Di eFederf ühr t : KLIMAKRIEG Vom zum KLIMAFRIEDEN Mast er ar bei t Vor gel egtam I nst i t utf ürFr i edensf or schung undSi cher hei t spol i t i kanderUni ver si t ätHambur g zurEr l angungdes Post gr adui er t enGr ades “Mast erofPeaceandSecur i t yPol i cy” ( M. P. S. ) von Hi l marGabr i elHar t mann Gut acht er : Pr of .Dr .Mi chaelBr zoska Dr .Jobst Mi chaelSchr öder Über ar bei t et eFassung Okt ober2008 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden An die Federführer, die souveränen Herrscher der Welt 1 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Abbildung 1: Ein Schwarm Bergstrandläufer (Calidris mauri) am Strand in Kalifornien. (Bildquelle: http://flickr.com/photos/wetlanddoc/ © Copyright Pat Ulrich). „Haben Sie jemals einen Schwarm Strandläufer am Strand beobachtet, wie er entlang der Wasserkante auf- und abtippelt und dabei zeitweise nicht mehr aus einer Ansammlung von individuellen Vögeln besteht, sondern zu einem Organismus wird, der sich als Einheit zusammen entlang der Brandung bewegt? Wenn sie plötzlich auffliegen, ist ihr Zusammenhalt sogar noch verblüffender und wundersamer. Alsbald fliegen alle in eine bestimmte Richtung, und dann, augenblicklich, wendet sich der gesamte Schwarm zugleich und nimmt eine neue Richtung an. Schaut man genau hin, gibt es keinen einzelnen Vogel, der die Entscheidung zu wenden trifft, sondern es scheint ein Spirit, ein kollektives Bewusstsein zu sein, das zugleich durch den gesamten Schwarm fließt. Von weitem betrachtet erscheint der Schwarm als ein Tier, ein Organismus, ein Bewusstsein, das durch die kollektive Kraft und den Spirit aller Individuen regiert wird. Es ist dieses selbe Bewusstsein, das den Menschen, die Natur und die Erde durchdringt – das, was wir den ‚Spirit-der-in-allem-wirkt’ oder die ‚Lebenskraft’ nennen. Ich vermute, dass es nur ein Vogel ist, der den Gedanken zu wenden erzeugt, und der eine Gedanke wird sofort in allen anderen manifestiert. Das Individuum transzendiert dann sich selbst und wird eins mit dem Ganzen. So bewegt sich der Vogel zugleich im Schwarm und der Schwarm im Vogel. Deshalb frage nicht, was Du tun kannst, um die Lebenskraft in positiver Weise zu bewegen, denn der gleiche Spirit, der in den Vögeln wirkt, wirkt auch in Dir. Eine Person, eine Idee, ein Gedanke kann den Schwarm der Gesellschaft hinweg führen vom Weg der Zerstörung der modernen Zeit. Es ist nicht die Frage, ob wir einen Unterschied machen können, denn wir alle machen einen Unterschied, jede/r von uns auf eigene Weise. Es ist der Unterschied, den wir machen, der wichtig ist.“ – Der weise Apache ‘Großvater’ 2 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Rezensionen von Wissenschaftlern „Die Arbeit präsentiert und diskutiert einen beeindruckenden Körper aus empirischen Daten, einige davon aus eigenen Beobachtungen. An mehreren Stellen werden interessante Erkenntnisse angeführt, z. B. im Vergleich von amerikanischen Indianern und südasiatischen Indern. [...] Das Leitmotiv der Arbeit ist höchst originell [...]. Die Idee, sich darauf zu konzentrieren, auf welche Weise indigene Völker wie bestimmte amerikanische Indianer und südasiatische Inder die Gesundheit der Natur, vornehmlich der Wälder, durch spirituelle Identifikation mit der Natur, insbesondere mit den Vögeln, schützen, ist faszinierend und potentiell lohnend.“1 – Prof. Dr. Michael Brzoska, Wissenschaftlicher Direktor, Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, Universität Hamburg “Im folgenden Text werden unterschiedliche Beispiele für die Bedeutung von Federn in der indianischen Kultur vorgestellt und ein Zusammenhang zwischen dem Besitz von Federn und Macht – auch göttlicher Macht – hergestellt.” – Dr. Jobst-Michael Schröder, Leiter des Fachgebiets „Nachhaltige Waldbewirtschaftung“, Institut für Weltforstwirtschaft, Hamburg “Gratulation zur Vollendung Deiner Arbeit. Die Welt ist jetzt sehr fortschrittlich und ich freue mich, dass Du für Deine Arbeit einen passenden Einsatz gefunden hast.“ – Carla Dove, Ph.D., Leiterin des Labors für Federforschung, Nationales Naturhistorisches Museum, Smithsonian Institution, Washington, D.C., USA 1 Auszüge einer längeren kritischen Stellungnahme. 3 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Verifikation durch Federführer Abbildung 2: Haru Xynã Kuntanawa (links) und sein Vater Univu Kuntanawa (rechts), zwei Federführer der Neotropis, verifizierten die in dieser Masterarbeit getroffenen Aussagen aus indigener Perspektive und verliehen ihnen Authentizität. 4 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung……………………………………………………………………8 0. Einführung………………………………………………………………………....9 Noch nie da gewesenes Ereignis der Weltgeschichte Argumente der Skeptiker entschärft Natürliche Regulierung unwahrscheinlich Kritische Grenze von 6 °C im Rahmen der Möglichkeiten Warnung des Weltklimarates (IPCC) Gaia stirbt Das Entstehen Klima-induzierter Konflikte Die Vision des weisen Apachen ‚Großvater’ Unterschiede von Indianischen zu Industriegesellschaften Forschungsfrage Hypothese Methode Definition von ‚Indigene Nationen’ Dem ‚American way of life’ einen ‚indigenous way of life’ gegenübersetzen 1. Klimakrieg .………………………………………………………………………22 Erste Verwendung des Begriffes ‚Klimakrieg’ Militärischer Klimakrieg Psychologischer Klimakrieg Heutige Verwendung des Begriffes ‚Klimakrieg’ Die Entthronung der Natur Arbeitsdefinition von ‚Klimakrieg’ Klimakrieg – ein klassischer Umweltkonflikt? 2. Klimafrieden ……………………………………………………………………..27 Ursprüngliche Lebensweise von Menschen Verschiedene Standpunkte von Menschen zur Natur Erste Verwendung des Begriffes ‚Klimafrieden’ Arbeitsdefinition von ‚Klimafrieden’ 5 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Leben im Einklang mit der Natur Der Mensch als Fürsorger der Erde Indianisches Leben – ein Beispiel für Leben im Einklang mit der Natur 3. Ein Bewusstseins-Modell .........…………………………………….……………33 Vier Ebenen des Bewusstseins Wertformierung vom Bewusstsein Evolution durch die vier Ebenen des Bewusstseins Indianer auf der höchsten Bewusstseinsebene Ähnlichkeit der Indianer zu den Indern Indianer haben die höchste Bewusstseinsebene durch Federn erreicht 4. Die indianische Sichtweise der Natur ...………………………………………….41 Das Auge des Herzens Singen in der Natur Vermenschlichung der Natur Die Beziehung der Indianer zu Bäumen Die Beziehung der Indianer zu Tieren Totem-Tiere und Spirit-Tiere Kommunikation mit Spirit-Tieren Die Beziehung der Indianer zu Vögeln Die Beziehung der Indianer zur Erde Indianische Gesellschaftsstruktur 5. Der Weg der Feder .........…………………………………………………………55 Federn als Ursprung indianischer Kultur Die Feder-Initiation Die Sonnen- Erkundung durch Federn Verdienen von mehr Federn Federn als Geschenke von der Natur und von Menschen Wunsch-erfüllende Federn Der Adler-Tanz Die Gefiederte Sonne Die Sonne als Haupt-Lebensspender 6 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Identifizierung mit der Sonne Der Sonnentanz 6. Der Feder Führer .……......……………………………………………………….....71 Definition von ‚Feder Führer’ Die drei Dimensionen eines Feder Führers Autorschaft der Feder Autorität der Feder Authentizität der Feder Feder Führer können fliegen Mythologischer Feder Führer Feder Führer der Indianer Feder Führer in anderen Teilen der Welt Feder Führer der globalen Naturallianz 7. Eine Fallstudie nachhaltiger Forstwirtschaft .……………………………………..........92 Die Wichtigkeit von Wäldern zur Abwendung eines Klimakrieges Indianer als Fürsorger der Wälder der Erde einsetzen? Frieden im Wald Die Menominee-Indianer Der Ratschlag des Feder Führers der Menominee-Indianer Indianische nachhaltige Forstwirtschaft Umsatzrate indianischer Forstwirtschaft Schutz des ‚Großvater-Baumes’ Die Königin des Waldes Beiträge zur Debatte zum Wald-Erhalt: Indianische selektive Silvikultur Vorschlag einer Wald-Armee für den Amazonas an die Vereinten Nationen 8. Schlussfolgerung ..…………………………………………………………..…….......103 9. Nachwort .………………………………………………………….……………….....105 10. Danksagung………………………………………………………….……………….109 11. Literaturverzeichnis …………………………………………………………….........112 12. Memorandum der Feder Führer aus dem Amazonas an Sigmar Gabriel…………….121 13. Gründung des Welt-Feder-Rates.........................................………………….............122 7 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Zusammenfassung Die Häuptlinge vieler indigener Nationen auf der ganzen Welt führen traditionell Federn am Kopf als Ausdruck ihrer Autorität. Sie werden deshalb als Feder Führer bezeichnet. Federn dienen diesen Feder Führern als „Antennen der Spiritualität“, um die Stimmen der Natur in sich selbst wahrnehmbar zu machen und eine Allianz ihrer Nation mit der Natur einzugehen. Die vorliegende Masterarbeit beschreibt, wie Vogelfedern den Feder Führern ermöglichen, ihr Bewusstsein auf die Ebene ganzheitlicher Naturwahrnehmung zu heben und im Einklang mit der Natur zu regieren, um so einem globalen Klimakrieg vorzubeugen. Besonders wertvoll sind die Ratschläge der Feder Führer in Bezug auf den Erhalt des Waldes, da dieser in der Vorbeugung eines globalen Klimakrieges eine besonders wichtige Rolle spielt. Damit legt die Arbeit allen wichtigen Entscheidungsträgern aus den industrialisierten Staaten der Welt nahe, die große Bedeutung von Vogelfedern als Instrumente der Naturallianz anzuerkennen und für das Überleben unserer globalen Zivilisation einzusetzen, indem sie selbst Feder Führer werden. Herausragende Bedeutung kommt der aus der Feder von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel stammenden Naturallianz zu. Gabriel würdigt die indigenen Völker als „Hüter der biologischen Datenbank“ der Erde. Durch die Verwendung von Vogelfedern als Verbindungsstücke zwischen Mensch und Natur, wie sie bei indigenen Völkern üblich ist, kann die Naturallianz in Deutschland in Bildungseinrichtungen, Firmen und Behörden auf höchst originelle Weise in der Öffentlichkeit eingeführt und umgesetzt werden. 8 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden 0. Einführung Federführung – Die Rolle der Feder in der Politik Auf die Bedeutung der Feder sowohl in den Kulturen indigener Völker als auch in der Wissenschaft wurde bereits in mehreren Beiträgen hingewiesen (Hartmann 1969, 1976, 1976/77, 1977a, 1977b, 1980, 1981, 1982, 1994, 1999, 2000, 2007). In dem vorliegenden Beitrag soll es um die Bedeutung der Feder in der Politik gehen: um Federführung und um die Autorität der Feder. Dazu wird zunächst die momentane Krise auf unserem Planeten beschrieben. Um Wege aus dieser Krise zu finden, bedarf es dringend der Führung und Autorität der Feder, wie wir sehen werden. Noch nie da gewesenes Ereignis der Weltgeschichte Zum ersten Mal in der wissenschaftlich aufgezeichneten Geschichte der Erde sind Menschen für einen dramatischen Klimawandel globalen Ausmaßes verantwortlich. Die atmosphärischen Konzentrationen von Kohlendioxid, Methan und Distickstoffoxid sind auf der ganzen Welt stark angestiegen als Resultat menschlicher Aktivitäten seit 1750. Die Werte dieser Treibhausgase überschreiten nun bei weitem die vor-industriellen Werte der letzten 650'000 Jahre, wie aus Eisbohrkernen ermittelt wurde. Treibhausgase verändern das Energiegleichgewicht des Klimasystems, welches gegenwärtig zu einem erhöhten Strahlungsantrieb von +1.6 W pro Quadratmeter auf der Erdoberfläche führt. Als Ergebnis stieg die globale durchschnittliche Temperatur um 0,76 °C seit 1860, mit dem größten Anstieg in letzter Zeit: Elf der letzten zwölf Jahre (1995-2006) zählen zu den zwölf wärmsten weltweit seit 1850 aufgezeichneten Jahren (IPCC 2007a: 2-5). Bis zum Ende dieses Jahrhunderts wird ein Anstieg der durchschnittlichen globalen Temperatur um bis zu 6,4 °C vorausgesagt. Vom Meeresspiegel wird ein fortgesetzter Anstieg um 4,2 mm pro Jahr angenommen durch die thermale Ausdehnung des Wassers und das Schmelzen der Polkappen; mit einem langfristigen Anstieg von mehr als 11 Metern, wenn die Eisschilde von Grönland und der West-Antarktis komplett schmelzen (IPCC 2007a: 13, IPCCb: 15). Der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen, kurz ‚Weltklimarat’ (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) folgerte, dass bedeutende Fortschritte 9 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden im Modellieren des Klimas und der Sammlung und Auswertung von Daten der Wissenschaft „sehr hohe Zuversicht“ geben – eine Wahrscheinlichkeit von mindestens 9 aus 10, richtig zu liegen – in ihrem Verständnis, wie menschliche Aktivitäten eine Erwärmung der Welt verursachen. Dieses Niveau an Zuversicht ist viel höher, als der Weltklimarat in seinem letzten Bericht von 2001 angegeben hat. Argumente der Skeptiker entschärft Die beiden Hypothesen, die von Skeptikern des Klimawandels angeführt werden, besagen, dass die Effekte der Treibhausgase lediglich „Huckepack reiten“ auf zwei signifikanteren Klimatreibern. Diese Klimatreiber sind: 1. Variationen in der Intensität kosmischer Strahlung, die durch den zyklischen Durchlauf unseres Sonnensystems durch die vier Spiralarme unserer Galaxie in Intervallen von etwa 145 Millionen Jahren für mindestens 66 % der Varianz der Paläotemperaturen2 verantwortlich sind durch eine direkte Verbindung von kosmischen Strahlen mit der Formation kühlender Wolken (Shaviv & Veizer 2003); 2. eine erhöhte Aktivität der Sonne, die in einem erhöhten Solarwind resultiert, welcher den kühlenden kosmischen Strahlenfluss von der Erde ablenkt und gleichzeitig den thermalen Energiefluss erhöht, der die Erde erreicht, welches zusammen zu einer erhöhten Erdtemperatur führt (Wong 2003). Beide Theorien wurden durch eine kürzlich erschienene Studie zu Nichte gemacht (Randerson 2007). Diese Studie belegte, dass die Aktivität der Sonne seit 1985 abgenommen hat, wodurch es gemäß der angeführten Theorien zu einer globalen Abkühlung kommen sollte, während stattdessen im gleichen Zeitrahmen die globale Temperatur mit einer beschleunigten Rate von 0,2 °C pro Dekade weiter anstieg. Während diese beiden Theorien ihren Wert haben, um Langzeit-Zyklen der Eiszeiten und Warmzeiten zu erklären, kann der Sonne nicht ‚vorgeworfen’ werden, für die gegenwärtige 2 Paläotemperaturen (von Griechisch ‘paläo’, was ‘alt’ bedeutet) sind rekonstruierte Temperaturen der geologischen Zeitalter der Erde über viele Millionen Jahre, beispielsweise durch das Vorkommen bestimmter Sauerstoff-Isotope in Sedimenten. 10 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden dramatische globale Erwärmung und der daraus resultierenden Bedrohung für das Leben auf der Erde verantwortlich zu sein, welche tatsächlich durch anthropogene Treibhausgase hervorgerufen wird. Natürliche Regulierung unwahrscheinlich Eine gewisse Hoffnung existierte in der Vergangenheit, dass die globale Erwärmung genügend Süßwasser aus schmelzenden Gletschern in der Arktis freisetzen würde, um den Golfstrom umzukehren und so zumindest einen lokalen kühlenden Effekt für Europa hervorzurufen. Basierend auf den Resultaten der letzten Klimamodelle ist es jedoch unwahrscheinlich, dass der Nordatlantikstrom einen großen abrupten Wandel in diesem Jahrhundert durchlaufen wird. Etwas Verlangsamung des Nordatlantikstromes in diesem Jahrhundert ist sehr wahrscheinlich, aber es wird angenommen, dass die Temperaturen über dem Atlantik und Europa nichtsdestotrotz ansteigen werden wegen der globalen Erwärmung (IPCC 2007b: 17). Kritische Grenze von 6 °C im Rahmen der Möglichkeiten Vor 251 Millionen Jahren, am Ende des geologischen Zeitalters Perm, erlitt die Erde ein Massensterben, das 95 % aller Arten ausrottete. Es brauchte 50 Millionen Jahre, bis die Artenvielfalt sich auf einem ähnlichen Niveau wie vor der Katastrophe erholt hatte. Dies war die schlimmste Krise, welche das Leben auf der Erde je durchlaufen hat. Sie wurde nicht durch einen Meteoriten verursacht (was viele Millionen Jahre später die Ursache für das Aussterben der Dinosaurier war), sondern durch globale Erwärmung. Milliarden Tonnen Kohlendioxid tief aus dem Inneren der Erdkruste wurden durch Vulkane in Sibirien in die Atmosphäre freigesetzt, was wiederum riesige Mengen an Methan aus den sich erwärmenden Ozeanen freisetzte. In diesem sich selbst verstärkenden Teufelskreis erzeugten diese Treibhausgase einen irreversiblen Treibhauseffekt von unfassbarem Ausmaß. Untersuchungen an Sauerstoff-Isotopen in Sedimentgestein vom Ende des Perm deuten darauf hin, dass der durchschnittliche globale Temperaturanstieg 6 °C betrug (Lynas 2004: 350-351). Wenn ein Anstieg von 6 °C ausreichte, um 95 % aller Arten auf der Erde auszulöschen, dann ist die Erde erneut in Gefahr eines solchen Massensterbens – 11 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden dieses Mal durch Menschen verursacht: Die Obergrenze von dem, was der Weltklimarat (2007a: 13) als durchschnittlichen globalen Temperaturanstieg vorausgesagt hat, liegt bei 6.4 °C! Warnung des Weltklimarates Der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen (Weltklimarat) bündelt das Expertenwissen von über 2000 weltweit führenden Klimatologen und gibt Empfehlungen an die politischen Entscheidungsträger der Welt. In seinem Vierten Sachstandsbericht für Entscheidungsträger der Arbeitsgruppe II, veröffentlicht am 6. April 2007, listet der Weltklimarat die folgenden laufenden und zukünftigen globalen Trends auf, die durch die globale Erwärmung hervorgerufen werden und mit jedem weiteren Temperaturanstieg schwerwiegender und schwerwiegender werden: 1) Ansteigende Todesfälle, Krankheiten und Verletzungen durch Hitzewellen3; 2) Flutkatastrophen4, Stürme5, Feuer und Dürren, die Millionen von Menschen treffen; 3) ein Rückgang der Ernteerträge um bis zu 50 % in der regengespeisten Landwirtschaft bis zum Jahr 2020 in mehreren Ländern wegen abnehmender Niederschläge; 4) 10 - 40 % Rückgang der globalen Süßwasser-Reserven, was allein in Asien mehr als eine Milliarde Menschen nachteilig beeinflusst; 5) Anstieg des Meeresspiegels und Überschwemmung von Küstengebieten, die Millionen von Menschen gefährden; 6) 30 - 60 % der Pflanzen- und Tierarten im Risiko des Aussterbens; 7) erhöhte Haustier-Sterblichkeit in Dürregebieten; 8) erhöhte Intensität von Stürmen; 3 Eine Hitzewelle noch nie da gewesenen Ausmaßes im Sommer 2003 war für mindestens 70'000 Todesfälle in Europa verantwortlich (Spiegel Online 2007). Solche Hitzewellen werden voraussichtlich in Zukunft öfter auftreten (Bhattacharya 2003). 4 Ein Wolkenbruch von Rekordgröße in Südwest-Indien entleerte 940 mm Regen in 24 Stunden am 26. Juli 2005 und riss mindestens 1000 Menschen in den Tod (Bindra 2005). 5 Wirbelsturm Katrina forderte mindestens 1836 Leben im August 2005, was ihn zu einem der tödlichsten Wirbelstürme in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika machte (Direct Relief International 2007). 12 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden 9) erhöhte Großflächenbrände; 10) ansteckende Krankheitsvektoren und post-traumatische Stress-bedingte Störungen. Dieser Bericht fasst seine Befunde mit der Aussage zusammen, dass „ungemilderter Klimawandel langfristig wahrscheinlich die Anpassungsfähigkeit der natürlichen, gelenkten und menschlichen Systeme überschreiten wird“ (IPCC 2007b: 4-20). Gaia stirbt Sogar James Lovelock, der Begründer der Gaia-Hypothese von der Erde als lebendem Organismus, ist zu einem Pessimisten geworden. Einst war er der Anführer der ökologischen Bewegung und brachte Tausenden von ‚grünen Denkern’ Inspiration. Als ausgebildetem Chemiker betrachteten seine wissenschaftlichen Kollegen seine augenfällige New-Age-Theorie zunächst mit Unverständnis und Skepsis. Später akzeptierten sie seine systemischen Ideen in der Hauptströmung der Wissenschaft und nennen sie nun ‚Erdsystem-Wissenschaft’. Seine Theorie postuliert, dass unser Planet alle seine terrestrischen, aquatischen und atmosphärischen Rückkopplungs-Systeme in solch einer Weise reguliert, dass sie Leben aufrecht erhalten – fast so, als sei die Erde ein lebender Organismus. Aber dann kam, was er „die menschliche Epidemie“ nennt: Menschen rodeten die Wälder der Erde, um Landwirtschaft zu betreiben, und beraubten die Erde damit ihrer Selbstreparatur-Mechanismen: die Wälder. Der Verlust der Wälder wurde auch von Diamond (2005: 18-19) als eine von acht Kategorien von Ursachen beschrieben, die zum Zusammenbruch von früheren Zivilisationen beitrugen. Lovelock sagt voraus, dass die Bevölkerung der Erde bis zum Jahr 2100 um mehr als 80 % reduziert wird, und dass große Gebiete der Erde in diesem Jahrhundert durch den Klimawandel verwüstet werden. Selbst ein Atomkrieg wäre nicht so vernichtend wie die Auswirkungen der globalen Erwärmungen, behauptet er (Evers 2007: 30-32). . 13 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Das Entstehen klima-induzierter Konflikte Wenn die Trends, die vom Weltklimarat aufgeführt werden, in der Zeit fortgesetzt werden, könnte die zunehmende Knappheit an Nahrungsmitteln, Wasser und Lebensraum, kombiniert mit einer wachsenden Weltbevölkerung und erhöhten Ansprüchen durch höhere Lebensstandards zu globalen Konflikten von massiven Ausmaßen führen. Die Auswirkungen des Klimawandels breiten sich von direkt betroffenen Gegenden und Sektoren auf andere Gegenden und Sektoren aus durch extensive und komplexe Verbindungen6 und „umwelt-induzierte Migration“, wie durch den Wissenschaftlichen Beirat für Globale und Umweltfragen der Deutschen Bundesregierung unterstrichen wurde (WBGU 2007: 3). Diesen neuesten Resultaten wissenschaftlicher Untersuchungen gingen eine Reihe von Warnungen aus früheren Quellen voraus. Größtenteils kamen diese in der Form von generelleren Besorgnissen über menschliches Verhalten gegenüber der Natur (z. B. Meyer-Abich 1987, Verbeek 1987). Die Vision des weisen Apachen ‚Großvater’ Eine sehr detaillierte und dramatische Voraussage eines kommenden Klimakrieges ist in den Visionen eines weisen Indianers vom Stamm der Apachen enthalten, der ‚Großvater’ genannt wurde. Irgendwann in den 1920er-Jahren hatte er vier Visionen über das apokalyptische Schicksal der Menschheit und die Zerstörung nahezu allen Lebens auf der Erde, falls die anthropogene Verschmutzung nicht umgewendet wird. Für das Szenario, in dem die Verschmutzung wie gewohnt weiter anhält – speziell die Verschmutzung der Atmosphäre – oder in anderen Worten „ein Leben fern von der Natur“, sagte er mehrere Stufen von schlimmeren und schlimmeren Ereignissen voraus, die erschreckende Ähnlichkeit mit den neuesten Voraussagen des Weltklimarates aufweisen. Sie manifestieren sich in folgenden Auswirkungen: 1) Desertifikation, Dürren, Hungersnöte 2) Aussterben von Vögeln und anderen Tieren auf globaler Ebene 3) „Löcher im Himmel“, hervorgerufen durch die Reisen des Menschen 6 Diese komplexen Verbindungen sind für den Einzelnen of schwierig zu verstehen und werden daher von den betroffenen Gruppen oft als ‚Naturkatastrophen’ gebrandmarkt (Bächler 1993: 17). 14 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden 4) Abwesenheit von Wolken und ausbleibender Regen, erdrückende Hitze, Stauberfüllte dicke Luft 5) atmosphärische Verzerrungen derart, dass die Sonne größer erscheint und der Himmel nachts eine rote Farbe annimmt 6) Stürme von nie da gewesener Intensität 7) Überschwemmungen von Küstengebieten 8) Wasserknappheit in den Städten 9) drogen-induzierte Städtekriege 10) unheilbare Epidemien Seine vierte und letzte Vision beschreibt, was als ultimativer Klimakrieg bezeichnet werden kann – ein globaler Zusammenbruch menschlicher Zivilisation, ausgelöst durch den dramatischen, von Menschenhand gemachten Klimawandel, der in brutalem Kannibalismus endet (Brown 1991): „Es wird eine große Hungersnot auf der ganzen Welt geben, wie sie sich der Mensch nicht vorstellen kann. Die Gewässer werden abscheulich, die Gifte aus des Menschen Sünden7 fließen überall im Grundwasser, in den Seen und den Flüssen. Die Ernten werden ausfallen, die Tiere des Menschen werden sterben, und Seuchen werden die Massen vernichten. Die Enkelkinder werden sich von den Überresten der Toten ernähren, und allgegenwärtig werden die Schreie von Qual und Angst. Umher streichende Banden von Menschen werden andere Menschen jagen und zum Essen töten, und Wasser wird immer knapp sein und mit jedem Jahr knapper werden. Das Land, das Wasser und der Himmel werden alle vergiftet sein [...]. Der Mensch wird sich zuerst in den Städten verstecken, doch dort wird er sterben. Ein paar werden in die Wildnis rennen, aber die Wildnis wird sie vernichten, denn sie wurden vor langer Zeit vor eine Wahl gestellt. Der Mensch wird zerstört, seine Städte in Ruin, und es ist dann, dass die Enkelkinder für die Sünden ihrer Großväter und Großmütter bezahlen werden.“ Unterschiede von Indianischen zu Industriegesellschaften Natürlich ist es nicht möglich, direkt Lehren von den indianischen Gesellschaften für unsere modernen Industriegesellschaften zu ziehen wegen der sehr verschiedenen Kosmologien. Großvater unterscheidet zwischen der ‚Welt des Menschen’, die im 7 Es ist unwahrscheinlich, dass Großvater den Begriff ‚Sünde’ in seiner ursprünglichen Beschreibung an seinen Schüler Tom Brown benutzte, weil das Konzept der Sünde durch das neorömische Imperium als ultra-vires-Machtinstrument eingeführt wurde, welches der indianischen Kultur fremd war. 15 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Klimakrieg zerstört wird, und den ‚Kindern der Erde’, die überleben werden. Diie Hauptunterschiede sind in Tabelle 1 aufgelistet. Daraus kann abgeleitet werden, dass die indigenen Völker mit ihrer traditionellen Lebensweise solche Kinder der Erde sind. In seiner ersten Vision bezieht sich ‚Großvater’ auf einen bestimmten Volksstamm8 in Afrika, deren Mitglieder einmal als ‚Kinder der Erde’ gelebt haben aber dann in eine Hungersnot gerieten. Der Grund für diese Hungersnot wird wie folgt erklärt (Brown 1991): “Diese Leute hätten allein gelassen werden sollen. Sie wußten einst, mit der Erde zu leben, und ihr Wohlstand wurde in Freude, Liebe und Frieden gemessen. Aber all das wurde ihnen genommen, als die Welt deren Gesellschaft als primitiv zu betrachten began. Damals began die Welt, ihnen zu zeigen, wie man Landwirtschaft betreibt und weniger primitiv lebt.” Und er fährt fort: “Die Welt wird eines Tages auf all dies mit Schrecken blicken und die Schuld für die Hungersnot dem Wetter und der Erde geben. […] Die Welt wird nicht erkennen, dass sie diesen Ort des Todes geschaffen hat, indem sie diese Menschen dazu zwang, größere Familien zu haben. Als die Naturgesetze des Landes gebrochen wurden, verhungerten die Leute, so wie die Natur die Rehe im Winter zu Grunde gehen läßt, wenn es deren zu viele gibt um vom Land getragen zu werden.” Der Haupt-Unterschied zwischen den Indigenen Völkern und den Industrie-Gesellschaften besteht darin, dass die Gesellschaften der Indigenen Völker auf lebendiger Spiritualität basieren, während diese den Menschen der Industrie-Gesellschaften weitgehend verloren ging. Es ist nicht so, dass die Indigenen beispielsweise keinen Sex hätten oder keine Drogen nähmen – der Unterschied ist, dass sie dabei eine tiefe spirituelle Verbindung mit dem Spirit der Pflanze eingehen, die sie einnehmen, und mit dem Spirit des Menschen, mit dem sie sich sexuell vereinen. Diese geistreiche Verbindung fehlt vielen Menschen der Industrie-Gesellschaften, die ein oberflächliches Leben des materiellen Konsums führen – vielleicht den meisten, wie Großvater meint, aber längst nicht allen. Es gibt auch in den Industrie-Nationen Menschen mit Spirit. 8 Volger (2002) differenziert zwischen ‘Stämmen oder ‘Stammesvölkern’ and ‘indigenen Völkern’. 16 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Die Kinder der Erde (Indigene Völker) 1) Leben verbunden mit der Erde und im Einklang mit den Naturgesetzen des Landes 2) Streben in jedem Moment nach spiritueller Erleuchtung und arbeiten für die spirituelle Erleuchtung der ganzen Menschheit, indem sie das Wissen und die Philosophie der Erde in die moderne Gesellschaft einbringen 3) Erfahrung von Glück, Liebe und Frieden in Einheit, leben ihre Vision 4) Folgen ihren Herzen, laufen keinem Führer hinterher 5) Arbeiten so gut es ihre Fähigkeiten erlauben, um die Dinge besser zu machen für ihre Enkelkinder 6) Hören auf den Spirit der Erde und verstehen die Warnungen der Natur 7) Früher eine Stammesgesellschaft mit Schamanen, nun oft verstreut und isoliert 8) Werden den Klimakrieg überleben und sich von dem zerstörerischen Denken der Menschheit reinigen. Werden neue Hoffnung einer neuen Gesellschaft bingen, die näher an der Erde und dem Spirit lebt Die Welt des Weissen Mannes (Industrie-Gesellschaften) 1) Leben fern der Natur 2) Führen ein oberflächliches Leben, das nur aus Fleisch und Arbeit besteht 3) Erfahrung von Mittelmäßigkeit, geben ihren Sinn für Abenteuer auf 4) Jagen den bewusstseinslosen Göttern von Sex und Drogen hinterher, was zu Epidemien und Städtekriegen führt 5) Töten ihre Enkelkinder, um ihre Kinder zu ernähren, d. h. leben nicht nachhaltig und für kurzfristigen Profit 6) Geben die Schuld für Hungersnöte und Krankheiten dem Wetter und der Natur anstatt sich selbst die Schuld zuzuweisen; beachten nicht die Warnungen der Natur 7) Betrachten Stammesgesellschaft als primitiv 8) Werden durch den Klimakrieg zerstört, und die Erde wird sich selbst heilen Tabelle 1: Vergleich der ‘Kinder der Erde’ (Indigene Völker) mit der ‘Welt des Weissen Mannes’ (Industrie-Gesellschaften), wie sie von dem Apachen ‘Großvater’ beschrieben wird (extrahiert aus Brown 1991). Forschungsfrage Großvater konnte sich nur eine radikale Wahl vorstellen: Klimakrieg oder Rückkehr zu einer menschlichen Lebensart im Gleichgewicht mit der Natur. Die derzeitige Diskussion hat das Schreckgespenst des Klimakrieges wieder auferstehen lassen – jedoch üblicherweise beschränkt sie sich darauf, Wege zu finden, den Klimawandel einzugrenzen, während zugleich die menschliche Lebensart, die auf der Ausbeutung der Natur basiert, 17 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden fortgesetzt wird (siehe IPCC 2007c). Es soll hier nicht untersucht werden, ob solche Abhilfemaßnahmen erfolgreich sein können oder werden, um einen Klimakrieg abzuwenden. Stattdessen habe ich in dieser Studie ein sehr viel beschränkteres Ziel. Ich werde den indianischen Denkansatz zum Klimawandel und Klimakrieg ernst nehmen und uns in mehr Details dem Wissen und den Bräuchen der ursprünglichen indianischen Kulturen zuwenden. Meine Forschungsfrage lautet: „Ist die im deutschen Sprachgebrauch enthaltene Bedeutung von ‚Federführung’ und ‚federführend’ im Sinne von Kompetenz und Verantwortung gerade in der Regierungsarbeit im wörtlichen Sinne auf die Häuptlinge von indigenen Nationen übertragbar, die Federn am Kopf führen? Welche Bedeutung schreiben indigene Völker Federn zu, und wie passen diese Bedeutungen mit den Bedeutungen von Federn im deutschen Sprachgebrauch zueinander? Welche Schlussfolgerungen lassen sich daraus in Bezug auf eine Vorbeutung eines Klimakrieges ableiten? Hypothese Die Hypothese dieser Studie ist, dass das Wissen und die Bräuche der indigenen Völker sowohl die derzeitige Debatte als auch zukünftige Handlungsoptionen zur Abwendung eines Klimakrieges nachhaltig prägen können. Die Rezepte zur Abwendung, welche von modernen Gesellschaften gefunden werden, sind unwahrscheinlich identisch mit jenen dieser Gruppen; dennoch wäre es unklug, nicht über ihr Denken und Handeln Bescheid zu wissen und nachzudenken. Dies ist speziell wahr im Kontext der Sicherheitspolitik, wenn das alte Konzept nationaler Sicherheit – der Sicherung „der (wahrgenommenen) Abwesenheit von (militärischen) Bedrohungen“ innerhalb nationaler Grenzen – nicht länger gültig ist wegen der transnationalen globalen Effekte der atmosphärischen Veränderungen9 und stattdessen durch ein neuartiges Verständnis ersetzt wurde von Sicherheitspolitik als „Politik, welche die Existenz der Zivilisation sichert“ (Giessmann 1992: 64). Solch ein globales Konzept von Sicherheitspolitik verlangt, dass wir alle möglichen Wege untersuchen, um das Überleben der globalen Zivilisation zu sichern, einschließlich Prozeduren von uralten Kulturen, die auf den ersten Blick fremd erscheinen. 