität Paderborn. Gründung 1992
mehrheitlich im Besitz der städtischen Paderborner
Wirtschaftsförderungsgesellschaft
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Das Technologie- und Innovationszentrum Darmstadt (oder TIZ Darmstadt) ist ein
Gründerzentrum. 111 Firmen haben dort momentan einen Sitz. Dazu gehört auch die
cesah GmbH - "Centrum für Satellitennavigation Hessen" mit über 30 Startups. Seit
Anfang 2012 ist die Technische Universität Darmstadt alleinige Gesellschafterin der
TIZ Darmstadt GmbH.
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Darmstadt gehörte vor der Reformation zum Erzbistum Mainz. 1526 führte Landgraf
Philipp der Großmütige die Reformation nach lutherischem Bekenntnis ein, so dass
Darmstadt lange Zeit eine lutherische Stadt blieb.
Ludwig I. ab 1790: seine ersten Entscheidungen waren Verordnungen für mehr
Freiheiten der Katholiken und Juden im Land.
Die Christen reformierten Bekenntnisses erhielten erst 1770/71 das Recht,
Gottesdienste abzuhalten.
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Am 9. November 1988, am 50. Jahrestag der Pogromnacht, wird in Darmstadt die
neue Synagoge eingeweiht. Sie ist ein Geschenk der Stadt Darmstadt an die Jüdische
Gemeinde Darmstadt und ihre rund 130!! Mitglieder.
Baukosten > 10 Mio. DM von Stadt und Land; auch die lfd. Kosten werden von der
Stadt getragen.
Der Bau der Synagoge war sowohl von jüdischer als auch nichtjüdischer Seite sehr
umstritten.
Die Zahl der Gemeindemitglieder ist inzwischen auf etwa knapp 700 angewachsen.
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Auch die Orthodoxie ist in Darmstadt vertreten. Die russisch-orthodoxe Gemeinde
feiert Gottesdienste in der Russischen Kapelle (Kirche der Hl. Maria Magdalena) auf
der Mathildenhöhe, die griechisch-orthodoxe Gemeinde in der Kirche des Hl.
Nikolaos in Darmstadt-Eberstadt.
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Von den vielen Sehenswürdigkeiten in Darmstadt möchte ich mich auf folgende
beschränken:
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Die Politik des Großherzogs Ludwigs I. (amtierend 1790-1830)im kulturellen Bereich
war vor allem gekennzeichnet durch die Öffnung der Hofbibliothek, Vergabe von
Stipendien, Förderung von Theater- und Musikleben und dem Wirken von Georg
Moller (1784-1852), der auch das Hoftheater in Darmstadt neu erbaute und
Darmstadt ein klassizistisches Gesicht gab.
Außerdem hat er bestimmt, daß Römisch-katholische Gemeindeglieder wieder
Gottesdienste abhalten konnten.
Als Konsequenz hieraus entstand 1822–1827 die St. Ludwigskirche nach Plänen von
Georg Moller als erste katholische Kirche Hessen-Darmstadts seit der Reformation.
Als Vorbild diente das Pantheon in Rom mit um ein Fünftel verminderten
Gesamtmaßen.
Den Bauplatz und erhebliche Geldmengen stellte Großherzog Ludwig I. zur Verfügung.
Ihm zu Ehren wurde die Kirche nach dem hl. Ludwig von Frankreich benannt.
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Die Kirche ist 35 Meter hoch und misst 43 Meter im Durchmesser. Die eigentliche
Kuppel hat einen Durchmesser von 33 Metern und ruht auf 28 korinthischen Säulen,
die mit Stuckmarmor verkleidet sind.
Wie im römischen Pantheon fällt Tageslicht nur durch eine 8 Meter weite, kreisrunde
Öffnung im Kuppelscheitel ein, die hier mit einem Dreifaltigkeitsfenster verglast ist.
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Das Dreieck ist das Symbol der Dreifaltigkeit.
Das Auge gilt als Symbol der Wachsamkeit, Allwissenheit und behütenden
Allgegenwart Gottes.
Die Taube ist das Symbol für den Heiligen Geist oder auch des Friedens.
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Das Gebäude wurde in der Brandnacht bis auf die Grundmauern zerstört und erst ab
den 1950er Jahren vereinfacht wieder aufgebaut.
