Jahrgangsstufe 6 Der einzelne Mensch als Teil der Geschichte Quelle Material, das Informationen über die Vergangenheit gibt; man unterscheidet zwischen schriftlichen Quellen (Texte aller Art), Sachquellen (z. B. Bauwerke, Gräber), Bildquellen (z. B. Gemälde, Zeichnungen) und mündlichen Quellen (z. B. Erzählungen). Menschen in vorgeschichtlicher Zeit Altsteinzeit (Paläolithikum) Erster Abschnitt der Geschichte, der vor etwa 2 Millionen Jahren begann und bis ca. 10.000 v. Chr. dauerte. In dieser Zeit lebten die Menschen vom Jagen und Sammeln. Sie verwendeten Feuer und stellten einfache Werkzeuge aus Stein, Knochen oder Holz her. Jungsteinzeit (Neolithikum) Zeit von ca. 10.000 – ca. 2.000 v. Chr. Die Menschen wurden zu sesshaften Ackerbauern und Viehzüchtern. (neolithische Revolution) Ägypten – eine frühe Hochkultur Ab 3.000 v. Chr. Hochkultur in Ägypten Pharao Als Pharao wurde in Ägypten der Herrscher be-zeichnet. Der Pharao ist Gott und König zugleich. Pyramiden In Ägypten wurden Pyramiden als Grabanlagen meist für Pharaonen errichtet. Hieroglyphen (altägyptische Schriftzeichen) Sie entwickelten sich seit 3000 v. Chr. von Bild- zu Buchstabenzeichen. Den Namen „Heilige Zeichen“ gaben ihnen die Griechen. Polytheismus Verehrung vieler Götter (z. B. in Ägypten). Monotheismus Glaube an einen einzigen Gott (z. B. Judentum, Christentum, Islam) Judentum Die Religion des „Volkes Israel“ und aller Menschen, die der jüdischen Gemeinschaft durch Geburt oder Glauben angehören. Das Judentum ist die erste monotheistische Religion und Grundlage für das Christentum. Die griechisch-hellenistische Welt Antike Der Begriff bezeichnet das griechisch-römische Altertum von ca. 1000 v.Chr.-500 n. Chr. Polis Das antike Griechenland war kein einheitliches Staatsgebilde sondern bestand aus einzelnen, unabhängigen Stadtstaaten (= Poleis) mit Streben nach wirtschaftlicher Selbstständigkeit. Polis => Politik. Ilias und Odyssee In Kleinasien werden um 750 v. Chr. die ersten Werke der Weltliteratur verfasst, die homerischen Epen Ilias (Krieg gegen Troja) und Odyssee (Irrfahrten des Odysseus). Olympische Spiele Kultfest der Griechen zu Ehren des Zeus in Olympia, das spätestens ab 776 v.Chr. (erste Siegerliste) bis zum Verbot durch den christlichen Kaiser Theodosius 394 n.Chr. alle vier Jahre abgehalten wurde. Die modernen Spiele finden seit 1896 statt. 5. Jahrhundert v.Chr. Blütezeit Athens Aristokratie Staatsform, in der ein durch Geburt (o. Besitz) bevorzugter Stand (Adel) die Herrschaft ausübt. Der Adel grenzt sich rechtlich deutlich von anderen Gesellschaftsschichten ab. Demokratie Staatsform, in der die Regierung vom Volk gewählt und kontrolliert wird. In Athen, wo die Demokratie ihren Anfang hatte, nahmen alle Vollbürger (keine Frauen) an den Staatsgeschäften teil. Hellenismus Zeit zwischen dem Tod Alexanders (323 v. Chr.) bis etwa 30 v. Chr., in der sich die griechische Kultur über den ganzen Mittelmeerraum und Vorderasien ausbreitete. Das „Imperium Romanum“ 753 v.Chr. Sagenhafte Gründung Roms durch Romulus. Republik Staatsform, in der das ganze Volk oder ein Teil davon (z. B. Adlige) die Macht ausübt. Der Name stammt von res publica = öffentliche Angelegenheiten. Heute wird eine Staatsform mit einem gewählten Staatsoberhaupt als Republik bezeichnet. -2- Konsuln Die zwei höchsten Beamten der Republik mit der obersten Befehlsgewalt in Krieg und Frieden. Sie wurden für ein Jahr gewählt.. Diktator Befehlshaber mit unbeschränkter Befehlsgewalt; er wurde nur in Notzeiten und auf sechs Monate gewählt. Senat Versammlung der Oberhäupter der Patrizierfamilien, später auch von Plebejern, die hohe Ämter bekleidet hatten. Der Senat war die höchste Autorität in der römischen Republik. Patrizier Mitglieder alten adeligen Familien in Rom, die alle Ämter für sich beanspruchten. Die Masse der übrigen Bürger (Plebejer) erkämpfte sich jedoch im Laufe der Zeit den Zugang auch zu den höheren Staatsämtern. 1. Jh. v.Chr. Übergang von der Republik zum Prinzipat um Christi Geburt Zeitalter des Augustus, der sich als Alleinherrscher durchgesetzt hatte. Die römische Kaiserzeit begann. Im Römischen Reich herrschte ein lang ersehnter Friede, die Pax Romana. Limes Die befestigte Grenze des Römischen Reiches zwischen Rhein und Donau; ca. 550 km lang. Christentum Bezeichnung für die auf Jesus Christus zurückgehende „christliche“ Religion. Sie breitete sich trotz Verfolgungen im römischen Reich aus und wurde 380 zur Staatsreligion. Staatsreligion Kaiser Theodosius machte das Christentum zur einzig möglichen Religion. Andersgläubige wurden streng verfolgt. Von der Antike zum Mittelalter (ca. 500 Ende der Antike) Mittelalter Epoche der europäischen Geschichte von etwa 500 n. Chr. bis ca. 1500 n. Chr. Völkerwanderung Wanderbewegungen germanischer Völker, ausgelöst durch den Einfall der Hunnen nach Europa 375 n.Chr. Die wiederholten Überfälle auf das römische Reich zerstörten dieses schließlich. Reichsbildung der Franken Um 500 entstand in der Nachfolge des Weströmischen Reiches ein fränkisches Königreich. Es wurden die Grundlagen für die politische, soziale und kulturelle Entwicklung Europas gelegt. -3- Mönchtum Lebensform, in der sich Menschen aus dem weltlichen Leben in