4.8.13 Münchenroda - der Jenaer Philharmonie

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JENA
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KAPITEL 4 - BESCHREIBUNG UND BEWERTUNG DER RAUMNUTZUNGSANSPRÜCHE UND DER SIEDLUNGSSTRUKTUR
4.8.13
Münchenroda
Lage im Raum
Die Ortschaft liegt westlich des alten Stadtgebietes von Jena nur wenige Kilometer südlich der B 7.
Das westlich von Jena gelegene Hochplateau bricht östlich von Münchenroda ab. Die Siedlung befindet sich auf einem Höhenzug bei 360m NN mit weitem Ausblick auf die Gemarkung Cospeda und die
Bergsporne um Jena.
Der Landschaftsraum um Münchenroda ist, besonders im Norden, von Hecken, Feldgehölzen und kleinen Waldstücken durchsetzt.
Foto 19
Ortslage Münchenroda von Südosten (1997)
Klimatische Bedingungen
Die Ortschaft liegt windexponiert auf dem offenen Hochplateau. Die sich dort bildende Kaltluft fließt
über den Münchenrodaer Grund ins Mühltal und weiter ins Westviertel des Stadtgebietes.
Historische Entwicklung
Das Dorf wurde 1255 als "Munichroda" erstmals erwähnt. Der Ortsname deutet auf eine Rodung hin.
Münchenroda war ursprünglich ein oval angelegter Rundling, eine Siedlungsform aus dem 9. Jahrhundert, als die Kämpfe gegen die nach Westen vorrückenden Slawen entbrannten. Die gedrängte, kreisförmige Gebäudeanordnung bot dem Eindringling die geringste Angriffsfläche und war leichter zu verteidigen.
1994 wurde Münchenroda nach Jena eingemeindet.
Heutiger Charakter
In Münchenroda blieb die Siedlungsform des Rundlings bis heute vollständig erhalten. Die Gebäude
ordnen sich konzentrisch um einen zentralen Platz, den Dorfanger. Die Ortschaft ist vollständig von einem Ring aus Gartenland und Obstgehölzen mit einzelnen Edellaubholzgruppen umgeben. Die Obstgärten sind überwiegend mit Zwetschgen bestanden (ehem. Zwetschgendarren).
Münchenroda hat 285 Einwohner (Stand 30.06.01).
Grünflächen
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Neben einer kleinen Grünfläche mit Steinkreuz am Ortseingang, dem Dorfanger mit Löschteich und
zwei alten Bäumen (Linde/Kastanie) sowie dem Kirchhof ist der Friedhof zwischen alter und neuer
Ortslage die einzige größere öffentliche Grünfläche.
Er bildet zusammen mit einer möglichen Friedhofserweiterungsfläche den Ansatz zu einer deutlichen
Grünzäsur zwischen der denkmalgeschützten alten Ortslage und dem Neubaugebiet.
Untypisch ist die Ergänzung der vorhandenen Obstbaumreihe an der Ortsverbindungsstrasse nach
Jena mit Gleditschia triacanthos, einer nicht heimischen Baumart, die im Landschaftsraum fremd wirkt.
Schutzgebiete
Die Ortschaft ist vom LSG umgeben und liegt in keinem Trinkwasserschutzgebiet.
Aufgrund der kulturhistorisch bedeutenden Siedlungsstruktur steht die Ortslage Münchenroda unter
Denkmalschutz.
Wegen ihrer guten Ausstattung und den daraus resultierenden vielfältigen Lebensraumfunktionen sind
die den Ortskern umschließenden alten Obstwiesen nach § 18 ThürNatG als Streuobstwiesen geschützt.
Die Obstwiesen bilden eine städtebauliche Einheit mit dem alten Rundlingsdorf.
Eine zweckentfremdete Nutzung des Obstwiesenkranzes würde den Charakter des Rundlings zerstören.
Oberflächengewässer / Abwasserproblematik
Das eingezäunte Löschwasserbecken am Dorfanger wird von einer Quelle gespeist.
Der Anschlussgrad an öffentliche biologische Kläranlagen beträgt 60 % (Stand 09/02). Der Ablauf zum
Gollichsgraben dient z.T. gleichzeitig als Vorflut für die Abwässer der alten Ortslage.
Die Abwässer des Neubaugebietes werden über den neuen Sammler abgeleitet, an den dann auch die
Anbindung der alten Ortslage erfolgen kann.
Neue Baugebiete
Das im Bau befindliche neue Wohngebiet „Im Oberfelde“ östlich des Ortes misst in seiner Flächenausdehnung bereits wesentlich größer als die bebaute Fläche der alten Ortslage. Das Baugebiet stellt
einen starken Eingriff in das Landschaftsbild dar. Die rasterartige Struktur orientiert sich nicht an der
vorhandenen Topographie und bildet keine städtebauliche Einheit.
Südöstlich des Dorfes befindet sich der V+E–Plan „Münchenrodaer Straße“ in Aufstellung.
Es waren zwei weitere Baugebiete "Im Gehren", (15 ha) und "Über dem Dorfe", (8,5 ha) geplant, die jedoch sowohl aus Sicht der Landschaftsplanung als auch aus Sicht des gesamtstädtischen Wohnraumbedarfes und der daraus resultierenden Standortauswahl abgelehnt werden.
Erholungsnutzung
Die historische Dorfform des Rundlings, umgeben von alten Obstbäumen, stellt ein attraktives Ausflugsziel dar. Sinnvoll wäre die Einrichtung einer Gaststätte (z.B. in dem leerstehenden alten Hof am
Anger).
Dadurch könnte die Erholungsnutzung Radfahren/Wandern (z.B. bergauf mit der Bahn bis Großschwabhausen und bergab mit dem Rad oder zu Fuß / " Bike and ride" bzw. "Hike and ride") verstärkt
werden.
Es gibt einen Reiterhof mit 10 Pferden und einen neuen Golfplatz („Golfpark Münchenroda“).
Die Gärten im Münchenrodaer Grund mit z.T. relativ großen Wochenendhäusern sind aus Sicht der
Landschaftsplanung problematisch, ein weiterer Ausbau mit zunehmender Wohnnutzung ist naturschutzfachlich abzulehnen und könnte in diesem Bereich zu einer schleichenden Verdichtung (Bildung
einer Splittersiedlung) und somit zu zusätzlicher Verkehrsbelastung im Mühltal und der Beeinträchtigung des Landschaftsbildes führen.
4.8.14
Remderoda
Lage im Raum
Auf dem Höhenzug südlich des Mühltals, nur drei Kilometer von der B 7 entfernt, liegt die kleine Siedlung Remderoda. Der Ort befindet sich auf einem von Ackerflächen geprägten Höhenrücken mit weiten Sichtverhältnissen. Weiträumig wird das Landschaftsbild durch eine abwechslungsreiche Struktur
mit hohem Waldanteil bestimmt. Remderoda ist landschaftsräumlich und klimatisch im Zusammenhang mit Münchenroda zu betrachten.
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Historische Entwicklung
Im Jahre 1368 wurde die Siedlung als "Reinbotenrode" erstmals erwähnt. 1539 war die Ortschaft eine
Wüstung. 1836 wohnten 10 Menschen in dem kleinen Gut.
1994 wurde Remderoda nach Jena eingemeindet.
Heutiger Charakter
Heute hat die kleine ländliche Splittersiedlung 56 Einwohner (Stand 30.06.01). Die bebaute Fläche umfasst 6,5 ha. Das Versuchsgut der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft ist das dominante und
strukturbestimmende Gebäude der Ortschaft. Ein dörflicher Ortsrand ist kaum ausgebildet. Unmittelbar
nordöstlich grenzt das Waldgebiet des Schwabhauser Grundes an.
Grünflächen
Die privaten Grünflächen um die Wohnanlage der 60er Jahre mit ihren Nebengebäuden und den
Stallanlagen bieten Entwicklungspotential zum Aufbau des fehlenden Ortsrandes. Der alte Friedhof
liegt im Süden, außerhalb des Ortes auf einer Anhöhe mit weitem Blick über das Umland. Er ist von alten Eichen und Linden überstanden. Untypisch ist die Ahornneupflanzung als Ergänzung der Obstbaumreihe im Süden der Ortslage. Passender wäre eine Ergänzung/Fortführung als Obstbaumreihe
oder Allee gewesen.
Foto 20
Ortslage Remderoda von Südosten (1997)
Oberflächengewässer / Abwasserproblematik
Innerhalb der Ortslage gibt es heute keinen Teich oder Bachlauf mehr. Der ehemalige Teich westlich
des alten Gutes wurde überbaut. Ein Graben entlang der Ortsstraße sowie alte Weiden am Straßenende zeugen von einem ehemaligen Feuchtstandort.
Remderoda ist vollständig an die öffentliche biologische Kläranlage (Pflanzenkläranlage) angeschlossen (Stand 09/02).
Schutzgebiete
Die Ortslage und die gesamte Gemarkung liegen im LSG und innerhalb der TWSZ III, westlich der
Siedlung grenzt die TWSZ II an.
Erholungsnutzung
Die Ortschaft hat nur untergeordneten Naherholungswert
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4.8.15
Isserstedt
Lage im Raum
Die Ortschaft befindet sich am Rand des Hochplateaus westlich von Jena. Östlich des Dorfes erstreckt
sich das Saaletal mit den artenreichen Laub–Mischwäldern des Isserstedter Grundes. Im Norden und
Westen schließen die großflächigen Äcker des Hochplateaus zwischen Jena, Weimar und Apolda an.
Die B 7 (Jena–Weimar) tangiert die Ortschaft im Südwesten, die Landstraße LIO 60 (Jena–Apolda)
durchzieht die gesamte Siedlung. Eine nordwestliche Umgehungsstraße ist geplant.
Klimatische Bedingungen
Auf den windexponierten Hochflächen um Isserstedt bildet sich Kaltluft, die ins Mühltal abfließt und deren Auswirkungen bis ins Westviertel hinein spürbar sind. Kaltluftbildung und Kaltluftabfluss ins Stadtgebiet von Jena ist durch die neuen Baugebiete bereits beeinträchtigt. Eine weitere Bebauung entlang
der B 7 im Zuge der geplanten Nordwestumgehung wird den Kaltluftstau noch erhöhen.
Historische Entwicklung
Das Straßendorf Isserstedt ist eine der ältesten Gründungen im Jenaer Raum. Aus dem Jahre 780
stammt die erste urkundliche Erwähnung des Ortes als "Isherestat". Der älteste Teil des Dorfes gruppiert sich in einem Halbkreis um die Kirche. Am Friedhof sind die Reste eines alten Burgwalls erkennbar.
Die erste Ortserweiterung gruppiert sich um einen Anger der noch heute durch drei höhengestaffelt,
aufeinanderfolgende Löschteiche geprägt wird.
