10. Deutscher Marken

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Sonderpublikation von
Ausgabe August 2016
MAGAZIN
ZUM 10. DEUTSCHEN MARKEN-SUMMIT
MARKEN AUS DER KRISE FÜHREN
MARKENBEGEGNUNGEN SCHAFFEN
BRANDING IN DER POLITIK
DIGITALISIERUNG UND MARKE
FOKUS:
WENN ALTE GEWISSHEITEN
WANKEN
WIE MARKEN LERNEN.
UND VERGESSEN.
10.
DAS MAGAZIN
www.marken-summit.de
Inhalt/Impressum
06
Marken können vergessen
04
Eine neue Dekade bricht an:
Was lernen Marken von Filmen?
06 „Nur in einem kulturfeindlichen Umfeld gedeihen Fehler“
Alexander Möller, Mitglied der Geschäftsführung, ADAC e.V.
10
08
Wandel wird zur Gewissheit –
Marken müssen Schritt halten
10
Raus aus der Commodity-Falle
Alexander Schlaubitz, Vice President Marketing,
Deutsche Lufthansa AG
Von Marken lernen
11 „Der Kunde führt Regie“
Nachgefragt bei Christian Rummel, Deputy Global Head of
Brand Communications & Corporate Citizenship, Deutsche Bank AG
12
Digitale Transformation als Treiber für das Business
14
Im Hochamt der Kommunikation
Frank Stauss, Buchautor und Wahlkampf-Profi
Marken und Trends
14
15„Es gibt keine Blaupause“
Nachgefragt bei Jens Grefen, Executive Director Creation,
Interbrand
16
Am Smartphone informieren, aber dann im Laden kaufen
18„Markenrecht fordert immer Wachsamkeit“
Nachgefragt bei Dr. Christoph Holzbach, Partner, FPS
Rubriken
03Editorial
13Impressionen
19
Kurzgefasst: Trends für starke Marken
16
HERAUSGEBER/VERLAG
FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH –
Der F.A.Z.-Fachverlag
Frankenallee 68–72
60327 Frankfurt am Main
E-Mail: [email protected]
Tel.: (069) 75 91-21 67
PROJEKTLEITUNG
Cornelia Klaas
2
REDAKTION
Dr. Tobias Anslinger (toa), Cornelia Klaas (verantw.; ckl),
Nico Kunkel (nic), Kai Praum (kpm)
GESTALTUNG
Sandra Reich
FOTOS/QUELLEN
© Dirk Beichert BusinessPhoto
mit Ausnahme von:
Titelbild: © Deutsche Bank AG
Seite 7:© ADAC/Rasmus Kaessmann
Seite 10:© Deutsche Lufthansa AG
Seite 12:© 2016 www.teambits.de – interactivate your event
DRUCK & VERARBEITUNG
Boschen Offsetdruck GmbH,
Frankfurt am Main
10. Deutscher Marken-Summit 2016
Editorial
10. Deutscher Marken-Summit:
Zum Auftakt der Jubiläumsveranstaltung trafen sich Markenentscheider im Deutschen Filmmuseum. Spannende Insights
zu Marketingstrategien und Trends der Visualisierung boten
Abwechslung und Anregung in oscarreifem Ambiente.
WIE MARKEN LERNEN. UND VERGESSEN.
„Irrend lernt man“, erkannte schon Johann Wolfgang von Goethe. Und tatsächlich lernen wir oft durch mehr oder minder
schmerzhafte Erfahrungen. Worauf aber können wir bauen, wenn alte Gewissheiten wanken, Geschäftsmodelle wegbrechen oder Kommunikationskrisen drohen?
Als Unternehmer wie Markenmanager sind wir dann besonders gefordert: Wir müssen unsere Komfortzone verlassen
und uns dem Dialog mit kritischen Kunden stellen, und zwar in Echtzeit und multimedial. Daher stand der Austausch im
Mittelpunkt unseres Jubiläums: Beim „10. Deutschen Marken-Summit“ am 9. Juni 2016 diskutierten wir mit knapp 200
Markenverantwortlichen darüber, wie Marken lernen, vergessen und was von ihnen abprallt.
Dr. Tobias Anslinger
Für die vielen wertvolle Einsichten und Impulse danken wir allen Teilnehmern, auch im Namen unserer Mitveranstalter
Deutsche Bank, Interbrand und FPS. Im vorliegenden Magazin haben wir für Sie die zentralen Thesen und Argumente
zusammengestellt: Lesen Sie nach, was Markenstrategen in Umbruchzeiten bewegt.
Wir wünschen Ihnen für das nächste Jahr einen klaren Kurs in unruhigem Fahrwasser und freuen uns schon heute auf den
Austausch beim „11. Deutschen Marken-Summit“ 2017.
Cornelia Klaas
Dr. Tobias Anslinger
Cornelia Klaas
Leitender Redakteur Kommunikation, Marketing, CSR
Projektleiterin Marken-Summit
FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH –
FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH –
Der F.A.Z.-Fachverlag
Der F.A.Z.-Fachverlag
10. Deutscher Marken-Summit 2016 3
EINE NEUE DEKADE BRICHT AN:
WAS LERNEN MARKEN VON FILMEN?
Die Filmindustrie bekam in den vergangenen Jahren zu spüren, was es heißt, wenn alte Gewissheiten wanken. Dennoch
bleibt die Begeisterung für einen „guten Film“ ungebrochen. Wie für einen guten Film gilt auch für eine starke Marke:
Die Story muss das Publikum begeistern und von der ersten Sekunde in seinen Bann ziehen.
Diskussionsrunde im Deutschen Filmmuseum:
Moderator Dr. Tobias Anslinger, Jennifer TreiberRuckenbrod, Nicolas Paalzow und Andy Payne (v.l.).
Können Sie sich an Ihren letzten Kinobesuch
Der Verbindung von Film und Marke ist viel-
relevant und auffallend wollen und müssen
erinnern? Welche Marken haben Sie da wahr-
fältig und facettenreich. Und beide, sowohl
beide sein.
genommen, oder wie haben Marken Sie bei
die Filmindustrie als auch die Markenfüh-
diesem Kinobesuch beeinflusst? Waren es
rung, haben in den vergangenen Jahren ver-
Storytelling als Verbindungselement
Marken im Film – im Sinne von Product-
stärkt erfahren müssen, dass alte Gewisshei-
Einer, der weiß, wovon er redet, ist Andy
Placement –, die Sie am nächsten Tag in die
ten wanken: Technische Revolutionen haben
Payne. Der Global Chief Creative Officer von
Verkaufsräume eines Autohauses oder zum
Einzug gehalten; das Kundenverhalten hat
Interbrand, der noch dazu privat als passio-
Juwelier getrieben haben? Oder waren es Fil-
sich verändert; die Vernetzung ist allgegen-
nierter Cineast gilt, schlägt eine interessan-
me, die längst zur Marke geworden sind, oder
wärtig; neue Lebens- und Arbeitskonzepte
te Brücke zwischen Film und Marke. „Brands
Typen, Schauspieler als Marken, die auch Vor-
sind entstanden. Marken müssen lernen, sie
need to rethink the way they are creating
bildfunktion für Sie haben – weswegen Sie
müssen vergessen und sich immer wieder
content“, sagt er und deutet damit auch
überhaupt erst ins Kino gegangen sind?
neu inszenieren – genauso wie Filme. Echt,
schon an, dass Marken heute ohne gute und
4
10. Deutscher Marken-Summit 2016
starke Inhalte nicht mehr überleben können.
en Umgang bei der Kreation von Inhalten.
hundertjährigen Geschichte geschafft hat,
Marken müssen genauso wie Filme gute Ge-
Unternehmen sollten sich überlegen, Exper-
eine ganz besondere Beziehung zu ihren Kun-
schichten erzählen und eine visuelle Welt
tise einzukaufen, um gute Inhalte zu produ-
den herzustellen, ist BMW. „Die einzige Kon-
kreieren. Dabei müssen sie sich vor allem da-
zieren. Filme zeigten eindrucksvoll, dass Leu-
stante ist die Veränderung“, sagt Jennifer
rüber Gedanken machen, welche Geschich-
te bereit seien, für guten Content Geld zu
Treiber-Ruckenbrod und gibt Einblicke in die
ten das sein sollen.
bezahlen.
Markenstrategie der BMW Group. Sie verantwortet die strategische Ausrichtung des Mar-
Die „Audience“, das Publikum, ist laut Payne
Jenseits angestammter Geschäfte
kenportfolios und die Markenmessung. Sei es
besonders wichtig und sollte eine möglichst
Das Publikum für die Marke zu begeistern,
gestern das Automobil als Produkt gewesen,
enge Beziehung zu der Marke haben: „We
die Zielgruppe dort zu erreichen, wo sie sich
das im Fokus der Markenarbeit stand, sei es
bewegt, das können starke Marken oft be-
heute das „inte-grierte Auto“. „Und in den
sonders gut. Erfolgreiche Marken, man wür-
kommenden Jahren wird sich das immer stär-
de von „Personal Brands“ sprechen, sind
ker in Richtung Produkt- und Erlebniswelten
auch die beiden Berliner Matthias Schweig-
entwickeln“, ist Treiber-Ruckenbrod über-
höfer und Joachim „Joko“ Winterscheidt.
zeugt und gibt gleich einen Ausblick auf die
Entertainer, beste Freunde und Kollegen –
nächsten 100 BMW-Jahre.
und seit kurzem auch Agenturinhaber. Gemeinsam mit Nicolas Paalzow, dem ehemaligen Geschäftsführer des Fernsehsenders
„Film is so great in storytelling because
Sat.1, haben sie die Agentur Creative Cos-
it puts the audience right in the center.
mos 15 gegründet. Doch warum überhaupt?