ein Kloster oder die Einsamkeit zurückziehen und sich durch ein Gelübde zu einem religiösen Leben verpflichten. Islam Vom Propheten Mohammed um 600 n.Chr. gestiftete Religion: Glaube an einen einzigen Gott (Allah), der das Schicksal des Menschen vorherbestimmt hat. Ergebung des Menschen in den Willen Allahs (arab.: Islam). Das Wort Allahs und die Glaubensvorschriften sind im Koran aufgezeichnet. -4- Jahrgangsstufe 7 Herrschaft im mittelalterlichen Europa 800 Karl der Große lässt sich Weihnachten in Rom zum Kaiser krönen. Herzog (lat. Dux) In der Antike ein bei den Germanen gewählter Heerführer. Im Frühmittelalter erblicher Führer eines Stammes, seit dem Hochmittelalter eines Gebietes. Investitur/ Investiturstreit Als Investitur (lat. investire = bekleiden) wird die feierliche Einsetzung von hohen Geistlichen in ihr Amt im Mittelalter bezeichnet. Der König wies die Bischöfe, Äbte und Äbtissinen mit dem Investitursymbolen Ring und Stab in ihre Ämter und Machtbefugnisse ein. Mit der Kirchenreform im 11. Jahrhundert versuchte die Kirche, den Einfluss der Könige auf kirchenpolit. Angelegenheiten einzuschränken. Der Investiturstreit dauerte mehrere Jahrzehnte an. Sein Höhepunkt war die Auseinandersetzung zw. Heinrich IV. und Papst Gregor VII.. Kaiser Karls Krönung zum Kaiser begründete das ma. Kaisertum, indem es an das antike römische Kaisertum anknüpfte und zugleich an den Krönungsort Rom und die Krönung durch den Papst gebunden war. König Adeliger, der gegenüber den Herzögen über die höheren Herrschaftsrechte verfügte. Die Ursprünge des König-tums liegen im „Heerkönigtum“ (Heerführer). Kreuzzüge Züge europäischer Ritter nach Palästina mit dem Ziel der Wiedereroberung Jerusalems von den Arabern. Später Missbrauch der Idee (Kinderkreuzzug, Eroberung Konstantinopels 1204). Der 1. Kreuzzug endet 1099 mit der Eroberung Jerusalems. Lehnsherrschaft: Adliger und Adliger Herrschaftsbeziehung zwischen Adligen. Der Lehnsherr gab das Gut (ein Stück Land oder eine Abgabe) an den Vasallen lebenslang ab. Dafür schuldete dieser Dienste und Treue. Reichskirchensystem Bischöfe und Äbte werden seit Otto I. durch Übertragung von Ämtern und Gebieten zu kaisertreuen Reichsfürsten. Der Höhepunkt 1046 unter Kaiser Heinrich III., der in Sutri bei Rom ‚unwürdige’ Päpste absetzt und einen eigenen Papst einsetzt. Das System endet spätestens 1122 mit dem Wormser Konkordat. Staufer Schwäbisches Geschlecht, benannt nach der Stammburg Hohenstaufen. Die Staufer gelangten 1138 mit Konrad III. auf den deutschen Königsthron. Bis 1254 folgten u. a. Friedrich I. und Friedrich II.. Ihre Macht im Reich war vor allem durch reichen Grundbesitz im Elsass, in Schwaben und Franken begründet. -5- Lebensformen im Mittelalter Adel (ahd. edili = Die Edelsten) Bezeichnung für eine Schicht mächtiger Familien, die im Mittelalter durch ihre Abstammung und ihren Grundbesitz besondere Rechte gegenüber der übrigen Bevölkerung beanspruchten. Bürger Der Begriff bezog sich im Mittelalter auf eine städtische Bevölkerungsgruppe. Bürger hatten das Recht auf Grundbesitz und konnten ihren Wohnsitz frei wechseln. Alle Bürger unterstanden dem Stadtrecht. Ghetto Abgeschlossenes Viertel in einer Stadt, in dem Minderheiten kontrolliert werden konnten (z.B. Juden). Grundherrschaft: Adliger und Bauer Herrschaft eines Adligen über an den Boden gebundene Bauern. Der Adlige war zum Schutz verpflichtet, die Bauern zu Abgaben. Patrizier Patrizier waren die Angehörigen der städtischen Oberschicht im mittelalterlichen Europa. Zum Patriziat gehörten einflussreiche bürgerliche und adelige Familien, meistens Kaufleute und Großgrundbesitzer. Reichsstadt Eine Stadt, die unmittelbar dem König untersteht, von ihm geschützt wird und an ihn Steuern zahlt. Rittertum Adliges Ideal eines moralisch hochstehenden und tapferen Kriegers. Später allgemein als Bezeichnung für Adel gebraucht. Stadtrecht Durch die Verleihung des Stadtrechts an eine Siedlung schuf der Stadtgründer einen eigenen Rechtsbezirk. In der Gründungsurkunde wurden die in der Stadt geltenden Privilegien, z. B. das Recht, einen Markt abzuhalten, sowie die Rechtsgrundsätze für das Zusammenleben der Bürger und die Pflichten gegenüber dem Stadtherrn festgelegt. Stände / Landstände Zusammenschluss von Adel, Geistlichen und Städten zu den drei Ständen, die gemeinsam dem Landesherrn Steuern bewilligen und ihn beraten. Sie üben damit große Macht aus und kontrollieren den Herrscher. Zunft (auch Gilde genannt) Zusammenschluss aller Handwerker desselben (Zwingende Rechts- und Lebensgemeinschaft). -6- Handwerks an einem Ort Europa auf dem Weg vom Mittelalter in die Neuzeit 1453: Eroberung Konstantinopels Die Eroberung der Hauptstadt des Byzantinischen Reiches bedeutet das Ende des Oströmischen Reiches. Sie sicherte den Herrschern des Oströmischen Reiches die Kontrolle des Zugangs zum Schwarzen Meer und des Landweges nach Indien. Goldene Bulle Reichsgesetz zur Königswahl, das 1356 von Kaiser Karl IV. erlassen wurde und bis 1806 gültig war. Das königliche Goldsiegel („Bulle“) gab der Urkunde ihren Namen. Kurfürst Den sieben Kurfürsten (Kur = Wahl) stand das Recht der Königswahl zu. Hierzu zählten die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln, sowie die weltlichen Herrscher von Sachsen, Brandenburg, Böhmen und der Pfalz. Ostsiedlung Deutsche Siedler folgten dem Ruf deutscher und polnischer Fürsten und gründeten seit dem 11. Jahrhundert Dörfer und Städte zw. Elbe und Oder sowie auf polnischem Herrschaftsgebiet. Territorialstaat Der spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Territorialstaat, ein möglichst geschlossenes Herrschaftsgebiet, löst den „Personenverbandsstaat“ ab, der sich auf das Lehnswesen gründete. 