Strauss I

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Johann
Also available in this series:
Strauss I
Edition • Vol. 7
Slovak Sinfonietta Z̆ilina • Ernst Märzendorfer
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Johann Strauss Snr • Edition • Vol. 7
1 Mittel gegen den Schlaf (Cure for Sleep), Walzer, Op. 65
Johann Strauss performed his waltz Mittel gegen den Schlaf for the first time on 28th August 1833 at the Sperl. The
summer festival he had arranged there had the title Sperl in Floribus. The festival was very vividly described by the
prominent journalist and later director of the Royal and Imperial Court Burgtheater, Heinrich Laube, in his book
Reise durch das Biedermeier (Journey through the Biedermeier). There he provided a chapter with the title Sperl in
Floribus, so that his description can be exactly dated. He was not only impressed by the enthusiasm of the dancers,
but also by the fascination that Strauss, as conductor and leading violinist, held for his musicians and the guests at
the festival. Laube called him ‘the Austrian Napoleon’ and enthusiastically described how he dominated the public
with almost demonic intensity.
That Johann Strauss had called his dedication waltz Cure for Sleep was actually superfluous, since he saw to it,
as conductor, that no visitor to the summer festival could think of sleep and really would not want to. The
Theaterzeitung in its notice of the festival was able to state with certainty that ‘the festival at the Sperl lasted into
the early morning’.
Johann Strauss’s waltz allowed and allows no thoughts of fatigue and sleep. An introduction, which starts in the
fastest tempo, Presto, and after a few tuneful transitional bars leads to a high-spirited first waltz section, is followed
by five further waltzes, of which the third and fifth must have particularly set the dancers flying, just as Heinrich
Laube described it for his contemporaries and posterity in his study. The extensive coda, too, allowed the visitors to
the summer festival no chance of sleeping.
When the work appeared from the publisher Tobias Haslinger on 12th November 1833, Heinrich Laube was no
longer in Vienna. He could not acquire a copy of the piano edition and therefore forgot the title of the work, at the
first performance of which he had been present at the Sperl, Cure for Sleep.
2 Jugendfeuer-Galopp, Op. 90 (Fire of Youth Galop)
Before Johann Strauss started out on his great concert-tour to Prague, Leipzig, Northern Germany, Holland and
Belgium on 2nd September 1836 he arranged on 22nd August at The Golden Pear a summer assembly under the
title Humoristisches Lebensbild (Humorous Picture of Life). He was clearly delighted at the coming journey, and
saw the assembly as a farewell festival. On 25th August 1836 the Theaterzeitung reported the evening at The
Golden Pear: ‘On Monday, 22nd August, Herr Strauss gave a kind of farewell festival before his journey. As usual,
everything that Herr Strauss arranges is uncommonly brilliant. So too was this evening. As far as the music is
concerned, Herr Strauss took pains, through the energetic performance of his splendid waltzes, to electrify the
proceedings, as he played his newest work again with his whole soul. There were also galops, which were received
with a storm of applause.’
The reporter did not give the name of the new set of galops, but from the announcements and other reports it
seems that on 22nd August 1836 Strauss presented his Jugendfeuer-Galopp (Fire of Youth Galop). This was issued
by Tobias Haslinger in a plain edition on 7th November 1836 as Opus 90 and advertised in the Wiener Zeitung.
That this cheerful work was ‘received with a storm of applause’ can be no surprise. The fire of youth promised by
the title pervades the two-part work, ending with a spirited finale. Fiery violin semiquavers and bold dashes of
melody, which only subside in a quieter trio section, stamp the character of the work. It is much livelier than the
similarly named fast polka of his son Eduard, which was first performed on 22nd November 1882. There is
certainly a technical progress, but in music every era has its own masterpieces.
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So war es dann auch. Am 12. November 1834 gab Johann Strauß nach einiger Vorbereitung eine musikalische
Abendunterhaltung im königlichen Schauspielhaus. Daß ihm diese Möglichkeit zugestanden wurde, war bereits
eine Auszeichnung. Es stellte sich ein zahlreiches Publikum ein, das von den Produktionen des energischen
Wiener Musikdirektors sehr rasch zu stürmischem Beifall mitgerissen wurde.
Das hatte zur Folge, daß schon am 15. November die Intendanz des königlichen Hof-Theaters im selben Haus
einen Ball veranstaltete. Am 18. November 1834 durfte Strauß beim Ball des Königs von Preußen für die
Tanzmusik sorgen. Nun konnte er für den nächsten Abend ein Benefizkonzert im königlichen Schauspielhaus
veranstalten, das ebenfalls erfolgreich war. Für den 20. November lud der russische Gesandte Strauß in sein Palais
ein, am 22. November spielte die Kapelle bei einem Tanzabend des Prinzen Carl von Preußen. Am 25. November
folgte ein Konzert im Königsstädter Theater. Noch während dieses Konzerts wurde Johann Strauß eingeladen,
sofort nach Schluß der Produktion in das Schloß des Prinzen Ludwig von Preußen zu kommen. Dort hatten sich die
Mitglieder des Hofes versammelt, um den Wiener Musikdirektor noch einmal als Dirigenten und Komponisten zu
erleben. Der König ließ ihm ein Geldgeschenk, der als Gast anwesende Zar von Russland eine goldene Tabakdose
überreichen. Die Exkursion nach Berlin hatte sich gelohnt. Über Leipzig, Dresden und Prag kehrte Johann Strauß
nach Wien zurück.
In der Heimatstadt hatte man die Berichte über den Erfolg dieser Reise mit Aufmerksamkeit und – Neid
verfolgt. Sofort wurde die Ansicht verbreitet, diese Berichte seien übertrieben und würden überbewertet. Johann
Strauß kümmerte sich um derlei Mißgunst nicht und konzertierte vom 14. Dezember 1834 an wieder in Wien. Am
28. Januar 1835 benützte Johann Strauß die Gelegenheit des von zahlreichen Mitgliedern des österreichischen
Kaiserhofes besuchten Wohltätigkeitsballes zum Vorteil des „Vereins zur Unterstützung armer erwachsener
Blinder“ im „Sperl“, um eine neue Walzerpartie mit dem Titel Erinnerung an Berlin zum ersten Male vorzutragen.
Das Werk wurde Auguste, Prinzessin von Preußen, geborne Prinzessin von Weímar, zugeeignet. Die kunstsinnige
Gemahlin des späteren Kaisers Wilhelm I; sollte auch im Leben von Johann Strauß-Sohn noch eine interessante
Rolle spielen. Die Theaterzeitung konnte am 31. Januar 1835 berichten: „die neuen Walzer sind mit rauschendem
Beifalle aufgenommen worden. Sie sprühen von dem anerkannten Genie dieses Koryphäen unserer Tanzmusik.“
Am 26. Februar 1835 benützte die Theaterzeitung das Erscheinen der Komposition im Verlag Tobias
Haslinger zur Feststellung: „Diese Tänze des beliebten Komponisten schmeicheln dem Ohre und setzen fast
unwillkürlich die Füsse in Bewegung.“
Ein unberechtigter Nachdruck des Walzers in Berlin steigerte das Interesse an diesem Werk. So wurde die
Erinnerung an Berlin zu einem Höhepunkt im Schaffen des genialen Musikers Johann Strauß.
Franz Mailer
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einem lebhaften Motiv, dem nach der Wiederholung eine anmutige Melodie im zweiten Teil folgt. Weiter geht es
mit schwungvollen, aus jeweils 16 Takten bestehenden Passagen, die gewiß als „unwiderstehlich zum Tanze
hinreißend“ bezeichnet werden können.
9 Iris-Walzer op. 75
Dem hochgebornen Herrn Carl von Gervais kais. russ. Hofrath und Bothschafts-Sekretär am k.k. Hofe
hochachtungsvoll gewidmet
Die Uraufführung dieses Walzers fand bei dem Sommerfest „Iris-Feier“ am 27. August 1834 im „Sperl“ statt, das
zum Vorteil des Komponisten Johann Strauß abgehalten wurde. Selbstverständlich leitete Strauß persönlich an
diesem Abend die Musik. Es gab den nun schon üblichen Massenbesuch und C. F. Hirsch, der „Lamperl-Hirsch“,
konnte wieder einmal mit seiner ganzen Kunst brillieren. Er sorgte für eine für die damaligen Verhältnisse
„feenhafte“ Beleuchtung des Gartens.
Dem Publikum gefiel aber auch der Titel des Sommerfestes. Irisblumen waren die Schwertlilien, die
zusammen mit Rittersporn und Clematis damals in jedem Hausgärtchen blühten. Das entsprach der Sphäre des
Biedermeier, das damals die Menschen bezauberte. Alle diese Umstände trugen zum Erfolg des Sommerfestes
„Iris-Feier“ im „Sperl“ und des Iris-Walzers bei.
Das am 18. November 1834 im Verlag Tobias Haslinger erschienene Werk fand viele Käufer. Die Klavierausgabe, die ein stimmungsvolles Titelblatt erhalten hatte, ist heute eine viel gesuchte und bewunderte Rarität. Das
Werk, das in der im Biedermeier üblichen Hausmusik gewiß eine wichtige Rolle spielte, bietet nach einer kurzen
Introduction (12 Takte) einen schwungvollen Walzer, der aus fünf Teilen und einer ausführlichen Coda besteht,
die mit einem Zitat der Melodie des ersten und des fünften Walzerteiles und einer rasanten Stretta ausklingt. Der
Iris-Walzer ist vielleicht kein Meisterwerk, aber Johann Strauß hat ihn in der Folge, auch bei seinen Konzerten und
Bällen in Berlin gern und oft wiederholt.
0 Original-Parade-Marsch op. 73.
Dieser Wiener-Bürger-Marsch wurde vom Verlag Tobias Haslinger unter dem Titel Original-Parade-Marsch
op. 73 am 27. Juni 1832 veröffentlicht. Auf dem Titelblatt dieser Ausgabe wurde Johann Strauß zum ersten Male
als „Kapellmeister im löbl. ersten Bürger-Regiment“ bezeichnet. Die Uraufführung des Werkes fand aber nicht bei
einer Parade, sondern am 15. Oktober 1832 im „Sperl“ statt. Das Erträgnis aus dem Verkauf des Marsches wurde
ebenso wie der Ertrag des Balles am 15. Oktober 1832 im „Sperl“ der Armen Bürgerlade gespendet.
Der in traditioneller Weise in Marcia (Allegro) und Trio samt Da capo gegliederte Marsch bietet kraftvolle
Melodien, zu denen man ebenso gut tanzen wie marschieren konnte. Beim Ball im „Sperl“ wurde zu diesen
Melodien getanzt. Ob sie auch bei einer Parade der Bürgergarde im Inneren Burghof verwendet wurden, ist nicht
mehr festzustellen. In den Zeitungen des Jahres 1832 findet sich kein Bericht über eine Parade.
! Erinnerung an Berlin, Walzer op. 78
Ihrer königlichen Hoheit, der durchlauchtigsten Frau Auguste vermählten Prinzessin Wilhelm von Preussen,
gebornen Prinzessin von Weimar etc.etc. etc. in tiefster Ehrfurcht gewidmet
Ende Oktober 1834 unternahm Johann Strauß mit dreißig Musikern eine für damalige Verhältnisse kühne
Konzertreise nach Berlin. Allerdings wußte Strauß, daß der Ruhm seines Namens und die Begeisterung für seine
Walzer und Galoppaden bereits in die Metropole an der Spree vorgedrungen waren. Er vertraute darauf, daß es bei
seinen Produktionen genügend zahlreichen Besuch geben werde und daher das finanzielle Risiko vertretbar sei.
Überdies war ihm zugesichert worden, er werde gewiß wohlmeinende Gönner finden.
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3 Emlék Pestre
A nemes magyar Nemzetnek ajánlva
Erinnerung an Pesth, Walzer, Op. 66 (Souvenir of Pest)
Der edlen ungarischen Nation gewidmet (Dedicated to the noble Hungarian people)
In 1833 Johann Strauss travelled with his musicians for the first time in his career as a conductor. On 12th March
1833 he gave a guest performance in Pressburg (Bratislava), and on 5th November he went on to Pest. The lessee
of the Redoutensaal, Péter Fischer, had invited him to give a guest performance. On 7th November he appeared for
the first time before the public in the Redoutensaal. He offered a cleverly chosen programme that included not only
his own compositions but also the Radetzky March. This aroused the enthusiasm of the many Hungarians present.
It was not only the Hungarian newspapers that printed notices of this appearance. The Vienna Theaterzeitung
also published a notice on 16th November: ‘Hardly had this Mozart of the waltz, Beethoven of the cotillon,
Paganini of the galop, Rossini of the medley, stepped onto the platform of the Redoutensaal Amazon Room than a
great torrent of applause broke out from every corner. Herr Strauss had to struggle with unusual delays, but
conquered with the first stroke of the bow.’
The second appearance in the same room of the Pest Redoute on 10th November also released a storm of
acclaim and enthusiastic notices. This annoyed the contributor to Der Sammler. He met the report of the theatre
paper of 16th November with an article in which he fired off: ‘And who is this genius of an artist? A fiddler who
composes waltzes and marches and puts together quodlibets! Everyone who hears the words ‘art’ and ‘artist’ so
frivolously used and desecrated, when Strauss plays, must feel real indignation’. On 19th December in the same
paper the contributor Sigmund Schlesinger countered with: ‘I wager Herr Strauss is neither so lacking in modesty
nor so presumptuous as to be responsible for the many mistakes that journalists make in their praises’.
