Was ist Astronomie

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Von der Mythologie zum
modernen Weltbild der
Astronomie – Teil I
Max Camenzind
Akademie HD
März 2016
Astronomie =
Überleben
Aufgehen des Sirius
Kündigt Nilschwemmen
Auswandern zum Mars ?
Spätmittelalterliche Astronomen unter der Anleitung der Muse Astronomia
Astronomie
= Wissen = Mensch
Was ist da draussen?
Astronomie = Überwachen
Astronomie muss nicht teuer sein!
MEarth-South Array (Harvard): 8 x 40 cm Teleskope robotisch
The MEarth Project consists of
two robotically controlled
observatories. The MEarth-North
telescope array observes from the
Fred Lawrence Whipple
Observatory (FLWO) on Mount
Hopkins, just south of Tucson,
Arizona. The MEarth-South
telescope array observes from the
Cerro Tololo Inter-American
Observatory (CTIO) on Cerro
Tololo, just east of La Serena,
Chile. By having observatories in
both the Northern and Southern
hemispheres, we can cover the
entire sky in our search for
exoplanets transiting the closest M
dwarfs. Both arrays of telescopes
are controlled remotely from our
offices in Cambridge, MA.
Inhalt
• Himmelsbeobachtungen in der Bronzezeit
• Die Welt der Griechen – heliozentrisches
Weltbild, Almagest – der erste Sternkatalog
• Astronomie der Renaissance  Durchbruch
• Das 18. Jahrhundert: Messier Katalog  NGC
• Das 19. Jahrhundert: Refraktoren & Physik
• Das 20. Jahrhundert: Astronomen erobern das
Universum mit Spiegelteleskopen
• Das 21. Jahrhundert:  junger Kosmos,
Planeten und Leben, Gravitationswellen, …
Was ist Astronomie ?
• Die Astronomie, Himmelskunde (oder
Sternkunde) ist die Wissenschaft von der
räumlichen Anordnung, der Bewegung und
der physikalischen Beschaffenheit der
Himmelskörper und des gesamten
Universums.
• Astronomie ist heute auch Kosmologie, die
Lehre von Aufbau und Entwicklung des
Universums  Anfang mythologisch !
Einige Historische Marksteine
• Anfänge in China im 3. Jahrtausend v.Chr. mit Beobachtungen von
Kometen und Sonnenfinsternis.
• Die Inder und Babylonier berechneten 2000 v.Chr. die wichtigsten
Himmelserscheinungen.
• Die Griechen entwickelten im 5. Jahrhundert v.Chr die Astronomie
zur Wissenschaft. Ptolemäus faßte 130 n.Chr. das astronomische
Wissen des Altertums zum geozentrischen Weltbild zusammen.
Dieses Weltbild hat im Abendland bis ins 15. Jahrhundert Gültigkeit!
• Nikolaus Kopernikus (1473-1545) entwickelt im 16. Jahrhundert das
heliozentrische Weltbild.
• Tycho Brahe (1571-1630), Johannes Kepler und Galileo Galilei (15641642) belegen mit ihren Forschungen dieses Weltbild.
• Isaac Newton (1643-1727) liefert mit seiner Theorie der Gravitation
die himmels-mechanische Begründung für die Bewegung der
Gestirne. Bis in das 17. Jahrhundert war fast ausschließlich das
Sonnensystem Gegenstand der Astronomie.
• Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts kennt man das System der
Fixsterne, das Milchstraßensystem (F. Wilhelm Herschel (1738-1822)).
• Im 20. Jahrhundert ist man in der astronomischen Forschung, nicht
zuletzt mit Hilfe der Raumfahrt, bis zu den Grenzen des Weltalls
vorgestoßen.
Grundlagen der Astrophysik
• Joseph von Fraunhofer (1787-1826): Der Physiker stellte als erster
große Objektive für Fernrohre sowie Beugungsgitter her.
 die nach ihm benannten Fraunhofernschen Linien
(Absorptionslinien) im Sonnenspektrum.
• Robert Wilhelm Bunsen (1811-1899), Chemiker und Gustav Robert
Kirchhoff (1824-1887) Physiker entwickelten die Spektralanalyse und
schufen damit die Grundlage der Astrophysik.
• Ejnar Hertzsprung (1873-1967) und Henry Norris Russel (1877-1957),
beide Astrophysiker, erarbeiten das Hertzsprung-Russel-Diagramm,
das die Beziehung zwischen Leuchtkraft (Helligkeit) und
Spektralklasse (Temperatur und Farbe) der Fixsterne nachweist.
