Armin-Knab-Gymnasium: Grundwissen Geschichte

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Jahrgangsstufe 6
Der einzelne Mensch als Teil der Geschichte
Quelle
Material, das Informationen über die Vergangenheit gibt; man unterscheidet
zwischen schriftlichen Quellen (Texte aller Art), Sachquellen (z. B. Bauwerke,
Gräber), Bildquellen (z. B. Gemälde, Zeichnungen) und mündlichen Quellen (z.
B. Erzählungen).
Menschen in vorgeschichtlicher Zeit
Altsteinzeit (Paläolithikum)
Erster Abschnitt der Geschichte, der vor etwa 2 Millionen Jahren begann und bis
ca. 10.000 v. Chr. dauerte. In dieser Zeit lebten die Menschen vom Jagen und
Sammeln. Sie verwendeten Feuer und stellten einfache Werkzeuge aus Stein,
Knochen oder Holz her.
Jungsteinzeit (Neolithikum)
Zeit von ca. 10.000 – ca. 2.000 v. Chr. Die Menschen wurden zu sesshaften
Ackerbauern und Viehzüchtern. (neolithische Revolution)
Ägypten – eine frühe Hochkultur
Ab 3.000 v. Chr.
Hochkultur in Ägypten
Pharao
Als Pharao wurde in Ägypten der Herrscher be-zeichnet. Der Pharao ist Gott und
König zugleich.
Pyramiden
In Ägypten wurden Pyramiden als Grabanlagen meist für Pharaonen errichtet.
Hieroglyphen (altägyptische Schriftzeichen)
Sie entwickelten sich seit 3000 v. Chr. von Bild- zu Buchstabenzeichen. Den
Namen „Heilige Zeichen“ gaben ihnen die Griechen.
Polytheismus
Verehrung vieler Götter (z. B. in Ägypten).
Monotheismus
Glaube an einen einzigen Gott (z. B. Judentum, Christentum, Islam)
Judentum
Die Religion des „Volkes Israel“ und aller Menschen, die der jüdischen Gemeinschaft durch Geburt oder Glauben angehören. Das Judentum ist die erste monotheistische Religion und Grundlage für das Christentum.
Die griechisch-hellenistische Welt
Antike
Der Begriff bezeichnet das griechisch-römische Altertum von ca. 1000 v.Chr.-500
n. Chr.
Polis
Das antike Griechenland war kein einheitliches Staatsgebilde sondern bestand
aus einzelnen, unabhängigen Stadtstaaten (= Poleis) mit Streben nach
wirtschaftlicher Selbstständigkeit. Polis => Politik.
Ilias und Odyssee
In Kleinasien werden um 750 v. Chr. die ersten Werke der Weltliteratur verfasst,
die homerischen Epen Ilias (Krieg gegen Troja) und Odyssee (Irrfahrten des
Odysseus).
Olympische Spiele
Kultfest der Griechen zu Ehren des Zeus in Olympia, das spätestens ab 776
v.Chr. (erste Siegerliste) bis zum Verbot durch den christlichen Kaiser
Theodosius 394 n.Chr. alle vier Jahre abgehalten wurde. Die modernen Spiele
finden seit 1896 statt.
5. Jahrhundert v.Chr.
Blütezeit Athens
Aristokratie
Staatsform, in der ein durch Geburt (o. Besitz) bevorzugter Stand (Adel) die
Herrschaft ausübt. Der Adel grenzt sich rechtlich deutlich von anderen Gesellschaftsschichten ab.
Demokratie
Staatsform, in der die Regierung vom Volk gewählt und kontrolliert wird. In
Athen, wo die Demokratie ihren Anfang hatte, nahmen alle Vollbürger (keine
Frauen) an den Staatsgeschäften teil.
Hellenismus
Zeit zwischen dem Tod Alexanders (323 v. Chr.) bis etwa 30 v. Chr., in der sich
die griechische Kultur über den ganzen Mittelmeerraum und Vorderasien ausbreitete.
Das „Imperium Romanum“
753 v.Chr.
Sagenhafte Gründung Roms durch Romulus.
Republik
Staatsform, in der das ganze Volk oder ein Teil davon (z. B. Adlige) die Macht
ausübt. Der Name stammt von res publica = öffentliche Angelegenheiten. Heute
wird eine Staatsform mit einem gewählten Staatsoberhaupt als Republik bezeichnet.
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Konsuln
Die zwei höchsten Beamten der Republik mit der obersten Befehlsgewalt in Krieg
und Frieden. Sie wurden für ein Jahr gewählt..
Diktator
Befehlshaber mit unbeschränkter Befehlsgewalt; er wurde nur in Notzeiten und
auf sechs Monate gewählt.
Senat
Versammlung der Oberhäupter der Patrizierfamilien, später auch von Plebejern,
die hohe Ämter bekleidet hatten. Der Senat war die höchste Autorität in der
römischen Republik.
Patrizier
Mitglieder alten adeligen Familien in Rom, die alle Ämter für sich beanspruchten.
Die Masse der übrigen Bürger (Plebejer) erkämpfte sich jedoch im Laufe der Zeit
den Zugang auch zu den höheren Staatsämtern.
1. Jh. v.Chr.
Übergang von der Republik zum Prinzipat
um Christi Geburt
Zeitalter des Augustus, der sich als Alleinherrscher durchgesetzt hatte. Die
römische Kaiserzeit begann. Im Römischen Reich herrschte ein lang ersehnter
Friede, die Pax Romana.
Limes
Die befestigte Grenze des Römischen Reiches zwischen Rhein und Donau; ca.
550 km lang.
Christentum
Bezeichnung für die auf Jesus Christus zurückgehende „christliche“ Religion. Sie
breitete sich trotz Verfolgungen im römischen Reich aus und wurde 380 zur
Staatsreligion.
Staatsreligion
Kaiser Theodosius machte das Christentum zur einzig möglichen Religion.
Andersgläubige wurden streng verfolgt.
Von der Antike zum Mittelalter (ca. 500 Ende der Antike)
Mittelalter
Epoche der europäischen Geschichte von etwa 500 n. Chr. bis ca. 1500 n. Chr.
Völkerwanderung
Wanderbewegungen germanischer Völker, ausgelöst durch den Einfall der
Hunnen nach Europa 375 n.Chr. Die wiederholten Überfälle auf das römische
Reich zerstörten dieses schließlich.
