Simone Kermes Concerto Köln

Werbung
Sonntags um vier 3
Simone Kermes
Concerto Köln
Sonntag
1. Februar 2015
16:00
Bitte beachten Sie:
Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher für Sie an den Garderoben
Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen Ihnen Stofftaschentücher des Hauses
Franz Sauer aus.
Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Mobiltelefone, bei sich haben: Bitte
schalten Sie diese unbedingt zur Vermeidung akustischer Störungen aus.
Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen
Gründen nicht gestattet sind.
Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis,
dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie
möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens
in der Pause einnehmen.
Bitte warten Sie den Schlussapplaus ab, bevor Sie den Konzertsaal verlassen. Es
ist eine schöne und respektvolle Geste gegenüber den Künstlern und den anderen
Gästen.
Mit dem Kauf der Eintrittskarte erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihr
Bild möglicherweise im Fernsehen oder in anderen Medien ausgestrahlt oder
veröffentlicht wird.
Sonntags um vier 3
Simone Kermes Sopran
Concerto Köln
Mayumi Hirasaki Konzertmeisterin
Sonntag
1. Februar 2015
16:00
Pause gegen 16:50
Ende gegen 18:00
PROGRAMM
Georg Friedrich Händel 1685 – 1759
Arrival of the Queen of Sheeba
aus: Solomon HWV 67 (1748)
Oratorium in drei Akten für Soli, Chor und Orchester
Librettist unbekannt, nach dem Alten Testament
»Furie terribili«. Arie der Armida, 1. Akt
aus: Rinaldo HWV 7a (1710 – 11)
Opera seria in drei Akten. Libretto von Giacomo Rossi,
nach Torquato Tassos »La Gerusalemme liberata«
»Se pietà di me non senti«. Arie der Cleopatra, 2. Akt
aus: Giulio Cesare in Egitto HWV 17 (1723)
Dramma per musica in drei Akten für Soli, Chor und Orchester
Libretto von Niccoló Francesco Haym
nach Giacomo Francesco Bussani
Evaristo Felice Dall’Abaco 1675 – 1742
Concerto a più instrumenti C-Dur op. 5,5 (um 1719)
Allegro
Grave
Allegro assai
Rondeau allegro
Antonio Vivaldi 1678 – 1741
»Gelido in ogni vena«. Arie des Farnace, 2. Akt
aus: Farnace RV 711 (1727)
Dramma per musica. Libretto von Antonio Maria Lucchini
»Fra le follie diverse« – »Siam navi«. Rezitativ und Aria, 2. Akt
aus: L’Olimpiade RV 725 (1734)
Dramma per musica. Libretto von Pietro Metastasio
Pause
2
Georg Friedrich Händel
Ouvertüre
aus: Alcina HWV 34 (1735)
Dramma per musica für Soli, Chor und Orchester in drei Akten
Unbekannter Textdichter nach Antonio Fanzaglia
»Piangero la sorte mia«. Arie der Cleopatra, 3. Akt
aus: Giulio Cesare in Egitto HWV 17 (1723)
Dramma per musica in drei Akten für Soli, Chor und Orchester
Libretto von Niccoló Francesco Haym
nach Giacomo Francesco Bussani
»Scoglio d’immota fronte«. Arie der Berenice, 2. Akt
aus: Publio Cornelio Scipione HWV 20 (1726)
Dramma per musica in drei Akten
Libretto von Paolo Antonio Rolli
Francesco Geminiani 1687 – 1762
Concerto grosso Nr. 12 d-Moll (1726)
für Streicher und Cembalo
Arrangement der Sonate op. 5 Nr. 12 von Arcangelo Corelli
»La Follia«
Tema. Adagio
23 Variazioni
Antonio Vivaldi
»Dopo un’orrida procella«. Arie des Ottone, 3. Akt
aus: La Griselda RV 718 (1735)
Dramma per musica
Libretto von Apostolo Zeno und Carlo Goldoni
Georg Friedrich Händel
»Scherza in mar la navicella«. Arie der Adelaide, 1. Akt
aus: Lotario HWV 26 (1729)
Dramma per musica in drei Akten
Libretto von Giacomo Rossi
3
DIE GESANGSTEXTE
Georg Friedrich Händel
»Furie terribili«
Arie der Armida, 1. Akt
aus: Rinaldo HWV 7a (1710 – 11)
Opera seria in drei Akten
Libretto von Giacomo Rossi,
nach Torquato Tassos »La Gerusalemme liberata«
Schreckliche Furien,
Folgt mir,
Umgebt mich
Mit furchterregenden Fackeln.
Furie terribili
Circondatemi,
Seguitatemi,
Con faci oribili.
Georg Friedrich Händel
»Se pietà di me non senti«
Arie der Cleopatra, 2. Akt
aus: Giulio Cesare in Egitto HWV 17 (1723)
Dramma per musica in drei Akten für Soli, Chor und Orchester
Libretto von Niccoló Francesco Haym nach Giacomo Francesco Bussani
Se pietà di me non senti
Giusto Ciel, io morirò.
Tu da’ pace a miei tormenti,
O quest’alma spirerò.
Wenn du keine Gnade für mich
empfindest,
Gerechter Himmel, werde ich
sterben.
Befreie mich von meinen Qualen,
Oder ich werde meine Seele
verhauchen.
Antonio Vivaldi
»Gelido in ogni vena«
Arie des Farnace, 2. Akt
aus: Farnace RV 711 (1727)
Dramma per musica
Libretto von Antonio Maria Lucchini
Gelido in ogni vena
scorrer mi sento il sangue
l’ombra del figlio esangue
m’ingombra di terror.
E per maggior pia pena,
credo che fui crudele
a un’anima innocente
al core del mio cor.
Eisig fühle ich das Blut
Durch meine Adern fließen.
Der Schatten meines leblosen
Sohnes
Füllt mich mit Furcht und Grauen.
Und zu meinem größten Bedauern
Sehe ich, dass ich grausam war
Zu einer unschuldigen Seele,
zum Herzen meines Herzens.
4
Antonio Vivaldi
»Fra le follie diverse« – »Siam navi«
Rezitativ und Aria, 2. Akt
aus: L’Olimpiade RV 725 (1734)
Dramma per musica
Libretto von Pietro Metastasio
Rezitativ
Fra le follie diverse
de qual ripieno è il mondo
chi può negar, che la follia
maggiore
in ciascuno non sia quella d’amore.
Von all dem vielen Wahn,
Der die ganze Welt erfüllt,
Wer könnte verneinen, dass der
größte Wahn,
Bei jedermann die Liebe ist?
Arie
Wie Schiffe sind wir auf silbernen
Wogen
Treibend ohne Führung;
Wie launische Winde sind unsere
Gefühle,
Jedes Vergnügen ist eine Klippe,
Das ganze Leben ein Meer.
Wie ein Steuermann wacht über
uns
Die Vernunft, doch dann
Auf einer Welle des Stolzes
Lassen wir uns davon tragen.
