Allgemeine Soziologie

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soFid
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst
Allgemeine Soziologie
2009|1
Allgemeine Soziologie
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst
soFid
Allgemeine Soziologie
Band 2009/1
bearbeitet von
Helmut M. Artus
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften 2009
ISSN:
Herausgeber:
bearbeitet von:
Programmierung:
Druck u. Vertrieb:
0176-4292
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
Abteilung Fachinformation für die Sozialwissenschaften
Helmut M. Artus
Siegfried Schomisch
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
Lennéstr. 30, 53113 Bonn, Tel.: (0228)2281-0
Printed in Germany
Die Mittel für diese Veröffentlichung wurden im Rahmen der institutionellen Förderung von GESIS
durch den Bund und die Länder gemeinsam bereitgestellt.
© 2009 GESIS. Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere ist die Überführung in maschinenlesbare
Form sowie das Speichern in Informationssystemen, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Einwilligung des Herausgebers gestattet.
Inhalt
Vorwort ................................................................................................................................................. 7
Sachgebiete
1
Allgemeines, allgemeine Theorien............................................................................................ 9
2
Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)............................................................................ 33
3
Sozialstruktur I: Struktur, soziale Ungleichheit....................................................................... 50
4
Sozialstruktur II: Prozess, sozialer Wandel............................................................................. 76
5
Interaktion................................................................................................................................ 85
6
Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc......................... 106
7
Sonstiges................................................................................................................................ 126
Register
Hinweise zur Registerbenutzung....................................................................................................... 133
Personenregister................................................................................................................................. 135
Sachregister........................................................................................................................................139
Institutionenregister........................................................................................................................... 151
Anhang
Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur...............................................................................155
Zur Benutzung der Forschungsnachweise......................................................................................... 155
soFid Allgemeine Soziologie 2009/1
Vorwort
7
Vorwort
zum soFid „Allgemeine Soziologie“
GESIS bietet mit dem „Sozialwissenschaftlichen Fachinformationsdienst“ (soFid) zweimal jährlich aktuelle Informationen zu einer großen Zahl spezieller Themenstellungen an. Jeder soFid hat
sein eigenes, meist pragmatisch festgelegtes Profil. Gewisse Überschneidungen sind deshalb nicht
zu vermeiden.
Quelle der im jeweiligen soFid enthaltenen Informationen sind die von GESIS produzierten Datenbanken SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) sowie SOFIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften – bisher FORIS).
Die Datenbank SOLIS stützt sich vorwiegend auf deutschsprachige Veröffentlichungen, d.h. Zeitschriftenaufsätze, Monographien, Beiträge in Sammelwerken sowie auf Graue Literatur in den
zentralen sozialwissenschaftlichen Disziplinen. In SOLIS ist bei einigen Hinweisen unter „Standort“ eine Internet-Adresse eingetragen. Wenn Sie mit dieser Adresse im Internet suchen, finden
Sie hier den vollständigen Text des Dokuments.
Wesentliche Quellen zur Informationsgewinnung für SOFIS sind Erhebungen in den deutschsprachigen Ländern bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. Zur Meldung
neuer Projekte steht unter http://www.gesis.org/SOFIS/Erhebung/ permanent ein Fragebogen zur
Verfügung.
Literaturhinweise sind durch ein "-L" nach der laufenden Nummer gekennzeichnet, Forschungsnachweise durch ein "-F". Im Gegensatz zu Literaturhinweisen, die jeweils nur einmal gegeben
werden, kann es vorkommen, dass ein Forschungsnachweis in mehreren aufeinander folgenden
Diensten erscheint. Dies ist gerechtfertigt, weil Forschungsprojekte häufig ihren Zuschnitt verändern, sei es, dass das Projekt eingeengt, erweitert, auf ein anderes Thema verlagert oder ganz abgebrochen wird. Es handelt sich also bei einem erneuten Nachweis in jedem Falle um eine aktualisierte Fassung, die Rückschlüsse auf den Fortgang der Arbeiten an einem Projekt zulässt.
***
Der vorliegende soFid unterscheidet sich prinzipiell von den meisten der übrigen soFids. Anders
als bei den „Bindestrich-Themen“, die sich mit einzelnen Bereichen des Sozialen beschäftigen z.B. Religion, Jugend, Kriminalität usw. -, befasst sich die allgemeine Soziologie mit den kategorialen und theoretischen Grundlagen der Soziologie: Gesellschaft, Struktur, System, Gruppe, Rolle, Schichtung, Mobilität, Wandel, Kontrolle, Anomie usw. usf. Letztlich sind es diese Kategorien,
die den spezifisch soziologischen Ansatz definieren, die begrifflich-konzeptionell das umreißen,
was „Soziologie“ heißen soll und was nicht dazu gehört.
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Vorwort
Man könnte versucht sein, allgemeine Soziologie mit reine Soziologie zu übersetzen, als eine Beschäftigung mit Begriffen und Theorien, abgehoben von jedem konkreten empirischen Bezug.
Der Idee nach ist das sicherlich nicht abwegig. Fraglich ist jedoch, ob eine solch rigide Interpretation zum Abgrenzungs- bzw. Entscheidungskriterium taugt. Ein Beispiel: Soziale Schichtung ist
ein unverzichtbarer Begriff der allgemeinen Soziologie. Aber: Wäre eine Studie zur sozialen
Schichtung in Indonesien ebenso unverzichtbar für diesen soFid?
Ich habe mich um eine pragmatische Lösung bemüht: Empirische Arbeiten werden (nur) dann berücksichtigt, wenn Kategorien der allgemeinen Soziologie nicht bloß zur Interpretation der Daten
angewandt werden, sondern wenn - neben aller Empirie - auch ein Beitrag zur allgemeinen Soziologie geleistet wird. (Dabei gilt freilich immer das Prinzip in dubio pro.)
Da es sich bei der allgemeinen Soziologie um eine genuin theoretische Teil-Disziplin handelt, deren Aktivitäten nur in den seltensten Fällen Projektform annehmen, dominieren im vorliegenden
soFid die Veröffentlichungen; Forschungsprojekte finden sich nur ganz vereinzelt.
Die Kapitelgliederung orientiert sich soweit wie möglich an der klassischen Lehrform der Allgemeinen Soziologie, mag aber trotzdem zuweilen ein wenig zwanghaft oder gar willkürlich erscheinen. Die hier benutzte Gliederung erschien aber von allen, die in einer Reihe von Versuchen getestet wurde, als die geeigneteste.
Die Kapitel 2-4 beziehen sich im Wesentlichen auf die gesellschaftliche bzw. Makroebene: Kapitel 2 in unspezifischer Weise, Kapitel 3 auf den strukturellen, statischen Aspekt von Gesellschaft
(Sozialstruktur, Schichtung, Klassengesellschaft, Integration etc.), Kapitel 4 auf den prozessualen,
dynamischen Aspekt (sozialer Wandel, Strukturwandel, Transformation, Mobilität usw.). Damit
ist die inhaltliche Differenz zum nachfolgenden Kapitel 5 (Interaktion) wohl trennscharf genug.
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1 Allgemeines, allgemeine Theorien
1
9
Allgemeines, allgemeine Theorien
[1-L] Anders, Klaus E.:
Über die Vielseitigkeit von Systemtheorien: Grundfragen soziokybernetischer Forschung, in:
Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses
der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main:
Campus Verl., 2008, S. 4611-4617, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Mit dem Denken in Systemen und Modellen ist das Ziel verbunden ein verbessertes
Verständnis von Zusammenhängen beliebiger Art zu erreichen. Insofern sind u.a. jede wissenschaftliche Erkenntnis, jeder Lernvorgang, jede Beschreibung eines Zusammenhanges, eines Objektes, jede Dokumentation, jedes Gemälde, jedes Musikstück, jede Fotographie das
Ergebnis einer Abgrenzung eines Handlungs- oder/ und Denkvorgangs, bei dem bestimmt
wurde, was dazu gehört und was nicht. Dem Vorgang der Abgrenzung folgt die Form, wie die
Zusammenhänge per Kommunikation in den Denkvorgang des Verständnisses übermittelt
werden. Dabei sind lebende Systeme von toten Systemen insofern unterscheidbar als lebende
Systeme in ihrem Handlungsziel auf Existenzerhalt ausgerichtet und ihre Fähigkeiten von der
Summe der Erinnerungen, einschließlich genetischer Präpositionen, abhängig sind, die über
das Kognitive hinaus bis in das Emotionale hinein reichen. Tote Systeme - Systeme der
künstlichen Intelligenz gehören dazu - basieren dagegen allein auf kognitiv beschreibbaren
Erinnerungen. Falls sie Lernfähigkeit besitzen, beschränkt sich diese auf kognitiv beschreibbare Zusammenhänge. Mit ihren Erinnerungen konstruieren sich lebende Systeme Modelle
ihrer Umwelt, ordnen neue Wahrnehmungen in diese Zusammenhänge ein und sind damit in
der Lage zu reagieren, zu handeln und zukommunizieren. Diese charakteristische Struktur lebender Systeme ist erweitert, wenn sie in der Lage sind ihr Handeln und Denken zu beobachten, in die Vergangenheit und Zukunft gerichtete Fragen 'Warum?' und 'Was passiert dann?'
zu stellen und nach Antworten zu suchen. Sie können dabei ihr eigenes Handeln und das Handeln an der erlebender und toter Systeme in ihr Denken einbeziehen. In dieses Schema können verschiedene Theorieneingeordnet werden. Sie basieren auf dem Zusammenhang von Ursachen und Wirkungen und können dann leicht abgrenzbar und geschlossen gelten wie die
Abstraktion einer mathematischen Gleichung. Oder sie berücksichtigen die Folge von Wirkungen als weitere Ursachen und führen zu einer kybernetischen Sichtweise eines Kreislaufes
von Handlung und Reaktion. Eine weiterführende Ergänzung der kybernetischen Sichtweise
ist durch Einführung der Institution des 'Beobachters' eingetreten. Mit dem Beobachter wird
die Subjektivität jeder Erkenntnis lebender Systeme deutlich. Erkenntnis wird damit von der
Sichtweise des Beobachters abhängig. Dies kann zu besonderen Differenzen führen, wenn bei
den erkennenden Subjekten deutlich unterschiedliche Sozialisationserfahrungen bestehen, Beobachter und Handelnde nicht in ein lebendes System eingebunden sind, wenn die Institution
des Beobachters durch eine organisierte Instanz als Beobachter und Berichter realisiert ist und
Eigeninteressen bestehen. Die Folgen aus dieser Erkenntnis für die soziologische Forschung
sind noch nicht absehbar." (Autorenreferat)
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1 Allgemeines, allgemeine Theorien
[2-L] Angermüller, Johannes:
Gesellschafts- als Diskursanalyse?: der Poststrukturalismus und die Methodenfrage, in:
Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses
der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main:
Campus Verl., 2008, S. 4138-4151, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Ist die 'Gesellschaft' in der Krise? Netzwerk- und Systemtheoretiker reflektieren die
Schwierigkeiten, die Gesellschaft als Ganze zu überblicken; Globalisierungs- und Weltkulturtheoretiker stellen 'Containergesellschaften' nach nationalstaatlichem Vorbild in Frage; politische Theoretiker weisen auf die Verflüssigung und Verschachtelung von Repräsentationsstrukturen und institutionellen Ordnungen hin; und die Kulturwissenschaften problematisieren
homogenisierende und vereinheitlichende Zugänge zu den symbolisch-ästhetischen Ausdrucksformen einer Gesellschaft. Dieser Vortrag sucht den Problemen des Gesellschaftsbegriffs mit einer Theorie des 'Sozialen' zu begegnen. Im Anschluss an bestimmte Diskussionen
der politischen Theorie (Laclau, Butler, Badiou) möchte der Verfasser das Soziale als ein Terrain von sozialen Praktiken einführen, die sich an seinen Lücken und Brüchen ansiedeln. Mit
einem Schuss Lacan'scher Psychoanalyse können diese Orte als ein Mangel (manque) begriffen werden, die ein Verlangen (désir) nach Vernähung (suture) begründen und auf diese Weise immer mehr Diskurs, d.h. kontingente Akte des Politischen notwendig machen. Dieser für
die Kontingenz diskursiver Praxis geöffnete Begriff des Sozialen wirft die Frage nach seiner
methodischen Umsetzung auf. Lässt sich dieser Bedarf mit den Methoden der Diskursanalyse
bedienen? Dieser Beitrag stellt die Möglichkeiten und Grenzen einer Kombination von Diskurstheorie und Diskursanalyse zur Diskussion." (Autorenreferat)
[3-L] Balog, Andreas; Schülein, Johann August:
Soziologie, eine multiparadigmatische Wissenschaft: Erkenntnisnotwendigkeit oder
Übergangsstadium?, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 323 S., ISBN: 978-3-53115736-8
INHALT: "Der Band präsentiert Beiträge zu den Komplexen soziale Realität, Vielfalt soziologischer Theorien und Anwendungen. Die Perspektive der Autoren birgt die Chance in sich, dass
auf der Basis eines Minimalverständnisses eine einheitliche Vorstellung über die Aufgaben
und das Vorgehen der Soziologie entwickelt wird. Dies weitet auch den Blick für grundsätzliche Fragen hinsichtlich des Gegenstandsbereichs, des methodischen Vorgehens und allgemein in Bezug auf die Stellung des Faches im Rahmen der Sozialwissenschaften." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Johann August Schülein: Soziale Realität und das Schicksal soziologischer Theorie (15-46); Evelyn Gröbl-Steinbach: Soziale Welt und Realismus in der soziologischen Theorie (47-61); Denes Nemedi: Soziologie: theoretische Anarchie, Paradigmenvielfalt, Transdisziplinarität oder eine neue Form der Wissenschaft? (65-80); Manfred
Gabriel, Norbert Gratzl: Paradigmen in der Soziologie - Explikation, Unterscheidungen und
Unterschiede (81-103); Wolfgang Ludwig Schneider: Zur Struktur universalistischer Theorien (105-148); Jens Greve: Gesellschaft: Handlungs- und systemtheoretische Perspektiven
(149-185); Rainer Greshoff: Aufklärung und Integration von Theorienvielfalt durch methodische Theorienvergleiche - die Esser-Luhmann Kontroverse als Beispiel (187-224); Michael
Schmid: Die Logik mechanismischer Erklärungen und die Einheit der Sozialwissenschaften
(227-262); Andreas Balog: Organisationsbegriff und Organisationstheorien (263-290); Gerda
Bohmann: Der Streit um's Grundsätzliche: der (politisch-religiöse) Fundamentalismus als
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Resakralisierung oder weitergehende Säkularisierung? Zu den Grenzen Multiparadigmatischer Zugänge (291-315).
[4-L] Baraldi, Claudio; Gavioli, Laura:
The relevance of interactions in functionally differentiated society: the contribution of
conversation analysis to the theory of social systems, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für
soziologische Theorie, Jg. 13/2007, H. 1/2, S. 125-135 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Während die Funktionssysteme der modernen Gesellschaft kulturelle Voraussetzungen schaffen und zur Geltung bringen, die sich in Form von strukturierten Erwartungen in Interaktionen widerspiegeln, können im Gegenzug Interaktionen kulturelle Voraussetzungen
beeinflussen, indem sie Beiträge fördern, die zuweilen neu definieren, was jeweils erwartet
wird. Die Konversationsanalyse als eine Methode zur Untersuchung von Interaktionen scheint
ein besonders interessanter Kandidat für die Ergänzung der Theorie der Gesellschaft zu sein,
indem sie reziproke Einflüsse zwischen Interaktionen und Funktionssystemen zu erklären
versucht. Der Artikel erörtert die Verbindungen zwischen der soziologischen Systemtheorie
und der Konversationsanalyse. Die These der Autoren ist, dass die Integration von soziologischer Systemtheorie und Konversationsanalyse dazu beitragen kann, die Wechselbeziehung
zwischen unterschiedlichen Typen von sozialen Systemen zu erklären. In dem Beitrag analysieren die Autoren die komplementären Aspekte der soziologischen Systemtheorie und Konversationsanalyse, indem sie Interaktion als ein soziales System verstehen; sie konzentrieren
sich auf die Art und Weise, in der die Strukturen der Interaktion in die Funktionssysteme der
Gesellschaft eingebettet sind und sie behaupten, dass die Möglichkeit der Interaktion, durch
ihre Teilnehmer neue Beiträge einzuführen, es potentiell erlaubt, soziale Veränderungen zu
bewirken." (Autorenreferat)
[5-L] Biehl, Heiko:
Was ist der Mensch?: zum Menschenbild der Soziologie, in: Stefan Bayer, Volker Stümke
(Hrsg.): Mensch : Anthropologie in sozialwissenschaftlicher Perspektive, Berlin: Duncker &
Humblot, 2008, S. 119-133
INHALT: Die klassische Konfrontation zwischen homo oeconomicus und homo sociologicus hat
mittlerweile einer Debatte Platz gemacht, in der gewisse Annäherungen festzustellen sind. So
hat die Rational-Choice-Theorie den homo sociooeconomicus in den Sozialwissenschaften
etabliert. Dieser Ansatz beansprucht unter Rückgriff auf den Rationalitätsbegriff der Wirtschaftswissenschaften, allgemein gültig soziales Verhalten zu erklären. Der vorliegende Beitrag versucht in diesem Sinne einen weiteren Brückenschlag von der Ökonomie zur Soziologie. Zunächst wird die grundsätzliche Kontroverse über die Unabhängigkeit des Einzelnen
versus seine Einbindung in die Gesellschaft rekonstruiert, um dann mit Blick auf die empirische Sozialforschung sowohl politische Bildung wie auch Möglichkeiten des politischen Engagements der Bürger genauer zu ergründen. Abschließend analysiert der Autor die Berufsmotivation von Soldaten und lenkt auch hier den Blick auf die soziale Prägung dieser so persönlich anmutenden Einstellung. (ICA2)
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1 Allgemeines, allgemeine Theorien
[6-L] Delitz, Heike:
Historische Anthropologie, Soziologische Anthropologie, Philosophische Anthropologie:
"menschliches" Leben in soziologischen Theorien, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die
Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für
Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 4716-4725,
ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Der Sozial- und Gesellschaftstheorie ist es keineswegs äußerlich, welchen Begriff des
(menschlichen) Lebens sie zugrunde legt. Aus impliziten oder expliziten anthropologischen
Annahmen resultiert je ein anderes Bild des Sozialen; sind je andere Phänomene für Vergesellschaftung grundlegend; hat die Gegenwartsgesellschaft je einen anderen Charakter; erscheint das Spannungsverhältnis von Leben und Gesellschaft je anders; wird je eine andere
Gesellschaftskritik notwendig. Zu beobachten sind gegenwärtig mindestens drei Anthropologien, die in soziologischen Theorien vorausgesetzt sind: unter Rezeption der vitalistischen
Lebensphilosophie die Historische Anthropologie bei Foucault, Deleuze, Agamben; unter
pragmatistischer Rezeption der Evolutionsbiologie die Soziologische Anthropologie bei
Mead und Claessens; unter Transformation des deutschen Idealismus die Philosophische Anthropologie bei Scheler, Plessner und Gehlen. Die theoriegeschichtlich-systematische Rekonstruktion der konträren Anthropologien macht Vorentscheidungen in Gesellschafts- und Sozialtheorien explizit. Die Konzeptionen menschlichen Lebens differieren bereits in der Entscheidung, von wo aus der Blick auf den Menschen ansetzt: Historische Anthropologie setzt
an der konstruktiven Unerschöpflichkeit des Menschen bis in seine organische Natur hinein
an (historisches Apriori); Soziologische Anthropologie setzt an der Mitwelt, der kollektiven
symbolischen Interaktion an, die bereits im subhumanen Leben als Soziales angelegt ist (soziologisches Apriori); Philosophische Anthropologie setzt an der (auch sozialkonstitutiven)
Verschränkung von organischer Natur und Kultur an. Die systematische Rekonstruktion erlaubt im zweiten Schritt eine reflexive Konzeption des Sozialen und eine reflexive Analyse
der Gesellschaft. Aus der Voraussetzung einer vitalistischen Anthropologie ist eine Kritik
'biopolitischer' Vergesellschaftung möglich; aus der Voraussetzung einer anticartesianischen
Anthropologie eine Sozialtheorie der Expressivität, Materialität und Körperlichkeit; aus der
Voraussetzung einer anti-individualistischen Anthropologie eine Theorie, die die Bedeutung
der Sozialisation in den gesellschaftlichen Diskurs einbringt." (Autorenreferat)
[7-L] Eberle, Thomas S.:
Phänomenologie und Ethnomethodologie, in: Jürgen Raab, Michaela Pfadenhauer, Peter
Stegmaier, Jochen Dreher, Bernt Schnettler (Hrsg.): Phänomenologie und Soziologie :
theoretische Positionen, aktuelle Problemfelder und empirische Umsetzungen, Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 151-161, ISBN: 978-3-531-15428-2
INHALT: Harald Garfinkel hat mit seiner Ethnomethodologie eine völlig andere Auffassung des
Verhältnisses von Phänomenologie und Soziologie als die klassischen Theoretiker
Berger/Luckmann entwickelt. Er interpretierte Schütz' Lebensweltanalyse nicht als protosoziologische Grundlagentheorie, sondern als alternatives soziologisches Paradigma zur Erklärung des Problems sozialer Ordnung. In der Ethnomethodologie wurden somit Phänomenologie und Soziologie miteinander verschmolzen. Das Verhältnis von Phänomenologie und Ethnomethodologie ist zwar schon mehrfach in der "Scientific Community" reflektiert und diskutiert worden, aber es gibt nach Ansicht des Autors mindestens zwei Gründe, erneut einen
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Blick auf dieses Verhältnis zu werfen: Erstens kann die Genese der Ethnomethodologie aufgrund neuerer Publikationen präziser rekonstruiert werden, als dies in den 1980er Jahren
möglich war. Zweitens fällt auf, dass die frühen Ethnomethodologen sich alle mit Alfred
Schütz auseinandergesetzt und stets auf sein Werk Bezug genommen haben. Bei den heutigen
Ethnomethodologen ist dies nicht mehr das Fall. Selbst Harald Garfinkel bezieht sich in seinen neueren Schriften kaum mehr auf Schütz und Michael Lynch konstatierte im Jahr 1993,
dass die (falschen) Schützschen Grundannahmen inzwischen überwunden seien. Hat die heutige Ethnomethodologie also überhaupt noch eine Beziehung zur Phänomenologie? Diese
Frage steht im Mittelpunkt des vorliegenden Beitrages. (ICI2)
[8-L] Eickelpasch, Rolf; Rademacher, Claudia; Ramos Lobato, Philipp (Hrsg.):
Metamorphosen des Kapitalismus - und seiner Kritik, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.
2008, 252 S., ISBN: 978-3-531-15780-1
INHALT: "Die Beiträge des Bandes diskutieren die aktuellen Diskursverschiebungen der Kapitalismusanalyse und -kritik, die auf die 'neoliberale' Transformation des kapitalistischen Systems antworten. Sie lassen sich dabei von der Frage leiten, wie eine theoretisch schlüssige
und praktisch aussichtsreiche Kapitalismuskritik zu konzipieren ist, nachdem die klassischen
Instrumente der Gesellschaftskritik in vielfacher Weise diskreditiert sind und sich als stumpf
und überholt erwiesen haben. Der erste Teil des Bandes versammelt Beiträge, in denen wichtige Stränge der aktuellen Kapitalismuskritik vorgestellt und kritisch diskutiert werden. Die
Arbeiten des zweiten Teiles wenden sich - zentriert um Begriffe wie 'Exklusion', 'Prekariat'
oder 'neue Armut'- den neuen Ungleichheiten und Konfliktlinien im 'postfordistisch' transformierten Kapitalismus zu. Im Mittelpunkt der Beiträge des dritten Teiles steht die Frage nach
praktisch-politischen Widerstandspotenzialen und Gegenentwürfen gegen die schrankenlose
Durchkapitalisierung der Welt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Rolf Eickelpasch, Claudia Rademacher, Philipp Ramos Lobato: Diskursverschiebungen der Kapitalismuskritik - eine
Einführung (9-20); Franz Schultheis: What's left? - Von der Desorientierung zur selbstreflexiven Standortbestimmung linker Gesellschaftskritik (21-28); Tobias Künkler: Produktivkraft
Kritik - Die Subsumtion der Subversion im neuen Kapitalismus (29-47); Karin Priester: Messianischer Populismus von links? Anmerkungen zu dem Werk 'Empire' von Michael Hardt
und Antonio Negri (48-58); Sven Kluge: Affirmativer Protest - Ambivalenzen und Affinitäten
der kommunitaristischen Kapitalismuskritik (59-79); Frigga Haug: "Schaffen wir einen neuen
Menschentyp" - Von Ford zu Hartz (80-92); Berthold Vogel: Die Begriffe und das Vokabular
sozialer Ungleichheit in Zeiten ihrer Verschärfung (93-103); Klaus Kraemer: Alles prekär? Die Prekarisierungsdebatte auf dem soziologischen Prüfstand (104-117); Claudia Rademacher, Philipp Ramos Lobato: "Teufelskreis oder Glücksspirale?" - Ungleiche Bewältigung unsicherer Beschäftigung (118-147); Olaf Groh-Samberg Armut, soziale Ungleichheit und die
Perspektiven einer "Erneuerung der Sozialkritik" (148-170); Enrico Reuter: Weniger ist mehr
- Plädoyer für einen 'exklusiven' Exklusionsbegriff (171-192); Alessandro Pelizzari: Widerständiges Prekariat? - Probleme der Interessenvertretung in fragmentierten Arbeitsmärkten
(193-215); Hildegard-Maria Nickel, Hasko Hüning: Frauen an die Spitze? - Zur Repolitisierung der Arbeits- und Geschlechterdebatte (216-238); Elisabeth Tuider: Umarmter Protest Soziale Bewegungen in Mexiko zwischen diskursiver Vereinnahmung und eigensinniger Widerständigkeit (239-252).
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[9-L] Endreß, Martin:
Das Mikro-Makro-Verhältnis in handlungsanalytischer Perspektive: zum
gesellschaftstheoretischen Profil verstehender Soziologie, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.):
Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für
Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 4193-4205,
ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Zahlreiche Analysen, die aus der Perspektive verstehender Soziologie, entweder in
weberianischer oder aber in phänomenologisch fundierter Variante vorgelegt werden, bewegen sich auf einer sog. 'mikro-soziologischen' Ebene. Man sollte sich durch diesen Zuschnitt
jedoch nicht täuschen lassen. Denn seine Begründung findet dieser keineswegs in irgendwelchen vermeintlichen Beschränkungen, die diesen soziologischen Perspektiven etwa inhärent
wären, wie ihre Kritiker so gerne glauben machen wollen. Ihren Grund haben sie vielmehr
ausschließlich im empirischen Material, dass die entsprechenden Untersuchungen zugrunde
legen. Zudem, und darauf ist im vorliegenden Zusammenhang besonderes Gewicht zu legen,
verbindet sich mit entsprechenden Untersuchungen jeweils ein strikter verallgemeinernder
Anspruch. Denn wenn die von Schütz entwickelte Perspektive adäquat ist, dass soziale Wirklichkeit als Produkt des sinnhaften und sich wechselseitig regulierenden sozialen Handelns
ist, dann müssen in jeder sozialen Interaktion Mechanismen identifizierbar sein, die diese
Form wechselseitiger Selbstregulierung leisten. Entsprechend verbindet ein solcher Nachweis
konstituierender Mechanismen gewissermaßen immer schon immanent Handlungs- und
Strukturaspekte sozialen Handelns. Dieser konzeptionelle Zusammenhang soll im Zuge einer
Analyse des Verhältnisses von individuellen Selbstdeutungen und zugerechneten Handlungschancen aufgezeigt werden." (Autorenreferat)
[10-L] Fischer, Joachim:
Tertiarität: die Sozialtheorie des "Dritten" als Grundlegung der Kultur- und
Sozialwissenschaften, in: Jürgen Raab, Michaela Pfadenhauer, Peter Stegmaier, Jochen Dreher,
Bernt Schnettler (Hrsg.): Phänomenologie und Soziologie : theoretische Positionen, aktuelle
Problemfelder und empirische Umsetzungen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 121130, ISBN: 978-3-531-15428-2
INHALT: Der Autor beschäftigt sich mit einer Sozialtheorie des Dritten unter folgenden Fragestellungen: Wofür ist die Figur des Dritten überhaupt wichtig? Für welches Wissen und welche Ebene des wissenschaftlichen Wissens ist die Berücksichtigung einer dritten Figur relevant? Was spricht für den gravierenden Stellenwert des Dritten und welche Argumente lassen
sich anführen, die seine Berücksichtigung nahe legen oder gar erzwingen? Was ändert sich,
wenn man den "Dritten" in das reflektierte Wissen der bislang auf "ego" und "alter ego" begrenzten Kultur- und Sozialwissenschaften mit einbezieht? Das Erfordernis, den Dritten systematisch zu berücksichtigen, begründet der Autor erstens mit dem System der Personalpronomen, das in allen Sprachen die Position eines Dritten vorsieht; zweitens mit der Familiarität
bzw. der ödipalen Triangulierung, denen zufolge die Subjektwerdung nicht ohne Bezugnahme auf einen Dritten abgeschlossen werden kann; drittens mit dem Übergang von Interaktion
zur Institution, welcher nicht ohne die Figur des Dritten zu denken ist; und schließlich viertens mit der Fülle an Typen des Dritten, die nicht auf dyadische Beziehungen zwischen "ego"
und "alter ego" zurückgeführt werden können. Durch die Integration des Dritten in die Sozialtheorie verschiebt sich nach der These des Autors die Epistemologie vom "Verstehen" zum
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"Beobachten", wodurch sich das Verhältnis der Kultur- und Sozialwissenschaften zu ihrem
Forschungsgegenstand verändert. (ICI2)
[11-L] Gehring, Petra:
Evolution, Temporalisierung und Gegenwart revisited: Spielräume in Luhmanns
Zeittheorie, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 13/2007, H. 1/2, S.
421-431 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Gegenstand des Beitrages sind Luhmanns zeittheoretische Überlegungen, sofern sie
systematisch das Problem der Gegenwart aufwerfen - ein Thema, das Die Gesellschaft der
Gesellschaft kaum behandelt. Es lohnt sich gleichwohl, zu dem in Luhmanns früheren Texten
formulierte Theorem der doppelten Gegenwart zurückzugehen. Zentral sind hier (neben der
Gleichzeitigkeit) die Kategorien Reversibilität, Irreversibilität und Dauer. Der Beitrag plädiert
dafür, deren praktisch-pragmatischen - und von daher auf eine Weise unverzeitlichten - Sinn
des Reversibilitätsgedankens Ernst zu nehmen. Liest man Luhmanns Konzeption von Gegenwart so, ergeben sich neue Spielräume für eine phänomenologische Mikrologie der Zeit."
(Autorenreferat)
[12-L] Glynos, Jason; Howarth, David:
Critical explanation in social science: a logics approach, in: Schweizerische Zeitschrift für
Soziologie, Vol. 34/2008, Iss. 1, S. 5-35 (Standort: USB Köln(38)-BP04865; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Debatten innerhalb der Philosophie der Sozialwissenschaften spielen oftmals auf 'Gesetzmäßigkeiten abzielende' gegen 'ideographische' Erklärungsansätze aus, während sie zugleich 'objektive, wertfreie' Ansätze von 'kritischen und engagierten' unterscheiden. Andere
rücken Kausalmechanismen als Erklärungseinheit in den Vordergrund, obwohl sie bezüglich
der Rolle von Werten und Normativität gleichermaßen uneins sind. Der Aufsatz untersucht
diese Perspektiven, indem er einen auf Logiken basierenden Ansatz kritischer Erklärung erarbeitet. Indem die Idee sozialer, politischer und fantasmatischer Logiken artikuliert wird, betont dieser Ansatz kontextuelle Partikularität und versucht dennoch, explanatorisch und kritisch zu sein. Es wird der Mehrwert eines solchen Zugangs aufgezeigt, indem jüngste Veränderungen im britischen Hochschulsystem untersucht werden." (Autorenreferat)
[13-L] Göttlich, Andreas:
Sociologia Perennis?: Überlegungen zur Problematik prototheoretischer Aussagen in der
Soziologie, in: Jürgen Raab, Michaela Pfadenhauer, Peter Stegmaier, Jochen Dreher, Bernt
Schnettler (Hrsg.): Phänomenologie und Soziologie : theoretische Positionen, aktuelle
Problemfelder und empirische Umsetzungen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 97107, ISBN: 978-3-531-15428-2
INHALT: Der Autor diskutiert den Erkenntniswert protosoziologischer Aussagen für eine Soziologie, die sich im Sinne von Max Weber, Alfred Schütz und Thomas Luckmann als Erfahrungs- und Wirklichkeitswissenschaft versteht. Er greift hierzu auf Ferdinand Tönnies' Konzeption einer "reinen Soziologie" als Vergleichsfall und Negativbeispiel zurück und plädiert
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1 Allgemeines, allgemeine Theorien
dafür, die protosoziologischen Reflexionen, Begründungen und Bezugsrahmen sowie die Ansätze einer interpretativen empirischen Sozialforschung wechselseitig aufeinander zu beziehen. Er geht insbesondere auf das Verhältnis von empirischer und protosoziologischer Forschung ein und erörtert den erkenntnistheoretischen Status der Protosoziologie als "sociologica perennis". Er spricht sich für eine eher gemäßigte Neubewertung dieses Forschungsansatzes aus, d.h. als eines zwar philosophisch fundierten, aber nur vorläufigen, weil an der empirischen Sozialforschung sich fortlaufend zu bewährenden und sich mit ihr entwickelnden Theorieprogramms. (ICI2)
[14-L] Greshoff, Rainer; Lindemann, Gesa; Schimank, Uwe:
Theorienvergleich und Theorienintegration - disziplingeschichtliche und methodische
Überlegungen zur Entwicklung eines paradigmenvermittelnden "conceptual framework"
für die Soziologie, (Diskussionspapiere / Arbeitsgruppe Soziologische Theorie, 1-2007),
Oldenburg 2007, 23 S. (Graue Literatur; www.uni-oldenburg.de/ast/download/dp/ast-dp-1-07.pdf)
INHALT: "In dieser Arbeit geht es darum, eine grundlegende These über den Zustand der multiparadigmatischen verfassten Soziologie vorzustellen und in systematischer sowie disziplingeschichtlicher Perspektive zu entfalten und zu erläutern. Im Anschluss daran werden Überlegungen vorgetragen, einmal, wie dieser Zustand geändert werden kann und des weiteren, welchen methodischen Erfordernissen dabei Rechnung zu tragen ist. Den Abschluss bildet ein
kurzer Ausblick darauf, in welchen Hinsichten eine Änderung des Zustandes der Soziologie
erwartet wird." (Autorenreferat)
[15-L] Greshoff, Rainer:
Das "Modell der soziologischen Erklärung" als Kombination von methodischen und
gegenständlichen Annahmen, um soziale Aggregationen erklären zu können, in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der
Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus
Verl., 2008, S. 4206-4215, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Das 'Modell der soziologischen Erklärung' (MSE) steht in ontologischer Perspektive
immer wieder in der Kritik. Als Erfindung 'theoretisch unbegabter Amerikaner' (Luhmann)
wird dessen Makro-Mikro-Makro-Ebenenkonzeption als ein nicht systematisch entwickeltes
Instrument eingeschätzt, das wenig geeignet sei, komplexeres soziales Geschehen adäquat erfassen zu können. Ontologischer Vorrang der Mikro- vor der Makroperspektive, einseitiges
Hervorheben der Mikroebene, Verfehlen der Emergenz sozialer Gebilde, deren Eigenständigkeit mit der Ebenenkonzeption nicht erklärt werden könne, sind einige Stichworte für diese
Kritik. Prüft man diese Kritikpunkte anhand des MSE in der Version von Hartmut Esser, erweisen sie sich als wenig stichhaltig. Vermutlich auf Grund eines geringen Interesses an Kausalerklärungen, werden die systematischen Intentionen des MSE missverstanden. Auf welche
Weise diese darin bestehen, einen materialen Aspekt, nämlich grundlegende Gegenstandsannahmen, sowie einen methodischen Aspekt, nämlich wie die jeweiligen Gegenständlichkeiten
kausal zu erklären sind, miteinander zu verknüpfen und inwiefern gerade die Systematik des
MSE geeignet ist, die Dynamik sozialer Gebilde in den erklärenden Blick zu nehmen, soll im
Vortrag dargelegt werden. Dabei wird auch zu diskutieren sein, ob nicht die konkrete Kon-
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zeptualisierung der auf der Makro- bzw. Mikro verorteten Gegenstände verständliche Vorbehalte gegenüber dem MSE nähren kann." (Autorenreferat)
[16-L] Greve, Jens:
Gesellschaft: handlungs- und systemtheoretische Perspektiven, in: Andreas Balog, Johann
August Schülein (Hrsg.): Soziologie, eine multiparadigmatische Wissenschaft :
Erkenntnisnotwendigkeit oder Übergangsstadium?, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S.
149-185, ISBN: 978-3-531-15736-8
INHALT: Der Autor verortet den Gesellschaftsbegriff im Spannungsfeld zwischen der Systemtheorie und der Handlungstheorie und fragt danach, welche Folgen die kontroversen Forschungsansätze für eine Theorie der Gesellschaft haben. Als unbefriedigend hat sich seines
Erachtens der Versuch erwiesen, eine Theorie der Gesellschaft aus der Kombination handlungs- und systemtheoretischer Denkfiguren zu entwickeln. Dieser Vermittlungsversuch, der
sich bei Jürgen Habermas und Uwe Schimank finden lässt, leidet vor allem darunter, dass unklar bleibt, wie in ihm die Handlungsprozesse und die Prozesse funktionaler Stabilisierung
vermittelt werden sollen. Führt dies zu der Einsicht, dass der Gesellschaftsbegriff letztlich
verabschiedet werden sollte? Der Autor geht in Beantwortung dieser grundlegenden Frage
folgendermaßen vor: Nach einer Darstellung des Luhmannschen Gesellschaftskonzepts untersucht er die Möglichkeiten einer zwischen System- und Handlungstheorie vermittelnden Gesellschaftskonzeption bei Uwe Schimank und Jürgen Habermas. Er diskutiert anschließend
Thomas Schwinns konsequent handlungstheoretisch basierten Vorschlag, im Anschluss an
Max Weber auf den Gesellschaftsbegriff gänzlich zu verzichten. Abschließend geht er mit
Blick auf die Positionen von Anthony Giddens und Hartmut Esser der Frage nach, ob sich das
Gesellschaftskonzept dennoch handlungstheoretisch fundieren lässt. (ICI2)
[17-L] Greve, Jens:
Zur Reduzibilität und Irreduzibilität des Sozialen in der Handlungs- und der Systemtheorie,
in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 13/2007, H. 1/2, S. 21-31
(Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Während die Systemtheorie mit der Annahme verbunden ist, dass sich Soziales nicht
auf Individuelles reduzieren lässt, wird in der Handlungstheorie in der Regel unterstellt, dass
eine solche Reduktion möglich ist. Der Beitrag setzt sich mit der Position eines nicht-reduktiven Individualismus auseinander, der quer zu dieser Einschätzung liegt, da seine Vertreter davon ausgehen, dass es trotz einer individualistischen Basis des Sozialen nicht-reduzierbare soziale Eigenschaften gibt. Mittels eines Argumentes, das Kim in der Philosophie des Geistes
an einer analogen Position vorgebracht hat, lässt sich nachweisen, dass der nicht-reduktive Individualismus keine widerspruchsfreie Position ist. Es wird dann gezeigt, dass die Kritik an
der Irreduzibilitätsthese im nicht-reduktiven Individualismus nicht dazu führt, die Irreduzibilitätsthese der Systemtheorie ebenfalls zurückweisen, da diese den individualistischen Ausgangspunkt des nicht-reduktiven Individualismus nicht teilt. Luhmanns Fassung des Verhältnisses von psychischen und sozialen Systemen steht aber vor der Herausforderung zu zeigen,
dass es keinen substantiellen Dualismus oder Parallelismus enthält. Es wird abschließend ausgeführt, dass Luhmanns Ausführungen keine hinreichend bestimmte Antwort auf diese Herausforderung geben." (Autorenreferat)
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[18-L] Gröbl-Steinbach, Evelyn:
Soziale Welt und Realismus in der soziologischen Theorie, in: Andreas Balog, Johann August
Schülein (Hrsg.): Soziologie, eine multiparadigmatische Wissenschaft : Erkenntnisnotwendigkeit
oder Übergangsstadium?, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 47-61, ISBN: 978-3-53115736-8
INHALT: Die Autorin weist auf die Tatsache hin, dass jede soziologische Theorie (wie auch jede
empirische Untersuchung) eine intersubjektive soziale Welt voraussetzen muss, deren Objektivität vom Bewusstsein sprach- und handlungsfähiger Akteure abhängig ist. Sie setzt sich in
ihrem Beitrag mit dem Theoriebegriff in der Soziologie kritisch auseinander und diskutiert
den "Cultural Turn" der Philosophie und seine Folgen für die Soziologie. Sie plädiert insgesamt für einen Realismus der soziologischen Theorien und weist damit einen Sozialkonstruktivismus zurück. Der Realismus ist in ihren Augen einerseits eine ontologische Position, die
die Existenz einer objektiven, d.h. vom menschlichen Bewusstsein bzw. der Sprache unabhängigen Welt behauptet, und andererseits eine erkenntnistheoretische Position, welche besagt, dass diese objektive Welt als empirische Wirklichkeit erkennbar ist. Bezogen auf den
Gegenstandsbereich der soziologischen Theorie bedeutet dies, dass soziale Tatsachen objektiv bestehen, d.h. unabhängig davon, ob soziologische TheoretikerInnen das betreffende Ereignis beobachten bzw. davon Kenntnis haben. Der Realismus verlangt nach Meinung der
Autorin, dass die soziologische Theorie einen Bezug zu einer von ihrem Vokabular unabhängigen sozialen Wirklichkeit herstellt bzw. dass aus soziologischen Theorien empirisch gehaltvolle Hypothesen abgeleitet werden, die auch an der Erfahrung scheitern können. (ICI2)
[19-L] Hillebrandt, Frank:
Begriff und Praxis des Tausches, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft :
Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006.
Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 4279-4291, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Die Praxistheorie Bourdieus wird auf die Praxisform des Tausches angewendet. Damit soll zum einen mit einem Seitenblick auf die soziologische Netzwerkanalyse verdeutlicht
werden, dass die Wirtschaftssoziologie gut beraten ist, den Tausch vielschichtig in seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen zu modellieren, damit nicht nur der Warentausch, sondern auch der Gabentausch als grundlegende, Strukturen wie Netzwerke bildende Praxisform
der Ökonomie gefasst werden kann. Dazu wird eine Typologie des Tausches benötigt, die unter Weiterentwicklung der Bourdieuschen Ökonomie der symbolischen Güter kultursoziologisch entworfen wird. Diese systematische Anwendung der Paradigmen einer am Praxisbegriff orientierten Soziologie soll zum zweiten Entwicklungsmöglichkeiten einer praxistheoretisch ausgerichteten Soziologie der Wirtschaft verdeutlichen, die insbesondere in einer kultursoziologischen Fundierung der Wirtschaftssoziologie gesehen und im Vortrag systematisch
an zentralen Begriffen soziologischer Forschung diskutiert werden. Der Vortrag verfolgt
demnach nicht nur das Ziel, mit der praxistheoretischen Definition des Tauschbegriffs einen
kultursoziologischen Beitrag zur Soziologie der Wirtschaft zu leisten, sondern sondiert mit
Hilfe eines Entwurfs einer Praxistheorie des Tausches zusätzlich die Möglichkeiten einer notwendigen Weiterentwicklung der Bourdieuschen Theorievorgaben weg von einer zu starken
Fokussierung auf macht- und herrschaftssoziologische Themen hin zu einer allgemeinen soziologischen Theorie, die sich auch auf andere Praxisformen als die der Ausübung und Reproduktion von Herrschaft anwenden lässt." (Autorenreferat)
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[20-L] Hitzler, Ronald:
Von der Lebenswelt zu den Erlebniswelten: ein phänomenologischer Weg in soziologische
Gegenwartsfragen, in: Jürgen Raab, Michaela Pfadenhauer, Peter Stegmaier, Jochen Dreher,
Bernt Schnettler (Hrsg.): Phänomenologie und Soziologie : theoretische Positionen, aktuelle
Problemfelder und empirische Umsetzungen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 131140, ISBN: 978-3-531-15428-2
INHALT: Die Reflexionen des Autors spannen einen breiten Bogen von den protosoziologischen
Universalstrukturen der Lebenswelt bis zu den kulturellen Erlebniswelten und dem Selbst-Bewusstsein des modernen Menschen im Rahmen einer soziologischen Gegenwartsdiagnose.
Sie stellen damit eine Verbindung her, die nicht unmittelbar eine Anwendung der phänomenologischen Theorie auf soziologische Gegenstände im Sinne einer Sozialphänomenologie
anstrebt. Der Autor wendet vielmehr den phänomenologischen Begriff der Lebenswelt aus radikalsubjektiver Perspektive auf die gegenwärtigen pluralisierten und erfahrungsgesteigerten
Erlebniswelten der "Existenz-Bastler" an. Er schlägt damit eine Brücke von der Protosoziologie der Lebenswelt zum gesellschaftsdiagnostischen Instrument der Analyse von Erlebniswelten und trägt dem Ziel des vorliegenden Bandes, die Aktualität der Phänomenologie für die
Soziologie auszuloten, auf besondere Weise Rechnung. (ICI2)
[21-L] Hornung, Bernd R.:
Soziologie zwischen Binarität und Komplexität, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur
der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in
Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 4597-4610, ISBN: 978-3593-38440-5
INHALT: "Soziologie wird, je nach Autor, definiert als Wissenschaft vom sozialen Handeln, sozialen Systemen oder auch (sozialer) Kommunikation. In der 'alten' soziologischen Systemtheorie (e.g. Marx, Parsons) werden soziale Systeme tendenziell als Strukturen aufgefasst.
Mit Luhmanns problemfunktionalistischer Wende wird jedoch das Konzept sozialer Systeme
radikal dynamisiert. Prozess und Dynamik treten klar in den Vordergrund. Dabei erlauben die
systemtheoretischen Konzepte der Systemhierarchie und Emergenz eine schlüssige Integration des Soziologischen mit den anderen (naturwissenschaftlichen) Disziplinen. Dies in den Dimensionen des Objektbereichs und der Wissenschaft und Wissenschaftstheorie selbst. Damit
wird die Konzeption einer konsistenten und durchgängigen theoretischen Struktur von den binären Bits der Informatik und IT bis hin zur Komplexität hochkontingenter sozialer und kultureller Systeme möglich. Soziokybernetik öffnet so den Weg für eine Soziologie als 'Science
of (social) complexity'. Die der Systemwissenschaft inhärente Interdisziplinarität legt es nahe,
eine solche Konzeption in die philosophischen und erkenntnistheoretischen Grundlagen hinein zu verlängern. Dazu liefert der einem großen Teil der neueren Systemwissenschaft zugrunde liegende erkenntnistheoretische Konstruktivismus (von Foerster, von Glasersfeld,
Kjellman) das konzeptuelle Instrumentarium. Spencer-Brown mit seiner Grundlegung der
Mathematik in den 'Laws of Form' steuert ein zuvor fehlendes zentrales Bindeglied zwischen
Mathematik, Erkenntnistheorie und letztlich auch den anderen Wissenschaften bei. Auf den
Grundlagen eines phänomenologisch inspirierten erkenntnistheoretischen Konstruktivismus
verschwinden zwar die Unterschiede zwischen Gesellschaft und Natur oder Geistes- und Sozialwissenschaften und Naturwissenschaften nicht, sie verlieren aber ihren ontologisch-grundsätzlichen Charakter und werden zu Systemgrenzen im Rahmen eines übergreifenden Kon-
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texts, der sich als Einheit der Wissenschaft konzipieren lässt. Die Systemgrenze, ein Kernkonzept der Systemtheorie, kann sowohl geschlossen wie auch offen sein, auch die Grenze
zwischen Natur und Gesellschaft. Diese wird zwar immer weiter hinausgeschoben durch gesellschaftsinterne Problemlösungen und somit geschlossener (Gesellschaft wird autonomer),
sie wird jedoch durch immer massivere Eingriffe in die Natur auch immer offener (Gesellschaft wird verletzlicher). Soziokybernetisch ist das nicht verwunderlich, da Gesellschaft in
das von ihr aus nicht steuerbare globale Ökosystem integriert ist. Der Beitrag konzentriert
sich auf Information als zentrales Konzept zum Verständnis der Komplexitätsbeziehung Gesellschaft-Natur, der Nichtsteuerbarkeit des globalen Ökosystems und der begrenzten Steuerbarkeit sozialer Systeme auch in der Informationsgesellschaft." (Autorenreferat)
[22-L] Kelle, Udo:
Strukturen begrenzter Reichweite und empirisch begründete Theoriebildung: Überlegungen
zum Theoriebezug qualitativer Methodologie, in: Herbert Kalthoff, Stefan Hirschauer, Gesa
Lindemann (Hrsg.): Theoretische Empirie : zur Relevanz qualitativer Forschung, Frankfurt am
Main: Suhrkamp, 2008, S. 312-337, ISBN: 978-3-518-29481-9
INHALT: Der Verfasser setzt sich mit einem grundlegenden Problem der Soziologie auseinander,
nämlich mit dem Fehlen einer einheitlichen Großtheorie bzw. eines gemeinsamen Paradigmas, das oft als ein Zeichen für einen noch mangelhaften kumulativen Wissensfortschritt gewertet wird. Er betrachtet die empirisch begründete Theoriebildung als ein methodisches Desiderat: Weder Falsifikation noch Hilfshypothesen noch induktive Verfahren der Entdeckung
von Theorie aus dem empirischen Material bieten eine methodologisch gesicherte Basis dafür, valide Theorien entwickeln zu können. Dies liegt an der empirischen Schwäche der Hilfshypothesen sowie im Falle der Grounded Theory an der Vorentscheidung für eine Handlungstheorie, die nicht mehr (empirisch) begründet ist. Es wird vorgeschlagen, empirisch schwache
Konzepte als Heuristik zu verwenden, um verschiedenste Phänomene fassen zu können.
(ICF2)
[23-L] Lepsius, Rainer M.:
Die Soziologie und die Kriterien sozialer Rationalität, in: Adalbert Hepp, Martina Löw (Hrsg.):
M. Rainer Lepsius : Soziologie als Profession, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 151160, ISBN: 978-3-593-38322-4 (Standort: UB Bonn(5)-2008/4944)
INHALT: Nach Max Weber geht es bei Rationalitätskriterien um die Erfindung und Durchsetzung von Standards, Regeln und Verfahren, die das Handeln in bestimmten Kontexten systematisieren, voraussehbar und intersubjektiv kontrollierbar werden lassen. Die soziale Geltung
von Wissenschaften bestimmt sich durch ihr Verhältnis zu den jeweiligen institutionalisierten
Rationalitätskriterien. Im Unterschied zu anderen Disziplinen fehlt es der Soziologie an einem Bezug auf ein "soziales" Rationalitätskriterium, mit dem etwa ex ante in die Entscheidungsbildung (z. B. Technikfolgenabschätzung) eingegriffen werden könnte. Die Soziologie
bleibt daher in ihrer Bedeutung diffus. (ICE2)
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[24-L] Luckmann, Thomas:
Konstitution, Konstruktion: Phänomenologie, Sozialwissenschaft, in: Jürgen Raab, Michaela
Pfadenhauer, Peter Stegmaier, Jochen Dreher, Bernt Schnettler (Hrsg.): Phänomenologie und
Soziologie : theoretische Positionen, aktuelle Problemfelder und empirische Umsetzungen,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 33-40, ISBN: 978-3-531-15428-2
INHALT: Der Autor beleuchtet die Beziehung zwischen einer phänomenologischen Konstitutionsanalyse und der soziologischen Rekonstruktion menschlicher und geschichtlicher Konstruktionen gesellschaftlicher Wirklichkeiten. Die Differenzierung zwischen Konstitution und
Konstruktion führt ihn zu der Frage, wie die Menschenwelt beschaffen ist und wie sie wissenschaftlich rekonstruiert werden kann. Er nimmt dabei eine Weiterentwicklung seiner früheren
theoretischen Position vor, die argumentierte, dass es keine Gründe dafür gebe, das Soziale
mit dem Menschlichen gleichzusetzen. Der Autor betrachtet die Konstitution von Menschenund Sozialwelt einerseits aus phänomenologischer Sicht und diskutiert andererseits soziologisch-ethnologische Erkenntnisse über konkrete und empirisch sich abzeichnende Grenzen
der Sozialwelt. Er verdeutlicht diese Grenzen am Beispiel der sibirischen Jägerkulturen, bei
denen keine prinzipielle Unterscheidung zwischen Mensch und Tier erkennbar ist. Während
mit Hilfe der phänomenologischen Beschreibung grundlegende Strukturgegebenheiten des
menschlichen Bewusstseins aufgedeckt werden können, so kann dem Autor zufolge hinsichtlich der Konstruktion historischer Welten gezeigt werden, dass menschliches Handeln unter
kontingenten Randbedingungen stattfindet und deshalb intendierte und nicht-intendierte Konsequenzen haben kann. (ICI2)
[25-L] Lüdtke, Nico:
Das Soziale im Menschen: das Menschliche im Sozialen, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.):
Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für
Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 2944-2957,
ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Ziel des Vortrages ist es, das vorherrschende Menschenbild in der Soziologie zu untersuchen und das Problem einer kritischen Begrenzung des Sozialen aufzuwerfen. Als Bezugspunkt soll dabei die Theorie von Plessner dienen, deren Nutzen sich dadurch für die soziologische Theorie erschließen lässt. Obwohl die Soziologie, die Weber entworfen hat, zumeist als Humansoziologie verstanden wird, die allein menschliche Handlungen und Interaktionen zu untersuchen hätte, wird bei genauerer Betrachtung die Gewissheit, dass der Bereich
des Sozialen mit dem Menschen zusammenfällt, problematisch. Wenn man zugrunde legt,
dass Sozialität nur als historisch kontingent verstanden werden kann, wird fraglich, wie der
Bereich des Sozialen begrenzt ist und welche Wesen als soziale Subjekte infrage kommen
können: Denn es mag für moderne Gesellschaften zutreffend sein, dass nur Menschen soziale
Personen sein können; anzunehmen, dies wäre ein generelles überzeitliches Charakteristikum
von Gesellschaft, spräche gegen zahlreiche empirische Belege. Neben dem Argument der historischen und kulturellen Bedingtheit fordern verschiedene soziologische Ansätze die Frage
heraus, ob Menschen tatsächlich einen exklusiven Akteursstatus besitzen und ferner Tieren
oder Techniken nicht ebenso Akteursqualitäten zukommen. Weber selbst hat es als ein offenes Problem aufgefasst, ob nur Menschen oder auch Tiere (oder nur bestimmte Tiere) sozial
handelnde Subjekte sind. Das Problem, das Weber skizziert hat, macht die Notwendigkeit
deutlich, den Gegenstandsbereich des Sozialen in den Blick zu nehmen und die konsensuelle
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und implizit wirksame Begrenzung auf Menschen in Zweifel zu ziehen. Sofern menschliche
Handlungssubjekte nicht von vornherein (unkritisch) als die einzig möglichen postuliert sind,
wird es erforderlich, in einer sozialtheoretischen Grundlagenreflexion zu untersuchen, was
unter Sozialität zu verstehen ist. Mit der Weiterentwicklung des Ansatzes von Plessner als
Theorie personaler Vergesellschaftung kann das Problem der Intersubjektivität aufgegriffen
werden. Fasst man die Theorie der exzentrischen Positionalität nicht als positive Anthropologie auf, besteht die Möglichkeit, eine allgemeine Reflexion auf die Bedingungen vorzunehmen, die gegeben sein müssen, damit ein soziales Verhältnis zustande kommen kann." (Autorenreferat)
[26-L] Moebius, Stephan; Reckwitz, Andreas (Hrsg.):
Poststrukturalistische Sozialwissenschaften, (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, 1869),
Frankfurt am Main: Suhrkamp 2008, 471 S., ISBN: 978-3-518-29469-7
INHALT: "Wie verändern sich die tradierten Konzepte und Forschungsperspektiven der Sozialwissenschaften durch eine Verarbeitung des Poststrukturalismus, der von Theoretikern wie
Foucault und Derrida vorangetrieben wurde? Ausgehend von dieser Frage, skizziert der Band
in einer Kombination von programmatischem Überblick und einem Lexikon zentraler Begriffe eine poststrukturalistische Neukonfiguration des Panoramas der für die Sozialwissenschaften grundlegenden Forschungsfelder. 'Handeln' und 'Moderne', 'Ökonomie' und 'Wissenschaft'
sind dabei nur einige der Stichworte, an denen gezeigt wird, dass der Poststrukturalismus
nicht auf eine spezialisierte Nische beschränkt ist, sondern eine breite, eigenständige sozialund kulturwissenschaftliche Analytik liefert." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Stephan
Moebius, Andreas Reckwitz: Einleitung: Poststrukturalismus und Sozialwissenschaften: Eine
Standortbestimmung (7-26); Thorsten Bonacker: Gesellschaft: Warum die Einheit der Gesellschaft aufgeschoben wird (27-42); Dietmar J. Wetzel: Gemeinschaft: Vom Unteilbaren des
geteilten Miteinanders (43-57); Stephan Moebius: Handlung und Praxis: Konturen einer poststrukturalistischen Praxistheorie (58-74); Andreas Reckwitz: Subjekt/Identität: Die Produktion und Subversion des Individuums (75-92); Dirk Quadflieg: Sprache und Diskurs: Von der
Struktur zur 'différance' (93-107); Urs Stäheli: System: Unentscheidbarkeit und Differenz
(108-123); Georg Kneer: Institution/Organisation: Über die Paradoxie des Organisierens
(124-140); Markus Schroer: Raum: Das Ordnen der Dinge (141-157); Stephan Moebius:
Macht und Hegemonie: Grundrisse einer poststrukturalistischen Analytik der Macht (158174); Sven Opitz: Exklusion: Grenzgänge des Sozialen (175-193); Martin Saar: Klasse/Ungleichheit: Von den Schichten der Einheit zu den Achsen der Differenz (194-207); Lars Gertenbach: Geschichte, Zeit und sozialer Wandel: Konturen eines poststrukturalistischen Geschichtsdenkens (208-225); Andreas Reckwitz: Moderne: Der Kampf um die Öffnung und
Schließung von Kontingenzen (226-244); Johannes Angermüller: Postmoderne: Zwischen
Repräsentationskrise und Entdifferenzierung (245-262); Julia Reuter: Globalisierung: Phänomen - Debatte - Rhetorik (263-276); Martin Nonhoff: Politik und Regierung: Wie das sozial
Stabile dynamisch wird und vice versa (277-294); Urs Stäheli: Ökonomie: Die Grenzen des
Ökonomischen (295-311); Rainer Maria Kiesow: Recht: Über strukturelle Irrtümer (312329); Antke Engel: Geschlecht und Sexualität: Jenseits von Zweigeschlechtlichkeit und Heteronormativität (330-346); Andreas Hetzel: Religion: Eine postsäkulare Soziologie (347-362);
Eva Horn: Literatur: Gibt es Gesellschaft im Text? (363-381); Sophia Prinz, Hilmar Scher:
Kunst und Architektur: Materielle Strukturen der Sichtbarkeit (382-400) Albert KümmelSchnur: Medien: Protokoll einer Disziplinierung (401-418); Matthias Wieser: Technik/Arte-
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fakte: Mattering Matter (419-432); Dominik Schrage: Konsum: Ein Erfolgsthema des Poststrukturalismus? (433-449); Henning Schmidgen: Wissenschaft: Das Labor als Archiv und
Maschine (450-466).
[27-L] Nassehi, Armin:
Rethinking functionalism: zur Empiriefähigkeit systemtheoretischer Soziologie, in: Herbert
Kalthoff, Stefan Hirschauer, Gesa Lindemann (Hrsg.): Theoretische Empirie : zur Relevanz
qualitativer Forschung, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2008, S. 79-106, ISBN: 978-3-518-294819
INHALT: Aus einer beobachtungstheoretischen Perspektive versteht der Verfasser die soziologische Beobachtung als eine Praxis, die selbst Teil der beobachteten Gesellschaft ist. Er plädiert
für eine empirisch-funktionalistische Forschung, deren Ziel nicht die Entzifferung einer vorgängigen Struktur ist, sondern die Beobachtung von Problemlösungen und damit die Bewältigung von Kontingenz. Dabei wird angenommen, dass sich das zu explizierende Bezugsproblem nicht aus einer beobachtungsunabhängigen Empirie ergibt. Vielmehr wird auch das
funktionale Bezugsproblem als beobachterabhängig begriffen. (ICF2)
[28-L] Nassehi, Armin:
Phänomenologie und Systemtheorie, in: Jürgen Raab, Michaela Pfadenhauer, Peter Stegmaier,
Jochen Dreher, Bernt Schnettler (Hrsg.): Phänomenologie und Soziologie : theoretische
Positionen, aktuelle Problemfelder und empirische Umsetzungen, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2008, S. 163-173, ISBN: 978-3-531-15428-2
INHALT: Der Autor möchte mit seinen Ausführungen zeigen, wie unterschiedlich und doch ähnlich eine der Grundintuitionen der Husserlschen Phänomenologie von der Theorie sozialer
Systeme Niklas Luhmanns auf der einen Seite und der sich explizit phänomenologisch bezeichnenden Soziologie von Alfred Schütz auf der anderen Seite aufgenommen wird - nämlich ereignis- und gegenwartsbasierte Theorien des Sozialen zu entwickeln, die jedoch in ihren Konsequenzen erhebliche Unterschiede aufweisen. Das Problem der Subjektivität stellt
dabei die zentrale umstrittene Frage zwischen Systemtheorie und Phänomenologie dar, wie
der Autor näher ausführt. Er argumentiert unter anderem, dass Alfred Schütz zwar eine differenzierte Perspektive auf die Operativität des Bewusstseins im sozialen Feld zu beschreiben
vermochte, aber den Gegenstand der Soziologie verfehlte, da er ebenso wie Husserl am Intersubjektivitätsproblem scheiterte. Die theoretischen Überlegungen des Autors beziehen sich
auf die Phänomenologie des inneren Zeitbewusstseins und der inneren Systemreferenz sowie
auf die phänomenologische Kritik von Alfred Schütz an Max Weber. (ICI2)
[29-L] Nemedi, Denes:
Soziologie: theoretische Anarchie, Paradigmenvielfalt, Transdisziplinarität oder eine neue
Form der Wissenschaft, in: Andreas Balog, Johann August Schülein (Hrsg.): Soziologie, eine
multiparadigmatische Wissenschaft : Erkenntnisnotwendigkeit oder Übergangsstadium?,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 65-80, ISBN: 978-3-531-15736-8
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INHALT: Der Autor geht davon aus, dass die Paradigmenvielfalt in der Soziologie angesichts der
schwindenden Grenzen zwischen den Fachdisziplinen zukünftig an Bedeutung verlieren wird.
Es stellt sich auch die generelle Frage, ob die aktuelle Situation in der Soziologie überhaupt
mit der Begrifflichkeit von "Paradigma" und "Disziplin" angemessen umschrieben werden
kann. Die akademischen, kritischen, policy-orientierten oder öffentlichen "Soziologien" sind
nämlich nicht abgesonderte Bereiche der wissenschaftlichen Tätigkeit, sondern Funktionen
einer Wissensproduktion, die sich in sehr unterschiedlichen institutionellen Formen verwirklichen können. Die Wissenschaft stellt kein geschlossenes System mehr dar und Forschung und
Lehre sind schon lange nicht mehr die beiden ausschließlichen Dimensionen der wissenschaftlichen Tätigkeit. Um diese Situation zu veranschaulichen, greift der Autor auf das von
Deleuze und Guattari in einem anderen Kontext eingeführte Bild des "Rhizoms" zurück. Dieses besitzt kein Zentrum und keine zentrale Achse und dessen Verbindungen sind heterogen
und weit verzweigt. In einer "Rhizom-Wissenschaft" gibt es demnach zwar Regionen, in denen die alte Form der Disziplinärität noch angemessen erscheint, aber es entstehen immer
wieder neue Verzweigungen und es werden neue Grenzen gezogen und auch verletzt. (ICI2)
[30-L] Prosch, Bernhard:
Badewanne oder Schlachtschiff?: Anmerkungen zur Diskussion über das Mikro-MakroModell, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33.
Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt
am Main: Campus Verl., 2008, S. 4186-4192, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Das Mikro-Makro-Modell - in etwas unzulässiger Zentrierung auf Coleman auch Coleman-'Boot' oder -'Badewanne' genannt - wird inzwischen wiederholt herangezogen, wenn es
um die Erklärung sozialer Phänomene geht. Bemerkenswert dabei ist allerdings, dass dieses
Modell im engeren Sinn keinerlei Erklärungsargumente liefern kann, sondern lediglich ein
Erklärungsschema anbietet, das vollständig von anderweitig herangezogenen Sachaussagen,
Hypothesen und Theorien abhängt. Dieser Umstand öffnet Fehlinterpretationen und Missverständnissen im Umgang mit dem Modell Tür und Tor. Als Diskussionsgrundlage findet der
Verfasser den Beitrag von Greve, Schnabel und Schützeichel ('Zur Ontologie der 'Badewanne' - Sozialtheoretische Probleme des Makro-Mikro-Makro- Erklärungsmodells') ganz hervorragend. Er möchte daher das Angebot aufnehmen und auf alle vier aufgeworfenen Anfragen
eingehen: 1. Definition von Mikro und Makro: Hier plädiert er für eine pragmatische Vorgehensweise, die sich an den jeweils anliegenden Forschungsfragen orientiert. Das Modell ist
eindeutig offen genug, um hier variabel zu sein. 2. Zur Frage nach objektiven Makrostrukturen: Erstens sieht er aus dem Modell heraus nicht, warum Makrostrukturen 'objektiv' sein
müssen. Zweitens hält er es erkenntnistheoretisch für zumindest problematisch, objektive Gegebenheiten finden zu wollen. Aber damit tangieren wir ohnehin ein Grundsatzproblem jeder
Form von Wissenschaft. 3. Zur Reduktionismusgefahr: Auch hier haben wir es mit einer alten
Debatte zu tun. In der Berücksichtigung von Handlungstheorien oder gar psychologischen Erkenntnissen bei der Erklärung sozialer Phänomene sieht er keine Gefahr, daher auch keine
Reduktionismusgefahr. Gerade die Erkenntnis, dass Makrophänomene selten durch die isolierte Betrachtung individueller Handlungen erklärbar sind, verweist darauf, dass beide Ebenen zur Erklärung verknüpft werden müssen. 4. Nicht-intendierte Handlungsfolgen: Wenn
das Modell mit nicht-intendierten Phänomenen nicht zurecht käme, wäre es weitgehend unbrauchbar, da die soziologisch besonders interessanten Fragestellungen diejenigen sind, die
entgegen den Zielsetzungen der Beteiligten zustande kommen. Anders als in der Diskussions-
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grundlage von Greve, Schnabel und Schützeichel anklingt, findet er nicht, dass Handlungstheorien stets einen 'egoistischen Geist' beinhalten müssen." (Autorenreferat)
[31-L] Raab, Jürgen; Pfadenhauer, Michaela; Stegmaier, Peter; Dreher, Jochen; Schnettler, Bernt
(Hrsg.):
Phänomenologie und Soziologie: theoretische Positionen, aktuelle Problemfelder und
empirische Umsetzungen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 415 S., ISBN: 978-3-53115428-2
INHALT: "Der Band erörtert die Bedeutung der Phänomenologie für die Soziologie. 35 Autorinnen und Autoren erkunden und diskutieren die Anregungen, Chancen und Erträge phänomenologischen Denkens für die Sozialtheorie ebenso wie für die empirische Sozialforschung.
Die Beiträge zu soziologischen Begriffs- und Theorieproblemen, zu methodisch-methodologischen Aspekten und zu aktuellen Gegenwartsfragen vermitteln einen umfassenden Überblick über den augenblicklichen Stand einer in der Soziologie in jüngster Zeit wieder verstärkt geführten Auseinandersetzung mit der Phänomenologie - und sie beziehen auch pointiert Stellung innerhalb dieser Debatte. Denn bei aller Unterschiedlichkeit der Fragestellungen
und Herangehensweisen eint die Autoruinen und Autoren die Einsicht in die konstitutive Bedeutung der Subjektivität für aktuelle soziologische Frage und Problemstellungen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Einleitung der Herausgeber: Phänomenologie und Soziologie.
Grenzbestimmung eines Verhältnisses (11-29); I. Theoretische Positionen und Perspektiven:
Thomas Luckmann: Konstitution, Konstruktion: Phänomenologie, Sozialwissenschaft (3340); Ilja Srubar: Die pragmatische Lebenswelttheorie (41-51); Hans-Georg Soeffner: Symbolische Präsenz: unmittelbare Vermittlung - zur Wirkung von Symbolen (53-64); Hubert
Knoblauch: Transzendentale Subjektivität. Überlegungen zu einer wissenssoziologischen
Theorie des Subjekts (65-74); Jo Reichertz: Das Ich als Handlung oder das handelnde Ich?
Nachdenken über einen lieb gewonnenen Begriff der Phänomenologie (75-84); Martin Endreß: Reflexive Wissenssoziologie als Sozialtheorie und Gesellschaftsanalyse. Zur phänomenologisch fundierten Analytik von Vergesellschaftungsprozessen (85-95); Andreas Göttlich:
Sociologia Perennis? Überlegungen zur Problematik prototheoretischer Aussagen in der Soziologie (97-107); Daniel Silber: Phänomenologie/Lebensphilosophie. Zu einem zentralen
Kapitel im Streit um die Phänomenologie (109-119); Joachim Fischer: Tertiarität. Die Sozialtheorie des "Dritten" als Grundlegung der Kultur- und Sozialwissenschaften (121-130); Ronald Hitzler: Von der Lebenswelt zu den Erlebniswelten. Ein phänomenologischer Weg in soziologische Gegenwartsfragen (131-140); Bernt Schnettler: Soziologie als Erfahrungswissenschaft. Überlegungen zum Verhältnis von Mundanphänomenologie und Ethnophänomenologie (141-149); Thomas S. Eberle: Phänomenologie und Ethnomethodologie (151-161); Armin
Nassehi: Phänomenologie und Systemtheorie (163-173); Rainer Schützeichel: Transzendentale, mundane und operative (systemtheoretische) Phänomenologie (175-183); II. Problemfelder und aktuelle Debatten: Nico Lüdtke: Intersubjektivität bei Schütz - oder: Ist die Frage
nach dem Anderen aus der Phänomenologie entlassen? (187-197); Jens Bonnemann: Wege
der Vermittlung zwischen Faktizität und Freiheit. Zur Methodologie der Fremderfahrung bei
Jean-Paul Sartre (199-209); Ingo Schulz-Schaeffer: Soziales Handeln, Fremdverstehen und
Handlungszuschreibung (211-221); Gregor Bongaerts: Verhalten, Handeln, Handlung und soziale Praxis (223-232); Jürgen Raab: Präsenz und mediale Präsentation. Zum Verhältnis von
Körper und technischen Medien aus Perspektive der phänomenologisch orientierten Wissenssoziologie (233-242); Michael Kauppert: Wie erschließt sich der Erfahrungsraum? Zur Trans-
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1 Allgemeines, allgemeine Theorien
formation des Lebenswelttheorems (243-252); Joachim Renn: Emergenz - Das soziologische
Problem heterogener Ordnungsebenen und die Zeit der Phänomenologie (253-261); Peter
Stegmaier: Normative Praxis: konstitutions- und konstruktionsanalytische Grundlagen (263272); Dirk Tänzler: Repräsentation. Brücke zwischen Phänomenologie und Soziologie des
Politischen (273-282); Thilo Raufer: Politik, Symbolismus und Legitimität. Zum Verhältnis
von Konstitutions- und Konstruktionsanalysen in der empirischen Forschung (283-291); III.
Methodische Reflexionen und Analysen: Jochen Dreher: Protosoziologie der Freundschaft.
Zur Parallelaktion von phänomenologischer und sozialwissenschaftlicher Forschung (295306); Darius Zifonun: Widersprüchliches Wissen. Elemente einer soziologischen Theorie des
Ambivalenzmanagements (307-316); Tobias Röhl: Symbole des Unfalltodes. Eine mundanphänomenologisch informierte Analyse privater Erinnerungsmale (317-325); Sebastian Deterding: Introspektion. Begriffe, Verfahren und Einwände in Psychologie und Kognitionswissenschaft (327-337); Michaela Pfadenhauer: Doing Phenomenology: Aufgrund welcher Merkmale bezeichnen wir ein Handeln als "kompetentes Organisieren"? (339-348); Margarethe
Kusenbach: Mitgehen als Methode. Der "Go-Along" in der phänomenologischen Forschungspraxis (349-358); Thorsten Berndt: Das beobachtende Interview. Zur relevanztheoretischen
Rekonstruktion und innovativen Ergänzung qualitativer Interviews (359-368); Ronald Kurt:
Vom Sinn des Sehens. Phänomenologie und Hermeneutik als Methoden visueller Erkenntnis
(369-378); Anne Honer: Verordnete Augen-Blicke. Reflexionen und Anmerkungen zum subjektiven Erleben des medizinisch behandelten Körpers (379-387); Silvana K. Figueroa-Dreher: Musikalisches Improvisieren: Die phänomenologische Handlungstheorie auf dem Prüfstand (389-399); Siegfried Saerberg: Das Sirren in der Dschungelnacht - Zeigen durch Sichwechselseitig-aufeinander-Einstimmen (401-410).
[32-L] Raab, Jürgen; Pfadenhauer, Michaela; Stegmaier, Peter; Dreher, Jochen; Schnettler, Bernt:
Phänomenologie und Soziologie: Grenzbestimmung eines Verhältnisses, in: Jürgen Raab,
Michaela Pfadenhauer, Peter Stegmaier, Jochen Dreher, Bernt Schnettler (Hrsg.): Phänomenologie
und Soziologie : theoretische Positionen, aktuelle Problemfelder und empirische Umsetzungen,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 11-29, ISBN: 978-3-531-15428-2
INHALT: Die Soziologie als objektive Erfahrungs- und Wirklichkeitswissenschaft setzt dort an,
wo die phänomenologischen Analysen enden. Sie hat die Aufgabe, sowohl die Bedingungen
der Möglichkeit als auch das Repertoire von Alternativen sozialen Handelns zu erforschen.
Wie können aber Menschen einander verstehen und sozial handlungsverpflichtende Ordnungen herstellen und aufrechterhalten, tradieren und verändern, wenn sie keinen direkten Zugriff auf die Bewusstseinsleistungen ihrer Mitmenschen haben? Und welche Konsequenzen
ergeben sich für die soziologische Praxis bei der Suche nach Antworten auf diese Frage? In
den Beiträgen des vorliegenden Sammelbandes spiegelt sich die Vielzahl der diesbezüglichen
Ansichten und Vorschläge wider. Gemeinsam ist ihnen jene Grundeinsicht der Phänomenologie, nach der die Klärung des Intersubjektivitätsproblems die Erforschung des Verhältnisses
von Subjekt und Welt erfordert. Die Beiträge gehen überwiegend auf zwei Tagungsveranstaltungen zurück, welche die Herausgeber innerhalb der DGS-Sektion "Wissenssoziologie" organisierten und durchführten. Ziel war es, die gegenwärtige Bedeutung der Phänomenologie
für die soziologische Forschung und Theoriebildung auf möglichst breiter Basis herauszuarbeiten. Die Herausgeber stellen in ihrer Einleitung die einzelnen Beiträge aus den drei Kapiteln des Bandes vor, die sich auf theoretische Positionen und Perspektiven, auf die Problem-
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1 Allgemeines, allgemeine Theorien
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felder und aktuellen Debatten zum Verhältnis von Soziologie und Phänomenologie sowie auf
methodische Reflexionen und Analysen beziehen. (ICI2)
[33-L] Rehberg, Karl-Siegbert (Hrsg.):
Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft
für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, (33. Kongress "Die Natur der Gesellschaft", 2006,
Kassel), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2008, XV, 1350 S., ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Der 33. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie beschäftigte sich 2006
mit dem Verhältnis von Natur und Gesellschaft. Hintergrund für die Debatten war die Reflexion über den Menschen als einem Natur- und Kulturwesen. Von medizinisch-gentechnischen
Fragen bis zur Robotik, von Naturkatastrophen, Migration und demographischem Wandel bis
hin zu Terrorismus und Krieg bietet der Band ein weites thematisches Spektrum. Enthalten
sind alle Vorträge der Eröffnungs- und Abschlussveranstaltung, der Plena und Abendveranstaltungen sowie die Mittagsvorlesungen; dazu eine CD-ROM mit den Referaten der Sektionssitzungen, Ad-hoc-Gruppen und Sonderveranstaltungen." (Autorenreferat)
[34-L] Rehberg, Karl-Siegbert:
Soziologie als "Wirklichkeitswissenschaft" jenseits von Naturalismus und
Virtualitätseuphorie: Eröffnungsvortrag des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für
Soziologie, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33.
Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt
am Main: Campus Verl., 2008, S. 23-41, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: Der für den Kasseler Soziologiekongress gewählte Titel "Die Natur der Gesellschaft"
eröffnet unterschiedliche Bedeutungsfelder: Zum einen geht es um den Anspruch mancher
Naturwissenschaftler, abschließende Erklärungen zu liefern, welche die Sozial- und Kulturwissenschaften vielleicht sogar überflüssig machen könnten. Mit diesem Kampf der Disziplinen war stets auch die Frage verbunden, ob es eher "die Gesellschaft" oder "das Leben" sei,
durch die man zu einem Verständnis der Existenzbedingungen des Menschen kommen könne.
Zum anderen ergab sich eine Herausforderung für die Soziologie durch reduktionistische naturwissenschaftliche Erklärungsansätze und deren große öffentliche Resonanz. Die Formulierung "Natur der Gesellschaft", die sich schon bei Georg Simmel findet, weist vor diesem Hintergrund auf die soziale Konstruktion von äußerer und innerer Natur sowie auf die sozialen
und soziologischen Verständnisse naturaler Voraussetzungen des menschlichen Lebens hin.
Der Kasseler Soziologiekongress hat zum Ziel, sich vor allem mit den Ursachenformen,
Funktionen und Folgen der heutigen biopolitischen Wende auseinanderzusetzen. Der vorliegende Eröffnungsvortrag thematisiert unter anderem die evolutionstheoretische Einheitswissenschaft, die "Entnaturalisierung" der Soziologie, die Sonderstellung des Menschen in der
Natur, die lebensphilosophischen Ansätze in der Soziologie und die disziplinübergreifenden
Annäherungsmöglichkeiten zwischen Soziologie als "Wirklichkeitswissenschaft" und den Lebenswissenschaften. (ICI2)
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[35-L] Schmidt, Johannes F.K.:
Beziehung als systemtheoretischer Begriff, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische
Theorie, Jg. 13/2007, H. 1/2, S. 516-527 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Den Begriff der sozialen Beziehung kann man sozialtheoretisch, aber auch differenzierungstheoretisch verstehen. Hinsichtlich der erstgenannten Lesart - Sozialität als Beziehung zwischen Menschen - findet man bei Luhmann eine polemische Ablehnung, während er
die zweite Lesart - Beziehung als eine spezifische soziale Form - in einer theoretisch weitgehend unkontrollierten Art verwendet und eine Abstimmung mit dem Theorem der sozialen
Differenzierung (Interaktion, Organisation, Gesellschaft) nicht vorgenommen hat. Es ist aber
gerade die Luhmannsche Lesart des Interaktionsbegriffs in der Nachfolge Goffmans, die die
Systemtheorie gegenüber Phänomenen wiederholter Interaktion seltsam sprachlos erscheinen
lässt. Deshalb wird hier vorgeschlagen, den Beziehungsbegriff als eine Selbstbeschreibung eines spezifischen sozialen Systems in Form der Interdependenz von Interaktionen zu verstehen." (Autorenreferat)
[36-L] Schneider, Wolfgang Ludwig:
Systemtheorie und sequenzanalytische Forschungsmethoden, in: Herbert Kalthoff, Stefan
Hirschauer, Gesa Lindemann (Hrsg.): Theoretische Empirie : zur Relevanz qualitativer Forschung,
Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2008, S. 129-162, ISBN: 978-3-518-29481-9
INHALT: Der Autor unternimmt einen Theoriedialog zwischen Systemtheorie, Konversationsanalyse und Objektiver Hermeneutik: Der systemtheoretische Kommunikationsbegriff wird
empirisch durch Befunde der Konversationsanalyse spezifiziert und vertieft. Dadurch wird
ein Kooperationsmodus von Systemtheorie und Konversationsanalyse entwickelt. Er kann, so
die These, die kommunikative Generierung von Sinn durch hermeneutische Verfahren so neu
formulieren, dass dem Beobachter empirischer Kommunikation Bezugsprobleme deutlich
werden, die über die Kommunikation selbst hinausweisen. (ICF2)
[37-L] Schneider, Wolfgang Ludwig:
Zur Struktur universalistischer Theorien, in: Andreas Balog, Johann August Schülein (Hrsg.):
Soziologie, eine multiparadigmatische Wissenschaft : Erkenntnisnotwendigkeit oder
Übergangsstadium?, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 105-148, ISBN: 978-3-53115736-8
INHALT: Im vorliegenden Beitrag werden zunächst die Leitprobleme und Leitdifferenzen als
Bestimmungsfaktoren universalistischer Theorien dargestellt. Im Anschluss daran werden exemplarische Analysen unversalistischer Theorien vorgenommen und gezeigt, wie diese jeweils für ein bestimmtes Leitproblem des Typs "Wie ist x möglich?" entworfen werden und
wie sie mit charakteristischen Leitdifferenzen umgehen, um im Prozess ihrer Entfaltung die
eigene Einheit als Theorie zu wahren. Die Analysen beziehen sich auf Niklas Luhmanns Systemtheorie, Hartmut Essers Framing-Theorie und Jürgen Habermas' Theorie des kommunikativen Handelns. Zuvor wird ein kurzer Blick auf die Handlungs- und Systemtheorie von Talcott Parsons geworfen. Das Ergebnis der Untersuchung zeigt, dass die Figur des "re-entry",
die bereits in der Parsonsschen Vierfelderschematik zu erkennen ist und die mit Luhmanns
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beobachtungslogischer Fundierung der Systemtheorie eine programmatische Bedeutung für
die Theorieanlage erhält, auch bei Esser und Habermas an zentralen Stellen der Theoriearchitektur eingesetzt wird. Darüber hinaus wird deutlich, dass der Wiedereintritt von Leitunterscheidungen bzw. Leitproblemen in den durch sie definierten Bereich zu bestimmten Paradoxie- und Regressproblemen führt, an deren Entfaltung sich eine Theorie zu bewähren hat.
(ICI2)
[38-L] Schnettler, Bernt:
Soziologie als Erfahrungswissenschaft: Überlegungen zum Verhältnis von
Mundanphänomenologie und Ethnophänomenologie, in: Jürgen Raab, Michaela Pfadenhauer,
Peter Stegmaier, Jochen Dreher, Bernt Schnettler (Hrsg.): Phänomenologie und Soziologie :
theoretische Positionen, aktuelle Problemfelder und empirische Umsetzungen, Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 141-149, ISBN: 978-3-531-15428-2
INHALT: Der Autor thematisiert die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Mundanphänomenologie und Ethnophänomenologie. Er nimmt die Erfahrungsakzentuierung der Gegenwartsgesellschaft zum Ausgangspunkt und versucht, die Mundanphänomenologie von Alfred
Schütz weiterzuentwickeln, indem er die außeralltäglichen Erfahrungen des Subjekts in den
Mittelpunkt stellt. Er skizziert eine Soziologie der Erfahrung als empirische Anknüpfung an
die Theorie mannigfacher Wirklichkeiten, die wesentliche Akzente einer ethnomethodologischen Perspektive aufnimmt. Während die Mundanphänomenologie die Formen allgemein
menschlicher Erfahrungen beschreibt - sowohl alltäglicher Erfahrungen als auch solcher, die
den Rahmen einer intersubjektiven Wirkwelt des Alltags transzendieren -, bezeichnet die Ethnophänomenologie die von den Betroffenen selbst formulierten Beschreibungen der Formen
ihres nichtalltäglichen Erlebens. (ICI2)
[39-L] Schülein, Johann August:
Soziale Realität und das Schicksal soziologischer Theorie, in: Andreas Balog, Johann August
Schülein (Hrsg.): Soziologie, eine multiparadigmatische Wissenschaft : Erkenntnisnotwendigkeit
oder Übergangsstadium?, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 15-46, ISBN: 978-3-53115736-8
INHALT: Der Autor beschäftigt sich mit spezifischen Aspekten sozialwissenschaftlicher Theorielogik und -verwendung, die er als systematisch bedingte Merkmale interpretiert. Ziel seiner
Ausführungen ist eine Reformulierung von gegenstandslogischen Argumenten, um diese erkenntnistheoretisch wieder produktiv werden zu lassen. Er wendet sich insbesondere kritisch
gegen eine De-Ontologisierung in der sozialwissenschaftlichen Diskussion, welche die Erkenntnistheorie konstruktivistisch anlegt und dabei jede gegenstandsbezogene Argumentation
aufgibt. Aus systemtheoretischer Perspektive nimmt er eine nähere Betrachtung sowohl der
verschiedenen Realitätstypen als auch der Theorietypen vor. Er geht dabei der Frage nach,
welche Leistungen den Theorien abverlangt werden, wenn sie ihrem Gegenstand gerecht werden wollen, und welche Merkmale Theorien aufweisen, wenn ihnen dieses gelingt. Das Problemprofil sozialwissenschaftlicher Theorie ist nach seiner These vor allem ein Resultat des
Zusammenspiels zweier Sachverhalte: die Theorien sind autoreflexiv und strukturell konnotativ. (ICI)
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1 Allgemeines, allgemeine Theorien
[40-L] Schultheis, Franz:
What's left?: von der Desorientierung zur selbstreflexiven Standortbestimmung linker
Gesellschaftskritik, in: Rolf Eickelpasch, Claudia Rademacher, Philipp Ramos Lobato (Hrsg.):
Metamorphosen des Kapitalismus - und seiner Kritik, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008,
S. 21-28, ISBN: 978-3-531-15780-1
INHALT: "Der Autor beleuchtet in seinem Beitrag die Orientierungskrise linker Gesellschaftstheorie und -kritik nach 1989 unter den Aspekten sozialstruktureller Transformationen (Bedeutungsverlust der Arbeiterklasse und Hegemonie neuer Mittelschichten) und des Auftauchens einer neuen sozialen Frage (Prekarisierung) und fragt in Anlehnung an Boltanski/Chiapello nach dem Anteil der Gesellschaftskritik an der Lernfähigkeit und Modernisierung des
Kapitalismus." (Autorenreferat)
[41-L] Srubar, Ilja:
Die pragmatische Lebenswelttheorie, in: Jürgen Raab, Michaela Pfadenhauer, Peter Stegmaier,
Jochen Dreher, Bernt Schnettler (Hrsg.): Phänomenologie und Soziologie : theoretische
Positionen, aktuelle Problemfelder und empirische Umsetzungen, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2008, S. 41-51, ISBN: 978-3-531-15428-2
INHALT: Der Autor beleuchtet unterschiedliche Modi des Weltzugangs und stellt drei phänomenologische Ansätze vor, die eine sinnstiftende Struktur voraussetzen, in welcher der Mensch
und seine Welt verankert sind. Diese drei Zugänge beziehen sich auf das transzendentale Bewusstsein bei Edmund Husserl, die Praxis des Daseins bei Martin Heidegger und die Sprache
bei Hans-Georg Gadamer. Die vom Autor skizzierte pragmatische Lebenswelttheorie basiert
auf der Annahme, dass die konstituierenden Modi der Sinnstruktur der Lebenswelt gerade
diejenigen sind, die auch den Zugang zur Welt - und somit Weltverstehen - ermöglichen. Sein
Entwurf eines phänomenologisch fundierten Weltverstehens intendiert Erkenntnisgewinne
auf der empirischen, theoretischen und methodologischen Forschungsebene. Er entwirft einen
Auslegungsleitfaden, indem er die Elemente des sinngenerativen Zusammenhangs benennt:
Der Verstehensprozess muss sich z.B. auf die leibgebundene und pragmatische, d.h. handlungsbezogene Sinnkonstitution konzentrieren und die Selektivität der Zeichensysteme mitreflektieren. Darüber hinaus ist die pragmatische Genese von Deutungsvarianten sowie die
Machtprozessen unterliegende symbolische Sinnbildung der Interpretation zu berücksichtigen. (ICI2)
[42-L] Stäheli, Urs:
System: Unentscheidbarkeit und Differenz, in: Stephan Moebius, Andreas Reckwitz (Hrsg.):
Poststrukturalistische Sozialwissenschaften, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2008, S. 108-123,
ISBN: 978-3-518-29469-7
INHALT: Der Beitrag zeigt, dass und wie system- und komplexitätstheoretische Modelle in vielerlei Hinsicht an poststrukturalistische Annahmen anknüpfen: Soziale und natürliche Ordnungen werden nicht als gegeben verstanden, sondern müssen durch fragile, häufig unerwartete Prozesse geschaffen werden. Die vereinfachende Gegenüberstellung von Ordnung versus
Unordnung wird verworfen, um die "Unordnung in der Ordnung und die Ordnung der Unordnung" sichtbar zu machen. Systeme operieren damit stets am "Rande des Chaos, sie benötigen
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1 Allgemeines, allgemeine Theorien
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Unordnung, um Neues zu schaffen". Eine der Aufgaben systemtheoretischer Forschung, die
sich am Differenzbegriff orientiert, ist für den Autor die Diskussion einer "materialistisch gewendeten Systemtheorie". Hier wird die Chance eröffnet, das poststrukturalistische Stichwort
von der "Materialität der Kommunikation" ernst zu nehmen und über die bloße Berücksichtigung von medientechnischen Apparaturen hinaus zu gehen. Eine sozialwissenschaftliche
Aufgabe besteht in der Ausarbeitung des gesellschaftstheoretischen Potentials einer solchermaßen "neuen" und "materialistischen" Systemtheorie. So verspricht etwa die Unterscheidung
zwischen synchroner (Musterbildung) und diachroner Emergenz (Moment des Neuen) etablierte soziologische Dualismen wie etwa dem zwischen Struktur und Handlung neu zu denken. (ICA2)
[43-L] Sutter, Tilmann:
Interaktionistischer Konstruktivismus: zur Systemtheorie der Sozialisation, Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss. 2009, 350 S., ISBN: 978-3-531-16192-1
INHALT: "Im Bereich der Gesellschaftsanalyse hat die neuere Systemtheorie wichtige Auseinandersetzungen ausgelöst. Die Frage, welche Beiträge die Systemtheorie für die Analyse von
Sozialisation und Subjektbildung liefert, führt dagegen in ein noch kaum beschrittenes Neuland. Der Band geht dieser Frage nach und versucht dabei, bewährte strukturgenetische Sozialisationstheorien in Kontakt zu systemtheoretischen Sichtweisen zu bringen. Die in den
Sozialisationstheorien vorzufindende Gegenüberstellung von subjektzentrierten und soziologischen Erklärungsansätzen kann aufgelöst werden, wenn mit der Systemtheorie die jeweils
eigenständige Organisation subjektiver und sozialer Prozesse in Rechnung gestellt wird. Die
Studien behandeln sowohl Prozesse der Entwicklung und Sozialisation als auch methodologische und methodische Fragen. Sie rücken so eine Theorie der Selbstsozialisation unter gewandelten Bedingungen gesellschaftlicher Differenzierung in den Mittelpunkt des
Interesses." (Autorenreferat)
[44-L] Tang, Chih-Chieh:
Struktur/ Ereignis: eine unterentwickelte, aber vielversprechende Unterscheidung in der
Systemtheorie Niklas Luhmanns, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg.
13/2007, H. 1/2, S. 86-98 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "Durch eine systematische Untersuchung über die Unterscheidung Struktur/ Ereignis in
Luhmanns Systemtheorie zielt der Artikel auf eine Konstruktion und eine Ausführung der
Luhmann'schen Strukturierungstheorie ab. Die Vorteile dieses postontologischen Konzepts,
das auf dem Ereignis als temporalisiertem Letztelement basiert, werden durch einen Vergleich mit der Strukturierungstheorie von Giddens herausgestellt. An Stelle des ontologischen
Beobachtungsschemas Sein/ Nichtsein geht Luhmann von einer radikal temporalisierten und
operativen Perspektive aus und ist deshalb in der Lage, das soziologische Zentralproblem
structure/ agency überzeugend zu lösen sowie die konventionellen Unterscheidungen wie
Subjekt/ Objekt und Mikro/ Makro zu überwinden." (Autorenreferat)
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[45-L] Weiß, Johannes:
Die Natur der Weltgesellschaft, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft :
Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006.
Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 164-177, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Die besondere Natur der Weltgesellschaft zeigt sich auch in einem sehr besonderen
Verhältnis zur primären resp. als primär geltenden Natur. Neben - und in Verbindung mit der allgemeinmenschlichen und insofern unvermeidlich 'formalen' Rationalität ist eine so verstandene Natur nämlich der wichtigste universelle Bezugsrahmen eines alle Menschen einschließenden und verbindenden Kommunikations- und Handlungszusammenhangs, und zwar
in Gestalt der allgemeinmenschlichen Natürlichkeit (Leiblichkeit/ Sinnlichkeit/ elementare
Emotionalität) einerseits, der natürlichen 'Umwelt' andererseits. Dies erklärt, warum Ernährung und Nahrungsmangel, Gesundheit, Krankheit und medizinische Versorgung, Sexualität
und Sport ebenso zu vorherrschenden Themen der welt-gesellschaftlichen Kommunikation
geworden sind wie ökologische Probleme und Naturkatastrophen. Der Prozess der Herausbildung einer erdumspannenden Weltzivilisation erweist sich insofern tatsächlich, und aus einsichtigen Gründen, als ein Prozess der 'Naturalisierung des Menschen'. Ob damit, wie Marx
annahm, eine 'Humanisierung der Natur' einhergeht, erscheint fraglich. Jedenfalls ist unklar,
was 'Humanisierung' bedeutet, wenn der weltgesellschaftlich existierende, also allgemeine
Mensch sich selbst als Naturwesen auffasst - und auffassen muss." (Autorenreferat)
[46-L] Werron, Tobias:
Publika: zur Globalisierungsdynamik von Funktionssystemen, in: Soziale Systeme :
Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 13/2007, H. 1/2, S. 381-394 (Standort: USB Köln(38)-M
XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Artikel ist ein heuristischer Beitrag zur Weltgesellschaftsforschung. Er vermutet,
dass die Schließung der Lücken, die das historische Forschungsprogramm der systemtheoretischen Weltgesellschaftstheorie aufweist, neben der Ausweitung des Phänomeninteresses auch
einer Neugewichtung des analytischen Instrumentariums bedarf. Er verfolgt zwei Thesen: 1.
Die Erklärung von Globalisierungsdynamiken insbesondere seit dem 'Weltverkehr' des mittleren bzw. späten 19. Jahrhunderts setzt zusätzliche Sensibilität für spezifische Dynamiken öffentlicher Kommunikation voraus. 2. Diese Sensibilität lässt sich über eine Vergleichskategorie 'Publika' gewinnen, die das Publikum operativ auffasst und in eine Heuristik öffentlicher
Vergleichszusammenhänge integriert. Der Beitrag entfaltet diese Thesen, indem er eine zentrale Problemintuition der neo-institutionalistischen World Polity-Forschung zu Effekten 'bloßer Beobachtung' aufgreift und in die Heuristik 'öffentlicher Vergleichszusammenhänge'
überführt. Er schließt mit der Skizze dreier globalisierungstheoretischer Problembereiche, die
sich aus dieser Heuristik gewinnen bzw. mit ihrer Hilfe analysieren lassen." (Autorenreferat)
[47-L] Wortmann, Hendrik:
Divergenzen und Konvergenzen in der Trias von Evolutions-, System- und
Differenzierungstheorie, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 13/2007,
H. 1/2, S. 99-109 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
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INHALT: "Der Aufsatz prüft das Arrangement von System- und Evolutionstheorie im Werk Luhmanns vor dem Hintergrund der aktuellen Funktionalismusdebatte der Wissenschaftstheorie
und der modernen, synthetischen Evolutionsbiologie. Beide Diskussionen legen nahe, dieses
Arrangement genau anders herum anzuordnen, als es Luhmann tut. Die strukturelle Vielfältigkeit der modernen Gesellschaft muss sodann nicht über funktionale Differenzierung in Systemen, sondern über die evolutionäre Diversifizierung beschrieben werden." (Autorenreferat)
[48-L] Zorn, Carsten:
Moderne Selbstbeschreibungsverhältnisse: Konkurrenz, funktionale Differenzierung und
latente Leistungstransfers im Prozess der Selbstbeschreibung moderner Gesellschaft, in:
Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 13/2007, H. 1/2, S. 230-241 (Standort:
USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Ausgangspunkt des Beitrags bildet Luhmanns Hypothese, wonach die Aufgabe der
Entwicklung und Auswahl angemessener Selbstbeschreibungen in der modernen Gesellschaft
allmählich ganz an Wissenschaft und Theorie übergeht. Es ist dies nicht die einzige These im
Kontext von Luhmanns Überlegungen zu 'Selbstbeschreibung', so wird dann gezeigt, von der
bislang unklar geblieben ist, wie sie sich mit seinem Hauptbefund zu den modernen Selbstbeschreibungsverhältnissen vereinbaren lässt - wonach hier nun stets höchst unterschiedliche
Angebote konkurrieren. Im Weiteren werden darum dann erste Vorschläge dazu vorgestellt,
wie eine konsistente Bearbeitung des Theorieteils 'Selbstbeschreibung' vom 'Konkurrenz-Befund' her möglich werden könnte. So wird insbesondere gezeigt, dass 'Konkurrenz' als Antwort auf die moderne Komplexität des zugrunde liegenden Problems verstanden werden
kann: Sie stimuliert das Ausnutzen möglichst vieler Beschreibungsressourcen. Dies wird anhand heute zusätzlich differenzierter, je gesonderter 'Konkurrenzen' (in der Sach-, Sozial- und
Zeitdimension der Gesellschaftsbeschreibung) verdeutlicht, die auf eine extrem breite Angebotsvielfalt (in Schrift- und Bildmedien) hinwirken. Dies schließt zwar die Entstehung von
'marktbeherrschenden Positionen' nicht aus. Was eine mögliche Sonderrolle soziologischer
Theorie im modernen Selbstbeschreibungsprozess angeht, so kann darum aber, so wird am
Ende argumentiert, eine mindestens ebenso wichtige Sonderrolle und -aufgabe für sie darin
gesehen werden aufzuklären, wie moderne Beschreibungskonkurrenten an- und voneinander
lernen, in der modernen Beschreibungskonkurrenz zu bestehen, und wie entsprechende 'Leistungstransfers' und latente Einflusslinien den Fortgang des modernen Selbstbeschreibungsprozesses mitbestimmen." (Autorenreferat)
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Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
[49-L] Albrecht, Clemens:
Variation, Selektion, Stabilisierung: traditionale Gemeinschaften, soziobiologisch
reinterpretiert, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen
des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2,
Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 5933-5936, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: Aus soziobiologischer Perspektive spricht nach Ansicht des Autors einiges dafür, die
begriffliche Dichotomie zwischen traditionalen und posttraditionalen Gemeinschaften aufzu-
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2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
geben. Denn Gemeinschaften sind nicht deswegen traditional, weil sie seit längerem bestehen, sondern weil sie eine spezifische Funktion erfüllen, die sich im klassischen Sinne der
Evolutionstheorie mit dem Stadium der Stabilisierung von Variationen erklären lässt. Diese
Behauptung begründet der Autor durch drei Thesen: (1) Gemeinschaft als Universalie ist die
Lösung des Reproduktionsproblems der menschlichen Gattung, d.h. des biosozialen Anschlusses. Alles Weitere ist Variation oder evolutionshistorische Marginalie. (2) Die Traditionalität von Gemeinschaften resultiert nicht primär aus überlieferten oder gewohnten Formen,
sondern aus der Bewahrung ihrer reproduktiven Funktion, die jenseits des Tauschprinzips
durch Vertrauen stabilisiert wird. (3) Die heutigen posttraditionalen Gemeinschaften sind evolutionshistorisch betrachtet - Gemeinschaftsformen im Stadium der Variation. Was nach
der Selektion von ihnen übrigbleibt und sozial relevant stabilisiert werden kann, ist noch offen. Aber mit der Reziprozitätsstabilisierung über Vertrauen und dem Reproduktionserfolg
liegen vielleicht Ansatzpunkte vor, um diese Wahrscheinlichkeiten abzuschätzen. (ICI2)
[50-L] Baecker, Dirk:
Naturbegriff und Gesellschaftstheorie, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der
Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in
Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 193-207, ISBN: 978-3593-38440-5
INHALT: "Dem Beitrag liegt ein Naturbegriff zugrunde, der ebenso sehr mit antiken wie mit modernen Referenzen arbeitet. War für Aristoteles die Natur ein Prozess der Auseinandersetzung
zwischen Perfektion und Korruption, so ist sie für die Naturwissenschaften der Moderne ein
Prozess der Auseinandersetzung zwischen Ordnung und Chaos. In beiden Versionen liegt der
Akzent nicht darauf, entweder die Perfektion und die Ordnung oder die Korruption und das
Chaos für den gleichsam 'natürlichen' Zustand zu halten, um die jeweilige andere Seite der
Unterscheidung zur Bezeichnung entweder göttlich oder teuflisch intervenierender Instanzen
zu verwenden, so als seien entweder die Perfektion und die Ordnung oder die Korruption und
das Chaos nicht natürlichen Ursprungs. Stattdessen liegt der Akzent auf dem Prozess der
Auseinandersetzung selbst. Naturbeobachtung zielt darauf, Perfektion und Korruption sowie
Ordnung und Chaos als die beiden Seiten einer Medaille zu verstehen. Darauf ist um so mehr
zu verweisen, als es sich historisch als schwierig erwiesen hat, die Natur nicht entweder für
das eine oder das andere, für Perfektion und Ordnung oder für Korruption und Chaos, verantwortlich zu machen, um so Raum dafür zu gewinnen, ihr die Gesellschaft gegenüberstellen
und an ihr messen zu können. Dann war die Natur entweder jenes Ideal, das von der Gesellschaft laufend verfehlt wird, oder jenes Böse, gegen das die Gesellschaft laufend zu schützen
ist. Von diesem imago der Natur gilt es Abschied zu nehmen, um statt dessen nach einer Natur der Gesellschaft fragen zu können, die gemäß der Tendenz der modernen Kognitionswissenschaften ebenso sehr als ein Prozess der Auseinandersetzung zwischen Perfektion und
Korruption oder zwischen Ordnung und Chaos verstanden werden kann wie die Natur selbst.
Damit sollen die erheblichen Differenzen zwischen dem antiken und dem modernen Naturbegriff ebenso wenig geleugnet werden wie die ganz unterschiedlichen Gesellschaftsvorstellungen, die von der Antike oder der Moderne in Anlehnung an entweder die eine oder die andere
Seite der Unterscheidung von Perfektion und Korruption oder von Ordnung und Chaos entwickelt worden sind. Vielmehr geht es darum, sich darüber klar zu werden, dass jede Unterscheidung zwischen Natur und Gesellschaft ihrerseits bereits ein Moment der Auseinandersetzung mit der Natur, aber auch ein Moment der Reproduktion von Gesellschaft ist. Maßgeb-
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lich für die Frage nach der Natur der Gesellschaft ist daher eine genaue Kontrolle der Zurechnung von Zuständen der Perfektion und der Ordnung beziehungsweise der Korruption und
des Chaos sowie die Entwicklung einer Theorie, die darüber Auskunft zu geben vermag, wie
man sich diesen Prozess der Auseinandersetzung zwischen dem einen und dem anderen vorstellen kann." (Autorenreferat)
[51-L] Bommes, Michael; Tacke, Veronika:
Netzwerke in der "Gesellschaft der Gesellschaft": Funktionen und Folgen einer doppelten
Begriffsverwendung, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 13/2007, H.
1/2, S. 9-20 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Artikel unterscheidet und entfaltet zwei Verwendungsweisen des Netzwerkkonzepts in Luhmanns 'Die Gesellschaft der Gesellschaft' Das erste und extensivere Netzwerkkonzept Luhmanns richtet sich auf einen Aspekt der Operation der Kommunikation und unterstreicht damit ein Merkmal der Selbsterzeugung sozialer Systeme. In dieser Fassung sind
nicht soziale Systeme selbst Netzwerke, sondern der operative Modus der Verknüpfung kommunikativer Ereignisse wird als netzwerkartig beschrieben. Jenseits dessen nimmt Luhmann
in einer zweiten Fassung die empirische Existenz sozialer Netzwerke an, allerdings nur als regionales Sonderphänomen in der Weltgesellschaft und ohne daraus theoretische Schlussfolgerungen zu ziehen: Ein soziales Netzwerk kann sich nur reproduzieren, wenn es Grenzen zieht,
d.h. als Sozialsystem operiert. Der Artikel diskutiert einige Funktionen und Folgen der (Unterscheidung der) beiden Netzwerkbegriffe, die sich wechselseitig nicht aufeinander zurückführen lassen." (Autorenreferat)
[52-L] Bonacker, Thorsten:
Gesellschaft: Warum die Einheit der Gesellschaft aufgeschoben wird, in: Stephan Moebius,
Andreas Reckwitz (Hrsg.): Poststrukturalistische Sozialwissenschaften, Frankfurt am Main:
Suhrkamp, 2008, S.27-42, ISBN: 978-3-518-29469-7
INHALT: Der Beitrag zeigt, dass und warum es für einen poststrukturalistischen Gesellschaftsbegriff kennzeichnend ist, Gesellschaft nicht als gegebene Analyseeinheit und als stabile äußere
Realität zu denken, sondern als etwas, das sich selbst sowohl konstituiert als auch im gleichen
Moment dekonstituiert. Jede Repräsentation ist damit keine Wiederholung einer eigentlich
schon vorhandenen Struktur, sondern ein Akt gesellschaftlicher Selbstsetzung, die erst aufgrund ihrer Repräsentation als äußeres Objekt erscheint. Der Autor zeigt, dass Luhmanns
Systemtheorie und der Poststrukturalismus gemeinsam haben, am Gesellschaftsbegriff als
Kernbegriff soziologischer Theoriebildung festzuhalten. Eine besondere Rolle spielt auch die
Frage, inwiefern sich ein poststrukturalistischer Gesellschaftsbegriff für eine Theorie der
Weltgesellschaft eignet. Ein besonderer Vorzug des poststrukturalistischen "nichtessentialistischen" Gesellschaftsbegriffs besteht schließlich darin, offen für empirische Forschung zu
sein. Denn wodurch Gesellschaft symbolisch repräsentiert wird, ist im Kern eine empirische
Frage. (ICA2)
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[53-L] Burzan, Nicole; Lökenhoff, Brigitta; Schimank, Uwe; Schöneck, Nadine M.:
Das Publikum der Gesellschaft: Inklusionsverhältnisse und Inklusionsprofile in
Deutschland, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 177 S., ISBN: 978-3-531-15605-7
INHALT: Die Verfasser schlagen einen neuen theoretischen und empirischen Ansatz zur Erfassung des Verhältnisses von Individuum und Gesellschaft vor. Im Mittelpunkt stehen dabei die
Publikumsrollen der Individuen - die Rollen des Patienten im Gesundheitssystem, des Angeklagten im Rechtssystem, des Zeitungslesers im System der Massenmedien und des Wählers
im politischen System. Zunächst wird auf theoretischer Ebene gezeigt, wie sich die Inklusion
von Individuen in den verschiedenen Teilsystemen der funktional differenzierten Gesellschaft
über Publikumsrollen vollzieht, wie sich jedes eigene Inklusionsverhältnis sowie das sich aus
allen teilsystemischen Inklusionsverhältnissen zusammensetzende Inklusionsprofil einer Person darstellt und wodurch es in seiner personenspezifischen Ausprägung bestimmt sein könnte. Empirisch umgesetzt werden diese Überlegungen in einer repräsentativen Befragung der
Erwachsenenbevölkerung Deutschlands. Exemplarisch werden drei Inklusionsverhältnisse betrachtet: die Konsumentenrolle als Inklusion ins Wirtschaftssystem sowie die Publikumsrollen des Sports und der Kunst als optionale Inklusionsverhältnisse. Dann werden die Inklusionsprofile und deren Determinanten aus ungleichheitstheoretischer und differenztheoretischer
Perspektive behandelt. Die empirischen Ergebnisse zu den Inklusionsprofilen werden abschließend in der These einer ausgeprägten Individualisiertheit des Publikums aller Teilsysteme verdichtet. (ICE2)
[54-L] Flache, Andreas; Snijders, Tom A.B.:
Die Modellierung komplexer Netzwerke: zum Nutzen agentenbasierter Modelle in der neuen
Netzwerkforschung, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft :
Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006.
Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 781-797, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Die 'neue Netzwerkforschung' argumentiert, dass große soziale Netzwerke in unterschiedlichsten Kontexten (zum Beispiel das World Wide Web, Sexualkontakte, Koautorschaften) sehr ähnliche, hocheffiziente Struktureigenschaften aufweisen ('small world' oder
'scale free' Strukturen). Darüber hinaus werden diese Strukturen als das Resultat einfachster
individueller Verhaltensmechanismen gesehen, die die makroskopische Struktur als unbeabsichtigtes Nebenprodukt individueller Beziehungswahlentscheidungen erzeugen. Die Verfasser behaupten, dass diese Forschung aus Sicht der Soziologie zwei Defizite aufweist. Erstens
sind die verwendeten Verhaltensmodelle soziologisch wenig plausibel. Typischerweise werden mechanistische - oftmals an physikalischen Modellen orientierte - individuelle Verhaltensregeln angenommen und die zugrundeliegenden Motive individueller Beziehungswahlen
nicht explizit modelliert. Die Modelle bieten daher wenig Einsicht in die Bedingungen der behaupteten Strukturresultate. Zweitens untersuchen empirische Arbeiten üblicherweise nur, ob
globale Netzwerkmerkmale in dem Bereich liegen, der durch die theoretischen Modelle vorhergesagt wird, testen aber nicht Mechanismen der Netzwerkdynamik auf der individuellen
Ebene. Sie schlagen daher vor, dass soziologische 'neue Netzwerkforschung' das Instrument
'agentenbasierter Modellierung' einsetzt. Agentenbasierte Modelle beschreiben explizit die individuellen Verhaltenziele und -regeln bestenfalls beschränkt rationaler Akteure, die nur über
unvollständige lokale Information verfügen. Sie zeigen an einem Beispiel auf, wie eine agentenbasierte Modellierung der Dynamik großer Netzwerke mit soziologisch plausiblen Verhal-
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tensannahmen nicht nur die Entstehung von 'small world' und 'scale free' Strukturen erklären
kann, sondern darüber hinaus auch Bedingungen identifiziert, unter denen die zugrundeliegenden Verhaltensregeln zu verschiedenen Strukturen führen. Sie gehen dann auf statistische
Ansätze ein, insbesondere auf die 'actor oriented statistics', die es möglich machen, konkurrierende Verhaltenshypothesen an Netzwerkdaten zu testen." (Autorenreferat)
[55-L] Fuhse, Jan A.:
Menschen in Netzwerken, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft :
Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006.
Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 2933-2943, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "In dem Vortrag geht es um das Wechselspiel zwischen Menschen und sozialen Strukturen im Rahmen der neueren Netzwerktheorie nach Harrison White und anderen. Dabei wird
erstens ein Menschenbild skizziert, das mit dieser Theorie sozialer Strukturen kompatibel ist.
Zweitens wird vorgestellt, wie der Theorie zufolge Netzwerke mit Menschen umgehen. 1. Die
Phänomenologische Netzwerktheorie von Harrison White und anderen geht nicht von
menschlichen Akteuren als vor-sozialen Einheiten aus. Stattdessen konstatiert sie, dass Akteure in ihren Orientierungen wesentlich durch ihre Position in sozialen Netzwerken geprägt
sind. Allerdings sieht die Netzwerktheorie das soziale Umfeld nicht in homogenen sozialen
Gruppen, sondern als mehr oder weniger heterogenes Netzwerk, in dem sich eventuell mehrere Einflüsse überschneiden. Der Mensch ist kein Herdentier, sondern durch wichtige Sozialbeziehungen zu wenigen anderen Artgenossen geprägt. In diesen persönlichen Beziehungen
entwickeln sich unser Selbst- und unser Weltverständnis. Je mehr Menschen dabei von unterschiedlichen Kontexten geprägt werden, desto mehr Spielraum ergibt sich für sie im Umgang
mit kulturellen Prägungen - Kultur wird zum tool kit'. 2. Wie gehen soziale Netzwerke mit
Menschen um? Netzwerke sind keine Aggregate von autonomen Individuen, sondern sie ergeben sich aus der Logik von sozialen Transaktionen. Die Identität von Personen entsteht in
solchen Transaktionen und ist vor allem abhängig von der Position in der Netzwerkstruktur.
Identität ist damit immer relational und besteht wesentlich aus den Erwartungen, die sich im
Laufe von Transaktionsprozessen herausbilden. Personen bilden als Knoten die Schnittpunkte
von Sozialbeziehungen in Netzwerken. Soziale Netzwerke lassen sich auf diese Weise als die
Struktur von Erwartungen zwischen Personen sehen - als Rollenstruktur. Die Personen selbst
sind dabei sozial konstruiert - sie bilden gewissermaßen die symbolische Erwartungsfolie
über den Menschen. Auf diese Weise wird auch eine Disziplinierung bzw. Konditionierung
von psychischen Prozessen vorgenommen. Die Konstruktion von personalen Identitäten sorgt
damit für eine Kopplung zwischen gedanklichen Entscheidungsprozessen und der Kommunikation in Netzwerken. Sie organisiert aber auch den Wechsel zwischen verschiedenen Netzwerkkontexten, in denen man mit unterschiedlichen Erwartungen konfrontiert wird." (Autorenreferat)
[56-L] Gabriel, Manfred; Gratzl, Norbert:
Paradigmen in der Soziologie: Explikation, Unterscheidungen und Unterschiede, in: Andreas
Balog, Johann August Schülein (Hrsg.): Soziologie, eine multiparadigmatische Wissenschaft :
Erkenntnisnotwendigkeit oder Übergangsstadium?, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S.
81-103, ISBN: 978-3-531-15736-8
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INHALT: Die Autoren zeigen im Rahmen einer semantischen Analyse, dass die paradigmatischen Unterschiede zwischen einigen akteurszentrierten soziologischen Paradigmen daraus
entstehen, dass sie jeweils Aspekte der von ihnen unterstellten Grundsituation einseitig in den
Vordergrund stellen. Sie beleuchten zunächst den Begriff "Paradigma" aus wissenschaftstheoretischer Perspektive und nehmen eine nähere Explikation des Paradigmas als "wissenschaftliche Auffassung" vor. Diese kann ihrer Definition zufolge in sprachliche, kerntheoretische,
meta-theoretische, methodologische, normativ-evaluative, praktische, technische und hereditäre Komponenten unterteilt werden. Was diese Komponenten im Einzelnen bedeuten, untersuchen die Autoren im zweiten Teil ihres Beitrages anhand von vier Paradigmen aus der akteurszentrierten Soziologie: normatives, utilitaristisches, interpretatives und strukturtheoretisches Paradigma. (ICI)
[57-L] Gläser, Jochen:
Neue Begriffe, alte Schwächen: virtuelle Gemeinschaft, in: Michael Jäckel, Manfred Mai
(Hrsg.): Online-Vergesellschaftung? : mediensoziologische Perspektiven auf neue
Kommunikationstechnologien, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 51-72, ISBN: 3531-14583-5 (Standort: UuStB Köln(38)-32A3906)
INHALT: Der Autor kontrastiert das neue Konzept der "virtuellen Gemeinschaft" mit dem klassischen soziologischen Gemeinschaftsbegriff nach Ferdinand Tönnies. Er schlägt vor, bei der
Definition der Gemeinschaft von der Frage nach ihrer spezifischen sozialen Ordnung auszugehen, weil dadurch ein abstrakterer Gemeinschaftsbegriff gewonnen werden kann, unter den
sich die virtuellen Gemeinschaften subsumieren lassen. Wenn aber die Subtypen von Gemeinschaft anhand der für sie charakteristischen ordnungsbildenden Phänomene unterschieden werden, erweist sich die virtuelle Gemeinschaft als eine theoretisch fragwürdige Konstruktion, da sie gerade keine spezifische soziale Ordnung repräsentiert. Der Autor verdeutlicht dies in einem Vergleich von "realweltlichen" und "virtuellen" produzierenden Gemeinschaften. Aus seinen Überlegungen zur sozialen Ordnung in Gemeinschaften folgt, dass die
virtuelle Gemeinschaft keine theoretisch sinnvolle Kategorisierung empirischer Phänomene
ist, da sie alle Varianten sozialer Ordnung in Gemeinschaften einschließt. Paradoxerweise
kann deshalb viel aus der Analyse virtueller Gemeinschaften gelernt werden. (ICI2)
[58-L] Heintz, Bettina:
Soziale und funktionale Differenzierung: Überlegungen zu einer Interaktionstheorie der
Weltgesellschaft, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 13/2007, H. 1/2,
S. 343-356 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Aufsatz plädiert dafür, die systemtheoretische Weltgesellschaftstheorie um eine
interaktionstheoretische Perspektive zu erweitern. Eine Interaktionstheorie der Weltgesellschaft stößt allerdings auf erhebliche theoretische Probleme, mit denen sich der erste Teil des
Aufsatzes befasst. Anschließend wird argumentiert, dass Interaktionen trotz ihrer strukturellen Beschränkungen gerade unter weltgesellschaftlichen Bedingungen eine besondere Funktion zukommt. Der Grund dafür liegt einerseits in dem (noch) geringen Kristallisationsgrad
globaler Strukturen und andererseits in der besonderen Eigenart von Interaktionssystemen."
(Autorenreferat)
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[59-L] Hennig, Marina:
Wann werden soziale Beziehungen zur Ressource?, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die
Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für
Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 3409-3420,
ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Die Verfasserin beschäftigt sich in diesem Beitrag mit der Frage, welche strukturellen
Faktoren von Einzelbeziehungen (e.g. strong and weak ties) und Netzwerkstrukturen Einfluss
auf die inhaltlichen Unterstützungsleistungen (z.B. instrumentelle und emotionale) haben.
Dazu benutzt sie Daten aus einer Netzwerkstudie von 1953 Familien mit Kindern unter 18
Jahren im Haushalt in drei deutschen Großstädten (Hamburg, Stuttgart und Berlin). Dabei
kommt sie zu dem Ergebnis, dass die Differenzierung von Granovetter in strong and weak
ties für die Erklärung der inhaltlichen Leistungen nicht so erklärungskräftig ist wie andere
strukturelle Faktoren. Dies liegt vor allem daran, dass bei ihm drei analytisch zu trennende
Ebenen vermischt werden: die Beziehungsart, die Kontaktintensität der Beziehungen und der
Informationsgehalt. Beispielsweise können familiäre und freundschaftliche Beziehungen in
Bezug auf den Informationsgehalt oder die Unterstützungsleistung und die Kontaktintensität
in einem Netzwerk recht unterschiedlich sein. Ebenso liefern Arbeitsbeziehungen nicht per se
mehr Informationen und sind zwangsläufig weniger intensiv. Im Ergebnis ihrer Analyse zeigt
sich, das die Unterstützungsleistungen nicht allein das Ergebnis der einzelnen Beziehung
sind, sondern der gesamten Netzwerkstruktur. Vor allem die Heterogenität des Netzwerkes
hat wesentlichen Einfluss auf die Unterstützungsleistungen. Mit zunehmender Heterogenität
des Netzwerkes werden sozialen Beziehungen und deren Unterstützungspotential zur Ressource für den Einzelnen. Heterogenität bemisst sich dabei an der Zusammensetzung der
Netzwerkakteure in Bezug auf Alter, Geschlecht und sozialer Kontext e.g. Familie, Arbeitskollegen ...)." (Autorenreferat)
[60-L] Hitzler, Ronald; Pfadenhauer, Michaela:
Die Ökonomisierung der Produktion von Gemeinschaft, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.):
Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für
Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 595-608,
ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Dass der Mensch von Natur aus ein Gemeinschaftswesen sei, ist ein sozial- und kulturwissenschaftlicher Gemeinplatz, der bekanntlich auch durch gen- und memtheoretische Erklärungen des Altruismus-Phänomens nachdrücklich unterstützt wird. Und 'selbstverständlich'
kennt auch das vor-analytische Erleben schlechthin und kennen ebenso mannigfaltige Weltanschauungen das Phänomen der Gemeinschaft, die nicht 'gemacht' wird, sondern quasi naturwüchsig entsteht und besteht: Eltern-Kind-Beziehungen, Verwandtschaften, Jäger-undSammler-Horden, Stämme usw. gelten als solche (wenngleich vielfältig kulturell überformte)
natürliche Gemeinschaften, die man nicht wählt, sondern in die man hineingeboren wird.
Gleichwohl reicht die Wahrnehmung der kulturellen 'Produziertheit' menschlicher Gemeinschaft (wenigstens) bis in die Antike zurück. Relativ 'modern' hingegen ist die Auffassung,
dass jede Art von kulturell produzierter Gemeinschaft nicht nur 'heroisch' oder kollektiv, sondern tatsächlich auch individuell reproduziert werden, d.h., dass jeder Einzelne (s)einen Teil
zur (Aufrechterhaltung von) Gemeinschaft beitragen muss. Erst mit dem - typisch neuzeitlichen bzw. modernen - Heraustreten aus normativ überformten Fraglosigkeiten allerdings wer-
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den normative Ansprüche an den Einzelnen für diesen als normative Ansprüche (statt als
Fraglosigkeiten) erfahrbar. Und erst unter Individualisierungsbedingungen (ab wann auch immer sie datiert sein sollen) erfährt der Einzelne sich als Re-Produzent der kulturellen Produktion von Gemeinschaft. In dem Maße aber, in dem Gemeinschaft vom Schicksal zur Aufgabe
und Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft zu einer Entscheidung wird, avancieren auch Fragen nach Aufwand und Ertrag zu Kriterien der Entscheidung für die Arbeit an der und für die
Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft. Anhand von Nachbarschaften, Jugendszenen und
Brand-Communities wollen die Verfasser zeigen, dass Gemeinschaft 'heute' (zumindest auch)
unter ökonomischen 'Vorzeichen' (wie Absatzmarktstrategien, Ressourcenschöpfung, Gewinnmaximierung usw.) produziert wird und wie sich ökonomisch interessierte Akteure beim
Aufbau, bei der Stabilisierung und bei der (Re-)Vitalisierung unterschiedlicher Formen von
Gemeinschaft engagieren." (Autorenreferat)
[61-L] Holzer, Boris:
Wie "modern" ist die Weltgesellschaft?: Funktionale Differenzierung und ihre Alternativen,
in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 13/2007, H. 1/2, S. 357-368
(Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Systemtheorie muss mit zwei Einwänden gegen den Begriff der Weltgesellschaft
rechnen: Zum einen wird bezweifelt, dass man von der Einheit des dadurch bezeichneten Sozialsystems ausgehen kann; zum anderen steht in Frage, ob die Charakterisierung der Weltgesellschaft als 'modern' zutrifft. Auf den ersten Einwand antwortet die Systemtheorie mit einem weniger anspruchsvollen, auf soziale Inklusivität abstellenden Gesellschaftsbegriff.
Doch damit ist die zweite Frage - ob die Weltgesellschaft eine 'moderne' Gesellschaft im Sinne funktionaler Differenzierung ist - noch nicht beantwortet. Luhmann konzediert, die 'Volldurchsetzung' funktionaler Differenzierung sei auf bestimmte Regionen der Welt beschränkt.
Zum Beispiel bedeute die lückenhafte Inklusion größerer Bevölkerungsteile in einigen Weltregionen, dass der Zugang zu Funktionssystemen von einer 'Meta-Differenz' Inklusion/ Exklusion abhänge. Der Aufsatz schlägt vor, vom Inklusionsproblem auszugehen, es jedoch zu
gradualisieren: Neben dem Extremfall der Exklusion stellt die kompensatorische und oft eingeschränkte Inklusion in Reziprozitätsnetzwerke eine wichtige Variation des Schemas funktionaler Differenzierung dar. In Analogie zur Differenzierung von Regionen in Peripherie, Semiperipherie und Zentrum wäre dann zu unterscheiden zwischen Exklusion, informaler Inklusion über Tauschnetzwerke und teilsystemspezifischer Vollinklusion als den spezifischen
Formen, in denen funktionale Differenzierung realisiert wird - oder nicht." (Autorenreferat)
[62-L] Itschert, Adrian:
Das Verhältnis von Statuskonsistenz und Statusinkonsistenz in Interaktion, Organisation
und Gesellschaft, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 13/2007, H. 1/2,
S. 173-184 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Artikel versucht einen neuartigen Zugang zum Thema strukturierter sozialer Ungleichheit zu gewinnen, indem er das Gegensatzpaar Statuskonsistenz/ Statusinkonsistenz auf
die Ebenen der Gesellschaft, der Interaktion und der Organisation anwendet. Zunächst vergleicht er dabei, für welche Seite der Unterscheidung die 'zwei Soziologien', die Differenzierungstheorie und die Ungleichheitssoziologie, auf der Ebene der Gesellschafts-, der Interakti-
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ons- und der Organisationstheorie optieren. Dabei zeigt sich, dass die Ungleichheitstheorie
grundsätzlich davon ausgeht, dass die Gesellschaft in statuskonsistente Klassen oder Schichten zerfällt. Die Ebenen der Interaktion und Organisation werden einfach als Dimensionen sozialer Ungleichheit behandelt, die die gesellschaftlichen Verhältnisse genau abbilden. Die
Differenzierungstheorie hingegen optiert für Statusinkonsistenz. Das Absehen von anderen
eigenen Rollen gehört zu den grundlegenden Strukturen der modernen Gesellschaft. Gerade
die Systemtheorie hat aber die Eigenständigkeit der Ebenen von Interaktion und Organisation
hervorgehoben, so dass es sinnvoll erscheint, die Frage nach dem Verhältnis von Statusinkonsistenz und Statuskonsistenz für jede Ebene neu zu stellen. Der Artikel versucht zu zeigen,
dass für Interaktionen außerhalb der Funktionssysteme sowie für die Rekrutierungsentscheidungen in Organisationen gute Argumente für eine Orientierung an Statuskonsistenz stark gemacht werden können." (Autorenreferat)
[63-L] Jost, Jürgen; Olbrich, Eckehard:
Luhmanns Gesellschaftstheorie: Anregung und Herausforderung für eine allgemeine
Theorie komplexer Systeme, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg.
13/2007, H. 1/2, S. 46-57 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "Ein einflussreiches Paradigma in der Untersuchung komplexer Systeme versucht biologische und soziale Systeme als 'quasi-physikalische' Systeme zu verstehen, d.h. Systeme, in
denen die Elemente nach Regeln interagieren, die wie physikalische Gesetze behandelt werden können, und die durch Prozesse der Selbstorganisation zur Emergenz von Strukturen auf
höheren Ebenen führen. Dabei bleibt aber unklar, worin das spezifisch Biologische oder Soziale dieser Systeme besteht. Für soziale Systeme bietet Luhmanns Theorie eine Alternative,
welche von Kommunikationen als grundlegenden Elementen ausgeht, die durch ihr selbstreferentielles Operieren soziale Systeme konstituieren. Mit dem Ziel einer mathematischen Formalisierung dieser Konzepte quantifizieren die Autoren in diesem Beitrag den Luhmannschen
Komplexitätsbegriff und formalisieren Kommunikation als Operation auf Erwartungen, die
durch parametrisierte Wahrscheinlichkeitsverteilungen repräsentiert werden. Wenn sich dann
diese Erwartungen wieder auf derartige Parameter statt direkt auf Fremdreferenzen beziehen,
ermöglicht dies eine Komplexitätsreduktion durch eine Ausmittelung und Erfassung von Regularitäten über eine längere Zeitskala. Wenn gemeinsame Bedeutungen etabliert sind, kann
dies wiederum zur Bildung eines kommunikativen Systems durch selbstreferentiellen Anschluss führen." (Autorenreferat)
[64-L] Khurana, Thomas:
"Gesellschaft" und "menschliche Lebensform": zum Verhältnis zweier
Fundamentalbegriffe des Sozialen, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie,
Jg. 13/2007, H. 1/2, S. 443-455 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "In der Auseinandersetzung mit der Semantik Alteuropas hat Niklas Luhmann darauf
verwiesen, dass der Begriff der menschlichen Lebensform in der antiken Semantik jenen
Platz besetzt hält, an dem eigentlich ein Gesellschaftsbegriff zu entwickeln wäre (I). Der Beitrag geht der Frage nach, ob der zeitgenössische Begriff der menschlichen Lebensform, der
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eine tragende Bedeutung in der post-wittgensteinianischen Philosophie besitzt, dadurch erhellt werden kann, dass man ihn als funktionales Äquivalent des Gesellschaftsbegriffs versteht. Anhand von Wittgensteins Philosophischen Untersuchungen wird nachgezeichnet, dass
der Begriff sich in der Tat als ein begriffliches Angebot für die Frage nach der 'Realität des
Sozialen schlechthin' auffassen lässt (II, III). Die heutigen Verwendungen des Begriffs weisen dabei allerdings noch immer jene Gefahren auf, die Luhmanns Vorbehalte gegenüber der
antiken Semantik begründeten: die Gefahr, die unerreichbare Einheit des Sozialen zu reifizieren und die in einem solchen Begriff zu entfaltenden Probleme vorschnell zu verdecken (IV).