Everything that is done in the film is for
you, the viewer.“
Marketing und Werbung haben sich drastisch verändert. TV-Spots und Zeitungsanzeigen verlieren immer mehr an Bedeutung.
Eine Vielfalt an Kanälen, Formaten und Nut-
Andy Payne,
Global Chief Creative Officer, Interbrand
zungsmöglichkeiten entsteht. Marken werden so zu eigenen Medien und Medienhäusern. Und in dieser Gemengelage lassen sich
Ergänzung für das Portfolio
bekannte „Personal Brands“ einfach gut
Die Marken der Gruppe seien heute längst
nutzen: „Das Talent von Matthias und Joko
nicht mehr nur die bekannten Automobilmar-
wäre verschwendet, würde man es nur für
ken BMW, Mini und Rolls Royce, sondern
TV-Produktionen nutzen“, sagt Paalzow und
würden ergänzt um sogenannte Servicemar-
deutet damit an, dass starke Marken auch
ken, die Megatrends wie Urbanisierung, Indi-
auf Geschäftsfelder jenseits der angestamm-
vidualisierung oder vernetztes Fahren in die
ten Bereiche ausgedehnt werden können –
Markenwelt der Mobilität von morgen inte-
allerdings muss laut Paalzow eines gesichert
grieren.
bleiben: die Authentizität. „Wenn bei uns
etwas Neues entsteht, dann sind die beiden
Der jungen Zielgruppe der Generation Y sei
want our audience to be engaged with our
nicht nur damit einverstanden, sondern ha-
es dabei immer weniger wichtig, ein Auto
brands.“ Ein guter Film beschäftige das Pub-
ben es mitentwickelt“, erläutert er.
tatsächlich zu besitzen. Sie wolle vielmehr
likum von der ersten Sekunde an – mit einer
unkomplizierten und individuellen Zugang
überraschenden Handlung, einer Frage oder
Kundenbeziehungsmanagement
zu Mobilität. Teilen statt besitzen. Der Kun-
dem „Bösen“. Denn das Publikum urteile
Marken mit Tradition, meist starke Marken,
de müsse dabei mehr denn je im Mittel-
schnell und an Ort und Stelle im Kinosaal
haben sich über die Jahre eine bestimmte Re-
punkt jeglicher Aktivitäten der Marke ste-
über „live or die“. In diesem Zusammenhang
putation erarbeitet, die sich oft auf ein paar
hen. Sie müsse zu seiner Problemlösung
betont Payne auch die Innovationen, mit de-
wenige Attribute zusammenfassen lässt.
beitragen. (kpm)
nen Filme immer wieder aufwarten. „We
Doch die Kanäle und Touchpoints, mit denen
need new to entertain us“, sagt er und rät
man über eine Marke sprechen kann, werden
Markenverantwortlichen auch zu einem neu-
immer vielfältiger. Eine Marke, die es in ihrer
10. Deutscher Marken-Summit 2016 
5
„NUR IN EINEM KULTURFEINDLICHEN
UMFELD GEDEIHEN FEHLER“
Dem ADAC vertrauten die Deutschen mehr als jeder anderen Institution in Deutschland. Anfang 2014 verlor die Traditionsmarke quasi über Nacht ihr einzigartiges Image. Mit seiner selbstauferlegten „Reform für Vertrauen“ kämpfte sich der Club
zurück. Wie die Organisation die Krise gemanagt hat und was das für die Traditionsmarke ADAC bedeutet, darüber sprach
Alexander Möller in seiner bemerkenswert selbstkritischen Keynote beim „Deutschen Marken-Summit“.
Es waren die Manipulationen beim Leserpreis
nehmen in der Krise tun, ist, Leute zu entlas-
staltung des ADAC, der Verleihung des
„Gelber Engel“, die die Marke ADAC unter
sen. Es wird zu beleuchten sein, ob das immer
­„Goldenen Engels“, hatte die „Süddeutschen
Druck gesetzt hatten – die größte Herausfor-
klug ist. Wir sehen derzeit bei VW, wie schwer
Zeitung“ behauptet, der ADAC habe bei der
derung in der jüngeren Geschichte von Euro-
sich Unternehmen mit radikalen Schnitten
­Ermittlung des Gewinners der Verleihung ge-
pas größtem Automobilclub mit 19 Millionen
tun. Das spricht dafür, Personal auszutau-
logen – hinsichtlich der Anzahl der abstim-
Mitgliedern. In der Folge gab es Berichte über
schen.“ Aber so gehe auch historisches Wis-
menden Mitglieder und hinsichtlich der
Dienstflüge von Funktionären mit dem Ret-
sen verloren, und man laufe Gefahr, „das zu
­Reihenfolge. Und die Wirtschaftsprüfer von
tungshubschrauber und Pannenhelfer, die
reformieren, was gut gelaufen ist. Das trägt
Deloitte bestätigten umfangreiche Manipula-
Mitglieder falsch beraten haben sollen. Jede
erheblich zu Verunsicherung bei“.
tionen. Rücktritte, Aufhebungen von Arbeits-
Menge schlechte Presse also.
verträgen und strafrechtliche Untersuchungen
beim ADAC folgten.
Das über 100 Jahre mühsam aufgebaute Bild
„Markenschutz kann
des vertrauenswürdigen Pannenhelfers be-
unwissentlich verschwinden.“
„Interessanterweise hat uns selbst in der
kam Risse. Es folgte: „Eine Reform für Vertrau-
Hochphase der Krise über die Hälfte der Deut-
en“, wie es der ADAC selbst nannte – und das
schen vertraut. Wir erklären uns das so, dass
Ringen um Vertrauen in die Marke. An die
Spitze der Bewegung setzte sich auch Alexan-
Dr. Christoph Holzbach, Partner, FPS
der Möller, ehemals bei der Deutschen Bahn
offensichtlich die Kernleistungen des ADAC –
Luftrettung, Pannenhilfe – zu jeder Zeit so gut
waren, dass es keinen Grund gab, unserer
beschäftigt und seit dem 1. Januar 2015 Mit-
Dass nicht alles schlecht gelaufen sei beim
Kernkompetenz zu misstrauen“, sagt Möller.
glied der ADAC-Geschäftsführung, der in sei-
ADAC, belegen unter anderem hohe Vertrau-
Das Vertrauen in den Club allerdings sei
ner Keynote auf dem „10. Deutschen Marken-
enswerte in die Marke – vor der Krise: 2013 lag
massiv erschüttert gewesen und habe das
­
Summit“ gewinnend und mit selbstkritischem
der Automobilclub bei einem Vertrauenswert
­Ansehen der Marke stark beschädigt.
Ton auftritt.
von 86 Prozent. 2011 und 2013 landete die
Marke zweimal unter den Top 10 der jährlichen
„Neben den erwiesenen Betrügereien wurde
Der alte ADAC sei auch durch Arroganz aufge-
Best-Brands-Awards von der GfK und stand
im Zuge der Krise sehr schnell deutlich, dass
fallen, und so habe die Krise nicht etwa in den
nach außen glänzend da; die Mitgliederzahlen
der ADAC an vielen Stellen zu Recht kritisiert
manipulierten Mitgliederbefragungen seinen
waren kontinuierlich im Aufwind. „Man hatte
wurde und dass sich Dinge verbessern und
Anfang genommen, sondern weit früher –
sich eine teure, überdimensionierte Zentrale in
entwickeln müssen, die schon gar nichts mehr
zum Beispiel in überheblichen Äußerungen
München gebaut – von der ich heute profitiere
mit diesem Anlass zu tun haben, sondern die
von Führungskräften in der Öffentlichkeit.
– und war ein anerkannter Gesprächspartner in
eine kulturelle Frage aufwarfen“, so Möller.
Sachen Mobilität.“
Der umfassende Personalaustausch, bis hin
Aber auch „all das Positive wurde negativ be-
zur Führungsspitze, hat auch Schattenseiten,
Der 16. Januar 2014, ein Donnerstag, änderte
wertet“, stellt Möller fest. Diese Tatsache
erläutert Möller. „Denn das Erste, was Unter-
das. Bereits zwei Tage vor der zentralen Veran-
hemme den Kulturwandel im Haus erheblich,
Alexander Möller im Interview auf unserem YouTube-Channel
6
10. Deutscher Marken-Summit 2016
„weil wir unseren Mitarbeitern verständlich
Straße unterstützen? „Das sind Zukunftsfra-
Wo Produktunterschiede in der Informations-
machen mussten, dass das, wofür sie noch
gen, die wir als ADAC in den vergangenen
flut versinken und Versicherer oder Automo-
vor einigen Jahren auf Partys auf die Schulter
zwei Jahren sträflich vernachlässigt haben,
bilhersteller in das Kerngeschäft dringen, dort
geklopft bekommen hatten, plötzlich kritisch
um uns auf uns selbst zu konzentrieren.“
unterscheide sich der ADAC durch emotionale
gesehen wurde“.