1492 ?Entdeckung? Amerikas durch Christoph Columbus. 1517 Die 95 Thesen Luthers gegen den Kauf von Sündenablässen bedeuten den Beginn der Reformation. 1648 Der Westfälische Friede (Ende des 30jährigen Kriegs(1618-1648)); bedeutet einen Machtverlust für den Kaiser, weitgehende Unabhängigkeit für die deutschen Fürsten (viele hundert) und französische Hegemonie in Europa. Humanismus Geisteshaltung (14.-16. Jh.): Wiederentdeckung der antiken Sprachen und Literatur zur freien Bildung der Menschlichkeit (gegen kirchliche Enge). Martin Luther Die Lehre von Martin Luther (1483-1546) richtete sich darauf, die Bibel (das Wort Gottes) zur Grundlage des Glaubens und der Theologie zu machen (innere Kritik) und die sittlichen Schwächen der Kirche zu beseitigen (äußere Kritik). Neuzeit Die Fortschritte, die im 14. und 15. Jahrhundert er-reicht wurden, veranlassten die Historiker des 17. Jahrhunderts dazu, die Zeit ab etwa 1500 als Neuzeit zu bezeichnen. Dabei geht man davon aus, dass die Entwicklung eines neuen Menschenbildes (Renaissance und Humanismus), die Erfindung des Buchdrucks, -7- die Entdeckungen und die Reformation die Grundlagen der modernen Zeit darstellen. Reformation Der Versuch der Erneuerung der Kirche durch Rückbesinnung auf das Wort der Bibel führt zur Spaltung der Christenheit in verschiedene Konfessionen (katholisch, lutherisch, calvinistisch) und vielen Kriegen. Renaissance Die Neuzeit einleitende Geistesbewegung; Entdeckung des Menschen im Diesseits nach dem Vorbild antiker Werke in Kunst, Wissenschaft und Politik. Die Frühe Neuzeit (ca. 1500-1800): Absolutismus und Aufklärung Absolutismus Die ab 1660 in Frankreich unter Ludwig XIV. ausgeprägte Staatsform, in der der Monarch unumschränkte Macht ausübt (a legibus solutus = über dem Gesetz stehend). Aufgeklärter Absolutismus Der Herrscher leitet sein Amt nicht nur vom Gottesgnadentum, sondern auch von seiner Pflichterfüllung und Verantwortlichkeit dem Wohl seiner Untertanen gegenüber ab. Aufklärung Die für die Moderne wichtigste geistige Bewegung (Immanuel Kant), die im 18. Jh. entstand, versucht alles mit Hilfe von 'Vernunft' zu verstehen. Sie lässt religiöse Erklärungen nicht gelten. Barock Stilepoche (1600-1730, aus Italien) in Baukunst und Literatur mit gesteigerter Lebenslust und tiefer religiöser Erfahrung. Gewaltenteilung Montesquieu beschrieb als erster, dass die Staatsmacht dreigeteilt sein sollte, in die Legislative (Gesetzgeber/Parlament), die Exekutive (Regierung) und die Judikative (Richter). Sie sollten sich gegenseitig kontrollieren. Gleichgewicht der Mächte/Balance of Powers Anstreben eines Gleichgewichts der europäischen Mächte; Meist erfolgreicher Grundsatz englischer Außenpolitik. Gottesgnadentum Begründung des Herrschaftsanspruchs eines Monarchen aus einem göttlichen Auftrag heraus. Hegemonie Streben nach einer Vorrangstellung vor anderen Staaten in politischer, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht. Seit dem 17. Jahrhundert ein wichtiges Prinzip europäischer Außenpolitik. -8- Manufaktur Vorform einer Fabrik Merkantilismus Politik des Absolutismus zur Förderung der Wirtschaft. Importe sollen vermindert und Exporte vermehrt werden. Staatliche Lenkung des Marktes. Neue Produktionsform. 1688 In der Glorious Revolution in England werden in der Bill of Rights die Rechte des Parlaments bestätigt. Seither hat das Parlament dort mehr Macht als der König. Stehendes Heer Ständig einsatzbereites Heer als Herrschaftsmittel des absoluten Königs. Wurde sowohl nach innen als auch nach außen eingesetzt. -9- Jahrgangsstufe 8 Die Französische Revolution und Napoleon Aufklärung Die für die Moderne wichtigste geistige Bewegung (Immanuel Kant), die im 18. Jh. entstand, versucht die Welt mit Hilfe von 'Vernunft' zu verstehen. Sie lässt religiöse Erklärungen nicht gelten. Auch Toleranz und die Rechte des einzelnen Menschen spielen eine große Rolle. Gewaltenteilung Montesquieu beschrieb als erster, dass die Staatsmacht dreigeteilt sein sollte, in die Legislative (Gesetzgeber/Parlament), die Exekutive (Regierung) und die Judikative (Richter). Diese drei Mächte sollten sich gegenseitig kontrollieren. Bürgertum Ein vielschichtiger Begriff, der sowohl den Dritten Stand in der Ständegesellschaft des Absolutismus als auch die mittleren Schichten im Zeitalter der Industrialisierung bezeichnet. Der Begriff B. wurde eingegrenzt, indem man z. B. vom Groß- und Kleinbürgertum oder vom Bildungs- und Besitzbürgertum gesprochen hat. Im Laufe der Geschichte erkämpfte sich das Bürgertum zunehmend mehr Rechte und Freiheiten. Menschenrechte Rechte, mit denen die Menschen „von Natur aus" ausgestattet sind und in die der Staat nicht eingreifen darf. Dazu gehören u. a. das Recht auf