Siam navi all’ onde algenti
lasciate in abbandono
impetuosi venti i nostri affetti sono,
ogni diletto è scoglio,
tutta la vita un mar.
Ben qual nocchiero in noi
veglia ragion ma poi
pur dal’ ondoso orgoglio
si lascia trasportar.
Georg Friedrich Händel
»Piangero la sorte mia«
Arie der Cleopatra, 3. Akt
aus: Giulio Cesare in Egitto HWV 17 (1723)
Dramma per musica in drei Akten für Soli, Chor und Orchester
Libretto von Niccoló Francesco Haym nach Giacomo Francesco Bussani
Piangerò la sorte mia,
sì crudele e tanto ria,
finché vita in petto avrò.
Ma poi morta d’ogn’intorno
il tiranno e notte e giorno
fatta spettro agiterò.
Ich werde mein so grausames,
schreckliches Schicksal beweinen,
solange noch Leben in mir ist.
Doch wenn ich tot bin, wird mein
Geist
den Tyrannen Tag und Nacht
überall heimsuchen.
5
Georg Friedrich Händel
»Scoglio d’immota fronte«
Arie der Berenice, 2. Akt
aus: Publio Cornelio Scipione HWV 20 (1726)
Dramma per musica in drei Akten
Libretto von Paolo Antonio Rolli
Wie eine unbewegliche Felswand
im trüben Wasser,
wie der Gipfel des höchsten Bergs
im Toben des Windes
steht zu seinen Gefühlen
dies liebende Herz.
Längst habe ich meine Treue
verpfändet,
auch wenn andere sie verdient
hätten.
Er soll sich über mich nicht
beklagen,
mein Schicksal habe ich ihm
überlassen
zu jeglicher Stunde.
Scoglio d’immota fronte
nel torbido elemento
Cima d’eccelso monte
Al tempestar del vento
È negli affetti suoi
Quest’alma amante.
Già data è la mia fé
S’altri la merito
Non lagnisi di me
La sorte gli mancò
In ogni istante.
Antonio Vivaldi
»Dopo un’orrida procella«
Arie des Ottone, 3. Akt
aus: La Griselda RV 718 (1735)
Dramma per musica
Libretto von Apostolo Zeno und Carlo Goldoni
Dopo un’orrida procella
splende chiaro il ciel sereno
che disgombra il nostro seno
dell’affanno, e del timor.
Nach dem furchtbaren Gewitter
strahlt der Himmel klar und heiter;
unser banges Herz befreit er,
erst von Sorge und Angst so eng.
Così suole la fortuna
vicendevoli con noi
ristorare i danni suoi
alternando il suo rigor.
Das Los, das auf Wechselwegen
mit unserem Glück verfährt,
entschädigt, wo es versehrt –
ist mal mild zu uns, mal streng.
6
Georg Friedrich Händel
»Scherza in mar la navicella«
Arie der Adelaide, 1. Akt
aus: Lotario HWV 26 (1729)
Dramma per musica in drei Akten
Libretto von Giacomo Rossi
Lustig tummelt sich das Schifflein
auf dem Meer,
solange günstiger Wind ihm lacht;
Aber wenn ein wilder Sturm
den Himmel verfinstert, die Wogen
aufwühlt,
muss es untergehen.
Nicht so mein Herz:
das wird dem Zorn und Wüten
des bösen Schicksals weichen,
denn noch im Angesicht des Todes
weiß es groß zu triumphieren!
Scherza in mar la navicella
Mentre ride aura seconda:
Ma se poi fier a procella
Turba il Ciel, sconvolge l’onda,
Va perduta a naufragar.
Non così questo mio core
Cederà d’un empia sorte
Allo sdegno ed al furore,
Che per anco in faccia a morte
Sa da grande trionfar.
7
ZU DEN WERKEN
Arien und Sinfonien
von Georg Friedrich Händel
Ein Streitwagen, von zwei Feuerdrachen gezogen, braust vom
Himmel herab auf die Bühne. Darin singt Armida, die mächtige
Zauberin und Königin von Damaskus, ihre Arie »Furie terribili«:
»Schreckliche Furien, / Folgt mir, / Umgebt mich / Mit furchterregenden Fackeln.« Armida beschwört wutentbrannt die Mächte
der Unterwelt, um die christliche Armee zu vernichten, die die
Stadt Jerusalem belagert, die vom sarazenischen König Argante,
ihrem Geliebten, verteidigt wird. Ja, die Oper Rinaldo hatte bei
ihrer Uraufführung im Februar 1711 so einiges zu bieten: feuerspeiende Drachen, Flugmaschinen und sogar echte Spatzen.
Rinaldo, die erste Oper, die Händel für London, seine zukünftige
Wahlheimat, komponierte, wurde ein Riesenerfolg. Auch wegen
dieser Special Effects.
Händel betrat in London damals musikalisches Neuland. Die
adelige Öffentlichkeit begann sich gerade erst für die italienische Opera seria zu begeistern. Die Entwicklung einer eigenen,
englischen Operntradition war mit dem frühen Tod Purcells 1695
jäh unterbrochen worden. Händel – in Italien zum neuen Hoffnungsstern der Oper aufgestiegen – witterte seine Chancen.
Seine ersten Erfolge als Opernkomponist in England waren
überwältigend. Die Gründung der Royal Academy of Music 1719
in London – ein Opernunternehmen in Form eines Aktienunternehmens unter königlichem Patronat – tat ihr Übriges: Als ihr
künstlerischer Leiter komponierte Händel etliche Opern »nach
der italienischen Art«. Spielstätte war das King’s Theatre am
Haymarket, wo die meisten der Händel-Opern zur Uraufführung kamen. Große Geldsummen zum Einkauf von Spitzensängern standen Händel zur Verfügung. Und die brauchte er auch,
um Stars wie Francesco Bernardi, genannt Senesino, zu bezahlen: Der Altkastrat hatte sich schnell in die Herzen des Londoner
Publikums gesungen. Ihm schrieb Händel ab 1720 seine Heldenpartien auf den Leib, so auch die Titelpartie seiner Oper Giulio
Cesare in Egitto, die im Februar 1724 ihre Uraufführung erlebte
und bis heute zu den beliebtesten Opern Händels zählt, weil sich
8
hier Händels geniale musikalische Charakterisierungskunst und
sein theatralisches Gespür so unmittelbar entfaltet.
Giulio Cesare spielt in Ägypten, wohin Caesar seinem Feind Pompeo gefolgt ist. Nach dessen Ermordung kommt es zu einigen
politischen und personalen Verwicklungen, in deren Mittelpunkt
die heiße Liebe zwischen Caesar und der jungen Königin Kleopatra steht, die den Thron Ägyptens für sich alleine beansprucht
und dafür ihren verhassten Bruder aus dem Weg schaffen muss.
Caesar und Kleopatra: zwei Machthungrige und Liebestolle. Für
die Rolle der Kleopatra (Sopran) entwickelte Händel ein facettenreiches Gefühlsspektrum: Er bedachte sie mit acht Arien.