It is possible that Sigmund Schlesinger could be referred to in a draft of a letter by Johann Strauss, preserved in
the Vienna Philharmonic Society archive. It says, among other things: ‘I have nothing to do with them calling me
an artist, a thing I never posed as. The harmony of all united in joy is my only aim’. Johann Strauss had,
incidentally, already announced that when he gave his Opus 63 waltz the title Der Frohsinn mein Ziel (Cheerfulness
My Aim).
It is noticeable how, after a relatively short period of activity, Strauss could arouse such controversy. This was
also evidence of his popularity. It is naturally somewhat incidental that all these occurrences should have come
about with the Emlék Pestre waltz. Naturally the work reflects the same impression as was given by the
performance by its composer on 27th November at the Katharine-Ball at the Sperl. In the introduction of this
master-waltz Strauss uses a genuine Hungarian dance, a Lassu, in sixteen bars, before the swaying, typically
Viennese waltz begins. The second waltz section is rather playful and the coda, too starts with the same motif,
before the return of the first waltz section in conclusion.
When the waltz Souvenir of Pest appeared from Tobias Haslinger on 18th January 1834, the controversy
occasioned by the Strauss concerts in Pest was forgotten. Now every music-lover could see for himself this product
of the tour, a masterpiece by the thirty-year-old Johann Strauss.
4 Cachucha-Galopp, Op. 97
In July 1837 the celebrated dancers Fanny and Therese Elssler visited Vienna. On 18th and 19th July they both
danced in the ballet Sylphide to a sold-out Court Opera Theatre. On 22nd July, Fanny Elssler inserted for the first
time into the opera Die Ballnacht (The Night of the Ball) a Cachucha, a Spanish dance that she had brought with
her from Paris. The public was immediately seized with enthusiasm. On 23rd and 25th July Fanny had to dance the
Cachucha three times. When the sisters travelled back to Paris again on 5th August, they left Vienna in a Cachucha
fever.
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Johann Strauss reacted quickly. He wanted to make use of the enthusiasm for the Cachucha. He hurriedly wrote
his Cachucha Galop. On the original score of the work is the note: ‘This galop was composed in one hour for the
opening of the ball, copied by the copyist, played without rehearsal, greeted with extraordinary applause and
repeated three times. Adolf Müller.’
The ball mentioned took place on 7th August 1837 at The Golden Pear in a summer festival under the title
Flora’s Festival of Joy. Two days later the work appeared from Tobias Haslinger. Now all Vienna could dance the
Cachucha Galop. It was heard at every ball, as long as the Cachucha craze lasted. In October 1837 a contributor in
the Theaterzeitung complained: ‘What have we not all suffered from this Cachucha! The Cachucha piano-pounders
have destroyed all our ear-drums with it.’ When, however, in the theatre in Vienna the corpulent Wenzel Scholz
performed the Cachucha in the costume of Fanny Elssler, the public had had enough. Johann Strauss, however, had
enjoyed his success. The Cachucha part of the work, accompanied by castanets, and the coda offer original
melodies and Strauss skilfully filled out the trio section.
The original Cachucha Galop survives in this form and can still delight listeners, also as a souvenir of the
‘divine’ Fanny Elssler.
5 Gabrielen-Walzer, Op. 68
Sr. kaiserlichen Hoheit, dem durchlauchtigsten Prinzen und Herrn Anton Victor, Erzherzog von Österreich
in tiefster Ehrfurcht gewidmet
(Dedicated to His Most Serene Imperial Highness Prince Anton Victor, Archduke of Austria, in profoundest
respect)
The introduction, starting with a gentle tremolo, may contribute to the fact that this charming work was later
described by imaginative writers as a ‘waltz of the dead’ and taken as the occasion for horror stories.
Contemporaries knew nothing of this. It is unthinkable that Strauss would have dedicated to Archduke Anton
Victor, the brother of the Emperor Franz I and patron of the Vienna Philharmonic Society a composition that had
such disagreeable associations. As the popular Archduke was also patron of the Society for the Support of the
Impoverished Blind, the first performance of the Gabriel Waltz took place on 20th January 1834 at what the
Viennese called the ‘Blind Ball’ on 20th January 1834.
The work is charming and provides in its five waltz sections some attractive melodies, easy on the ear, but
cannot be classified as a masterpiece. It was also not repeated again by Johann Strauss himself and his sons.
Nevertheless it is worth hearing the waltz once again.
naturwissenschaftlichen Themen in populärwissenschaftlicher Form Stellung nahm. Die einzelnen Magazine
waren, da auf schlechtem Papier gedruckt, billig. Tobias Haslinger griff die Mode sofort auf und gab ein
Musikalisches Pfennig-Magazin heraus, das zunächst ebenfalls gern gekauft wurde. Es war allerdings vorhersehbar, daß die Nachfrage nach diesen Billigprodukten nicht allzu lang anhalten werde. Und so kam es auch.
Johann Strauß ergriff die Gelegenheit und veranstaltete am 5. Februar 1834 im „Sperl“ zu seinem Vorteil einen
„Pfennig-Magazin-Ball“. Da war ein Widmungswalzer fällig. Johann Strauß wartete daher mit einer vergleichsweise einfache, aber selbstverständlich nicht „billige“ (d. h. primitive) Komposition auf. Natürlich folgte auch er
der Mode und nannte das Werk Pfennig-Walzer. Einer Indroduction (11 Takte) folgen fünf Walzerteile (Nr. 3 hatte
einen Umfang von 67 Takten, die vorgeschriebenen Wiederholungen eingerechnet). In der flotten Coda wechseln
Partien in Fortissimo und in Piano kontrastreich miteinander ab, sodaß ein interessanter Ablauf erreicht wurde.
Der Verleger Tobias Haslinger brachte den Pfennig-Walzer am 14. Mai 1834 in selbstverständlich sorgfältigen
Ausgaben und nicht im „Musikalischen Pfennig-Magazin“ heraus. Die Klavierausgabe versah er mit einem sehr
hübschen, geschmackvoll gestalteten Titelblatt. Dann war die Mode der verschiedenen Pfennig-Magazine fast
schon vorüber. Immerhin: im Fasching 1834 hat der Pfennig-Walzer den Tänzerinnen und Tänzern viel Freude
bereitet.
6 Boulogner-Galopp, Op. 104
nach Motiven aus der Oper Die Botschafterin von D. Auber
(on motifs from Auber’s opera The Ambassadress)
Johann Strauss performed the Boulogne Galop and the waltz Freuden-Grüsse (Joyful Geetings) for the first time on
13th January 1839 at the Sperl. This was his first appearance after his extended concert-tour to France and England.
Strauss, completely exhausted from the strains of this tour, returned to Vienna on 16th December 1838, but
recovered with astonishing speed.
He must have brought the Boulogne Galop with him from his journey. The opera The Ambassadress with music
by Daniel-François-Esprit Auber, was first given in Vienna on 23rd July 1839 at the Josefstadt Theatre. Since the
first performance of the work, its original title L’Ambassadrice, had already been given on 21st December 1836 at
the Paris Opéra-Comique, Strauss could have made himself familiar there with melodies from the work.
The tribute to the French city of Boulogne becomes understandable when it is remembered that Strauss stayed
there in September 1838 and won great success with his concerts.
8 Der Carneval in Paris, Galopp op. 100
Widmung: Den schönen Pariserinnen
Am 4. Oktober 1837 reiste Johann Strauß mit seinen Musikern von Wien ab. Über die Stationen München, Ulm,
Stuttgart, Karlsruhe und Straßburg – in allen diesen Städten hat Strauß konzertiert oder Bälle veranstaltet – kam
Strauß nach Paris. Nach dem Eintreffen in der französischen Metropole gab er am 1. November 1837 im „Gymnase
Musical“ sein erstes Konzert In den vorderen Reihen des Publikums hatten alle führenden Komponisten Platz
genommen, die damals in Paris lebten und arbeiteten: Auber, Halévy, Adam, Berlioz, Cherubini und Meyerbeer.
Die Entscheidung fiel sehr bald. Die Zuhörer waren von Johann Strauß und seinen Musikern begeistert. In der
Nacht konnte das Orchestermitglied Reichmann nach Wien berichten: „Wir haben gesiegt. Und was kostete die
große Schlacht, die unser Meister mit seinem Taktstock schlug? Einige Rosshaare, Kolofium für einen Sous und
einige tüchtige Blaser aus vollen Backen.“
Auch die weiteren Veranstaltungen der Strauß-Kapelle in Paris brachten volle Erfolge. Einmal kam Nicolò
Paganini zu einem Konzert. Strauß begrüßte ihn. Paganini erhob sich und umarmte den Wiener Musiker. Das
Publikum war begeistert. Wenn Paganini jemand durch seine Anwesenheit und seine Umarmung ehrte, verdiente er
auch den Jubel des Publikums. Am 27. und 28. Januar 1838 fanden in St. Honoré Maskenbälle statt. Johann Strauß
nützte die Gelegenheit und präsentierte am 27. Januar 1838 einen neuen Galopp, den er Der Carneval in Paris
nannte und galant als „Huldigung an die schönen Pariserinnen“ bezeichnete. Die Noten schickte er nach Wien,
sodaß Tobias Haslinger das Werk am 12. Februar 1838 veröffentlichen konnte.
Die Wiener waren über die Vorgänge in Paris bereits unterrichtet. Am 10. Februar 1838 hatte die Theaterzeitung
(Nr. 30) einen Beitrag veröffentlicht, in dem es u. a. hieß: „Am 27. Januar 1838 dirigirten Strauß und Kapellmeister
Dufresne abwechselnd ihre vereinten Orchester. Nachdem der Wiener Musiker einen rauschenden Galopp: le
carneval de Paris, hommage aux dames, zu dieser Nacht erst componirt, wurde der Tanz für’s Pianoforte gesetzt und
an die anwesenden Damen gratis ausgetheilt. Alles ist entzückt über die Galanterie des Wiener Kapellmeisters.“
Am 19. Februar 1838 berichtete die Theaterzeitung (Nr. 36) über Der Carneval in Paris anläßlich des
Erscheinens des Werkes im Verlag Tobias Haslinger. „Diese Galope trägt den Stempel der Originalität. Es
vereinigen sich in ihr französische Vivacität mit deutscher Gemüthlichkeit. Besonders lieblich ist der erste Theil
des Trios, unwiderstehlich zum Tanze hinreißend der zweite Theil davon.“
Diesem Urteil eines Zeitgenossen ist wenig hinzuzufügen. Nach vier Einleitungstakten beginnt der Galopp mit
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Der genannte Ball fand am 7. August 1837 in der „Goldenen Birn“ bei einem Sommerfest unter dem Titel „Floras
Freuden-Feier“ statt. Zwei Tage später erschien das Werk bereits im Verlag Tobias Haslinger. Nun konnte ganz
Wien den Cachucha-Galopp tanzen. Er durfte auf keinem Ballrepertoire fehlen, solange der „Cachucha-Rummel“
anhielt. Im Oktober 1837 klagte ein Mitarbeiter der Theaterzeitung:„Was haben wir nicht schon alles dieser
Cachucha wegen gelitten! Sämtliche Trommelfelle haben uns die Cachucha-Klavierhackereien zerissen.“ Als aber
im Theater an der Wien der beleibte Wenzel Scholz im Kostüm Fanny Elsslers die Cachucha vorführte, hatte das
Publikum genug. Das Stück und die wahrhaft komische Produktion wurden abgelehnt. Da hatte aber Johann Strauß
seinen Erfolg schon ausgekostet. Der von Kastagnetten begleitete Cachucha-Teil des Galopps und die Coda boten
Originalmelodien, das Trio hat Strauß geschickt ergänzt.
In dieser Form hat der originelle Cachucha-Galopp überlebt und kann immer noch, auch zur Erinerung an die
„göttliche“ Fanny Elssler, die Zuhörer erfreuen.
5 Gabrielen-Walzer op. 68
Sr. kaiserlichen Hoheit, dem durchlauchtigsten Prinzen und Herrn
Anton Victor, Erzherzog von Österreich in tiefster Ehrfurcht gewidmet
Die mit einem leisen Tremolo beginnende Introduction mag dazu beigetragen haben, daß dieses anmutige Werk
später von phantasievollen Autoren als „Totenwalzer“ bezeichnet worden ist und zum Anlaß für schaurige
Erzählungen wurde. Die Zeitgenossen wußten nichts von derlei Geschichten. Es ist undenkbar, daß Strauß dem
Erzherzog Anton Victor, dem Bruder des Kaisers Franz I. und Schutzherrn der Gesellschaft der Musikfreunde in
Wien, eine Komposition gewidmet hätte, die eine unangenehme Vorgeschichte gehabt hat. Da der populäre
Erzherzog auch Protektor des „Vereins zur Unterstützung armer erwachsener Blinder“ war, erfolgte die
Uraufführung des Gabrielen-Walzers auf dem von den Wienern so genannten „Blinden-Ball“ am 20. Januar 1834
im „Sperl“.
Das Werk ist anmutig und bietet in seinen fünf Walzerteilen einige hübsche, leicht ins Ohr gehende Melodien,
kann aber nicht als Meisterwalzer bezeichnet werden. Es wurde auch von Johann Strauß selbst und seinen Söhnen
später nicht mehr wiederholt. Aber es lohnt sich immerhin, den Gabrielen-Walzer wieder einmal zu hören.