1994 wurde die Außenrenovierung abgeschlossen,
2005 die Innenrenovierung, sodass heute der Innenraum in Rot- und Blautönen
gefasst ist.
Eine neue Orgel (Orgelbaufirma Claudius Winterhalter, Oberharmersbach)wurde am
25. September 2005 eingeweiht.
Zur Pfarrgemeinde gehörten 2009 rund 4800 Katholiken.
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Der klassizistische Bau wurde 1819 von Georg Moller als "Großherzogliches
Hoftheater" errichtet und beherbergte bis zum Zweiten Weltkrieg das Darmstädter
Theater. Das Gebäude brannte 1871 aus und wurde bis 1879 vergrößert und
wesentlich erhöht wiederaufgebaut.
Mit 2.000 Plätzen war es eines der größten Theater seiner Zeit: Für jeden 10.
Darmstädter gab es einen Sitzplatz! ((Heute plant man einen Sitzplatz für je 1.000
EW.))
(in Paderborn Neues Theater: für jeden 370. EW einen Platz) 404 Sitzplätze
Aus der Weltkriegsruine wurde 1994 das Stadt- und Staatsarchiv. Hier lagern die
Akten des Großherzogtums und des Volksstaates Hessen sowie vom früheren
Regierungsbezirk Darmstadt und eine umfangreiche Bibliothek.
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Das Hessische Landesmuseum ist ein Universalmuseum mit zahlreichen und
umfangreichen Dauerausstellungen, u. a. zu Funden aus der Grube Messel und dem
Werkkomplex Joseph Beuys.
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Das Museum verfügt über eine Sammlung großer Wirbeltier-Fossilien aus der Grube
Messel. Prachtkäfer aus der Grube Messel
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Die Grube Messel in Messel, 9 km von Darmstadt entfernt, ist ein stillgelegter
Ölschiefer-Tagebau.
Die weltweite Bedeutung besteht in der hohen Anzahl der Funde und in der
außergewöhnlich guten Erhaltung der 47 Millionen Jahre alten Skelette samt Haut
und Haar.
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Wegen der hervorragenden Qualität der dort geborgenen Fossilien wurde sie 1995
zum ersten UNESCO-Weltnaturerbe in Deutschland ernannt.
Fast wäre die Grube Messel zu einer Mülldeponie umfunktioniert worden. Das
Hessische Landesamt für Bodenforschung schlug Anfag der siebziger Jahre die Grube
als idealen Standort für eine zentrale Mülldeponie vor. Ein Teil des Bodens wurde in
den achtziger Jahren bereits wegen der geplanten Verwendung als Mülldeponie
abgedichtet. Nur aufgrund von Formfehlern im Planfeststellungsverfahren wurde
verhindert, dass die Grube Messel heute als überragende Fossilienfundstätte erhalten
ist!
Im ehemaligen Ölschiefer-Tagebau finden sich Fossilien von Säugetieren, Vögeln,
Reptilien, Fischen, Insekten und Pflanzen. Die Weichteilerhaltung bei Säugetieren
macht die dort gefundenen Fossilien einzigartig. Am bekannsten ist das Messeler
Urpferdchen und "IDA", ein ausgestorbener Primat.
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Das Messeler Urpferdchen ist das Fossil eines Pferdes, das nur 50 Zentimeter groß
war und noch keine richtigen Hufe hatte. Es galt als wissenschaftliche Sensation, da
mit seiner Hilfe die Entwicklung der Pferde aufgezeigt werden konnte.
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"IDA" darf als das weltweit älteste komplett erhaltene Fossil eines Primaten gelten.
Das 47 Millionen Jahre alte Fossil erhielt den Namen Darwinius masillae. Es handelt
sich um ein weibliches Jungtier, das vom Kopf bis zur Spitze des langen Schwanzes 58
Zentimeter misst. Sogar Fellreste und der Mageninhalt sind überliefert.
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Erst 1991 wurde der 20 jährige Streit um die Nutzung der Grube dadurch beendet,
daß der damalige hessische Umweltminister, der sich gegen eine Nutzung der Grube
als Mülldeponie engagiert hatte, einen Vertrag zum Ankauf der Grube von der Stadt
Darmstadt durch das Land Hessen unterzeichnete. Der damalige hessische
Umweltminister hieß Joschka Fischer.
Ihm zu Ehren wurde im Jahr 2004 ein fossiler Python aus dem Ölschiefer
Palaeopython fischeri benannt.