Bindung, so Möller: „Tausende Mitarbeiter,
Die aktuellen Anliegen der Mitglieder zwi-
die täglich für uns auf der Straße unterwegs
Neben einem externen Beirat und einer neu-
schen Verbraucherschutz und technischen
sind, sind unsere Markenbotschafter, auch für
en Compliance-Richtlinie ist dieser Kultur-
Fragen sieht Möller als klares Signal, dass die
diese Veränderung – und wir schicken sie
wandel das Herz der ADAC-Reform. Die neue
Marke ADAC als Orientierung in einer Welt im
nicht in den Batterieverkauf, sondern sie leis-
Dachstrategie drückt sich in einem Drei-Säu-
Wandel gebraucht werde und als wichtigen
ten Vertrauensarbeit für den ADAC.“
len-Modell aus, in das der ADAC kommerzielle
Gradmesser, „der anzeigt, dass unsere Marke
Aktivitäten, Vereinsgeschäft und die Stiftung
trotz aller Beschädigungen stark ist.“ Allein
Derzeit liege der ADAC bei einer Vertrauens-
gliedert.
in der Hochphase des VW-Abgasskandals
quote bei 79 Prozent. Gegenüber den Werten
frequentierten laut Möller verunsicherte
­
vor der Vertrauenskrise hat der Automobilclub
Im Haus setzt die neue Führung Leitlinien um,
­Verbraucher die Hotlines des ADAC täglich zu
also noch aufzuholen. Dennoch sehe er in
für die sie die Überschriften Vertrauen, Ver-
­Tausenden.
dem angestoßenen Transformationsprozess
antwortung, Selbständigkeit gewählt hat. Das
die Chance, eine gesellschaftliche Relevanz zu
seien „keine Begriffe, bei denen die Mitarbei-
„Wir versuchen, die Tradition des ADAC mit
entwickeln, sagt Möller. „Denn wir wissen,
ter automatisch wissen, was wir von i­hnen
Moderne zu verbinden, weil wir glauben, dass
dass die meisten Mitglieder eben nicht bei
wollen“, sagt Möller. „Wir erarbeiten uns in
unsere Stärke ist, diesen Mobilitätsdschungel
uns sind, damit wir ‚freie Fahrt für freie
einem sehr mühevollen Prozess jeden dieser
zu kennen und unseren Mitgliedern eine
­Bürger‘ durchsetzen. Diese Zeit liegt hinter
Werte neu – weil unser Haus früher mit ge-
Schneise zu schlagen“, sagt Möller, der den
uns.“ (nic)
genseitigem Misstrauen funktioniert hat“,
ADAC langfristig als Schnittstelle zwischen
sagt Möller. Es sei eine Herausforderung, die-
Mitgliedern und neuen zukunftsweisenden
ses System zu brechen.
Mobilitätskonzepten sieht.
„Wir wissen, dass das, was wir tun, für die brei-
Es gebe eine Bandbreite junger Start-ups, die
te Masse nicht von Interesse ist. Allerdings:
in das Geschäft des ADAC drängen, und man
Würden wir all das nicht tun, liefen wir Gefahr,
versuche, von ihnen zu lernen. „Auch das ist
in alte Muster zu verfallen. Nur in einem kultur-
der neue ADAC“, sagt Möller. Denn: „Wir ha-
feindlichen Umfeld gedeihen Fehler, und des-
ben keinen wirklichen Wettbewerb in
halb gehen wir diesen Prozess an.“
Deutschland. Und wenn man als Marktführer

beinahe ohne Wettbewerb handelt, dann
Über den Kulturwandel hinaus treiben Möller
wird man satt“, räumt er ein.
die Zukunftsfragen des ADAC an. Technologische Umbrüche und veränderte Erwartungshaltungen von Kunden und Gesellschaft bedrohen das Geschäftsmodell des Automobilclubs. „Die Deutsche Bahn fährt am Tag so
viele Sitzplätze durch Deutschland wie auf
Mitfahrzentralen im Internet angeboten werden. Die Generation der 15- bis 30-Jährigen ist
immer ­weniger bereit, sich an Unternehmen zu
binden. Wir merken, dass wir es mit einem Um-
Alexander Möller, ist Mitglied der
­ eschäftsführung des ADAC e.V.
G
feld zu tun haben, in der alte Marken und alte
Gewissheiten nicht mehr funktionieren.“
Was erwarten ADAC-Mitglieder künftig?
Reicht die Pannenhilfe, wenn das automatisierte Fahren diese gar nicht mehr erfordert?
Wie kann die Pannenhilfe E-Mobilität auf der
7
WANDEL WIRD ZUR GEWISSHEIT–
MARKEN MÜSSEN SCHRITT HALTEN
Bei Merck läutete eine neue Marke einen internen Kulturwandel ein. Damit tun sich Traditionsmarken nicht immer leicht.
Entscheidend ist in allen Veränderungsprozessen die Unterstützung durch die Unternehmensspitze. Und in vergleichsweise jungen Unternehmen hält meist der Gründer als oberster „Change-Agent“ die Marke jung und frisch.
Was Marken brauchen, um zu lernen und sich
Oktober mit einer bunten und verspielten
konzern sollte die Marke Schritt halten. Be-
zu verändern, steht für Michael Hähnel, Vor-
Wortmarke interne und externe Stakeholder
sonders im Blick hatte das B2B-Unternehmen
sitzender der Geschäftsleitung bei Bahlsen,
gleichermaßen überraschte.
dabei das Employer-Branding und die interne
Deutschland fest: Menschen. Denn Menschen
Kultur. „In den Gesprächen mit dem CEO
verändern Marken. „Dafür bedarf es Haltung
Kulturwandel schaffen
wurde schnell klar, dass wir kein reines Mar-
und Raum für neue Denkweisen“, erklärt er
Der Weg dorthin begann zwei Jahre zuvor. Als
kenprojekt, sondern ein Kulturprojekt voran-
die Unternehmenskultur des Keksproduzen-
erster Markenchef des Unternehmens über-
treiben“, sagt Axel Löber.
ten. Im Wettbewerb mit der Konkurrenz käme
haupt musste Axel Löber mit seinem Team
es nicht darauf an, mehr Geld auszugeben.
zunächst interne Aufklärungsarbeit leisten.
Produktinnovation halten jung
Auch hier sind für Hähnel vielmehr die Fähig-
„Um zu polarisieren, habe ich am Anfang des
Nicht für jede Marke ist ein solch drastischer
keiten der Mitarbeiter gefragt: „Wir wollen
Entwicklungsprozesses gesagt: Wir haben
Relaunch erforderlich, um dynamisch zu blei-
smarter sein am Markt.“
keine Marke, wir haben ein Logo und ein De-
ben. „Marken bleiben jung und frisch, wenn
sign“, sagt der Leiter Branding & Communi-
sie den Kunden überraschen und immer Neu-
Erstmals strategische Markenführung
cation Strategy bei Merck. Die Geschäftslei-
es bieten können“, erklärt Alexander C.
Der Wettbewerb beim Pharmaunternehmen
tung musste Löber allerdings nicht erst über-
Schmidt, Geschäftsführer DACH von Dyson,
Merck ist ein anderer. Der DAX-Konzern aus
zeugen. Von ihr kam nämlich die Feststellung,
das Mantra des selbsternannten „Erfinderun-
Darmstadt, der 2018 seinen 350. Geburtstag
dass sich das Unternehmen anpassen muss,
ternehmens“. Der Staubsauger ohne Beutel
feiern wird, kam lange ohne strategische
um erfolgreich zu sein, und damit ein klarer
ist bis heute die bekannteste Produktrevoluti-
Markenführung aus. Im vergangenen Jahr er-
Auftrag an Löber. Denn mit dem Wandel vom
on des Gründers James Dyson. Bis es so weit
regte Merck dann Aufsehen, als das Unter-
mittelständisch geprägten Pharmaunterneh-
war, brauchte der Brite allerdings 5.127 Ver-
nehmen am Tag des Marken-Launches Mitte
men zum Wissenschafts- und Technologie-
suche. „Diese Zahl ist das Erste, was man bei
Michael Hähnel
ist Vorsitzender der Geschäftsleitung bei Bahlsen Deutschland.
8
Axel Löber
ist Leiter Branding & Communications Strategy der
Merck KGaA.
Alexander C. Schmidt
ist Geschäftsführer DACH der Dyson GmbH.
10. Deutscher Marken-Summit 2016
Dyson lernt. Erst der 5.128. Prototyp brachte
Unternehmen auf, die von Markenexperten
beschreibt Michael Hähnel den Rückenwind,
den Durchbruch“, sagt Schmidt. Daraus leitet
verstärkt gefordert wird: Mit offenen Augen
den er bei Bahlsen erfährt. Seine Erfahrungen
sich bei Dyson die Attitüde ab, bloß nicht ei-
und Ohren am Markt und mit mutigen neuen
aus der Konzernwelt will der ehemalige Bei-
nen Tag zu früh mit der Entwicklung aufzuhö-
Produkten gelingt es Marken, langfristig er-
ersdorf-Manager nicht missen. Die Entschei-
ren. Den Innovationsteams des Technikunter-
folgreich zu. Eine Abkehr von der Tradition ist
dungsfindung in großen Unternehmen ver-
nehmens gewährt der Gründer, was er als am
damit nicht automatisch verbunden, wie
gleicht er dabei mit einem durchrauschenden
Wichtigsten für Erfindergeist erachtet: Zeit
Bahlsen ebenfalls beweist. „Tradition hat viel
ICE – im Gegensatz zum inhabergeführten
und Geld. „Mit diesem Umfeld setzen wir uns
mit Liebe, Leidenschaft und Marke zu tun“,
Unternehmen, in dem der „Entscheidungs-
auch vom Wettbewerb ab“, sagt Alexander C.
erklärt Hähnel und empfiehlt Traditionsmar-
Bus“ an jeder Haltestelle anhält. „Diese
Schmidt.
ken, sich ihrer Stärken bewusst zu sein.