9 Das Konzept von Umwelt-Sicherheit erhält in diesem Rahmen eine internationale Dimension, die sich nicht auf die Summe der nationalen Sicherheitsformeln und zwischenstaatlichen Abkommen reduzieren lässt (Gleditsch (Hrsg.) 1997: 204). 18 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Dieser Denkansatz ist nicht völlig neu. Indigene Völker werden als erstklassige Informationsquelle zur nachhaltigen Entwicklung in einem großen Teil der Literatur über Nachhaltigkeit angeführt, die vom Brundtland-Bericht (World Commission on Environment and Development 1987) bis zum philosophischen, idealistischen Nachsinnen von einem Autor wie Thomas Berry reicht (Berry 1988). Methode Die Auswahlkriterien für die in diesem Buch angeführten Zitate mögen zunächst banal erscheinen: Jedes Volk und jedes Individuum, das sich selbst als ‚indigen’ bezeichnet, soll zu Wort kommen dürfen und ernst genommen werden. Dieses Kriterium der SelbstIdentifikation mit dem Merkmal ‚indigen’ basiert auf der Definition der Vereinten Nationen. Es wurde über viele Jahre debattiert und schließlich doch übernommen, weil es von den Indigenen selbst als einziges akzektables Merkmal ihrer Zugehörigkeit zu den ca. 5000 indigenen Nationen, die weltweit etwa 200 Millionen Menschen umfasst, empfunden wird. Jede Klassifizierung zwischen ‚indigen’ und ‚nicht-indigen’, die von außen kommt, lehnen sie ab (Volger 2002: 360). Ebenso zu Wort kommen sollen Menschen, die viel Zeit mit Indigenen verbracht haben und deren Wissen in ihren Veröffentlichungen wieder geben, sofern deren Aussagen von den Indigenen ein weiteres Mal verifiziert wurden. Deshalb legt der Welt-Feder-Rat alle Aussagen, die in diesem Buch getroffen werden, vielen Indigenen aus der ganzen Welt zur Authentifizierung vor. Ich werde mit einem Überblick des Begriffes ‚Klimakrieg’ beginnen und daraus eine Arbeitsdefinition ableiten. Im Anschluss werde ich diese Definition umkehren, um ‚Klimafrieden’ zu definieren, da Krieg nicht unser Endziel sein kann. Nach dieser Definition des Klimafriedens wird ein Bewusstseins-Modell eingeführt, welches erklärt, warum Indianer sich anders gegenüber der Natur verhalten als Individuen der Industriegesellschaften. Der übrige Teil dieser Studie ist der indianischen Herangehensweise zum Leben im Einklang mit der Natur gewidmet sowie den Prozeduren und Instrumenten, welche die Indianer benutzen, um dies zu erreichen, während jeder Aspekt im Lichte der Debatte zur Vorbeugung eines Klimakrieges zusammengefasst wird. 19 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Es kann nicht abgestritten werden, dass viele zeitgenössische indianische Kommunen sich in ähnlichen sozialen Nöten und Umweltkrisen befinden wie die Industriegesellschaften, oder schlimmer noch in einer sozialen und ökologischen Art von Vorhölle, nachdem sie eine kapitalistische Lebensweise angenommen haben, ohne diese mit ihrer eigenen Kultur integrieren zu können. Beispielsweise weisen die Menominee-Indianer im USamerikanischen Bundesstaat Wisconsin, die weithin gepriesen wurden und 1996 vom damaligen US-Vizepräsidenten Al Gore mit dem Präsidenten-Preis des Präsidentiellen Rates für Nachhaltige Entwicklung geehrt wurden, schwerwiegende Probleme mit Alkoholismus, Drogenmissbrauch, Armut, Sozialhilfe-Abhängigkeit, Kinder- und Ehepartnermissbrauch sowie Kriminalität auf. Einige Mitglieder haben sogar ihren eigenen Wald mit chemischen und nicht biologisch abbaubarem Unrat (wie Bierdosen) verseucht und versuchten, persönlichen Profit einzustreichen und dabei die Erhaltungsbemühungen anderer Stammesmitglieder zunichte machten (Davis 2000: 10). Deshalb wird in dieser Studie das Hauptaugenmerk auf den ursprünglichen Wurzeln indianischer Kultur liegen und nicht auf den derzeitigen verzerrten Phänomena. Definition von ‚Indigene Nationen’ Neben dem objektiven Merkmal der historischen Kontinuität mit den prä-kolonialen Einwohnern und der Beibehaltung der ethnischen und kulturellen Identität gilt laut der Definition der ILO-Konvention 169 als das wichtigste subjektive Merkmal von ‚indigen’, wer sich selbst als solches empfindet. „Das Gefühl10 der Eingeborenen- oder Stammeszugehörigkeit ist als grundlegendes Kriterium für die Bestimmung der Gruppen anzusehen, aud die die Bestimungen dieses Übereinkommens Anwendung finden“ (International Labour Organization 1959). José R. Martinez Cobo, der Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen zum Problem der Diskriminierung gegen Angehörige Indigener Völker, fügt dieser Definition das Merkmal der „Nicht-Dominanz“ hinzu: Indigene Nationen sind Liebhaber des Friedens und bilden damit einen Gegenpol zu dem auf Gewaltmonopol basierenden internationalen Staatensystem. Lange Zeit verwendeten die Vereinten Nationen bei der Bezeichnung der indigenen Völker anstelle des Begriffes ‚Völker’ (engl.: ‚peoples’) die Begriffe ‚Bevölkerungen’ (engl.: ‚populations’) und ‚Angehörige einer Gruppe’ (engl. ‚people’ als Plural), weil die 10 Betonung hinzugefügt durch den Welt-Feder-Rat. 20 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Mehrheit der Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen der Ansicht war, die Verwendung des Begriffs ‚Völker’ würde die Indigenen motivieren, das Recht der Selbstbestimmung, das nach der UN-Charta Völkern zusteht, für sich zu fordern. Erst Anfang der 1990er-Jahre begann die Staatengemeinschaft, den englischen Begriff ‚peoples’ (‚Völker’) zu verwenden (Volger 1992: 364). In den neueren Dokumenten der Dem ‚American way of life’ einen ‚indigenous way of life’ gegenübersetzen Weltweit gibt es 370 Millionen Indigene (Vereinte Nationen 2007). Davon leben allein in China über 60 Millionen Indigene, über 50 Millionen in Indien, etwa 30 Millionen in Russland und den Staaten der früheren Sowjetunion und etwa 15-20 Millionen in Lateinamerika (Burger 1987: 65 ff.). Zusammen genommen übertreffen die 370 Indigenen der Welt die Bevölkerung der Vereinigten Staaten von Amerika – die führende Militärmacht der Welt. Wenn die Indigenen Nationen sich organisieren und die Federführung der Globalen Naturallianz übernehmen, sind sie in Bevölkerungszahl und paramilitärischen11 Fähigkeiten in der Lage, ein Gleichgewicht zur Bevölkerung und den militärischen Kapazitäten der USA einzunehmen. Die Debatte um den Schutz der indigenen Völker hat die Weltöffentlichkeit auf das wertvolle Erbe der indigenen Völker aufmerksam gemacht: ihr Wissen um die Natur, ihre tiefe Beziehung zum Land, ihr Streben nach Erhalt der umwelt als integralem Teil ihrer Kultur (Volger 2003: 380-381). 11 Der Ausdruck ‘para’ bedeutet auf Sanskrit ‘jenseits’ oder ‘transzendental’. Paramilitärische Operationen werden jenseits militärischer Waffengewalt ausgeführt. 21 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden 1. Klimakrieg Erste Verwendung des Begriffes ‚Klimakrieg’ Der Begriff ‚Klimakrieg’ wurde zum ersten Mal verwendet, um militärische Techniken zu beschreiben, die gezielt die langfristigen Wetterbedingungen über dem Territorium eines ‚Feindes’ verändern sollen. Die Britische Luftwaffe hat beim Experimentieren mit dieser neuen Technologie über ihrem eigenen Territorium am 15. August 1952 über dem Dorf Lynmouth in Südwest-England versehentlich eine der größten Flut-Katastrophen in der britischen Geschichte ausgelöst. Augenzeugen berichteten von Flugzeugen, die Chemikalien in den Himmel sprühten, und von Himmelsfarben, die sie nie zuvor gesehen hatten – gelb, grün und sogar violett. Während dem darauf folgenden Wolkenbruch, der für 24 Stunden anhielt, riss die vom Himmel nieder strömende Sintflut 35 Menschen in den Tod und machte 420 obdachlos (Zindel 2006: 1-2). Militärischer Klimakrieg Im Jahre 1955 schrieb der Mathematiker John von Neumann einen Artikel in dem Magazin ‚Fortune’ darüber, was er „klimatische Kriegführung“ nannte (Kneip 2007: 37). Diese Art der Kriegführung umfasste das künstliche Abschmelzen der Eisschilde und künstliche Wettermanipulationen. Während der 1950er- und 1960er-Jahre investierte das Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten von Amerika mehrere hundert Millionen US$ pro Jahr in Untersuchungen über klimatische Kriegführung (Zindel 2006: 3). Zwischen 1967 und 1972 generierte das US-Militär in 2602 Kampfhandlungen künstlichen Regen, vor allem während des Indochina-Krieges, indem Silber-Iodid (AgI) und möglicherweise andere unbekannte Substanzen in Wolken hinein gesprüht wurden. Künstlicher Regen kann dazu eingesetzt werden, Verkehr zu behindern und Schlammlawinen über Straßen des ‚Feindes’ auszulösen, hat jedoch keinen langfristigen Effekt auf eine Veränderung des Klimas. Mit Prozeduren für weitreichende klimatische 22 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Veränderungen und die Verstärkung von Stürmen wurde in Militärkreisen experimentiert, die sind jedoch nicht einsatzbereit (Son 1992: 104-121). 12 Psychologischer Klimakrieg Beträchtliche Überlegungen in Militärkreisen gingen in die Projektion von Niedrigfrequenz-Strömungen über die elektrisch geladene Hoch-Atmosphäre, die Ionosphäre, auf ‚Feindesterritorium’. Einige menschliche Gehirnfunktionen laufen auf sehr niedrigen Frequenzen von etwa 5 Hz und sehr niedrigen Feldstärken ab. Diese Frequenz ist als der ‚Alpha-Rhythmus’ des Gehirns bekannt. Wenn Menschen niedrig pulsierenden elektromagnetischen Feldern derselben Art ausgesetzt sind, kann empirisch gezeigt werden, dass die allgemeine organische Leistungsfähigkeit dieser Individuen nach etwa einer Viertelstunde abnimmt. Wenn der elektromagnetische Schild der Ionosphäre über einem bestimmten Territorium künstlich auf solche Weise verstärkt werden kann, dass es den Biorhythmus von darin befindlichen ‚Feinden’ verändert, wäre dies eine sehr subtile Art der psychologischen Kriegführung (Alrecht 1983: 58). Das High Frequency Active Auroral Research Program (HAARP) in Alaska mit einer großen Anlage von 180 Antennen, welche dazu entworfen wurde, 3’981 MW in die Ionosphäre zu feuern, wurde in Verschwörungstheoretiker-Kreisen als ein solches Instrument der Geistkontrolle angenommen, und der Begriff ‚Klimakrieg’ wurde auch in diesem Zusammenhang verwendet (Chossudovsky 2005). Heutige Verwendung des Begriffes ‚Klimakrieg’ Mit wachsender Bewusstheit der gegenwärtigen Klima-Veränderungen auf der Erde und der daraus hervorgehenden Herausforderungen hat der Begriff ‚Klimakrieg’ eine neue Bedeutung angenommen. Während die oben erwähnten ‚Klimakriege’ absichtlich 12 Die echte Gefahr, dass solche Verfahren für einen Klimakrieg entwickelt werden könnten, kombiniert mit dem großen öffentlichen Protest nach dem Gebrauch solcher Techniken nach dem Indochina-Krieg veranlasste die Sowjetunion, 1977 eine Umweltveränderungs-Konvention (Environmental Modification Convention) vorzuschlagen. Diese Konvention wurde von den Vereinigten Staaten von Amerika etwas entschärft, wurde jedoch schließlich unterschrieben und trat am 5. Oktober 1978 unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen in Kraft. Artikel II der Konvention definiert, was durch Umweltveränderungs-Techniken hervorgerufen werden könnte: Erdbeben, Flutwellen, Störung des ökologischen Gleichgewichts einer Region, Veränderung von Wetterstrukturen (Wolken, Niederschläge, Wirbelstürme verschiedener Arten und Tornados); Veränderungen von Klimastrukturen, Veränderungen von Meeresströmen, Veränderungen des Zustandes der Ozonschicht und Veränderungen des Zustands der Ionosphäre (Fahl 1989: 204-211). 23 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden entworfen wurden und entweder hypothetisch blieben oder beschränktes Ausmaß hatten, scheint das, was nun auf uns zukommen könnte, ein Klimakrieg, der unbeabsichtigt13 ist und dessen Auswirkungen mit globaler Größenordnung außer Kontrolle geraten könnten. Der Begriff in diesem Zusammenhang scheint erstmals von Meyer-Abich (1996) verwendet worden zu sein in einer Diskussion über die Ungerechtigkeit von ungleichen Veränderungen über der Nord- und Südhemisphäre der Erde. In den letzten Monaten hat der Begriff eine neue Eigendynamik entwickelt in politischen Debatten (z. B. Dyer 2007, Paywand 2007) und in den Medien (z.B. Allard 2007, Bittner 2007, Gartzke 2007, LaFrenz 2007, Northam 2004, Zeiner 2007). Die Entthronung der Natur Großvater zufolge ist der Klimakrieg ein Resultat des menschlichen „Lebens fern von der Natur“(Brown 1991). Die Abtrennung des menschlichen Lebens von der Natur wurde während des Zeitalters der Aufklärung besiegelt, welches Hand in Hand mit der Industriellen Revolution ging. Viele Wissenschaftler des Zeitalters der Aufklärung beschlossen, ihren eigenen Großen Spirit14 von der Natur abzutrennen und in Flaschen einzuschließen. Diese Liquidation (Verflüssigung) des Spirit in Sprit – seine Transformation vom Subjekt in ein Objekt – hatte den Vorteil, dass der flüssige Spirit – nun seiner Größe entledigt – in den akademischen Abendsitzungen der Wissenschaftler konsumiert werden konnte.15 16 Es war zu jener Zeit, dass die Natur für tot erklärt wurde 13 Diamond (2005: 18) hat für den unbeabsichtigten ökologischen Suizid einer Gesellschaft den Begriff ‚Ökozid’ geprägt. 14 Ich verwende den Begriff ‚Spirit’ im deutschen Sprachgebrauch in Anlehnung an das Buch von Owen (2001) mit dem Titel: ‚The Spirit of Leadership : Führen heisst Freiräume schaffen’. Den Bribri-Indianern zufolge ist ein Großer Spirit jemand, der eine Federkrone trägt (Interview in Juli 2002, Puerto Viejo, Costa Rica). Obwohl die Menschen in unserer Gesellschaft üblicherweise keine Federkronen tragen, kommt das Konsumieren des Spiritus in Flaschen in den Augen der Indianer dem Niederlegen der eigenen Krone gleich, d. h. dem Weggeben der eigenen Würde. 15 Stellvertretend für diese Haltung, die in akademischen Kreisen heute immer noch präsent ist, kann man eine Aussage eines renommierten Professors für Internationale Beziehungen an einer niederländischen Universität heranziehen: Er denke über die Existenz oder Nicht-Existenz von Gott über eine Flasche Whisky nach. Damit ist in einem nahezu wörtlichen Sinn impliziert, dass Gott (nur) im Whisky residiert. Dies steht im Kontrast zur animistischen Haltung der Indianer, die davon ausgehen, dass Gott in allem und allen residiert. 16 In der Industriegesellschaft bildet der Spirit in Flaschen (Alkohol) das Zentrum der Gesellschaft. Bei einem Großteil der gesellschaftlichen Anlässe wird Alkohol serviert. Alkohol spielt eine Schlüsselrolle in der Degradierung der Wahrnehmung des Individuums von der Natur und von seinen Mitmenschen. Einem Mitglied der königlichen Familie der Bribri-Indianern zufolge sollte jemand, der danach strebt, ein Großer Spirit zu werden oder zu bleiben, Alkohol und Fleisch vermeiden (Interview im Juli 2002, Puerto Viejo, Costa Rica). 24 Gabriel Hartmann und das Kapital für lebendig.17 Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden 18 Die Natur wurde auf die Folter gespannt, um ihr ihre Geheimnisse abzuringen (Tetzlaff 2005). Die ‚Geheimnisse’ der Natur, die so erlangt wurden, formten die Basis für den technologischen Fortschritt. Im Zuge der Industriellen Revolution wurde Sprit zum Treibstoff sowohl für Maschinen als auch für Menschen. Dadurch wurden Menschen zu Maschinen.19 Diese Entwicklung führte zu einer Deformation und Degeneration menschlicher Wahrnehmung (Meyer-Abich 1987: 714717). Die Stimmen der Natur in uns wurden nicht mehr wahrgenommen. Der Todeskampf gegen die Natur hält bis zum heutigen Tag an: „In der Praxis ist die Natur schlicht der Gegner, der zu erschlagen ist“20 (Schuon 1990: 12-13). Eine klarere Beschreibung könnte nicht gegeben werden: Leben fern von der Natur bedeutet, die Natur als Feind anzusehen. Diese „Entthronung der Natur, oder die Spaltung zwischen dem Menschen und der Erde – ein Spiegelbild der Trennung zwischen dem Menschen und dem Himmel“ hat zu der heutigen Tatsache geführt, dass „die Welt in zwei Lager getrennt [ist], die Menschen und die Natur“21 (Schuon 1990: 13). Wir scheinen dort angekommen zu sein, was Francis Bacon (1620) als höchste und nobelste Form der Macht deklariert hat: Die Herrschaft über die gesamte Natur. Nach Meyer-Abich (1987: 710) ist die absolutistische Herrschaft des Menschen über die Natur unmenschlich, und dieser Absolutismus ist die wahre Ursache der Umweltzerstörung und des Klimakrieges. Arbeitsdefinition von ‚Klimakrieg’ Die Definition eines drohenden Klimakrieges, die den Punkt am genauesten trifft und hier als Arbeitsdefinition dienen soll, wurde von Alt & Alt (2007) gegeben: „Der Klimakrieg ist ein Weltkrieg gegen die Natur.“ Die Besonderheit dieser Definition ist, dass die Natur darin als Kriegspartei personifiziert wird, während die andere Partei in diesem 17 „Die lebendige, beseelte Natur starb, während totes, unbeseeltes Geld mit Leben ausgestattet wurde. Zunehmend nahmen Kapital und der Markt die organischen Eigenschaften von Wachstum, Stärke, Aktivität, Schwangerschaft, Schwäche, Verfall und Zusammenbruch an, wodurch die zugrunde liegenden sozialen Beziehungen von Produktion und Reproduktion, die ökonomisches Wachstum und Fortschritt ermöglichen, verdunkelt und mystifiziert wurden“ (Merchant 1982: 288, übersetzt aus dem Englischen durch den Welt-Feder-Rat). 18 Die Saat für die Folter der Natur ist viel älter als die Industrielle Revolution. Sie hat ihren Ursprung in unserer Sprache. Auf englisch beispielsweise ist alles außer Menschen (und vielleicht Haustieren) mit dem Wort ‚it’ verdinglicht. 19 Haru Xynã Kontanawa, dem Häuptling der Kontanawa-Indianer zufolge, beschmutzt Alkohol die eigene Spiritualität und führt zu materieller Habsucht. Mit anderen Worten: Sprit tötet Spirit (Interview am 24. Mai 2008, Bonn, Deutschland). 20 Aus dem Englischen übersetzt durch den Welt-Feder-Rat. 21 Aus dem Englischen übersetzt durch den Welt-Feder-Rat. 25 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Krieg die Menschheit ist. Wenn die Natur als Teil der eigenen Existenz gesehen wird nach der Definition vom Leben im Einklang mit der Natur, die im nächsten Kapitel folgen wird, dann ist der Klimakrieg letztendlich ein Krieg gegen sich selbst. Klimakrieg – ein klassischer Umweltkonflikt? In einem klassischen Umweltkonflikt „hat die Natur oder das Ökosystem kein Bewusstsein“. Solch ein Konflikt wird „verursacht durch die umweltbedingte Knappheit eines Rohstoffes, das heißt: verursacht durch eine von Menschenhand geschaffene Störung seiner normalen Regenerationsrate“22 (Libizewski 1992: 4-6). Diese Knappheit führt dann zu Konflikten zwischen menschlichen Gesellschaften. Umweltbedingte Knappheit kann aus dem übermäßigen Gebrauch eines erneuerbaren Rohstoffes resultieren oder von einer Überbeanspruchung der Senkenkapazität23 des Ökosystems, das heißt Verschmutzung. Beides kann das Stadium der Zerstörung des Lebensraumes erreichen. Im Gegensatz dazu ist beim Klimakrieg, wie er oben von Alt & Alt (2007) definiert ist, der Konflikt nicht zwischen einer menschlichen Gesellschaft und einer anderen solchen, sondern zwischen der menschlichen Gesellschaft und der Natur. Diese Vermenschlichung der Natur entspricht der indianischen Sichtweise der Natur, mit dem großen Unterschied, dass die Indianer die Natur nicht als Feind sehen, sondern als Teil ihrer selbst. In diesem Kapitel ist klar geworden, dass die Grundursache des Klimakrieges in einer ungeheuren Respektlosigkeit der Menschen gegenüber der Natur liegt. Im Kontext der Debatte über Klimawandel und Klimakrieg scheint es, dass der Klimakrieg abgewendet werden kann, wenn dieses Verhältnis des Menschen zur Natur verbessert wird. Das nächste Kapitel wird deshalb analysieren, wie solch eine Verbesserung aussehen könnte. 22 23 Aus dem Englischen übersetzt durch den Welt-Feder-Rat. Eine Senke im klimatischen Sinne ist definiert als “jeder Prozess, Aktivität oder Mechanismus, der Treibhausgase, Aerosol oder eine Vorstufe von Treibhausgasen aus der Atmosphäre entfernt” (KlimaRahmenkonvention der Vereinten Nationen UNFCCCC, Artikel 1). 26 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden 2. Klimafrieden Ursprüngliche Lebensweise von Menschen Die ursprüngliche Ökonomie unserer Spezies war durch Nachhaltigkeit geprägt. Vorindustrielle Völker lebten nachhaltig, weil sie es mussten: Wenn sie es nicht taten, wenn sie ihre Populationen über die verfügbaren Rohstoffbasen hinaus vermehrten, mussten sie früher oder später verhungern oder auswandern.24 „Die Nachhaltigkeit ihrer Lebensweise wurde durch ein bestimmtes Bewusstsein hinsichtlich der Natur aufrecht erhalten: Die Menschen waren spirituell mit den Tieren und Pflanzen verbunden, von denen sie sich ernährten; sie waren Teil der Landschaft oder der Natur, nicht als Herren von ihr abgehoben“25 (Ruckleshaus 1989: 112). Wie weiter unten gezeigt wird, haben die Indianer diese Haltung gegenüber der Natur bis zum heutigen Tag beibehalten. Sie können deshalb als Beispiel für ein Leben im Einklang mit der Natur dienen, das in der Industriegesellschaft verloren ging, und zur Debatte über die Vorbeugung eines Klimakrieges beitragen. Verschiedene Standpunkte von Menschen zur Natur Unterschiedliche Gesellschaften haben unterschiedliche normative Standpunkte zur Beziehung zwischen Mensch und Natur eingenommen. Drei Hauptpositionen können unterschieden werden. Die erste Position ist Anthropozentrismus, der den Menschen als dazu geschaffen ansieht, die Erde zu beherrschen und nach seinem Belieben zu nutzen. Die zweite Position ist Ökozentrismus, der postuliert, dass der Mensch als eine von vielen Spezies ist, unter denen wir in keiner Weise besser oder dominant sind. Die dritte Position liegt dazwischen und betrachtet Menschen als weise Hüter der Erde (Goffman 2005). Es ist diese dritte Position, an der die Indianer festhalten. Meyer-Abich (1987: 711) nennt diese Position das physiozentrische Menschenbild. Ihm zufolge ist der Mensch derart veranlagt, dass er erst in der natürlichen Gemeinschaft mit Tieren, Pflanzen, Wind, 24 Das heißt, es war keine bewusste Entscheidung, auf nachhaltige Weise zu leben, sondern ganz einfach das Resultat von Nachfrage und Angebot, wie in allen anderen natürlichen Systemen. Es gab keine andere Wahl. 25 Aus dem Englischen übersetzt durch den Welt-Feder-Rat. 27 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Wasser, Himmel und Erde wahrhaft menschlich sein kann – und nicht in der menschlichen Gesellschaft allein. Erste Verwendung des Begriffes ‚Klimafrieden’ Der Ausdruck ‚Klimafrieden’ wurde bisher nur von zwei Wissenschaftlern und von einer Stadtverwaltung verwendet. Meyer-Abich (1996) ordnete das Konzept des Klimafriedens in das größere Konzept des Friedens mit der Natur, welches er in früheren Arbeiten ausgeführt hat (Meyer-Abich 1979, 1984, 1987). Die StadtplanungsKommission von Berlin – bekannt als die grüne Stadt von Deutschland wegen seiner vielen Bäume und Parks – verwendete den Begriff ‚Klimafrieden’ im Kontext seiner Zukunftsplanung für ein sauberes Energiesystem. Sie prägte den mehrdeutigen Slogan „Energetisch für den Klimafrieden sparen“ (Grüne Liga 2003). Schließlich verwendete Gelbspan (2007) das englische Äquivalent ‚climate peace’, um einen EnergieUmstellungs-Fonds vorzuschlagen, der auf einer Währungstransaktions-Steuer basieren soll, ähnlich der Tobin-Steuer. ‚Klimafrieden’ – eine Globale Naturallianz Wenn der Klimakrieg als „Weltkrieg gegen die Natur“ definiert wird und seinen Ursprung im „Leben fern von der Natur“ hat, dann ist Klimafrieden, weil er das Gegenteil von Klimakrieg ist, Weltfrieden mit der Natur durch Leben im Einklang mit der Natur. Da Frieden oft lediglich als eine Situation des Waffenstillstands definiert wird, in der existierende Konflikte nicht gewaltsam ausgetragen werden (Meyer-Abich 1987: 711), geht die Definition von Klimafrieden hier noch einen Schritt weiter und definiert Klimafrieden als eine Globale Naturallianz. In dieser Globalen Naturallianz wird die Natur zu einer wahrhaften Freundin, mit der man in Frieden zusammen lebt. Erste Überlegungen zum Begriff ‚Naturallianz’ wurden von Ernst Bloch zusammengetragen und von Zimmermann (Hrsg.) (2006) veröffentlicht. Der Deutsche Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hat anlässlich der 9. Vertragsstaaten-Konferenz der Konvention für biologische Vielfalt der Vereinten Nationen (CBD), die im Mai 2008 unter seiner Leitung 28 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden in Bonn statt fand, eine solchen Naturallianz ins Leben gerufen.26 Er ist von dieser Konferenz zum Vorsitzenden einer Globalen Naturallianz ernannt worden. Unter seiner Führung ist der Weg zum Klimafrieden einen Schritt näher gerückt. Abbildung 3: Vorschlag eines Logos für die Globale Naturallianz. Das existierende Logo des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) – der Engel mit offenen Armen, welcher der Jesus-Statue in Rio de Janeiro nachempfunden wurde – wird mit einem darüber schwebenden Adler verbunden. Die Verbindung des Adlers mit dem Menschen gilt bei allen indigenen Völkern als Ausdruck der Naturallianz. Durch das neu entstandene Logo gibt sich ein an der Mittelachse gespiegeltes doppeltes „F“, was für „Feder Führer“ stehen könnte. Den Feder Führern der indigenen Nationen gilt das Führen von Federn als Audruck ihrer Naturverbundenheit. Da die indigenen Nationen als Erdhüter bereits in Allianz mit der Natur leben, bietet sich deren Symbolik auch für die Allianz der Vereinten Nationen mit der Natur an. Über dem Adler steht die Sonne als Kreis. Die Sonne ist die stärkste Kraft der Natur auf unserer Erde. In Metall ausgestanzt ließe sich dieses Logo als Anhänger für eine Kette herstellen. Der Anhänger könnte von den Vereinten Nationen allen politischen Vertretern der Globalen Naturallianz übergeben werden. 26 Siehe www.naturallianz.de 29 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Leben im Einklang mit der Natur Klimafrieden kann auch als Leben im Einklang mit der Natur verstanden werden. Leben im Einklang mit der Natur, in den Worten von Professor Giessmann27, bedeutet 1) die Natur genauso verantwortlich zu behandeln wie sich selbst und 2) die Natur als Teil der eigenen Existenz zu sehen – nicht als etwas Fremdes. Der erste Teil dieser Definition von Leben im Einklang mit der Natur bezieht sich auf Verantwortlichkeit. Verantwortlichkeit verlangt Kommunikation mit der Natur, weil ohne Kommunikation keine Antwort möglich ist. Dies ist genau das, was der Schamane unter den Indianern tut: „Er kann mit Tieren und Bäumen und Steinen sprechen. Er kann mit allem auf der Erde sprechen“28 (Fitzgerald & Fitzgerald (Hrsg.) 2006: 54). Auch der Schamane Quetza-Sha aus Mexiko kennt die Sprache der Natur: “Wir sprechen die Sprache der Vögel, der Bäume, des Windes, des Feuers und der Sonne. Das ist eine Sprache. Und wir übersetzen sie in eine Form, in welcher die Menschen mit ihr meditieren können und dadurch eine Möglichkeit haben, die neue Energie zu aktivieren” (Von Linde 2005). Der zweite Teil der Definition von Leben im Einklang mit der Natur bezieht sich auf Vertrautheit, die das Gegenteil von Fremdheit ist. Sie verlangt „das Ende unseres ErobererStatus’ in der Natur und die Anerkennung unserer Verwandtschaft mit unserer Mitwelt“ (Meyer-Abich 1987: 714). Um diesen Teil der Definition in mehr Details zu verstehen, kann der Begriff Natur in zwei Teile zerlegt werden: Innere Natur und äußere Natur. 1) Die innere Nature ist das Selbst. Sie umfasst alles, was innerhalb unserer Haut statt findet und/oder Teil unserer Identität ist. Sie ist das Subjekt. 2) Die äußere Natur ist die Umwelt des Subjektes, sowohl die belebte (Pflanzen, Tiere, menschliche Gesellschaft) als auch die unbelebte (Mineralien, Wasser, Luft). Sie wird oft als Objekt wahrgenommen, das vom Selbst getrennt ist. Es ist diese äußere Natur, auf die sich Professor Giessmann in seiner Definition bezogen hat. 27 28 Persönliches Gespräch mit dem Welt-Feder-Rat am 6. Juli 2007. Aus dem Englischen übersetzt durch den Welt-Feder-Rat. 30 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Wenn der Mensch die äußere Natur als Teil der eigenen Existenz sieht, löst sich die Grenze zwischen innerer Natur und äußerer Natur auf. Beide Teile der Natur – innere und äußere – werden dann zu einer allumfassenden Natur vereint. Mit anderen Worten, Leben in Einklang mit der Natur bedeutet, die eigene Identität zu expandieren, bis sie die gesamte Umwelt einschließt. Das Selbst ist dann nicht mehr das kleine Selbst (Ego), sondern wird zum großen Selbst (Herz). Durch den zweiten Teil der Definition von Leben im Einklang mit der Natur wird die gesamte Natur zu einem selbst – einem Selbst. Der Mensch als Fürsorger der Erde Leben in Harmonie mit der Natur erfordert eine ganzheitliche Vereinigung des Subjektes (Selbst) mit dem Objekt (Umwelt) in einer Weise, dass das Objekt seine Objektivität verliert und Teil des Subjektes wird. Das Resultat ist eine Subjektifizierung der Umwelt. Als Folge dehnt sich die Wahrnehmung des Selbst so weit aus, dass egal, wohin man geht, man sich immer innerhalb des eigenen Selbst bewegt. In diesem ausgedehnten Zustand des Selbst, wo sich alles innerhalb des eigenen Selbst abspielt, ist jeder Mensch, jedes Tier, jede Pflanze, jeder Stein und jede Wolke ein inniger Teil des Selbst, des eigenen ausgedehnten Körpers, um den man sich mit größter Zärtlichkeit kümmert. Durch diese innige Verbindung zum eigenen Selbst werden selbst scheinbar leblose Objekte mit dem eigenen Leben des Selbst erweckt. Alle Berge, Flüsse und Meere werden lebendig, der Himmel wird lebendig, die Erde wird lebendig, sogar weit entfernte Sterne werden lebendig.29 Durch Leben im Einklang mit der Natur werden Menschen auf natürliche Weise zu Fürsorgern der Erde und allen Lebens. In diesem ausgeglichenen Zustand des Gebens und Nehmens nehmen Menschen nicht mehr von der Erde, als was sie geben. Wenn Menschen sich selbst als diejenigen wahrnehmen, in denen die Natur zur Sprache kommt, wird eine Welt mit Menschen besser sein als eine Welt ohne Menschen. Wenn die Menschheit diesen Zustand einmal erreicht hat, wird sie wahrhaft erwachsen sein (siehe Meyer-Abich 1987: 715-717). 