Leben, Gleichheit vor dem Gesetz, Glaubens- und Meinungsfreiheit, persönliche Sicherheit. Die Menschenrechte gelten für alle in einem Staat lebenden Bürger, während die Bürgerrechte, z. B. das Wahlrecht, an die Staatsbürgerschaft gebunden sind. Verfassung (= Konstitution) Die politische Grundordnung eines Staates, die alle Regelungen über die Staatsform, die Herrschaftsausübung und die Bildung und Aufgaben der Staatsorgane enthält. Zudem legt sie die Rechte und Pflichten der Bürger fest. Eine demokratische Verfassung wird durch eine verfassunggebende Versammlung (Nationalversammlung) entworfen und direkt dem Volk oder aber seinen gewählten Vertretern (Parlament) zur Abstimmung vorgelegt. Sie enthält das Prinzip der Gewaltenteilung und das Mitbestimmungsrecht des Volkes. Volkssouveränität (von franz. souverainété, aus lat: superanus = darüber befindlich, überlegen) Ein Grundprinzip der Demokratie, dass alle Staatsgewalt vom Volk ausgehen solle. Das Volk als Zusammenschluss freier Bürger bestimmt seine Regierungsform und übt die Herrschaft direkt oder indirekt, d. h. durch gewählte Abgeordnete, aus. 14.7.1789 Mit dem Sturm auf die Bastille bricht die Französische Revolution aus. Lehensund Grundherrschaft werden abgeschafft und die Menschenrechte eingeführt. Zwischenzeitlich mündet die Französische Revolution in eine Terrorphase, die viele Menschen das Leben kostet. - 10 - Kaisertum Napoleons Nach einer Volksabstimmung krönte sich Napoleon Bonaparte 1804 zum „Kaiser der Franzosen". Frankreich wurde damit nach den Revolutionsjahren wieder Monarchie. Napoleon sah sich als Nachfolger Kaiser Karls des Großen und wollte mit dem Kaisertitel auch seine Macht nach außen demonstrieren. Nach militärischen Niederlagen wurde Napoleon 1814 als Kaiser abgesetzt und nach Elba, später nach St. Helena verbannt, wo er auch starb. 1806 Ende des „Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation“; nach fast 1000 Jahren unter dem Druck Napoleons. Bayern wird Königreich und modernisiert sich unter dem Minister Montgelas. Montgelas, Maximilian Graf von (1759-1838): war von 1799 bis 1817 Minister unter dem Kurfürsten und späteren bayerischen König Max I. Joseph. Geprägt von den Ideen der Aufklärung schuf er durch Reformen im Innern (v. a. Verwaltung, Militär, Rechtsund Bildungswesen; Säkularisierung) die Grundlagen für den modernen bayerischen Staat. Restauration und Revolution in Deutschland 1814/15 Wiener Kongress Im Wiener Kongress ordnen die Großmächte nach dem Ende Napoleons Europa neu nach den Grundsätzen der: • - Restauration: Wiederherstellung der vornapoleonischen Verhältnisse (soweit möglich). • - Legitimität: Wiedereinsetzung der alten Herrscherfamilien (in Frankreich die Bourbonen). • - Solidarität: gegenseitige Unterstützung gegen Revolutionen (Heilige Allianz). Deutscher Bund Zusammenschluss der deutschen Einzelstaaten zu einem Staatenbund nach 1815 (35 Staaten; Sitz Frankfurt, Vorsitz: Österreich). Liberalismus (Spanien 1812 ‚los liberalos‘) Politische Grundüberzeugung, die die Erkämpfung von Rechten für das Besitzbürgertum (Menschenrechte, politische Mitsprache, Freiheit der Wirtschaft) in den Vordergrund stellt. Nation (lat. nasci = geboren werden, entstehen): größere Gruppe von Menschen mit einer gemeinsamen Staatsordnung, Rechtsordnung, Kultur, Sprache, Religion und Geschichte. Um von einer Nation zu sprechen, müssen nicht alle diese Merkmale erfüllt sein; entscheidend ist, dass die Gemeinschaft sich dieser Gemeinsamkeiten bewusst ist (Nationalbewusstsein) und sich damit von anderen Gemeinschaften absetzt. Seit dem 19. Jh. ist die Idee der Nation die Grundlage der Staatenbildung in Europa. Nationalismus Eine politische Bewegung, die ursprünglich auf dem Nationalgefühl aufbaut, dem Bewusstsein gemeinsamer Geschichte, Kultur, Abstammung und/oder Sprache. - 11 - Ziel ist die Schaffung eines Staates, in dem alle zu einer Nation Gehörenden zusammen sind (z.B. im 19. Jh. Deutschland und Italien; heute: Bosnien, Kosovo, Irland). Oft wird dies zu einem Überlegenheitsgefühl gegenüber anderen übersteigert. 1832 Hambacher Fest: fand zwischen dem 27 und 30. Mai auf dem Hambacher Schloss in der bayerischen Pfalz statt. Es gilt als Höhepunkt der bürgerlich liberalen Opposition in der Zeit der Restauration und des „Vormärz". 1848/49 Revolution in Deutschland Nach erfolgreicher Revolution in den deutschen Einzelstaaten entwirft die gewählte Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche eine Verfassung für Deutschland (konstitutionelle Monarchie mit allen wichtigen Grundrechten). Preußen soll führen. Die Revolution wird jedoch von preußischen Soldaten niedergeschlagen. Industrialisierung und soziale Frage Industrielle Revolution Grundlegende Änderung der Lebensbedingungen der Menschheit durch den sprunghaften Fort-schritt der Technik: Fabriksystem, Transportrevolution, Kommunikationsrevolution, etc. Soziale Frage Durch die Industrialisierung entsteht eine „neue“ Gesellschaftsschicht, die der Arbeiter. Diese müssen unter zum Teil menschenunwürdigen Bedingungen leben und arbeiten. Die Lösung der Probleme wird vom Staat, den Kirchen, den Unternehmern und den Arbeitern selbst (Gründung der SPD) gesucht. Arbeiterbewegung