2. Landeskunde Ecuador Landeskunde - 1 2.1 Geographie Ecuador • liegt an der Westküste Südamerikas genau am Äquator • grenzt im Westen an den Pazifik (2237 km Küstenlinie) • grenzt im Norden an Kolumbien (590 km Grenzlinie) • grenzt im Süden und Osten an Peru (1420 km Grenzlinie) • ist ungefähr so groß wie Westdeutschland (Gesamtfläche 283560 km²) • besitzt die Galápagos-Inseln Ecuador gliedert sich in drei Regionen: die Küstenebene (Costa) im Westen, das zentrale Andenmassiv (Sierra) und das Amazonasgebiet (Oriente) im Osten. Der niedrigste Punkt des Landes liegt mit 0 m ü.d.M. am Pazifik, der höchste Punkt ist der Gipfel des Vulkans Chimborazo mit 6267 m. Die Costa ist 20-200 km breit und bis 800 m hoch. Die Sierra wird von zwei parallelen Gebirgszügen (Cordilleren) durchzogen. Die westliche Cordillera erreicht mittlere Höhen von 4.000-4.500 m, der höchste Punkt ist der Chimborazo. Die östliche Cordiller ist im Schnitt 500 m höher. Beide Kette sind durch Querriegel verbunden, zwischen denen Hochtäler liegen (2.200-2.900 m). Die meisten Städte der Sierra liegen in diesen Hochtälern, z.B. Quito auf 2.800 m. Am östlichen Fuß der Ostkette beginnt der Oriente, auf den ca. die Hälfte des Staatsgebietes entfällt. Es handelt sich um eine 4000 km breite, flach nach Osten einfallende Ebene. Alle Flüsse in diesem Gebiet fließen in den Amazonas. 2.2 Klima In der Costa herrscht immerfeuchtes tropisches Klima mit Tagesmitteltemperaturen von 28-30° C. Nachts liegen die Temperaturen um 20° C. Die Niederschläge nehmen von Norden nach Süden ab, von 1.000-1.200 mm auf 500700 mm pro Jahr. Die trockensten Monate sind Juni bis November. In der Sierra ist es kühler und trockener, wobei das Klima regional stark unterschiedlich sein kann. Die Temperaturen liegen tagsüber bei 21° C, nachts bei Landeskunde - 2 7 C, mit steigender Höhe wird es kühler und die Tag/Nachtschwankungen werden größer. Es fallen 700-1.100 mm Niederschlag pro Jahr. Neben den Niederschlägen, die in Form von Regen und über 4.500 m von Schnee fallen, kommt an den Hängen der Anden Niederschlägen in Form von Nebel eine große Bedeutung zu. Der Nebel wird vom Bergregenwald aus der Atmosphäre ausgekämmt. Im Oriente herrscht wiederum immerfeuchtes tropisches Klima mit 26° C Jahresmitteltemperatur und Niederschlägen von 2.000-4.000 mm pro Jahr. Ecuador wird alle 5-7 Jahre vom Phänomen „El Niňo“ betroffen, das in der Costa zu Starkregenereignissen führt und auch das Klima in der Sierra beeinflusst. 2.3 Natur und Umwelt Ecuador bietet eine unglaubliche Fülle und Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren. Zwei Drittel des Landes bildet der Tieflandregenwald der im Oriente und im Küstentiefland wächst. Er ist immer Grün, da er nicht von Jahreszeiten hinsichtlich Temperatur und Regenmenge beeinflusst wird. Er ist insgesamt stark bedroht oder bereits vernichtet, im Osten (Costa) durch ShrimpFarmen und Gewässerverschmutzung und im Oriente wegen Verschmutzung durch Erdölindustrie und Abholzung. Die Sierra ist die artenreichste Region mit unterschiedlichster Vegetation (je nach Höhenstufe). Der tropische Bergregenwald überzieht die Hänge der Anden in Höhen zwischen 1000 und knapp 2000m. Dort regnet es noch mehr als im Tiefland. In höheren Lagen befindet sich der Nebelwald. Er ist sehr oft wolkenverhangen und bildet aufgrund des Sprühregens eine außergewöhnliche Vegetation. Landeskunde - 3 Oberhalb 3500 m, in klimatisch extremen Bedingungen, befindet sich eine Region, die als Páramo bezeichnet wird. Bedingt durch peitschende Stürme, Temperaturstürze und hohe Sonneneinstrahlung gedeihen hier fast nur Gräser, Distel- und Rosengewächse. 