Kleopatras Arie »Se pietà di me non senti« ist im 2. Akt zu hören,
nach einem Stelldichein zwischen den Liebenden, das durch
eine Gruppe Ägypter gestört wurde, die lautstark Caesars Tod
fordert. Weswegen Caesar die Geliebte verlassen muss, um sich
den Ägyptern entgegenzustellen. Kleopatra fürchtet nun um
Caesars und ihre eigene Sicherheit, bittet die Götter um Gnade:
»Wenn du keine Gnade für mich empfindest, / Gerechter Himmel,
werde ich sterben.« Ihre verzweifelte Arie »Piangero la sorte mia«
singt sie dagegen im 3. Akt in Gefangenschaft ihres verhassten
Bruders. Sie glaubt, Caesar sei tot: »Ich werde mein so grausames, schreckliches Schicksal beweinen.« Doch die Dinge wenden sich zum Guten. Am Ende macht Caesar Kleopatra zur alleinigen Königin Ägyptens.
Zwei Jahre später komponierte Händel die Oper Publio Cornelio Scipione. Titelgeber ist jener römische Feldherr, der Ruhm
erlangte durch seinen Sieg über Hannibal in der Schlacht bei
Zama. In Händels Oper stehen aber die Geschehnisse rund um
Scipiones Eroberung Neu-Karthagos im Mittelpunkt. Der Feldherr hat ein Auge auf eine schöne Gefangene namens Berenice
geworfen, verzichtet jedoch auf das Recht des Eroberers und gibt
sie am Ende ihrem Verlobten, dem keltiberischen Prinzen Allucius, zurück. In ihrer Arie am Ende des 2. Aktes, »Scoglio d’immota
fronte«, besingt Berenice (Sopran) die eigene Standhaftigkeit:
»Wie eine unbewegliche Felswand im trüben Wasser« stehe ihr
liebendes Herz zu seinen Gefühlen.
9
Im Dezember 1729 hatte die Oper Lotario am Haymarket Premiere. Sie spielt im Italien des 10. Jahrhunderts: Herzog Berengario
ist durch die Ermordung des legitimen Königs selbst König von
Italien geworden und belagert nun die Stadt Pavia, wo Königin
Adelaide, die Witwe des ermordeten Königs, Zuflucht gesucht
hat. Berengario und seine Gattin Matilda wollen, dass ihr Sohn
Idelberto Adelaide heiratet, um ihre Position wie auch den Thron
für ihre Nachkommen zu sichern. Im 1. Akt besucht der deutsche
König Lotario Adelaide und verspricht ihr seine Hilfe. Er ermutigt
sie, den Drohungen des Herrscherpaars zu widerstehen. Adelaide (Sopran) bringt ihre unerschütterliche Entschlossenheit,
nicht auf die Forderungen einzugehen, in einer sehr virtuosen
Arie zum Ausdruck: »Scherza in mar la navicella« (Wie heiter das
Schifflein gleitet …).
Händels Opern orientieren sich am dreiaktigen Modell der italienischen Opera seria und ihren mythologischen und historischen Sujets. Formal dominieren zunächst Secco-Rezitative und
Da-capo-Arien, Ensemblesätze sind selten. In späteren Werken
werden streicherbegleitete Rezitative häufiger, und Händel entwickelt größere Szenenfolgen durch kalkulierte Affektdramaturgie, Tonartendisposition, Kontraste in Tempo und Charakter.
Gelegentlich findet man auch Verschränkungen von Rezitativ,
Arie und Arioso. Eingebaut werden in den späteren Opern auch
Chor und Ballett, wie etwa in Alcina, die zweite Oper, die nicht
mehr im King’s Theatre, sondern im April 1735 im Theatre Royal,
Covent Garden, Premiere hatte. Alcina zeigt deutliche Einflüsse
der französischen Ballettoper. Auch deshalb startet sie mit einer
französischen Ouvertüre, die traditionell aus zwei Teilen besteht,
die in Tempo, Rhythmus und Stil kontrastieren. Der erste Teil
(pomposa) ist langsam, getragen, melancholisch und majestätisch und weist scharf punktierte Rhythmen auf, während der
zweite Teil (Allegro) sich in schnellen 16teln bewegt. Weil wir uns
in einer Ballettoper befinden, stehen zwischen Ouvertüre und
erstem Akt auch noch eine Musette und ein Menuett.
Die erfolgreichen Zeiten der italienischen Opera seria in England
gingen zu Ende – was auch mit dem Aufstieg des Bürgertums
zusammenhing, das die italienische Oper als der bevorzugten Kunstgattung der Aristokratie und des feudalen Hofpomps
10
ablehnte. Händel sah sich nach mehreren Bankrotten seiner
Opernunternehmen gezwungen, das Genre zu wechseln und
neue Geschäftsideen zu entwickeln. Im Laufe der 1730er Jahre
erarbeitete er sich sein Konzept eines englischsprachigen Oratoriums, mit dem er dann genauso erfolgreich wurde wie zuvor
mit der Oper.
Als Händels berühmtestes Oratorium gilt heute sein Messiah.
Sein späteres, 1748 uraufgeführtes Oratorium Solomon ist heute
wenig populär – bis auf ein Stück, das ein echter Evergreen
geworden ist: Die schwungvolle Sinfonia, die im dritten Akt die
»Ankunft der Königin von Saba« in Solomons Palast kommentiert. Es war sein Ruf als Weisester der Weisen unter den Herrschern, der sie bewog, die Strapazen und Gefahren einer langen
Reise durch die Wüsten Arabiens auf sich zu nehmen: um von
ihm zu lernen. Quirlig fließen die Sechzehntel, was immer wieder von einem fröhlich duettierenden Oboen-Paar gestoppt und
kontrastiert wird.
Arien von Vivaldi
Antonio Vivaldis Verwirklichung als Komponist vollzog sich seit
1703 am Ospedale della Pietà in Venedig. Die berufliche Bindung
an die Pietà blieb mit zahlreichen Unterbrechungen bis zu seinem letzten Lebensjahr 1741 bestehen, und Vivaldi wurde bald
die führende musikalische Persönlichkeit an diesem Haus. Die
Pietà war eines von vier Ospedali der Stadt. Die Ospedali waren
wohltätige Einrichtungen für verwaiste, ausgesetzte, illegitime
oder bedürftige Mädchen und hatten sich im Laufe der Jahrhunderte zu einer besonderen Form anerkannter Konservatorien
entwickelt. Viele ihrer Zöglinge brachten es zu höchster musikalischer Kunstfertigkeit. Die Bedeutung dieser Hospitäler für das
kulturelle Leben in Venedig kann nicht hoch genug geschätzt
werden. An jedem Sonn- und Feiertag fanden in den Kapellen
der Ospedali Konzerte mit Instrumental- und Vokalmusik statt,
von denen ganz Europa sprach und die sich Touristen nicht entgehen lassen durften. Das begeisterte Publikum füllte die Kassen
und trug zur finanziellen Absicherung der Ospedali bei. Dass sich
11
diese Einrichtungen trotz der ohnehin ungeheuren Produktivität
des venezianischen Musiklebens durchsetzen konnten, spricht
für die hohe Qualität ihrer Musikausübung.