29 Dies ist es wahrscheinlich, was vor Urzeiten der indische Seher Vashishta erfuhr, als er schrieb: “Weit in der Ferne sah ich mein Selbst, pulsierend.” (Rik Veda 7.1.1) 31 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Indianisches Leben – ein Beispiel für Leben im Einklang mit der Natur Die Wahrnehmung von sich selbst als Fürsorgern ist, was die Indianer verkörpern. „Fast ausnahmslos sehen die Indianer sich als ein Volk, das die Erde, den Wald und seine Geschöpfe schützt, sogar wenn ihre Umstände in der heutigen Welt unerfreulich und zerstörend sind. Wenn sie in dieser Aufgabe versagen, haben sie als Indianer, als Menschen, versagt“ (Davis 2000: 51). Der deutsche Bundes-Umweltminister Sigmar Gabriel hat erkannt, wie wichtig es für unsere Industriegesellschaft ist, diese Rolle der indigenen Völker als Fürsorger der Erde zu würdigen. In seinem im Jahr 2008 erschienenen Buch schreibt über sie folgendes: „Wenn wir wollen, dass die Datenbank der Natur erhalten bleibt, dann müssen wir mit den Eigentümern – oder den „Hütern“ – dieser Datenbank sprechen. Es kann nicht sein, dass die armen und zum Teil ärmsten Staaten dieser Erde die biologische Vielfalt der Welt auf eigene Kosten erhalten sollen, während der reiche Teil der Welt sich daran bedient, aus den biologischen Informationen Produkte und Dienstleistungen macht und diese gewinnbringend am Markt platziert – ohne die Entwicklungsländer und die indigenen Völker an diesen Erträgen zu beteiligen“ (Gabriel 2008: 242). Was ist es, das die Indigenen sich so anders gegenüber der Natur verhalten lässt als die Industriegesellschaft? Wie kann es quantifiziert werden? Dies soll im nächsten Kapitel untersucht werden. 32 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden 3. Ein Bewusstseins-Modell Vier Ebenen des Bewusstseins Untersuchungen über die Gründe, warum Indianer sich so anders gegenüber der Natur verhalten als unsere Industriegesellschaft hat Hall et al dazu geführt, eine Werte-Theorie zu postulieren, der zufolge vier Ebenen des Bewusstseins existieren. Diese vier Ebenen des Bewusstseins sind (Hall et al 1991: 8): 1) Die Welt als Mysterium / das Selbst als Zentrum 2) Die Welt als ein Problem / das Bedürfnis nach Zugehörigkeit 3) Die Welt als Projekt und Erfindung 4) Die Welt als umsorgtes Mysterium / Selbst-als-Lebensspender. Individuen tendieren dazu, sich mit wachsendem Alter durch diese Stadien zu bewegen, obwohl Einzelne in jeder der Ebenen für einige Zeit „stecken bleiben“ können. Eine ähnliche Entwicklung trifft auf Gesellschaften zu, wenngleich es immer einige Individuen gibt, die aus ihren Gesellschaften hervorragen. Die Ebene des Bewusstseins, die eine Gesellschaft zu jedem gegebenen Zeitpunkt auszeichnet, prägt ihre Weltanschauung. Auf jeder Bewusstseinsebene ist das Leben anders. Die höheren Bewusstseinsebenen bieten ein breiteres Panorama des Lebens als die unteren, weshalb Individuen und Gesellschaften dazu tendieren, sich nach oben zu entwickeln. Wertformierung vom Bewusstsein Werte sind die inneren Kräfte, die motivierend wirken und Kriterien bilden, um unser Leben als Menschen zu gestalten. Sie entspringen den Prioritäten, welche die Weltanschauung eines Individuums widerspiegeln. Werte gewinnen Bedeutung als Ergebnis von inneren Bildern (oder Visionen in der Sprache der Indianer), die den Strömen aus Gedanken, Gefühlen und Handlungen, die das Leben des Einzelnen ausmachen, vorangehen. Als Individuen reagieren wir gegenüber der äußeren Welt, indem wir diese inneren Bilder durch Sprache in Handlung ausdrücken. Sprache ist eine motivierende Kraft im Herzen dessen, was Individuen, Institutionen und Völker ausmacht (Hall et al 1991: 33 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden 22). Die inneren Bilder eines Individuums auf der vierten Bewusstseinsebene sind es, welche die gesamte Natur in der Wahrnehmung des Individuums zum Leben erwecken. Auf dieser Bewusstseinsebene ist Kommunikation mit allem in der Natur möglich. Die Sprache, in der diese Kommunikation stattfindet, ist die Sprache der Natur, was mittels Visionen und Gefühlen geschehen kann und nicht notwendigerweise in gesprochenen Worten. Dies ist, wie die Indianer mit der Natur kommunizieren und sie wertschätzen. Kommunikation mit der Natur ist eine Voraussetzung, um die erste Definition von Leben im Einklang mit der Natur zu erfüllen – „die Natur genauso verantwortlich behandeln wie sich selbst“ – denn ohne Kommunikation ist keine Antwort möglich. Ein ähnlicher Gedankenstrang wird von Meyer-Abich präsentiert, der vorschlug, unser monologisches technisches Verhältnis zur Natur durch eine dialogische Beziehung zu ersetzen als Voraussetzung für den Frieden mit der Natur. „Ein Mensch, der nur spricht und nicht zuhört, verhält sich monologisch. Eine dialogische Beziehung zur natürlichen Mitwelt wäre eine, in der die Natur in uns zur Sprache kommt, so dass sie in ein Gespräch mit sich selbst eintritt. Wenn wir uns selbst in die Position einer Pflanze oder eines Tieres begeben, wird ihre Natur in uns wahrnehmbar – da wir Menschen diejenigen sind, in denen die Natur zur Sprache kommen kann“ (Meyer-Abich 1987: 715). 30 Evolution durch die vier Ebenen des Bewusstseins Auf der ersten Bewusstseinsebene sind menschliche Werte auf Sicherheit und Überlebenserfordernisse bezogen. Werte, die aus dieser Bewusstseinsebene hervorgehen, fördern die Entwicklung von Fähigkeiten, die Kindern ermöglichen, ihre grundlegenden physischen und psychologischen Bedürfnisse zu erfüllen. Auf der zweiten Bewusstseinsebene, die normalerweise im Alter von elf Jahren beginnt, treten Menschen in den Anerkennungskampf, um Teil einer signifikanten menschlichen Gesellschaft zu werden. Individuen bemühen sich darum, von anderen angenommen zu werden und ihre Arbeit würdigen zu lassen. Akzeptanz und Anerkennung erlauben ihnen, ein Zugehörigkeitsgefühl zu empfinden. Auf dieser Ebene werden Werte wie Kompetenz, Zuversicht und Selbstwertgefühl werden ausschlaggebend (Piaget 1968). Auf der dritten Ebene bewegen sich Menschen von Abhängigkeit von anderen Menschen in Richtung Unabhängigkeit. Physiologische Bedürfnisse können größtenteils durch das 30 Betonungen in kursiv durch den Welt-Feder-Rat hinzu gefügt. 34 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Individuum selbst erfüllt werden, so dass sie frei sind, Werte wie menschliche Würde, Nächstendienst und Berufung zu entwickeln. Die letzte Ebene ist die höchste. Auf dieser Ebene rückt das Konzept der Interdependenz in den Vordergrund der bewussten Gedanken, und Werte wie Harmonie, wechselseitige Beziehungen und Synergie werden ausschlaggebend (Hall et al 1991: 8-20). Dem 4-Stufen-Bewusstseinsmodell von Hall et al (1991) soll zu Vergleichszwecken ein anderes Bewusstseinsmodell von Alexander & Langer (Hrsg.) (1990) gegenübergestellt werden, das aus 7 Bewusstseins-Ebenen besteht. Im Gegensatz zu dem ersten Modell, das von nicht-indigenen Wissenschaftlern entwickelt wurde, beruht das zweite Modell auf den Überlieferungen der Vedischen Kultur Süd-Asiens, die selber zu den indigenen Kulturen gezählt werden kann. In diesem Modell wird das Vier-StufenBewusstseins-Modell von Hall et al (1991) noch feiner ausdifferenziert und 3 höhere Bewusstseinszustände hinzugefügt. Diese werden von den Autoren ‚Kosmisches Bewusstsein’, ‚Verfeinertes Kosmisches Bewusstsein’ und ‚Einheitsbewusstsein’ genannt. Im Bewussteins-Modell von Alexander & Langer (Hrsg.) (1990) verläuft die Entwicklung höherer Bewusstseinszustände in folgenden 4 Stufen: 1) Temporäre Erfahrung eines einheitlichen Selbst, welches die Grenzen zwischen Wissendem, Wissensprozess und Wissensobjekt vollständig transzendiert (transzendentales Bewusstsein). 2) Permanente Aufrechterhaltung dieses internen einheitlichen Selbst parallel zu den aktiven, aufgeteilten Ebenen des Geistes und wechselnden Zuständen von Erfahrungen (kosmisches Bewusstsein). 3) Wertschätzung des subtilsten Wertes eines Objekts, was tiefe Vertrautheit und Integration zwischen Selbst und Nicht-Selbst erlaubt (verfeinertes kosmisches Bewusstsein). 4) Erfahrung des unmanifesten Zustands reinen Bewusstseins, die allen manifesten Ausdrücken des Geistes und der Materie zugrunde liegt und diese durchdringt, und so in einer vollständigen Vereinigung von Objekt und Subjekt in der Ganzheit des Einheitlichen Feldes auf Bewusstsein führt (Einheitsbewusstsein). 35 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Menschen im Einheitsbewusstsein sind äußerst selten, doch zitieren die Autoren verschiedene Erfahrungen aus der Geschichte, darunter den deutschen Rationalisten Hegel. Nach Alexander und Langer kann das Wachstum zu Einheitsbewusstsein durch getestete Bewusstseinstechnologien und Stressabbau erreicht werden. Ob dies auch durch Federn möglich ist, wird nicht beantwortet. Die Brücke zwischen den ‚niederen’ Bewusstseinszuständen, bestehend aus WachBewusstsein, Traum-Bewusstsein (Swapna Chetana) und dem bewusstseinslosen Tiefschlaf (Shushupti Chetana), bildet das Transzendentale Bewusstsein (Turiyatit Chetana). Abbildung ... illustriert das Bewusstseins-Modell von Alexander & Langer (Hrsg.) (1990). Nach diesem zweiten, differenzierteren Bewusstseins-Modell scheinen die Indigenen die Stufe des ‚Verfeinerten Kosmischen Bewusstseins’ zu erfahren. Typisch für diese Bewusstseins-Ebene ist die Wahrnehmung von Natur-Spirits wie Elfen, Feen und Engeln. Diese Natur-Spirits werden von vielen Indianern beschrieben und auf Bildern dargestellt. Bei einer Exkursion in die Burg Eltz im Rheinland fiel Haru Kontanawa ein großes Landschafts-Gemälde aus dem Mittelalter auf, an dessen linken unteren Ecke ein kleiner Naturgeist zwischen der Vegetation versteckt war. Niemand außer ihm fiel dies auf. Er fragte sogleich die Leiterin der Tour durch die Burg, was dieses Wesen sei und ob die Menschen in Europa auch solche Wesen sehen, doch sie wusste keine Antwort darauf. Dies weist darauf hin, dass Haru Kontanawa selber solche spirituellen NaturWesenheiten sehen kann, was ein Zeichen des Zustandes ‚Verfeinerten Kosmischen Bewusstseins’ ist. 36 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Abbildung 4: Das 7-Stufen Bewusstseins-Modell von Alexander & Langer (Hrsg.) (1990). Indianer auf der höchsten Bewusstseinsebene Der Punkt, den es hier zu vermerken gilt, ist, dass Industriegesellschaften größtenteils auf der dritten Bewusstseinsebene stecken geblieben sind, der Ebene, von wo die Welt als Projekt wahrgenommen wird, das durch technische Erfindungen erschlossen wird. Die Weltanschauung, die mit dieser Bewusstseinsebene assoziiert ist, deklariert die Natur für tot. Erst dann, wenn die vierte Ebene des Bewusstseins erreicht ist, wird die Natur als lebendig wahrgenommen durch das Selbst-als-Lebensspender. Indianer wurden befunden, mehr Werte von dieser vierten Bewusstseinsebene zu leben als andere amerikanische Gesellschaften, die von den gleichen Forschern untersucht wurden (Hall et al 1991). Im Gegensatz zu einem Großteil des westlichen Aufklärungs-Denkens ist die höchste Stufe der Entwicklung nicht die technische Instrumentalisierung der Natur durch den Menschen, sondern die spirituelle Identifizierung mit der Natur. Ein charakteristischer Wert der Bewusstseinsebene der Indianer ist ‚Ökorität’ (engl. ,ecority’) – ein Begriff, den das Forscherteam geprägt hat. Ökorität ist definiert als „die Fähigkeiten, Fertigkeiten und der persönliche, organisationelle und konzeptionelle Einfluss, die Menschen ermöglicht, Autorität für die Welt zu übernehmen, um ihre 37 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Schönheit und ihr Gleichgewicht zu steigern durch kreative Technologie in Weisen, die weltweite Auswirkungen haben“ (Hall et al 1991: 179). Ökorität führt Individuen dazu, Verantwortung für die Welt zu übernehmen: Sie werden zu Fürsorgern der Erde. Sie verleiht ihnen auch den Wunsch, die Schönheit der Welt und ihr Gleichgewicht durch die kreative Verwendung von Technologie zu verbessern.31 Dies sind Verhaltensweisen, die zweifellos Giessmanns erste Definition von Leben im Einklang mit der Natur erfüllen: „die Natur genauso verantwortlich behandeln wie sich selbst“. Eine andere Wertegruppe der vierten Bewusstseinsebene umfasst Wahrheit / Weisheit, integrierte Einsicht, Integration / Ganzheit, Ästhetik und Schönheit-als-reiner-Wert. Die Wertegruppe Wahrheit / Weisheit / integrierte Einsicht führt Individuen zu einem intensiven Streben nach letzten Wahrheiten. Integration / Ganzheit führt zur Bemühung von Individuen, die Persönlichkeit (Geist und Körper) in ein koordiniertes Ganzes zu organisierten“ (Hall et al 1991: 181), was die Grundlage für die Vereinigung von innerer und äußerer Natur ist. Ähnlichkeit der Indianer zu den Indern Wenngleich die Zuweisung der Bezeichnung ‚Indianer’ für die indigenen Völker Nordund Süd-Amerikas auf einem Missverständnis von Christopher Columbus vor über 500 Jahren basierte, zeigen Beobachtungen während einer traditionellen Krönungsfeier in Costa Rica im Juni 2002, die gemeinsam von Indianern und Indern durchgeführt wurde, eine starke Ähnlichkeit zwischen diesen beiden Volksgruppen. Was die amerikanischen Indianer mit den asiatischen Indern vereint, ist ihre gemeinsame Sichtweise, Teil der Natur zu sein. Dies wurde von Schuon (1990:102&31) bestätigt: „Wie der asiatische [Inder]32, so ist der amerikanische Indianer sehr mit der Frage der spirituellen Bedeutung der Natur beschäftigt. [...] In der Sichtweise der roten Indianer wie in jener der fernöstlichen Völker befindet sich der Mensch innerhalb der Natur und nicht außerhalb von ihr.“ Diese Vertrautheit mit der gesamten Natur – das Gegenteil von Fremdheit – entwickelte die Kernwerte der Indianer, wie sie von Standing Bear von den Oglala-Lakota-Indianern folgendermaßen ausgedrückt werden: „Aus der indianischen Herangehensweise zur Existenz kam eine große Freiheit – eine intensive und einnehmende Liebe für die Natur; 31 Dies steht im Kontrast zu der überwiegend destruktiven Verwendung von Technologie in der Industriegesellschaft. Nach Meyer-Abich (1987: 713) hinkt unser Erhaltungswissen dem Zerstörungswissen hinterher. 32 Aus dem Englischen übersetzt durch den Welt-Feder-Rat. Beachte, dass auf Englisch ‘Inder’ und ‘Indianer’ beides mit dem gleichen Wort ‘Indian’ bezeichnet wird. 38 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden ein Respekt für das Leben [...] und Prinzipien von Wahrheit, Ehrlichkeit, Großzügigkeit, Gerechtigkeit und Bruderschaft.“ (Fitzgerald & Fitzgerald (Hrsg.) 2006: 111). Indianer haben die höchste Bewusstseinsebene durch Federn erreicht Die zentrale Aussage dieser Arbeit ist, dass Indianer die höchste Bewusstseinsebene durch Federn erreicht haben. Natürlich lässt sich die zentrale Rolle, die dieses Buch den Federn bei der spirituellen Entwicklung des Menschen zuschreibt, auch kritisch sehen. Eine solche kritische Stimme kommt beispielsweise von dem Physiker und Ornithologen Dr. Dietrich Ristow: „Blumen, Muscheln, Vogelfedern, polierte seltene Steine, Gold etc. dienen in vielen Kulturen als Schmuck oder als Statussymbol und werden dementsprechend mitunter nur Häuptlingen zugestanden. Es ließen sich die verschiedensten Gemeinsamkeiten bei Völkern rund um die Erde zu einem jeden solchen Naturprodukt konstruieren. Deshalb wäre ich vorsichtig mit der Behauptung, den Federn eine Sonderstellung in der Symbolkraft weltweit zu geben.” (Ristow in lit., 16. Nov. 2008). Um die besondere spirituelle Rolle von Vogelfedern gegenüber anderen Naturprodukten bei der Bewusstseins-Entwicklung herauszuarbeiten, wurden deshalb neben den Zitaten aus der Literatur mehrere lebende Häuptlinge aus indigenen Kulturen befragt. Diese Befragung ist noch nicht abgeschlossen. Für Haru Xynã Kuntanawa33 von den Kuntanawa-Indianern sind Federn „Antennen der Spiritualität“, die ihm ermöglichen, die Stimmen der Natur in sich selbst zu hören. Dadurch tritt die Natur in den selbst-rückbezüglichen Dialog mit sich selbst ein, den Meyer-Abich (1987: 715) oben beschrieben hat. Federn helfen den Indianern in ihrem Streben nach Wahrheit und bei ihrer Entwicklung davon, was sie ‚das Auge der Feder’ nennen. Eine weise Frau der Apachen sagte: „Durch das Auge der Feder zu schauen bringt mich zu jenem Ort der Vision, wo ich sehen kann, was real ist und was nicht.“34 (Tuchman 1994: 50). Das Auge der Feder ist identisch oder sehr ähnlich dem ‚Auge des Herzens’, das im nächsten Kapitel diskutiert wird. Die folgende Aussage von einem Navajo-Indianer scheint dies zu bestätigen: „Wenn Du eine Feder betrachtest, hast Du all 33 Interview während der 9. UN-Konferenz zur Konvention über biologische Vielfalt, Mai 2008, Bonn, Deutschland. 34 Aus dem Englischen übersetzt durch den Welt-Feder-Rat. 39 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Dein Herz und Deine Seele in ihr“35 (Tuchman 1994: 15). Das Auge der Feder ist auch bei den Indern in Asien bekannt: es ist das wahrhaftige Auge eines liebevollen Fürsorgers. In diesem sehr visuellen Sinn ist es das ‚Auge’ auf den Federn des männlichen Pfaus (Pavo cristatus). Dieses Auge der Feder wurde immer von Lord Krishna getragen, von dem gesagt wurde, dass er ein beispielhafter Fürsorger der Erde gewesen sei (siehe Abb. 9). Das Auge der Feder ist demzufolge eine äußere Ausdrucksform vom Auge des Herzens. Mit anderen Worten hilft die Beschäftigung mit Federn im Äußeren den Indianern, die Wahrnehmung des Auges des Herzens im Inneren zu entwickeln. Während das nächste Kapitel einen allgemeinen Überblick darüber geben wird, wie die hohe Bewusstseinsebene der Indianer sich in verschiedenen Lebensbereichen ausdrückt – Leben im Einklang mit der Natur, wird das fünfte Kapitel spezifisch analysieren, wie Federn die Identität der Indianer von frühester Kindheit strukturieren und ihr Selbst ausdehnen, bis es die gesamte Natur umfasst – innere und äußere – indem sie eins werden mit dem, was die Indianer die gefiederte Sonne nennen. Wenn ein Individuum die gefiederte Sonne in sich selbst verwirklicht hat, wird er oder sie zu einem Feder Führer. Die Eigenschaften von Feder Führern werden im sechsten Kapitel untersucht. Schließlich wird das siebte Kapitel eine kurze Fallstudie liefern, wie die Richtlinien, welche die Feder Führer eingeführt haben, in die Debatte über nachhaltige Forstwirtschaft einbringen können – ein Bereich von besonderem Interesse für die Abwendung eines Klimakrieges. 35 Aus dem Englischen übersetzt durch den Welt-Feder-Rat. 40 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden 4. Die indianische Sichtweise der Natur Das Auge des Herzens Black Elk, ein blinder Indianer der Oglala-Lakota, beschreibt, wie er die Natur nicht mit seinen gewöhnlichen Augen, sondern mit dem ‚Auge des Herzens’ wahrnimmt. „Ich bin blind und sehe nicht die Dinge dieser Welt; aber [...] das Auge meines Herzens sieht alles. Das Herz ist eine heilige Stätte, in dessen Zentrum sich ein kleiner Raum befindet, in dem der Große Spirit wohnt, und dieser ist das Auge“ (Fitzgerald & Fitzgerald (Hrsg.) 2006: 5). Diese Weise, die Natur durch das Herz wahrzunehmen, ist allen Indianern gemeinsam, nicht nur denjenigen, die blind sind, wie Rolling Thunder (Chief Joseph) von den Nez-Perce-Indianern erklärt. „Wenn ein Nez-Perce Mann durch den Wald steifte, flüsterten die wogenden Bäume ihm zu und sein Herz wallt auf mit dem Gesang der wiegenden Föhre. Er schaute durch die grünen Zweige und sah weiße Wolken über die blaue Kuppe ziehen, und er fühlte den Gesang der Wolken. Jeder Vogel, der in den Zweigen zwitscherte, jeder Wasservogel im Schilf oder auf der Oberfläche des Sees richtete eine eigene verständliche Botschaft an sein Herz; und wenn er gen Himmel blickte und die hoch fliegenden Zugvögel erblickte, wusste er, dass ihr Flug durch die erhobenen Stimmen von Zehntausenden Vögeln der Wiesen, Wälder und Seen gestärkt wurde, und sein Herz, ganz im Einklang mit all dem, pulsierte mit den Gesängen seiner Fülle“ (Fitzgerald & Fitzgerald (Hrsg.) 2006: 108). Standing Bear von den OglalaLakota-Indianern wusste um die Auswirkungen eines Lebens fern von der Natur auf das Herz und mied es deshalb. „Der alte Lakota war weise. Er wusste, dass des Menschen Herz fern der Natur hart wird; er wusste, dass Mangel an Respekt für wachsende, lebende Dinge bald auch zu Mangel an Respekt für Menschen führte. Also hielt er seine Jugendlichen nahe ihrem besänftigenden Einfluss“ (Fitzgerald & Fitzgerald (Hrsg.) 2006: 10). Im Zusammenhang einer ernsthaften Gefahr wie dem Klimakrieg mag es naiv erscheinen, eine Diskussion über die Wahrnehmung der Natur durch das Herz aufzubringen. Doch würde gerade die Tatsache, dass unsere Industriegesellschaft diese Diskussion als naiv aufnehmen könnte, darauf hindeuten, dass unsere Herzen blind sind und unfähig, die Wichtigkeit unserer Herzen für ein Leben im Einklang mit der Natur und zur Vorbeugung eines Klimakriegs zu erkennen. 41 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Singen in der Natur Ein Weg, um das Herz zu öffnen, ist durch Singen. Menschen singen gewöhnlich nur in einer Umgebung, in der sie sich wohl fühlen und nicht unter Stress stehen. Gesang vermag subtilere Gefühle auszudrücken als gesprochene Worte: Wir singen beispielsweise, wenn wir verliebt sind. Wenn diese Liebe auf die Natur gerichtet wird, ist dies eine Möglichkeit, die eigene Bewunderung für die Natur auszudrücken. Indianer singen oft, wenn sie alleine in der Natur sind. Es ist ein Mittel für sie, sich mit der Natur zu verbinden. Indianischer Gesang vermenschlicht die Klänge der Natur – in ähnlicher Weise wie traditionelle indische Musik – und schließt dadurch alle Geschöpfe in der menschlichen Stimme ein: Brüllen, Krächzen, Gurren und Sprechen, die Kombination aus Donner, Sturm, stürzendes Wasser, das Wiehern von Pferden und das Trillern von Vögeln. „Und so besitzt indianischer Gesang die Magie und Schönheit der Klänge der Natur. [...] Er gehört zur amerikanischen Wildnis auf dieselbe Weise, wie der Ruf der Möwe zum Meer gehört oder das Heulen des Windes zu den felsigen Bergen gehört oder der Schrei des Adlers zu den einsamen, zerklüfteten Höhenlagen“ (Schuon 1990: 142). Vermenschlichung der Natur Dem Indianer sind alle Geschöpfe, einschließlich Pflanzen und sogar Mineralien – und gleichermaßen Dinge in der Natur wie Sterne oder der Wind – Brüder; alles ist belebt, und jedes Ding hängt auf bestimmte Weise von allen anderen ab (Schuon 1990: 20).36 Coyote Thunder, der Urgroßvater des Apachen ‚Großvater’, welcher in der Einleitung zitiert wurde, sah Steine nicht nur als belebt wie Menschen an, sondern auch als eine Nation in sich: „Die Steine sind die älteste und weiseste Nation, denn sie sind die Knochen von Mutter Erde, von denen alles Ackerland und alles Leben kommt“37 (Brown 1994: 83). Wie das vorangegangene Kapitel erläutert hat, wird diese 36 Obgleich diese Wahrnehmung für die meisten von uns in der Industriegesellschaft fremd erscheint, hat sie teilweise in den Bereich der zivilen Konflikttransformation Einzug gehalten unter dem Namen ‚Theorie der interdependenten Mitentstehung’ (engl.: ‘Theory of Interdependent Co-Origination’), welche folgendermaßen erklärt wird: „Die Theorie der interdependenten Mitentstehung besagt, dass alles einen Einfluss auf alles andere hat. Eine Blume ist teilweise eine Blume, aber sie trägt auch die Sonne und den Regen und die Erde in sich“ (Miall 1996: 16, Übersetzung aus dem Englischen durch den Welt-FederRat). 37 Das ist auch sachlich vollkommen richtig, denn Steine sind der Ausgangsstoff von Erde. Sand besteht aus sehr feinen Stein-Körnern, und Lehm setzt sich aus einer großen Menge von unvorstellbar kleinen SandTeilchen (Kolloiden) zusammen (Möckel in lit., 10. Feb. 2009). 42 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Vermenschlichung der Natur durch die Vereinigung der äußeren Natur mit der inneren Natur erreicht, was sogar scheinbar unbelebten Objekten das Selbst-als-Lebensspender der vierten Bewusstseinsebene verleiht. Auf diese Weise wird selbst das Wetter vermenschlicht. Im Verlauf einer politischen Bemühung, eine unabhängige indigene Bribri-Nation innerhalb der Staatsgrenzen von Costa Rica aufzubauen, proklamierte ein indischer Anführer im Juli 2002: „Es wird ein großer Wind der Freiheit blasen.“ Zwei Wochen später, als der indisch-indianische Unabhängigkeitsplan seitens der Regierung Costa Ricas mit Widerstand begegnet wurde, fegte ein mächtiger Zyklon über jenen Teil des Landes, der dem Indianer-Territorium angrenzte, legte alle Strom- und Telefonverbindungen lahm und blockierte die einzige dorthin führende Straße durch über 50 entwurzelte Bäume. Dies wurde durch die Indianer und Inder als der „Wind der Freiheit“ interpretiert, durch den die Natur auf ihren Wunsch nach Freiheit und dessen Missbilligung seitens der Regierung „reagierte“. Diesem Beispiel folgend wird klar, dass die Indianer die Natur, oder mehr spezifisch das Wetter, als eine lebendige Ganzheit sehen, das Bewusstsein und Intelligenz besitzt, die vergleichbar mit ihrer eigenen Intelligenz ist, denn sonst könnte das Wetter nicht auf ihre Wünsche „reagieren“. Ob solch eine angebliche Allianz der Indianer mit dem Wettersystem in der Debatte über Klimawandel ernst genommen wird, ist fraglich. Aus wissenschaftlicher Sicht der Industriegesellschaft müssen die hohen Werte der Treibhausgase physisch reduziert werden, um einem Klimakrieg vorzubeugen. Bloßes Wunschdenken scheint aus einer Außenperspektive nicht ausreichend und würde als metaphysischer ‚Glaube’ abgetan. 43 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Abbildung 5: Territorium der Bribri-Nation im heutigen Costa Rica, mit einem Seitenfluss des Sixaola-Flusses und den Talamanca-Bergen im Hintergrund. Für die Indianer sind der Fluss, die Berge und die Wolken alle lebendig. Den Bribris zufolge bewohnen sie dieses Land seit etwa 30'000 Jahren. (Bildquelle: Welt-Feder-Rat, Foto vom Juli 2002). Die Beziehung der Indianer zu Bäumen Bäume spielen eine sehr wichtige Rolle in der Vorbeugung eines Klimakrieges, weil sie physisch Kohlendioxid aus der Atmosphäre binden – das Haupt-Treibhausgas aus Menschenhand. Bäume können als friedliche ‚Klimasoldaten’ in dem Kampf gegen den Klimakrieg bezeichnet werden. Es ist sehr wichtig, Bäume mit Respekt zu behandeln, weil sie unser eigenes Überleben sichern. Walking Buffalo von den Stoney-Indianern erklärt, wie Indianer mit Bäumen kommunizieren. „Wussten Sie, dass Bäume sprechen? Nun, sie tun es. Sie sprechen miteinander, und sie sprechen mit Ihnen, wenn Sie zuhören. Das Problem ist: Weiße Menschen hören nicht zu. Sie haben es nie gelernt, den Indianern zuzuhören, also nehme ich nicht an, dass sie auf andere Stimmen der Natur hören werden. Aber ich habe viel von Bäumen gelernt: Manchmal über das Wetter, manchmal über Tiere [...]“ (Fitzgerald & Fitzgerald (Hrsg.) 2006: 7). Die Inder in Asien sprechen auch mit Bäumen. Vriksha-Ayurveda, ein umfassendes antikes Lehrbuch über die Wissenschaft des Pflanzenlebens, verschreibt das Sprechen mit Baum-Setzlingen während des Umpflanzens auf folgende Weise: „Oh Baum, ich werde Dich von hier an einen besseren Ort bringen und werde Dich auf solche Weise bewässern, dass Du zufrieden sein wirst. Du wirst dort wachsen und sollst keine Angst haben vor Blitz usw.. Ich werde mich um Dich 44 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden kümmern wie um einen geliebten Sohn“ (Surapala 1994: Verse 85-86). Dies zeigt, dass in der ursprünglichen indischen Gesellschaft Menschen innige Beziehungen mit Bäumen aufbauten und sie wie Familienmitglieder behandelten. Mit der modernen wissenschaftlichen Ausrüstung von heute erscheint die Idee, Bäumen zuzuhören nicht mehr allzu fremdartig. In einem im Jahr 2006 durchgeführten Experiment vom Kreis-Forstamt Eberswalde und der Universität Bonn wurden Bäume mit speziellen Messgeräten an ihren Stämmen ausgestattet, welche das Ausgasen von Ethylen aufzeichneten. Ethylen ist ein gasförmiges Pflanzenhormon, dessen erhöhtes Auftreten anzeigt, dass ein Baum krank ist oder unter hohem Stress steht, was zunehmend der Fall ist als Ergebnis von Dürren in Folge der globalen Erwärmung. Wenn ein Laser periodisch durch das aufgefangene Ethylen gesandt wird, wird das Gas aufgeheizt, und die periodische Modulation des Temperaturanstiegs kann durch ein Mikrofon hörbar gemacht werden. Je mehr Ethylen ein Baum ausgast, desto „unwohler“ fühlt er sich (siehe Schibilsky 2006).38 Ihr Wissen über Bäume könnten die Indianer in die Debatte der Wissenschaftler über die Bedürfnisse der Bäume zur erfolgreichen Bekämpfung des Klimakrieges und zur Sicherung des Klimafriedens einbringen, sofern die Wissenschaftler dafür offen sind. Die Beziehung der Indianer zu Tieren Es ist interessant zu bemerken, dass indianische Gesellschaften kein Wort besaßen, um Tiere von Menschen zu unterscheiden. Tiere wurden ganz einfach als Leute betrachtet, genauso wie Menschen auch Leute sind.39 Für die Lakota-Indianer waren sie Brüder, Schwestern, Väter und Mütter. Sie gehörten zur erweiterten Verwandtschaft (Andrews 2001: 211). Tieren wurden sogar politische Rechte zugestanden und sie bilden eigene Nationen, wie Albert White Hat von den Sioux-Indianenr erläutert: „Wir sprechen andere Geschöpfe als ‚Verwandte’ oder ‚Nationen’ an, so wie die ‚Adler-Nation’ und 38 39 Dies soll nicht heißen, dass die indianische Art, Bäumen zuzuhören, direkt mit der technischen Methode der Aufzeichnung der ‚Stimme’ kranker Bäume verglichen werden kann. Was die Indianer hören, ist nicht das Ausgasen von Ethylen, sondern die Stimme der Bäume in sich selbst. Mit den Untersuchungen von Dr. Jane Goodall, der welt-renommierten Schimpansen-Expertin und Friedensbotschafterin der Vereinten Nationen, findet diese Sichtweise der Indianer Bestätigung in der westlichen Welt. In dem wohl am besten besuchten Vortrag der letzten Jahre an der Universität Hamburg am 1. Oktober 2004 sagte Dr. Jane Goodall, dass „es keine scharfe Trennungslinie [gibt], die uns vom Rest des Tierreichs trennt.“ Ihr zufolge sind wir nicht die einzigen denkenden Wesen auf unserem Planeten, und diese Einsicht verlangt von uns einen neuen Respekt gegenüber allen Tieren, mit denen wir die Erde teilen. 