Aquaristisch bekannte bodenorientierte Sandcichliden und felsbewohnende Arten Hans-Joachim Herrmann Arn Tanganjikasee waren Mitte der 70er Jahre einige Exporteure zum elstenmal daran interessiert. neben fels- auch sandbewohnende Cichliden nach Europa zu versenden. Die zunächst verschickten Buntbarsche waren tatsächlich Bewohner der Sand- und Übergangszonen. schnell setzte sich bei den Aquarianern der Begriff,,Sandcichlide" für eine bestimmte Gruppe von Tanganjikasee-Buntbarschen durch. Heute wissen wir. daß nicht alles, was eine graubeige Körpergrundfärbung, ein flaches Bauchprofil und ein teicht unterständiges Maul besitzt, aus dem Sandlitoral kommen muß. Die Bezeichnung Sandcichlide für die im Sandlitoral vorkommenden Arten der Gattungen Callochromis, Enantiopus, Grarntnatotria, Microdontochromis und Xenotilapia ist durchaus korrekt, aber gera<Ie in der zuletzt genannten Gattung werden auch felsbewohnende Buntbarsche geführt, und so ist dieser Begriff wiederum etwas irreführend. Aufstellung von Gattungsgruppen für die im Tanganjikasee lebenden Cichliden bietet eine recht brauchbale neue K)assifizierung: Die oben aufgeführten und die Gattwgen As p r o tilap ia, Aul ono c r antL s, C ar di o pha r 7- nx, C u rutin g t onia, Cy at ho p hary nx' Ectodus, Lestradea und Ophthalmotilapia gehören a1le der Gattungsgruppe Ectodini (Po|l 1986) an. Diese Gattungen weisen zwar gewisse Gemeinsamkeiten auf' sind aber dennoch grundsätzlich recht unterschiedlich. So leben die Arten der Gattungen CarPo11s 62 diopharl:w, Ectodus rndLestrodeazwat trGebieten mit sandigem untergrund, halten sich aber die meiste Zeitim lieien wasser a:uf . Aulonocraru,ts-, Cunningtonia-, Cyathopharyru;- und ophthalmotilapia-Arten sind sowohl in den übergangszonen vom sand- zum Felslitoral als auch an der eigentlichen Felsküste anzuffeffen. Auch die cichliden dieser Gattungen bevorzugen es, in einiger Entfernung zum Bodengrund zu leben, es sei denn, balzaktive Männchen legen gerade einen Laichkrater an. Zudem besitzen diese Afien stark verlängerte Bauchflossen, die ihnen den durchaus passenden Namen,,Fadenmaulbrüter" einbrachten. Die As protilapia-, C allochromis -, Enantiopus-, Grammann'ia- rnd Xenotilapia-Arten leben sehr bodenorienriert. Microclontochrr.tmis tenuidentatus hält sich dagegen im freien wasser auf, wir-d aber in diesem Bericht auch mit den bodenorientierten Ectodini vorsestellt_ Der Fang s die Fän ger der Firma,.Fishes of Burundi " erstrlals versuchten, C allo c hromi s - rnd XenotiLapia-Arten zu fangen uld nach Europa zu versenden, merkten sie schnell. wie diffizil ihre neue Aulgabe war. Besondels die zuletzt -senannten Arten waren so schwierig zu steilen und zu hältern, daß Brichar«I 1978 in seinem Buch ,,Fishes of Lake Tanganvika" schrieb: ,.Kein Tanganjlkaseefisch ist so frustrierend für den Fänger wie die Xenotilapia-Arten." Er meinte damit nicht, daß die Tiere selten anzutrefTen ocler lärblos sind; nein, das war nicht das Problem, sondern es lag am Fang und arr der Empfindlichkeit dieser Fische. Teilweise wurde mit ztgnetzen in flachen Buchten gefangen und reiche,.Beute" gemacht. Daß eine solche rüde Fangmethode zu extremen verluster führen mußte, liegt auf der Hand. Zum Einsatz kamen aber auch stelhetze. waren Tiele unter wasser ausgemacht. wurden sie in die Netze getrieben und eingesammelt. Ging clas nicht schnell genug, weil eine größere Anzahl dieser häufig in Schulen vorkomrrenden cichliden ins Netz gegangen war. so starben die gestreßten Fische schon im Fanggerät. Nicht selten brachten die Fänger die Tiere zu schnell an die wasserobedläche. Auch das führte unweigerlich zu Vellusten. Die Tiere, die überlebten, hatten aber schljeßlich noch clie strapazen des Transportes und der Eingewöhnung vor sich. Auch während dieser Phase gab es leider Ausfälle, und so waren die sandcichliden Anfang der g0er Jahre nul selten bei den Liebhabern anzutreffen. Heute wissen wir mehr über diese Buntbarsche. auch dank vieler Mitglieder der Deutschen