Neben seiner Tätigkeit für die Pietà – wo er als »maestro de’ concerti« für die Leitung des Orchesters und die Komposition neuer
geistlicher Musik und Konzerte zuständig war – schrieb Vivaldi
zwischen 1713 und 1739 aber auch über fünfzig Opern: barocke
Nummernopern mit weitgehend klarer Trennung zwischen Rezitativen und Dacapo-Arien. Dabei ließ er den Ausführenden in
den Arien was Affekte und Verzierungen angeht weitgehende
Freiheit. Vivaldi übernahm mehr und mehr die Funktion eines
Impresarios am venezianischen Theater Sant’Angelo, wohin
er nach einem mehrjährigen Intermezzo als Opernintendant in
Mantua auch wieder zurückkehrte.
Seine Oper Farnace, uraufgeführt 1727 zur Karnevalszeit in Sant’
Angelo, scheint Vivaldi besonders am Herzen gelegen zu haben.
Er arbeitete sie bis zu seinem Tod immer wieder um, weswegen
heute sieben Fassungen bekannt sind. Titelheld dieses Liebesund Kriegsdramas ist der bosporanische König Pharnakes II. Ein
Stoff, der im Barock häufig vertont wurde. Farnace wurde von
den Römern besiegt, und Ärger macht ihm auch seine intrigante
Schwiegermutter Berenice, die machtgierige Königin von Kappadokien. Aber am Ende gibt es auch in dieser Oper ein lieto fine:
allgemeine Versöhnung und Thronbesteigung des Titelhelden.
Im zweiten Akt, wenn Farnace (Alt) seine Arie »Gelido in ogni vena«
singt, ist es allerdings noch nicht ganz so weit. Die zehnminütige
Arie aus der Pavia-Fassung von 1731 gehört heute zum Repertoirestück jeder ernstzunehmenden Barock-Stimme – ob Sopran
oder Countertenor. In seiner schmerzensreichen »Schattenarie«
lässt der König seiner Verzweiflung über den vermeintlichen Tod
seines Sohnes freien Lauf – und um die eisige Atmosphäre des
Todes noch intensiver fühlbar zu machen, zitiert Vivaldi aus seinen Vier Jahreszeiten – aus dem Winter natürlich.
Für die Oper L’Olimpiade entschied sich Vivaldi für das bereits
von anderen Komponisten vertonte Libretto von Pietro Metastasio: ein Liebesdrama, das während der antiken olympischen
12
Spiele spielt und allerlei verzwickte Liebesränke zum Thema hat
– inklusive Betrug, Selbstmord, angedrohtem Opfertod, potentiellem Vatermord. Natürlich gibt es aber wie immer ein Happy End.
Erfolgreich uraufgeführt wurde das Werk während des venezianischen Karnevals 1734 im Teatro Sant’ Angelo. Im 2. Akt sorgt
eine Bravour-Arie des Aminta (Sopran) – Onkel von Licida, einer
der Hauptpersonen – für Aufsehen: »Siam navi all’onde algenti«. Er
bringt es auf den Punkt: »Wer kann es leugnen, dass der größte
Wahnsinn eines jeden, die Verrücktheit der Liebe ist?«, fragt er im
Rezitativ, um in der anschließenden Arie zur Erkenntnis zu kommen, dass wir alle auf eisigen Wogen treiben, »als Geisterschiffe,
verlassen; als Winde, die ungestüm toben«.
In Vivaldis ein Jahr später im venezianischen Teatro San Samuele uraufgeführter Oper La Griselda wird der thessalische König
Gualtiero von seinem Volk gezwungen, seine Königin Griselda,
einer einstigen Schäferin, wegen ihrer niederen Herkunft zu verstoßen. Er beschließt, seinen undankbaren Untertanen den wirklichen Wert seiner Gattin zu demonstrieren, indem er sie einer
Reihe grausamer Prüfungen aussetzt. Als erstes verbannt er sie
aus seinem Palast, um eine andere Königin an ihre Stelle zu setzen. Der Ritter Ottone bietet Griselda seine Dienste an: Er liebt sie
seit langem und wäre bereit, Gualtiero zu stürzen. Griselda weist
seine Avancen aber zurück. Und auch bei der letzten Prüfung
bleibt sie standhaft: Da soll sie gar unter Androhung der Todesstrafe zur Ehe mit Ottone gezwungen werden. Das Volk erkennt
nun den edlen Charakter der Dame, und der König gibt endlich
seine wahren Absichten zu erkennen. Happy End also auch hier:
Griselda bekommt Familie und Thron zurück. Und selbst Ottone
(Sopran) erfährt Milde. Und singt seine Arie: »Dopo un’orrida procella«: »Nach dem furchtbaren Gewitter / strahlt der Himmel klar
und heiter.«
13
Evaristo Felice dall’Abaco:
Concerto a più instrumenti op. 5, Nr. 5
Ein heute so gut wie unbekannter Name: Evaristo Felice
dall’Abaco, Komponist, Geiger und Cellist. Der Vivaldi- und Händel-Zeitgenosse wurde 1675 in Verona geboren und starb 1742 in
München. Er ging 1704 als Cellist an den bayerischen Hof in München. Nach der Niederlage Bayerns im spanischen Erbfolgekrieg
nahm ihn Kurfürst Max Emanuel mit ins Exil nach Brüssel, man
reiste gemeinsam nach Frankreich. 1715 kehrte der Kurfürst wieder zurück nach München, wo er dall’Abaco in seiner neu aufgestellten Hofkapelle mit den ehrenvollen Positionen des Konzertmeisters und Kurfürstlichen Rats belohnte.
Dall’Abaco komponierte ausschließlich Instrumentalmusik. Er
hinterließ ein knappes Œuvre aus 66 Werken, die er als Sammlungen Opus 1 bis 6 veröffentlichte: Solosonaten, Triosonaten,
Concerti grossi und Solokonzerte. Dall’Abaco verband den italienischen Stil mit französischen Elementen, der »vermischte
Geschmack« war in Deutschland gefragt. Man war hier der
Ansicht, dass vollkommene Musik nur aus der Verbindung der
besten Elemente der italienischen und der französischen Tradition entstehen könne.