6 Boulogner-Galopp op. 104
nach Motiven aus der Oper Die Botschafterin von D. Auber
Johann Strauß hat den Boulogner-Galopp und den Walzer Freuden-Grüße am 13. Januar 1839 im „Sperl“ zum
ersten Male aufgeführt. Es war sein erstes Auftreten nach einer ausgedehnten Konzertreise nach Frankreich und
England. Strauß war, von den Strapazen dieser Tournee völlig erschöpft, am 16. Dezember 1838 nach Wien
zurückgekommen. Aber er hat sich erstaunlich rasch erholt.
Den Boulogner-Galopp dürfte er aber von der Reise mitgebracht haben. Die Oper Die Botschafterin mit Musik
von Daniel François Esprit Auber wurde in Wien erst seit dem 23. Juli 1839 im Wiener Theater in der Josefstadt
gespielt. Da die Uraufführung des Werkes (Originaltitel: L’ Ambassadrice) bereits am 21. Dezember 1836 in der
Pariser Opéra comique stattgefunden hatte, konnte Strauß sich in Paris mit den Motiven des Werkes vertraut
machen.
Die Huldigung an die französiche Stadt Boulogne wird verständlich, wenn man bedenkt, daß sich Strauß im
September 1838 dort aufgehalten und mit seinen Konzerten großen Erfolg erzielt hat.
7 Pfennig-Walzer op. 70
Im Jahre 1834 wurde in der Wiener Zeitung mit großen Inseraten Reklame für die neuen Pfennig-Magazine
gemacht. Es handelte sich um ein Leipziger Erzeugnis, das zu zahlreichen Problemen, vor allem zu physikalisch-
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7 Pfennig-Walzer, Op. 70 (Penny Waltz)
In 1834 there was great advertising in the Wiener Zeitung for the new Penny Magazine. This was a Leipzig
production that published articles on many problems, particularly subjects of physical and natural science, in
popular scientific form. The copies of the magazine, printed on poor paper, were cheap. Tobias Haslinger
immediately seized on the fashion and issued a Musical Penny Magazine that was at first bought with similar
enthusiasm. It was, nevertheless, predictable that the demand for this cheap product would not last long, and so it
came about.
Johann Strauss seized the opportunity and arranged a Penny Magazine Ball on 5th February 1834 at the Sperl
for his benefit. A dedication waltz was needed. Strauss performed for that event a relatively simple, but obviously
not ‘cheap’ (that is, primitive) composition. Naturally he also followed the fashion and called the work the Penny
Waltz. An introduction of eleven bars is followed by five waltz sections (the third has 67 bars, the prescribed
repetitions included). In the cheerful coda there are contrasting loud and soft dynamics, providing an interesting
conclusion.
The publisher Tobias Haslinger issued the Penny Waltz on 14th May 1834 in a separate and careful edition and
not in the Musical Penny Magazine. He provided the piano edition with a very charming, elegant title-page. The
fashion for various penny magazines was almost over, yet at Carnival in 1834 the Penny Waltz gave the dancers
much pleasure.
8 Der Carneval in Paris Galopp, Op. 100 (The Carnival in Paris)
Widmung: Den schönen Pariserinnen (Dedication: To the fair ladies of Paris)
On 4th October 1837 Johann Strauss and his musicians travelled from Vienna to Paris. They passed through
Munich, Ulm, Stuttgart, Carlsruhe and Strasbourg, in all of which Strauss gave concerts or arranged balls, before
reaching Paris. After arriving there he gave his first concert on 1st November 1837 at the Gymnase Musical. In the
front rows were all the leading composers who lived and worked in Paris, Auber, Halévy, Adam, Berlioz, Cherubini
and Meyerbeer.
The verdict came very soon. The audience was full of enthusiasm for Strauss and his musicians. That night
Reichmann, a member of the orchestra, was able to write to Vienna: ‘We have triumphed. And what did the great
slaughter cost, that our master achieved with his baton? Some horse-hair, resin for a sou and some blowing from
full cheeks.’
The subsequent engagements of the Strauss orchestra in Paris brought complete success. On one occasion
Nicolò Paganini came to a concert. Strauss greeted him. Paganini stood up and embraced the Viennese musician.
The public was enthusiastic. Since everyone respected Paganini for his presence and his gesture, he too won the
acclaim of the public. On 27th and 28th January 1838 there was a masked ball at St Honoré. Johann Strauss used
the opportunity and presented on 27th January presented a new galop that he called The Carnival in Paris and
gallantly designated it a tribute to the ‘fair ladies of Paris’. He sent the score to Vienna, so that Tobias Haslinger
could publish it on 12th February 1838. The Viennese were already informed of the proceedings in Paris. On 10th
February the Theaterzeitung (No. 30) had published a contribution which, among other things, said: ‘On 27th
January Strauss and the conductor Dufresne directed their united orchestras in alternation. After the Viennese
composer wrote a spirited galop, le carneval de Paris, hommage aux dames, for this night, the dance was arranged for
piano and given out free to the ladies present. Everyone was enchanted by the gallantry of the Viennese conductor.’
On 19th February 1838 the Theaterzeitung (No. 36) announced the appearance of Carnival in Paris from
Tobias Haslinger: ‘This galop bears the stamp of originality. French vivacity is combined with German geniality.
Particularly lovely is the first part of the trio, with the second part an irresistible invitation to the dance.’ Little can
be added to this verdict of a contemporary. After four introductory bars the galop begins with a lively motif,
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followed, after the repetition, by a charming melody in the second part. It continues with spirited passages of
sixteen bars respectively that can certainly be described as ‘an irresistible invitation to the dance’.
9 Iris-Walzer, Op. 75
Dem hochgebornen Herrn Carl von Gervais, kais. russ. Hofrath und Botschafts-Sekretär am k.k.Hofe
hochachtungsvoll gewidmet
(Most respectfully dedicated to the Honourable Herr Carl von Gervais, Imperial Russian Counsellor and
Embassy Secretary at the Royal and Imperial Court)
The first performance of the Iris Waltz was at the Iris summer festival on 27th August 1834 at the Sperl, held as a
benefit for Johann Strauss. Strauss, of course, conducted the music himself for this evening. There was the now
usual crowd of visitors and C.F.Hirsch, ‘Lamperl-Hirsch’, was able again to use all his artistry in lighting. He saw
to the ‘fairy’ illumination of the garden.
The title of the summer festival pleased the public. Irises were the flowers that, together with larkspur and
clematis, were blossoming in every garden. This corresponded with the Biedermeier period that then enchanted
people. All these circumstances led to the success of the Iris summer festival at the Sperl and of the Iris Waltz.
The work was issued by Tobias Haslinger on 18th November 1834 and found many buyers. The piano edition,
which had an evocative title-page, is today a much sought after and admired rarity. The work that certainly played
an important rôle in the customary music of the Biedermeier, after a short introduction of twelve bars, offers a
charming waltz, consisting of five sections and an extended coda which quotes the melody of the first and fifth
waltz section and offers a rapid stretta.
The Iris Waltz is perhaps no masterwork, but Johann Strauss later was happy to repeat it often in his concerts
and balls in Berlin.
0 Original-Parade-Marsch, Op. 73
The ‘Vienna Citizens’ March’ was issued by Tobias Haslinger as Original Parade March, Op.73, on 27th June
1832. On the title-page of this edition Johann Strauss was for the first time designated ‘Conductor in the
Honourable First Citizens’ Regiment’. The first performance of the work took place not at a parade but on 15th
October 1832 at the Sperl. The return from the sale of the march was spent, like the return from the ball at the Sperl
on 15th October 1832, on funds for the poor.
The march, in the traditional form with an Allegro marcia framing a Trio, offers vigorous melodies to which
one could dance just as well as march. At the ball at the Sperl the march was danced. It is no longer known whether
it was also used for a parade of the Citizen Guard in the Inner Burghof. In the newspapers of 1832 no report of a
parade is found.
! Erinnerung an Berlin, Walzer, Op. 78 (Souvenir of Berlin)
Ihrer königlichen Hoheit, der durchlauchtigsten Frau Auguste, vermählten Prinzessin Wilhelm von
Preussen, gebornen Prinzessin von Weimar etc. etc. etc., in tiefster Ehrfurcht gewidmet)
(Dedicated to Her Most Serene Royal Highness Auguste, Princess Wilhelm of Prussia, née Princess of
Weimar etc. etc. etc. in profoundest respect)
At the end of October 1834 Johann Strauss with his thirty musicians undertook a concert-tour, a bold venture in the
existing circumstances, to Berlin. Nevertheless, he knew that the fame of his name and enthusiasm for his waltzes and
galops had already made some way there. He trusted that there would be audiences enough at his performances and
that the financial risk was justifiable. Furthermore, he was assured that he would certainly find well-disposed patrons.
So it turned out. On 12th November 1834 Johann Strauss, after some preparation, gave an evening musical
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Auch das zweite Auftreten in denselben Sälen der Pester Redoute am 10. November 1833 löste stürmischen
Jubel und begeisterte Berichte aus. Das ärgerte den Mitarbeiter der Zeitung Der Sammler. Er entgegnete dem
Bericht der Theaterzeitung vom 16. November 1833 mit einem Aufsatz, in dem er loslegte: „Und wer ist der
geniale Künstler? Ein Geiger, der Walzer und Märsche komponiert und Quodlibets zusammenstellt! Ein gerechter
Unwille muss jeden ergreifen, der, wenn Strauß spielt, die Namen ‘Kunst’ und ‘Künstler’ solcherart frivol
entweihen hört“. Darauf erwiderte am 19. Dezember 1833 in derselben Zeitung der Mitarbeiter Sigmund
Schlesinger: „Ich wette, Herr Strauß ist weder so unbescheiden noch so anmassend, um die zahlreichen Mißgriffe
zu verschulden, welche Journalisten in ihren Lobpreisungen begehen“.
Es ist möglich, daß sich Sigmund Schlesinger auf einen Briefentwurf von Johann Strauß beziehen konnte, der
im Archiv der „Gesellschaft der Musikfreunde in Wien“ liegt. Darin heißt es u.a.: „Ich habe nichts dazu gethan, daß
sie mich, wofür ich mich nie ausgab, einen Künstler nennen. Die Harmonie aller zur Freude Vereinten ist mein
einziges Ziel.“ Das hatte Johann Strauß übrigens bereits bekundet, als er seinem Walzer op. 63 den Titel gab: „Der
Frohsinn mein Ziel“.
Es ist immerhin bemerkenswert, daß Johann Strauß bereits nach der vergleichsweise kurzen Zeit seines
Wirkens eine solche Kontroverse auslösen konnte. Auch das war ein Beweis seiner Popularität. Es ist natürlich eher
ein Zufall, daß alle diese Ereignisse in den Zusammenhang mit dem Walzer: Emlék Pestre gebracht werden
müssen. Natürlich spiegelt dieses Werk, das am 27. November 1833 beim Katharinen-Ball im „Sperl“ von seinem
Komponisten vorgetragen worden ist, die Eindrücke wieder, die Johann Strauß in Pest gewonnen hat. Denn in der
Introduction dieses Meisterwalzers bietet Strauß einen echten ungarischen Tanz, einen Lassan, im Ausmaß von 16
Takten, ehe der wiegende, typisch wienerische Walzer einsetzt. Der zweite Walzerteil ist geradezu übermütig; auch
die Coda beginnt mit denselben Motiven, ehe die Reprise des ersten Walzerteils das Werk abschließt.
Als der Walzer Emlék Pestre (Erinnerung an Pest) am 18. Januar 1834 im Verlag Tobias Haslinger erschien,
war die Kontroverse vergessen, die durch die Strauß-Konzerte in Pest ausgelöst worden war. Nun konnte sich jeder
Musikfreund überzeugen, was als Ergebnis dieser Reise übrig blieb - ein Meisterwerk des etwa 30-jährigen Johann
Strauß.
4 Cachucha-Galopp [op. 97]
Im Juli 1837 besuchten die gefeierten Tänzerinnen Fanny und Therese Elssler Wien. Am 18. und 19. Juli tanzten
beide im ausverkauften Hof-Operntheater im Ballett Sylphide. Am 22. Juli legte Fanny Elssler in einer Aufführung
der Oper Die Ballnacht zum ersten Male einen spanischen Tanz ein, den sie aus Paris mitgebracht hatte, die
Cachucha. Das Publikum war sofort elektrisiert und begeistert. Am 23. und 25. Juli mußte Fanny die Cachucha
dreimal tanzen. Als die Geschwister am 5. August wieder nach Paris reisten, ließen sie Wien im „Cachucha-Fieber“
zurück.
Johann Strauß reagierte rasch. Er wollte die Begeisterung für die „Cachucha“ ausnützen. Er schrieb in aller Eile
seinen Cachucha-Galopp. Auf der Original-Partitur des Werkes findet sich ein Vermerk:
Dieser Galopp wurde eine Stunde vor Eröffnung des Balles
von Johann Strauss componirt,
vom Copisten copirt,
ohne Probe executirt,
außerordentlich applaudirt
und 3mal repetirt.
Adolf Müller
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Introduction, die in raschestem Tempo (Presto) beginnt und nach einigen melodiösen Überleitungstakten zu einem
temperamentvollen ersten Walzerteil führt, folgen fünf weitere Walzer, von denen besonders die Nummern drei
und fünf die Tänzerinnen und Tänzer beflügelt haben müssen. Ganz so, wie Heinrich Laube es in seinem Aufsatz
für seine Zeitgenossen und für die Nachwelt geschildert hat. Auch die ausführliche Coda ließ den Besuchern des
Sommerfestes keine Chance einzuschlafen.