Diesen Gefahren steht zugleich ein spezifisches Problematisierungspotential gegenüber, das
den Begriff der Lebensform gegenüber dem Gesellschaftsbegriff auszeichnet. Dieser Begriff
erlaubt die besondere Akzentuierung eines zentralen Problems des Sozialen: des Problems der
Einheit der Differenz von Individuum und Gesellschaft, das immer schon gelöst ist, wenn soziale Operationen geschehen, und das zugleich darin als unlösbares insistiert (V)." (Autorenreferat)
[65-L] Kraemer, Klaus:
Integration und Desintegration: wie aktuell sind diese soziologischen Schlüsselbegriffe noch
für eine moderne Gesellschaftsanalyse?, in: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie, Vol.
34/2008, Iss. 1, S. 37-53 (Standort: USB Köln(38)-BP04865; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "In zahlreichen soziologischen Debatten wird Integration als normatives Leitbild für
eine 'gute Gesellschaft', Desintegration hingegen als pathologischer 'Störfall' gedeutet, der
vom Normalfall einer gelingenden Integration abweicht. Die wissenschaftliche Verwendung
der Begriffe Integration und Desintegration ist allerdings alles andere als eindeutig. In diesem
Beitrag wird gefragt, was diese Begriffe noch für eine moderne Gesellschaftsanalyse im Allgemeinen und die Analyse gegenwärtiger sozialer Probleme im Besonderen leisten. Zunächst
werden die Grundannahmen der konventionellen Integrations- und Desintegrationstheorie
herausgearbeitet, um hierauf aufbauend ihre Plausibilität auf der Folie von drei ausgewählten
Problemfeldern zu erörtern. Die Überlegungen zur Tragfähigkeit des Integrationsparadigmas
für eine zeitgenössische soziologische Analyse werden abschließend am Beispiel des sozialen
Wandels der Arbeitsgesellschaft und der Ausbreitung prekärer Beschäftigungsverhältnisse
kritisch überprüft." (Autorenreferat)
[66-L] Mayer, Karl Ulrich:
Gesellschaft und Bevölkerung, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft :
Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006.
Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 235-247, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Der Natur der Gesellschaft liegt par excellence in ihrer sexuellen Reproduktion, d.h.
in ihrer Bevölkerungsweise. Doch die Art und Weise, wie die Soziologie und die Öffentlichkeit das Verhältnis von Gesellschaft und Bevölkerung sieht, wechselt unvermittelt zwischen
zwei Extremen. Entweder wird die Bevölkerung schlicht negiert und aus dem Gesellschaftsbegriff eliminiert (wie z.B. in der Systemtheorie) oder es wird eine Art Überdeterminertheit
der Gesellschaft durch die demographische Entwicklung unterstellt, wie z.B. in der gegenwärtigen Debatte über das 'Altern' oder 'Schrumpfen' der Gesellschaft. Der Beitrag weist bei-
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de dieser Positionen zurück und exploriert unterschiedliche Mechanismen des Zusammenhangs zwischen Bevölkerungsentwicklung und gesellschaftlicher Entwicklung. Als möglicher
Schlüsselbegriff entpuppt sich die Idee einer 'Stellengesellschaft'." (Autorenreferat)
[67-L] Moebius, Stephan; Gertenbach, Lars:
Kritische Totalität oder das Ende der Gesellschaft?: zum Gesellschaftsbegriff des
Poststrukturalismus, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft :
Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006.
Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 4130-4137, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Aktuelle soziologische Theorieentwicklungen lassen sich zunehmend unter dem
Aspekt der Erosion eines systematischen Gesellschaftsbegriffs beobachten. Vorstellungen einer Totalität der Gesellschaft werden nicht nur infrage gestellt, sondern rücken spätestens in
den neunziger Jahren zugunsten von Theorien in den Hintergrund, die entweder 'Gesellschaft'
auf Konstruktionen von Individuen, auf subjektive Erfahrungen und mikrosoziale Interaktionen zurückführen oder diese aufgrund zunehmender Entgrenzungserscheinungen nicht mehr
als ein, wenn auch zum Teil widersprüchliches und dynamisches, zusammenhängendes Ganzes betrachten. Diese Prozesse gehen soweit, dass man in postmodernen soziologischen Theorien sogar vom Ende des Sozialen (Baudrillard) spricht. Der Mangel eines systematischen Gesellschaftsbegriffs ist jedoch auch in Theorien zu finden, die vordergründig an 'Gesellschaft'
festhalten (Stichwort: Risiko-, Wissens- oder Erlebnisgesellschaft etc.), aber nur einen Aspekt
von Gesellschaft analysieren, ohne die 'strukturelle und dynamische Verfasstheit' (Gurvitch)
von modernen Gesellschaften als 'soziale Totalphänomene' (Mauss) systematisch darzustellen. Scheinen poststrukturalistische Sozialwissenschaften zunächst ähnliche Tendenzen erkennen zu lassen, indem sie beispielsweise die 'Unmöglichkeit von Gesellschaft' (Laclau/
Mouffe) herausstellen, so ist im Gegenzug jedoch zu fragen, ob diese nicht dennoch erlauben,
einen kritischen Begriff von Gesellschaft zu entwickeln, der das Moment der Totalität sehr
wohl mitdenkt, ohne es jedoch 'affirmativ' zu setzen. Vor diesem Hintergrund sollen im Vortrag folgende Fragen in den Mittelpunkt gestellt werden: Inwieweit ist es möglich, mit Hilfe
einer poststrukturalistischen Sozialwissenschaft einen Begriff der 'kritischen Totalität' von
Gesellschaft zu entwickeln, der es vermag, die gesellschaftliche Systematik in einem differentiellen Kontext zu denken? Kann anhand poststrukturalistischer Soziologien von Gesellschaft
im kritischen Sinn als einer widersprüchlichen und dynamischen Totalität gesprochen werden? Darüber hinaus soll auch die Frage aufgeworfen werden, inwiefern sich mit dem Begriff
der Hegemonie im Sinne Ernesto Laclaus eine differenztheoretische Annäherung an die 'negative' Konzeption einer 'kritischen Totalität' von Adorno verbinden lässt, die es ermöglicht,
Totalität und Unmöglichkeit von Gesellschaft zugleich zu denken." (Autorenreferat)
[68-L] Moebius, Stephan; Reckwitz, Andreas:
Poststrukturalismus und Sozialwissenschaften: Eine Standortbestimmung, in: Stephan
Moebius, Andreas Reckwitz (Hrsg.): Poststrukturalistische Sozialwissenschaften, Frankfurt am
Main: Suhrkamp, 2008, S.7-23, ISBN: 978-3-518-29469-7
INHALT: Auch im deutschsprachigen Raum wird der Poststrukturalismus inzwischen nicht mehr
als "irrationalistische" Philosophie behandelt, sondern als ein Feld kulturwissenschaftlich orientierter analytischer Instrumentarien verstanden. Dieses verspricht, für die materiale Analyse
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2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
in der Soziologie, Geschichtswissenschaft, Kulturwissenschaft etc. Werkzeuge zu liefern, die
Forschungsperspektiven auf die Funktionsweise von Kultur und ihre historische Dynamik
bieten. Der einleitende Beitrag zum vorliegenden Sammelband beschreibt in knapper Form,
wie das poststrukturalistisch inspirierte Fragen nach den Mechanismen diskursiver und semiotischer Stabilisierung und Destabilisierung, nach der Subjektivierung von Körpern und
Psychen, nach der gesellschaftlichen Produktion von Differenzmarkierungen und Ausschlussmechanismen, nach kulturellen Intertextualitäten und Kulturkämpfen mittlerweile den Analysen aller möglichen Felder moderner Gesellschaft Impulse gibt. Dazu werden einige soziologische Grundbegriffe - von der "Gesellschaft" bis zur "Klasse", von der "Institution" bis zum
"Individuum" - poststrukturalistisch betrachtet.Leitfrage ist dabei: Wie genau verändern sich
die sozialwissenschaftlichen Grundbegriffe, und wie verändern sich die Forschungsfelder,
wie könnten sie sich verändern, wenn sie sich poststrukturalistisch informieren? (ICA2)
[69-L] Niedermaier, Hubertus:
Abschied von der Handlungsträgerschaft: zur Transformation von Gesellschaft und
Sozialtheorie, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des
33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2,
Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 3114-3122, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Die Etablierung der Soziologie als eigenständige wissenschaftliche Disziplin verdankt
sich nicht zuletzt der Entwicklung von Theorien sozialen Handelns, die das Individuum in
den Mittelpunkt rücken, um gesellschaftliche Phänomene zu erklären. Nicht nur die Soziologie, sondern auch die Handlungstheorie beruht auf Grundideen der Aufklärung und ist damit
letztlich ein Produkt der Moderne. Die Vorstellung eines Individuums, das als freier und eigenverantwortlicher Handlungsträger losgelöst von Tradition und Gemeinschaft rational kalkulierend agiert, wäre für vormoderne Zeiten ebenso undenkbar, wie die Idee der gestaltenden Handlungsfähigkeit der selbstbestimmt koordinierten Individuen. Bei aller Kritik die dem
homo oeconomicus und dem demokratisch gelenkten Staat immer wieder entgegengebracht
wurde, ist doch beides zumindest als Idealtypus nicht aus der Geschichte der Neuzeit wegzudenken. Dass nun beides zugleich - sowohl der Glaube an die 'Trägerschaft' der Handelnden
als auch jener an die selbstbestimmte Gestaltungsfähigkeit der Demokratie - schwindet, dürfte
kein Zufall sein. Die industrielle Revolution war ebenso wie das gesamte Industriezeitalter
von der kollektiven Erfahrung getragen, dass rationales, intentionales, individuelles Handeln
wie auch absichtsvoll koordiniertes im Staat es vermag, die Welt zu verändern. Heute schwindet dieses moderne Selbstverständnis mehr und mehr dahin. Der individuelle Lebensweg
hängt, so hat man den Eindruck, eher von verschiedensten Zufällen als von den intendierten
Handlungen des Einzelnen ab. Die Entwicklung des Staates wirkt mehr von den unentrinnbaren Folgen der Globalisierung gelenkt als vom Volk selbstbestimmt. Das eigene ebenso wie
das Schicksal der Gesellschaft scheint sich unabhängig von den Handelnden gemacht zu haben. Damit verlässt man aber die Gedankenwelt der aufgeklärten Moderne, die auf der Überzeugung von der Gestaltbarkeit der Welt durch das handelnde Individuum gründet. Wenn sich
nun einerseits so manche Soziologen von der Handlungstheorie abwenden, und andererseits
andere zwar an ihr festhalten, aber sie in einem Maße modifizieren, dass sich geradezu eine
'De-Individualisierung' der Handlungsträgerschaft ergibt, dann bildet der Wandel der Sozialtheorie den Spiegel einer 'konjunktiven Erfahrung', wie sie für Mannheim im Mittelpunkt
des sozialen Lebens und Denkens steht." (Autorenreferat)
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2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
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[70-L] Raufer, Thilo:
Handlungsträgerschaft und Identität in der postsozialen Gesellschaft, in: Karl-Siegbert
Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl.,
2008, S. 3123-3134, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "In jüngerer Zeit wurde - etwa von Karin Knorr Cetina - in der Soziologie die These
der Entstehung einer post-sozialen Gesellschaft diskutiert. Post-Sozialität meint hierbei eine
gesellschaftliche Entwicklung, die zum einen durch eine fortschreitende 'Entleerung des Sozialen' (Knorr 2001) und zum anderen - und damit verbunden - durch eine zunehmende 'Expansion von Objekt-zentrierten Umwelten' (Knorr 1998) und eine zunehmende Relevanz von
nicht-sozialen Dingen und Wissensobjekten gekennzeichnet ist. Entgegen der in den Sozialwissenschaften gängigen Annahme einer mit dieser Situation verbundenen Entwurzelung, eines Verschwinden des Subjektes, eines auf-sich-selbst-Zurückgeworfenseins und einer Entstehung von Identitätsproblemen, geht Knorr davon aus, dass die Subjekte gleichwohl integriert sind und dass die Identitätssicherung gelingen kann - und zwar durch die Entstehung
eben dieser post-sozialen Umwelten, die das Selbst verorten und stabilisieren und individuelle
Identität ermöglichen. In dem Vortrag soll diese These einer post-sozialen Identitätsbildung
rekonstruiert und mit Hilfe der meadschen und der luckmannschen Handlungstheorie kritisch
hinterfragt werden. Es soll gezeigt werden, dass das konstitutive Moment der Identitätsbildung, nämlich die reziproke und selbstständige Reaktion des Anderen, in einer Subjekt-Objekt-Beziehung, wie von Knorr beschrieben, wegfällt. Objekte können nicht selbständig und
kreativ auf die menschlichen Akteure reagieren, sie können nicht handeln und die Rollenübernahme und damit die Handlungsträgerschaft bleibt eine einseitige Zuschreibung von Seiten
der Subjekte (die empirisch natürlich sehr weit gehen kann). Die Reziprozität der Perspektiven und die wechselseitige Spiegelung ist hier unterbrochen - womit sich spezifische Folgen
für die Identitätsbildung verbinden. Als besonders bedeutsam erscheint hierbei zum einen die
mögliche Überforderung des Einzelnen: dieser wäre in einer reinen Subjekt-Objekt-Beziehung - zugespitzt formuliert - für die Herausbildung bzw. Sicherung seiner Identität auf sich
selbst zurückgeworfen. Umgekehrt formuliert ein Objekt von sich aus auch keine normative
Erwartungen an den Einzelnen, denen dieser Folge leisten müsste. In der Konsequenz führt
dies zu solipsistischen Identitätsformationen, die sich in einer Art 'Selbstgespräch' bilden, die
aber der wechselseitigen intersubjektiven Anerkennung, Absicherung und damit auch der
wechselseitigen Verantwortlichkeit entzogen ist. Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen
wird deutlich, dass eine umstandslose Ersetzung von Subjekten durch Objekte in reziproken
Interaktionsbeziehungen problematisch ist und die Handlungsträgerschaft letztlich bei den
Subjekten verbleibt." (Autorenreferat)
[71-L] Schnegg, Michael; Stauffer, Dietrich:
Reziprozität und die Genese sozialer Ordnung, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur
der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in
Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 3379-3389, ISBN: 978-3593-38440-5
INHALT: "In den letzten Jahren hat sich in den Naturwissenschaften die Vorstellung durchgesetzt, dass viele natürliche und vom Menschen geschaffene Netzwerke skalenfrei sind, also
Potenzgesetzen gehorchen. Diese Überlegungen werden auch auf menschliche Gesellschaften
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2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
übertragen. Skalenfreie Netzwerke zeichnen sich dadurch aus, dass einige Knoten sehr gut
verbunden sind, während die überwiegende Mehrzahl kaum Beziehungen auf sich vereinen
kann. Um die Emergenz dieser Typologie zu erklären, haben Barabási und Albert (1999) ein
Modell vorgeschlagen, dass als preferential attachment bekannt geworden ist. In wachsenden
Netzwerken wählen neu hinzukommende Konten Anknüpfungspunkte mit einer Wahrscheinlichkeit aus, die proportional zu der Anzahl der Beziehungen ist, die ein Knoten bereits auf
sich vereinen kann: die Reichen werden reicher. In dem Beitrag werden die Verfasser diskutieren, inwieweit diese Regel sinnvoll ist, um menschliche Interaktionen zu erklären. Auf der
Basis empirischer Daten und theoretischer Überlegungen werden sie zeigen, dass es notwendig ist, zumindest eine weitere Regel einzuführen: die Reziprozitätsregel. Sie werden anhand
von Simulationen zeigen, welche Eigenschaften Netzwerke entwickeln, in denen Menschen
mit unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten nach einer der beiden Regeln handeln. Abschließend werden sie diskutieren, welche Konsequenzen das für Dynamiken innerhalb von Netzwerken haben kann." (Autorenreferat)
[72-L] Schnettler, Sebastian:
Mythos "Kleine Welt"?: eine konstruktive Kritik an der Konzeption und Methodologie der
Small World-Forschung, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft :
Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006.
Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 798-817, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Die 'Small World' (SW)-Forschung ist den meisten unter dem Begriff 'six degress of
separation' bekannt. Sie beschäftigt sich mit Netzwerken, die sowohl eine hohe Clusterung
der Akteure als auch relativ kurze Verbindungspfade zwischen zwei beliebigen Akteuren im
Netzwerk aufweisen. Sie kann grob in zwei Phasen eingeteilt werden: experimentelle Studien
vornehmlich aus den 1970er und 1980er Jahren und Versuche, SW-Netzwerke mathematisch
zu modellieren seit den späten 1990er Jahren. Der experimentelle Forschungszweig wurde ursprünglich als sozialwissenschaftliches Projekt gestartet (Milgram 1967, 1969). Die jüngere
SW-Forschung präsentiert sich jedoch explizit als interdisziplinäres Projekt (Watts 2004).
Während die Anwendung in den Naturwissenschaften meist leicht greifbar ist (z.B. Verbreitung von Viren), ist die SW-Forschung im Hinblick auf sozialwissenschaftliche Fragestellungen, in denen SW-Prozesse häufig durch Brief- oder ähnliche Kommunikationsketten operationalisiert werden, durch konzeptionelle Unklarheiten sowie methodische Probleme gekennzeichnet. In konzeptioneller Hinsicht ist zu beachten, dass folgende Aspekte nur unzureichend
thematisiert bzw. empirisch untersucht worden sind: 1. die den Netzwerkverbindungen zugrundeliegenden Inhalte/ Mechanismen, 2. die Faktoren, die dazu beitragen, dass Ketten unterbrochen werden, 3. die Rolle von Anreizen für Netzwerkmitglieder, Information oder Ressourcen weiterzureichen, 4. der Unterschied zwischen Diffusion und gezielten Suchprozessen. Die SW-Forschung knüpft nur teilweise an bereits bekannte Konzepte der übrigen Netzwerkforschung an. Eine Integration mit bestehenden Konzepten könnte einige der konzeptionellen Unklarheiten beseitigen. Zu den Methoden ist anzumerken, dass alle Experimentalstudien mindestens einen der folgenden Schwachpunkte aufweisen: 1. kleine Stichproben, 2.
Stichprobenbias oder 3. einen sehr geringen Anteil an Ketten, in denen die Zielperson erreicht
wurde. Unter Berücksichtigung abgebrochener Ketten hat White (1970) mit einem Modell außerdem gezeigt, dass die in der Population vermuteten Kommunikationsketten länger sein
dürften, als bis dahin angenommen. Im Vortrag wird der Verfasser die Ergebnisse einer Survivalanalyse als Metaanalyse vorstellen, mit der er die Medianlängen der Ketten bestimmt hat
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2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
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und Schätzungen zur Zuverlässigkeit der Daten abgeben kann. Angesichts der konzeptionellen und methodischen Kritik ist das Vorherrschen sozialer SW-Netzwerke und ihre Relevanz
für soziale Akteure fragwürdig. Der heute weiterverbreitete und durch die frühe SW-Forschung inspirierte Glaube an die 'six degrees of separation' basiert auf einem Mythos. Die
sechs Grade sind kein allgemeines Kennzeichen der Sozialstruktur. In dem Vortrag schlägt er
vor, in welche Bereiche sich die SW-Forschung sinnvoll weiterentwickeln kann. Für die empirische Forschung ergeben sich Ideen zur Elitenforschung sowie zur Erforschung organisationeller Effizienz, der Sozialstruktur im Allgemeinen und der Strategien einzelner Akteure.
Für die analytischen Studien wird auf bisher ausgelassene Parameter verwiesen, deren Implementation in mathematischen Modellen die Relevanz für sozialwissenschaftliche Anwendungen steigern könnte." (Autorenreferat)
[73-L] Stäheli, Urs:
Die Sichtbarkeit sozialer Systeme: zur Visualität von Selbst- und Fremdbeschreibungen, in:
Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 13/2007, H. 1/2, S. 70-85 (Standort:
USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Obgleich Selbst- und Fremdbeschreibungen von Funktionssystemen zu einem wichtigen Teil auf visuellen Semantiken beruhen, wurden diese bisher vernachlässigt. Der Aufsatz
schlägt vor, die schriftbasierten Semantikanalysen auf Bilder auszuweiten. Eine derartige Erweiterung erfordert aber auch einige theoretische und analytische Modifikationen, um der
spezifischen Funktionsweise von Bildern gerecht zu werden. Am Beispiel der Finanzwerbung
werden einige methodische und methodologische Überlegungen entwickelt, mit deren Hilfe
die spezifische Logik von visuellen Semantiken erfasst werden kann. Diskutiert werden Formen visueller Totalisierung, die Logik der metonymischen Assoziation sowie Evidenzerzeugung. Gleichzeitig wird auch eine Rekonzeptualisierung des Selbstbeschreibungskonzepts
notwendig, das für die Analyse von populären Semantiken geöffnet werden sollte." (Autorenreferat)
[74-L] Stegbauer, Christian:
Weak und Strong Ties: Freundschaft aus netzwerktheoretischer Perspektive, in: Christian
Stegbauer (Hrsg.): Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie : ein neues Paradigma in den
Sozialwissenschaften, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 105-119, ISBN: 978-3-53115738-2
INHALT: Eine häufig vertretene These lautet, dass im Zuge der Pluralisierung und strukturellen
Individualisierung der Gesellschaft sich Freundschaften von einer "tiefen Beziehung" hin zu
"lockereren" Bekanntschaften entwickeln. Im vorliegenden Beitrag wird gezeigt, dass bei diesen Überlegungen Mark Gronavetters Unterscheidung zwischen "weak ties" und "strong ties"
zu kurz greift. Zu vielfältig sind die Beziehungen, die sich hinter den Begriffen verbergen.
Mit einer Orientierung an Harrison Whites Netzwerkanalyse versucht der Autor, wesentliche
sozialkonstruktivistische Bedingungen für die Entwicklung von Beziehungen anzugeben. In
diesem Bezugsrahmen erscheint Freundschaft als "Restkategorie", weil man anders als bei
funktionalen Positionen, wie familiären Beziehungen, kaum Inhalte vorgeben kann. Durch
den "Aushandlungscharakter" von Beziehungen wird offenbar, dass es für Freundschaften
keine "Essenz" von Beziehungsinhalten gibt. Die Ausführungen zeigen insgesamt, dass es
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2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
selbst innerhalb der Kategorie der "starken" bzw. "engen" Beziehungen eine erhebliche Bandbreite gibt. "Freundschaft" als "Restkategorie" jenseits familialer und partnerschaftlicher Bindungen ist relativ offen für Interpretationen und Veränderungen. Die genauen Inhalte und die
Art des Umgangs zwischen Freunden entstehen erst im jeweiligen sozialen Zusammenhang.
(ICA2)
[75-L] Stichweh, Rudolf:
Evolutionary theory and the theory of world society, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für
soziologische Theorie, Jg. 13/2007, H. 1/2, S. 528-542 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Text fragt nach dem Potential soziologischer Evolutionstheorien für die Arbeit an
einer Theorie der Weltgesellschaft. Die Migrationsgeschichte des Menschen und das Konzept
der psychischen Einheit der Menschheit erlauben uns, historische Prämissen der Herausbildung von Weltgesellschaft zu untersuchen. In theoretischer Hinsicht kritisiert der Text (in
Anlehnung an Argumente von Ernst Mayr) die soziologische Disjunktion von Evolutionsund Differenzierungstheorie. Evolution und Differenzierung können demgegenüber als Teil
einer (evolutionären) Tradition gesehen werden, die auf zwei verschiedene evolutionäre Mechanismen abstellt: Selektion vs. Isolation. Diese Unterscheidung ist ein Analogon der biologischen Differenz von Adaptation und Speziation. In einer verallgemeinernden Perspektive
kann Speziation als Fall von Systembildung gedeutet werden. Diese Reformulierung der Differenz von Evolution und Differenzierung bietet Vorteile: Sie erlaubt es, die Mikro/ MakroUnterscheidung besser zu verstehen; sie verleiht dem soziologischen Begriff der Funktion
eine präzisere Bedeutung. Der Aufsatz konzentriert sich im Weiteren auf die Unterscheidung
von biologischer und soziokultureller Evolution und auf die Beantwortung von vier Fragen
einer allgemeinen Theorie soziokultureller Evolution: Wie operiert Isolation als Mechanismus
in sozialen Systemen? Auf welcher Systemebene vollzieht sich Evolution? Was bedeutet
Evolution, wenn es nur noch ein einziges Gesellschaftssystem gibt? Wie ist die Evolution der
Gesellschaft an die Evolution und globale Distribution von Pflanzen und Tieren gekoppelt
und gibt es Globalisierungsprozesse in den Sozialsystemen anderer Spezies? Der Text diskutiert die Evolution von Ameisen, in der sich in jüngster Zeit Superkolonien herausbilden, die
auf Mechanismen ruhen, die man ähnlich in der Evolution der Sozialsysteme des Menschen
findet." (Autorenreferat)
[76-L] Tönnies, Sibylle:
Von Gemeinschaft zu Gesellschaft: eine Tendenz über Europa hinaus, in: Tönnies-Forum :
Rundbrief der Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft e.V. für ihre Mitglieder und Freunde, Jg. 17/2008,
H. 1/2, S. 87-94
INHALT: Gegen die europäische Einigung werden dieselben Argumente vorgetragen, die aus
dem ideologischen Kampf zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft vertraut sind: das Beklagen des Verlust von Autonomie, Partikularität, Eigentümlichkeit und Wir-Gefühl, kurz "Gemeinschaft". Der vorliegende Beitrag geht vor diesem Hintergrund der Frage nach, was das
Tönniessche Werk zur europäischen (Verfassungs-)Frage beitragen kann. Es bietet für die
Autorin nicht das, was es auf den ersten Blick verspricht: die Parteinahme für das Partikulare,
Eigene, Besondere, die Aufforderung, es vor seinem Untergang zu bewahren. Tönnies hält
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2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
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den Wandel von Gemeinschaft zu Gesellschaft für irreversibel. Der Mensch löst sich unaufhaltsam aus den natürlichen Verbindungen, die ihn in eine Partikularität gestellt haben; er individuiert sich und fügt sich in die Gesellschaft ein, in der die Herkunfts-Unterschiede verschmelzen. Das "Allgemeine" ist für ihn nicht mehr die Gruppe, in die er hinein geboren
wird, sondern der abstrakt über den Verhältnissen schwebende Staat. Tönnies hätte - so das
Fazit der Autorin - die europäische Vereinheitlichung deshalb - in vollem Bewusstsein für die
mit ihr einhergehenden Verluste - befürwortet. "Das neue Allgemeine" ist nicht aufzuhalten:
"volenti facta docunt, nolenti trahunt". (ICA2)
[77-L] Wetzel, Dietmar J.:
Gemeinschaft: Vom Unteilbaren des geteilten Miteinanders, in: Stephan Moebius, Andreas
Reckwitz (Hrsg.): Poststrukturalistische Sozialwissenschaften, Frankfurt am Main: Suhrkamp,
2008, S. 43-57, ISBN: 978-3-518-29469-7
INHALT: Der Beitrag zeigt, dass und wie vor dem Hintergrund eines generellen Wiederauflebens
des Gemeinschaftsdenkens in Theorie und Praxis poststrukturalistische Autoren (Derrida,
Jean-Luc Nancy, Jacques Ranciere, Slavoj Zizek) ein "anderes" Denken der Gemeinschaft akzentuieren. Der in sich heterogene und aus Amerika nach Deutschland importierte Kommunitarismus, der in der kritischen Auseinandersetzung mit der Gerechtigkeitsidee des politischen
Liberalismus (Rawls) entstanden ist, steht dabei - diskursgeschichtlich betrachtet - in einem
Konkurrenzverhältnis zum Poststrukturalismus. Geht es Kommunitaristen häufig um die aktive Herstellung von verloren geglaubten Gemeinschaften, so fokussieren Poststrukturalisten
auf die diskursive, ideologische und strategische Verwendung von Gemeinschaftsbegriffen
und -konzepten. Gemeinschaften, die ja immer auf eine möglichst hohe Sozialintegration ihrer Mitglieder zielen, zeichnen sich zunächst durch Schließungs- beziehungsweise Abgrenzungstendenzen aus. Diesem Verständnis misstraut eine poststrukturalistische Lesart, denn
oftmals wissen die Gemeinschaftsmitglieder gar nicht so genau, was sie tun beziehungsweise
was ihnen geschieht, zumal sich die gemeinschaftlich erzeugten Gefühlslagen meist nicht von
den einzelnen Mitgliedern steuern lassen. (ICA2)
[78-L] Ziegert, Klaus A.:
Weltgesellschaft im Wandel: globale Wege, Verbindungen und Vergleiche, in: Soziale
Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 13/2007, H. 1/2, S. 395-406 (Standort: USB
Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag schließt an Luhmanns Beobachtung der funktionalen Differenzierung an
und versucht, den weltweiten Wandel von Gesellschaft in Bezug zur Differenzierungsdynamik der funktionalen Systeme der Weltgesellschaft zu setzen. Dies führt zu der Annahme,
dass globale funktionale Differenzierung, als Systemleistung verstanden, zu einer im Vergleich asymmetrischen lokalen Entwicklung der funktionalen Systeme führt und es, dadurch
bedingt, zu einer unterschiedlichen Vernetzungsintensität und damit global höchst uneinheitlichem sozialem Wandel kommt. Der Zusammenhang von globaler funktionaler Differenzierung und lokalem sozialem Wandel wird am Beispiel des postkommunistischen Wandlungsdrucks illustriert, dem Bevölkerungen entlang historischer Vernetzungswege - für die die Seidenstraße paradigmatisch ist - ganz unterschiedlich unterworfen sind. Dabei wird der Vorschlag entwickelt, für den Vergleich sozialen Wandel mit einem für funktionale Differenzie-
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2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
rung besonders aussagekräftigem Strukturmuster wie z.B. Rechtsstaatlichkeit zu untersuchen." (Autorenreferat)
3
Sozialstruktur I: Struktur, soziale Ungleichheit
[79-L] Albrecht, Steffen:
Netzwerke und Kommunikation: zum Verhältnis zweier sozialwissenschaftlicher
Paradigmen, in: Christian Stegbauer (Hrsg.): Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie : ein neues
Paradigma in den Sozialwissenschaften, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 165-178,
ISBN: 978-3-531-15738-2
INHALT: Die Errungenschaften der Sozialen Netzwerkanalyse (SNA) für die Sozialwissenschaften sind unbestritten. In der interdisziplinären Auseinandersetzung zeigen sich allerdings einige Probleme, die sich in der bisherigen innerdisziplinären Entwicklung der SNA nicht stellten. Diese Probleme liegen zum einen in der mangelnden Temporalisierung der SNA, die sich
in einem statischen Strukturkonzept niederschlägt, zum anderen in einem unklaren Akteurskonzept, das einerseits am Akteur als relativ stabilem "Knoten" festhält, diesen andererseits
jedoch zugunsten einer strukturellen Handlungsdetermination auflöst. Der vorliegende Beitrag vertritt die These, dass sich diese Probleme der SNA durch eine Öffnung des Paradigmas
für eine erweiterte Konzeption des Sozialen beantworten lassen: die kommunikationstheoretische Orientierung. Dieses Paradigma bietet ebenfalls eine relationale Sichtweise an, ist dabei
aber stärker auf dynamische Prozesse als auf statische Strukturen ausgerichtet. Ziel des Autors ist es, den Gewinn einer stärkeren Beschäftigung der Netzwerkanalyse mit Kommunikation aufzuzeigen, und dies im Bewusstsein der aktuell gegenläufigen Tendenz einer Fokussierung auf Akteure und Handlungen. Die Argumentation nimmt ihren Ausgang von einer Darstellung dessen, was den Kern des Paradigmas der Sozialen Netzwerkanalyse ausmacht. Dabei werden auch die Probleme des Paradigmas dargestellt und aktuelle Lösungsvorschläge
diskutiert. Anschließend wird das Paradigma der Kommunikationsorientierung vorgestellt
und seine Bedeutung für die SNA verdeutlicht. Am Beispiel der Forschungen zum "communication-oriented modelling" wird abschließend aufgezeigt, welche Möglichkeiten sich aus einer Verbindung der beiden Paradigmen ergeben können. (ICA2)
[80-L] Alemann, Annette von:
Die Natur der sozialen Ungleichheit: soziale Ungleichheit und Ungleichheit der Geschlechter
in der Wahrnehmung von Wirtschaftseliten in Deutschland, in: Karl-Siegbert Rehberg
(Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl.,
2008, S. 281-296, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Wirtschaftseliten tragen zur gesellschaftlichen Definition sozialer Ungleichheit bei,
indem sie ihre Leitbilder und Vorstellungen, z.B. über Ursachen und Lösungen sozialer Probleme, in die öffentliche Meinungsbildung einfließen lassen. Im Forschungsprojekt Wirtschaftseliten zwischen Konkurrenzdruck und gesellschaftlicher Verantwortung an der Universität Bielefeld wurden mit Hilfe von Leitfadeninterviews politische und gesellschaftliche
Leitbilder von hochrangigen Führungskräften von Großunternehmen und Wirtschaftsverbän-
soFid Allgemeine Soziologie 2009/1
3 Sozialstruktur I: Struktur, soziale Ungleichheit
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den in Deutschland untersucht. Ein Ergebnis der Interviewanalyse ist, dass Wirtschaftseliten
soziale Ungleichheit als naturgegebenes, in allen Gesellschaften vorhandenes und auf ungleichen Begabungen, Leistungen und Leistungsmotivationen basierendes Phänomen definieren.
Ähnliches gilt für die Ungleichheit der Geschlechter: Die geringe Anzahl von Frauen im Management beispielsweise wird von männlichen wie weiblichen Führungskräften dadurch erklärt, dass Frauen insbesondere auf Grund ihrer biologischen Disposition als Mütter weniger
leistungsmotiviert seien, sich weniger führungsadäquat verhielten und häufig nicht in der
Lage seien, Karriere und Familie zu verbinden. Aus den Interviewaussagen der Wirtschaftseliten kann eine durchgängig vorfindbare Leistungs- und Verantwortungsideologie herausgearbeitet werden, die auf individuellen Anstrengungen basiert und mit der teilweise auch hohe
Managergehälter legitimiert werden. Gleichzeitig wird eingeräumt, dass die Chancen zur
Ausbildung eigener Begabungen und die Möglichkeiten, Leistung zu bringen, in der Gesellschaft ungleich verteilt sind. An dieser Stelle sehen sie den Staat in der Verantwortung: durch
die Bereitstellung von Bildungs-, Ausbildungs- und Kinderbetreuungsinfrastruktur sollen individuelle Handicaps beseitigt und unterschiedliche soziale Ausgangslagen einander angeglichen werden. Ziel ist die Herstellung von gleichen Wettbewerbsbedingungen für möglichst
viele Gesellschaftsmitglieder, und dieser Wettbewerb wird als natürlich und gesellschaftlich
wünschenswert angesehen." (Autorenreferat)
[81-L] Bach, Maurizio:
Soziale Ungleichheit in europäischer Perspektive: ein Problemaufriss, in: Peter A. Berger,
Anja Weiß (Hrsg.): Transnationalisierung sozialer Ungleichheit, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2008, S. 65-87, ISBN: 978-3-531-15207-3
INHALT: Der Gesellschaftsbegriff der Soziologie wird dem Autor zufolge durch einen nationalstaatlichen Bias bzw. einen "methodologischen Nationalismus" bestimmt. Denn dieser legt
die Sozialstrukturanalyse europäischer und weltgesellschaftlicher Zusammenhänge methodologisch auf einen Vergleich von staatlich verfassten nationalen Gesellschaften fest. Mit diesem Begriffsinstrumentarium lässt sich das heutige wirtschaftlich und politisch integrierte Europa jedoch nicht angemessen analysieren, weil es sich um ein nicht-staatliches und heterarchisches Netzwerk von nationalen und supranationalen Institutionen handelt. Die transnationalen Dynamiken stellen die Ungleichheitssoziologie somit vor neue Herausforderungen. Der
Autor setzt sich vor diesem Hintergrund mit der Reichweite und der Erklärungskraft von
komparativen Untersuchungen zur Europäisierung der sozialen Ungleichheit in der EU kritisch auseinander. Es entwickelt ferner Überlegungen zur Erklärbarkeit von Ungleichheitswirkungen aus der Politik der Europäischen Union, denn die Tatsache, dass sich Disparitäten
nicht zwangsläufig als Ungleichheiten interpretieren lassen, wirft seines Erachtens die Frage
auf, wie die Ungleichheitssemantik im Zuge des europäischen Einigungsprozesses neu kodiert werden kann. In seinem Ausblick diskutiert er Ansatzpunkte, die sich für die weitere
Ungleichheitsforschung aus dem "world society"-Ansatz ergeben. (ICI2)
[82-F] Bartl, Walter, Dipl.-Soz.; Heise, Marcus (Bearbeitung); Sackmann, Reinhold, Prof.Dr.
(Leitung):
Soziale Ungleichheit auf kommunaler Ebene
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soFid Allgemeine Soziologie 2009/1
3 Sozialstruktur I: Struktur, soziale Ungleichheit
INHALT: Eines der zentralen Anliegen der Soziologie ist es, die gesellschaftliche Verteilung von
Lebenschancen zu ergründen. Gesellschaft als Form menschlichen Zusammenlebens zu beschreiben und zu erklären, stellt die Wissenschaft vor erhebliche Herausforderungen, weil sie
sich nicht in einem Aggregat von menschlichen Individuen erschöpft. Das spezifisch soziale
muss begrifflich bestimmt werden und die empirische Beschreibung von Gesellschaft über Indikatoren erfolgen. Versucht man dieses Anliegen der Lebenswelt von Schülerinnen und
Schülern anzunähern, so liegt es nahe, eine Stadtgesellschaft und ihre spezifischen sozialen
Ungleichheiten zum Forschungsgegenstand zu machen. Die Schülerinnen und Schüler sehen
sich mit der Aufgabe konfrontiert, unter Anleitung eine Fragestellung zu entwickeln und Mittel zu finden, um eine Stadtgesellschaft am Beispiel Halles systematisch zu beschreiben.
Denkbar sind etwa Themen wie Bevölkerungsentwicklung, Situation des Wohnungsmarktes,
Segregationstendenzen und daraus entstehenden Probleme. Haben die Schüler sich für eine
spezifische Fragestellung entschieden, werden sie bei der Beschaffung von Statistiken für Sekundäranalysen, beim Führen von Experteninterviews und bei der Erstellung von Beobachtungsbögen und Durchführung von Beobachtungen in der Stadt angeleitet. Die Dokumentation von Beobachtungen erfolgt per Videokamera. In einer späteren Phase des Projektes ist es
denkbar, Ergebnisse der Analysen in Halle mit Daten aus Städten anderer Kontinente zu vergleichen (z.B. Städte ähnlicher Größe auf dem indischen Subkontinent), um lokale Ungleichheiten mit globalen Ungleichheiten ins Verhältnis zu setzen.
ART: BEGINN: 2007-04 ENDE: 2009-09 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Robert Bosch Stiftung GmbH
INSTITUTION: Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozialwissenschaften
und historische Kulturwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Soziologie, insb.
Sozialstrukturanalyse moderner Gesellschaften (06099 Halle)
KONTAKT: Bartl, Walter (Tel. 0345-55-24258, e-mail: [email protected])
[83-L] Beck, Ulrich:
Risikogesellschaft und die Transnationalisierung sozialer Ungleichheiten, in: Peter A. Berger,
Anja Weiß (Hrsg.): Transnationalisierung sozialer Ungleichheit, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2008, S. 19-40, ISBN: 978-3-531-15207-3
INHALT: Die zentralen Fragen, die sich dem methodologischen Kosmopolitismus unter den Bedingungen einer transnationalen Politik stellen, lauten dem Autor zufolge: Wie können die
Einheiten sozialer Ungleichheiten über Grenzen hinweg zwischen verschiedenen Menschen
und Bevölkerungen konstruiert werden, deren Identitäten unter anderem Solidaritäten einschließen, die auf anderen interaktiven und partizipativen Klassifikationen als Nationen und
politischen Einheiten gründen? Können Regionen mit ähnlichen Bevölkerungs- und Sozialstrukturen, die sich in abgrenzbaren nationalstaatlichen "Containern" befinden, z.B. mithilfe
einer Vorstellung von "Peripherisierung sozialer Ungleichheit" zusammengefasst und dann
als Einheit ("Peripherie") einem Anderen ("Zentrum") gegenübergestellt werden? Der Autor
skizziert in seinem Beitrag einige Antworten auf diese Fragen, indem er beispielhaft die soziale Grammatik transnationaler Formen sozialer Ungleichheiten, die Ungleichheiten globaler
Risiken, die gesamteuropäischen Ungleichheiten und die Dynamik der Migration in den Blick
nimmt. Seiner These zufolge bedeutet das Ende der nationalen Klassengesellschaft nicht das
Ende sozialer Ungleichheit, sondern im Gegenteil die Geburt radikalerer neuer kosmopolitischer Formen sozialer Ungleichheit, denen aber bislang keine institutionalisierten Antworten
(Gewerkschaften, Wohlfahrtsstaat) entsprechen. (ICI2)
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[84-L] Berger, Peter A.; Weiß, Anja (Hrsg.):
Transnationalisierung sozialer Ungleichheit, (Reihe "Sozialstrukturanalyse"), Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss. 2008, 315 S., ISBN: 978-3-531-15207-3
INHALT: "Die Unterstellung, dass die Grenzen der Gesellschaft und die des Nationalstaats identisch sind, ist vor allem angesichts qualitativ und quantitativ veränderter Migrationsbewegungen in die Kritik geraten. Vor diesem Hintergrund wollen die in diesen Band aufgenommenen
Beiträge die Grenzen eines 'methodologischen Nationalismus' sowohl in theoretisch-konzeptioneller wie auch in empirischer Hinsicht überwinden und dabei Antworten auf die Frage geben, was die Sozialstrukturanalyse gewinnt, wenn sie sich für transnationale Perspektiven öffnet." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Anja Weiß, Peter A. Berger: Logik der Differenzen
- Logik des Austausches. Beiträge zur Transnationalisierung sozialer Ungleichheiten (7-15);
Ulrich Beck: Risikogesellschaft und die Transnationalisierung sozialer Ungleichheiten (1940); Ludger Pries: Transnationalisierung und soziale Ungleichheit. Konzeptionelle Überlegungen und empirische Befunde aus der Migrationsforschung (41-64); Maurizio Bach: Soziale Ungleichheit in europäischer Perspektive. Ein Problemaufriss (65-87); Bettina Mahlert: Familie und Nationalstaat. Zu den globalen Bezügen des Klassenbegriffs von Talcott Parsons
(89-104); Eleonore Kofman: Stratifikation und aktuelle Migrationsbewegungen. Überlegungen zu Geschlechterverhältnis und Klassenzugehörigkeit (107-135); Anton Sterbling: Konturen eines europäischen Migrations- und Sozialraums in Südosteuropa (137-160); Michael
Braun, Ettore Recchi: Keine Grenzen, mehr Opportunitäten? Migration und soziale Mobilität
innerhalb der EU (161-183); Roland Verwiebe: Statusveränderungen und innereuropäische
Wanderungen. Ergebnisse einer Verknüpfung qualitativer und quantitativer Befunde (185209); Leslie Sklair: Die transnationale Kapitalistenklasse (213-240); Michael Hartmann:
Transnationale Klassenbildung? (241-258); Steffen Mau, Jan Mewes: Ungleiche Transnationalisierung? Zur gruppenspezifischen Einbindung in transnationale Interaktionen (259-282);
Gerd Nollmann: Die "große Kehrtwende" in der Einkommensverteilung. Wie stark sind die
Effekte der Globalisierung tatsächlich? (283-310).
[85-L] Bernhard, Stefan:
Netzwerkanalyse und Feldtheorie: Grundriss einer Integration im Rahmen von Bourdieus
Sozialtheorie, in: Christian Stegbauer (Hrsg.): Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie : ein neues
Paradigma in den Sozialwissenschaften, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 121-130,
ISBN: 978-3-531-15738-2
INHALT: Der Beitrag untersucht Gemeinsamkeiten und Divergenzen von Netzwerkanalyse und
Feldtheorie (Bourdieu) hinsichtlich der Konzepte von Struktur, Handeln und Sozialkapital.
Die Bedeutung von "Struktur" variiert mit dem jeweiligen theoretischen Kontext. Mit Blau
werden vier Traditionen unterschieden, darunter die für den Autor relevanten im Anschluss
an Levi-Strauss und an die Netzwerkanalyse. Es wird dann geklärt, wie die Netzwerkanalyse
im Rahmen einer Feldanalyse eingesetzt werden kann, ohne dass der genuine Impetus der
Bourdieu'schen Machtanalyse verloren geht. Beides wird mit dem Prinzip der (feldtheoretischen) Einbettung bzw. der (netzwerkanalytischen) Einbettung erreicht. Ausgangspunkt der
Argumentation ist der grundlegend unterschiedliche Zugriff auf die soziale Welt, wie er sich
aus Sicht der Netzwerkanalyse und der Feldtheorie darstellt. Er wird anhand des Struktur-,
des Handlungs- und des Sozialkapitalbegriffs verdeutlicht. Auf dieser Basis wird eine Verbindung von Netzwerkanalyse, Sozialkapitalkonzept und Feldtheorie vorgeschlagen. In Anleh-
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nung an kontextualisierte Konzepte von Sozialkapital wird die Nutzbarmachung der Netzwerkanalyse in feldanalytischer Absicht in einem Modell konkretisiert. Abschließend werden
die Chancen des vorgeschlagenen Modells anhand der Hauptkritikpunkte an der Netzwerkanalyse beziehungsweise der Feldtheorie (Theorielosigkeit und mangelnde Operationalisierung) diskutiert. (ICA2)
[86-L] Boris, Dieter; Gerstenlauer, Therese; Jenss, Alke; Schank, Kristy; Schulten, Johannes
(Hrsg.):
Sozialstrukturen in Lateinamerika: ein Überblick, (Lehrbuch), Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss. 2008, 339 S., ISBN: 978-3-531-15769-6
INHALT: "Im Kontext neoliberaler Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik erfuhren die Länder Lateinamerikas tiefgreifende Veränderungen ihrer Sozialstrukturen. Jedoch kontrastiert die hohe
Relevanz dieser Wandlungsprozesse mit ihrer bislang geringen wissenschaftlichen Erforschung. Der vorliegende Sammelband vereint daher die wenigen und hervorragenden internationalen - vor allem aus Lateinamerika stammenden - Beiträge zu den wichtigsten Dimensionen der gegenwärtigen Sozialstrukturen. Damit wird eine erste theoretische und empirische
Grundlage für weiterführende Analysen der lateinamerikanischen Realität geschaffen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Dieter Boris: Sozialstrukturen in Lateinamerika (9-43); Maristella Svampa: Kontinuitäten und Brüche in den herrschenden Sektoren (45-71); Patricio
Silva: Die Technokratie in der chilenischen Politik (73-93); Gabriel Kessler, Maria Mercedes
Di Virgilio: "Neue Armut" und Mittelschichten in Lateinamerika und Argentinien (95-119);
Francisco Zapata: Entwicklung und Transformation der städtischen ArbeiterInnenklasse (121145); Maria Cristina Bayón: Konturen des informellen Sektors in Mexiko und Argentinien
(147-170); Amy Bellone Hite, Jocelyn S. Viterna: Sozialstrukturveränderungen und ihre Auswirkungen auf die Geschlechterverhältnisse (171-194); Fabiola Escárzaga: Unterschiedliche
Protestformen indigener Sektoren: ein Vergleich (195-219); Comisión Económica para
América Latina v el Caribe (CEPAL): Die gesellschaftliche Situation der Jugend: Spannungen und Widersprüche (221-236); Katherine Andrade-Eekhoff: Die Globalisierung der Peripherie: transnationale Migration und ihre lokalen Auswirkungen in Zentralamerika (237-263);
Christof Parnreiter: Vom "urban bias" zu "anti-urban" Strukturanpassungsprogrammen: Stadtentwicklung in Lateinamerika seit Ende der importsubstituierenden Industrialisierung (265287); Cristóbal Kay: Veränderungen der ländlichen Wirtschafts- und Sozialstrukturen im
Zuge der neoliberalen Globalisierung (289-315); Dieter Boris, Therese Gerstenlauer, Alke
Jenss, Kristy Schank, Johannes Schulten: Sozialstrukturtendenzen und politische Artikulation
in Lateinamerika. Schlussfolgerungen, Thesen, Reflexionen (317-335).
[87-L] Boris, Dieter:
Sozialstrukturen in Lateinamerika, in: Dieter Boris, Therese Gerstenlauer, Alke Jenss, Kristy
Schank, Johannes Schulten (Hrsg.): Sozialstrukturen in Lateinamerika : ein Überblick,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 9-43, ISBN: 978-3-531-15769-6
INHALT: Vor dem Hintergrund der Feststellung, dass das Interesse an Lateinamerika in Deutschland in den letzten Jahren zugenommen hat, untersucht der Verfasser, welche Dimensionen
gesellschaftlicher Realität mit welchen Zielvorstellungen durch eine bestimmte Art von Sozialstrukturanalyse erschlossen werden sollen. Was soll und kann, so die Forschungsfrage,
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Klassen- und Sozialstrukturanalyse leisten? Anschließend wird ein Überblick über die wesentlichen Etappen der lateinamerikanischen Gesellschaftsgeschichte und der jeweils wichtigsten Klassen und sozialen Gruppen vorgestellt. Daran schließt sich die Darstellung der
Grundzüge der Sozialstrukturanalyse in Lateinamerika seit den fünfziger Jahren des vorigen
Jahrhunderts an. Zum Schluss werden die im Sammelband aufgenommenen Beiträge präsentiert. (ICF2)
[88-L] Cevolini, Alberto:
Die Episodisierung der Gesellschaft, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie,
Jg. 13/2007, H. 1/2, S. 136-148 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "'Episodisierung' ist eines der wichtigsten aber zugleich bis heute am wenigstens erforschten Begriffe der Theorie gesellschaftlicher Differenzierung. Versucht man den Episodisierungsbegriff schärfer zu bestimmen, versteht man, dass es nicht nur um die evolutiv hervorgegangene Differenz von Interaktion und Gesellschaft, sondern auch um die unwahrscheinliche Selbsterzeugung der Gesellschaft geht, obwohl die Gesamtgesellschaft nicht lediglich aus Interaktionen besteht. In diesem Beitrag wird die These untersucht, nach der eine
Episodisierung der Gesellschaft in eigentlichem Sinne nur dann entsteht, wenn Interaktion
und Gesellschaft sich voneinander so stark differenzieren, dass man nicht mehr voraussetzen
kann, dass die Gesellschaft unmittelbar auf Interaktionen angewiesen ist. Von nun an bereitet
man sich darauf vor, Interaktionen in Form von Episoden und nicht mehr von ritualisierten
Ereignissen zu organisieren." (Autorenreferat)
[89-L] Danilina, Anna (Anja); Kausch, Stefan; Müller, Annekathrin; Roscher, Tobias:
Zur Analyse und Kritik gesellschaftlicher Verhältnisse: Einleitung, in: Claudio Altenhaun,
Anja Danilia, Erik Hildebrandt, Stefan Kausch, Annekathrin Müller, Tobias Roscher (Hrsg.): Von
"Neuer Unterschicht" und Prekariat : gesellschaftliche Verhältnisse und Kategorien im Umbruch ;
kritische Perspektiven auf aktuelle Debatten, Bielefeld: transcript Verl., 2008, S. 9-31, ISBN: 9783-8376-1000-0
INHALT: Ausgehend von den zwei Begriffen der "(neuen) Unterschicht" und des "abgehängten
Prekariats" nähert sich der vorliegende Band aus kritischer Perspektive den heutigen Beschreibungen und Bewertungen von gesellschaftlichen Verhältnissen und zeigt, wie stark die
divergierenden Perspektiven auf Gesellschaft mit der Nutzung unterschiedlicher Begriffe und
den dazugehörenden Analyserastern verbunden sind. Die kritischen Betrachtungen beziehen
sich darauf, wie gesellschaftliche Gruppen hergestellt und (re-)produziert werden und welche
sozialen und politischen Vorgänge deren Ab- und Ausgrenzungen bewirken. Dabei sind die
Fragen, welche Subjekte und Identitäten daraus hervorgehen und mit welchen Zwängen und
Freiheiten die Einzelnen oder gesellschaftliche Kollektive demzufolge konfrontiert sind, von
besonderem Interesse. Berücksichtigt werden sowohl diskursanalytische Ansätze und Begriffs-Kritiken als auch die Debatten über Prekarisierung als gesellschaftliches Phänomen und
politisch-strategische Produktionen neuer Kategorien. In diesem Spannungsfeld bewegen sich
die einzelnen Beiträge des Bandes, die die Autoren in ihrer Einleitung kurz vorstellen und in
den Gesamtzusammenhang einordnen. (ICI2)
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[90-L] DiPrete, Thomas A.; Gelman, Andrew; Teitler, Julien; Zheng, Tian; McCormick, Tyler:
Segregation in social networks based on acquaintanceship and trust, (Discussion Papers /
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Bildung, Arbeit und
Lebenschancen, Abteilung Ungleichheit und soziale Integration, 2008-204), Berlin 2008, 37 S.
(Graue Literatur;
bibliothek.wzb.eu/pdf/2008/i08-204.pdf);Forschungsbericht/Nummer:SPI2008-204
INHALT: "Using newly collected data from the General Social Survey, we compare levels of segregation by race and along other potential dimensions of social cleavage for ties defined in
terms of trust and acquaintanceship. We further estimate the size of the trust network and
compare its size and structure to recent estimates obtained from the 2004 General Social Survey by McPherson et al. Americans are less disconnected than other recent evidence suggests.
However, if racial segregation is the standard, then America is highly segregated across class
and values dimensions as well as race and ethnicity. We further find that segregation is insensitive to tie strength. Scholars have long found homophily in close ties, while scholars such as
Putnam have looked to weak ties for socially integrative 'bridging' social capital. However,
'bridging' social capital does not appear to be more plentiful for weak ties than it is for strong
ties." (author's abstract)
[91-L] Freytag, Tatjana:
Der unternommene Mensch: Eindimensionalisierungsprozesse in der gegenwärtigen
Gesellschaft, Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2008, 207 S., ISBN: 978-3-938808-44-3
INHALT: "In diesem Buch geht es darum, anhand eines zentralen Kritikbegriffes der Kritischen
Theorie, nämlich dem der Eindimensionalität, exemplarisch aufzuzeigen, wie aktuell und
prägnant sie in ihren Analysen und Begriffen ist. Zunächst wird der Begriff der Eindimensionalität - insbesondere philosophiegeschichtlich - mit dem Ziel entfaltet, die gegenwärtigen
Formen der Reproduktion und Stabilisierung der kapitalistischen (Welt-)Gesellschaft fundiert
problematisieren zu können. Die besondere Forschungsleistung der Untersuchung besteht
dann in der textgenauen Analyse jener gedanklich-realen Strategien, die vor allem in der Bundesrepublik Deutschland für die Gestaltung des sozialen, des politischen und des Bildungssystems entwickelt worden sind und vielfach bereits praktiziert werden. Sie zeigt, wie sich ein
umfassendes Programm einer grundlegenden Anpassung zumal der abhängig Beschäftigten
an die neuen Reproduktionsinteressen der privatwirtschaftlichen Ordnung ausgebildet hat.
Dieser Prozess der marktradikalen Umgestaltung der sozialen Ordnung wird in differenzierten Einzelanalysen - von der Konzeption der von der bayrischen und sächsischen Staatsregierung einberufenen 'Zukunftskommission', über die Entdifferenzierung des Begriffs des Politischen bis zur Standardisierung des Wissenschaftsbegriffs an Hochschulen - minutiös verfolgt.
In der 'unternehmerischen Wissensgesellschaft', so die Vision der Zukunftskommission, wird
der abhängig Beschäftigte zum individualistischen Unternehmer seiner selbst - in Wahrheit
aber: zum unternommenen Menschen." (Autorenreferat)
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[92-L] Fuhse, Jan:
Netzwerke und soziale Ungleichheit, in: Christian Stegbauer (Hrsg.): Netzwerkanalyse und
Netzwerktheorie : ein neues Paradigma in den Sozialwissenschaften, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2008, S. 79-90, ISBN: 978-3-531-15738-2
INHALT: Die Sozialstrukturanalyse erfasst mit statistischen Analysen der Daten aus großangelegten Bevölkerungsumfragen Parameter sozialer Ungleichheit wie ethnische Herkunft, Bildung, Geschlecht, Einkommen und Berufsprestige und setzt sie in Beziehung zueinander. Dahinter steht meist implizit die Vorstellung, dass die Korrelation solcher Parameter nicht nur
etwas über die Ausformung sozialer Ungleichheit aussagt, sondern auch über deren Ursachen.
Im Gegensatz dazu akzentuiert der Autor die Rolle sozialer Netzwerke bei der Konstitution
sozialer Ungleichheit. Es werden dazu Mechanismen diskutiert, über die Netzwerke soziale
Ungleichheit produzieren und reproduzieren. Zunächst erfolgt ein kurzer theoretisch orientierter Überblick über die Entwicklung der Sozialstrukturanalyse mit besonderem Blick auf
die Rolle von sozialen Netzwerken. Anschließend werden verschiede Mechanismen zur Konstitution sozialer Ungleichheit diskutiert: Opportunitätsstrukturen für persönliche Kontakte
wie das Wohnumfeld oder Aktivitätsfoci, soziale Schließung, die Emergenz von Lebensstilen
in Netzwerken und das Sozialkapital-Konzept. Insgesamt wird die Sozialstruktur als eine
Struktur von Symbolbedeutungen und Erwartungen zwischen Individuen gesehen - als "sinnhaft strukturierte Netzwerke". Deswegen nehmen in dieser Betrachtung die sozialen Netzwerke (die relationale Dimension), die Kategorien und die Lebensstile (die symbolische Dimension) zentrale Vermittlungsstellen in der Sozialstruktur ein. (ICA2)
[93-L] Groh-Samberg, Olaf:
Armut, soziale Ungleichheit und die Perspektiven einer "Erneuerung der Sozialkritik", in:
Rolf Eickelpasch, Claudia Rademacher, Philipp Ramos Lobato (Hrsg.): Metamorphosen des
Kapitalismus - und seiner Kritik, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 148-170, ISBN:
978-3-531-15780-1
INHALT: Zunächst werden empirische Befunde zur Entwicklung von Armut und zur Stabilität
sozialer Ungleichheit in der Bundesrepublik Deutschland dargestellt. Die Daten verweisen
nachdrücklich darauf, dass die in der fordistischen Periode institutionell und mental verankerten sozialen Gerechtigkeitsnormen durch die Realität der sozialen Ungleichheiten fortwährend und zunehmend verletzt werden. Daran schließt sich die Frage an, wie diese Entwicklungen soziologisch erklärt und dabei in Beziehung zum Kapitalismus gesetzt werden können. Es
wird die These vertreten, dass die kontinuierliche Zunahme von Armut und sozialer Ausgrenzung auf eine gesellschaftliche Abwertung der fordistischen Lohnarbeitsexistenz zurückzuführen ist. Die Milieus der einfachen, gering qualifizierten Arbeit werden einer 'blindwütigen'
Sozialdisziplinierung unterworfen. Am anderen Ende der sozialen Hierarchie verteidigen die
herrschenden Klassen ihre Privilegien gegen die Bildungsaufsteiger aus den facharbeiterlichen Milieus. Die anhaltenden relativen Chancenungleichheiten im Bildungs- und Berufssystem können als Ergebnis struktureller Spannungen zwischen sozialen Klassenmilieus interpretiert werden. (GB)
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[94-L] Haas, Jessica; Mützel, Sophie:
Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie in Deutschland: eine empirische Übersicht und
theoretische Entwicklungspotentiale, in: Christian Stegbauer (Hrsg.): Netzwerkanalyse und
Netzwerktheorie : ein neues Paradigma in den Sozialwissenschaften, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2008, S. 49-62, ISBN: 978-3-531-15738-2
INHALT: Methodisch und theoretisch ist die Netzwerkanalyse aus ganz unterschiedlichen Disziplinen wie Soziologie, Anthropologie, Mathematik, Psychologie und Physik erwachsen und
kontinuierlich transdisziplinär weiterentwickelt worden. Deutschsprachige Sozialwissenschaftler, wie Leopold von Wiese und Georg Simmel als Begründer der formalen Soziologie,
und auch Kurt Lewin waren später in englischer Übersetzung oder in der Emigration zentral
für die theoretische Entwicklung der Forschung, wie sie sich vor allem in den USA und in
Großbritannien seit den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts vollzogen hat. Der vorliegende
Beitrag zeichnet die Entwicklungen der netzwerkanalytischen und -theoretischen Forschung
der letzten Jahrzehnte in Deutschland zunächst kurz nach,empirisch dann an Hand einer inhaltlichen Kodierung von Artikeln in sozialwissenschaftlichen Zeitschriften im Zeitraum von
1980 bis 2006. Damit wird auf Basis einer empirischen Analyse das aktuelle Feld der Netzwerkanalyse und -theorie in den Sozialwissenschaften in seiner strukturellen Konfiguration in
Deutschland aufgezeigt. In einem weiteren Schritt wird die Veränderung des Feldes über Zeit
mit Blockmodellanalysen verschiedener Phasen dargestellt. Die explorative empirische Übersicht über den Bestand und die Entwicklung des Forschungsfeldes dient schließlich dazu, auf
mögliche Leerstellen und Potentiale hinzuweisen. Gerade neuere netzwerktheoretische Ansätze aus den USA, die sich verstärkt mit der Rolle und Analyse von Kultur als Sinnmuster beschäftigen, können deutschsprachige Ansätze fruchtbar erweitern. (ICA2)
[95-L] Hansen, Georg; Spetsmann-Kunkel, Martin:
Integration und Segregation: ein Spannungsverhältnis, (Lernen für Europa, Bd. 11), Münster:
Waxmann 2008, 162 S., ISBN: 978-3-8309-1999-5 (Standort: UB Köln(38)-36A1853)
INHALT: Die Verfasser zeigen zunächst, dass ein einseitig positiver Gebrauch des Integrationsbegriffes nicht zu rechtfertigen ist und Integration nicht dichotomisch Segregation gegenübergestellt werden kann. Sie stellen im Folgenden unterschiedliche theoretische und empirische
Zugänge vor (Schmitt, Baumann, Weber, Elwert, Bourdieu), die zeigen, dass die Segregation
bestimmter Personengruppen nicht auf den fehlenden Willen der Betreffenden zur Integration
zurückgeführt werden kann, dass vielmehr strukturelle Bedingungen Segregation herbeiführen. Als historische Beispiele werden die Flüchtlinge in den Westzonen der jungen Bundesrepublik und die "Ostjuden" in Kaiserreich und Weimarer Republik genannt. Als Integration
behindernde Momente werden Rechtsetzung, Politik, veröffentlichte Meinung und Sprachgebrauch behandelt. Das Modell der Versäulung in den Niederlanden zeigt, dass "Integration
oder Segregation" eine falsche Alternative ist; beiden stehen vielmehr in einem dialektischen
Verhältnis. Abschließend formulieren die Verfasser Folgerungen für die Integrationspolitik in
acht Politikfeldern. (ICE2)
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[96-L] Häußling, Roger:
Zur Verankerung der Netzwerkforschung in einem methodologischen Relationalismus, in:
Christian Stegbauer (Hrsg.): Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie : ein neues Paradigma in den
Sozialwissenschaften, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 65-78, ISBN: 978-3-53115738-2
INHALT: Um die Schwächen der Netzwerkforschung (NWF) zu überwinden, muss man - so die
These des Beitrags - die Netzwerkforschung an eine grundsätzlichere Konzeptualisierung von
Relationen und relationalen Prozessen zurückzubinden. Zum einen wird damit der Forderung
Rechnung getragen, eine mittlere Position zu beziehen, die das "Dazwischenliegende" fokussiert - also die Welt sozialer Relationen, Figurationen und Interdependenzen, von der aus
überhaupt erst sowohl einzelne Akteure samt ihrer Verhaltensweisen als auch soziale Strukturmuster erklärbar werden. Mit einem relationalistischen Konzept kehrt die NWF wieder zu
Wurzeln der europäischen, insbesondere deutschen Soziologie zurück; denn Simmel, von
Wiese, Vierkandt, Elias und andere haben genau an einem derartigen Theorieprogramm gearbeitet. Auch diese Bezüge werden kursorisch angedeutet. Der Autor geht von zwei zentralen
sozialen Prozessen aus: neben den Interaktionen bilden Interaktivitäten die essenzielle Dynamik. Durch die Zwischenschaltung von zumeist technischen Medien können Interaktivitäten
eine hohe räumliche und zeitliche Unabhängigkeit erlangen, eine gewisse Entkopplung von
sozialen Dimensionen. Zur Veranschaulichung des theoretisch Ausgeführten wird eine empirische Anwendung des Konzepts, nämlich eine Untersuchung zum Einfluss der Unterrichtsinteraktionen auf die Ungleichheitsstrukturen erster Schulklassen, vorgestellt. Das "relationalistisches Interaktionskonzept" differenziert dabei analytisch vier Ebenen, die jeweils einzeln
vorgestellt werden: (1) die Ebene des semantischen Kontextes; die Ebene der Interventionen
(2), die Ebene der Gefühlsäußerungen (3) und die Ebene des Interaktionsnetzwerks (4). Diese
Ebenen sind in vielfältiger Weise miteinander verknüpft. Bei der Darlegung der Ebene des Interaktionsnetzwerks wird diese Verknüpfung behandelt. (ICA2)
[97-L] Hayoz, Nicolas:
Regionale "organisierte Gesellschaften" und ihre Schwierigkeiten mit der Realität der
funktionalen Differenzierung, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg.