• Edwin Powell Hubble (1899-1953): Der Astronom und Astrophysiker
löste die Randpartien des Andromedanebel in Einzelsterne auf und
erkannte somit, dass die bisher als Spiralnebel bezeichneten Galaxien
selbständige Sternsysteme sind. Außerdem entdeckte Hubble in den
Spektren der Galaxien eine Rotverschiebung proportional zu ihrer
Entfernung, was als Expansion des Weltalls gedeutet wird. Die
Beziehung zwischen Entfernung und Fluchtgeschwindigkeit der
Galaxien infolge dieser Expansion nennt man den Hubble-Effekt.
• Albert Einstein (1879-1955) stellte 1905 die spezielle, 1915 die
allgemeine Relativitätstheorie auf. Die Arbeit Einsteins hatte enormen
Einfluß auf die Wissenschaft des 20. Jahrhunderts, insbesondere seine
Relativitätstheorien, auf die Astronomie und Kosmologie.
Erste Himmelsbeobachtungen
Astronomische Deutung einer 18.000 Jahre alten Jagdszene
in der Höhle von Lascaux als Großes Sommerdreieck ?
[Grafik: Wikipedia]
Wega = ?
Deneb = ?
Altair = ?
Sonnenobservatorium Goseck
sog. Kreisgrabenanlage
Das Sonnenobservatorium Goseck
• Die Kreisgrabenanlage liegt auf einem Plateau
oberhalb des Saaletals und besteht aus einem
deutlich erkennbaren, annähernd kreisrunden
Ringgraben von etwa 71 m Durchmesser. Es
konnte ein flacher Erdwall rund um den Graben
nachgewiesen werden. Die Anlage hat drei
grabengesäumte Zugangswege, die nach Norden,
Südwesten und Südosten ausgerichtet sind. Im
Inneren befinden sich Spuren zweier
konzentrischer Palisaden (ca. 56 und 49 m
Durchmesser) mit gleich ausgerichteten, zum
Zentrum hin schmaler werdenden Toren.
Sonnenobservatorium
Goseck –
Ringgraben an SW Seite
Sonnenobservatorium
Goseck – SW Seite
Sonnenobservatorium
Goseck - Interpretation
Meridian
4800 v.Chr.
Sonnenauf- und untergang
zur Wintersonnenwende
ca. 4800 v.Chr.
Die Interpretation zu Goseck
• Nach Untersuchungen des Astroarchäologen
Wolfhard Schlosser vom Astronomischen Institut
der Ruhr-Universität Bochum, der früher schon
die Himmelsscheibe von Nebra interpretiert hatte,
sind die beiden südlichen Tore und Zugangswege
vom Mittelpunkt der Anlage aus gesehen mit einer
Genauigkeit von drei bis vier Tagen auf den
Sonnenaufgang und -untergang zur
Wintersonnenwende um 4800 v. Chr.
ausgerichtet, das nördliche Tor weist annähernd
genau auf den astronomischen Meridian, also
nach Norden. Dass es sich um ein Observatorium
zur Bestimmung der Wintersonnenwende handelt,
gilt daher als wahrscheinlich.
Der Sonnenstand
ca. 180 Grad
Himmelsscheibe von
Nebra ~ 2000 v. Chr.
Himmelsscheibe von Nebra
Hier ein Bild aus der Wikipedia,
wo Sie viel über Fundgeschichte,
Alter und Interpretation finden:
Material: Bronze und Gold
Herstellungszeit ca. 2100 bis
1700 v. Chr.
Vergraben ca. 1600 v. Chr.
Gefunden bei Raubgrabung 1999
Am 9.10.2008:
Münze und Briefmarke mit dem
Abbild erschienen…
Scheibendurchmesser: 32 cm, maximale Dicke: 4,5 mm
Himmelsscheibe von Nebra
Wiki: Die annähernd kreisrunde, geschmiedete Bronzeplatte
hat einen Durchmesser von etwa 32 Zentimetern und eine
Stärke von 4,5 Millimetern in der Mitte bzw. 1,7 Millimetern
am Rand, sie wiegt ca. 2,3 Kilogramm. Das Kupfer der
Legierung stammt vom Mitterberg bei Mühlbach am
Hochkönig in den Ostalpen. Das Verhältnis der im Kupfer
enthaltenen radiogenen Blei-Isotope ermöglicht diese Ortsbestimmung. Neben einem geringen Zinnanteil von 2,5 Prozent
weist sie einen für die Bronzezeit typisch hohen Gehalt von 0,2
Prozent Arsen auf. Sie wurde offenbar aus einem gegossenen
Bronzerohling getrieben und dabei wiederholt erhitzt, um
Spannungsrisse zu vermeiden bzw. zu beseitigen. Dabei
verfärbte sie sich tiefbraun bis schwarz. Die heutige, von einer
Korrosionsschicht aus Malachit verursachte Grünfärbung ist
erst durch die lange Lagerung in der Erde entstanden.