Als das Werk am 12. November 1833 im Verlag Tobias Haslinger erschien, war Heinrich Laube nicht mehr in
Wien. Er konnte wohl die Klavierausgabe nicht erwerben und hat deshalb den Titel des Walzers vergessen, dessen
Uraufführung er im Sperl miterlebt hat: Mittel gegen den Schlaf.
2 Jugendfeuer-Galopp op. 90
Bevor Johann Strauß am 2. September 1836 zu seiner großen Konzertreise über die Stationen Prag und Leipzig
nach Norddeutschland, Holland und Belgien aufbrach, veranstaltete er am 22. August in der „Goldenen Birn“ ein
Sommer-Assamblée unter dem Titel „Humoristisches Lebensbild“: Er freute sich offenbar auf die bevorstehende
Reise. Daher sah er die Assamblée als Abschiedsfest. Über den Abend in der „Goldenen Birn“ berichtete die
Theaterzeitung am 25. August 1836: „Montags, den 22. August, gab Herr Strauß vor seiner Abreise eine Art
Abschiedsfest. Man ist schon gewohnt, daß Alles, was Herr Strauß veranstaltet, ungemein glänzend ist. So war es
auch an diesem Abend. Was die Musik betrifft, war Herr Strauß bemüht, durch energische Execution seiner
trefflichen Walzer umso mehr zu elektrisiren, als er seine neusten wieder mit ganzer Seele vortrug. Dazu kamen
auch Galopps, welche mit einem Sturm von Beifall aufgenommen wurden.“
Den Namen der neuen Galoppaden nannte der Berichterstatter nicht. Aber aus den Ankündigungen und aus
anderen Berichten geht hervor, daß Strauß am 22. August 1836 seinen Jugendfeuer-Galopp vorgetragen hat, den
der Verleger Tobias Haslinger in einer schlichten Ausgabe am 7. November 1836 als 90. Werk vorlegte und in der
Wiener Zeitung annoncierte. Daß dieses fröhliche Werk „mit einem Sturm von Beifall aufgenommen“ worden ist,
kann nicht überraschen. Das Jugendfeuer, das der Titel des Werkes verspricht, durchströmt das zweiteilige Werk,
das mit einem schwungvollen Finale ausklingt. Feurige Geigensechzehntel und kecke Melodiesprünge, die nur im
ruhigeren Trio fehlen, prägen den Charakter des Werkes. Es ist weit temperamentvoller als die gleichnamige
Schnell-Polka seines Sohnes Eduard, die am 22. November 1882 zum ersten Male aufgeführt worden ist. Es gibt
gewiß einen technischen Fortschritt, aber in der Musik hat nun einmal jede Ära ihre Meisterwerke.
entertainment at the Royal Theatre. That this possibility was open to him was already a mark of distinction. A
numerous audience attended that very quickly burst out in stormy applause at the performance of the energetic
Viennese conductor.
In consequence on 15th November the Intendant of the Royal Court Theatre arranged a ball in the same
building. On 18th November Strauss was responsible for the dance music at the King of Prussia’s ball. Now he was
able to arrange for the next evening a benefit concert in the Royal Theatre that was equally successful. For 20th
November the Russian envoy invited Strauss to his palace, on 22nd November the orchestra played at an evening
dance for Prince Carl of Prussia. On 25th November there followed a concert in the Königstadt Theatre. During the
course of this concert Strauss was invited immediately after the end of the event to the castle of Prince Ludwig of
Prussia. There the members of the court were gathered to experience the Viennese conductor in that capacity and
as a composer. The King presented him with a gift of money and the Tsar of Russia, there as a guest, with a gold
snuff-box. The trip to Berlin had been worthwhile. Strauss returned to Vienna by way of Leipzig, Dresden and
Prague.
At home the reports of the success of this journey had been followed with attention – and envy. The view was
immediately spread that these reports were exaggerated and had been overrated. Johann Strauss paid no attention
to jealousy of this kind and on 14th December 1834 again gave a concert in Vienna. On 28th January 1835 he
profited from the opportunity of the charity ball of the Austrian court, attended by many people, for the benefit of
the Society for the Support of the Impoverished Blind, held at the Sperl, to offer for the first time a new waltz with
the title Souvenir of Berlin. This he dedicated to Princess Auguste of Prussia, née Princess of Weimar. The
artistically inclined wife of the future Emperor Wilhelm I was to play an interesting part also in the life of the
younger Johann Strauss. The Theaterzeitung was able to note on 31st January 1835 that ‘the new waltzes were
received with great applause. They come from the acknowledged genius of this distinguished expert of our dance
music’.
On 26th February the Theaterzeitung made use of the appearance of the composition from Tobias Haslinger
for the declaration: ‘These dances of the beloved composer flatter the ear and set our feet in involuntary motion’.
An unauthorised edition of the waltz in Berlin raised interest in this work. Thus the Souvenir from Berlin
became a high point in the creative output of the gifted composer.
Franz Mailer
English version by Keith Anderson
3 Emlék Pestre
A nemes magyar Nemzetnek ajánlva – Erinnerung an Pest, Walzer op. 66
Der edlen ungarischen Nation geweiht
Zum ersten Male in seiner Laufbahn als Musikdirektor unternahm Johann Strauß mit seinen Musikern im Jahre
1833 Reisen. Am 12. März 1833 gastierte er in Preßburg (Bratislava), am 5. November traf er in Pest ein. Der
Pächter des Redoutensaales, Péter Fischer, hatte ihn zu diesem Gastspiel eingeladen. Am 7. November 1833 trat
Strauß in der Redoute zum ersten Male vor das Publikum. Er bot ein klug gewähltes Programm, das nicht nur
eigene Kompositionen, sondern auch den Rákóczi-Marsch enthielt. Das steigerte die Begeisterung der zahlreich
anwesenden Ungarn.
Über diese Veranstaltung berichteten nicht nur die Zeitungen in Pest. Auch die Wiener Theaterzeitung
veröffentlichte am 16. November 1833 einen Bericht ihres Korrespondenten, in dem es u. a. hieß: „Kaum betrat
dieser Mozart der Walzer, der Beethoven der Cotillons, der Paganini der Galoppe, der Rossini der Potpourris die
Tribüne der ‘Amazonen-Säle’ der Redoute, als ein reißender Bergstrom von Applaus aus allen Ecken heranströmte.
Herr Strauß hatte mit ungewöhnlichen Erwartungen zu kämpfen, siegte aber mit dem ersten Bogenstrich.“
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Music for the repertoire recorded on this CD is available for hire at Musikverlag Doblinger, Vienna
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Slovak Sinfonietta of Z̆ilina
Ernst Märzendorfer
The Slovak Sinfonietta of Z̆ilina is one of the best known professional orchestras in Eastern Europe and holds a
very important position in Slovak musical culture. It was founded in 1974 as the only “Mozart-style” orchestra in
Slovakia. Since then the orchestra has attained a prominent position in both the Czech Republic and Slovakia as
well as considerable international renown. In the course of its activities over 30 years the orchestra has enjoyed an
intensive artistic life. Its 35 members are mainly graduates of the Academies of Music in Prague, Brno and
Bratislava and many of them are winners of international competitions and active both as soloists and chamber
music players. The quality of the players together with the experience and musicianship of the founding musical
director and conductor Eduard Fischer (1930-1993) brought about the quick artistic growth of the orchestra.
Already in 1977 the orchestra had won international recognition when it was invited to the Salzburg Festival and
designated the official orchestra of that prestigious festival. Soon after there followed appearances at the Prague
Spring and major festivals throughout Europe, including the Vienna Festwochen, Spring Festival and the Haydn
Festival in Vienna. Only three orchestras visit these Viennese festivals regularly every year, the Vienna
Philharmonic, the Berlin Philharmonic and the Slovak Sinfonietta. The orchestra has been a guest of many other
important festivals in Germany, Belgium, France, Spain, Italy, Bulgaria, Poland, and Brazil, in addition to concert
engagements in Great Britain, Japan, Russia, Hungary, Finland, Sweden, Holland, Tunisia, Cyprus and the United
States. The Slovak Sinfonietta is a small symphony orchestra, but has a very broad repertoire of baroque, classical,
early romantic, and twentieth-century works. The orchestra has a natural affinity with the rich Slavic music of its
cultural heritage. There has been collaboration with distinguished conductors and soloists and a number of
acclaimed recordings. The music director of the orchestra from 1995 to 2001 was Leos̆ Svárovsk7. Since 2004 the
music director has been Oliver von Dohnányi. The chief conductor emeritus is Tsugio Maeda from Japan.
Ernst Märzendorfer was born in Oberndorf, Salzburg. He studied with Clemens Krauss at the Mozarteum in
Salzburg, and became the first conductor of the Graz Opera in 1945. In 1951 and 1952 he was invited to the Teatro
Colón in Buenos Aires, and from 1953 to 1958, he was the principal conductor of the Mozarteum Orchestra in
Salzburg, conducting several tours with the orchestra, including a highly acclaimed American tour. In 1954 he
became a guest conductor at the Salzburg Festival, and was appointed musical director of the Festival in Hellbrunn
in 1976, where he conducted, among many other productions, twenty different stage works of Offenbach during
the Salzburg Festival. Operettas include Die lustige Witwe and Der Zigeunerbaron in Italy. In 1961 he became
permanent conductor at the State Opera in Vienna, and for many years since 1964, he has served as a regular
conductor at the Berlin State Opera. Among innumerable concerts and opera engagements in Europe, North and
South America, he conducted the première performances of Capriccio by Richard Strauss in New York, Der
Rosenkavalier and Siegfried in Rome, Rheingold in Naples, Die Frau ohne Schatten and Parsifal in Berlin, and the
first performance of Richard Strauss’s last opera Des Esels Schatten in Salzburg. His numerous recordings and
television productions of complete works include L’elisir d’amore of Donizetti, Johann Strauss’s Eine Nacht in
Venedig, Meyerbeer’s Les Huguenots, and the first recording worldwide of the 107 Symphonies of Haydn, with
the Vienna Chamber Orchestra. Professional highpoints of his conducting career include memorable performances
of Pfitzner’s Palestrina at the Vienna State Opera, Handel’s Messiah at the Festival in Bratislava, the première in
Vienna of the first version of Richard Strauss’s Macbeth, a tour of Japan with the NHK Orchestra, Gluck’s
Telemaco in the Vienna Concert House and in Salzburg, Orfeo at the Dubrovnik Festival, Rappresentazione di
Anima e di Corpo of Cavalieri, and Stravinsky’s Persephone at the Salzburg Festival, the Vienna State Opera
premières of Stravinsky’s Les noces and the world premières of Henze’s Tancredi and Idiot also in Vienna. Ernst
Marzendörfer was nominated an Honorary Member of the Vienna State Opera in March 1999.
Johann Strauß-Vater • Edition • Folge 7
1 Mittel gegen den Schlaf, Walzer op. 65
Johann Strauß hat seinen Walzer Mittel gegen den Schlaf am 28. August 1833 im „Sperl“ zum ersten Male
aufgeführt. Das von ihm veranstaltete Sommerfest erhielt den Titel „Sperl in Floribus“. Wie es bei diesem Fest
zugegangen ist, wurde von dem prominenten Journalisten und späteren Direktor des Wiener k. k. Hof-Burgtheaters
Heinrich Laube in einem Beitrag für sein Buch „Reise durch das Biedermeier“ sehr eindringlich geschildert. Da er
ein Kapitel dieses Werkes mit dem Titel „Sperl in Floribus“ versehen hat, kann man seine Schilderung exakt
datieren. Er war nicht nur von der Tanzbegeisterung des Publikums beeindruckt, sondern auch von der Faszination, die Johann Strauß als Dirigent und Vorgeiger auf seine Musiker und die Gäste des Festes ausgeübt hat.
Laube nannte ihn „Napoleon autrichien“ und schilderte begeistert, wie er mit fast dämonischer Intensität das
Publikum beherrschte.
Daß Johann Strauß seinem Widmungswalzer den Titel Mittel gegen den Schlaf gegeben hat, war eigentlich
überflüssig. Denn er sorgte schon als Dirigent dafür, daß kein Besucher des Sommerfestes an Schlaf denken
konnte und es wohl auch gar nicht wollte. Die Theaterzeitung konnte in ihrem Bericht über das Fest daher mit
Gewißheit konstatieren: „Das Fest beim Sperl dauerte bis zum frühen Morgen.“
Der Walzer von Johann Strauß ließ und läßt keinen Gedanken an Müdigkeit und Schlaf aufkommen. Einer
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Slovak Sinfonietta of Z̆ilina
Ernst Märzendorfer
The Slovak Sinfonietta of Z̆ilina is one of the best known professional orchestras in Eastern Europe and holds a
very important position in Slovak musical culture. It was founded in 1974 as the only “Mozart-style” orchestra in
Slovakia. Since then the orchestra has attained a prominent position in both the Czech Republic and Slovakia as
well as considerable international renown. In the course of its activities over 30 years the orchestra has enjoyed an
intensive artistic life. Its 35 members are mainly graduates of the Academies of Music in Prague, Brno and
Bratislava and many of them are winners of international competitions and active both as soloists and chamber
music players. The quality of the players together with the experience and musicianship of the founding musical
director and conductor Eduard Fischer (1930-1993) brought about the quick artistic growth of the orchestra.
