Bäcker backen ab Herbst teurere Brötchen

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Der Standard
Auflage
94.781
Ausgabe
05/08/2010 (Täglich)
Seite
12
Kostenstruktureines durchschnittlichen gewerblichen Bäckerbetriebes
Bäcker backen ab Herbst teurere Brötchen
Die Angst vor Ernteausfällenim Osten ist für Spekulanten be das nicht mehr. Kürbiskerne
wurden fast wie Gold" geein gefundenes Fressen. Auch in Österreich wird Getreide etwa
handelt, klagt ein Lieferant. Auch
teurer. Bäckerklagen über eine Fülle von Mehrkostenund bei Fetten, Zucker, Früchten gehe
kündigen um zumindest fünf Prozent höhere Preise an. es bergauf. Bisher ließ der Markt
höhere Brotpreise aber nicht zu."
In der Lebensmittelbranche lie- Landwirtschaftskammer.
Die Panik sei nicht berechtigt,
glaubt Ernst Gauhs, Experte der
Raiffeisen Ware Austria, dennoch
wirke sie sich sofort auf Österreich
aus. Das Kursblatt der Landwirtschaftlichen Börse Wien wies für
Qualitätsweizen Ende Juli Preise
von 167 bis 171 Euro je Tonne aus.
Ein Jahr zuvor wurdesie um rund
140 Euro gehandelt. Gestern, Mittwoch, zog der Preis noch einmal
spürbar an. Josef Dietrich, Präsident der Börse, ist überzeugt, dass
er nicht so bald auf das niedrigere
Niveau der vergangenen Jahre zurückkehren werde. Zu viel Nervosität liege derzeit in den Märkten.
Knapp 80 Prozent des MehlpreiLebensmittel
ses ist rohstoffgetrieben, eine VerimBanneder
teuerung liegt für Experten auf der
Hand. Der Mehlanteil in Brot und
Spekulanten
zent teureren Rohstoffen konfron- gen aufgrund der Preishausse an
tiert, ob nun bei Mehl, Kakao oder den internationalen RohstoffbörWien Martin Auer sieht, dass an Butter. So was hält keiner durch, sen viele Nerven blank. Denn die
teurerem Brot und Gebäck kein irgendwann geht das nicht mehr." Kosten für die Tonne Weizen sind
Weg vorbeiführt. Steige der Preis Das sei auch den Lebensmittelket- an den Terminbörsen in Paris und
für Weizen so massiv und nachhal- ten bewusst. Er warte nur noch die Chicago im Juli um 50 Prozent getig wie kolportiert, ziehe das auch neuenAnpassungen bei Mehl und stiegen. Durch Fakten begründen
die Kosten anderer Rohstoffe von Gehältern ab. Ob er die Preise an- lässt sich die Hausse nicht, es reSaaten überEier bis zur Milch nach heben werde? Zu 90 Prozentja." giert Panik und nährt Spekulation.
oben. Wie er hatten viele gewerbliWolfgang Maurer, Obmann der
Die Angst wurzelt in der Annahche Bäcker die Preise in den vergan- Bäko Österreich, die als Einkaufs- me, dass Russlands Getreideernte
erhöht.
tausende
Betriebe
noch
schwächer ausfällt als proggenen Jahren nicht
Aber genossenschaft
nun müsse es Anpassungen geben. mit Rohstoff versorgt, spricht von nostiziert. Zumal es auch Einbußen
Auer verkauft sein Brot von der einer Verteuerung von Brot und
in Kornkammern der Ukraine
Steiermark aus in 36 Filialen. Der Gebäck im Herbst von fünf
und Kasachstan gibt. StaatWiener Kurt Mann kommt auf gut Prozent, das sei die Unter- SCHWERPUNKT: liche Exportstopps lassen
die Preise sofort nach
70 Standorte. Vier Jahre lang habe grenze. Viele Bäcker hätoben schnellen selbst
er seine Preise stabil gehalten und ten höhere Personalkosalle Lohnerhöhungen geschluckt, ten bisher abfedern könwenn die Lager voll
sind und von Engpässagt er. Mittlerweile sei er aber je- nen. Doch die Preisentde Woche mit um acht bis 20 Pro- wicklung rundum erlausen keine Spur ist. Auch
Verena Kainrath
-
Österreich sei mit Getreide überversorgt. Man könne heuer alle
Märkte bedienen, die Ernte falle
zwar geringer aus als erwartet, dafür sei die Qualität höher, sagt
Günter Rohrer, Referatsleiter der
-
Semmel ist aber gering und macht
nur zwei bis vier Prozent der Gesamtkostenaus. Steige der Getreidepreis um ein Fünftel, dürfte sich
ein Zwei-Euro-Brot eigentlich nur
um einen Cent verteuern, rechnet
Rohrer vor. Es sei daher unseriös,
von teurerem Getreide auf teurere
Backwaren zu schließen, sagt der
Bundesinnungschef der Lebensmittelgewerbe, ReinhardKainz.
Die Vergangenheit habe gezeigt,
dass die Preishausse an Rohstoffmärkten, wenn überhaupt, erst
sehr spät bei den Verbrauchern ankomme, sagt Franz S inabell, Agrarexperte des Wifo. Sie werde gern
genutzt, um Teuerungen durchzusetzen, die bei wieder billigerem
Rohstoffnicht revidiert würden.
Laut KMU-Forschung entfallen
44 Prozent der Kosten im Bäckergewerbe aufs Personal, 32 auf die
Rohstoffe. 70 Prozent der Betriebe
verbuchtenstabile bis wachsende
Umsätze. Großbäcker Kurt Mann
sieht in der Branche aber nur Gewinnmargenvon fünf Prozent.
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