Zwangsarbeit in Kelsterbach 1939 bis 1945 Das Durchgangslager für Zwangsarbeiter aus Osteuropa In den Jahren 1942 bis 1945 gab es in Kelsterbach Die toten Kinder wurden wie alle im Lager Verstorim heutigen Gewerbegebiet Taubengrund ein gro-benen auf einem eigenen Friedhof im Wald in der ßes Durchgangslager, in dem Tausende von ZwangsNähe des Lagers beerdigt und 1961 auf den Gemeinarbeiterinnen und Zwangsarbeitern untergebracht defriedhof umgebettet. waren. Sie wurden aus den von Nazi-Deutschland Am 6. Juni 2013 beschloss der Magistrat, auf die besetzten Ländern in Osteuropa, vor allem aus Russ„Geschehnisse im Durchgangslager Kelsterbach" unland, Weißrussland und Polen, nach Deutschland ter anderem mit einer Gedenktafel hinzuweisen. Er verschleppt und zur Zwangsarbeit in Fabriken undbat die „Initiative Stolpersteine" und andere an diein der Landwirtschaft eingesetzt, weil viele deutscheser Arbeit Interessierte um Vorschläge für die Form Männer als Soldaten an der Front waren. des Gedenkens. Der Text der Gedenktafel sollte der Träger des „Durchgangslagers für Ostarbeiter" warStadtverordnetenversammlung zur Kenntnis gegedas Gauarbeitsamt Rhein-Main. Die Zwangsarbeiter ben werden. erhielten Arbeitskarten und ihre Kleidung wurde mit Stationen eines Lehrpfads den Buchstaben „P" oder „OST" gekennzeichnet, so dass sie als rechtlose „Polen" oder „Ostarbeiter" zuAm 1. September 2016 wird mit einer Gedenktafel am erkennen waren. Von hier wurden sie zur Zwangs-Kelsterbacher Bahnhof die erste Tafel zur Erinnerung arbeit auf Fabriken und Bauernhöfe in ganz Südhes-an das Zwangsarbeiteriager in Kelsterbach angesen verteilt. bracht. Weitere Tafeln sind in Vorbereitung und solDie Zahl der Menschen, die durch das Lager gesich zu einem „Lehrpfad" verbinden. Am 1. Sepschleust wurden, ist unbekannt. Da das Lager Platzlen tember 1939 überfiel die deutsche Wehrmacht auf für 3.000 Menschen hatte, dürften es mehrere ZehnBefehl Hitlers das Nachbarland Polen. Der I.Septausend gewesen sein. Mehr als 200 Menschen sind gilt heute in Deutschland als „Antikriegstag". in dem Lager gestorben. Die Forschungen einer tember (Ij Die Schülergruppe bestand aus Karin Diehl, Cla Schülergruppe der Gesamtschule Kelsterbach brach- newald, Gernot Mansch, Annette Kaiser, Christoph ten 1983 die schreckliche Wahrheit ans Licht, dassricht, Marion Opitz und Kerstin Reviol sowie Haral ling als Tutor. ,, , in dem Lager mehrere Kinder ermordet wurden (1). Bis 1961 bestand in der Nähe des Durchgangslagers für osteuropäische Zwangsarbeiter in Kelsterbach ein Fr storbenen Menschen. 1961 wurden die Toten auf den „Ehrenfriedhof' des Gemeindefriedhofs umgebettet. D dieser Broschüre beigefügten Stadtplan eingezeichnet (Seite 12). (Foto: Stadtarchiv Kelsterbach) Deportation nach Deutschland Über 12 Millionen Menschen aus vielen europäischen Ländern wurden im Verlauf des Zweiten Weltkriegs zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Im Sommer 1944 arbeiteten neben sechs Millionen zivilen Zwangsarbeitern auch zwei Millionen Kriegsgefangene und über eine halbe Million KZ-Häftlinge im Deutschen Reich. Auch in den besetzten Gebieten wurden zahlreiche Männer, Frauen und Kinder zur Arbeit für den Feind gezwungen. „Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz in Deutschland" war Friedrich Sauckel (1894-1946). Eine groß angelegte Propagandakampagne „Europa arbeitet in Deutschland" sollte suggerieren, es handele sich um einen freiwilligen Einsatz für den „Neuaufbau Europas" und den „Kampf um die lebenswichtigen Voraussetzungen für eine glückliche Zukunft und Wohlfahrt der Völ- Das Foto zeigt ukrainische Jugendliche, die zur Zwangsar ker im europäischen Raum". So stand es im Vorwort zunach Deutschland verschleppt wurden. Es stammt nicht Kelsterbach. Lager für Zwangsarbeiter gab es in ganz Deuts Millionen von Arbeitsbüchern der Zwangsarbeiter. Nach den Plänen, die von dem Kelsterbacher Lager e Sauckel sprach 1944 von 5 Millionen ausländischen land. ten sind, es dort aber ganz genau so aus. (Foto: Scherl/ Arbeitern in Deutschland. Davon sind nach seinen Wor-deutsche sah Zeitung) ten „keine 200.000 freiwillig gekommen". Für den Arbeitseinsatz in Deutschland wurden in den Iwan Gatsko war erst 14 Jahre alt, als er während der besetzten Ländern eigene Arbeitsämter errichtet. Junge Rückzugsgefechte der deutschen Truppen im Jahr 1944 in Menschen, aber auch ganze Familien wurden beim Ein-seinem weißrussischen Heimatdorf Teluscha in der Regikaufen auf den Marktplätzen oder auf der Straße festge-on Mogiljowan verhaftet wurde: „Ein Kommandant und setzt und zum Arbeitseinsatz nach Deutschland deportiert.drei Bewaffnete kamen in unser Dorf und haben die älteren Kinder aus den Häusern geholt." Sie wurden zur nächstgelegenen Eisenbahnstation gebracht und in GüAnkunft in Kelsterbach terwaggons gepfercht. Nach zwölf Tagen kamen sie in Frauen, Männer und Familien mit kleinen Kindern ka- Kelsterbach an. Nach einigen Tagen im Durchgangslager men am Bahnhof in Kelsterbach an und liefen mit ihrem Kelsterbach wurde er als Zwangsarbeiter in der FlugzeugGepäck auf der Mörfelder Straße zu dem „Durchgangs- industrie bei den Gerhard-Fieseler-Werken in Kassel einlager für Ostarbeiter", das 1942 errichtet wurde. Tomasz gesetzt. Ende April 1945 wurde er von den Amerikanern Kiryllow aus dem Dorf Glubokoje in Weißrussland war im Lager Lohfelden befreit (www.kelsterbach.de > Pres17 Jahre alt, als er im April 1942 den Befehl erhielt, sich semitteilung vom 27.4.2005). auf die „Ausreise" nach Deutschland vorzubereiten. Die Auch Tomasz Kiryllow verbrachte nur wenige Tage in Fahrt in einem mit Menschen vollgestopften Güterzug en-dem Lager Kelsterbach. Danach wurde er zur Zwangsdete in Kelsterbach: arbeit in Wetzl ar erverpflichtet. Dort wurde ihm Sabotage .