Already in 1977 the orchestra had won international recognition when it was invited to the Salzburg Festival and
designated the official orchestra of that prestigious festival. Soon after there followed appearances at the Prague
Spring and major festivals throughout Europe, including the Vienna Festwochen, Spring Festival and the Haydn
Festival in Vienna. Only three orchestras visit these Viennese festivals regularly every year, the Vienna
Philharmonic, the Berlin Philharmonic and the Slovak Sinfonietta. The orchestra has been a guest of many other
important festivals in Germany, Belgium, France, Spain, Italy, Bulgaria, Poland, and Brazil, in addition to concert
engagements in Great Britain, Japan, Russia, Hungary, Finland, Sweden, Holland, Tunisia, Cyprus and the United
States. The Slovak Sinfonietta is a small symphony orchestra, but has a very broad repertoire of baroque, classical,
early romantic, and twentieth-century works. The orchestra has a natural affinity with the rich Slavic music of its
cultural heritage. There has been collaboration with distinguished conductors and soloists and a number of
acclaimed recordings. The music director of the orchestra from 1995 to 2001 was Leos̆ Svárovsk7. Since 2004 the
music director has been Oliver von Dohnányi. The chief conductor emeritus is Tsugio Maeda from Japan.
Ernst Märzendorfer was born in Oberndorf, Salzburg. He studied with Clemens Krauss at the Mozarteum in
Salzburg, and became the first conductor of the Graz Opera in 1945. In 1951 and 1952 he was invited to the Teatro
Colón in Buenos Aires, and from 1953 to 1958, he was the principal conductor of the Mozarteum Orchestra in
Salzburg, conducting several tours with the orchestra, including a highly acclaimed American tour. In 1954 he
became a guest conductor at the Salzburg Festival, and was appointed musical director of the Festival in Hellbrunn
in 1976, where he conducted, among many other productions, twenty different stage works of Offenbach during
the Salzburg Festival. Operettas include Die lustige Witwe and Der Zigeunerbaron in Italy. In 1961 he became
permanent conductor at the State Opera in Vienna, and for many years since 1964, he has served as a regular
conductor at the Berlin State Opera. Among innumerable concerts and opera engagements in Europe, North and
South America, he conducted the première performances of Capriccio by Richard Strauss in New York, Der
Rosenkavalier and Siegfried in Rome, Rheingold in Naples, Die Frau ohne Schatten and Parsifal in Berlin, and the
first performance of Richard Strauss’s last opera Des Esels Schatten in Salzburg. His numerous recordings and
television productions of complete works include L’elisir d’amore of Donizetti, Johann Strauss’s Eine Nacht in
Venedig, Meyerbeer’s Les Huguenots, and the first recording worldwide of the 107 Symphonies of Haydn, with
the Vienna Chamber Orchestra. Professional highpoints of his conducting career include memorable performances
of Pfitzner’s Palestrina at the Vienna State Opera, Handel’s Messiah at the Festival in Bratislava, the première in
Vienna of the first version of Richard Strauss’s Macbeth, a tour of Japan with the NHK Orchestra, Gluck’s
Telemaco in the Vienna Concert House and in Salzburg, Orfeo at the Dubrovnik Festival, Rappresentazione di
Anima e di Corpo of Cavalieri, and Stravinsky’s Persephone at the Salzburg Festival, the Vienna State Opera
premières of Stravinsky’s Les noces and the world premières of Henze’s Tancredi and Idiot also in Vienna. Ernst
Marzendörfer was nominated an Honorary Member of the Vienna State Opera in March 1999.
Johann Strauß-Vater • Edition • Folge 7
1 Mittel gegen den Schlaf, Walzer op. 65
Johann Strauß hat seinen Walzer Mittel gegen den Schlaf am 28. August 1833 im „Sperl“ zum ersten Male
aufgeführt. Das von ihm veranstaltete Sommerfest erhielt den Titel „Sperl in Floribus“. Wie es bei diesem Fest
zugegangen ist, wurde von dem prominenten Journalisten und späteren Direktor des Wiener k. k. Hof-Burgtheaters
Heinrich Laube in einem Beitrag für sein Buch „Reise durch das Biedermeier“ sehr eindringlich geschildert. Da er
ein Kapitel dieses Werkes mit dem Titel „Sperl in Floribus“ versehen hat, kann man seine Schilderung exakt
datieren. Er war nicht nur von der Tanzbegeisterung des Publikums beeindruckt, sondern auch von der Faszination, die Johann Strauß als Dirigent und Vorgeiger auf seine Musiker und die Gäste des Festes ausgeübt hat.
Laube nannte ihn „Napoleon autrichien“ und schilderte begeistert, wie er mit fast dämonischer Intensität das
Publikum beherrschte.
Daß Johann Strauß seinem Widmungswalzer den Titel Mittel gegen den Schlaf gegeben hat, war eigentlich
überflüssig. Denn er sorgte schon als Dirigent dafür, daß kein Besucher des Sommerfestes an Schlaf denken
konnte und es wohl auch gar nicht wollte. Die Theaterzeitung konnte in ihrem Bericht über das Fest daher mit
Gewißheit konstatieren: „Das Fest beim Sperl dauerte bis zum frühen Morgen.“
Der Walzer von Johann Strauß ließ und läßt keinen Gedanken an Müdigkeit und Schlaf aufkommen. Einer
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Introduction, die in raschestem Tempo (Presto) beginnt und nach einigen melodiösen Überleitungstakten zu einem
temperamentvollen ersten Walzerteil führt, folgen fünf weitere Walzer, von denen besonders die Nummern drei
und fünf die Tänzerinnen und Tänzer beflügelt haben müssen. Ganz so, wie Heinrich Laube es in seinem Aufsatz
für seine Zeitgenossen und für die Nachwelt geschildert hat. Auch die ausführliche Coda ließ den Besuchern des
Sommerfestes keine Chance einzuschlafen.
Als das Werk am 12. November 1833 im Verlag Tobias Haslinger erschien, war Heinrich Laube nicht mehr in
Wien. Er konnte wohl die Klavierausgabe nicht erwerben und hat deshalb den Titel des Walzers vergessen, dessen
Uraufführung er im Sperl miterlebt hat: Mittel gegen den Schlaf.
2 Jugendfeuer-Galopp op. 90
Bevor Johann Strauß am 2. September 1836 zu seiner großen Konzertreise über die Stationen Prag und Leipzig
nach Norddeutschland, Holland und Belgien aufbrach, veranstaltete er am 22. August in der „Goldenen Birn“ ein
Sommer-Assamblée unter dem Titel „Humoristisches Lebensbild“: Er freute sich offenbar auf die bevorstehende
Reise. Daher sah er die Assamblée als Abschiedsfest. Über den Abend in der „Goldenen Birn“ berichtete die
Theaterzeitung am 25. August 1836: „Montags, den 22. August, gab Herr Strauß vor seiner Abreise eine Art
Abschiedsfest. Man ist schon gewohnt, daß Alles, was Herr Strauß veranstaltet, ungemein glänzend ist. So war es
auch an diesem Abend. Was die Musik betrifft, war Herr Strauß bemüht, durch energische Execution seiner
trefflichen Walzer umso mehr zu elektrisiren, als er seine neusten wieder mit ganzer Seele vortrug. Dazu kamen
auch Galopps, welche mit einem Sturm von Beifall aufgenommen wurden.“
Den Namen der neuen Galoppaden nannte der Berichterstatter nicht. Aber aus den Ankündigungen und aus
anderen Berichten geht hervor, daß Strauß am 22. August 1836 seinen Jugendfeuer-Galopp vorgetragen hat, den
der Verleger Tobias Haslinger in einer schlichten Ausgabe am 7. November 1836 als 90. Werk vorlegte und in der
Wiener Zeitung annoncierte. Daß dieses fröhliche Werk „mit einem Sturm von Beifall aufgenommen“ worden ist,
kann nicht überraschen. Das Jugendfeuer, das der Titel des Werkes verspricht, durchströmt das zweiteilige Werk,
das mit einem schwungvollen Finale ausklingt. Feurige Geigensechzehntel und kecke Melodiesprünge, die nur im
ruhigeren Trio fehlen, prägen den Charakter des Werkes. Es ist weit temperamentvoller als die gleichnamige
Schnell-Polka seines Sohnes Eduard, die am 22. November 1882 zum ersten Male aufgeführt worden ist. Es gibt
gewiß einen technischen Fortschritt, aber in der Musik hat nun einmal jede Ära ihre Meisterwerke.
entertainment at the Royal Theatre. That this possibility was open to him was already a mark of distinction. A
numerous audience attended that very quickly burst out in stormy applause at the performance of the energetic
Viennese conductor.
In consequence on 15th November the Intendant of the Royal Court Theatre arranged a ball in the same
building. On 18th November Strauss was responsible for the dance music at the King of Prussia’s ball. Now he was
able to arrange for the next evening a benefit concert in the Royal Theatre that was equally successful. For 20th
November the Russian envoy invited Strauss to his palace, on 22nd November the orchestra played at an evening
dance for Prince Carl of Prussia. On 25th November there followed a concert in the Königstadt Theatre. During the
course of this concert Strauss was invited immediately after the end of the event to the castle of Prince Ludwig of
Prussia. There the members of the court were gathered to experience the Viennese conductor in that capacity and
as a composer. The King presented him with a gift of money and the Tsar of Russia, there as a guest, with a gold
snuff-box. The trip to Berlin had been worthwhile. Strauss returned to Vienna by way of Leipzig, Dresden and
Prague.
At home the reports of the success of this journey had been followed with attention – and envy. The view was
immediately spread that these reports were exaggerated and had been overrated. Johann Strauss paid no attention
to jealousy of this kind and on 14th December 1834 again gave a concert in Vienna. On 28th January 1835 he
profited from the opportunity of the charity ball of the Austrian court, attended by many people, for the benefit of
the Society for the Support of the Impoverished Blind, held at the Sperl, to offer for the first time a new waltz with
the title Souvenir of Berlin. This he dedicated to Princess Auguste of Prussia, née Princess of Weimar. The
artistically inclined wife of the future Emperor Wilhelm I was to play an interesting part also in the life of the
younger Johann Strauss. The Theaterzeitung was able to note on 31st January 1835 that ‘the new waltzes were
received with great applause. They come from the acknowledged genius of this distinguished expert of our dance
music’.
On 26th February the Theaterzeitung made use of the appearance of the composition from Tobias Haslinger
for the declaration: ‘These dances of the beloved composer flatter the ear and set our feet in involuntary motion’.
An unauthorised edition of the waltz in Berlin raised interest in this work. Thus the Souvenir from Berlin
became a high point in the creative output of the gifted composer.
Franz Mailer
English version by Keith Anderson
3 Emlék Pestre
A nemes magyar Nemzetnek ajánlva – Erinnerung an Pest, Walzer op. 66
Der edlen ungarischen Nation geweiht
Zum ersten Male in seiner Laufbahn als Musikdirektor unternahm Johann Strauß mit seinen Musikern im Jahre
1833 Reisen. Am 12. März 1833 gastierte er in Preßburg (Bratislava), am 5. November traf er in Pest ein. Der
Pächter des Redoutensaales, Péter Fischer, hatte ihn zu diesem Gastspiel eingeladen. Am 7. November 1833 trat
Strauß in der Redoute zum ersten Male vor das Publikum. Er bot ein klug gewähltes Programm, das nicht nur
eigene Kompositionen, sondern auch den Rákóczi-Marsch enthielt. Das steigerte die Begeisterung der zahlreich
anwesenden Ungarn.
Über diese Veranstaltung berichteten nicht nur die Zeitungen in Pest. Auch die Wiener Theaterzeitung
veröffentlichte am 16. November 1833 einen Bericht ihres Korrespondenten, in dem es u. a. hieß: „Kaum betrat
dieser Mozart der Walzer, der Beethoven der Cotillons, der Paganini der Galoppe, der Rossini der Potpourris die
Tribüne der ‘Amazonen-Säle’ der Redoute, als ein reißender Bergstrom von Applaus aus allen Ecken heranströmte.
Herr Strauß hatte mit ungewöhnlichen Erwartungen zu kämpfen, siegte aber mit dem ersten Bogenstrich.“
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Music for the repertoire recorded on this CD is available for hire at Musikverlag Doblinger, Vienna
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followed, after the repetition, by a charming melody in the second part. It continues with spirited passages of
sixteen bars respectively that can certainly be described as ‘an irresistible invitation to the dance’.
9 Iris-Walzer, Op. 75
Dem hochgebornen Herrn Carl von Gervais, kais. russ. Hofrath und Botschafts-Sekretär am k.k.Hofe
hochachtungsvoll gewidmet
(Most respectfully dedicated to the Honourable Herr Carl von Gervais, Imperial Russian Counsellor and
Embassy Secretary at the Royal and Imperial Court)
The first performance of the Iris Waltz was at the Iris summer festival on 27th August 1834 at the Sperl, held as a
benefit for Johann Strauss. Strauss, of course, conducted the music himself for this evening. There was the now
usual crowd of visitors and C.F.Hirsch, ‘Lamperl-Hirsch’, was able again to use all his artistry in lighting. He saw
to the ‘fairy’ illumination of the garden.
The title of the summer festival pleased the public. Irises were the flowers that, together with larkspur and
clematis, were blossoming in every garden. This corresponded with the Biedermeier period that then enchanted
people. All these circumstances led to the success of the Iris summer festival at the Sperl and of the Iris Waltz.
The work was issued by Tobias Haslinger on 18th November 1834 and found many buyers. The piano edition,
which had an evocative title-page, is today a much sought after and admired rarity. The work that certainly played
an important rôle in the customary music of the Biedermeier, after a short introduction of twelve bars, offers a
charming waltz, consisting of five sections and an extended coda which quotes the melody of the first and fifth
waltz section and offers a rapid stretta.