Die mit der Industriellen Revolution verbundenen sozialen Probleme schufen unter den Arbeitern das Gefühl der Zusammengehörigkeit. Sie entwickelten vielfach ein gesellschaftliches Klassenbewusstsein und organisierten sich Ende des 19. Jh. in Arbeiterparteien und Gewerkschaften zur Durchsetzung ihrer Interessen. Kommunismus Utopie vom gleichberechtigten Zusammenleben aller Menschen unter Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln. Jeder soll das leisten, was er kann und dafür das bekommen, was er braucht. Von Karl Marx und Friedrich Engels erdacht und verbreitet (1848 Kommunistisches Manifest). Sozialismus Annäherung an den Idealzustand des Kommunismus durch Verbesserung der katastrophalen sozialen Lage der Arbeiterschaft (durch Revolution oder durch Mitwirkung im Staat). Sozialgesetzgebung Bismarcks In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts beginnt die Sozialgesetzgebung unter Bismarck, die die größten Nöte der Arbeiter lindern und sie so zu staatstreuen Untertanen erziehen soll. - 12 - Leben im Deutschen Kaiserreich 1871 Reichsgründung Gründung des zweiten deutschen Kaiserreiches, nach dem ,,Heiligen Römischen Reich deutscher Nation“ (962-1804), mit Hilfe eines Krieges gegen Frankreich. Elsass und Teile Lothringen wer-den Frankreich weggenommen. Zudem findet die Gründung im französischen Königsschloss von Versailles statt. Diese Umstände führen zu einer erbitterten Feindschaft Frankreichs. Deutsches Reich (1871-1918): amtliche Bezeichnung für das durch Bismarck begründete zweite deutsche (Kaiser)Reich, das einen deutschen Nationalstaat unter der Vorherrschaft Preußens schuf. Bismarck Preußischer Ministerpräsident seit 1862. Nach Gründung des Kaiserreiches blieb er Ministerpräsident, wurde Reichskanzler und Vorsitzender des Bundesrates. Innenpolitisch arbeitete er mit wechselnden Parteien, bekämpfte katholisches Zentrum und die Sozialdemokraten. Zugleich versuchte er mit seiner Sozialgesetzgebung die Arbeiterschaft mit dem monarchischen Staat zu versöhnen. Außenpolitisch gelang es ihm, Frankreich durch ein Bündnissystem zu isolieren und den Status quo in Europa zu sichern. Reichstag Bezeichnung für das Parlament des Kaiserreiches und der Weimarer Republik. Im Kaiserreich konnten Männer nach allgemeinem und geheimen Wahlrecht in den Berliner R. gewählt werden, sie hatten jedoch keinen Einfluss auf die Regierungsbildung. Dies änderte sich mit Beginn der Weimarer Republik. Nach dem Weltkrieg gab es zudem ein Frauenwahlrecht und der R. konnte durch Misstrauensvoten Regierungen stürzen. Parteien (lat. pars = Teil). In der Politik der Zusammenschluss von Menschen mit gemeinsamen politischen Vorstellungen und Zielen. Merkmale einer Partei sind: 1. dauerhafte Organisation, 2. Parteiprogramme, 3. Wille zur Einflussnahme, z. B. durch Wahlen und Teilnahme an der Regierungsgewalt. Parteien im modernen Sinne entstanden mit dem Parlamentarismus seit der Mitte des 19. Jahrhunderts aus Wahlvereinen und politischen Klubs. Kulturkampf Die von Bismarck geführte Auseinandersetzung zwischen dem preußischen Staat und der katholischen Kirche 1871-87. Imperialismus, Erster Weltkrieg und Russische Revolution Imperialismus Streben nach Herrschaft über die Bevölkerung eines fremden Landes. Viele Staaten versuchen ein Großreich aufzubauen (vgl. das Römische Imperium). 1914-1918 Erster Weltkrieg Der Erste Weltkrieg unterscheidet sich grundlegend von bisherigen Kriegen durch: die Zahl sei-ner Opfer (etwa zehn Millionen Tote, 20 Millionen Verwundete und Invaliden), das Ausmaß der Zerstörung, die militärisch-territoriale Aus- 13 - dehnung, den Einsatz von Millionenheeren und einer gewaltigen Militärmaschinerie mit Luft- und Panzerwaffen. Unmittelbarer Kriegsanlass war das Attentat von Sarajewo. Langfristige Ursachen liegen in machtpolitischen Gegensätzen und Interessenkonflikten im europäischen Staatensystem und Rivalitäten, die sich aus der imperialistischen Politik ergaben. Vertrag von Versailles Dabei handelt es sich um den Friedensvertrag vom 28.06.1919 zwischen dem Deutschen Reich und den Alliierten am Ende des Ersten Weltkrieges. Der von den Deutschen als ungerecht empfundene Vertrag verlangte von ihnen einschneidende Gebietsabtretungen und später hohe Reparationszahlungen. Seine Revision war das Ziel aller Regierungen der Weimarer Republik. 1917 Russische Revolution Die Russische Revolution von 1917 stellt einen bedeutenden Einschnitt in der Geschichte des 20. Jahrhunderts dar. Sie führte zum Sturz des Zaren, zu einer radikalen Umwälzung der Machtverhältnisse in Russland und schließlich zur bolschewistischen Einparteienherrschaft. Sie wird als Ausgangspunkt des späteren Ost-West-Konflikts gesehen. - 14 - Jahrgangsstufe 9 Weimarer Republik 1918 Novemberrevolution in Deutschland; Ende der Monarchie. Weimarer Verfassung Erste demokratische Verfassung Deutschlands. 1919 von der Nationalversammlung erarbeitet. Machte Deutschland zu einer Republik und parlamentarischen Demokratie. 