Reichsbildung der Franken
Um 500 entstand in der Nachfolge des Weströmischen Reiches ein fränkisches
Königreich. Es wurden die Grundlagen für die politische, soziale und kulturelle
Entwicklung Europas gelegt.
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Mönchtum
Lebensform, in der sich Menschen aus dem weltlichen Leben in ein Kloster oder
die Einsamkeit zurückziehen und sich durch ein Gelübde zu einem religiösen
Leben verpflichten.
Islam
Vom Propheten Mohammed um 600 n.Chr. gestiftete Religion: Glaube an einen
einzigen Gott (Allah), der das Schicksal des Menschen vorherbestimmt hat. Ergebung des Menschen in den Willen Allahs (arab.: Islam). Das Wort Allahs und
die Glaubensvorschriften sind im Koran aufgezeichnet.
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Jahrgangsstufe 7
Herrschaft im mittelalterlichen Europa
800
Karl der Große lässt sich Weihnachten in Rom zum Kaiser krönen.
Herzog (lat. Dux)
In der Antike ein bei den Germanen gewählter Heerführer. Im Frühmittelalter
erblicher Führer eines Stammes, seit dem Hochmittelalter eines Gebietes.
Investitur/ Investiturstreit
Als Investitur (lat. investire = bekleiden) wird die feierliche Einsetzung von
hohen Geistlichen in ihr Amt im Mittelalter bezeichnet. Der König wies die
Bischöfe, Äbte und Äbtissinen mit dem Investitursymbolen Ring und Stab in ihre
Ämter und Machtbefugnisse ein. Mit der Kirchenreform im 11. Jahrhundert versuchte die Kirche, den Einfluss der Könige auf kirchenpolit. Angelegenheiten einzuschränken. Der Investiturstreit dauerte mehrere Jahrzehnte an. Sein
Höhepunkt war die Auseinandersetzung zw. Heinrich IV. und Papst Gregor VII..
Kaiser
Karls Krönung zum Kaiser begründete das ma. Kaisertum, indem es an das
antike römische Kaisertum anknüpfte und zugleich an den Krönungsort Rom und
die Krönung durch den Papst gebunden war.
König
Adeliger, der gegenüber den Herzögen über die höheren Herrschaftsrechte verfügte. Die Ursprünge des König-tums liegen im „Heerkönigtum“ (Heerführer).
Kreuzzüge
Züge europäischer Ritter nach Palästina mit dem Ziel der Wiedereroberung
Jerusalems von den Arabern. Später Missbrauch der Idee (Kinderkreuzzug, Eroberung Konstantinopels 1204). Der 1. Kreuzzug endet 1099 mit der Eroberung
Jerusalems.
Lehnsherrschaft: Adliger und Adliger
Herrschaftsbeziehung zwischen Adligen. Der Lehnsherr gab das Gut (ein Stück
Land oder eine Abgabe) an den Vasallen lebenslang ab. Dafür schuldete dieser
Dienste und Treue.
Reichskirchensystem
Bischöfe und Äbte werden seit Otto I. durch Übertragung von Ämtern und Gebieten zu kaisertreuen Reichsfürsten.
Der Höhepunkt 1046 unter Kaiser Heinrich III., der in Sutri bei Rom ‚unwürdige’
Päpste absetzt und einen eigenen Papst einsetzt.
Das System endet spätestens 1122 mit dem Wormser Konkordat.
Staufer
Schwäbisches Geschlecht, benannt nach der Stammburg Hohenstaufen. Die
Staufer gelangten 1138 mit Konrad III. auf den deutschen Königsthron. Bis 1254
folgten u. a. Friedrich I. und Friedrich II.. Ihre Macht im Reich war vor allem
durch reichen Grundbesitz im Elsass, in Schwaben und Franken begründet.
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Lebensformen im Mittelalter
Adel (ahd. edili = Die Edelsten)
Bezeichnung für eine Schicht mächtiger Familien, die im Mittelalter durch ihre
Abstammung und ihren Grundbesitz besondere Rechte gegenüber der übrigen
Bevölkerung beanspruchten.
Bürger
Der Begriff bezog sich im Mittelalter auf eine städtische Bevölkerungsgruppe.
Bürger hatten das Recht auf Grundbesitz und konnten ihren Wohnsitz frei
wechseln. Alle Bürger unterstanden dem Stadtrecht.
Ghetto
Abgeschlossenes Viertel in einer Stadt, in dem Minderheiten kontrolliert werden
konnten (z.B. Juden).
Grundherrschaft: Adliger und Bauer
Herrschaft eines Adligen über an den Boden gebundene Bauern. Der Adlige war
zum Schutz verpflichtet, die Bauern zu Abgaben.
Patrizier
Patrizier waren die Angehörigen der städtischen Oberschicht im mittelalterlichen
Europa. Zum Patriziat gehörten einflussreiche bürgerliche und adelige Familien,
meistens Kaufleute und Großgrundbesitzer.
Reichsstadt
Eine Stadt, die unmittelbar dem König untersteht, von ihm geschützt wird und an
ihn Steuern zahlt.
Rittertum
Adliges Ideal eines moralisch hochstehenden und tapferen Kriegers. Später allgemein als Bezeichnung für Adel gebraucht.
Stadtrecht
Durch die Verleihung des Stadtrechts an eine Siedlung schuf der Stadtgründer
einen eigenen Rechtsbezirk. In der Gründungsurkunde wurden die in der Stadt
geltenden Privilegien, z. B. das Recht, einen Markt abzuhalten, sowie die Rechtsgrundsätze für das Zusammenleben der Bürger und die Pflichten gegenüber dem
Stadtherrn festgelegt.
Stände / Landstände
Zusammenschluss von Adel, Geistlichen und Städten zu den drei Ständen, die
gemeinsam dem Landesherrn Steuern bewilligen und ihn beraten. Sie üben
damit große Macht aus und kontrollieren den Herrscher.
Zunft (auch Gilde genannt)
Zusammenschluss aller Handwerker desselben
(Zwingende Rechts- und Lebensgemeinschaft).
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Handwerks
an
einem
Ort
Europa auf dem Weg vom Mittelalter in die Neuzeit
1453: Eroberung Konstantinopels
Die Eroberung der Hauptstadt des Byzantinischen Reiches bedeutet das Ende des
Oströmischen Reiches. Sie sicherte den Herrschern des Oströmischen Reiches die
Kontrolle des Zugangs zum Schwarzen Meer und des Landweges nach Indien.