45 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden ‚Kojote-Nation’“ (Tuchman 1994: 64). Der Cherokee-Indianer David White Eagle Tree schließt in seiner Beschreibung von der indianischen Sichtweise der Tiere nicht nur deren Wahrnehmung als Brüder und Schwestern sondern auch als Lehrer: „Wir betrachten das gesamte Tierreich als im Grunde genommen unsere Lehrer. Wir nehmen ihre Kräfte oder ihre Qualitäten in Anspruch, um uns zu helfen, ausgeglichener zu sein. Eine Weise, die Beziehung des Menschen zur Welt zu betrachten, ist, dass Menschen die kumulative Gesamtheit aller anderen Geschöpfe der Erde sind. Wir haben in uns den Adler, den Habicht, die Schildkröte, den Bussard – alles“ (Tuchman 1994: 88). Tiere sind Teil der erweiterten Identität der Indianer. Tierstimmen sind die Stimmen der Natur, die einfacher hörbar sein können als die Stimmen von Pflanzen oder Mineralien, weil Tiere näher mit dem Menschen verwandt sind. Tiere lehren die Indianer Bescheidenheit. „Stimmen purer Gier sind nicht hier. Tiere sprechen nur in Ausgeglichenheit. Sie nehmen, was sie brauchen, sie häufen kein Vermögen an“ (Lane & Samuels 2000: 72). Wenn die Indianer Tiere jagen, gibt es bei vielen Indianerstämmen, z. B. den Bribri-Indianern, eine Regel, die es ihren Jägern untersagt, das Fleisch von Tieren zu essen, die sie selber getötet haben. Stattdessen können sie nur Fleisch akzeptieren, das ein anderer Jäger ihnen als Geschenk anbietet. Diese Regel wurde vermutlich eingeführt, um unnötigem Töten vorzubeugen und dem Entstehen von aggressiven Trends in der Gesellschaft vorzubeugen. In vielen dieser Stämme sind die Jäger auch dazu angehalten, ihre Feder Führer (siehe Kapitel 6) zur Festlegung der Grenzen ihrer Jagdreviere zu konsultieren. In der Debatte um Klimawandel und Klimakrieg macht solches bescheidenes Verhalten gegenüber Tieren großen Sinn. Tatsächlich sagte auf einer kürzlichen Konferenz über die Sicherheitsrisiken des Klimawandels40 der Vorsitzende des Weltklimarates41, Dr. Rajendra K. Pachauri – selbst ein Inder – auf die Frage, was er persönlich jedem empfehle, um die Gefahren eines gefährlichen Klimawandels abzuwenden: „Essen Sie etwas weniger Fleisch.“42 Der Grund für diese Empfehlung ist, dass der gesamte Fleisch-Zyklus, einschließlich Kühl- und Transportkette, hochgradig Kohlendioxid-intensiv ist. Zudem bringt Bescheidenheit im Fleischkonsum – nur das von den Tieren zu nehmen, was wir 40 Gemeinsame Konferenz des Deutschen Außenministeriums und der KfW-Entwicklungsbank mit dem Thema ‘Sicherheitsrisiko Klimawandel’ in Berlin am 13. Juni 2007. 41 Zwei Monate nach Abgabe dieser Masterarbeit wurde der Weltklimarat (IPCC) zusammen mit Al Gore mit dem Friedens-Nobelpreis gewürdigt. Dies zeigt, dass die internationale Gemeinschaft die Gefahren des Klimawandels als ernsthafte Bedrohung des Weltfriedens, der zu einem Klimakrieg führen kann, wie er von dem weisen Apachen ‚Großvater’ in der Einleitung beschrieben wurde, erkennt. Das NobelpreisKomitee ehrte sowohl Al Gore als auch den Weltklimarat unter dem Vorsitz von Dr. Rajendra K. Pachauri für deren globale Kampagne zur Warnung der politischen Entscheidungsträger und der Öffentlichkeit über den Handlungsbedarf zur Vorbeugung eines Klimakrieges. 42 Aus dem Englischen übersetzt durch den Welt-Feder-Rat. 46 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden brauchen4344 – den Tieren nicht nur Respekt entgegen, sondern hilft auch, den hohen Anteil Methan zu reduzieren, der von der Massentierhaltung in die Atmosphäre ausgestoßen wird. Methan ist ein Treibhausgas, das einen 21-23 mal stärkeren Einfluss auf die globale Erwärmung hat als Kohlendioxid. In einer im Jahr 2006 erschienenen Studie hat die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) bekannt gegeben, dass die gesamte Kette der Fleischproduktion für 18% der globalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich ist – ein größerer Anteil als der des Transportsektors (FAO 2006). Gleichzeitig betont die Studie, dass der potentielle Beitrag des Tierhaltungs-Sektors zur Lösung der globalen Erwärmung genauso groß ist: Indem wir unseren Status innerhalb des Ökosystems der Erde durch eine Anpassung unserer Ernährungsgewohnheiten an das Ökosystem verändern, verringern wir unseren ökologischen Fingerabdruck und unsere Belastung für das Weltklima. Momentan ist der Mensch der größte Prädator im Ökosystem der Erde. In jedem Ökosystem gibt es ein Gleichgewicht zwischen Prädatoren und Beutetieren. Wenn die Prädatoren zu stark über die Basis des Ökosystems herfallen, kippt irgendwann das Gleichgewicht zu ungunsten der Prädatoren und diese sind gezwungen, ihr prädatorisches Verhalten zu verändern oder sie sterben.45 Im Gegensatz zu vielen tierischen Prädatoren hat der Mensch die angeborene Möglichkeit, sich vom Prädator zum Vegetarier zu entwickeln. Während unsere Vorfahren in der Steinzeit fast reine Carnivoren waren, ist jetzt die Zeit in der Evolutionsgeschichte des Menschen gekommen, zu friedvollen Herbivoren zu werden. Ein paar Jahre können wir selbst vielleicht noch als Carnivoren weiter leben. Wenn uns jedoch das Überleben unserer Nachkommen und das Überleben der anderen Tier- und Pflanzenarten auf unserem Planeten am Herzen liegt, müssen wir uns an die Gegebenheiten des Ökosystems anpassen und als Menschen menschlicher gegenüber den Tieren und Pflanzen werden. Das sehen auch die Indianer so. Tashka Yawanawa von den Yawanawa-Indianern berichtete kürzlich46, dass sein Volk das tägliche Töten von wild lebenden Tieren im Amazonas für 43 Nach der Tradition der Cherokee-Indianer „gab [es] einen Zeitpunkt, wo die Menschheit eine größere Population erreichte. Die Menschen verloren ihre ausgeglichene Weise ihrer Beziehung zur Erde. Sie [die Menschheit] geriet aus den Fugen. Und sie begann, Tieren auf unausgewogene Weise nachzustellen. Die Tiere wurden dessen schließlich müde, deshalb hielten sie eine Konferenz im Wald unter einer HemlockTanne. Sie entschieden, der Menschheit mit verschiedenen Krankheiten aufzuwarten für all ihre Gier“ (Tuchman 1994: 84). Möglicherweise lassen sich die Epidemien aus Schweinepest, Rinderpest, Vogelgrippe u. a. aus dieser Perspektive interpretieren. 44 Auf die Unmenschlichkeit unseres „Krieges gegen die Tiere“ hat Hartmann (1992) hingewiesen. 45 Leister Brown vom Word Watch Institute weist darauf hin, dass unsere momentane Ernährungsweise nicht nachhaltig ist und zu einem globalen Zusammenbruch des Ökosystems der Erde führen könnte. In seinem “Plan B”, der vieles gemeinsam hat mit Al Gores “Umwelt-Marshall-Plan”, ruft er dazu auf, den globalen Verzehr von Rinder- und Schweinefleisch zu reduzieren (Brown 2003). Er bedauert, dass es der Welt derzeit an Führerschaft zur Umsetzung dieses Plans mangelt. 46 Videokonferenz des Welt-Feder-Rates am 26. Mai 2009. 47 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden die Sicherung ihres Nahrungsbedarfs nicht mehr verantworten kann. Stattdessen gehen die Yawanawa-Indianer nun dazu über, in ihren Dörfern vermehrt Gemüse anzupflanzen. 47 Totem-Tiere und Spirit-Tiere Zwei verschiedene Formen von Tieren können unterschieden werden in der Weise, wie Indianer mit ihnen kommunizieren: Totem-Tiere und Spirit-Tiere. Totem-Tiere lehren sie in der äußeren Welt, während Spirit-Tiere von innen her unterweisen.48 Ein Totem ist definiert als jedes natürliche Objekt, Tier, oder Wesen, zu dessen Erscheinungsform ein Indianer sich in seinem Leben eng verbunden fühlt (Andrews 2001: 7).49 Während ein Totem-Tier sich auf das physische Tier in der äußeren Welt bezieht oder auf eine physische Imitation dessen (z. B. eine Schnitzerei in Holz), bezieht sich der Begriff ‚Spirit-Tier’ auf eine geistige Innenschau des Tieres. Ein Spirit-Tier ist definiert als „eine Synthese aller Tiere dieser Spezies, die in der Gegenwart, Vergangenheit oder Zukunft leben, gelebt haben und leben werden. Das Spirit-Tier hat die Weisheit, Kraft und Energie der Tiere und lehrt Dich das Wesen dessen, was das Tier ist. Ein Spirit-Tier ist mit den eigentlichen Tieren verbunden, während es weitaus größer ist als ein jegliches Tier. [...] Es ist nicht eine vermenschlichte Form eines Tieres oder ein Mensch in Tiergewand, es ist der Tier-Spirit selbst“ (Lane & Samuels 2000: 19&43). Eine Geschichte in einer Broschüre der Menominee-Indianer möge dazu dienen, zu illustrieren, was die Indianer unter Tier-Spirits verstehen und wie diese Teil ihrer eigenen Identität sind. „Frühe Überlieferungen deuten darauf hin, dass die Menominee in Dörfern an der Mündung des Menominee-Flusses gelebt haben, und dort hat der Volksstamm seinen Ursprung. Nach einem heiligen Ursprungs-Mythos der Menominee erschien der Große Bär aus dem Erdboden, nahm menschliche Gestalt an und wurde durch das Große 47 48 49 Laut Professor John Fagan ist der Futtermittel-Anbau für die Rinder- und Schweinehaltung, um den Fleischhunger des Menschen zu stillen – insbesondere die sich rasant ausbreitenden Soja-Plantagen im Amazonas – wesentlich dafür verantwortlich, dass die Biodiversität des Amazonas, den die Indianer zu verteidigen versuchen, immer mehr eingeengt und vernichtet wird. Eine Verringerung des eigenen Fleischkonsums der Indigenen ist deshalb konsequent und wirkt als Leitbild für den nicht-indigenen Rest der Bevölkerung. Diese Unterweisung von innen her geschieht oft in Träumen, wie David White Eagle Tree der Cherokee-Indianer erläutert. „Es wurde von allen Volksstämmen anerkannt, dass es im Wesentlichen zwei Welten gibt: Die Welt, in der Du wach bist, und die Welt, in der Du wach bist, um zu träumen (die andere Welt). Du schläfst von einer Welt in die andere und wachst in der einen oder der anderen auf. Wenn jemand, der ein mächtiger Träumer ist, in die Traumwelt eintrat, traf er oder sie die Spirits hinter verschiedenen Tieren und Pflanzen und konnte von ihnen Wissen erhalten“ (Tuchman 1994: 84). Das Wort ‚Totem’ ist eine vereinfachte Ableitung des Begriffes ‘Ototeman’ von den Ojibwa-Indianern, was ‚Bruder-Schwester-Sippe’ bedeutet (Schuon 1990: 20). 48 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Mysterium zu einem Indianer gemacht. Da er alleine war, rief er einen Adler zu sich, der hoch über ihm flog, sein Bruder zu sein, und der beim Abstieg die Form eines Menschen und eines Indianers annahm. Wie die beiden ihre Reise flussaufwärts fortsetzten, trafen sie einen Biber und machten ihn zu ihrem Bruder, genauso wie der Wolf, der Stör, der Kranich, der Elch und das Reh zu ihren Brüdern gemacht wurden. Andere Tiere, Fische und Vögel wurden zu ihren Brüdern gemacht und bilden die Sippen des Volksstamms und die ersten Menominees” (Menominee Tribal Enterprises 1994). Die meisten Indianer glauben nicht wörtlich an diese Geschichte. Nichtsdestotrotz ist dies eine wichtige Geschichte, weil sie einen greifbaren Prüfstein für die gemeinsame Identität der Indianer darstellt. Die Spirit-Tiere waren unterschiedliche in fast jeder indianischen Kultur. Die eine Gruppe hatte einen Bär, eine andere einen Adler, eine andere eine Eule. Jede Gruppe orientierte die Tiere in unterschiedliche Richtungen, assiziierte sie mit unterschiedlichen Farben und ermächtigte sie mit unterschiedlichen Bedeutungen und Geschichten (Lane & Samuels 2000: 47-48). Kommunikation mit Spirit-Tieren Die Spirit-Tiere bleiben und sprechen nur dann zu einem Indianer, wenn sie oder er ihnen zuhört. Ein Spirit-Tier erscheint einem Indianer in einer Vision. Es ist die innere Stimme der Wildnis, die Stimme der Natur, die Stimme der Erde. Sie ist eine Form der Kommunikation in der Sprache der Natur, die im vorangegangenen Kapitel beschrieben wurde: „Es [das Spirit-Tier] wird in einer inneren Stimme sprechen, die sich für Dich wie ein Gedanke anhört aber sich so anfühlt, als ob es nicht Deiner allein ist. [...] In der mystischen Stille hallt er in Deinem Kopf wider. Es ist in derselben Weise, wie Du Musik in Deinem Geist hörst. Es hallt wider. Spirit-Tiere werden Dir Gedanken geben, die ungewöhnlich sind, und Du wirst Dich plötzlich wie leicht aus dem Raum versetzt fühlen. Dies ist die Erfahrung von einem Tier, das zu Dir kommt. [...] Es spricht nicht in Worten einer Karikaturfigur zu Dir. Du richtest Dich auf und hörst die Weisheit der Erde zu Dir sprechen; Du hörst die Worte durch Deinen Geist ziehen. Du verstehst sie; Du entschlüsselst sie und übersetzt das, was Du erhältst, in Deine eigene Sprache. Dein Geist kann sie verstehen; Du weißt mit Sicherheit, dass es wahr ist. Es ist eine mächtige, reale, lebendige Erfahrung. Wenn Du die Gedanken empfängst, fühlst Du Dich wie in einem leicht veränderten Bewusstseinszustand [...]“ (Lane & Samuels 2000: 67&122). 49 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Haru Kontanawa vom Welt-Feder-Rat beschreibt die persönliche Erfahrung einer solchen Vision, in der ein Spirit-Tier in einem Traum zu ihm kam: “Ich sah einen großen Adler auf einem Ast sitzen und näherte mich ihm mit meinem Pfeil und Bogen, mit der Absicht, ihn zu töten, um aus seinen Federn eine Coca (Federkrone) für mich anzufertigen. Der Adler sprach zu mir: ‘Was tust Du da? Ich bin gekommen, um Dich zu beschützen und Dich zu unterrichten. Lass das! Ich werde Dich in der Weisheit zu heilen unterweisen.’ Und der Adler lehrte mich, meinen Cousin zu heilen. Ich kann dies nicht erklären. Es ist der Spirit, der lehrt. Es ist der Spirit, der heilt. Du kannst das Wissen über Heilpflanzen weitergeben. Aber was Dir vom Spirit gegeben wird, kannst Du nicht weitergeben – Du kannst es nur anwenden.” 50 Auf Spirit-Tiere zu hören schein ein wichtiger Aspekt des Lebens im Einklang mit der Natur zu sein, und da Leben im Einklang mit der Natur zum Klimafrieden führt, hat dies einen Wert als Beitrag zu der Debatte um die Abwendung eines Klimakrieges. Abbildung 6: Totem-Tiere sind Tiere, zu denen sich ein Mensch in der äußeren Welt eng verbunden fühlt, während Spirit-Tiere eine geistige Innenschau von Tieren sind. (Bildquelle: Andrews 2001: 14, Farben abgeändert). 50 Persönliches Gespräch mit Hilmar Gabriel am 25. Mai 2005 an der Burg Eltz im Rheinland. 50 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Die Beziehung der Indianer zu Vögeln Indianer haben eine spezielle Beziehung zu Vögeln, speziell dem Adler. Der Adler fasst das Wissen aller anderen Spirit-Tiere zusammen: „Adler fliegt in Höhen, die ihnen einen Horizont von 360 Grad ermöglichen. [...] Sie sehen alles, was auf der Erde geschieht. Wenn Du alle Tiere sehen willst, schau durch die Augen des Adlers“ (Lane & Samuels 2000: 185-186). Für die Indianer sind Vögel Persönlichkeiten, und die Vogelgesellschaft verkörpert ein metaphorisches Bild der menschlichen Gesellschaft. Dies ist der Grund dafür, warum Vögel manchmal „beflügelte Menschen“ genannt werden (Fitzgerald & Fitzgerald (Hrsg.) 2006: 63). In den Worten einer weisen Frau der Apachen: „Die Vögel sind Leute, die hoch fliegen und auf Luft laufen“ (Tuchman 1994: 49). Auf dieselbe Weise wie Menschen verschiedene Gewohnheiten haben, ihre Häuser zu bauen, verschiedene Techniken der Nahrungsbeschaffung und verschiedene Essgewohnheiten, so haben auch Vögel – in der Sichtweise der Indianer – ihre eigenen Gewohnheiten. Die enge Verbindung zwischen Menschen und Vögeln wird aus dieser Parallele hergeleitet (Dyckerhoff & Völger (Hrsg.) 1994: 55). „Vögel sind die erweiterte Verwandtschaft des Menschen. Sie sind einzigartig innerhalb des meisten Tierlebens. Wie Menschen stehen sie auf zwei Füßen“ (Andrews 2001: 73). Theodore Barber führte Untersuchungen an der Harvard University durch und demonstrierte, dass Vögel sensibel bewusst und emotional sind, deutlich verschiedene Persönlichkeiten haben und sich dessen bewusst sind, was sie tun. Sie handeln zweckgerichtet und flexibel mit Willenskraft, begrenzen intelligent Nachwuchs und haben einen Sinn für Ästhetik, einschließlich musikalischer Fähigkeiten und der Fähigkeit, abstrakte Konzepte zu bilden. Vögel sind Menschen sogar in manchen Arten von Intelligenz überlegen, beispielsweise in Navigations-Intelligenz. „Sie kommunizieren aussagekräftig mit Menschen und stehen zu ihnen als enge, fürsorgende Freunde in persönlicher Beziehung“ (Barber 1993: 1-3). Indianer kommunizieren mit Vögeln, um über das Wetter Bescheid zu wissen. Sie verstehen die Sprache der Vögel.51 Bis auf die kleinen Insekten gibt es keine anderen Lebewesen, welche den Luftraum der Erde in der gleichen Anzahl bevölkern wie Vögel. Vögel reisen jedes Jahr lange Distanzen durch die Atmosphäre. Manche Arten ziehen mehr 51 Vögel scheinen sich der natürlichen Wetterzyklen besser bewusst zu sein als viele Menschen. Während eines Interviews mit einem 94-jährigen Feder Führer von der West-Küste Costa Ricas begann ein Vogel in einem Baum in der Nähe zu singen. Auf die Frage, was der Vogel sage, antwortete der Indianer: „Er bittet um Regen.“ Normalerweise würde es um diese Tageszeit regnen, aber an jenem Tag hatte es noch nicht geregnet. (Interview im Juli 2002, Puerto Viejo, Costa Rica). 51 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden als 50'000 Kilometer pro Jahr (Lingen 2004: 112), und manche fliegen in Höhen von über 10'000 Metern (Lingen 2004: 122) – beides ist außerhalb natürlicher menschlicher Fähigkeiten. Keine anderen Lebewesen kennen die Atmosphäre genauer als die Vögel. Sie haben die lebendige Erfahrung von klimatischen Veränderungen, die in der Atmosphäre stattfinden, über die sie regelmäßig ihre Artgenossen unterrichten, und die sie auch Menschen mitteilen können. Menschen-gemachte Wetterballons und Satellitentechnologie liefert in den Augen der Indianer lediglich tote technische Information, die interpretiert werden muss, um ihre Bedeutung auf das Leben zu extrahieren. Es könnte ein Experiment Wert sein, Klimatologen mit indianischen Vogelexperten zu verbinden, um Informationen über Wetter und Klima, welche die Indianer von den Vögeln gewonnen haben, zu teilen. Die Beziehung der Indianer zur Erde In der Sichtweise der Indianer gehört die Erde niemandem, wie ein Sprecher der Indianer erklärte: „[U]ns zufolge ist die Erde im Besitz des Menschen, nicht der Mensch im Besitz der Erde“ (Schuon 1990: 93). Für die Indianer ist das Land der Erde keine ökonomische Einheit, die auf dem freien Markt gekauft und verkauft werden kann. Stattdessen liegt sie in Gemeinschaftshand, nicht nur für diese Generation von Indianern, sonder für alle Generationen, die gelebt haben, und all jene, die noch geboren werden (Davis 2000: 29). Die Stammesältesten lachten verächtlich über die Idee, dass ein Mensch Land verkaufen könnte. „Warum nicht die Luft verkaufen, die wir atmen, das Wasser, was wir trinken, die Tiere, die wir jagen?“ entgegneten manche (Deloria 1970: 82). Mit ihrer Haltung, dass niemand einen höheren Anspruch auf die alleinige Verwendung von Land habe, entgingen die Indianer der ‚Tragödie der Allmende’ (engl.: ‘tragedy of the commons’), die von Garret Hardin (1980) beschrieben wurde. Die Tragödie besteht in einem Verhalten, das oft in der Industriegesellschaft beobachtet wird, bei dem ein Konsument seinen oder ihren Anspruch auf ein gemeinsam verwaltetes Gebrauchsgut erhöht, um größeren persönlichen Profit daraus zu erzielen. Dies führt zu einem Wahnsinn des Ressourcenverbrauchs, bei dem jeder Verbraucher seinen oder ihren Anteil immer weiter erhöht, bis die Ressource zerstört ist. Dies ist, was mit fast allem Land außerhalb der Indianer-Territorien geschehen ist. Ressourcen-Unternehmer, Eisenbahn-Förderer, Holzfäller, Minenbesitzer, Landspekulanten, Rinderzüchter und Bauern frönten einer hemmungslosen und 52 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden fieberhaften Ausbeutung der natürlichen Ressourcen der Erde. Gedrängt durch ein skrupelloses und übermäßig konkurrenzbetontes Wirtschaftsumfeld verwüsteten diese Gruppen Wälder und Flüsse (Robbins 1982: 16). Die Indianer dagegen erhöhten den Wert der Ressourcen ihres Landes, während sie gleichzeitig gemeinsamen ökonomischen Nutzen aus ihren Erzeugnissen erhielten. Dies ist ein seltener Beleg in der heutigen Welt – einer, der es Wert ist, unter der Bedrohung eines Klimakrieges näher untersucht zu werden. Denn Berry (1977: 28-31) zufolge können wir nicht hoffen, uns selbst und irgend eine Kultur zu bewahren, wenn wir nicht wissen, wie wir das Land zu nutzen haben. Indianische Gesellschaftsstruktur Was dabei hilft, Ausreißer aus der indianischen Gemeinschaft in ihr integriert zu halten, wurde als „Hummer-Eimer-Demokratie“ bezeichnet (Daly 1994, persönliches Gespräch mit Davis 2000: 92): „Indianer sind wie ein Haufen Hummer, die in einem Eimer festsitzen. Wenn einer nach oben klettert und beginnt, nach dem Eimerrand zu schnappen, holen die anderen Hummer aus und ziehen den Hummer schnell zurück auf den Eimerboden. Indianer machen nur Fortschriffe, wenn sie alle zusammenkommen und ein Wunder geschehen lassen und den ganzen Eimer hochheben.“ Außenstehenden erscheint dieses politische System oft irrational und unnotwendig eng. Für die Indianer schützt es jedoch die Schlüsselaspekte ihrer Kultur, Spiritualität, Nachhaltigkeit und Einheit des Volkes. Es ist ein Schutzmechanismus, der hilft, in allseitigem Einverständnis getroffene Entscheidungen aufrecht zu halten. Es betont ständig die aller oberste Wichtigkeit des Wohles des Volkes über das des Individuums. Dies steht im Kontrast zu dem Individualismus und Konkurrenzkampf, die in der Industriegesellschaft vorherrschen. Im Angesicht er Bedrohung durch einen Klimakrieg kann die Frage gestellt werden, ob die indianische „Hummer-Eimer-Demokratie“ möglicherweise besser ausgestattet ist, um uns vor dem Rennen ins Desaster zu schützen – als Individuen und als Gesellschaft als Ganzes. Die Indianer haben einen starken Sinn für generationsübergreifende Gerechtigkeit. Dieser Gerechtigkeitssinn umfasst nicht nur die Notwendigkeit, die Interessen von zukünftigen Generationen zu schützen, sondern betont auch die Wichtigkeit der indianischen Vorfahren für die Stammesidentität. Nur wer diejenigen ehrt, die vor uns kamen, kann die Interessen derer, die noch kommen, wahrhaft schützen. Als Regel nehmen Indianer eine Langzeit53 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Perspektive in ihrem Verhalten ein, indem sie die Bedürfnisse der nächsten sieben Generationen berücksichtigen (Berry 1994: 19-20). David White Eagle Tree von den Cherokee-Indianern schildert das Gesetz der Sieben wie folgt: „Wir gehen an den ersten sieben Pflanzen oder den ersten sieben Stellen oder den ersten sieben Tieren, die wir jagen, vorbei. Wir tun dies, um sicher zu stellen, dass die sieben Generationen, die noch kommen, eine Fülle haben werden. Was auch immer Du sammelst, Du gibst etwas den Ältesten, um für diejenigen zu sorgen, die vor gingen. Manchmal trägst Du eine Feder, wenn Du dies tust. Wenn Du die Kraft haben willst, sehr klar sehen und Dinge unterscheiden zu können, trägst Du vielleicht eine Adlerfeder in Deiner Hand, oder hast eine an ein Bündel geschnürt, das Du bei Dir hast“ (Tuchman 1994: 92). Die Indianer sorgen auch dafür, dass ihre eigene Bevölkerung die Ressourcen, die ihr Land zur Ernährung ihrer Kinder zur Verfügung stellen kann, nicht übersteigt. Mit dieser verantwortlichen Haltung erfüllen sie die erste Definition von Leben im Einklang mit der Natur besser als die Industriegesellschaft. Dieses Kapitel hat untersucht, wie die hohe Bewusstseinsebene der Indianer sich in verschiedenen Lebensbereichen ausdrückt und welchen Beitrag diese Verhaltensweisen möglicherweise zur Debatte um die Abwendung eines Klimakrieges liefern können. Das nächste Kapitel widmet sich spezifisch den Mechanismen, wie Federn den Indianern helfen, ihre hohe Bewusstseinsebene zu entwickeln. Da diese Bewusstseinsebene dafür bekannt ist, dass sie zu Leben im Einklang mit der Natur führt, hift die Entwicklung dieser Bewusstseinsebene in jedem Schritt automatisch bei der Abwendung einer Klimakrieges. 54 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden 5. Der Pfad der Feder Federn als Ursprung indianischer Kultur Gemäß einer alten Aufzeichnung stammt die indianische Kultur Südamerikas von jemandem ab, der in den meisten Volksstämmen unter dem Namen Maira (Mahira) bekannt ist. Es war Maira, der die ersten Federkronen den Tupinambá-Indianern an der Küste des heutigen Brasilien brachte (Thevet 1953: 66). Von Maira wurde auch gesagt, er habe eine Federkrone aus gelben Schwanzfedern des Krähenstirnvogels (Psarocolius decumanus) den Urubú-Ka’apor-Indianern mehrere Tausend Kilometer landeinwärts gebracht, und lehrte sie, diese anzufertigen (Dyckerhoff & Völger (Hrsg.) 1994: 57). Solche Aufzeichnungen von kulturellen Helden, welche die ersten Federn den indianischen Gesellschaften brachten und deren soziale Ordnung etablierten, existieren überall in den Amerikas. Es wäre nicht übertrieben zu behaupten, dass Federn den Samen indianischer Kultur enthalten.52 Wenn ein Mitglied in diese Kultur geboren wird, ist es ganz natürlich, dass sie oder er die Traditionen von der Verwendung von Federn erbt, die zu der hohen Bewusstseinsebene dieser Gesellschaften geführt haben, die in den vorangegangenen Kapiteln beschrieben wurden (siehe Abbildung 3). Die Feder-Initiation Von den ersten Lebenstagen an strukturieren Federn die Individualität eines Indianers. „Sie [die Feder] bedeutet dem Träger eine Bestätigung seiner eigenen Identität und verleiht ihm geistige Fähigkeiten und zugleich Schutz. Ohne die Feder [...] wurde der Mensch von vielen Gruppen als unvollständig angesehen [...]“ (Dyckerhoff & Völger (Hrsg.) 1994: 55). Schon als kleines Kind wird der Indianer in den Pfad der Feder eingeführt – den Pfad, der zur Gefiederten Sonne führt. Andrew Thomas von den Navajo-Indianern erklärt diese Initiation: „Wenn Du eingeführt wirst, bekommst Du Deinen angeborenen Namen und Du bekommst Deine Feder. Die Feder ist Dein fürs Leben. Wenn Du eingeführt wirst, gehst Du durch ein Schwitzbad und reinigst Dich selbst. Dann legst Du [...] einen Eid ab unter der Führung der Feder. [...] Du musst die Feder nach Osten halten, 52 Eine ausführliche Dokumentation der Feder sowohl aus kultureller als auch aus naturwissenschaftlicher Perspektive findet sich bei Hartmann (1969, 1976, 1976/77, 1977a, 1977b, 1980, 1981, 1982, 1994, 1999, 2000, 2007). 55 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden die Richtung des Gebens. Vom Osten ersuchen wir neues Leben. Osten ist der Bringer von Gutherzigkeit (Tuchman 1994: 18). Osten ist der Bringer von Gutherzigkeit, weil Osten die Richtung der aufgehenden Sonne ist. Die aufgehende Sonne strahlt lebensfördernde Kraft aus für alle Lebewesen auf die Erde. Indem jemand während der Feder-Initiation nach Osten schaut, verbindet das Individuum ihr oder sein Bewusstsein mit dieser lebensfördernden Kraft der Sonne. Diese Verbindung zur Sonne durch Federn ist das gemeinsame Merkmal aller Indigenen sowohl in Nord- als auch in Süd-Amerika und in Asien. Für die Indigenen ist die Sonne der Lebensspender, der Schutzherr, der Hüter. Indem sie sich mit der Sonne verbinden, werden Indianer zu Fürsorgern des Lebens und entwickeln die Qualität des Selbst-als-Lebensspender der vierten Bewusstseinsebene. Während der Feder-Initiation sagen sie: „Ich werde ehrlich und fair sein und werde meinem Volk helfen – durch diese Feder“ (Tuchman 1994: 18&45). Die Feder-Initiation ist der erste Schritt im Aufbau einer Beziehung zwischen dem Kind und der Gefiederten Sonne (siehe unten). Abbildung 7: Schon als kleines Kind wird der Indianer in den Pfad der Feder eingeführt. Auf dem Bild zu sehen ist Haryu Xyña Kuntanawa, der Sohn von Haru Xyña Kuntanawa und zukünftiger König der Kuntamãnã. Bereits im Alter von 2 Monaten trägt er eine Krone aus Federn (Foto: Haru Xyña Kuntanawa). 56 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Die Sonnen-Erkundung durch Federn Der nächste Schritt auf dem Pfad zur Gefiederten Sonne ist, auf eine Sonnen-Suche zu gehen. Die Nez-Perce-Indianer beginnen ihre Suche nach der Vereinigung mit der Sonne bereits im Kindesalter. Dem Kind, Junge oder Mädchen, wird, wenn es weniger als zehn Jahre alt ist, vom Vater oder der Mutter gesagt, es sei Zeit, sich auf die Sonne auszurichten. Das Kind wird angewiesen, zum Yonder-Berg zu gehen, ein Feuer zu machen und zu fasten. Die Eltern sagen dem Kind, dem Lauf der Sonne für einen ganzen Tag zu folgen. „Wenn die Sonne untergeht, sitz auf den Felsen und sieh ihn53 an. Wenn der Sonnenaufgang erscheint, geh nach Osten und beobachte, wie die Sonne zu seinem54 Volk zurück kehrt. Wenn er zum Mittag kommt, geh nach Süden und setz Dich dort, und wenn er wieder tief gereist ist, geh nach Westen, wo Du zuerst saßt, und sieh zu, bis er verschwunden ist. Dann mach Dich auf den Heimweg.“ Um mit der Ausrichtung auf die Sonne zu helfen, wurde eine Feder – repräsentierend für einen Strahl der Sonne – an die Kleidung des Kindes gebunden, bevor sie oder er auf die Reise geschickt wurde (Fitzgerald & Fitzgerald (Hrsg.) 2006: 45). Diese Feder ist die zweite Feder, die das Kind nach der Feder-Initiation erhält. Verdienen von mehr Federn Jede neue Feder, die das Kind erhält, repräsentiert einen Strahl der Gefiederten Sonne, die in dessen Bewusstsein wächst. Der Wunsch des Kindes, eins mit der Gefiederten Sonne zu werden, ist eine starke motivierende Kraft, mehr Federn zu verdienen. Sandra Black Bear White, eine Lakota Frau, erläutert im Detail, wie Federn in verschiedenen Lebensphasen eines heranwachsenden Individuums. „Wenn Du zwölf Jahre alt bist, gehst Du durch eine Adoptions-Zeremonie, in der Dir eine Adlerfeder angebunden wird, und Dir wird erlaubt, sie zu behalten. Eine Adaptions-Zeremonie wird abgehalten, wenn unsere Eltern uns ehren wollen oder denken, es sei an der Zeit, dass wir beginnen, mehr über das Erwachsenwerden lernen. Wir werden von jemandem adoptiert, der ein gutes Rollenmodell für uns sein kann. Von da an dauert diese Beziehung fort, aber wir müssen unseren Teil dazu tun. Wenn wir durch die Adoptions-Zeremonie gehen, müssen wir etwas Wertvolles geben. Meistens ist es ein großes Geschenk, um zu zeigen, dass wir von da an das Recht haben, unsere Federn zu tragen. Wenn wir das nicht tun, sagen uns unsere Ältesten, dass 53 54 Im Gegensatz zur deutschen Sprache ist „die“ Sonne für die Indianer männlich. Siehe vorangehende Fußnote. 