Berühmte Gitarrenkonzerte des 20. Jahrhunderts

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Berühmte Gitarrenkonzerte
des 20. Jahrhunderts
Dienstag, 6. März 2012
18.00 Uhr
Solitär
Universität Mozarteum
Mirabellplatz 1
Programm
Joaquin Rodrigo
(1901-1999)
Fantasia para un gentilhombre
für Gitarre und Orchester (1954)
Villano y Ricercar
Espanoleta fanfarria y de la caballería de Nápoles
Danza de las hachas
Canario
BARBARA GIUSTO, Gitarre
CÉSAR PALMEROS, Klavier
Joaquin Rodrigo, der in seinem dritten Lebensjahr in Folge einer Diphtherie-Erkrankung erblindete,
studierte bis 1927 Komposition am Konservatorium in Valencia und ging anschließend nach Paris,
wo er seine musikalische Ausbildung in den Fächern Komposition, Klavier und Harmonielehre an
der Ecole Normale de Musique unter anderem bei Paul Dukas bis zum Jahre 1932 vervollkommnete.
Dort lernte er auch seine zukünftige Ehefrau, die jüdisch-türkische Pianistin Victoria Kamhi,
kennen. Das Paar heiratete 1933 in Valencia. In den folgenden Jahren unternahm er zahlreiche
Reisen, die ihn nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz führten, außerdem kehrte er
1934 für ein Jahr nach Paris zurück, um dort Musikgeschichte zu studieren. 1939 ließ er sich in
Madrid nieder, unternahm jedoch weiterhin ausgedehnte Reisen (unter anderem nach England,
Italien, Griechenland und Südamerika). 1948 wurde Rodrigo Professor für Musikgeschichte am
Konservatorium in Madrid. Daneben beschäftigte er sich als Musikkritiker und war beim Radio
als Leiter der Musikabteilung tätig. Er erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, darunter
zweimal den Premio Nacional de Música (1942 und 1982). Außerdem ernannten ihn sieben
Universitäten zum Ehrendoktor (unter anderem die Polytechnische Universität Valencia). Am 30.
Dezember 1991 wurde Rodrigo durch König Juan Carlos I. in den erblichen spanischen Adelsstand
erhoben und erhielt den Titel eines Marqués de los Jardines de Aranjuez. Im Jahre 1996 erhielt er
den Premio Príncipe de Asturias. Rodrigo starb am 6. Juli 1999 in Madrid.
Heitor Villa-Lobos
(1887-1959)
Concerto
pour Guitare et petit orchestre (1951)
Allegro preciso
Andante e Andantino
Allegro ma non troppo
VICTOR TORAL, Gitarre
PHILIP SAUDEK, Klavier
Heitor Villa-Lobos erhielt mit sechs Jahren ersten musikalischen Unterricht bei seinem Vater Raul,
der ihn das Cellospiel lehrte. Der Unterricht wurde später bei dem Cellisten Benno Niederberger
fortgeführt. Bei Reisen seiner Familie ins Landesinnere lernte er früh die brasilianische
Folklore kennen. In Rio de Janeiro waren es die Choros, die seine Aufmerksamkeit fanden, ein
typisch brasilianisches Musikgenre, das von den Chorões genannten lokalen Ensembles für
Unterhaltungsmusik gespielt wurde. Nach dem frühen Tode seines Vaters arbeitete er als Cellospieler in Kaffeehäusern und an kleinen Theatern, um 1900 entstanden erste Kompositionen.
Ein einschneidendes Ereignis für Villa-Lobos‘ musikalische Entwicklung war 1913 der Besuch der
Ballets Russes unter der Leitung von Michel Fokine, durch den er erstmals mit den französischen
Impressionisten und verschiedenen russischen Komponisten in Berührung kam. Ähnlich prägend
war der erneute Besuch des Ballets im Jahre 1917, bei dem Werke von Igor Strawinski auf dem
Programm standen. Die erste öffentliche Aufführung seiner Kompositionen fand im Jahre 1915
statt. Einen begeisterten Befürworter seiner Musik fand er in Arthur Rubinstein, der 1917 während
einer Tournee in Brasilien die Musik von Villa-Lobos hörte. Eine Freundschaft entwickelte sich
auch zu Darius Milhaud, der sich zu dieser Zeit in Brasilien aufhielt.