Goldene Bulle
Reichsgesetz zur Königswahl, das 1356 von Kaiser Karl IV. erlassen wurde und
bis 1806 gültig war. Das königliche Goldsiegel („Bulle“) gab der Urkunde ihren
Namen.
Kurfürst
Den sieben Kurfürsten (Kur = Wahl) stand das Recht der Königswahl zu. Hierzu
zählten die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln, sowie die weltlichen Herrscher
von Sachsen, Brandenburg, Böhmen und der Pfalz.
Ostsiedlung
Deutsche Siedler folgten dem Ruf deutscher und polnischer Fürsten und
gründeten seit dem 11. Jahrhundert Dörfer und Städte zw. Elbe und Oder sowie
auf polnischem Herrschaftsgebiet.
Territorialstaat
Der spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Territorialstaat, ein möglichst geschlossenes Herrschaftsgebiet, löst den „Personenverbandsstaat“ ab, der sich auf
das Lehnswesen gründete.
1492
?Entdeckung? Amerikas durch Christoph Columbus.
1517
Die 95 Thesen Luthers gegen den Kauf von Sündenablässen bedeuten den
Beginn der Reformation.
1648
Der Westfälische Friede (Ende des 30jährigen Kriegs(1618-1648)); bedeutet
einen Machtverlust für den Kaiser, weitgehende Unabhängigkeit für die
deutschen Fürsten (viele hundert) und französische Hegemonie in Europa.
Humanismus
Geisteshaltung (14.-16. Jh.): Wiederentdeckung der antiken Sprachen und
Literatur zur freien Bildung der Menschlichkeit (gegen kirchliche Enge).
Martin Luther
Die Lehre von Martin Luther (1483-1546) richtete sich darauf, die Bibel (das
Wort Gottes) zur Grundlage des Glaubens und der Theologie zu machen (innere
Kritik) und die sittlichen Schwächen der Kirche zu beseitigen (äußere Kritik).
Neuzeit
Die Fortschritte, die im 14. und 15. Jahrhundert er-reicht wurden, veranlassten
die Historiker des 17. Jahrhunderts dazu, die Zeit ab etwa 1500 als Neuzeit zu
bezeichnen. Dabei geht man davon aus, dass die Entwicklung eines neuen
Menschenbildes (Renaissance und Humanismus), die Erfindung des Buchdrucks,
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die Entdeckungen und die Reformation die Grundlagen der modernen Zeit darstellen.
Reformation
Der Versuch der Erneuerung der Kirche durch Rückbesinnung auf das Wort der
Bibel führt zur Spaltung der Christenheit in verschiedene Konfessionen
(katholisch, lutherisch, calvinistisch) und vielen Kriegen.
Renaissance
Die Neuzeit einleitende Geistesbewegung; Entdeckung des Menschen im Diesseits nach dem Vorbild antiker Werke in Kunst, Wissenschaft und Politik.
Die Frühe Neuzeit (ca. 1500-1800): Absolutismus und Aufklärung
Absolutismus
Die ab 1660 in Frankreich unter Ludwig XIV. ausgeprägte Staatsform, in der der
Monarch unumschränkte Macht ausübt (a legibus solutus = über dem Gesetz
stehend).
Aufgeklärter Absolutismus
Der Herrscher leitet sein Amt nicht nur vom Gottesgnadentum, sondern auch von
seiner Pflichterfüllung und Verantwortlichkeit dem Wohl seiner Untertanen
gegenüber ab.
Aufklärung
Die für die Moderne wichtigste geistige Bewegung (Immanuel Kant), die im 18.
Jh. entstand, versucht alles mit Hilfe von 'Vernunft' zu verstehen. Sie lässt
religiöse Erklärungen nicht gelten.
Barock
Stilepoche (1600-1730, aus Italien) in Baukunst und Literatur mit gesteigerter
Lebenslust und tiefer religiöser Erfahrung.
Gewaltenteilung
Montesquieu beschrieb als erster, dass die Staatsmacht dreigeteilt sein sollte, in
die Legislative (Gesetzgeber/Parlament), die Exekutive (Regierung) und die
Judikative (Richter). Sie sollten sich gegenseitig kontrollieren.
Gleichgewicht der Mächte/Balance of Powers
Anstreben eines Gleichgewichts der europäischen Mächte; Meist erfolgreicher
Grundsatz englischer Außenpolitik.
Gottesgnadentum
Begründung des Herrschaftsanspruchs eines Monarchen aus einem göttlichen
Auftrag heraus.
Hegemonie
Streben nach einer Vorrangstellung vor anderen Staaten in politischer,
wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht. Seit dem 17. Jahrhundert ein wichtiges
Prinzip europäischer Außenpolitik.
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Manufaktur
Vorform einer Fabrik
Merkantilismus
Politik des Absolutismus zur Förderung der Wirtschaft. Importe sollen vermindert
und Exporte vermehrt werden. Staatliche Lenkung des Marktes. Neue
Produktionsform.
1688
In der Glorious Revolution in England werden in der Bill of Rights die Rechte des
Parlaments bestätigt. Seither hat das Parlament dort mehr Macht als der König.
Stehendes Heer
Ständig einsatzbereites Heer als Herrschaftsmittel des absoluten Königs. Wurde
sowohl nach innen als auch nach außen eingesetzt.
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Jahrgangsstufe 8
Die Französische Revolution und Napoleon
Aufklärung
Die für die Moderne wichtigste geistige Bewegung (Immanuel Kant), die im 18.
Jh. entstand, versucht die Welt mit Hilfe von 'Vernunft' zu verstehen. Sie lässt
religiöse Erklärungen nicht gelten. Auch Toleranz und die Rechte des einzelnen
Menschen spielen eine große Rolle.
Gewaltenteilung
Montesquieu beschrieb als erster, dass die Staatsmacht dreigeteilt sein sollte, in
die Legislative (Gesetzgeber/Parlament), die Exekutive (Regierung) und die
Judikative (Richter). Diese drei Mächte sollten sich gegenseitig kontrollieren.