The Iris Waltz is perhaps no masterwork, but Johann Strauss later was happy to repeat it often in his concerts
and balls in Berlin.
0 Original-Parade-Marsch, Op. 73
The ‘Vienna Citizens’ March’ was issued by Tobias Haslinger as Original Parade March, Op.73, on 27th June
1832. On the title-page of this edition Johann Strauss was for the first time designated ‘Conductor in the
Honourable First Citizens’ Regiment’. The first performance of the work took place not at a parade but on 15th
October 1832 at the Sperl. The return from the sale of the march was spent, like the return from the ball at the Sperl
on 15th October 1832, on funds for the poor.
The march, in the traditional form with an Allegro marcia framing a Trio, offers vigorous melodies to which
one could dance just as well as march. At the ball at the Sperl the march was danced. It is no longer known whether
it was also used for a parade of the Citizen Guard in the Inner Burghof. In the newspapers of 1832 no report of a
parade is found.
! Erinnerung an Berlin, Walzer, Op. 78 (Souvenir of Berlin)
Ihrer königlichen Hoheit, der durchlauchtigsten Frau Auguste, vermählten Prinzessin Wilhelm von
Preussen, gebornen Prinzessin von Weimar etc. etc. etc., in tiefster Ehrfurcht gewidmet)
(Dedicated to Her Most Serene Royal Highness Auguste, Princess Wilhelm of Prussia, née Princess of
Weimar etc. etc. etc. in profoundest respect)
At the end of October 1834 Johann Strauss with his thirty musicians undertook a concert-tour, a bold venture in the
existing circumstances, to Berlin. Nevertheless, he knew that the fame of his name and enthusiasm for his waltzes and
galops had already made some way there. He trusted that there would be audiences enough at his performances and
that the financial risk was justifiable. Furthermore, he was assured that he would certainly find well-disposed patrons.
So it turned out. On 12th November 1834 Johann Strauss, after some preparation, gave an evening musical
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Auch das zweite Auftreten in denselben Sälen der Pester Redoute am 10. November 1833 löste stürmischen
Jubel und begeisterte Berichte aus. Das ärgerte den Mitarbeiter der Zeitung Der Sammler. Er entgegnete dem
Bericht der Theaterzeitung vom 16. November 1833 mit einem Aufsatz, in dem er loslegte: „Und wer ist der
geniale Künstler? Ein Geiger, der Walzer und Märsche komponiert und Quodlibets zusammenstellt! Ein gerechter
Unwille muss jeden ergreifen, der, wenn Strauß spielt, die Namen ‘Kunst’ und ‘Künstler’ solcherart frivol
entweihen hört“. Darauf erwiderte am 19. Dezember 1833 in derselben Zeitung der Mitarbeiter Sigmund
Schlesinger: „Ich wette, Herr Strauß ist weder so unbescheiden noch so anmassend, um die zahlreichen Mißgriffe
zu verschulden, welche Journalisten in ihren Lobpreisungen begehen“.
Es ist möglich, daß sich Sigmund Schlesinger auf einen Briefentwurf von Johann Strauß beziehen konnte, der
im Archiv der „Gesellschaft der Musikfreunde in Wien“ liegt. Darin heißt es u.a.: „Ich habe nichts dazu gethan, daß
sie mich, wofür ich mich nie ausgab, einen Künstler nennen. Die Harmonie aller zur Freude Vereinten ist mein
einziges Ziel.“ Das hatte Johann Strauß übrigens bereits bekundet, als er seinem Walzer op. 63 den Titel gab: „Der
Frohsinn mein Ziel“.
Es ist immerhin bemerkenswert, daß Johann Strauß bereits nach der vergleichsweise kurzen Zeit seines
Wirkens eine solche Kontroverse auslösen konnte. Auch das war ein Beweis seiner Popularität. Es ist natürlich eher
ein Zufall, daß alle diese Ereignisse in den Zusammenhang mit dem Walzer: Emlék Pestre gebracht werden
müssen. Natürlich spiegelt dieses Werk, das am 27. November 1833 beim Katharinen-Ball im „Sperl“ von seinem
Komponisten vorgetragen worden ist, die Eindrücke wieder, die Johann Strauß in Pest gewonnen hat. Denn in der
Introduction dieses Meisterwalzers bietet Strauß einen echten ungarischen Tanz, einen Lassan, im Ausmaß von 16
Takten, ehe der wiegende, typisch wienerische Walzer einsetzt. Der zweite Walzerteil ist geradezu übermütig; auch
die Coda beginnt mit denselben Motiven, ehe die Reprise des ersten Walzerteils das Werk abschließt.
Als der Walzer Emlék Pestre (Erinnerung an Pest) am 18. Januar 1834 im Verlag Tobias Haslinger erschien,
war die Kontroverse vergessen, die durch die Strauß-Konzerte in Pest ausgelöst worden war. Nun konnte sich jeder
Musikfreund überzeugen, was als Ergebnis dieser Reise übrig blieb - ein Meisterwerk des etwa 30-jährigen Johann
Strauß.
4 Cachucha-Galopp [op. 97]
Im Juli 1837 besuchten die gefeierten Tänzerinnen Fanny und Therese Elssler Wien. Am 18. und 19. Juli tanzten
beide im ausverkauften Hof-Operntheater im Ballett Sylphide. Am 22. Juli legte Fanny Elssler in einer Aufführung
der Oper Die Ballnacht zum ersten Male einen spanischen Tanz ein, den sie aus Paris mitgebracht hatte, die
Cachucha. Das Publikum war sofort elektrisiert und begeistert. Am 23. und 25. Juli mußte Fanny die Cachucha
dreimal tanzen. Als die Geschwister am 5. August wieder nach Paris reisten, ließen sie Wien im „Cachucha-Fieber“
zurück.
Johann Strauß reagierte rasch. Er wollte die Begeisterung für die „Cachucha“ ausnützen. Er schrieb in aller Eile
seinen Cachucha-Galopp. Auf der Original-Partitur des Werkes findet sich ein Vermerk:
Dieser Galopp wurde eine Stunde vor Eröffnung des Balles
von Johann Strauss componirt,
vom Copisten copirt,
ohne Probe executirt,
außerordentlich applaudirt
und 3mal repetirt.
Adolf Müller
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Der genannte Ball fand am 7. August 1837 in der „Goldenen Birn“ bei einem Sommerfest unter dem Titel „Floras
Freuden-Feier“ statt. Zwei Tage später erschien das Werk bereits im Verlag Tobias Haslinger. Nun konnte ganz
Wien den Cachucha-Galopp tanzen. Er durfte auf keinem Ballrepertoire fehlen, solange der „Cachucha-Rummel“
anhielt. Im Oktober 1837 klagte ein Mitarbeiter der Theaterzeitung:„Was haben wir nicht schon alles dieser
Cachucha wegen gelitten! Sämtliche Trommelfelle haben uns die Cachucha-Klavierhackereien zerissen.“ Als aber
im Theater an der Wien der beleibte Wenzel Scholz im Kostüm Fanny Elsslers die Cachucha vorführte, hatte das
Publikum genug. Das Stück und die wahrhaft komische Produktion wurden abgelehnt. Da hatte aber Johann Strauß
seinen Erfolg schon ausgekostet. Der von Kastagnetten begleitete Cachucha-Teil des Galopps und die Coda boten
Originalmelodien, das Trio hat Strauß geschickt ergänzt.
In dieser Form hat der originelle Cachucha-Galopp überlebt und kann immer noch, auch zur Erinerung an die
„göttliche“ Fanny Elssler, die Zuhörer erfreuen.
5 Gabrielen-Walzer op. 68
Sr. kaiserlichen Hoheit, dem durchlauchtigsten Prinzen und Herrn
Anton Victor, Erzherzog von Österreich in tiefster Ehrfurcht gewidmet
Die mit einem leisen Tremolo beginnende Introduction mag dazu beigetragen haben, daß dieses anmutige Werk
später von phantasievollen Autoren als „Totenwalzer“ bezeichnet worden ist und zum Anlaß für schaurige
Erzählungen wurde. Die Zeitgenossen wußten nichts von derlei Geschichten. Es ist undenkbar, daß Strauß dem
Erzherzog Anton Victor, dem Bruder des Kaisers Franz I. und Schutzherrn der Gesellschaft der Musikfreunde in
Wien, eine Komposition gewidmet hätte, die eine unangenehme Vorgeschichte gehabt hat. Da der populäre
Erzherzog auch Protektor des „Vereins zur Unterstützung armer erwachsener Blinder“ war, erfolgte die
Uraufführung des Gabrielen-Walzers auf dem von den Wienern so genannten „Blinden-Ball“ am 20. Januar 1834
im „Sperl“.
Das Werk ist anmutig und bietet in seinen fünf Walzerteilen einige hübsche, leicht ins Ohr gehende Melodien,
kann aber nicht als Meisterwalzer bezeichnet werden. Es wurde auch von Johann Strauß selbst und seinen Söhnen
später nicht mehr wiederholt. Aber es lohnt sich immerhin, den Gabrielen-Walzer wieder einmal zu hören.
6 Boulogner-Galopp op. 104
nach Motiven aus der Oper Die Botschafterin von D. Auber
Johann Strauß hat den Boulogner-Galopp und den Walzer Freuden-Grüße am 13. Januar 1839 im „Sperl“ zum
ersten Male aufgeführt. Es war sein erstes Auftreten nach einer ausgedehnten Konzertreise nach Frankreich und
England. Strauß war, von den Strapazen dieser Tournee völlig erschöpft, am 16. Dezember 1838 nach Wien
zurückgekommen. Aber er hat sich erstaunlich rasch erholt.
Den Boulogner-Galopp dürfte er aber von der Reise mitgebracht haben. Die Oper Die Botschafterin mit Musik
von Daniel François Esprit Auber wurde in Wien erst seit dem 23. Juli 1839 im Wiener Theater in der Josefstadt
gespielt. Da die Uraufführung des Werkes (Originaltitel: L’ Ambassadrice) bereits am 21. Dezember 1836 in der
Pariser Opéra comique stattgefunden hatte, konnte Strauß sich in Paris mit den Motiven des Werkes vertraut
machen.
Die Huldigung an die französiche Stadt Boulogne wird verständlich, wenn man bedenkt, daß sich Strauß im
September 1838 dort aufgehalten und mit seinen Konzerten großen Erfolg erzielt hat.
7 Pfennig-Walzer op. 70
Im Jahre 1834 wurde in der Wiener Zeitung mit großen Inseraten Reklame für die neuen Pfennig-Magazine
gemacht. Es handelte sich um ein Leipziger Erzeugnis, das zu zahlreichen Problemen, vor allem zu physikalisch-
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7 Pfennig-Walzer, Op. 70 (Penny Waltz)
In 1834 there was great advertising in the Wiener Zeitung for the new Penny Magazine. This was a Leipzig
production that published articles on many problems, particularly subjects of physical and natural science, in
popular scientific form. The copies of the magazine, printed on poor paper, were cheap. Tobias Haslinger
immediately seized on the fashion and issued a Musical Penny Magazine that was at first bought with similar
enthusiasm. It was, nevertheless, predictable that the demand for this cheap product would not last long, and so it
came about.
Johann Strauss seized the opportunity and arranged a Penny Magazine Ball on 5th February 1834 at the Sperl
for his benefit. A dedication waltz was needed. Strauss performed for that event a relatively simple, but obviously
not ‘cheap’ (that is, primitive) composition. Naturally he also followed the fashion and called the work the Penny
Waltz. An introduction of eleven bars is followed by five waltz sections (the third has 67 bars, the prescribed
repetitions included). In the cheerful coda there are contrasting loud and soft dynamics, providing an interesting
conclusion.
The publisher Tobias Haslinger issued the Penny Waltz on 14th May 1834 in a separate and careful edition and
not in the Musical Penny Magazine. He provided the piano edition with a very charming, elegant title-page. The
fashion for various penny magazines was almost over, yet at Carnival in 1834 the Penny Waltz gave the dancers
much pleasure.
8 Der Carneval in Paris Galopp, Op. 100 (The Carnival in Paris)
Widmung: Den schönen Pariserinnen (Dedication: To the fair ladies of Paris)
On 4th October 1837 Johann Strauss and his musicians travelled from Vienna to Paris. They passed through
Munich, Ulm, Stuttgart, Carlsruhe and Strasbourg, in all of which Strauss gave concerts or arranged balls, before
reaching Paris. After arriving there he gave his first concert on 1st November 1837 at the Gymnase Musical. In the
front rows were all the leading composers who lived and worked in Paris, Auber, Halévy, Adam, Berlioz, Cherubini
and Meyerbeer.
The verdict came very soon. The audience was full of enthusiasm for Strauss and his musicians. That night
Reichmann, a member of the orchestra, was able to write to Vienna: ‘We have triumphed. And what did the great
slaughter cost, that our master achieved with his baton? Some horse-hair, resin for a sou and some blowing from
full cheeks.’
The subsequent engagements of the Strauss orchestra in Paris brought complete success. On one occasion
Nicolò Paganini came to a concert. Strauss greeted him. Paganini stood up and embraced the Viennese musician.