13/2007, H. 1/2, S. 160-172 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Funktionale Differenzierung ist die dominierende Differenzierungsform in der Weltgesellschaft. Damit ist aber noch nichts gesagt zur Frage, wie auf regionaler Ebene, vor allem
innerhalb von Staaten mit funktionaler Differenzierung und ihren Auswirkungen umgegangen
wird. In einzelnen Staaten können diverse soziale Bereiche derart unter staatlicher Kontrolle
geraten, dass man von einer organisierten Gesellschaft im Sinne einer bürokratisierten Struktur sprechen kann. In einem noch viel radikaleren Sinne verwirklichen sogenannte semi-autoritäre Regimes in den Ländern der peripheren Moderne eine Organisationsgesellschaft sui generis, die in der Lage ist, funktionale Bereiche in ihrem territorialen Machtbereich mit eigenen Differenzierungen zu neutralisieren." (Autorenreferat)
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[98-L] Heidler, Richard:
Zur Evolution sozialer Netzwerke: theoretische Implikationen einer akteursbasierten
Methode, in: Christian Stegbauer (Hrsg.): Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie : ein neues
Paradigma in den Sozialwissenschaften, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 359-372,
ISBN: 978-3-531-15738-2
INHALT: Am Beispiel des von Tom Snijders u. a entwickelten "stochastic actor-driven model for
network change" werden im vorliegenden Beitrag die Chancen einer Dynamisierung der sozialwissenschaftlichen Netzwerkanalyse eingehender untersucht. Das Verfahren bietet ein breites Spektrum an Möglichkeiten der Modellierung der Evolution von Netzwerken mit Hilfe
struktureller und attributionaler Variablen. Dabei baut es auf einer Vielzahl von bekannten,
soziologischen und sozialpsychologischen Theorien auf. Diese Theorien werden kurz dargestellt. Kernidee des Verfahrens ist es, die Entwicklung des Netzwerkes über die Bestimmung
von Nutzenfunktionen der Akteure zu modellieren. Die Akteure bewerten dabei ihre jeweilige
Position in der Netzwerkstruktur und streben danach eine für sie "angenehmere" und "günstigere" Konfiguration zu etablieren, indem sie neue Beziehungen eingehen oder alte auflösen.
Das Modell wurde dahingehend weiterentwickelt, dass Akteure auch ihre attributionalen Eigenschaften, wie Einstellungen und Verhalten entsprechend ihrer Position in der Netzwerkstruktur ändern können. Die Idee dieses Ansatzes ist es insgesamt, die Koevolution von Relationen und Attributen zu modellieren. Die Möglichkeiten dieser Modellierung werden vorgestellt und diskutiert. (ICA2)
[99-L] Heintz, Bettina; Kieserling, André; Nacke, Stefan; Unkelbach, René (Hrsg.):
Soziale und gesellschaftliche Differenzierung: Aufsätze zur soziologischen Theorie,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 345 S., ISBN: 978-3-531-15849-5
INHALT: "Die in diesem Band gesammelten Aufsätze präsentieren Arbeiten von Hartmann Tyrell aus den letzten 30 Jahren. Der Band vereint Arbeiten zur Differenzierungstheorie, zur Geschichte der Soziologie sowie zur Religions-, Familien- und Konfliktsoziologie." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Hartmann Tyrell: Konflikt als Interaktion (17-38); Zwischen Interaktion und Organisation: Gruppe als Systemtyp (39-54) Zweierlei Differenzierung: Funktionale und Ebenendifferenzierung im Frühwerk Niklas Luhmanns (55-74); Anfragen an die
Theorie der gesellschaftlichen Differenzierung (75-106); Zur Diversität der Differenzierungstheorie - Soziologiehistorische Anmerkungen (107-140); Geschlechtliche Differenzierung
und Geschlechterklassifikation (141-198); Von der ,Soziologie statt Religion' zur Religionssoziologie (199-250); Religiöse Kommunikation: Auge, Ohr und Medienvielfalt (251-314);
Das konflikttheoretische Defizit der Familiensoziologie: Überlegungen im Anschluss an Georg Simmel (315-338).
[100-L] Hollstein, Betina:
Strukturen, Akteure, Wechselwirkungen: Georg Simmels Beiträge zur Netzwerkforschung,
in: Christian Stegbauer (Hrsg.): Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie : ein neues Paradigma in
den Sozialwissenschaften, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 91-103, ISBN: 978-3531-15738-2
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3 Sozialstruktur I: Struktur, soziale Ungleichheit
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INHALT: Der vorliegende Beitrag geht davon aus, dass Akteure zwar durch ihre Netzwerke geprägt und beeinflusst werden, jedoch diesen Strukturen auch nicht völlig ausgeliefert sind:
Akteure mit unterschiedlichen Wahrnehmungen, Interessen, normativen und lebensweltlichen
Orientierungen gestalten zum einen die Netzwerke aktiv mit und beeinflussen zum anderen
auch die Wirkungen von Netzwerken. Die These hier ist: Wenn man die Wirkungen (Funktionen, Leistungen) von Netzwerken sowie ihre Dynamik (Gestaltbarkeit, Veränderbarkeit) verstehen will, benötigt man beides: sowohl Netzwerkstrukturen als auch Akteure sowie schließlich auch eine Vorstellung von ihrem Zusammenspiel. Zunächst werden die unterschiedlichen
Möglichkeiten behandelt, dieses "dialektische Verhältnis" konzeptionell einzuholen und Akteure in die Analyse von Netzwerken mit einzubeziehen. Dann wird gezeigt, dass es bereits
bei Georg Simmel, der als einer der Väter des Netzwerkgedankens gilt, Anschlussstellen für
die Verbindung von struktur- und akteurstheoretischen Perspektiven gibt. Ein solcher konzeptioneller Rahmen für die Analyse von Beziehungen und Netzwerken, der versucht, sowohl
strukturellen wie individuellen Bedingungen der Leistungsfähigkeit und der Dynamik sozialer
Beziehungen und Netzwerke gerecht zu werden und sie in ihrem Zusammenwirken zu analysieren, wird dann grob umrissen. Erträge des Konzepts werden anschließend exemplarisch anhand eines Projekts illustriert, in dem die Veränderungen privater Netzwerke nach der Verwitwung untersucht werden. (ICA2)
[101-L] Holzer, Boris:
Netzwerke, Bielefeld: transcript Verl. 2006, 128 S., ISBN: 3-89942-365-8
INHALT: "Soziale Netzwerke sind seit langem ein Schwerpunkt soziologischer Forschung. Vielfältige empirische Analysen haben dazu beigetragen, dass sich die Netzwerkanalyse als Forschungsprogramm fest etabliert hat. Erst in den letzten Jahren sind Netzwerke vermehrt zum
Thema soziologischer Theoriebildung und - mit der Rede von der 'Netzwerkgesellschaft' auch zum Baustein von Zeitdiagnosen geworden. Dieser Einführungsband vermittelt einen
Einblick in die Erforschung und Analyse von Netzwerken in verschiedenen Anwendungsbereichen. Die Einführung in zentrale Konzepte der soziologischen Netzwerkanalyse wird ergänzt durch eine Diskussion aktueller. Ansätze zu einer Theorie sozialer Netzwerke." (Autorenreferat)
[102-L] Holzer, Boris:
Netzwerke und Systeme: zum Verhältnis von Vernetzung und Differenzierung, in: Christian
Stegbauer (Hrsg.): Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie : ein neues Paradigma in den
Sozialwissenschaften, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 155-164, ISBN: 978-3-53115738-2
INHALT: Die Organisation sozialer Komplexität ist ein gemeinsamer Bezugspunkt von Netzwerken und sozialen Systemen. Beide beruhen auf der selektiven Verknüpfung von Elementen:
Nicht jeder kann mit jedem reden, nicht jede Handlung auf alle anderen bezogen werden. In
der Systemtheorie sind die zu verknüpfenden Elemente allerdings Kommunikationen, also Ereignisse, während es sich bei sozialen Netzwerken um mehr oder weniger stabile Identitäten
wie Personen oder Organisationen handelt. "Adressen" informieren darüber, mit wem Kommunikation möglich und erfolgversprechend ist. Der vorliegende Versuch, die begrifflichen
und gesellschaftstheoretischen Aspekte des Verhältnisses von Netzwerken und Systemen zu-
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sammenführen, kommt zu einem paradoxen Ergebnis: Die Grundstruktur der modernen Gesellschaft legt es nahe, von Personen und ihren Beziehungen zu abstrahieren und auf die Vernetzung von Handlungen (oder Kommunikationen) abzustellen. Gleichzeitig scheint die Tatsache, dass soziale Adressen Schnittpunkte differenzierter Kommunikationskontexte darstellen, ein Denken in Netzwerken plausibler zu machen. Die Nähe der Netzwerkanalyse und
-theorie zu dieser "Alltagstheorie" des Sozialen ist ihre große Stärke - bringt aber gleichzeitig
einige theoretische Beschränkungen mit sich. Die lassen sich nur dadurch überwinden, dass
die Soziologie die "Selbstvereinfachung" der Kommunikation in und zu sozialen Netzwerken
nicht nur zur Kenntnis nimmt, sondern in entsprechenden Analysen auch problematisiert.
(ICA2)
[103-L] Kestel, Christine:
Elitäre Autonomie versus autonome Masse, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der
Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in
Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 5072-5079, ISBN: 978-3593-38440-5
INHALT: "Entlang der Unterscheidung Elite und Masse bzw. Elite und den Anderen erscheint
die Idee von Autonomie als Naturverhältnis prekär. Der naturgegebenen Autonomie eines jeden stehen Eliten gegenüber, die sich qua Fähigkeiten und Einflussmöglichkeiten als autonomer darstellen und als autonomer adressiert werden können. Jeder kann autonom sein, Eliten
sollen jedoch mehr Gestaltungsmöglichkeiten nutzen und mehr Verantwortung auch für die
Anderen übernehmen, sprich: mehr aus ihrer naturgegebenen Autonomie machen und weitreichende Entscheidungen treffen, die den Rahmen für das autonome Handeln der Anderen gestalten. An empirischem Material aus dem Projekt 'Elite-Kommunikation' (qualitative Interviews, Beobachtungsprotokolle) lässt sich für Situationen der Elite-Kommunikation, das
meint hier Veranstaltungsformate, die Elite-Sprecher präsentieren und meist auch eine Publikumsdiskussion anbieten, Folgendes beobachten: Sich ihrer Verantwortung bewusst, bietet
die Elite dem Publikum Orientierung an. Im Rahmen dieser asymmetrischen Situationen präsentieren Elite-Sprecher besonders autonome Geschichten: die eigene Biographie, Erlebnisse,
eigene Entdeckungen und Leistungen. Elite kommuniziert dabei Best-Practice-Beispiele und
Visionen, keine Regeln. Das Publikum will sich nicht sagen lassen, was es tun soll, sondern
aufzeigen lassen, was man tun kann. Autonomie als Naturverhältnis wird so in Situationen
der Elite-Kommunikation zu einer 'Formel', die zur scheinbaren Symmetrisierung der Situation beiträgt. Dabei findet die untersuchte Elite-Kommunikation vor Publika statt, die wohl
eher aus gutbürgerlichen, intellektuellen Individuen bestehen. Die Anderen, zu denen die Elite so symmetrisierend spricht, sind also 'auch nicht dumm'. Für das Diskussionsvorhaben der
Ad-hoc-Gruppe stellt sich vor diesem Hintergrund die Frage, ob das Naturverhältnis Autonomie tatsächlich für alle eine Lösung darstellt bzw. von allen als Lösungsweg gewählt werden
kann: Denn ist nicht der autonomer, der seinen Willen eloquenter formulieren kann? Sollten
nicht vielleicht besser nur die autonom sein, die auch schlau genug sind? In diesen Fragen
zeigt sich pointiert das Prekäre einer Formulierung von Autonomie als Naturverhältnis." (Autorenreferat)
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[104-L] Kraemer, Klaus:
Alles prekär?: Die Prekarisierungsdebatte auf dem soziologischen Prüfstand, in: Rolf
Eickelpasch, Claudia Rademacher, Philipp Ramos Lobato (Hrsg.): Metamorphosen des
Kapitalismus - und seiner Kritik, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 104-117, ISBN:
978-3-531-15780-1
INHALT: "Der Autor schlägt vor, Prekarisierungsprozesse nicht nur auf der Ebene der Erwerbsarbeit zu untersuchen. Vielmehr wird ein mehrdimensionales Konzept skizziert, das ausgehend von der besonderen Bedeutung von Erwerbsarbeit weitere Dimensionen der Lebenslage
einbezieht, um differenzierte Aussagen über Prekarisierung in Gegenwartsgesellschaften zu
ermöglichen. Im Einzelnen wird gezeigt, dass Aussagen über das prekäre Potenzial einer Beschäftigungsform nur bedingt Rückschlüsse auf die Prekarität der Erwerbs- und Lebenslage
zulassen. Zugleich wird vorgeschlagen, systematisch zwischen Prekarität im Sinne einer Abweichung vom Normalarbeitsverhältnis und einer 'gefühlten', d.h. subjektiv wahrgenommenen Prekarität zu unterscheiden." (Autorenreferat)
[105-L] Kropp, Per:
Methodologischer Individualismus und Netzwerkforschung: ein Diskussionsbeitrag, in:
Christian Stegbauer (Hrsg.): Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie : ein neues Paradigma in den
Sozialwissenschaften, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 145-153, ISBN: 978-3-53115738-2
INHALT: Der Beitrag stellt nach einer knappen Beschreibung der Sozialen Netzwerkanalyse und
ihrer Verwandtschaft zum Strukturalismus aktuelle Ansätze des methodologischen Individualismus und der Rational Choice Soziologie vor. Im Zentrum steht dabei die theoretische Integration der Netzwerkperspektive in ein entsprechendes Mikro-Makro-Modell. Abschließend
wird zusammenfassend die Vereinbarkeit von Methodologischem Individualismus, Rational
Choice Soziologie und Sozialer Netzwerkanalyse diskutiert. Die Ausführungen zeigen, dass
der methodologische Individualismus eine Netzwerkperspektive in der Soziologie nicht behindert. Im Gegenteil: Insbesondere in seiner strukturindividualistischen Variante ist es ein
theoretisch fruchtbares Unterfangen, das Verhalten von Akteuren in ihrer sozialen Interdependenz und Eingebettetheit zu untersuchen. Zugleich liefert das beschriebene Mikro-MakroModell eine Heuristik, um solche Anwendungen entsprechend der Rolle der sozialen Netzwerke im Erklärungsprozess zu kategorisieren. Zum einen können soziale Netzwerke als Phänomene der Makro- oder Mesoebene Erklärungen für unterschiedliches Handeln von Individuen und die sich daraus ergebenden Makrophänomene ermöglichen. Exemplarisch wird dies
an Arbeitsmarktprozessen verdeutlicht. (ICA2)
[106-F] Lengfeld, Holger, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Organisierte Ungleichheit. Zum Verhältnis von Arbeitsorganisation, sozialer Klasse und individuellen Lebenschancen
INHALT: Das Projekt untersucht das Verhältnis von sozialer Klasse und Organisationsstruktur
als verschiedene strukturelle Determinanten, durch die Arbeitsorganisationen (Unternehmen
und öff. Verwaltungen) soziale Ungleichheit beeinflussen. Arbeitsorganisationen weisen unterschiedliche Strukturmerkmale auf, aufgrund derer knappe und begehrte Güter in ungleicher
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3 Sozialstruktur I: Struktur, soziale Ungleichheit
Weise an die Beschäftigten verteilt werden. So ist beispielsweise bekannt, dass Beschäftigte
in großen Unternehmen mehr verdienen und öfter aufsteigen als in kleinen Unternehmen. Die
Leitfrage des Projekts ist, in welchem Verhältnis horizontale organisationsstrukturelle Determinanten (interner Arbeitsmarkt, Unternehmens- und Betriebsgröße, Grad der hierarchischen
Differenzierung) zu berufsbezogenen Klassen als vertikale Determinanten von sozialer Ungleichheit stehen. Mit der Klärung dieser Frage wird versucht, einen Beitrag zur Weiterentwicklung des berufsbezogenen Klassenkonzepts von Erikson & Goldthorpe zu leisten. Im
Mittelpunkt stehen drei Fragestellungen: 1. Inwieweit führen Organisationsstrukturen zur
Ausdifferenzierung von Lebenschancen innerhalb von sozialen Klassenlagen (z.B. ungelernte
Arbeiter, Angestellte mit Routinetätigkeiten, Expertenklasse)? 2. Sind bestimmte soziale
Klassen mehr als andere von den horizontalen Ungleichheitseffekten der Organisationsstruktur betroffen, und wenn ja: warum ist dies so? 3. Haben sich Klasse-Organisationseffekte im
Zuge der wirtschaftlichen Globalisierung der 1990er Jahre verändert? Erste Ergebnisse:
Strukturelle Unabhängigkeit: Klasse und Organisationsstruktur sind prinzipiell voneinander
unabhängige Größen der Beeinflussung individueller Lebenschancen: So verdienen Beschäftigte aller Klassenlagen systematisch weniger, wenn sie in Unternehmen mit zuweisungsschwacher Organisationsstruktur arbeiten. Kumulation klasseninterner Ungleichheit: Beschäftigte der am schlechtestgestellten Klassenlagen (ungelernte Arbeiter und Angestellte mit einfachen Dienstleistungstätigkeiten) sind in höheren Maße von den Ungleichheitseffekten der
Organisationsstruktur betroffen: Je nach Organisationszugehörigkeit können sie mit der Wahl
ihrer Arbeitsorganisation mehr gewinnen bzw. verlieren als die Angehörigen der qualifizierten Berufe (Facharbeiter, Dienstklasse). Stabilität trotz Wandel: Der in den 1990er Jahren in
den USA eingesetzte Globalisierungsschub hat die oben genannten Beziehungen zwischen
Klasse und Organisationsstruktur kaum verändert. Gewandelt haben sich allein die Ungleichheit erzeugenden Organisationsmerkmale.
METHODE: Empirische Basis sind Sekundärdatenanalysen mit quantitativen Umfragedaten.
Verwendet werden Employer-Employee-Daten aus den USA von 1991 und 2002. Diese Datensätze enthalten Informationen über die Klassenlage und die Güterausstattung von Beschäftigten und über die Strukturmerkmale der Arbeitsorganisationen, denen die Beschäftigten angehören. Zur Bestimmung der Klassenlage wird auf das aus der Mobilitätsforschung bekannte
EGP-Schema zurückgegriffen.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Lengfeld, H.: Klasse, Organisation und soziale Ungleichheit. Ein
alternativer Blick auf die Sozialstruktur moderner Gesellschaften. Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss. 2009 (in Vorbereitung).+++Lengfeld, H.: Klasse und Organisationsstruktur:
Komplementäre Mechanismen der Herstellung von sozialer Ungleichheit. in: Maurer, A.;
Schimank, U. (Hrsg.): Gesellschaft der Unternehmen - Unternehmen der Gesellschaft. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, S. 191-219.
ART: BEGINN: 2005-01 ENDE: 2008-03 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution;
Wissenschaftler
INSTITUTION: Fernuniversität Hagen, FB Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Arbeitsbereich Soziologie IV Soziologische Gegenwartsdiagnosen (58084 Hagen)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected], Tel. 02331-987-4743,
Fax: 02331-987-4127)
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[107-L] Liepelt, Klaus:
KorRelationen: empirische Sozialforschung zwischen Königsweg und Kleiner Welt, in:
Christian Stegbauer (Hrsg.): Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie : ein neues Paradigma in den
Sozialwissenschaften, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 21-47, ISBN: 978-3-53115738-2
INHALT: Das vorliegende fachpolitisch ausgerichtete "Resümee" beschreibt zunächst die "Irrungen und Wirrungen" der Wahlprognosen durch die Meinungsforschungsinstitute, um dann
Alternativen in den praktische Anwendungsfelder der Netzwerkforschung zu skizzieren. Die
Netzwerkperspektive bietet theoretisch wie methodisch Möglichkeiten, soziale Phänomene
empirisch aufzuspüren und andersartig valide zusammenzuführen. Schon weil der Mensch als
Komponente in mehreren Identitäten auftritt, die ihrerseits mit benachbarten Einheiten interagieren und die zusammen in größere Verbünde eingebettet sind, werden nicht Personen oder
Personengruppen, sondern die jeweils relevanten Segmente der sozialen Organisation durch
entsprechende Kombinationsverfahren in der Netzwerkanalyse ermittelt. Das dafür entstandene Analysekonzept des "Blockmodells", bei dem vergleichbare Netzbeziehungen zu verschiedenen strukturell äquivalenten Blöcken zusammengeführt werden, verbindet verschiedene
Ebenen und Komplexitätsgrade zu einem einheitlichen Untersuchungsobjekt, wenn das rechnerisch sinnvoll ist. Für diesen Ansatz verfügt das Fach heute über ausgefeilte Techniken, mit
denen sich eine sehr große Zahl von Netzen auf Ähnlichkeiten und Besonderheiten absuchen
lässt. (ICA2)
[108-L] Lindner, Diana:
Die experimentelle Überprüfung dynamischer Vernetzungsprozesse, in: Christian Stegbauer
(Hrsg.): Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie : ein neues Paradigma in den
Sozialwissenschaften, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 567-578, ISBN: 978-3-53115738-2
INHALT: Die Akteur-Netzwerk-Theorie wurde von Bruno Latour entwickelt, um vielfältige Formen der Vernetzung zwischen verschiedenen Akteuren zu dekontextualisieren. Akteur-Netzwerk-Theoretiker arbeiten mit einem Akteurkonzept, mit dem die Gleichstellung zwischen
Natur, Technik und Mensch, also zwischen nichtmenschlichen und menschlichen Akteuren,
ermöglicht werden soll. Vor allem plädieren sie für eine sensibilisierte Sicht auf die Konstruktion von Akteuren. Der vorliegende Beitrag geht im Rahmen dieses Ansatzes der Frage
nach, durch welche Methode die Dynamik von Interaktionen zwischen den beteiligten Akteuren, die Entstehung bestimmter Positionen in einem Netzwerk und der Einfluss der Wahrnehmung auf den Verlauf dieser Interaktionen erfasst werden können. Durch eine Triangulation
von qualitativer und quantitativer Netzwerkforschung werden drei Analysemechanismen bzw.
-ebenen verbunden: die Entstehung von Netzwerkstrukturen, die Berücksichtigung individueller Handlungsorientierungen und die konkreten Interaktionen zwischen den beteiligten Akteuren. Will man die relationale Beschreibungssprache von Latour beibehalten, besteht die
größte Herausforderung darin, Handlungsmotive aus der interaktiven Einbindung in eine
Netzwerkstruktur und den sich daraus subjektiv wahrgenommenen Handlungsoptionen abzuleiten. (ICA2)
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[109-L] Lindner, Rolf:
Unterschicht - Eine Gespensterdebatte, in: Rolf Lindner, Lutz Musner (Hrsg.): Unterschicht :
kulturwissenschaftliche Erkundungen der "Armen" in Geschichte und Gegenwart, Freiburg im
Breisgau: Rombach, 2008, S. 9-17, ISBN: 978-3-7930-9519-4 (Standort: UB Bonn(5)-2008/5008)
INHALT: Der deutsche Vizekanzler und Arbeitsminister Franz Müntefering konstatierte im
Herbst 2006: "Es gibt keine Schichten in Deutschland", und stellte fest: "Es gibt Menschen,
die es schwer haben, die schwächer sind". Münteferings Sozialdiagnose war eine Reaktion
auf eine von der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung in Auftrag gegebenen Studie "Gesellschaft im Reformprozess", die Auskunft über die politische Stimmung im Land geben sollte.
Der Begriff "Unterschicht" kommt zwar in der Studie nicht vor, stattdessen ist vom "abgehängten Prekariat" die Rede, das 8% der Bevölkerung ausmache und zusammen mit den
"selbstgenügsamen Traditionalisten" und den "autoritätsorientierten Geringqualifizierten" die
Drittel-Gesellschaft der gefährdeten und potenziell gefährlichen Bevölkerungskreise bildet.
Der vorliegende Beitrag zeigt, dass man mit dieser "Gespensterdebatte" "auf durchaus kuriose
Weise" an den Anfang der organisierten Sozialforschung zurückgekehrt ist. Der Autor vergleicht die SPD-Studie mit der Armutsstudie (1885) von Charles Booth, mit der dieser widerlegen wollte, dass ein Viertel der Bevölkerung Londons in extremer Armut lebe. Das gelang
Booth nicht. Er kam in seinem monumentalen Werk "Life and Labour of the People in London" zu dem Schluss, dass sogar mehr als 30% der Bevölkerung als arm zu bezeichnen sind.
In der Rede vom "abgehängten Prekariat" sieht der Autor die Wiedergänger des "submerged
tenth" des 19. Jahrhunderts, also jener 10% der Bevölkerung, die als gesellschaftlicher Rückstand, als "Bodensatz" klassifiziert wurden. (ICA2)
[110-L] Müller, Hans-Peter:
Lebenschancen und Lebensstile: die kulturellen Dimensionen sozialer Schichtung, in: Steffen
Sigmund, Gert Albert, Agathe Bienfait, Mateusz Stachura (Hrsg.): Soziale Konstellation und
historische Perspektive : Festschrift für M. Rainer Lepsius, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.,
2008, S. 177-206, ISBN: 978-3-531-15852-5 (Standort: UB Bonn(5)-20086026)
INHALT: Der Verfasser erläutert die Relevanz des Ungleichheitskomplexes in modernen, egalitär orientierten Gesellschaften, die den Theoriekontext beleuchten, in dem die ganze Debatte
seit den Tagen von Marx steht. Vor diesem Hintergrund wird Lepsius' Überlegungen zu Sozialstruktur, Politik und Kultur im Bereich sozialer Ungleichheit und sozialer Schichtung nachgegangen, um der Konzeptualisierung von Lebenschancen und Lebensstilen in seinem Denken auf die Spur zu kommen. Schließlich wird an seinen Überlegungen zum Bürgertum als
einer sozialen Stratifikationskonstellation demonstriert, wie die Formation einer selbstständigen Mittelklasse gebildet wurde, welche Dynamiken und Prozesse daran beteiligt sind und
was uns das über das Verhältnis von sozialer Schichtung und Kultur sagt. Es wird argumentiert, dass Lepsius in vielversprechender Weise Webers Nahtstellen als Baustellen in seinen
gesellschaftsanalytischen Ansatz zu sozialer Ungleichheit aufnimmt. Er diskutiert das Verhältnis von Sozialstruktur und Parteien, er konzeptualisiert gewinnbringend das Verhältnis
von sozialer Ungleichheit und sozialen Klassen, er klärt das Verhältnis von sozialer Ungleichheit und Kultur. Die Schwachstellen in Webers Klassentheorie, wie die Beziehung zwischen
Klassen bzw. Marktlagen und sozialen Klassen, die Unterscheidung von Klasse und Stand sowie das Verhältnis von Lebenschancen und Lebensstilen kann er mit Hilfe seiner eigenen
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theoretischen Überlegungen und empirischen Analysen beseitigen. Er hat in diesem Sinne das
soziologische Vermächtnis Webers paradigmatisch umgesetzt. (ICF2)
[111-L] Neckel, Sighard:
Die gefühlte Unterschicht: vom Wandel der sozialen Selbsteinschätzung, in: Rolf Lindner,
Lutz Musner (Hrsg.): Unterschicht : kulturwissenschaftliche Erkundungen der "Armen" in
Geschichte und Gegenwart, Freiburg im Breisgau: Rombach, 2008, S. 19-40, ISBN: 978-3-79309519-4 (Standort: UB Bonn(5)-2008/5008)
INHALT: Der Beitrag diskutiert die Friedrich-Ebert-Studie von 2006 zum "abgehängten Prekariat" und "gefühlter Unterschicht" als exemplarischen Fall der Konstruktion von Sozialkategorien. Die Charakterisierung als "gefühlte" Zugehörigkeit zu einer bestimmten, nämlich der
niedrigsten Sozialkategorie bedeutet für den Autor keine Abwertung "emotionaler" Daten; sie
sind nicht weniger informativ als statistische Zahlen oder kognitiv begründete Urteile. Gefühle sind affektive Stellungnahmen, die auch eine Bewertungsfunktion haben, indem sie uns signalisieren, in welchem Verhältnis wir uns der Welt gegenüber jeweils gerade befinden. Insofern ist es plausibel, dass die Ergebnisse der Ebert-Studie unter Überschriften wie "Lebensgefühle" und "gesellschaftliche Grundstimmungen" präsentiert worden sind. Dennoch hält der
Autor diesen Ansatz aus systematischer Sicht für unzureichend. Er zeigt dies durch einen
Vergleich mit der sozialstrukturellen Analyse des polnischen Soziologen Stanislaw Ossowski
von 1957. Ossowski identifiziert drei typologische Grundkonzeptionen sozialer Ungleichheit,
die im Gesellschaftsbewusstsein beständig nachweisbar seien: die "dichotomische" Vorstellung von der Gesellschaftsstruktur, das "Gradationsschema" einer in sich gestuften Hierarchie
sowie die "funktionelle" Konzeption gegenseitiger Abhängigkeit im Rahmen moderner Arbeitsteilung. (ICA2)
[112-L] Ohnmacht, Timo; Frei, Andreas; Axhausen, Kay W.:
Mobilitätsbiografie und Netzwerkgeografie: wessen soziale Beziehungen sind räumlich
dispers?, in: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie, Vol. 34/2008, Iss. 1, S. 131-164 (Standort:
USB Köln(38)-BP04865; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Gegenstand des Artikels ist die räumliche Anordnung sozialer Netzwerke. Die Raumund Mobilitätssoziologie sowie Diskussionen zum Sozialkapital bilden die theoretische Ausgangslage. Mittels eines Strukturgleichungsmodells (SEM) wird im empirischen Teil des Artikels anhand von Daten aus einer Erhebung ego-zentrierter Netzwerke in der Stadt Zürich
untersucht, inwiefern mobilitätsbiografische Ereignisse im Lebensverlauf - Wohnstandortsund Berufswechsel, Wohndauer am aktuellen Wohnort, Ausbildungsdauer, Geografie der
Orte der Lebensmittelpunkte, Berufe und Ausbildung - die räumliche Ausdehnung sozialer
Beziehungen erklären können. Die empirischen Befunde zeigen, dass die Mobilitätsbiografie
einen starken Einfluss auf die räumliche Verteilung von Netzwerken hat. Die empirischen
Analysen werden in Bezug auf die besprochene Theorie interpretiert." (Autorenreferat)
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[113-L] Opitz, Sven:
Exklusion: Grenzgänge des Sozialen, in: Stephan Moebius, Andreas Reckwitz (Hrsg.):
Poststrukturalistische Sozialwissenschaften, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2008, S. 175-193,
ISBN: 978-3-518-29469-7
INHALT: "Exklusion" und die Topoi der "sozialen Verwundbarkeit", des "Ausgestoßenen", der
"Verlorenen" oder der "Überflüssigen" kennzeichnen so unterschiedliche Fälle wie die von
marodierenden Jugendbanden, Langzeitarbeitslosen oder illegalisierten Migranten. Die einzige derzeit vorliegende Gesellschaftstheorie, die es erlaubt, Prozesse der sozialen Grenzkonstitution konsequent auf die Diskriminierung zwischen inkludierten und exkludierten Personen
zu beziehen, ist Niklas Luhmanns Systemtheorie. Auch wenn diese gemeinhin nicht unter der
Rubrik der "poststrukturalistischen Soziologien" geführt wird, dient sie im vorliegenden Beitrag als Matrix, auf der unter Rückgriff auf die Arbeiten Judith Butlers, Ernesto Laclaus und
Michel Foucaults weiterführende Theorieangebote verortet werden. Diese "poststrukturalistische Adaption der Systemtheorie" ist insbesondere im Anschluss an Luhmanns Spätwerk begründet, wo er soziale Strukturen in Ketten von Ereignissen verflüssigt, die als Differenzen
im Medium Sinn vorgestellt werden. Von diesen Theoriedispositionen ausgehend, wird gezeigt, dass der Beitrag einer derart verfahrenden Soziologie zur Exklusionsdebatte darin besteht, "die personelle Konstitution und Dekonstitution in Relation zu stets prekären Prozessen
sozialer Ordnungsbildung zu behandeln, die bereits auf einer quasiontologischen Ebene
Machtverhältnisse kontingent in Szene setzen". (ICA2)
[114-L] Reuter, Enrico:
Weniger ist mehr: Plädoyer für einen 'exklusiven' Exklusionsbegriff, in: Rolf Eickelpasch,
Claudia Rademacher, Philipp Ramos Lobato (Hrsg.): Metamorphosen des Kapitalismus - und
seiner Kritik, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 171-190, ISBN: 978-3-531-15780-1
INHALT: Das Anliegen des Beitrags besteht darin, das analytische und gesellschaftskritische Potenzial des Konzepts der "Exklusion" zu schärfen, das in letzter Zeit in den Fokus der sozialwissenschaftlichen Debatten über neue soziale Ungleichheiten gerückt ist. Die gängigen Einwände gegen dieses vieldeutige Konzept lassen sich, wie der Autor aufzeigt, entkräften, wenn
man von einem prozessualen Verständnis sozialer Ausgrenzung ausgeht und die Rolle ausgrenzender Akteure im Zentrum der Gesellschaft in den Blick nimmt. Ebendies ist die Perspektive des "exklusiven" Exklusionsbegriffs. (GB)
[115-L] Saar, Martin:
Klasse/ Ungleichheit: vom Schichten der Einheit zu den Achsen der Differenz, in: Stephan
Moebius, Andreas Reckwitz (Hrsg.): Poststrukturalistische Sozialwissenschaften, Frankfurt am
Main: Suhrkamp, 2008, S.194-207, ISBN: 978-3-518-29469-7
INHALT: Die wenig einheitliche Theoriegeschichte des Poststrukturalismus hat keine alternative
Konzeption der Klasse oder der sozialen Ungleichheit hervorgebracht. Dennoch hat sie - so
die These des vorliegenden Beitrags - wichtige Impulse hierfür geliefert, die sich aus seiner
komplexen theoretischen Stellung dem Marxismus gegenüber ergeben. Marxismus und Poststrukturalismus befanden sich stets in einer Beziehung wechselseitiger Nähe und Kritik, und
spezifisch poststrukturalistische Argumente entwickelten sich oft in Abgrenzung zu bestimm-
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ten Orthodoxien und in Bewahrung bestimmter anderer Elemente des marxistischen Denkens.
Die systematische Pointe dieser theoretischen Konstellation wird vereinfacht auf die Formel
gebracht, dass das sozialtheoretische Denken des Poststrukturalismus sich einerseits in Abgrenzung von hierarchischen und reduktiven Verständnissen von Gesellschaft als ein hochdynamisches Denken des dezentrierten Sozialen entwickelt; andererseits halten die meisten
poststrukturalistischen AutorInnen an der Vorstellung fest, dass Gesellschaft als Ort der
Macht und Schauplatz von Ausschluss und Kampf zu denken ist. Eine poststrukturalistische
Neukonzeption des Verhältnisses von sozialer Differenz und Macht ist - so das Fazit - zugleich bescheidener und anspruchsvoller. Sie arbeitet an einer "Kartographierung des Sozialen", in die alle relevanten Verwerfungen und Frontlinien eingezeichnet sind und in der auch
Ausbeutung und Klassenmacht einen Platz haben. (ICA2)
[116-F] Sachweh, Patrick, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Mau, Steffen, Prof.Dr.; Gottschall, Karin,
Prof.Dr. (Betreuung):
Deutungsmuster sozialer Ungleichheit. Eine qualitative Studie
INHALT: Die Untersuchung befasst sich mit der Frage, wie soziale Ungleichheit in Deutschland
von Menschen in benachteiligten und privilegierten sozialstrukturellen Lagen wahrgenommen und interpretiert wird. Dabei geht es sowohl um die Interpretation sozialer Ungleichheit
als makro-sozialer, gesellschaftlicher Tatsache wie auch die Erfahrung sozialer Ungleichheit
in der Lebenswelt der Befragten. Im Mittelpunkt stehen drei Forschungsfragen: 1. Wie wird
soziale Ungleichheit von Menschen erfahren, gesehen und bewertet? 2. Unterscheiden sich
diese Sichtweisen und Interpretationen zwischen verschiedenen sozialen Gruppen? 3. Welche
Vorstellungen und Deutungsmuster werden zur Erklärung und Rechtfertigung sozialer Ungleichheiten herangezogen?
METHODE: Qualitative Interviewstudie (Deutungsmusteranalyse). Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 20; Angehörige der oberen Dienstklasse, Selbstständige; Facharbeiter, einfache Angestellte und Arbeitslose). Feldarbeit: Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Sachweh, Patrick: The 'moral
economy' of social inequality. A study of popular views about poverty and wealth. 2008. See:
www.stanford.edu/group/scspi/pdfs/rc28/conference_2008/p195.pdf .
ART: BEGINN: 2005-10 ENDE: 2008-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Volkswagen
Stiftung
INSTITUTION: Universität Bremen, FB 08 Sozialwissenschaften, Bremen International Graduate School of Social Sciences Chair of Political Sociology and Comparative Analysis of Contemporary Societies (BIGSSS) (Postfach 330440, 28334 Bremen); Universität Bremen, Zentrum für Sozialpolitik Abt. Geschlechterpolitik im Wohlfahrtsstaat (Postfach 330440, 28334
Bremen)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0421-218-4147, e-mail: [email protected])
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3 Sozialstruktur I: Struktur, soziale Ungleichheit
[117-L] Sachweh, Patrick:
Sind Armut und Reichtum ein Problem?: eine qualitative Untersuchung von
Deutungsmustern materieller Ungleichheit, in: Sozialer Fortschritt : unabhängige Zeitschrift für
Sozialpolitik, Jg. 57/2008, H. 9, S. 241-248 (Standort: USB Köln(38)-Haa1098; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich; www.atypon-link.com/DH/doi/abs/10.3790/sfo.57.9.241)
INHALT: "Vor dem Hintergrund wachsender sozialer Ungleichheiten analysiert der Beitrag auf
der Grundlage von zwanzig leitfadengestützten Interviews mit Menschen aus privilegierten
und benachteiligten sozialen Lagen, mit welchen Argumentations- und Begründungsmustern
die Extrempole sozialer Ungleichheit - Armut und Reichtum - kritisiert werden. Armut erscheint dabei aufgrund der damit einhergehenden Einschränkungen im materiellen Lebensstandard, der mit ihr verbundenen Unsicherheit und den entsprechenden psychischen Belastungen als problematisch. Reichtum dagegen wird besonders dann kritisiert, wenn bestimmte
Konsum- und Verhaltensmuster nicht (mehr) über die Erfordernisse einer als allgemeingültig
anerkannten Lebensweise gerechtfertigt werden können, sondern ausschließlich durch Distinktionsbestrebungen motiviert zu sein scheinen." (Autorenreferat)
[118-L] Savage, Mike:
Changing social class identities in post-war Britain: perspectives from mass-observation, in:
Historical Social Research : the official journal of Quantum and Interquant ; an international
journal for the application of formal methods to history, Vol. 33/2008, No. 3 = No. 125, S. 46-67
(Standort: USB Köln(38)-XG05183; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Vorstellung, dass Klassenidentitäten in ihrer Bedeutung über die letzten Jahrzehnte abgenommen haben, ist ein Grundmerkmal vieler zeitgenössischer Sozialtheorien, jedoch
wurde diese Annahme bislang nicht mithilfe der Nutzung historischer Primärdaten systematisch untersucht. Diese Sekundäranalyse verwendet qualitative Daten aus 'MassObservation'-Befragungen, die in den Jahren 1948 und 1990 zum Thema sozialer Klassenidentitäten von Befragten erhoben wurden. Ich verweise dabei auf signifikante Veränderungen
in der Form, wie Klasse in diesen beiden Perioden thematisiert wurde. Es ist nicht einfach ein
Rückgang von Klassenidentitäten festzustellen, sondern eine eher subtile Neuformulierung
der Art und Weise, wie Klasse artikuliert wird. In der früheren Periode verbleibt diese Artikulation ambivalent in Bezug auf den Klassenbegriff als einer 'ascriptive inscription'. 1990 betrachten die Befragten hingegen Klassenidentität nicht als Zuschreibung und Produkt ihrer
Geburt und Erziehung, sondern formulieren einen reflexiven und individualisierten Bericht
von ihrer Mobilität zwischen Klassenpositionen, der die überdauernde Bedeutung von Klassenidentitäten betont. Ebenso wie dieser Artikel einen Beitrag zu Debatten über sich verändernde Klassenidentitäten leistet, stellt er den Wert der Sekundäranalyse qualitativer Daten als ein
Mittel für die Erforschung von Strukturen und Prozessen historischen Wandels heraus." (Autorenreferat)
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3 Sozialstruktur I: Struktur, soziale Ungleichheit
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[119-L] Serbser, Wolfgang H.:
Die Natur der Gesellschaft: zur Genese der gesellschaftlichen Institutionen, in: Karl-Siegbert
Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl.,
2008, S. 2847-2959, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Der Beitrag thematisiert im klassischen Sinne die besondere Natur menschlicher Gesellschaften im Unterschied zu anderen menschlichen Gemeinschaften wie etwa Familienoder Stammesverbänden. An einigen empirischen Beispielen aus der sogenannten 'Neolithischen Revolution' werden die Ursprünge der Gesellschaftsbildung thematisiert: Sie zeigen die
Veränderungen der ökonomischen Ordnung und die sich herausbildenden politischen und
moralischen Ordnungen, ohne die ein solcher Übergang nicht möglich gewesen wäre. Schritt
für Schritt lässt sich zeigen, wie sich formelle gesellschaftliche Institutionen herausbilden und
welchem funktionalen Zusammenhang diese folgen. Im Brückenschlag zur Archäologie und
die formalpragmatischen Ansätze von Robert E. Park und William I. Thomas verarbeitend,
zielen die Ausführungen auf einen Ansatz einer mit der Evolutionstheorie kompatible Gesellschaftstheorie. Der Beitrag zielt mithin auch auf die Bausteine einer Gesellschaftstheorie, die
es erlauben könnten, die moralischen und politischen Ordnungen der Gesellschaften als evolutionäre Produkte zu betrachten. Die jeweilige ökologische Funktionalität ließe sich dann in
Bezug auf die Nachhaltigkeit der Ordnungen hinterfragen." (Autorenreferat)
[120-L] Serdült, Uwe (Hrsg.):
Anwendungen Sozialer Netzwerkanalyse, (Zürcher Politik- & Evaluationsstudien, Nr. 3),
(Internationale Tagung "Anwendungen Sozialer Netzwerkanalyse", 2005, Zürich), Zürich 2005,
181 S., ISBN: 3-908610-22-2 (Graue Literatur;
www.ipz.uzh.ch/forschung/publikationen/ZuerchpolEva/SNA_03.pdf)
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Uwe Serdült: Soziale Netzwerkanalyse in der Politikwissenschaft
(9-24); Thomas Friemel: Die Netzwerkanalyse in der Publizistikwissenschaft (25-36); Philipp
Aerni: Wahrnehmungs- und Netzwerkanalyse von Interessenvertretern in der Gentechnik-Debatte in Entwicklungsländern (37-54); Berno Buechel, Thorsten Teichert, Katja Rost: Netzwerkanwendungen und soziales Kapital in der Betriebswirtschaftslehre (55-70); Janine Dahinden: Soziale Unterstützung bei albanischen Migranten und Migrantinnen aus dem ehemaligen Jugoslawien in der Schweiz: eine Netzwerkanalyse (71-90); Joachim Gerich, Roland
Lehner: Soziale Netzwerke und Substanzaffinität - eine computergestützte egozentrierte Netzwerkerhebung (91-104); Marc Helbling, Sandra Egli, Silvia Matter: Lokale Eliten und kommunale Politiknetzwerke - einflussreiche Akteure in der Einbürgerungspolitik einer Schweizer Gemeinde (105-118); Sebastian Schnorf: Like text to likes: soziale Netzwerke in der Mobilkommunikation (119-132); Christian Stegbauer: Massenmedium und interpersonales Medium: Netzwerkanalyse von Chats mit Redakteuren eines politischen Magazins (133-146);
Chantal Vögeli: Innen- und außenpolitische Entscheidungsstrukturen in der Schweiz: eine
vergleichende Netzwerkanalyse (147-160); Thomas Widmer, Vera E. Troeger: Ereignisdatenbasierte Netzwerkanalyse (161-181).
72
soFid Allgemeine Soziologie 2009/1
3 Sozialstruktur I: Struktur, soziale Ungleichheit
[121-L] Skoda, Uwe:
Kaste, das Kastensystem und die Scheduled Castes, in: Wichard Woyke (Hrsg.): Indien : eine
Einführung, Schwalbach: Wochenschau Verl., 2008, S. 35-54, ISBN: 978-3-899744410-1
(Standort: LB Koblenz(929)-20084387)
INHALT: "Kaum ein anderes Thema wird in Indien derartig emotional diskutiert wie Kaste. In
dieser kurzen Darstellung der Problematik wird zunächst auf Kaste als Fremdzuschreibung in
Bezug zu den indigenen Kategorien hingewiesen, bevor die Ideologie des Kastensystems, der
Wert der Reinheit, aber auch der Einfluss des Kolonialismus, die besondere Stellung der
'Kastenlosen'/ 'Scheduled Castes' und schließlich die Veränderungen von Kaste am Beginn
des 21. Jahrhunderts, unter den Bedingungen eines beschleunigten wirtschaftlichen und politischen Wandels, vorgestellt werden." (Autorenreferat)
[122-L] Stegbauer, Christian (Hrsg.):
Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie: ein neues Paradigma in den Sozialwissenschaften,
(Netzwerkforschung, Bd. 1), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 596 S., ISBN: 978-3531-15738-2
INHALT: "In der Netzwerkanalyse und der Netzwerktheorien stehen Muster von Relationen im
Mittelpunkt der Forschung. Die Netzwerkforschung knüpft an Klassiker der Soziologie und
an verschiedene theoretische Richtungen und bekannte Methoden an. Durch das neue Paradigma der Netzwerkforschung ist aber in den letzten Jahren eine Vielfalt an theoretischen und
empirischen Forschungsarbeiten angestoßen worden, die dieses Feld zum vielleicht dynamischsten Bereich in der Sozialforschung aufsteigen ließ. Dies liegt an der Tatsache, dass mit
Hilfe der Netzwerkforschung Antworten auf zahlreiche noch nicht oder noch nicht ausreichend geklärte Fragen gegeben werden können. Im Band werden wichtige Theoriestränge
und methodische Zugänge, sowohl einführend als auch in Form neuester Forschungsergebnisse behandelt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Christian Stegbauer: Netzwerkanalyse
und Netzwerktheorie. Einige Anmerkungen zu einem neuen Paradigma (11-19); Klaus Liepelt: KorRelationen: Empirische Sozialforschung zwischen Königsweg und Kleiner Welt (2147); Jessica Haas, Sophie Mützel: Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie in Deutschland.
Eine empirische Übersicht und theoretische Entwicklungspotentiale (49-62); Roger Häußling:
Zur Verankerung der Netzwerkforschung in einem methodologischen Relationalismus (6578); Jan Fuhse: Netzwerke und soziale Ungleichheit (79-90); Betina Hollstein: Strukturen,
Akteure, Wechselwirkungen. Georg Simmels Beiträge zur Netzwerkforschung (91-103);
Christian Stegbauer: Weak und Strong Ties. Freundschaft aus netzwerktheoretischer Perspektive (105-119); Stefan Bernhard: Netzwerkanalyse und Feldtheorie. Grundriss einer Integration im Rahmen von Bourdieus Sozialtheorie (121-130); Clemens Blümel: Institutionelle Muster der Wissensproduktion in den Optischen Technologien: Feldtheoretische Perspektiven zur
Interpretation von Netzwerkstrukturen (131-144); Per Kropp: Methodologischer Individualismus und Netzwerkforschung. Ein Diskussionsbeitrag (145-153); Boris Holzer: Netzwerke
und Systeme. Zum Verhältnis von Vernetzung und Differenzierung (155-164); Steffen Albrecht: Netzwerke und Kommunikation. Zum Verhältnis zweier sozialwissenschaftlicher Paradigmen (165-178); Thomas N. Friemel: Netzwerkanalytische Methoden zur Identifizierung
von Kommunikationsrollen (179-190); Christian Stegbauer: Die Bedeutung des Positionalen.
Netzwerk und Beteiligung am Beispiel von Wikipedia (191-199); Florian Straus, Renate Höfer: Identitätsentwicklung und soziale Netzwerke (201-211); Lothar Krempel: Netzwerkana-
soFid Allgemeine Soziologie 2009/1
3 Sozialstruktur I: Struktur, soziale Ungleichheit
73
lyse. Ein wachsendes Paradigma (215-226); Jürgen Pfeffer: Visualisierung sozialer Netzwerke (227-238); Florian Windhager, Lukas Zenk, Hanna Risku: Situated Organizational Mapping (239-249); Sebastian Erlhofer: Missing Data in der Netzwerkanalyse (251-260); Peter
Mutschke: Zentralitätsanomalien und Netzwerkstruktur. Ein Plädoyer für einen "engeren"
Netzwerkbegriff und ein community-orientiertes Zentralitätsmodell (261-272); Cora Schaefer, Bettina Hoser: Die Beeinflussung von Zentralitätsmaßen der sozialen Netzwerkanalyse
durch Gästeaccounts in Internet-Diskussionsforen (273-286); Markus Schubert: Elemente der
Netzwerkanalyse für prognostische Studien. Wie die Netzwerkanalyse deterministische und
stochastische Prognosen ergänzen kann (287-294); Marina Hennig: Mit welchem Ziel werden
bestehende Netzwerke generiert? (295-307); Wolfgang Sodeur, Volker G. Täube: Die Bedeutung der Identifikation von Subgruppen für die Erklärung von Informationsflüssen (309-320);
Matthias Trier, Annette Bobrik: Dynamische Analyse von Netzwerken elektronischer Kommunikation. Kann der Zentralität getraut werden? (323-334); Kai Fischbach, Peter A. Gloor,
Johannes Putzke, Daniel Oster: Analyse der Dynamik sozialer Netzwerke mit Social Badges
(335-345); Jan H. Marbach: Netzwerk und Sozialkapital. Dynamische Zusammenhänge im
Licht von Paneldaten der Umfrageforschung (347-358); Richard Heidler: Zur Evolution sozialer Netzwerke. Theoretische Implikationen einer akteursbasierten Methode (359-372); Michael Mäs, Andrea Knecht: Die Entwicklung von negativen Beziehungen in Schulklassen
(373-384); Dieter Bögenhold, Jörg Marschall: Metapher, Methode, Theorie. Netzwerkforschung in der Wirtschaftssoziologie (387-400); Michael Vyborny, Gunther Maier: Die Regionalforschung als Anwendungsgebiet der Netzwerkanalyse? (401-412); Alexander Mehler,
Barbara Frank-Job, Philippe Blanchard, Hans-Jürgen Eikmeyer: Sprachliche Netzwerke (413427); Carlotta von Bock und Polach: Neue Institutionenökonomie und Netzwerkanalyse.
Theoretische und methodische Anknüpfungspunkte am Beispiel des Spargelanbaus in Brandenburg (429-441); Sam Zeini, Andreas Harrer, H. Ulrich Hoppe: Innovationsprozesse in
Open-Source-Communities aus netzwerkanalytischer Sicht (443-454); Isabel Hatzel, Patric
Üschner: Transparentes Parlament. Informelle Netzwerke der Bundestagsabgeordneten (455466); Reiner Becker: Persönliche Beziehungsnetzwerke und ihre Bedeutung in der Verfestigung von rechtsextremistischen Orientierungen (467-478); Kai Marquardsen, Silke Röbenack: "...der Freundeskreis, der Bekanntenkreis hat sich total verändert". Rekonstruktionen von
sozialen Beziehungskontexten bei Arbeitslosengeld-II-EmpfängerInnen (479-489); Andreas
Wald: Der Netzwerkansatz in der Führungsforschung (493-502); Nicoline Scheidegger: Die
Wirkung struktureller Löcher auf den Karriereerfolg im Management. Eine kontingente Betrachtung (503-516); Philipp Schauwecker: Unternehmen als Akteure egozentrierter Netzwerke (517-527); Claudia Müller: Analyse der Selbstorganisation in virtuellen Wiki-basierten Informationsräumen (529-539); Gerhard Fuchs: Die Steuerung virtueller Projektnetzwerke: email und schlözen (541-553); Birgit Peuker: Untersuchung von Risikokontroversen mittels
netzwerkanalytischer Methoden (557-565); Diana Lindner: Die experimentelle Überprüfung
dynamischer Vernetzungsprozesse (567-578); Stephan Lorenz: Von der Akteur-NetzwerkTheorie zur prozeduralen Methodologie. Kleidung im Überfluss (579-588).
[123-L] Stegbauer, Christian:
"Die Invasion der Physiker": Naturwissenschaft und Soziologie in der Netzwerkanalyse, in:
Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses
der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main:
Campus Verl., 2008, S. 1060-1077, ISBN: 978-3-593-38440-5
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soFid Allgemeine Soziologie 2009/1
3 Sozialstruktur I: Struktur, soziale Ungleichheit
INHALT: "Im Jahre 2002 erscheint das Buch 'Linked' von Albert-László Barabasi. Es trägt den
Untertitel 'The New Science of Networks'. Das Buch wird sofort ein wissenschaftlicher Bestseller. Fast noch bekannter wird ein ähnliches Buch 'Six Degrees. The Science of a Connected
Age' von Duncan Watts. Die Berichte und Rezensionen über beide Bücher erscheinen, unter
anderem in der New York Times, im Economist, Science Magazine und in Nature und sorgen
für die Wahrnehmung der Bücher in einer breiten Öffentlichkeit. Barabasi ist Physiker an der
Universität von Notre Dame in Indiana, USA; Duncan Watts ist promovierter Physiker, lehrt
aber auch Soziologe an der Columbia University in New York. Obgleich die soziale Netzwerkanalyse zu diesem Zeitpunkt, je nach dem, wann man ihren Beginn verortet, bereits 50
oder 70 Jahre als ist, offenbart die 'Neuerfindung', dass die Physiker kaum an die vorhandene
Tradition anschließen. Diese Ignoranz der Physiker gegenüber den Entwicklungen in der Ethnologie, Sozialpsychologie und Soziologie führte innerhalb der Fachwelt der Netzwerkforscher zu heftigen Diskussionen. Dabei ist die Geschichte der Netzwerkanalyse durch die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen geprägt. Neben den Sozialwissenschaften waren schon immer auch Mathematiker und an wesentlicher Stelle auch Physiker
beteiligt. Die neuere Dominanz von Physikern führt dazu, dass naturwissenschaftliche Weltsichten zur Erklärung von sozialen Sachverhalten herangezogen werden. Das bedeutet, dass
Physiker neben Soziobiologen und Hirnforschern sich nun vermehrt auf einem Terrain tummeln, welches ureigenes sozialwissenschaftliches Gebiet ist. Im Vortrag werden einerseits die
Kontroversen um die erfolgreichen Bücher nachgezeichnet, andererseits wird gefragt, warum
eigentlich die Bücher von Naturwissenschaftlern eine offensichtlich größere Aufmerksamkeit
erfahren, als die Werke der Sozialwissenschaftler." (Autorenreferat)
[124-L] Stegbauer, Christian:
Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie: einige Anmerkungen zu einem neuen Paradigma, in:
Christian Stegbauer (Hrsg.): Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie : ein neues Paradigma in den
Sozialwissenschaften, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 11-19, ISBN: 978-3-53115738-2
INHALT: Der vorliegende Sammelband versucht das weite Feld der Netzwerkforschung in den
Sozialwissenschaften umfassend zu dokumentieren. Die Besonderheit der Netzwerkanalyse
(NWA) ist es, dass der Beziehungskontext, die Beziehungsstruktur in die Analysen miteinbezogen wird; im Gegensatz zur klassischen Umfrageforschung, die Menschen eher dekontextualisiert. Der einleitende Beitrag zum vorliegenden Band bietet einen Überblick über die
Forschungsaktivitäten im Feld der NWA und zeigt, dass verschiedene verwandte Fachgebiete
mit denselben Methoden arbeiten und auch weitestgehend auf dieselben Erklärungen zurückgreifen. Er zeigt aber auch, dass die Methodenentwicklung genauso wie die Theorieentwicklung ungleichzeitig verläuft, bzw. nicht alle Fachwissenschaften in den verschiedenen Gebieten über dieselbe Kompetenz verfügen. Die Frankfurter Netzwerktagung im September 2007,
aus der der Band hervorgegangen ist, versuchte das Spektrum der deutschsprachigen Netzwerkforschung aufzuzeigen und dieser Forschungsrichtung einen Schub zu geben. Die Unterscheidungen zwischen Theorie, Methode und Inhalten sind Leitfaden für die Einteilung der
Beiträge. (ICA2)
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3 Sozialstruktur I: Struktur, soziale Ungleichheit
75
[125-L] Thieme, Frank:
Kaste, Stand, Klasse, in: Hermann Korte, Bernhard Schäfers (Hrsg.) - 7. grundleg. überarb.
Aufl.: Einführung in Hauptbegriffe der Soziologie, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S.
185-209, ISBN: 978-3-531-15029-1 (Standort: UB Bonn(5)-2003/7069)
INHALT: Der Autor gibt zunächst eine Einführung in die "natürliche" und soziale Ungleichheit
sowie in die Formen sozialer Ungleichheit. Er führt anschließend in den Begriff der Kaste
ein, wozu er die Definition der Kaste als umfassende soziale Regulation und Legitimation
starrer Hierarchien vorstellt. Er skizziert ferner die Eignung des Begriffs für die soziologische
Ungleichheitsforschung. Seine Ausführungen zum sozialen Stand beziehen sich auf die Definition, die geringe soziale Mobilität, die Legitimation der Ständeordnung und die mittelalterliche Ständegesellschaft in Europa, den Begriff des Standes bei Max Weber und auf ständische Lagen in der Gegenwart. Der Autor erläutert schließlich den Begriff der sozialen Klasse
und skizziert die Geschichte von Klassengesellschaften. Er geht außerdem auf die Klassentheorien bei Karl Marx, Friedrich Engels und Max Weber ein und stellt neuere Theorieansätze vor. Der Informationsteil seines Beitrages enthält Literaturangaben zur Einführung und
eine Übersicht über die zitierte und weiterführende Literatur. (ICI)
[126-L] Vogel, Berthold:
Die Begriffe und das Vokabular sozialer Ungleichheit - in Zeiten ihrer Verschärfung, in:
Rolf Eickelpasch, Claudia Rademacher, Philipp Ramos Lobato (Hrsg.): Metamorphosen des
Kapitalismus - und seiner Kritik, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 93-103, ISBN:
978-3-531-15780-1
INHALT: "Der Autor plädiert in seinem Beitrag dafür, das Vokabular der kritischen Soziologie
sozialer Ungleichheit neu zu bedenken. Im Mittelpunkt dieses Plädoyers stehen die Begriffe
der 'sozialen Verwundbarkeit' und des 'prekären Wohlstands'. In ihnen spiegelt sich eine neue
Zone sozialer Unsicherheiten und Ungleichheiten. Insbesondere für Fachangestellte und
Facharbeiter wachsen im Zuge wohlfahrtsstaatlichen und arbeitsgesellschaftlichen Wandels
soziale Risiken und berufliche Gefährdungen. In den Vordergrund sozialwissenschaftlicher
Forschung treten daher veränderte Konfliktfelder, die in der Mitte der Gesellschaft lokalisiert
sind. Spaltungsbegriffe des Sozialen werden diesen Entwicklungen nicht mehr gerecht." (Autorenreferat)
[127-L] Wacquant, Loic:
Die städtische 'underclass' im sozialen und wissenschaftlichen Imaginären Amerikas, in:
Rolf Lindner, Lutz Musner (Hrsg.): Unterschicht : kulturwissenschaftliche Erkundungen der
"Armen" in Geschichte und Gegenwart, Freiburg im Breisgau: Rombach, 2008, S. 59-77, ISBN:
978-3-7930-9519-4 (Standort: UB Bonn(5)-2008/5008)
INHALT: Der Beitrag geht der Frage nach, woher der Begriff "underclass" kommt, welche Zuschreibungen seinen semantischen Bereich konstituieren, und worin seine gesellschaftliche
und wissenschaftliche Karriere gründet. Die Einführung des Terminus "underclass" geht auf
den Nationalökonomen Gunnar Myrdal zurück. Die sozialstrukturelle Entwicklung hat Myrdal zufolge zwei Hauptursachen: die kontinuierlich steigende Produktivität und den allgemeinen Zugang zu Studium und Berufsausbildung. In ihrer Kombination ruinieren sie den Markt
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soFid Allgemeine Soziologie 2009/1
3 Sozialstruktur I: Struktur, soziale Ungleichheit
für unqualifizierte Arbeit und machen einen wachsenden Teil der Arbeiterschaft tendenziell
überflüssig. Hinzu kommen - hauptsächlich für die USA - Rassendiskriminierung und räumliche Segregation. Die verschiedenen Verwendungsweisen des Begriffs "underclass" teilt der
Autor abschließend systematisierend in drei große Klassen ein, je nachdem, ob der Akzent
auf der Struktur des Arbeitsmarktes, auf dem Verhalten und dem Charakter der inkriminierten
Individuen oder auf den sozialen Besonderheiten des Wohnviertels und der menschlichen
Umgebung liegt. (ICA2)
[128-L] White, Harrison; Fuhse, Jan; Thiemann, Matthias; Buchholz, Larissa:
Networks and meaning: styles and switchings, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für
soziologische Theorie, Jg. 13/2007, H. 1/2, S. 543-555 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich; www.soziale-systeme.ch/pdf/SoSy_1_2_07_White.pdf)
INHALT: "Der Aufsatz setzt Niklas Luhmanns Systemtheorie in Beziehung zur soziologischen
Netzwerkanalyse, um Grundlagen für eine allgemeine Netzwerktheorie zu entwickeln. Er beginnt mit Luhmanns Diskussion von Sinn als einer zentralen Kategorie der Soziologie. Luhmanns Formulierung wird erweitert von einem Fokus auf die Dyade und doppelte Kontingenz
hin zur Reichweite von Netzwerken und daher multipler Kontingenz. Während Kommunikations- und Handlungsaspekte von Sinn in Netzwerken ineinandergreifen, entflechtet der Aufsatz analytisch deren jeweils besondere Bedingungen und führt dabei die Konzepte Netdoms,
Netdom Switching und Discipline ein. Netzwerktheorie lenkt damit den Blick auf das Zusammenspiel von zeitlichen, sozialen und interpretativen Dynamiken in der Konstitution und Verkettung von Sinnhorizonten. Darüber hinaus entfaltet der Aufsatz das Konzept 'Style' als synkopierte Komplexität, um Luhmanns Top-Down-Ansatz bei der selbstreferentiellen Reproduktion von funktionalen Subsystemen zu ergänzen." (Autorenreferat)
4
Sozialstruktur II: Prozess, sozialer Wandel
[129-F] Böhnke, Petra, Dr. (Bearbeitung):
Mobilitätsprozesse und soziales Kapital
INHALT: Benachteiligungen wie Arbeitslosigkeit und Armut stehen im Zentrum der Ungleichheitsforschung. Zwar rückt mehr und mehr die Kumulation sozialer Notlagen in den Mittelpunkt des Interesses, insbesondere dann, wenn es um eine Abkopplung bestimmter Bevölkerungsgruppen vom Wohlstandsniveau der Mehrheitsgesellschaft geht, eine Unterschicht diagnostiziert und deren Reintegrationspotenzial kritisch betrachtet wird. Die empirische Forschung auf diesem Gebiet weist jedoch einige Defizite auf: 1. Die Mehrzahl der Studien
bleibt auf den Zugang zu materiellen Ressourcen beschränkt und schenkt den Auswirkungen
sozialer Ungleichheit auf soziales Kapital sowie der sozialen Integration betroffener Individuen erstaunlich wenig Beachtung; 2. Ebenso vernachlässigt wird der dynamische Aspekt: Man
weiß wenig über den kausalen Zusammenhang von Prekarität und Integration, weil entsprechende Analysen weitgehend auf Querschnittsbetrachtungen zu einem bestimmten Zeitpunkt
beschränkt sind; 3. Schließlich fehlt oft die makrosoziologische Perspektive: Unter welchen
sozialpolitischen Rahmenbedingungen Prekarität die soziale Integration einschränkt oder private Kompensation herauffordert, lässt sich nur in einer ländervergleichenden Perspektive
soFid Allgemeine Soziologie 2009/1
4 Sozialstruktur II: Prozess, sozialer Wandel
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klären. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich das Projekt mit den Wechselwirkungen zwischen prekären Lebenslagen und Sozialkapital in unterschiedlichen wohlfahrtsstaatlichen
Kontexten. Unter diesem Dach sollen einzelne Studien verfasst werden, die jeweils konkrete
thematische Aspekte empirisch genauer beleuchten. Prekäre Lebenslagen umfassen dabei einerseits Benachteiligungen in Form einer Schlechterstellung beim Zugang zu Ressourcen.