Bürgertum
Ein vielschichtiger Begriff, der sowohl den Dritten Stand in der Ständegesellschaft des Absolutismus als auch die mittleren Schichten im Zeitalter der
Industrialisierung bezeichnet. Der Begriff B. wurde eingegrenzt, indem man z. B.
vom Groß- und Kleinbürgertum oder vom Bildungs- und Besitzbürgertum gesprochen hat. Im Laufe der Geschichte erkämpfte sich das Bürgertum zunehmend mehr Rechte und Freiheiten.
Menschenrechte
Rechte, mit denen die Menschen „von Natur aus" ausgestattet sind und in die der
Staat nicht eingreifen darf. Dazu gehören u. a. das Recht auf Leben, Gleichheit
vor dem Gesetz, Glaubens- und Meinungsfreiheit, persönliche Sicherheit. Die
Menschenrechte gelten für alle in einem Staat lebenden Bürger, während die
Bürgerrechte, z. B. das Wahlrecht, an die Staatsbürgerschaft gebunden sind.
Verfassung (= Konstitution)
Die politische Grundordnung eines Staates, die alle Regelungen über die Staatsform, die Herrschaftsausübung und die Bildung und Aufgaben der Staatsorgane
enthält. Zudem legt sie die Rechte und Pflichten der Bürger fest. Eine demokratische Verfassung wird durch eine verfassunggebende Versammlung
(Nationalversammlung) entworfen und direkt dem Volk oder aber seinen gewählten Vertretern (Parlament) zur Abstimmung vorgelegt. Sie enthält das
Prinzip der Gewaltenteilung und das Mitbestimmungsrecht des Volkes.
Volkssouveränität
(von franz. souverainété, aus lat: superanus = darüber befindlich, überlegen) Ein
Grundprinzip der Demokratie, dass alle Staatsgewalt vom Volk ausgehen solle.
Das Volk als Zusammenschluss freier Bürger bestimmt seine Regierungsform und
übt die Herrschaft direkt oder indirekt, d. h. durch gewählte Abgeordnete, aus.
14.7.1789
Mit dem Sturm auf die Bastille bricht die Französische Revolution aus. Lehensund Grundherrschaft werden abgeschafft und die Menschenrechte eingeführt.
Zwischenzeitlich mündet die Französische Revolution in eine Terrorphase, die
viele Menschen das Leben kostet.
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Kaisertum Napoleons
Nach einer Volksabstimmung krönte sich Napoleon Bonaparte 1804 zum „Kaiser
der Franzosen". Frankreich wurde damit nach den Revolutionsjahren wieder
Monarchie. Napoleon sah sich als Nachfolger Kaiser Karls des Großen und wollte
mit dem Kaisertitel auch seine Macht nach außen demonstrieren. Nach
militärischen Niederlagen wurde Napoleon 1814 als Kaiser abgesetzt und nach
Elba, später nach St. Helena verbannt, wo er auch starb.
1806
Ende des „Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation“; nach fast 1000 Jahren
unter dem Druck Napoleons. Bayern wird Königreich und modernisiert sich unter
dem Minister Montgelas.
Montgelas, Maximilian Graf von
(1759-1838): war von 1799 bis 1817 Minister unter dem Kurfürsten und
späteren bayerischen König Max I. Joseph. Geprägt von den Ideen der Aufklärung schuf er durch Reformen im Innern (v. a. Verwaltung, Militär, Rechtsund Bildungswesen; Säkularisierung) die Grundlagen für den modernen
bayerischen Staat.
Restauration und Revolution in Deutschland
1814/15 Wiener Kongress
Im Wiener Kongress ordnen die Großmächte nach dem Ende Napoleons Europa
neu nach den Grundsätzen der:
• - Restauration: Wiederherstellung der vornapoleonischen Verhältnisse (soweit
möglich).
• - Legitimität: Wiedereinsetzung der alten Herrscherfamilien (in Frankreich die
Bourbonen).
• - Solidarität: gegenseitige Unterstützung gegen Revolutionen (Heilige Allianz).
Deutscher Bund
Zusammenschluss der deutschen Einzelstaaten zu einem Staatenbund nach 1815
(35 Staaten; Sitz Frankfurt, Vorsitz: Österreich).
Liberalismus (Spanien 1812 ‚los liberalos‘)
Politische Grundüberzeugung, die die Erkämpfung von Rechten für das Besitzbürgertum (Menschenrechte, politische Mitsprache, Freiheit der Wirtschaft) in
den Vordergrund stellt.
Nation
(lat. nasci = geboren werden, entstehen): größere Gruppe von Menschen mit
einer gemeinsamen Staatsordnung, Rechtsordnung, Kultur, Sprache, Religion
und Geschichte. Um von einer Nation zu sprechen, müssen nicht alle diese
Merkmale erfüllt sein; entscheidend ist, dass die Gemeinschaft sich dieser Gemeinsamkeiten bewusst ist (Nationalbewusstsein) und sich damit von anderen
Gemeinschaften absetzt. Seit dem 19. Jh. ist die Idee der Nation die Grundlage
der Staatenbildung in Europa.
Nationalismus
Eine politische Bewegung, die ursprünglich auf dem Nationalgefühl aufbaut, dem
Bewusstsein gemeinsamer Geschichte, Kultur, Abstammung und/oder Sprache.
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Ziel ist die Schaffung eines Staates, in dem alle zu einer Nation Gehörenden zusammen sind (z.B. im 19. Jh. Deutschland und Italien; heute: Bosnien, Kosovo,
Irland).
Oft wird dies zu einem Überlegenheitsgefühl gegenüber anderen übersteigert.
1832 Hambacher Fest:
fand zwischen dem 27 und 30. Mai auf dem Hambacher Schloss in der
bayerischen Pfalz statt. Es gilt als Höhepunkt der bürgerlich liberalen Opposition
in der Zeit der Restauration und des „Vormärz".
1848/49 Revolution in Deutschland
Nach erfolgreicher Revolution in den deutschen Einzelstaaten entwirft die gewählte Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche eine Verfassung für
Deutschland (konstitutionelle Monarchie mit allen wichtigen Grundrechten).
Preußen soll führen. Die Revolution wird jedoch von preußischen Soldaten
niedergeschlagen.
Industrialisierung und soziale Frage
Industrielle Revolution
Grundlegende Änderung der Lebensbedingungen der Menschheit durch den
sprunghaften Fort-schritt der Technik: Fabriksystem, Transportrevolution,
Kommunikationsrevolution, etc.