„Aussteigen!" schrie jemand. In einem solchen Ton vorgeworfen. Über das Arbeitserziehungslager Frankfurtteilte Befehle musste ich später einige Jahre langmhören. Heddernhei kam er schließlich ins KonzentrationslaDie deutschen Aufseher bildeten eine Dreierkolonne, und ger Buchenwal d und von dort zu einer SS-Baubrigade in bepackt mit Köjferchen, Kojfern und Bündeln zogenNach wir sei Nordfrankreich. ner erfolgreichen Flucht schloss durch die Straßen des Städtchens. (...) Die Häuser waren er sich dem französi s chen Widerstand an. aus Stein, adrett und sauber, oft mit einem Gärtchen voller herrlicher Blumen, mit niedrigen Obststräuchern und sorgfältig gepßegten Gemüsebeeten. (...)ZuNach einer den auf demVierKelsterbacher „Ehrenfriedhof' beerdigten ten gehörtTor Wassili telstunde betraten wir durch ein breites eisernes das Lisenkow, ein russischer Arbeiter, der be nemunsere Bauern Koin der „Straße der SA", der heutigen Mainstr Lager. Es war mit Stacheldraht umzäunt. Als Be, arbeitete. Zusammen mit 13 Kelsterbacher Bürgern k lonne auf dem Lagerplatz war,fieldas große eiserne Tor am 17.2.1945 bei einem Bombenangriff im Alter von 24 J krachend zu. Ich spürte es wie eine Peitsche. Ich Leben. begriff, ren umsS.35) dass ich in einer Falle war." (Tomasz Kiryllow, ARBEITSBUCH i! F Ü R A U S L Ä N D E R Aus Lager 1985 besuchte Tomasz Kiryllow, der seit dem Ende desdem Kriegs in sind nur wenige Fotos erhalten. Das Foto aus Privatbesitz Polen lebte, auf Einladung des DGB die Stadt Kelsterbach. Leh-zeigt Deutsche, die in dem Lager arbeiteten, vor Baracke, die zum Verwaltungsteil des Lagers gehörte. D rer Harald Freiling (links) und der Vorsitzende des ner DGB-OrtskarLagerund selbst war bewacht und mit Stacheldraht eingezäunt. Z tells Ludwig Börner erläutern eine von Schülerinnen Schüzeugen berichteten, dass es verboten war, sich dem Lager zu lern der Gesamtschule gestaltete Ausstellung zur Geschichte der hern. (Foto: privat) Zwangsarbeit in Kelsterbach. Das Lagergelände war in einen „reinen" und einen „unreinen" Teil vor und nach der Desinfektion der Menschen Das Durchgangslager wurde in bereits vorhandenen Bara-und Kleidungsstücke eingeteilt. Nach allen Berichten von cken des Reichsarbeitsdiensts eingerichtet. Das Baracken-Zeitzeugen war das Lager bewacht und mit Stacheldraht lager wurde nicht mehr benutzt, da die bereits begonne-eingezäunt. Zeitzeugen berichteten, dass es verboten war, nen Arbeiten an der Autobahn nach Köln während des sich dem Lager zu nähern. Von Kelsterbacher Einwohnern, die in dem Lager als Kriegs nicht fortgesetzt wurden. Auf einer Luftaufnahme, die kurz vor Kriegsende von amerikanischen PilotenWachen oder in der Kantine arbeiteten, sind einzelne Fohergestellt wurde, sind das Lager an der Mörfelder Stra-tos aus dem Lager erhalten. ße und die Brücke über die Autobahntrasse zu erkennen. In dem Lager wurden die Menschen erfasst und auf Unter der Brücke wurden Flugzeuge vom nahegelegenenFabriken und Bauernhöfe in ganz Südhessen verteilt. Die ausgestellten Arbeitspapiere tragen den Stempel „GauarFlughafen vor Bombern versteckt. Alle Akten des Gauarbeitsamts, die Auskunft über beitsamt Rhein-Main Durchgangslager Kelsterbach" und das Lager geben könnten, wurden nach Zeugenaussagendie Unterschrift des Lagerieiters. Von hier aus wurden kurz vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen imdie Menschen einzeln oder auch im Familienverband eiMärz 1945 verbrannt. Nach dem Heimatbuch Kelsterbachner Einsatzstelle zugewiesen. Tomasz Kiryllow beschreibt (Bandl, 1986) wurde das Richtfest des Durchgangslagers das Durchgangslager als „Sklavenmarkt": „am 6. Juli 1942 in Anwesenheit des Gauleiters Sprenger"„Alle paar Tage kommen ,Käufer' aus den Fabriken gefeiert (S. 182). Im Stadtarchiv Kelsterbach existiert ein Bauern hierher. Sie kaufen sich Arbeitskräfte. (...) H Durchgangslager darf man nur drei Tage bleiben, do Plan des Lagers, der der Akte zur Genehmigung des Angibt auch solche Gerissenen, die sich ganze Wochen trags von Georg Martin zum „Betrieb einer Schankwirtschaft im Durchgangslager Kelsterbach" vom 7.12.1943 umdrücken. Sie ivarten auf gute Arbeit." (S.37) beigefügt ist. Auf dem Plan vom Oktober 1943 sind 15 Ba- Nach dem Einmarsch der amerikanischen Truppen am racken zur Unterbringung der Zwangsarbeiter sowie Bara- 26. März 1945 übernahm die Gemeinde die Betreuung der cken für die Lagerverwaltung, das Gauarbeitsamt und dieim Durchgangslager verbliebenen Menschen, die danach Wachmannschaften, eine Sanitätsbaracke und die „Ent- als „Displaced Persons" (DP) galten. wesungseinrichtungen" eingezeichnet. Das Durchgangslager Im Durchgangslager wurden die Arbeitspapiere für den Einsa Luftaufnahme des Lagers Anfang 1945 (Flug US 7GR/151, Aufder Zwangsarbeiter in Deutschland ausgestellt. (Stadtarchiv) nahme 4027) ArbfiisU-irtc I.,,!*.,...,., — Bcfvdungmhctn*) 1 1 • V,.,«'..,«™, i .-^risnEia». AUUUtmwcU-^ U M B k „r«.Jtl PoiiUliia-.Yi«a ^ii:i'ii^, . aeTOlnJo T.,.N,.,'"/>- l-and-;.. Arbciteiin . ,ir!.ur- — Iiic. '.- f\ r. c;" "" tu : " V . Der Pfllizc;prils!(!c;!! f:) AujIütidererfnssuiiHaluuar die Zwangsarbeiter aus Westeuropa als Angeh Nach der Auflösung des Durchgangslagers warenWährend dort zunächst „höherwertiger amerikanische Soldaten und ab 1947 heimatvertriebene Deut- Rassen" angesehen wurden, wurden die Zwa arbeiter aus Osteuropa streng kontrolliert umd mit dem Ab sche untergebracht. Dazu wurden die halbrunden „Nissenhütten" aus Wellblech errichtet. (Foto: Stadtarchiv) chen „P" oder „OST" gekennzeichnet. (Abbildung: Stadtarc Das Heimatbuch Kelsterbach spricht von „3.000 Ver- Im Staatsarchiv Darmstadt sind zahlreiche Bauanträge schleppten", die „bevorzugt mit Lebensmitteln beliefert der Glanzstoff für neue Wohnbaracken für russische Arwerden mussten" (S.186). beiterinnen und Arbeiter erhalten. Da die Produktion der In dem Lager wurden zunächst amerikanische Solda-Glanzstoff unter anderem für die Herstellung von Fallten und von 1946/47 bis 1956 heimatvertriebene Deutscheschirmseide von militärischer Bedeutung war, wurden die untergebracht. Dazu wurde das Lager mit Wellblechba- Anträge trotz Baustoffmangel schnell bewilligt. racken, den sogenannten „Nissenhütten", erweitert. 