Im Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt/Main ausgestellt.
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Der Block Beuys ist eine sieben Räume umfassende Installation des deutschen
Künstlers Joseph Beuys im Hessischen Landesmuseum.
Die Installation ist zugleich auch eine umfangreiche Sammlung von Plastiken,
Arbeiten auf Papier und Relikten zahlreicher Aktionen. Das Museum besitzt mit dem
„Block Beuys“ den weltweit größten zusammenhängenden Werkkomplex von Joseph
Beuys.
Der Künstler selbst installierte ihn 1970 mit Bedacht auf die physische und psychische
Wirkung beim Besucher.
Bild: Stuhl mit Fett, 1973
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Zum Glück gibt es auch noch erfreulichere Ausstellungsstücke:
Corinth, Lovis – Morgensonne (1910)
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Die Mathildenhöhe, mit 180 Metern die höchste Erhebung der Darmstädter
Innenstadt, war schon im 19. Jahrhundert eine Gartenanlage des großherzoglichen
Hofes.
Die russische Kapelle und der Hochzeitsturm sind die herausragenden Objekte auf der
Marienhöhe. Über diese werde ich gleich näher eingehen.
Dieser ging anlässlich der Vermählung 1833 in den Besitz des Erbgroßherzogs Ludwig
III. (1806-1877) und seiner Gemahlin Mathilde (1813-1862) über, nach der dieser
später auch benannt wurde.
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Der russische Zar Nikolaus II. mochte bei Besuchen in der Heimat seiner Frau
Alexandra, gebürtige Prinzessin Alix von Hessen-Darmstadt, nicht auf ein eigenes
Gotteshaus für seine Familie und seinen Hofstaat verzichten. Deshalb ließ er 1897 die
Russische Kapelle auf importierter russischer Erde erbauen.
Das Gotteshaus, in dem auch heute noch orthodoxe Gottesdienste stattfinden, ist im
Stil russischer Kirchen des 16. Jahrhunderts gehalten.
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Das Gotteshaus, in dem auch heute noch orthodoxe Gottesdienste stattfinden, ist im
Stil russischer Kirchen des 16. Jahrhunderts gehalten.
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Nach der Hochzeit 1894 besuchte die Zarenfamilie die Verwandtschaft in Hessen
mehrere Male. Etwa zur Grundsteinlegung der russischen Kapelle 1897, dann zwei
Jahre später zu deren Weihung, auch noch 1903 und 1910.
Die Kosten in Höhe von rund 400.000 Mark wurden aus dem zaristischen
Privatvermögen bestritten. Die Darmstädter Russische Kapelle ist die einzige
russische Hofkapelle außerhalb des ehemaligen Zarenreiches.
Von 2005 bis 2008 wurde sie für 1,1 Millionen Euro restauriert.
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Großherzog Ernst-Ludwig (1868-1937), der seit 1890 regierte, hatte häufig Wien besucht und
war sehr an moderner Kunst interessiert. Auf seine Veranlassung entstand daher 1899 in
Darmstadt die Darmstädter Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe.
Unter der Künstlerkolonie versteht man die Bebauung der Mathildenhöhe im Jugendstil mit
Wohnhäusern der Künstler sowie mit Ausstellungs- und Ateliergebäuden während des
Bestehens der Künstlergruppe von 1899 bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914.
Als im August 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, wurde die gerade laufende Ausstellung auf
der Mathildenhöhe abgebrochen. Die Künstlerkolonie bestand während des Krieges weiter,
aber es gab keine neuen Berufungen von Künstlern mehr. Spätestens mit der Abdankung des
Großherzogs in Jahr 1918, hörte die Künstlerkolonie faktisch auf zu bestehen, formell wurde
sie 1929 aufgelöst. Trotz der kurzen Dauer ihres Bestehens und den folgenden Zerstörungen
des Zweiten Weltkrieges, stellen die Kunstwerke der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe
auch heute noch einen Glanzpunkt des Kulturerbes von Darmstadt dar.
Unter dem Leitspruch „Mein Hessenland blühe und in ihm die Kunst“ erwartete er aus einer
Verbindung von Kunst und Handwerk eine wirtschaftliche Belebung für sein Land. Das Ziel
der Künstler sollte die Erarbeitung neuzeitlicher und zukunftsweisender Bau- und
Wohnformen sein. Dafür berief Ernst Ludwig als Mäzen 7 junge Jugendstilkünstler nach
Darmstadt, von denen der Architekt Joseph Maria Olbrich der bedeutendste war.