Cichliden-Gesellschaft. Bodenorientierte Ectodini und natürlich auch die anderen Cichlidengruppen welden inzwischen äußerst behutsarn gefangen. Die stückzah1en wurden in den Hälterungsbecken und den Transportbeuteln reduziert. so daß kaum noch verluste zu beklagen sind. Eigene versuche zeigen, daß bei sorgfalt während des Fanges, der Hälterung und des anschließend en Transportes die Tiere in guter Kondition von Afiika nach Europa können, wenn man fol_ gende Punkte beachtet: Zum Fang ein sehr feinmaschiges, monofiles stellnetz benutzen! Die Tiere nicht länger als unbedingt nötig im Handkescher autbewahren! Dekompressionszeiten sind schon ab einer Wassertiefe von drei Metern vorzubereiten. Die stleß1'aktoren so gering wie möglich halten! Ein täglicher wasserwechsel während der Hälterung vor ort gehört zur Pflicht. und es sollten nicht mehr als vier ausgewachsene Tiere. zum Beispiel von Xenotilapia ochrogenys, pro plastikbeutel (220 x 550 Al o-J Xenotilapia flavipinnis aus der Umgebung von Resha (Burundi) Mjllimeter) bei zwei Dritteln Sauerstoff und einem Drittel Wasser gepackt werden. Vier Tage vor dem Versand das Füttern einstellen, so daß das Transportwasser wenig belastet wird. Lebensraum und Anpassung Die Uferregionen des Tanganjikasees, das Litorat, lassen sich in verschiedene, zLn dieser Stelle nur grob skizzierte Bereiche einteilen. Da sind zurn einen die Geröllzone mit kleinen bis mittelgroßen Steinen und die Felszone mit großen, kantigen oder runden Gesteinsformationen. Irl beiden Lebensräumen, die in der: Regel relativ schnell in größere Tief'en abfal1en. können vereinzelt Sand- oder Kiesinseln vorkomrnen. Die Artenvielfalt und die Anzahl der dort lebenden Bttntbarsche ist besonders in den steinigen Biotopen auffäl1ig hoch. Die im Felstitoral vorkommenden bodenorrentierten Ectodini leben zeitweise in kteinen Trupps oder paarweise zusammen. Y onXenotilapict spilop/era ist bekannt, daß die Art hauptsächlich während der Fortpflanzungszeit in felsige Gebiete abwandert und sonst in den Ubergangszonen lebt. Die Pflanzer.r- und Ftußmündungszonen spielen im Tanganjikasee flächenmäßig nur eine untergeordnete Rolte, können aber entscheidenden Einfluß auf die Isolierung einzelner Arten nehmen. Wenn zwei diff'erierende Küstenstreifen zusammentrefl'en. entstehen Mischbiotope oder Übergangszonen; hier leben dann die unterschiedlichsten Gattungen und Afien beieinander. Die Sandzonen liegen vorwiegend an seichten, rnalerischen Buchten. Oft sind Steine oder Felsen eingelagelt. Auch trifft man aus zusammenklebenden Sandkörnern entstandene Gesteinsplatten an. Sie sind durch die starke Brandung, die am Tanganjikasee weitgehend gegen Mittag einsetzt, teilweise unterhöhlt und durchlöchert. 6t Xenotilapia spiloptera,,Kipili,, aus Tansania In den reinen Sandzonen, in denen es keine Versteckmöglichkeiten gibt, nimmt die Fischhäufigkeit drastisch ab. Die Arten, die dort jedoch im verstecklosen Biotop leben, sind farblich dem Bodengrund äußerst gut angeglichen. Sie besitzen zudem meist empfindliche sinnesorgane; zum Beispiel kann eine dritte Seitenlinie vorhanden sein, und die großen Augen liegen oft weit oben auf dem Kopf. Vielfach schließen sich die Tiere zu großen schulen zusirmmen, die sogar mit verschiedenen Arten durchmischt sein können. Eine ruhende Grtppe Xenotilapia a:uf dem Sand zu entdecken, ist schon schwierig; ein einzelnes Tier zu erwischen, ist oft aussichtslos. Schnorchler. Taucher oder Fischräuber werden kaum unbemerkt heranschwimmen können; schnell warnen sich die Tiere und fliehen gemeinsam in größere Tiefen. Das vertikale verbreitungsgebiet erstreckt sichje nach Art von einem halben bis hinab in etwa 100 Meter Tiefe. Manche Arten sollen während des Tages ihre Tiefenstandorte wechseln. Auch zur Laich- und Brutzeit sind einige Xenotilapia-Arten, die sich sonst in tieferen Wasserzonen aufhalten, im flachen Wasser anzutreffen. In Anpassung an ihre bodenorientierte Lebensweise besitzen sowohl die Arten der Sandzonen