1950 In der Landwirtschaft eingesetzte Zwangsarbeiterinnen wurde ein Teil des Geländes von der Firma Flögel erworund Zwangsarbeiter bereiteten den Nazi-Behörden besonben, die dort eine Waffel- und Keksfabrik errichete. deres Kopfzerbrechen, weil hier auch persönliche Kontakte zwischen Deutschen und ausländischen Zwangsarbeitern entstanden. Da insbesondere die osteuropäischen Zwangsarbeiter in Kelsterbach Arbeitskräfte als Angehörige einer „minderwertigen RasEine „Fremdarbeiterkartei" im Stadtarchiv der Stadt Kels- se" galten, sollten solche Kontakte weitgehend unterbunterbach dokumentiert die Namen von 1514 Männern undden wurden. 911 Frauen, die unmittelbar in Kelsterbach eingesetzt wur- Für die Unterbringung und die Freizeit wurden zahlreiden. Während die Zwangsarbeiter aus Holland (588), Bel-che Gesetze und Verordnungen erlassen. Zwangsarbeiter gien (379) und Frankreich (157) direkt zur Arbeit in Fa- mussten das Abzeichen mit dem Buchstaben „P" (Polen) briken, Handwerksbetrieben und in der Landwirtschaft oder „OST" (Ostarbeiter) an der Kleidung tragen. Wer gevermittelt wurden, wurden die osteuropäischen Zwangs- gen die Kennzeichnungspflicht verstieß, musste der Gearbeiter zunächst im Durchgangslager für Ostarbeiter re- heimen Staatspolizei (Gestapo) gemeldet werden. gistriert. Die meisten kamen aus Russland (731), Polen Eine „Aufnahme in die häusliche Gemeinschaft" war (228) und Litauen (III). streng verboten. Öffentliche Verkehrsmittel durften nur Die Glanzstoffwerke waren mit Abstand der größte mit einer besonderen Genehmigung verwendet werden. Einsatzbetrieb. Hier waren nach der Kartei im Lauf der Verboten war der Besuch von Gaststätten oder der allgeKriegsjahre 1673 Zwangsarbeiter gemeldet. meinen Gottesdienste. -' ' A Das Foto zeigt in Kelsterbach eingesetzte französische WassiliZwangsLisenkow kam aus Baranowitsche (Weißrussland) arbeiter, die größere „Freiheiten" hatten als die osteuropäischen war in der Landwirtschaft der Familie Hess in der Straße d Zwangsarbeiter. Ihre Kleidung war nicht gekennzeichnet SA (Mainstraße) und sie eingesetzt. Er starb am 17.2.1945 mit 13 wurden nicht regelmäßig bewacht.(Foto: privat) deren Menschen bei einem Bombenangriff. (Foto: H.Freilin Bis 1961 existierte in der Nähe des Lagers ein Friedhoffür im Durchgangslager verstorbene Menschen. Die Holzkreuze wurden erst nach 1945 durch die Gemeinde angebracht. 1961 erfolgte die Umbettung der Toten auf den „Ehrenfriedhof'. (Foto: privat) Polnische Arbeiter, die Geschlechtsverkehr mit einer deutschen Frau hatten, wurden zum Tode verurteilt. Eine Frau aus Kelsterbach, die „in würdeloser Weise das selbstverständliche Gebot uneingeschränkter Zurückhaltung erheblich verletzte", wurde von einem Sondergericht in Darmstadt zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt (Hessische Landeszeitung von 14.10.1942). Da sie sich mit den ausländischen Arbeitskräften nicht „in besonders ehrloser Weise eingelassen hatte" , sah das Gericht nach dem Am 28.5.1961 wurde der „Ehrenfriedhof' für deutsche und Bericht der Zeitung, die die Frau mit dem vollen Namen nannte, „von einer Zuchthausstrafe ab". Regelmäßig be- ausländische Kriegsopfer eingeweiht. Die Namen der im Dur verstorbenen Zwangsarbeiter, die in ein Masseng richteten die Zeitungen über die Bestrafung von Bau- gangslager umgebettet ern, die mit ausländischen Arbeitern beim Essen am sel-H.Freiting) wurden, sind auf großen Tafeln verzeichnet. (Fo ben Tisch saßen. Einer der ersten Hinweise von Zeitzeugen galt dem „Russenfriedhof' und dem „Russenlager", wie das Durchgangs1982/1983 beteiligte sich eine Schülergruppe der Gesamt-lager von den Kelsterbachern genannt wurde. Schnell schule Kelsterbach mit ihrem Klassenlehrer Harald Frei- machten die Namen von Frauen und Kindern auf Grabling an dem „Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte umsteinen auf dem „Ehrenfriedhof' am Rand des Kelsterbacher Gemeindefriedhofs klar, dass es in Kelsterbach kein den Preis des Bundespräsidenten". Im Rahmen des Wettbewerbs, der alle zwei Jahre von der Körber-Stiftung ausge-Lager für Kriegsgefangene, sondern für osteuropäische schrieben wird, sollen Schülerinnen und Schüler zu einemZwangsarbeiter gab. Der ursprüngliche Friedhof für die wechselnden Rahmenthema die Geschichte ihres Wohnortsim Durchgangslager Kelsterbach verstorbenen Menschen erforschen. Bei ihren Recherchen zum Thema „Alltag imlag in unmittelbarer Nähe des Lagers (Stadtplan 5). Die Nationalsozialismus - Die Kriegsjahre" stießen Jugendli- Toten wurden 1961 auf den „Ehrenfriedhof' umgebettet (Stadtplan 6). che in vielen Städten und Gemeinden auf die Spuren der Zwangsarbeit in Deutschland. Geburten und Todesfälle wurden durch die Bürgermeisterei am Marktplatz beurkundet. Dabei wurden die Geburten und Todesfälle im Durchgangslager wurden nach der des Lagerleiters zur Todesursache ungeprüft in Mitteilung durch den Lagerleiter vom StandesamtAngaben in Kelsterbach di e Sterbeurkunde übernommen. Auch für die Beerdibeurkundet. Die Kosten für die Beerdigungen wurden dem Gau-war die Gemeinde gung der Toten zuständig. Die Kosten arbeitsamt in Rechnung gestellt. (Stadtarchiv) von 30 Reichsmark pro Todesfall wurden mit dem Gauarbeitsamt abgerechnet. Die Holzkreuze mit den Namen der Toten wurden erst nach dem Krieg angefertigt, als die Gemeinde Kelsterbach zu einer „würdigen Ausgestaltung der Gräber" verpflichtet wurde. Bei der Umbettung der Toten auf den „Ehrenfriedhof' wurden die sterblichen Überreste in einem Massengrab beerdigt und die Namen von 214 Menschen auf Sandsteinplatten verzeichnet. Auch unter den Einzelgräbern im vorderen Teil des „Ehrenfriedhofs", die ansonsten deutschen Kriegsopfern vorbehalten sind,findetman die Namen von osteuropäischen Zwangsarbeitern. Zu ihnen gehört Wassili Lisenkow, der am 17. Februar 1945 bei einem Bombenangriff auf Kelsterbach ums Leben kam. Der „Russenfriedhof" Atll .1. 