Hier stehen insbesondere Armut, Arbeitslosigkeit und soziale Abstiegsprozesse im Mittelpunkt. Darüber hinaus soll es aber auch um Verunsicherung und Prekarität gehen, verstanden
als Abkehr von Kontinuität, Erwartbarkeit und Verstetigung im Lebenslauf. Diese Perspektive rückt zum Beispiel diskontinuierliche Erwerbsverläufe und erhöhte Anforderungen an die
Mobilität und Flexibilität von Arbeitnehmern in den Mittelpunkt und fragt nach deren Konsequenzen. Sozialkapital wird als Oberbegriff für soziale Beziehungen und Netzwerke, informelle Hilfeleistungen, zivilgesellschaftliches Engagement und politische Partizipation verstanden. Zentral für das Projekt ist somit das Verhältnis von Mobilitätsprozessen, Sozialkapital und Wohlfahrtsstaat. Ländervergleichende Panelstudien sind deshalb unabdingbarer Bestandteil des Projekts. Die länderübergreifende Perspektive beinhaltet die Hypothese, dass soziales Kapital in seinen vielen Facetten nach Wohlfahrtsregimetyp unterschiedlich ausgeprägt
ist und auch die Auswirkungen prekärer Lebenslagen auf soziales Kapital je nach Ausgestaltung der wohlfahrtsstaatlichen Sozialschutzsysteme, ideologischen und religiösen Prägungen
variiert. Je nach Fragestellung und verfügbaren Daten wird der methodische Zugang auf der
Mikro- oder Makroebene angesiedelt sein, länderspezifisch oder ländervergleichend angelegt
sein und entweder einen bestimmten Zeitpunkt betrachten oder Entwicklung und Folgen über
mehrere Jahre hinweg beobachten können. Aktuelle Einzelstudien: 1. Kumulation oder Kompensation? Armut und soziale Integration in verschiedenen Wohlfahrtsstaaten; 2. Die Folgen
sozialen Abstiegs; 3. Arbeit und Familie an verschiedenen Orten: Pendeldasein und seine
Konsequenzen.
METHODE: überwiegend Panelanalysen, wenn möglich ländervergleichend
ART: BEGINN: 2007-01 ENDE: 2011-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
keine Angabe
INSTITUTION: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH FSP Bildung, Arbeit
und Lebenschancen Abt. Ungleichheit und soziale Integration (Reichpietschufer 50, 10785
Berlin)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 030-25491-372, e-mail: [email protected])
[130-L] Hradil, Stefan:
Soziale Ungleichheit, soziale Schichtung und Mobilität, in: Hermann Korte, Bernhard Schäfers
(Hrsg.) - 7. grundleg. überarb. Aufl.: Einführung in Hauptbegriffe der Soziologie, Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 211-234, ISBN: 978-3-531-15029-1 (Standort: UB Bonn(5)2003/7069)
INHALT: Der Autor führt zunächst in das Phänomen und den Begriff der sozialen Ungleichheit
ein, um im Anschluss daran die historische Abfolge von Formen sozialer Ungleichheit in der
vorindustriellen Ständegesellschaft, der frühindustriellen Klassengesellschaft und der industriegesellschaftlichen Schichtgesellschaft zu umreißen. In einem weiteren Abschnitt stellt er
die Grundzüge sozialer Schichtung und die Grundbegriffe der Schichtungssoziologie dar. Er
gibt außerdem einen kurzen Überblick über empirische Befunde zu den Bereichen Bildung,
Beschäftigung, Einkommen, Prestige, Macht sowie Schichtung und Schichten. Weitere Themen seiner Einführung sind der soziale Auf- und Abstieg im Schichtungsgefüge und das Un-
78
soFid Allgemeine Soziologie 2009/1
4 Sozialstruktur II: Prozess, sozialer Wandel
gleichheitsgefüge postindustrieller Gesellschaften, das er anhand der typischen Schichtungsstruktur industrieller Gesellschaften, der "neuen" sozialen Ungleichheiten in postindustriellen
Gesellschaften und der "neuen" Lebensweisen verdeutlicht. Der Informationsteil seines Beitrages enthält kommentierte Literatur zur Einführung sowie ein Überblick über die zitierte
und weiterführende Literatur. (ICI)
[131-F] Keil, Silke I., Dr. (Bearbeitung); Deth, Jan W. van, Prof.Dr.; Gabriel, Oscar W., Prof.Dr.;
Meulemann, Heiner, Prof.Dr.; Roller, Edeltraud, Prof.Dr. (Leitung):
European Social Survey
INHALT: Das wichtigste langfristige Ziel des European Social Survey (ESS) besteht darin, die
Interaktion zwischen den sich wandelnden politischen und ökonomischen Institutionen und
den Einstellungen, Überzeugungen und Verhaltensmustern der Bevölkerungen der jeweiligen
Länder zu beschreiben und zu erklären. Das Projekt beinhaltet repräsentative Bevölkerungsumfragen in allen beteiligten Ländern. Dabei wird ein einheitlicher Fragebogen zu verschiedenen Problemen des politischen und gesellschaftlichen Zusammenlebens verwendet, der
durch länderspezifische Fragen sowie wechselnde Schwerpunktthemen (für die erste Welle
waren dies Immigration sowie "Citizenship, Involvement, Democracy") ergänzt wird. Die
einzelnen Länderstudien werden mit möglichst hohen methodischen Standards der empirischen Umfrageforschung durchgeführt. Die erste Welle der Befragungen in den Teilnehmerländern fand 2002/2003 statt. Die Projektidee des ESS entstand in der European Science
Foundation (ESF). Das Projekt wird finanziert von der Europäischen Kommission, der ESF
und nationalen Forschungsförderungseinrichtungen, im Falle Deutschlands ist dies die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Seit Ende September 2003 können nach Abschluss einer äußerst umfangreichen Datenedition und -prüfung alle Interessierten über die vom Norwegian Social Science Data Service (NSD) eingerichtete Homepage ess.nsd.uib.no oder über
einen Link auf der internationalen ESS-Projekthomepage www.europeansocialsurvey.org/archive and data direkt auf die Daten der ersten Welle des ESS zugreifen. Es stehen Daten aus
insgesamt 22 Ländern zur Verfügung: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Griechenland, Irland, Israel, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Schweiz, Slowenien, Spanien, Tschechische Republik und Ungarn. Nutzer können einfache statistische Analysen direkt online durchführen
oder sich die gewünschten Daten herunterladen. Neben den Daten aus den Befragungen ist
über die ESS-Homepage der Zugriff auf eine Reihe von Meta-Daten und eine umfangreiche
Studiendokumentation möglich. Es sind z.B. Informationen über die politischen und die Bildungssysteme der Teilnehmerländer verfügbar, über das Altersprofil der Bevölkerung, die
Durchführung der Feldarbeit, über Ausschöpfungsquoten und Ereignisse im Umfeld der Erhebungen. Die zweite Welle des ESS 2004/2005: Der ESS ist als Zeitreihe angelegt; die Erhebungen sollen in Zweijahresabständen stattfinden. Für die zweite Welle des ESS ist als Befragungszeitraum die zweite Jahreshälfte 2004 vorgesehen, ab 2005 beginnt die Aufbereitung
der Daten. Inhaltliche Schwerpunkte des ESS 2 sind die Themen Gesundheit, Wirtschaftsmoral sowie Familie, Arbeit und Wohlbefinden. Bisher stehen Daten aus den folgenden 17 Ländern zur Verfügung: Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Griechenland,
Großbritannien, Luxemburg, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Schweiz,
Slowenien, Spanien, Tschechische Republik (insg. 17 von 26 vorgesehenen Teilnehmerländern). Die restlichen Länderdaten werden vom NSD so bald wie möglich auf der oben genannten Homepage zugänglich gemacht. Die dritte Welle des ESS: Die Erhebungen für die
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4 Sozialstruktur II: Prozess, sozialer Wandel
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dritte Welle des ESS werden 2006/2007 stattfinden. In Deutschland und einigen weiteren
Teilnehmerländern geht die Studie im September 2006 ins Feld. Inhaltliche Schwerpunkte
dieser Welle werden die Themen persönliches Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit sowie
Lebensabschnitte und Lebensplanung sein. Aufnahme des ESS in das Langfristförderung der
DFG: DFG finanziert die deutsche Teilstudien des ESS bis 2013 Die DFG hat die deutsche
Teilstudie des ESS mittlerweile in ihr Langfristförderprogramm aufgenommen. Damit ist die
Teilnahme Deutschlands am ESS bis 2013 gesichert. GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa
ART: ENDE: 2013-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Stuttgart, Fak. 10 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für
Sozialwissenschaften Abt. I Politische Systeme und Politische Soziologie (Breitscheidstr. 2,
70174 Stuttgart); Universität Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Forschungsinstitut für Soziologie (Greinstr. 2, 50939 Köln); Universität Mannheim, Mannheimer
Zentrum für Europäische Sozialforschung -MZES- Arbeitsbereich B Die politischen Systeme
Europas und ihre Integration (68131 Mannheim); Universität Mainz, FB 02 Sozialwissenschaften, Medien und Sport, Institut für Politikwissenschaft Arbeitsbereich Vergleichende Politikwissenschaft (55099 Mainz)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[132-L] Kroh, Martin:
Wertewandel: immer mehr Ost- und Westdeutsche ticken postmaterialistisch, in:
Wochenbericht / DIW Berlin : Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Jg. 75/2008, Nr. 34, S. 480-486;
Kopie über den Literaturdienst
erhältlichwww.diw.de/documents/publikationen/73/88373/08-34-1.pdf)
INHALT: "Eine gängige These des Wertewandels lautet: Neue 'postmaterialistische' Werte wie
Emanzipation und Selbstentfaltung lösen traditionell bürgerliche Werte wie sozialer Aufstieg
und ökonomische Sicherheit ab. Ursache dieses Wandels, so die Theorie, ist die nachhaltige
Verbesserung der ökonomischen Lebensumstände nach dem Zweiten Weltkrieg. Postmaterialismus ist demnach ein Wohlstandsphänomen. Mit Hilfe des Sozio-oekonomischen Panels
kann gezeigt werden, dass zwischen 1986 und 2006 der Anteil der Postmaterialisten unter
Westdeutschen gestiegen ist. Überraschender Befund: Ostdeutsche sind in den letzten zehn
Jahren deutlich postmaterialistischer geworden und haben nahezu westdeutsches Niveau erreicht. Jede neue Generation ist etwas postmaterialistischer als ihre Vorgängergeneration. Besonders postmaterialistische Bevölkerungsgruppen sind Selbständige, Personen mit hohem
Schulabschluss oder Anhänger von Bündnis90/ Die Grünen. Eine Analyse von Wertorientierungen in Familien zeigt, dass sich erwachsene Geschwister hinsichtlich ihrer Werte deutlich
ähneln, was auf eine Herausbildung von Werten während der Kindheit und Jugend schließen
lässt. Dies zwingt zu einer Neubewertung gängiger Erklärungsmuster: Denn nicht die ökonomische Lage des Elternhauses sondern die Wertvorstellungen der Eltern prägen den Wertekanon." (Autorenreferat)
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4 Sozialstruktur II: Prozess, sozialer Wandel
[133-L] Kuhn, Ursina:
Umverteilung in den Schweizer Kantonen: wie können Unterschiede im Ausmass der
Umverteilung erklärt werden?, (CIS Working Papers, No. 11), Zürich 2006, 39 S. (Graue
Literatur; www.cis.ethz.ch/publications/publications/WP_11_kuhn.pdf)
INHALT: "Diese Arbeit analysiert die Unterschiede in der Höhe der Umverteilung von Reich zu
Arm innerhalb der 26 Schweizer Kantone. Für die Hypothesen wurde eine Vielfalt an Theorien verwendet, wobei aber Theorie über die Heterogenität von Alesina und Glaeser, nach der
ein hoher Ausländeranteil zu einer ablehnenden Haltung zur Umverteilung führen müsste.
Die Einstellung der Bevölkerung wurde aber weder von den Ausländern, noch von der Religion beeinflusst. Hingegen ist die Erklärungskraft des Anteils an Deutschsprachigen auf die
Einstellung zur Umverteilung groß. Die Einstellung zur Umverteilung wiederum erklärt einen
großen Teil der tatsächlichen Umverteilung. Von den politischen Variablen konnte alleine bei
den Vetopunkten, vor allem bei der direkten Demokratie, ein negativer Einfluss auf die Umverteilung festgestellt werden. Wegen der hohen Korrelation zwischen der Sprache und der
direkten Demokratie, bleibt aber die Wirkung der direkten Demokratie auf die Umverteilung
unklar. Obwohl also innerhalb der Schweiz viele Einflüsse kontrolliert werden können, sind
die kulturellen Unterschiede, die in der Politikwissenschaft allgemein wenig beachtet werden,
die beste Erklärung für eine unterschiedliche Umverteilungspolitik." (Autorenreferat)
[134-L] Lau, Jörg:
Risikoreligion und Zukunftsneid: wer marschiert eigentlich noch an die Spitze des
Fortschritts?, in: Merkur : deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Jg. 62/2008, H. 9 = H.
712, S. 773-783 (Standort: USB Köln(38)-AP4481; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag erörtert das so genannte Fortschrittsparadox: In den westlichen Industrieländern hat sich der materielle Lebensstandard in den letzten fünf Jahrzehnten deutlich verbessert und auch der Gesundheitszustand, die Lebenserwartung, die Bildungschancen, die soziale und physische Mobilität sowie die Sicherheit des durchschnittlichen Menschen sind auf
einem historischen Höchststand. Doch warum übersetzt sich all dies nicht in das Gefühl des
Fortschritts? Im selben Zeitraum hat der Anteil der Bevölkerung, der sich als glücklich beschreibt, nicht weiter zugenommen. Im Gegenteil werden immer mehr Depressionserkrankungen und stressinduzierte Krankheiten verzeichnet. Im Zuge der Auseinandersetzung mit dem
Fortschrittsparadox werden die Erklärungsansätze folgender Wissenschaftler berücksichtigt
und mit konkreten Beispielen untermauert: (1) G. Easterbrook, (2) der Glücksforscher R. Layard sowie (3) die Soziologen U. Beck (Risikogesellschaft), (4) K. P. Japp und O. Renn
(Technikfolgeabschätzung). Risikomüdigkeit - die Fähigkeit und Bereitschaft, Gefahren abzuwägen und aus gescheiterten Kalkülen zu lernen, kann sich nach Ansicht des Autors ohne
transparente Verfahren und weitgehende Partizipation nicht bilden. Das Unbehagen am Risiko lässt sich durch Standortappelle nicht abschaffen, höchstens steigern. Die Sehnsucht nach
dem Nullrisiko verstellt Optionen, von denen wir gar nicht wissen können, ob wir sie nicht
doch noch brauchen. Es geht beim Abschied von der Kultur der Angst aber um unser Selbstbild; um die Frage, wie wir gerne leben und wie wir uns sehen wollen. Der Bewohner der Risikogesellschaft wurde stetig ermutigt, angesichts des drohenden Verhängnisses präventiv geduckt umherzulaufen - gewissermaßen wie ein Opfer auf Abruf. Wer aber möchte sich auf
Dauer schon gerne so sehen? (ICG2)
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4 Sozialstruktur II: Prozess, sozialer Wandel
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[135-F] Rosa, Hartmut, Prof.Dr. (Leitung):
1989 als Spezialfall des sozialen Wandels. Zur transformationstheoretischen Analyse des anhaltenden Systemumbruchs
INHALT: Das T-Projekt verfolgt drei Ziele: Erstens versucht es, als Querschnittprojekt die Befunde des SFB 580 in eine systematische Gesamtdeutung des Transformationsprozesses zu
integrieren, der als eine anhaltende Folge von Challenges und Responses verstanden wird.
Zweitens möchte es auf der Grundlage der empirischen Ergebnisse dazu beitragen, der Transformationsforschung ein gesellschaftstheoretisch anschlussfähiges und empirisch gesättigtes
konzeptuelles Fundament zu verleihen. Drittens will es durch die Neubestimmung des Konzepts sozialen Wandels einen Beitrag zur grundlagentheoretischen Forschung leisten. Alle
Aufgaben werden mit Hilfe einer neu entwickelten heuristischen Matrix zur Modellierung sozialer Veränderungsdynamik bearbeitet. In dieser Matrix unterscheiden wir vier Felder, die
untereinander in Wechselwirkung stehen und dabei 'semiautonom' und zugleich elastisch aneinander gekoppelt sind. Spannungen zwischen ihnen treten unvermeidlich auf, da sich alle
vier Felder als dynamisch erweisen und eigenständige Veränderungstendenzen erzeugen. Auf
diese Spannungen wird gewöhnlich mit einer wechselseitigen und flexiblen Anpassung reagiert, aus der sich ein kontinuierlicher 'Mikro-Wandel' ergibt. Eine Challenge entsteht erst
dann, wenn es zu anhaltenden Spannungen oder Unverträglichkeiten zwischen zwei (oder
auch mehreren) Feldern kommt, die mit konfligierenden und inkompatiblen Handlungsimpulsen verbunden sind. Handelt es sich um schwerwiegendere Konflikte oder Fehlentwicklungen, die eine konstitutive Unvereinbarkeit und Divergenz der Felder signalisieren, und wird
die Challenge nicht bewältigt (Responses bleiben aus oder die erfolgenden Responses schlagen fehl), kommt es zu einer Krise. Eine Krise indiziert folglich einen gravierenden Revisionsbedarf. Aus dieser Situation entwickelt sich (potenziell) disruptiver Wandel mindestens eines Feldes. Dieser ist eine Response auf die Krise und stellt kategorial selbst wieder eine
Challenge für die übrigen Felder dar. Projekthomepage: www.sfb580.unijena.de/typo3/14.0.html?&L=1&style=2 . ZEITRAUM: 1989
VERÖFFENTLICHUNGEN: Hartmut Rosa: Four levels of self-interpretation. A paradigm for
social philosophy and political criticism. in: Philosophy and Social Criticism (ISSN 1461734X), Vol. 30, 2004, No. 5-6, pp. 691-720.
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Jena, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, SFB 580 Gesellschaftliche Entwicklungen nach dem Systemumbruch - Diskontinuität, Tradition und
Strukturbildung (Bachstr. 18, 07743 Jena)
KONTAKT: Leiter (Tel. 03641-94-5510, Fax: 03641-94-5512,
e-mail: [email protected])
[136-L] Schädler, Monika:
Der steinige Weg zur "harmonischen Gesellschaft": sozialer Wandel, in: Politische Ökologie,
Jg. 26/2008, Nr. 110, S. 16-19
INHALT: Die gesellschaftliche Spaltung in Arm und Reich ist, so die Verfasserin, eines der
Kernprobleme des heutigen China. Früher waren Unterschiede zwischen Arm und Reich geduldet, der Arme nahm den Reichtum des anderen als Ansporn, hart zu arbeiten in der sicheren Erwartung, dadurch selbst zu Wohlstand zu gelangen. Doch heute argwöhnen viele, dass
der neu erworbene Reichtum weniger auf Fleiß basiert als vielmehr auf unredliche Art und
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4 Sozialstruktur II: Prozess, sozialer Wandel
Weise zustande kam: Korruption und Vetternwirtschaft sind zu einer kritischen Größe geworden, die Regierung ist zu wenig erfolgreich in ihren Bemühungen, diese Missstände einzudämmen. So steht die Glaubwürdigkeit der Kommunistischen Partei Chinas auf dem Spiel
und sie sieht sich genötigt, durch die Unterstützung der Bauern und der Armen ihr Ansehen
und ihre Autorität wiederzugewinnen. Wichtige Ursachen für viele Probleme liegen zum
einen im immer noch unzureichend entwickelten Rechtssystem. Wenngleich die Gesetze vielversprechend sind, kommen Betroffene oftmals nicht zu ihrem Recht. Eine weitere Ursache
ist das Ein-Parteien-System ohne politische Kontrollinstanz. Es ist ein schwieriger Weg für
dieses riesige Land, im Bewusstsein seiner Größe und Verantwortung, seinen Platz in der
Weltgemeinschaft zu finden. Der Westen kommt nicht umhin, so die Autorin, diese neue
Großmacht anzunehmen, zu respektieren und auf diesem Weg zu unterstützen und zu kritisieren. (ICF2)
[137-L] Stiklorus, Jochen:
Die logischen Grundannahmen der sozialwissenschaftlichen Transformationsforschung:
eine Kritik aus prozesslogischer Perspektive, in: Sozialwissenschaftlicher
Fachinformationsdienst : Osteuropaforschung, Bd. 2/2008, S. 9-16
(www.gesis.org/fileadmin/upload/dienstleistung/fachinformationen/servicepublikationen/sofid/Fa
chbeitraege/Osteuropaforschung_2008-2.pdf)
INHALT: Seit Beginn der Transformation in den postsozialistischen Staaten Mittel- und Osteuropas sind die Sozialwissenschaften darum bemüht, die dort stattfindenden Prozesse theoretisch
fassbar zu machen. Ging man zu Beginn der Reformationsphase noch von der in der Modernisierungstheorie postulierten Annahme eines teleologisch bestimmten, linearen Transformationsgeschehens nach dem Vorbild moderner westlicher Gesellschaften aus, musste diese in
den 1990er Jahren als Reaktion auf festzustellende Verzögerungen bzw. Abweichungen von
diesem Entwicklungsweg modifiziert bzw. gänzlich revidiert werden. Der vorliegende Beitrag setzt sich kritisch mit den Erklärungsversuchen der sozialwissenschaftlichen Transformationsforschung auseinander. Der Autor geht davon aus, dass ein Einblick in den inneren Ablauf des Transformationsprozesses und in die gegenwärtige innere Verfassung der Transformationsgesellschaften nur möglich ist, wenn kognitive Strukturen rekonstruktiv einsichtig gemacht werden. Dies ist aufgrund der bekannten, universal einheitlichen Ausgangslage und der
angebbaren historisch spezifischen Entwicklungsbedingungen der Gesellschaft möglich. In
Abhängigkeit von diesen wird der kognitive Entwicklungsprozess jeweils unterschiedlich
weit vorangetrieben, mit der Konsequenz, dass die Mitglieder in unterschiedlichen Gesellschaften über je eigene, spezifische Interpretationen von Welt (Weltbilder) verfügen. Diese
setzen sich über die ihnen innewohnenden Sinnstrukturen in Handlungsweisen um, deren Antriebspotential wiederum in die innere Natur der Gesellschaftsmitglieder eingelassen ist. Damit stoßen die unter spezifisch westeuropäischen Bedingungen entstandenen demokratischen
und marktwirtschaftlichen Institutionen - dem institutionell weitgehend einheitlichen sozialistischen Erbe zum Trotz - bei den Menschen in den Transformationsgesellschaften auf gänzlich unterschiedliche Voraussetzungen, die sich, wie der jeweilige Transformationsverlauf
zeigt, für die übernommenen Institutionen als unterschiedlich anschlussfähig erweisen.
(ICD2)
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4 Sozialstruktur II: Prozess, sozialer Wandel
83
[138-L] Suchanek, Justine:
Gesellschaft, sozialer Wandel und Gesellschaftstypen, in: Herbert Willems (Hrsg.):
Lehr(er)buch Soziologie : für die pädagogischen und soziologischen Studiengänge. Bd. 1,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 89-110, ISBN: 978-3-531-14977-6
INHALT: "Die Soziologie ist Wissenschaft von der Gesellschaft. Ihr zentraler Gegenstandsbereich ist deshalb die Frage danach, wie sich die Gesellschaft konstituiert, was sie vorantreibt
und welchen Trend die aktuelle gesellschaftliche Entwicklung aufweist. Ausgehend von der
historischen Entwicklung der Vorstellung darüber, was Gesellschaft ist, widmet sich der Beitrag dem Begriff des sozialen Wandels, der entlang verschiedener Analysedimensionen beispielhaft an der Entwicklung des Schulsystems vom 16. bis 19. Jahrhundert illustriert wird.
Vorgestellt werden zentrale Theorien des sozialen Wandels, die soziale Wandlungsprozesse
der Gesellschaft erklären: Modernisierungstheorien, marxistische Theorien und Differenzierungstheorien nehmen jeweils verschiedene Perspektiven auf die Entwicklungsgeschichte der
Gesellschaft ein und entfalten unterschiedliche Visionen von der Steuerbarkeit der Zukunft
der Gesellschaft. Schon immer interessierte Soziologen, wohin die Reise, d.h. die gesellschaftliche Entwicklung, gehen könnte. Zeitdiagnosen werden vor allem mittels verschiedener Gesellschaftstypisierungen vorgenommen, indem sie als eine Art Hilfskonstrukt gesellschaftliche Entwicklungstrends in einem einzigen Begriff bündeln und wesentliche gesellschaftliche Merkmale herausstellen. Mit ihrem selektiven Blick können solche Gesellschaftslabel viel mutiger und forcierter die Zukunft beschreiben als es für eine ganze Gesellschaftstheorie, die möglichst alle sozialen Strukturen und Prozesse der Gesellschaft reflektiert, möglich wäre. Vorgestellt wird eine Auswahl von Modellen, die zentrale Herausforderungen der
gegenwärtigen und zukünftigen Gesellschaft anzeigen und deshalb auch für das Erziehungssystem wichtige Entwicklungstrends markieren: Die Postindustrielle Gesellschaft, die Risikogesellschaft, die Multikulturelle Gesellschaft und die Weltgesellschaft." (Autorenreferat)
[139-F] Tarvenkorn, Alexander, M.A. (Bearbeitung); Lauterbach, Wolfgang, Univ.-Prof.Dr. (Betreuung):
Mobilität von einkommensstarken Haushalten im Verlauf der letzten 20 Jahre. Eine Untersuchung auf Basis des Deutschen Sozioökonomischen Panels (SOEP)
INHALT: Ziel der Arbeit ist es, anhand der vorhandenen Daten des SOEP im Verlauf der letzten
20 Jahre Sozial-, Einkommens- und Vermögensprofile von Hocheinkommenshaushalten zu
erstellen. Das Erkenntnisinteresse dahinter ist herauszufinden, ob sich im Zeitverlauf signifikante Unterschiede in den jeweiligen Profilen ergeben, sodass man feststellen kann, ob sich
über die Zeitspanne hinweg die Zusammensetzung der Gruppe der einkommensstarken Haushalte verändert hat. Sind es in diesen Haushalten heute andere Familienstrukturen als vor 20
Jahren? Ist ein hohes Einkommen gleichzeitig mit einem gewissen Vermögen (im herkömmlichen Wortsinn) verbunden? Hat sich die Vermögenszusammensetzung über die Zeit hinweg
verändert? Diese und weitere Fragen sollen Gegenstand der Dissertation sein. In den Rahmen
der Forschungsstelle ordnet sich dieses Thema als Grundlage für die weiterführende eigene
Forschung ein. Es arbeitet vorhandene Daten zum Thema Reichtum und Vermögen auf und
zeigt die obere Grenze der bisher verfügbaren Daten, die das 'Forum für Vermögensforschung' als Untergrenze für die eigene Forschung nutzen kann.
ART: BEGINN: 2006-04 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
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4 Sozialstruktur II: Prozess, sozialer Wandel
INSTITUTION: Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften,
Forschungsstelle "Forum für Vermögensforschung" (Scharnhorststr. 121, 48151 Münster)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0331-977-2525, e-mail: [email protected])
[140-L] Turner, Victor W.:
Liminalität und Communitas, in: Andrea Belliger, David J. Krieger (Hrsg.) - 4. Aufl.:
Ritualtheorien : ein einführendes Handbuch, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 249260, ISBN: 978-3-531-16109-9
INHALT: Der Beitrag beschäftigt sich mit Schwellenzuständen (Liminalität) und einer speziellen
Form der Sozialbeziehung (Communitas). Das Leben ist mit Status- und Positionsveränderungen verbunden, jeder Einzelne ist mal mit fester Struktur, aber auch mit Übergängen konfrontiert.Der Artikel nähert sich dem Phänomen der Übergangsphänomene - die etwa zwischen
verschiedenen Lebensphasen entstehen können - über eine Reihe von Beispielen und Beschreibungen. (ICB)
[141-L] Weiß, Anja; Berger, Peter A.:
Logik der Differenz - Logik des Austausches: Beiträge zur Transnationalisierung sozialer
Ungleichheiten, in: Peter A. Berger, Anja Weiß (Hrsg.): Transnationalisierung sozialer
Ungleichheit, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 7-15, ISBN: 978-3-531-15207-3
INHALT: Die Autoren geben eine Einleitung in die Beiträge des vorliegenden Sammelbandes,
die zum größten Teil auf Vorträge bei der Tagung "Transnationalisierung Sozialer Ungleichheit" zurückgehen, die die Sektion "Soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse" vom 27.28. Januar 2006 an der Ludwig-Maximilians-Universität München veranstaltete. Es wird betont, dass eine Soziologie sozialer Ungleichheit ihren Fokus nicht allein auf eine Logik der
Differenzen zwischen und innerhalb von Nationalstaaten und Regionen, sondern zugleich auf
eine "Logik des Austausches" bzw. der "Ströme" (Castells) richten sollte. Indem sie sich
mehrheitlich mit Migration, grenzüberschreitender sozialer Mobilität oder Interaktionen beschäftigen, versuchen die vorliegenden Analysen dazu einen eigenständigen Beitrag zu leisten. Sichtbar wird dies aber - so die Grundthese des Bandes - erst dann, wenn man sich in der
inter- und transnationalen Ungleichheitsforschung von einer dem Container-Denken verhafteten "Logik der Differenzen" löst. Unter den Gesichtspunkten einer "Logik des Austausches"
können dann transnationale Migrations- und Mobilitätsprozesse ebenso unmittelbar in den
Blick genommen werden wie Interaktions- und Kommunikationsbeziehungen, die sich nicht
nur zwischen den Containern abspielen, sondern zugleich neue transnationale Räume und
auch eigene Zwischenräume bestimmter Migrantengruppen schaffen. (ICI2)
[142-L] Zapf, Wolfgang:
Entwicklung und Sozialstruktur moderner Gesellschaften, in: Hermann Korte, Bernhard
Schäfers (Hrsg.) - 7. grundleg. überarb. Aufl.: Einführung in Hauptbegriffe der Soziologie,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 257-271, ISBN: 978-3-531-15029-1 (Standort: UB
Bonn(5)-2003/7069)
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4 Sozialstruktur II: Prozess, sozialer Wandel
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INHALT: Der Autor skizziert zu Beginn die Definition von Modernisierung und modernen Gesellschaften in der Soziologie sowie die Erklärungsansätze gesellschaftlicher Entwicklung in
der Modernisierungstheorie, die sich auf die Stadien der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung und auf weitere Bedingungen des Modernisierungsprozesses beziehen. Die Grundinstitutionen moderner Gesellschaften zeigt der Autor anschließend in Bezug auf die Konkurrenzdemokratie und Marktwirtschaft sowie der Wohlstandsgesellschaft mit Massenkonsum
und Wohlfahrtsstaat auf. Weitere Themenschwerpunkte seiner Einführung bilden die Sozialstruktur moderner Gesellschaften und die Prozesse der reflexiven und weitergehenden Modernisierung in der Risikogesellschaft. Der Informationsteil seines Beitrages enthält kommentierte Literaturempfehlungen zur Einführung und Vertiefung sowie einen Überblick zur zitierten und weiterführenden Literatur. (ICI)
5
Interaktion
[143-L] Balibar, Etienne:
Zu Georges Labicas Theorie der Gewalt, in: Das Argument : Zeitschrift für Philosophie und
Sozialwissenschaften, Jg. 50/2008, H. 4 = H. 277, S. 523-533 (Standort: UB Bonn(5)-Z70/6; USB
Köln(38)-XG01665; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Das neue Werk des bekannten Marxisten Georges Labica, "Theorie de la violence"
(Neapel-Paris 2007), stellt den ambitionierten Versuch dar, die Grenzen klassischer Reflektionen über die Beziehung von Gewalt und Revolution zu überwinden, indem die aktuellen
Debatten pro und contra Leninismus berücksichtigt und die Antinomien von Gewalt und Gegengewalt unter den Bedingungen des globalen Kapitalismus behandelt werden. Ausgehend
von einem breiten religiösen, philosophischen und anthropologischen Überblick über das
"Übel Gewalt" zeigt Labica, dass es kein einheitliches Konzept der Gewalt gibt, sondern nur
eine konfliktive Artikulation primärer Gewalt - ausgehend von den Herrschaftsbeziehungen
des kapitalistischen Systems - und sekundärer Gewalt, die aus der Verwandlung von Leiden
in Wut und von Wut in Widerstand und Revolte entsteht. Es scheint daher unmöglich, aus der
Perspektive der ausgebeuteten Opfer des Systems - die ja dessen Wurzeln zerstören müssen eine Gandhische Theorie der Gewaltlosigkeit zu rechtfertigen. So gerechtfertigt diese Argumentation auch ist, bleibt sie doch angesichts der ambivalenten Effekte revolutionärer Gewalt
in den antikapitalistischen und amtiimperialistischen Kämpfen des vergangenen Jahrhunderts
unzulänglich. (ICEÜbers)
[144-F] Barth-Weingarten, Dagmar, Dr.phil.; Heidtmann, Daniela, Dr.phil.; Spranz-Fogasy, Thomas, Prof.Dr.phil.; Reitemeyer, Ulrich, Dr.; Schmitt, Reinhold, Dr.sc.hum. (Bearbeitung); Deppermann, Arnulf, Prof.Dr.phil. (Leitung):
Sprachlich-kommunikative Verfahren der Dokumentation von Verstehen in der verbalen
Interaktion
INHALT: Wie zeigen Gesprächsteilnehmer einander, ob und wie sie ihre Partner verstanden haben? Mit welchen sprachlich-kommunikativen Verfahren erreichen sie ein gemeinsames Verständnis? Dient die Thematisierung von Verstehen im Gespräch wirklich nur zur Klärung von
Verstehensproblemen? In welchem Verhältnis stehen Fragen der Verständigung zu den Hand-
86
soFid Allgemeine Soziologie 2009/1
5 Interaktion
lungsaufgaben und dem sozialen Kontext des Gesprächs? Das Projekt untersucht die sprachlich-kommunikativen Verfahren, mit denen Gesprächsteilnehmer einander in der verbalen Interaktion anzeigen, wie sie Beiträge ihrer Gesprächspartner verstehen und wie ihre eigenen
Äußerungen verstanden werden sollen. Das Projekt will am Beispiel der Untersuchung von
"Verstehen in der verbalen Interaktion" einen Beitrag zur Klärung des Zusammenhangs von
Sprachstruktur (sprachliche Konstruktionen), Interaktionsstruktur (kommunikative Aufgaben
und interaktive Organisationsformen) und Sozialstruktur (institutionelle Strukturen und Identitäten) leisten. Dabei wird gefragt, wie sich 'Verstehen' in beobachtbaren Aktivitäten manifestiert und damit als zentrales Konzept einer Theorie der verbalen Interaktion erforscht und
konzeptualisiert werden kann. Vier Teilprojekte widmen sich der gesamten Spannweite von
sprachlich-kommunikativen Verfahren, mit denen Verstehen in der verbalen Interaktion dokumentiert wird: 1. sprachliche Konstruktionen des Verstehens von Äußerungen; 2. multimodale Praktiken der Dokumentation von Verstehen; 3. sequenzielle und interaktionstypologische Organisation von Verstehen; 4. (Re-)Produktion sozialer Strukturen in Verstehensprozessen. GEOGRAPHISCHER RAUM: deutsches Sprachgebiet
METHODE: qualitative Forschung: Konversationsanalyse (sequenzanalytische Einzelfallanalysen und Kollektionsanalysen); multimodale Videoanalyse; ethnographische Gesprächsanalyse; ergänzend: quantitative Korpuslinguistik DATENGEWINNUNG: Gesprächs-/ Konversationsanalyse (Stichprobe: 250; Gespräche). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Deppermann, Arnulf; Elstermann, Mechthild: Lexikalische Bedeutung oder Konstruktionsbedeutungen? Eine Untersuchung am Beispiel von Konstruktionen mit verstehen. in: Stefanowitsch, Anatol; Fischer, Kerstin (Hrsg.): Konstruktionsgrammatik II: Von der Konstruktion zur Anwendung. Tübingen: Stauffenburg 2008, S. 103-133.+++
Deppermann, Arnulf: Verstehen im Gespräch. in: Kämper, Heidrun; Eichinger, Ludwig M.
(Hrsg.): Sprache - Kognition - Kultur. Sprache zwischen mentaler Struktur und kultureller
Prägung. Jahrbücher des Instituts für deutsche Sprache 2007. Berlin: de Gruyter 2008, S. 225261.+++Deppermann, Arnulf; Schmitt, Reinhold: Koordination. Zur Begründung eines neuen
Forschungsgegenstandes. in: Schmitt, Reinhold (Hrsg.): Koordination. Analysen zur multimodalen Interaktion. Studien zur deutschen Sprache, 38. Tübingen: Narr 2007, S. 15-54.+++
Schmitt, Reinhold; Deppermann, Arnulf: Monitoring und Koordination als Voraussetzungen
der multimodalen Konstitution von Interaktionsräumen. in: Schmitt, Reinhold (Hrsg.): Koordination. Analysen zur multimodalen Interaktion. Studien zur deutschen Sprache, 38. Tübingen: Narr 2007, S. 95-128.+++Schmitt, Reinhold: Einleitung. in: Schmitt, Reinhold (Hrsg.):
Koordination. Analysen zur multimodalen Interaktion. Studien der deutschen Sprache, 38.
Tübingen: Narr, 2007, S. 7-14.+++Schmitt, Reinhold; Fiehler, Reinhard; Reitemeier, Ulrich:
Audiovisuelle Datenkonstitution und Koordinationsprozesse. in: Schmitt, Reinhold (Hrsg.):
Koordination. Analysen zur multimodalen Interaktion. Studien zur deutschen Sprache, 38.
Tübingen: Narr 2007, S. 377-410.
ART: BEGINN: 2007-01 ENDE: 2012-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Institut für Deutsche Sprache -IDS- (Postfach 101621, 68016 Mannheim)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0621-1581-309, e-mail: [email protected])
[145-F] Besier, Gerhard, Prof.Dr.Dr. (Bearbeitung):
Täter und Opfer, Mitläufer und Opponenten. Über menschliches Verhalten in Grenzssituationen
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5 Interaktion
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INHALT: Wie werden Menschen zu Tätern, wie zu Opfern, zu Mitläufern oder Opponenten? Bis
in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts schloss man von der Ungeheuerlichkeit der Taten auf
die Täter. Man entwarf Täterprofile - grausame Menschen, die von Grund auf böse sind und
aus den Leiden ihrer Opfer Befriedigung ziehen. Als Gegenbild schuf man das Bild des leicht
verführbaren Bürgers, den eine dämonische Clique hinters Licht führen konnte und dessen
Gutgläubigkeit man ausnutzte. Zwischen den 60er und den 90er Jahre machten Sozialpsychologen und Historiker die Entdeckung, dass "ganz normale Menschen", zum Teil liebevolle
Väter und Ehemänner, sich unter experimentellen oder realen Bedingungen - etwa als Lagerwächter - wie Bestien verhalten konnten. Hier wie in anderen Fällen löst die Situation Reize
aus, die Menschen veranlassen, eine bestimmte Rolle einzunehmen. "Täter", aber auch "Helfer" werden durch ihr Verhalten in bestimmten Situationen belohnt. Angesichts solcher Befunde erscheint es nahe liegend, sich von gewissen ideologischen Komponenten menschlichen Verhaltens zu verabschieden und eine Anthropologie zu formulieren, die menschlichen
Motivationen und Verhaltensdispositionen tatsächlich entspricht. S. unter: tudresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/philosophische_fakultaet/fak/europa/projects/book_cri
minalandvictim_html .
ART: BEGINN: 2007-01 ENDE: 2010-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
keine Angabe
INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Europastudien (01062 Dresden)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0351-463-42171, e-mail: [email protected])
[146-F] Blank, Hartmut, Priv.Doz. Dr.; Dietz, Jörg, Prof.Dr. (Bearbeitung); Petersen, Lars-Eric,
Priv.Doz. Dr. (Leitung):
Soziale Diskriminierung durch Individuen und Gruppen
INHALT: Das 'Paradigma der minimalen Gruppen' ist ein klassisches und häufig verwendetes experimentelles Paradigma in der Sozialpsychologie zur Untersuchung von diskriminierenden
Verhaltensweisen. Bislang wurde das 'Paradigma der minimalen Gruppen' nur in Untersuchungen mit Einzelpersonen angewendet. Der innovative Aspekt der in diesem Forschungsprojekt durchgeführten Experimente liegt nun darin, das 'Paradigma der minimalen Gruppen'
auf die Gruppenebene zu übertragen, d.h. die innerhalb des Untersuchungsparadigma geforderten Distributionsentscheidungen nicht mehr von Individuen, sondern von Gruppen treffen
zu lassen. Zentrales Anliegen der durchgeführten Untersuchungen ist es dabei, die Bedeutung
der Intergruppeninteraktion für den Prozess der sozialen Diskriminierung zu untersuchen und
die Entscheidungen von Individuen und Gruppen miteinander zu vergleichen. Erklärungen für
gefundene Effekte rekurrieren auf die Theorie der sozialen Identität, das Modell des Gruppendenkens und die Theorie der Selbstaufmerksamkeit.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Petersen, Lars-Eric; Dietz, Jörg; Frey, Dieter: The effects of intragroup interaction and cohesion on intergroup bias. in: Group Processes and Intergroup Relations (ISSN 1368-4302), Vol. 7, 2004, issue 2, pp. 107-118.+++Petersen, Lars-Eric, Blank,
Hartmut: Ingroup bias in the minimal group paradigm shown by three-person groups with
high or low state self-esteem. in: European Journal of Social Psychology (ISSN 0046-2772),
Vol. 33, 2003, issue 2, pp. 149-162.+++Petersen, Lars-Eric; Blank, Hartmut: Reale Gruppen
im Paradigma der minimalen Gruppen: wirkt die Gruppensituation als Korrektiv oder Katalysator sozialer Diskriminierung? in: Zeitschrift für Experimentelle Psychologie (ISSN 00442712), Jg. 48, 2001, H. 4, S. 302-316.
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soFid Allgemeine Soziologie 2009/1
5 Interaktion
ART: BEGINN: 2002-04 ENDE: 2007-03 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozialwissenschaften
und historische Kulturwissenschaften, Institut für Psychologie Abt. Sozial- und Organisationspsychologie (06099 Halle)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0345-55-24373, Fax: 0345-55-27061,
e-mail: [email protected])
[147-L] Bongaerts, Gregor:
Handelt der Leib?: zum Verhältnis von Handlungstheorie und "Practice Turn", in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der
Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus
Verl., 2008, S. 5908-5915, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Unter dem Titel 'Practice Turn' wird zurzeit eine theoretische Perspektive diskutiert,
die einen Bruch mit den traditionellen soziologischen Handlungs- und Strukturtheorien markieren soll. Bislang wird durch die Summierung von vergleichbaren Kategorien für so verschiedene Theorien wie denen von Giddens, Bourdieu, Latour, de Certeau u.a. eine Konvergenzperspektive konstruiert. Neben einer Hinwendung zu implizitem Wissen, der Tätigkeit
im Vollzug, Kreativität, Körperlichkeit, Materialität und Kontextualisierung sozialer Praktiken findet sich in den Systematisierungsversuchen eine mehr oder minder explizite Abwendung vor allem von der auf Max Weber zurückgehenden handlungstheoretischen Tradition.
Die Definition von Handeln und Handlung durch den subjektiv damit verbundenen Sinn, die
Frage nach der Einheit der Handlung und die scheinbare Präferenz für Zweckrationalität, zumindest aber Zweckorientierung werden den Kategorien der praxistheoretischen Perspektive
entgegengesetzt. Damit wird auch die phänomenologische Handlungstheorie mit ihrem Theoriebezug zu Weber einerseits und ihrer bewusstseinsphilosophischen Tradition andererseits
durch die Fokussierung von präreflexiven und maßgeblich körperlich-materiellen sozialen
Praktiken herausgefordert. Der Verfasser wird am Beispiel der Handlungstheorie von Alfred
Schütz Möglichkeiten und Probleme einer phänomenologischen Rekonstruktion der praxistheoretischen Perspektive diskutieren. Kritisch wird dabei in den Blick geraten, dass Schütz'
Begriffsinstrumentarium zwar nicht ohne eine leibphänomenologisch angeleitete Umstellungen des Sinnbegriffs leiblich-körperliches Verhalten als präreflexiv sinnhaft erfassen kann,
aber dass seine Handlungstheorie dennoch Grundbegriffe bereitstellt, die den Einsichten und
Intuitionen der praxistheoretischen Perspektive ein phänomenologisch geklärtes Fundament
liefern können. Die zeittheoretische Unterscheidung von Handeln und Handlung erscheint dabei als geeigneter Ausgangspunkt zur phänomenologischen Rekonstruktion des Verhältnisses
von bewusstem Handeln und präreflexivem leiblichen Lernen." (Autorenreferat)
[148-L] Bongaerts, Gregor:
Verhalten, Handeln, Handlung und soziale Praxis, in: Jürgen Raab, Michaela Pfadenhauer,
Peter Stegmaier, Jochen Dreher, Bernt Schnettler (Hrsg.): Phänomenologie und Soziologie :
theoretische Positionen, aktuelle Problemfelder und empirische Umsetzungen, Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 223-232, ISBN: 978-3-531-15428-2
soFid Allgemeine Soziologie 2009/1
5 Interaktion
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INHALT: Im Diskurs der soziologischen Theorie wird zurzeit ein "practice turn" ausgerufen und
als theoretische Perspektive präsentiert, die im Vergleich zu den klassischen Theorieangeboten der Soziologie eine neue "social ontology" erschließen soll. Der Autor zeigt in seinem
Beitrag zunächst, welche Merkmale den "practice turn" als Theorieangebot kennzeichnen. Er
fragt anschließend nach der Ausprägung impliziten Wissens und damit verbundener sozialer
Tätigkeiten, die für die Sozialphänomenologie eine Herausforderung darstellen. Er greift hierzu einerseits die Kritik an Schütz' reflexivem Sinnbegriff auf und erschließt andererseits im
Rekurs auf Bourdieus Habituskonzept einen Phänomenbereich, der in Schütz' Handlungstheorie systematisch ausgeblendet wird: nicht-bewusstseinsfähiges habituelles Verhalten. Der
Rückgriff auf Bourdieu bietet sich deshalb an, weil er zum einen als Hauptvertreter des "practice turn" angesehen wird und zum anderen, weil er ein ausgereiftes Verständnis impliziten,
habituellen Wissens formuliert hat. Der Autor arbeitet vor diesem Hintergrund die Potenziale
einer Umdeutung von Schütz' Sinnbegriff heraus, wobei er Merleau-Pontys Begriff des "inkarnierten Sinns" als Modell für Konstitutionsanalysen von Verhalten, Handeln und Handlung verwendet. (ICI2)
[149-L] Burkart, Günter:
Distinktionsgefühle, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie : Zweimonatsschrift der
internationalen philosophischen Forschung, Sonderband, 2007, H. 14, S. 159-174
INHALT: Unumstritten ist, dass es Gefühle gibt, die in besonderer Weise soziale Gefühle sind,
weil sie soziale Situationen und Beziehungen strukturieren. Im vorliegenden Beitrag geht es
um eine spezielle Art sozialer Gefühle, die bevorzugt im Zusammenhang mit Verhältnissen
von sozialer Ungleichheit, Macht und Herrschaft auftreten können. Solche Verhältnisse, so
die These, sind auf eine emotionale Fundierung durch Distinktionsgefühle angewiesen und
damit auch wirkungsvoller "legitimiert". Gefühle der Über- und Unterlegenheit, zum Beispiel
Stolz und Scham, Verachtung und Neid, treten besonders in modernen Konkurrenzgesellschaften auf. Hinter dieser Annahme steht die allgemeinere Vorstellung, dass Gefühle eine
wichtige Basis von Sozialität darstellen. Dies wird erst neuerdings in der Soziologie wieder
stärker anerkannt und berücksichtigt. Deshalb geht der Text zunächst kurz auf allgemeine
emotionssoziologische Grundlagen ein, bevor dann im zweiten Abschnitt Distinktionsgefühle
erörtert werden. An zwei Beispielen werden ihre Besonderheiten genauer diskutiert. Zunächst
geht es um Scham als Unterwerfungspraxis und Beschämungsstrategien als Machtmittel.
Dann wird das Distinktionsgefühl Neid in zwei Ausprägungen genauer betrachtet, als Missgunst und als Bewunderungsneid. Der Beitrag schließt mit Überlegungen zur sozialen Funktion von Distinktionsgefühlen. (ICA2)
[150-F] Clausen, Thies, Dr.phil. (Bearbeitung); Nida-Rümelin, Julian, Prof.Dr. (Betreuung):
Rationalitätstheoretische Grundlagen der Sozialwissenschaften. Zur Anwendung der Entscheidungstheorie
INHALT: In dem Dissertationsprojekt hat sich der Bearbeiter mit der Frage beschäftigt, ob und
ggf. wie Rationalitäts- und andere Verhaltensannahmen der entscheidungstheoretischen Sozialwissenschaften die Anwendung dieses ursprünglich (mikro-)ökonomischen Paradigmas limitieren. Sind die Standardinstrumente (mikro-)ökonomischer Theorie und ihre Anwendung
wirklich so unproblematisch wie das mangelnde Interesse des ökonomischen mainstreams an
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methodologischen Grundlagendebatten es suggeriert? Ist insbesondere der rationalitätstheoretische Kern des aktuellen Paradigmas des methodischen Individualismus, die Entscheidungstheorie (rational choice-theory), geeignet, die sehr unterschiedlichen und oft komplexen
Handlungen ökonomischer, politischer und anderer Akteure zu modellieren? Diese Fragen
stellen sich nicht nur immer mehr methodologisch interessierte Ökonomen. Auch in anderen
Disziplinen wie den Politikwissenschaften, auf deren Gegenstände 'ökonomische Methoden'
in den letzten Jahren vermehrt angewandt wurden, mehren sich kritische Stimmen, die nicht
selten eine radikale Abkehr von entscheidungstheoretischen Methoden fordern. Schließlich
sind Fragen der Adäquatheit ökonomischer Methoden und entsprechender Gutachten Gegenstand umkämpfter politischer Diskurse. Radikale Kritik an dem entscheidungstheoretischen
Ansatz in den Sozialwissenschaften ist seines Erachtens nicht nur wirkungslos, sondern in so
gut wie allen Fällen ähnlich schlecht begründet wie die Argumente, mit denen der wirtschaftswissenschaftliche mainstream nach wie vor jede rationalitätstheoretische Kritik reflexartig zurückweist. In einem ersten Schritt entwickelt der Bearbeiter deshalb eine wissenschaftstheoretisch fundierte Methode der Kritik an entscheidungstheoretisch-sozialwissenschaftlichen Modellen. Diese ist gradualistisch und vermeidet die traditionelle Selbstüberschätzung der Philosophie in Hinblick auf Normen fachwissenschaftlicher Forschung. In Absetzung von beiden o.g. Positionen versucht er dann zu zeigen, dass die Entscheidungstheorie,
korrekt interpretiert, tatsächlich eine gute Rationalitätstheorie ist. Das heißt aber nicht, dass
sich alle sozialwissenschaftliche Gegenstände mittels ökonomischer Methoden zufriedenstellend erklären und prognostizieren lassen. Die Anwendung der Entscheidungstheorie in sozialwissenschaftlichen Modellen führt nämlich dazu, dass erhebliche Idealisierungen vorgenommen werden müssen, die die Adäquatheit der Modelle gefährden. Dies gilt insbesondere für
Idealisierungen, die der Komplexität rationaler Motivation und der Heterogenität von Akteuren begegnen sollen.
ART: ENDE: 2008-02 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität München, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Geschwister-Scholl-Institut für Politische Wissenschaft Lehrstuhl für Politische Theorie und Philosophie Prof.Dr.
Nida-Rümelin (Oettingenstr. 67, 80538 München)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 089-2180-5773, Fax: 089-2180-99-5773,
e-mail: [email protected]); Betreuer (Tel. 089-2180-9020,
Fax: 089-2180-9022, e-mail: [email protected])
[151-L] Eifler, Stefanie:
Soziale Kontrolle im öffentlichen Raum, in: Hans-Jürgen Lange, H. Peter Ohly, Jo Reichertz
(Hrsg.): Auf der Suche nach neuer Sicherheit : Fakten, Theorien und Folgen, Wiesbaden: VS Verl.
für Sozialwiss., 2008, S. 269-280, ISBN: 978-3-531-16124-2
INHALT: Der Artikel befasst sich mit der Bedeutung "sozialer Kontrolle" im öffentlichen Raum.
Er beobachtet einen Wandel der Formen "sozialer Kontrolle", zu sehen etwa an der Auslagerung von Überwachungs- und Kontrollfunktionen an private Sicherheitsdienstleister: Dies
wird als "Kustodialisierung" beschrieben. Über die Techniken sozialer Kontrolle kommt der
Beitrag so zur Videoüberwachung öffentlicher Plätze und Räume. Es wird die Frage gestellt,
ob das "Kollektivgut" Sicherheit durch die Videoüberwachung gut geschützt werden kann,
zumal es mit anderen Gütern, etwa dem Recht auf Privatsphäre, kollidieren mag. Der Beitrag
erläutert dann ausführlich soziologische Modelle der Verbrechensentstehung, die einen "motivierten Täter", ein "passendes Ziel" und die "Abwesenheit eines Wächters" (oder einer Wach-
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funktion, also Schutz- und Kontrollmaßnahme) voraussetzen. Es werden dann Beispiele für
Videoüberwachung und Kriminalitätsreduktion benannt und Erfahrungen aus Großbritannien
aufgeführt, wo Videoüberwachung sehr flächendeckend praktiziert wird. Der Beitrag sieht
aber den Beleg für eine effektive Kriminalitätsreduktion noch nicht erbracht, vielmehr könnte
es zur Verschiebung oder Verlagerung von Taten in andere Räume gekommen sein. Abschließend fordert der Artikel eine Evaluation von "Strategien sozialer Kontrolle", wobei insbesondere eine - bislang noch ausstehende - Durchführung von Kosten-Nutzen-Analysen eingefordert wird. (ICB)
[152-L] Flam, Helena; Beauzamy, Brigitte; Dreßler, Hannes:
Symbolische Gewalt, in: Lothar Stock, Carina Tausch, Rainer Vor (Hrsg.): Die Welt zu Gast bei
wem? : Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Migration in Sachsen, Deutschland und
Europa, Münster: Lit Verl., 2008, S. 109-133, ISBN: 978-3-8258-1336-9 (Standort: UB FU
Berlin(188)-083668)
INHALT: Der Beitrag basiert auf Foucaults Konzept der Disziplinierung, Bourdieus Konzept der
symbolischen Gewalt sowie einem feministischen Konzept symbolischer Gewalt. Er thematisiert anhand qualitativer Interviews alltägliche Begegnungen zwischen Einheimischen und
Ausländern und geht der Frage nach, in welchem Maße Formen symbolischer Gewalt das
Selbstbewusstsein von Migranten beeinflussen. Er zeigt, welcher Methoden sich Einheimische bedienen, um ihre Feindseligkeit gegenüber Migrantinnen und Migranten zum Ausdruck
zu bringen (Anstarren, Überprüfen, Ignorieren, körperliche Ablehnung, verbale Ablehnung,
Beschimpfungen, Schuldzuweisungen), und wie Zugewanderte und deren Kinder diese Formen der Ablehnung erfahren. Behandelt wird auch institutionelle und administrative Diskriminierung durch Polizei und Verwaltung. Darüber hinaus wird gezeigt, wie diese Erfahrungen ein wachsendes Minderwertigkeitsgefühl, Verunsicherung und Angst bei den Migranten
auslösen können. (ICE2)
[153-L] Gianettoni, Lavinia:
Dynamiques temporelles dans les relations intragroupe et intergroupes, Lausanne 2007, 216
S. (Graue Literatur;
doc.rero.ch/lm.php?url=1000,40,5,20071114084336-AT/These_GianettoniL.pdf)
INHALT: Diese Arbeit untersucht die Dynamik, die sich in definierten Gruppen entwickelt, die
sich mit gesellschaftspolitischen Themen befassen, insbesondere wenn diese Gruppen aus Individuen und Untergruppen bestehen, die nicht unbedingt homogene Ideen vertreten. Es werden die Prozesse untersucht, die der Kohäsionswahrnehmung heterogener Gruppen zugrunde
liegen und die Entwicklung von Positionen während der Anwesenheit in diesen Gruppen. Das
Modell des Autors prognostiziert, dass die positionsbezogene Dynamik, die sich auf die geäußerten Meinungen bezieht, und die relationale Dynamik, die sich auf die affektiven Beziehungen und die Organisation der Gruppe bezieht, ständig in Interaktion sind und je nach Zeitpunkt des Gruppenlebens verschieden ineinander greifen. Die Annahmen, die sich aus dem
Modell ergeben, wurden in fünf Studien gestestet, die auf der Grundlage eines experimentellen Paradigmas in mehreren Phasen durchgeführt wurden. Die Daten für die abhängigen Variablen (zwischenmenschliche Attraktion, Identifikation der Gruppe, Vorstellung des Zusammenhalts der Gruppe, Wahl eines Vertreters der Gruppe, Entwicklung der Positionen nach
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den Wechselwirkungen) wurden per Fragebogen erhoben. Die Ergebnisse dieser Studien belegen, dass es wichtig ist, die relationale und die positionsbezogene Dynamik gemeinsam in
einer zeitlichen Perspektive zu analysieren. (ICD)
[154-L] Goffman, Erving:
Interaktionsrituale, in: Andrea Belliger, David J. Krieger (Hrsg.) - 4. Aufl.: Ritualtheorien : ein
einführendes Handbuch, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 321-336, ISBN: 978-3531-16109-9
INHALT: Der Beitrag wendet sich zwei spezifischen rituellen Typen zu, der "Ehrerbietung" und
dem "Benehmen". Anhand vieler Beispiele werden verschiedene Formen und Variationen
dieser sozialen Riten dargestellt. So darf etwa ein Manager seinen Hausmeister gönnerhaft
nach dem Befinden und seiner familiären Situation fragen; umgekehrt ist dieses jedoch völlig
undenkbar. Der Artikel hebt hervor, dass die ritualisierte Ehrerbietung nicht die wirklichen
Empfindungen des Ehrenden gegenüber dem Empfänger ausdrücken muss - tatsächlich kann
durch eine besonders "genaue", "formalisierte" Ausübung der ritualisierten Ehrerbietung eine
- auch vom Empfänger evtl. wahrnehmbare - Distanzierung der wirklichen Gefühle zum Ausdruck gebracht werden (indem betont der rituelle Charakter hervorgehoben wird). Der Beitrag
widmet sich mit weiteren Beispielen dem "Benehmen" und geht schließlich auf explizite "zeremonielle Entweihungen" ein, die in teilweise obszöner oder vulgärer Formen Respektlosigkeit oder Verachtung zum Ausdruck bringen wollen. (ICB)
[155-L] Grimes, Ronald:
Typen ritueller Erfahrung, in: Andrea Belliger, David J. Krieger (Hrsg.) - 4. Aufl.:
Ritualtheorien : ein einführendes Handbuch, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 117133, ISBN: 978-3-531-16109-9
INHALT: Der Beitrag arbeitet verschiedene Typen von Ritualen heraus. Es wird unterschieden
zwischen Ritualisierungen, die als körperlich und ökologisch beschrieben werden, Anstandsregeln (interpersonal, formal), Zeremonien (zwischen Gruppen, politisch) und Magie (technologisch, kausal, Zweck-Mittel orientiert). Außerdem geht der Beitrag auf Liturgien ein, die religiös-sakral sind und bezieht abschließend noch die Feier ein, die als spielerische, theatralische und ästhetische Form einen weiteren Ritual-Typus darstellt. Der Artikel verdeutlicht die
Spezifika und Unterschiede dieser Ritualformen. (ICB)
[156-L] Jennings, Theodore W. Jr.:
Rituelles Wissen, in: Andrea Belliger, David J. Krieger (Hrsg.) - 4. Aufl.: Ritualtheorien : ein
einführendes Handbuch, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 157-172, ISBN: 978-3531-16109-9
INHALT: Ein Ritual kann unterteilt werden in drei "Momente" der kognitiven Funktion: Das Ritual kann als Entdeckungs- und Untersuchungsmodus dienen und so einen "Weg zum Wissen" darstellen. Außerdem dient es dazu, "Wissen zu vermitteln". Und schließlich bietet es
eine "rituelle Performance", die sich an den Zuschauer wendet. Der Wissenserwerb des Rituals hängt damit zusammen, dass es unterschiedliche - etwa religiöse - Rituale gibt, die neu-
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gierig machen und zu neuen Fragen anregen. Rituelle Wissensgenerierung ist eher körperlich
als vernunftorientiert, eher aktiv als kontemplativ, eher transformativ als spekulativ. Rituale
schlagen eine Handlungsform vor, die entweder in einer Imitation oder in einer Antwort bestehen kann. Das Ritual "spiegelt" nicht bloß die Welt, sondern intendiert ihre Veränderung.
Der Beitrag führt dann den Gedanken aus, dass rituelles Wissen das Wissen ist, das "im Handeln vom Handeln" gewonnen wird. Er stellt die Frage nach dem Zusammenhang der "ontologischen Radikalität" eines Rituals und seiner Wichtigkeit als eines Modells oder Paradigmas
für andere Handlungen. Abschließend wird die Beziehung zwischen Ritual und Zuschauer
diskutiert, die Frage, ob ein außenstehender Beobachter durch seine Anwesenheit einen Einfluss auf das Ritual ausübt. (ICB)
[157-L] Kabalak, Alihan; Priddat, Birger P.:
Von Macht zu Einfluss: eine Theorieextension, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für
soziologische Theorie, Jg. 13/2007, H. 1/2, S. 432-442 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Luhmann weist einem generalisierten Konzept von Parsons' Kommunikationsmedium
Macht eine besondere theoretische Rolle zu, nicht jedoch einem Medium 'Einfluss'. Die Autoren beschreiben zunächst ein akteurstheoretisches Macht- Konzept, das Luhmannsche Argumente aufnimmt, und stellen es einem Kommunikationsmedium Einfluss gegenüber, das ähnliche Eigenschaften aufweist. Über Einflussbeziehungen und damit verbundenen Netzwerklogiken lassen sich unter anderem politische Prozesse besser erfassen. Macht und Einfluss etablieren sich erst in mindestens trilateralen asymmetrischen Beziehungen und nicht etwa als
Formen symmetrischen bilateralen Tausches. Die wesentliche Eigenschaft, die diese Medien
(auch mit Geld) teilen, ist, dass ihre jeweilige Verwendung in Macht-/ Einflussbeziehungen
auf kontingente Konstellationen von Erwartungserwartungen hinsichtlich ihrer sachlich, sozial und zeitlich generalisierten Wiederverwendbarkeit beruht." (Autorenreferat)
[158-L] Klimke, Daniela; Lautmann, Rüdiger:
Soziale Kontrolle und Strafsanktion, in: Herbert Willems (Hrsg.): Lehr(er)buch Soziologie : für
die pädagogischen und soziologischen Studiengänge. Bd. 1, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.,
2008, S. 229-251, ISBN: 978-3-531-14977-6
INHALT: "Klagen über Desintegration sind typisch für den aktuellen Zeitgeist: Die Gesellschaft
falle auseinander, soziale Problemlagen häuften sich, das Chaos stehe vor der Tür. Die Jugend gerate außer Rand und Band, die Männer seien gewalttätig, das Nebeneinander der Ethnien mache die Einheimischen heimatlos, Kriminalität nehme überhand. Hiergegen wird dann
nach einem starken Staat gerufen (gelegentlich auch nach dem starken Mann). Disziplin müsse wieder belebt, gelehrt und zum Wert gemacht werden. Gerüste aus Normen - staatliche,
moralische, religiöse - geben demnach das Richtige vor, die Individuen müssen nur noch folgen bzw. zur Folgsamkeit angehalten werden. Genau diese populäre Idee, dass Menschen
bloß lernen müssten, was richtig und gut ist, damit Gesellschaft glücken kann, hat vor dem
soziologischen Blick keinen Bestand. Zu verschieden sind die Milieus und Teilkulturen, die
sozialen Lagen und Lebensläufe, die Tendenzen in Politik und Wirtschaft, um heute noch
über Norm und Sanktion regieren zu können. Das früher so einleuchtende Muster von 'Vorschrift - Fügsamkeit-oder-Abweichung - gelungenes Zusammenleben' passt nicht mehr. Die
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Institutionen Familie und Schule, einst die primären Instanzen sozialer Kontrolle, haben es als
erste zu spüren bekommen. Die spätmodernen Gesellschaften weisen ein irritierend hohes Niveau an abweichendem Verhalten, insbesondere an Kriminalität auf. Hierauf reagieren stark
besetzte und professionalisierte Behörden. Der Staat produziert ständig neue Strafgesetze. Die
modernen Regimes pendeln zwischen Disziplinierung und Kontrolle. Die Strategien setzen
sich aus wohlfahrtsstaatlichen, informalisierenden, rationalisierenden und expressiven Elementen zusammen. Der ökonomische Neoliberalismus verändert die Formen des Regierens
zur governance. Die Soziologie registriert die anderen Kontrollformen, ohne sich von ihrer
Grundhaltung, dass Kriminalität ein normales Phänomen sämtlicher Gesellschaften sei, abbringen zu lassen." (Autorenreferat)
[159-L] Koenig, Matthias:
Soziale Mechanismen und relationale Soziologie, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur
der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in
Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 2896-2906, ISBN: 978-3593-38440-5
INHALT: "Das Konzept sozialer Mechanismen gilt derzeit als vielversprechende Alternative zum
deduktiv-nomologischen Erklärungsmodell und daran orientierten quantitativen und komparativen Forschungsstrategien. Es soll der Historizität des Gegenstandsbereichs der Soziologie
Rechnung tragen, ohne dabei den Anspruch generalisierbarer Kausalerklärung aufzugeben.