Foto 21
Ortslage Isserstedt von Westen (1997)
Bis Mitte des 18. Jahrhunderts waren die meisten Einwohner in der Landwirtschaft tätig. Von Apolda
kommend, setzte sich dann das Strumpfwirkerhandwerk als Hauptbeschäftigung mehr und mehr
durch.
Ab 1880 stieg die Zahl der in Jena beschäftigten Isserstedter ständig an. Diese Wandlung vom rein
landwirtschaftlich geprägten Dorf zur Wohnstätte von Industriearbeitern spiegelte sich auch in der
Baustruktur des Ortes wider. Während bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts die mit Lehmsteinen erstock + partner, FREIE LANDSCHAFTSARCHITEKTEN, JENA
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richteten Fachwerkbauten das Ortsbild bestimmten, setzten sich dann allmählich verputzte und unverputzte Ziegelbauten durch.
Ab 1890 wurde die Siedlung um einige Gebäude am westlichen Ortsrand erweitert, nach dem Zweiten
Weltkrieg entstanden südlich des historischen Ortskernes weitere Wohngebäude.
1994 wurde Isserstedt nach Jena eingemeindet.
Heutiger Charakter
In den letzten Jahren wurden weitere Bauvorhaben auf großen Flächen westlich, südlich und nördlich
des Ortes realisiert, so dass die bebaute Fläche jetzt 33,4 ha umfasst. Isserstedt hat heute 887 Einwohner (Stand 30.06.01).
Mit den neuen Bauflächen wurde die ursprüngliche Straßendorfstruktur nicht aufgegriffen. Die alten
Ortsränder sind aufgelöst. Nur im Osten des Dorfes blieb die historische Raumfolge Dorf–Garten–Landschaft (Wald) erhalten.
Grünflächen
Abseits der Hauptstraße liegt das alte Ortszentrum, der birnbaumbestandene Kirchhof mit Löschteich
im Übergang zum Friedhof auf dem alten Burgwall, einer terrassenartigen Anlage mit altem Baumbestand.
Der großzügige Anger der ersten Ortserweiterung könnte, durch eine Sanierung der Löschteiche sowie
eine Ergänzung der alten Kastanienreihe im Süden der Straße und durch Neupflanzungen von Bäumen nördlich der Straße, in seiner Funktion als öffentliche Grünfläche erheblich aufgewertet werden.
Zumal nach dem Bau der Umgehungsstraße der Durchgangsverkehr erheblich zurückgehen wird.
Auf Grund der Ortsgröße verfügt Isserstedt über einen Sportplatz mit neuer Festbühne südöstlich des
Ortes im ”Isserstedter Holz”, der trotz der Lage im LSG und der Nähe des Naturschutzgebietes wegen
seiner hohen Erholungsqualität für Sportveranstaltungen und die traditionellen Volksfeste erhalten bleiben sollte, obwohl er an dieser Stelle kaum erweiterungsfähig ist..
Oberflächengewässer / Abwasser
Die o.g. 4 Löschteiche werden von Quellen über Grabensysteme gespeist und über einen 5. kleinen
Teich an der unteren Abfahrt von der B 7 in den Isserstedter Grund entwässert. Hier liegt der Ursprung
der Leutra, einer der größten westlichen Saalenebenbäche im Stadtgebiet.
Sie dienen nicht der Vorflut der Ortslage.
Isserstedt ist vollständig an die öffentliche biologische Kläranlage angeschlossen (Stand 09/02).
Schutzgebiete
Südlich und östlich der Ortslage grenzt LSG an, im Osten liegt das NSG "Isserstedter Holz", im äußersten Südwesten das GLB "Isserstedter Söll".
Der Ort liegt keinem Trinkwasserschutzgebiet.
Neue Baugebiete
Mit den Neubauflächen am Rand der alten Ortslage wurden die ursprünglichen Ortsränder mit ihren
Gärten und Obstwiesen bereits zum großen Teil zerstört, nur im Osten des Dorfes sind noch Reste der
alten Gartenzone vorhanden.
Durch das große Sondergebiet im Südwesten der Ortslage hat Isserstedt eine hohe Bedeutung als
Einkaufszentrum in der Region. Im anschließenden Gewerbegebiet wurden auch neue Arbeitsplätze
geschaffen, deren Zahl sich durch die Gewerbegebietserweiterung nach Südwesten noch erhöhen
wird.
Folgende Bauvorhaben sind bereits rechtskräftig und zum großen Teil realisiert:
B–Plan „Im Semsenfleck und am Vogelherde, Im Kessel“/ südwestlich des Dorfes
B–Plan „Überm Anger“/ nördlicher Ortsrand
B–Plan „Überm Anger an der Straße WA 1/1“/ nördlicher Ortsrand
B–Plan „Vor der Linde“/ nordöstlicher Ortsrand
B–Plan „Lindenpark WR 2“/ nordöstlicher Ortsrand
B–Plan „Unter dem Krippendorfer Weg“/ nordöstlicher Ortsrand
V+E–Plan „In den Dorfwiesen Solida“/ südlicher Ortsrand
Folgende Baugebietsvorhaben befinden sich in Aufstellung:
B–Plan „Am Kapellendorfer Weg“/ westlicher Ortsrand
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B–Plan „Überm Anger am Kapellendorfer Weg“/ westlicher Ortsrand
B–Plan „Wohnpark Mühltal“/ südlicher Ortsrand
B–Plan „Gemeindezentrum mit Dienstleistungen und Wohnungen“/ südlicher Ortsrand
Erholungsnutzung
Der Sportplatz mit Tribüne ist auch für die Nachbardörfer von Bedeutung. Aufgrund der großen neuen
Baugebiete sollte auch über eine Sportplatzerweiterung bzw. die Anlage von Tennisplätzen nachgedacht werden z.B. auf den ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen im Südosten der Ortslage.
Sondernutzungen
Die ehemalige Hausmülldeponie südlich von Isserstedt wurde nach der Schließung (Anfang der 90er
Jahre) abgedeckt und rekultiviert. Ein vorliegendes Gutachten bescheinigt keinen weiteren Sanierungsbedarf.
Weitere Nutzungen
Nördlich und südlich von Isserstedt sind landwirtschaftlich wertvollste Böden anzutreffen. (Vorrangfläche Landwirtschaft). Im Osten und Südosten liegen größere zusammenhängende Waldflächen.
4.8.16
Cospeda
Lage im Raum
Auf dem Hochplateau westlich von Jena, etwa fünf Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, liegt das Dorf
Cospeda. Das beginnende Rosental gliedert die Ortslage in ein Unter– und ein Oberdorf.
Zwei Kilometer südlich der Ortschaft verläuft mit der B 7 die wichtigste Verbindungsstraße zwischen
Jena und Weimar.
Südlich des Ortes schließt das zusammenhängende Waldgebiet des Mühltals an. Nördlich und westlich der Siedlung wird das Landschaftsbild durch Ackerflächen, Wiesen, Gärten und Streuobstbestände geprägt.
Sehr markant sind die großen Magerrasenflächen des ehemaligen Truppenübungsplatzes am Windknollen im Osten des Ortes.
Klimatische Bedingungen
Die Ortschaft liegt überwiegend in windexponierter Kuppenlage.
Auf der offenen Hochfläche bildet sich Kaltluft, die nach Nordwesten ins Ziskauer Tal und nach Süden
in den Cospedaer Grund abfließt. Die in den letzten fünf Jahren bebauten Flächen des Baugebietes
"Im Wasserlaufe", im Norden der alten Ortslage, wurden im Klimagutachten des deutschen Wetterdienstes Weimar, 1994 noch als Flächen mit hoher Freiflächensicherungspriorität ausgewiesen.
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Historische Entwicklung
Die Siedlung liegt in einem historisch bedeutsamen Landschaftsraum.
Im Jahre 1259 wurde die Ortschaft als "Kozebode" erstmals urkundlich erwähnt.
Auf den landwirtschaftlichen Flächen nördlich und nordwestlich des Dorfes ereigneten sich 1806 die
Hauptkampfhandlungen zwischen preußischen und napoleonischen Truppen.
1836 hatte das Haufendorf 150 Einwohner.
1994 wurde Cospeda nach Jena eingemeindet.
Foto 22
Ortslage Cospeda von Osten (1997)
Heutiger Charakter
Heute wohnen in Cospeda 1.295 Menschen (Stand 30.06.01). Ein historisch gewachsenes, harmonisches Ortsbild ist nur noch am unverändert erhaltenen nordwestlichen Siedlungsrand sowie südlichen
Siedlungs–/ Waldrand erkennbar.
Nördlich und nordöstlich der historischen Ortslage entstanden in den letzten Jahren auf 20ha ehemaligem Ackerland Neubaugebiete. Damit ging eine grundlegende Veränderung der Ortsstruktur einher.
Das Ortsbild ist durch das neue Baugebiet "Im Wasserlauf" mittlerweile stark gestört. Die massive Bebauung ist sehr untypisch für die alte Dorfstruktur. Der namensgebende Bach ist durch eine Straße
überbaut. Die Möglichkeit, den Bachlauf zu erhalten oder zumindest eine Grünachse (mit offener Regenwasserableitung) zu schaffen, wurde nicht genutzt. Die Neubaufläche ist auch von der Hochfläche
weithin sichtbar (weitreichende Störung des Landschaftsbildes). An diesem Beispiel wird besonders
deutlich, dass der Verzicht auf einen Grünordnungsplan im Rahmen der Bebauungsplanung zu irreparablen landschaftlichen und siedlungsstrukturellen Beeinträchtigungen geführt hat.
Grünflächen
Im Unterdorf befindet sich ein kleiner Rasenplatz mit vier Birnbäumen, der eigentliche Dorfanger mit
Löschteich und Pumpbrunnen erstreckt sich entlang der Hauptstraße im Anstieg zum Oberdorf und ist
mit zwölf alten Linden überstanden, von denen drei besonders schützenswert sind.
Südlich schließt dann der alte Kirchhof am Waldrand an.
Der Friedhof ist für die Verfünffachung der Bevölkerung sicher nicht ausreichend. Mittelfristig wäre eine
Erweiterung in die südlichen Gartenflächen denkbar.
Es gibt auch bisher keinen Sport– oder Tennisplatz, lediglich ein kleiner Spielplatz wurde östlich der
Straße am Wasserlauf angelegt, er ist jedoch eine private Grünfläche. Südöstlich der Reitanlage liegen
noch gewisse Flächenreserven für Sporteinrichtungen.
Oberflächenwasser / Abwasser
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Von dem Bachlauf nordöstlich der alten Ortslage blieb, wie oben beschrieben, nur noch der Name. Die
beiden Löschteiche (am Anger und am Wasserlauf zwischen Ober– und Unterdorf) werden von Quellen am Windknollen gespeist. Unterhalb der Teiche beginnt der naturnahe Bachlauf durchs Rosental.