The public was enthusiastic. Since everyone respected Paganini for his presence and his gesture, he too won the
acclaim of the public. On 27th and 28th January 1838 there was a masked ball at St Honoré. Johann Strauss used
the opportunity and presented on 27th January presented a new galop that he called The Carnival in Paris and
gallantly designated it a tribute to the ‘fair ladies of Paris’. He sent the score to Vienna, so that Tobias Haslinger
could publish it on 12th February 1838. The Viennese were already informed of the proceedings in Paris. On 10th
February the Theaterzeitung (No. 30) had published a contribution which, among other things, said: ‘On 27th
January Strauss and the conductor Dufresne directed their united orchestras in alternation. After the Viennese
composer wrote a spirited galop, le carneval de Paris, hommage aux dames, for this night, the dance was arranged for
piano and given out free to the ladies present. Everyone was enchanted by the gallantry of the Viennese conductor.’
On 19th February 1838 the Theaterzeitung (No. 36) announced the appearance of Carnival in Paris from
Tobias Haslinger: ‘This galop bears the stamp of originality. French vivacity is combined with German geniality.
Particularly lovely is the first part of the trio, with the second part an irresistible invitation to the dance.’ Little can
be added to this verdict of a contemporary. After four introductory bars the galop begins with a lively motif,
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Johann Strauss reacted quickly. He wanted to make use of the enthusiasm for the Cachucha. He hurriedly wrote
his Cachucha Galop. On the original score of the work is the note: ‘This galop was composed in one hour for the
opening of the ball, copied by the copyist, played without rehearsal, greeted with extraordinary applause and
repeated three times. Adolf Müller.’
The ball mentioned took place on 7th August 1837 at The Golden Pear in a summer festival under the title
Flora’s Festival of Joy. Two days later the work appeared from Tobias Haslinger. Now all Vienna could dance the
Cachucha Galop. It was heard at every ball, as long as the Cachucha craze lasted. In October 1837 a contributor in
the Theaterzeitung complained: ‘What have we not all suffered from this Cachucha! The Cachucha piano-pounders
have destroyed all our ear-drums with it.’ When, however, in the theatre in Vienna the corpulent Wenzel Scholz
performed the Cachucha in the costume of Fanny Elssler, the public had had enough. Johann Strauss, however, had
enjoyed his success. The Cachucha part of the work, accompanied by castanets, and the coda offer original
melodies and Strauss skilfully filled out the trio section.
The original Cachucha Galop survives in this form and can still delight listeners, also as a souvenir of the
‘divine’ Fanny Elssler.
5 Gabrielen-Walzer, Op. 68
Sr. kaiserlichen Hoheit, dem durchlauchtigsten Prinzen und Herrn Anton Victor, Erzherzog von Österreich
in tiefster Ehrfurcht gewidmet
(Dedicated to His Most Serene Imperial Highness Prince Anton Victor, Archduke of Austria, in profoundest
respect)
The introduction, starting with a gentle tremolo, may contribute to the fact that this charming work was later
described by imaginative writers as a ‘waltz of the dead’ and taken as the occasion for horror stories.
Contemporaries knew nothing of this. It is unthinkable that Strauss would have dedicated to Archduke Anton
Victor, the brother of the Emperor Franz I and patron of the Vienna Philharmonic Society a composition that had
such disagreeable associations. As the popular Archduke was also patron of the Society for the Support of the
Impoverished Blind, the first performance of the Gabriel Waltz took place on 20th January 1834 at what the
Viennese called the ‘Blind Ball’ on 20th January 1834.
The work is charming and provides in its five waltz sections some attractive melodies, easy on the ear, but
cannot be classified as a masterpiece. It was also not repeated again by Johann Strauss himself and his sons.
Nevertheless it is worth hearing the waltz once again.
naturwissenschaftlichen Themen in populärwissenschaftlicher Form Stellung nahm. Die einzelnen Magazine
waren, da auf schlechtem Papier gedruckt, billig. Tobias Haslinger griff die Mode sofort auf und gab ein
Musikalisches Pfennig-Magazin heraus, das zunächst ebenfalls gern gekauft wurde. Es war allerdings vorhersehbar, daß die Nachfrage nach diesen Billigprodukten nicht allzu lang anhalten werde. Und so kam es auch.
Johann Strauß ergriff die Gelegenheit und veranstaltete am 5. Februar 1834 im „Sperl“ zu seinem Vorteil einen
„Pfennig-Magazin-Ball“. Da war ein Widmungswalzer fällig. Johann Strauß wartete daher mit einer vergleichsweise einfache, aber selbstverständlich nicht „billige“ (d. h. primitive) Komposition auf. Natürlich folgte auch er
der Mode und nannte das Werk Pfennig-Walzer. Einer Indroduction (11 Takte) folgen fünf Walzerteile (Nr. 3 hatte
einen Umfang von 67 Takten, die vorgeschriebenen Wiederholungen eingerechnet). In der flotten Coda wechseln
Partien in Fortissimo und in Piano kontrastreich miteinander ab, sodaß ein interessanter Ablauf erreicht wurde.
Der Verleger Tobias Haslinger brachte den Pfennig-Walzer am 14. Mai 1834 in selbstverständlich sorgfältigen
Ausgaben und nicht im „Musikalischen Pfennig-Magazin“ heraus. Die Klavierausgabe versah er mit einem sehr
hübschen, geschmackvoll gestalteten Titelblatt. Dann war die Mode der verschiedenen Pfennig-Magazine fast
schon vorüber. Immerhin: im Fasching 1834 hat der Pfennig-Walzer den Tänzerinnen und Tänzern viel Freude
bereitet.
6 Boulogner-Galopp, Op. 104
nach Motiven aus der Oper Die Botschafterin von D. Auber
(on motifs from Auber’s opera The Ambassadress)
Johann Strauss performed the Boulogne Galop and the waltz Freuden-Grüsse (Joyful Geetings) for the first time on
13th January 1839 at the Sperl. This was his first appearance after his extended concert-tour to France and England.
Strauss, completely exhausted from the strains of this tour, returned to Vienna on 16th December 1838, but
recovered with astonishing speed.
He must have brought the Boulogne Galop with him from his journey. The opera The Ambassadress with music
by Daniel-François-Esprit Auber, was first given in Vienna on 23rd July 1839 at the Josefstadt Theatre. Since the
first performance of the work, its original title L’Ambassadrice, had already been given on 21st December 1836 at
the Paris Opéra-Comique, Strauss could have made himself familiar there with melodies from the work.
The tribute to the French city of Boulogne becomes understandable when it is remembered that Strauss stayed
there in September 1838 and won great success with his concerts.
8 Der Carneval in Paris, Galopp op. 100
Widmung: Den schönen Pariserinnen
Am 4. Oktober 1837 reiste Johann Strauß mit seinen Musikern von Wien ab. Über die Stationen München, Ulm,
Stuttgart, Karlsruhe und Straßburg – in allen diesen Städten hat Strauß konzertiert oder Bälle veranstaltet – kam
Strauß nach Paris. Nach dem Eintreffen in der französischen Metropole gab er am 1. November 1837 im „Gymnase
Musical“ sein erstes Konzert In den vorderen Reihen des Publikums hatten alle führenden Komponisten Platz
genommen, die damals in Paris lebten und arbeiteten: Auber, Halévy, Adam, Berlioz, Cherubini und Meyerbeer.
Die Entscheidung fiel sehr bald. Die Zuhörer waren von Johann Strauß und seinen Musikern begeistert. In der
Nacht konnte das Orchestermitglied Reichmann nach Wien berichten: „Wir haben gesiegt. Und was kostete die
große Schlacht, die unser Meister mit seinem Taktstock schlug? Einige Rosshaare, Kolofium für einen Sous und
einige tüchtige Blaser aus vollen Backen.“
Auch die weiteren Veranstaltungen der Strauß-Kapelle in Paris brachten volle Erfolge. Einmal kam Nicolò
Paganini zu einem Konzert. Strauß begrüßte ihn. Paganini erhob sich und umarmte den Wiener Musiker. Das
Publikum war begeistert. Wenn Paganini jemand durch seine Anwesenheit und seine Umarmung ehrte, verdiente er
auch den Jubel des Publikums. Am 27. und 28. Januar 1838 fanden in St. Honoré Maskenbälle statt. Johann Strauß
nützte die Gelegenheit und präsentierte am 27. Januar 1838 einen neuen Galopp, den er Der Carneval in Paris
nannte und galant als „Huldigung an die schönen Pariserinnen“ bezeichnete. Die Noten schickte er nach Wien,
sodaß Tobias Haslinger das Werk am 12. Februar 1838 veröffentlichen konnte.
Die Wiener waren über die Vorgänge in Paris bereits unterrichtet. Am 10. Februar 1838 hatte die Theaterzeitung
(Nr. 30) einen Beitrag veröffentlicht, in dem es u. a. hieß: „Am 27. Januar 1838 dirigirten Strauß und Kapellmeister
Dufresne abwechselnd ihre vereinten Orchester. Nachdem der Wiener Musiker einen rauschenden Galopp: le
carneval de Paris, hommage aux dames, zu dieser Nacht erst componirt, wurde der Tanz für’s Pianoforte gesetzt und
an die anwesenden Damen gratis ausgetheilt. Alles ist entzückt über die Galanterie des Wiener Kapellmeisters.“
Am 19. Februar 1838 berichtete die Theaterzeitung (Nr. 36) über Der Carneval in Paris anläßlich des
Erscheinens des Werkes im Verlag Tobias Haslinger. „Diese Galope trägt den Stempel der Originalität. Es
vereinigen sich in ihr französische Vivacität mit deutscher Gemüthlichkeit. Besonders lieblich ist der erste Theil
des Trios, unwiderstehlich zum Tanze hinreißend der zweite Theil davon.“
Diesem Urteil eines Zeitgenossen ist wenig hinzuzufügen. Nach vier Einleitungstakten beginnt der Galopp mit
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einem lebhaften Motiv, dem nach der Wiederholung eine anmutige Melodie im zweiten Teil folgt. Weiter geht es
mit schwungvollen, aus jeweils 16 Takten bestehenden Passagen, die gewiß als „unwiderstehlich zum Tanze
hinreißend“ bezeichnet werden können.
9 Iris-Walzer op. 75
Dem hochgebornen Herrn Carl von Gervais kais. russ. Hofrath und Bothschafts-Sekretär am k.k. Hofe
hochachtungsvoll gewidmet
Die Uraufführung dieses Walzers fand bei dem Sommerfest „Iris-Feier“ am 27. August 1834 im „Sperl“ statt, das
zum Vorteil des Komponisten Johann Strauß abgehalten wurde. Selbstverständlich leitete Strauß persönlich an
diesem Abend die Musik. Es gab den nun schon üblichen Massenbesuch und C. F. Hirsch, der „Lamperl-Hirsch“,
konnte wieder einmal mit seiner ganzen Kunst brillieren. Er sorgte für eine für die damaligen Verhältnisse
„feenhafte“ Beleuchtung des Gartens.
Dem Publikum gefiel aber auch der Titel des Sommerfestes. Irisblumen waren die Schwertlilien, die
zusammen mit Rittersporn und Clematis damals in jedem Hausgärtchen blühten. Das entsprach der Sphäre des
Biedermeier, das damals die Menschen bezauberte. Alle diese Umstände trugen zum Erfolg des Sommerfestes
„Iris-Feier“ im „Sperl“ und des Iris-Walzers bei.
Das am 18. November 1834 im Verlag Tobias Haslinger erschienene Werk fand viele Käufer. Die Klavierausgabe, die ein stimmungsvolles Titelblatt erhalten hatte, ist heute eine viel gesuchte und bewunderte Rarität. Das
Werk, das in der im Biedermeier üblichen Hausmusik gewiß eine wichtige Rolle spielte, bietet nach einer kurzen
Introduction (12 Takte) einen schwungvollen Walzer, der aus fünf Teilen und einer ausführlichen Coda besteht,
die mit einem Zitat der Melodie des ersten und des fünften Walzerteiles und einer rasanten Stretta ausklingt. Der
Iris-Walzer ist vielleicht kein Meisterwerk, aber Johann Strauß hat ihn in der Folge, auch bei seinen Konzerten und
Bällen in Berlin gern und oft wiederholt.
0 Original-Parade-Marsch op. 73.
Dieser Wiener-Bürger-Marsch wurde vom Verlag Tobias Haslinger unter dem Titel Original-Parade-Marsch
op. 73 am 27. Juni 1832 veröffentlicht. Auf dem Titelblatt dieser Ausgabe wurde Johann Strauß zum ersten Male
als „Kapellmeister im löbl. ersten Bürger-Regiment“ bezeichnet. Die Uraufführung des Werkes fand aber nicht bei
einer Parade, sondern am 15. Oktober 1832 im „Sperl“ statt. Das Erträgnis aus dem Verkauf des Marsches wurde
ebenso wie der Ertrag des Balles am 15. Oktober 1832 im „Sperl“ der Armen Bürgerlade gespendet.
Der in traditioneller Weise in Marcia (Allegro) und Trio samt Da capo gegliederte Marsch bietet kraftvolle
Melodien, zu denen man ebenso gut tanzen wie marschieren konnte. Beim Ball im „Sperl“ wurde zu diesen
Melodien getanzt. Ob sie auch bei einer Parade der Bürgergarde im Inneren Burghof verwendet wurden, ist nicht
mehr festzustellen. In den Zeitungen des Jahres 1832 findet sich kein Bericht über eine Parade.