Dall’Abacos 6 Concerti a più instrumenti (für mehrere Instrumente)
op. 5 erschienen gedruckt 1719. Als einer der ersten Komponisten fügte er in dieser Sammlung Flöte, Oboe und Fagott als obligate Instrumente in den Concertosatz ein. Nummer 5 in C-Dur
(ohne Flöten) ist sogar ein richtiges Oboenkonzert. Es ist viersätzig mit zwei schnellen, motorisch vorwärtsstürmenden AllegroSätzen an erster und dritter Stelle, wobei der Kopfsatz in einem
kurzen Grave-Einschub innehält. Im Zentrum des Concertos steht
ein ausdrucksvoller langsamer Satz (Grave): ein seelenvoller, frei
sich entfaltender, melancholischer Sologesang der Oboe, dezent
begleitet von Streichern und Basso continuo. Den Schlusspunkt setzt ein französisch-galantes Rondeau. Das einleitende
Thema wechselt sich refrainartig mit zwei neuen Gedanken ab
(AABACAA).
14
Francesco Geminiani:
»La-Follia«-Bearbeitung
Der Geiger, Musiktheoretiker und Komponist Francesco Geminiani (geboren um 1680 in Lucca, gestorben 1762 in Dublin) war
Schüler Arcangelo Corellis und Alessandro Scarlattis und kannte
auch Händel persönlich. Denn Geminiani ging 1714 nach London,
wo er als Geigenvirtuose und Lehrer schnell zu Ansehen gelangte.
Geminiani gilt als einer der bedeutendsten italienischen Meister
des Concerto grosso nach Corelli. Das am heutigen Abend aufgeführte Werk freilich stellt lediglich die Instrumentation eines
berühmten Fremdwerkes dar. Geminiani veröffentlichte es 1726:
Zwölf Concerti grossi – allesamt Orchesterbearbeitungen der
ungeheuer populären Sonaten für Solovioline und Generalbass
op. 5 von Arcangelo Corelli. Corelli hatte seine Sammlung 1700
veröffentlicht, und sie avancierte schon bald zum Vorbild der
gesamteuropäischen Solosonatenproduktion.
Den krönenden Abschluss stellt Concerto grosso Nummer 12
d-Moll dar: das Thema »La Follia« und seine 23 Variationen.
»Folia« ist der Name eines portugiesischen, wilden und ausgelassenen Volkstanzes des Spätmittelalters. »Folia« bedeutet im
Portugiesischen lärmende, übermütige Ausgelassenheit, im Italienischen (follia), Spanischen (folía) und Französischen (folie)
gar Narrheit, Tollheit, Wahnsinn. Mit der Folia, wie sie dann in die
höfische Musik einging und von dort aus Einzug hielt in die europäische Kunstmusik des Barock, hat das freilich nicht mehr viel
zu tun. Unter Folia verstand man nun eine harmonisch-melodische Formel, oft auch ein ostinates Bassmodell, das als Thema
für großangelegte Instrumentalvariationen in verschiedensten
Besetzungen diente. Besonders beliebt wurde unter den Komponisten ein Thema, das unter dem Namen »Les Folies d’Espange«
oder »Follia di Spagna« firmierte und von einem Musiker namens
M. Faninel stammen soll. Es ähnelt in seinem langsamen Dreiertakt, seinem punktierten Rhythmus und seiner Melancholie eher
der gesitteten Sarabande. Diese Melodie fand unzählige Male
als Variationen-Thema Verwendung. Ja, man kann von einem
Schlager, einem Evergreen des Barock sprechen.
15
Und Corelli machte dieses Thema durch seinen Variationszyklus »La folia« noch ein bisschen berühmter. Diese Sonate wurde
wegen ihres immens hohen virtuosen Anspruchs zum besonderen Liebling der Soloviolinisten. In jeder der 23 Variationen hat
die Geige einen anderen Schwierigkeitsgrad, eine andere technische Hürde zu nehmen – ob Doppelgriffe, schnelle Saitenwechsel, Läufe, Arpeggi oder einfach nur gesangvolle, schmachtende
Melodien. Die Popularität von Corellis »La folia« führte zu diversen Bearbeitungen anderer Komponisten: für die unterschiedlichsten Soloinstrumente oder für Ensemble.
Francesco Geminiani offenbarte in seinem Arrangement für
Streicher und Cembalo seine ganze Instrumentationskunst,
arrangierte mal im Tutti-Satz, im Concertino oder solistisch. Er
zielte des Öfteren auf räumliche Effekte, setzte auf eine besondere Verzierungskunst, und oft wirkt seine Fassung noch viel wilder und emotionaler als die Vorlage.
Verena Großkreutz
16
BIOGRAPHIEN
Simone Kermes
Simone Kermes studierte bei Helga Forner an der Hochschule für Musik und
Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy«
in ihrer Heimatstadt Leipzig. Ihr Studium sowie zwei Aufbaustudien absolvierte sie mit Auszeichnung. Sie ist
Preisträgerin zahlreicher internationaler
Gesangswettbewerbe. Operngastspiele
führten sie als Konstanze, Königin der
Nacht, Fiordiligi, Donna Anna, Giunia,
Rosalinde, Lucia, Gilda, Ann Truelove,
Alcina und Laodice u. a. nach New York, Paris, Lissabon, Kopenhagen, Moskau, Peking und an die deutschen Staatsopern. Sie
gab Solokonzerte und Liederabende in ganz Europa, den USA
und in Japan, Australien, im Sultanat Oman, in China, Russland
und Mexiko.
Neben vielen Rundfunk- und Fernsehproduktionen hat sie zahlreiche CDs aufgenommen. Für ihre Soloalben erhielt sie mehrfach internationale Auszeichnungen wie den Jahrespreis der
Deutschen Schallplattenkritik, den Diapason d’Or, den Midem
Award, den Choc du Monde de la Musique und die Auszeichnung als Recording of the Month in Gramophon. Für ihre CD
Colori d’amore erhielt sie 2011 den ECHO Klassik in der Kategorie »Sängerin des Jahres«. Die Münchener Abendzeitung verlieh
Simone Kermes den Stern des Jahres 2012 und im April 2013
wurde sie im Rahmen der Opernproduktion Così fan tutte von
Wolfgang Amadeus Mozart als Fiordiligi in der Produktion des
Tschaikowsky-Theaters in Perm mit der Goldenen Maske, dem
bedeutenden russischen Kulturpreis, ausgezeichnet. 2014 erhielt
sie den ECHO Klassik für die Operneinspielung des Jahres.
In der Kölner Philharmonie war Simone Kermes zuletzt im
Dezember 2012 zu hören.
17
Concerto Köln
Seit mittlerweile mehr als 25 Jahren zählt Concerto Köln zu den
führenden Ensembles im Bereich der historischen Aufführungspraxis. Schon kurz nach seiner Gründung im Jahr 1985 waren
Publikum und Kritik vom lebendigen Musizierstil des Ensembles
begeistert – und seitdem ist Concerto Köln regelmäßiger Gast
in renommierten Konzertsälen und bei großen Musikfestivals
rund um den Globus. Zahlreiche Tourneen führten das Ensemble,
unter anderem unterstützt vom Goethe-Institut, nach Nord- und
Südamerika, in asiatische Länder wie China, Japan oder Südkorea sowie nach Israel und in die meisten Länder Europas.