1923 Hitlerputsch in München am 9. November Inflation Zu viel Geld im Umlauf und dafür zu wenige Waren: Die Folge sind Preissteigerungen und Wertminderung des Geldes. Besitzer von Sachwerten sind oft Nutznießer, während Ge-haltsempfänger, Rentner und Sparer hohe Verluste erleiden. Völkerbund 1920 gegründete internationale Organisation zur Sicherung des Friedens. Vorläufer der UNO. 1929 Weltwirtschaftskrise: vom New Yorker Börsenkrach ausgelöst; lässt in Deutschland die Arbeitslosigkeit sprunghaft ansteigen (auf mehr als sechs Millionen). Nationalsozialismus (1939-1945) (1933-1945) und Zweiter Weltkrieg 30.01.1933 Ernennung Hitlers zum Reichskanzler März 1933 Ermächtigungsgesetz: Der Reichstag verabschiedet das „Ermächtigungsgesetz“ und entmachtet sich damit selbst, indem es der Regierung die Gesetzgebungsgewalt überträgt. 09.11.1938 Novemberpogrom („Reichskristallnacht“) 01.09.1939 Beginn des Zweiten Weltkrieges 20.07.1944 Attentat auf Hitler durch Stauffenberg „Machtergreifung“ Damit bezeichneten die Nationalsozialisten den Tag der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler. Sie wollten so den revolutionären Charakter des Ereignisses zum - 15 - Ausdruck bringen. Tatsächlich hatte der Regierungswechsel auf zumindest formal legalem Wege stattgefunden. Der Begriff Machtübernahme wäre also treffender. Nationalsozialismus Bezeichnung für die antisemitische, völkische Bewegung in Deutschland (191945), die ab 1933 unter Führung Adolf Hitlers eine Diktatur errichtete. Zielsetzung der Bewegung war, unter strikter Ablehnung des internationalen marxistischen Sozialismus die eigene Nation durch innere soziale Versöhnung zur klassenlosen „Volksgenossenschaft“ zu entwickeln. „Drittes Reich“ Der von der NSDAP verwendete Begriff bezeichnet die Herrschaft des Nationalsozialismus in Deutschland. Das „Heilige Römische Reich deutscher Nation“ galt als erstes Reich, das Kaiserreich von 1871-1918 als zweites. Gleichschaltung Der Begriff bezeichnet die Unterordnung aller wichtigen Organisationen des öffentlichen und staatlichen Lebens (Länderregierungen, Parteien, Gewerkschaften, Vereine, Presse) unter die nationalsozialistische Politik und Ideologie (z.B. Führerprinzip). Antisemitismus Die allgemeine Bezeichnung für negative Einstellungen gegen die als Minderheiten in verschiedenen Staaten lebenden Juden (bereits im Mittelalter, Verstärkung im 19. und 20. Jh.). Im Nationalsozialismus wurde der Antisemitismus verbunden mit dem Rassismus zur Grundlage der Judenverfolgung und Vernichtung. „Nürnberger Gesetze“ Die 1935 verabschiedeten Gesetze entzogen jüdischen Bürgern Deutschlands das Bürgerrecht und bildeten die juristische Basis für die Diskriminierung und Verfolgung der Juden in Deutschland. Sie verboten Ehen und außereheliche Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden als „Rassenschande“ und sorgten für eine Isolierung der Juden von der nichtjüdischen Bevölkerung. Holocaust / Shoa Die Begriffe bezeichnen die Vernichtung der europäischen Juden durch Gas und Feuer während der nationalsozialistischen Herrschaft. Statt des griechischen Begriffes „Holocaust“ wird vermehrt der hebräische Begriff „Shoa“ (Übersetzung etwa plötzlicher Untergang, Verderben) verwendet. Konzentrations- und Vernichtungslager Konzentrationslager sind in totalitären Staaten ein Mittel, politische Gegner und missliebige Minderheiten auszuschalten und zu beseitigen. Der Tod der Inhaftierten wird in Kauf genommen oder, wie in den Vernichtungslagern für Juden (z.B. Auschwitz oder Treblinka), planmäßig organisiert. Systematische Vernichtung der europäischen Juden/ Völkermord Als Völkermord (Genozid) wird die Absicht bezeichnet, eine Bevölkerungsgruppe aus religiösen, rassischen, ethnischen oder nationalen Gründen völlig oder weitgehend zu vernichten. Die systematische Vernichtung der Juden durch die deutschen Nationalsozialisten erfolgte mit technisch-organisatorischer Perfektion. - 16 - Münchner Abkommen Die Vertragspartner Großbritannien, Deutschland, Frank-reich und Italien verpflichteten die Tschechoslowakei zur Räumung der Sudetengebiete, die von deutschen Truppen besetzt wurden. Hitler erklärte im Gegenzug, keine weiteren territorialen Ansprüche mehr zu haben Widerstand Nach dem im 17. Jh. formulierten Widerstandsrecht ist es den Menschen erlaubt und sogar geboten, sich notfalls auch gewaltsam zu wehren, wenn die Staatsgewalt die Menschenrechte oder die Verfassungsgrundrechte miss-achtet. Widerstand kann aktiv oder passiv geleistet werden. Das Grundgesetz Deutschlands erlaubt in Art. 20 Widerstand gegen den Umsturz der verfassungsmäßigen Ordnung. Deutschland nach 1945 08./09.05.1945 bedingungslose Kapitulation Deutschlands 1946 Verfassung des Freistaates Bayern 1949 Gründung der BRD und der DDR als Zeichen unüberbrückbarer Ost-West Gegensätze 23.05.1949 Grundgesetz für die BRD tritt in Kraft 17.06.1953 Aufstand gegen das DDR-Regime 1961 Mauerbau Potsdamer Konferenz (17.07. bis 02.08.1945) Hier beschlossen die USA, Großbritannien und die UdSSR das weitere Vorgehen gegenüber Deutschland (die „5 Ds“). Besatzungszone Aufteilung Deutschlands nach dem Krieg in vier Besatzungszonen der Siegermächte USA, UdSSR, England und Frankreich. Blockbildung Formierung der Staaten in zwei einander feindlich gegen-über stehende Blöcke (einen westlichen mit den USA und einen östlichen mit der UdSSR als Führungsstaat) nach 1945 Deutsche Frage Darunter versteht man die ungelöste Frage nach