! Erinnerung an Berlin, Walzer op. 78
Ihrer königlichen Hoheit, der durchlauchtigsten Frau Auguste vermählten Prinzessin Wilhelm von Preussen,
gebornen Prinzessin von Weimar etc.etc. etc. in tiefster Ehrfurcht gewidmet
Ende Oktober 1834 unternahm Johann Strauß mit dreißig Musikern eine für damalige Verhältnisse kühne
Konzertreise nach Berlin. Allerdings wußte Strauß, daß der Ruhm seines Namens und die Begeisterung für seine
Walzer und Galoppaden bereits in die Metropole an der Spree vorgedrungen waren. Er vertraute darauf, daß es bei
seinen Produktionen genügend zahlreichen Besuch geben werde und daher das finanzielle Risiko vertretbar sei.
Überdies war ihm zugesichert worden, er werde gewiß wohlmeinende Gönner finden.
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3 Emlék Pestre
A nemes magyar Nemzetnek ajánlva
Erinnerung an Pesth, Walzer, Op. 66 (Souvenir of Pest)
Der edlen ungarischen Nation gewidmet (Dedicated to the noble Hungarian people)
In 1833 Johann Strauss travelled with his musicians for the first time in his career as a conductor. On 12th March
1833 he gave a guest performance in Pressburg (Bratislava), and on 5th November he went on to Pest. The lessee
of the Redoutensaal, Péter Fischer, had invited him to give a guest performance. On 7th November he appeared for
the first time before the public in the Redoutensaal. He offered a cleverly chosen programme that included not only
his own compositions but also the Radetzky March. This aroused the enthusiasm of the many Hungarians present.
It was not only the Hungarian newspapers that printed notices of this appearance. The Vienna Theaterzeitung
also published a notice on 16th November: ‘Hardly had this Mozart of the waltz, Beethoven of the cotillon,
Paganini of the galop, Rossini of the medley, stepped onto the platform of the Redoutensaal Amazon Room than a
great torrent of applause broke out from every corner. Herr Strauss had to struggle with unusual delays, but
conquered with the first stroke of the bow.’
The second appearance in the same room of the Pest Redoute on 10th November also released a storm of
acclaim and enthusiastic notices. This annoyed the contributor to Der Sammler. He met the report of the theatre
paper of 16th November with an article in which he fired off: ‘And who is this genius of an artist? A fiddler who
composes waltzes and marches and puts together quodlibets! Everyone who hears the words ‘art’ and ‘artist’ so
frivolously used and desecrated, when Strauss plays, must feel real indignation’. On 19th December in the same
paper the contributor Sigmund Schlesinger countered with: ‘I wager Herr Strauss is neither so lacking in modesty
nor so presumptuous as to be responsible for the many mistakes that journalists make in their praises’.
It is possible that Sigmund Schlesinger could be referred to in a draft of a letter by Johann Strauss, preserved in
the Vienna Philharmonic Society archive. It says, among other things: ‘I have nothing to do with them calling me
an artist, a thing I never posed as. The harmony of all united in joy is my only aim’. Johann Strauss had,
incidentally, already announced that when he gave his Opus 63 waltz the title Der Frohsinn mein Ziel (Cheerfulness
My Aim).
It is noticeable how, after a relatively short period of activity, Strauss could arouse such controversy. This was
also evidence of his popularity. It is naturally somewhat incidental that all these occurrences should have come
about with the Emlék Pestre waltz. Naturally the work reflects the same impression as was given by the
performance by its composer on 27th November at the Katharine-Ball at the Sperl. In the introduction of this
master-waltz Strauss uses a genuine Hungarian dance, a Lassu, in sixteen bars, before the swaying, typically
Viennese waltz begins. The second waltz section is rather playful and the coda, too starts with the same motif,
before the return of the first waltz section in conclusion.
When the waltz Souvenir of Pest appeared from Tobias Haslinger on 18th January 1834, the controversy
occasioned by the Strauss concerts in Pest was forgotten. Now every music-lover could see for himself this product
of the tour, a masterpiece by the thirty-year-old Johann Strauss.
4 Cachucha-Galopp, Op. 97
In July 1837 the celebrated dancers Fanny and Therese Elssler visited Vienna. On 18th and 19th July they both
danced in the ballet Sylphide to a sold-out Court Opera Theatre. On 22nd July, Fanny Elssler inserted for the first
time into the opera Die Ballnacht (The Night of the Ball) a Cachucha, a Spanish dance that she had brought with
her from Paris. The public was immediately seized with enthusiasm. On 23rd and 25th July Fanny had to dance the
Cachucha three times. When the sisters travelled back to Paris again on 5th August, they left Vienna in a Cachucha
fever.
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1 Mittel gegen den Schlaf (Cure for Sleep), Walzer, Op. 65
Johann Strauss performed his waltz Mittel gegen den Schlaf for the first time on 28th August 1833 at the Sperl. The
summer festival he had arranged there had the title Sperl in Floribus. The festival was very vividly described by the
prominent journalist and later director of the Royal and Imperial Court Burgtheater, Heinrich Laube, in his book
Reise durch das Biedermeier (Journey through the Biedermeier). There he provided a chapter with the title Sperl in
Floribus, so that his description can be exactly dated. He was not only impressed by the enthusiasm of the dancers,
but also by the fascination that Strauss, as conductor and leading violinist, held for his musicians and the guests at
the festival. Laube called him ‘the Austrian Napoleon’ and enthusiastically described how he dominated the public
with almost demonic intensity.
That Johann Strauss had called his dedication waltz Cure for Sleep was actually superfluous, since he saw to it,
as conductor, that no visitor to the summer festival could think of sleep and really would not want to. The
Theaterzeitung in its notice of the festival was able to state with certainty that ‘the festival at the Sperl lasted into
the early morning’.
Johann Strauss’s waltz allowed and allows no thoughts of fatigue and sleep. An introduction, which starts in the
fastest tempo, Presto, and after a few tuneful transitional bars leads to a high-spirited first waltz section, is followed
by five further waltzes, of which the third and fifth must have particularly set the dancers flying, just as Heinrich
Laube described it for his contemporaries and posterity in his study. The extensive coda, too, allowed the visitors to
the summer festival no chance of sleeping.
When the work appeared from the publisher Tobias Haslinger on 12th November 1833, Heinrich Laube was no
longer in Vienna. He could not acquire a copy of the piano edition and therefore forgot the title of the work, at the
first performance of which he had been present at the Sperl, Cure for Sleep.
2 Jugendfeuer-Galopp, Op. 90 (Fire of Youth Galop)
Before Johann Strauss started out on his great concert-tour to Prague, Leipzig, Northern Germany, Holland and
Belgium on 2nd September 1836 he arranged on 22nd August at The Golden Pear a summer assembly under the
title Humoristisches Lebensbild (Humorous Picture of Life). He was clearly delighted at the coming journey, and
saw the assembly as a farewell festival. On 25th August 1836 the Theaterzeitung reported the evening at The
Golden Pear: ‘On Monday, 22nd August, Herr Strauss gave a kind of farewell festival before his journey. As usual,
everything that Herr Strauss arranges is uncommonly brilliant. So too was this evening. As far as the music is
concerned, Herr Strauss took pains, through the energetic performance of his splendid waltzes, to electrify the
proceedings, as he played his newest work again with his whole soul. There were also galops, which were received
with a storm of applause.’
The reporter did not give the name of the new set of galops, but from the announcements and other reports it
seems that on 22nd August 1836 Strauss presented his Jugendfeuer-Galopp (Fire of Youth Galop). This was issued
by Tobias Haslinger in a plain edition on 7th November 1836 as Opus 90 and advertised in the Wiener Zeitung.
That this cheerful work was ‘received with a storm of applause’ can be no surprise. The fire of youth promised by
the title pervades the two-part work, ending with a spirited finale. Fiery violin semiquavers and bold dashes of
melody, which only subside in a quieter trio section, stamp the character of the work. It is much livelier than the
similarly named fast polka of his son Eduard, which was first performed on 22nd November 1882. There is
certainly a technical progress, but in music every era has its own masterpieces.
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So war es dann auch. Am 12. November 1834 gab Johann Strauß nach einiger Vorbereitung eine musikalische
Abendunterhaltung im königlichen Schauspielhaus. Daß ihm diese Möglichkeit zugestanden wurde, war bereits
eine Auszeichnung. Es stellte sich ein zahlreiches Publikum ein, das von den Produktionen des energischen
Wiener Musikdirektors sehr rasch zu stürmischem Beifall mitgerissen wurde.
Das hatte zur Folge, daß schon am 15. November die Intendanz des königlichen Hof-Theaters im selben Haus
einen Ball veranstaltete. Am 18. November 1834 durfte Strauß beim Ball des Königs von Preußen für die
Tanzmusik sorgen. Nun konnte er für den nächsten Abend ein Benefizkonzert im königlichen Schauspielhaus
veranstalten, das ebenfalls erfolgreich war. Für den 20. November lud der russische Gesandte Strauß in sein Palais
ein, am 22. November spielte die Kapelle bei einem Tanzabend des Prinzen Carl von Preußen. Am 25. November
folgte ein Konzert im Königsstädter Theater. Noch während dieses Konzerts wurde Johann Strauß eingeladen,
sofort nach Schluß der Produktion in das Schloß des Prinzen Ludwig von Preußen zu kommen. Dort hatten sich die
Mitglieder des Hofes versammelt, um den Wiener Musikdirektor noch einmal als Dirigenten und Komponisten zu
erleben. Der König ließ ihm ein Geldgeschenk, der als Gast anwesende Zar von Russland eine goldene Tabakdose
überreichen. Die Exkursion nach Berlin hatte sich gelohnt. Über Leipzig, Dresden und Prag kehrte Johann Strauß
nach Wien zurück.
In der Heimatstadt hatte man die Berichte über den Erfolg dieser Reise mit Aufmerksamkeit und – Neid
verfolgt. Sofort wurde die Ansicht verbreitet, diese Berichte seien übertrieben und würden überbewertet. Johann
Strauß kümmerte sich um derlei Mißgunst nicht und konzertierte vom 14. Dezember 1834 an wieder in Wien. Am
28. Januar 1835 benützte Johann Strauß die Gelegenheit des von zahlreichen Mitgliedern des österreichischen
Kaiserhofes besuchten Wohltätigkeitsballes zum Vorteil des „Vereins zur Unterstützung armer erwachsener
Blinder“ im „Sperl“, um eine neue Walzerpartie mit dem Titel Erinnerung an Berlin zum ersten Male vorzutragen.
Das Werk wurde Auguste, Prinzessin von Preußen, geborne Prinzessin von Weímar, zugeeignet. Die kunstsinnige
Gemahlin des späteren Kaisers Wilhelm I; sollte auch im Leben von Johann Strauß-Sohn noch eine interessante
Rolle spielen. Die Theaterzeitung konnte am 31. Januar 1835 berichten: „die neuen Walzer sind mit rauschendem
Beifalle aufgenommen worden. Sie sprühen von dem anerkannten Genie dieses Koryphäen unserer Tanzmusik.“
Am 26. Februar 1835 benützte die Theaterzeitung das Erscheinen der Komposition im Verlag Tobias
Haslinger zur Feststellung: „Diese Tänze des beliebten Komponisten schmeicheln dem Ohre und setzen fast
unwillkürlich die Füsse in Bewegung.“
Ein unberechtigter Nachdruck des Walzers in Berlin steigerte das Interesse an diesem Werk. So wurde die
Erinnerung an Berlin zu einem Höhepunkt im Schaffen des genialen Musikers Johann Strauß.
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Also available in this series:
Strauss I
Edition • Vol. 7
Slovak Sinfonietta Z̆ilina • Ernst Märzendorfer
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In a career that spanned a period from the 1820s until his death in 1849, the older Johann Strauss
established an unrivalled position for himself among composers and performers of dance music in Vienna.
His own achievements were continued by his three sons, ensuring the name of Strauss was inextricably
identified with the musical pleasures of nineteenth-century Vienna. The works featured on this recording
date from the 1830s, when Strauss was pre-eminent in the ballrooms of Biedermeier Vienna. They include
melodies from Auber’s opera The Ambassadress, a Galop based on the Cachucha, a Spanish dance which
caused a stir in Vienna during 1837 and the Carneval in Paris Galopp, described at the time as ‘an
irresistible invitation to the dance... [combining] French vivacity with German geniality’.
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Recorded at the Fatra Concert Hall, Îilina, Slovakia from 1st to 6th May, 2004
Producer: Rudolf Hent‰el • Engineer: Gejza Toperczer
Booklet Notes: Franz Mailer (translated by Keith Anderson)
Cover Painting: Six men present themselves as possible partners for the last waltz of the evening
(Lucien-Besche in ‘A Girl’s Anticipation and Realisation of Marriage’ c.1875/Mary Evans Picture Library)
& 2006 Naxos Rights International Ltd.
Booklet notes in English
Kommentar auf Deutsch
Slovak Sinfonietta Z̆ilina • Ernst Märzendorfer
Made in the EU
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www.naxos.com
Mittel gegen den Schlaf, Op. 65
Jugendfeuer-Galopp, Op. 90
Emlék Pestre (Erinnerungen an Pesth), Walzer, Op. 66
Cachucha-Galopp, Op. 97
Gabrielen-Walzer, Op. 68
Boulogner-Galopp, Op. 104
Pfennig-Walzer, Op. 70
Der Carneval in Paris Galopp, Op. 100
Iris-Walzer, Op. 75
Original-Parade-Marsch, Op. 73
Erinnerungen an Berlin, Walzer, Op. 78
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(1804-1849)
Edition • Vol. 7
Johann STRAUSS I: Edition • Vol. 7
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Johann STRAUSS I: Edition • Vol. 7
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