Schleifen muss man berücksichtigen, sie bringen aber auch Vorteile mit“, sagt der Ge-
4 Jahre, 103 Ingenieure
schäftsleiter. So wird das Unternehmen aus
Dabei sind die Innovatoren des Unterneh-
„Da weder die Strategie noch das Um-
Hannover mittlerweile in der dritten Genera-
mens nicht immer auf der Suche nach einer
feld eines Unternehmens statisch sind, tion geführt.
neuen Produktkategorie, sondern nach einer
brauchen Marken Flexibilität und die
neuen Lösung, um die Produkte für ihre Kun-
Fähigkeit, sich weiterzuentwickeln.“
Markenarchitektur differenzieren
den besser zu machen. Die neueste Innovati-
Die Inhaberfamilie Bahlsen spielt beim Unter-
on soll nun den Haartrocknermarkt revolutio-
nehmen auch in der Frage der Markenarchi-
nieren. Der neuentwickelte Minimotor für das
tektur eine Rolle. Lange war das Verhältnis
Gerät ist so klein, dass er in den Griff passt
und nicht wie bisher üblich im Kopf eines
Axel Löber, Leiter Branding & Communications
Strategy, Merck KGaA
Haartrockners verstaut werden muss. Das
der Unternehmensmarke zu den Produktmarken und -kategorien für die Hannoveraner
kein vordergründiges Thema. Das soll sich
macht den Fön in Donut-Optik leichter und
Gründer als Veränderer
nun ändern, aber trotzdem nicht gleich zu
leiser. Vier Jahre hat die Entwicklung gedau-
Die Tradition bei Dyson heißt Veränderung.
einem Verlust der Unternehmensmarke füh-
ert. 103 Ingenieure waren beteiligt. „Dyson
Gründer James Dyson ist kein Bewahrer einer
ren. „Das Verhältnis muss sauber differen-
kennt es nicht anders. Ein Nein akzeptieren
starren Struktur, sondern der „oberste
ziert sein. Die Unternehmensmarke spielt un-
wir nicht“, erklärt Deutschland-Geschäfts-
Change-Agent“, wie Alexander C. Schmidt
ter anderem beim Employer-Branding eine
führer Schmidt. Ob sich das Gerät bei einem
begeistert berichtet: „Es zeichnet ihn eine
wichtige Rolle“, deutet Michael Hähnel den
Preis von 400 US-Dollar im Einstiegsmarkt
gesunde Ungeduld aus. Wenn Dinge zu ein-
Weg an, den Bahlsen gehen möchte.
Japan durchsetzt, bleibt abzuwarten.
fach sind und zu glattgehen, rüttelt er uns auf
und fordert: Bleibt anders!“ Gründer Dyson
Für die Zukunft gewappnet
Sinneswandel und Tradition
gibt seinem Unternehmen dabei eine Lehre
Für den Mischkonzern Merck ist die Unter-
Vier Jahre Entwicklungszeit für neue Produk-
mit, die ihn erfolgreich gemacht hat. So sei es
nehmensmarke der Anker. Dennoch brauch-
te – bei Bahlsen gibt es das nicht mehr. Dort
ihm stets gelungen, sich durchzusetzen,
te es in der jüngeren Vergangenheit auch im
hat man die Innovationszyklen deutlich ver-
wenn er das Gegenteil von dem gemacht
Portfolio eine starke Veränderung, um zu-
kürzt. Benötigte die Entwicklung neuer Pro-
habe, was ihm vermeintliche Experten gera-
künftig erfolgreich zu bleiben. Dadurch hat
dukte in der Vergangenheit tatsächlich noch
ten hatten. „Nur indem er dramatisch anders
sich auch der Wettbewerb verändert. „Der
bis zu fünf Jahre, so gelingt es dem Unterneh-
war, konnte er sich mit seiner kleinen ‚Chal-
Wandel vom Pillendreher zum Technologie-
men mittlerweile nach sechs bis zwölf Mona-
lenger-Brand‘ gegen starke und gewachsene
unternehmen bringt Konkurrenten wie
ten, fabrikneue Süßwaren auf den Markt zu
Marken durchsetzen“, erklärt Schmidt den
Google und Apple mit sich“, sagt Axel Lö-
bringen. Von Spöttern in der Vergangenheit
Mut des Gründers.
ber. Durch den angestoßenen Marken- und
noch als Maschinenbauunternehmen mit an-
Kulturwandel sieht Löber die Darmstädter
gehängter Keksproduktion bezeichnet, hat
Führung mit klarer Vision
für die anstehenden Herausforderungen ge-
sich in Hannover einiges getan: „Wir haben
Prägende Inhaber mit einer klaren Vision ver-
wappnet. (kpm)
in unserer offenen, modernisierten Zentrale
binden die Unternehmen Merck, Dyson und
eine eigene Versuchsküche und sind weg von
Bahlsen. Und alle drei Beispiele zeigen, dass
der Maschinenbau-Denkweise hin zu Kun-
Veränderung besonders dann möglich ist,
den-Insights“, deutet Michael Hähnel den
wenn die Unternehmensspitze dahintersteht.
Sinneswandel an. Mit der Abkehr vom Bin-
„Wenn die Marke in der Unternehmensstra-
nenbezug als Selbstzweck zeigt der Bahlsen-
tegie eine Rolle spielt, machen alle mit, und
Geschäftsleiter eine Entwicklung im eigenen
Marketing wird zur Herzensangelegenheit“,
10. Deutscher Marken-Summit 2016 
9
RAUS AUS DER COMMODITY-FALLE
Die Lufthansa als Vollsortimenter – das funktioniert immer weniger. Viel entscheidender ist, in einer sich wandelnden Luftfahrtbranche, in der sich viele Produkte und Dienstleistungen immer ähnlicher werden, den Reisenden und seine Bedürfnisse konsequent in den Mittelpunkt zu stellen. Das lässt sich eines Tages nämlich auch monetarisieren.
23 Streiktage in 18 Monaten, ein Marken-
Lufthansa auf eine größtmögliche Differenzie-
andersetzung mit der Lufthansa hat das Un-
wertverlust von etwa einer Milliarde Euro: Die
rung ihrer Angebote. „Wir fokussieren uns dabei
ternehmen ein eigenes Programm aufgesetzt.
Lufthansa hat in den vergangenen zwei Jah-
auf die Grundbedürfnisse der Reisenden“, sagt
Ziel ist es, besser zu ergründen, wie und wo
ren schmerzhaft erfahren müssen, was es
Schlaubitz. „Human Centricity“, dieses In-den-
eigentlich der Kontakt zwischen Unterneh-
heißt, wenn alte Gewissheiten wanken. Jede
Mittelpunkt-Stellen der menschlichen Bedürfnis-
men und Reisendem entsteht. 85 interne, teils
neue Streikwelle zog den Markenwert noch
se, hätten die Onlineunternehmen vorgemacht.
sehr heterogene Datenbanken wurden dafür
weiter hinunter. Die Marketeers konnten zu-
zusammengeführt. Reisesituation und Bedürf-
nächst nur hilflos zusehen: „Zunächst ging es
Schlaubitz richtet nun auch das Marketing der
nisse der Kunden können nun viel genauer
nur darum, den Flugbetrieb zu sichern“, sagt
Lufthansa konsequent auf die Kundenzentriert-
analysiert und vorhergesagt werden.
Alexander Schlaubitz.
heit aus. Dafür hat das Unternehmen ein „Bedürfnisrad“ entwickelt, das als Werkzeug für
Für Schlaubitz hat die Individualisierung für das
Streiks sind auch ein Zeichen einer sich wan-
diese Arbeit dient. Am Anfang stehe stets die Ins-
Marketing das Zeug zur Zeitenwende: raus aus
delnden Branche, auch wenn Schlaubitz Streiks
piration des Reisenden, die es zu anzusprechen
dem reinen Kostenstellen-Denken hin zum Mo-
in der Vergangenheit zeitweise schon fast als
gelte. „Manchmal beginnt diese schon am Ende
netarisierungspunkt. Das
Regel und weniger als Ausnahme betrachten
der letzten Reise, das müssen wir wissen“, sagt
Marketing sehe alle
muss. Umso glücklicher ist Schlaubitz, dass er
der Marketingleiter. Den Planungsprozess einer
Kontaktpunkte und
das Lufthansa-Marketing jetzt endlich wieder
Reise zu unterstützen, dabei sieht er noch gewis-
könne Zusammen-
hochfahren und daran arbeiten kann, das Kun-
se Defizite: Intransparenz und fehlende Flexibili-
hänge im Sinne der
denversprechen einzulösen – trotz immer stär-
tät ermöglichten es Dritten, sich zwischen die
„Human Centricity“
ker differenzierter Rahmenbedingungen.
Lufthansa und ihre Kunden zu schieben.
knüpfen. (toa)
Der Vollsortimenter
Wer den Menschen in den Mittelpunkt stelle,
Der Megatrend Individualisierung macht auch
der könne auch eine „Airport Experience“,
vor dem Reisen nicht Halt. Exklusivität auf der
wie sie Schlaubitz nennt, schaffen. Durchsa-
Langstrecke für wenig preissensible Kunden
gen, Sicherheitskontrollen, Polizei: Eine Reise
muss die Lufthansa genauso bieten wie einen
habe immer noch viele Friktionspunkte, am
günstigen Flug in einen Kurzurlaub übers Wo-
Flughafen fühlten sich viele überfordert. An-
chenende, möglichst an den Tagesrandzeiten,
dererseits hätten Menschen aber auch Zeit
damit die Zeit am Urlaubsort großzügig ausge-
und gäben lockerer Geld aus. Beides ließe sich
nutzt werden kann. „Die Lufthansa war lange
vom Marketing aufgreifen. Drei Grundstim-
ein Vollsortimenter, wir haben alles unter einer
mungen von Menschen an Flughäfen müssten
Marke abgedeckt“, sagt Schlaubitz. Das sei im-
dabei berücksichtigt werden: aufgeregt (Busi-
mer weniger möglich. Mit Eurowings hat das
ness), freudvoll (Urlaub) und traurig (Ab-
Unternehmen bereits darauf reagiert.
schied).