Die Abwässer werden über ein Pumpwerk über die Höhe gepumpt und durch einen neuen Abwasserkanal durch den Cospedaer Grund ins Kanalnetz von Jena eingeleitet. Die Ortschaft ist damit vollständig an die öffentliche biologische Kläranlage (ZKA) angeschlossen (Stand 09/02).
Schutzgebiete
Die Ortschaft wird vom LSG „Mittleres Saaletal zwischen Göschwitz und Camburg“ umgrenzt.
Im Osten grenzt das NSG–Windknollen an.
Der Obstbaumbestand in zwei Gärten – am südlichen und am westlichen Ortsrand ist nach § 18 ThürNatG geschützt.
Der Ort liegt in keiner Trinkwasserschutzzone.
Neue Baugebiete
Nach der vollständigen Realisierung der neuen Baugebiete „Im Wasserlaufe“ und „Hinter dem Unterdorf“ (mit zusammen ca. 1.800 Einwohnern) wird sich die Dorfbevölkerung verfünffacht haben. Ebenso
der tägliche Kfz–Verkehr über das bereits stark belastete Mühltal nach Jena, (da kaum neue Arbeitsplätze geschaffen werden).
Der Busversuchsbetrieb Jena – Cospeda der Jenaer Verkehrsbetriebe wurde verlängert.
Erholungsnutzung
Die historischen Schlachtfelder und das Museum mit Gastwirtschaft und Biergarten sind beliebte Ausflugsziele für die Jenenser.
Cospeda ist durchs Munketal, über den Hufelandweg, den Steiger und durch den Cospedaer Grund
fußläufig gut zu erreichen.
Einige Pferde des Reitsportvereins Lützeroda stehen in Cospeda, im Südwesten des Dorfes gibt es
einen Reitplatz.
4.8.17
Closewitz
Lage im Raum
Am Übergang des Rautals in die nordwestlich der Saale gelegene Hochebene liegt, 7 km von Jena
entfernt, das Dorf Closewitz. Die Siedlung stellt den östlichen Eckpunkt des Siedlungsbereiches Cospeda–Lützeroda–Closewitz auf kulturhistorisch bedeutsamem Grund dar (Schlachtfeld von
1806).Westlich und nördlich des Ortes schließen landwirtschaftliche Nutzflächen an. Im Süden und
Südosten ist die Landschaft durch Gärten, Streuobstwiesen, Grünland und Waldstücke abwechslungsreich gegliedert.
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Foto 23
Ortslage Closewitz von Nordosten (1997)
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Klimatische Bedingungen
Auf den Hochflächen im Westen und Norden der Ortslage bildet sich Kaltluft, die durchs Rautal ins
Nordgebiet von Jena abfließt. Die Flächen im Norden und Westen des Ortes sind als Klimaschutzgebiete mit hoher Freiflächensicherungspriorität ausgewiesen.
Historische Entwicklung
Closewitz wurde im Jahre 1257 als „Clozwitz“ erstmals urkundlich erwähnt. Die Landwirtschaft als
Haupterwerbszweig prägte die Ortschaft maßgeblich. 1818 brannte das Dorf bis auf drei Häuser vollständig ab. Heute umfasst die bebaute Fläche des Straßendorfes fast fünf Hektar. Die Einwohnerzahl
blieb über lange Zeit nahezu konstant. 1836 wohnten in 30 Häusern 148 Menschen. Heute zählt die
Ortschaft 144 Einwohner (Stand 30.06.01). Die historische Ortsstruktur ist in Closewitz noch gut erhalten.
1994 wurde Closewitz nach Jena eingemeindet.
Heutiger Charakter
Closewitz, das mit Lützeroda und Cospeda ein markantes Siedlungsdreieck bildet, liegt im Bereich
mittlerer Bodengüte und ist durch die Landwirtschaft geprägt. Vom Stadtzentrum relativ weit entfernt
und nur über Nebenstraßen mit Ortsdurchfahrten anderer Dörfer oder das Erholungsgebiet Rautal erreichbar, sind im Ort keine Neubaugebiete geplant.
Grünflächen
Außer einem asphaltierten Dorfplatz mit einem jungen Ahorn sind in der Ortslage keine öffentlichen
Grünflächen vorhanden. Am südlichen Ortsrand liegt der alte Friedhof und ein Denkmal mit drei alten
Eiben. Erwähnenswert sind Wein– und Rosenspaliere an fast allen Häusern des Dorfes. Im Südwesten liegt der Naturkundehain mit kleinem Sportplatz und Naturlehrpfad. Beide sind in schlechtem Zustand und bedürfen einer Aufwertung. Die Lage des Wanderparkplatzes in unmittelbarer Nähe zu den
verschiedenen Teichen (als Teil eines zu entwickelnden Feuchtbiotopverbundes) ist problematisch.
Oberflächenwasser / Abwasser
Closewitz besitzt einen Löschteich am Feuerwehrhaus, er ist jedoch von außen nicht einsichtig. Mehrere Gräben ziehen in Richtung des Steinbaches, dessen offener Lauf südlich der Ortslage beginnt –
und zur Zeit durch Abfall– und Schuttablagerung stark beeinträchtigt ist. Er dient auch als Vorfluter für
die ungeklärten Abwässer von Closewitz. Das Dorf ist noch ohne Anschluss an öffentliche biologische
Kläranlagen (Stand 09/02).
Am Südrand des Hains befinden sich zahlreiche Kleintümpel auf staunassen Flächen des ehemaligen
Übungsplatzes.
Schutzgebiete
Der Ort grenzt im Süden und Osten an das LSG. Außerdem grenzt im Süden das NSG ‘Windknollen‘‘
an. Im Osten befindet sich das FND „Winterling–Edel–Laubholzwald“, das besonders zur Winterlingsblüte ein beliebtes Ausflugsziel darstellt. In diesem FND befindet sich das älteste Naturdenkmal im
Stadtgebiet – eine seit 1958 unter Schutz stehende Stieleiche. Einige Gärten im Südosten sind wegen
ihrer alten Obstbäume nach § 18 ThürNatG (Streuobstwiesen) geschützt.
Erholungsnutzung
Der Naherholungswert beschränkt sich auf den Naturkundehain und die Wälder im Osten.
4.8.18
Lützeroda
Lage im Raum
Das Dorf liegt auf der Hochfläche nordwestlich von Jena, sieben Kilometer vom Stadtzentrum entfernt.
Die Ortschaft markiert den westlichsten Punkt des Schlachtfelds von 1806.
Die Landschaft um Lützeroda wird durch den Wechsel von Acker– und Wiesenflächen geprägt. Südlich der Ortschaft liegt das landschaftlich besonders reizvolle Ziskauer Tal mit seinem offenen Wasserlauf.
Klimatische Bedingungen
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Im Gegensatz zu den anderen windexponierten Dörfern auf der Hochfläche liegt Lützeroda im Windschatten des Waldgebietes Isserstedter Holz. Es liegt im Bereich mittlerer bis hoher Freiflächensicherungspriorität.
Historische Entwicklung
Erstmals wurde die Siedlung 1236 als "Lucenrode" erwähnt. Wie Closewitz und Cospeda war Lützeroda ein Klosterdorf des Jenaer Nonnenklosters.
Im Jahre 1879 hatte das Dorf 97 Einwohner, die in 23 Häusern lebten.
Die Ortschaft umfasst heute 5,3ha bebaute Fläche und zählt 152 Einwohner (Stand 30.06.01).
In Lützeroda ist die historische Siedlungsform des Rundlings noch besonders gut zu erkennen. Die
Gehöfte gruppieren sich sternförmig um das Zentrum, den Anger mit Dorfteich. Dahinter schließen die
Gärten als nebeneinander liegende Kreissektoren an. Ursprünglich hatte der Rundling nur einen Zu–
und Ausfahrtsweg.
Südlich der von Closewitz nach Isserstedt führenden Landstraße ordnen sich Gebäude jüngerer Entstehungszeit im Halbkreis um die historische Ortslage. Diese Form der Siedlungserweiterung nimmt
somit die Grundstruktur des Rundlings auf.
1994 wurde Lützeroda nach Jena eingemeindet.
Foto 24
Ortslage Lützeroda von Osten (1997)
Heutiger Charakter
Auch Lützeroda liegt relativ weit entfernt vom Stadtzentrum und ist nur über Nebenstraßen mit Ortsdurchfahrten anderer Dörfer erreichbar. Auch hier herrscht mittlere Bodengüte vor und der Ort ist landwirtschaftlich geprägt .
Ein Beispiel für die grundsätzlich sinnvolle Umnutzung bestehender Gebäude ist das neue Wohngebäude an der Ortsmitte, das auf dem Grundriss eines baufälligen Wohnhauses und einer ehemaligen
Scheune neu aufgebaut wurde und somit die städtebauliche Grundform des Rundlings wieder aufnimmt.
Der Übergang von der Siedlung in die freie Landschaft wird durch die großen landwirtschaftlichen Anlagen (Milchviehanlage) am östlichen und westlichen Ortsrand gestört.
Grünflächen
Der Anger bildet mit Rasenfläche und Löschteich den zentralen öffentlichen Freiraum.
Den zweiten öffentlichen Raum bildet der gefriedete Kirchhof mit dem kleinen, von einer alten Linde
bestandenen, Vorplatz. Am Feuerwehrheim im Süden befindet sich ein öffentlicher Spielplatz. Eine
weitere öffentliche Grünfläche mit Brunnen liegt vor dem Gemeindehaus.
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KAPITEL 4 - BESCHREIBUNG UND BEWERTUNG DER RAUMNUTZUNGSANSPRÜCHE UND DER SIEDLUNGSSTRUKTUR
Oberflächenwasser / Abwasser
Der Löschteich wird aus dem Gebiet des Dornberges gespeist, und entwässert südlich des Dorfes
über einen straßenbegleitenden Graben ins Ziskauer Tal.
Das Dorf ist noch ohne Anschluss an öffentliche biologische Kläranlagen (Stand 09/02). Der Graben
dient als Vorflut für die ungereinigten Abwässer des Dorfes und hat eine sehr schlechte Gewässerqualität. Er beeinträchtigt die nur mäßig belasteten Quellwasser des Ziskauer Tales erheblich. Die Abwasserreinigung durch eine Wurzelraumkläranlage am südlichen Ortsrand scheint hier eine angemessene
Lösung.
Schutzgebiete
Lützeroda grenzt mit der Ortsverbindungsstraße nach Closewitz nördlich an das LSG. Im Westen
grenzt die Gemarkung ans NSG "Isserstedter Holz". Das Dorf liegt in der TWSZ III.