Concerto Köln spielte Aufnahmen für zahlreiche Labels ein und
kann eine Diskographie von mittlerweile mehr als 50 CDs vorweisen. Ein Großteil dieser CDs wurde mit bedeutenden Preisen wie dem ECHO Klassik, dem Grammy Award, dem Preis der
Deutschen Schallplattenkritik, dem MIDEM Classic Award, dem
Choc du Monde de la Musique, dem Diapason d’Année oder dem
Diapason d’Or ausgezeichnet.
Ein Markenzeichen des Ensembles ist die Wiederentdeckung
von Komponisten, deren Musik im Schatten des Wirkens großer Namen stand. So hat Concerto Köln unter anderem zur
Renaissance der Werke Joseph Martin Kraus’, Evaristo Felice
dall’Abacos und besonders Henri-Joseph Rigels beigetragen.
18
Die Einspielung mit seinen Sinfonien wurde 2009 unter anderem
mit dem ECHO Klassik und 2010 mit dem MIDEM Classic Award
ausgezeichnet. 2013 wurde die Einspielung der wenig bekannten Oper Ataserse von Leonardo Vinci als »Operneinspielung des
Jahres« (17./18. Jahrhundert) mit einem weiteren ECHO Klassik
gekürt. Das Ineinandergreifen von Forschung und Praxis ist für
das Ensemble wichtig und nimmt einen großen Stellenwert in
der musikalischen Arbeit ein.
Die künstlerische Leitung liegt seit 2005 in den Händen von Flötist
Martin Sandhoff. Neben Markus Hoffmann, dem Konzertmeister
aus eigenen Reihen, werden zu ausgewählten Projekten auch
externe Konzertmeister wie Shunske Sato oder Mayumi Hirasaki engagiert. Bei umfangreich besetzten Produktionen arbeitet Concerto Köln zudem mit Dirigenten wie Kent Nagano, Ivor
Bolton, Daniel Harding, René Jacobs, Marcus Creed, Peter Dijkstra, Laurence Equilbey und Emmanuelle Haïm zusammen. Zu
den weiteren künstlerischen Partnern zählen die Mezzo-Sopra­
nistinnen Cecilia Bartoli, Vivica Genaux und Waltraud Meier, die
Sopranistinnen Simone Kermes, Nuria Rial, Rosemary Joshua
und Johannette Zomer, die Countertenöre Philippe Jaroussky,
Max Emanuel Cencic, Andreas Scholl, Maarten Engeltjes und
Carlos Mena, die Tenöre Werner Güra und Christoph Prégardien,
die Pianisten Andreas Staier und Alexander Melnikov, die Schauspieler und Moderatoren Bruno Ganz, Harald Schmidt und Ulrich
Tukur sowie das Ensemble Sarband, der Balthasar-NeumannChor, die Chöre des WDR, NDR und BR, das Collegium Vocale
Gent, die Regensburger Domspatzen, der RIAS-Kammerchor,
Accentus und Arsys de Bourgogne.
Concerto Köln hat seit 2005 seinen Sitz im Kölner Stadtteil Ehrenfeld, wo auf Initiative des Ensembles ein Zentrum für Alte Musik
entstanden ist. Das Zentrum, mittlerweile in die Trägerschaft der
Kölner Gesellschaft für Alte Musik e.V. übergeben, dokumentiert
die Bedeutung Kölns als Hauptstadt der Alten Musik und gibt
den Akteuren der Szene ein gemeinsames Dach. Förderer wie
das Land Nordrhein-Westfalen, die Kunststiftung NRW, die Stadt
Köln, der TÜV Rheinland, der Landschaftsverband Rheinland, die
Bauwens Group und die RheinEnergieStiftung Kultur unterstützen diese Vision.
19
Seit Oktober 2009 besteht eine Partnerschaft mit dem High-EndAudiospezialisten MBL, die sich in Konzerten, Messen und weiteren Kooperationen manifestiert.
Concerto Köln wurde 2012 von der Generaldirektion Bildung und
Kultur der EU-Kommission zum kulturellen Botschafter der Europäischen Union ernannt. Als weltweit erstes Ensemble hat Concerto Köln ein Qualitätsmanagement nach ISO 9001 eingeführt
und ist nun offizieller Träger der »TÜV Rheinland-Plakette«.
In der Kölner Philharmonie war Concerto Köln zuletzt im Dezember des vorigen Jahres zu Gast.
20
Die Besetzung von
Concerto Köln
Violine I
Mayumi Hirasaki Konzertmeisterin
Monica Waisman
Frauke Pöhl
Wolfgang von Kessinger
Fiona Stevens
Oboe
Peter Tabori
Kristin Linde
Violine II
Jörg Buschhaus
Maren Ries
Anna von Raußendorff
Elin Eriksson
Frauke Heiwolt
Cembalo
Markus Märkl
Fagott
Lorenzo Alpert
Laute
Michael Dücker
Viola
Antje Sabinski
Gabrielle Kancachian
Cosima Nieschlag
Violoncello
Alexander Scherf
Jan Kunkel
Kontrabass
Roberto Fernandez de Larrinoa
Mirjam Wittulski
21
Mayumi Hirasaki
Mayumi Hirasaki, geboren in Japan,
begann bereits im Alter von vier Jahr
Violine zu spielen. 1999 gewann sie
ihren ersten Preis beim internationalen Musikwettbewerb in Takasaki. Zwei
Jahre später begann sie ihr Violinstudium an der staatlichen Universität für
bildende Künste und Musik in Tokyo.
2001 führten sie ihre Studien nach
Deutschland, an die Hochschule für
Musik Nürnberg-Augsburg zu Daniel
Gaede, wo sie 2005 ihr Diplom mit Auszeichnung abschloss.
2007 machte sie das Meisterklassendiplom am selben Institut.
Schon während ihres Studiums war Mayumi Hirasaki die Assistentin von Daniel Gaede an der Musikhochschule Nürnberg,
und nach dem Diplom erhielt sie dort einen Lehrauftrag. In dieser Zeit bekam sie mit ihrem Klaviertrio dolce beim Kammer­
musikwettbewerb des Mozartvereins Nürnberg den Ersten Preis
und gewann weitere Preise bei Wettbewerben des Lionsclub
Nürnberg.
Durch ihre Teilnahme am Internationalen Johann-SebastianBach-Wettbewerb in Leipzig im Jahr 2006, bei dem sie den
Zweiten Preis erhielt, lernte Mayumi Hirasaki die Violinistin Mary
Utiger und die Cembalistin Christine Schornsheim kennen. Diese
Begegnung brachte sie in Berührung mit der historischen Aufführungspraxis und der mit Darmseiten bespannten Barockvioline. 2007 begann sie das Studium der Barockvioline an der
Hochschule für Musik und Theater München bei Mary Utiger,
bei der sie 2008 das Meisterklassendiplom ablegte, sowie an der
Musikhochschule Luzern bei Giuliano Carmignola. 2008 gewann
sie einen Dritten Preis beim internationalen Wettbewerb für Alte
Musik in Brügge.