N1
Ungewöhnlich für ein archäologisches Artefakt ist die Tatsache, dass an der
Scheibe in der Zeit ihrer Nutzung mehrfach Änderungen vorgenommen
wurden, was anhand der Überlagerungen von Bearbeitungen rekonstruiert:
 Anfänglich bestanden die Goldapplikationen aus 32 runden Plättchen,
einer größeren, runden sowie einer sichelförmigen Platte. Sieben der kleinen
Plättchen sind etwas oberhalb zwischen der runden und der sichelförmigen
Platte eng gruppiert.
 Später wurden am linken und rechten Rand die so genannten
Horizontbögen angebracht, die aus Gold anderer Herkunft bestehen, wie
dessen chemische Verunreinigungen zeigen. Um Platz für die Horizontbögen
zu schaffen, wurde ein Goldplättchen auf der linken Seite etwas zur Mitte
versetzt, zwei auf der rechten Seite wurden überdeckt, so dass jetzt noch 30
Plättchen zu sehen sind.
 Die zweite Ergänzung ist ein weiterer Bogen am unteren Rand,
wiederum aus Gold anderer Herkunft. Diese so genannte Sonnenbarke ist
durch zwei annähernd parallele Linien strukturiert, an ihren Außenkanten
wurden feine Schraffuren in die Bronzeplatte gekerbt.
 Als die Scheibe vergraben wurde, war sie ein drittes Mal modifiziert
worden: Es fehlte bereits der linke Horizontbogen und die Scheibe war am
Rand mit 40 sehr regelmäßig ausgestanzten, etwa 3 Millimeter großen
N2
Löchern versehen.
Nach der Interpretation von Meller und Schlosser stellen die
Plättchen Sterne dar, die Gruppe der sieben kleinen Plättchen
vermutlich den Sternhaufen der Plejaden, die zum Sternbild
Stier gehören. Die anderen 25 sind astronomisch nicht
zuzuordnen und werden als Verzierung gewertet. Die große
Scheibe wurde zunächst als Sonne, mittlerweile auch als
Vollmond interpretiert und die Sichel als zunehmender Mond.
 Mond und Plejaden stehen nach Meller und Schlosser für
zwei Termine der Sichtbarkeit der Plejaden am Westhorizont.
Die Plejaden hatten gemäß Schlosser um 1600 v. Chr. ihren
Untergang am 10. März greg. sowie ihren heliakischen
Untergang am 17. Oktober greg. Schlossers chronologischen
Ansetzungen der Plejadenuntergänge wird in der
Fachliteratur mehrfach widersprochen, da aufgrund der
Witterungs- und Sichtbedingungen die jeweiligen Untergänge
an verschiedenen Tagen beobachtet wurden. Die
Schwankungsbreite liegt bei etwa sechs Tagen.
N3
Zu besichtigen im
Nebra Museum
Wangen (Sachsen-Anhalt)
Megalithe
der Steinzeit
3000 – 2000 v. Chr.
Stonehenge
Stonehenge – Megalithe 3000 v.Chr.
s. diverse Videos auf YouTube zu „Stonehenge“
Stonehenge - Rekonstruktion
Stonehenge
Grabanlage & Observatorium
Sonnenuntergang
Wintersonnenwende
Sonnenaufgang
Sommersonnenwende
Winter- und
Sommersonnenwende
Manhattenhenge im Juni
eine Methode der Zeitmessung
Was ist ein Henge ?
Wikipedia: Ein Henge (auch henge monument) ist eine
spezielle Art von neolithischem Erdwerk. Es sind runde
oder ovale Flächen mit einem Durchmesser von 20–480 m,
die von einem Erdwall mit zumeist innenliegenden Graben
begrenzt waren. Die meisten Henges haben einen einzelnen
Graben; ein paar haben zwei und drei konzentrische oder
gar keine Gräben. Der Begriff wurde 1932 von Sir Thomas
D. Kendrick (1895–1979) geprägt, der später Kustos für die
British Antiquities im British Museum wurde. Er benutzte
dabei den Suffix von Stonehenge. Der Begriff henge
stammt aus dem Angelsächsischen und bezeichnet eine
torartige Struktur. Das 1925 entdeckte Woodhenge, ein
Class I Henge (mit einem Zugang) und mit sieben
konzentrischen Pfostenringen im Zentrum, wurde
aufgrund seiner Ähnlichkeit mit Stonehenge so benannt.
• Erbaut wurde Stonehenge, diese weltberühmte Anordnung
von Megalithen, ab etwa 2200 v.Chr.  3000 v.Chr.