Soziale Frage
Durch die Industrialisierung entsteht eine „neue“ Gesellschaftsschicht, die der
Arbeiter. Diese müssen unter zum Teil menschenunwürdigen Bedingungen leben
und arbeiten. Die Lösung der Probleme wird vom Staat, den Kirchen, den Unternehmern und den Arbeitern selbst (Gründung der SPD) gesucht.
Arbeiterbewegung
Die mit der Industriellen Revolution verbundenen sozialen Probleme schufen
unter den Arbeitern das Gefühl der Zusammengehörigkeit. Sie entwickelten vielfach ein gesellschaftliches Klassenbewusstsein und organisierten sich Ende des
19. Jh. in Arbeiterparteien und Gewerkschaften zur Durchsetzung ihrer
Interessen.
Kommunismus
Utopie vom gleichberechtigten Zusammenleben aller Menschen unter Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln. Jeder soll das leisten, was
er kann und dafür das bekommen, was er braucht. Von Karl Marx und Friedrich
Engels erdacht und verbreitet (1848 Kommunistisches Manifest).
Sozialismus
Annäherung an den Idealzustand des Kommunismus durch Verbesserung der
katastrophalen sozialen Lage der Arbeiterschaft (durch Revolution oder durch
Mitwirkung im Staat).
Sozialgesetzgebung Bismarcks
In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts beginnt die Sozialgesetzgebung unter
Bismarck, die die größten Nöte der Arbeiter lindern und sie so zu staatstreuen
Untertanen erziehen soll.
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Leben im Deutschen Kaiserreich
1871 Reichsgründung
Gründung des zweiten deutschen Kaiserreiches, nach dem ,,Heiligen Römischen
Reich deutscher Nation“ (962-1804), mit Hilfe eines Krieges gegen Frankreich.
Elsass und Teile Lothringen wer-den Frankreich weggenommen. Zudem findet die
Gründung im französischen Königsschloss von Versailles statt. Diese Umstände
führen zu einer erbitterten Feindschaft Frankreichs.
Deutsches Reich (1871-1918):
amtliche Bezeichnung für das durch Bismarck begründete zweite deutsche
(Kaiser)Reich, das einen deutschen Nationalstaat unter der Vorherrschaft
Preußens schuf.
Bismarck
Preußischer Ministerpräsident seit 1862. Nach Gründung des Kaiserreiches blieb
er Ministerpräsident, wurde Reichskanzler und Vorsitzender des Bundesrates.
Innenpolitisch arbeitete er mit wechselnden Parteien, bekämpfte katholisches
Zentrum und die Sozialdemokraten. Zugleich versuchte er mit seiner Sozialgesetzgebung die Arbeiterschaft mit dem monarchischen Staat zu versöhnen.
Außenpolitisch gelang es ihm, Frankreich durch ein Bündnissystem zu isolieren
und den Status quo in Europa zu sichern.
Reichstag
Bezeichnung für das Parlament des Kaiserreiches und der Weimarer Republik. Im
Kaiserreich konnten Männer nach allgemeinem und geheimen Wahlrecht in den
Berliner R. gewählt werden, sie hatten jedoch keinen Einfluss auf die
Regierungsbildung. Dies änderte sich mit Beginn der Weimarer Republik. Nach
dem Weltkrieg gab es zudem ein Frauenwahlrecht und der R. konnte durch Misstrauensvoten Regierungen stürzen.
Parteien
(lat. pars = Teil). In der Politik der Zusammenschluss von Menschen mit gemeinsamen politischen Vorstellungen und Zielen. Merkmale einer Partei sind: 1.
dauerhafte Organisation, 2. Parteiprogramme, 3. Wille zur Einflussnahme, z. B.
durch Wahlen und Teilnahme an der Regierungsgewalt. Parteien im modernen
Sinne entstanden mit dem Parlamentarismus seit der Mitte des 19. Jahrhunderts
aus Wahlvereinen und politischen Klubs.
Kulturkampf
Die von Bismarck geführte Auseinandersetzung zwischen dem preußischen Staat
und der katholischen Kirche 1871-87.
Imperialismus, Erster Weltkrieg und Russische Revolution
Imperialismus
Streben nach Herrschaft über die Bevölkerung eines fremden Landes. Viele
Staaten versuchen ein Großreich aufzubauen (vgl. das Römische Imperium).
1914-1918 Erster Weltkrieg
Der Erste Weltkrieg unterscheidet sich grundlegend von bisherigen Kriegen
durch: die Zahl sei-ner Opfer (etwa zehn Millionen Tote, 20 Millionen Verwundete
und Invaliden), das Ausmaß der Zerstörung, die militärisch-territoriale Aus- 13 -
dehnung, den Einsatz von Millionenheeren und einer gewaltigen Militärmaschinerie mit Luft- und Panzerwaffen. Unmittelbarer Kriegsanlass war das
Attentat von Sarajewo. Langfristige Ursachen liegen in machtpolitischen Gegensätzen und Interessenkonflikten im europäischen Staatensystem und Rivalitäten,
die sich aus der imperialistischen Politik ergaben.
Vertrag von Versailles
Dabei handelt es sich um den Friedensvertrag vom 28.06.1919 zwischen dem
Deutschen Reich und den Alliierten am Ende des Ersten Weltkrieges. Der von den
Deutschen als ungerecht empfundene Vertrag verlangte von ihnen einschneidende Gebietsabtretungen und später hohe Reparationszahlungen. Seine
Revision war das Ziel aller Regierungen der Weimarer Republik.
1917 Russische Revolution
Die Russische Revolution von 1917 stellt einen bedeutenden Einschnitt in der
Geschichte des 20. Jahrhunderts dar. Sie führte zum Sturz des Zaren, zu einer
radikalen Umwälzung der Machtverhältnisse in Russland und schließlich zur
bolschewistischen Einparteienherrschaft. Sie wird als Ausgangspunkt des
späteren Ost-West-Konflikts gesehen.
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Jahrgangsstufe 9
Weimarer Republik
1918
Novemberrevolution in Deutschland; Ende der Monarchie.
Weimarer Verfassung
Erste demokratische Verfassung Deutschlands. 1919 von der Nationalversammlung
erarbeitet.
Machte
Deutschland
zu
einer
Republik
und
parlamentarischen Demokratie.