1923 verbrachte Villa-Lobos mit einem Staatsstipendium ein Jahr in Paris, wo er wichtige neue
Eindrücke aufnahm und, zurück in seinem Heimatland, einige seiner bedeutendsten Werke
schrieb. Von 1927 bis 1930 folgte ein zweiter Parisaufenthalt. In dieser Zeit erreichte er als erster
lateinamerikanischer Komponist auch internationale Bekanntheit.
Nach der Rückkehr nach Brasilien arbeitete er für die Regierung Pläne für den Musikunterricht
aus. Damit begann auch seine Karriere als bedeutender Musikpädagoge, der die Musikerziehung
in seinem Land nachhaltig prägte.
Ein weiterer Schritt zu internationalem Erfolg war der erste Besuch des Komponisten in den USA
anlässlich eines Konzertes mit dem Janssen Symphony Orchestra in Los Angeles im Jahre 1944.
Ab da hielt sich Villa-Lobos bis zu seinem Tod jedes Jahr in den USA auf, wo er als Gastdirigent die
renommiertesten Orchester leitete. In dieser Zeit wurde der Großteil seiner Werke aufgenommen,
u.a. mit dem Louisville Symphony Orchestra unter Robert Whitney.
Villa-Lobos starb am 17. November 1959. Schon zwei Jahre nach seinem Tod wurden alle seine
Werke im 1960 gegründeten Museu Villa-Lobos in Rio de Janeiro gesammelt und aufbewahrt,
welches seine zweite Ehefrau, Arminda, von 1961 bis zu ihrem Tod 1985 als Direktorin leitete.
Joaquin Rodrigo
(1901-1999)
Concierto de Aranjuez
für Gitarre und Orchester (1940)
Allegro con spiritu
Adagio
Allegro gentile
BIN HU, Gitarre
PHILIP SAUDEK, Klavier
Joaquin Rodrigo komponierte das Concierto de Aranjuez auf Anregung seines Freundes, des
Gitarristen Regino Sáinz de la Maza (1896–1981), der auch den Solopart in der Uraufführung
spielte.
Rodrigo beschreibt in dem Werk die Gärten des Königlichen Palastes von Aranjuez südlich von
Madrid, der Frühjahrsresidenz der spanischen Könige. Aranjuez verkörperte für Rodrigo eine von
ihm geschätzte Epoche der Geschichte: die Regierungszeit der letzten spanischen Herrscher vor
Napoléon Bonaparte.
Der Komponist fühlte sich dem Palast auch aus persönlichen Gründen sehr verbunden: Er war in
den Gärten mit seiner zukünftigen Ehefrau oft spazieren gegangen. Im zweiten Satz des Werkes
beschrieb Joaquín Rodrigo seine Gefühle rund um das einschneidendste Erlebnis in seinem Leben:
die Fehlgeburt seines erstgeborenen Sohnes und damit verbunden den Schmerz, die unendliche
Trauer, die Wut, das Loslassen und die Bitte an Gott, er möge seine geliebte Ehefrau Victoria
(Vicky) am Leben lassen. Victoria war das „Augenlicht“ von Joaquín Rodrigo (er erblindete 1906
infolge einer Diphtherie-Epidemie in seiner Geburtsstadt Sagunto (Valencia)). Eine Hommage an
Joaquín Rodrigo anlässlich seines 90. Geburtstages erlebt man im Film „Shadows and Light“ von
Larry Weinstein (1993).
Alle Angaben basieren auf den im Veranstaltungsreferat eingegangenen Programmvorlagen!
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