Die grundlagentheoretischen Probleme dieses Versuches, den Gegensatz zwischen nomothetischem und idiographischem Wissenschaftsverständnis zu überwinden, verdienen intensiv diskutiert zu werden. Dazu gehört nicht zuletzt die zugrunde gelegte Sozialontologie. Das der
Biologie entlehnte Konzept der Mechanismen ist Bestandteil eines Forschungsprogramms,
das beobachtete Phänomene durch Prozesse auf einer 'niedrigeren' Realitätsebene kausal zu
rekonstruieren beabsichtigt. In der Soziologie verbindet sich dieses Programm oftmals mit einer 'Mikrofundierung' makrosoziologischer Aussagen. Umstritten ist indessen erstens, ob eine
solche Mikrofundierung notwendigerweise an den methodologischen Individualismus gebunden ist oder auch kollektive Akteure berücksichtigen sollte. Kontrovers ist zweitens, ob sie
am ehesten mit Rational Choice Theorie oder auch mit anderen, insbesondere interpretativen
Handlungstheorien zu leisten sei. Und drittens ist unklar, wie sich mikrofundierte soziale Mechanismen ihrer zeitlichen Struktur nach zu den oft langfristigen Prozessen makrosozialen
Wandels verhalten. In diesem Beitrag wird gefragt, ob und inwieweit die drei genannten Probleme von Akteurs-, Sinn- und Zeitbezug sozialer Mechanismen durch die Umstellung auf
eine relationale Sozialontologie, wie sie Andrew Abbott und Charles Tilly vertreten, geklärt
werden können. Der theoretische Kern dieser Perspektive ist die Privilegierung sozialer Relationen und Interaktionsmuster gegenüber individuellen und kollektiven Akteurseinheiten;
letztere werden nicht als gegeben hingenommen, sondern vielmehr als erklärungsbedürftig
betrachtet. Dies eröffnet gegenüber methodologisch-individualistischen Konzeptionen sozialer Mechanismen alternative Möglichkeiten kausaler Rekonstruktion. Ihr Ertrag und ihre
Grenzen werden in diesem Beitrag diskutiert und anhand von Beispielen aus der historischen
Religionssoziologie veranschaulicht." (Autorenreferat)
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[160-L] Kurt, Ronald:
Komposition und Improvisation als Grundbegriffe einer allgemeinen Handlungstheorie, in:
Ronald Krut, Klaus Näumann (Hrsg.): Menschliches Handeln als Improvisation : sozial- und
musikwissenschaftliche Perspektiven, Bielefeld: transcript Verl., 2008, S.17-46, ISBN: 978-389942-754-7 (Standort: USB Köln(38)-35A5385)
INHALT: Der Autor stellt anhand von soziologischen, kulturvergleichenden und musikgeschichtlichen Überlegungen die Relevanz des Improvisationsbegriffs für das Verständnis menschlichen Handelns heraus. Ausgangspunkt bildet die Erkenntnis, dass die Improvisation in der
abendländischen Kulturgeschichte immer im Schatten der Komposition steht. Aber nicht nur
in der Kunst, sondern auch in den Wissenschaften hat sich die Wertschätzung des perfekt
durchkomponierten Werks tief in das menschliche Denken eingezeichnet, unter anderem in
die soziologischen Handlungstheorien. Der Autor argumentiert in Bezug auf diese Theorietradition für ein Modell, das menschliches Handeln als Verhältnis aus Komposition und Improvisation begreift. Er fasst die Improvisation als handlungstheoretischen Grundbegriff auf und
geht in kulturvergleichender Perspektive auf einige Aspekte des indischen Musik- und Kultur(er)lebens ein. Die Sonderwege der abendländischen Musik- und Wissenschaftsgeschichte
werden seiner Meinung nach erst dann als solche wahrnehmbar, wenn sie vor dem Hintergrund alternativer Kulturentwicklungen betrachtet werden: Schlägt der Blick vom Eigenen
auf das Fremde um in einen Blick vom Fremden auf das Eigene, dann gelingt es mitunter, mit
anderen Augen zu sehen. (ICI2)
[161-L] Landweer, Hilge:
Normativität, Moral und Gefühle, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie : Zweimonatsschrift
der internationalen philosophischen Forschung, Sonderband, 2007, H. 14, S. 237-254
INHALT: Der Zusammenhang von Moral, allgemeinen Fragen der Normativität und Gefühlen ist
in der Philosophie ein Thema seit ihren Anfängen. Kants Verdikt gegen Neigungen bzw. Gefühle (z. B. Mitleid) als Motiv für moralischen Handeln führt direkt zu seiner Konzeption des
Kategorischen Imperativs. Die Kontroversen beziehen sich heute einerseits auf die Bedeutung
einzelner, oft "moralisch" genannter Gefühle wie Scham, Schuldgefühl, Empörung und Achtung. Eine besondere Bedeutung kommt dem Mitleid in der Moralphilosophie zu, wenn auch
weniger im Sinne eines akuten Gefühls als vielmehr in Form einer Disposition, anderen in
Not zu helfen. Der vorliegende Beitrag behandelt das Thema ausgehend von der rhetorischen
Situation, in der moralische Normen zur Disposition stehen, angegriffen und verteidigt werden. Worin liegt die Überzeugungskraft von Argumenten, die moralische Normen in Frage
stellen und begründen? Diese Frage führt zum Begriff der Normengeltung, der auf die sanktionierenden Gefühle Scham und Empörung bezogen wird. Aber nicht nur als Sanktionen,
sondern auch als ein wichtiges, manchmal verborgenes Motiv für Handlungen und als Erkenntnismittel im weitesten Sinne sind Gefühle für die Moral von Belang. Denn um Situationen verstehen zu können, erschließen wir sie mithilfe von Gefühlen, und besonders in Konfliktfällen sind wir darauf angewiesen, die beteiligten Emotionen zu explizieren. Dies führt
abschließend zu Überlegungen zum Verhältnis von emotionalen und rationalen Vermögen.
(ICA2)
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[162-L] Loer, Thomas:
Normen und Normalität, in: Herbert Willems (Hrsg.): Lehr(er)buch Soziologie : für die
pädagogischen und soziologischen Studiengänge. Bd. 1, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.,
2008, S. 165-184, ISBN: 978-3-531-14977-6
INHALT: "Der Normbegriff, der auf verwandte Begriffe wie Regel und Erwartung verweist, gehört zu den Grund- und Kernbegriffen der Soziologie. Beispiele aus dem Bereich alltäglichen
Handelns zeigen, wie einerseits Regeln Handlungsoptionen eröffnen und damit Handeln und
zugleich Handlungsautonomie konstituieren und wie andererseits die Wahl bestimmter Optionen durch Normen vorgegeben wird. Normen als spezifische Form von kulturellen Regeln
sind handlungsbestimmend, gehen aber auch immer mit der Möglichkeit der Abweichung
einher. Normabweichungen selbst wiederum haben - etwa für die Behauptung der Autonomie
als Lösung einer der zentralen 'Entwicklungsaufgaben' von Jugendlichen - eine bestimmte
Bedeutung. Normen bilden sich als Lösungen von Handlungsproblemen, die sich sowohl bewährt haben als auch mit dem Selbstbild der Gemeinschaft, innerhalb derer sie gelten, in Einklang stehen. Ein Prozess der Transformation von Handlungsproblemen einerseits, der Identität von Gemeinschaften andererseits führt zu einem Normwandel. Die Verbindlichkeit von
Normen gründet in der Gemeinschaft, innerhalb derer sie gelten. Dabei spielen die mit ihnen
verbundenen Folgen (Sanktionen) ebenso eine spezifische Rolle wie die situative Normalisierung von Normabweichungen. Normen als bewährte kulturspezifische Antworten auf Handlungsprobleme bestimmen das Handeln der Angehörigen einer Gemeinschaft, ohne die Freiheit der Entscheidung aufzuheben." (Autorenreferat)
[163-L] Maurer, Andrea; Schmid, Michael:
Mechanismen in der erklärenden Soziologie: zur Logik und Forschungspraxis
mechanismischer Erklärungen am Beispiel des Machtmechanismus, in: Karl-Siegbert
Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl.,
2008, S. 2879-2895, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "In die Klärung der Frage, welche Aufgaben, Arbeitsweisen und Ansprüche die Soziologie haben kann, ist im Anschluss an die Mikro-Makro-Diskussion durch die Entwicklung
mehrstufiger Erklärungsmodelle und die methodologisch eingebundene Diskussion adäquater
Handlungstheorien wieder Bewegung gekommen, und beginnt sich mit der Behandlung sozialer Mechanismen ein integratives Forschungsprogramm abzuzeichnen, das einerseits an
den klassischen Erklärungs- und Analysebestand anknüpft, und andererseits auch Defizite
und Probleme bei der Erklärung sozialer Sachverhalte zu beheben oder doch zumindest zu bearbeiten verspricht. Im Anschluss an die Ausarbeitung einer mehrstufigen Erklärungslogik
und eines soziologischen Erklärungsmodells soll gezeigt werden, dass und in welchem Sinne
die Soziologie ein erklärendes und integratives Programm verfolgen kann, in dessen Mittelpunkt soziale Mechanismen stehen. Die Verfasser wollen dazu einerseits den Vorschlag unterbreiten, soziale Phänomene in vierstufigen Mehrebenenargumenten mit einem handlungstheoretischen Fundament zu erklären und damit zu zeigen, angesichts welcher sozialer Interdependenzen und Situationskonstellationen und auf welchen Wegen und mit welchen Konsequenzen es Akteuren gelingt, soziale Mechanismen in Gang zu setzen. Sie wollen damit behaupten, dass sich Ablaufmuster aus dem situationsgebundenen, intentionalen Handeln der
Akteure (für die unterschiedliche Grade und Formen des Wissens, verschiedene Handlungs-
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kapazitäten und Ausstattungen in Rechnung gestellt werden können) erklärt werden können
und dass sich deren Typik aus erwartbaren Rückwirkungen auf die Handlungssituation und
das weitere Tun der Akteure erschließen und auch der empirischen Beobachtung zugänglich
machen lässt. In den Sozialwissenschaften allgemein und in der Soziologie im Besonderen
liegen vielfältige, allerdings weit verstreute und zumeist unverbundene Rekonstruktionen, Erklärungen und Analysen 'typischer Ablaufmuster' in sozialen, ökonomischen, politischen und
kulturellen Handlungsfeldern vor. Für die Ökonomie lässt sich auf die traditionelle Erklärung
und Analyse (pareto-optimaler) Verteilungen knapper Ressourcen über den Markt (was
durchaus verschiedene Marktformen zulässt) verweisen und in der Soziologie auf Prozesse
der Akkumulation von Macht, Anerkennung, Positionen, aber auch von Wissen und Symbolen auf Individuen, die ihren beredten Ausdruck in Strukturen sozialer Ungleichheit finden.
Sie meinen, die in verschiedenen sozialen Kontexten beobacht- und rekonstruierbaren Mechanismen im Rahmen eines mehrstufigen Erklärungsmodells mit Hilfe verschiedener Situationsmodelle und einer kontrollierten Variation des Handlungsmodells zusammenführen, deren
allgemeine Logik handlungstheoretisch erschließen und auf konkrete historische Situationen
übertragen zu können. Am Beispiel des Macht-Mechanismus soll die heuristische Fruchtbarkeit der skizzierten Vorgehensweise exemplifiziert und die daran anschließenden Möglichkeiten zu einer kontinuierlichen Verbesserung und Erweiterung mechanismischer Modelle dokumentiert werden. Damit wollen sie die Möglichkeiten für die Soziologie demonstrieren, theoretisch ausbau- und empirisch bestätigungsfähige 'Forschungsprogramme' zu definieren und
Anschlussmöglichkeiten zu den Nachbardisziplinen herzustellen." (Autorenreferat)
[164-F] Mayerl, Jochen, Dr. (Bearbeitung); Urban, Dieter, Prof.Dr. (Betreuung):
Kognitive Grundlagen sozialen Verhaltens. Theoretische und statistische Analysen zur Modellierung von Einstellungs-Verhaltens-Beziehungen
INHALT: In der Dissertation werden einstellungs- und handlungstheoretische duale Prozesstheorien spontanen versus überlegten Prozessierens und Handelns rekonstruiert, auf ihre Kompatibilität hin geprüft, theoretisch weiterentwickelt und empirisch getestet. Hierzu wird ein generisches duales Prozessmodell der Einstellungs-Verhaltens-Forschung formuliert, u.a. auf Basis des MODE-Modells, des Elaboration Likelihood Model (ELM) sowie des Heuristic-Systematic Model (HSM). Dieses generische Modell wird den Framing-Ansätzen der Rational
Choice Theorie gegenübergestellt, allen voran dem Modell der Frame-Selektion nach Esser.
Auf der Grundlage des generischen Prozessmodells der Einstellungs-Verhaltens-Forschung
werden sodann Modifikationen des Modells der Frame-Selektion vorgeschlagen sowie empirisch im Themenbereich der statistischen Erklärung von Geldspendeverhalten getestet. Die
empirischen Daten stammen aus dem DFG-geförderten Forschungsprojekt "ARIS: Antwortreaktionszeitmessungen in der Surveyforschung und die kognitive Analyse von Einstellungen
und Prozessen der Informationsverarbeitung" am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Stuttgart unter der Leitung von Prof.Dr. Dieter Urban.
METHODE: Rational Choice Theorie: Framing/ Modell der Frame-Selektion; duale Prozesstheorien: spontaner versus überlegter Modus der Informationsverarbeitung; methodisch: Strukturgleichungsmodellierung/ Multigruppenanalyse/ Antwortlatenzzeiten (CATI-Survey). Untersuchungsdesign: Panel DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, telefonisch (Stichprobe: 2.002; deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 18 Jahren; Auswahlverfahren: Zufall).
Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut.
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VERÖFFENTLICHUNGEN: Mayerl, Jochen: Kognitive Grundlagen sozialen Verhaltens. Framing, Einstellungen und Rationalität. Wiebaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 420 S. ISBN
978-3-531-16162-4.
ART: BEGINN: 2004-01 ENDE: 2008-02 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Stuttgart, Fak. 10 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für
Sozialwissenschaften Abt. IV Soziologie und empirische Sozialforschung (Keplerstr. 17,
70174 Stuttgart)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0711-685-83577, e-mail: [email protected])
[165-L] Moebius, Stephan:
Macht und Hegemonie: Grundrisse einer poststrukturalistischen Analytik der Macht, in:
Stephan Moebius, Andreas Reckwitz (Hrsg.): Poststrukturalistische Sozialwissenschaften,
Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2008, S. 158-174, ISBN: 978-3-518-29469-7
INHALT: Für Theoretiker wie Max Weber, Karl Marx oder Thomas Hobbes bedeutet Macht Einfluss, Autorität, Zwang und Herrschaft. Innerhalb dieser "asymmetrischen Interpretation" unterscheidet der Autor zunächst drei Ebenen: Erstens die klassische Definition von Max Weber, nach der "Macht" jede Chance bedeutet, "innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen
Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance besteht".
Aus dieser Perspektive ist Macht auf ein konkret beobachtbares Entscheidungshandeln bezogen. Darüber hinaus betont eine zweite Ebene die strukturellen Determinanten von Machtphänomenen: Macht ist Kontrollmacht und beinhaltet die Dimension sogenannter "non-decisions", so dass bestimmte Aktivitäten verhindert werden und Themen gar nicht erst auf die Tagesordnung kommen. Eine dritte Ebene der asymmetrischen Machtauffassung wird als "Metamacht" beschrieben, gemeint ist die Kontrolle des größeren gesellschaftlichen Kontextes.
Eine poststrukturalistische "Analytik von Macht" lässt sich demgegenüber weder der symmetrischen noch der asymmetrischen Interpretation zuordnen, denn beide Sichtweisen vernachlässigen die produktiven, agonalen und antagonistischen Dimensionen von Macht. Beide
Konzeptionen hängen noch einem "juridischen" Machtverständnis an, das Macht entweder
ausschließlich mit Verbot, Gesetz, Zwang, Ausschluss und Gewalt oder mit Legitimität und
Konsens assoziiert. Diese poststrukturalistische Sicht der Macht wird am Machtbegriff von
Michel Foucault (1), der Hegemonietheorie von Ernesto Laclau (2) und die Theorie der Performativität und "Psyche der Macht" von Judith Butler (3) näher erläutert. (ICA2)
[166-L] Moebius, Stephan:
Handlung und Praxis: Konturen einer poststrukturalistischen Praxistheorie, in: Stephan
Moebius, Andreas Reckwitz (Hrsg.): Poststrukturalistische Sozialwissenschaften, Frankfurt am
Main: Suhrkamp, 2008, S. 58-74, ISBN: 978-3-518-29469-7
INHALT: "Jede Wiederholung ist immer ganz anders", so lautet die Annahme des Poststrukturalismus, der diese Art von "differenzierender Wiederholung" (Deleuze) mit dem Begriff der
"Iterabilität" bezeichnet. Niemals lässt sich aus dieser Sicht Praxis absolut gleich oder identisch wiederholen, immer existiert eine Art von "Andersheit" in der Wiederholung, eine Art
"verschiebende Verzeitlichung" (differance). Das bedeutet auch, dass diese Kontexte oder
Strukturen selbst höchst instabil und dezentriert sind, da sie jederzeit durch die Andersheit in
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der Wiederholung "gefährdet" werden. Der vorliegende Beitrag differenziert vor diesem Hintergrund zwischen zwei aufeinander verweisenden Varianten poststrukturalistischer Praxistheorien: (1) dem Konzept einer "passiven Entscheidung des Anderen in mir" von Jacques
Derrida und (2) der "Theorie der performativen Praxis" von Judith Butler. Zusammengefasst
teilen diese poststrukturalistische Praxistheorien folgende Annahmen: Erstens bevorzugen sie
den Begriff der Praxis, da dieser deutlicher als die Begriffe "Handlung" oder "Handeln", die
eine individualistische Konnotation enthalten, den kollektiven und repetitiven Charakter von
menschlichen Aktivitäten hervorhebt. Zweitens widmen sie der körperlichen Ebene sozialer
Praktiken eine besondere Aufmerksamkeit. Drittens heben praxeologische Theorien die Geschichtlichkeit und die Kontingenz der Praktiken hervor. Viertens stellen sie die Praktiken in
einen Bezug zu kulturellen Artefakten, mithin zur Interobjektivität. Fünftens betonen die Praxistheorien den Prozesscharakter von sozialen und symbolischen Strukturen; diese existieren
nur aufgrund der (prekären) Routinisiertheit und Wiederholbarkeit sozialer Praktiken. (ICA2)
[167-L] Pettenkofer, Andreas:
Soziale Mechanismen und ihre kulturellen Muster: illustriert an einem Fall plötzlicher
Protesteskalation, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft :
Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006.
Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 2907-2918, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Auf die Frage nach Mechanismen umzustellen, ist nützlich für jede Soziologie, die
Prozesse erklären will; es hilft dabei, weder ins schiere Geschichtenerzählen zu verfallen
noch in jene Übervereinfachung, zu der Theorien struktureller Selektion neigen. Die Möglichkeiten, die diese Umstellung bietet, bleiben jedoch unausgeschöpft, solange unter dem Stichwort 'Mechanismen' meist nur für Rational-Choice-Erklärungen plädiert wird. Die Frage nach
den Mechanismen zielt darauf, die typische Wirkungsweise spezifischer Handlungsregeln innerhalb spezifischer sozialer Konfigurationen zu erfassen und für Erklärungen zu nutzen. Dabei immer schon einen bestimmten Typ von Handlungsregeln vorauszusetzen, wäre eine inkonsequente Selbstbeschränkung. Es lassen sich auch soziale Mechanismen identifizieren, die
essentiell auf Sinnstrukturen basieren, die nicht mit einem RC-Konzept zu erfassen sind; erst
wenn man das berücksichtigt, ist die Suche nach Mechanismen wirklich nützlich. Deutlich
wird das etwa bei der Untersuchung von Protestdynamiken (einem typischen Beispiel schwer
zu erklärender sozialer Prozesse). Der Vortrag illustriert dies anhand jener plötzlichen Ausweitung des Anti-AKW-Protests, die in Westdeutschland 1976-1977 trotz massiver staatlicher Repressionsdrohungen stattfand. Wesentlich für diesen Verlauf ist, dass zwei (aus der
klassischen Religionssoziologie bekannte) Mechanismen ineinandergreifen, die auf einer basalen Ebene von kulturellen Mustern geprägt sind, die von RC-Erwartungen abweichen: 1.
ein Mechanismus der Sektenkonkurrenz (den man zwar als Variante eines allgemeineren
Konkurrenzmechanismus sehen könnte, der aber Prozesse in Gang bringt, deren Ablauf sich
von dem einer Konkurrenz um materielle Ressourcen so stark untersche'det, dass der Verweis
auf diesen allgemeineren Mechanismus wenig informativ wäre); 2. der von Durkheim beschriebene Mechanismus der 'kollektiven Efferveszenz' (zu dem kein Äquivalent existiert, das
ohne ein entsprechendes kulturelles Muster auskommt). Hier lässt sich auch zeigen, dass mit
dieser Aufwertung der kulturellen Dimension durchaus nicht der soziologische Anspruch auf
Verallgemeinerbarkeit aufgegeben wird zugunsten des bloß Idiographischen." (Autorenreferat)
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[168-L] Platvoet, Jan:
Das Ritual in pluralistischen Gesellschaften, in: Andrea Belliger, David J. Krieger (Hrsg.) - 4.
Aufl.: Ritualtheorien : ein einführendes Handbuch, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S.
173-190, ISBN: 978-3-531-16109-9
INHALT: Der Artikel definiert Rituale auf verschiedenen Ebenen. Rituale haben eine "interaktive
Dimension", eine "kollektive Dimension", aber auch eine "Gewohnheitsdimension", die auf
der "richtigen" Ausführung beharrt. Es gibt aber auch eine Dimension der "traditionalisierenden Innovation", die zu einer allmählichen Weiterentwicklung und Anpassung von Ritualen
führen kann. Über die Erläuterungen weiterer Ritualdimensionen gelangt der Beitrag zu Ritualen in "pluralen" und "pluralistischen" Gesellschaften. Plurale Gesellschaften sind gekennzeichnet durch ein Nebeneinander verschiedener Gruppen (etwa während der Apartheid). Pluralistische Gesellschaften hingegen untersagen die Einschränkung der Kommunikation verschiedener Gruppen, sind also integrativer. Während Rituale in monokulturellen Gesellschaften die etablierte Ordnung stabilisieren, kann die rituelle Betonung einer gesellschaftlichen
Partialgruppen-Identität in pluralen und pluralistischen Gesellschaften Konflikte intensivieren
und Spaltungen erzeugen oder verschärfen (wie etwa bei, teilweise explizit geförderten,
Stammeskonflikten in Afrika). (ICB)
[169-L] Rauhut, Heiko; Krumpal, Ivat:
Die Durchsetzung sozialer Normen in Low-Cost und High-Cost Situationen, in: Zeitschrift für
Soziologie, Jg. 37/2008, H. 5, S. 380-402 (Standort: USB Köln(38)-XG01232; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "In Feldstudien konnte häufig mittels der Low-Cost Hypothese gezeigt werden, dass
normkonformes Verhalten von den dafür aufzuwendenden Kosten abhängt. Doch die Gültigkeit der Low-Cost Hypothese ist bei der Durchsetzung sozialer Normen bislang wenig erforscht. In unserer Studie werden diese kollektiven Güter zweiter Ordnung anhand nachbarschaftlicher Kontrollen analysiert. Es werden Daten einer postalischen Befragung von 631
Personen in Leipzig aus dem Jahr 2001 ausgewertet. Der Zusammenhang zwischen der Befürwortung sozialer Kontrollen und der Bereitschaft, soziale Kontrollen zu dulden, sinkt mit
steigenden Kosten der zu duldenden Kontrollen. Zudem lässt sich die Logik der Low-Cost
Hypothese auf andere soziologische Konstrukte übertragen: Die Wirkung von Kriminalitätsfurcht und Autoritarismus ist umso weniger relevant für die Duldung sozialer Kontrollen, je
höher die Kosten dafür werden. Unsere Befunde demonstrieren somit die Gültigkeit der LowCost Hypothese im Zusammenhang mit kollektiven Gütern zweiter Ordnung." (Autorenreferat)
[170-L] Reckwitz, Andreas:
Subjekt/ Identität: die Produktion und Subversion des Individuums, in: Stephan Moebius,
Andreas Reckwitz (Hrsg.): Poststrukturalistische Sozialwissenschaften, Frankfurt am Main:
Suhrkamp, 2008, S. 75-92, ISBN: 978-3-518-29469-7
INHALT: Für das Feld poststrukturalistischer Theorien sind Subjekt/Subjektivität und Identität
zentrale Gegenstände einer kulturwissenschaftlichen Analytik. Zugleich wird ein Bruch mit
den traditionellen Subjekt- und Identitätssemantiken markiert. Diese Zentralität betrifft Mi-
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chel Foucaults Programm der Analyse von Subjektivierungsweisen in der Geschichte der Moderne, Jacques Lacans kulturtheoretische Psychoanalyse des Subjekts, Ernesto Laclaus Theorie hegemonialer Identitäten und Judith Butlers Modell der Reproduktion und Subversion des
Subjekts in seiner Performativität, daneben auch postkoloniale Analysen bezüglich Differenz
und Identität und poststrukturalistische Medientheorien. Die zentrale Bedeutung der Analyse
von Subjektformen im poststrukturalistischen Kontext liegt in der Distanz zum Konzept des
Subjekts im "klassischen" subjektphilosophischen Sinne. Der vorliegende Beitrag zeigt an
Hand der angeführten Autoren: Wenn der Poststrukturalismus im Unterschied zum klassischen Strukturalismus generell auf die Instabilität, immanente Mehrdeutigkeit und Widersprüchlichkeit kultureller Ordnungen hinweist, so gilt dies konsequenterweise auch für Subjektordnungen. Diese Subjektordnungen werden nicht als Resultate homogener und eindeutiger Codes analysiert, sondern als kulturelle Gebilde, in denen eine widerspruchsfreie und stabile Subjektivität immer wieder scheitern und torpediert werden kann. (ICA2)
[171-L] Reemtsma, Jan Philipp:
Die Natur der Gewalt als Problem der Soziologie, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur
der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in
Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 42-64, ISBN: 978-3-59338440-5
INHALT: Das Vertrauen, mit dem der Ordnung der Moderne begegnet wird, beruht dem Autor
zufolge auf dem Zusammenwirken von drei sehr unterschiedlichen Faktoren: auf der Kontrolle der Gewaltabstinenz unter den Gesellschaftsmitgliedern, auf gewaltfreier Interaktion als
unterstelltem und institutionell garantiertem Normalfall und auf einer damit korrespondierenden Imagination. Dieses Vertrauen wird jedoch zunehmend in Frage gestellt und es werden
Coping-Strategien von Temporalisierung, Spatialisierung und sekundärer "Verrätselung" angewendet, um Enttäuschungen zu verarbeiten, die die Moderne den Menschen hinsichtlich ihres Versprechens, gewaltarm zu sein, dauernd zumutet. Die theoretischen und methodologischen Probleme der Soziologie im Umgang mit der Gewalt verweisen vor diesem Hintergrund auf uneingestandene Enttäuschungen über die gesellschaftliche Entwicklung und es
stellt sich die Frage, inwieweit die Phänomene, die eine Soziologie der Gewalt in den Blick
nehmen sollte, mit den Grundlagen der klassischen Soziologie vereinbar sind. Der Autor erörtert in seinem Vortrag die phänomenologische Grundlegung einer Soziologie der Gewalt und
setzt sich unter anderem mit den Ansätzen der Modernisierungstheorie und der analytischen
Sozialpsychologie kritisch auseinander. (ICI)
[172-L] Reichertz, Jo:
Das Ich als Handlung oder das handelnde Ich?: Nachdenken über einen lieb gewonnenen
Begriff der Phänomenologie, in: Jürgen Raab, Michaela Pfadenhauer, Peter Stegmaier, Jochen
Dreher, Bernt Schnettler (Hrsg.): Phänomenologie und Soziologie : theoretische Positionen,
aktuelle Problemfelder und empirische Umsetzungen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008,
S. 75-84, ISBN: 978-3-531-15428-2
INHALT: Ausgangspunkt der Reflexionen des Autors bilden folgende Fragen: Ist das Ich ein
handelndes Ich oder ist es durch gesellschaftliches Handeln zu einem Ich gemacht worden,
das von sich glaubt, Herr über sein Handeln zu sein? Ist das Ich ein Ergebnis von Handlung
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oder ein Akteur seines Handelns? Der Autor prüft in diesem Zusammenhang, ob die protosoziologischen Bestimmungen von Alfred Schütz und vor allem von Thomas Luckmann noch
stimmig erscheinen. Er entwickelt in Auseinandersetzung mit diesen Ansätzen die These,
dass das Ich aus einer sozialen Praxis "emergiert", wobei das Wissen in einer Gemeinschaftshandlung in den Körper "eingeschrieben" wird. Das Ich ist also das Ergebnis sozialer Praxis
und das Selbstbewusstsein stellt sich aus dieser Perspektive erst dann ein, wenn das verkörperte Ich sich selbst so zuwendet wie den Dingen seiner Umwelt. Diese Zuwendung zu sich
selbst vollzieht sich aber auch mit den Praktiken und Deutungen, die sozial erworben sind.
Ich und Selbstbewusstsein variieren deshalb mit Zeit und Gesellschaft nicht zufällig, sondern
in systematischer Weise. Jede Gesellschaft produziert ihre eigene Form des Ich und der
Selbstzuwendung, d.h. über die gesellschaftliche Einheit der Handlung konstituiert sich ein
Ich, das sich dann erst als handelndes Ich entdeckt und sich als solches darstellt. (ICI2)
[173-L] Schäfers, Bernhard:
Soziales Handeln und seine Grundlagen: Normen, Werte, Sinn, in: Hermann Korte, Bernhard
Schäfers (Hrsg.) - 7. grundleg. überarb. Aufl.: Einführung in Hauptbegriffe der Soziologie,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 23-44, ISBN: 978-3-531-15029-1 (Standort: UB
Bonn(5)-2003/7069)
INHALT: Der Autor skizziert zunächst die Komplexität des zentralen Begriffs "soziales
Handeln" in der Soziologie. Er gibt anschließend eine Einführung in die Anthropologie des
sozialen Handelns, die sich auf die "Natur" und Sozialnatur des Menschen, auf das Verhältnis
von Soziologie und Anthropologie sowie auf den Raumbezug des Handelns bezieht. In einem
weiteren Abschnitt thematisiert er die Normativität des sozialen Handelns unter folgenden
Aspekten: Normbegriff und anthropologische Grundlagen, sozialwissenschaftliche Differenzierung des Normbegriffs, Verstärkung von Normen durch Sanktionen, Verfestigung von
Normbündeln zu sozialen Rollen und Handlungstypen sowie Orientierungsalternativen des
Handelns. Der Autor geht ferner auf die Normen und Werte des sozialen Handelns ein, um im
letzten Abschnitt die Vielschichtigkeit des Sinnbegriffs und die Selektionsleistung von Sinn
für die Handlungsorientierung des Menschen zu erörtern. Der Informationsteil seines Beitrages enthält kommentierte Literaturhinweise zur Einführung und einen Überblick über die zitierte und empfohlene Fachliteratur. (ICI)
[174-L] Schimank, Uwe; Wilz, Sylvia Marlene:
Entscheidungen: rationale Wahl oder praktisches Gelingen?, in: Karl-Siegbert Rehberg
(Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl.,
2008, S. 4977-4985, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Was ist an Entscheidungen rational? Ziemlich viel, denn sonst wären es keine Entscheidungen. Oder nicht sehr viel - denn alltägliche Erfahrungen und die Neurobiologie lehren uns anderes? In aktuellen Diskussionen stehen solche polarisierenden Beschreibungen
und Bewertungen von Entscheidungen oft hart nebeneinander. Die einen verweisen zu Recht
auf den Zwang und die Wahl zur Entscheidung in modernen Gesellschaften, wobei Entscheiden (idealiter) heißt: nach Maßgaben der Rationalität, Objektivität, Effizienz und Wirtschaftlichkeit vernünftig, durchdacht, zügig und zielgerichtet zu handeln. Die anderen verweisen -
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ebenso zu Recht? - unter Hinweis auf Emotionen, Intuitionen und andere 'naturhafte' Determinanten darauf, dass die Rationalität von Entscheidungen nichts anderes sei als Fiktion und
nachgeschobene Rechtfertigung; in Wirklichkeit entscheide, so die zugespitzte Position, 'der
Bauch'. In dem Beitrag soll die in diesen Diskussionen greifbare Spannung zwischen 'Wahl'
und 'Geschehen' aufgenommen und aus zwei Blickwinkeln diskutiert werden: Entscheidungen fallen in der soziologischen Debatte (bislang) vor allem in die Domäne der Theorien rationaler Wahl. Diese erste Perspektive betont die Rationalität und die Intentionalität von Entscheidungen, und das auch dann, wenn die Grenzen und die Fiktionen von Rationalität explizit in die Analyse mit einbezogen werden. Die zweite Perspektive will dieses Verständnis von
Entscheidungen ergänzen durch eine Sicht auf Entscheidungen, die diese als Prozess eingelebter Praxis versteht. Damit wird die soziale 'Ordnung' oder Rahmung des EntscheidungTreffens betont, und Emotionen und Intentionalität werden als Produkt eingelebter Praxis in
die Analyse einbezogen. Am Beispiel von Personalentscheidungen in Organisationen sollen
die beiden Perspektiven kontrastiert und erörtert werden." (Autorenreferat)
[175-L] Schroeter, Klaus R.:
Sozialer Tausch, in: Herbert Willems (Hrsg.): Lehr(er)buch Soziologie : für die pädagogischen
und soziologischen Studiengänge. Bd. 1, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 351-373,
ISBN: 978-3-531-14977-6
INHALT: "Tausch ist weitaus mehr als der bloße Transfer materieller Güter. Der ökonomische
Tausch ist nur eine Sonderform des allgemeinen Tausches. Der Tausch und das ihm zugrunde
liegende Prinzip der Wechselwirkung sind konstitutiv für die Gesellschaft, sodass man Gesellschaft auch als die 'Summe dieser Wechselwirkungen' (Simmel) oder als einen sozialen
Markt organisierter Wechselwirkungen betrachten kann. Die Funktion des sozialen Tausches
- mit seinem zentralen Mechanismus des Gebens, Nehmens und Erwiderns - besteht vor allem
in der Stiftung, Aufrechterhaltung und Auffrischung sozialer Beziehungen. Insofern ist der
Tausch ein Mittel, die Menschen miteinander zu verbinden (Lévi-Strauss) - in Freundschaft
wie in Feindschaft. Sozialer Tausch wird sowohl in direkten als auch in indirekten Tauschvorgängen vollzogen, wobei dem eingeschränkten und dem verallgemeinerten Tausch unterschiedliche Reziprozitätssysteme (paarige Gegenseitigkeit und Netzwerkgegenseitigkeit) zugrunde liegen. Beim sozialen Tausch müssen weder Quantität noch Qualität der getauschten
Güter oder Leistungen identisch sein. Wenn keine gleichwertigen Gegenleistungen erbracht
werden können, handelt es sich um einen asymmetrischen Tausch, der soziale Macht- und
Rangunterschiede nach sich zieht. Gesellschaft differenziert sich in verschiedene soziale Felder, die zugleich auch immer Stätten der offenen oder verdeckten Auseinandersetzung um
Einfluss, Rang und Prestige sind. In diesen Feldern ringen die einzelnen Akteure um ihre sozialen Positionen, um Ressourcen, Macht und Kapital. Anhand des Umfangs und der Verteilungsstruktur der ihnen zur Verfügung stehenden Kapitalien (ökonomisches, soziales, kulturelles, korporales, symbolisches Kapital) lassen sich die sozialen Positionen der Akteure verorten." (Autorenreferat)
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[176-L] Schulz-Schaeffer, Ingo:
Die drei Logiken der Selektion: Handlungstheorie als Theorie der Situationsdefinition, in:
Zeitschrift für Soziologie, Jg. 37/2008, H. 5, S. 362-379 (Standort: USB Köln(38)-XG01232;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag untersucht die Bedeutung unterschiedlicher Formen von Situationsdefinitionen für den Prozess der Handlungsselektion. Den Anknüpfungspunkt bildet das von Hartmut Esser entwickelte Modell der Frame-Selektion. Mit der Einführung des Modells der Frame-Selektion erfährt die Handlungstheorie im Makro-Mikro-Makro-Modell der soziologischen Erklärung eine neue, eine wissenssoziologische Ausrichtung: Handlungstheorie als
Theorie der Situationsdefinition. Zu diesem theoretischen Unternehmen möchte der vorliegende Artikel einen Beitrag leisten. Der Beitrag argumentiert, dass die Kriterien der Selektion
zwischen den handlungsorientierenden und handlungsleitenden Deutungsmustern von drei
Formen der Verwendung von Situationsdefinitionen abhängen: der konstativen Verwendung
von Situationsdefinitionen zur Deutung vorgegebener Situationen und zwei Formen der performativen Verwendung von Situationsdefinitionen: der Konstitution von Situationen auf der
Grundlage handlungswirksam durchsetzbarer Situationsdefinitionen und der Konstitution von
Situationen auf der Grundlage gemeinsam geteilter Situationsdefinitionen. Diese Auffassung
steht im Gegensatz zu der aktuellen Fassung des Modells der Frame-Selektion, das die jeweilige Art und Weise der Selektion von Deutungsmustern auf die Differenz zwischen zwei
Modi der Selektion zurückführt: automatisch-spontan oder bewusst reflektiert." (Autorenreferat)
[177-L] Schulz-Schaeffer, Ingo:
Soziales Handeln, Fremdverstehen und Handlungszuschreibung, in: Jürgen Raab, Michaela
Pfadenhauer, Peter Stegmaier, Jochen Dreher, Bernt Schnettler (Hrsg.): Phänomenologie und
Soziologie : theoretische Positionen, aktuelle Problemfelder und empirische Umsetzungen,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 211-221, ISBN: 978-3-531-15428-2
INHALT: Der Autor setzt sich mit dem Problem des Fremdverstehens und einer phänomenologisch orientierten Theorie des Handelns auseinander. Eine fundamentale Bestimmung der
phänomenologisch begründeten Handlungstheorie besteht in der Aussage, der Handelnde sei
"die letzte Instanz, die zu entscheiden hat, ob er in einem gegebenen Fall gehandelt hat oder
nicht" (Schütz/Luckmann). Der Autor vertritt jedoch die entgegengesetzte Position und argumentiert für die Zuschreibung von "alter" auf "ego" als Konstitutivmerkmal der soziologischen Handlungstheorie. Somit ist die Vorgegebenheit intersubjektiver und insbesondere gesellschaftlich objektivierter Typisierungen nicht nur eine abgeleitete, sondern eine konstitutive Bedingung der Möglichkeit, mit Handlungen auf Handlungen reagieren zu können, d.h.
auf vergangene oder zukünftig antizipierte Erzeugnisse fremden Handelns. Die Handlungstheorie der phänomenologischen Soziologie sollte nach Meinung des Autors dahingehend erweitert werden, dass Handlungsdeutungen in konstitutiver Weise den Aspekt der Handlungszuschreibung besitzen. Um diesen integralen Aspekt der Theorie sozialen Handelns hervorzuheben, vergleicht der Autor die phänomenologisch begründete Sozialtheorie von Schütz und
Luckmann mit Elementen aus George Herbert Meads Sozialbehaviorismus und Talcott Parsons' voluntaristischer Handlungstheorie sowie den Theorien rationaler Wahl von James Coleman und Hartmut Esser. (ICI2)
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[178-L] Willems, Herbert:
Diskurse, in: Herbert Willems (Hrsg.): Lehr(er)buch Soziologie : für die pädagogischen und
soziologischen Studiengänge. Bd. 1, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 147-164,
ISBN: 978-3-531-14977-6
INHALT: "Michel Foucaults Diskurskonzept, in dem seine Forschungen 'eine Art Kristallisationspunkt' (Kammler) finden, ist heute ein Alltagskonzept in den 'Menschenwissenschaften' längst nicht nur in der Soziologie, sondern auch z.B. in der Pädagogik. In diesem Aufsatz
geht es vor allem darum, die Perspektive und zentrale Komponenten des Diskurskonzepts und
der Diskurstheorie zu skizzieren und im Bezug auf verschiedene empirische Kontexte (Institutionen der Selbstthematisierung, massenmediale Werbung) exemplarisch gleichsam als
Werkzeuge zu gebrauchen. Darüber hinaus sollen Parallelen zu anderen Ansätzen und Konzepten (Feld, Rahmen, Deutungsmuster, Habitus u.s.w.) gezogen und entsprechende Anschlüsse hergestellt werden. Zunächst wird versucht, basale konzeptuelle Komponenten, Prinzipien und Resultate von Foucaults diskurstheoretischem Denken ('Denken in Grenzen') darzulegen. Damit geht es auch um Unterscheidungen wie die zwischen dem allgemeinen Diskurs und speziellen Diskursen sowie um Fragen der (institutionellen) ,Einbettung' und Ordnung von Diskursen. Ein besonderer Schwerpunkt der Betrachtung liegt auf Ausschließungsund Einschließungssystemen bzw. Diskursritualen/Formen der Selbstthematisierung, Zensuren und Kanonisierungen. Abschließend wird die Foucaultsche Schlüsselfrage der Normalität
bzw. Normalisierung fokussiert. Sie wird im Anschluss an Jürgen Links diskurstheoretisch
fundiertes 'Normalismuskonzept' anhand des empirischen Beispiels der Werbung behandelt."
(Autorenreferat)
[179-L] Winter, Thomas von:
Lobbying als politischer Tauschprozess, in: Thomas von Winter, Volker Mittendorf (Hrsg.):
Perspektiven der politischen Soziologie im Wandel von Gesellschaft und Staatlichkeit : Festschrift
für Theo Schiller, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 49-67, ISBN: 978-3-531-153070 (Standort: UB Bonn(5)-2008/4088)
INHALT: Im Unterschied zu einem landläufigen, an der Praxis orientierten Verständnis wird im
vorliegenden Beitrag Lobbying als ein politischer Tauschprozess zwischen Interessengruppen
und politischen Entscheidungsträgern bzw. ihren Mitarbeiter- und Verwaltungsstäben verstanden. Aus einer interaktiven Perspektive stellt sich Lobbying als Resultat interdependenter
Interessen dar, die sich auf Ressourcen beziehen, welche die jeweiligen Akteure nicht selbst
produzieren können. Auf beiden Seiten ist der Austausch motiviert durch das Bestreben, die
politischen Ressourcen zu vermehren und damit die Ausgangsbedingungen für künftige
Handlungen zu verbessern. Der Erfolg des Lobbying ist daher nicht nur eine Funktion der
Ressourcenausstattung, der Ziele, Taktiken und Strategien von Interessengruppen und ihrer
Repräsentanten, wie dies häufig dargestellt wird, sondern das Ergebnis interdependenter
Handlungen, die auf dem rationalen Kalkül beider Tauschpartner basieren. Sofern die
Tauschakte freiwillig zustande kommen und zum gegenseitigen Nutzen sind, verbessern sie
auch die Ressourcenlage der politischen Entscheidungsträger und tragen so zur Optimierung
politischer Prozesse bei. (ICA2)
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6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc.
Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien,
Debatten etc.
[180-L] Albert, Gert:
Soziologie mittlerer Reichweite: die methodologischen Konzeptionen Robert K. Mertons
und Max Webers im Vergleich, in: Steffen Sigmund, Gert Albert, Agathe Bienfait, Mateusz
Stachura (Hrsg.): Soziale Konstellation und historische Perspektive : Festschrift für M. Rainer
Lepsius, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 445-467, ISBN: 978-3-531-15852-5
(Standort: UB Bonn(5)-20086026)
INHALT: Wenn Weber in der motivationalen Prägung psychischer Dispositionen, wie er sie in
seiner "Wirtschaftsethik der Weltreligionen" vielfältig thematisierte, die Möglichkeit neuartiger Handlungsorientierungen sah, die nicht auf ein einziges Handlungsgesetz reduziert werden können, so ist sein methodologischer Ansatz mit einer zeitlich unbeschränkten Verpflichtung auf das Suchen von Handlungstheorien mittlerer Reichweite verbunden. Obwohl er mit
dieser heuristischen Beschränkung auf die mittlere Reichweite mit Mertons diesbezüglichen
Auffassungen konvergiert, plädierte Merton, im Unterschied zu Weber, für eine kumulative
Forschung hin zu umfassenden Theorien. Aber trotz dieser grundsätzlichen Differenz hinsichtlich der Zeitperspektive, so die These, lässt sich Mertons Begriff der 'Theorien mittlerer
Reichweite' fruchtbar mit der Weber'schen Methodologie verbinden. Es wäre nicht etwas dagegen zu sagen, Strukturmodelle als Theorien mittlerer Reichweite zu bezeichnen, wenn ihr
nomologischer Kern nicht vereinheitlichte Gesetzesannahmen enthalten würde. Ansonsten
sollte man sie aber einfach als (Struktur-)Modelle bezeichnen und damit den in der Wissenschaft universellen Tatbestand der Operationalisierung von Theorien auf bestimmte Randbedingungen hin thematisieren. Ein moderat holistisches Weber-Paradigma enthält hingegen
eine dauerhafte Beschränkung auf die Suche nach Theorien mittlerer Reichweite, die diesen
Namen hinsichtlich der ursprünglich zentralen Gegenüberstellung zu Theorien umfassender
Reichweite auch verdienen: Weberianische Soziologie im Merton'schen Geist. Diese Heuristik verkörpert auch das Werk von M. Rainer Lepsius. (ICF2)
[181-L] Bickel, Cornelius:
Tönnies und Durkheim, in: Tönnies-Forum : Rundbrief der Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft e.V.
für ihre Mitglieder und Freunde, Jg. 17/2008, H. 1/2, S. 133-147
INHALT: Der Beitrag arbeitet Gemeinsamkeiten und Differenzen von Tönnies und Durkheim
heraus. So steht Tönnies Durkheim wesentlich näher als Simmel oder Max Weber, andererseits werden sie letztendlich durch eine tief gehende Zäsur getrennt, die angesichts der vielen
Gemeinsamkeiten besonders markant ist. Tönnies und Durkheim wollen beide ein Bild der
modernen Gesellschaft geben und dabei das Spezifische erfassen. Dabei ist für beide der
Kontrast zur traditionalen Gesellschaft ein wichtiges Erkenntnismittel. Beide verwenden eine
dichotomische Begriffsbildung: Gemeinschaft und Gesellschaft - mechanische und organische Solidarität. Die Begriffsbildung ist jedoch gegenläufig. Organisch ist für Tönnies die
nicht planmäßig hergestellte, sondern von selbst gewordene Welt der vormodernen Gesellschaft, die Gemeinschaft, mechanisch dagegen die auf Vertragsschlüssen, also auf absichtsvollem Handeln beruhende moderne Gesellschaft. Für Durkheim liegen die Dinge genau ent-
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6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc.
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gegengesetzt. Die vormoderne wenig differenzierte Gesellschaft ist für ihn die mechanische,
organisch dagegen die auf einer differenzierten Arbeitsteilung beruhende moderne Gesellschaft. Bereits in der Begriffswahl zeigt sich demnach bei Durkheim ein positives Bild der
modernen Gesellschaft, bei Tönnies dagegen eine skeptische Einschätzung. (ICA2)
[182-L] Bienfait, Agathe:
Verantwortliches Handeln als soziologischer Grundbegriff: der vernachlässigte Beitrag von
Max Webers Wertlehre für die individualistische Sozialtheorie, in: Österreichische Zeitschrift
für Soziologie : Vierteljahresschrift der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie, Jg. 33/2008,
H. 3, S. 3-19 (Standort: USB Köln(38)-XH2528; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Als Kritik und Korrektur sowohl an Parsons' voluntaristischer Handlungstheorie als
auch an den modernen Theorien der rationalen Wahl wird in diesem Beitrag Webers Konzept
des 'verantwortlichen Handelns' präzisiert und als umfassende Handlungsrationalität dargelegt, in der individualistische Wahlfreiheit und überindividuelle Eigenwerte systematisch verbunden werden. Dieser Zugewinn verdankt sich der dialogischen Grundlegung des 'verantwortlichen Handelns' im Rahmen von 'Wertdiskussionen'. Damit kann Weber eine moderne
Geltungstheorie konzipieren, die Rationalität des Wertens sichern und somit die notwendige
Gleichwertigkeit von Passungs- und Geltungsfragen gewährleisten. Vor diesem Hintergrund
kann 'Verantwortung' als 'soziologischer Grundbegriff' dargelegt werden, in dem der Schlüssel zu einer integrativen Sozialtheorie auf individualistischer Grundlage bereits skizziert ist."
(Autorenreferat)
[183-L] Brunkhorst, Hauke:
Die kommunikative Wende der Soziologie: Jürgen Habermas im Kontext der
Nachkriegssoziologie, in: Richard Faber, Eva-Maria Ziege (Hrsg.): Das Feld der Frankfurter
Kultur- und Sozialwissenschaften nach 1945, Würzburg: Königshausen u. Neumann, 2008, S.
167-187, ISBN: 978-3-8260-3869-3 (Standort: UB Bonn(5)-2008/3949)
INHALT: Der Beitrag erörtert die These, dass Habermas' Werk vorrangig den Versuch darstellt,
die Theorie der Gesellschaft auf den Begriff der Kommunikation umzustellen. Hierin erkennt
der Autor die besondere Nähe von Habermas zu Niklas Luhmann, wobei es ihm auf die Differenz beider nicht weniger ankommt als auf ihre Übereinstimmung bei der Substitution des
Handlungsbegriffs durch den "viel umfassenderen" Begriff der Kommunikation: Luhmanns
Perspektive ist strikt funktional; zwar stark freiheitsorientiert, aber nicht, wie im Falle von
Habermas, "normativ emanzipatorisch". Die emanzipatorische Perspektive bleibt für den Autor gerade heute mehr denn je weltweit wichtig, weil der soziale Ausschluss ganzer Teilpopulationen und Weltregionen einen kaum entschärfbaren "moralischen Skandal" darstellt. Der
Autor resümiert: Sollte sich die menschenrechtlich integrierte globale Öffentlichkeit, wie Habermas vermutet, mit diesem Skandal nicht abfinden, dann werden - fast wie in der ursprünglichen Anlage der kritischen Gesellschaftstheorie von Marx - System- und Legitimationskrise
der Weltgesellschaft ineinander greifen und sich - mit höchst ungewissem Ausgang - wechselseitig verstärken. (ICA2)
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[184-L] Bube, Tobias:
Von der Kritischen Theorie zur Kritischen Hermeneutik?: Jürgen Habermas'
Transformationen der Verstehenslehre, in: Richard Faber, Eva-Maria Ziege (Hrsg.): Das Feld
der Frankfurter Kultur- und Sozialwissenschaften nach 1945, Würzburg: Königshausen u.
Neumann, 2008, S. 139-166, ISBN: 978-3-8260-3869-3 (Standort: UB Bonn(5)-2008/3949)
INHALT: Der Beitrag untersucht Habermas' Transformation der klassischen Verstehenslehre, mit
der der ehemalige Adorno-Assistent signifikant von Adornos und/oder Szondis "Anti-Hermeneutik" abweicht und damit die ältere Kritische Theorie insgesamt und substantiell revidiert.
Das Programm lautet: "Kritik statt Hermeneutik, dialektische Kritische Theorie statt humanistische, 'einfühlende' Lehre vom Verstehen". Habermas entwickelt seit den frühen 60er Jahren
eine soziologische Lehre vom Sinnverstehen, die auch an Wilhelm Dilthey anschließt. Selbst
Gadamer steht Habermas nicht nur ablehnend gegenüber, sondern sucht gerade auch ihn mit
der Kritischen Theorie seiner Frankfurter Lehrer zu vermitteln. Der Autor bezweifelt jedoch
das Gelingen dieses Vermittlungsversuchs generell, ohne sich auf die Seite der älteren Kritischen Theorie zu schlagen. Diese hypostasiert ihm, von Benjamin an und wohl noch Szondi
einbeschließend, Bruch und Brüche allzu sehr, so wie Habermas dann Verständigung und
Konsens. (ICA2)
[185-L] Carstens, Uwe:
Der internationale Tönnies, in: Tönnies-Forum : Rundbrief der Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft
e.V. für ihre Mitglieder und Freunde, Jg. 17/2008, H. 1/2, S. 125-132
INHALT: Tönnies ist nicht von ungefähr einer der bekanntesten Gesellschaftswissenschaftler der
Weimarer Republik. Seine Internationalität zeigt sich auch in länderübergreifenden Gesellschaften und Vereinigungen, in denen Tönnies Mitglied, Ehrenmitglied oder im Vorstand
war. Der vorliegende Beitrag beschreibt diese "Vernetzung" als Spannung zwischen "Lokalkultur und Weltgesellschaft". Gesellschaftliche Beziehung finden für Tönnies nur in der Vorstellung, nur "im Kopf" der Beteiligten statt. Der "gesellschaftliche" Verkehr der Menschen so Tönnies, ist rein "fiktiv" und "imaginär". Tönnies ist mit dieser Konzeption auf den Spuren
einer sich realisierenden "Weltgesellschaft" - diesen Ausdruck gebraucht Tönnies schon 1887
- "die nur in einem virtuellen Raum entsteht". Das Internet wird damit zu einer entwickelten
Gesellschaft in Tönnies' Sinn. (ICA2)
[186-L] Faber, Richard; Ziege, Eva-Maria (Hrsg.):
Das Feld der Frankfurter Kultur- und Sozialwissenschaften nach 1945, Würzburg:
Königshausen u. Neumann 2008, 277 S., ISBN: 978-3-8260-3869-3 (Standort: UB
Bonn(5)2008/3949)
INHALT: "Beim Begriff, schon Wort 'Feld' denkt man heute zunächst an Pierre Bourdieus 'Feld'
im Plural: an mehr oder weniger autonome Mikrokosmen sui generis. Wir rekurrieren mit unserem Band-Titel jedoch auf den älteren und prinzipiell ethnologischen Wortgebrauch von
'Feld', der gerade vom hohen Interdependenzgrad eines gewiss nicht einheitlichen - unter Umständen hoch diversifizierten und konfliktgeladenen -, jedoch singulären Feldes ausgeht. Keineswegs nur von der 'Frankfurter Schule' handelnd, möchten wir - soweit irgend möglich - die
Vielfalt der Frankfurter Kultur- und Sozialwissenschaften präsentieren und analysieren: in ih-
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rem internen Zusammenspiel, aber auch in dem mit anderen kulturellen und sozialen Gruppen
wie Institutionen der Stadt Frankfurt - und über sie hinaus." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Gunzelin Schmid Noerr: Aufklärung und Mythos. Von der "Dialektik der Aufklärung"
zur "Erziehung nach Auschwitz" (17-34); Werner Post: Theodor W. Adornos Vorlesungen
zur Moralphilosophie (35-46); Richard Faber: Autoritärer Liberalismus oder: Dialektik der
Aufklärung. Von Thomas Hobbes zu Carl Schmitt (47-72); Thomas Schneider: Die entscheidende Abstraktion. Zur Theorie des allgemeinen Wertes bei Hans-Jürgen Krahl (73-86); Katrin Meyer: Rational Regieren. Michel Foucault, die Frankfurter Schule und die Dialektik der
Gouvernementalität (87-104); Eckart Goebel: Erschütterung. Adorno über Sublimierung
(105-122); Thomas Schröder: Undeutbarkeit. Annäherungen an Peter Szondi anlässlich seiner
Fragment gebliebenen Celan-Interpretation "Eden, Berlin" (123-138); Tobias Bube: Von der
Kritischen Theorie zur Kritischen Hermeneutik? Jürgen Habermas' Transformationen der
Verstehenslehre (139-166); Hauke Brunkhorst: Die kommunikative Wende der Soziologie.
Jürgen Habermas im Kontext der Nachkriegssoziologie (167-188); Sigrun Anselm: Alexander
Mitscherlich, das Sigmund Freud-Institut und ihr Verhältnis zur Frankfurter Schule (189204); Manfred Lauermann: Gerhard Brandt - der letzte Horkheimer-Schüler (205-234); Wolfgang Bock: Frankfurt in Lüneburg. Zum Motiv der Kritischen Theorie in der Diaspora, samt
Interview mit Christoph Türcke (235-262); Frederik W. Thue: "The autoritarian personality"
and the Oslo-Institute for Social Researche in the 1950s (263-277).
[187-L] Farzin, Sina:
Die Semantik des Menschen bei Niklas Luhmann und Giorgio Agamben, in: Karl-Siegbert
Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl.,
2008, S. 2923-2932, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Die Stellung des Menschen in den sozialtheoretischen Arbeiten Niklas Luhmanns und
Giorgio Agambens steht im Zentrum des Vortrags. In einer vergleichenden Lektüre soll aufgezeigt werden, wie die Bedeutung der Kategorie des Menschen innerhalb einer anti-humanistisch argumentierenden Gesellschaftstheorie gefasst wird und welche Problemlagen dabei
entstehen. Sowohl bei Luhmann als auch Agamben erwächst das Interesse an der Thematik
des Menschen aus der Beschäftigung mit Grenzfragen der Gesellschaft. Im Mittelpunkt der
hier verhandelten Arbeiten steht die Frage, wie in einer prinzipiell offenen und unbegrenzten
Einheit Gesellschaft dennoch interne soziale Grenzziehungen vollzogen werden, die in letzter
Konsequenz markieren, was als Mensch bezeichnet werden kann oder nicht. Die Systemtheorie Niklas Luhmanns vollzieht eine der entschiedensten und meistzitierten Abwehrgesten gegen 'den Menschen' als Grundkategorie soziologischer Theoriebildung. Vor diesem Hintergrund überrascht der 'Wiedereintritt' des Menschen in das Theorievokabular der Systemtheorie im Spätwerk Niklas Luhmanns. Der Beitrag schlägt vor, diesen Wiedereintritt als Indiz einer theoretischen Krise zu interpretierten, die durch die Konfrontation mit Phänomenen sozialer Verelendung und Exklusion hervorgerufen wird. An diesem Punkt zeigt sich ein bis dahin
negierter 'Humanismus', der trotz aller eindeutigen Abgrenzungen gegenüber hergebrachten
'Menschenbildern' selbst nicht frei ist von normativen Merkmalen. An dieser Stelle einer
theoretischen Verunsicherung sollen Anknüpfungsmöglichkeiten an die sozialphilosophischen Arbeiten Giorgio Agambens zur Frage der Bezeichnung des Menschen aufgezeigt werden. In sehr viel expliziterer Form als Luhmann befasst Agamben sich mit der Frage, durch
welche sozialen Mechanismen Menschen als Menschen bezeichnet werden und zu welchen
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Konsequenzen das Fehlen oder die Aberkennung dieser Bezeichnung führt. Hier bietet sich
die Chance für eine Systemtheorie der sozialen Exklusion, den prekären und kontingenten
Charakter der Bezeichnung des Menschen als Menschen und die sozialen Folgen der Abwesenheit dieser Zuschreibung schärfer zu fokussieren." (Autorenreferat)
[188-L] Fitzi, Gregor:
Max Weber, (Reihe Campus Einführungen), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2008, 188 S.,
ISBN: 978-3-593-38124-4 (Standort: USB Köln(38)-35A7862)
INHALT: Der Verfasser gibt einleitend einen Überblick über Leben und Wirkung Max Webers.
Ein Überblick über Webers Wirken als wissenschaftlicher Experte und Politikberater schließt
sich an. Webers Bedeutung als Soziologe wird im Folgenden unter drei Themenstellungen
dargestellt: (1) methodologische Begründung der Soziologie (Objektivität, Wertfreiheit, Wissenschaft als Beruf); (2) soziologische Begriffssystematik (soziales Handeln, soziale Ordnungen, soziale Schichtung, soziale Verbände, Herrschaft); (3) protestantische Ethik (abendländischer Rationalismus, Geist des Kapitalismus, protestantische Berufskonzeption, asketischer
Protestantismus, Wirtschaftsethik der Weltreligionen). Abschließend werden Webers Haltung
zur Politik (Politik als Beruf) und die Rezeption und Wirkung der Weberschen Werke skizziert. (ICE)
[189-L] Frisby, David R. (Hrsg.):
Englischsprachige Veröffentlichungen 1893-1910, (Gesamtausgabe / Georg Simmel, Bd. 18),
Frankfurt am Main: Suhrkamp 2008, 548 S., ISBN: 978-3-518-57968-9
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Moral Deficiencies as Determining Intellectual Functions (1893)
(9-26); The Problem of Sociology (1895) (27-37); Superiority and Subordination as SubjectMatter of Sociology (1896) (38-82); The Persistence of Social Groups (1898) (83-140); A
Chapter in the Philosophy of Value (1900)(141-166); Tendencies in German Life and
Thought since 1870(1902) (167-202); The Number of Members as Determining the Sociological Form of the Group (1902) (203-287); The Sociology of Conflict (1904) (288-354); Fashion (1904) (355-386); A Contribution to the Sociology of Religion (1905) (387-404); The
Sociology of Secrecy and of Secret Societies(1906) (405-462); Umfrageantwort: The Future
of Sociology: A Discussion by Leading Sociologists of Europe and America(1908) (463464); The Problem of Sociology (1909) (465-497); How is Society Possible? (1910) (498518).
[190-L] Fuchs-Heinritz, Werner:
Zum Gesellschaftsbild der Soziologie: Durkheims Rezeption von Comte, in: Wieland Jäger,
Rainer Schützeichel (Hrsg.): Universität und Lebenswelt : Festschrift für Heinz Abels,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 229-239, ISBN: 978-3-531-15713-9
INHALT: Der Autor beschäftigt sich in seiner werkgeschichtlichen Analyse mit Emile Durkheims Rezeption von Auguste Comte. Er führt Belege dafür an, dass Durkheim bei seiner
Themenauswahl und seinen einzelnen Argumentationen die Arbeiten von Comte intensiv aufnimmt und dessen Gedanken weiterführt. Im Unterschied zu Comte wollte Durkheim jedoch
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die Soziologie als empirisch orientierte Einzelwissenschaft etablieren und entwickelte weitaus
genauere methodologische Überlegungen hierzu. Insofern kann der Feststellung Tenbrucks
zugestimmt werden, dass Durkheim die Soziologie Comtes "verwissenschaftlicht, modernisiert und systematisiert" hat. Dies bedeutet aber dem Autor zufolge, dass Durkheim gegenüber Comte substanziell keinen Neuansatz der Soziologie vorlegt, sondern nur ein deutlich
höheres Niveau erreicht. Ist vor diesem Hintergrund die Annahme, mit Durkheim habe die
Soziologie erst richtig angefangen, ganz unberechtigt? Der Autor verneint dies und stellt folgende These auf: Durkheim hat im Unterschied zu Comte die Soziologie passender im Feld
von Reformbestrebungen und Gesellschaftspolitik situiert. Sein Neuansatz liegt daher weniger im Wissenschaftlich-Sachlichen als im Wissenschaftspolitischen. (ICI2)
[191-L] Gensicke, Dietmar:
Luhmann, (Grundwissen Philosophie), Stuttgart: Reclam 2008, 137 S., ISBN: 978-3-15-0203217 (Standort: UB Bonn(5)-2008/3920)
INHALT: "Die Systemtheorie von Niklas Luhmann (1927-1998) ist gekennzeichnet durch eine
nachdrückliche Genauigkeit in der Begriffsbildung, einen stark ausdifferenzierten terminologischen Apparat, einen hohen Grad der Abstraktion ihrer Modellvorstellungen, eine explizite
Ausrichtung als Gesamttheorie der Gesellschaft und ein soziologisches Grundverständnis, das
oftmals kontraintuitiv zur gängigen Alltagsauffassung operiert. Im Versuch, eine ganz neu ansetzende gesellschaftliche Universaltheorie zu schaffen, hat Luhmann ein dichtes Gefüge von
Modellvorstellungen und theoretischen Termini geschaffen. Das vorliegende Buch führt den
Leser an die zentralen Begriffe und Zusammenhänge heran und macht ihn darüber hinaus mit
der speziellen Erkenntnishaltung und dem unverwechselbaren Timbre der luhmannschen
Theorie bekannt." (Autorenreferat).