1923
Hitlerputsch in München am 9. November
Inflation
Zu viel Geld im Umlauf und dafür zu wenige Waren: Die Folge sind Preissteigerungen und Wertminderung des Geldes. Besitzer von Sachwerten sind oft
Nutznießer, während Ge-haltsempfänger, Rentner und Sparer hohe Verluste erleiden.
Völkerbund
1920 gegründete internationale Organisation zur Sicherung des Friedens. Vorläufer der UNO.
1929
Weltwirtschaftskrise: vom New Yorker Börsenkrach ausgelöst; lässt in Deutschland die Arbeitslosigkeit sprunghaft ansteigen (auf mehr als sechs Millionen).
Nationalsozialismus
(1939-1945)
(1933-1945)
und
Zweiter
Weltkrieg
30.01.1933
Ernennung Hitlers zum Reichskanzler
März 1933
Ermächtigungsgesetz: Der Reichstag verabschiedet das „Ermächtigungsgesetz“
und entmachtet sich damit selbst, indem es der Regierung die Gesetzgebungsgewalt überträgt.
09.11.1938
Novemberpogrom („Reichskristallnacht“)
01.09.1939
Beginn des Zweiten Weltkrieges
20.07.1944
Attentat auf Hitler durch Stauffenberg
„Machtergreifung“
Damit bezeichneten die Nationalsozialisten den Tag der Ernennung Hitlers zum
Reichskanzler. Sie wollten so den revolutionären Charakter des Ereignisses zum
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Ausdruck bringen. Tatsächlich hatte der Regierungswechsel auf zumindest formal
legalem Wege stattgefunden. Der Begriff Machtübernahme wäre also treffender.
Nationalsozialismus
Bezeichnung für die antisemitische, völkische Bewegung in Deutschland (191945), die ab 1933 unter Führung Adolf Hitlers eine Diktatur errichtete. Zielsetzung
der Bewegung war, unter strikter Ablehnung des internationalen marxistischen
Sozialismus die eigene Nation durch innere soziale Versöhnung zur klassenlosen
„Volksgenossenschaft“ zu entwickeln.
„Drittes Reich“
Der von der NSDAP verwendete Begriff bezeichnet die Herrschaft des Nationalsozialismus in Deutschland. Das „Heilige Römische Reich deutscher Nation“ galt
als erstes Reich, das Kaiserreich von 1871-1918 als zweites.
Gleichschaltung
Der Begriff bezeichnet die Unterordnung aller wichtigen Organisationen des
öffentlichen und staatlichen Lebens (Länderregierungen, Parteien, Gewerkschaften, Vereine, Presse) unter die nationalsozialistische Politik und Ideologie
(z.B. Führerprinzip).
Antisemitismus
Die allgemeine Bezeichnung für negative Einstellungen gegen die als Minderheiten in verschiedenen Staaten lebenden Juden (bereits im Mittelalter, Verstärkung im 19. und 20. Jh.). Im Nationalsozialismus wurde der Antisemitismus
verbunden mit dem Rassismus zur Grundlage der Judenverfolgung und Vernichtung.
„Nürnberger Gesetze“
Die 1935 verabschiedeten Gesetze entzogen jüdischen Bürgern Deutschlands das
Bürgerrecht und bildeten die juristische Basis für die Diskriminierung und Verfolgung der Juden in Deutschland. Sie verboten Ehen und außereheliche Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden als „Rassenschande“ und sorgten für
eine Isolierung der Juden von der nichtjüdischen Bevölkerung.
Holocaust / Shoa
Die Begriffe bezeichnen die Vernichtung der europäischen Juden durch Gas und
Feuer während der nationalsozialistischen Herrschaft. Statt des griechischen Begriffes „Holocaust“ wird vermehrt der hebräische Begriff „Shoa“ (Übersetzung
etwa plötzlicher Untergang, Verderben) verwendet.
Konzentrations- und Vernichtungslager
Konzentrationslager sind in totalitären Staaten ein Mittel, politische Gegner und
missliebige Minderheiten auszuschalten und zu beseitigen. Der Tod der Inhaftierten wird in Kauf genommen oder, wie in den Vernichtungslagern für Juden
(z.B. Auschwitz oder Treblinka), planmäßig organisiert.
Systematische Vernichtung der europäischen Juden/ Völkermord
Als Völkermord (Genozid) wird die Absicht bezeichnet, eine Bevölkerungsgruppe
aus religiösen, rassischen, ethnischen oder nationalen Gründen völlig oder weitgehend zu vernichten. Die systematische Vernichtung der Juden durch die
deutschen Nationalsozialisten erfolgte mit technisch-organisatorischer Perfektion.
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Münchner Abkommen
Die Vertragspartner Großbritannien, Deutschland, Frank-reich und Italien verpflichteten die Tschechoslowakei zur Räumung der Sudetengebiete, die von
deutschen Truppen besetzt wurden. Hitler erklärte im Gegenzug, keine weiteren
territorialen Ansprüche mehr zu haben
Widerstand
Nach dem im 17. Jh. formulierten Widerstandsrecht ist es den Menschen erlaubt
und sogar geboten, sich notfalls auch gewaltsam zu wehren, wenn die Staatsgewalt die Menschenrechte oder die Verfassungsgrundrechte miss-achtet. Widerstand kann aktiv oder passiv geleistet werden. Das Grundgesetz Deutschlands
erlaubt in Art. 20 Widerstand gegen den Umsturz der verfassungsmäßigen
Ordnung.
Deutschland nach 1945
08./09.05.1945
bedingungslose Kapitulation Deutschlands
1946
Verfassung des Freistaates Bayern
1949
Gründung der BRD und der DDR als Zeichen unüberbrückbarer Ost-West Gegensätze
23.05.1949
Grundgesetz für die BRD tritt in Kraft
17.06.1953
Aufstand gegen das DDR-Regime
1961
Mauerbau
Potsdamer Konferenz (17.07. bis 02.08.1945)
Hier beschlossen die USA, Großbritannien und die UdSSR das weitere Vorgehen
gegenüber Deutschland (die „5 Ds“).
Besatzungszone
Aufteilung Deutschlands nach dem Krieg in vier Besatzungszonen der Siegermächte USA, UdSSR, England und Frankreich.