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Offenbar war er von dem Wiener Secessionsgebäude von 1898, das Olbrich
entworfen hatte, so beeindruckt, daß er ihn nach Darmstadt holte.
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Zu Ehren der Vermählung des Großherzogs Ernst Ludwig mit Prinzessin Eleonore zu
Solms-Hohensolms-Lich im Jahre 1905 wollte die Stadt mit einem Geschenk erinnern.
Ein vom Großherzog geäußerter Wunsch, einen Aussichtsturm auf der
Mathildenhöhe zu bauen, wurde daraufhin im März 1906 beschlossen. Der von dem
Architekten Joseph Maria Olbrich entworfene Turm wurde in den Jahren 1907-1908
vom Hochbauamt der Stadt errichtet. Er ist 48,5 Meter hoch. Markant sind die fünf
abschließenden Bögen des Daches, die an eine ausgestreckte Hand erinnern, weshalb
er auch "Fünffingerturm" genannt wird.
Ebenfalls nach Plänen von Joseph Maria Olbrich wurde 1908 das daneben liegende
Ausstellungsgebäude als Gebäude für freie Kunst eröffnet, in dem die Mitglieder der
Künstlerkolonie ihre Arbeiten auf dem Gebiet der Kunst und des Kunstgewerbes
ausstellen konnten.
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Architektur
Der Hochzeitsturm besteht aus einem breiten mehrstufigen Sockel mit Eingangsportal
und dem mit dunklen Klinkern gemauerten, hoch aufstrebenden Turmkörper mit
exzentrisch um die Ecke geführten Fensterbändern und einer fünfzinnigen Krone.
Das Relief über dem Portal ist eine Arbeit des Bildhauers Heinrich Jobst. Es zeigt die
Personifikation der vier Herrschertugenden Stärke, Weisheit, Gerechtigkeit und
Milde.
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Die Eingangshalle mit vergoldetem Tonnengewölbe und Wandmosaiken hat der
Jugendstilkünstler Friedrich Wilhelm Kleukens (1878-1956) 1908-1910 zur
Ausstattung des Hochzeitsturms angefertigt.
Das Mosaik Der Kuss- ist fast 7 Meter breit und über 3 Meter hoch. Ebenso stammt
das Mosaik die Treue von ihm.
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Die Treue Mosaik von Friedrich W. Kleukens in der Eingangshalle
Die Decke ist als Nachthimmel gestaltet.
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Innen ist der Turm in sieben Geschosse unterschiedlicher Höhe und Nutzung
gegliedert. In Ebene 4 und 5 sind die Fürstenzimmer. Seit 1993 kann im 5. Stock im
4,40 Meter hohen Zimmer der Großherzogin, dem sog. Hochzeitszimmer, geheiratet
werden. Jährlich finden dort ca. 500 Trauungen statt.
Das Thema der umlaufenden Wandmalerei ist das Hochzeitsfest des fürstlichen
Paares.
Der Bürgerverein „Förderkreis Hochzeitsturm“ ließ diesen Raum aus den Erlösen des
zweimal jährlich stattfindenden Hochzeitsturmfestes restaurieren. Er wurde mit einer
Fußbodenheizung, einer Miniküche und einer aus der Entstehungszeit stammenden
Esszimmergarnitur ausgestattet (Entwurf vermutlich Olbrich, Ausführung
Möbelfabrikant Glückert).
Weitere Erläuterungen http://hochzeitsturmdarmstadt.eu/fileadmin/PDF_Downloads/Geschichte_des_Hochzeitturms.pdf
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Ich lade Sei ein zu einem virtueller Rundgang über die Mathildenhöhe:
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Nr. 14
Ernst-Ludwig-Haus
Das Atelierhaus, zur ersten Jugendstilausstellung 1901 von Joseph Maria Olbrich
entworfen, bot acht Künstlern Arbeitsräume und zudem gemeinsame
Ausstellungsmöglichkeiten.
Das Haus wurde Ende der achtziger Jahre rekonstruiert und beherbergt das Museum
Künstlerkolonie, in dem gezeigt wird, was die 23 Künstler der Kolonie in 15 Jahren
geschaffen haben.