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STADT
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KAPITEL 4 - BESCHREIBUNG UND BEWERTUNG DER RAUMNUTZUNGSANSPRÜCHE UND DER SIEDLUNGSSTRUKTUR
Erholungsnutzung
Der Reitsportverein Lützeroda hat mehrere Pferde im Ort stehen. Der Reittourismus fügt sich gut in
den landwirtschaftlich geprägten Charakter von Lützeroda ein und könnte aus Sicht der Landschaftsplanung unter Beachtung der naturschutzfachlichen Ziele (gesonderte Ausweisung von Reitplätzen
und Reitwegen) weiterentwickelt werden.
4.8.19
Vierzehnheiligen
Lage im Raum
Die Ortslage gehört wie Krippendorf zu einer Kette von Höhendörfern, die sich mit neun Dörfern auf 10
km Länge von Vierzehnheiligen bis Hirschroda (bei Dornburg) erstreckt. Mit seinem rhythmischen
Wechsel von Ortslage und Freiraum stellt dieses Siedlungsband nördlich von Jena eine siedlungsstrukturelle Besonderheit dar.
Die nähere und weitere Umgebung ist vorwiegend von zusammenhängenden Nutzflächen der Landwirtschaft gekennzeichnet. Die Landschaft wirkt ausgeräumt, nur wenige Feldgehölze und Obstgehölzreihen sind zu finden.
Klimatische Bedingungen
Das Dorf liegt auf der Hochfläche (Kaltluftentstehungsgebiet) in windexponierter Lage.
Foto 25
Ortslage Vierzehnheiligen von Westen (1997)
Historische Entwicklung
Die Siedlung ging aus dem im Thüringischen Bruderkrieg zerstörten Ort Lutzendorf hervor. 1453 wurde von den Kriegsparteien eine Wallfahrtskirche gestiftet, die an der Stelle der Wüstung Lutzendorf errichtet und den 14 heiligen Nothelfern gewidmet wurde. Um diese Kirche entstand das Dorf Vierzehnheiligen.
1806 brannten große Teile des Dorfes ab. Die Kirche ist das einzige Gebäude des Ortes, das bis in die
Gegenwart erhalten blieb. 1836 zählte die Siedlung 160 Einwohner, die in 28 Häusern lebten.
1994 wurde Vierzehnheiligen nach Jena eingemeindet.
Heutiger Charakter
Heute hat Vierzehnheiligen 104 Einwohner (Stand 30.06.01), die Siedlungsfläche umfasst 4,8ha.
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Das Haufendorf mit Kirchplatz und Dorfanger besitzt eine intakte Siedlungsstruktur und einen gut erhaltenen Ortsrand aus Gärten und Obstwiesen.
Das Landschafts– und Ortsbild wird durch die landwirtschaftlichen Hallen am südlichen Ortsrand gestört. Auf besten Lößlehmböden wird hier seit jeher Ackerbau betrieben. Die völlig ausgeräumten Fluren bedürfen jedoch dringend einer Durchgrünung.
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Grünflächen
Die durch die Dorfstraße geteilte Ortsmitte gliedert sich in einen Dorfplatz mit von drei Linden bestandener Rasenfläche und Spielbereich sowie den gefriedeten, halbseitig mit einer Fliederhecke gesäumten Kirch– bzw. Friedhof.
Der o.g. Fliedersaum sowie die Obstbaumallee entlang der Ortsverbindung sind ergänzungsbedürftig.
Ein dritter öffentlicher Freiraum befindet sich am östlichen Ortsrand im Bereich des betonierten Feuerlöschbeckens, das auch als Schwimmbecken genutzt wird. Diese Nutzung sollte auch weiterhin geduldet werden.
Im Westen des Ortes befindet sich ein Hügelgrab, das als kulturhistorische Besonderheit in das Wanderwegenetz zu den Schlachtfeldern und der Bockwindmühle aufgenommen werden sollte.
Oberflächenwasser / Abwasser
Das Löschbecken wird von einem Graben gespeist, dessen Quelle im Bereich des Hügelgrabes liegt
und der im Osten des Ortes, mit den dörflichen Abwässern belastet, beiderseits der Straße weiter nach
Krippendorf fließt. Das Dorf ist noch ohne Anschluss an öffentliche biologische Kläranlagen (Stand
09/02).
Die Wasserqualität des Gönnaer Bachs erhöht sich durch die Selbstreinigungskraft von sehr stark verschmutzt – nach der Abwassereinleitung in Vierzehnheiligen – um drei Stufen auf mäßig verschmutzt
beim Erreichen von Krippendorf.
Schutzgebiete
Vierzehnheiligen liegt außerhalb des LSG und der TWSZ.
Die Obstwiesen im Osten stehen nach § 18 ThürNatG unter Schutz.
Erholungsnutzung
Die Erholungsnutzung hat nur eine untergeordnete Bedeutung.
Sondernutzung Windkraftanlagen
Auf dem Gebiet zwischen Vierzehnheiligen, Krippendorf, Kleinromstedt und Hermstedt sollen Windkraftanlagen errichtet werden. (siehe auch Kap. 4.6).
Je größer/ unmaßstäblicher die einzelnen Windräder desto stärker ist die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes, weitere Konflikte sind mögliche Störungen des Vogelfluges, sowie Lärmbelästigung und
Schattenwurf.
Die Störung des Landschaftsbildes würde an diesem Standort, (mindestens 300 m von den Ortslagen
entfernt), außerhalb der Sichtbeziehungen des Saaletales, abseits der stark befahrenen Bundesstraße
7 und der Bahnlinie auf der ausgeräumten, intensiv landwirtschaftlich genutzten Hochfläche nicht zu
stark ins Gewicht fallen, obwohl die hohe Anzahl der Windräder eine relativ große Fläche beansprucht.
Außerhalb des Planungsraumes sind bereits in Stobra, Wormstedt und östlich Apolda mehrere Windräder gebaut und weitere geplant.
Im Bebauungsplan „Windanlage Krippendorf“ sollten die Windräder möglichst weit von der Ortsverbindungsstraße bzw. den Ortslagen von Vierzehnheiligen und Krippendorf sowie der alten Krippendorfer
Mühle, (die schon vor Jahrhunderten die Windkraft nutzte) entfernt, entlang der Stadtgrenze aufgebaut
werden.
4.8.20
Krippendorf
Lage im Raum
Die Siedlung liegt in der flachen Quellmulde des Gönnaer Baches nordwestlich von Jena. Krippendorf
ist eines der Höhendörfer, die zwischen Vierzehnheiligen und Dornburg ein markantes Landschaftsgefüge ergeben.
Die nähere und weitere Umgebung wird überwiegend von landwirtschaftlich genutzten Flächen geprägt. Die Landschaft ist wenig gegliedert. Kleine Feldgehölze und Gehölzsäume entlang der Straßen
und Feldwege wurden in den vergangenen Jahrzehnten zugunsten der Großflächenbewirtschaftung
beseitigt.
Erhalten blieb das Krippendorfer Holz, ein größeres Waldstück im Osten.
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Klimatische Bedingungen
Die windexponierte Lage wurde schon früh durch den Bau der Windmühle genutzt.
Historische Entwicklung
Die Siedlung wurde im Jahre 1181 als "Kripendorf" erstmals erwähnt. Der Ortsgrundriss weist sowohl
Merkmale eines Haufen– als auch eines Straßendorfes auf.
1994 wurde Krippendorf nach Jena eingemeindet.
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Heutiger Charakter
Krippendorf hat gegenwärtig 131 Einwohner (Stand 30.06.01). Die Siedlungsfläche beträgt 5,5ha. Die
Ortschaft ist fast vollständig von Gärten und Obstwiesen umgeben.
Krippendorf ist auf Grund der hervorragenden Bodenwertzahlen seit jeher landwirtschaftlich geprägt.
Die völlig ausgeräumten Fluren bedürfen dringend einer Durchgrünung mit Gehölzstrukturen.
Die Ortslage liegt, wie Vierzehnheiligen, in landwirtschaftlichen Vorrangflächen, weit von Jena entfernt
und ist nur über Nebenstraßen mit Ortsdurchfahrten erreichbar.
Foto 26
Ortslage Krippendorf von Süden (1997)
Grünflächen
In Krippendorf ist die "Dorfmitte" durch die Ortsstraße in den nördlich gelegenen Kirchhof und den südlich gelegenen Anger mit zwei Löschwasserbecken und einem Spielbereich geteilt, der von einer alten
Kastanie und einer Linde überstanden ist.
Über einen Hohlweg westlich des Kirchhofes gelangt man zur Bockwindmühle.
Die Alleen bzw. Baumreihen entlang der Ortsverbindungen sind ergänzungsbedürftig, besonders entlang des Weges zur Bockwindmühle und entlang der historischen Wegeverbindung nach Lützeroda.
Oberflächenwasser / Abwasser
Der von Vierzehnheiligen kommende Gönnaer Bach durchfließt die Ortslage verrohrt, speist die beiden
Wasserbecken, und tritt erst am östlichen Gartenrand, gesäumt von mehreren Eschen, wieder aus.
Durch die Einleitung der dörflichen Abwässer wird die Wasserqualität wieder erheblich gemindert
(noch kein Anschluss des Dorfes an öffentliche biologische Kläranlagen, Stand 09/02).
Schutzgebiete
Krippendorf liegt außerhalb des LSG und der TWSZ.
Am Südostrand der Gemarkung liegt der GLB "Serbetümpel".
Der Gönnaer Bach als naturnaher Bachlauf, die südlich angrenzende Streuobstwiese und der Hohlweg
zur Bockwindmühle sind nach § 18 ThürNatG geschützt.
4.8.21
Kunitz
Lage im Raum
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Die Siedlung liegt fünf Kilometer nördlich vom Stadtzentrum Jena am Fuße des Gleisberges. Die Gegend um Kunitz ist sehr abwechslungsreich – Saaleaue, Wiesen und bewaldete Hänge des Höhenzuges "Hufeisen" bilden ein reizvolles landschaftliches Ensemble.
Die Ortschaft liegt am Übergang der vorwiegend ackerbaulich genutzten Flussaue zu den Röthängen
mit Wiesen, Äckern und Heckensäumen.
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Klimatische Bedingungen
Die großen Wiesen– und Ackerflächen des Hufeisens haben hohe Bedeutung für die Kaltluftproduktion.
Historische Entwicklung
Gräber– und Siedlungsfunde in der Kunitzer Flur belegen, dass schon in prähistorischer Zeit Menschen dieses Seitental der Saale aufsuchten. 1227 wurde die Siedlung als "Condiz" erstmals urkundlich erwähnt. Im Mittelalter hatte das Dorf zwei Tore und einen Befestigungsgraben und somit fast
städtischen Charakter. Auch waren die Kunitzer ursprünglich keine Bauern, sondern Burgleute der
Gleisbergburg, die nebenbei Handwerk betrieben. Kunitz war eines der wenigen Dörfer der Region, die
schon im Mittelalter über eine Dorfordnung verfügten. Die alte Kunitzer Brücke bestand aus einer überdachten Holzkonstruktion und war eine wichtige Wegeverbindung zum anderen Saaleufer. Sie wurde
im April 1945 gesprengt.