Flughäfen werden sich immer ähnlicher und
85 Datenbanken zusammengeführt
Flugzeuge außen und innen ebenso. Um aus der
Für die Individualisierung oder zumindest die
Commodity-Falle herauszukommen, setzt die
Kontextualisierung der Reise und der Ausein-

Alexander Schlaubitz verantwortet als Vice President
das gesamte Marketing von
Lufthansa.
Alexander Schlaubitz im Interview auf unserem YouTube-Channel
10
10. Deutscher Marken-Summit 2016
Nachgefragt
„DER KUNDE FÜHRT REGIE“
Eine starke Marke hat Signalwirkung. In Zeiten der Veränderung ist sie daher ein entscheidender Faktor. Christian Rummel erklärt, wie die Deutsche Bank digital affine Menschen erreicht
und welche Rolle die Vergangenheit beim Blick in die Zukunft hat.
Das Interview führte Kai Praum.
Herr Rummel, auf welche Stärken kann
Kann ein Tanker wie die Deutsche Bank
tiger sich im Übrigen Medien und Kanäle ent-
die Marke sich in Zeiten der Verände-
glaubwürdig im dynamischen Markt der
wickeln, desto entscheidender ist eine starke
rung verlassen?
digital Affinen überzeugen?
Marke, die sich zwar den Umfeldern anpasst,
Die Marke ist ein entscheidender Faktor in
Um digital affine Zielgruppen zu erreichen,
Phasen der Veränderung. Die Marke muss
gilt es für eine Marke, den Menschen zuzuhö-
eine Signalwirkung geben, denn sie hat ei-
ren und auf ihre Bedürfnisse einzugehen und
Wie lässt sich dabei die Marke gezielt in
nen Leuchtturmcharakter. Je diversifizierter
sich dann auch weiterzuentwickeln und zu
die Zukunft „transferieren“?
die Kanäle werden, über die man Menschen
verändern. Im Hinblick auf die digitale Strate-
erreicht, über die Kunden mit Marken inter-
gie der Deutschen Bank ist beispielsweise die
Um den Blick in die Zukunft zu wagen, hilft
agieren, umso wichtiger ist es, dass die
Erweiterung der klassischen Beratung um
der Blick in die Vergangenheit. Jedes Unter-
Marke für etwas steht und Haltung hat. Die-
führende digitale Lösungen entscheidend.
nehmen hat seinen Ursprung, seine Historie,
se Haltung sorgt dafür, dass sich Menschen
Für die Entwicklung dieser digitalen Angebo-
darin begründet sich meist auch die DNA der
mit einer Marke auseinandersetzen, sich
te ist insbesondere der intensive Dialog mit
Marke. Darin steckt eine Menge Kraft und
bestenfalls mit ihr identifizieren, auch emo-
Kunden und Technologiepartnern wichtig.
Stärke, und die gilt es dann, glaubwürdig in
tional – das gilt sowohl für Mitarbeiter als
Dafür geht die Bank neue Wege, beispiels-
die Zukunft zu transferieren. Starke Marken
auch für Kunden. Grundlage für die Ausrich-
weise mit der Gründung von Innovation-Labs
verfügen dabei über eine ausgeprägte Identi-
tung der Marke sind zunächst die Strategie
in Berlin, London, San Francisco, der Digital-
tät oder Persönlichkeit, die oft auf der Ge-
und das Geschäftsmodell des Unterneh-
fabrik in Frankfurt am Main und auch in der
schichte des Unternehmens, seiner Gründer,
mens und auch die Vision. Marken müssen
Zusammenarbeit mit Fintechs. Diese offene,
deren Überzeugungen, Werte und Visionen
sich entwickeln, strategische Veränderun-
dialogorientierte Haltung spiegelt sich auch
aufbaut.
gen des Unternehmens, Bedürfnisse und
in der Markenkommunikation wider.
aber konsistent über all diese Touchpoints
auftritt.
Wo liegen die Grenzen von Veränderung
Lebenswelten der Kunden sowie der Gesellschaft als Ganzes reflektieren. Die Finanz-
Was bedeuten neue Touchpoints für die
krise zum Beispiel hat dazu geführt, dass
Marke Deutsche Bank?
Banken wieder zeigen müssen, dass sie ei-
im Hinblick auf Marken?
Die DNA des Unternehmens kann sich weiter-
nen Nutzen und Mehrwert für Wirtschaft
Letztlich sind es die Kunden, deren Einstellun-
entwickeln, darf dabei aber die prägenden
und Gesellschaft haben. Wir nehmen diese
gen und Bedürfnisse sich in der Markenkom-
Eigenschaften nicht verlieren. Dabei gilt es,
notwendige Veränderung sehr ernst und
munikation widerspiegeln müssen. Der Kun-
sich an die neuen Bedürfnisse der Gesell-
stellen die Kunden und ihre Bedürfnisse bei
de führt Regie, er wählt aus. Wir als Bank
schaft, die klassischen und sozialen Medien
all unserem Handeln in den Mittelpunkt.
bieten ihm mit Online, Mobile, Telefon und
und letztlich die Kunden anzupassen, um mit
Filiale jederzeit flexible Zugangswege. Dort
dem Zeitgeist gehen zu können. Und dies,
trifft er auf eine zeitgemäße, dialogbereite
ohne die Historie zu leugnen, sondern um mit
und zukunftsgerichtete Marke. Umso vielfäl-
ihr zu arbeiten.

Christian Rummel im Interview auf unserem YouTube-Channel
10. Deutscher Marken-Summit 2016 11
DIGITALE TRANSFORMATION
ALS TREIBER FÜR DAS BUSINESS
Während des „10. Deutschen Marken-Summits“ befragten wir die 200 Teilnehmer nach den größten Herausforderungen,
die sie künftig für ihr Markenmanagement sehen. Kulturwandel managen und Vertrauen erhalten sind wesentlich, wenn
es gilt, die digitale Transformation zu bewältigen und Geschäftsmodelle wie Kundenkommunikation darauf auszurichten.
Die Wordcloud, die während der Veranstaltung entstanden ist, stellt eine Zusammenfassung aus allem dar, was die Teilnehmer des „MarkenSummits 2016“ während der Veranstaltung bewegt hat. Sie ist eine Visualisierung der Stichpunkte und Schlagworte zum Leitthema „Wenn alte
Gewissheiten wanken. Wie Marken lernen. Und vergessen.“
Vergessen und verändern Vertrauen vs. Misstrauen Markenstärke
Mut zur Veränderung
Storytelling Markenmanagement Zeitlos
Share
Identifikation Markenpositionierung New decade
Aufräumen Glaubwürdigkeit
Wanken
Bindung
Geschmack
Experimentieren
Mut
Werte Zuhören können Geschwindigkeit
Best Brand Emotional Echtes Bedürfnis erkennen
Reform
Global aktiv
Zeitlosigkeit
Neue Struktur Brandmanagement Erdbeere
Ehrlich
Markenkern
Time to market
Anstrengend Invest
Markenschutz
Markenstrategie
Innovation
Markenbotschaft
Personal Branding
Nutzen aufzeigen
Digitale Transformation
Brand-Engagement Bedürfniswelten Fans
Abschied
Kommunikation Neue Geschäftsmodelle
Neugierde
Consumer-Closeness Kontaktpunkte besser nutzen Ressort
Ehrlichkeit
Gewissheiten
Dynamik
Reformieren und restrukturieren
Fragmentierung
Krise Krisenmodus Kundenverhalten
Kulturwandel
Veränderer
Wertschöpfungskette
Individualisierung Unsicherheit
Zusammenhalt Resilienz Strategie
Führung Hochphase
Stärke
im
Alltag
Unverbindlich volatil Ungewissheit
Image
Viele Player
Lernbereitschaft Politik Vertrauensquote
Commitment Marken-DNA
nicht Logo
Gewissheit neue Marken für neue Zielgruppen
Erdbeeren
Markenführung Change
Veränderungsprozess Austausch
Klare Markenbotschaft
Mitarbeiter als Markenbotschafter
IT und Prozesse verbessern
Start-up-Spirit Feedbackfähigkeit Emotionen
Wahrnehmung
Frühjahrsputz
Brands Neuanfang Digital Journey
Flexibilität
alte Marken entstauben Im Fokus der Öffentlichkeit Spirit Kooperation
Markenbotschafter
Neue Customer-Journey
Individualität
Contentmanagement
Markenentwicklung
Transformation
Veränderung
Digitalisierung
Dialog
Vertrauen
Marken in Gefahr: Nur reaktiv handeln reicht nicht
Permanente Anpassung ist gefordert. Die Teilnehmerbefragung zeigt, dass die Markenstrategie zwar langfristig gedacht,
aber laufend adaptiert werden muss. Dabei dürfen die Risiken eines rein situativen Ansatzes nicht unterschätzt werden:
Denn ohne klare Haltung laufen Markenmanager Gefahr, Marken-DNA wie Markenkern aufs Spiel zu setzen.
Wie beeinflussen interne oder externe Unsicherheiten bzw. Umbrüche Ihre Markenstrategie?
Gar nicht, die Strategie ist über drei Jahre oder länger festgelegt und wird
exekutiert.
14%
38%
7%
Wir passen die operative Ausgestaltung der Markenstrategie jährlich an.
41%
Wir passen die operative Ausgestaltung der Markenstrategie laufend an.
Wir haben aufgrund der vielen Umbrüche gar keine festgelegte Markenstrategie
mehr, sondern entscheiden situativ.
Die Grafik zeigt ein Ergebnis der Teilnehmerumfrage beim „10. Deutschen Marken-­
Summit“, durchgeführt von MTI Machwürth Team umd teambits.