7 . F B b r u w 194* ^y^m dor l«gorlJi»aueii Ludmlla ••oUcowa, ^elsterbucb. üural Uurabgaflgalasar Kikilai 3oh.f«ow, ..nliiaslioti das Ablabeaa dar Obentjaiuiiiiitan alnd nlr UM. 30,— an ÄoaCao antatandan. loh bitta dlaaen Batrag alabald dar daaalnd»luaaa Kalatartaaob baaw. daran i-oatacbaokkonto Mm. Mr. 6601 au übw- durob d lairohgangnlagar lalat •n) für KJ.1J4^ in -innuhae 9^u^I>OIl^clrt^(^)cn5l(•Id)6anael)ori«e^, iil(l)toonau»lnnbernouft5ufiinpn « ü r mannlldjr VrrToncn { < i > . . « ' > . « - iMimibtr«B*3iaiiM: _ • » .c i, • n . i. '«l«lni e « UffH tu trxi (KtMkfan«iiJfjiiid »«r^iin «w-n^aU.'S.«. KJ ÄÖnI uns ».! ILtofiD ertimftt!: ' R i w a t g « jjj^. HoncwltBchi .. I < « n ^ w . A r b « l t « r _ eLcmlrt: I,«xidw. A r b « i t « r . W einte« M(M.*;4rt.««*tbUIrt,«rt<,I<t ofBj Sohn von ?«»r«10x»n j u k 7 . B . l b i n Ruäsladd SciiB(ni ttiM . .(W» « K . iKl*<™ 3rt<il(. . et« I « 'efnb e « ttiuni tit»..U* ^l^iU^^rt^ „, .... «BrttiKbl ••tT. . : KB««! TtSKUt! . tetr.K.«N.Ki.MU I . . Die Karteikarte von Iwan Oxenjuk aus Urewjatka 1988 im Kreis Ko- Krystyna Walas, geborene Janas, das Grab besuchte walsky in Russland stammt aus dem Stadtarchiv Pfungstadt. In Schwester Wieslawa, die im Alter von zwei Monaten im Du Pfungstadt war er im Alter von 12 Jahren als „landwirtschaftgangslager Kelsterbach ermordet worden war. Die Tafel, d licher Arbeiter" eingesetzt. Drei seiner Geschwister im in starben Polen anfertigen ließ, trägt die Inschrift: „Wieslawa Jans Durchgangslager Kelsterbach: Pert wurde 3 Jahremordet alt, Alexei am 520.7.1944 im Lager Kelsterbach. Zur Erinnerung Jahre und Anna 6 Jahre. das Leiden und zur Mahnung für die Zukunft. Polen, 23.4.19 Die meisten IVIenschen, die in dem Lager starben, kamenracke untergebracht war, von einem Arzt und zwei Pfleaus Russland (137) und Polen (32). Bei 30 Personen ist gerinnen untersucht wurde. Das Kind starb, nachdem es in den nach dem Krieg erstellten Listen keine Herkunft eine Spritze in die Wirbelsäule bekommen hatte. Sie selbst angegeben. Die Todesursachen, die von den Lagerärztenwurde ohnmächtig, als der Arzt auch ihr Kind nehmen angegeben wurden, lassen darauf schließen, dass viele wollte. Als sie wieder zu Bewusstsein kam, stellte sie fest, Menschen bereits krank nach Deutschland kamen (Herz-dass ihr Kind hohes Fieber hatte und sich vor Schmerzen erkrankungen) oder an ansteckenden Krankheiten und krümmte. Es starb noch in derselben Nacht. Sie musste ihr durch Epidemien auf der Reise oder im Lager starben (Luntotes Kind in die Wäscherei tragen, wo auf einem Tisch genentzündung, Lungentuberkulose, Fleckfieber, Ruhr). bereits mehrere tote Kinder lagen. Am nächsten Tag wurBestürzt mussten die Schülerinnen und Schüler 1982 de die ganze Familie Janas „zur Arbeit in der Landwirtbei der Auswertung der Listen aber auch feststellen, dassschaft abtransportiert". sich unter den Toten sehr viele Kinder befanden. Unter den Tatsächlich verzeichnet die Liste der Sterbefälle rund 214 Toten waren 68 Kleinkinder im Alter bis zu 2 Jahren um das Todesdatum von Wieslawa (Welislawa) Janas am und 25 Kinder im Alter von 3 bis 8 Jahren. 20. Juli 1944 den Tod mehreren Kleinkinder. Für Wieslawa wurde „Scharlach" als Todesursache angegeben, für die anderen Kinder unter anderem „Nierenleiden" und „Lebensschwäche". Der Tod von Kindern im Durchgangslager Nachdem die Schülerinnen und Schüler diese WahrZu den toten Kindern gehören immer wieder auch mehrere heit ans Licht gebracht hatten, gelang es in den folgenden Kinder derselben Familie. Zwischen dem 7.4. und 3.6.1944Jahren, den weiteren Weg der Familie zu verfolgen. Krystarben drei Kinder der Familie Oxenjuk aus Grewjatka imstyna Walas, die ältere Schwester der kleinen Wieslawa, Kreis Kowalsky in Russland. Pert war 3 Jahre alt, Alexeibesuchte 1988 auf Einladung des DGB und der Stadt das 5 Jahre und Anna 6 Jahre alt. Ein Foto ihres älteren BruGrab ihrer in Kelsterbach ermordeten Schwester. ders Iwan Oxenjuk fanden wir später auf einer Karteikarte in Pfungstadt, wo er mit 12 Jahren als „landwirtschaft-Kazimiera Janas (Foto links) kam mit ihrem Mann und dre licher Arbeiter" eingesetzt war. dern aus dem Lager Kelsterbach auf einen Bauernhof in der Erst kurz vor Abschluss der Wettbewerbsarbeit brach- von Weilburg. Die älteste Tochter Krystyna (unten links) k te ein Schreiben der Zentralen Stelle der Landesjustizver-sich bei ihrem Besuch 1988 an ein gleichaltriges Mädchen Bauernfamilie erinnern, mit dem sie spielen durfte. Die V waltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbre- fentlichung des Fotos in der Lokalzeitung führte nach 44 J chen in Ludwigsburg Gewissheit, dass eine unbekannte ren zu einem herzlichen Zusammentreffen. Zahl von Kindern im Durchgangslager Kelsterbach durch gewissenlose Ärzte ermordet worden war. Eine in Polen gebildete „Hauptkommission zur Untersuchung der NaziVerbrechen" hatte Ende der sechziger Jahre überlebende ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter über ihre Erfahrungen in Deutschland und mögliche Straftaten befragt. Im Rahmen dieser staatsanwaltschaftlichen Vernehmungen hatten mehrere Frauen unabhängig voneinander ausgesagt, dass ihnen im Lager in Kelsterbach ihre Kinder weggenommen worden waren. Zu ihnen gehörte auch Kazimiera Janas aus dem Dorf Piotek Wielki im Kreis Kalisz, die zusammen mit ihrem Mann und vier Bündern im Altern von 4, 3 und 2 Jahren und der jüngsten Tochter Wieslawa (Welislawa), die erst 2 Monate alt war, im Juni 1944 in das Lager in Kelsterbach kam. Sie wurde Zeugin, als das Kind einer Frau, die in derselben Ba- Während des Besuchs von Krystyna Walas (Foto unten, (16) « l a a t w l » , l.von links) zelebrierte Pfarrer Herbert Köhl in AnweDar tt-rohrer im BuS lasu senheit des Stadtverordnetenvorstehers Manfred Müller (3. von links) und von Schülerinnen und Schülern der BBS I - l o . - 25.1.1945 Gesamtschule eine Totenmesse. Später besuchte Krystya u l a K. ., 2.2.1918, 31aB«aioff««rk« Afl is~X*lst«rb«äh. na Walas auch die Familie in der Nähe von Weilburg, woB « » M l P«. Bartl«» 3 o l l T « l k r a f « I . O . TOB 17.12.1944 ihre Eltern auf einem Bauernhof zur Feld- und Hausardl« beit eingesetzt wurden und auch die überlebenden Kin- •«ictislTitakuHr, der freundliche Aufnahme gefunden hatten. üratlloha S a a l r k a r a m l B l p a c a a h « u < « r B c h a ^ a B B t « r t a T « o t a B s < b « l imr tarln ( « b . 