1994 wurde Kunitz nach Jena eingemeindet.
Heutiger Charakter
Das Haufendorf Kunitz ist in seiner historischen Siedlungsstruktur gut erhalten und verfügt noch über
eine intakte dörfliche Silhouette. Besonders markant ist die Gebäudezeile aus ehemaligen Scheunen
am nördlichen Ortsrand. Durch den Abriss des Eckgebäudes und Ersatz durch ein Fertighaus im Westen, am Aufgang zur Kirche, ist diese Struktur gestört.
1836 hatte die Ortschaft 82 Häuser mit 351 Einwohnern. Heute wohnen in Kunitz 652 Menschen
(Stand 30.06.01).
Foto 27
Ortslage Kunitz von Südosten (1997)
Mit der um 1980 gegründeten Neubausiedlung "Im Linsenland" entstand nordöstlich des alten Ortes
ein neuer Siedlungsteil. Bedingt durch die geringe Größe der Siedlung und die beginnende Eingrünung
wirkt sie jedoch kaum störend auf die historische Ortsstruktur.
Die nordwestlich an die Siedlung angrenzende Stallanlage passt sich jedoch nicht in das Landschaftsbild ein.
Problematisch in Bezug auf das Landschaftsbild sind auch die Gartenflächen im Bereich der früheren
Lache, die nördlich des ehemaligen Kraftwerkes noch erweitert werden.
Grünflächen
Am nördlichen Ortseingang liegt eine kleine Grünanlage im Bereich des verrohrten Bachlaufes.
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Innerhalb der Ortes gibt es eine Vielzahl kleinerer Splitterflächen an den Wasserbecken/Brunnen, am
Denkmal oder einfach nur Rasenflächen. Größere Flächen liegen im Bereich des Friedhofes, des
Sportplatzes und am Gebäude der ehem. Gemeindeverwaltung im Norden des Ortes.
Oberflächengewässer / Abwasser
Der alte Ort war auf drei Seiten von Wasserläufen eingefasst.
Nur der Wiesenbach im Süden ist heute noch zum großen Teil erhalten.
Nach dem Entfernen des Kunitzer Wehres wurde die ehemalige Lache z.T. mit Bauschutt verfüllt und
als Gartenland genutzt.
Ein heute als Altarm der Saale fungierender Rest des Mühlgrabens wird offengehalten.
Der verbliebene Graben, der das Wasser des südlichen Baches sowie die Drainagewässer der oberhalb am Hang liegenden Ackerflächen aufnimmt, wurde westlich des Ortes zur Saale hin verschwenkt.
Die Saale bildet die Grenze zum alten Stadtgebiet.
Der Laasaner Bach existierte bis 2000 nur noch in kurzen Teilbereichen (am nordöstlichen Ortsrand
und im Mündungsbereich in die Saale) als offener Bachlauf. Mittlerweile sind erste Teilstrecken wieder
renaturiert und weitere Renaturierungsabschnitte bis zum Ortsrand von Laasan und weiter nach Osten
sind geplant. Eine Öffnung am nördlichen Ortsrand wird sich wegen der durchgehenden Gartennutzung wohl kaum mehr realisieren lassen.
Kunitz ist vollständig an öffentliche biologische Kläranlagen angeschlossen (Stand 09/02).
Schutzgebiete
Die Gemarkung liegt im LSG, der nordöstliche Teil im NSG "Großer Gleisberg". Im Norden liegt das
FND ''Hangwald''. Der naturnahe Bachlauf und die Streuobstwiesen am Ortsrand sowie verschiedene
Quellbereiche mit Kleintümpeln und verschiedene Halbtrockenrasen sind nach § 18 ThürNatG geschützt.
Der Ort liegt in der TWSZ III A, in den Waldgebieten im Süden liegen zwei TWSZ II. Der Talraum von
Kunitz / Laasan wird auf drei Seiten vom Kerngebiet 2 des Naturschutzgroßprojektes umgeben.
Die Saaleaue befindet sich im Überschwemmungsgebiet.
Neue Baugebiete
Ein 9 ha großes Gebiet im Osten („An Kochs Graben, Hinter dem Spielberg“) wird zur Zeit bebaut – ein
etwa 2 ha großes Wohngebiet im Süden („Vor dem Obertore“) ist weitgehend fertiggestellt.
Erholungsnutzung
Der Talraum von Kunitz / Laasan ist für Wanderer – nicht nur aus Jena – seit jeher von großer Bedeutung. Besonders der Rundwanderweg von Kunitz auf die Kunitzburg und weiter über den Kamm des
Hufeisens bis zum Jenzig, aber auch andere attraktive Wegeverbindungen, z.B. von Kunitz direkt auf
den Jenzig, erfreuen sich großer Beliebtheit. Umschlossen vom o.g. wertvollen Naturraum, sollte in
Kunitz eine Stärkung der Naherholung durch die Wiederbelebung der Gastronomie (eventuell auch mit
Übernachtungsmöglichkeiten) und Einrichtung eines Wanderparkplatzes erfolgen.
4.8.22
Laasan
Lage im Raum
Die kleine Siedlung liegt sechs Kilometer nordöstlich von Jena hinter Kunitz im nach Westen geöffneten Seitental des Laasaner Baches. Die Ortschaft wird von bewaldeten Höhenzügen gerahmt, die tiefer
gelegenen und flacher geneigten Hänge werden als Acker– und Grünland genutzt. Die von Kunitz nach
Laasan führende Straße endet im Dorf.
Klimatische Bedingungen
Die großen Wiesen– und Ackerflächen des Hufeisens haben hohe Bedeutung für die Kaltluftproduktion.
Historische Entwicklung
Die Siedlung ist slawischen Ursprungs. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1376
als "Lasan". Doch vermutlich wurde der Ort schon um 1100 von Fronarbeitern der Gleisbergsburg gegründet. An den Hängen nördlich von Laasan wurde früher Wein angebaut. Doch der Haupterwerbsstock + partner, FREIE LANDSCHAFTSARCHITEKTEN, JENA
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zweig der Einwohner war Ackerbau und in bescheidenem Maße auch Viehzucht. Die Äcker waren in
Gemengelage gegliedert. Ein Bauer besaß mehrere, über die gesamte Feldflur verstreute Parzellen.
1994 wurde Laasan nach Jena eingemeindet.
Heutiger Charakter
Bei dem auf einer Fläche von 1,6 ha angesiedelten Dorf sind alte Siedlungsstrukturen noch gut erhalten. Nur wenige Häuser und Höfe gruppieren sich um einen Anger, auf dem das Rathaus des Ortes,
ein Fachwerkbau aus dem 18. Jahrhundert, steht. Neben dieser baulichen Besonderheit unterscheidet
sich Laasan von den Dörfern der Umgebung noch dadurch, dass es weder Kirche noch Friedhof besitzt. Laasan gehört seit jeher zur Pfarrgemeinde Kunitz. Heute hat das Dorf 56 Einwohner (Stand
30.06.01), im Jahre 1867 waren es noch 100. Die Siedlung ist fast vollständig von Gärten und Obstwiesen umgeben und somit gut in den reizvollen Landschaftsraum eingepasst. Visuell störend wirken
allerdings landwirtschaftliche Zweckbauten (Weidezentrale) am östlichen und südwestlichen Ortsrand.
Der Dachstuhl der Scheune des Anwesens am oberen westlichen Ortsrand ist bereits verfallen, die
Scheune der ehemaligen Gastwirtschaft zeigt deutliche Verfallserscheinungen.
Foto 28
Ortslage Laasan von Nordosten (1997)
Grünflächen
Das Dorf besitzt, wie bereits erwähnt, weder Kirche noch Friedhof. Die Ortsmitte mit dem Brunnen,
dem Löschteich und den beiden alten Linden besticht in ihrer schlichten Struktur. Der Platzbereich
oberhalb des Brau–Rathauses könnte allerdings durch Pflanzung einiger Bäume aufgewertet werden.
Am südlichen Straßenende liegt das Kriegerdenkmal.
Oberflächenwasser / Abwasser
Das Dorf ist bisher nicht an öffentliche biologische Kläranlagen angeschlossen (Stand 09/02). Die Ableitung erfolgt über den z.T. verrohrten Laasaner Bach. Ob – nach der abschließenden Renaturierung
des Bachlaufes – die Rohrleitung als Abwasserkanal weitergenutzt werden könnte, muss noch genauer geprüft werden.
Alternativ ist eine Wurzelraumkläranlage vorzuschlagen. Auf Flächen südlich, östlich und nordöstlich
der Ortslage Laasan befinden sich Quellbereiche. Diese wurden melioriert. Im Rahmen von Pflege–
und Entwicklungsmaßnahmen sollte überlegt werden, inwieweit die Flächen wieder in Feuchtstandorte
rückentwickelt werden können.
Schutzgebiete
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Die Gemarkung liegt im LSG. Der nordöstliche und der östliche Teil gehört zum NSG ''Großer Gleisberg''. Die kurzen, naturnahen Bachabschnitte im Nordosten und im Südwesten des Dorfes und einige
Streuobstwiesen am Ortsrand stehen als § 18 Biotope unter Schutz.
Der Ort liegt in keiner Trinkwasserschutzzone. In den Waldgebieten im Süden liegen drei gefasste
Quellen mit TWSZ II und III, die für die Trinkwasserversorgung genutzt werden.
Weitere Entwicklung
Eine Reihe von Neubauten in den Obstgärten hinter den alten Scheunen würde die gut erhaltene dörfliche Struktur in der einzigartigen Lage unwiederbringlich zerstören.
Erholungsnutzung
Laasan stellt aufgrund seiner abgeschiedenen Lage und seiner alten Dorfstruktur auch ein reizvolles
und beliebtes Ziel für Wanderungen dar.
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4.8.23
Jenaprießnitz/ Wogau
Lage im Raum
Vier bis fünf Kilometer östlich von Jena liegen zwischen dem bewaldeten Hirschberg im Süden und
dem Jenzig im Norden die Dörfer Jenaprießnitz und Wogau. Die nähere Umgebung wird vorwiegend
von Wald– und Wiesenflächen geprägt. Die alten Ortschaften sind in reich strukturierte Landschaft eingebettet, die jedoch im Bereich der B 7 durch die hohe Verkehrsbelastung beeinträchtigt ist.
Durch Wogau fließt der bei Jena in die Saale mündende Gembdenbach.
Klimatische Bedingungen
Die Acker– und Wiesenflächen am Unterhang des Hirschberges und im Talraum des Jenaprießnitzer
Baches stellen ein wichtiges Sammelgebiet für Kaltluft dar, die über die regional bedeutsame Leitbahn
des Gembdenbachtales ins Stadtgebiet von Jena fließt.