[192-L] Gerhardt, Uta:
Natur im Niemandsland des Persönlichen: einige Bemerkungen zu Radkaus WeberBiographie, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des
33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2,
Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 1288-1292, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: Die Anmerkungen der Autorin zu Joachim Radkaus Biographie "Max Weber. Die Leidenschaft des Denkens" (2005) beziehen sich auf zwei Kritikpunkte: Der erste Punkt betrifft
Radkaus Auffassung, dass die Natur im Zentrum der Weber'schen Weltauffassung steht bzw.
den Hauptgesichtspunkt zum Verständnis des Weber'schen Denkens bildet. Die Autorin wendet dagegen ein, dass in Radkaus Buch vier verschiedene Begriffe der Natur nebeneinander
stehen, welche spätestens in den 1960er Jahren des 20. Jahrhunderts obsolet geworden sind.
Der erste Naturbegriff, den Radkau heranzieht, macht die Sexualität zur menschlichen Natur;
ein zweiter Naturbegriff sucht die Natur des Menschen in Aggressivität und Hass; ein dritter
Naturbegriff zeichnet die Natur als Schicksal und kosmische Macht; ein vierter Naturbegriff
ist schließlich sozialdarwinistisch geprägt. Diese vier, von Radkau verwendeten Naturbegriffe
sind nach Ansicht der Autorin eine methodisch unzureichende Grundlage einer Werkbiographie Max Webers. Ihr zweiter Kritikpunkt betrifft die methodologische Begründung der Soziologie und das Fehlen einer werkgetreuen Sicht, die die Methodologie Webers angemessen
erfasst. Radkau hat nach Meinung der Autorin nicht erkannt, dass Webers Methodologie, wie
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sie seinen Analysen in "Wirtschaft und Gesellschaft" zugrunde liegt, vor allem gegen die zeitgenössische Sozialwissenschaft gerichtet war. (ICI2)
[193-L] Greshoff, Rainer:
Aufklärung und Integration von Theorienvielfalt durch methodische Theorienvergleiche:
die Esser-Luhmann-Kontroverse als Beispiel, in: Andreas Balog, Johann August Schülein
(Hrsg.): Soziologie, eine multiparadigmatische Wissenschaft : Erkenntnisnotwendigkeit oder
Übergangsstadium?, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 187-224, ISBN: 978-3-53115736-8
INHALT: Der Autor diskutiert die Prämissen und Grundlinien eines methodischen Theorienvergleichs und geht der Frage nach, welche Konsequenzen daraus für die Organisation der Theoriebildung in der Soziologie gezogen werden können. Er ordnet die damit verbundene Forschungsperspektive in die integrativen Konzepte von Robert K. Merton und Hartmut Esser
ein. Er setzt sich ferner ausführlich mit der Kritik der Luhmannschen Systemtheorie an Essers
Integrationsansatz und dessen "Modell der soziologischen Erklärung" (MSE) auseinander und
untersucht die Frage, ob die Konzepte von Esser und Luhmann trotz aller Begriffsdifferenzen
aufeinander bezogen werden können und welche Konsequenzen sich hieraus für die Integrationsfrage ergeben. Hinsichtlich der Kritik Luhmanns formuliert er folgende Gegenposition:
Die Gegenstände, die Luhmann als soziales System erfasst, entsprechen denen, die Esser mit
der Makro- und Mikroebene des dynamisch gedachten MSE-Modells in den Blick nimmt. Allerdings arbeitet Luhmann nicht mit einem Zwei-Ebenen-Schema wie Esser, sondern konzipiert das soziale Geschehen auf einer Ebene. Bei einem Theorievergleich ist daher zu beachten, dass Essers auf der Makroebene verortete soziale Systeme intensional gesehen weniger
umfassen als Luhmanns soziale Systeme. Dies kommt auch in Essers Bemerkung zum Ausdruck, Luhmanns Theorie sei die Variante einer "Makro-Mikro-Makro-Konzeption". (ICI2)
[194-L] Hartmann, Heinz:
Logbuch eines Soziologen: Ausbildung, Arbeit, Anerkennung im Fach ; 1950-2000, Münster:
Spurt-Verl. 2007, 209 S., ISBN: 978-3-9811576-1-1 (Standort: USB Köln(38)-35A5275)
INHALT: Bei dieser Publikation handelt es sich um eine autobiographische Studie eines Vertreters der ersten Nachkriegsgeneration der Soziologen in Deutschland. Hinter den einzelnen,
chronologisch geordneten Beiträgen lässt sich als 'roter Faden' ein inhaltliches Motiv erkennen, nämlich die Frage: Wer ist Soziologe? Ein festes Muster dafür gibt es nicht. Man kann
sich einer Charakteristik dieser speziellen Tätigkeit "Soziologie" nur annähern, man kann am
Beispiel argumentieren, man kann Entwicklungen interpretieren. Vor dem Hintergrund der
Darstellung seiner familiären und beruflichen Sozialisation schildert der Verfasser, wie Soziologie betrieben worden ist, und geht den Fragen nach, was erhalten, was aufgegeben werden soll. Die Soziologen, so der Autor, sind inzwischen so lange im Geschäft, dass sie eine
Berufsgeschichte beginnen dürfen und ihren Standort im Rahmen einer Entwicklungsgeschichte verstehen sollten. Es wird verdeutlicht, dass der Verfasser auf seinem Weg zur Soziologie Unterstützung in erster Linie von den besten Vertretern des Faches erfahren hat. Dabei wird die These vertreten, dass diese interessierte und großzügige Bereitschaft zu helfen
durchaus funktional verstanden werden muss und im gewissen Sinne auch selbstbezogen gedacht war, insoweit sie nämlich als Hilfestellung für den fachlichen Nachwuchs angeboten
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wurde. Eigenständige Schwerpunkte der Darstellung bilden die Auseinandersetzung mit den
Studien- und Forschungserfahrungen in den USA, die Reflexion über die Diskussionen mit
Ulrich Beck sowie die Tätigkeit in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung. Das Fazit
des Verfassers in Bezug auf die Amerikanisierung lautet, dass man versuchen muss, die wissenschaftliche Freiheit so weit wie möglich zu wahren und durchzusetzen - auch die Freiheit
zur Begegnung mit dem Angebot von jenseits des Atlantik. Seiner Ansicht nach beruft sich
die Kritik des Faches an der Amerikanisierung auf eine prämoderne Klassik. Es würden wichtige Grundorientierungen, die innerhalb der letzten Jahre im Fach stark an Boden gewonnen
haben (der erkenntnistheoretische Agnostizismus, das relativistische Wissenschaftsbild, das
konstruktivistische Wirklichkeitsmodell) in ihrem Kern desavouiert, wenn man auf die wertende Entgegensetzung eingehen will, die stellenweise auf die Beziehung zwischen deutschen
und amerikanischen Kollegen angewendet wird. (ICF2)
[195-L] Hessinger, Philipp; Wagner, Gabriele:
Max Webers Protestantismus-These und der "neue Geist des Kapitalismus": eine deutschfranzösische Gegenperspektive, in: Gabriele Wagner, Philipp Hessinger (Hrsg.): Ein neuer Geist
des Kapitalismus? : Paradoxien und Ambivalenzen der Netzwerkökonomie, Wiesbaden: VS Verl.
für Sozialwiss., 2008, S. 9-38, ISBN: 978-3-531-15315-5
INHALT: Der einleitende Beitrag zum vorliegenden Sammelband zeigt in Anlehnung an Luc
Boltanskis und Eve Chiapellos Buch "Der neue Geist des Kapitalismus", dass das Kennzeichen der aktuellen Epoche das hochambivalente Zusammenspiel "endogener und exogener
Veränderungstendenzen" ist. Endogene Veränderungstendenzen beruhen auf der Anverwandlung der Taylorismus-Kritik durch das moderne Management. Exogene Veränderungstendenzen ergeben sich aus den "Verschiebungen" gesellschaftlicher Machtverhältnisse im Zuge der
Weltmarktentwicklung. Mit Blick auf die endogenen Veränderungstendenzen machen Boltanski und Chiapello auf das Aufkommen eines neuen Sets an Wertigkeiten aufmerksam. Diese
im Entstehen begriffene Konstellation bezeichnen sie als "Projektpolis", die sich an Wertigkeiten wie "Kontaktoffenheit", "Mobilität und Flexibilität" sowie "Employability" orientiert.
Historisch wandelbare Muster von Wertbeziehungen zwischen den verschiedenen Poleis nennen Boltanski und Chiapello "Geist des Kapitalismus". Diese Muster an Erwartungshaltungen
und Rechtfertigungen entwickeln sich in der Auseinandersetzung mit drei allgemeinen Problemen, die der Kapitalismus - als "geistverlassenes Gehäuse" im Sinne Webers - nicht mit
rein ökonomischen Mitteln lösen kann. Gleichzeitig steht es mit der Fairness und den Gerechtigkeitsstandards der derzeitigen Ordnung nicht zum Besten. Weite Teile der Arbeitswelt
durchzieht ein tief greifendes Bewusstsein von Existenzunsicherheit und Prekarität. Damit
stellt sich die für Boltanski und Chiapello die alte Frage nach dem gesellschaftsdiagnostischen Potential einer kritischen Soziologie und/oder einer Soziologie der Kritik neu. (ICA2)
[196-L] Honneth, Axel:
Verflüssigungen des Sozialen: zur Gesellschaftstheorie von Luc Boltanski und Laurent
Thévenot, in: WestEnd : neue Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. 5/2008, H. 2, S. 84-103
INHALT: Der Verfasser rekonstruiert die zentralen Bausteine des Theorieprogramms der Soziologie der Kritik, das seinem Anspruch nach nicht weniger ist als der Versuch der Grundlegung einer normativen Gesellschaftstheorie jenseits der klassischen Paradigmen einer entwe-
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der holistisch oder aber individualistisch konzipierten Sozialwissenschaft. Wenn der Autor an
zentralen Stellen auf unplausible kategoriale und methodische Vorentscheidungen, Begründungsdefizite, spekulative Züge oder eine selektive Auswahl des Materials verweist und alternative Ansätze zur Sprache bringt, so in der Absicht, zur Klärung eines hochkomplexen
Theoriemodells beizutragen, dessen Erkenntnispotential darin liegt, dass es sich nicht auf eine
metatheoretische Konzeption beschränkt, sondern den Zugang zur sozialen Realität heutiger
westlicher Gesellschaften durch Rekurs auf die politische Philosophie und vor allem durch
eine große Fülle empirisch orientierter Analysen zu erschließen sucht. (ICF2)
[197-L] Jurt, Joseph:
Bourdieu, (Grundwissen Philosophie), Stuttgart: Reclam 2008, 129 S., ISBN: 978-3-15-020319-4
(Standort: UB Bonn(5)-2008/3915)
INHALT: Der Verfasser legt eine Einführung in Bourdieus Denken vor, die schwerpunktmäßig
philosophische Aspekte behandelt. Er zeigt, wie Bourdieu sich von der existenzialistischen
Subjektphilosophie Sartres ebenso abwendet wie von einem Strukturalismus, dem Akteure
nur Epiphänomene sind. Auf der Basis einer ethnosoziologischen Studie in Algerien entwickelt Bourdieu einen eigenen Ansatz, der zwar die relationale Betrachtungsweise beibehält,
die Verabsolutierung der Beobachterperspektive - die die Gefahr des strukturalistischen Objektivismus konstituiert - jedoch vermeidet. Demgegenüber versucht Bourdieu, nach dem notwendigen Objektivierungsschritt eine praxeologische Erkenntnisweise zu entwickeln, die der
Logik des Handelns gerecht wird. Zentrale theoretische Kategorien bei Bourdieu sind Feld,
Habitus und Kapital. In seinen Arbeiten über die Ausdifferenzierung der einzelnen Felder erkennt Bourdieu die Autonomie als das eigentliche Entwicklungsprinzip. (ICE2)
[198-L] Kauppert, Michael; Funcke, Dorett (Hrsg.):
Wirkungen des wilden Denkens: zur strukturalen Anthropologie von Claude Lévi-Strauss,
(Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, 1892), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2008, 446 S.,
ISBN: 978-3-518-29492-5
INHALT: "Kein anderer Anthropologe hat das Denken des 20. Jahrhunderts so geprägt wie Claude Lévi-Strauss. Seine Arbeiten sind nicht nur interdisziplinär angelegt, sie überschreiten
auch den engeren wissenschaftlichen Rahmen. Ein weltweites Publikum hat fasziniert verfolgt, wie Lévi-Strauss in den Traurigen Tropen die Ethnologie auf einen elegischen Grundton gestimmt, im Wilden Denken die Rationalität des Bastlers rehabilitiert und die Mythologica nach musikalischem Vorbild komponiert hat. Anlässlich seines 100. Geburtstags am 28.
November 2008 würdigen namhafte Autoren aus dem In- und Ausland die Wirkungen seines
Oeuvre auf Zeitgenossen, andere Disziplinen sowie einzelne Problemstellungen und erörtern
dabei auch die Anschlussfähigkeit einer strukturalen Anthropologie an aktuelle Debatten."
(Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Michael Kauppert, Dorett Funcke: Zwischen Bild und
Begriff - Wildes Denken nach Lévi-Strauss (9-33); Claude Lévi-Strauss: Mythisches Denken
und wissenschaftliches Denken (34-42); Hans von Fabeck: Ursprung und Zukunft des wilden
Denkens - Claude Lévi-Strauss und Maurice Merleau-Ponty (43-64); Hermann Lang: Claude
Lévi-Strauss und Jacques Lacan (65-80); James D. Faubion: Homo absconditus: Levi-Strauss
und Foucault (81-97); Franz Schultheis: Bourdieu und Lévi-Strauss: eine ambivalente Beziehung (98-110); Dietmar J. Wetzel, Silja Thomas: Jacques Derrida und die (un-)möglichen
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Gaben der Dekonstruktion (111-138); Emmanuel Désveaux: Lévi-Strauss und das Schicksal
der Anthropologie (139-157); Michael Oppitz: Unter den Plejaden (158-174); Joachim Fischer: Lévi-Strauss und die deutsche Soziologie: Strukturalismus, Philosophische Anthropologie und Poststrukturalismus (175-191); Iris Därmann: Lévi-Strauss und die Philosophie
(192-226); Philippe Descola: Die zwei Naturen bei Lévi-Strauss (227-247); Marcel Hénaff:
Lévi-Strauss und die Frage des Symbolismus (248-274); Erhard Schüttpelz: Der magische
Moment - Mit einem Beitrag von Martin Zillinger (275-303); Axel T. Paul: Zeitreisen - LéviStrauss und die Geschichte (304-334); Boris Wiseman: Struktur und Empfindung (335-363);
Ferdinand Zehentreiter: "Das höchste Geheimnis der Wissenschaften vom Menschen" - Claude Lévi-Strauss' methodologische Huldigung an die Musik (364-380); René Leibowitz: Die
Poesie von Lévi-Strauss (381-394); Dorett Funcke: Die elementaren Strukturen der Inseminationsfamilie (395-322); Michael Kauppert: Das Haus oder "der Knecht meines eigenen
Herrn" (423-444).
[199-L] Keuth, Herbert:
Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie: ein wissenschaftlicher oder ein
politischer Streit?, in: Reinhard Neck (Hrsg.): Was bleibt vom Positivismusstreit?, Frankfurt am
Main: P. Lang, 2008, S. 41-64, ISBN: 978-3-631-54701-4
INHALT: Die große Breitenwirkung des Positivismusstreits in den Jahren nach 1968 ist nicht zuletzt dadurch bedingt, dass die Positionen der Kritischen Theorie vielfach mit jenen der Studentenbewegung, jene des Kritischen Rationalismus mit dem politischen Establishment der
Bundesrepublik Deutschland identifiziert wurden. Vor diesem Hintergrund geht der Beitrag
der Frage nach, ob die zwischen der Frankfurter Schule und dem Kritischen Rationalismus
strittigen Fragen primär wissenschaftlicher oder primär politischer Natur waren. In einer detaillierten Analyse der insbesondere von J. Habermas vorgebrachten Argumente im Positivismusstreit und von Habermas' späteren Überlegungen zu Fragen der Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie und der Ethik bis hin zur Hinwendung Habermas' zu religiösen Fragen kommt
der Autor zu dem Schluss, dass die Positionen Habermas' durchwegs wissenschaftlich nicht
haltbar sind. Aus der Tatsache, dass die Kritische Theorie und Habermas im Besonderen im
akademischen Bereich trotzdem erfolgreicher waren als die Kritischen Rationalisten, schließt
der Verfasser, dass es die politischen Aspekte dieser Theorie waren, die sie attraktiver machten. Diesem Pessimismus ist allerdings entgegenzuhalten, dass die Studentenrevolte der
1968er Jahre ebenso Geschichte ist wie der Realsozialismus unseligen Andenkens und dass
die Idee der Offenen Gesellschaft gerade für den Kampf gegen den Totalitarismus in Osteuropa einige Bedeutung hatte. Vielleicht hat die nicht-universitäre Öffentlichkeit in machen Fragen ein besseres Sensorium für die Realität als manche (auch politische) Philosophen. (ICG2)
[200-L] Kruse, Volker:
Geschichte der Soziologie, (UTB basics, 3063), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2008, 320 S., ISBN:
978-3-8252-3063-0
INHALT: Der Verfasser legt eine historisch angelegte Einführung in die Soziologie auf Grundstudiumsniveau vor. Zunächst erfolgt ein "Schnelldurchgang" durch zwei Jahrhunderte Soziologiegeschichte. Dieser Zeitraum wird für die folgende, detaillierte Darstellung in vier Phasen
unterteilt: (1) Soziologie im 19. Jahrhundert - Auguste Comte und die Begründung einer posi-
116
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tivistischen Soziologie, Herbert Spencer und die Problematik der Evolution, Karl Marx und
Friedrich Engels als Exponenten des wissenschaftlichen Sozialismus; (2) Soziologie zwischen
1890 und 1933 - Emile Durkheim, italienische Elitensoziologie (Robert Michels, Gaetano
Mosca, Vilfredo Pareto), George Herbert Mead und die Chicago-Schule, Ferdinand Tönnies
und Georg Simmel und die Anfänge der deutschen Soziologie, Max Weber, die deutsche Soziologie der 1920er Jahre, Karl Mannheim und Max Scheler und die Anfänge der deutschen
Wissenssoziologie; (3) Soziologie zwischen 1933 und 1950 - nationalsozialistische Soziologie, Norbert Elias, Talcott Parsons und der Funktionalismus; (4) Soziologie in der Nachkriegszeit - empirische Soziologie in Deutschland, Kritische Theorie, Entwicklungstendenzen
der Soziologie seit den 1970er Jahren. (ICE2)
[201-L] Liebsch, Katharina:
Identität und Habitus, in: Hermann Korte, Bernhard Schäfers (Hrsg.) - 7. grundleg. überarb.
Aufl.: Einführung in Hauptbegriffe der Soziologie, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S.
69-86, ISBN: 978-3-531-15029-1 (Standort: UB Bonn(5)-2003/7069)
INHALT: Die Begriffe Identität und Habitus verbinden die mikrosoziologische Ebene des Handelns von Individuen mit der makrosoziologischen Ebene der gesellschaftlichen Strukturen.
Dabei knüpfen sie an jeweils unterschiedliche Theorie-Traditionen an, die die wechselseitige
Beeinflussung von gesellschaftlichen Prozessen und individuellem Handeln thematisieren.
Um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Konzepte zu verdeutlichen, werden
im vorliegenden Beitrag zunächst die Entwicklung des soziologischen und sozialpsychologischen Identitätsbegriffs sowie die Entwicklung des Habitusbegriffs dargestellt. Die Mechanismen der Herstellung von Identitäten und Habitus werden anschließend anhand von Identitätsarbeit/Identitätspolitik und des inkorporierten Habitus aufgezeigt. Es schließt sich eine kritische Diskussion der Konzepte der Identität und des Habitus an, um schließlich die Interdependenzen zwischen Individuum und Gesellschaft, Handlung und Struktur sowie Normierung
und Wandel zu skizzieren. Der Informationsteil des Beitrages enthält kommentierte Literatur
zur Einführung und Vertiefung, einen Überblick über weiterführende Literatur in Sammelbänden oder Handwörterbüchern sowie Angaben zur zitierten Literatur. (ICI)
[202-L] Lüdtke, Nico:
Intersubjektivität bei Schütz - oder: Ist die Frage nach dem Anderen aus der
Phänomenologie entlassen?, in: Jürgen Raab, Michaela Pfadenhauer, Peter Stegmaier, Jochen
Dreher, Bernt Schnettler (Hrsg.): Phänomenologie und Soziologie : theoretische Positionen,
aktuelle Problemfelder und empirische Umsetzungen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008,
S. 187-197, ISBN: 978-3-531-15428-2
INHALT: Der Autor wirft vor dem Hintergrund der Intersubjektivitätstheorie von Alfred Schütz
die Frage auf, "ob die Phänomenologie den Anderen aus ihrer Theorie entlassen habe". Er
diskutiert mit dieser Intersubjektivitätsfrage eines der Fundamentalprobleme der "verstehenden Soziologie" und nimmt dabei vor allem die Position von Schütz gegenüber dem von Husserl vorgeschlagenen transzendentalphilosophischen Lösungsversuch in den Blick, von dem
Schütz sich schon früh distanziert hatte. Dies führte ihn dazu, das Problem einer Begründung
des ego-alter-Verhältnisses auszuklammern und einen mundanphänomenologischen Ansatz
als ausdrückliche Alternative zur Transzendentalphilosophie zu entwickeln. Mit seiner "Ge-
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neralthesis der Reziprozität der Perspektiven" formulierte Schütz die Einsicht, dass das
Fremdverstehen für die pragmatischen Ansprüche alltäglichen Handelns in der Regel von den
Alltagshandelnden selber als bereits gelöst angesehen wird. Seine Ausarbeitungen folgen dieser Einsicht und transportieren sie auf die Ebene sozialwissenschaftlicher Theorie. Schütz'
Mundanphänomenologie entzieht dem Intersubjektivitätsproblem jedoch gerade dadurch einer philosophischen Lösung, wie der Autor näher zeigt. (ICI2)
[203-L] Mahlert, Bettina:
Familie und Nationalstaat: zu den globalen Bezügen des Klassenbegriffs von Talcott
Parsons, in: Peter A. Berger, Anja Weiß (Hrsg.): Transnationalisierung sozialer Ungleichheit,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 89-104, ISBN: 978-3-531-15207-3
INHALT: Die Autorin diskutiert die Frage, ob das herkömmliche klassentheoretische Vokabular
brauchbare Einsichten für das in der Forschung lange vernachlässigte Thema der globalen
Ungleichheit enthält. Sie bezieht sich insbesondere auf den Klassenbegriff von Talcott Parsons, welcher in Bezug auf die Familie die These vertritt, dass diese auf einen einheitlichen
Klassenstatus angewiesen sei und es deshalb Askription geben müsse. Als wertvoll an Parsons' theoretischen Überlegungen erweist sich nach Meinung der Autorin, dass er diese These
mit familiensoziologischen Argumenten zu begründen versucht, also danach fragt, was die
Familie für eine Art sozialer Einheit ist und aus welchen Gründen sie gegen die Individualisierungstendenzen im Übergang zur Moderne an askriptiven Verteilungsmustern festhält.
Dies eröffnet der Autorin zufolge die Möglichkeit, im Gegenzug dieselbe Frage an den Nationalstaat zu richten und mit Hilfe einer allgemeineren Begrifflichkeit, den "pattern variables",
Nationalstaat und Familie miteinander zu vergleichen. Die Nation kann dabei - so die These
der Autorin - als ein globales Äquivalent zur Familie aufgefasst werden. Die Institutionalisierung der mit den "pattern variables" umschriebenen Handlungsmuster wirft außerdem ein besonderes Licht auf die Frage der Legitimität sozialer Ungleichheiten, wie die Autorin abschließend zeigt. (ICI2)
[204-L] Messmer, Heinz:
Gesellschaft als Kommunikation - Kommunikation als Gesellschaft?: Plädoyer für die
Berücksichtigung ethnomethodologischer Konversationsanalyse in Niklas Luhmanns
Gesellschaftstheorie, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 13/2007, H.
1/2, S. 480-490 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die nachfolgenden Überlegungen beschäftigen sich mit der Frage, wie weit die kommunikative Grundlegung einer Theorie der Gesellschaft getrieben werden kann, die sich auch
noch empirisch einlösen lässt. Darauf hat er keine eindeutige Antwort parat. Dennoch wird er
argumentieren, dass eine empirische Fundierung der gesellschaftstheoretischen Aussagen in
der Systemtheorie Niklas Luhmanns in gewisser Weise wünschenswert wäre - nicht zuletzt
aus Gründen ihrer Weiterentwicklung und Anschlussfähigkeit. In diesem Zusammenhang
möchte er zunächst das Verhältnis der Theorie zu ihrem Gegenstand, der Gesellschaft, problematisieren. Dann wird er zu zeigen versuchen, warum eine empirische Fundierung gerade
auch in der Luhmannschen Gesellschaftstheorie nützlich sein kann. Aus verschiedenen Gründen macht er sich dabei besonders für eine Berücksichtigung der ethnomethodologischen
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Konversationsanalyse stark, von der er sich einen theoretischen Zugewinn hinsichtlich der
kommunikationstheoretischen Verortung von Gesellschaft verspricht." (Autorenreferat)
[205-L] Meyer, Katrin:
Rational Regieren: Michel Foucault, die Frankfurter Schule und die Dialektik der
Gouvernementalität, in: Richard Faber, Eva-Maria Ziege (Hrsg.): Das Feld der Frankfurter
Kultur- und Sozialwissenschaften nach 1945, Würzburg: Königshausen u. Neumann, 2008, S. 87102, ISBN: 978-3-8260-3869-3 (Standort: UB Bonn(5)-2008/3949)
INHALT: Der Beitrag vertritt die These, dass Foucault durch seine Beschäftigung mit der liberalen und neoliberalen Gouvernementalität, die er in der Vorlesung "Die Geburt der Biopolitik"
1978/79 vorlegt, dazu geführt wird, sich in entscheidenden Punkten von der Aufklärungskritik der Frankfurter Schule abzugrenzen bzw. diese zu radikalisieren. In Foucaults Gouvernementalitäts-Vorlesungen von 1977 bis 1979 befasst sich Foucault am intensivsten mit der
Frankfurter Schule und er erweitert seine Machtanalyse konzeptionell in diesem Kontext. In
einem ersten Schritt wird gezeigt, inwiefern Foucaults Denken seit 1975 zentrale Prämissen
und Thesen von Horkheimer und Adorno teilt. Ihr gemeinsames Thema ist die Kritik der Aufklärung hinsichtlich der Formierung des modernen Subjekts und der Etablierung einer verwalteten Gesellschaft. Danach wird anhand von Foucaults Konzept der Gouvernementalität
ein Unterschied zwischen Foucault und Horkheimer herausgearbeitet, der die Bedeutung der
revoltierenden Individualität betrifft und der deutlich macht, inwiefern Foucaults Gegenwartsanalyse über Horkheimer und Adorno hinaus die "Dialektik der Aufklärung" radikalisiert. (ICA2)
[206-L] Moebius, Stephan:
Entwurf einer Theorie der Praxis aus dem Geist der Gabe: die Praxistheorie von Marcel
Mauss und ihre aktuellen Wirkungen, in: Kay Junge, Daniel Suber, Gerold Gerger (Hrsg.):
Erleben, erleiden, erfahren : die Konstitution sozialen Sinns jenseits instrumenteller Vernunft,
Bielefeld: transcript Verl., 2008, S. 171-199, ISBN: 978-3-89942-829-2
INHALT: Ausgangspunkt der Studie ist die Beobachtung, dass das Werk von Marcel Mauss als
einem der Begründer der Kulturwissenschaften derzeit eine Renaissance erfährt, wobei vor
allem der Text über 'Die Gabe' Beachtung findet und empirisch fruchtbar gemacht wird. Dies
nimmt der Verfasser zum Anlass, Mauss' Entwurf einer Theorie der Praxis (aus dem Geist der
Gabe) darzustellen, um ihren Erklärungswert für die "Entstehung sozialen Sinns jenseits instrumenteller Vernunft" aufzeigen zu können. Nach der Meinung des Autors enthält das
Gabe-Theorem bereits vor dem 'practice turn' die zentralen Elemente gegenwärtiger Praxistheorien, eine "Logik der Praxis", das "kulturtheoretische Konzept der Hybridität", die "Repetivität der Gabepraxis über räumliche und zeitliche Grenzen hinweg", die "gleichzeitige Routinisiertheit und Unberechenbarkeit der Gabepraktiken", die "Materialität bzw. körperliche
Aktivität der Praxis" sowie "eine normative Implikation der Praxis". Besonders interessant an
der Gabe, so der Autor, ist ihre implizite Logik der Erwiderung, die, anders als im Tauschgeschäft, auf welches die Gabe in der Moderne reduziert worden ist, nicht mit zweckrationalem
oder intentionalem Handeln zu erklären ist. Gerade die hybride Vermischung von Personen
und Sachen, die "Fremderfahrung der Besessenheit" des Beschenkten durch den Schenkenden, ist es, die zur Erwiderung verpflichtet und so soziale Bindung schafft. Die Gabe ist dem-
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nach "keine Praxis des Kalküls", sondern "die materiellen Dinge sind Medien für die symbolische Herstellung und Stabilisierung sozialer Beziehungen jenseits instrumenteller
Vernunft". Angesichts der Schrecken des Ersten Weltkrieges glaubte Mauss im Gabentausch
eine Praxis der Pazifizierung identifiziert zu haben, die den Aufbau einer "Weltzivilisation"
erleichtern kann. Ein genauerer Blick auf solche Praxen der Pazifizierung soll sich, so die
These, auch für die aktuellen Diskussionen um "multiple modernities" (Eisenstadt) bzw. eine
'multipolare Weltordnung' (Mouffe) fruchtbar machen lassen. (ICF2)
[207-L] Neck, Reinhard (Hrsg.):
Was bleibt vom Positivismusstreit?, (Schriftenreihe der Karl Popper Foundation, Bd. 5),
Frankfurt am Main: P. Lang 2008, 191 S., ISBN: 978-3-631-54701-4
INHALT: "Auf der Arbeitstagung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Oktober 1961
hielten Karl R. Popper und Theodor W. Adorno Referate zur 'Logik der
Sozialwissenschaften'. Dies leitete den 'Positivismusstreit' in der deutschen Soziologie ein, an
dem sich prominent vor allem Jürgen Habermas auf Seiten der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule und Hans Albert auf Seiten des Kritischen Rationalismus beteiligten. Der daraus
entstandene Sammelband, der 1969 kurz vor dem Tod Adornos erschien, wurde im deutschen
Sprachraum viel gelesen und diskutiert. Das 'Adorno-Jahr' 2003 (100. Geburtstag) und das
'Popper-Jahr' 2004 (10. Todestag) gaben Anlass, sich mit den Fragen erneut auseinander zu
setzen, die der Positivismusstreit aufgeworfen hat, und sie aus heutiger Sicht neu zu beleuchten. Dies wurde in den Referaten eines Symposiums der Karl Popper Foundation Klagenfurt
unternommen. Dieser Sammelband beinhaltet die überarbeiteten Referate dieses Symposiums. In ihnen werden die methodologische, die politische und die soziologische Dimension
der damaligen Auseinandersetzungen mit heute dominierenden Themen und Positionen konfrontiert, was bisher in der einschlägigen wissenschaftlichen Diskussion nicht erfolgt ist."
(Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Reinhard Neck: Was bleibt von Positivismusstreit? Einleitung und Übersicht (11-18); Hans-Joachim Dahms: Politisierung der Wissenschaft: Die
drei Positivismusstreite (19-40); Herbert Keuth: Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie: ein wissenschaftlicher oder ein politischer Streit? (41-64); Roger Behrens: Eindimensionale oder offene Gesellschaft: Anmerkungen zur (fingierten) Kontroverse zwischen
Popper und Marcuse (65-82); Dirk Koppelberg: Wissenssoziologie statt Wissenschaftstheorie? (83-98); Evelyn Gröbl-Steinbach: Von der Dialektik zum linguistischen Pragmatismus
(99-116); Armin Engländer: Diskurstheorie des Rechts: das Scheitern eines Begründungsprogramms. Zur Kritik von Jürgen Habermas' Rechtsphilosophie (117-135); Michael Wohlgemuth: Der kommunikative Charakter kapitalistischen Wettbewerbs: eine "Österreichische"
Replik auf Habermas (137-173); Hans Albert: Sozialwissenschaft und soziale Praxis: vom
Positivismusstreit zur Analyse der sozialen Ordnung (175-189).
[208-L] Nollmann, Gerd:
Wer versteht sich als Akteur?: Max Webers Kausalitätsverständnis und die
Herausforderung der Neurowissenschaft, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der
Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in
Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 656-670, ISBN: 978-3593-38440-5
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INHALT: "Die Neurowissenschaft scheint das Bild vom Menschen zu revolutionieren. Die Fortschritte bei Bild gebenden Verfahren und kernspintomografischen Abbildungen präsentieren
das Gehirn als gigantische Metropole mit Milliarden von Verkehrswegen. Hirnforscher glauben nun offenbar, den zugrunde liegenden Fahrplan der Megametropole freilegen und damit
die 'eigentlichen' Ursachen menschlichen Verhaltens finden zu können. Dazu werden mit Hilfe der Kernspintomographie Hirnaktivitäten experimentell kontrolliert abgebildet. Bei der
Messung gewisser Aktivitäten können sie inzwischen sagen, ob es einen Straßenmusiker am
Werk zeigt oder einen Hinweisschilder lesenden Passanten. Die Schlussfolgerung liegt nahe,
dass der Hirnforscher bald in das Verkehrssystem der Megametropole Gehirn eingreifen könne. Kann etwa unerwünschtes Verhalten, etwa Aggressionen, durch gezielte Neu-Verschaltungen der Knoten verhindert werden? Lässt sich die Denkleistung genetisch 'tunen', damit in
Zeiten der PISA-Bildungskatastrophe die für Erfolg auf unsicheren Arbeitsmärkten notwendigen Bildungsziele von mehr Menschen erreicht werden können? Welche Schlussfolgerungen
ergeben sich daraus für die Soziologie als Wissenschaft vom Sinnverstehen? In der Auseinandersetzung wird Max Webers Kausalitätsverständnis in Erinnerung gerufen und betont, dass
ein 'Akteur' nicht eine gleichsam in Fleisch und Natur verfasste Entität ist, sondern eine
sprachlich geformte Abstraktion, die die Ursachen menschlichen Handelns selektiv intern zurechnet. Deshalb stellt die Bedeutung des 'Akteurs' eine empirische Frage dar: Wann werden
menschliches Verhalten und seine Folgen in der Praxis als durch 'Akteure' verursacht gedeutet, d.h. kausal zugerechnet, und wann gerade nicht? Welche sozialstrukturellen Regelmäßigkeiten haben solche Deutungen? Wie verändern sie sich im Lebensverlauf anlässlich welcher
Probleme? Da diese Fragen nur empirisch entschieden werden können, werden Ergebnisse einer Umfrage vorstellen, die auf den praktischen Ort des Akteurs im Sinne Webers zielte. Auf
dieser Basis soll deutlich werden, warum die Neurowissenschaft keine Herausforderung für
die Soziologie ist, diese gleichwohl auf durchaus unangenehme Weise an einige nicht erledigte Aufgaben erinnert." (Autorenreferat)
[209-L] Priester, Karin:
Messianischer Populismus von links?: Anmerkungen zu dem Werk 'Empire' von Michael
Hardt und Antonio Negri, in: Rolf Eickelpasch, Claudia Rademacher, Philipp Ramos Lobato
(Hrsg.): Metamorphosen des Kapitalismus - und seiner Kritik, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2008, S. 48-58, ISBN: 978-3-531-15780-1
INHALT: "Die Autorin untersucht am Beispiel des linken Erfolgsbuches 'Empire' von Hardt/Negri Voraussetzungen und Grundannahmen eines 'populistischen' Anarchismus. Mit dem Begriff der 'Sorelisierung' bezeichnet sie einen Prozess, der in Anlehnung an das Werk des französischen Anarchosyndikalisten Georges Sorel die Ambivalenzen eines ideologischen Diskurses vor dem Hintergrund der Entstehung des Prekariats als neuem gesellschaftsveränderndem Subjekt aufzeigt." (Autorenreferat)
[210-L] Raab, Jürgen:
Erving Goffman, (Klassiker der Wissenssoziologie, Bd. 6), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2008, 137
S., ISBN: 978-3-89669-550-5
INHALT: "Diese Einführung zu Erving Goffman (1922-1982) unterstreicht dessen zentrale Bedeutung als Theoretiker: Seine Bücher zählen zu den meistgelesenen soziologischen Werken
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überhaupt. Sie umfassen ein weit ausgreifendes Themenspektrum, das sich von der Selbstdarstellung im Alltag, dem Überleben in totalen Institutionen, der Bewältigung von Stigmata,
dem Verhalten auf öffentlichen Plätzen bis hin zur Analyse von Redeweisen als kommunikative Formen erstreckt. Die Potenziale seines Werkes sind trotz seiner außerordentlichen Popularität bislang nur annähernd genutzt. Jürgen Raab eröffnet hier einen Zugang, der den Blick
auf die tiefgründigeren Schichten von Goffmans Werk freilegt und damit für die soziologische Theorie neue Impulse bietet." (Autorenreferat)
[211-L] Rabault, Hugues:
La réception de l'oeuvre de Niklas Luhmann en France: difficultés, analyse et prospective,
in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 13/2007, H. 1/2, S. 491-503
(Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Es gibt nur wenige Übersetzungen von Luhmanns Werken und genauso wenige Studien über Luhmanns Theorie in französischer Sprache. Dieser Beitrag analysiert diese a minima-Rezeption und schlägt Erklärungen vor. Eine Ursache kann der traditionelle Empirismus
der französischen Soziologie sein. Im Vergleich mit dieser Tradition ist Luhmanns Theorie
ein Erbe des deutschen Idealismus. Ein anderer Grund für die verhaltene Rezeption könnte
politischer Natur sein. Luhmanns Theorie wird oft in Frankreich als konservativ bezeichnet.
Zum Schluss versucht dieser Beitrag die aktuelle französische Rezeption der Luhmannschen
Theorie in der Rechtstheorie, der Rechtsphilosophie und der Rechtssoziologie zu schildern."
(Autorenreferat)
[212-L] Rustemeyer, Dirk:
Die Logik der Form und das Problem der Metaphysik, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für
soziologische Theorie, Jg. 13/2007, H. 1/2, S. 504-515 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag skizziert zunächst philosophische Wurzeln der Luhmannschen Begriffe
von Differenz, Beobachtung, Kommunikation und Evolution. Er stellt vor diesem Hintergrund einen Vergleich zwischen Luhmanns Version einer Kritik der Metaphysik und anderen
maßgeblichen Metaphysikkritiken dar (Nietzsche, Heidegger, Derrida). Sodann wird diskutiert, inwieweit Luhmanns Begriffe der Differenz, der Beschreibung und der Kommunikation
tatsächlich eine Alternative zum Denken 'Alteuropas' darstellen. Es wird gefolgert, dass Luhmanns Denken zwar im Vergleich zu anderen Metaphysikkritiken die vielleicht radikalste und
wissenschaftsstrategisch folgenreichste Variante anbietet, zugleich aber das Problem der Metaphysik eher reformuliert als verabschiedet." (Autorenreferat)
[213-L] Schoeps, Julius H.:
Wer redet ist nicht tot: Martin Buber und das Prinzip des dialogischen Denkens als Mittel
zur Entschärfung und Regulierung politischer Konflikte, in: Petra Huse, Ingmar Dette (Hrsg.):
Abenteuer des Geistes - Dimensionen des Politischen : Festschrift für Walter Rothholz, BadenBaden: Nomos Verl.-Ges., 2008, S. 163-168, ISBN: 978-3-8329-3461-3 (Standort: UB Bonn(5)2008/4818)
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INHALT: Bubers Philosophie zu begreifen heißt für den Autor, "offen sein für das Gespräch mit
ihm, denn 'von' Buber und seinem Werk reden, ist eigentlich schon eine Verfälschung". Man
sollte also nicht über Buber reden, sondern "mit" ihm. Mit "Ich und Du" (1923) ist Gehalt und
Gestalt der ganzen Lehre Bubers zum Ausdruck gebracht, die so gekennzeichnet wird: Echte
Religiosität findet sich nur in der dialogischen Begegnung zwischen Mensch und Gott, einer
Begegnung von der Buber meinte, sie sei die Urform des Dialoges überhaupt. Die späteren
philosophischen beziehungsweise philosophisch-pädagogischen Schriften sind meist nichts
anderes als Kommentar, Ergänzung oder Abgrenzung, sind Antwort auf Anfragen und Erwiderung auf erfahrene Kritik. Ihren literarischen Niederschlag finden Bubers Einsichten in einer Reihe von "Schriften zum dialogischen Prinzip". Neben "Ich und Du" sind vor allem zu
nennen "Zwiesprache" (1943) und die aus Rundfunkvorträgen entstandene Schrift "Elemente
des Zwischenmenschlichen" (1953). Bubers Hinwendung zu den Problemen des Alltags vollzog sich exemplarisch auf dem Gebiet des Erzieherisch-Bildenden und im politischen Bereich. (ICA2)
[214-L] Schultheis, Franz:
Bourdieu und Lévi-Strauss: eine ambivalente Beziehung, in: Michael Kauppert, Dorett Funcke
(Hrsg.): Wirkungen des wilden Denkens : zur strukturalen Anthropologie von Claude LéviStrauss, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2008, S. 98-110, ISBN: 978-3-518-29492-5
INHALT: Der Beitrag vergegenwärtigt die biografischen und thematischen Wege Bourdieus in
die Soziologie im Hinblick auf dessen ambivalente Beziehung zu Levi-Strauss. Stand der junge Bourdieu noch ganz unter dessen Einfluss, so kommt es beim späteren Bourdieu, wie der
Autor zeigt, zur kritischen Distanzierung gegenüber diesen Vorgaben, von denen er sich
durch eine Fundamentalkritik an Levi-Strauss' epistemologischen Grundannahmen distanziert. Bourdieu schreibt selbst: "Für mich verlief der Übergang von der Philosophie zur Soziologie über verschiedene Etappen und auf dem Weg über die Ethnologie. Warum das? Weil
die von Levi-Strauss gerade zu 'Anthropologie' umgetaufte Ethnologie alle Formen des Adels
und des Edlen vereinigte. 1968 zeigte sich, dass alle den akademischen Raum dieser Zeit dominierenden Personen - ich habe das in Homo Academicus veröffentlicht - Vertreter des
Sciences Humaines waren. Es waren Levi-Strauss, Braudel, Dumezil etc., und zum ersten
Mal waren die Philosophen gezwungen, sich mit und an der Philosophie zu messen. In dieser
Zeit praktizierten sie das, was ich den Logie- oder Logik-Effekt nenne - z.B. Grammato-Logik, Archeo-Logik -, es ging darum, auf Wissenschaft zu machen, ohne Wissenschaftler zu
werden". (ICA2)
[215-L] Seyfarth, Constans:
Max Webers Leben und Werk zwischen Geschichte und Soziologie, in: Karl-Siegbert Rehberg
(Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl.,
2008, S. 1293-1299, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: Der Autor kommentiert die im Jahr 2005 erschienene Biographie von Joachim Radkau
über Max Weber. Es geht ihm bei seinen kritischen Ausführungen weniger um die Frage, ob
Radkaus Nachzeichnung von Leben und Werk Max Webers zutreffend oder ästhetisch gelungen ist, sondern um die Frage, was die Soziologie und nicht zuletzt auch die Weberrezipien-
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ten aus der Biographie lernen können. Er thematisiert in Anlehnung an Max Webers Auffassungen die pragmatisch motivierte, als kooperativ verstandene Arbeitsteilung zwischen Geschichte und Soziologie und benennt einige theoretische und methodologische Problemstellungen, die ihm bei der Lektüre der Biographie Radkaus aufgefallen sind. Er weist aber auch
auf Aspekte hin, die das Buch für die Soziologie und die weitergehende Weber-Forschung
bieten kann. Seine kritische Frage an die Soziologie und die Weberfachleute lautet, ob sie
hinreichend lernbereit sind, wenn Historiker auf ihre Weise die soziale Wirklichkeit in den
Blick nehmen. Radkaus Buch ist seines Erachtens ein Anlass und eine Herausforderung, Webers Werk als exemplarische Form einer erfahrungswissenschaftlichen Soziologie in ihrer
Grundstruktur neu zu überdenken. (ICI)
[216-L] Simon, Karl-Heinz:
Luhmanns "Ökologische Kommunikation" als Beitrag zur Soziokybernetik, in: Karl-Siegbert
Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl.,
2008, S. 4618-4627, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Anlässlich des Deutschen Soziologentages 2006 bietet es sich an, auf Luhmann's
Ökologische Kommunikation kurz einzugehen. Bekanntlich erschien dieses eher programmatische Bändchen im Jahre 1986, wenn es auch - nach Luhmann'scher Art - bereits vorher als
Manuskript für einen gewissen Zeitraum in der Community zirkulierte. Interessant ist diese
Publikation in zweierlei Hinsicht: Zum einen wurde in einer Phase intensiver Auseinandersetzung mit ökologischen Fragestellungen (im gleichen Jahr erschien Beck's 'Riskiogesellschaft')
der Versuch vorgelegt, eine ambitiöse gesellschaftstheoretische Fundierung dieses 'Umweltdiskurses' zu leisten, zum anderen markiert die Veröffentlichung auch in Luhmann's eigener
Theorieentwicklung eine interessante Übergangsposition, wurde doch erst zwei Jahre vorher
Luhmann's 'autopoietische Wende' mit der Veröffentlichung der 'Sozialen Systeme' eingeleitet. Im Folgenden geht es weniger um die inhaltlichen Aspekte, etwa im Sinne der einleitenden Fragestellung 'wie kann die moderne Gesellschaft sich auf ökologische Gefährdungen
einstellen?'. Sondern es geht um die Rezeption kybernetischer bzw. soziokybernetischer
Theorie und Methodenangebote und ihre Verwendung in der Auseinandersetzung mit Umweltfragestellungen. Luhmann stand der Entwicklung einer Soziolkybernetik durchaus positiv
gegenüber, was auch seine Beiträge zu 'frühen' Sammelbänden zur Soziokybernetik belegten
(vgl. 'Temporalization of complexity' 1978 und 'The autopoiesis of social systems' 1984).
Und es ist ja auch nicht zu übersehen, dass Luhmann eine intensive Auseinandersetzung mit
den kybernetischen Klassikern (Ashby, Bateson) geführt hat und an der Entwicklung der Kybernetik selbst ein großes Interesse zeigte (insbesondere die Bezugnahme auf von Foerster,
aber auch, mehr die philosophischen Grundlagen betreffend, G. Günther). Es soll also darum
gehen, die Spuren aufzuzeigen, die in der Ökologischen Kommunikation zu finden sind und
die sich mehr oder weniger explizit auf die Kybernetik in ihren verschiedenen Spielarten und
Entwicklungsstufenbeziehen. Da ist einmal, mit Bezug auf Parsons, die Frage nach dem Umweltbezug in einer allgemeinen System-Umwelt-Unterscheidung, mit der Soziologie als die
Einheit der Differenz von Gesellschaftssystem und seiner Umwelt konzeptualisiert wird. Und
es geht um die Umstellung von substantiellen Einheiten auf selbst referentielle Operationen.
Aus den eher 'klassischen' Fragestellungen wird die nach der Rolle der requisite variety und
der Komplexität allgemein aufgegriffen. Als neueres Thema wird die Frage nach den Kopplungsmöglichkeiten über das Konzept der Resonanz behandelt, und in diesem Zusammenhang
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auch das 'Modell' der Informationsverarbeitung einer Revision unterzogen. Schließlich werden Überlegungen zu einer 'Kybernetik zweiter Ordnung' aufgegriffen und diese u.a. mit den
Herausforderungen verbunden, die mit der Systemdifferenzierung einhergehen. Der Text von
Luhmann bietet die Möglichkeit, die Theorie- und Methodenangebote 'der (Sozio-)Kybernetik' in Aktion zu sehen - und das für ein nach wie vor 'gesellschaftlich' relevantes Thema."
(Autorenreferat)
[217-L] Steinhauer, Fabian:
Derrida, Luhmann, Steinhauer: über eine aktuelle Rhetorik, in: Zeitschrift für
Rechtssoziologie, Jg. 29/2008, H. 1, S. 167-190 (Standort: USB Köln(38)-XG06262; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Diskurs um die Beziehungen zwischen Systemtheorie und Dekonstruktivismus ist
systematisch fassbar und/ oder dekonstruierbar. In seinem Komplex lässt sich schon deswegen jedem beteiligten Autor vorwerfen, eine Seite der Unterscheidung von Einheit und Unterscheidung falsch zu gewichten und es lässt sich stattdessen ohne weiteres empfehlen, die andere Seite stärker zu gewichten, als es der Andere tut. Man muss in Anbetracht dieser Kondition nicht von einer Sorge um den Sinn des Diskurses erfüllt werden. Diese Kondition ist der
Hinweis auf eine rhetorische Ökonomie, die sich bei Gelegenheit und am Rande einstellt und
deren Sensorium gerade nicht mit einer Sorge um Beliebigkeit, Spielerei oder Oberflächlichkeit des Diskurses ignoriert werden sollte. Im Set der Gerechtigkeiten ist sie ein mediales Regulativ gegen das deep play politischer und theologischer Monopolisierungen." (Autorenreferat)
[218-L] Tratschin, Luca:
Organisation und moderne Gesellschaft: zum Verhältnis von Organisation und funktionaler
Differenzierung in Niklas Luhmanns Systemtheorie, in: Sociologia Internationalis :
Internationale Zeitschrift für Soziologie, Kommunikations- und Kulturforschung, Bd. 45/2007, H.
1/2, S. 145-175 (Standort: USB Köln(38)-XG219; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Dieser Artikel gibt einen Überblick über das Verhältnis von Organisation und funktionaler Differenzierung in der Systemtheorie Niklas Luhmanns. Ausgehend von der These, dass
Organisation und funktionale Differenzierung sich gegenseitig bedingen, wird das Verhältnis
zunächst von Organisations- und Funktionssystemsseite betrachtet und gezeigt, inwiefern ein
Typus sozialer Systeme Voraussetzung für den anderen Typus ist. Dann wird auf eine Unentschiedenheit in der Systemtheorie hingewiesen, die die Möglichkeit der Zuweisung von Organisationen zu Funktionssystemen betrifft. Der Verfassser argumentiert, dass Organisationen
auf der Ebene ihrer Autopoiesis nicht einzelnen Funktionssystemen zugeordnet werden können, komme aber zum Schluss, dass dies auf der Ebene der Beobachtung unproblematisch
ist." (Autorenreferat)
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6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc.
125
[219-L] Weiß, Johannes:
Max Webers Grundbegriffe im Lichte der Daseinsanalytik Martin Heideggers, in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der
Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus
Verl., 2008, S. 5371-5379, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Wenn Grundbegriffe solche Begriffe sind, die 'ganze Gegenstandsgebiete im allgemeinen vor uns bringen' wie 'die Natur, die Geschichte, der Staat, das Recht, der Mensch'
(Heidegger), erscheint es der Mühe wert und vielversprechend, die Grundbegriffe, die das
Gegenstandsgebiet der Soziologie 'vor uns bringen', im Ausgang von der Heideggerschen Daseinsanalytik zu erschließen. Zu diesem Zweck ist am Leitfaden eines existenzialen Begriffs
von Soziologie zu klären, wie - über welche Schritte der Selbstauslegung des Daseins also das Mitsein in seinen vielfältigen Vollzugs- und Erscheinungsformen zum Gegenstand erfahrungswissenschaftlicher Theorie zu werden vermag. Zur Vorbereitung und zur Erhellung dieser spezifischen Voraussetzungen und der Zielrichtung solcher Analysen ist es hilfreich, Heideggers Weg von einer transzendentalen Wertphilosophie Rickertscher Prägung über die Phänomenologie Husserls zur Hermeneutik der Faktizität und zur Daseinsanalytik nachzuzeichnen. Eine implizite Aufnahme phänomenologischer Elemente glaubte Heidegger schon bei
Rickert selbst, und zwar unter dem Einfluss des von ihm und Rickert gleichermaßen geschätzten Emil Lask, bemerken zu können. Und eine vergleichbare phänomenologische Wendung kennzeichnet, in einer bisher zu wenig beachteten Weise, auch die Wissenschaftslehre
Max Webers. In dem Maße, in dem der Übergang Heideggers zur Daseinsanalytik überzeugt,
müsste es auch überzeugend oder doch wenigstens naheliegend erscheinen, die Webersche
Soziologie aus dieser Perspektive in den Blick zu nehmen. Es gibt Grund, eine besondere Affinität anzunehmen zwischen der Daseinsanalytik Heideggers und der Art und Weise, wie
Weber die Soziologie aufgefasst und auf die Bahn gebracht hat. Diese Affinität erklärt sich
vornehmlich daraus, dass beide Denker von einer ähnlichen geschichtlichen Erfahrung bestimmt sind, was die Aporien der modernen Kultur und Zivilisation und die Unmöglichkeit
einer wissenschaftlichen Weltanschauung angeht. Es gibt vielerlei Hinweise darauf, dass Heidegger in dieser Hinsicht nicht nur mittelbar von Max Weber - wie auch von Georg Simmel inspiriert worden ist." (Autorenreferat)
[220-L] Wu, Meiyao; Stevenson, Frank:
Luhmann and Laozi on self-reference and mutual arising, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für
soziologische Theorie, Jg. 13/2007, H. 1/2, S. 110-122 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Dieser Artikel vergleicht die Operationen der Selbstreferenz, Negation, wechselseitigen Entstehungen und Selbstgenerierung in der zeitgenössischen deutschen Soziologie Niklas
Luhmanns und der daoistischen Philosophie Laozis und ihre Anwendungen auf die horizontal-räumlich-logische Ebene sowie die vertikal-weltlich-dynamische Ebene der Analyse. Die
Autoren beziehen Luhmanns Vorstellung des selbst-referentiellen Systems und der Verschiedenheit zwischen dem Selbst und dem Anderen in sich selbst wieder einführt, auf Laozis Modell des Dao, nach dem Außenseite und Innenseite, Sein und Nichtsein, wechselseitig entstehen ('you wu xiang sheng'). Beide Denker konzentrieren sich auf die Paradoxie der Innenseite/ Außenseite und das Problem des begrenzten Gesichtspunkts des Beobachters." (Autorenreferat)
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7
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7 Sonstiges
Sonstiges
[221-L] Gukenbiehl, Hermann L.:
Soziologie als Wissenschaft, in: Hermann Korte, Bernhard Schäfers (Hrsg.) - 7. grundleg.
überarb. Aufl.: Einführung in Hauptbegriffe der Soziologie, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.,
2008, S. 11-22, ISBN: 978-3-531-15029-1 (Standort: UB Bonn(5)-2003/7069)
INHALT: Der Beitrag gibt einen kurzen Überblick zur Definition der Soziologie als Wissenschaft von der sozialen Wirklichkeit, zum Studium der Soziologie und zur Soziologie als Beruf, zur Soziologie als Bezeichnung und als Wissenschaftsprogramm sowie zu ihren analytischen Begriffssystemen. Es werden ferner nähere Fachinformationen zur Soziologie gegeben,
z.B. Wörterbücher und Nachschlagewerke, deutschsprachige Zeitschriften der Allgemeinen
Soziologie, fremdsprachige Zeitschriften (Auswahl), periodisch erscheinende Literaturrezensionen und -berichte und Informationen zur Soziologie im Internet. Der Informationsteil enthält die zitierte Fachliteratur sowie einen Überblick über weitere Einführungstexte in die Soziologie. (ICI)
[222-L] Hepp Adalbert; Löw, Martina (Hrsg.):
M. Rainer Lepsius: Soziologie als Profession, Frankfurt am Main: Campus Verl. 2008, 178 S.,
ISBN: 978-3-593-38322-4 (Standort: UB Bonn(5)-2008/4944)
INHALT: "Der Doyen der deutschen Soziologie blickt zurück auf sein Leben, seine Erfahrungen
im Nationalsozialismus und deren Verarbeitung in der Bundesrepublik sowie auf die Entwicklung und die gegenwärtige Lage der Soziologie. Er äußert sich überdies zu Fragen der
Religion, der Ökonomisierung und der Geschlechterbeziehungen. M. Rainer Lepsius, geboren
1928, hat die Etablierung und Institutionalisierung der Soziologie seit dem Zweiten Weltkrieg
in der Bundesrepublik und nach der Wende in den neuen Bundesländern entscheidend mitgestaltet. Im Gespräch mit Adalbert Nepp und Martina Löw gibt er Auskunft über seine Erfahrungen im Nationalsozialismus und im Krieg sowie über seine akademische Karriere, in deren
Verlauf er zu einer tragenden Figur der deutschen Soziologie wurde. Er äußert sich zu allgemeinen Fragen hinsichtlich der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung, über die Beziehungen der Menschen zueinander, über Wissen und Glauben, und er plädiert für die Soziologie Max Webers. Der Band wird ergänzt durch autobiografische Texte und einen Aufsatz
über die Rationalitätskriterien der Soziologie." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: M. Rainer Lepsius im Gespräch: Blicke zurück und nach vorne (11-76) M. Rainer Lepsius: Ansichten und Einsichten die Soziologie betreffend (77-82); M. Rainer Lepsius: Soziologie als Profession. Autobiographische Skizzen (83-150); M. Rainer Lespius: Die Soziologie und die Kriterien sozialer Rationalität (151-160).
[223-L] Huinink, Johannes:
BA-Studium Soziologie: ein Lehrbuch, (Rowohlts Enzyklopädie), Reinbek: RowohltTaschenbuch Verl. 2005, 278 S., ISBN: 3-499-55668-5 (Standort: UB Bonn(5)-2005/9105)
INHALT: Das Lehrbuch vermittelt in kompakter Form wesentliche Kenntnisse über Kernthemen
der Soziologie, wie sie üblicherweise in einem Bachelor-Studiengang vermittelt werden. Dar-
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7 Sonstiges
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über hinaus wird ein exemplarischer Einblick in einige spezielle Soziologien gegeben. Wie
im Bachelor-Studium üblich, ist das Lehrbuch in eine Einführungs- und eine Vertiefungsphase unterteilt. Das Material zur Einführungsphase umfasst eine Einführung in soziologisches
Denken und soziologische Grundbegriffe, eine kurze Geschichte der Soziologie, Elemente
der Sozialstruktur einer Gesellschaft (soziale Ungleichheit, soziale Schichtung, soziale Mobilität) sowie eine Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung. Im Material
zur Vertiefungsphase werden die wichtigsten soziologischen Theorieprogramme vorgestellt,
wobei die Theorien des sozialen Wandels im Vordergrund stehen. Als spezielle Soziologien
werden abschließend die Soziologie des Lebenslaufs, die Soziologie sozialer Organisationen
und Institutionen der Sozialstruktur sowie Soziologien gesellschaftlicher Teilsysteme vorgestellt. (ICE2)
[224-L] Jäger, Wieland; Matys, Thomas:
Lebenswelt und Gesellschaftskonstitution, in: Wieland Jäger, Rainer Schützeichel (Hrsg.):
Universität und Lebenswelt : Festschrift für Heinz Abels, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.,
2008, S. 29-45, ISBN: 978-3-531-15713-9
INHALT: Der Beitrag enthält einen Dialog zwischen den Autoren und dem zu ehrenden Emeritus
Heinz Abels zum Thema "Lebenswelt der Wissenschaft". Das Gespräch verläuft introspektiv
entlang folgender Leitfragen: Welche "Lebenswelt" offenbart sich für die beiden Verfasser
des Beitrages als Wissenschaft? Welche grundsätzlichen Prinzipien leiten sie an? Hat sich dabei eine "best practise" herausgestellt? Gibt es für sie Theorie-Werkzeuge und empirische
Alltagspraxen, also Arten und Weisen der Erschließung von Welt, die zentral für ihr wissenschaftliches Arbeiten sind? Was haben Lebenswelt und Gesellschaftskonstitution miteinander
zu tun? (ICI2)
[225-L] Karlheim, Christoph; Moser, Sebastian J.:
"Aufbrechen" der Soziologie, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft :
Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006.
Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 5418-5427, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: Der vorliegende Aufsatz entstand im Rahmen des Soziologischen-Theorie-Treffs einer
Gruppe von Studierenden aus Bielefeld, die sich gründete, um auch außerhalb der Universität
eine Plattform für Diskussionen über das Soziologie-Studium und fachbezogene Fragen zu
haben. Auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (2006) vertritt die Gruppe eine studentische Sichtweise auf das Fach Soziologie. Der vorliegende Aufsatz beschäftigt sich, ausgehend von der allgemeinen Erfahrung, dass das Fach auf Studierende oftmals diffus wirkt, näher mit der Frage, ob eine Ursache für das "Aufbrechen" der Soziologie bei ihrer Unterteilung in Bindestrich-Soziologien gefunden werden kann. Auf der
Grundlage einer Befragung von 150 Lehrstuhlinhabern sowie einer Literatur- und Internetrecherche wird der Frage nachgegangen, was die starke Ausdifferenzierung der Soziologie in
verschiedene Teilgebiete für das "Kernfach" bzw. die wissenschaftliche Disziplin und ihre
Grundlagen bedeutet. (ICI2)
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7 Sonstiges
[226-L] Korte, Hermann; Schäfers, Bernhard (Hrsg.):
Einführung in Hauptbegriffe der Soziologie, (Einführungskurs Soziologie, Bd. 1), Wiesbaden:
VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 275 S., ISBN: 978-3-531-15029-1 (Standort: UB Bonn(5)2003/7069)
INHALT: "Soziologie ist die Wissenschaft von den Bedingungen und Strukturen des sozialen
Handelns und den verschiedenen, sich daraus ergebenden Formen der Vergemeinschaftung
und Vergesellschaftung. Zu ihrem Gegenstandsbereich gehören auch die sozialen Prozesse,
die sowohl die Kontinuität bestimmter sozialer Strukturen und Figurationen gewährleisten
wie ihren Wandel bewirken. Aus dieser Definition der Soziologie, die sich so oder ähnlich in
allen soziologischen Lexika findet, ergeben sich die in diesem Band abgehandelten Hauptbegriffe der Soziologie. Dieser erste Band des Einführungskurses Soziologie geht von einigen
allgemeinen Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens überhaupt und spezifischen Erfordernissen der Soziologie in Lehre und Forschung aus: Keine wissenschaftliche Disziplin kann
ohne kontinuierliche Arbeit an ihren Hauptbegriffen, mit denen sie ihren Gegenstandsbereich
in erster Annäherung definiert, auskommen. In der Soziologie ist eine besondere Kenntnis der
Begriffe schon deshalb geboten, weil sie erstens zum Teil der Alltagssprache und dem Alltagsverständnis sozialer Phänomene entnommen sind und zweitens in den verschiedenen Paradigmen der soziologischen Theoriebildung eine unterschiedliche Gewichtung haben." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Hermann L. Gukenbiehl: Soziologie als Wissenschaft Warum Begriffe lernen? (11-22); Bernhard Schäfers: Soziales Handeln und seine Grundlagen: Normen, Werte, Sinn (23-44); Albert Scherr: Sozialisation, Person, Individuum (45-68);
Katharina Liebsch: Identität und Habitus (69-86); Hannelore Bublitz: Geschlecht (87-106);
Rüdiger Peuckert: Abweichendes Verhalten und soziale Kontrolle (107-128); Bernhard Schäfers: Die soziale Gruppe (129-144); Hermann L. Gukenbiehl: Institution und Organisation
(145-162); Peter Imbusch: Macht und Herrschaft (163-184); Frank Thieme: Kaste, Stand,
Klasse (185-210); Stefan Hradil: Soziale Ungleichheit, soziale Schichtung und Mobilität
(211-234); Gabriele Klein: Kultur (235-256); Wolfgang Zapf Entwicklung und Sozialstruktur
moderner Gesellschaften (257-272).