2).1.1945 13 polalaohan ZlTllarbalb c s o h U t l c t b<l d « Am M « Die Suche nach den Tätern ^ 1 « a Oagan dla Sobwoa^erao^af^avtarbraoAtm« b a a t a b a kalaa ladaakaB. bai dar obancaiujiiltaa Polls Dass Kinder von Zwangsarbeiterinnen wie in Kelsterbach tM. 1 B < a 1 ' offensichtlich gezielt und absichtlich getötet wurden, ist an keinem anderen Ort in Deutschland belegt. Allerdings gibt es zahlreiche Informationen und Veröffentlichungen über Zwangsabtreibungen, über die Wegnahme von neu geborenen Kindern, die zur Adoption durch kinderloSchwangere Ostarbeiterinnen wurden durch Arzte des „RuS se deutsche Ehepaare freigegeben wurden, und über densens" (Rasse- und Siedlungshauptamt der SS) untersucht. Da elenden Tod durch Hunger und Verwahrlosung in Kin- bei wurde festgestellt, ob das Kind „nach rassischen Gesich derheimen. punkten" erwünscht ist. (Dokument: HHStA Wiesbaden Ak Auch für das Durchgangslager Kelsterbach sind 483/7362) solche Zwangsabtreibungen belegt. Betriebe mussten dieDer für die Krankenstationen in Kelsterbach und in PafSchwangerschaft einer Ostarbeiterin dem Gauarbeitsamt fenwald, einem anderen hessischen Durchgangslager in melden. Danach wurde eine Untersuchung durch SS-Ärz-der Nähe von Bad Hersfeld, zuständige Arzt Dr. Hans Welte aus dem Rasse- und Siedlungshauptamt (RuS) veran-cker (geboren 1898) berichtete in einem Schreiben an die lasst, bei der festgestellt wurde, ob das Kind nach „ras- Arbeitsämter im Bereich des Gauarbeitsamts für Rheinsebiologischen Gesichtspunkten erwünscht ist". Dies war n und Kurhessen vom 24. Mai 1944 über die Zustände beispielsweise dann der Fall, wenn der Vater des ungebo-Mai in den beiden Hilfskrankenhäusern. Zahlreiche Ostarbeiterenen Kindes ein deutscher Mann war. In diesem Fall war „die sich bereits im vorgeschrittenen Stadium der das Kind auszutragen und in vielen Fällen zur Adoptionrinnen, Schwangerschaft seien „infolge Fehlens ausabzugeben. War es ein polnischer oder russischer Arbeiter,giebiger ärztlicherbefanden", Instrumente wieder an die Arbeitsämgalt das Kind als „minderwertig" und „unerwünscht". In ter zurückgeschickt" worden. (HHStA 483/7359) diesem Fall wurde eine Zwangsabtreibung durchgeführt. Für Südhessen war das „Hilfskrankenhaus" des Durchgangslagers Kelsterbach zuständig. Die Liste der Sterbefälle im Lager Kelsterbach verzeichnet mehrere Todesfalle in Folge einer Abtreibung (sepsis post abortum). S-StuxvbanzifahTar. Die Illustrierte STERN veröffentlichte 1998 eine zweiteilige Reportage über das Schicksal der Kinder von Zwangsarbeiterinnen. Dabei griffen sie auch die Recherchen der Kelsterbacher Schüler auf und besuchten Krystyna Walas und ihre Brüder Jozef und Stanislaw in dem polnischen Dorf Piotek Wielki. Das Birkenkreuz vor ihrem Haus, so erzählte sie den Reportern, erinnere sie täglich an ihre ermordete Schwester. Ein Mörder in n Im Chm>,<(4> WKdiua wd ABdro Upb • m i»lpnl<ii.cwStn>eii..cu.L.dc.>.iau I na Kovyiu Wik. gn ihnm StAn. Hitt Sctmc» Ci«ac Ota< l'.ttne u«] Etel Ui .Weiß Gaiiaibdtsanit Rh^in-Majn rel8terb?ch/!T&ln_a,. MI aiuldndiidie Arbeuskultc Juli r,tlatefliaA''"atii ,^4 oi Todesanzeige t tfSÄ ii Fiouan ou(h Gabumnorr.) J a n a » , "eliBlana [ Ccbvniia« vna -Ort |l VaNrt b » . dal Manar) Wcano., «Hl Wollnvne I i t I iOnllkha Vo.«on..n IRulno^.n unl.< MnMianl u Famiilannani« (bai Froua aMJI G«b«tia°n.<l; »«ruli b,< äbai labMidun Ebaaanan OabB<niag ?orf ? r e i n i i a l d e , K r a , ICaliaoli, G a b . itreahr-uaec nää 1, n I •• ~ Tii-gr: "tefi-n, Jone-a, Lan.*-iTbe±ter 1915 geb. V^u. ' J Waluuvt und Wabnuna lanname dar Eriarr. da. lowia ihr Wahaerf (wann Hat Wohaan f.l'-«8'. • " - t i : e r : J e n a s , T ' a a i n r a , ?er^^^J^2^^^^^ 1rasia.Elia'nbi>.CabuHiitaada>a tae. -Stimda and -Ort (StraOa) 20. JuTi 19-'^ 1? -I£B.5 -^iBterb-ch : r i r - ur»d>a IBai oaaol'iamam lad Art Wai.a und Oruxba. bai UnlaHaa 31 Gruadlaidaal b1 Baglaabninknaltanl ;i Nadilele Kionkhallant d) Waldol miMalber barba^alahrtt; /h der forlcuicii /.eile ist der Name von WelislawaTodesfälle Janas ver-im Durchgangslager wurden vom Lagerleiter an Standesamt gemeldet. Dort wurde eine offizielle Sterbeurk zeichnet, die am 20. Juli 1944 im Durchgangslager Kelsterbach ausgestellt. Für Welislawa Janas wurde „Scharlach" als To ermordet wurde. Im Rahmen des geplanten Lehrpfades soll eine ursache angegeben. Heinrich Hoffmann, der während des K Gedenktafel auf dem Friedhof über die Zwangsarbeit in Kelsterseine Ausbildung bei der Gemeindeverwaltung machte, e bach und die Ermordung von Kindern im Durchgangslager innert sich an die vielen Meldungen über den Tod kleiner Kin formieren. (Foto: H.Freilingj Der Aufforderung des russischen Arztes, dass sie zu Das für das Lager Pfaffenwald zuständige Standesamt einem späteren Termin erneut in das Lagerkranlcenhaus registrierte zwischen 1942 und 1945 750 Geburten von kommen solhen, „wurde jedoch in den wenigsten Fäl- russischen und polnischen Kindern und den Tod von 52 le Folge geleistet". Offensichtlich hätten die Frauen „denSäuglingen. Susanne Hohlmann, die die Geschichte des Wiedereinberufungsbescheid vernichtet", um „nunmehr Lagers erforschte, hält die Zahl für zu niedrig und berichdas zu erwartende Kind bis zur Entbindung auszutragen".tet, dass Frauen, die nach Pfaffenwald zur Entbindung Weiter berichtete Welcker, dass in Kelsterbach „Un- kamen, die Neugeborenen im Lager