57 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden wir die Federn nicht tragen dürfen. [...] In unserem Stamm ist der einzige Zeitpunkt, wo Du eine Feder bekommen kannst, wenn Du sie verdienst. Du musst eine bedeutende Leistung haben oder eine Feder durch andere Zeremonien erlangen. Frauen erlangen Federn von Leistungen wie dem Schulabschluss, oder wenn sie im Dienst stehen. [...] Wenn Du ein Lakota-Mann bist, kannst Du eine Adlerfeder für jede bedeutende Leistung bekommen. [...] Dies bedeutet, dass Du jemand bist, der zur Schule geht, um eine Ausbildung und Abschluss zu bekommen, jemand, der hart arbeitet, jemand, der eine Familie unterhält, jemand, der im Dienst steht und dem Land geholfen hat, jemand, der immer den Leuten hilft. Du erhältst Anerkennung für Deine Leistungen, damit die Leute zustimmen, dass Du die Adlerfeder tragen sollst. [...] Dann musst Du im Allgemeinen immer den Leuten helfen, um sie wissen zu lassen, dass Du das Recht erworben hast, eine Adlerfeder zu tragen. Du musst ehrlich und hilfreich sein. [...] In unseren Regeln steht eine Menge Wissen hinter der Adlerfeder – wie Tapferkeit, Weisheit, Stärke, Großzügigkeit. Wenn Leute diese Traditionen nicht würdigen, haben sie kein Recht, Adlerfedern zu tragen“ (Tuchman 1994: 75-82). Es ist offensichtlich aus dieser Aussage, dass sich ein solches Individuum auf dem Weg befindet, die Qualitäten der vierten Bewusstseinsebene zu entwickeln: Die eines helfenden Fürsorgers und des Selbst-als-Lebensspender. Federn als Geschenke von der Natur und von Menschen Wie der junge Indianer nach mehr Federn um sich sucht, werden Federn, die ihm oder ihr von der Natur gegeben werden, zu Instrumenten der stillen Kommunikation mit der Natur: „Die Federn sprechen zu Dir im Visionsraum. Sie sprechen zu Dir, wenn Du sie aufhebst. Um die Botschaft einer Feder zu hören, sei still, halte inne und hör hin. Jede Feder hat eine einzigartige Botschaft für Dich. [...] Wenn Du eine Feder aufhebst, hältst Du inne, und für einen Moment wirst Du aus der Zeit herausgenommen. In jenem Moment kann eine Botschaft zu Dir kommen, wenn Du darum bittest, und diese Botschaft ist einzigartig für diese spezielle Feder“ (Lane & Samuels 2000: 26). Zur selben Zeit lernt das Individuum Bescheidenheit und Dankbarkeit gegenüber der Natur für jede Feder, welche die Natur schenkt: „Eine Feder wird Dir gegeben.55 Du kannst nicht danach suchen und sie finden. Sie wird Dir als Geschenk gegeben. Sie kommt in einem Moment, wenn Du sie nicht erwartest. Du kannst nach ihnen suchen, aber bald vergisst Du es und denkst an etwas 55 Betonung in kursiv durch den Welt-Feder-Rat hinzugefügt. 58 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden anderes, und genau dann erscheinen sie. Plötzlich ist zu Deinen Füßen die schönste Feder und sie bringt Dich vom gewöhnlichen Gedanken zu dem Ort von Zeitlosigkeit, von expandierter Zeit [...]. Mit jeder Feder wird Dir ein Geschenk gegeben, ein Teil der lebendigen Erde. Was ist das Geschenk, das Du zurück gibst? Es ist das Geben von Dir selbst an die Erde. An diejenigen, die sie bewohnen. Wir bieten uns selbst an. Wir bringen unsere Leben dar. Mit jedem Geschenk, das Du erhältst, gewinnst Du mehr zum Zurückgeben und der Kreislauf der Fülle setzt sich fort“ (Lane & Samuels 2000: 2627).56 Federn können auch als Geschenke von Leuten kommen. Dies lehrt das Individuum, Menschen als einen gleichwertigen Teil der Natur zu sehen. Andrew Thomas von den Navajo-Indianern unterstreicht die extrem hohe Wertschätzung für Federn, die als Geschenk von jemandem kommen: „Du kannst gesegnete Federn jemandem weitergeben, und dies ist so ziemlich das höchste Geschenk, das Du je von einem amerikanischen Ureinwohner bekommen kannst. Du hast Geld und so weiter, aber es gibt keinen Vergleich zu einer Feder“ (Tuchman 1994: 18). Mit der wachsenden Sammlung aus Federn wächst das Individuum auch in den Qualitäten der vierten Bewusstseinsebene, auf der die gesamte Natur als lebendig wahrgenommen wird. Wunsch-erfüllende Federn Es ist interessant, dass die Pfeile der Indianer und Inder gewöhnlich mit Federn an den Seiten versehen sind. Diese Federn agieren als stabilisierende Flügel, um die Präzision der 56 In alten Zeiten haben die Indianer keine Vögel getötet, um an ihre Federn zu gelangen. Sie sammelten Federn, welche die Vögel auf natürliche Weise während der Mauser verloren hatten. Manchmal brachten die Vögel ihre eigenen Federn den Indianern als Geschenk. Zu späteren Zeiten, als das Leben weniger im Einklang mit der Natur gelebt wurde, verloren manche Volksstämme ihre innige Beziehung zu den Vögeln und machten sich daran, sie zu jagen, um ihnen die Federn auszurupfen, aber selbst dann töteten sie nicht die Vögel. Die Pfeile, die sie zur Vogeljagd verwendeten, hatten stumpfe Enden, so dass der Vogel durch sie vorübergehend bewusstlos gemacht wurde, ohne verletzt zu werden und ohne Blut zu vergießen. In diesem bewusstlosen Zustand entnahmen die Indianer ein paar Federn, aber nie solche, deren Fehlen den Flug des Vogels behindert hätten. Die Indianer waren sehr vorsichtig, kein Blut auf die Federn zu vergießen, was diese befleckt hätte. Hätten die Indianer nicht die Leben der Vögel respektiert, wären mehrere Vogelpopulationen vor mehreren Generationen ausgestorben (Dyckerhoff & Völger (Hrst.) 1994: 66). Obwohl diese Verhaltensweise gegenüber den Vögeln als verantwortlich bezeichnet werden kann – und damit teilweise die erste Definition des Lebens im Einklang mit der Natur erfüllt – ist es fraglich, ob die Indianer selbst auf diese Weise behandelt hätten werden wollen, mit der sie die Vögel behandelten. Es ist auch unklar, ob manche Indianer eine Gier für Federn entwickelten und nicht davor zurückschreckten, Vögel um ihrer Federn willen zu töten. Solche Verhaltensweisen würden nicht zum Wachstum der höchsten Bewusstseinsebene beitragen. 59 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Flugbahn57 und Zielgenauigkeit zu erhöhen (Deters et al 2004: 90). Die Eigenschaften von Federn bei der Erhöhung der Kraft und Präzision eines Pfeils wird in indianischer Kultur auf die Funktionsweise der Gedanken übertragen. Gedanken werden mit Pfeilen verglichen. Wünsche sind Gedanken, die auf ein bestimmtes Ziel gerichtet sind. Indem den Wünschen eine Feder angeheftet wird, wird dieser Wunsch sehr kraftvoll. Die Weise, einem Wunsch eine Feder anzuheften, besteht darin, eine Feder in der Hand zu halten, während der Wunsch gedacht wird. Ted Andrews erklärt: „Durch Federn können wir lernen, unsere Wünsche wahr werden zu lassen. Sie ermächtigen unsere Gedanken, und durch sie können wir die Natur anrufen, diese Verbindung für uns zu bestätigen“ (Andrews 2001: 97). Die Wunsch-erfüllende Kraft von Federn wurde auch von Sea of Beauty Woman bestätigt: „Federn werden als Platzhalter oder Brücken zwischen einem Wunsch und der Erfüllung dieses Wunsches verwendet. Der erste Schritt ist, eine Absicht zu haben, dass etwas im Leben eintreten möge. Die Feder wird dann als äußere Materialisierung dieses inneren Wunsches gesehen – als ob dessen Erfüllung schon auf dem Weg ist. Die Feder verstärkt dadurch die eigene Absicht. Die Instanz, die zur Erfüllung des Wunsches angerufen wird, liegt in einem selbst. Indem mit einer Feder in der äußeren Welt Kontakt aufgenommen wird, wird Ordnung im Inneren geschaffen.“58 Letztendlich ist es also diese Ordnung, welche die Feder im Inneren, im Gehirn erzeugt. Ordnung bewirkt die Erfüllung des Wunsches. Wenn das Gehirn auf geordnetere Weise funktioniert, kommen die Ideen, die zur Erfüllung des Wunsches nötig sind, auf ganz natürliche Weise. Jedoch kann nicht jeder Wunsch erfüllt werden. „Dein Wunsch [...] muss in Harmonie mit den Wünschen derjenigen sein, deren Macht Du ausleihst“ (Lane & Samuels 2000: 116). Die Wunsch-erfüllende Kraft von Federn kann von Indianern dafür verwendet werden, sich mehr Federn zu wünschen, damit sie im Bewusstsein fortdauernd wachsen können. Für die Azteken waren Federn anscheinend so wichtig als Wunsch-erfüllende Instumente, dass die Handhabung von Federn einen Kern ihrer Kultur bildete. Nur wenigen Azteken kam das Privileg zu, mit Federn zu arbeiten. Diese Federarbeiter hatten eine angesehene Stellung in der Gesellschaft. Abbildung 3 zeigt einen Aztekischen Federarbeiter, der eine riesige Feder auf einem Brett befestigt auf ähnliche Weise, wie es Federsammler heute tun. Es ist wahrscheinlich, dass die Federn in dieser Darstellung überdimensioniert sind, um ihre Wichtigkeit zu unterstreichen. 57 Dr. Armin Wagner am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik wies darauf hin, dass ohne diese Federn die Pfeile nicht in der Lage wären zu fliegen: Sie würden spiralförmig zu Boden taumeln. (Persönliche Diskussion am 31. Juli 2007). 58 Interview am 22. Juli 2007. 60 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Abbildung 8: Aztekischer Federarbeiter beim Befestigen einer riesigen Feder auf einem Brett in einer traditionellen Zeremonie. Für die Azteken waren Federn von so hohem Wert, dass sie einen Kern ihrer Gesellschaft bildeten. Es ist wahrscheinlich, dass die Federn in dieser Darstellung überdimensioniert sind, um ihre Wichtigkeit zu betonen 59 (Bildquelle: Krull 1996: 38, Farbe verändert). Der Adler-Tanz Durch das beständige Streben nach mehr Federn hat das Individuum irgendwann genügend Adlerfedern angesammelt, um einen Adler-Tanz auszuführen. Für den Adler-Tanz befestigt ein Indianer die Schwungfedern eines Steinadlers (Aquila chrysaetos) an den Armen in anatomisch korrekter Reihenfolge und bewegt die Arme wie Flügel auf und ab, um das Bewusstsein auszudehnen und sich mit dem Adler zu identifizieren (siehe Abb. 4). Diese Identifikation findet durch den Adler als Spirit-Tier im Inneren statt. „Adler fliegt zur Sonne: Er verkörpert Erleuchtung und zeigt Dich in Deinem hellsten Licht. [...] Adler handelt von Erleuchtung, davon, für immer in Klarheit und Licht zu sehen“ (Lane & 59 Die letzte Vogelart mit Federn solcher Größe war Argentavis magnificens. Sie lebte vor über 6 Millionen Jahren in den Anden und hatte eine Flügelspannweite von sieben Metern (Palmqvist & Vizcaino 2003). 61 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Samuels 2000:186-187). Der Adler-Tanz ist deshalb ein Meilenstein auf dem Weg des Individuums zur Identifikation mit der Gefiederten Sonne. Abbildung 9: Adler-Tanz von Kindern. In diesem Tanz werden die Schwungfedern eines Steinadlers (Aquila chrysaetos) an den Armen in anatomisch korrekter Reihenfolge befestigt und wie Flügel bewegt, um das Bewusstsein auszudehnen und sich mit dem Adler zu identifizieren. (Bildquelle: Tuchman 1994: 25). 62 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Der Adler-Tanz ist nicht eine menschliche Erfindung. Der Adler selbst tanzt. Steve Ulicny berichtete von einer solchen Erfahrung mit einem majestätischen Steinadler in einer entlegenen Gegend der Vereinigten Staaten von Amerika, südlich von Bear Butte, South Dakota. Er beobachtete den Adler für eine Weile, wie er in Kreisen hoch am Himmel flog und empfand große Bewunderung für ihn. Der mächtige wilde Adler kam dann vom Himmel hinunter und setzte sich auf eine Schotterstraße in ansehnlicher Distanz von ihm. Was dann folgte, war äußerst spektakulär: Der Adler führte auf der Straße einen Tanz auf, indem er artistisch seine Füße, Flügel und Schwanz bewegte und sich im Kreise drehte. Der Tanz dauerte drei oder vier Minuten. Der Adler schaute Ulicny dabei die ganze Zeit aufmerksam an, als ob er sagen wollte: „Nun gib Acht auf alles, was ich tue, und fühl es in Deinem Herzen.“ Ulicny sagte, er war vollkommen von Ehrfurcht ergriffen und seine Aufmerksamkeit wurde auf jede kleinste Bewegung diese großen Vogels gelenkt. Schließlich hob der Adler seinen Kopf und schaute hinüber, als ob er Beifall erbeten würde, und dann hob er wieder ab.60 61 Solche Erfahrungen sind nicht ungewöhnlich bei den Indianern, und es ist wahrscheinlich, dass sie der Adler-Tanz durch die Imitation des tanzenden Vogels abgeleitet wurde. Die Gefiederte Sonne Die Indianer Nord-Amerikas streben danach, eins zu werden mit der Gefiederten Sonne. Die Gefiederte Sonne ist eine Symbiose aus dem Adler und der Sonne. Die Indianer sehen jeden Strahl der Sonne als eine Adlerfeder. Indem sie Adlerfedern, genauer gesagt Federn des Steinadlers, in einem Kreis um den Kopf anordnen, wird der Träger in die Gefiederte Sonne verwandelt. Diese Verwandlung geschieht in ihrem oder seinem Bewusstsein. Wer immer eine Krone aus Adlerfedern trägt, wird mit der Gefiederten Sonne identifiziert.62 Ihre Stattlichkeit und Pracht suggeriert königliche Würde – die Ausstrahlung sowohl eines 60 Persönliche Erfahrung, die im Mai 2002 mitgeteilt wurde. Als Peter Becker, ein deutscher Ornithologe, diesen Bericht hörte, erklärte er aus objektiver Perspektive, dass vielleicht etwas Essbares auf der Straße lag, was die Aufmerksamkeit des Adlers auf sich zog. (Persönliche Diskussion am 28. Oktober 2006). 62 Albert White Hat von den Sioux-Indianern bemerkte, dass Federkronen oft fälschlicherweise mit Krieg assoziiert wurden. „Ich möchte eine andere Irrmeinung erwähnen, die manche Anthropologen haben. Sie nennen die Federhaube, welche die Häuptlinge tragen, eine ‚Kriegshaube’. Dies ist eine falsche Beschreibung davon. Ich denke, dass der Titel ‚Kriegshaube’ in Wirklichkeit von Hollywood kommt.“ (Tuchman 1994: 70-72). [Das Verb ‚kriegen’ bedeutet auf deutsch so viel wie ‚bekommen’ oder ‚erlangen’ hat nichts mit Blutvergießen zu tun. Erlangen kann man etwas z. B. durch Kompetenz und Tugend. – Anm. d. Hrsg.] 61 63 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Helden als auch eines Weisen. Traditionellerweise musste jede Feder in der Sonnenkrone gewonnen und verdient werden.63. „[D]ie Identifikation des Menschen mit der Sonne umfasst einen heldenhaften Aspekt, er schließt einen mannigfaltigen Sieg über Illusion ein“ (Schuon 1990: 164-165). Die Gefiederde Sonne der Indianer hat 40 Strahlen, die nach rechts gewinkelt sind, um die Dynamik der Ausbreitung des Lichtes anzudeuten. Die Inder Süd-Asiens kennen ein vereinfachtes Symbol für die Sonne mit nur vier gewinkelten Sonnenstrahlen. Dieses ist unter dem Namen Swastika bekannt. ‚Swa’ ist das Selbst, folglich wird auch von den Indern eine Selbst-Identifikation mit der Sonne angestrebt. Abbildung 10: Die Gefiederte Sonne. In diesem Emblem ist die Sonne aus konzentrischen Kreisen, die aus stilisierten Federn des Steinadlers geformt werden, zusammengesetzt. Der äußere Kreis hat 40 Strahlen.64 Jede Feder ist in zwei Teile gegliedert, den inneren (‚Seele’) und den äußeren (Strahl). Die gewinkelten Fortsätze an den Spitzen repräsentieren Fransen aus Pferdehaar, die den Federspitzen angeheftet werden, und die dynamische Bewegung der Strahlen, die sich in alle Richtungen ausdehnen, zu verdeutlichen. (Bildquelle: Fitzgerald & Fitzgerald (Hrsg.) 2006: 50). 63 64 Federn können beispielsweise verdient werden, indem ein Akt von Tapferkeit bewiesen wird durch die Hilfe bei einem Unglücksfall in der Gemeinschaft in der modernen Zeit. In alten Zeiten geschah das Verdienen von Federn, indem man jemanden oder etwas gerettet hat, das einen echten Akt von Tapferkeit darstellte. „Du musstest in einem Rat Platz nehmen und die Geschichte erzählen, was Du vollbracht hast. Der Rat hörte zu, wie Du Deine Angst überwunden hast und in den Ort von „Dies ist ein guter Tag zum Sterben“ vorgedrungen bist. Und, wenn jemand in diesen Ort vordringt, sind sie natürlich unbesiegbar“ (Tuchman 1994: 49). Es wird Vedischen Gelehrten überlassen, weitere Verbindungen zwischen indianischer Kultur und indischer Kultur zu suchen. Für sie könnte die Zahl 40 von besonderer Bedeutung sein. 64 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Abbildung 11: Sonnenkrone der Indianer Nord-Amerikas aus Federn des Steinadlers (Aquila chrysaetos). Der abgebildete Feder Führer ist White Whirlwind von den Oglala-LakotaIndianern. (Bildquelle: Fitzgerald & Fitzgerald (Hrsg.) 2006: 23). Die Indianer in Süd-Amerika haben die gleiche Assoziation von Federn mit der Sonne. Von der ersten Federkrone, die von Maira, dem Begründer indianischer Kultur in SüdAmerika, überbracht wurde, wird gesagt, sie sei in einer Weise zusammengesetzt gewesen, dass Flammen aus ihr hinaus schossen, obwohl sie so aussah, als sei sie aus Federn gemacht. Dies ist in Übereinstimmung mit der Sichtweise der Urubú-Ka’apor-Indianer, die davon ausgingen, dass die Federkrone ein Symbol der Sonnenscheibe sei. Tatsächlich wird diese Sichtweise von Indianern auf dem ganzen Kontinent geteilt – von den TukanoIndianern, den Arekuna-Indianern, den Paressi-Indianern, den Bororo-Indianern, und den Bakairi-Indianern. Die Federkrone verwandelt ihren Träger in einen Repräsentanten der Sonne. Maira wird von den Indianern mit der Sonne gleich gesetzt. Indem jemand eine Federkrone trägt, wird er oder sie mit Maira identifiziert – mit der Sonne. In ihrer Sichtweise wird ein Mensch erst durch das Tragen einer Federkrone vollkommen (Dyckerhoff & Völger (Hrsg.) 1994: 57). Die Sonne als Haupt-Lebensspender 65 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Woran liegt es, dass Indianer so viel Wert auf ihre Identifikation mit der Gefiederten Sonne legen? Ein Mitglied der Lakota-Indianer legt die Wichtigkeit der Sonne dar, was erklärt, warum die Indianer sie als elementare Lebenskraft mit Federn verehren. Er erläutert auch, wie aus indianischer Sichtweise die Wechselwirkung zwischen Sonne und Erde den Wasserkreislauf hervorbringt. „Alle Lebewesen und alle Pflanzen leiten ihr Leben von der Sonne ab. Wenn es die Sonne nicht gäbe, wäre da Dunkelheit und nichts könnte wachsen – die Erde wäre ohne Leben. Dennoch muss die Sonne die Hilfe der Erde bekommen. Wenn die Sonne allein auf die Tiere und Pflanzen einwirken würde, wäre die Hitze so groß, dass sie sterben würden, aber es gibt Wolken, die Regen bringen, und die Wirkungsweise von der Sonne und Erde zusammen liefern die Feuchtigkeit, die für das Leben gebraucht wird. [...] Dies ist im Einklang mit den Gesetzen der Natur [...]“ (Fitzgerald & Fitzgerald (Hrsg.) 2006: 105). Durch die Identifizierung mit der Gefiederten Sonne durch das Tragen einer Krone aus Federn – einer Sonnenkrone – entwickelt das Individuum deshalb die Qualitäten des Selbst-als-Lebensspender und eines Fürsorgers allen Lebens auf der Erde. Dies sind genau die Eigenschaften der vierten Bewusstseinsebene, wie in den letzten Kapiteln ausgeführt wurde. 66 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Abbildung 12: Sonnenkrone von Indianern in Süd-Amerika aus Federn des Ararauna (Ara ararauna) mit leuchtend goldenen Unterseiten und Federn des Hellroten Ara (Ara macao) mit flammenähnlichen roten Unterseiten. Der abgebildete Feder Führer Haru Xynã Kontanawa von der Kontanawa-Nation im süd-westlichen Amazonas. (Bildquelle: WeltFeder-Rat, fotografiert während der 9. Konferenz der Vereinten Nationen über die Konvention zur biologischen Vielfalt, Mai 2008, Bonn, Deutschland). 67 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Der Sonnentanz Der Sonnentanz feiert und konsolidiert das Erreichen der vierten Bewusstseinsebene. In dem Sonnentanz verwandelt sich der Mensch spirituell in einen Adler, der höher und höher in den Himmel fliegt und mit den Strahlen der lebensspendenden Sonne identifiziert wird (Schuon 1990: 100). „Der Tänzer in diesem Ritus ist wie ein Adler, der in Richtung Sonne fliegt: Mit einer Flöte aus Adlerknochen erzeugt er einen schrillen und klagenden Klang, während er den Flug des Adlers in bestimmter Weise imitiert und dabei Federn verwendet, die er in seiner Hand trägt. Diese als ob sakramentale Beziehung mit der Sonne hinterlässt einen unauslöschlichen Eindruck in der Seele“ (Schuon 1990: 34). Warum ist dem so? Weil die Indianer davon ausgehen, dass „[d]ie Sonne unser makroskopisches Herz [ist], das Herz ist die Sonne unseres Mikrokosmos; durch die Kenntnis der Sonne – durch ihre tiefgründige Kenntnis – erkennen wir uns selbst“ (Schuon 1990: 91). Dies bedeutet, die Indianer nehmen die Gefiederte Sonne als ihr alter ego wahr. Der Sonnentanz, zusammen mit anderen Tänzen, hilft allen Indianern, ihnen ein Sinn davon zu geben, was sie als Volk sind. Sie erinnern auch Kinder und Erwachsene daran, was ihre Beziehung zur Sonne und Erde sein sollte. Im Wesentlichen hat der Sonnentanz zwei Bedeutungen, eine äußere und eine innere: Erstere veränderlich, letztere unveränderlich. Die mehr oder weniger äußere Absicht des Tanzes kann ein persönliches Gelöbnis sein oder ein Wunsch, die Welt zu erneuern. Die innere Absicht ist, mit der Sonnenkraft vereint zu sein, eine Verbindung zwischen der Sonne und dem Herzen herzustellen. Der zentrale Punkt des Tanzes ist ein Baum. „Der Baum ist die Präsenz – notwendigerweise senkrecht – der Himmlischen Höhe über der irdischen Ebene. Er ist es, der den Kontakt, sowohl aufopfernd als auch besinnlich, mit der Sonne ermöglicht“ (Schuon 1990: 97). Der Sonnentanz dauert ununterbrochene vier Tage an, während dessen der Tänzer sich in sengender Hitze auf alles Trinken verzichten muss, während die vorgeschriebenen Bewegungen für Stunden über Stunden ausgeführt werden. Der Sonnentanz ist vorgesehen, ein permanenter innerer Tanz zu werden. Hat der Kontakt mit der Gefiederten Sonne einmal statt gefunden, bleibt eine unlöschbare Spur im Herzen. Die Schwelle zwischen gewöhnlichem Bewusstsein und der Gefiederten Sonne wird überwunden und das Individuum lebt hiernach unter einem anderen Zeichen und in einer anderen Dimension (Schuon 1990: 99): Sie oder er ist ein Feder Führer geworden. 68 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Nah Kin – Die Mutter der Sonne Nährender noch als die männliche Kraft der Sonne ist die die weibliche Kraft, die sie gebiert. Diese wird von den Mayas in Mexiko besonders verehrt. Die Maya-Priesterin Nay Kin ist nach ihr benannt – ihr Name bedeutet ‚Mutter der Sonne’. Ihre Botschaft an alle Frauen lautet: „Lebe die Göttin in Dir!“ (Kin 2009). Was die ‚Mutter der Sonne’ über Federn zu sagen hat, übertrifft an Klarheit und Wertschätzung die Aussagen vieler ihrer männlichen Kollegen aus indigenen Kulturen: „Federn symbolisieren immer den Großen Spirit, denn die Federn fliegen im Wind. Sie zeigen uns die Ausdehnung unseres Seins, die Rückkehr zu unserem Ursprung – einem göttlichen Ursprung. Deshalb repräsentieren die Federn immer den Großen Geist” (Von Linde 2005). Abbildung 13: Die Maya-Priesterin Nah Kin wird ‚Mutter der Sonne’ genannt. Sie arbeitet mit einem Zepter aus Federn des Andenkondors (Vultur gryphus). Quetzalcoatl – Die Gefiederte Schlange In vielen Überlieferungen der indigenen Völker Mittel-Amerikas ist die Rede von einer Schlange, die Federn am Kopf trägt – Die Gefiederte Schlange. Bei den Azteken und Tolteken wird sie Quetzalcoatl genannt, bei anderen Völkern heisst sie Kukulkan. „[Die 69 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Gefiederte Schlange] symbolisiert die Doppelnatur des Göttlichen: Die Federn die lichtvolle Seite des schöpferische väterlichen Geistes, und die Schlange das Dunkle, den fruchtbaren Urschoß der Erde” (Von Linde 2005). Im Laufe der Zeit gehen der Schlange die Federn verloren, und damit verliert sie die lichtvolle Kraft des Spirit. Die dunklen Erdkräfte gewinnen Überhand. Francisco Ouiroga aus Kolumbien erinnert sich an einige Worte, die ihm seine Ahnen mitgaben: “Sohn, gehe zu Deinen Leuten und sage ihnen: “Es ist an der Zeit, die Schlange zu befiedern und den Flug der Freiheit zu beginnen.” […].” Die Mutter Erde braucht ihre Kämpfer, die spirituellen Krieger, die täglich an ihrer geistigen Entwicklung arbeiten. Ich freue mich über die Herzen, die sich alle der Liebe zugewandt haben. Dies ist der einzige Weg, unsere Mutter, die Erde, zu würdigen” (Von Linde 2005). Abbildung 14: Die Gefiederte Schlange – hier ein Relief in den Pyramiden von Teotihuacan – trägt eine Krone aus Federn, die ihr die lichtvolle Kraft des Spirit verleihen. Wenn die Federn verloren gehen, dominieren die dunklen Kräfte der Schlange. Heute ist es an der Zeit, die Schlange wieder zu befiedern. 70 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden 6. Der Feder Führer Definition von ‚Feder Führer’ Ein Zitat von Albert White Hat von den Sioux-Indianern soll den Zusammenhang zwischen Führerschaft und Federn zu Beginn dieses Kapitels verdeutlichen: „Wenn ein Mann die Führungsposition erlangt, werden ihm diese Federn gegeben, weil sie seine Tugenden von Großzügigkeit, Stärke, Mut repräsentieren, und weil er das Alter der Weisheit erreicht hat“ (Tuchman 1994: 70-72). Im Leben eines Feder Führers hat der Große Spirit die Führerschaft übernommen. Der Titel dieser Arbeit ‚Der Feder Führer’ steht im Genitiv. ‚Der Feder Führer’ ist eine poetische Formulierung von ‚Führer der Feder’. ‚Führer’ kann sowohl Singular als auch Plural sein. Der Titel kann also sowohl ‚Der Führer der Feder’ als auch ‚Die Führer der Feder’ bedeuten. Mit dem Singular ist der Große Spirit gemeint, der Feder führt, während im Plural die Menschen gemeint sind, die durch Federn mit der Führung des Großen Spirit in Kontakt stehen. Der Begriff ‚Feder Führer’ ist ein Neologismus, von dem noch in keinem bekannten Wörterbuch eine Definition abgedruckt ist. Er ist eine Personifizierung und logische Ableitung aus dem existierenden Adjektiv ‚federführend’65 und dem existierenden Substantiv ‚Federführung’. ‚Federführung’ heißt Spitzen-Management, Entscheidungshoheit und Schirmherrschaft, während ‚federführend’ wo viel wie verantwortlich bedeutet und sich auf den klugen Kopf hinter einem Projekt bezieht.66 ‚Der Feder Führer’ ist der Genitiv in poetischer Kurzform von ‚Führer der Feder’. ‚Führer’ kann sowohl für Singular als auch für Plural stehen. Im Titel dieses Dokumentes sind ‚Die Führer der Feder’ im Plural gemeint. Das zusammengesetzte Verb ‚Feder führen’ findet sich in deutschen Wörterbüchern, auch Online-Wörterbüchern, bisher nicht in kleingeschriebener zusammengesetzter Form wie etwa ‚autofahren’ oder ‚schlittschuhlaufen’. Deshalb dürfte auch für die personifiziertsubstantivierte Form des Verbes ‚Feder führen’ eine getrennte Schreibweise der beiden Worte zulässig sein, also ‚Feder Führer’ im wörtlichen Sinne für ‚Führer der Feder’. 65 Genau genommen ist der Begriff ‘federführend’ das Partizip Präsens des zusammengesetzten Verbs ‘federführen’, welches in Wörterbüchern nicht in dieser Form existiert. Dieses Verb wird jedoch von Thomas Dürr verwendet und konjugiert. Die Bedeutung des Verbes ‚federführen’ ist weiter unten erklärt. 66 Übersetzungen basieren auf dem Online-Wörterbuch der LEO GmbH, http://dict.leo.org 71 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden ‘Feder Führer’ ist aus ‚Feder’ und ‚Führer’ zusammengesetzt. ‚Feder’ hat drei Bedeutungen. Die gewöhnlichste ist die der Vogelfeder. Die zweite Bedeutung von ‚Feder’ ist eine Metallfeder. Vermutlich hat die elastische Natur der Vogelfeder auch zum Namen der Metallfeder beigetragen. Sowohl Metallfedern als auch Vogelfedern dienen als Schockabsorber67 und Kissen. Die besänftigende Funktion von Federn wird in dem Verb „federn“ wiedergegeben.68 Die dritte Bedeutung von Federn ist eine hölzerne Feder, die in dem Nut-und-Feder-System im Holzbau verwendet wird. Die hölzerne Feder des einen Holzbauteils ist dabei auf solche Weise geformt, dass sie präzise in die Nut eines zweiten Bauteils passt, ähnlich wie eine Vogelfeder präzise in die für sie vorgesehene Hauttasche eines Vogels passt. So lässt sich sagen, dass alle drei Bedeutungen von ‚Feder’ von Vögeln abgeleitet sind. Das Wort ‚Führer’ ist durch die deutsche Geschichte mit einem totalitären, undemokratischen und gewalttätigen Menschenbild vorbelastet. Wird diese Vorbelastung von dem Wort gelöst, so kann ein Führer im Sinne eines Feder Führers als Vorbild, Pfadfinder oder Orientierungshilfe verstanden werden. Der Obertitel der Arbeit „Die Feder führt“ bedeutet, dass der Feder Führer seinerseits durch die Feder geführt wird, die ihrerseits wiederum ein Strahl in der Gefiederten Sonne ist. Der Ausdruck ‚Feder Führer’ ist als linguistischer Rahmen zu verstehen, um die vierte Bewusstseinsebene begreifbar zu machen – die Ebene eines Fürsorgers und Lebensspenders – auf welcher die Indianer angelangt sind, indem sie dem Weg der Feder folgen, der den gesamten Lebensverlauf von der Feder-Initiation bis zur individuellen Identifikation mit der Gefiederten Sonne durch das Tragen einer Sonnenkrone aus Federn umfasst. Tabelle 2: Definition von ‚Federführer’ im Projektmanagement nach Heimbold (2007: 73). Die drei Dimensionen eines Feder Führers 67 Einer der größten Hersteller von Schockabsorbern für Autos ist nach dem Engel Gabriel benannt (siehe www.gabriel.com). Von Engel wird oft gesagt, sie haben eine besänftigende Funktion. 68 In der Grafik-Industrie bedeutet das Verb ‚federn’, sanfte Kanten und Übergänge von grafischen Objekten zu schaffen, beispielsweise in der Software Adobe Photoshop. Passenderweise wurde als Logo für Version CS2 dieser Software eine Vogelfeder gewählt. 72 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Feder Führer repräsentiert eine 3-in-1-Struktur aus Autorschaft, Autorität und Authentizität. Autorschaft ist der stille, sich selbst beobachtende Aspekt des Denkens und Schreibens. Autorität ist der dynamische Aspekt der Handlung. Und Authentizität ist der materielle Aspekt der materielle Aspekt des Genießens der Früchte erfolgreichen Handelns. Diese drei Dimensionen eines Feder Führers können erklärt werden, indem auf die universelle Bedeutung von Federn nicht nur in indianischen Gesellschaften, sondern auch in anderen Gesellschaften, zurückgegriffen wird: 1) Autorschaft der Feder: – Federn (genauer: deren Kiele) können zum Schreiben verwendet werden. Sie sind eines der ältesten Schreibinstrumente. Moderne Schreibinstrumente sind nach der Feder entworfen. Das Wort ‚Füllfeder’ leitet sich direkt von ‚Feder’ ab. – Da jede Feder von ausreichender Größe potentiell als Schreibinstrument verwendet werden kann, enthält jede Feder eine latente Botschaft der Natur. Einer der Namen für den hohlen unteren Teil der Feder – jener Teil, der beim Schreiben die Tinte hält – ist ‚Seele’. Die Seele (auch Spule genannt) an der Basis der Feder ist transparent, und in dieser transparenten Seele sind alle manifesten Ausdrucksformen der Feder vereint – der Schaft, die Äste und die tausenden von Strahlen – stellvertretend für den individuellen Geist mit seinen vielen Ästen und tausenden von Gedanken. Es ist diese Seele der Feder, von der gesagt werden kann, dass sie die Botschaft der Feder in sich trägt.69 Die Symbiose einer Feder mit dem Geist des Autors entschlüsselt diese Botschaft. Für diese mentale Verbindung ist es nicht notwendig, die Feder physisch zum Schreiben zu einzusetzen, denn die Übertragung der Botschaft kann rein im Geiste stattfinden. – Wird eine Feder als Schreibinstrument verwendet, fließt die Tinte durch den Kiel zu der feinen Spitze. Erst dann, wenn die Tinte den Punkt an der Spitze passiert hat, fließt sie auf das Papier und überträgt Wissen. So ist es das Transzendieren des feinsten Punktes (oder Null-Punktes) der Feder, das alles Wissen und alle Führung hervorbringt.70 69 Die ‚Seele’ einer Feder ist meistens transparent oder nahezu transparent. Transparenz ist liegt Unsichtbarkeit am nächsten. Unsichtbarkeit ist nicht nur eine Qualität der Feder-Seele, sonder auch der Seelen von Menschen, Tieren, Pflanzen und besonderen Orten – jener Teil ihrer Persönlichkeit, der über die sichtbare Lichtfrequenz hinausragt. 70 Dieser Beitrag kommt von Merin Glazier (persönlicher Schriftwechsel, Mai 2007). 