Als Solistin trat sie u. a. mit der Orchester-Gemeinschaft
Nürnberg, dem Collegium Noricum Nürnberg, dem Orchester der Musikhochschule Nürnberg, dem westbömischen
22
Sinfonieorchester Marienbad, dem Neuen bachischen Collegium
Musicum Leipzig, La Risonanza und Il Suonar Parlante auf.
Mayumi Hirasaki ist zudem ständiger Gast bei verschiedenen
Musikfestivals in ganz Europa und Japan, so u. a. beim Bachfest
in Leipzig, beim Saito-Kinen-Festival Matsumoto oder beim Kissinger Musiksommer. Zu ihren Kammermusikpartnern zählen
Interpreten wie Christine Schornsheim (Cembalo, Hammerflügel),
Naoki Kitaya (Cembalo), Maurice Steger (Blockflöte), Lorenzo
Ghielmi (Orgel, Cembalo) und Vittorio Ghielmi (Viola da Gamba).
Als international gefragte Barockgeigerin spielt Mayumi Hirasaki
mit renommierten Ensembles wie dem Bach Collegium Japan,
der Neuen Düsseldorfer Hofmusik, dem Collegium Cartusianum,
La Divina Armonia, Il Suonar Parlante, Il Gardellino, dem Zürcher
Kammerorchester (als Gast-Konzertmeisterin), der Hofkapelle
München (stellvertretende Konzertmeisterin) sowie Concerto
Köln, bei dem sie nun die 2. Konzertmeisterin ist.
Außerdem widmet sich Mayumi Hirasaki passioniert der Orgel
(sie hat ein abgeschlossenes Kirchenmusikstudium) und dem
Cembalo, das sie 2008 – 2010 an der Musikhochschule München
bei Christine Schornsheim im Hauptfach studierte. Seit dem
Wintersemester 2009 unterrichtet sie das Fach Barockvioline an
der Folkwang Universität Essen.
Zuletzt war sie im Dezember 2014 bei uns zu Gast, auch damals
als Konzertmeisterin von Concerto Köln.
23
KölnMusik-Vorschau
Februar
SO
08
18:00
SO
08
Anna Larsson Alt
Marco Blaauw Trompete
11:00
Musiker der MCO Academy
am Orchesterzentrum|NRW
FF – Fastelovend Ferkeet
Karnevalistische Matinee zugunsten der
Schull- un Veedelszöch
Mahler Chamber Orchestra
Heinz Holliger Dirigent
Norbert Conrads
Geschwister in der Bütt
Udo Müller
Kinderdreigestirn
Volker Weininger
Björn Heuser
Linus Moderation
Georg Friedrich Haas
»I can’t breathe« (2014)
für Trompete solo
in memoriam Eric Garner
Kompositionsauftrag des Ensemble
Musikfabrik, gefördert durch das
Ministerium für Familie, Kinder,
Jugend, Kultur und Sport des Landes
Nordrhein-Westfalen
Uraufführung
KölnMusik gemeinsam mit
»Freunde und Förderer des
Kölnischen Brauchtums e. V.«
Heinz Holliger
Tonscherben
Orchester-Fragmente in memoriam
David Rokeah
Gustav Mahler
»Rückert-Lieder« Lieder für Stimme und
Klavier bzw. Orchester.
Texte von Friedrich Rückert
Heinz Holliger
Ardeur noire
für großes Orchester und gemischten
Chor ad libitum. Nach Claude Debussy
»Les soirs illuminés par l’ardeur du
charbon« für Klavier
Claude Debussy
La mer L 109
Drei sinfonische Skizzen
für Orchester
Förderer der MCO Academy:
Kunststiftung NRW und das
Ministerium für Familie, Kinder,
Jugend, Kultur und Sport des
Landes Nordrhein-Westfalen
Dieses Konzert wird auch live auf
philharmonie.tv übertragen.
Der Livestream wird unterstützt durch
JTI.
Kölner Sonntagskonzerte 3
25
DI
SO
10
22
20:00
15:00
Filmforum
Götz Alsmann Gesang, Klavier
und mehr
Altfrid Maria Sicking Vibraphon,
Xylophon
Michael Müller Bass
Rudi Marhold Schlagzeug
Markus Paßlick Percussion
Der Lieblingsfilm von
Thierry Mechler
Melancholia
Regie: Lars von Trier
DK/SE/FR/D, 2011, 136 Min.
Medienpartner: choices
Karten an der Kinokasse
Broadway
KölnMusik gemeinsam mit
Kino Gesellschaft Köln
DO
19
MI
20:00
25
Julian Rachlin Violine
Gewandhausorchester Leipzig
Riccardo Chailly Dirigent
20:00
Hagen Quartett
Lukas Hagen Violine
Rainer Schmidt Violine
Veronika Hagen Viola
Clemens Hagen Violoncello
Felix Mendelssohn Bartholdy
Konzert für Violine und Orchester
e-Moll op. 64
Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 1 D-Dur »Titan«
Bonuskonzert: Klassiker!
Wolfgang Amadeus Mozart
Streichquartett B-Dur KV 458,
A-Dur KV 464 und C-Dur KV 465
Internationale Orchester 3
Klassiker!
Quartetto 5
FR
20
20:00
März
Thierry Mechler Orgel
Johann Sebastian Bach
Englische Suiten Nr. 6 d-Moll
BWV 811, Nr. 3 g-Moll BWV 808 und
Nr. 2 a-Moll BWV 807
SO
01
sowie Improvisationen von
Thierry Mechler
20:00
Le Concert des Nations
Jordi Savall Viola da Gamba und Leitung
Orgel Plus 3
Johann Sebastian Bach
Musikalisches Opfer BWV 1079
für Instrumentalensemble
Bonuskonzert Baroque ... Classique
26
Mittwoch
18. Februar 2015
20:00
Maurizio
Pollini
Klavier
Als Maurizio Pollini 1960 den internationalen Chopin-Wettbewerb
in Warschau gewann, begründete der große Artur Rubinstein die
Entscheidung mit den Worten: »Er ist technisch besser als jeder in
der Jury.« Über 50 Jahre später ist Pollini weiterhin eine Instanz,
nicht nur pianistisch. Ob er die komplexen Sonatengebirge Beethovens, Schuberts und Chopins erkundet oder sich mit neuer Musik
beschäftigt – die Klavierabende dieses italienischen Jahrhundertpianisten fesseln das Herz und den Verstand gleichermaßen.