2.4 Tiere und Pflanzen In Ecuador sind über 20.000 Pflanzenarten bekannt. Beinnahe zwei Drittel der Landfläche Ecuadors sind von tropischen Regenwäldern bedeckt. Im Küstenbereich werden die tropischen Regenwälder häufig von Mangroven gesäumt. Aus den Regenwäldern stammen wertvolle Edel- und Nutzhölzer. Das leichteste Nutzholz der Erde liefert der in Ecuador beheimatete Balsaholzbaum. Balsaholz ist leichter als Kork und wächst sehr schnell. In den Bergwäldern wachsen nahezu 1000 Arten von Orchideen. Auch die Tierwelt ist sehr artenreich, so leben z.B. in Ecuador 1500 Vogelarten wie z.B. Kolibris, Tukane, Kondore und vieles mehr. Zum Vergleich: In ganz Europa gibt es nur ca. 750 Vogelarten. Der Regenwald gibt jedoch auch vielen Säugetieren wie z.B. Brillenbären, Jaguaren, Kaimanen und Affen sowie auch Reptilien wie z.B. Anakondas und Botrops ein schützendes Zuhause. Auf den kümmerlichen Weiden des Andenhochplateaus (in Höhen von 3.500 und 4.700 m) grasen Guanakos. Sie sind mit den Kamelen verwandt und haben nur zwei Zehen an den Füßen. Auf den großen windigen Bergwiesen unterhalb der Schneegrenze leben die Vikunjias, kleinere Verwandte der Guanakos mit einem feinen Fell. Guanakos und Vikunjas sind Wildtiere. Alpaka und Lama sind domestiziert, d.h. zu Haustieren gemachte Tiere. Das Lama wird als Lasttier genutzt. Das Alpaka liefert eine sehr feine Wolle, Landeskunde - 4 aber die feinste Wolle liefern die Vikunjas. Alle vier gehören zur Familie der Kamele. Chinchillas, kaninchengroße Nagetiere wieseln zwischen den durch Frost aufgebrochenen Felsen umher. Kondor: er ist das Wahrzeichen der Anden und das Wappentier Ecuadors. Er wird der König der Anden genannt. Seine Spannweite beträgt knapp dreieinhalb Meter und macht ihn somit der weltgrößte Vogel. Um den Hals trägt er eine weiße wollene Halskrause. Kolibri: er ist der kleinste Vogel der Welt und kommt im Hochland vor. Von den über 1.500 Vogelarten sind vor allem der bunte Tukan und der Papagei zu nennen. In den Regenwäldern leben unzählige Insekten, wie Ameisen und Schmetterlinge, Amphibien (400 Froscharten) und Reptilien, darunter die größte Riesenschlange, die bis zu 10 m lange Anaconda, weiter die Boa und die Korallenschlange. An der Küste gibt es verschiedene Seevögel: den Fregattvogel, dem Kormoran und den Pelikan 2.5 Leben in Ecuador 75 % der Bevölkerung wohnen in Städten, alleine 25 % in den beiden größten Städten des Landes Guayaquil und Quito – Tendenz steigend. Das Bevölkerungswachstum ist mit 2,5 % hoch; 40 % aller Ecuadorianer sind jünger als 15 Jahre und nur 5,7 % älter als 60 Jahre. Die Lebenserwartung liegt bei 64 bis 68 Jahren. Landeskunde - 5 Die religiöse Mehrheit in Ecuador sind mit 90% die Katholiken. Es gibt Minderheiten von Protestanten, Juden und Muslimen. Trotz geringem aber stetigem Wirtschaftswachstum leben in Ecuador mehr als zwei Drittel der Menschen offiziell in Armut. Mit 12,6 Mio. Einwohnern zählt Ecuador zu den am dichtest besiedelten Ländern in Südamerika. Die offizielle Amtssprache ist Spanisch, jedoch ist das von den Inkas verbreitete Quechua zumindest bei den Indigenas immer noch sehr verbreitet. 2.6 Menschen in Ecuador Zusammensetzung der Bevölkerung: 55 % Mestizen, 25 % Indigenas, 10 % Spanier, 5 % Farbige. Heute leben noch zehn verschiedene Gruppen Indigenas in Ecuador. Hier erst einmal nur drei: 2.6.1 Die Otavalo Indianer Hunderte Kilometer nördlich von Quito am Fuß des Vulkans Cotacachi befindet sich das Imbabura Tal. Hier ist das Siedlungsgebiet der bekanntesten Gruppe, den Otavalenos. Trotz der Nähe des Äquators ist es hier auf einer Höhe von 2.500 m sehr kühl. Die Frauen tragen Ketten aus goldfarbenen Glasperlen und fast immer einen schwarzen oder dunkelblauen Flanellumhang. Die meist weiße Bluse ist mit Blumenmustern bestickt. Die Männer haben schulterlange Zöp- Landeskunde - 6 fe. Sie tragen blaue Ponchos und weiße Hosen. Die Otavalenos sind durch ihre handwerklichen Künste, vor allem durch das Textilhandwerk zu den reichsten Indigenas Lateinamerikas geworden. Es gibt heute kaum eine Stadt in Ecuador in der nicht wenigstens ein kleiner Laden oder ein Verkaufsstand der Otavalenos zu finden ist. Auch in Europa werden ihre Waren gehandelt. 