Blockbildung
Formierung der Staaten in zwei einander feindlich gegen-über stehende Blöcke
(einen westlichen mit den USA und einen östlichen mit der UdSSR als Führungsstaat) nach 1945
Deutsche Frage
Darunter versteht man die ungelöste Frage nach der Zukunft der Nation
Deutschland nach der Teilung des Landes als Folge des Zweiten Weltkriegs und
des Kalten Krieges. Durch die Wiedervereinigung am 3.10.1990 gelöst.
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Entnazifizierung
Bestreben der Alliierten nach 1945 Deutschland von nationalsozialistischem Gedankengut zu befreien und die an Verbrechen Schuldigen zu bestrafen.
Flucht und Vertreibung
Bevölkerungsbewegung der Deutschen von Ost nach West in Folge des verlorenen Zweiten Weltkrieges. Insgesamt mussten 14 Millionen Deutsche ihre
Heimat verlassen.
„Kalter Krieg“
1947 geprägter Begriff für den Ost-West-Konflikt, da beide Supermächte angesichts der atomaren Bedrohung einen „heißen“ Krieg verhindern, aber trotzdem
ihre Machtstellung ausbauen wollten. Es kam zu Stellvertreterkriegen, Spionage,
politischem und wirtschaftlichen Druck.
NATO
Verteidigungsbündnis der USA, Kanadas und vieler europäischer Staaten gegen
die UdSSR im Kalten Krieg. Weitere Ziele sind die Regelung internationaler
Streitfälle und gemeinsamer Widerstand gegen bewaffnete Angriffe. Die BRD gehört der NATO seit 1955 an.
Warschauer Pakt
Militärisches Gegenbündnis zur NATO. Mitglieder waren die Staaten des Ostblocks. 1990 aufgelöst.
Währungsreform
Umtausch einer alten in eine neue Währung. In Deutschland erfolgte dies 1923
zur Überwindung der Hyperinflation und 1948 in den drei westlichen Besatzungszonen bei der Ablösung der Reichsmark durch die Deutsche Mark (DM).
Westintegration
Streben Bundeskanzler Adenauers nach sicheren Bündnissen durch den Beitritt
zu wichtigen europäischen Gremien (z.B. WEU, NATO).
Die Welt im Schatten des Kalten Krieges
1963
Deutsch-französischer Freundschaftsvertrag
Entkolonialisierung
Prozess, in dessen Verlauf die europäisch beherrschten Kolonien allmählich in
souveräne Staaten umgewandelt werden. Dies führt oft zu Kriegen und Bürgerkriegen (z.B. in Afrika, Indien, Pakistan). Große wirtschaftliche und gesellschaftliche Schwierigkeiten begünstigten oft die Bildung von Diktaturen.
Europäische Integration
Stufenweiser Einigungsprozess der europäischen Staaten in Politik, Wirtschaft
und Gesellschaft. Überstaatliche Organe der EU handeln in diesen Bereichen für
alle Staaten der Gemeinschaft.
Nahostkonflikt
Politischer und teilweise auch militärischer Konflikt um das Existenzrecht des
Staates Israel und die Rechte des palästinensischen Volkes an diesem Land sowie
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um die Gründung eines eigenen palästinensischen Staates. Der Konflikt ist bis
heute nicht endgültig gelöst und beschäftigt die internationale Staatengemeinschaft.
„Nord-Süd-Konflikt“
Bezeichnung für den Interessenkonflikt zwischen den wohlhabenden Ländern
nördlich des 30. Grades nördlicher Breite und den Entwicklungs- und Schwellenländern südlich davon. Eine Lösung des Konfliktes ist angesichts des zunehmenden Abstandes zwischen beiden Seiten nicht absehbar.
UNO
1945 gegründete Nachfolgeorganisation des Völkerbundes, die auf der Idee der
Gleichberechtigung der Staaten und der Selbstbestimmung der Völker basiert.
Hauptaufgaben sind die Sicherung des Friedens und die Zusammenarbeit zur
Lösung wirtschaftlicher, kultureller, sozialer und humanitärer Probleme.
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Jahrgangsstufe 10
Die Auflösung der bipolaren Welt
1961/1962 Kuba-Krise
Im Oktober 1962 kam es durch die Stationierung von sowjetischen Raketen auf
Kuba zu einer Konfrontation zwischen der UdSSR und den USA. Die Seeblockade
der USA und das Angebot, die amerikanischen Raketen aus der Türkei abzuziehen, führten zu einem Abzug der Raketen aus Kuba. Die Spannungen
zwischen US-Präsident Kennedy und Ministerpräsident Chruschtschow während
der Kuba-Krise machten deutlich, dass gerade wegen der atomaren Aufrüstung
eine Verständigung zwischen den Supermächten nötig war, um einen weltweiten
Atomkrieg zu verhindern.
Vietnam-Krieg
Die USA führten seit 1964 offiziell Krieg gegen das kommunistische NordVietnam, um die Ausbreitung des Kommunismus in Asien zu verhindern.
(„Domino-Theorie“). Auch der Einsatz von modernen Vernichtungswaffen
(Napalm, Agent Orange, Flächenbombardements) führte nicht zu einem Sieg
über den „Vietcong“. Zudem wandte sich die Weltöffentlichkeit immer mehr
gegen die zunehmend brutale Kriegführung der USA. 1973 kam es zum Waffenstillstand (Pariser Abkommen) und 1975 zum Friedensschluss, der faktisch den
Sieg Nord-Vietnams bedeutete. Diese Erfahrung führte in den USA zum sog.
„Vietnam-Trauma“.
Entspannungspolitik
Nach dem Höhepunkt des Kalten Krieges in der Kuba-Krise bemühten sich die
beiden Supermächte USA und UdSSR in den 1960er und frühen 1970er Jahren
um ein neues Verhältnis. Bessere Kontakte zwischen den Regierungen, Verträge
und Abrüstungsabkommen sollten Konflikte vermeiden helfen bzw. entschärfen.
In der Folgezeit wechselten Phasen der Konfrontation (Vietnam-Krieg) immer
wieder mit solchen der Entspannung. In Deutschland sollte die angespannte
Situation an der Nahtstelle der beiden Machtblöcke NATO und Warschauer Pakt
durch Verträge zwischen der BRD und Ostblockstaaten entschärft und die Teilung
in zwei deutsche Staaten abgemildert werden.
