Der Arznei- und Gewürzpflanzengarten Burg

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Der Arznei- und Gewürzpflanzengarten Burg/Spreewald
Ein Garten für die Sinne und Heimat für Wild- und Nutzpflanzen
Nordwestlich von Cottbus teilt sich die Spree in ein weitverzweigtes Labyrinth von Fließen
und Gräben. Dieses Gebiet, eine langgestreckte Niederung, ist der Spreewald.
Der Spreewald ( niedersorbisch: Blota ) stellt eine einzigartige Flusslandschaft dar, die
teilweise durch eiszeitliche Schmelzwässer geformt wurde.
Die Erstbesiedlung dieser Landschaft begann in der Steinzeit und dauerte bis zur
Völkerwanderung um 600 n. Chr. Danach wanderten slawische Volksstämme in diese
Gegend ein.
Zu dieser Zeit war der Spreewald noch ein undurchdringlicher Erlenbruch mit häufigen
Überschwemmungen. Durch die fortschreitende Besiedlung wurden die Wälder abgeholzt,
einerseits um Bau- und Brennholz zu gewinnen, andererseits um Wiesen zur Futternutzung
zu schaffen. Bis 1960 wurde im Spreewald überwiegend kleinflächige Landwirtschaft
betrieben. Reste des so entstandenen Landschaftsbildes sind heute noch im Burger Raum
erhalten geblieben. Die nachfolgende Großraumwirtschaft mit intensiver Tierhaltung
veränderte das Landschaftsbild gravierend, heute
jedoch
findet
eine
Orientierung
zu
naturverträglicher Landwirtschaft statt.
In der Streusiedlung der Gemeinde Burg befindet
sich inmitten des UNESCO-Biosphärenreservates
der Arznei- und Gewürzpflanzen-Garten Burg. An
der Einfahrt zum Garten weist eine Tafel einladend
auf den Garten hin.
1991 wurde mit der Anlage des Arznei- und
Gewürzpflanzen-Gartens begonnen und schon im
September 1992 konnte er von Vertretern des
UNESCO-Biosphärenreservats der Öffentlichkeit
vorgestellt werden.
Ein Gang durch den Garten
Im Eingangsbereich lädt ein buntes Blumenmeer, als Bauerngarten gestaltet, den Besucher
in die Welt der Pflanzen ein. Verschiedene Kleinbiotope wie das Insektenhotel, der
Himmelsteich, der Lesesteinhaufen oder die Kräuterspirale bilden im Einklang mit den
Pflanzenbeeten für nützliche Insekten und Kleinsäuger einen Lebensraum. In den Monaten
von Mai bis September steht der Arznei- und Gewürzpflanzengarten mit seinen über 400
Wild-, Heil- und alten Nutzpflanzen in voller Blütenpracht. In dieser Zeit finden ca. 10.000
Besucher aus dem In- und Ausland den Weg in den Kräutergarten und bestaunen die Vielfalt
und die Verwendung der Pflanzen als Heil- und Küchenpflanzen. Viele Schulklassen,
Senioren, Behinderte, Touristen aber auch Fachgruppen nutzen unser Führungsangebot
sehr gerne, um etwas über Anwendung, Botanik und Anbau der Pflanzen sowie die
Kleinlebensräume zu erfahren. So ist das Insektenhotel immer wieder ein interessanter
Magnet. Es bietet Wildbienen und -wespen einen idealen Lebensraum. An verschlossenen
Löchern
können Sie leicht erkennen ob ein ,,Zimmer“ von Larven bewohnt ist.
Schlupfwespen, der ,,Kuckuck“ unter den Insekten, legen ihre Eier in bereits vorhandene
Larven ab.
Der Weg im 1,0 Hektar großen Kräutergarten führt durch den nach altem Muster angelegten
Bauerngarten im Eingangsbereich an zehn Heilpflanzen- und Kräuterabteilungen vorbei, die
nach Pflanzenfamilien geordnet sind. Sie sind mit kleinen Metallschildern so beschriftet, dass
für den Betrachter der deutsche Artenname, die wissenschaftliche Bezeichnung und die
entsprechende Pflanzenfamilie erkennbar sind.