73 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden – Der Bayrische Autor Ludwig Thomas (1867-1921) war bekannt für „seine spitze Feder“.71 Was damit gemeint ist, ist die Präzision der Worte, die dem NullPunkt seiner (Füll-)Feder entsprangen. – Der Redeweise, dass ein bestimmter Text „aus jemandes Feder stammt“, bezieht sich auf den kreativen Schreibvorgang – den kognitiven Raum des Autors. Es ist nicht die Hand, die den Stift oder die Feder führt, sondern das Bewusstsein – im Idealfall die vierte Bewusstseinebene. – Der deutsche Sänger Thomas Dürr verwendet in seinem Lied Liebesbrief den Ausdruck “Was tief in mir schlief führt nun Feder und schreibt Dir diesen Liebesbrief” (Dürr 2000). Seine Worte geben eine klare Definition des lebendigen Führers hinter der Feder: Es ist die vierte Bewusstseinsebene, die in ihrer eigenen Wirklichkeit erwacht und dann die Feder führt, um Worte der Liebe niederzuschreiben. – Schließlich und als Zusammenfassung der Autorschaft der Feder verleihen Federn einem Autor individuelle Identität, was auch in der französischen Übersetzung für ‚Künstlername’, ‚nom de plume’ (wörtlich: ‚Federname’) zum Ausdruck kommt. 2) Autorität der Feder: – Federn werden seit langem als Instrumente der Macht verwendet – sanfte Mache (soft power).72 Wie in dem vorangegangenen Abschnitt erläutert wurde, tragen Indianerhäuptlinge in ganz Nord- und Südamerika Kronen aus Federn. Die Federkrone erweitert die Identität ihres Trägers, um Entscheidungen im Einklang mit der Natur zu fällen. Diese Entscheidungen werden durch das Herz getroffen, wie eine weise Frau der Apachen-Indianer sagte: „Betrachte den Kiel als den Weg des Herzens und den gefiederten Teil, all die Äste, die vom Kiel abzweigen, als Entscheidungen im Leben, die wir während unserer Reise fällen“(Tuchman 1994: 38). Bei der Anordnung von Federn in einer Krone ist es die Seele der Feder (siehe oben), die den Kopf des Feder Führers berührt um seine Weisheit freizusetzen. – Eine der Übersetzungen von ‚Feder’ auf französisch ist ‘ressort’73, dessen deutsches Äquivalent ‚Ressort’ ist. Ein Ressort ist eine Abteilung, ein Zuständigkeits- und/oder Verantwortungsbereich. Das griechische Äquivalent ist ‘ægis’ und das lateinische Äquivalent ist ‘pax’. Der Ausdruck ‘ægis’ kommt 71 72 73 Interview mit Gerd Thumser, Biograf, im Rundschau-Magazin des Bayrischen Rundfunks, 21. März 2007, 21:15 Uhr). Das Adjektiv ‚fedrig’ ist ein Synonym für ‚sanft’ oder ‚zart’. Für das Konzept von sanfter Macht (soft power), siehe Nye (2004). Die andere Übersetzung von ‚Feder’ auf französisch ist ‚plume’, was 1) Vogelfeder und 2) Schreibfeder bedeutet. 74 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden ursprünglich von dem Namen des Schutzschildes von Zeus. ‘Pax’ ist ein Einflussbereich des Friedens, in dem der Feder Führer einen schützenden Schirm aufspannt. Die Qualität einer aegis oder eines Protektorates, das durch eine Feder geschaffen wird, ist in dem Ausdruck “jemanden unter die Fittiche nehmen” enthalten.74 – Innerhalb dieses Einflussbereiches des Friedens verwendet der Feder Führer die Feder als ein Zepter. In seinem Lied König der Narren benutzt Thomas Dürr den Ausdruck „lern oder stirb durch meine Feder“ (Dürr 2001a). Hier wird die Feder symbolisch als Schwert des Wissens eingesetzt, welches Unwissenheit tötet. – Macht umfasst die Dimension des Schutzes und der Verteidigung vor Aggression. Federn werden von Indianern an Pfeilen als Leitruder eingesetzt, um die Pfeile in ihrem Flug zu lenken. Die Zielgenauigkeit eines Pfeils hat dieser größtenteils den Federn zu verdanken. Sie gleichen den Leitrudern auf modernen Raketen. Federn haben auch die Eigenschaft, vor rauhem Wetter und Verletzungen zu schützen. So gesehen strukturieren Federn ein Protektorat, welches sie für einen selbst oder für andere Menschen schaffen. In seinem Lied Millionen Legionen verleiht Thomas Dürr dem Protektorat von Federn eine Stimme: “Und dann erheb ich meine Feder zum Schutz gegen den Schmerz, der vom Schlachtfeld der Liebe zu mir rüberdringt […]” (Dürr 2001b). – Der englische Ausdruck ‚federalism’ (deutsch: Föderalismus) enthält ebenfalls das Wort ‚Feder’. In einem sprachenübergreifenden Umfeld wie der Politik erklärt dieser Ausdruck die Regierungsform eines Feder Führers: Eine kooperative Einheit von souveränen administrativen Einheiten, die auf Geselligkeit basieren und unter dem Schutzschirm eines Feder Führers, der das Kollektivbewusstsein aller Einheiten verkörpert, vereinigt sind. Föderationen zeichnen sich durch eine gemeinsame Außen-, Sicherheits- und Finanzpolitik aus (Galtung 2000: 165). – Verbunden mit der ersten Dimension (Autorschaft), aber mit mehr Betonung auf der zweiten Dimension (Autorität), hat ein Feder Führer die Funktion eines Vorsitzenden mit einem Auktionshammer (gavel holder), d. h. er oder sie hat das letzte Wort in jeder wichtigen politischen Entscheidung.75 – Schließlich und als Zusammenfassung der Autorität der Feder verleihen Federn Gruppen-Identität, wie in dem englischen Sprichwort “Birds of a feather flock 74 75 ‘Fittich’ wird manchmal als Synonym für ‚Flügelfeder’ verwendet. Nach Dr. Margret Johannsen am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik sind ‘federführende Staaten’ jene Staaten, die den Auktions-Hammer im Madrid-Friedensprozess innehaben, der von den USA im Jahr 1991 eingeführt wurde. (Diskussion im Dezember 2006). 75 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden together”76 zum Ausdruck kommt. Dieses Sprichwort meint, dass Menschen, die den gleichen Geist oder Spirit teilen, zueinander finden. Die Feder ist hier das verbindende Element der Gruppe und verkörpert die Geister der Gruppenmitglieder, die zusammen den Souverän schaffen. Abbildung 15: Das bekannte Übersetzungsprogramm von Google (http://translate.google.com) übersetzte den Begriff ‚Federführer’ in die meisten Sprachen als ‚Gruppenleiter’ (English: group leader’, Französisch: ‚chef de groupe’, Norwegisch: ‚gruppeleder’, Spanisch: ‚líder de grupo’, Russisch: ‚Руководитель группы’, Türkisch: ‚grup lideri’). Eine Gruppe von Menschen, die von jemandem geleitet wird, kann klein oder groß sein, beispielsweise eine Firma oder eine ganze Nation. Die Feder Führer der indigenen Nationen verkörpern die Rolle des Gruppenleiters geradezu perfekt und im wörtlichen Sinne: Sie sind Leiter eines ganzen Volkes, also Federführer, und tragen deshalb Kronen aus Federn. Das bekannte Übersetzungsprogramm von Google (http://translate.google.com) übersetzte den Begriff ‚Federführer’ in die meisten Sprachen als ‚Gruppenleiter’ (English: ‚group leader’, Französisch: ‚chef de groupe’, Norwegisch: ‚gruppe-leder’, Spanisch: ‚líder de grupo’, Russisch: ‚Руководитель группы’, Türkisch: ‚grup lideri’). Eine Gruppe von Menschen, die von jemandem geleitet wird, kann klein oder groß sein, beispielsweise eine Firma oder eine ganze Nation. Die Feder Führer der indigenen Nationen verkörpern die Rolle des Gruppenleiters geradezu perfekt und im wörtlichen Sinne: Sie sind Leiter eines ganzen Volkes, also Federführer, und tragen deshalb Kronen aus Federn. 76 Das deutsche Äquivalent dazu ist: “Gleich und Gleich gesellt sich gern.” 76 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Interessanterweise verändert Google anscheinend von Zeit zu Zeit die ÜbersetzungsAlgorithmen: Während am 9. März 2009 die Übersetzung ‚group leader’ für das Wort ‚Federführer’ gültig war, wurde das gleiche Wort am 1. Juni 2009 lediglich noch mit ‚leader’ ins Englische übersetzt. Auch der Satz-Zusammenhang spielt bei der Übersetzung eine Rolle. Wird dem Begriff ‚Federführer’ das Wort ‚jeder’ vorangestellt, so macht das Übersetzungsprogramm von Google daraus im Englischen ‚any responsible leader’, was auf deutsch ‚jeder verantwortliche Führer’ bedeutet. Interessanterweise wird durch diesen kleinen Wortzusatz die Dimension der Verantwortung eines jeden Federführers unterstrichen, welche das Tragen der Feder ihm überträgt. Analog wird das Partizip Präsenz ‚federführend’ von Google als ‚responsible’ ins Englische übersetzt, was auf deutsch ebenfalls ‚verantwortlich’ bedeutet. Auch hier steht genau wie in der vorangegangenen Übersetzung die Übertragung von Verantwortung durch die Feder im Vordergrund. Wird das Wort ‚Federführer’ auf eine bestimmte geografische Region bezogen, beispielsweise auf die Öko-Region Europa, Nordafrika und den Nahen Osten, die als WestPaläarktis bezeichnet wird, so übersetzt Google den Begriff in die Dimension eines politischen Amtes: ‚Federführer’ wird zu ‚Responsible officer’, was auf deutsch ‚verantwortlicher Offizier’ heisst (siehe Abbildung ...). Der Ausdruck ‚Offizier’ ist ein Dienstgrad im Militär. Der Verantwortungsbereich eines Offiziers wird ihm von seinem Vorgesetzten zugeteilt. Ein Offizier, der die Verantwortung für die innere und äußere Sicherheit eines so großen Gebietes wie ganz Europa, Nordafrika und den Nahen Osten übernimmt, wird üblicherweise zum Status eines General-Offiziers oder Generals erhoben. Ein General ist einzig und allein seinem Globalen Oberbefehlshaber Rechenschaft schuldig. Das Militär der Vereinigten Staaten von Amerika – der einzigen militärischen Macht auf der Welt mit einer globalen Kommandozentrale – hat die Welt in 6 geografische Regionen aufgeteilt, die ‚Areas Of Responsibility (AOF)’ – auf deutsch ‚Zuständigkeitsbereich’ oder ‚Region der Veranwortung’ – genannt werden. Diese 6 Regionen sind (US Department of Defence 2009): 1) Nordamerika (U.S. North American Command, USNORTHCOM) 2) Südamerika (U.S. South American Command, USSOUTHCOM) 3) Europa und Nord-Asien (U.S. European Command, USEUCOM) 4) Afrika (U.S. African Command, USAFRICOM) 77 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden 5) Der Mittlere Osten und Zentralasien (U.S. Central Command, USCENTCOM) 6) Der Pazifische Raum und die Antarktis (U.S. Pacific Command, USPACOM) Die Verantwortung für jede der 6 Regionen wurde 6 Vier-Sterne-Generälen übertragen, die vom Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten ernannt werden.77 Jeder dieser Generäle kann als ‚Federführer’ für seine Region bezeichnet werden. Abbildung 16: Wird dem Begriff ‚Federführer’ das Wort ‚jeder’ vorangestellt, so macht das Übersetzungsprogramm von Google daraus im Englischen ‚any responsible leader’ – ‚jeder verantwortliche Führer’. Interessanterweise wird durch diesen kleinen Wortzusatz die Dimension der Verantwortung eines jeden Federführers unterstrichen, welche die Feder ihm überträgt. (Quelle: http://translate.google.com, abgerufen am 9. März 2009). 77 Neben diesen 6 Generälen für geografische Regionen umfasst die globale Kommandozentrale des USamerikanischen Militärs (englisch: ‘Unified Combatant Command’, UCC) vier weitere Generäle für funktionelle Aufgabenbereiche, die nicht an bestimmte geografische Regionen gebunden sind. Dies sind: 1) U.S. Joint Forces Command, 2) U.S. Special Operations Command, 3) U.S. Transportation Command, 4) U.S. Strategic Command (US Department of Defence 2009). 78 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Abbildung 17: Das Partizip Präsenz ‚federführend’ wird von Google als ‚responsible’ ins Englische übersetzt, was auf deutsch ‚verantwortlich’ bedeutet. Auch hier steht genau wie in der vorangegangenen Abbildung die Übertragung von Verantwortung durch die Feder im Vordergrund. (Quelle: http://translate.google.com, abgerufen am 9. März 2009). Abbildung 18: Wird das Wort ‚Federführer’ auf eine bestimmte geografische Region bezogen, beispielsweise auf die Öko-Region Europa, Nordafrika und den Nahen Osten, so übersetzt Google den Begriff in die Dimension eines politischen Amtes: ‚Federführer’ wird zu ‚Responsible officer’, was auf deutsch ‚verantwortlicher Offizier’ heisst. (Quelle: http://translate.google.com, abgerufen am 9. März 2009). Der Ausdruck ‚Offizier’ ist ein Dienstgrad im Militär. Der Verantwortungsbereich eines Offiziers wird ihm von seinem Vorgesetzten zugeteilt. Ein Offizier, der die Verantwortung für die innere und äußere 79 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Sicherheit eines so großen Gebietes wie ganz Europa, Nordafrika und den Nahen Osten übernimmt, wird üblicherweise zum Status eines General-Offiziers oder Generals erhoben. Er ist einzig und allein seinem Globalen Oberbefehlshaber Rechenschaft schuldig. Abbildung 19: Das Militär der Vereinigten Staaten von Amerika, der einzigen militärischen Macht auf der Welt mit einer globalen Kommandozentrale, hat die Welt in 6 Regionen aufgeteilt und die Verantwortung für diese Regionen 6 Generälen übertragen, die vom Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten ernannt werden. Jeder dieser Generäle kann als ‚Federführer’ für seine Region bezeichnet werden. (Bildquelle: www.wikipedia.org). 3) Authentizität der Feder: – Wenn die stille Autorschaft der Feder (die erste Dimension eines Feder Führers) erfolgreich in dynamische Handlung und Autorität umgesetzt wurde (die zweite Dimension eines Feder Führers), ist das Resultat die Frucht der Handlung. Die Frucht der Handlung eines Feder Führers ist ein Zuwachs an Federn. Dies wird in der Dimension der Autorschaft durch den Wunsch nach mehr Federn sichergestellt und in der Dimension der Autorität durch Entscheidungen im Einklang mit der Natur. Solche Entscheidungen erhalten Lebensräume, in denen sich Vögel vermehren können, und so wie die Vogelpopulationen mausern, werden ihre Federn verfügbar, um mehr Menschen im Wachstum ihres Bewusstseins beizustehen. – Ein Führer zur Bestimmung von Vogelfedern, entweder in Form einer Person oder in Form eines Buches, ist ebenfalls ein Federführer. Busching verwendet den Ausdruck ‚Federführer’ erstmals als Bezeichung für ein Bestimmungsbuch für Federn. Als Federexperte weist er darauf hin, dass jeder Vogel über eine sehr große Vielzahl von Federtypen verfügt (Schwungfedern, Steuerfedern, Deckfedern, Körperfedern und Daunen). „Somit muss ein solcher Federführer dann die kompletten Sätze der Hand- und Armschwingen, Steuerfedern, die 80 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Decken von Flügel und Steuer sowie die verschiedenen Typen der Körperfedern beschreiben und das für jedes Kleid, ferner von juvenilen und adulten Exemplaren jeder Art. Hinzu kämen noch Probleme der Variationsbreite. Dieses ergibt in jedem Falle ein Mammutwerk“ (Busching (2005: 257). Mit etwas Erfahrung ist es möglich, nicht nur die Vogelart zu bestimmen, von welcher eine Feder stammt, sondern auch ihre genaue anatomische Position am Körper. Auch ein indigener Feder Führer führt den ornithologisch Interessierten durch die Diversität der Welt der Vögel, denn indigene Feder Führer kennen sich hervorragend mit Vögeln aus. – Das Museum Alexander Koenig in Bonn zeigt eine Dauerausstellung mit dem Titel “Federführende Faszination”.78 79 Der Ausdruck ‘federführend’ bezieht sich hier auf die ursprünglichen Führer von Federn: die Vögel. Vögel führen Federn an ihrem Körper ständig mit sich. Deshalb sind Vögel angeborene Feder Führer im wahren Sinne. Haru vom Welt-Feder-Rat sagt: „Vögel sind die wahren Könige“.80 – Schließlich und als Zusammenfassung der Authentizität der Feder verleihen Federn jenen, die sie verwenden, die Fähigkeit zu fliegen. Feder Führer können ‚fliegen’ Im indianischen Denken hat ein Feder Führer die Fähigkeit zu ‚fliegen’. Diese Fähigkeit kommt durch ihre oder seine spirituelle Transformation in einen Vogel durch die Verwendung von Federn. Die Bribri-Indianer sagen, „Vögel sind die Freunde und Spirits von Menschen, weil sie fliegen können. Sie symbolisieren die Freiheit des menschlichen Geistes, der unbegrenzt in alle Richtungen fliegen kann.“81 Während des Vorgangs der Transformation in einen Vogel verlässt der Feder Führer seinen physischen Körper und ‚fliegt’ als Spirit wie ein Vogel durch das Universum.82 Hierin ist die Instrumentalität der 78 Siehe http://www.zfmk.de/web/Museum/Dauerausstellung/Vogelwelt/index.de.html Das Verb ‚führen’ bedeutet nicht nur ‚anführen’, oder ‚steuern’, sondern auch ‚im Angebot haben’ (z. B. in einem Laden) oder ‚mit sich tragen’. 80 Interview am 25. Mai 2005 in der Burg Eltz im Rheinland. 81 Interview im Juli 2002. 82 Von einer solche Erfahrung berichtet Pedro Ugalde aus Chicago, der in seinen Träumen zu mehreren seiner Freunde in verschiedenen Teilen der Welt flog. Seine Wahrnehmung in diesen Träumen war die eines Vogels: Er sah alles von oben, während er über dem Boden schwebte. Während einem dieser Träume im Sommer 2003 besuchte er einen Bekannten auf der anderen Seite des Atlantiks. Er sah, wie dieser auf einer Autobahn fuhr, die Schilder mit der Aufschrift ‚Hamburg’ zeigten, und wie dieser zu einem Seminar über Holz ging. Beides war faktisch korrekt, obwohl Ugalde von niemandem wusste, dass sein Bekannter nach Hamburg gezogen war und dort Holzwirtschaft studierte. 79 81 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Feder explizit mit dem ‚Fliegen’ verbunden, und solche Assoziationen reichen zurück in die Altsteinzeit. Durch das Tragen von Federn wird ein menschlicher Feder Führer spirituell zu einem Vogel. Es ist nicht bloß eine Verkleidung, sondern eine wahre Metamorphose: der Feder Führer oder die Feder Führerin wird zu einem Vogel (siehe Dyckerhoff & Völger (Hrsg.) 1994: 58). Die weit verbreiteten Erzählungen von Feder Führern über ihre „Besuche im Himmel“ demonstrieren den spirituellen Hintergrund dieser Auffassung. Die Fähigkeit zu ‚fliegen’, um Krankheiten zu heilen und deren Ursprung ausfindig zu machen wird von den Feder Führern der TupinambáIndianer, der Karajá-Indianer, der Wayana-Indianer, der Tapirapé-Indianer, und der UrubúKa’apor-Indianer berichtet (Dyckerhoff & Völger (Hrsg.) 1994: 58). Auch Tuwe Hunikuin von den Hunikuin-Indianern, der unter den vier Feder Führern war, die an der 9. Vertragsstaaten-Konferenz zur Konvention über Biologische Vielfalt in Bonn teilnahmen, berichtete auf der Pressekonferenz der Feder Führer am 23. Mai 2008 von dieser Fähigkeit, durch das Universum zu ‚fliegen’ (CBD 2008b). Feder Führer der Inder Der prominenteste Feder Führer mythologischer Art im war Lord Krishna alten Indien, der ca. 3000 v. Chr. gelebt haben soll. Er trug immer eine Pfauenfeder im Haar. Die Oberschwanzdecken des männlichen Pfaus sind für ihre prächtigen ‚Augen’ bekannt. Das ‚Pfauenauge’ auf Krishnas Krone repräsentiert das Auge eines liebevollen Fürsorgers – ein Auge, das alle und alles sieht, was Fürsorge braucht. Krishna war von Natur aus ein Fürsorger des Waldes. Einmal brach ein Waldbrand nahe seiner Heimatstadt Vrindavan aus, von dem viele Menschen und Tiere gefangen waren. Starke Winde ließen das Feuer rasch verbreiten. Krishna löschte das Feuer und rettete die Leben von vielen Stadtbewohnern. Er ging oft in den Wald, um auf seiner Bambusflöte zu spielen – zur großen Freude der Pflanzen und wilden Tieren, die ihm aufmerksam zuhörten und keinerlei Scheu vor ihm zeigten. Krishna war ein Pazifist: Er weigerte sich, Waffen anzufassen und beschützte Tiere, indem er Vegetarismus propagierte. Er war auch für seine liebevolle Haltung gegenüber Menschen bekannt. Menschen, Tiere und Pflanzen waren alle gleichermaßen Teil seines Selbst. Er war ein Fürsorger der Natur und eins mit ihr.83 83 Nach to Manik Bali, persönliches Gespräch, 12. Juli 2007. 82 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Abbildung 20: Krishna war ein mythologischer Feder Führer aus Indien vor etwa 5000 Jahren. Er war bekannt als Fürsorger des Waldes und aller Menschen, die ihn umgaben. Seine Federkrone besteht aus einer einzigen Feder. Diese Feder – eine Oberschwanzdecke eines männlichen Pfaus (Pavo cristatus) – zeigt ein prächtiges ‚Auge’. Wird das Auge dieser Feder über dem Kopf getragen, so ist es das Auge eines liebevollen Fürsorgers – ein Auge, das die Bedürfnisse und Wünsche aller Lebewesen sieht, die es zu befriedigen und erfüllen gilt. (Bildquelle: Nader 2000: 367). Feder Führer der Indianer Es gibt heute nicht mehr viele Feder Führer, die alle oben aufgezählten Charakteristika aufweisen. Seine Majestät Epe Awapa Lissandro von den Bribri-Indianern in Costa Rica, Seine Majestät Tito Santana von den Naso-Indianern in Panama, Seine Majestät 83 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Tashka Yawanawa von den Yawanawa-Indianern im Amazonas, Seine Majestät Haru Kontanawa von den Kontanawa-Indianern, Seine Majestät Haji Manchineri von den Manchineri-Indianern und Seine Majestät Tuwe Hunikuin von dern HunikuinIndianern, alle drei ebenfalls im Amazonas, sind Beispiele authentischer Feder Führer. Gemäß den Bribri-Indianern ist jemand, der eine Krone aus Federn trägt, ein Großer Spirit. Dies kann wahrlich von allen oben genannten Feder Führern gesagt werden. Sie sind sehr bescheidene Männer mit großer Weisheit und Heilkraft, die ununterbrochen an das Wohl ihrer Nationen und die Zukunft der Erde denken. Sie würden sich auch niemals selbst als Könige bezeichnen – der Titel „Seine Majestät“ wurde ihnen von der Globalen Federation Traditioneller Könige verliehen. Sie alle haben eine sehr hohe Wertschätzung für Federn. Seine Majestät Haru Kontanawa bezeichnet Federn als „Antennen der Spiritualität“, die ihm ermöglichen, Kontakt mit den Spirit-Tieren aufzunehmen. Und Seine Majestät Epe Awapa Lissandro sagte: „Federn enthalten die Weisheit der Natur.“84 Abbildung 21: Feder Führer sind Könige des Waldes. Im Bild zu sehen sind zwei Feder Führer aus den Urwäldern Mittelamerikas während einer Vereinigungszeremonie mit ihren Brüdern aus Indien im Juni 2002 in Puerto Viejo, Costa Rica. Die Schirme hinter ihnen stellen die Pax oder Aegis dar, die durch ihre Federn geschaffen werden – ihre Schirmherrschaft über den Wald und seine Bewohner. Links: Seine Majestät Epe Awapa Lissandro von der Bribri-Nation in Costa Rica trägt eine Krone, die aus zwei Steuerfedern eines Fasans (Phasianus spec.) und eine halb-verdeckte Steuerfeder eines Truthuhns (Meleagris gallopavo). Der Fasan verkörpert in indianischem 84 Interview im Juli 2002. 84 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Denken Familienfruchtbarkeit und heimische Sicherheit (Andrews 2001: 185). Das Tragen von Fasanen-Federn stärkt die väterlichen Qualitäten dieses Feder Führers für seinen gesamten Stamm. Der Truthahn ist ein Vogel des Waldes. Er hat eine lange Geschichte der Assoziation mit Spiritualität und Verehrung der Erden-Mutter. Für die Indianer ist er ein Symbol für all die Segen, die die Erde darbietet, zusammen mit der Fähigkeit, diese zu größtem Vorteil zu verwenden (Andrews 2001: 199). Die Truthahn-Feder in der Krone dieses Feder Führers macht ihn zu einem Hüter aller Wälder der Erde. Rechts: Seine Majestät Tito Santana, Feder Führer der Naso-Indianer in Panama, mit einer Federkrone aus Federn einer weiblichen Hokko-Art (Crax spec.), einer Steuerfeder einer unbestimmten Greifvogelart (Ordnung Accipitriformes) und drei farbigen Federn eines Amazonen-Papageis (Amazona spec.). Papageien werden von den Indianern als Vögel der Sonne betrachtet. Wegen ihrer Fähigkeit, Menschen nachzuahmen, wird von ihnen gesagt, sie seien Botschafter zwischen dem Königreich des Menschen und dem Königreich der Vögel (Andrews 2001: 181). Durch das Tragen von Papageien-Federn entwickelt dieser Feder Führer eine starke Fähigkeit, mit Vögeln zu kommunizieren. Die Greifvogel-Feder verleiht visionäre Kraft und die Rolle eines Beschützers (Andrews 2001: 152), während die Bedeutung des Hokkos, einem Vogel des Waldes, nicht bekannt ist. Diese Vogelfamilie ist sehr bedroht durch Entwaldung. Es ist anzunehmen, dass der Feder Führer durch die Wahl, eine Feder dieses seltenen Waldvogels zu tragen, die Verantwortung für den Schutz seines Wald-Habitates übernimmt und zu einem Schutzpatron des Waldes wird. (Bildquelle: Global Federation of Traditional Kings, fotografiert im Juni 2002 in Puerto Viejo, Costa Rica). Abbildung 22: Vier Feder Führer aus dem Amazonas halten eine Pressekonferenz auf der 9. Vertragsstaaten-Konferenz der Konvention für biologische Vielfalt (CBD). Sie luden alle Staatsoberhäupter der Welt ein, sich mit ihnen zu alliieren. Von links nach rechts: Seine Majestät Haji Manchineri von den Manchineri-Indianern, Seine Majestät Tashka Yawanawa von den Yawanawa-Indianern im Amazonas, Seine Majestät Tuwe Hunikuin von dern Hunikuin-Indianern und Seine Majestät Haru Kontanawa von den Kontanawa-Indianern. 85 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Feder Führer in anderen Teilen der Welt Nicht nur in Nord- und Südamerika, sondern in Stammeskulturen auf der ganzen Welt finden sich Feder Führer, die den Wert von Federn kennen und zum Wohl für ihre Nationen einsetzen. Die Oberfläche der Erde kann in verschiedene Ökozonen aufgeteilt werden, die sich durch ähnliche klimatische Verhältnisse mit jeweils eigenen Tier- und Pflanzengemeinschaften auszeichnen. In jeder dieser Ökozonen gibt es Feder Führer, welche sich um die Naturallianz der Menschen in ihrer Ökozone kümmern. Allen Feder Führern der Welt gemeinsam ist ein schamanisch geprägtes Verständnis der Natur als lebendiger Ganzheit. Wenn die Politiker der industrialisierten Staaten sich bereit erklären, von den Feder Führern zu lernen und selber Federn für ihr eigenes Wachstum im Bewusstsein einzusetzen, könnte eine tragfähige Basis geschaffen werden, um die globalen Klimaprobleme in den Griff zu bekommen. Abbildung 23: Die Oberfläche der Welt wurde vom World Wildlife Fund (WWF) in verschiedene Ökozonen unterteilt. (Bildquelle: www.wikipedia.org). 86 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Abbildung 24: Der Paläarktis wird von Ornithologen wegen ihrer enormen Größe und ökologischen Unterschiede oft unterteilt in die Ost-Paläarktis und die West-Paläarktis. Die West-Paläarktis umfasst Europa, den Nahen Osten und Nord-Afrika nördlich der Sahelzone. Ihre Grenze zur Ost-Paläarktis verläuft entlang des Urals und der Westküste des Kaspischen Meers südlich vom Kaukasus bis zum Zweistromland – dem heutigen Irak. Abbildung 25: Analog zur Wiederbefiederung der Schlange muss die Erde wieder befiedert werden, um ihr die lichtvollen Kräfte des Spirit zurück zu bringen. 87 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Abbildung 26: Jede Ökozone hat ihre eigenen Feder Führer, welche sich um die Naturallianz in diesem Teil der Welt kümmern. Abbildung 27: Zwei Feder Führer der Afrotopischen Ökozone bei einer traditionellen Federkrönung mit einer Feder des „Weißen Adlers“, der in Wirklichkeit der Palmnuss-Geier (Gypohierax angolensis) ist, dessen innere Handschwingen weiis sind. Links: Seine Königliche Majestät Eddie Nkwoh. Rechts: Seine Majestät Eddie Osuangwu, der selber auch eine Feder des Palmnuss-Geiers trägt, die im Bild nicht sichtbar ist. (Bildquelle: www.raccounselors.com/AAF.html) 88 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Abbildung 28: Zwei Feder Führer der Paläarktischen Ökozone. Links: Unbenannter Feder Führer aus Kyzyl, Russland (Bildquelle: www.wikipedia.com). Rechts: Unbenannter Feder Führer aus der Montolei (Bildquelle: www.begegnungs-reisen.de). Beide tragen Federn vom Uhu (Bubo bubo). Abbildung 29: Zwei Feder Führer der Indomalayischen Ökozone. Links: Unbenannter Feder Führer eines Naga-Stammes mit einer Krone aus Steuerfedern vermutlich eines Vertreters der Hühnerartigen (Galliformes). Rechts: Unbenannter Feder Führer eines anderen NagaStammes mit einer Handschwinge eines Greifvogels, vermutlich einer weiblichen Weihe (Circus spec.). (Bildquelle: www.the-south-asian.com). 89 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Abbildung 30: Zwei unbenannte Feder Führer der Australasiatischen Ökozone. (Bildquelle: Holland Herald, Bright Edition, www.hollandherald.nl) Feder Führer der Globalen Naturallianz Der Begründer der Naturallianz von Deutschland ist Bundes-Umweltminister Sigmar Gabriel. Im Mai 2008 fand in Bonn die 9. Vertragsstaaten-Konferenz zur Konvention über biologische Vielfalt (CBD) der Vereinten Nationen statt. Im Rahmen dieser Konferenz hat der Generalsekretär der Konvention für biologische Vielfalt Dr. Ahmed Djoghlaf die Deutsche Naturallianz zu einer Globalen Naturallianz erweitert. Das CBD-Sekretariat veröffentlichte diesbezüglich ein Dokument mit dem Titel „The Bonn Biodiversity Summit: Birthplace of a ‚Globale Naturallianz’ for life on Earth“ (CBD 2008). Dies wurde von den Feder Führern auf der ganzen Welt mit Beifall begrüßt. Gabriel wurde daraufhin von den Teilnehmern der Konferenz zum Vorsitzenen der Globalen Naturallianz gewählt. Weil die Hüter der Naturallianz in ihren Ökozonen traditionellerweise Feder Führer sind, wurde Gabriel durch den Vorsitz der Globalen Naturallianz zum Globalen Feder Führer. Die auf der Konferenz anwesenden Feder Führer aus dem Amazonas sprachen ihm in Form eines Memorandums ihre volle Unterstützung für diese Globale Naturallianz aus und wollten ihn in Anwesenheit der Vertreter von 192 Staaten durch die Übergabe einer rot-goldenen Sonnen-Federkrone als einen aus ihren Reihen ehren. Aus legalen Gründen war die Übergabe der Federkrone nicht möglich und wurde vom Bundesamt für Naturschutz untersagt. Die Federkrone konnte 90 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Gabriel lediglich virtuell in Form einer Fotomontage überreicht werden (siehe Bild unten). Stattdessen erhält Gabriel vom Welt-Feder-Rat nun die Feder eines Seeadlers (Haliaaetus albicilla) – dem Wappenvogel der Bundesrepublik Deutschland. Abbildung 31: Feder Führer der globalen Naturallianz, Sigmar Gabriel. Die gezeigte Federkrone sollte Herrn Gabriel am 30. Mai 2008 auf der Vertragsstaatenkonferenz der Konvention für biologische Vielfalt von den anwesenden Feder Führern aus dem Amazonas übergeben werden. (Bildquelle: Fotomontage aus offiziellem Pressefoto). 