der Zukunft der Nation Deutschland nach der Teilung des Landes als Folge des Zweiten Weltkriegs und des Kalten Krieges. Durch die Wiedervereinigung am 3.10.1990 gelöst. - 17 - Entnazifizierung Bestreben der Alliierten nach 1945 Deutschland von nationalsozialistischem Gedankengut zu befreien und die an Verbrechen Schuldigen zu bestrafen. Flucht und Vertreibung Bevölkerungsbewegung der Deutschen von Ost nach West in Folge des verlorenen Zweiten Weltkrieges. Insgesamt mussten 14 Millionen Deutsche ihre Heimat verlassen. „Kalter Krieg“ 1947 geprägter Begriff für den Ost-West-Konflikt, da beide Supermächte angesichts der atomaren Bedrohung einen „heißen“ Krieg verhindern, aber trotzdem ihre Machtstellung ausbauen wollten. Es kam zu Stellvertreterkriegen, Spionage, politischem und wirtschaftlichen Druck. NATO Verteidigungsbündnis der USA, Kanadas und vieler europäischer Staaten gegen die UdSSR im Kalten Krieg. Weitere Ziele sind die Regelung internationaler Streitfälle und gemeinsamer Widerstand gegen bewaffnete Angriffe. Die BRD gehört der NATO seit 1955 an. Warschauer Pakt Militärisches Gegenbündnis zur NATO. Mitglieder waren die Staaten des Ostblocks. 1990 aufgelöst. Währungsreform Umtausch einer alten in eine neue Währung. In Deutschland erfolgte dies 1923 zur Überwindung der Hyperinflation und 1948 in den drei westlichen Besatzungszonen bei der Ablösung der Reichsmark durch die Deutsche Mark (DM). Westintegration Streben Bundeskanzler Adenauers nach sicheren Bündnissen durch den Beitritt zu wichtigen europäischen Gremien (z.B. WEU, NATO). Die Welt im Schatten des Kalten Krieges 1963 Deutsch-französischer Freundschaftsvertrag Entkolonialisierung Prozess, in dessen Verlauf die europäisch beherrschten Kolonien allmählich in souveräne Staaten umgewandelt werden. Dies führt oft zu Kriegen und Bürgerkriegen (z.B. in Afrika, Indien, Pakistan). Große wirtschaftliche und gesellschaftliche Schwierigkeiten begünstigten oft die Bildung von Diktaturen. Europäische Integration Stufenweiser Einigungsprozess der europäischen Staaten in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Überstaatliche Organe der EU handeln in diesen Bereichen für alle Staaten der Gemeinschaft. Nahostkonflikt Politischer und teilweise auch militärischer Konflikt um das Existenzrecht des Staates Israel und die Rechte des palästinensischen Volkes an diesem Land sowie - 18 - um die Gründung eines eigenen palästinensischen Staates. Der Konflikt ist bis heute nicht endgültig gelöst und beschäftigt die internationale Staatengemeinschaft. „Nord-Süd-Konflikt“ Bezeichnung für den Interessenkonflikt zwischen den wohlhabenden Ländern nördlich des 30. Grades nördlicher Breite und den Entwicklungs- und Schwellenländern südlich davon. Eine Lösung des Konfliktes ist angesichts des zunehmenden Abstandes zwischen beiden Seiten nicht absehbar. UNO 1945 gegründete Nachfolgeorganisation des Völkerbundes, die auf der Idee der Gleichberechtigung der Staaten und der Selbstbestimmung der Völker basiert. Hauptaufgaben sind die Sicherung des Friedens und die Zusammenarbeit zur Lösung wirtschaftlicher, kultureller, sozialer und humanitärer Probleme. - 19 - Jahrgangsstufe 10 Die Auflösung der bipolaren Welt 1961/1962 Kuba-Krise Im Oktober 1962 kam es durch die Stationierung von sowjetischen Raketen auf Kuba zu einer Konfrontation zwischen der UdSSR und den USA. Die Seeblockade der USA und das Angebot, die amerikanischen Raketen aus der Türkei abzuziehen, führten zu einem Abzug der Raketen aus Kuba. Die Spannungen zwischen US-Präsident Kennedy und Ministerpräsident Chruschtschow während der Kuba-Krise machten deutlich, dass gerade wegen der atomaren Aufrüstung eine Verständigung zwischen den Supermächten nötig war, um einen weltweiten Atomkrieg zu verhindern. Vietnam-Krieg Die USA führten seit 1964 offiziell Krieg gegen das kommunistische NordVietnam, um die Ausbreitung des Kommunismus in Asien zu verhindern. („Domino-Theorie“). Auch der Einsatz von modernen Vernichtungswaffen (Napalm, Agent Orange, Flächenbombardements) führte nicht zu einem Sieg über den „Vietcong“. Zudem wandte sich die Weltöffentlichkeit immer mehr gegen die zunehmend brutale Kriegführung der USA. 1973 kam es zum Waffenstillstand (Pariser Abkommen) und 1975 zum Friedensschluss, der faktisch den Sieg Nord-Vietnams bedeutete. Diese Erfahrung führte in den USA zum sog. „Vietnam-Trauma“. Entspannungspolitik Nach dem Höhepunkt des Kalten Krieges in der Kuba-Krise bemühten sich die beiden Supermächte USA und UdSSR in den 1960er und frühen 1970er Jahren um ein neues Verhältnis. Bessere Kontakte zwischen den Regierungen, Verträge und Abrüstungsabkommen sollten Konflikte vermeiden helfen bzw. entschärfen. In der Folgezeit wechselten Phasen der Konfrontation (Vietnam-Krieg) immer wieder mit solchen der Entspannung. In Deutschland sollte die angespannte Situation an der Nahtstelle der beiden Machtblöcke NATO und Warschauer Pakt durch Verträge zwischen der BRD und Ostblockstaaten entschärft und die Teilung in zwei deutsche Staaten abgemildert werden. Ostverträge Im Rahmen der Entspannungspolitik zwischen den USA und der UdSSR schloss die BRD im Jahr 1970 Verträge mit der UdSSR (12.08.1970) und mit Polen (7.12.1970). Die