als auch die der Felsgebiete ein stark abgeflachtes Bauch- und Kinnprofil mit einem mehr oder weniger weit unten angesetzten Maul, das für die Cichliden, die den Bodengrund durchkauen oder die Nahrung vom festen Substrat picken, geradezu ideal erscheint. Der Körper ist in der Regel auffallend langgestreckt und nicht hochrückig. Die ventralen sind bei vielen Arten besonders geformt und dienen häufig ats Stützhilfen. Der Körpergrundton ist meist silbergrau oder graubeige, eben sandfarben. Zusätzliche Zeichnungen könnenje nach Art und Gattung ge1b, blau, rot oder schwarz sein; nicht 65 Bei Xenotilapia sp. ,,Sunllower" könnte es sich um eine Population von X. papilio handeln selten handelt es sich um irisierencle Farben. die apart schillern. Vor allem balzaktive Männchen gehöreu zu den prächtigen Buntbarschen des Tanganjikasees. weibchen zeigen bis auf wenige Ausnahmen meist ein silbergraues Einheitskleid. Haltung Die Pf-legeansprüche der bodenorientierten Ectodini können zwar nicht generell übereinstimmen - ciazu sind die Arten nun doch zu verschieden -, aber es gibt viele Parallelen. Der pH-Wert des etwa 25 Grad Celsius warmen, sauberen und sauerstoffreichen Wassers soilte über 7 liegen, also leicht alkalisch sein. Ab 8 Grad dGH werden sich die meisten Tanganjikasee-Buntbarsche wohl fühlen Weiches Wasser und das Wasser ansäuernde Dekorationen sind zu vermeiden. Nur wenige Sandcichliden mögen ein kleines Aquarium. Beckengrößen ab 450 Liter sind für fast alle Arten ausreichend. Nur die tiber 15 Zentimeter groß werdenden Tiere verlangen noch geräumigere Aquarien. wobei ftlr alle Anen gilt: je größer das Becken, desto besser. Feiner bis mittelgrober, nicht zu heller Flußsand sollte als Bodengrund dienen. Natttrsteine sind so zu stellen. daß mehrere Reviere entstehen. Felsatttbauten bieten Versteckmöglichkeiten, die besonders von ablaichbereiten oder bruttragenden Weibchen aufgesucht werden, wenn sie Ruhe vor den treibenden bzw. balzenden Männchen suchen. Auch kleine Pflanzenzonen sind dnrchaus ratsam, zumal diese Buntbarsche keine Blätter anfressen. Gegen eine Vergeseilschaftung der Sandfische untereinander spricht an sich r-richts, es sei denn. sie sild in ihrem Verhalten sehr ähnlich. So sollte pro Aquarium nur eine Callochromis-Art gepflegt werden. Die zur Laichzeit große sandnester bauenden Eirantiopus melanogenys und Xenotilapia ocltrttgenys sollten, wenn mög1ich, ebenfalls geffennt gehalten werden, da ihre Revieransprüche vergleichbar sind. Das gilt vor a11em bei der Pflege mehrerer Männchen einer Art, und das ist wiedelum bei den agarnen Maulbrütern der zuletzt genannten Gattungen ratsam, da man sich sonst um das unvergleichbar schöne Imponiergehabe der männlichen Tiere bringt. Ferner sollten mögtichst mehr Weibchen a1s Männchen in einem Becken gepflegt werden. Die monogamen Maulbrüter werden in kleineren Gruppen gehalten. Findet sich ein Paar, dann beansprucht es oft ein größeres Revier. 66 Xenotilapia ornatipinnis wurde unter dem Namen,,Pearly Flavipinnis" eingeführt Da die meisten der hier vorgestellten Cichliden auch im Aquarium in Bodennähe leben. bleiben die mittleren und oberen Wasserzonen eines Aquariums oft verwaist. Eine ideale Zusammenstellung erhält der Aquarianer. wenn er Buntbarsche der Gatltngen Cyprichromis rnd Paracyprichromis, aber auch kleiner bleibende Ne olamprologus-Arten in das Becken setzt. lst das Aquarium groß genug, so kann auch eine Fadenmaulbrüter-Art die Fischgesellschall aullockern. Weniger gut aufgehoben fühlen sich die Sandcichliden in der Gesellschaft der Tropheus-, Petrochromis- nr-rd Simochromis-Arten, wobei alles ein wenig auch von der Beckengröße. der Einrichtung und der Anzahl der zu pflegenden Tiere abhängt. In der Natur nehmen die felsbewohnenden, bodenorientierten Ectodini das Futter vom steinigen Substrat auf, teilweise aber auch aus dem lieien Wasser. Die sanclbewohnenden Arten tauchen in der Regel mit der Schnauze in den Sandboden ein und durchsieben den Grund nach