12
10. Deutscher Marken-Summit 2016
Impressionen des 10. Deutschen Marken-Summits 2016
Teilnehmer bei der Führung durch das Deutsche Filmmuseum
Gekonnte Markeninszenierung: der BrandSpace der Deutschen Bank
Reger Austausch beim Networking im Deutschen Filmmuseum
Zu Gast in der Zentrale der Deutschen
Bank im Herzen von Frankfurt
Nicolas Paalzow, CEO, Creative Cosmos, und
Andy Payne, Global Chief Creative Officer, Interbrand
Christian Rummel, Deputy Global Head of Brand Communications & Corporate
Citizenship, Deutsche Bank AG, im Gespräch
Wie Marken lernen und vergessen: Spannende Vorträge fanden regen Zuspruch
10. Deutscher Marken-Summit 2016 Gabriele Eick, Ehrenpräsidentin und Kuratoriumsvorsitzende, Marketing-Club Frankfurt, beim Networking
Jennifer Treiber-Ruckenbrod, Leitung Markenportfolio Strategie und
Markenmessung, BMW Group, im Gespräch mit Dr. Gero Kalt, Geschäftsführer, F.A.Z.-Institut
13
IM HOCHAMT DER KOMMUNIKATION
Wahlkampf ist die größte Dialogveranstaltung der Republik. Eine Spielwiese für Markenbildung und Kampagnen, aber
auch für Parteilichkeit, Skandalisierung und Störaktionen. Wer das durchhält und weniger Fehler macht, steht am Ende
als Sieger dar – auch wenn er schon als Verlierer galt. Markenprofilierung unter Dauerstress.
„Haben Sie schon mal gekifft, sind besoffen
und schützen. Dass die Realität hinter der
„Clown-Affäre“ von Kanzlerkandidat Peer
Auto gefahren oder sich von Ihrem Partner
Kommunikation tatsächlich aber oft eine an-
Steinbrück im Bundestagswahlkampf 2013
nicht im Guten getrennt?“, fragt Frank
dere sei, sei eher sekundär: Klaus Wowereit
deutlich, als dieser an einem lauen Sommer-
Stauss. „Wenn Sie all diese Fragen mit Nein
habe in Berlin seinerzeit das Image des Party-
abend in Schleswig-Holstein in einem Neben-
beantworten können, dann könnten Sie viel-
Bürgermeisters gehabt. „Obwohl er ein har-
satz Beppe Grillo und Silvio Berlusconi als
leicht nochmals über eine politische Karriere
ter Arbeiter und Aktenfresser war“, sagt
„Clowns“ bezeichnete. „Da war ich nicht
nachdenken.“ Frank Stauss hat weit über 20
Stauss. Das müsse kommunikativ berücksich-
dabei, deshalb kann ich lästern“, sagt Stauss
Wahlkämpfe kommunikativ geführt und be-
tigt werden. Dafür würden alle Kanäle im
schmunzelnd.
gleitet, eine Vielzahl davon für die SPD. Ein
Vorfeld bedient, jeder Einzelne könne dem
jeder aufs Neue ein „Höllenritt“, wie er sein
Kandidaten, der Partei, letztlich dem gesam-
Zwischendrin ein Bier
Buch betitelte.
ten Wahlkampfteam aber zum Verhängnis
Nach jedem beendeten Wahlkampf ist Frank
werden, weil keine Aussage, keine Botschaft
Stauss froh, dann auch mal wieder eine Kam-
Von der grauen Maus zur Marke
ungefiltert und ohne mediale Begleitung
pagne für einen Joghurt oder ein Bier zu ma-
Wahlkampf, das bedeute Markenbildung und
beim Empfänger ankomme.
chen, um zu entspannen. Nicht dass das nicht
-profilierung in knapper Zeit und unter er-
auch schwierig wäre, aber die Spielregeln
schwerten Bedingungen. Etwa 30 Millionen
Alles auf einmal
seien andere. Kein Dauerfeuer. Und die
Euro stellten die beiden Volksparteien für
Marken- und Kommunikationsmanager, die
nächste Wahl kommt sowieso wieder schnel-
eine Bundestagswahl jeweils zur Verfügung,
für Unternehmen arbeiteten und nicht gera-
ler als gedacht. (toa)
richtig werblich werde es erst in den letzten
de im „Krisenmodus“ seien, könnten sich
sechs Wochen. Davor sei Kommunikation mit
auch gern mal auf Teilprojekte beschränken:
anderen Mitteln gefragt. Wahlkampf, das sei
CEO-Positionierung, Social Media, Agenda-
deshalb auch die größte Dialogveranstaltung
setting, Eventmarketing, klassische Wer-
der Republik. Und gerade in dieser könnten
bung, um nur eine Auswahl zu nennen.
farblose Spitzenpolitiker zu echten Marken
Wahlkampf hingegen sei alles auf einmal.
werden, wenn sie richtig inszeniert werden,
Dafür sei aber auch fast alles erlaubt:
weiß Stauss.
vergleichende Werbung, offensive Par-

teilichkeit, das Durchstechen von InforSchwachstellen am „Produkt“ stellten dabei
mationen, die Skandalisierung von Er-
kein Problem, sondern lediglich eine zusätzli-
eignissen und Themen des politischen
che Herausforderung dar: „Wenn man die
Gegners, egal wie lange sie auch her
Schwachstellen nicht abstellen kann, muss
seien, und das Abwehren von Angriffen
man damit umgehen können“, sagt Stauss
– 24/7 während des gesamten Wahl-
und macht damit auch allen Markenmana-
kampfes. Die Fehleranfälligkeit steige da-
gern Mut, die mit alten Gewissheiten, die
durch bei allen Akteuren. Und wie schnell
nicht mehr gelten, hadern oder deren Marken
sich eine unüberlegte Bemerkung wie
mit Imageproblemen kämpfen. Auf eines legt
ein Lauffeuer verbreitet, macht
Frank Stauss aber schon großen Wert, näm-
Stauss anhand der
lich auf Konsistenz: „Person, Partei und Programm müssen bitte zusammenpassen.“
Eine Kampagne müsse eine Botschaft orchestrieren und verbreiten, aber auch erhalten
14
Frank Stauss, Agenturinhaber und Buchautor, gilt als profiliertester Wahlkampfexperte. Er hat weit über 20 Wahlkämpfe kommunikativ bestritten.
10. Deutscher Marken-Summit 2016
Nachgefragt
„ES GIBT KEINE BLAUPAUSE“
Marken haben durch die Digitalisierung immer mehr Möglichkeiten, zu kommunizieren und zugleich
die Kundenwünsche zu antizipieren. Jens Grefen fordert CMOs auf, dem Kunden daher zuzuhören, um
als wichtigster Treiber der Markenführung Wachstum für Marke und Unternehmen zu generieren.
Das Interview führte Kai Praum.
Herr Grefen, in welcher Form verändert
gement – und daher ist eine Organisation not-
für die Einführung neuer Organisationsmodel-
die Digitalisierung die Markenführung?
wendig, in der alle Unternehmensbereiche eng
le gibt es nicht – gerade bei der Entwicklung
zusammenarbeiten können, um nahtlose, stim-
eines stimmigen Operating Models, dass die
Aus Markensicht ist die Digitalisierung eine
mige und bestenfalls sinnstiftende Markenkon-
Markenwahrnehmung in den Mittelpunkt
komplexere Art der Kommunikation. Es kom-
takte zu ermöglichen. Dazu tragen andere
stellt und wesentliche Funktionen daran aus-
men für die Marke weitere Kanäle hinzu, auf
Funktionen wie Vertrieb, Personal oder Finance
richtet, gilt: „Structure follows strategy.“ Ex-
denen sie kommunizieren kann, wenn nicht
genauso bei wie das klassische Marketing.
perimentieren, Lernen und Anpassen werden
sogar muss. Denn wir wissen alle: Die Welt
auch hier zu entscheidenden Erfolgsfaktoren.
dreht sich schneller, die Kunden haben andere
Können Sie die Rolle des CMO dabei
Ansprüche an Marken und an den Dialog mit
konkretisieren?
Was können etablierte Markenunternehmen von Start-ups und den großen
Marken. In Zeiten der digitalen Transformation
ist Markenarbeit daher ein konstanter Prozess.
Der CMO ist der wichtigste Treiber moderner
Digitalplayern wie Amazon, Facebook
Eine der Hauptaufgaben von Markenverant-
Markenführung. Er ist Gestalter, Impulsgeber,
oder Google lernen?
wortlichen ist es daher heute, lern- und reakti-
Rahmen- und Sinngeber. Der CMO muss sich da-
onsfähige Strukturen aufzubauen, die es der
bei viel stärker die Brille des Kunden aufsetzen,
Ein Traditionsunternehmen, das seit 100 Jahren
Marke ermöglichen, sich iterativ weiterzuent-
um den Kunden zu verstehen und die Marke füh-
in seiner Branche besteht, hat bereits bewiesen,
wickeln und dabei in jedem Schritt dazuzuler-
ren zu können. Denn er bringt Menschen zusam-
innovativ zu sein und auf Kundenbedürfnisse ein-
nen. Die Komplexität der Touchpoints können
men, um Wachstum für die Marke und das Un-
zugehen. Das darf man nicht vergessen. Auf der
wir nicht mehr rein planerisch bewältigen – es
ternehmen zu ermöglichen. Er wird somit auch
anderen Seite haben die angesprochenen Mar-
gilt, auch Experimente zuzulassen und die Mar-
zum Chief Growth Officer jeder Organisation.
ken die digitale Welt viel besser verstanden und
ke gleichzeitig als Orientierungs- und Filterfunktion für die eigenen Aktivitäten zu begreifen.
somit auch mitgeprägt. Sie können auf dieser
Was bedeutet das für die Organisation
Ebene besser bestehen und gehören mittlerweile
strategischer Markenführung?
zu den wichtigsten und bedeutendsten Marken
Welche Auswirkungen hat diese
Komplexität auf die Rolle der Marke?