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Nr. 14
Ernst-Ludwig-Haus
Die sechs Meter hohen Kolossalfiguren „Mann und Weib“ oder „Kraft und Schönheit“
stammen von Ludwig Habich und flankieren den Eingang, der in einer Portalnische
mit vergoldeten Pflanzenornamenten liegt.
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Nr. 6
Großes Haus Glückert
Das Große Haus Glückert, von Joseph Maria Olbrich 1901 für den Möbelfabrikanten
Glückert geplant, diente diesem bis zur Auflösung der Künstlerkolonie als
Ausstellungsraum. Seit 1971 ist das Große Haus Glückert Sitz der Deutschen
Akademie für Sprache und Dichtung.
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Nr. 6
Omega-Portal Großes Haus Glückert
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Nr. 7
Haus Behrens
Der Maler und Kunstgewerbler Peter Behrens gehörte zu den ersten sieben Künstlern,
die Großherzog Ernst Ludwig nach Darmstadt berufen hatte. Obwohl er kein
ausgebildeter Architekt war, übernahm er die Planung seines Wohnhauses mitsamt
der gesamten Inneneinrichtung, dadurch wirkte es besonders deutlich als
einheitliches „Gesamtkunstwerk“. Er erntete für sein Erstlingswerk große
Anerkennung.
1903 verließ Behrens die Künstlerkolonie wieder und setzte in Düsseldorf und Berlin
seine Karriere fort, die ihn zu einem der Wegbereiter der Moderne werden ließ.
Das Haus war mit 200.000 Mark Gesamtkosten aber auch das teuerste der
Ausstellung. Behrens bewohnte es nie, sondern verkaufte es bald darauf. Es wurde im
Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, aber zumindest äußerlich weitgehend
originalgetreu wiederaufgebaut. Einige Ausstattungsstücke bzw. Möbel wurden
offenbar schon früher aus dem Haus entfernt und blieben so erhalten.
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Nr. 7
Haus Behrens
Eingangsbereich
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Nr. 9
Haus Deiters
1901 baute Olbrich für Wilhelm Deiters, dem Geschäftsführer der ersten
Kolonieausstellung, das Haus mit dem markanten Eckturm am östlichen Zugang zur
Mathildenhöhe.
Mit einer Grundfläche von 8,9 x 9,5 m war Haus Deiters das kleinste der sieben
Wohnhäuser, die Olbrich für die Ausstellung "Ein Dokument Deutscher Kunst" 1901
entworfen hatte.
Es blieb ohne Kriegsschäden und wurde nach verschiedenen wenig sensiblen
Renovierungen und Umbauten 1991–1992 äußerlich originalgetreu restauriert.
Haus Deiters wird heute vom Deutschen Polen Institut genutzt.
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Nr. 10
Haus Habich
Für den Bildhauer Ludwig Habich, der zu den ersten sieben Künstlern der Kolonie
gehörte und als einziger aus Darmstadt kam, entwarf Olbrich 1901 das Wohnhaus mit
Atelier.
Von Ausstellungsbesuchern wurde es seinerzeit wegen seiner Architektur
"italienisches Haus" genannt und sehr gelobt.
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Nr. 11
Kleines Haus Glückert
Eigentlich hatte Olbrich das Haus 1901 für den Bildhauer Rudolf Bosselt entworfen,
der zu den ersten sieben Künstlern der Kolonie gehörte, wohl aus finanzellen
Gründen aber Abstand vom Hausbau nahm.
Für Bosselt übernahm Möbelfabrikant Julius Glückert das Haus neben seinem
Ausstellunghaus (Großes Haus Glückert) und richtete es als eigenes Wohnhaus ein.
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Nr. 11
Kleines Haus Glückert
Der erneuerte Bau kann bei weitem nicht so glänzen wie das Original.
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Nr. 12
Haus Olbrich
Sein Wohnhaus plazierte Olbrich 1901 direkt am Aufgang zum Ernst-Ludwig Haus,
dem Atelier- und Ausstellungsgebäude der Koloniekünstler.
Das historische Olbrich-Haus ziert ein Fliesen-Spiegel, der um das gesamte Haus bis in
die Fenster- und Türöffnungen gezogen war.
Bis zu seinem überraschenden Tod 1908 lebte Olbrich in diesem Haus.