Freßbarem. In den Mägen wurden Krebstierchen, Insektenlarven, Fadenalgen und auch Sand festgestellt. Im Aquarium gewöhnen sich die Tiere schnell an das angebotene Futter, zumal sie recht gier'.ige Fresser sind. Wichtig ist es. abwechslungsreich und nicht einseitig zu füttern! Ein Menüplan könnte folgendermaßen aussehen: Insektenlarven, vornehmlich weiße und schwarze Mückenlar.ven (aber in Maßen!), Cyclops, Wasserflöhe, großeundkleineArtemiasalina, alleslebendoderals gut aufgetautes Frostfutter. Qualitativ gutes Flockenfutter kann das Menü abrunden. Fortpflanzung Die hier vorgestellten Arten gehören alle zu den ovophilen Maulbrütern, das heißt, die Eier werden sofort nach dem Ablaichen ins Maul genommen und dort erbrütet. Es gibt aber Unterschiede in der Maulbrutpflege. Zum einen ist die große Gruppe der mütterlichen Maulbrüter zu nennen, wie sie in den Gattungen Callctchromis, Enuntioplts, Grammatotria und zum Te1l Xenotilapla zu finden ist. Hier pflegt nur ein Elternteil, daher spricht man von mütterlicher Brutpflege. Es gibt keine Partnerbindung; diese Fische sind agame oder polygame Maulbrüter. Ihnen gegenüber stehen die biparentalen Maulbrüter der Gattungen Asprotilapia, Microdontochromis (.?) und einige Arten der Gattung Xe notilapia. Beide Geschlechter beteiligen sich ähnlich stark. also in einer 61 Elternfamilie, an der Brutpflege, Es ist das Weibchen, das zuerst das Gelege ins Maul nimmt. Meist wird es zur Mitte der Brutzeit vom Männchen abgelöst. Einige Arten wechseln aber auch ständig, oder die Partner betreuen ihre Brut gleichzeitig. Vielleicht nicht so bedeutungsvoll, aber dennoch interessant ist der Zeitpunkt der Eiaufnahme' Bei den Callochromis-Arten - die männlichen Tiere besitzen in der Afterflosse auffallende Signalflecke - wird der Laich erst im Maul befruchtet. Nach bisherigen Beobachtungen verhält es sich bei den keine Signalflecke tragendenXenotilapia-Artentnd beiEnantiopus melanogenys anders. Eine Befruchtung der Eier findet auf dem Substrat statt, also noch bevor das Weibchen den Laich in das Maul nimmt' Gattungen und Arten: Asprotilapia Dies ist eine bislang monotypisch gebliebene Gattung. Einzige Att tst Asprotilapia lepturaBoilenger, 1901. Dieser friedliche, mit etwa elf Zentimeter Länge ausgewachsene Buntbarsch ist ausschließlich im Felslitoral anzutreffen. Mit dem extrem unterständigen Maul durchkämmt die Art den auf den Felsen haftenden Algenrasen (Aufwuchs). Die für einen Felsencichliden recht blaß gefärbten Tiere können dabei parallel zum Gestein slehen. Asprotilapia leptura lebt in kleineren Schulen oder zur Fortpflanzungszeit auch paarweise im engen Verbund mit den Felsen. Schon ab zwei Meter Wassertiefe kann man die außerordentlich gestreckten Tiere beobachten. An senkrechten Steilwänden stehen sie mit dem Bauch zum Substrat und dem Kopf nach oben oder nach unten gerichtet. Interessant ist das Brutpflegeverhalten. Beide Elterntiere, die keinen nennenswerten Sexualdichromatismus aufweisen, können Eier oder Larven im Maul betreuen. Während der zweieinhalbwöchigen Maulbrutpflege neh- men die Tiere auch Futter zu sich. Callochromis In der Gattung C allochromis werdenztvZeilvier Arten geführt, die bislang endemisch im Tanganjikasee sind. Neuere wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, daß auch im Malagarasi-Fluß Tiere dieser Gattung anzutreffen sind. Die Männchen, die oft eine starke innerartliche Aggressivität zeigen, bauen ntrLaichzeit mehr oder weniger große Ablaichnester, indem sie Sand aus der Mitte zum Rand hin aufschütten. In diese Laichkrater werden die Weibchen gelockt, und es kommt zu einem Kreisschwimmen. Dabei präsentiert das Männchen seine arttypische, besonders gezeichnete Afterflosse. Männliche Callochromis besitzen im eigentlichen Sinne keine Eiattrappen, sondern haben am äußeren Rand der Anale ein rötliches oder weißlichgelbes Zeichnungsmuster, das zumindest beiC. macrops, C. melanostigmatndC. stappersii durch das Falten der Flosse eine eiähnliche Form