Foto 29
Ortslage Wogau von Süden (1997)
Historische Entwicklung
Als "Prisenic" wurde das Dorf Jenaprießnitz 1252 erstmals urkundlich erwähnt. Der Ortsname ist von
der slawischen Bezeichnung "breza" für Birke abgeleitet. Wogau wurde 1259 als "Wachowe" erstmals
urkundlich erwähnt.
1994 wurden Jenaprießnitz und Wogau nach Jena eingemeindet.
Heutiger Charakter
Das Straßendorf Jenaprießnitz hat gegenwärtig 380 Einwohner, das Haufendorf Wogau 904 Einwohner (Stand 30.06.01).
Durch das neue Wohngebiet östlich des historischen Ortskernes von Jenaprießnitz ist das alte Straßendorf mit dem Haufendorf Wogau zusammengewachsen – eine Entwicklung, die sich bei den übrigen Dörfern im neuen Stadtgebiet nicht wiederholen sollte.
Aufgrund der fortgeschrittenen städtebaulichen Entwicklung bleibt nur noch die Möglichkeit, die Ortsränder der zusammengewachsenen Dörfer sowie die landwirtschaftlichen Bauten am Ortsrand
(Schweinemastanlage, Mutterkuhanlage) gut einzugrünen.
Grünflächen
Über eine von alten Bäumen gerahmte Treppe gelangt man auf die Anhöhe des Kirchhofes von Jenaprießnitz, davor liegt ein Denkmal in einer kleinen Grünfläche. Der eigentliche Friedhof liegt ohne Einstock + partner, FREIE LANDSCHAFTSARCHITEKTEN, JENA
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friedung am westliche Straßenrand der Verbindungsstraße zur B 7, auch der Sportplatz liegt – ohne
Eingrünung – am nordwestlichen Ortsrand.
Landschaftlich besonders reizvoll ist die Grünfläche am naturnahen Dorfweiher am südwestlichen
Ortsrand von Jenaprießnitz. Die städtische Fläche ist zur Zeit verpachtet. Mittelfristig wäre eine öffentliche Nutzung der Scheune (z.B. Versammlungsraum für die Gemeinde) wünschenswert. Aufgrund der
Ortsstruktur von Wogau gibt es keine "grüne Ortsmitte". Einzige öffentlich nutzbare Grünfläche ist der
kleine Friedhof am südlichen Ortsrand im Übergang zum neuen Baugebiet. Am Südhang des Jenzig
und in der Gembdenbachaue befinden sich ausgedehnte Wochenendgärten, die derzeit (nach Bundeskleingartengesetz) Bestandsschutz genießen. Eine weitere Verfestigung oder Erweiterung auf noch
unverbaute Trockenbiotope ist in jedem Falle abzulehnen.
Oberflächengewässer / Abwasser
Mehrere Quellen aus den Hanglagen speisen den Jenaprießnitzer Graben, der in den Gembdenbach
mündet. Eine der Quellen speist den Dorfweiher. Der Jenaprießnitzer Graben fließt weitgehend verrohrt durch die ganze Ortslage. Er dient auch als Vorflut für die vorgeklärten Abwässer.
Das Neubaugebiet zwischen den beiden alten Ortslage ist mit einer Trennkanalisation ausgestattet.
Die Oberflächenwässer werden in einem Regenrückhaltebecken aufgefangen, bevor sie dann zeitverzögert in den Gembdenbach abgeleitet werden.
Grundsätzlich ist die offene Bauweise dieser Regenrückhaltebecken billiger und ökologisch sinnvoll. In
diesem Fall ist jedoch die Einbindung in das Baugebiet (durch randliche Erdwälle) gestalterisch unbefriedigend. Auch ein Dauerstau, als neuer Feuchtlebensraum – wie er z.B. im Baugebiet „Bei den
Fuchslöchern“ realisiert ist – fehlt. Tankstelle und Kaufmarkt engen die Gembdenbachaue stark ein
(siehe Sondernutzungen).
Schutzgebiete
Beide Orte liegen im LSG, im Norden und Süden grenzen die Kernzonen des NGP an.
In den Gemarkungen liegen die GLB: "Tongruben", "Tännichtwiese" und "In den Edelmannswiesen".
An die Ortslagen grenzen § 18 Biotope (z. B. Streuobstwiesen und naturnahe Fließgewässer) sowie
die Trinkwasserschutzzone III A.
Neue Baugebiete
Der V+E Plan "Hinter der Kirche", am südwestlichen Ortsrand von Jenaprießnitz ist realisiert. In Wogau wurden weitere Baugebiete am westlichen Ortsrand („In den Kieswiesen“) und am südlichen Ortsrand („Am Mühlhügel“ und „Auf dem Mittelfelde“) realisiert.
Sondernutzungen
Die Tankstelle in der Gembdenbachaue stellt einen empfindlichen Eingriff ins Landschaftsbild dar, der
Retentionsraum des Gembdenbaches wird stark eingeengt und im Havariefall gelangen mögliche Verunreinigungen direkt in den Bach. Auch die neue Verkaufseinrichtung im unmittelbaren Uferbereich
des Baches stellt einen schwerwiegenden Eingriff in den Landschaftsraum dar.
Eine bereits ältere Beeinträchtigung stellt die Aufschüttung am nordöstlichen Ortsrand von Jenaprießnitz auf einer städtischen Fläche am Bach dar. Nachdem die Pacht des Autohändlers dort abgelaufen
ist bietet sich die Möglichkeit der Renaturierung dieser Fläche.
Erholungsnutzung
Ein beliebter Wanderweg führt vom Jenzig durch Wogau und Jenaprießnitz auf die Wöllmisse. Um den
vorhandenen Reitbetrieb weiterzuentwickeln, werden im Landschaftsplan – unter Beachtung naturschutzfachlicher Ziele geeignete Reitwege vorgeschlagen.
4.8.24
Drackendorf
Lage im Raum
Das Dorf liegt in einem nach Westen geöffneten Talraum am Fuße der Lobdeburg. Die kleinräumige
Tallage wird vor allem durch Acker– und Weideland geprägt. Besonders wertvoll sind die Hänge und
Hangterrassen östlich des Dorfes. Der Landschaftsraum um Drackendorf hat große Bedeutung für die
Naherholung der 22.400 Bewohner von Lobeda–Ost und –West.
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Klimatische Bedingungen
Dem Drackendorfer Tal kommt besondere Bedeutung als Kaltluftentstehungsgebiet für die Frischluftzufuhr von Lobeda–Ost und –West zu.
Historische Entwicklung
Die Siedlung wurde im Jahre 1280 als "Trachindorf" erstmals urkundlich erwähnt. Die gestreckte Siedlungsform entlang des Drackendorfer Grabens lässt auch heute die Form eines Straßendorfes noch
deutlich erkennen. Im Zentrum des Dorfes befindet sich ein langgestreckter, von Kastanien bestandener Anger. Im Mittelalter führte eine Handelsstraße durch die Ortschaft.
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Foto 30
Ortslage Drackendorf von Südosten (1997)
Das wohl wichtigste Kapitel in der Ortsgeschichte ist die Freundschaft zwischen Johann Wolfgang von
Goethe und der Familie des Freiherrn Karl von Ziegesar. Er legte im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts am nordwestlichen Ortsrand einen Landschaftspark im englischen Stil an. Vermutlich nahm auch
der gerade von einer Italienreise zurückgekehrte Goethe Einfluss auf die Parkgestaltung. Der Park
umfasst heute – nach einer Flächenreduzierung nach dem Krieg zugunsten von Neubauernhöfen –
noch nahezu drei Hektar und beherbergt neben einem alten Baumbestand einen klassizistischen Pavillon. Weitere Elemente sind eine Steinbogenbrücke, die über den Drackendorfer Graben führt und ein
ca. 400m² großer Teich. Von einer Plattform am westlichen Ende des Parks konnte man in die Saaleaue, zu den gegenüberliegenden Höhenzügen des Saaletals und bis zur Leuchtenburg bei Kahla blicken. Mit der Errichtung der Wohnblöcke in Neu-Lobeda wurden diese Sichtachsen versperrt. Der
ortsbildprägende Gutshof wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zu großen Teilen abgerissen.
Eine traditionell betriebene Schäferei wurde erst vor ca. 15 Jahren aufgegeben.
1994 wurde Drackendorf nach Jena eingemeindet.
Heutiger Charakter
Der historische Ort hat 543 Einwohner, 7.689 Menschen leben auf dem Anteil der Drackendorfer Flur,
der zu Neulobeda–Ost gehört (Stand 30.06.01). Die bebaute Fläche beträgt, einschließlich der Siedlungsbereiche von Lobeda–Ost, die auf der Drackendorfer Gemarkung stehen, 85,5 ha.
Im Norden und Osten von Drackendorf wird das Landschaftsbild noch weitgehend von Kleingärten–,
Acker– und Grünlandflächen bestimmt, während die dörflichen Siedlungsstrukturen am südwestlichen
Ortsrand abrupt abbrechen und an die Plattenbauten von Lobeda–Ost angrenzen.
Auch am nordöstlichen Ortsrand stellen die Garagenzeilen beidseits des Weges eine Beeinträchtigung
des Orts– und Landschaftsbildes dar.
Grünflächen
Der historische Anger stellt noch heute die Ortsmitte dar.
Der ehemalige Bachlauf entlang der Kastanienreihe wurde verrohrt, aufgrund des großen Abstandes
zu den Bäumen ist jedoch eine Wiederöffnung (nach dem Anschluss ans Kanalnetz) denkbar.
Eine Besonderheit stellt der Drackendorfer Park mit seinem alten Baumbestand dar.
Es ist angedacht den Pavillon (Teehaus) im Park wieder als Café zu nutzen – u.a. als Endpunkt der
neuen Grünverbindung aus dem Klinikum bis in den Park.
Der momentane Leerstand gibt leider immer wieder Anlass zu Vandalismus.
Der Cafébetrieb könnte wohl am ökonomischsten als Dependance einer der vorhandenen Gaststätten
in Zusammenarbeit mit dem Klinikum erfolgen.
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Eine Vielzahl öffentlicher Grünflächen befindet sich im Siedlungsbereich von Lobeda–Ost auf Drackendorfer Gemarkung.
An den Hängen im Übergang zur Wöllmisse befinden sich zahlreiche Kleingärten und Gartenanlagen.
Ihre exponierte Lage auf vorwiegend trockenen Standorten ist aus naturschutzfachlicher Sicht nicht unproblematisch. In Abwägung mit der Bedeutung für die Erholung der Bevölkerung aus den Großplattensiedlungen von Lobeda–Ost und –West sollten die Gärten erhalten bleiben, aber nicht erweitert
werden.