Werke von
Robert Schumann
und Frédéric Chopin
Foto: Cosimo Filippini
SA
SO
07
08
20:00
20:00
Terri Lyne Carrington Quartet
Radek Baborák Horn
Money Jungle Project:
provocative in blue
Junge Deutsche Philharmonie
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Ryan Wigglesworth Dirigent
Medienpartner: choices
Jazz-Abo Soli & Big Bands 5
Leoš Janáček
Sinfonietta JW VI/18
für Orchester
SO
Ryan Wigglesworth
Locke’s Theatre
für Orchester
08
16:00
Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für Horn und Orchester
Es-Dur KV 495
Matosinhos String Quartet
Vitor Vieira Violine
Juan Carlos Maggiorani Violine
Jorge Alves Viola
Marco Pereira Violoncello
Richard Strauss
Suite aus der Oper
»Der Rosen-kavalier« TrV 227d
für Orchester
Nominiert von Calouste Gulbenkian
Foundation Lisbon und Casa da
Música Porto
Felix Mendelssohn Bartholdy
Streichquartett a-Moll op. 13
MO
09
José Viana da Mota
Cenas nas Montanhas
für Streichquartett
20:00
Ensemble, Chor und Orchester des
Staatstheaters am
Gärtnerplatz, München
Michael Brandstätter Dirigent
Vasco Mendonça
Caged Symphonies
für Streichquartett
Johann Strauß
Wiener Blut
Konzertante Aufführung
Dmitrij Schostakowitsch
Streichquartett Nr. 3 F-Dur op. 73
15:00 Einführung in das Konzert durch
Bjørn Woll
17:00 Ballettschule lindig.art
Blickwechsel Musik und Tanz:
»Im Walzerschritt«
Gefördert durch die
Europäische Kommission
Gefördert durch das
Kuratorium KölnMusik e.V.
Familiensache – Zu diesem Konzert
bieten wir eine Kinderbetreuung an.
Operette und ... 3
Rising Stars –
die Stars von morgen 5
28
Foto: Gunter Gluecklich
Sonntag
22. Februar 2015
20:00
Sofia Gubaidulina
Offertorium
Konzert für Violine und Orchester
Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 4 G-Dur
für Orchester mit Sopransolo
Christina Landshamer Sopran
Patricia Kopatchinskaja Violine
NDR Sinfonieorchester
Thomas Hengelbrock Dirigent
Thomas Hengelbrock, seit vier Jahren Chef am Pult des NDR
Sinfonieorchesters, gehört dank seiner kompromisslosen Art des
Musizierens und seiner so vielseitigen Konzert- und Opernprojekte zu den gefragtesten Dirigenten unserer Zeit. Mit Sofia Gubaidulinas »Offertium« tritt Patricia Kopatchinskaja in die Fußstapfen Gidon Kremers, auf dessen Anregung Gubaidulina das
Violinkonzert schrieb und der es auch ur- und viele weitere Male
aufführte. Mittlerweile gehört es zu einem der meistgespielten
Violinkonzerte des 20. Jahrhunderts. Gustav Mahlers 4. Sinfonie
endet mit dem Lied »Das himmlische Leben« aus der Gedichtesammlung »Des Knaben Wunderhorn« – es singt die Münchner
Sopranistin Christina Landshamer.
Ihr nächstes
Abonnement-Konzert
DI
SO
10
15
20:00
März
16:00
Valer Sabadus Countertenor
Emmanuel Pahud Flöte
Edgar Moreau Violoncello
Vital Julian Frey Cembalo
Igor Levit Klavier
Johannes Fischer Percussion
Musikkollegium Winterthur
Alexander Lonquich Klavier und Leitung
Gabriel Fauré
Ballade Fis-Dur op. 19 (1881)
für Klavier und Orchester
The Garden
Wolfgang Amadeus Mozart
Sinfonie C-Dur KV 425 (1783)
»Linzer Sinfonie«
Werke von Matthias Pintscher, Henry
Purcell und Maurice Ravel
Gabriel Fauré
Pavane fis-Moll op. 50 (1887)
für Orchester und Chor ad libitum
08.03.2015
16:00 Decksteiner Weiher
Blickwechsel Musik und Natur:
»Gezähmte Natur«
Ludwig van Beethoven
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4
G-Dur op. 58 (1804 – 06)
Gefördert durch das
Kuratorium KölnMusik e.V.
Liederabende 4
Portrait Matthias Pintscher 3
Sonntags um vier 4
DO
12
18:00 und 20:00
18:00
Quartett der Kritiker
Die Klaviermusik von Pierre Boulez
Eleonore Büning (Frankfurt/Berlin)
Max Nyffeler (München/Zürich)
Michael Stegemann (Dortmund)
Michael Struck-Schloen (Köln)
Olaf Wilhelmer Moderation
Pierre Boulez wird am 26. März
90 Jahre alt. Anlässlich seines
Geburtstags bespricht das Quartett
der Kritiker die Klaviermusik des
Komponisten.
Zutritt nur mit gültiger Karte für
das Konzert um 20:00.
Keine Pause | Ende gegen 19:30
20:00
Nicolas Hodges Klavier
Michael Wendeberg Klavier
Werke von Claude Debussy und
Pierre Boulez
Piano 6
30
Samstag
28. Februar 2015
20:00
Foto: Künstleragentur
Habib Koité lead voc, g
Abdoul Wahab Berthe b, kamale n’goni
Mama Kone calabash, djembe, back voc
Issa Kone ac-g, bj, back voc
Coulibaly keyb, back voc
Habib Koité: »Soô«
Musik aus Mali ist schon lange nichts Unbekanntes mehr für europäische Ohren – Oumou Sangaré, Fatoumata Diawara und Salif
Keïta stehen regelmäßig an der Spitze einschlägiger Charts. Auch
Habib Koité zählt längst zu den großen Namen der Szene Malis.
Mit seinem eleganten Akustik-Sound zwischen Tradition, AfroGroove sowie Soul-, Blues- und Flamenco-Reminiszenzen sorgt er
für mitreißende Live-Momente. Dass Habib Koité nicht nur ein charismatischer Sänger ist, sondern auch ein hervorragender Gitarrist,
beweist er mit seinem neuesten Programm »Soô« zum wiederholten Mal.
Philharmonie-Hotline 0221 280 280
­koelner-­philharmonie.de
Informationen & Tickets zu allen Konzerten
in der Kölner ­Philharmonie!
Kulturpartner der Kölner Philharmonie
Herausgeber: KölnMusik GmbH
Louwrens Langevoort
Intendant der Kölner Philharmonie
und Geschäftsführer der
KölnMusik GmbH
Postfach 102163, 50461 Köln
­koelner-­philharmonie.de
Redaktion: Sebastian Loelgen
Corporate Design: hauser lacour
kommunikationsgestaltung GmbH
Textnachweis: Der Text von Verena
Großkreutz ist ein Original­­­beitrag
für dieses Heft.
Fotonachweise: Harald Hoffmann S. 18
und 22; Gregor Hohenberg S. 17
Gesamtherstellung:
adHOC ­Printproduktion GmbH
Donnerstag
19. Februar 2015
20:00
Julian Rachlin Violine
Gewandhausorchester Leipzig
Riccardo Chailly Dirigent
Felix Mendelssohn Bartholdy
Konzert für Violine und Orchester
e-Moll op. 64
Foto: Gert Mothes
Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 1 D-Dur »Titan«
koelner-philharmonie.de
0221 280 280
Herunterladen