annimmt. Das Weibchen hat, bevor es nach der Anale des Männchens schnappt und die Spermawolke aufnimmt, einige Eier gelegt und sofort ins Maul genommen. Das Tragen der Brut, die nur vom Weibchen (Mutterfamilie) gepflegt wird, dauert etwa drei Wochen. Bet Callochromis macrops (Boulenger, 1898) weist der Artname auf die großen Augen hin, die auffailend rot oder orangegelb gerändert sind. Das Maul ist wie bei al1en Callochromis-Arten endständig und sehr weit unten gelegen. Die Bauchflossen vertaufen in den ersten Strahlen immer spitz. Ausgewachsen ist diese Art wie auch die folgende mit fast 15 Zentimeter Länge, wobei weibchen einige Zentimeter kleiner 6R Xenotilapia sp. ,§dole" aus Sambia könnte eine Population yon X. ochrogenys sein Xenotilapia ochrogenys; im Gegensatz zu den prächtigen Männchen sind die Weibchen wahre ,,Silberlinge.( Microdontochromis tenuidentatus wurde früher in der Gattung Xeno- tilapia geführt 69 bleiben. Callochromis ntacrops ist bisher nur südlich von Kigoma nachgewiesen wotden: da die Art ein großes Verbreitungsgebiet besitzt, kommt sie in verschiedenen geographischen Farbrassen vor. So sind aus der Ndole Bay Tiere bekannt, die auf den Körperseiten ein mattes Dunkelrot aufweisen. Ihre Rückenflosse hat einen breiten schwarzen Saum und ist sonst taubengrau gefärbt. In der Nkamba Bay sind die Mämchen mehr goldorangefarben, und bei der Kasaba Bay Lodge zeigen die Männchen einen grünlich-blauen Farbton auf dem Kopf und teilweise auch auf dem Körper. Die Kigoma-Variante hat einen weißIichgrauen Bauch und einen ockerfarbenen großen Fleck hinter den Kiemendeckeln. Callochromis melanostigma (Boulenger, 1906) kommt im nördlichen Seegebiet vor. Bemerkenswert sind bei dieser Ar1 die goldrote untere Körperseite und die vielen schwarzen Flecke auf den Flanken und der Rückenflosse (daher auch der Artname). Mit knapp zwölf Zentimeter Länge bleibt Callochromis pleurospllus (Boulenger, 1906) etwas k-leiner. Auch dieser Buntbarsch hat im nördlichen Tanganjikasee verschiedene Farbrassen ausgebildet. An der nördlichen, tansanischen Seeküste zeigen die Männchen gelbe und rote Farbtöne in der Rückenflosse. Auch oberhalb der SeitenIinie wird eine rötliche Zone sichtbar. Bei der Burundi-Variante fallen auf den Körperseiten horizontale, rote Punktreihen ins Auge, und die Rückenflosse ist leicht rosa gefärbt. Die Laichkrater, die diese und auch die folgende Art bauen, sind eher flache Mulden. Callochromis stappersii (Boulenger, 1914) sollte wie die anderen Arten entweder paarweise oder, noch besser, mit einem Männchen und mehreren Weibchen Sepflegt werden. Bis 1976 galt die Art als Synonymz:u C . pleurospilus. Männchen sind insofern attraktiv, als sie grüngoldene, irisierende Punktreihen auf den Körperseiten aufweisen. In der Rückenflosse befinden sich wolkenartige weiße Farbmuster und ein rotbrauner Saum. Die Caudale weist ähnliche Farbtöne auf. In der Anale befindet sich ein rosaweißer, länglicher Fleck. Weibchen sind am ganzen Körper silbergrau; zudem fehlen die Farbzeichnungen in den Flossen. Grammatotria Diese Gattung ist bislang monotypisch geblieben, das heißt, sie enthält nur eine Art, die bereits 1899 von Boulenger als Grammatotria lemairii beschrieben wurde. Sie gehört ebenfalls zu den Maulbrütern mit einer Mutterfamilie. Ausgewachsen sind die nicht sehr aggressiven, langgestreckten Tiere m\t 26 Zentimeter Länge; die Durchschnittsgröße liegt wohl bei 18 Zentimetern. In der Natur kommt die Art, die eine dritte Seitenlinie besitzt, in größeren Schulen vor; deshalb sollten die Tiere auch im Aquarium in einer kleinen Gruppe gehalten werden. Das silbergraue Farbkleid ist für beide Geschlechter kennzeichnend. Ein schwarzer Fleck liegt auf der Schwanzwurzel' Weitere schwarze Muster, die auf der Stirnund denKörperseiten liegen, ffeten beim Männchen stimmungsbedingt auf. Microdontochromis Früher zur GattDngxenotilapia gehörend, ist die von Poll 1986 neu geschaffene Gattung monotypisch. Abweichungen gibt es zur Mehrzahl