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Nr. 12
Haus Olbrich
Haus Olbrich wurde 1950 von den Besitzern in veränderter Form aufgebaut.
Heute ist Haus Olbrich Sitz des Deutschen Polen Instituts
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Nr. 13
Oberhessisches Haus
Zur dritten Ausstellung der Kolonie (1908) baute Olbrich das Oberhessische Haus.
Entsprechend dem Motto der Ausstellung "Hessische Landesausstellung für freie und
angewandte Kunst" wurden hier Erzeugnisse aus Oberhessen präsentiert.
Stilistisch hatte sich Olbrich mit dem Oberhessischen Haus weit von den
Künstlerhäusern von 1901 entfernt.
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Nr. 13
Oberhessisches Haus
Heute ist das Oberhessische Haus Sitz des Instituts für Neue Musik und
Musikerziehung
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Der Park Rosenhöhe ist ein im Jahre 1810 angelegter Landschaftspark östlich der
Mathildenhöhe. Zu seinen Besonderheiten gehört ein Rosarium mit Rosendom auf
der Kuppe des Hügels, sowie die Mausoleen des Fürstenhauses und die Gräber der
Familie des letzten Großherzogs Ernst Ludwig
Die Rosenhöhe bildet im Zusammenspiel mit der Mathildenhöhe, den
Jugendstilhäusern und dem Hochzeitsturm ein einzigartiges Gesamtkunstwerk.
Im Rosarium und dem umgebenden Park blühen von Juni bis November über 200
verschiedene Rosensorten. Das Sortiment umfasst fast alle einheimischen Sorten,
sowie einige Wildrosen aus dem europäischen Raum.
Der Park dient heute als Naherholungsgebiet und ist auch ein beliebtes Ziel für
Rosenfreunde. Neben der Vielzahl von Rosen findet man hier auch weitläufige
Wiesen, Obstwiesen, Mammutbäume und andere seltene Baumarten.
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Nur einen Katzensprung von der Mathildenhöhe entfernt liegt das 1907 erbaute
Darmstädter Jugendstilbad. Während die Außenansicht an den Neoklassizismus
erinnert, weisen die Innenräume hinsichtlich des Dekors Jugendstil auf.
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Im Innern waren trotz Modernisierungen der letzten Jahrzehnte zahlreiche Räume in
der ursprünglichen künstlerischen Ausgestaltung des Jugendstils erhalten geblieben.
Diese konnten weitestgehend wieder instand gesetzt werden und präsentieren sich
jetzt sehr farbenfroh. Die Restaurierung wurde 2005 bis 2007 durchgeführt.
Das Jugendstilbad ist ein Kulturdenkmal aufgrund des Hessischen
Denkmalschutzgesetzes.
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Nun komme ich zur modernen Architektur in Darmstadt
In Darmstadt befinden sich viele Theater. Das bekannteste ist das Staatstheater.
Es wurde 1968 bis 1972 gebaut und in den Jahren 2002 bis 2006 für rund
70 Millionen Euro grundlegend saniert.
In dem Gebäude sind
das Große Haus mit 956 Plätzen, (jeder 157. EW einen Platz)
das Kleine Haus mit 482 Plätzen,
die Kammerspiele mit 130 Plätzen
sowie sämtliche Werkstätten, Magazine und Verwaltungsräume untergebracht.
(in Paderborn Neues Theater 404 Sitzplätze; 2,7 Plätze je 1.000 EW)
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Es ist ein Vierspartenhaus mit Oper, Tanz, Schauspiel und Konzertwesen.
Träger sind das Land Hessen und die Stadt Darmstadt.
Intendant des Staatstheaters Darmstadt ist der Opernregisseur John Dew, der das
Haus zu Beginn der Spielzeit 2004/2005 übernahm.
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Das Staatstheater feierte in der Saison 2010/2011 seine 179. Spielzeit und darüber
hinaus das Jubiläum der 300-jährigen Theatertradition in Darmstadt.
Hervorgegangen ist das Staatstheater aus dem früheren Landestheater, das auf eine
lange Tradition in der großherzoglichen, ehemals landgräflichen Residenz Darmstadt
zurückblickt. Die langjährige Theatertradition der Stadt begann im 17. Jahrhundert,
als Ritterspiele und Singballette zum Bestandteil des höfischen Zeremoniells der
Landgrafen gehörten.