91 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden 7. Eine Fallstudie nachhaltiger Forstwirtschaft Die vorangegangenen beiden Kapitel haben die eher abstrakten Details untersucht, wie die vierte Bewusstseins-Ebene durch Federn entwickelt wird. Dieses letzte Kapitel hat die Absicht, konkretere Beispiele zu liefern, wie die Ratschläge von Feder Führern zu einem Thema beitragen können, das kürzlich in den Mittelpunkt der Debatte zur Abwendung eines Klimakrieges gerückt ist: Der Erhalt und Schutz der Wälder. Die Wichtigkeit von Wäldern zur Abwendung eines Klimakrieges Ein Großteil der laufenden Debatte zur Vorbeutung eines Klimakrieges konzentriert sich auf die Wichtigkeit des Erhalts von Wäldern. Die Brandrodung von natürlichen Wäldern auf der ganzen Welt trägt jährlich mehr zu globalen Treibhausgas-Emissionen bei als der Transport-Sektor (Stern 2006: xviii). Der Kohlenstoff-Anteil, welcher allein in WaldÖkosystemen eingebunden ist, ist größer als der Kohlenstoff-Anteil in der Atmosphäre (Stern 2006: 604). Selbst wenn alle Ölreserven der Welt, einschließlich unkonventionellen Reserven, die noch nicht erschlossen sind, heute verbrannt würden, enthielte die gesamte Vegetation der Erde und ihr Boden immer noch mehr Kohlenstoff als alle verbleibenden Ölreserven (Vereinte nationen 2001). Wälder sind der wichtigste Luftfilder der Erde, weil sie Kohlenmonoxid und andere Schadstoffe aus der Atmosphäre entfernen und Kohlendioxid aufnehmen und binden. Entwaldung reduziert die Fähigkeit der Wälder, Kohlendioxid zu binden, und wird zu einem zusätzlichen Treiber globaler Erwärmung. Wälder spielen auch eine entscheidende Rolle im Wasserzyklus des Klimasystems. Das Roden von Wäldern hat eine Abnahme der Niederschläge zur Folge (Diamond 2005: 214). Die daraus resultierenden Dürren reduzieren landwirtschaftliche Erträge und können zu Konflikten über Nahrungsmittel und Trinkwasser führen. Historische Daten belegen, dass in der Vergangenheit solche Gesellschaften florierten, die ein erfolgreiches Wald-Management betrieben, während andere Gesellschaften, die dies nicht vermochten, früher oder später kollabierten (Diamond 2005: 29). Sobald die internationale Gemeinschaft die Wichtigkeit von Bäumen als ‚Klima-Soldaten’ erkennt, könnte dies eine ‚dendrozentrische Wende’ im Völkerrecht bewirken, vergleichbar mit der ‚anthropozentrischen Wende’, die sich in den 1990er-Jahren im Völkerrecht vollzog (Kotzur 2001: 143). Dies würde der indianischen Haltung nahekommen, Bäume als 92 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Brüder und Schwestern in einer globalen Familie zu sehen, in der alles Leben miteinander verbunden und interdependent ist. Indianer als Fürsorger der Wälder der Erde einsetzen? Ein möglicher Vorschlag, der im Rahmen der Debatte über den Klimawandel angebracht werden könnte, bestünde darin, Indianer, die traditionelle Waldbewohner sind, als Fürsorger der letzten Wälder der Erde und für das Anpflanzen von neuen Wäldern einzusetzen, damit sie von ihren natürlichen Fähigkeiten, mit Bäumen zu sprechen, Gebrauch machen können. So einleuchtend ein solcher Vorschlag klingen mag, ist es äußerst unwahrscheinlich, dass die Indianer dies akzeptieren würden. Es ist wahrscheinlicher, dass sie solches Verhalten als selektiv opportunistisch und heuchlerisch betrachten würden. Die Indianer würden spüren, dass die Menschen aus den Industriegesellschaften sie ausnützen würden, indem sie die Indianer bitten, sich um die Wälder zu kümmern, damit sie selbst mit der Luftverschmutzung und dem Krieg gegen die Natur fortfahren können. Außerdem wiegen die Erinnerungen der Vergangenheit immer noch schwer in ihrem kollektiven Gedächtnis. Über Jahrhunderte haben die heutigen Industriegesellschaften das Land der Indianer ausgebeutet und deren Kultur zerstört mit nichts anderem im Kopf als ihrem eigenen Wohlstand, und nun, wo ihr Wohlstand und ihr Überleben auf dem Spiel steht, wenden sie sich auf einmal an die Indianer mit einem Hilfegesuch – ohne sich einmal für das Getane zu entschuldigen. Indianische Siedlungen wurden gezielt mit Dynamit aus der Luft bombardiert, mit Maschinengewehren aus Armee-Hubschraubern beschossen, um ihr Land für den Straßenbau zu eröffnen, und mit Arsen, Pocken-, Tuberkulose- und Grippe-Viren verseucht, die gezielt in ihre Dörfer eingeschleust wurden (Timberlake & Tinker 1984: 32).85 Mit solchen unmenschlichen Abscheulichkeiten gegen die Indianer, die gegen alle internationalen Menschenrechts-Konventionen verstoßen, ist es höchst unwahrscheinlich, dass sie den Industriegesellschaften irgendeinen Dienst leisten. Jedoch können ihre Vorgehensweisen einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung von den Industriegesellschaften übernommen werden als Mittel von Langzeit-Handlungen, die zur Abwendung eines Klimakrieges beitragen, während der ökonomische Nutzen der Wälder beibehalten wird. 85 Klimafrieden schließt Frieden mit den Indianern ein. Dies ist so, weil „Frieden zwischen Völkern und das Ende der ruinösen Zerstörung der Natur zwei Seiten der gleichen Medaille sind“(Bastian 1990: 75). 93 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Frieden im Wald In einem Lied mit dem Titel „Frieden im Wald“ gibt der Feder Führer Haru Kuntanawa dem Konzept des Friedens mit der Natur von Meyer-Abich eine Stimme und lebendige Erfahrung, in der sich Forstwirtschaft, Friedensforschung und Sicherheitspolitik vereinen: Mein Wald bittet um Frieden, Sagt, er hält nicht mehr aus Den Menschen mit seinem Imperium, Der die Tiere vernichtet, Die Welt beherrschen will Mit Hi-Tech Und die Natur zerstört, Denkend es sei Weisheit. Die Luft ist verseucht Mit so viel Verschmutzung. Tausende von Lebewesen sterben Und die Menschen kümmert es nicht. Tausende von Lebewesen sterben Und die Menschen kümmert es nicht. Die Luft ist verseucht Mit so viel Verschmutzung. Tausende von Lebewesen sterben Und die Menschen kümmert es nicht. Weine, Wald, weine. Und ich weine mit Dir. Das Blau des Himmels ist schon verblasst Und die Sonne verliert ihren Glanz. Das Blau des Himmels ist schon verblasst Und die Sonne verliert ihren Glanz. Frieden im Wald Ist, was benötigt wird. Die Erde ist unsere Mutter Und wir müssen verstehen, Dass Wald das Grün ist, Das die lebendige Natur bringt. Lasst uns mit Liebe umsorgen Unseren geliebten Wald. Lasst uns mit Liebe umsorgen Unseren geliebten Wald. Abbildung 32: Genau wie für unsere Kultur sind auch für die Indianer Vögel Boten des Friedens. „Wenn sie fliegen, segnen sie mit ihren Flügeln die Erde“ (Kuntanawa 2008). In der Kosmologie der Indianer ist das Überleben der Vögel entscheidend für den Frieden im Wald und für den Klimafrieden. „Danke Euch allen, die zum Frieden beitragen, zur Liebe für diesen Planeten, all jenen, die unsere Sprache als menschliche Wesen nicht verstehen, allen Lebewesen. Ich überbringe 94 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden diese Botschaft mit der Hoffnung, dass sie die Welt sensibilisieren kann, um Fürsorge für alle zu empfinden. Vielen Dank für diesen sehr wichtigen Augenblick in Deutschland, in der Stadt Bonn. Frieden, Liebe in unseren Herzen und Hoffnung“ (Kontanawa 2008). Die Menominee-Indianer Die Menominee-Indianer in Wisconsin (USA) zählen ungefähr 3500 Mitglieder und besitzen etwa 950 Quadratkilometer von meist bewaldetem Land im Nord-Osten dieses Bundesstaates. Sie sind ursprüngliche Waldbewohner. Als das Fortschreiten des amerikanischen Traumes, den Kontinent vom Atlantik bis zum Pazifik (‚from sea to shining sea’) zu beherrschen ihnen ihre großen Jagdgründe im Jahr 1831 verweigerte und sie dazu zwang, Bauern auf ihrem verbleibenden Waldland zu werden, entschieden sie sich stattdessen, Holzfäller werden, damit sie ihre Tradition als Waldbewohner aufrecht erhalten konnten. Der Verlust von präkolonialem Menominee-Land, kombiniert mit der einhergehenden Zerstörung ihrer Wälder, die sie einst bewohnten, machte ihnen den Wert der verbleibenden Wälder sehr bewusst. Aus ihrer Perspektive verschlangen Bauernhöfe das Land und setzten dem Reichtum des Waldes ein jähes Ende. Selbst heute, nach mehr als 200 Jahren der Interaktion mit der Industriegesellschaft, behalten die Indianer ihre ganzheitliche Sichtweise vom Leben und von der Natur bei. Eine Deklaration des Menominee Forestry Department (1995: 110) liest sich wie folgt: „Im Gegensatz zu vielen nicht-indianischen Konzepten über den Menschen und die Natur sieht sich das Menominee-Volk nicht als getrennt vom Wald oder den Wald und seine Kreaturen als unabhängig von ihnen. Die Menominee-Kultur existiert in Harmonie mit Mutter Erde und versteht den Kreis des Lebens. Der Wald wird, wenn er richtig behandelt wird, den Stamm heute und für zukünftige Generationen mit wirtschaftlichen, kulturellen und spirituellen Werten am Leben halten. Dies wird seit mehr als 8000 Jahren auf dem Menominee-Land gelehrt und praktiziert, und ist für die Qualität des Waldes auf dem Reservat verantwortlich.“86 Die Tatsache, dass die Menominee-Indianer ihr Land in den Vereinigten Staaten von Amerika legal besitzen macht mit Sicherheit einen großen Unterschied in ihrer GesamtMotivation – im großem Gegensatz zu den Indianern in Südamerika, wo den meisten Indianern immer noch die gleichen Rechte wie ihren Landsleuten verweigert wird. 86 Übersetzung aus dem Englischen durch den Welt-Feder-Rat. 95 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Der Ratschlag des Feder Führers der Menominee-Indianer Die Menominee-Häuptlinge, ähnlich wie die Häuptlinge der meisten Indianer, tragen ebenfalls Federkronen.87 Sie sind Feder Führer für ihre Nation. Die Menominee sind noch ein lebendiges Beispiel dafür, wie die Feder zum Leben im Einklang mit der Natur führt. Ein unbenannter Feder Führer der Menominee-Indianer empfahl seinem Volk, ihr Verhalten nach der Sonne auszurichten. „[B]eginne mit der aufgehenden Sonne und arbeite der untergehenden Sonne zu, aber nimm nur die ausgewachsenen Bäume, die kranken Bäume und die umgefallenen Bäume. Wenn Du das Ende des Reservates erreichst, dreh um und fälle von der untergehenden Sonne zur aufgehenden Sonne, und die Bäume werden für immer reichen“ (Spindler & Spindler 1971: 201).88 Diese Haltung zeigt erstens, dass aus der Perspektive der Sonne, welche die Indianer einnahmen, Menschen und Bäume den gleichen Wert haben. Die Indianer betrachten die Bäume als ihre Brüder und Schwestern unter der gleichen Sonne. Für sie gilt „der Wald ist das Volk und ohne den Wald [...] wird das Volk sterben“ (Davis 2000: 8).89 Zweitens war der Rat des Feder Führers, nur ausgewachsene, kranke und umgefallene Bäume zu entnehmen, im Kern dessen, was indianische Waldbewirtschaftung nachhaltig macht. Indianische nachhaltige Forstwirtschaft Für einen außenstehenden Beobachter erscheint der Menominee-Wald makellos und vollkommen unberührt (Davis 2000: 12). Doch dies ist bei weitem nicht der Fall. Im Jahr 1854 enthielt der Wald auf dem Menominee-Reservat schätzungsweise 42 Millionen Festmeter Rundholz. Seit dem Jahr 1865 wurden nahezu 56 Millionen Festmeter Holz geerntet. Trotzdem zeigt das zuletzt durchgeführte Inventar, dass der Rundholz-Vorrat immer noch 42 Millionen Festmeter beträgt, selbst nach 138 Jahren Bewirtschaftung (Pecore 1992: 16). Während der gleichen Zeit haben die Indianer die biologische Vielfalt, Produktivität und Gesundheit des Waldes erhöht. Ihr Management der Reserven und Qualität des Wassers ist gleichermaßen beeindruckend. Die Gewässer des Reservates 87 Siehe z. B. http://www.menominee-nsn.gov/history/photoGallery/people.php Übersetzung aus dem Englischen durch den Welt-Feder-Rat. 89 Übersetzung aus dem Englischen durch den Welt-Feder-Rat. 88 96 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden haben zum großen Teil die gleiche Qualität wie vor über hundert Jahren. Tatsächlich ist ihr Wald in seiner vollen Pracht heute gesünder und produktiver als zu irgend einem anderen Zeitpunkt, seit die Menominee zum ersten Mal den Fluss zu ihrem neuen Zuhause hinauf ruderten (Davis 2000: 21&203). Gleichzeitig haben diese Indianer gelernt, die modernste Technologie einzusetzen, die auf dem Markt der Holzindustrie verfügbar ist. Um ihre Erfolgsformel zusammenzufassen, lässt sich sagen, dass im Durchschnitt etwa alle 100 Jahre alle Bäume auf dem Reservat einmal gefällt und ersetzt werden (wobei eigentlicher Kahlschlag niemals vorkommt). Zum Vergleich beträgt in einem vergleichbaren Klima in Europa die Umsatzrate für kommerzielle Buchen etwa 70 Jahre und für Fichten etwa 40 Jahre oder weniger, je nachdem, wie das Holz verwendet wird.90 Umsatzrate indianischer Forstwirtschaft Welcher Beitrag lässt sich daraus für die Debatte um Klimawandel und Walderhalt ableiten? Grob gesagt erlaubt die indianische nachhaltige Waldbewirtschaftung den Bäumen etwa doppelt so viel Zeit zum Wachsen. In anderen Worten werden nur halb so viele Bäume geerntet wie im kommerziellen Holzeinschlag. Auf der anderen Seite macht diese Wirtschaftsform die Indianer nicht reich. Theoretisch könnten die MenomineeIndianer durch den Verkauf ihrer Wälder und ihres Landes und durch die vorsichtige Investition des daraus resultierenden Kapitals einen großen Schritt nach vorne tun, um sich selbst und zukünftige Generationen aus der Armut heraus zu heben. Dies ist jedoch nicht ihre Wahl. Die Menominee-Lebensweise folgt dem Ratschlag ihres einstigen Feder Führers: „[N]imm nur die ausgewachsenen Bäume, die kranken Bäume und die umgefallenen Bäume [...], und die Bäume werden für immer reichen“ (Spindler & Spindler 1971: 201).91 Die Menominee hatten nichts dagegen, die ausgewachsenen, die kranken und die umgefallenen Bäume zu ernten, aber letzten Endes muss der Wald für immer erhalten werden. Diese Technik wurde in der Forstwissenschaft unter dem Namen „selektive Silvikultur“92 bekannt (Davis 2000: 136). Die Indianer setzten das Leben der Bäume über den Wert von Geld. Sie mögen in Armut leben, aber in Armut zu leben war besser als in einer von Bäumen entblößten Landschaft zu leben, die verwahrlost und 90 Information basiert auf persönlichen Notizen aus Lehrveranstaltungen an der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft, Hamburg, April 2003 bis September 2005. 91 Übersetzung aus dem Englischen durch den Welt-Feder-Rat. 92 Mitunter auch als ‘Plenterwirtschaft’ bezeichnet. 97 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden armselig aussieht. Im Angesicht des Klimawandels und der Gefahr eines Klimakrieges wäre es angebracht, wenn unsere Industriegesellschaft sich der indianischen Weisheit annimmt, lebendige Bäume über Profit zu stellen. Wenn es keine Bäume mehr gibt, wird es bald auch keine Menschen mehr geben, wie die Geschichte gezeigt hat. Schutz des ‚Großvater-Baumes’ Manche alten Bäume, die länger als alle anderen Bäume da waren, sind in der indianischen Wahrnehmung von besonderer Bedeutung. In einem bestimmten Wald gab es einen uralten Baum, der ‚Großvater-Baum’ genannt wurde. Der Feder Führer Rolling Thunder sagte: „Dies ist die Großvater-Pflanze; sie ist verantwortlich für all die anderen. Verletze diese Pflanze nicht, sonst sterben all die anderen“ (Lane & Samuels 2000: 146). Der Grund, weshalb Indianer bestimmte alte Bäume wichtiger ansehen als andere, liegt darin, dass sie ein menschliches Gesicht in der Borke des Baumes erkennen – sie erkennen sich selbst in dem Baum. Logischerweise beschützen sie solch einen Baum, denn diesen zu zersägen würde dem gleichkommen, sich selbst zu zersägen (siehe z. B. Pazzagona 2002: 147). Hier sehen wir erneut, wie die Wahrnehmung von uns selbst in einem Baum die Definition von Leben im Einklang mit der Natur erfüllt und dadurch hilft, Bäume zu erhalten, die so wichtig für die Abwendung eines Klimakrieges sind. Die Königin des Waldes In einem Lied mit dem Titel „Königin des Waldes“ beschreibt der Feder Führer Haru Kuntanawa seine Vision von der lebendigen Naturgöttin, die im Wald residiert. „Mata“ bedeutet auf Portugiesisch „Wald“ und auf Sanskrit „Mutter“. Señora, Königin, meine Mutter, Danke für was Du mir gegeben hast. Oh Mutter, ich bin so glücklich, Dein Sohn genannt zu werden. Mutter, von Kindheit an bis jetzt Warst Du die eine Mutter, die mich erhalten hat. Abbildung 33: Der Krähenstirnvogel (Psarocolius decumanus) ist so gut wie allen Indianern in Mittel98 und Südamerika bekannt. (Bildquelle: www.wikipedia.org) Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Danke, liebe Mutter. Für immer werde ich Dir meine Liebe geben. Mutter, die Welt kann nicht Die Gründe meiner Liebe verstehen. Mutter, meine Anliegen waren so viele, Keines davon hast Du je verweigert. Mutter, die Welt kann nicht Die Gründe meiner Liebe verstehen Mutter, meine Anliegen waren so viele, Keines davon hast Du je verweigert. Ich lebe im geschlossenen Wald Höre den Rhythmus meines Japu [Krähenstirnvogel, Psarocolius decumanus]. Ich werde das Geheimnis dieser Liebe preisgeben: Es ist meine Mutter die es mich lehrte, Das Mysterium der Liane. Ich lebe im geschlossenen Wald Höre den Rhythmus meines Japu. Ich werde das Geheimnis dieser Liebe preisgeben: Es ist meine Mutter die es mich lehrte, Das Mysterium der Liane. Danke, meine Mutter. Meine Mutter, die Königin des Waldes, Ich werde Dich nie vergessen, Ich werde Dich immer beschützen Mit meinem Bogen und meinen Pfeilen. Danke, meine Mutter, Oh liebe Mutter, Meine Königin des Waldes. Ich bin ein indianischer Krieger, Botschafter meines Volkes, Hier in diesem Fest. Ich bin ein indianischer Krieger, Botschafter meines Volkes, Hier in diesem Fest. Der scheinende Mond ist so schön Und die Sterne, die den blauen Himmel färben. Ich bin ein Indianer, ein Junge, ein Krieger. Mein Lied ist heilend. Ich bin ein Irapuru-Indianer. Ich bin ein Indianer, ein Krieger-Junge. Mein Lied wirkt heilend. Ich bin ein Irapuru-Indianer. 99 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Abbildung 34: Die Königin des Waldes in tiefer Meditation. Sie trägt eine Krone aus weissen Federn eines Silberreihers (Egretta alba), gestreiften Federn einer Hokko-Henne (Crax spec.) und roten Federn eines Hellroten Aras (Ara macao). (Bildquelle: Video mit dem Titel ‚Índios Kontanawa, do Juruá, lançam CD’ bei www.youtube.com, Hintergrund verändert). Beiträge zur Debatte zum Wald-Erhalt: Indianische selektive Silvikultur Selektive Silvikultur auf indianische Art liefert drei Beiträge zur Debatte über den Erhalt der Wälder im Zusammenhang der Vorbeugung eines Klimakrieges (Newman 1967: 47). 1) Unter dem selektiven System wird weniger Rundholz entnommen, weil nur Bäume mit hohem Risiko entnommen werden und ein Großteil des Holzeinschlages auf Harthölzer konzentriert wird. Indem die Marktverfügbarkeit von Holz begrenzt wird, steigen die Preise automatisch und erzielen höhere Stückpreise, so dass der Gesamtprofit sich um einen nachhaltigen Wert stabilisiert. Dieser Wert ist niedriger als Kurzzeit-Profite aus Kahlschlag jedoch langfristig stabil – mit hoher Wahrscheinlichkeit über Hunderte von Jahren, wie die Indianer demonstriert haben. 2) Selektiver Einschlag entnimmt nicht die Niedrigwert-Baumstämme, die bei Kahlschlag-Operationen dominieren. Der optimale Einschlag-Punkt sind ausgewachsene Bäume mit einem Durchmesser von 36 cm (im Falle von 100 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Hemlocktannen).93 Oberhalb dieser Größe ist die Fläche, um einen lohnenden Einschlag zu erzielen, von einem Kostenstandpunkt zu groß.94 3) Im Kahlschlag-System ist künstliche Regeneration notwendig. Die hohen Kosten, um neue Bäume zu pflanzen, können eliminiert werden, indem auf natürliche Generation gesetzt wird, die mit dem selektiven System der Indianer erzielt wird. Vorschlag einer Wald-Armee für den Amazonas an die Vereinten Nationen Ein gemeinsamer Projektvorschlag vom WFR und OPIRJ an UNEP besteht darin, eine permanente Wald-Armee der Vereinten Nationen aufzustellen als effektives System der Waldverwaltung für den Amazonas. Der Schutz des Amazonas-Regenwaldes ist von allergrößter Wichtigkeit, um einen schlimmeren Klimawandel abzuwenden und das Aussterben von Arten und Kulturen anzuhalten. Im Amazonas leben etwa 400 indigene Nationen, die den Wald besser kennen als jeder andere. Zusammen konstituieren diese Nationen einen indigenen Amazonas-Wald-Staat, der sich aus ihren Territorien in Brasilien, Bolivien, Ecuador, Guyana, Französisch Guyana, Kolumbien, Peru, Surinam und Venezuela zusammensetzt. Die Präsidenten dieser indigenen Nationen sind nahezu alle Federführer. Die effektivste Weise, für UNEP eine Wald-Armee der Vereinten Nationen zu schaffen, besteht darin, in Koordination mit COICA, der Dachorganisation aller indigenen Nationen im Amazonas, die Federführer zu ermächtigen. Als grundlegende Infrastruktur der Wald-Armee der Vereinten Nationen schlagen die Federführer des WFR vor, eine Kommunikationsplattform im Wald einzurichten, die aus 400 solar-betriebenen Internet-Stationen mit Satellitenverbindung besteht. Dies würde dem Federführer jeder Nation ermöglichen, in Notfällen (z. B. Waldbrände, Invasion von Holzfällern) ein Koordinationszentrum der Vereinten Nationen zu kontaktieren. Diese Internet-Stationen würden den Federführern auch ermöglichen, von ihrem Büro tief im Urwald mit wichtigen Leuten wie Ihnen zu kommunizieren. Die Installationskosten für dieses System werden von Experten auf etwa 6 Millionen Euro geschätzt und die jährlichen Betriebskosten auf etwa 4 Millionen Euro. Für die ersten 12 Jahre ergibt dies 93 94 Newman erwähnt nicht, in welcher Höhe des Baumes dieser Durchmesser genommen wird – ein Detail das äußerst wichtig zu wissen wäre! Kosten werden weiter determiniert durch die Zugänglichkeit des Terrains, d. h. ob das Terrain gebirgig oder flach ist. 101 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden einen Betrag von 54 Millionen Euro. Dies sind lediglich 1.2% der 4.5 Milliarden Euro, welche die Deutsche Bundesregierung UNEP für den internationalen Waldschutz bis zum Jahr 2020 zugesagt hat. 102 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden 8. Schlussfolgerung Diese Arbeit hat versucht, die laufende Debatte über Klimawandel und Klimakrieg mit traditionellen Herangehensweisen indianischer Feder Führer zu informieren. Gemäß dem Bewusstseinsmodell von Hall et al (1991), welches präsentiert wurde, ist unsere Industriegesellschaft größtenteils auf der dritten Bewusstseins-Ebene stehen geblieben, von wo aus die Natur als tote Ressource wahrgenommen wird. Diese Wahrnehmung der Natur tendiert dazu, unverantwortliches Handeln nach sich zu ziehen, was die eigentliche Ursache eines drohenden Klimakrieges ist. Im Gegensatz dazu leben die Indianer auf der höchsten Bewusstseins-Ebene, welche spontan zu Handlungen im Einklang mit der Natur führt. Der zentrale Beitrag zur Debatte besteht in der Erkenntnis, dass Indianer ihre hohe Bewusstseins-Ebene durch Vogelfedern erreicht haben. Federn strukturieren die Identität der Indianer von frühester Kindheit an, und Federn erweitern ihre Identität, bis ihr Selbst die gesamte Natur umfasst – die innere und die äußere. Wie gezeigt wurde verbinden Federn ihre Feder Führer mit der Sonne. Die Sonne ist der primäre Lebensgeber. Deshalb ist es für die Feder Führer natürlich, selber zu Lebensgebern und Fürsorgern des Lebens zu werden – sowohl für ihr Volk, dessen Mitglieder ihrerseits diese Qualitäten entwickeln, als auch für Bäume, Tiere, die Erde und den Himmel. Falls diese Hypothese richtig ist, haben Federn das Potential, jede Gesellschaft auf die höchste Bewusstseins-Ebene zu heben, was zu verantwortlichem Handeln gegenüber der Natur führt und die Gefahr eines Klimakrieges abwendet, bevor er ausbricht. Eine Legitimation zur Ermächtigung der Indigenen als Federführer der Globalen Naturallianz wird demnach nicht aus einer glaubens-basierten Zuschreibung eines höheren Bewusstseinszustandes im Vergleich zur Industrie-Gesellschaft abgeleitet, sondern aus einer geistreiche, humor-basierten Ausleuchtung der Bedeutung des Wortes deutschen Wortes „Federführung“ in der Industrie-Gesellschaft selbst. Dadurch kommt die Ermächtigung der Indigenen aus der Industrie-Gesellschaft und ist nicht eine SelbstErmächtigung der Indianer auf der Basis eines sich selbst zugeschriebenen höheren Bewusstseinszustandes, denn ein solches Eigenlob und eine solche Eigenkrönung wirken abstoßend und kämen einer Verletzung der Selbstbestimmungsrechte der 103 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Industriegesellschaft gleich. Stattdessen wird eine Begegnung der Industriegesellschaft mit den Indigenen Völkern auf Augenhöhe angewandt und aufgrund der eigenen Werte der deutschen Gesellschaft eine Kooperation mit den Indigenen ins Auge gefasst.. Eine alternative Möglichkeit besteht darin, dass die Feder Führer ihre hohe BewusstseinsEbene auf eine andere Weise erlangt haben, die nicht offensichtlich ist, und dass die Anziehungskraft, die Federn auf die Feder Führer ausüben, lediglich ein Resultat ihrer hohen Bewusstseins-Ebene ist und nicht die Ursache. In diesem zweiten Fall müsste weiter nach einer Methode gesucht werden, um das Bewusstsein der auf der Erde wohnenden Menschen anzuheben, falls ein Klimakrieg durch diese Vorgehensweise abgewendet werden soll. Federn wären dann nicht ein direkter Weg dorthin, doch könnten sie wertvolle Hinweise liefern. 104 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Nachwort Die überwältigende Flut von Informationen zum Thema Klimawandel, die in den vier Monten während der Vorbereitung dieser Arbeit buchstäblich auf mich zusammenbrach, lähmten mich innerlich vollkommen. Während dieser Zeit wurde mir die Möglichkeit zuteil, Auge in Auge mit vielen Klima-Experten zu sprechen, einschließlich der WeltAutorität zu diesem Thema – dem Vorsitzenden des Zwischenstaatlichen Ausschusses zum Klimawandel (IPCC), Herrn Dr. Rajendra Pachauri – und dem persönlichen Berater in Sachen Klimawandel für die Deutsche Bundeskanzlerin, Herrn Professor Hans Joachim Schellnhuber. Was sie zu sagen hatten schockierte mich zutiefst: Der gesamte Amazonas-Regenwald, einer der größten Schätze der Welt, könnte in unserer Lebenszeit verschwinden, wenn die globale Erwärmung anhält. Ich fand es unmöglich, alle diese Informationen als objektiver Beobachter zu behandeln, ohne mich davon berühren zu lassen. Wo es vorher nur eine vage Ahnung in mir gab, dass es nun etwas weniger Schnee im Winter gibt und vielleicht ein paar mehr Stürme, wurde diese Ahnung plötzlich ersetzt durch die nicht abstreitbare Tatsache, dass das Ausmaß von Umweltausbeutung und verschmutzung durch unsere Zivilisation unsere eigene Überlebensgrundlage für die Zukunft untergräbt. Unsere Spezies zerstört die Erde durch ihre bloße Präsenz. Mehr noch: Wir hinterlassen unseren eigenen zukünftigen Generationen einen zunehmend verwüsteten Planeten durch unsere Lebensweise. Mein Herz begann, sich sehr schwer anzufühlen. Ich fühlte mich wie an der Kehle erwürgt und konnte nicht in Worten ausdrücken, was vor sich ging. Und ich begann, mein eigenes Existenzrecht zu hinterfragen. Jedesmal, wenn ich einen Wasserhahn aufdrehte oder etwas in den Abfall warf, stellte ich mir die Frage: „Bin ich eine Last für die Erde, indem ich dies tue?“ Diese ernsthaften Bedenken über die Beziehung von uns Menschen zur Natur und zur Erde brachten mir die Erinnerungen zurück von dem, was ich fünf Jahre zuvor im Urwald von Costa Rica erlebt hatte. Wo alles begann Bevor ich mit meinem Studium an der Universität Hamburg begann, wurde mir die Möglichkeit angeboten, fünf Wochen mit den Bribri-Indianern in Costa Rica zu verbringen. Sie sind ein sehr altes Volk, das die Region zwischen dem Karibischen Ozean und den Talamanca-Bergen, welche sie heilig nennen, bewohnt. Ich fühlte mich sehr 105 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden geehrt, von ihnen in einer Bruderschafts-Zeremonie in ihren Stamm aufgenommen zu werden. Vielleicht erlaubte mir diese Partnerschaft mit den Indianern, ein klein wenig durch ihre Augen zu sehen. Ihre Art und Weise, mit der Natur zu kommunizieren, faszinierte mich. Ich stellte auch eine starke Ähnlichkeit im Denken und in den Haltungen der Bribri-Indianer zum Denken und den Haltungen einiger Inder fest, die mit mir dort waren. Indianer und Inder scheinen ein gemeinsames Verständnis über den Ursprung ihrer Kulturen zu haben und eine gemeinsame Haltung gegenüber der Natur, die in starkem Kontrast dazu steht, wie wir in unserer Industriegesellschaft die Natur behandeln. Sie teilen ähnliche medizinische Praktiken, in denen sie Heilpflanzen und Heilsteine verwenden, die oft viel kraftvoller zu sein scheinen als moderne pharmazeutische Behandlung zur Heilung chronischer Krankheiten. Für die Indianer und die Inder ist die ganze Natur lebendig – nicht nur Tiere und Pflanzen, sondern auch Flüsse, Wolken und Berge. Sie kommunizieren regelmäßig mit Pflanzen, um deren Heilfähigkeiten zu erfahren, und mit Vögeln, um über das Wetter Bescheid zu wissen. Und schließlich singen Inder wie Indianer ein stilles Wort der Weisheit in sich selbst, um eins mit der Natur zu werden. Eins werden mit der Natur Solch ein indisch-indianisches Wort der Weisheit wurde mir im Alter von 3 Jahren weitergereicht, als ich ein kleiner Junge war. Oft, wenn ich es verwendete, spürte ich, wie ich mit der Umgebung verschmolz und mit ihr eins wurde. Tiere spürten dann keinerlei Scheu mehr vor mir. Da wusste ich, wie es Franz von Assisi ergangen sein muss. Einmal, als ich mich in diesem Zustand der Einheit mit der Natur befand, setzte sich ein kleiner Vogel – es war ein Steinschmätzer Oenanthe oenanthe der Unterart leucorrhoa – auf meinen Kopf, als ob er sein Nest sei, und blieb für etwa eine halbe Minute still sitzen. Ein andermal suchte ein juveniler Höckerschwan Cygnus olor meinen Schutz, als diesem von einem adulten Männchen, der unweit davon brütete, der Fluchtweg abgeschnitten wurde. Der junge Schwan flog auf dem Wasser laufend auf mich zu, setzte sich links neben mich und blieb für etwa 10 Minuten dicht an mich geschmiegt sitzen, bis der Altvogel verschwunden war. Und wieder ein andermal wurde mir eine Diamanttaube Geopelia cuneata zugeschickt, die sich schwer am Kopf verletzt hatte und deren Oberschädel komplett blank lag. Honig, ein altes Heilmittel, wirkte Wunder, und nach zwei Wochen saß das kleine Taubi mit vollständig verheiltem Kopf auf meinem rechten Zeigefinger, drehte 106 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden ein wenig den Kopf, um mir direkt in die Augen zu sehen, und sagte ganz sacht „huh“ – Danke! Zu anderen Zeiten begannen die Bäume, mit mir zu kommunizieren, als ich unter ihnen saß. Für die Indianer und Inder sind dies Alltagserfahrungen. Sie kommunizieren regelmäßig mit Pflanzen. Weltforstwirtschaft und Friedensforschung Mein Wunsch war es, einen Weg zu finden, um ihren Wald zu schützen und die Wälder der Welt als Ganzes. Ich hatte gesehen, wie der Wald der Indianer durch Maschinen von geldgierigen Firmen zerstört wurde; und ich hatte die Ungerechtigkeit gesehen, wie ihnen ihr Land von bekannten Bananenproduzenten weggenommen wurde und hörte aus erster Hand, wie die Arbeiter auf diesen Bananenplantagen fast täglich mit giftigen Insektiziden aus Flugzeugen besprüht werden – mit einem Regenschirm als ihrem einzigen Schutz. Das Nachspiel der Kolonisierung hat hier noch nicht geendet. Es war zu jenem Zeitpunkt, dass ich mich an einen Artikel erinnerte, in dem das Institut für Weltforstwirtschaft in Hamburg erwähnt wurde. So machte ich mich auf den Weg, dieses Institut aufzusuchen, und wurde inspiriert, Holwirtschaft an der Universität Hamburg zu studieren. Nachdem ich mein Vordiplom abgeschlossen hatte, wurde mir klar, dass die Holzwirtschaft mich in eine eher industrielle Richtung bringen würde und weg von meinen ursprünglichen Absichten. Deshalb setzte ich mein Studium mit der neuen Richtung Friedensforschung und Sicherheitspolitik fort, weil ich spürte, dass es auf der politischen Ebene mehr Möglichkeiten geben würde, dem Wald und den Indianern zu helfen. Aber was die Indianer heute bedroht, ist nicht mehr eine lokale Gefahr für einen entlegenen Volksstamm durch einen Bananenproduzenten – es ist die Bedrohung der Existenz der Menschheit als Ganzes, und vielleicht viel mehr für unsere eigene Industriegesellschaft als die für die der Indigenen: Die Gefahr eines Klimakrieges. Wissenschaft, Kunst und Zauber Diese Arbeit basiert primär auf der emotionalen Argumentations-Methode von Überzeugung durch Assoziation. Ich werde Sie möglicherweise auch einige Male provozieren. Das ist beabsichtigt. Denn ich gehe ähnlich wie der Friedensforscher Prof. Dr. 107 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Klaus-Michael Meyer-Abich aus der ehemaligen Arbeitsgruppe um unseren einstigen großartigen Bundespräsidenten Prof. Dr. Carl-Friedrich von Weizsäcker davon aus, dass wir heute nicht nur eine falsche (zerstörende) Technologie einsetzen, sondern weitgehend auch eine falsche (herzlose) Wissenschaft betreiben. Den Studenten wird an den Universitäten die falsche Denkweise beigebracht. Zum Erhalt des Ökosystems Erde trägt dieser Wissenschaft zugrunde liegende Denkweise leider nicht viel bei. Die Zukunft wird den Zauberern und Künstlern gehören. Wissenschaft ist in der Lage, Augen zu öffnen, während Kunst in der Lage ist, Herzen zu öffnen. Zauberer können Wunder bewirken – jedenfalls erscheint dies jenen Menschen so, denen das Wissen dazu fehlt. In dieser Zeit werden Wunder und Menschen mit offenen Herzen dringend zum Erhalt unserer Selbst auf der Erde gebraucht, denn wir sind auf dem schnellsten Weg der Selbstzerstörung. Und da der Mensch an der Spitze aller Prädatoren steht, geht mit dem Menschen auch fast das gesamte Ökosystem unter. Die Erde wird sich auch ohne uns weiter drehen, sollte sie dereinst durch einen Klimakrieg vollständig verwüstet sein oder nur noch von aasfressenden Insekten bevölkert sein. Aber sie wird um uns weinen. Der Mensch war ihr liebstes Kind, und sie hat uns alles gegeben, was wir brauchten, um glücklich zu sein in unserem Erdendasein. Aber der Mensch, jedenfalls die meisten Menschen, waren von einer unheilbaren Selbstzerstörungswut besessen. Auch ohne den Menschen wird irgendwann wieder Leben auf ihr entstehen. Doch für ein paar von uns ist die Erde ist ein ganz besonderer Ort: sie ist uns, den Kindern der Erde, ein Zuhause in der endlosen Weite des Universums. 