2.6.2 Die Colorados In der Region von Santo Domingo, im Westen von Quito, leben die Colorados, eine kleine Gruppe Indigenas, die sehr verschieden von den anderen sind. Sie tragen nur sehr leichte Kleider oder einen Schurz. Um sich gegen Insektenstiche zu schützen, bemalen sie sich mit einer roten pflanzlichen Farbe. Die Männer rasieren sich den Kopf fast ganz. Sie lassen nur einen schmalen Haarstreifen auf dem Kopf übrig. 2.6.3 Die Shuar Die Shuar leben am Fuß der Anden, im Übergangsgebiet zum Tiefland und im Urwald des Amazonas. Sie sind durch die Gebirgskette der Cordilleren isoliert vom übrigen Ecuador. Sie selbst nennen sich „Chivaro“, was in unserer Sprache Mensch bedeutet. Sie sind die einzige Gruppe in Ecuador, die nicht in Kolonien lebt und daher ihre zivilisatorische Unabhängigkeit bewahrt hat. Sie leben in kleinen Dörfern, verstreut im Urwald, aber sie sind ein Volk mit starkem Zusammengehörigkeitsgefühl. Die offizielle Sprache ist spanisch, aber alle sprechen Shuar. In der Schule lernen die Kinder beide Sprachen. 2.7 Geschichte Vor über 5.000 Jahren blühte an der ecuadorianischen Pazifikküste die älteste bisher bekannte Kultur des amerikanischen Kontinentes und eine der ältesten Zivilisationen der Welt überhaupt, die Valdivia Kultur. Grabungen und Keramikfunde beim Fischerdorf Valdivia, westlich von Guayaquil, weisen auf Siedlungen und einen entwickelten Pflanzenanbau hin, lange bevor im alten Ägypten das erste Königreich gegründet wurde. Landeskunde - 7 Ab 1.500 vor Christus breitete sich dann die Chorera Kultur über ganz Ecuador aus. Als im 15. Jahrhundert die Inka aus dem heutigen Peru nach Ecuador eindrangen, stießen sie auf das gut organisierte Königreich der Cara. Erst nach harten Kämpfen gelang die Eroberung. Während der kurzen Zeit der Herrschaft über Ecuador führten die Inkas eine politische, religiöse, sprachliche und kulturelle Einheit der Völker herbei. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts war das Inkareich zweigeteilt. Im Norden Ecuadors wurde es von dem Inkakönig Atahualpa, im Süden (Peru) von dessen Bruder Huascar regiert. Zwischen beiden brach der Krieg aus. Die Rivalität zwischen den beiden Inkaherrschern nutzten die spanischen Eroberer aus. 1531 eroberte Pizarro das Inkareich und es wurde dem spanischen Imperium einverleibt. 1532 wurde der letzte Inkafürst Atahualpa von Pizarro getötet, obwohl dieser ihm für seine Freilassung die versprochenen Goldschätze übergeben hatte. Sie spanischen Eroberer rotteten die indianische Bevölkerung nahezu aus. Sie mussten den spanischen Großgrundbesitzern Abgaben entrichten und für sie arbeiten. Im 17. Jahrhundert begann die Einfuhr von SklavInnen aus Afrika, die vor allem in den Zuckerrohr- und Kakaoplantagen eingesetzt wurden. Noch heute hat die Provinz Esmeraldas im Norden Ecuadors einen eher afrikanischen denn südamerikanischen Charakter. 1822 gelang die Befreiung von den Spaniern. 1830 wurde Ecuador zur selbständigen Republik. Für die indigene Bevölkerung änderte sich nicht sehr viel. Nach wie vor gibt es viele Großgrundbesitzer. Für die Indigenas bleibt nur wenig Land zum Leben. Diese ungerechte Landverteilung ist die Ursache der Armut. 1922 marschierten mehrere Tausend IndianerInnen nach Quito, um auf ihre Situation aufmerksam Landeskunde - 8 rere Tausend IndianerInnen nach Quito, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen und ihre Rechte zu fordern. Sie erhielten daraufhin ihr Land zurück. 2.8 Gewusst? Wusstet ihr schon, dass · Ecuador nach dem Äquator benannt ist · Ecuador das Land ist, wo der Äquator über schneebedeckte Berge verläuft · Quito, Ecuadors Hauptstadt (gegründet 1534 auf den Trümmern der alten Inkaresidenz), die älteste Hauptstadt von ganz Amerika · Die Galapagosinseln ihren Namen dem spanischen Wort für „Schildkröten“ verdanken · Es in Ecuador noch 30 aktive Vulkane gibt · Etwa 90% der Bevölkerung katholisch sind. · 13 größere, sechs kleinere und 42 winzige Inseln als Gipfel unterseeischer Vulkane den ecuadorianischen Nationalpark Galapagos bilden. Quellen: CIA – The World Factbook 1999 Polyglott: Reiseführer Ecuador 1997 Landeskunde - 9