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Die Waldspirale ist ein im Bürgerparkviertel Darmstadts gelegener Wohnkomplex.
Er wurde vom Wiener Künstler Friedensreich Hundertwasser gestaltet und im Jahr
2000 fertiggestellt. Bauträger ist der Bauverein Darmstadt. Das Gebäude ist das letzte
Werk Hundertwassers vor seinem Tod.
Es hat sieben Stockwerke, die mit 105 Wohnungen zwischen 47 und 160
Quadratmetern Größe ausgerüstet sind, sowie einer Tiefgarage, einem Café, einer Bar
und einem Kiosk. In den obersten drei Stockwerken befindet sich ein Restaurant. Von
der Aussichtsterrasse sieht man die Frankfurter Skyline sowie den Taunus und
Ausläufer des Odenwalds.
Das begehbare Dach ist mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt und gibt dem Gebäude
den Namen. An seinem höchsten Punkt erreicht das Gebäude eine Höhe von zwölf
Stockwerken.
Erstmals in Deutschland wurde hier im Bau Recycling-Beton verwendet.
Die ersten Mieter konnten ihre Wohnungen im Mai 2000 nur wenige Monate nach
dem Tod Hundertwassers beziehen.
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Im Innenhof befinden sich ein Kinderspielplatz und ein kleiner künstlich angelegter
See. Zu den Besonderheiten des U-förmigen Gebäudes gehört die auffällige Fassade,
die keinem Gestaltungsraster folgt, mit „aus der Reihe tanzenden“ Fenstern.
Auffallend sind auch die farbenfrohen Keramiksäulen.
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Jedes der mehr als 1000 Fenster der Waldspirale ist ein Unikat und ist nicht nach
einem Raster angeordnet.
In jeder Wohnung sind verschiedene Klinken an Türen und Fenstern angebracht.
Einige der Wohnungen sind im Stil Friedensreich Hundertwassers gestaltet und
weisen in Bad und Küche die typischen bunten Fliesen auf. Ebenso sind in diesen
Wohnungen sämtliche Ecken an Decke und Wänden abgerundet, um Hundertwassers
Credo „gegen die gerade Linie und den rechten Winkel“ gerecht zu werden. Aus
Kostengründen konnten nur wenige der Wohnungen der Anlage so konsequent
individuell gestaltet werden.
Von außen fallen die typischen Elemente des Hundertwasser- Stils auf: die goldenen
Zwiebeltürme, das Fehlen von geraden Linien und Ecken, die bunte Bemalung des
Gebäudes in Erdtönen.
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Blick vom Hochzeitsturm auf die Waldspirale von Darmstadt, das Highlight des
Bürgerparkviertels am Rande des Stadtkerns.
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Das darmstadtium ist ein 2007 eröffnetes Wissenschafts- und Kongresszentrum. Der
Neubau umfasst eine Nutzfläche von 18 000 Quadratmetern und enthält einen
Kongresssaal für 1.500 Besucher.
Es liegt gegenüber dem Residenzschloss, also sehr zentral. Die Architektur integriert
einen Teil der mittelalterlichen Stadtmauer mit einem Wehrturm.
Die Namensgebung wurde angeregt durch den Namen Darmstadtium. Dies ist ein im
Jahr 1993 im Helmholtzzentrum entdecktes chemisches Element, das den Namen
1994 zuerkannt bekam.
Mit entsprechenden architektonischen und baulichen Lösungen erreicht das
Darmstadtium in der Gesamtbilanz eine nahezu vollständige Versorgung des
Gebäudes durch erneuerbare Energien.
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Entworfen hat das Gebäude der Wiener Architekt Talik Chalabi. Bauherr sind die Stadt
und die Technische Universität Darmstadt. Das Gebäude (Neokonstruktivismus)
besteht aus vier verschachtelten Gebäudeteilen, die kaum rechte Winkel aufweisen.
Aus diesem Grunde erhielt das darmstadtium von den Darmstädtern schnell den
Spitznamen „Scheppschachtel“ (= schiefe Schachtel).
Das Kongresszentrum ist wegen der Bau- und Folgekosten in Darmstadt umstritten.
So wird es auch mittelfristig nicht in der Lage sein, kostendeckend zu arbeiten.
Der Steuerzahlerbund kritisierte in seinem Schwarzbuch 2008 mangelnde
Kostenkontrolle.
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