zurücklassen mussterbrechungsfülle bis zum 5. Monat der Schwangerschaftten, damit die Mütter schnell wieder „arbeitsfähig" waren. durchgeführt" werden. Die Abtreibungen wurden durch Dass die rassenideologische Unterscheidung von „errussische Ärzte durchgeführt, die selbst Zwangsarbeiter wünschten" und „unerwünschten" Kindern nicht nur für waren. Der russische Arzt in Pfaffenwald führe im 4. und ungeborene Kinder vorgenommen wurde, zeigt ein Brief 5. Monat der Schwangerschaft keine Abtreibungen durch,des RuS-Führers Rhein-Westmark vom 11.1.1943 an den halte dagegen „Unterbrechungsfälle ab dem 6. Monat fürPräsidenten des Gauarbeitsamts Rhein-Main, dem auch unbedenklich." (HHStA 483/7359) die Lager in Kelsterbach und Pfaffenwald unterstanden: „Im übrigen sollen auch die bereits von Auslände geborenen Kinder daraufhin überprüß werden, ob Karteikarte aus dem Lager Pfaffenwald wünschenswert anzuzeigen sind oder nicht. Ich ne dass auch darüber die Arbeitsämter Angaben mach nen und bitte, eine listenmäßige Aufgabe (!) zu v sen." (HHStA 483/7359) Dass die Tötung von Kindern im Durchgangslager Kelsterbach in Verbindung mit einer solchen Anweisung steht, kann nicht belegt werden. Nachdem die Zeugenaussagen von Kazimiera Janas und anderer Frauen, deren Kinder in Kelsterbach getötet wurden, 1971 den deutschen Behörden zugeleitet worden waren, nahm die Staatsanwaltschaft Darmstadt Ermittlungen auf Im Rahmen des „Ermittlungsverfahrens gegen unbekannte Täter wegen des Todes von Kleinkindern infolge medizinischer Eingriffe im Durchgangslager Kelsterbach" wurde auch Dr. Hans Welcker, seit 1941 Leitender Arzt beim Landesarbeitsamt Hessen, vernommen. 3l»i1arb*H(T<la) a t u eow)rtru1tlaii& 1 . 6 . 1 9 2 4 Holow6:ike, i e = y i n n i z e , UkrßinG Landßrboiterln lietrlebscirbeltGrin HoloWQ.ika, K r a . l i e n i r o w Hex. ./InniER, U}:reino W a m a i w i , dnia . . . . ^^..SP:.... 197.1.. r. S a t E i j . Tötung v o n p o l i U a c h e n K i n d o r : in MINISTEKSTWO S P R A W I E D L I W O S C I - 4. Glöwna Komiija Sehr geehrter Herr Zentrale / / / 54 7 0 GKP / dor Stolle : Oberstaatsanwalt! Aus d e n a n l i e g e n d e n ^ u a s a g e n d e r Z o u g e n : Lantlesjustizverualtmigcn Herr OberstaatsaiiHalt 71-1 Lud»l-;slJurg Schorrdorierstrasse Dotyczi^ i n den Durchgangalagep nn 1971 nadania Zbrodni Hillcrowskkh L. dz, Zh. :Co Kelsterbach/Hain. Dr.Rückcrl 1) Kazimiera J a n a s 2) Stefan J a n a o 5) P e l a g i a 0 r k o w a k a u n d 't) J o z e f M e c ü a n D k 58 u.:r.ilercania d z i e c l p o l s k l c t i « o b o z i c IJi'zej^ciOHjnji w K e l s t e r b n c l i Klnin. Saanowny Panle Nadprokurator^e ZZu-T' I lautete, ° " ' ° " = ' ' - " " « - v o l l . „,„e L..::Zt o.„..bolt=..t «hei„-,t,i„ „ u „ h < : . u , . i . , . , Kcl.tor! Die Hauptkommission zur Ermittlung der Hitlerverbrechen Auch bei diein sen Vorgängen spielt die Krankenstation im Polen übersandte die Vernehmungsprotokolle zur Tötung polniDurchgangsl ager Kelsterbach eine wichtige Rolle. Aufscher Kinder im Durchgangslager 1971 an die deutsche Zentralgrund ei ner Anweisung des Gauarbeitsamts mussten alle stelle zur Außlärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ostarbei t eriLudnnen Ostarbeiter, die bei ihrem Einsatz in wigsburg. Danach leitete die Staatsanwaltschaft Hessen Darmstadt einundose an Tuberkul erkrankten, in das Hilfskranken„Ermittlungsverfahren gegen unbekannte Täter haus wegen des Tonach Kel s terbach gebracht werden. Dr. Welcker verdes von Kleinkindern infolge medizinischer Eingriffe im Durchanl a sste danach, dass si e in di e Landespflegeanstalt nach gangslager Kelsterbach" ein. (HStAD) Hadamar gebracht wurden, wo zwischen Januar und AuBei dieser Vernehmung erklärte Welcker, er sei nach demgust 1941 mehr als 10.000 behinderte und kranke DeutKrieg nie zu solchen Verfahren, „die NS-Gewaltverbrechensche in einer Gaskammer ermordet worden waren. Auch nach der Einstellung der „Euthanasie-Morde" zum Gegenstand der Untersuchung haben, vernommen worden". Als zuständiger Arzt sei er „des öfteren in Kels-(„Aktion T4") im August 1941 diente Hadamar weiter terbach gewesen, um dort Beschwerden entgegenzuneh-als Tötungsanstalt. Insgesamt wurden in Hadamar minmen". Er sei sich sicher, „dass sich die betroffenen Mütterdestens 600 körperiich kranke Zwangsarbeiter ermordet, von denen etwa zwei Drittel mit der Diagnose Tuberkulodieser Kinder, die man dort umgebracht haben soll, mit ihse nach Hadamar eingeliefert wurden. Unmittelbar nach ren Sorgen und Nöten mir anvertraut hätten" und er dann dem Einmarsch der US-Truppen wurden mehrere Leichen „von solchen Vorkommnissen erfahren hätte". Der Wahrheitsgehalt dieser Aussagen muss auch auf exhumiert und obduziert. Die Untersuchung ergab, dass dem Hintergrund des zitierten Schreibens von Dr. Welckerdie zum Teil noch sehr jungen Menschen keineswegs unzu den Abtreibungen in Kelsterbach bezweifelt werden. heilbar erkrankt waren. Weitere Recherchen der Kelsterbacher Schülergruppe er- Bei seiner Vernehmung 1945 erklärte Welcker, er köngaben zudem, dass die Aussage Welckers, er sei noch nine e „keine bestimmten Angaben machen", wie viele kranim Zusammenhang mit NS-Gewaltverbrechen vernommen ke Zwangsarbeiter auf seine Anweisung hin nach Haworden, wahrheitswidrig war. Dr. Hans Welcker wurde be-damar transportiert wurden: „Es können 200, aber auch reits kurz nach Kriegsende am 22.5.1945 verhaftet und 400 gewesen sein." Er habe jedoch nicht gewusst, welches wegen seiner Beteiligung an der Veriegung von tuberku-Schicksal die Menschen in Hadamar erwartete. Auch dies losekranken Ostarbeitern aus Kelsterbach und Pfaffenwaldmuss heute bezweifelt werden, denn die Funktion Hadanach Hadamar verhört. Diese Verhaftung verschwieg er mars als Tötungsanstalt war in Deutschland allgemein bekannt. Unmittelbar vor der Einstellung der „Aktion T4" bei seiner Vernehmung im Jahr 1977. zur Ermordung von Behinderten hatte der Limburger Bischof Antonius Hilfrich in einem Brief an den ReichsjusDer für das Lagerkrankenhaus in Kelsterbach zuständige tizminister Arzt berichtet, dass „Schulkinder der Umgebung" Dr. Hans Welcker wurde am 22. Mai 1945 verhaftet und wegen di e grauen Autobusse, in denen die zur Tötung bestimmseiner Beteiligung an der Verlegung tuberkulosekranker Zwangsten Menschen in Hadamar ankamen, mit den Worten komarbeiter nach Hadamar befragt. (Hauptstaatsarchiv Wiesbaden) mentierten: „Da kommt wieder die Mordkiste." Außerdem hatte Welcker selbst in einer Referentenim Otbtatit n . Ittl 1 9 4 > besprechung beim Landesarbeitsamt Anfang 1945 zum nerPiziüiiräsiiieni Umgang mit tuberkulosekranken Zwangsarbeitern erklärt, „dass Hadamar für Westarbeiter nicht infrage käme" (HHStA 461/31584, zit. nach Matthias Hammann, S.177). KilÄ.