Wahrscheinlich existierte an gleicher Stelle schon vorher
ein Heiligtum der Megalithkultur. Über die genaue
Bedeutung, die Riten und Feste denen es diente, weiß man
nur wenig.
Seit dem frühen achtzehnten Jahrhundert weiß man, dass
die Achse des Kreises aus Sarsensteinen etwa auf einen
Punkt weist, von dem aus ein Beobachter im Zentrum von
Stonehenge den Sonnenaufgang am längsten Tag des
Jahres in seiner am Horizont am weitesten nördlich
liegenden Stellung sehen konnte. Der Eingang wurde
ebenfalls während der Zeit der Benutzung von Stonehenge
geringfügig neu ausgerichtet, um astronomische
Veränderungen des Sonnenaufgangs zur Zeit der
Sommersonnenwende über Jahrhunderte hin zu
kompensieren.
Stonehenge - Grabmal oder
Beobachtungsinstrument?
• Untersuchungen anderer Steinkreise in Großbritannien
sowie in Stonehenge selbst zeigten jedoch, dass die
meisten dieser Ausrichtungen rein zufälliger Natur sind
und von den Menschen der Jungsteinzeit und Bronzezeit,
die diese Steine aufrichteten, nicht beabsichtigt waren.
Ausrichtungen hatten ihrer Absicht nach eher
Symbolgehalt als wissenschaftliche Grundlage, obwohl sie
in vielen Fällen ganz allgemein mit der Richtung des
Sonnenaufgangs und -untergangs verbunden waren. Der
Gebrauch von Stonehenge als astronomische
Beobachtungsstätte der vorgeschichtlichen Zeit wird
weiterhin eine Sache der Mutmaßung bleiben.
Astronomie der Griechen
Die Erde als Scheibe
• Das Bild der Erde als Scheibe war in frühen
Kulturen, zum Beispiel bei den alten Ägyptern vor
Tausenden von Jahren, verbreitet. In ihrer
Vorstellung bestand die Erde aus drei Ebenen: In
der Unterwelt befanden sich die Verstorbenen, in
der Mitte lebten die Menschen des "Diesseits" darüber lag der himmlische "Ort der Götter". Die
Menschen damals fürchteten, dass man vom
"Ende der Welt" aus in die Unterwelt stürzen
könnte. Durch Beobachtungen der Erde und des
Alls glaubten aber mit der Zeit immer weniger
Menschen an das scheibenförmige Modell der
Erde.
C. Flammarion
1842-1925
Sicht des 15. Jh.
Das Erbe der Griechen

Scheinbare Magnitude
Im alten Griechenland wurden die Sterne in sechs
Klassen aufgeteilt; die hellsten in Klasse 1, die
schwächsten noch von Auge sichtbaren Sterne
gehörten in Klasse 6 (Almagest von Ptolemäus).
Aus der Biologie: fast jede Sinnesempfindung des
Menschen ist dem Logarithmus des Reizes
proportional (Weber-Fechner-Gesetz)
 f1 
m1  m2  2,5log10 
f 2 
Für Stern 2 einen
Standard wählen
f: Energiefluss der Sterne 1 und 2
m: scheinbare Helligkeit auf der Erde der Sterne 1 & 2
Hellere Sterne haben einen kleineren
scheinbaren Magnitudenwert.
Das Erbe der Griechen
Absolute Magnitude - Distanzmodul
Scheinbare Magnitude m gibt an, wie hell
ein Stern dem Beobachter auf der Erde
erscheint.
Energiefluss f, der auf der Erde ankommt, hängt von der
intrinsischen Helligkeit und der Entfernung des Sterns ab.
D 2
f    F
d 
Absolute Magnitude M ist die scheinbare Magnitude m bei
einer vorgegeben Entfernung von 10 pc

f 
 d 
m  M  2,5log10  5log

10 pc 
F 
Standard Helligkeitssysteme
• im optischen  “Standardbänder”: UBVRI (Ultraviolett,
Blau, Visuell, Rot, Infrarot), danach JHKLM
Durchlässigkeit des Filters als Funktion der Wellenlänge
werden von vielen Teleskopen/Instrumenten reproduziert;
aber auch andere Syteme gebräuchlich
Einige Zaheln
Unser Heimat-Stern - die Sonne
Mittlere Distanz: 149’597’870 km = 1AE
Radius: 695’700 km= 1R
Masse: 1,988 x 1030 kg = 1 M
Leuchtkraft: 3,846 x 1026 W
Alter: 4,6 Mia. Jahre
Absolute Helligkeit: +4,83 mag
Scheinbare Helligkeit: -26,74 mag
Effektivtemperatur: 5770 K
Kerntemperatur: 15,7 Mio. Grad Kelvin
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