108 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Danksagung Die erste Version dieser Masterarbeit bestand schlicht aus einer Feder – eine Oberschwanzdecke eines männlichen Pfaus (Pavo cristatus). Mir schien, dass diese Feder die gesamte Aussage der Arbeit enthielt, besser als ich sie je in Worten hätte ausdrücken können. Ihre Aussage war klar und einfach. „Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden“. Diese Feder wurde fristgerecht zum Abgabetermin am 15. Juli 2007 im Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg eingereicht. Ich danke dieser Feder dafür, dass sie mich geführt hat. Sie ist auf der Titelseite abgebildet. Die Studienleitung wünschte sich neben der wunderbaren Feder eine ausformulierte Version der Masterarbeit. Doch die Pfauen-Feder schwieg: Sie war in sich perfekt und hatte nichts weiter zu sagen. Also begab ich mich auf eine Visions-Suche tief in das Innere des Waldes. Ein kleiner Rotfuchs (Vulpes vulpes) schlich sich sehr nah an mich heran und sah mich mit großen Augen an. Aus den Baumwipfeln blickten große Kolkraben (Corvus corax) zu mir herab. Einer ihrer Artgenossen hatte mich zu einem anderen Zeitpunkt in den Finger gezwickt, weil ich ihm nicht genügend Respekt gezeigt hatte. Dann lag auf einmal eine Feder vor mir. Sie war mit Schlamm bedeckt. Ich wusch sie in einer Pfütze. Sie war wunderschön. Ihre beiden Fahnen links und rechts vom Schaft waren nahezu symmetrisch. Auf der linken Fahne trug sie orange-goldene und braune Streifen. Auf der rechten Fahne waren diese Streifen bis auf den Rand aufgelöst und vom Schaft her drang reines Weiß hindurch. Es war eine der beiden mittleren Steuerfedern eines hellen Mäusebussards (Buteo buteo). Diese Feder führte mich zurück zum Schreibtisch. Ich liebe diese Feder. Die vorliegende Arbeit ist aus ihr entstanden. Sie erinnerte mich daran, dass zu dem Zeitpunkt, als ich meine Bewerbung für das Studium am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik abgab, ein Mäusebussard über dem Institut kreiste. Damit schloss sich der Kreis. Mein Studium stand vom Anfang bis zum Ende unter der Obhut des Bussards. Ich danke dem Bussard für seine Visionskraft. Als nächstes möchte ich meinen beiden Betreuern danken, Herrn Professor Dr. Michael Brzoska, dem Direktor des Institutes für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an 109 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden der Universität Hamburg, und Herrn Dr. Jobst-Michael Schröder vom Institut für Weltforstwirtschaft in Hamburg für ihre weise und gütige Anleitung. Professor Brzoska half mir mit seinem brillanten Intellekt, meine weit verzweigten Gedanken auszusortieren und lud mich ein, an einer Konferenz über die Sicherheitsrisiken des Klimawandels am Deutschen Auswärtigen Amt teilzunehmen, wo ich die Möglichkeit erhielt, Dr. Rajendra K. Pachauri zu treffen, den Vorsitzenden des Zwischenstaatlichen Ausschusses zum Klimawandel (IPCC). Dr. Schröder teilte mit mir viele inspirierende Einsichten in die Waldökologie und unterstützte meinen Wunsch, das Studium der Holzwirtschaft mit dem Studium der Friedensforschung zu kombinieren. Professor Dr. Sebastian Scheerer vom Institut für Kriminologische Sozialforschung an der Universität Hamburg, Professor Dr. Dr. Peter Klein von der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft, Fregattenkapitän Harald Hochgräfe von der Bundeswehr, Dr. Bevan Morris, der Präsident der Maharishi University of Management in den Vereinigten Staaten, und seine Assistentin Jane Aikens halfen mir alle mit Empfehlungsschreiben, um in den Studiengang “Master of Peace and Security Policy Studies” an der Universität Hamburg aufgenommen zu werden. Seine Heiligkeit Maharishi Mahesh Yogi, der Begründer des Globalen Landes des Weltfriedens, bot mir die einmalige Gelegenheit an, für fünf Wochen an einem Projekt mit den Bribri-Indianern im Regenwald von Costa Rica teilzunehmen und mehrere Indianerhäuptlinge aus Zentral- und Südamerika zu treffen. Ich fühle mich geehrt, dass mir ein Interview mit seiner Majestät Epe Awapa Lissandro, dem König der Bribri-Indianer, gewährt wurde. Ich danke auch Sea of Beauty Woman für ihr Interview. Professor Dr. Dr. Hans-Joachim Giessmann formulierte für mich eine sehr brauchbare Definition von „Leben im Einklang mit der Natur“. Zudem gewährten er und Frau Dr. Patricia Schneider großzügigerweise eine Verschiebung der Abgabefrist dieser Arbeit um einen Monat. Professor John Konhaus steuerte Details über die alte indische Pflanzenwissenschaft bei. Dr. Volker Schanbacher und Dr. Ashley Deans erweiterten meinen Horizont in 110 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Kosmologie und dessen Verbindung zum Klima auf der Erde. Manik Bali am MaxPlanck-Institut für Klimatologie in Hamburg war eine großartige Quelle nicht nur für Informationen zum Klima, sondern auch über indische Kultur. Steve Ulicny teilte mir viele seiner persönlichen Erfahrungen mit, von dem, was er von den nord-amerikanischen Indianern gelernt hatte. Dr. Margret Johannsen, Merin Glazier, Rachel Nevas, Peter DeRuiter, Pedro Ugalde und Hans Bruncken trugen wertvolle Diskussionen über die Definition von Feder Führern bei. Heather Gilmartin und Wolfgang Möckel übernahmen das Korrekturlesen des gesamten Manuskriptes und untersuchte es auf logische Stichhaltigkeit. Ihnen allen bin ich dankbar. Zu Dank verpflichtet bin ich auch Ulrich Hagenah von der Staats- und Universtitätsbibliothek Hamburg, Gerd-Michael Heinze vom niedersächsischen Umweltministerium, Joachim Menzel, Bernd Grube, Tanja Carbone, Verena Meyer, und der Bibliothek der Freimaurer in Washington, D.C., für Hinweise auf wertvolle Literatur und Internetseiten, die ich sonst nicht gefunden hätte, sowie dem Ethnologischen Museum in Hamburg für kostenlosen Zugang zu seiner Ausstellung über Indianerstämme in Paraguay. Schließlich danke ich meinen Eltern, Dr. Renata Hartmann und Dr. Eike Hartmann, meiner Großtante Toni Möhlenbrock, Christina und Peter Sterling, Hanna und Gebhard von Schneyder, Helmut Weigelt GmbH, Beate und Oberstleutnant a. D. Gunter Chassé sowie einer mir nicht bekannten Quelle für ihre großzügige finanzielle und logistische Unterstützung in den letzten Monaten meines Studiums. 111 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Literaturverzeichnis Alexander, C. N. / Langer, E. J. (Hrsg.) (1990). ‚Higher Stages of Human Development;. Oxford: Oxford University Press. Alrecht, U. (1983): ‘Wetter-Rüsten’. Natur 8. S. 50-59 u. 102. Allard, T. (2007): ‘Climate wars. Experts fear the possibility of a total breakdown in society as climate change takes hold’. The Sydney Morning Herald, 14. April 2007. Im Internet verfügbar unter http://www.smh.com.au/news/environment/climatewars/2007/04/13/1175971351656.html?page=fullpage#contentSwap2 (eingesehen am 22. Juni 2007). Alt, F. & Alt, B. (2007): ‘Der Klimakrieg geht weiter’. Im Internet verfügbar unter http://oekonews.at/index.php?mdoc_id=1021865 (eingesehen am 23. Juni 2007). Andrews, T. (2001): ‘Animal-Speak. The Spiritual & Magical Powers of Creatures Great & Small’. St. Paul, Minnesota: Llewellyn Publications. Bächler, G. (1993): ‘Conflict and Cooperation in the Light of Global HumanEcological Transformation’. Environment and Conflicts Project (ENCOP). Occasional Paper No. 9. Bern: Swiss Peace Foundation. Bacon, F. (1620): ‘The New Organon’. Reprint 2000. Cambridge: Cambridge University Press. Barber, T. X. (1993): ‘The Human Nature of Birds. A Scientific Discovery with Startling Implications’. New York & London: Penguin Books. Bastian, T. (1990): ‘Naturzerstörung: Die Quelle der künftigen Kriege’. Heidesheim: Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW). Berry, W. (1977): ‘The Unsettling of America Culture and Agriculture’. New York: Avon. Berry, T. (1988): ‘The Dream of the Earth’. San Francisco: Sierra Club Books. Berry, W. (1994): ‘Conserving Forest Communities’. Another Turn of the Crank. Washington, D.C.: Counterpoint. S. 25-45. Bhattacharya, S. (2003): ‘European heatwave caused 35’000 deaths’. New Scientist, 10. Oktober 2003. Im Internet verfügbar unter http://www.newscientist.com/article.ns?id=dn4259 (eingesehen am 13. Juli 2007). Bindra, S. (2005): ‘India floods toll reaches 1000’. Im Internet verfügbar unter http://edition.cnn.com/2005/WORLD/asiapcf/07/31/india.flood/ (eingesehen am 13. Juli 2007). 112 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Bittner, J. (2007): ‘Die Klima-Kriege’. Die Zeit. Nr. 19. 3. Mai 2007. S. 3. Im Internet verfügbar unter http://hermes.zeit.de/pdf/archiv/2007/19/Klimawandel.pdf (eingesehen am 10. Juni 2007). Brown, T. (1991): ‘Night of the Red Sky. Prophetic Vision of ‘Grandfather’’. Excerpt of: Brown, Tom (1991): ‘The Quest: One Man’s Search for Peace, Insight, and Healing in an Endangered World’. New York: G. P. Putnam’s Sons. Im Internet verfügbar unter http://www.crawford2000.co.uk/Hopi_3.htm (eingesehen am 21. Juni 2007). Brown, T. (1994): ‘”Großvater”: Ein Leben für die Wildnis. Lehr- und Wanderjahre eines indianischen Schamanenheilers und Kriegers. Die Lebensgeschichte von Stalking Wolf’. Interlaken: Ansata-Verlag. Brown, L. (2003): ‘Plan B. Rescuing a Planet under Stress and a Civilization in Trouble. New York: W.W. Norton. Burger, J. (1987): ‚Report from the Frontier’. London and New Jersey. Busching, W.-D. (2005): ‚Zur aktuellen Situation in der gefiederkundlichen Literatur’. Ornithologische Mitteilungen 57, Heft 7-8. Caufield, C. (1980): ‘Extinction Threatens Brazil’s Yanomami Indians’. Newsday. New York: Earthscan. CBD (2008a): ‚The Bonn Biodiversity Summit: Birthplace of a „Globale Naturallianz“ for life on Earth’. Montreal: Secretariat of the Convention on Biological Diversity. Im Internet verfügbar unter http://www.cbd.int/doc/speech/2008/sp-2008-05naturallianz-en.pdf (eingesehen am 31. Mai 2009). CBD (2008b): ‚Amazon Indians Speak Up: Protection and Preservation of Traditional Indigenous Knowledge in the Brazilian State of Acre’. Video-Webcasting, im Internet verfügbar unter http://unfccc.metafusion.com/kongresse/CBD2008_2/templ/ply_cbd.php?id_kongresssession=1098&pl ayer_mode=isdn_real (eingesehen am 5. Juli 2008). Chossudovsky, M. (2005): ‘Imperiale Waffe: “Klima”’. Im Internet verfügbar unter http://de.indymedia.org/2005/07/123620.shtml (eingesehen am 23. Juni 2007). Davis, T. (2000): ‘Sustaining the Forest, the People, and the Spirit’. Albany, New York: State University of New York Press. Deloria, V. (1970): ‘Custer Died for Your Sins; An Indian Manifesto’. New York: Simon and Schuster. Deters, D. / Gautier, M. / Müller, A. (Hrsg.) (2004): ‘Federn kitzeln die Sinne’. Bremen: Überseemuseum. Diamond, J. (2005): ‘Kollaps. Warum Gesellschaften überleben oder untergehen’. Frankfurt a. M.: S. Fischer Verlag. 113 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Direct Relief International (2007): ‘Hurricanes Katrina and Rita Response – U.S. Gulf Coast’. Im Internet verfügbar unter http://www.directrelief.org/EmergencyResponse/2005/HurricanesKatrinaandRitaUS GulfCoast.aspx (eingesehen am 13. Juli 2007). Dürr, T. (2000): ‘Liebeslied’. Audio-Dokument. Text im Internet verfügbar unter http://lyrics.songtext.name/Thomas%20D./Liebesbrief-1947.html (eingesehen am 20. Juni 2007). Dürr, T. (2001a): ‘König der Narren’. Audio-Dokument. Text im Internet verfügbar unter http://lyrics.songtext.name/Thomas%20D./Koenig-Der-Narren-1923.html (eingesehen am 20. Juni 2007). Dürr, T. (2001b): ‘Millionen Legionen’. Audio-Dokument. Text im Internet verfügbar unter http://lyrics.songtext.name/Thomas%20D./Millionen-Legionen-102777.html (eingesehen am 22. Juni 2007). Dyckerhoff, U. & Völger, G. (Hrsg.) (1994): ‘Federarbeiten der Indianer Südamerikas aus der Studiensammlung Horst Antes’. Stuttgart: Oktagon. Dyer, G. (2007): ‘The Climate Wars’. World-wide lecture tour in progress. Im Internet verfügbar unter http://www.pej.org/html/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid= 6719&mode=thread&order=0&thold=0 (eingesehen am 23. Juni 2007). Evers, M. (2007): ‘Gaia hat Fieber’. In: Spiegel Special 1/2007. S. 30-32. Fahl, G. (1989): ‘Rüstungsbeschränkung durch internationale Verträge’. 2. Auflage. Berlin: Berliner Wissenschafts-Verlag. FAO (2006): ‘Livestock’s Long Shadow. Environmental Issues and Options’. Rome: Food and Agriculture Organization of the United Nations. Im Internet verfügbar unter http://www.virtualcentre.org/en/library/key_pub/longshad/A0701E00.pdf (eingesehen am 25. Juni 2007). Fitzgerald, M. O. & Fitzgerald, J. (Hrsg.) (2006): ‘Indian Spirit’. Bloomington, Indiana: World Wisdom Books. Gabriel, S. (2008): ‚Links neu denken. Politik für die Mehrheit’. München: Piper Verlag. Galtung, J. (2000): ‘Searching for Peace: The Road to TRANSCEND’. London: Pluto Press. Gartzke, U. (2007): ‘Transatlantig “Climate War” Threatens G8 Summit’. Atlantic Cummunity, 5. Juni 2007. Im Internet verfügbar unter http://atlanticcommunity.org/index.php/articles/view/Transatlantic_%22Climate_War%22_Threat ens_G8_Summit (eingesehen am 23. Juni 2007). 114 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Gelbspan, R. (2007): ‘One Pathway To Climate Peace’. Im Internet verfügbar unter http://www.desmogblog.com/one-pathway-to-climate-peace (eingesehen am 23. Juni 2007). Giessmann, H.-J. (1992): ‘”Globale Sicherheit”: Chance oder Trugbild? Herausforderungen und Ansätze’. Hamburger Beiträge zur Friedensforschung und Sicherheitspolitik. Heft 78. Hamburg: Institut für Friedensfoschung und Sicherheitspolitik. Gleditsch, N. P. (Hrsg.) (1997): ‘Conflict and the Environment’. NATO ASI Series. Dordrecht: Kluwer Academic Publishers. Goffman, E. (2005): ‘God, Humanity, and Nature: Comparative Religious Views of the Environment’. Im Internet verfügbar unter http://www.csa.com/discoveryguides/envrel/review.php (eingesehen am 12. Juli 2007). Grüne Liga (2003): ‘Mit Zukunft gestalten – Zukunft mitgestalten. Berliner Lokale Agenda 21. Kurzfassung des Agenda-Entwurfs’. Im Internet verfügbar unter http://www.stadtentwicklung.berlin.de/agenda21/de/service/download/kurz_LA21.pd f (eingesehen am 23. Juni 2007). Hall, B. P. / Taylor, B. / Kalven, J. / Rosen, L. S. (1991): ‘Developing Human Values’. Fond du Lac, Wisconsin: International Values Institute of Marian College. Hardin, G. (1980): ‘The Tragedy of the Commons’. In: Daly, H. E. (1980): ‘Economics, Ecology, Ethics’. New York: W. H. Freeman. S. 100-114. Hartmann, G. (1969): ‘Pracht der Federn (Katalog zur Ausstellung)’. Recklinghausen: Städtische Kunsthalle Recklinghausen. Hartmann, G. (1976): ‘Klassischer Federschmuck’. Die Waage, 15 (4). S. 164-170. Hartmann, G. (1976/77): ‘Federschmuck aus Südamerika aus der Sammlung des Museums für Völkerkunde Berlin (Begleitheft zur Ausstellung)’. Pforzheim / Hanau / Coburg / Zürich. Hartmann, G. (1977a): ‘Federkünstler’. In: Die Kunst (6): 357-364. Hartmann, G. (1977b): ‘Federschmuck aus Südamerika’. Weltkunst, 47 (11). Hartmann, G. (1980): ‘As penas e seus artistas’. Humboldt, 42: 32-42. Hartmann, G. (1981): ‘Schmuck der Indianer Südamerikas (Katalog zur Ausstellung)’. Koblenz: Landesmuseum Koblenz. Hartmann, G. (1982): ‘Naturvölker und ihre zweite Haut’. Die Waage, 21. Hartmann, G. (1992): ‘Stoppt den Krieg gegen die Tiere’. Vortrag im Rhetorik-Kurs der 13. Klassen. Luzern: Kantonsschule Alpenquai. 115 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Hartmann, G. (1994): ‘Vom Wunder der Vogelfeder’. Ornis 4: 11-14. Hartmann, G. (1999): ‘Feather Preparation: A New Method to Maximize the Use of Bird Material with Many Applications’. Veröffentlichung auf Russisch. Moskau: Annual Proceedings of the State Darwin Museum. Hartmann, G. (2000): ‘Identification Guide to the Feathers of European Birds in Preparation’. Amsterdam: Proceedings I of the 25th Meeting of the International Bird Strike Committee. Im Internet verfügbar unter http://int-birdstrike.org/Amsterdam_Papers/IBSC25%20WPI3.pdf (eingesehen am 4. Juli 2009). Hartmann, G. (2007): ‘The Feather Guides: From Climate War to Climate Peace’. Hamburg: Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik (IFSH). Englische Original-Ausgabe dieser Arbeit. Heimbold, R. (2007): ‚Endlich im grünen Bereich. Projektmanagement für jedermann’. Heidelberg: Redline GmbH. Im Internet verfügbar unter http://www.mitp.de/imperia/md/content/vmi/1547/1547-forfree.pdf (eingesehen am 1. Juni 2009). International Labour Organization (1959): ‚Convention Concerning the Protection and Integration of Indigenous and Other Tribal and Semi-Tribal Populations in Independent Countries’ Convention No. 107. Deutsche Fassung abgedruckt in: Tomuschat, C. (1992): Menschenrechte. Eine Sammlung internationaler Dokumente zum Menschenrechtsschutz. Bonn. S. 173-184. IPCC (2007a): ‘Climate Change 2007: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Summary for Policymakers’. Geneva: IPCC Secretariat. Im Internet verfügbar unter www.ipcc.ch (eingesehen am 2 March 2007). IPCC (2007b): ‘Climate Change 2007: Climate Change Impacts, Adaptation and Vulnerability. Contribution of Working Group II to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Summary for Policymakers’. Geneva: IPCC Secretariat. Im Internet verfügbar unter www.ipcc.ch (eingesehen am 8. April 2007). IPCC (2007c): ‘Climate Change 2007: Mitigation of Climate Change. Contribution of Working Group III to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Summary for Policymakers’. Geneva: IPCC Secretariat. Im Internet verfügbar unter www.ipcc.ch (eingesehen am 5. Mai 2007). Kin, N. (2009): ‚Lebe die Göttin in Dir: Das Erwachen der Weiblichkeit im Neuen Zeitalter’. Burgrain: Koha-Verlag. Kneip, A. (2007): ‘Der letzte Plan’. In: Spiegel Special 1/2007. S. 35-43. Kuntanawa, H. X. (2008): ‚Lieder der Dankbarkeit’. Video DVD anlässlich der 9. Vertragsstaaten-Konferenz der UN-Konvention zur biologischen Vielfalt. Cruzeiro do Sul: OPIRJ. 116 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Kotzur, M. (2001): ‘Theorieelemente des internationalen Menschenrechtsschutzes: Das Beispiel der Präambel des Internationalen Paktes über bürgerliche und politische Rechte’. Berlin: Duncker & Humblot. Krull, H.-P. (1996): ‘Mit fremden Federn geschmückt. Eine kleine Kulturgeschichte der Feder’. Krefeld: Der Oberstadtdirektor. LaFrenz, C. (2007): ‘The climate war goes global’. The Daily Telegraph, 6. März 2007. S. 25. Lane, M. R. & Samuels, M. (2000): ‘The Path of the Feather. A Handbook and Kit for Making Medicine Wheels and Calling In the Spirit Animals’. New York: G. P. Putnam’s Sons. Libizewski, S. (1992): ‘What is an Environmental Conflict?’ Environment and Conflicts Project (ENCOP). Occasional Paper Nr. 1. Bern: Swiss Peace Foundation. Lingen, T. (2004): ‘VogelWelten. Federn, Flügel, Vielfalt. Entwicklung einer ökologisch nachhaltig orientierten Ausstellung zum Sympathieträger Vogel’. Volume 2. Dissertation. Bonn: Rheinische Friedrich-Wilhems-Universität. Im Internet verfügbar unter http://hss.ulb.unibonn.de/diss_online/math_nat_fak/2005/lingen_thomas/0543.pdf (eingesehen am 17. Juni 2007). Lynas, M. (2004): ‘Sturmwarnung. Berichte von den Brennpunkten der globalen Klimakatastrophe’. München: Riemann Verlag. Menominee Forestry Department (1995): ‘Menominee Tribal Enterprises Forest Management Plan, 1996-2005’. Keshena, Wisconsin: Menominee Tribal Enterprises. Menominee Tribal Enterprises (1994): ‘Menominee Tribal Enterprises’. Brochure. Keshena, Wisconsin: Menominee Tribal Enterprises. Merchant, C. (1982): ‘The Death of Nature. Women, Ecology and the Scientific Revolution’. London: HarperOne. Meyer-Abich, K. M. (1979): ‚Frieden mit der Natur’. Freiburg i. Br.: Herder. Meyer-Abich, K. M. (1984): ‚Wege zum Frieden mit der Natur: Praktische Naturphilosophie für die Umweltpolitik’. München: Hanser. Meyer-Abich, K. M. (1987): ‘Bedingungen des Friedens mit der Natur’. In: Calliess, J. & Lob, R. E. (Hrsg.) (1987): ‘Praxis der Umwelt- und Friedenserziehung. Band 1: Grundlagen’. Düsseldorf: Pädagogischer Verlag Schwann-Bagel GmbH. S. 710718. Meyer-Abich, K. M. (1996): ‘Klimakrieg und Klimafrieden – Öko-Kolonialismus oder globale Umweltkooperation?’ In: Meyer, B. (Hrsg.) (1996): ‘Eine Welt oder Chaos?’ Frankfurt am Main: Suhrkamp. Miall, H. (2004): ‘Conflict Transformation: A Multi-Dimensional Task’. In: Austin, A. 117 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden / Fischer, M. / Ropers, N. (Hrsg.) (2004): ‘Transforming Ethnopolitical Conflict’. The Berghof Handbook. Berghof: Wiesbaden. S. 67-89. Im Internet verfügbar unter http://www.berghofhandbook.net/uploads/download/miall_handbook.pdf (eingesehen am 2. Januar 2007). Nader, T. (2000): ‘Human Physiology: Expression of Veda and the Vedic Literature’. Faridabad: Age of Enlightenment Publications. Newman, J. G. (1967): ‘The Menominee Forest of Wisconsin: A Case History in American Forest Management’. Ann Arbor: University Microfilms, Inc. Northam, G. (2004): ‘Climate Wars’. BBC Radio 4, 13. & 20. Januar 2004. Im Internet verfügbar unter http://www.bbc.co.uk/radio4/science/climatewars.shtml (eingesehen am 23. Juni 2007). Nye, J. S. (2004): ‘Soft Power: The Means to Success in World Politics’. New York: Public Affairs. Owen, H. (2001): ‚The Spirit of Leadership: Führen heisst Freiräume schaffen’. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme-Verlag. Pazzagona, A. (2002): ‘Praxishandbuch Schutzpflanzen’. Engerda: Arun-Verlag. der indianischen Krafttiere und Palmqvist, P. & Vizcaino , S. F. (2003): ‘Ecological and reproductive constraints of body size in the gigantic Artentavis magnificens (Aves, Theratornithidae) from the Miocene of Argentina’. Rev. Asoc. Paleontol. Argent. 40 (3). S. 379-385. Im Internet verfügbar unter http://webpersonal.uma.es/de/ppb/Argentavis.pdf (eingesehen am 14. Juli 2007). Paywand, K. (2007): ‘Demokratie-Export?’ Vortrag bei der Humanistischen Union. 23. Mai 2007. Hamburg: Humanistische Union. Pecore, M. (1992): ‘Menominee Sustained Yield Management’. Journal of Forestry 90, no. 7 (July). S. 12-16. Piaget, J. (1968): ‘Six Psychological Studies’. New York: Vintage. Randerson, J. (2007): ‘New analysis counters claims that solar activity is linked to global warming’. Im Internet verfügbar unter http://www.guardian.co.uk/science/story/0,,2123447,00.html (eingesehen am 11. Juli 2007). Robbins, W. (1982): ‘Lumberjacks and Legislators: Political Economy of the U.S. Lumber Industry, 1890-1941’. College Station, Texas: A&M University Press. Ruckleshaus, W. D. (1989): ‘Toward a Sustainable World.’ Scientific American. September, 0036/9733. S. 166-170. 118 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Schibilsky, M. (2006): ‘Die Stimme kranker Bäume’. Radiosendung. Deutschlandfunk, 14 December 2006. Im Internet verfügbar unter http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/574114/ (eingesehen am 14. Juli 2007). Schumacher, E. F. (1975): ‘Small is Beautiful’. New York: Perennial. Schuon, F. (1990): ‘The Feathered Sun. Plains Indians in Art and Philosophy’. Bloomington, Indiana: World Wisdom Books. Shaviv, N. J. & Veizer, J. (2003): ‘Celestial Driver of Phanerozoic Climate?’ In: GSA Today, Vol. 13, No. 7, 1. Juli 2003, S. 4-10. Son, G.-W. (1992): ‘Umweltmilitarismus, Sozio-Militarismus und Öko-Militarismus’. Dissertation, Freie Universität Berlin. Münster: Lit Verlag. Spiegel Online (2007): ‘Hitze-Sommer 2003 hat 70’000 Europäer getötet’. Im Internet verfügbar unter http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,473614,00.html (eingesehen am 23. Mai 2007). Spindler, G. & Spindler, L. (1971): ‘Dreamers with Power’. Prospect Height, Illinois: Waveland Press. Stern, N. (2007): The Economics of Climate Change. The Stern Review. Cambridge: Cambridge University Press. Surapala (1994): ‘Vrikshayurveda (The Science of Plant Life)’. Secunderabad: Asian Agri-History Foundation. Tetzlaff, R. (2005): ‘Entwicklung – Demokratie – Menschenrechte’. Vorlesung am 24. Oktober 2005. Hamburg: Universität Hamburg. Thevet, A. (1953): ‘Le Brésil et les Brésiliens’. Paris: Presses universitaires de France. Timberlake, L. & Tinker, J. (1984): ‘Environment and Conflict. Links between ecological decay, environmental bankruptcy and political and military instability’. Earthscan briefing document 40. Washington, D.C.: Earthscan. Tuchman, G. (1994): ‘Through the Eye of the Feather. Native American Visions’. Salt Lake City, Utah: Gibbs Smith Publisher. U.S. Department of Defence (2009): ‚Unified Command Plan’. Im Internet verfügbar unter http://www.defenselink.mil/specials/unifiedcommand/ (eingesehen am 2. Juni 2009). Vereinte Nationen (2007): ‚General Assembly adopts declaration on rights of indigenous peoples’. Verfügbar im Internet unter http://www.un.org/News/Press/docs/2007/ga10612.doc.htm (eingesehen am 9. Juni 2009). 119 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Vereinte Nationen (2001): ‘World Energy Assessment: Energy and the challenge of sustainability’. New York: UNDP. Verbeek, B. (1987): ‘Das Wertesystem als Wurzel der Umweltzerstörung. In: Calliess, J. & Lob, R. E. (Hrsg.) (1987): ‘Praxis der Umwelt- und Friedenserziehung. Band 1: Grundlagen’. Düsseldorf: Pädagogischer Verlag Schwann-Bagel GmbH. S. 57-68. Volger, H. (2002): ‚Der Menschenrechtsschutz indigener Völker’. In: Hasse, J. / Müller, E. / Schneider, P. et al (2002): ‚Menschenrechte : Bilanz und Perspektiven’. Baden-Baden: Nomos. Von Linde, E. (2005): ‘Der Weiße Weg: Visionen der Urvölker Amerikas’. Video DVD. Hohenschäftlarn: Mexiiico Gbr. WBGU (2007): ‘Klimawandel als Sicherheitsrisiko’. Berlin: Wissenschaftlicher Beirat für Globale und Umweltfragen. Wong, K. M. (2003): ‘Cosmic Weather’. The Magazine of the California Academy of Sciences. Available at http://www.calacademy.org/calwild/2003winter/stories/skywatcher.html (eingesehen am 31. Mai 2007). World Commission on Environment and Development (1987): ‘Our Common Future’. Oxford: Oxford University Press. Zeiner, C. (2007): ‘Klimakrieg um Energie’. Im Internet verfügbar unter http://www.taz.de/index.php?id=archiv&dig=2007/06/07/a0160 (eingesehen am 23. Juni 2007). Zimmermann, R. E. (Hrsg.) (2006): ‚Naturallianz: Von der Physik zur Politik in der Philosophie Ernst Blochs’. Hamburg: Verlag Dr. Kovač. Zindel, U. (2006): ‘Die Wettermacher. Traum und Albtraum, den Himmel zu beherrschen’. Radiosendung. SWR2. 5. September 2006, 20:30 Uhr. Im Internet verfügbar unter www.swr.de/.../sendungen/wissen//id=1644446/property=download/nid=660374/wurubf/wi20060720_3823.rtf (eingesehen am 28. Juli 2007). 120 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden 121 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden 122 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Über Haru Kontanawa Haru ist Generalsekretär der Organisation der indigenen Völker des Juruá-Flusses (OPIRJ). Die Organisation wurde 1999 gegründet und vereint 11 indigene Nationen: 1) Die Apolima-Arará-Nation 2) Die Ashaninka-Nation 3) Die Jaminawa-Nation 4) Die Jaminawa-Arará-Nation 5) Die Kaixinawa-Nation 6) Die Katukina-Nation 7) Die Kontanawa-Nation 8) Die Nawas-Nation 9) Die Nukini-Nation 10) Die Poyanawa-Nation 11) Die Shawanawa-Nation Die Hauptziele von OPIRJ sind: 1) Autonomie der indigenen Nationen 2) Schutz ihrer kulturellen Vielfalt 3) Schutz der biologischen Vielfalt Haru ist Mitbegründer des Welt-Feder-Rates (WFR), ein Rat, der die Federführer der Welt vereint, um ihr Wissen und ihre Erfahrung zu teilen. Der WFR wurde am 29. Mai 2008 während der 9. Konferenz der Vereinten Nationen zur Konvention über Biologische Vielfalt in Bonn, Deutschland, gegründet mit dem Zweck, “Regierungen und zwischenstaatlichen Organisationen beim Erstellen von Richtlinien zum Erhalt und Schutz der biologischen Vielfalt auf dem Planet Erde beizustehen”. Politische Entscheidungsträger der ganzen Welt sind eingeladen, Haru als Federführer zu konsultieren. Sie können ihm schreiben an [email protected] (wenn möglich auf Portugiesisch). 123 Gabriel Hartmann Die Feder führt: Vom Klimakrieg zum Klimafrieden Über Tashka Yawanawa Tashka versteht sich als Brückenbauer zwischen den Kulturen. Er hat in den USA studiert und spricht englisch und portugiesisch sowie die Indianer-Sprache Pano. Durch zahlreiche Reisen steht er in Kontakt mit wichtigen Entscheidungsträgern der Welt. Kürzlich hat er Al Gore in Washington, D. C. getroffen. Er ist sehr bemüht, das medizinische und botanische Wissen seines Volkes, der Yawanawa-Indianer, zu erhalten. Dazu hat er einen detaillierten Plan aufgestellt, alle ca. 4000 Heilpflanzen-Arten, die seinen Schamanen bekannt sind, in einem botanischen Garten zusammenzutragen und zu katalogisieren. Zur Realisierung dieses Projektes mit dem Namen „Ethno-Pharmazie“ ist ein Budget von 40'000 Euro notwendig. Interessierte Sponsoren wenden sich bitte an Tashka unter E-Mail [email protected] 124