der Xenotilapia-Arten nicht nur in der Bezahnung, sondern auch im Aussehen und Verhalten. Microdontochromis 70 Callochromis pleurospilus aus Tansania tenuidentatus (Po1l,1951)besitztsehrkleinezähne,diejeweilsineinerReiheaufdem ober- und untertiefer stehen. Der Kopf ist recht k1ein, und das Kirinprofll verläuft nicht waagerecht, sondern schräg von der Maulspitze zur Brusregion. Im Aqualiurn halten sich die silbergrauen Tiere, die häufig dunkle vertikale streifen zeigen sowie eine leicht gelbliche Bänderung in der Rückenllosse besitzen, gern im fieien wasser auf und ruhen lur gelegentl ich abgestützt auf del Bauchflossen am Boden. Die etwa zehn zentimeter langen Tiere. die eine dritte seitenlinie besitzen und nur. selten gepflegt werden. konnte ich bei der biparentalen Maulbrutpflege beobachten. Beide Geschlechter, die farblich nicht zu unterscheiden sind, trugen gleichzeitig Brut im Maul. Andere Autoren weisen auf eine mütterliche Brutpflege hin. Enantiopus Wohl eine der beliebtesten Arten isl EnctntiopLrs melanogew,s Boulenger, 1898. Die bisher einzige Art der Gattung ist mit fast l5 Zentimeter Länge ausgewachsen. und besonders die Männchen gehören während der Laichzeit zu den auffäIligen Buntbarschen des Tanganjikasees. Auf silbergrauem Körpergrund verlaufen sechs bis sieben horizontal angeordnete. metallischblaue Punktreihen. Eine gleiche, aberflächige Fär- bung liegt in del Rückenregion. Die stirn- und Nasenpartie kann grünlich schillern. Kehle und Kiemenhäute, die während des Imponierens oft abgespreizt wer.den, sind weiß gefärbt, können aber im unteren Bereich schwarz sein; der Artname weist darauf hin. Die Dorsale zeigt hellblaue und gelbe Linienmuster. Ahnliche Farbtöne sind auch in den schwarz gesäumten ventlalen Lrnd der Anale zu sehen. Die Bauchflossen sind berE. melanogenys wie bei den meistenxeno tilapio-Artenrmhinteren Beleich verlängert, so daß eine breite Fläche zum Abstützen entsteht. während der Laichzeit heben die geschlechtsreil'en Männchen große, flache Sandmulden aus und verteidigen ihr Revier temperamentvoll gegen andere Artgenossen. unter heftigem Imponier-gehabe werden die laichbereiten Weibchen. die mit den jungen Männchen in schulen leben. angelockt. Die Besamung findet aufdem sandboden statt; erst danach nimmt das weibchen für etwa drei wochen die bis zu 60 Eier ins Maul und schließt sich anderen bruttragenden weibchen an. Neben der aus Burundi stammenden 71 Form gibt es noch Varianten aus Sambia und aus der Umgebung von Kilesa (Zaite). Diese Tiere, die an der zentralen Westküste vorkommen, besitzen eine kräftige gelbe Kehl- und Lippenregion und unterscheiden sich im Verhalten insofem von den burundischen Tieren, als die Männchen während der Balz neben einer Sandmulde noch k-leine, separate Sandhügel aufschütten. Dennoch erscheint es nicht gerechtfertigt' Enantiopus sp. ,,Kilesa" als eine eigenständige Art anzusehen. Xenotilapia In der Gattungsgruppe Ectodini ist diese Gattung mit zv Zeit 13 beschriebenen Arten die größte. Dementsprechend variabel sind die Tiere im Verhalten und in den Körpermerkmalen. Unterschiede finden sich aber auch in Ansprüchen an die Lebensräume. Etwa die Hälfte der Xenotilapia-Arten gehört zu den mütterlichen Maulbrütern. Es findet keine Paarbildung statt, sondern die Weibchen sind während der etwa dreiwöchigen Maulbrutpflege allein ftir die Brut verantwortlich. Die meisten Arten leben in großen Gruppen oder gemischten Verbänden in den Sandzonen und auch teilweise in den Übergangsgebieten. In der Regel gibt es einen deutlichen Sexualdichromatismus, das heißt, die Geschlechter lassen sich farblich recht gut unterscheiden. Die zweite Gruppe ist die der biparentalen Maulbrüter, bei denen sich beide Elternteile - in der Regel gehen sie eine feste Partnerbindung ein - an der Maulbrutpflege beteiligen. Meist trägt das Weibchen die Brut zuerst im Maul, und zur Hälfte bzw. zum Ende der zwei- bis dreiwöchigen Pflegezeit übernimmt das Männchen die Larven. Es gibt aber