Wer vermutet hinter der hohen Pflanze mit den großen doldenartigen Blütenständen in
Abteilung 1 schon, dass es sich um Baldrian (Valeriana officinalis L.) handelt?
Die beruhigenden Wirkstoffe seiner Wurzel werden schon
seit dem Altertum genutzt.
Der Fenchel (Foeniculum vulgare MILLER) gehört
ebenfalls in die Familie der Doldenblütler (Apiaceae).
Fenchelfrüchte (Fructus Foeniculi) eignen sich vorzüglich
zur Heilung von Katarrhen der Luftwege und von leichten
Magen- und Darmstörungen, besonders bei Kindern.
Schon die Ägypter nutzten die Heilkraft dieser Pflanze.
In einer der nächsten Abteilungen befinden sich die
Korbblütler (Asteraceae): Im Spätsommer sind die gelben
Blüten des Rainfarns (Tanacetum vulgare L.) nicht zu
übersehen. Es handelt sich um eine Pflanze, deren
Inhaltsstoffe
früher
gegen
Eingeweideparasiten
eingesetzt wurden. Heute verwendet man Rainfarn z.B.
als Pflanzenaufguss zur Bekämpfung von Blattläusen.
Aus unserem Färberpflanzenbeet kann der Besucher erfahren, dass vor der Erfindung
künstlicher Farbstoffe Gewebe und Lebensmittel ausschließlich mit natürlichen
Pflanzenexakten gefärbt wurden. So nutzte man im Spreewald z.B. zum Färben von
Nahrungsmitteln den aus Blüten der Färberdistel (Carthamus tinctorius L.), auch
Bauernsafran genannt, gewonnen gelben Farbstoff. Bei Pflanzenarten wie Färber-Waid,
Färber-Hundskamille und Färber-Ginster weist der Name ebenfalls auf ihre Verwendbarkeit
hin. In den am Rande des Kräutergartens gelegenen Ackerflächen werden jährlich nach
einer bestimmten Fruchtfolge alte Nutzpflanzen angebaut. Dazu zählen über 35 z.T. sehr
alte Kartoffel- und Getreidesorten, Faser- und Öllein, Saflor, Buchweizen, unterschiedliche
Bohnensorten, Hanf und viele andere mehr. Erstaunt sind unsere Besucher immer wieder
über die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten, Pflanzenarten und dass man ja eigentlich
fast alles essen kann!
Der Arznei- und Gewürzpflanzengartenverein Burg/Spreewald e.V. gründete sich 1993 aus
einer Gruppe botanisch interessierter Mitglieder. Er ist Träger des Kräutergartens und
bemüht sich seit vielen Jahren um den Erhalt und die Entwicklung der in Brandenburg
einmaligen Anlage. Gemeinsames Ziel des Kräutergarten-Vereins und des
Biosphärenreservates Spreewald ist eine umfangreiche Umweltbildung und -erziehung, das
Heranführen der Menschen an die Natur, das Verständnis für sie zu wecken und das
Anregen zum selber Ausprobieren. Dazu werden jährlich verschiedene Veranstaltungen u.a.
über Naturheilkunde, biologische Schädlingsbekämpfung und die alte, Spreewälder
Volksmedizin organisiert, die für alle Interessenten zugänglich sind.
Öffnungszeiten
Der Arznei- und Gewürzpflanzen-Garten ist saisonal von Mitte Mai bis Ende September
geöffnet. Werktags ist der Garten von 7:30 bis 16:00 Uhr und in der Saison von Mitte Mai bis
Ende September an den Wochenenden von 10:00 bis 18:00 Uhr zugänglich. Anmeldungen
zu Führungen und sonstige Anfragen sind über folgende Adresse möglich:
Arznei- und Gewürzpflanzen-Garten Burg e.V.
Byhleguhrer Straße 17
03096 Burg/ Spreewald
Tel: 035603/69124 oder 69118
Fax:035603/69122
Informationen über den Arznei- und Gewürzpflanzengarten Burg/Spreewald können Sie im
Internet unter www.spreewaldkraeuter.de erhalten.
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