Oberflächenwasser / Abwasser
Der den Talgrund prägende Drackendorfer Graben entspringt aus mehreren Quellen im östlichen
Waldgebiet der Wöllmisse und verläuft (wie bereits beschrieben) zunächst verrohrt durch die Ortslage.
Drackendorf ist vollständig an öffentliche biologische Kläranlagen angeschlossen (Stand 09/02).
Aus den Teichen im Drackendorfer Park wird der Hungergraben gespeist. Die Teiche bedürfen einer
Entschlammung.
Schutzgebiete
Drackendorf liegt innerhalb des LSG. An die Ortslage grenzen Streuobstwiesen, Halbtrockenrasen und
naturnahe Bachabschnitte, die als § 18 Biotope geschützt sind. Der Ort liegt ungefähr zur Hälfte innerhalb der TWSZ III.
Neue Baugebiete
Die Planungen der beiden Neubaugebiete „ Am König“ und „Oberer Freiberg“ wurden wegen der hohen Bedeutung für die Kaltluftproduktion in Bezug auf ihre klimatischen Beeinträchtigungen soweit
möglich optimiert und sind mittlerweile z.T. bebaut.
Eine Friedhofserweiterung, über den Bedarf von Drackendorf hinaus, für Lobeda–Ost und –West, ist
aus Sicht der Landschaftsplanung in unmittelbarer Nähe zum alten Kirchhof von Drackendorf denkbar.
Durch den Bau des Einkaufszentrums mit seinen asphaltierten Parkplätzen im Übergang zu Lobeda–Ost und die Wohnbebauung ''Am Drackendorfcenter'' wurde die Chance vertan, Dorf und Großsiedlung zumindest durch eine Grünzäsur deutlich zu trennen.
Erholungsnutzung
Das Drackendorfer Tal stellt mit der Lobdeburg das Haupterholungsgebiet für Lobeda–Ost und –West
dar.
Die Forderung des 94er Landschaftsplanes, für die 22.400 Bewohner von Lobeda–West und –Ost eine
breite Grünverbindung mit einem attraktiven Fuß–/Radweg entlang des Hungergrabens durch das Gelände des Klinikums 2000 zu schaffen wird, zur Zeit umgesetzt.
Das Plateau zwischen Drackendorf und Lobeda–Ost stellt eine wichtige extensive Erholungsfläche dar,
die Wegeverbindung wird von den Bewohnern aus Lobeda–Ost intensiv genutzt. Das offene Plateau
hat auch eine hohe klimatische Bedeutung als Kaltluftentstehungsfläche. Für das Landschaftsbild, das
im Bereich von Neu–Lobeda bereits erheblich belastet ist, hat die Fläche als Grünzäsur zwischen Drackendorf und Lobeda–Ost eine wichtige Funktion. In Bezug auf den Arten– und Biotopschutz ist der
Bereich für den Biotopverbund des Offenlandes (Mager– und Trockenstandorte) von erheblicher Bedeutung.
Aus den o.g. Gründen schließt sich eine Bebauung der Fläche aus. Stattdessen ist eine Sicherung als
extensive Erholungsfläche anzustreben.
4.8.25
Ilmnitz
Lage im Raum
Am Südhang des südöstlich von Jena gelegenen Einsiedlerberges liegt die kleine dörfliche Siedlung Ilmnitz. Die Ortschaft wird von der nach Bürgel führenden Landstraße LIO 75 durchschnitten.
Die abwechslungsreichen Strukturen der Röt– und Muschelkalkhänge bestimmen mit Halbtrockenrasen, Hecken, Gebüschen, Äckern und Mischwäldern das Landschaftsbild besonders nördlich von Ilmnitz. Die Hangterrassen im Süden bilden den Übergang vom Muschelkalk ins Buntsandsteingebiet.
Klimatische Bedingungen
Der offene Südhang ist als Kaltluftentstehungs– und Sammelgebiet von Bedeutung.
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KAPITEL 4 - BESCHREIBUNG UND BEWERTUNG DER RAUMNUTZUNGSANSPRÜCHE UND DER SIEDLUNGSSTRUKTUR
Historische Entwicklung
Das Dorf wurde um 1348 als "Ylmenicz" erstmals erwähnt. Der Ortsname wurde wahrscheinlich von
der slawischen Bezeichnung "Ilme" für Ulme abgeleitet.
1994 wurde Ilmnitz nach Jena eingemeindet.
Heutiger Charakter
Das Dorf zählt mit 104 Einwohnern zu den kleineren Dörfern rund um Jena (Stand 30.06.01). Die historische Dorfform des Weilers ist noch gut erhalten. Die baulichen Ergänzungen sind – bis auf die ungenutzten, abrissreifen landwirtschaftlichen Zweckbauten am westlichen Ortsrand – maßstäblich und stören das Ortsbild nur unerheblich. Problematisch ist bereits heute der starke Durchgangsverkehr, besonders während der häufigen Staus auf der Autobahn (Nebenstrecke).
Foto 31
Ortslage Ilmnitz von Südosten (1997)
Grünflächen
Nördlich der Straße liegt der Dorfplatz mit zentraler Rasenfläche, breiter Vorgartenzone und dem
Löschteich, sowie einer alten Kastanie.
Eine zweite platzartige Situation, von einer alten Linde bestanden, liegt am westlichen Rand des Dorfes. Am östlichen Ortsrand befindet sich der kleine Friedhof, der über einen Hohlweg zu erreichen ist.
Zwischen Ilmnitz und Drackendorf liegt eine größere Kleingartenfläche.
Oberflächenwasser / Abwasser
Der o.g. Löschteich wird von drei am Waldrand, nordwestlich von Ilmnitz austretenden Quellen gespeist.
Der Löschteich wird in den Ilmnitzer Graben entwässert, der auch die vorgeklärten Abwässer des Ortes aufnimmt. Dies ist besonders im Sommer problematisch, wenn auch die beiden anderen Quellen
zeitweise versiegen. Nur das Neubaugebiet ist an die Kläranlage Maua angeschlossen.
Schutzgebiete
Die Ortslage ist im Westen, Norden und Osten von LSG umgrenzt.
Besonders im Norden und Westen des Ortes liegen nach § 18 ThürNatG geschützte Halbtrockenrasen, Trockengebüsche und Streuobstwiesen, im Süden sind Streuobstwiesen, ein Hohlweg und der
naturnahe Bachlauf nach § 18 geschützt. Ilmnitz liegt innerhalb der TWSZ III.
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Neue Baugebiete
Im Osten grenzt direkt an das alte Dorfgebiet das genehmigte Baugebiet "Am Anger" an.
Der V+E Plan für das neue Wohnbaugebiet „ In den halben Äckern“ im Südosten der Ortslage wurde
als Folgeplanung des ursprünglich geplanten Freizeitbades (Tropica) entwickelt. Zur Planung des Bades bzw. der späteren Wohngebietsplanung 1995 gehörte auch der Bau einer Umgehungsstraße südlich von Ilmnitz, die im Gegensatz zum Baugebiet bisher nicht entwickelt wurde. Die Querung des Ilmnitzer Talgrundes im Rahmen der geplanten Umgehungsstraße ist aus Sicht der Landschaftsplanung –
Eingriff ins Landschaftsbild – nur mit einer weitspannenden, leichten Brückenkonstruktion denkbar.
Das Neubaugebiet wird nach Fertigstellung mehr als doppelt so groß wie die alte Ortslage von Ilmnitz
sein.
Erholungsnutzung
Die Wegeverbindung nach Drackendorf und die Waldgebiete südlich und nördlich von Ilmnitz sind für
die Bewohner von Neu – Lobeda bedeutsam.
Sondernutzungen
Die ehemalige Hausmülldeponie ist geschlossen und saniert. Im Zuge der Sanierung ist auch eine Rekultivierung (Begrünung/ Baumpflanzung in Randbereichen) vorgesehen um die Fläche wieder in den
Landschaftsraum einzugliedern.
Die Erdstoffdeponie zwischen Ilmnitz und Zöllnitz liegt schon außerhalb des Planungsraumes.
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4.8.26
Maua
Lage im Raum
Die Ortschaft liegt acht Kilometer südlich vom Jenaer Stadtzentrum nahe der Autobahnabfahrt Jena –
Göschwitz. Die Bundesstraße B 88 führt durch die Siedlung.
Klimatische Bedingungen
Die Leutraaue sowie das gesamte Offenland liegt im Kaltluftsammelgebiet des Saaletals. Leutratal und
Saaleaue sind hochwertige Freiflächensicherungsgebiete, auf denen Flächenversiegelung und Barrierewirkungen unbedingt zu vermeiden, und Beeinträchtigungen durch geplante Eingriffe zu minimieren
sind.
Die talwärts fließende Kaltluft trifft gegen die westliche Ortserweiterung und wird hier leicht zurückgestaut, so dass für die Bereiche der Untermühle mit Früh– und Spätfrösten zu rechnen ist. Von den Osthängen des Spitzenberges treffen große Mengen an Kalt–/ Frischluft in das Leutratal und tragen weiter
zur Verdünnung der vom Jagdberg aus die Autobahn überströmenden belasteten Kaltluft bei.
Vor der alten Ortslage Maua wird die Kaltluft wiederum leicht zurückgestaut, geteilt und strömt gebremst durch die enge Ortslage sowie am südlichen Ortsrand vorbei der Saale zu. Bei direktem Anschluss an die Ortslage verhindert das östlich der B 88 entstehende Gewerbegebiet diese Luftbewegung, was zu einem Rückstau ab der B 88 mit erhöhter Immissionsbelastung und Frostgefahr in der
Ortslage führt.
Foto 32
Ortslage Maua von Süden (1997)
Ein Teil der Luftmassen von Spitzenberg und Lichtersberg fließen über den Herrengrund dem Saaletal
zu. Der ehemals freiräumige Abfluss wird durch das Gewerbegebiet westlich und östlich der B 88 gebremst. Die Haupterschließung dient als einzige Abflussschneise. Dieser Eingriff – vor allem aber die
geplante Fortführung der Gewerbegebietsausweitung bis Rothenstein – ist für die Ortslage Maua, besonders jedoch für die Stadt Jena, unverträglich und in seinen Auswirkungen noch nicht abzuschätzen.
Die Bebauung ist mit erheblichem Verlust an Kaltluftproduktionsfläche und Veränderung der Geländemorphologie durch großflächige Terrassierung der Hanglage verbunden. Durch die Überbauung der
Hälfte der Saaleaue werden Barrierewirkungen gegenüber der Hauptluftleitbahn im Saaletal sowie der
Kaltluftabflüsse aus den Seitentälern verursacht.
Historische Entwicklung
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Das Dorf an der Leutra–Saale–Mündung wurde 1259 als "Mowe" erstmals erwähnt. Beim Hochwasser
von 1613 wurde die Siedlung teilweise zerstört. 1640 legten schwedische Truppen Feuer im Dorf, dem
zahlreiche Häuser zum Opfer fielen.