-S41cr. Zu den in Hadamar ermordeten Zwangsarbeitern aus dem Lager Kelsterbach gehören auch fünf Menschen, die wegen psychischer Erkrankungen nach Hadamar gebracht wurden. Ihre Namen findet man auf der Gedenkstele im Foyer des Landratsamts in Groß-Gerau, die an die ErmorEinlief erungs-Sistierungs-Anzeige dung psychisch kranker und behinderter Menschen aus g».iAh dem Kreis Groß-Gerau erinnert. Das Ermittlungsverfahren 2 UJs 11.269/77 gegen „unbekannte Täter" wurde am 16.12.1977 eingestellt, da „weitere Ermittlungen (...) weder erfolgversprechend noch sachgerecht" seien. 2. lt. •Fingerabdrucknahme iiichl erforderlich. 8. Krimin»l-Konimigsariat Nam. 6 « , : T«?^«' 1 9 M - Amtsbeieichnunfi / Polizei-Revier Dienststelle ^. ^• Frankfurt (Main), den F e s t g e n o m m e n « « « am . wepn- W . 3 o f M l t t n h t r 2«. l U t - " M . ''»"^tr/V'^'; B«tltt(<B< T f . • in das PolizeiRelängnis eingeliefert am . > . 0 » i . < i ^ J M . . . - 4 A Die hier links abgebildete Tafel aus der Ausstellung zeigt eine Tafel, die von der Schülergruppe am Volkstrauertag am Grab von Wieslawa Janas niedergelegt wurde. Die Ausstellung dieser Tafel in Kalisz in Polen führte dazu, dass sich der Vater des ermordeten Kindes mit den Schülern in Verbindung setzte. Dieser Kontakt führte zu einer Einladung der Stadt Kelsterbach. Da Herr Janas die Reise nach Deutschland aus gesundheitlichen Gründen nicht unternehmen konnte, kam dann seine älteste Tochter Krystyna nach Kelsterbach (Seite 7). Insbesondere im Zusammenhang mit der Debatte über die Entschädigung von Zwangsarbeitern gab es einige Anfragen an die Stadtverwaltung, die von ehemaligen Zwangsarbeitern um Auskünfte und Unterlagen gebeten wurde. Nach schwierigen internationalen Verhandlungen wurde im Jahr 2000 die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" (EVZ) gegründet. Deutsche Unternehmen beteiligten sich mit rund fünf Milliarden DM an einem 10 Milliarden DM umfassenden Fonds zur Entschädigung der ehemaligen Zwangsarbeiter. Für viele Menschen kam diese Hilfe jedoch viel zu spät. Der Umbruch nach dem Ende des Kalten Kriegs und dem Zusammenbruch der Sowjetunion führte auch in den Ländern Osteuropas zu einer neuen Bewertung der Geschichte der Zwangsarbeit. Insbesondere in der Sowjetunion litten viele ehemalige Zwangsarbeiter, die nach dem Krieg aus Deutschland in ihre Heimat zurückgekehrt waren, unter dem Verdacht, sie hätten in Deutschland mit den Nazis kollaboriert. Die neue Reisefreiheit machte es Die Recherchen der Kelsterbacher Schülergruppe wurden möglich, dass ehemalige Zwangsarbeiter mit Unterstütspäter noch einmal in einer großen Reportage der Zeitschrift STERN in ihrem Heft 50/1998 aufgegriffen („Ein zung von örtlichen Initiativen, Gemeindevertretungen Mörder in Weiß"), ebenso in einem Beitrag für die ARD-und Kirchengemeinden noch einmal nach Deutschland Sendung Panorama, der erstmals am 6. Mai 1999 ausge-kommen konnten, um die Orte zu besuchen, an denen sie strahlt wurde und auch heute noch im Internet zugäng-gearbeitet und gelitten hatten, aber auch in Einzelfällen persönliche Kontakte wiederzubeleben. Bei einer dieser lich ist („Todeslager für Babys"). Im Rahmen des Schülerwettbewerbs des Bundesprä- Reisen entstand 2005 das links unten abgebildete Foto. sidenten 1988/89 zum Thema „Die Kriegsjahre" waren auch für die Initiatoren des Wettbewerbs unvorhersehbar Literatur - sehr viele Gruppen in deutschen Städten und Gemeinden auf das Thema Zwangsarbeit gestoßen, das damalsKarin Diehl, Claus Grünewald, Gernot Mansch, Annette Kaiser, stoph Längericht, Marion Opitz und Kerstin Reviol sowie Haauch wissenschaftlich überhaupt noch nicht erforscht war.Chri rald Freiling als Tutor: Ausländische Arbeiter und KriegsgefanDie Schülerarbeiten gaben den Impuls für weitergehen- gene in Kelsterbach 1939-1945. Ergebnisse einer Schükrarbeil de Forschungen in Unternehmen und Regionen, die daszum Wettbewerb Deutsche Geschichte um den Preis des BunThema bis in die Mitte der achtziger Jahre totgeschwie- despräsidenten 1982/1983. Kelsterbach 1987. Die Broschüre ist gen hatten. Die Körberstiftung, die den Wettbewerb or- vergriffen und kann als PDF-Datei per E-Mail angefordert werganisiert, stellte Rechercheergebnisse der Jugendlichen in den ([email protected]). einer Ausstellung zusammen, die in Polen und in der Soager mit Hilfskrankenhaus: www.lagis-hessen.de > wjetunion gezeigt wurde und eine breite Debatte auslöste.Durchgangsl NS-Topografie > Kelsterbach Matthias Hammann: Die Morde an polnischen und sowjetischen Zwangsarbeitern in deutschen Anstalten, in: Aussonderung und Tod, hrsg. von Götz Aly u.a. Berlin 1987 Susanne Hohlmann: Pfaffenwald. Sterbe- und Geburtenlager 1942-1945. 