Verträge verpflichte-ten die Partner v.a. zum Gewaltverzicht und erklärten die bestehenden Grenzen für unverletzlich, einschließlich der OderNeiße-Linie und der Grenze zwischen der BRD und der DDR. Die Ostverträge ermöglichten zwei Jahre später den Grundlagenvertrag zwischen der BRD und der DDR. 1972 Grundlagenvertrag Am 21.12.1972 geschlossener Vertrag zwischen der BRD und der DDR. Seine Ziele waren gut-nachbarliche Beziehungen, Gleichberechtigung, Unverletzlichkeit des jeweiligen Staatsgebietes und Beachtung der beiderseitigen Unabhängigkeit und Selbstständigkeit. In den beiden Hauptstädten Bonn und Ost-Berlin wurden „Ständige Vertretungen“ errichtet. Der Vertrag führte zu Erleichterungen im Reiseverkehr, allerdings vor allem von West nach Ost, kaum von Ost nach West. - 20 - „68er-Bewegung“ Protestbewegung einer ganzen Generation – nicht zuletzt unter dem Eindruck des Vietnam-Krieges -, vor allem von Studenten in Frankreich und Deutschland gegen die kapitalistische Konsumgesellschaft, gegen autoritäre Verhaltensweisen an Universitäten, am Arbeitsplatz, in der Kirche, in der Schule und in der Familie. Viele Studenten stellten die politische Ordnung der BRD grundsätzlich in Frage. Nach der Tötung des Studenten Benno Ohnesorg während einer Demonstration gegen den Schah von Persien in Berlin (1967) verschärfte sich die Auseinandersetzung und erreichte nach dem Attentat auf den Studentenführer Rudi Dutschke im Jahr 1968 ihren Höhepunkt. Zwar wurden der Staat und das kapitalistische Wirtschaftssystem nicht erschüttert, aber die „68er-Bewegung“ wirkte sich nachhaltig auf die Demokratisierung der Gesellschaft aus. Die Gleichberechtigung der Frauen kam nun besser voran, die traditionellen „Machtverhältnisse“ etwa in Familie und Schule änderten sich – zwischen Mann und Frau, Eltern und Kindern, Lehrern und Schülern. Viele Aktivisten der 68er engagierten sich später in Parteien, Gewerkschaften und Bürgerinitiativen. Eine kleine radikale Gruppe griff zu terroristischen Mitteln (RAF). Glasnost und Perestrojka, Reformpolitik in der UdSSR Die beiden Begriffe bedeuten „Offenheit“ (Glasnost) und „Umbau“ (Perestrojka). Der sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow kündigte damit ab 1985 eine völlige Umkehr in der sowjetischen Innenpolitik an. „Offenheit“ sollte nun in der Diskussion politischer Probleme herrschen, Kritik erlaubt sein, politische Gefangene wurden entlassen, Regimegegner durften auswandern. Der „Umbau“ sollte das wirtschaftliche System der UdSSR verändern durch die Auflockerung der zentralistischen Planwirtschaft nach örtlichen Bedürfnissen und Möglichkeiten, durch Zurücknahme der Einflussnahme der Partei (KPDSU) auf wirtschaftliche Entscheidungen, durch die Gründung privater Unternehmen und durch die Zusammenarbeit mit ausländischen Firmen. Gorbatschow erhielt für seine Politik, die auch zum Ende des Kalten Krieges zwischen den USA und der UdSSR führte, 1990 den Friedensnobelpreis. 1989 Umbruch im Ostblock Aufgrund der inneren Entwicklung in Polen (Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc = „Solidarität“) und in der UdSSR (Glasnost, Perestrojka) versuchten auch die anderen Staaten des Ostblocks mehr Spielraum für eine eigene Entwicklung zu finden. Der Umstand, dass die „Rote Armee“ (sowjetische Armee) nun nicht mehr dazu da sein sollte, in anderen Ländern einzugreifen, um die sozialistische Ordnung zu retten (wie 1953 in der DDR [17.06.1953], 1956 in Ungarn, 1968 in der Tschechoslowakei [„Prager Frühling“]), beschleunigte den Vorgang der Selbstbefreiung bei den Gesellschaften des Ostblocks. Polen und die UdSSR machten 1989 den Anfang mit freien, allgemeinen Wahlen für ein Parlament, darauf folgten im Laufe eines einzigen Jahres alle kommunistischen Staaten mit Ausnahme Albaniens. 9.11.1989 Öffnung der innerdeutschen Grenze; „Fall“ der Berliner Mauer 3.10.1990 „Tag der Deutschen Einheit“ - 21 - 1992 Vertrag von Maastricht Im Februar 1992 unterzeichneten die damals 12 Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft (EG) in Maastricht den „Vertrag über die Europäische Union“ (EU-Vertrag). Vereinbart wurde eine verstärkte Integration in drei Bereichen: 1. in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit (Binnenmarkt, Zollunion, gemeinsame Agrarpolitik, Wirtschafts- und Währungsunion), 2. eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) und 3. eine Zusammenarbeit in der Innenund Rechtspolitik. Die EU bildet eine übernationale (supranationale) Gemeinschaft zwischen Staatenbund und Bundesstaat, einen Staatenverbund. Der Maastricht-Vertrag schuf auch die Voraussetzungen für die Aufnahme neuer Staaten in die EU. Osterweiterung der EU Nach der Auflösung des Ostblocks und dem Ende des Kalten Krieges orientierten sich die osteuropäischen Staaten neu. Die EU befürwortete die Aufnahme neuer Staaten, wenn sie vier Bedingungen erfüllten: die Einführung und den Ausbau von Marktwirtschaft und Demokratie, die Übereinstimmung mit den Zielen der EU und die Anwendung des geltenden EU-Rechts. In zwei Runden – 2004 (10 neue Staaten) und 2007 (Rumänien, Bulgarien) – traten viele dieser Staaten der Europäischen Union (EU) bei. Derzeit besteht die EU aus 27 Mitgliedstaaten. - 22 -