1994 wurde Maua nach Jena eingemeindet.
Heutiger Charakter
Heute ist eine Fläche von 13,7 ha bebaut. Maua hat gegenwärtig 378 Einwohner (Stand 30.06.01).
Enge Bebauung und giebelständige Häuser lassen im östlichen Ortsteil die historische Siedlungsform
des Straßendorfes noch gut erkennen.
Maua wird durch die stark befahrene B 88 durchschnitten. Westlich der B 88 schließt sich der jüngere,
zum größten Teil nach 1945 entstandene, Ortsteil an. Im Norden und Osten besitzt das Dorf noch
einen weitestgehend intakten Ortsrand aus Gärten und Auevegetation des Leutrabaches.
Grünflächen
Die Leutra durchfließt begradigt und von zwei Kugelahornreihen auf rasenbestandenen Böschungen
gesäumt das Dorf entlang der alten Straße in West–Ost–Richtung.
Im Westen der alten Ortslage von Maua, im Übergang zur B 88 liegt der von einer alten Rotbuche bestandene, asphaltierte Dorfplatz mit Rasenböschung zur Leutra.
Eine Besonderheit des alten Kirchhofes im Osten des Dorfes stellen die im Raster gepflanzten Blaufichten dar.
Östlich der Bahn liegen der Sportplatz des Dorfes und eine Kleingartenanlage, die trotz ihrer problematischen Lage in der Aue erhalten und aufgewertet werden sollten (randliche Eingrünung)
Oberflächenwasser / Abwasser
Der Anschlussgrad an öffentliche biologische Kläranlagen beträgt 70 % (Stand 09/02). Der östliche
Ortsteil (Unterdorf) ist an die Kläranlage Maua angeschlossen.
Bisher werden die Abwässer von Maua z.T. westlich der B 88 noch teilweise vorgeklärt in die (bis zur
Ortslage nur mäßig belastete) Leutra eingeleitet, der Anschluss an die neue Kläranlage ist jedoch beabsichtigt.
Zwischen Maua und der Untermühle mündet der Mühlgraben in die Leutra.
Westlich der B 88 liegt ein Teich und in der Saaleaue befinden sich mehrere wassergefüllte, ehemalige
Kiesgruben.
Der Wiesengraben fließt unterhalb des Teiches am oberen Rand des neuen Gewerbegebietes noch
ein kurzes Stück offen und später verrohrt bis zum Bahndurchlass, und von dort wieder offen bis in die
Saale.
Schutzgebiete
Im Süden befinden sich Randbereiche des in der Ausweisung befindlichen NSG "Schießplatz Rothenstein". Die Ortslage grenzt im Norden und Osten an das LSG. Innerhalb der Gemarkung befinden sich
einige § 18 Biotope (Streuobstwiesen, Halbtrockenrasen, Trockenwald, Feuchtwiesen, naturnahe
Bachabschnitte und ein Hohlweg) sowie das FND "Spitzenberg". Die ganze Gemarkung liegt in der
TWSZ III.
Unmittelbar östlich des Ortes schließt die TWSZ II des Tiefbrunnens Maua an. Die Flächen zwischen
Bahnlinie und Saale sind Überschwemmungsgebiet.
Neue Baugebiete
Mit den Gewerbegebieten „Maua–Süd“ und „Maua–Südwest“ sind bereits vor der Eingemeindung
große neue Gewerbeflächen geschaffen worden, die in ihrer Dimension weder die alte Ortslage noch
den Übergang zur Saaleaue entsprechend berücksichtigen.
Durch die anschließenden beschlossenen Gewerbegebiete in Rothenstein wird ein 800 m breites und
über 2 km langes Gewerbegebiet entstehen, nach dessen Fertigstellung die ehemals eigenständigen
Ortslagen von Maua und Rothenstein fast zusammengewachsen sind. Der Bebauungsplan des Wohnbaugebietes "Auf dem Sande" südwestlich des Dorfes wurde nach Vorlage der UVS Maua nochmals
überarbeitet.
Erholungsnutzung
Das Leutratal gehört trotz seiner starken Beeinträchtigung durch die Autobahn BAB A 4 und die Bundesstraße B 88 zu den landschaftlich schönsten und naturschutzfachlich interessantesten Seitentälern
der Saale.
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Die Enge des Talraumes mit seinen steilen, kleinstrukturierten unverbauten Hängen (mit Artenvorkommen von extrem trocken bis zu den feuchten Standorten der Bachaue) sowie die angrenzenden naturnahen Waldgebiete, die gute Erschließung durch Wanderwege und mehrere Gaststätten sind gute
Voraussetzungen für die Naherholung.
4.8.27
Leutra
Lage im Raum
Das Dorf liegt neun Kilometer südlich vom Jenaer Stadtzentrum in einem tief eingeschnittenen Tal,
durch das in unmittelbarer Nachbarschaft des Ortes die Autobahn BAB A 4 führt.
Trotz der Autobahn ist das Leutratal einer der wertvollsten Landschaftsräume der Jenaer Umgebung.
Charakteristisch sind die Muschelkalkhänge mit Halbtrockenrasen und vielfältigen Gehölzstrukturen
sowie die Aue des Leutrabaches mit Frischwiesen und Ufergehölzen. Das Dorf besteht aus zwei Siedlungsteilen, die durch den Leutrabach getrennt sind.
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Klimatische Bedingungen
Die Leutraaue sowie das gesamte Offenland liegt im Kaltluftsammelgebiet des Saaletals. Leutratal und
Saaleaue werden als hochwertige Freiflächensicherungsgebiete definiert. Flächenversiegelung und
Barrierewirkungen sind unbedingt zu vermeiden, Beeinträchtigungen durch geplante Eingriffe zu minimieren.
Die Ortschaft, im tiefen Taleinschnitt der Leutra gelegen, ist von Waldflächen und Offenland mit einer
Hangneigung weit über 2% (Beginn des Kaltluftflusses) und geringer Oberflächenrauhigkeit umgeben.
Die auf den offenen Kuppen und über den großen Waldflächen der Spitzenberghänge gebildete Kalt–/
Frischluft fließt talwärts. Durch den starken Geländeabfall entsteht eine Sogwirkung, so dass bei strahlungsarmen Wetterlagen vor allem vom Spitzenberg von einer hohen Produktionsrate ausgegangen
werden kann.
Wie oben beschrieben heizen sich die offenen Muschelkalkhänge des Ziegenbergs sehr stark auf und
geben nachts die Wärme langsam wieder ab, wodurch die Kaltluftproduktion negativ, die Erholungseignung vor allem in Frühjahr und Herbst aber positiv beeinflusst werden.
Die Kalt– bzw. Frischluft des Spitzenberges erreicht ohne große zusätzliche Emissionsbelastung die
Talsohle, wogegen die Luftmassen des Ziegenberges die Autobahn BAB A 4 überströmen und mit Abgasimmissionen angereichert werden. Im Zusammenfluss der beiden tritt dann wieder eine deutliche
Verdünnung der Schadstoffkonzentration auf.
Die Strömungsgeschwindigkeit in der Kaltluftsammelleitbahn wird aufgrund der offenen Bauweise des
Ortes nur leicht gemindert.
Foto 33
Ostteil der Ortslage Leutra von Südwesten (1997)
Historische Entwicklung
Die Ersterwähnung des Ortes stammt aus dem Jahre 1328. Schon um 870 ist die Existenz einer Siedlung "Liutdraha" bei Jena belegt, doch ist dabei nicht klar, ob es sich um das Dorf im Leutratal oder um
den Vorort von Jena im Mühltal am gleichnamigen Leutrabach handelt.
Die spätromanische Kirche am nördlichen Ortsrand ist ein markanter Blickpunkt in der intakten Dorfsilhouette. 1613 wurde bei einem Hochwasser der untere Ortsteil zerstört, von dem heute nur noch die
Mühle östlich des Dorfes übrig ist. Das kleine Straßendorf hat gegenwärtig 136 Einwohner (Stand
30.06.01), 1836 waren es noch 170. Die Siedlungsfläche umfasst 3,9 ha.
1994 wurde Leutra nach Jena eingemeindet.
Heutiger Charakter
Das Dorf ist durch Gärten und Obstgehölze harmonisch in die Landschaft eingebunden. Durch den unbesiedelten Auebereich der Leutra in der Siedlungsmitte ist auch die Ortslage selbst intensiv durchstock + partner, FREIE LANDSCHAFTSARCHITEKTEN, JENA
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grünt. Siedlungshistorisch besonders interessant ist die enge Aneinanderreihung giebelständiger Gebäude im nördlichen Ortsteil.
Grünflächen
Die kleine Ortslage weist drei öffentliche Grünflächen auf. Den Dorfanger mit Rasenfläche, Kinderspielplatz und Buswendeschleife, den alten Friedhof und den Dorfplatz mit Löschteich und alter Kastanie südlich der Leutra. Die Kleingartenanlage am westlichen Ortsrand schließt nördlich direkt an das
FND "In den Quellen" an und ist somit naturschutzfachlich problematisch.
Oberflächenwasser / Abwasser
Leutra ist noch nicht an öffentliche biologische Kläranlagen angeschlossen (Stand 09/02). Der Bach
weist aufgrund seiner hohen Selbstreinigungskraft, trotz Einleitung der örtlichen Abwässer, auch unterhalb der Ortslage nur mäßige Belastung auf. Aus dem Hangbereich oberhalb des Dorfes fließen der
Leutra mehrere Gräben zu.
Löschteich und Mühlgraben haben eigene Quellen.
Schutzgebiete
Leutra liegt im LSG, nördlich der Autobahn beginnt das NSG "Leutratal" .
Westlich des Ortes liegt das FND "In den Quellen" und an die Ortslage angrenzend befinden sich zahlreiche § 18 Biotope (Biotopkomplexe trockenwarmer Standorte, Streuobstwiesen, Feuchtwiesen, naturnahe Fließgewässer und Quellbereiche)
Im Westen des Dorfes liegt eine TWSZ II, im Osten die TWSZ III.
Erholungsnutzung
Leutra weist eine gut erlebbare, historische Ortsstruktur mit Mühle und Mühlgraben, nur geringfügige
bauliche Erweiterungen und intakte Ortsränder mit Obstgärten und Wiesen auf. Es gibt eine Busanbindung (allerdings nur zweimal am Tag).
Von der Geschäftsstelle des Naturschutzbundes aus werden zur Orchideenblüte Führungen am Ziegenbergsüdhang organisiert. (Landschaftsraum siehe Maua)
Trotz der Nähe zur Autobahn, die die Erholungseignung deutlich beeinträchtigt, haben die Besucherzahlen ein – für das NSG – kritisches Maß erreicht.
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