auch Ausnahmen; so können sich bei Xenotilapia papilio beide Eltern gleichzeitig an der Maulbrutpflege beteiligen. Ein aufl?illiger Sexualdichromatismus ist kaum oder nicht vorhanden. Auch leben einige Arten dieser Gruppe zumindest zeitweise, wenn nicht gar ständig in den felsigen Küstenzonen des Tanganjikasees. Xenotilapia mit mütterlicher Maulbrutpflege XenotilapiabathyphilaPoll,l956 lebt in den tieferen Wasserregionen des Tanganjikasandig-schlammigem Bodengrund; gelegentlich werden aber auch Tiere von den einheimischen Fischern mit Zugnetzen im flachen Wasser gefangen. Die Art ist bislang aquaristisch in keiner Weise besonders erfolgreich, da sie farblich nicht so apart ist wie andere Gattungsmitglieder. Neben den bekannten Körpergrundtönen fallen im vorderen Rückenbereich blau irisierende Farben auf; der Bereich oberhalb des Maules kann gelb sein. Die Dorsale weist gelbliche und hellblaue Streifenmuster auf; in der Anale sind ähnliche Tönungen diffus vorhanden. Ausgewachsen scheint die Art, die als X. sp. ,,Isanga" eingeführt wurde und auch in Burundi nachgewiesen worden ist, sees über mit etwa elf Zentimeter Länge zu sein. Etwas größer wirdXenotilapia ochrogenys (Boulenger, 1914). Auffallend bei dieser beliebten Art sind der große Kopf mit einer sta-rken Wölbung der Kopfprofillinie und die weit oben angesetzten, elipsenförmigen Augen. Die Caudale läuft zipfelig aus und istbei den Männchen oben und unten schwarz gesäumt. Dorsale, Anale und Ventralen zeigen neben einer kräftig gelben Färbung hellblaue Linien und Tüpfel. Auf den Körperseiten liegen silbrigblaue und gelbe, horizontal verlaufende Punktreihen. Der vor- dere Rückenbereich strahlt metallisch blau. Weibchen sind, wie bei allen bisher bekannten Xenotilapia-Arten mit mütterlicher Maulbrutpflege, blaß geftirbt. Die 72 Art, Callochromis macrops aus der Nkamba Bay (Sambia) Callochromis melanostigma ist nur in den nördlichen Seegebieten anzutreffen Callochromis stappersü ähnelt C. pleurospilus 73 die eine seeweite Verbreitung hat, hebt zur Laichzeit flache Sandn-rulden aus und ,,ziert" die Krater mit bis zu einem Dutzend kleiner Sandkegel. Vielleicht rst Xenotilapia sp. ,,Ndole" nur eine Farbrasse der nlJetzt genannten Art. Vieles spricht dafür, aber es scheint leichte Unterschiede in den Kopfproportionen zu geben. Das Vorkommen ist nicht nur auf die Ndole Bay beschränkt, denn auf der gegenüberliegenden Seite, in der Isanga Bay und westlich von Mpulungu, gibt es weitereFundorte. Auffallendsindfünf schwarzeFleckeauf denKörperseiten. StattLinren in den Flossen zeigt die Art gelbe und teilweise schwarze Tüpfelmuster. Über Xenotilttpia ornatipinnis Boulenger, 1901 gibt es unterschiedliche Angaben zur Maulbrutpflege. Wohl nur als Ausnahme anzusehen ist die biparentale Brutpfle-ee. In der Regel betreut das Weibchen allein die Brut. Bis zu 40 Jungtiere werden nach etwa 18 Tagen aus dem mütterlichen Maul entlassen und nicht mehr weiter betreut. Während der Brutpflegephase konnte keine Nahrungsaufnahme beobachtet werden. Die von mir gepflegten Männchen machten im Aquarium keine Anstalten. einen Laichplalz auszuheben, sondern benutzten immer die vorhandenen Laichkrater eirter Ophthalmotilapla-Art. Inwieweit die Tiere selber Krater bauen oder benötigen, ist nicht bekannt. Die Körpergrundfärbung ist silbergrau und bei beiden Geschlechtern gleich. Männchen, die mit fast 13 Zentimeter Länge ausgewachsen sind, zeigen in der Rückenflosse nur schwach angedeutete gelbe Streifen und Kreismuster. Ahnlich ist auch die Schwanzflosse gefärbt. Die AfterJlosse weist einen weißschwarzen Saum auf. Uber der Körpermitte liegt ein horizontal verlar-rfendes, perlmuttfarbenes Band. Die Kehle wird bei balzaktiven Männchen schwarz. Weibchen zeigen in der Rückenflosse drei bis vier kleine, schwarze Flecke. Die Art wurde in der Vergangenheit auch als ,,Peiu1y Flavipinnis" oder X. sp. ,,Bulundi" gehandelt. Xenotilapia slma Boulenger, 1899 ist einer der Cichliden, die in sehr großen Schulen im