der heutigen Welt. Sie verfügen über sehr starke
Um mit den vielen Veränderungen bei Verbrau-
Alleinstellungsmerkmale – und waren daher in
chern, Wettbewerbern und Medien Schritt hal-
der Vergangenheit in der Lage, auf Markenkom-
Für Marken gilt es, mit Komplexität, Unsicher-
ten zu können, gilt es auch, die eigenen
munikation, die vor allem das Produkt sprechen
heit und konstantem Wandel konstruktiv umzu-
„Brand Capabilities“ zu hinterfragen – dies
lässt, zu fokussieren. Alle drei Marken haben es in
gehen. Kernaufgabe von Marken ist es, Wachs-
betrifft gleichermaßen Führung, Struktur und
der Vergangenheit geschafft, für die von ihnen
tum zu treiben – der Chief Marketing Officer
Organisationsform der Markenfunktionen. Die
geschaffene Kategorie zu stehen. Das ist aller-
(CMO) wird dabei noch stärker zum kanalneu-
eigene Marke ist dabei Treiber des Wandels –
dings sehr selten. Immer dann, wenn Wettbe-
tralen Chief Experience Officer. Schließlich be-
und hat daher großen Einfluss auf die ganze
werb entsteht, wird auch die Kommunikation
trifft seine Aufgabe viel mehr als das Marke-
Organisation, die Kultur und die zukünftige
der Marke noch emotionaler daherkommen
ting-Silo: Im Mittelpunkt steht Customer-Enga-
Geschäftsstrategie. Allerdings: Eine Blaupause
müssen.

Jens Grefen im Interview auf unserem YouTube-Channel
10. Deutscher Marken-Summit 2016 15
AM SMARTPHONE INFORMIEREN,
ABER DANN IM LADEN KAUFEN
Die Digitalisierung verändert das Kundenverhalten und damit die Geschäftsmodelle. Was bedeutet das für den Kaufentscheidungsprozess? Wann entscheiden sich Menschen für eine bestimmte Marke und warum? Der Analyse des Kundenverhaltens und seinem Verständnis kommt auch in der digitalisierten Welt eine ungebrochen hohe Bedeutung zu.
Das Informations- und Mediennutzungsver-
städten der deutschen Metropolen, etwa auf
große Anstrengung nötig, um diesen Sinn des
halten und auch das Kaufverhalten der Men-
der Frankfurter Zeil. „Die Offlinekanäle ha-
Unternehmens für die Gesellschaft herauszu-
schen sind heute insgesamt deutlich komple-
ben für uns nach wie vor eine große Bedeu-
arbeiten. „Man konzentriert sich in Deutsch-
xer geworden. Sie verlagern sich zunehmend
tung“, sagt Sabine Kloos, Director Brand &
land eher stärker auf das ‚Was‘ und auf das
in den digitalen Bereich. Doch will man Nä-
Communications bei Telefónica Deutschland.
‚Wie‘ – Stichwort Ingenieurskunst –, aber we-
heres über einzelne Gruppen der Gesellschaft
Was sie feststellt, ist, dass die Kunden zwi-
niger auf das ‚Warum‘“, sagt Berthold-Krem-
erfahren, muss man schon genauer hinsehen.
schen den On- und Offlinekanälen variieren.
ser. Erfolgreiche Marken kommunizieren nicht,
Digitalisierung ist ein Treiber, dem sich ohne
Was die Menschen wollten, seien Transpa-
was der Kunde kaufen kann, sondern was den
Zweifel alle Unternehmen zu stellen haben.
renz und schnelle Wechselmöglichkeiten zwi-
Kunden erfolgreich macht, dessen Leben er-
„Allerdings darf nicht übersehen werden,
schen den Kanälen. In drei Viertel aller Fälle
leichtert. Und selbst in der Diskussion um das
dass viele Menschen noch gar nicht in der
beginne die „Customer-Journey“ jedoch on-
„Warum“ seien bei Siemens erste Antworten
digitalen Welt angekommen sind“, sagt Co-
line, auch wenn die Kunden danach stationär
oft rein ökonomisch getrieben gewesen – Um-
rinna Güllner, Geschäftsführerin des Markt-
beim nächsten O2-Shop einkaufen würden.
satz als der Ursinn allen Handelns.
forschungsinstituts forsa.
Kritische Betrachtung
Gar nicht online seien 20 Prozent der Gesamt-
„Je vielfältiger sich Kanäle entwickeln,
Braucht jedes Unternehmen und jede Marke
bevölkerung. Von den 80 Prozent mit Internet-
desto entscheidender ist eine Marke, die
immer einen höheren Sinn, weil es die Ver-
zugang seien 10–15 Prozent sehr zurückhal-
sich den Umfeldern anpasst und konsis-
braucher wollen? Eine pauschale Antwort
tend, checkten einmal wöchentlich Mails und
tent über alle Touchpoints auftritt.“
darauf ist nicht möglich. „Für Gründer und
recherchierten ab und an. „Mit Onlinemarke-
junge Unternehmer ist es oftmals leichter,
ting kann man diese Menschen aber nicht er-
diesen Zweck zu finden, als für ältere Unter-
reichen“, sagt Güllner. Der Rest bewege sich
zwischen „Digital Natives“ und „Digital Immigrants“, die sehr genau darauf achten, was sie
im Internet machen, und die Möglichkeiten
nehmen“, sagt die Ex-Siemens-Managerin
Christian Rummel, Deputy Global Head of Brand
Communications & Corporate Citizenship,
Deutsche Bank AG
Berthold-Kremser. Im Prozess der Revitalisierung einer Marke sollte man deshalb immer
fest einen Fuß in der Vergangenheit und ei-
sehr bewusst einsetzen. Darauf sollten Unter-
Höherer Zweck
nen in der Zukunft haben. Den höheren Sinn
nehmen bei der Ausrichtung und Gestaltung
Was treibt Menschen aber überhaupt dazu,
einer Unternehmung zu hinterfragen, bevor
ihrer Markenkommunikation stets achten.
sich für eine Marke und ein Unternehmen
man sich bewusst für die eine oder andere
und damit gegen eine andere Marke zu ent-
Marke entscheidet, wird vor allem der Gene-
Klischees greifen zu kurz
scheiden? „Es ist der ‚Purpose‘, ein höherer
ration Y nachgesagt. Dass jüngere Zielgrup-
Die Klassifizierung „jung und online“ vs. „alt
Zweck, der den Menschen sinnvoll vermittelt
pen Unternehmen und ihrem Zweck beson-
und offline“ greift der Expertin zufolge aber
werden muss“, betont Birgit Berthold-Krem-
ders kritisch gegenüberstehen, lässt sich laut
auch zu kurz. Auch junge Menschen würden
ser, die bis vor kurzem noch die Markenkam-
Güllner so aber nicht feststellen. „Preissen-
bei der Information über Produkte nach wie
pagnen bei Siemens verantwortete.
sible Gruppen achten nicht zu sehr auf Sozial-
vor stark auf persönliche Gespräche setzen
standards“, sagt sie.
und sich je nach Produkt auch gern beraten
Der „Purpose“ konkretisiert die Existenzbe-
lassen. Telefónica mit seiner Ankermarke O2
rechtigung des Unternehmens und beantwor-
Sabine Kloos hingegen kann bei der jüngeren
investiert daher beispielsweise nach wie vor
tet die Frage, wie es das Leben des Kunden
Generation schon einen Wertewandel erken-
stark in seine Flagshipstores in den Innen-
bereichern kann. Auch bei Siemens war eine
nen. Als verbindendes Element sieht sie den
16
10. Deutscher Marken-Summit 2016
„Corporate Trust“, der im besten Fall einen
deutlich früher, als man in der Markenkommu-
Einfach mal machen
Einfluss auf die Kaufentscheidung hat. Grei-
nikation darauf reagiert und als man es daher
Muss man sich daher vielleicht mehr trauen
fen Markenkommunikation und Corporate
wahrnimmt“, sagt Kloos. Die Fusion von O2
in der Markenführung, wenn sich Geschäfts-
Trust ineinander, verstärken sie sich gegen-
und E-Plus habe man ihr zufolge als Sprung-
modelle und Kundenverhalten ändern? Alte
seitig.
brett genutzt, die Digitalisierung im eigenen
Hierarchien und eingefahrene Prozesse än-
Unternehmen voranzutreiben. Eines Tages wür-
dern sich nicht von heute auf morgen. „Es ist
den Maschinen vollautomatisiert individuelle
allen klar, dass nicht jeder Social-Media-Post
Tarife zusammenstellen, gibt Kloos einen klei-
durch mehrere Freigabeschleifen sollte“, sagt
nen Ausblick in die Zukunft. Der vielzitierten
Birgit Berthold-Kremser. Deutschland sei in
Losgröße 1, also der Möglichkeit, Produkte bis
dieser Hinsicht sehr kontrollverliebt. Die Un-
zur kleinstmöglichen Produktionsmenge indivi-
ternehmenssprache sieht sie hier als Hebel,
duell zu spezifizieren, kommt das schon sehr
gegenseitiges Vertrauen im Unternehmen zu
nahe. Die Mehrmarkenstrategie von Telefónica,
fördern und einen entsprechenden Kultur-
auf die das Unternehmen auch künftig setzen
wandel zu initiieren. (toa)

möchte, ist dafür sicherlich auch hilfreich.