2. Auflage, Kassel 1988, S.20 Kelsterbach (Suchbegriff) in: www.tenhumbergreinhard.de Kerstin Kersandt: Doppelte Entrechtung. „Ostarbeiterinnen" und ihre Kinder im Zweiten Weltkrieg im Raum Wiesbaden-Mainz. In: Hedwig Brüchert, Michael Matheus (Hrsg.), Zwangsarbeit in Rheinland-Pfalz während des Zweiten Weltkriegs. Mainzer Kolloquium 2002, online: www.regionalgeschichte.net Tomasz Kiryllow: „Und ihr werdet doch verlieren", Erinnerungen eines polnischen Antifaschisten. Berlin 1985 Gustav Steubing u.a.: Heimatbuch Kelsterbach Band I. Kelsterbach 1986. Jan Christoph Wiechmann und Andrea Röpke: Ein Mörder in Weiß, in: Stern Heft 50/1998 Lehrpfad zur Geschichte Kelsterbachs in der NS-Zeit m Am 6. Juni 2013 beschloss der Magistrat, auf die „Geschehnisse im Durchgangslager Kelsterbach" unter anderem mit einer Gedenktafel hinzuweisen. Er bat die KURT BAUER „Initiative Stolpersteine" und andere an dieser Arbeit InJ9. 1919 EmeEWIESEN 1937 teressierte um Vorschläge für die Form des Gedenkens. HEILANSTALT SCHEUERN "VERLEGT' 18.3.19*1 Die „Initiative Stolpersteine" entwickelte die Idee eines HADAMAR „Lehrpfads", der den Weg der Zwangsarbeiterinnen und ERMORDET 18.3.1941 AKTION T4 Zwangsarbeiter vom Bahnhof bis zum Durchgangslager nachzeichnet und mit anderen Orten verbindet, die einen Bezug zur Geschichte Kelsterbachs in der NS-Zeit haben. Dabei werden auch die Orte einbezogen, die dringend ei-Am 21. März 2016 wurde vor dem Haus Feldbergstraße 3 ner Erklärung bedürfen oder an denen sich schon längerdem Kurt Bauer mit seiner Mutter und drei Brüdern lebte, e Informationstafeln befinden. Stolperstein verlegt. Kurt Bauer wurde 1941 im Alter von 2 Die erste Informationstafel des Lehrpfads wird am 1.Jahren in Hadamar ermordet. Im Rahmen der Aktion T4 wu September 2016 der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Tag den in den Jahren 1940 und 1941 über 70.000 kranke und wurde als Gedenktag an den Überfall der deutschen Wehr-hinderte Menschen getötet. (Foto: H.Blaumj macht auf das Nachbarland Polen und den Beginn des 7. Jüdischer Friedhof und Nie-Wieder-Krieg-Denkmal Zweiten Weltkriegs am I.September 1939 ausgewählt. DerIm Rahmen des Lehrpfads zur Geschichte Kelsterbachs in 1. September gilt heute in Deutschland als „Antikriegstag".der NS-Zeit soll es endlich auch eine Gedenktafel mit InAuf dem Stadtplan sind die geplanten Stationen des formationen zur Zerstörung des jüdischen Friedhofs in Lehrpfads und die bereits vorhandenen Orte der Erinne-Kelsterbach in den Kriegsjahren geben. Der Friedhof wurrung an die Zeit des Nationalsozialismus in Kelsterbach de auf Anordnung von Bürgermeister Karl Busch, der auch eingezeichnet: Ortsgruppenleiter der NSDAP war, zerstört. Am Denkmal der Trauernden Frau verweist eine Gedenktafel auf 1. Bahnhof Hier kamen viele Tausend Zwangsarbeiter an, die in Gü-die wechselvolle Geschichte des Denkmals, das von der terwagen nach Deutschland deportiert wurden. Auf der Kelsterbacher Bürgerschaft als „Nie-Wieder-Krieg-DenkMörfelder Straße liefen sie bis zum Durchgangslager. mal" gestiftet wurde. 8. Neukelsterbacher Straße und Synagoge 2. Rathaus In Eine Tafel vor dem neuen Rathaus in der Mörfelder Straße der Neukelsterbacher Straße wohnten zahlreiche jüdisoll an die Rolle der Gemeindeverwaltung bei der Beur-sche Familien. 2014 und 2016 wurden für alle jüdischen kundung von Geburten und Sterbefällen im Durchgangs-Familien, die 1933 in Kelsterbach lebten, insgesamt 53 lager erinnern. Bis 1946 befanden sich die Gemeindever-Stolpersteine verlegt. In der Neukelsterbacher Straße findet man Stolpersteine vor den Häusern 1, 3-5, 13, 15, 21, waltung und das Standesamt am Marktplatz. 39, 60-62 und 64. Die Synagoge befand sich bis 1938 im 3. Gesamtschule Haus Nr. 17. Weitere Stolpersteine findet man in der RüsEine Tafel vor der Gesamtschule soll an die Kinder undselsheimer Straße 25, der Bergstraße 9 und 23, der UnterJugendlichen erinnern, die im Zweiten Weltkrieg zur gasse 4, der Mainstraße 68 und dem Schloßweg 5. Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt wurden. 9. „Heldendenkmal" . 4./B.Durchgangslager und Lagerfriedhof An dem Denkmal für die „Helden des Großen Kriegs" inAlle Spuren des Lagers wurden im Zug des Ausbaus des formiert eine Gedenktafel über die Geschichte des DenkGewerbegebiets Taubengrund zerstört. Auch von dem na-mals, dem die „Trauernde Frau" weichen musste, die den hegelegenen Waldfriedhof (5) gibt es keine Überreste. HierNazis ein Dorn im Auge war. wurden über 200 Menschen beerdigt, die im Durchgangs10. Rathaus lager gestorben sind. Die „Initative Stolpersteine für Kelsterbach" hat angeregt, 6. Kriegsgräberfriedhof auf dem Gemeindefriedhof an dem bis 1946 bestehenden Rathaus am Marktplatz eine Im hinteren Teil des „Ehrenfriedhofs", auf den die im Lager Informationstafel anzubringen, die an die Menschen aus verstorbenen Zwangsarbeiter umgebettet wurden, finden Kelsterbach erinnert, die im Widerstand gegen die Nazisich mehrere Tafeln mit über 200 Namen der Menschen,Diktatur ihr Leben aufs Spiel setzten. die im Durchganglager gestorben sind. Eine Gedenktafel, die am Volkstrauertag 2016 vorgestellt werden soll, informiert über das Schicksal der Zwangsarbeiter und die Tötung von Kindern im Durchgangslager. Impressum und Copyright Die Broschüre wurde anlässlich der Vorstellung des Konzepts eines Lehrpfads zur Geschichte Kelsterbachs in der NS-Zeit und der ersten Tafel am I.September 2016 von der Initiative „Stolpersteine für Kelsterbach" erstellt und aus Spendenmitteln der Initiative finanziert. IJ-IO-l'.M^ PIllLI-MiiN 4-6-)l'<lO-i ?Oä-194.S SVIDKOW • Fotos und Dokumente stammen aus den angegebenen OU1KONSH.O\ Quellen, aus den Archiven der Stadt Kelsterbach und des SOßCRAK NlikONIIIÜV/A 17.0 <J\943I Volksbildungswerks sowie aus dem Hessischen Staatsarchiv [NORlUirNIKOJVA + 2SI2191V -l-iß \ Darmstadt (HStAD) und dem Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden (HHStA). • Text und Layout: Harald Freiling, [email protected] HIER WOHNTE 1 I R o r v u N ; , 1 NMKOI-Al , I +I?III944;UDWICA JAIKI /OKOWAIEV/.SKV + 3 0 1 0 1936 i 4 7 1 9 4 4 1 Lehrpfad zur Geschichte Kelsterbachs in der NS-Zeit 1933-1945 1 Bahnhof Rathaus Gesamtschule Durchgangslager Waldfriedhof Kriegsgräberfriedhof Jüdischer Friedhof und Opferdenkmal 8 Neukelsterbacher Straße und Synagoge „Heldendenkmal" 10 Altes Rathaus