verstecklosen Sandlitoral umherziehen. Ausgewachsen ist die Art mit nahezu l6 Zentimetel Länge; dennoch ist sie nicht sehr wehrhaft und sollte daher nur mit friedlichen Arten vergesellschaftet werden. Bei silbergrauer Körpergrundfarbe fallen besonders die großen, gelb umrandeten Augen auf. Die Männchen besitzen im Gegensatz zu den Weibchen das kräftigere Gelb in der Anale. Biparentale Xenotilapia XenotilapiaJlavipinnis Poll, 1985 war eine der ersten Arten, die regelmäßig und in großer Anzahl importiert wurden. Die Art, die knapp neun Zentimeter lang wird, lebt außerhalb der Laichzeit in großen Gruppen im flachen Wasser des Tanganjikasees über sandig-steinigem Grund. Sobald die Brutperiode beginnt, sind die Tjere nur noch paarweise anzutreffen. Ob diese Paarbindung in der Natur generell über mehrere Laichzyklen andauert, ist bisher nicht untersucht worden. Auffällig sind die gelben Flossen (Artname). Xenotilapia flattipinnis wurde erst spät entdeckt, obwohl die Art ein sehr weites Verbreitungsgebiet besitzt. An den geeigneten Küstenzonen ist sie oft anzutreffen, und es ist auch nicht verwunderlich, daß sie verschiedene Farbrassen ausgebildet hat. Die wohl interessanteste stammt von Nyanza Lac (Burundi) und fällt durch ihre gelbe Lippenzeichnung auf. Xenotilapia papllio Büscher, 1990 weicht erheblich von den bisher genannten Arten ab. So lebt die Art am Typusfundort - 40 Kilometer südlich von Moba (Zaire) - aus- 74 Grammatotria lemairii wird nur noch selten gepflegt schließ1ich im Felslitoral in 3 bis 40 Meter Wassertiefe in kleinsten Gruppen oder paarwe.ise. Das Maul ist extrem unterständig, und im Habitus erinnern die etwa neun Zentimeter großen Fische sehu' an Asprotilapia lepturo, die bekanntlich ebenfalls im Fels- litoral vorkomrnt. Tiere vom Typusfundort zeigen neben einer beigegrauen Körpergmndfärbung und einigen Glanzpunktreihen auf den Flanken weißschwarz bzw. blauschwarz gemustefie Flossen. Hiervon sind die Pectoralen ausgenommen. In del Dorsale. Anale und den Ventralen sind zudem noch gelbe Farbtöne vorhanden. Aus dem südwestlichen Teil des Tanganjikasees sind weitere Farbrassen bekannt. Ob Xenotilapia cf . popilio,,Sunflower'" aus der Isanga Bay (Sambia) eine neue Art ist, muß noch untersucht werden. Eine Abweichung gibt es insofern, als diesel acht Zentimeter. große Buntbarsch auch im Sandlitoral angetroffen wird! Del vordere Teil des Kopfes und die Ventralen sind gelb. Dorsale und Anale zeigen wiederum schwarze, weißblaue und gelbe Farbtöne . XerutiLapia cf . papilio ,,Kipili" fehlen die schwarzen Zeichnungen in der Rückenflosse. Xenotilapia spiloptera Poll & Stewart. 1975 kommt ebenfalls in einigen geographischen Farbrassen vor. Die wohl farbenprächtigste Form stammt aus der Umgebung von Kipili (Tansania) und fäl1t besonders durch die gelbe Rückenflosse aLrf. Im oberen Bereich der Dorsale liegen schwarze und weißblaue Zeichnungsmuster. Diese Farben kennzeichnen auch die andererr bekannten Farbformen. An der sambischen Ndole Bay zeigt X. spiloptera ein schwarzes. teilweise he1l gesäumtes Band, das vom achten Dorsalhartstrahl bis in den Weichstrahlbereich verläuft. Bei der Variante aus Ikola (Tansania) reduziert sich das Band zu einem kleinen Fleck. Typisch sind bei a1len drei Rassen blaue Glanzpunkte auf den sonst beigegrauen Körperseiten. Ausgewachsen ist die im Vergleich zu den anderen Gattungsmitgliedeln recht hochrückige Art mit etwa zehnZentimeter Länge. Zur Fortpflanzungszeit halten sich die Tiere paarweise in den felsigen Seezonen aufi in der übrigen Zeit leben diese hübschen Buntbarsche in Gruppen über sandig-steinigem Bodengrund. Neben den aquaristisch ge1äufigen und hier vorgestellten Arten sind noch Xenotilopia bouLengeri, X. longispinis, X. burtoni, X. caudcfasciatalndX. nigrolabiata wissenschaftlich beschrieben. 75 Oben: Ein Nlännchen von Boulengerochromis microlepis führt eine riesige Schar ron Jung- Unten: Boulengerochromis-NIännchen mit rund zehn Zentirneter langen Jungfischen fischen 16