Ostverträge
Im Rahmen der Entspannungspolitik zwischen den USA und der UdSSR schloss
die BRD im Jahr 1970 Verträge mit der UdSSR (12.08.1970) und mit Polen
(7.12.1970). Die Verträge verpflichte-ten die Partner v.a. zum Gewaltverzicht
und erklärten die bestehenden Grenzen für unverletzlich, einschließlich der OderNeiße-Linie und der Grenze zwischen der BRD und der DDR. Die Ostverträge ermöglichten zwei Jahre später den Grundlagenvertrag zwischen der BRD und der
DDR.
1972 Grundlagenvertrag
Am 21.12.1972 geschlossener Vertrag zwischen der BRD und der DDR. Seine
Ziele waren gut-nachbarliche Beziehungen, Gleichberechtigung, Unverletzlichkeit
des jeweiligen Staatsgebietes und Beachtung der beiderseitigen Unabhängigkeit
und Selbstständigkeit. In den beiden Hauptstädten Bonn und Ost-Berlin wurden
„Ständige Vertretungen“ errichtet. Der Vertrag führte zu Erleichterungen im
Reiseverkehr, allerdings vor allem von West nach Ost, kaum von Ost nach West.
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„68er-Bewegung“
Protestbewegung einer ganzen Generation – nicht zuletzt unter dem Eindruck
des Vietnam-Krieges -, vor allem von Studenten in Frankreich und Deutschland
gegen die kapitalistische Konsumgesellschaft, gegen autoritäre Verhaltensweisen
an Universitäten, am Arbeitsplatz, in der Kirche, in der Schule und in der Familie.
Viele Studenten stellten die politische Ordnung der BRD grundsätzlich in Frage.
Nach der Tötung des Studenten Benno Ohnesorg während einer Demonstration
gegen den Schah von Persien in Berlin (1967) verschärfte sich die Auseinandersetzung und erreichte nach dem Attentat auf den Studentenführer Rudi Dutschke
im Jahr 1968 ihren Höhepunkt. Zwar wurden der Staat und das kapitalistische
Wirtschaftssystem nicht erschüttert, aber die „68er-Bewegung“ wirkte sich nachhaltig auf die Demokratisierung der Gesellschaft aus. Die Gleichberechtigung der
Frauen kam nun besser voran, die traditionellen „Machtverhältnisse“ etwa in
Familie und Schule änderten sich – zwischen Mann und Frau, Eltern und Kindern,
Lehrern und Schülern. Viele Aktivisten der 68er engagierten sich später in
Parteien, Gewerkschaften und Bürgerinitiativen. Eine kleine radikale Gruppe griff
zu terroristischen Mitteln (RAF).
Glasnost und Perestrojka, Reformpolitik in der UdSSR
Die beiden Begriffe bedeuten „Offenheit“ (Glasnost) und „Umbau“ (Perestrojka).
Der sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow kündigte damit ab 1985
eine völlige Umkehr in der sowjetischen Innenpolitik an. „Offenheit“ sollte nun in
der Diskussion politischer Probleme herrschen, Kritik erlaubt sein, politische Gefangene wurden entlassen, Regimegegner durften auswandern. Der „Umbau“
sollte das wirtschaftliche System der UdSSR verändern durch die Auflockerung
der zentralistischen Planwirtschaft nach örtlichen Bedürfnissen und Möglichkeiten, durch Zurücknahme der Einflussnahme der Partei (KPDSU) auf wirtschaftliche Entscheidungen, durch die Gründung privater Unternehmen und durch die
Zusammenarbeit mit ausländischen Firmen. Gorbatschow erhielt für seine Politik,
die auch zum Ende des Kalten Krieges zwischen den USA und der UdSSR führte,
1990 den Friedensnobelpreis.
1989 Umbruch im Ostblock
Aufgrund der inneren Entwicklung in Polen (Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc
= „Solidarität“) und in der UdSSR (Glasnost, Perestrojka) versuchten auch die
anderen Staaten des Ostblocks mehr Spielraum für eine eigene Entwicklung zu
finden. Der Umstand, dass die „Rote Armee“ (sowjetische Armee) nun nicht mehr
dazu da sein sollte, in anderen Ländern einzugreifen, um die sozialistische
Ordnung zu retten (wie 1953 in der DDR [17.06.1953], 1956 in Ungarn, 1968 in
der Tschechoslowakei [„Prager Frühling“]), beschleunigte den Vorgang der
Selbstbefreiung bei den Gesellschaften des Ostblocks. Polen und die UdSSR
machten 1989 den Anfang mit freien, allgemeinen Wahlen für ein Parlament,
darauf folgten im Laufe eines einzigen Jahres alle kommunistischen Staaten mit
Ausnahme Albaniens.
9.11.1989
Öffnung der innerdeutschen Grenze; „Fall“ der Berliner Mauer
3.10.1990
„Tag der Deutschen Einheit“
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1992 Vertrag von Maastricht
Im Februar 1992 unterzeichneten die damals 12 Mitgliedstaaten der
Europäischen Gemeinschaft (EG) in Maastricht den „Vertrag über die Europäische
Union“ (EU-Vertrag). Vereinbart wurde eine verstärkte Integration in drei Bereichen: 1. in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit (Binnenmarkt, Zollunion,
gemeinsame Agrarpolitik, Wirtschafts- und Währungsunion), 2. eine gemeinsame
Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) und 3. eine Zusammenarbeit in der Innenund Rechtspolitik. Die EU bildet eine übernationale (supranationale) Gemeinschaft zwischen Staatenbund und Bundesstaat, einen Staatenverbund. Der Maastricht-Vertrag schuf auch die Voraussetzungen für die Aufnahme neuer Staaten in
die EU.
Osterweiterung der EU
Nach der Auflösung des Ostblocks und dem Ende des Kalten Krieges orientierten
sich die osteuropäischen Staaten neu. Die EU befürwortete die Aufnahme neuer
Staaten, wenn sie vier Bedingungen erfüllten: die Einführung und den Ausbau
von Marktwirtschaft und Demokratie, die Übereinstimmung mit den Zielen der EU
und die Anwendung des geltenden EU-Rechts. In zwei Runden – 2004 (10 neue
Staaten) und 2007 (Rumänien, Bulgarien) – traten viele dieser Staaten der
Europäischen Union (EU) bei. Derzeit besteht die EU aus 27 Mitgliedstaaten.
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