Strategieentwicklung parallel
Die Markenstrategie muss aber nicht nur der
Unternehmensstrategie folgen, sondern im
besten Fall gleichzeitig und gemeinsam entBirgit Berthold-Kremser
war Head of Brand and Campaigns bei Siemens und
verantwortete u.a. das weltweite Markenprogramm.
wickelt werden, betont Birgit Berthold-Kremser. „Bei Siemens haben dafür die Kommunikations- und die Strategieabteilung ganz eng
zusammengearbeitet“, sagt sie und weist
Großer Wandel kommt noch
darauf hin, wie wichtig es war, auch die HR-
Sind viele Unternehmen andererseits aber viel-
Abteilung ins Boot zu holen, um auch die
leicht zu „jugendzentriert“ in ihrer Kundenan-
Ansprache der künftigen Fach- und Füh-
sprache? Das glaubt Corinna Güllner nicht. Die
rungskräfte konform mit der Strategie zu ge-
Unternehmen wüssten schon sehr gut, wie
stalten. In der Praxis sei ein solches Vorgehen
und wo sie ihre unterschiedlichen Zielgruppen
freilich sonst noch selten. Oft müsse es erst
am besten erreichen. „Aber es ist schon so,
zu einer Krise kommen, damit sich Unterneh-
dass wir uns an den Digital Natives orientie-
men über Abteilungsgrenzen hinweg Gedan-
ren, weil sie die Kunden der Zukunft sind“,
ken über eine einheitliche Strategie machten.
Sabine Kloos
ist Director Brand & Communications bei Telefónica
Deutschland.
sagt Sabine Kloos, die aber auch weiß, dass
Unternehmen wie Telefónica dort heute noch
nicht sind. Klassische TV-Werbung beispielsweise sei deshalb aktuell immer noch wichtig,
verändere sich aber von Jahr zu Jahr. Kloos
rechnet damit, dass sich ein größerer Wandel
hin zum Digitalen in den kommenden fünf Jahren vollziehen wird. „Das hängt auch davon
ab, wie schnell die Medien der Digitalisierung
nachkommen“, sagt die Branding-Expertin.
Die punktgenaue Zielgruppenansprache auch
im TV nennt sie dabei als konkretes Beispiel.
Abseits der stärker marketingkommunikativen
Elemente helfen die vielen Daten, die durch die
Digitalisierung (re-)produziert werden, natürlich auch dabei, den Kunden ein noch passge-
Corinna Güllner
ist Geschäftsführerin des Marktforschungsinstituts
forsa in Frankfurt und Berlin.
naueres Angebot zu stricken. „Das passiert
10. Deutscher Marken-Summit 2016 17
Nachgefragt
„MARKENRECHT FORDERT
IMMER WACHSAMKEIT“
Marken und Geschäftsmodelle sind einem ständigen Wandel ausgesetzt. Der Markenschutz ist
dabei der Anker, um Marken systematisch weiterentwickeln zu können.
Das Interview führte Kai Praum.
Geschäftsmodelle ändern sich – ändert
ständliche, dauerhafte und objektive Dar-
forderungen entspricht, denn weltweite Stra-
sich der Markenschutz mit? stellung an.
tegien sind gefragt wie nie.
In unserer zunehmend dynamischen und
Können Sie konkrete Beispiele nennen?
Unter welchen Voraussetzungen kann ein
Markeninhaber seinen Markenschutz und
­globalisierten Wirtschaft sind Unternehmen
heute mehr denn je gefordert ihre Marken
Die mangelnde grafische Darstellbarkeit
die Ansprüche daraus sogar unwissent-
laufend weiterzuentwickeln und neue Felder
war der Grund, warum Geruchs- und Ge-
lich verlieren?
und Märkte zu erschließen. Marken sind nicht
schmacksmarken
statisch. Sie entwickeln sich, verändern sich,
­gescheitert sind. Wurde bisher dem Geruch
Das Markenrecht fordert immer eine gewisse
werden auf neue Geschäftsmodelle erwei-
einer reifen Erdbeere der markenrechtliche
Wachsamkeit der Markeninhaber. Insbeson-
tert. Dies bringt natürlich auch für das Mar-
Schutz noch verwehrt, so kann es in Zukunft
dere bei der Weiterentwicklung von Marken
kenrecht neue Herausforderungen und not-
durchaus möglich sein, solche Gerüche regist-
und der Erweiterung der Marke auf neue
wendige Änderungen mit sich.
rieren zu lassen. Doch nicht nur Geruchs- und
­Geschäftsmodelle verändern sich im Laufe
an
der
Registrierung
Geschmacksmarken werden von dieser No-
der Zeit das Logo, der Schriftzug oder die Wa-
Die EU möchte ab September 2017 den
vellierung profitieren, sondern auch Klang-
ren und Dienstleistungen. Diese Änderungen
Markenschutz unkonventioneller Marken
marken. Bei Klangmarken wird statt der Ein-
­mögen oft nur geringfügig sein, jedoch kann
stärken. Was hat es damit auf sich?
reichung von Transkriptionen die Einreichung
es im Laufe der Zeit so weit kommen, dass die
von Klangdateien ausreichen.
benutzte Marke nicht mehr mit derjenigen
Nachdem neben Logos und Worten auch
identisch ist, die eingetragen wurde. Falls die
konturlose Farben und Farbkombinationen
Mit welchen rechtlichen Änderungen ist
aktuelle Form der Marke zu stark von der
geschützt werden konnten, reicht der Schutz
in naher Zukunft noch zu rechnen?
­registrierten Form abweicht oder der Marken-
jetzt noch weiter. Durch das Inkrafttreten
inhaber beispielsweise sechs Jahre nach der
der EU-Markenrechtsreform wurde unter
Die EU möchte bis 2019 das europäische
Markenanmeldung ganz andere Waren her-
anderem auch die Markendefinition liberali-
Markensystem mit einer umfassenden Mar-
stellt als bei der Anmeldung, muss er eine
siert. Künftig wird die grafische Darstellbar-
kenrechtsreform harmonisieren, modernisie-
neue Marke anmelden.
keit einer Marke keine erforderliche Voraus-
ren und international stärken. Ziele sind die
setzung für ihre Eintragung darstellen. Ein
Schaffung von mehr Effizienz und Rechtssi-
Zeichen soll in jeder geeigneten Form unter
cherheit im EU-Markensystem und die Stär-
Verwendung allgemein zugänglicher Tech-
kung der Rechte der Markeninhaber. Seit der
nologie dargestellt werden dürfen. Es
Markenrechtsreform besteht in Deutschland
kommt daher auf eine eindeutige, präzise, in
ein modernes Schutzsystem, das der interna-
sich abgeschlossene, leicht zugängliche, ver-
tionalen Entwicklung und den aktuellen An-
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Dr. Christoph Holzbach im Interview auf unserem YouTube-Channel
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10. Deutscher Marken-Summit 2016
Kurzgefasst: Trends für starke Marken
DIGITALE TRANSFORMATION
ALS CHANCE FÜR STARKE MARKEN
Thomas Lindner, Vorsitzender der Geschäftsführung,
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Die digitale Transformation ist eine herausragende Chance für starke
Marken – wenn sie sich an den Kundenbedürfnissen und Markenwerten orientiert. Gerade die Phase der Transformation erfordert sehr
hohe Aufmerksamkeit, was die Führung der Marke anbetrifft, denn
viele Parameter ändern sich – und das oft gleichzeitig. Die „DNA“
der Marke liegt dabei sowohl im Unternehmen selbst und in seinen
Menschen als auch im Markt und seinen Nutzern, deshalb muss
man sie mit dem Blick auf beide Seiten klug und bewusst führen.
Das betrifft die digital induzierten Transformationen ebenso wie
die „analogen“ Entwicklungen.
ZIELGRUPPEN IM BLICK BEHALTEN
Corinna Güllner, Geschäftsführerin, forsa-Institut
Das Mediennutzungsverhalten hat sich stark verändert. Markenverantwortliche sind jedoch wohlberaten, die Unterschiede im Nutzungsverhalten einzelner Gruppen zu berücksichtigen, sonst droht die Gefahr, wichtige
Zielgruppen nicht zu erreichen. Neben den „Digital Natives“ gibt es Gruppen, die sich gar nicht, weniger oder defensiver im Internet bewegen:
20 Prozent der deutschen Bevölkerung haben gar keinen Internetzugang,
10-15 Prozent nutzen das Internet nur einschränkt (Digital Outsider) und
20 Prozent mit Vorsicht (Digital Immigrants). Für eine Marke mit breiter Zielgruppe gilt es daher, nicht nur auf Onlinekommunikationskanäle
zu setzen, sondern auch bewährte Kommunikationsmedien zu nutzen.
Auch wenn sich Kauf und Recherche zunehmend ins Internet verlagern,
spielen der stationäre Handel und die persönliche Beratung bei der
Kaufentscheidung nach wie vor eine wichtige Rolle. Für die Messung
des Markenerfolgs wird vor allem die Markenbekanntheit abgefragt.
Dieses Messkriterium reicht aber allein nicht aus. In Marken- und
Imageuntersuchungen werden daher weitere Parameter berücksichtigt, wie Wahrnehmung, Image, Kommunikationsmaßnahmen, Vertrauen, tatsächliche und zukünftige Nutzung und Weiterempfehlung.
Die einzelnen Dimensionen werden zu einem Gesamtbild zusammengefügt und als Steuerungsinstrument genutzt.
10. Deutscher Marken-Summit 2016 19
VeranstalterMitinitiator
Mitveranstalter
Partner
Supporter
Partner für das interaktive Voting
Kooperationspartner
Wir danken unseren Fachbeiräten
Hauptmedienpartner
Medienpartner
Professor Dr. Christian Belz
Gabriele Eick
Universität St. Gallen,
Geschäftsführender Direktor,
Institut für Marketing
Ehrenpräsidentin und Kuratoriumsvorsitzende, Marketing-Club Frankfurt,
Beiratsvorsitzende, CLUK (Cluster der
Kreativwirtschaft in Hessen)
Inhaberin, Executive Communications
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