[227-L] Mayntz, Renate:
Einladung zum Schattenboxen: die Soziologie und die moderne Biologie, in: Karl-Siegbert
Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl.,
2008, S. 125-139, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Die moderne Biologie, speziell Genetik und Neurobiologie, scheinen die handlungstheoretische Basis der Soziologie in Frage zu stellen. Widerlegen ihre neuesten Ergebnisse
tatsächlich Axiome, deren Fortfall das soziologische Theoriegebäude einstürzen ließe? Diese
Axiome beziehen sich auf unser Menschenbild. Diesem Menschenbild zufolge hat der im
Prozess primärer und sekundärer Sozialisation geprägte Akteur sozial-kulturell geformte Präferenzen, die sein Handeln leiten, er ist offen für seine Umwelt und reproduziert in seinem
Handeln kulturell vorgegebene Muster. Die moderne Genetik scheint das Verhältnis zwischen
Natur und Umwelt, nature and nurture in der Bestimmung des menschlichen Handelns zugunsten der Natur zu verschieben. Bei genauerer Betrachtung bestätigt sich jedoch, dass der
handelnde Mensch, der Mensch der Soziologie ganz überwiegend ein Produkt der Sozialisation in eine historisch geformte Gesellschaft hinein ist. Die Genetik definiert lediglich die äu-
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ßerste Grenze sozio-kultureller Formbarkeit. Die Hirnforschung stellt den autonomen Akteur
in Frage und macht Bewusstsein zum Epiphänomen organisch-neurologischer Prozesse. Für
die Soziologie ist der freie Wille jedoch niemals notwendiges handlungstheoretisches Axiom
gewesen. Für Vilfredo Pareto wird menschliches Handeln sogar ausdrücklich von unbeobachtbaren bio-psychischen Zuständen angetrieben. Nicht ob Menschen bewusst handeln, sondern nach welchen - bewussten oder unbewussten - Regeln sie es tun, ist soziologisch relevant. Dabei hat die Hirnforschung selbst festgestellt, dass die ins erwachsene Gehirn einprogrammierten Reaktionstendenzen nicht genetisch determiniert sind, sondern in Interaktion mit
der Umwelt 'gelernt' oder zumindest verstärkt oder gehemmt werden. Die nachgewiesene
Plastizität des Gehirns bannt die Gefahr des neurologischen Determinismus, und auch inhaltlich stellen die neu entdeckten, neurophysiologisch verankerten Reaktionstendenzen die von
Soziologen benutzte Handlungstheorie nicht in Frage. Die Soziologie braucht und benutzt lediglich ein stilisiertes Modell des Menschen: Der homo sociologicus ist ein höchst selektives
Konstrukt. Das intellektuelle Schattenboxen mit der modernen Biologie fördert keinen Widerspruch zu fundamentalen soziologischen Axiomen zutage." (Autorenreferat)
[228-L] Nassehi, Armin:
Soziologie: zehn einführende Vorlesungen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 207 S.,
ISBN: 978-3-531-15433-6 (Standort: UuStB Köln(38)-35A4353)
INHALT: Der Verfasser führt in den "soziologischen Blick" auf die Welt anhand einer erfundenen Geschichte ein - der Geschichte des Herrn A., eines Bankers, "dem in beruflichen wie in
Liebesdingen das Eine oder Andere widerfährt". Nach einleitenden Überlegungen zum Thema "Was ist Soziologie?" werden neun Episoden aus dem Leben von Herrn A. erzählt, an die
jeweils Ausführungen zu folgenden Themenbereichen anknüpfen: (1) Handlung, Kommunikation, Praxis; (2) Lebenswelt, Sinn, soziale Rolle, Habitus; (3) Interaktion, Netzwerk; (4)
Organisation; (5) Gesellschaft; (6) Individuum, Individualität, Individualisierung; (7) Kultur,
(8) soziale Ungleichheit, Macht, Herrschaft; (9) Wissen, Wissenschaft. (ICE)
[229-L] Reichel, André:
Soziales Gedächtnis: soziokybernetische Betrachtungen, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.):
Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für
Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 4583-4596,
ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Aus der Beschäftigung mit der Umsetzungsproblematik nachhaltiger Entwicklung und
dem inhärenten Spannungsfeld zwischen offenen Lernprozessen und der Notwendigkeit zur
Institutionalisierung, ergab sich die Notwendigkeit, ein tragfähiges Konzept für die Selbststeuerung solcher Umsetzungsprozesse zu entwickeln. Dabei war die Metapher eines Gedächtnisses für Nachhaltigkeit voranalytischer Kern und Leitbild bei der Suche nach diesem
Konzept. Warum Gedächtnis? Weil ein Gedächtnis entscheidend ist für die Fähigkeit Neues
wahrzunehmen und dabei gleichzeitig die Reproduktion der immer gleichen Identität sicherzustellen. Ohne Gedächtnis gibt es keine Unterscheidung zwischen Selbst und Nicht-Selbst,
zwischen jetzt, früher und später. Ohne Gedächtnis besteht keinerlei Möglichkeit zur Aufrechterhaltung eines solchen Selbst, und als ein Selbst wird auch ein soziales Netzwerk aus
heterogenen Akteuren aufgefasst, wie es für die Umsetzung nachhaltiger Entwicklung kenn-
130
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zeichnend ist. In einer transdisziplinären Herangehensweise werden sozial- und naturwissenschaftliche Sichtweisen auf den Phänomenbereich Gedächtnis beschrieben und die ihnen zu
Grunde liegenden generellen Merkmale abstrahiert. In einer sozialwissenschaftlichen Sichtweise auf Gedächtnis spielen kulturwissenschaftliche, sozialpsychologische und sozialkonstruktivistische Überlegungen eine Rolle (kulturelles, kommunikatives Gedächtnis, Prozesse
der Habitualisierung und Institutionalisierung), wobei ein Schwerpunkt auf rekursiven Sozialtheorien liegt, und zwar in der Gestalt (i) der sozialen Systemtheorie, sowie (ii) der Strukturationstheorie. Die naturwissenschaftliche Sichtweise auf Gedächtnis beinhaltet Erkenntnisse
aus der Kognitions- und der Hirnforschung, sowie eine Betrachtung von Lernen aus der Warte des Konstruktivismus und dem Verhalten neuronaler Netzwerke. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem menschlichen Gehirn und seinen Gedächtnisfunktionen, wobei bereits hier klar wird, dass eine Theorie des Gedächtnisses notwendigerweise transdisziplinär
angelegt sein muss, will sie nicht im selben dualistischen Morast stecken bleiben, wie ein
Großteil der Bewusstseinsforschung. Schließlich kann eine transdisziplinäre Synthese gewagt
und eine allgemeine Skizze eines Gedächtnisses, seiner Entwicklung, Aufrechterhaltung und
Veränderung geliefert werden. Das Ergebnis dieser Bemühungen, ein isomorphes Modell eines archetypischen Gedächtnisses, kann dann von seiner abstrakten Ebene Stück für Stück
konkretisiert und mit den Erfordernissen des eingangs erwähnten Untersuchungsobjekts konfrontiert werden. Dabei entsteht eine Lernarchitektur sozialer Nachhaltigkeitsnetzwerke als
Gedächtnis für Nachhaltigkeit. Deren Akteure werden nach ihren unterschiedlichen Eignungen und Handlungslogiken gruppiert (primäre, sekundäre, tertiäre Umsetzungsakteure) sowie
deren spezifische Gedächtnisprozesse beschrieben Gedächtnis nun verstanden als Gedächtnis
des Nachhaltigkeitsnetzwerks. Die Wirkungsweisen der verschiedenen im Netzwerk und dessen Umfeld identifizierten Gedächtnissysteme wird ebenso beschrieben wie der Lernprozess
bei der Umsetzung von Nachhaltigkeit selbst. Hervorgehoben werden dabei die erzeugten und
mit Bedeutung versehenen materiellen Artefakte, sowie die Bedeutung vermeintlichweicher
Akteure aus den Bereichen Kunst und Kultur. Diskussionswürdig sind vor allem die vermeintliche oder tatsächliche Isomorphie des Ausgangsmodells sowie dessen weiteren Anwendungsmöglichkeiten in ähnlich gelagerten Anwendungsfeldern, in erster Linie in organisationalen Kontexten, bei Lern- und Wandlungsprozessen oder im Innovationsmanagement." (Autorenreferat)
[230-L] Römer, Markus:
Natürlich Gesellschaft: soziologische Begriffsbildung und andere intellektuelle
Überforderungen aus Sicht eines Studienanfängers, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die
Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für
Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 5409-5417,
ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: Der Autor weist in Form eines persönlichen Erlebnisberichtes darauf hin, dass besonders Studienanfänger der Soziologie erhebliche Probleme haben, Fragen nach dem Wesen der
Gesellschaft auf eine befriedigende Art und Weise zu beantworten. Fragen, die schließlich
auf den zentralen Gegenstand des Faches abzielen, betreffen zum Beispiel auch die Wahrnehmung der sozialen Wirklichkeit und die Bedeutung von Gruppen oder sozialen Beziehungen.
Der Autor problematisiert vor diesem Hintergrund die soziologische Begriffsbildung und
setzt sich mit folgenden Fragen kritisch auseinander: Welche Ziele und Erkenntnisinteressen
verbinden sich mit dem Vorhaben eines Studienanfängers, diese vermeintlichen Gegenstände
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der Soziologie begrifflich genau zu erfassen? Welche Art von Handlungen werden durch die
Orientierung an solchem Wissen Teil der sozialen Wirklichkeit? Wie lassen sich solche
Handlungen theoretisch begründen? Wie haben sich gesellschaftliche Prozesse im Zuge ihres
Reflexivwerdens innerhalb der Soziologie in Form vielfältigster soziologischer Wissensbestände verändert, d.h. wie verändert der handelnde Bezug auf soziologisches Wissen den Gegenstand der Beobachtung? Und was bedeutet das für das Selbstverständnis der Soziologie?
(ICI2)
[231-L] Sarasin, Philipp:
Michel Foucault zur Einführung, Hamburg: Junius 2005, 221 S., ISBN: 3-88506-606-8
(Standort: UB Bielefeld(361)-04/AK383/F255/S243)
INHALT: Mit Michel Foucault ist ein Wissenschaftler Gegenstand dieses Einführungsbandes, der
bereits im Alter von 58 Jahren gestorben ist und kein in sich abgeschlossenes Werk, sondern
eher eine Werkstatt hinterlassen hat. Da Foucaults Arbeiten keinem systematischen Anspruch
folgten sondern aus den "Notwendigkeiten der Gegenwart" heraus entstanden, legt der Verfasser Foucaults Denken in seiner historischen Entwicklung dar. Gleichwohl wird eine durchgängige Struktur des Werkes sichtbar. Der Verfasser ordnet seinen Überblick in acht inhaltliche Schritte: (1) Wahnsinn und Vernunft; (2) Literatur, Klinik, Tod und die Geburt der Diskursanalyse aus dem Geist der Anatomie; (3) der Tod des Menschen und die Geschichte der
Zeichen; (4) die Ordnung der Diskurse und die Analytik der Macht; (5) Gefängnis, Disziplinargesellschaft und die Apparaturen der Seele; (6) Macht und Sexualität, Biopolitik und Rassismus; (7) Gouvernementalität, Spiritualität, die Technologien des Selbst und die "Sorge um
sich"; (8) Recht und Gesetz. (ICE)
[232-L] Willems, Herbert (Hrsg.):
Lehr(er)buch Soziologie: für die pädagogischen und soziologischen Studiengänge. Bd. 1,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 497 S., ISBN: 978-3-531-14977-6
INHALT: "Wesentlicher Hintergrund dieses zweibändigen soziologischen Einführungswerks ist
die Erfahrung, dass die Lehrerbildung an zahlreichen Hochschulen einen, wenn nicht den
Schwerpunkt der soziologischen Lehrtätigkeit ausmacht, ohne dass dem seitens der Lehre und
Lehrtexte ausreichend Rechnung getragen würde. Das 'Lehr(er)buch' soll daher entsprechend
publikumsorientiert zentrale Grundbegriffe, theoretische Ansätze und Themenfelder der Mikro- und Makrosoziologie im Sinne eines einführenden Überblicks darstellen, und zwar im
besonderen Bezug auf pädagogische Praxisfelder, zum Beispiel den Unterricht, und Bedingungen wie schichtspezifische Sozialisationsprozesse oder Adoleszenzkrisen. Durch diese
Ausrichtung ist das 'Lehr(er)buch' insbesondere für alle interessant, die soziologische Lehre
für angehende Pädagogen betreiben oder sich als Studierende oder pädagogische 'Praktiker'
soziologisch informieren wollen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Herbert Willems: Einleitung. Soziologie und die pädagogischen Studiengänge (11-44); Robert Hettlage: Anthropologische Grundlagen der Sozialisation (45-66); Herbert Willems: Figurationen, Felder, Habitus und Kapitaltypen (67-88); Justine Suchanek: Gesellschaft, sozialer Wandel und Gesellschaftstypen (89-110); Petra Deger: Zivilisation und Zivilisationsprozess (111-130); Hubert
Knoblauch: Sinnformen, Wissenstypen und Kommunikation (131-146); Herbert Willems:
Diskurse (147-164); Thomas Loer: Normen und Normalität (165-184); Jens Luedtke: Abwei-
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chendes Verhalten (185-228); Daniela Klimke und Rüdiger Lautmann: Soziale Kontrolle und
Strafsanktion (229-252); Robert Hettlage: Totale Institutionen - Organisationsanalyse und
Gesellschaftsperspektive (253-268); Oliver Dimbath: Symbolische Ordnungen (269-288);
Herbert Willems: Stile und (Selbst-)Stilisierungen (289-306); Thomas Müller-Schneider: Lebensstile, Milieus und Szenen (307-330); Christoph Wulf: Rituale (331-350); Klaus R. Schroeter: Sozialer Tausch (351-374); Michael Jäckel: Konsum und Gesellschaft (375-400); Jens
Luedtke: Macht und Herrschaft (401-434); Nicole Zillien und Thomas Lenz: Medien und Gesellschaft (435-454); Manfred Faßler: Globalisierung und Geosozialität (455-486).
Register
133
Hinweise zur Registerbenutzung
Sachregister
Grundlage für das Sachregister sind die Schlagwörter, die zur gezielten Suche der Literatur- bzw.
Forschungsnachweise in unseren Datenbanken SOFIS und SOLIS vergeben wurden.
Um eine differenzierte Suche zu ermöglichen, werden dabei nicht nur die Haupt-, sondern auch
Nebenaspekte der Arbeiten verschlagwortet.
●
Bei einem maschinell erstellten Verzeichnis wie dem obigen Sachregister führt das zwangsläufig zu einem Nebeneinander von wesentlichen und eher marginalen Eintragungen.
Manche Begriffe machen erst in Verbindung mit anderen Sinn oder wechseln ihren Sinn in Abhängigkeit vom jeweiligen Zusammenhang.
●
Solche Zusammenhänge gehen aber bei einem einstufigen Register typischerweise verloren.
Vermeintliche Fehleintragungen gehen fast immer aufs Konto eines dieser beiden Effekte, die sich
bei der maschinellen Registererstellung grundsätzlich nicht vermeiden lassen.
Personenregister
Aufgeführt sind
●
bei Literaturnachweisen: alle aktiv an dem Werk beteiligten Personen;
●
bei Forschungsnachweisen: alle als Leiter, Betreuer oder wissenschaftliche Mitarbeiter
(„Autoren“) eines Projekts angegebenen Personen.
Institutionenregister
Aufgeführt sind nur die forschenden Institutionen. Institutionelle Auftraggeber, Finanzierer, Förderer oder dergleichen sind zwar in den Forschungsnachweisen selbst aufgeführt, nicht jedoch im
Register.
Sortierung
Die Sortierung folgt den lexikalischen Regeln, d.h. Umlaute werden wie der Grundbuchstabe sortiert. Numerische Angaben (z.B. „19. Jahrhundert“) sind ganz ans Ende sortiert, also hinter Buchstabe Z.
Nummerierung
Alle in den Registern angegebenen Zahlen beziehen sich auf die laufenden Nummern der Literatur- und Forschungsnachweise.
Personenregister
135
Personenregister
A
Albert, Gert 180
Albrecht, Clemens 49
Albrecht, Steffen 79
Alemann, Annette von 80
Anders, Klaus E. 1
Angermüller, Johannes 2
Axhausen, Kay W. 112
B
Bach, Maurizio 81
Baecker, Dirk 50
Balibar, Etienne 143
Balog, Andreas 3
Baraldi, Claudio 4
Barth-Weingarten, Dagmar 144
Bartl, Walter 82
Beauzamy, Brigitte 152
Beck, Ulrich 83
Berger, Peter A. 84, 141
Bernhard, Stefan 85
Besier, Gerhard 145
Bickel, Cornelius 181
Biehl, Heiko 5
Bienfait, Agathe 182
Blank, Hartmut 146
Böhnke, Petra 129
Bommes, Michael 51
Bonacker, Thorsten 52
Bongaerts, Gregor 147, 148
Boris, Dieter 86, 87
Brunkhorst, Hauke 183
Bube, Tobias 184
Buchholz, Larissa 128
Burkart, Günter 149
Burzan, Nicole 53
C
Carstens, Uwe 185
Cevolini, Alberto 88
Clausen, Thies 150
D
Danilina, Anna (Anja)
Delitz, Heike 6
89
Deppermann, Arnulf 144
Deth, Jan W. van 131
Dietz, Jörg 146
DiPrete, Thomas A. 90
Dreher, Jochen 31, 32
Dreßler, Hannes 152
E
Eberle, Thomas S. 7
Eickelpasch, Rolf 8
Eifler, Stefanie 151
Endreß, Martin 9
F
Faber, Richard 186
Farzin, Sina 187
Fischer, Joachim 10
Fitzi, Gregor 188
Flache, Andreas 54
Flam, Helena 152
Frei, Andreas 112
Freytag, Tatjana 91
Frisby, David R. 189
Fuchs-Heinritz, Werner
Fuhse, Jan 92, 128
Fuhse, Jan A. 55
Funcke, Dorett 198
190
G
Gabriel, Manfred 56
Gabriel, Oscar W. 131
Gavioli, Laura 4
Gehring, Petra 11
Gelman, Andrew 90
Gensicke, Dietmar 191
Gerhardt, Uta 192
Gerstenlauer, Therese 86
Gertenbach, Lars 67
Gianettoni, Lavinia 153
Gläser, Jochen 57
Glynos, Jason 12
Goffman, Erving 154
Göttlich, Andreas 13
Gottschall, Karin 116
Gratzl, Norbert 56
136
Personenregister
Greshoff, Rainer 14, 15, 193
Greve, Jens 16, 17
Grimes, Ronald 155
Gröbl-Steinbach, Evelyn 18
Groh-Samberg, Olaf 93
Gukenbiehl, Hermann L. 221
H
Haas, Jessica 94
Hansen, Georg 95
Hartmann, Heinz 194
Häußling, Roger 96
Hayoz, Nicolas 97
Heidler, Richard 98
Heidtmann, Daniela 144
Heintz, Bettina 58, 99
Heise, Marcus 82
Hennig, Marina 59
Hepp Adalbert 222
Hessinger, Philipp 195
Hillebrandt, Frank 19
Hitzler, Ronald 20, 60
Hollstein, Betina 100
Holzer, Boris 61, 101, 102
Honneth, Axel 196
Hornung, Bernd R. 21
Howarth, David 12
Hradil, Stefan 130
Huinink, Johannes 223
L
Landweer, Hilge 161
Lau, Jörg 134
Lauterbach, Wolfgang 139
Lautmann, Rüdiger 158
Lengfeld, Holger 106
Lepsius, Rainer M. 23
Liebsch, Katharina 201
Liepelt, Klaus 107
Lindemann, Gesa 14
Lindner, Diana 108
Lindner, Rolf 109
Loer, Thomas 162
Lökenhoff, Brigitta 53
Löw, Martina 222
Luckmann, Thomas 24
Lüdtke, Nico 25, 202
I
Itschert, Adrian 62
J
Jäger, Wieland 224
Jennings, Theodore W. Jr.
Jenss, Alke 86
Jost, Jürgen 63
Jurt, Joseph 197
K
Kabalak, Alihan 157
Karlheim, Christoph 225
Kauppert, Michael 198
Kausch, Stefan 89
Keil, Silke I. 131
Kelle, Udo 22
Kestel, Christine 103
Keuth, Herbert 199
Khurana, Thomas 64
Kieserling, André 99
Klimke, Daniela 158
Koenig, Matthias 159
Korte, Hermann 226
Kraemer, Klaus 65, 104
Kroh, Martin 132
Kropp, Per 105
Krumpal, Ivat 169
Kruse, Volker 200
Kuhn, Ursina 133
Kurt, Ronald 160
156
M
Mahlert, Bettina 203
Matys, Thomas 224
Mau, Steffen 116
Maurer, Andrea 163
Mayer, Karl Ulrich 66
Mayerl, Jochen 164
Mayntz, Renate 227
McCormick, Tyler 90
Messmer, Heinz 204
Meulemann, Heiner 131
Meyer, Katrin 205
Moebius, Stephan 26, 67, 68, 165, 166,
206
Moser, Sebastian J. 225
Müller, Annekathrin 89
Müller, Hans-Peter 110
Mützel, Sophie 94
Personenregister
N
Nacke, Stefan 99
Nassehi, Armin 27, 28, 228
Neck, Reinhard 207
Neckel, Sighard 111
Nemedi, Denes 29
Nida-Rümelin, Julian 150
Niedermaier, Hubertus 69
Nollmann, Gerd 208
O
Ohnmacht, Timo 112
Olbrich, Eckehard 63
Opitz, Sven 113
P
Petersen, Lars-Eric 146
Pettenkofer, Andreas 167
Pfadenhauer, Michaela 31, 32, 60
Platvoet, Jan 168
Priddat, Birger P. 157
Priester, Karin 209
Prosch, Bernhard 30
R
Raab, Jürgen 31, 32, 210
Rabault, Hugues 211
Rademacher, Claudia 8
Ramos Lobato, Philipp 8
Raufer, Thilo 70
Rauhut, Heiko 169
Reckwitz, Andreas 26, 68, 170
Reemtsma, Jan Philipp 171
Rehberg, Karl-Siegbert 33, 34
Reichel, André 229
Reichertz, Jo 172
Reitemeyer, Ulrich 144
Reuter, Enrico 114
Roller, Edeltraud 131
Römer, Markus 230
Rosa, Hartmut 135
Roscher, Tobias 89
Rustemeyer, Dirk 212
S
Saar, Martin 115
Sachweh, Patrick 116, 117
Sackmann, Reinhold 82
137
Sarasin, Philipp 231
Savage, Mike 118
Schädler, Monika 136
Schäfers, Bernhard 173, 226
Schank, Kristy 86
Schimank, Uwe 14, 53, 174
Schmid, Michael 163
Schmidt, Johannes F.K. 35
Schmitt, Reinhold 144
Schnegg, Michael 71
Schneider, Wolfgang Ludwig 36, 37
Schnettler, Bernt 31, 32, 38
Schnettler, Sebastian 72
Schoeps, Julius H. 213
Schöneck, Nadine M. 53
Schroeter, Klaus R. 175
Schülein, Johann August 3, 39
Schulten, Johannes 86
Schultheis, Franz 40, 214
Schulz-Schaeffer, Ingo 176, 177
Serbser, Wolfgang H. 119
Serdült, Uwe 120
Seyfarth, Constans 215
Simon, Karl-Heinz 216
Skoda, Uwe 121
Snijders, Tom A.B. 54
Spetsmann-Kunkel, Martin 95
Spranz-Fogasy, Thomas 144
Srubar, Ilja 41
Stäheli, Urs 42, 73
Stauffer, Dietrich 71
Stegbauer, Christian 74, 122, 123, 124
Stegmaier, Peter 31, 32
Steinhauer, Fabian 217
Stevenson, Frank 220
Stichweh, Rudolf 75
Stiklorus, Jochen 137
Suchanek, Justine 138
Sutter, Tilmann 43
T
Tacke, Veronika 51
Tang, Chih-Chieh 44
Tarvenkorn, Alexander 139
Teitler, Julien 90
Thiemann, Matthias 128
Thieme, Frank 125
Tönnies, Sibylle 76
Tratschin, Luca 218
138
Turner, Victor W.
Personenregister
140
U
Unkelbach, René 99
Urban, Dieter 164
V
Vogel, Berthold
126
W
Wacquant, Loic 127
Wagner, Gabriele 195
Weiß, Anja 84, 141
Weiß, Johannes 45, 219
Werron, Tobias 46
Wetzel, Dietmar J. 77
White, Harrison 128
Willems, Herbert 178, 232
Wilz, Sylvia Marlene 174
Winter, Thomas von 179
Wortmann, Hendrik 47
Wu, Meiyao 220
Z
Zapf, Wolfgang 142
Zheng, Tian 90
Ziege, Eva-Maria 186
Ziegert, Klaus A. 78
Zorn, Carsten 48
Sachregister
139
Sachregister
A
abweichendes Verhalten 113, 162, 169,
232
Adorno, T. 67, 184, 186
Aggregation 15
Akteur 18, 25, 27, 54, 55, 56, 69, 70, 72,
79, 98, 100, 102, 105, 123, 159, 163,
172, 180, 191, 196, 208, 229
Aktivität 208
Albert, H. 207
allgemeine Soziologie 22
Alltag 38, 152, 177, 224
alte Bundesländer 132, 167
Alter 92
Alternative 159
altersspezifische Faktoren 131
Altersstruktur 132
Althusser, L. 68, 115
Ambivalenz 67
Amerikanisierung 194
Anarchismus 209
Andenraum 86
angewandte Wissenschaft 224
Angst 134, 169
Anthropologie 6, 173, 198
Anti-Atom-Bewegung 167
Antikapitalismus 143
Antike 50, 64
Anwendung 72, 150
Arbeit 129, 131
Arbeiterklasse 86
Arbeitnehmer 106
Arbeitsbedingungen 89
Arbeitsbeziehungen 59
Arbeitsgesellschaft 65, 126
Arbeitslosigkeit 117, 127, 129, 136
Arbeitsorganisation 106
Arbeitsteilung 181
Arbeitsverhältnis 65
Arbeitswelt 65, 91
Archäologie 214
Argentinien 86
Argumentation 39, 161
Armut 8, 40, 86, 93, 104, 114, 117, 129
Asien 121, 136, 160
Askese 188
Assoziation 73
Aufklärungszeitalter 186
Ausbeutung 93, 115, 183
Ausbildung 80, 112
Ausländer 133
Ausländerfeindlichkeit 152
Außenpolitik 120
Autonomie 103, 162, 197
Autopoiesis 191, 216, 217
autoritäre Erziehung 186
autoritäres System 97
Autoritarismus 169
Autorität 165
B
Bachelor 223
Bankgewerbe 73
Baudrillard, J. 67
Bauman, Z. 112
Bayern 91
Beck, U. 134, 194
Bedeutung 36
Befragung 118
Begriffsbildung 10, 16, 22, 57, 114, 230
Benachteiligung 129
Beobachtung 1, 7, 22, 36, 212, 218, 220,
230
Beruf 92, 112, 188, 221
Berufsanfänger 194
Berufsanforderungen 194
Berufsbild 194
Berufserfahrung 194
Berufsverlauf 129, 222
Best Practice 103, 224
Betreuung 80
Betrieb 106
Betriebswirtschaftslehre 120
Bevölkerung 66, 131
Bevölkerungsentwicklung 33, 66
Bewusstsein 24, 41, 229
Bezugsgruppe 108
Bild 198
Bildung 33, 80
Bildungsbeteiligung 93
140
Sachregister
Bildungswesen 91, 131
Bindung 90
Biographie 103, 112, 192, 215
Biologie 6, 33, 34, 47, 227
biologische Faktoren 33, 75
Biologismus 159
Biopolitik 34, 231
Bourdieu, P. 19, 26, 85, 93, 114, 147,
148, 197, 198, 206, 214
Brief 72
Buber, M. 213
Bundeswehr 5
Bürger 110, 131
bürgerliche Gesellschaft 40, 104, 126, 209
Bürgerrecht 131
bürgerschaftliches Engagement 131
Bürokratie 97
C
Cassirer, E. 27
Chancengleichheit 93, 106, 110
Chaos 50, 158
Chat 120
Chicago-Schule 200, 210
Chile 86
China 136
Coleman, J. 30
computervermittelte Kommunikation
Comte, A. 190, 200
Cultural Studies Approach 18
57
D
Darwinismus 75
DDR 132, 145
Definition 19, 30, 56, 125, 226
Dekonstruktivismus 26, 68, 198, 217
demographische Alterung 66
Demokratie 12, 131
Demokratieverständnis 131
Denken 1, 178, 210
Depression 134
Derrida, J. 26, 68, 166, 170, 198, 212,
214, 217
Determinismus 43
deutscher Sprachraum 144, 221
Deutsches Reich 95
Deutschland 189
deutschsprachige Schweiz 112
Deutung 7, 27, 36, 116, 176
Diagnose 20
Dialektik 186, 205, 207
Dialog 213
Differenzierung 87, 99, 110, 138, 141,
180, 191, 225
Diktatur 145
direkte Demokratie 133
Diskriminierung 113, 127, 146, 152
Diskurs 2, 6, 8, 26, 32, 40, 41, 77, 89, 109,
123, 174, 178, 209, 216, 231
Diskussion 22, 123, 174, 182, 194
Disziplin 158
Drittes Reich 145
Durkheim, E. 65, 181, 190, 200, 206
Dynamik 79, 98, 100
E
Ehepartner 100
Ehre 154
Einfluss 106, 121, 157, 165, 175
Einkommen 92, 117
Einparteiensystem 136
Einstellung 131, 164
Einwanderung 131
Elias, N. 96, 200
Elite 103
Eliteforschung 72
Eltern-Kind-Beziehung 60
Emotionalität 45, 149, 161, 174
Empirie 18
empirische Forschung 27, 82
empirische Sozialforschung 9, 13, 31, 92,
94, 98, 107, 122, 223
Empirismus 211
Engels, F. 200
englische Sprache 189
Entgrenzung 29, 83, 84, 141
Entscheidung 162, 174
Entscheidungstheorie 150, 174
Entwicklungsland 8, 86, 87, 120, 121, 136,
160
Erfahrung 7, 24, 38, 116, 219
Erinnerung 1
Erkenntnis 1, 156, 180
Erkenntnisinteresse 18, 28, 37, 39, 163,
230
Erkenntnistheorie 13, 21, 30, 39, 43, 198
Erklärung 12, 14, 15, 137, 159, 163, 180
Erlebnisgesellschaft 20, 67
Sachregister
Ernährung 45
Erwartung 55, 206
Erwerbsarbeit 104
Ethik 183, 186, 199
ethnische Beziehungen 158
ethnische Herkunft 90, 133
ethnische Struktur 133
Ethnizität 90
Ethnologie 24, 38, 123, 214
Ethnomethodologie 7, 204, 210
EU 81
Europa 81, 83, 84, 131, 189
europäische Integration 76, 81
Evolution 6, 11, 47, 75, 98, 122, 181, 212
Evolutionstheorie 34, 47, 49, 75, 119
Existenzialismus 197
Exklusion 8, 26, 40, 61, 93, 104, 113,
114, 126, 178, 183, 187
Export 87
F
Fachinformation 221
fachliche Kommunikation 194
Fachliteratur 221
familiale Sozialisation 132
Familie 33, 59, 74, 129, 131, 198, 203
Familiensituation 139
Familiensoziologie 99
Feldtheorie 85, 178, 214, 232
Fest 155
Figuration 232
Finanzwirtschaft 73
Flexibilität 65
Flüchtling 95
formale Soziologie 94, 100, 124
Forschung 54, 123, 137, 199, 215, 225,
226, 227
Forschungsansatz 3, 7, 10, 13, 16, 20, 24,
28, 31, 32, 34, 37, 38, 41, 54, 56, 70,
72, 81, 83, 94, 110, 123, 125, 130,
141, 142, 148, 171, 177, 192, 193,
196, 201, 202, 203, 227
Forschungsgegenstand 3, 10, 28, 29, 32,
39, 125, 130, 141, 142, 171, 173,
201, 221, 225, 230
Forschungspraxis 3, 27, 230
Forschungsprozess 22
Forschungsreaktivität 123
Forschungsstand 31, 94, 124
141
Fortschritt 134
Foucault, M. 6, 26, 68, 113, 165, 170, 178,
186, 198, 205, 214, 231
Framing-Ansatz 164
Frankfurter Schule 207
Frankreich 52, 68, 77, 114, 195, 196, 211
Frau 118, 152
Freiheit 162
Fremdgruppe 146
Fremdheit 160, 177
Freundschaft 59, 74, 100, 122, 175
Frieden 206
Fruchtbarkeit 33
Führungskraft 80
funktionale Differenzierung 4, 42, 46, 47,
48, 53, 58, 61, 73, 78, 97, 111, 128,
181, 191, 218
Funktionalismus 27, 47, 183
G
Gadamer, H. 184
Gedächtnis 1, 229
Gefühlsarbeit 149
Gegenwart 20
Gehalt 80
Gehirn 123, 208, 227, 229
Gehlen, A. 6, 183
Gemeinschaft 26, 49, 57, 60, 76, 77, 110,
162, 181, 185, 203
Generationenverhältnis 132
generatives Verhalten 33
Genetik 227
Gentechnologie 33, 120
Geographie 112
Gerechtigkeit 106, 217
Geschichtswissenschaft 215
Geschlecht 33, 80, 92, 99, 210, 226
Geschlechterverhältnis 86, 222
geschlechtsspezifische Faktoren 8, 80, 99
Gesellschaft 2, 4, 6, 8, 11, 16, 21, 25, 26,
30, 33, 34, 40, 42, 43, 50, 51, 52, 60,
62, 64, 65, 66, 67, 69, 76, 77, 85, 88,
89, 91, 92, 93, 99, 103, 104, 109,
111, 114, 115, 119, 126, 138, 140,
142, 148, 168, 170, 172, 181, 185,
191, 198, 201, 204, 209, 216, 218,
224, 226, 228, 229, 230
gesellschaftliches Bewusstsein 103, 168
Gesellschaftsbild 190, 196
142
Gesellschaftskritik 8, 40, 89, 91, 93, 104,
114, 126, 184, 195, 196, 209
Gesellschaftsordnung 7, 50, 57
Gesellschaftstheorie 2, 6, 10, 16, 25, 30,
43, 50, 52, 62, 63, 69, 99, 101, 119,
135, 187, 191, 196, 204
Gesetz 231
Gespräch 144
Gesprächsanalyse 4, 204
Gesundheit 45, 131
Gewalt 33, 143, 152, 165, 171, 209
Gewaltmonopol 171
Gewissen 161
Giddens, A. 27, 44, 112, 138, 147
Gleichheit 110
Global Governance 195
Globalisierung 2, 46, 69, 83, 86, 138, 141,
203
Glück 134
Goffman, E. 35, 210
Gouvernementalität 186, 195, 205, 231
Governance 157, 158, 195, 205
Grenznutzen 182
Großbritannien 12, 118
Großmacht 136
Großstadt 59, 112
Grounded Theory 22
Grundbegriff 130, 147, 173, 182, 219,
221, 225, 230
Gruppe 146, 153, 168, 189, 226
Gruppenbildung 153
Gruppendynamik 153
Gruppenentscheidung 146
Gruppenklima 153
Gruppenkohäsion 153
Gruppenzugehörigkeit 153
Güterverkehr 175
H
Habermas, J. 16, 37, 184, 186, 199, 207
Habitus 148, 178, 197, 201, 228, 229, 232
Handlung 1, 9, 25, 41, 43, 44, 56, 69, 70,
99, 128, 135, 144, 147, 148, 156,
160, 162, 163, 167, 172, 173, 176,
177, 188, 196, 201, 206, 208, 226,
228
Handlungsfähigkeit 69, 162
Handlungsorientierung 45, 70, 85, 103,
108, 147, 162, 166, 173, 176, 180,
Sachregister
196, 206, 227
Handlungssystem 1
Handlungstheorie 5, 9, 16, 17, 26, 30, 42,
69, 70, 85, 98, 105, 147, 150, 157,
159, 160, 163, 164, 166, 167, 173,
176, 177, 182, 193, 206, 227
Harmonisierung 136
Hartz-Reform 109, 117
Haushaltseinkommen 139
Hegemonie 67
Heidegger, M. 212, 219
Hermeneutik 43, 184, 186
Herrschaft 19, 87, 115, 143, 165, 188, 228
Heterophobie 152
Hierarchie 111, 175
historische Analyse 50, 118, 119, 189
historische Sozialforschung 24
Historisierung 27
Hobbes, T. 165, 186
Hochschule 33, 224, 225
Hochschulwesen 12
Holismus 180
homo oeconomicus 5
Horkheimer, M. 186, 205
Humanisierung 45
Humanwissenschaft 25
Husserl, E. 28, 202, 219
Hypothese 22
I
Idealtypus 180
Identität 55, 70, 118, 146, 160, 162, 170,
201
Identitätsbildung 70, 73, 170, 201
Ideologie 80, 121, 195, 209
Ideologiekritik 77, 195
Import 87
Indien 121, 160
indigene Völker 86
Individualisierung 53, 60, 69, 76, 170, 228
Individualismus 17, 182
Individualität 17, 170, 228
Individuum 6, 17, 20, 25, 30, 55, 64, 67,
69, 70, 76, 103, 146, 148, 170, 171,
172, 191, 201, 228
Induktion 22
Industrialisierung 86, 87
Industriegesellschaft 130
Industriestaat 134
Sachregister
143
Informatik 21
Informationstechnologie 21
Informationsverarbeitung 164, 216
informelle Gruppe 122
Inklusion 53, 61, 73, 113, 178
Innenpolitik 120
innere Sicherheit 151
Institution 1, 119, 142, 158, 178, 206
Institutionalisierung 110, 119, 178, 203,
229
Institutionalismus 46
institutionelle Faktoren 106
Institutionenökonomie 122
Integration 14, 65, 95, 158, 178, 193
Integrationspolitik 95
Integrationstheorie 65
Intellektueller 103
Intention 163, 174
Interaktion 4, 9, 25, 30, 35, 43, 58, 62, 67,
70, 71, 74, 88, 96, 99, 100, 108, 124,
144, 146, 154, 179, 210, 213, 218,
226
Interaktionsmuster 70
interdisziplinäre Forschung 29, 32, 34,
215, 229
Interdisziplinarität 21, 79
Interessengruppe 120, 179
Interessenpolitik 179
Interessenvertretung 8, 179
interkulturelle Faktoren 160
internationaler Vergleich 129, 131, 132
Internationalisierung 81, 84, 141, 185
Internet 54, 57, 185
Interpretation 27
Intersubjektivität 177, 202
Interview 27
Intimität 74
J
Journalismus 120
Judentum 213
Jugend 86
Jugendgruppe 60
Jugendlicher 162
Jugoslawien 120
Justizvollzugsanstalt
K
Kant, I.
161
231
Kapital 175, 197
Kapitalismus 8, 40, 89, 91, 93, 104, 114,
126, 143, 188, 195, 207, 209
Kaste 121, 125
Kind 80
Klassenantagonismus 111
Klassenbewusstsein 110
Klassengesellschaft 111, 115, 118, 125,
127, 130, 203
Klassenlage 93, 114
kognitive Faktoren 164
Kollektiv 60
Kolonialismus 121
Kommission 91
Kommunalpolitik 120
Kommunikation 36, 45, 51, 55, 63, 72, 75,
79, 102, 103, 128, 152, 183, 185,
194, 204, 212, 213, 216, 218, 226,
228, 229, 232
Kommunikationsmedien 157
Kommunikationssoziologie 122
Kommunikationssystem 79
Kommunikationstheorie 79
Kommunikationsverhalten 144
Kommunikationswissenschaft 120
kommunikative Kompetenz 183, 184
kommunikatives Handeln 45, 144, 183,
184, 207
Kommunitarismus 8, 77
Komplexität 21, 42, 63, 102, 107, 191, 216
Komponist 160
Konflikt 36, 99, 110, 123, 135, 189
Konfliktbewältigung 213
Konflikttheorie 99, 189
Konfliktverhalten 99
Konstrukt 227
Konstruktion 55, 67
Konstruktivismus 21, 22, 39, 43, 52, 229
Konsum 53, 132, 232
Kontextanalyse 36
Kontingenz 2, 42, 43, 102, 166, 218
Kontrolle 136, 158, 169
Konvergenz 132, 147
Koordination 196
Körper 45, 147
Körperlichkeit 6, 34, 45
Kosmopolitismus 76, 83
Kosten-Nutzen-Analyse 5, 98
Krankenhaus 231
144
Krankheit 45
Kreativität 180
Krieg 33
Kriminalisierung 113
Kriminalität 151, 158, 169
Kriminalsoziologie 151
Kriminologie 151
Krise 187
Kriterium 23, 176, 222
Kritischer Rationalismus 199, 207
Kritische Theorie 12, 91, 183, 184, 186,
199, 200, 205, 207
Kultur 2, 20, 31, 33, 55, 110, 158, 160,
162, 180, 198, 206, 219, 228
kulturelle Faktoren 133, 137, 167
kulturelles System 21
Kulturpolitik 95
Kultursoziologie 19
Kulturwissenschaft 10, 60, 229
Kunst 53, 198
künstliche Intelligenz 1
Kybernetik 1, 216, 229
L
Lacan, J. 2, 170, 198
ländliche Entwicklung 87
Lateinamerika 8, 86, 87
Leben 6
Lebensalter 208
Lebensbedingungen 89, 106, 134
Lebenslauf 69, 112, 223
Lebensplanung 131
Lebensqualität 134
Lebenssituation 82, 93, 104, 109, 114,
129, 134
Lebensstandard 134
Lebensstil 110
Lebensweise 130
Lebenswelt 7, 20, 24, 31, 38, 41, 82, 172,
202, 224, 228
Legitimität 203
Lehrbuch 226
Lehre 226
Leistungsideologie 93
Leistungsorientierung 80
Leitbild 65, 80
Lenin, W. 143
Lernen 147
Lernfähigkeit 1
Sachregister
Levi-Strauss, C. 85, 175, 198, 206, 214
Lewin, K. 94
Liberalismus 186, 205
Linguistik 198, 210
Literatur 231
Lobby 179
Logik 12, 39, 137, 141, 212
Luckmann, T. 70, 172, 177
Luhmann, N. 11, 16, 17, 21, 28, 35, 37, 44,
47, 48, 51, 52, 61, 63, 64, 88, 99,
113, 128, 157, 183, 187, 191, 193,
204, 211, 212, 216, 217, 218, 220
Lyotard, J. 68
M
Macht 19, 85, 110, 115, 157, 163, 165,
175, 179, 209, 228, 231, 232
Machtausgleich 179
Magie 155
Makroebene 9, 15, 30, 105, 159, 193
Management 12
Manager 80
Mann 118
Mannheim, K. 69, 200
manuelle Arbeit 93
Marcuse, H. 207
Marginalität 113
Marktwirtschaft 91
Marx, K. 45, 110, 165, 200
Marxismus 111, 115, 138, 183, 186, 209
Masse 103
Massenmedien 120, 178, 191
Materialismus 42
Mathematik 21
Mead, G. 70, 200
Medien 232
medizinische Versorgung 45, 136
Mehrebenenanalyse 105, 107, 163
Mehrebenensystem 81
Meinungsbildung 80
Mensch 6, 24, 34, 41, 45, 49, 55, 60, 91,
107, 108, 173, 187, 227
Menschenbild 5, 25, 55, 80, 160, 187, 208,
227
Menschenrechte 136
Mensch-Umwelt-Beziehung 216
Merton, R. 87, 180
Metaphysik 212
Methode 2, 14, 15, 150
Sachregister
Methodenvergleich 14
Methodologie 3, 13, 18, 28, 31, 32, 37,
39, 72, 81, 98, 107, 122, 163, 188,
190, 192, 193
methodologischer Individualismus 5, 105,
159
Mexiko 8, 86
Migrant 95, 120, 152
Migration 33, 83, 84, 86, 131, 141
Mikroebene 9, 15, 30, 105, 159, 193
Mitläufer 145
Mittelamerika 8, 86
Mittelschicht 104, 118, 126
Mobilfunk 120
Mobilität 112, 118, 129, 130, 139
Mobilitätsforschung 112
Modell 15, 22, 30, 54, 150, 163, 164, 176,
180
Moderne 20, 38, 48, 50, 61, 110, 142,
171, 196, 226
Modernisierung 136, 138, 142
Modernisierungstheorie 20, 138, 142, 171
Moral 119, 161, 196
Motivation 5, 98
multikulturelle Gesellschaft 138
Musik 160, 198
Mutter 80
Mythologie 198
Mythos 72, 186
N
Nachbarschaft 60
nachhaltige Entwicklung 229
Nachhaltigkeit 119, 229
Nachkriegszeit 183, 186
Narration 27
Nationalsozialismus 222
Nationalstaat 81, 83, 84, 141, 203
Natur 6, 21, 33, 34, 45, 50, 60, 103, 108,
119, 171, 174, 192, 198, 216, 227
Naturkatastrophe 33
Naturwissenschaft 6, 21, 33, 34, 50, 72,
123, 227, 229
Neid 149
Neoliberalismus 8, 40, 86, 87, 158, 183,
195, 205, 209
Netzgemeinschaft 57
Netzwerk 1, 33, 54, 55, 71, 72, 79, 101,
112, 122, 123
145
Netzwerkanalyse 19, 72, 74, 79, 85, 92,
94, 96, 98, 100, 101, 102, 105, 107,
108, 120, 122, 123, 124, 128
Netzwerkgesellschaft 72, 92, 122, 138,
195
neue Bundesländer 132, 194
neue Medien 57
Neurologie 33, 227
neuronales Netz 227
Niederlande 95
Nietzsche, F. 212
nonverbale Kommunikation 152
Nordamerika 77, 90, 94, 123, 127, 189,
194, 210
Norm 60, 65, 158, 162, 232
Normalisierung 178
Normalität 178, 232
Normativität 173, 196
Nutzen 54
O
Oberschicht 118
Objekt 10, 43, 70
Objektivität 174, 188
Observation 151
offene Gesellschaft 199, 207
öffentliche Meinung 95
öffentlicher Raum 82, 151
öffentliche Verwaltung 152
Öffentlichkeit 46, 183
Ökologie 45, 216
ökologisches System 21, 216
Ökonomie 19
ökonomische Faktoren 131
ökonomischer Wandel 137
ökonomischer Wert 175
ökonomische Theorie 150
Ökonomisierung 60, 158, 222
Ontologie 15, 39
Operation 36
Operationalisierung 180
Opfer 145, 151, 196
Opposition 145
Organisation 62, 106, 175, 218, 228, 232
Organisationen 99, 106, 174, 218
Organisationssoziologie 122, 223
Organisationsstruktur 106
Organisationstheorie 62, 218
Ostasien 136
146
P
Paradigma 7, 14, 22, 28, 29, 56, 65, 70,
110, 124, 146, 182
Pareto, V. 200, 227
Parlament 122
Parsons, T. 27, 37, 65, 87, 200, 203
Partnerschaft 74
Pazifismus 206
peripherer Kapitalismus 86
Personal 174
Personalwesen 174
Persönlichkeit 158
Perspektive 14, 70, 147
Pflicht 206
Phänomenologie 7, 13, 20, 24, 28, 31, 32,
38, 41, 55, 147, 148, 172, 177, 202,
210, 219
Philosophie 6, 18, 26, 28, 41, 68, 161,
189, 197, 213, 214, 216, 219, 220
Physik 123
Piaget, J. 43
Plessner, H. 6, 25
Pluralismus 3, 12, 20, 29, 168, 193
Polarisierung 87
Politik 12, 26, 157, 179, 199, 207, 213
Politikberatung 188
Politiker 188
Politikwissenschaft 120
politische Bewegung 86
politische Bildung 5
politische Einstellung 131
politische Elite 72, 120
politische Entscheidung 12
politische Ökonomie 183
politische Philosophie 119
politischer Einfluss 157
politischer Wandel 91, 121, 137
politisches System 131, 205
politisches Verhalten 145
politische Theorie 2, 76
Politisierung 207
Polizei 152
Popper, K. 199, 207
Positivismusstreit 199, 207
Postfordismus 8, 40, 209
postindustrielle Gesellschaft 130, 138,
195
postkommunistische Gesellschaft 137
Sachregister
Postmoderne 49, 67, 68
Poststrukturalismus 2, 26, 42, 52, 67, 68,
77, 113, 115, 165, 166, 170, 195,
198, 214
Pragmatismus 41, 207
Praxis 19, 27, 85, 147, 148, 166, 174, 206
Praxisbezug 23, 27, 147, 197
Prekariat 8, 40, 93, 104, 109, 114, 126,
209
Prestige 110, 149, 175
Privathaushalt 139
Problemlösen 208
Produktion 60
Professionalisierung 194
Prognose 107
Promotion 194
Protest 86, 167
Protestantismus 188, 195
Protestbewegung 167
Protestverhalten 167
Prozess 42, 52, 114, 166
Psyche 36
Psychoanalyse 186
Psychologie 149
Publikum 46, 53, 103
Q
qualitative Methode 27, 36
Qualitätssicherung 12
R
Rahmenbedingung 14
Randgruppe 113
Rasse 90
Rassismus 127, 231
Rational-Choice-Theorie 5, 105, 150, 159,
164, 167, 174, 182
Rationalismus 188
Rationalität 23, 150, 161, 174, 179, 205,
222
Raum 26, 112
Raumnutzung 112
Rawls, J. 77
Realismus 18, 22
Realität 9
Recht 33, 78, 136, 211
Rechtsphilosophie 207, 211
Rechtssoziologie 211
Rechtsstaat 78
Sachregister
Rechtstheorie 211
Rechtswesen 217
Rechtswissenschaft 217
Rede 213
reflexive Modernisierung 142
Reform 12, 136
Reformpolitik 109
Region 82
regionale Entwicklung 33
regionaler Vergleich 132
Regionalforschung 122
Reichtum 117, 139
Reichweite 180
Relativismus 159
Religion 26, 33, 99, 155, 156, 189, 199,
213, 222
Religionssoziologie 99, 159, 189, 190
religiöse Faktoren 158
Repräsentation 116
Reproduktion 49, 66
Ressourcen 98, 179
Revolution 143
Rezeption 68, 94, 188, 190, 191, 210,
211, 215
Reziprozität 49, 61, 71, 175
Rhetorik 217
Risiko 126
Risikogesellschaft 67, 83, 134, 138, 142
Ritual 88, 140, 154, 155, 156, 168, 232
Rolle 55, 107, 228
Routine 166, 206
S
Sachsen 91, 169
Sachsen-Anhalt 82
Saisonarbeit 87
Sanktion 158, 161, 162
Sartre, J. 197
Scham 149, 161
Scheler, M. 6, 200
Schelsky, H. 183
schichtspezifische Faktoren 106, 116
Schmitt, C. 186
Schuld 161
Schüler 5, 82
Schulklasse 96, 122
Schütz, A. 7, 9, 27, 28, 36, 147, 148, 172,
177, 202
Schweden 127
147
Schweiz 112, 120, 133
Segregation 82, 90, 95, 127
Selbstbeobachtung 48, 178
Selbstbestimmung 172
Selbstbewusstsein 117, 152, 172
Selbstbild 152, 162, 178
Selbstdarstellung 178
Selbsteinschätzung 70, 111
Selbstorganisation 63, 102
Selbstreferenz 220
Selbststeuerung 9
Selbstverwirklichung 132
Selektion 36, 49, 176
Semantik 56, 64, 73, 187
Semiotik 231
Sexualität 45, 231
Sicherheit 158
Simmel, G. 94, 96, 99, 100, 112, 122, 124,
175, 181, 189, 200, 219
Sinn 9, 24, 41, 128, 147, 148, 173, 184,
228, 232
Situation 144, 176
SOEP 93, 139
Soldat 5
Solidarität 77, 181
soziale Anerkennung 70, 149, 154
soziale Bewegung 8, 40
soziale Beziehungen 19, 25, 35, 43, 49, 54,
55, 57, 59, 70, 71, 72, 74, 79, 90, 96,
98, 100, 102, 112, 122, 124, 149,
152, 153, 154, 185
soziale Differenzierung 29, 35, 36, 42, 47,
53, 58, 62, 73, 75, 136, 181
soziale Distanz 74
soziale Einstellung 131
soziale Entwicklung 137
soziale Erwünschtheit 154
soziale Faktoren 12, 90, 106, 144, 163, 229
soziale Folgen 117, 187
soziale Herkunft 132
soziale Integration 65, 77, 90, 95, 129,
149, 181
soziale Klasse 62, 83, 84, 106, 118, 125,
154, 203, 226
soziale Konstruktion 24, 34
soziale Kontrolle 151, 158, 169, 232
soziale Kosten 169
soziale Lage 89
soziale Mobilität 93
148
soziale Norm 154, 161, 169, 173
soziale Position 98, 108
sozialer Abstieg 129, 140
sozialer Aufstieg 140
sozialer Code 154
sozialer Konflikt 96
sozialer Prozess 167
sozialer Raum 197
sozialer Status 118, 140
soziale Schicht 62, 84, 89, 111, 117, 125,
130
soziale Schichtung 92, 106, 109, 111, 115,
127, 130, 188, 223
soziale Schließung 89
soziale Sicherung 93, 104, 114, 126, 136
soziales Netzwerk 51, 59, 71, 74, 79, 85,
90, 92, 94, 96, 98, 100, 101, 102,
105, 107, 108, 112, 120, 122, 124,
128, 157, 179, 185, 229
soziales Problem 65, 117
soziales System 1, 4, 17, 21, 35, 36, 51,
73, 75, 88, 99, 191, 216, 218
soziales Verhalten 145, 164
soziale Ungleichheit 8, 26, 33, 40, 53, 62,
129, 130, 133, 141, 149, 163, 203,
209, 223, 228
soziale Unterstützung 120
soziale Wahrnehmung 108, 116, 117, 160
soziale Wirklichkeit 3, 7, 9, 18, 24, 38,
39, 172, 230
Sozialgeschichte 60
Sozialhilfeempfänger 117
Sozialisation 43, 170, 227, 232
Sozialkapital 85, 90, 98, 112, 120, 122,
129
Sozialordnung 71, 188
Sozialphilosophie 187
Sozialpolitik 109, 114, 129
Sozialpsychologie 123, 171, 201
sozialpsychologische Faktoren 164, 229
Sozialstruktur 42, 52, 55, 72, 141, 142,
166, 223, 226
Sozialwissenschaft 10, 12, 21, 24, 26, 39,
52, 67, 68, 72, 94, 124, 137, 150,
186, 207, 229
Soziobiologie 49, 123
soziokulturelle Entwicklung 75, 171
soziokulturelle Faktoren 227
Soziologe 15, 50, 163, 194, 210
Sachregister
Soziometrie 25
sozioökonomische Faktoren 116, 133
sozioökonomische Lage 92, 133
sozioökonomische Struktur 92
SPD 109
Spencer, H. 200
Spende 164
Spiritualität 231
Spontaneität 220
Sport 45, 53
Sprache 10, 26, 52, 103, 144, 161, 191,
213
Sprachgebrauch 95
Sprachverhalten 103
Staat 69, 97, 179
staatliche Einflussnahme 158
Staatsangehörigkeit 131
Staatsgewalt 171
Stadt 33, 127, 169
Stadtsoziologie 82
Stammesgesellschaft 60
Standardisierung 91
Ständewesen 125, 130
Statistik 54
statistische Analyse 98
statistische Methode 54
Statusbewusstsein 149
Statusinkonsistenz 62
Statusunsicherheit 149
Steuerung 138
Stigmatisierung 113
Strafe 158
Strategie 72
Strukturalismus 26, 79, 105, 115, 197,
198, 214
Strukturanalyse 86
strukturelle Gewalt 171
strukturelle Kopplung 78
Student 225
Studienanfänger 230
Studienfach 194
Studiengang 223
Studienverlauf 194
Studium 221, 225, 230
Subjekt 10, 38, 43, 67, 70, 89, 170, 172,
197, 205
Subjektivität 26, 28, 31, 104, 170, 205,
209
Subsystem 128
Sachregister
Subversion 170
Südamerika 86
Südasien 121, 160
Symbol 19, 52, 152, 155, 232
symbolischer Interaktionismus 6, 210
Symbolismus 198
Sympathie 96
System 1, 63, 102, 216
Systementwicklung 63
Systemforschung 1
Systemtheorie 1, 4, 14, 16, 17, 21, 27, 28,
35, 36, 39, 42, 43, 44, 46, 47, 51, 52,
53, 61, 62, 63, 66, 79, 88, 102, 113,
128, 183, 187, 191, 193, 204, 217,
218, 220, 229
Systemveränderung 135
T
Täter 145
Tausch 19, 141, 175, 179, 206, 232
Taylorismus 195
Technik 25, 33, 108
Techniksoziologie 108
technische Entwicklung 134
Terrorismus 33
Test 54
Textanalyse 184
Theorie 1, 11, 19, 55, 58, 99, 137, 143,
146
Theoriebildung 3, 18, 22, 28, 32, 37, 39,
56, 67, 68, 81, 107, 124, 137, 190,
192, 193, 202, 226
Theorie-Praxis 18, 224
Theorievergleich 14, 22, 123, 159, 187,
193
Tier 25, 75
Tod 100
Tönnies, F. 13, 57, 76, 181, 185, 200
totale Institution 210, 232
Totalität 67
traditionelle Gesellschaft 49, 181
traditionelle Kultur 24
Transformation 65, 69, 86, 135, 137, 138,
162, 184
transnationale Beziehungen 83, 84
Transzendentalphilosophie 202
Transzendenz 38
Trend 87
Typologie 19, 74, 138, 182, 218
149
U
Übergangsgesellschaft 140
Umfrageforschung 107
Umverteilung 133
Umwelt 45, 216, 227
Unabhängigkeitserklärung 87
Ungleichheit 110, 117
Universalismus 37
Unternehmen 87, 106, 114, 174, 218
Unterricht 96
Unterschicht 89, 109, 111, 118, 127
Ursache 138
USA 77, 90, 94, 123, 127, 189, 194, 210
V
Variabilität 49
Verantwortung 80, 103, 136, 161, 182
Verantwortungsbewusstsein 103
Verband 188
Verelendung 187
Verfassung 76
Verfassungsgebung 76
vergleichende Forschung 22
Verhalten 131, 146, 148, 153, 164, 169,
208
Verhaltensforschung 210
Verhaltensmodell 150
Verhaltenstheorie 54
Verhandlung 179
Vermögen 139
Vernetzung 78
Verständnis 144
Verstehen 36, 41, 43, 144, 177, 180, 184,
186
verstehende Soziologie 7, 9, 13, 14, 41,
177, 202
Vertrauen 49, 90
Verwandtschaft 60
virtuelle Gemeinschaft 185
virtuelle Realität 34, 57, 185
Visualisierung 73
Volkswirtschaft 84
Vorbild 132
W
Wahlforschung 107
Wahnvorstellung 231
Wahrnehmung 60, 108
150
Wanderarbeitnehmer 87
Weber, M. 25, 36, 110, 147, 165, 180,
181, 182, 188, 192, 195, 200, 206,
208, 215, 219
Weltanschauung 219
Weltgesellschaft 2, 45, 46, 58, 61, 75, 76,
78, 138, 141, 183, 185
Weltmarkt 87
Weltwirtschaft 195
Werbung 73, 178
Wert 132, 173, 182, 189, 219
Wertfreiheit 188
Wertorientierung 131, 132, 173, 182
Wertrationalität 182
Wertwandel 132, 173
westliche Welt 160
Wettbewerb 12, 48, 80
Widerstand 8, 145
Wiedervereinigung 194
Wiese, L. 94, 96, 124
Willensbildung 172
Wirkung 169, 206, 210
Wirtschaft 19, 26, 53, 136
wirtschaftliche Lage 136
Wirtschaftlichkeit 174
Wirtschaftselite 80
Wirtschaftsethik 188
Wirtschaftssoziologie 19, 122
Wirtschaftswissenschaft 5
Wissen 10, 31, 33, 147, 148, 156, 172,
177, 199, 228, 232
Wissenschaft 23, 29, 56, 91, 194, 197,
199, 207, 214, 219, 221, 224, 228
Wissenschaftler 123, 188, 224, 230
wissenschaftlicher Sozialismus 200
Wissenschaftsanwendung 23
Wissenschaftsdisziplin 29, 69, 123, 225
Wissenschaftsforschung 219
Wissenschaftsgeschichte 6, 14, 21, 189
Wissenschaftstheorie 47, 207
Wissenschaftsverständnis 3, 13, 21, 29,
159, 190, 221, 224, 225
Wissensgesellschaft 67, 91
Wissenssoziologie 207, 210
Sachregister
Wittgenstein, L. 64
Wohlbefinden 131
Wohlfahrtsstaat 104, 114, 126, 129
Wohlstand 136
Wohlstandsgesellschaft 104, 126, 132
Wohnen 82
Wohnortwechsel 112
Z
Zeichen 41
Zeit 11
Zensur 178
Zionismus 213
Zivilisation 45, 219, 232
Zufriedenheit 131, 134
Zukunft 91, 189
Zukunftsperspektive 134
Zwang 165
Zweckrationalität 5, 147, 182, 218
19. Jahrhundert
20. Jahrhundert
21. Jahrhundert
189, 200
87, 200
87, 121
Institutionenregister
151
Institutionenregister
Fernuniversität Hagen, FB Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Arbeitsbereich Soziologie IV Soziologische Gegenwartsdiagnosen 106
Institut für Deutsche Sprache -IDS-
144
Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Europastudien
145
Universität Bremen, FB 08 Sozialwissenschaften, Bremen International Graduate School of Social
Sciences Chair of Political Sociology and Comparative Analysis of Contemporary Societies (BIGSSS) 116
Universität Bremen, Zentrum für Sozialpolitik Abt. Geschlechterpolitik im Wohlfahrtsstaat
116
Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozialwissenschaften und historische
Kulturwissenschaften, Institut für Psychologie Abt. Sozial- und Organisationspsychologie
146
Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozialwissenschaften und historische
Kulturwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Soziologie, insb. Sozialstrukturanalyse moderner Gesellschaften 82
Universität Jena, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, SFB 580 Gesellschaftliche Entwicklungen nach dem Systemumbruch - Diskontinuität, Tradition und Strukturbildung
135
Universität Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Forschungsinstitut für Soziologie 131
Universität Mainz, FB 02 Sozialwissenschaften, Medien und Sport, Institut für Politikwissenschaft
Arbeitsbereich Vergleichende Politikwissenschaft 131
Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung -MZES- Arbeitsbereich B Die politischen Systeme Europas und ihre Integration 131
Universität München, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Geschwister-Scholl-Institut für Politische
Wissenschaft Lehrstuhl für Politische Theorie und Philosophie Prof.Dr. Nida-Rümelin
150
Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften, Forschungsstelle
"Forum für Vermögensforschung" 139
Universität Stuttgart, Fak. 10 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Abt. I Politische Systeme und Politische Soziologie 131
Universität Stuttgart, Fak. 10 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Abt. IV Soziologie und empirische Sozialforschung 164
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH FSP Bildung, Arbeit und Lebenschancen Abt. Ungleichheit und soziale Integration 129
ANHANG
Hinweise
155
Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur
Die in der Datenbank SOLIS nachgewiesene Graue Literatur enthält nahezu vollständig einen Bibliotheksstandort zur Erleichterung der Ausleihe; dies gilt auch für einen Teil (40%) der nachgewiesenen Verlagsliteratur. In SOLIS nachgewiesene Zeitschriftenaufsätze sind zu über 60% mit
einem Standortvermerk versehen.
Beschaffung von Literatur über den Deutschen Leihverkehr
Die Standortvermerke in SOLIS (Kürzel, Ort und Sigel der besitzenden Bibliothek sowie Signatur
der Arbeit) beziehen sich auf Bibliotheken, die dem normalen Fernleihverkehr angeschlossen sind.
Sollte die gewünschte Arbeit bei Ihrer örtlichen Bibliothek nicht vorhanden sein, ersparen Ihnen
die Standortvermerke für die Fernleihe („Direktbestellung“) den u.U. sehr zeitraubenden Weg
über das Bibliothekenleitsystem.
Elektronische Bestellungen sind ebenfalls möglich, z.B. über subito - einen bundesweiten Dokumentlieferdienst der deutschen Bibliotheken für Aufsätze und Bücher.
Literaturdienst der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
Aufsätze aus Zeitschriften, die für SOLIS ausgewertet werden und in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln vorhanden sind, können über den Kölner Literaturdienst (KÖLI) als Kopie bestellt
werden. Diese Aufsätze enthalten den Standortvermerk „UuStB Koeln(38) - Signatur der Zeitschrift“ sowie einen Hinweis auf den Kopierdienst. Die Bestellung kann mit gelber Post, per Fax
oder elektronisch erfolgen
Kosten für den Postversand bis zu je 20 Kopien pro Aufsatz betragen 8,- Euro, für Hochschulangehörige 4,- Euro (bei „Normalbestellung“ mit einer Lieferzeit von i.d.R. sieben Tagen); gegen
Aufpreis ist eine „Eilbestellung“ (Bearbeitungszeit: ein Arbeitstag) oder auch eine Lieferung per
Fax möglich.
Zur Benutzung der Forschungsnachweise
Die Inhalte der Forschungsnachweise beruhen auf den Angaben der Forscher selbst.
Richten Sie deshalb bitte Anfragen jeglicher Art direkt an die genannte Forschungseinrichtung
oder an den/die Wissenschaftler(in).
Das gilt auch für Anfragen wegen veröffentlichter oder unveröffentlichter Literatur, die im Forschungsnachweis genannt ist.
Dienstleistungsangebot der Abteilung
„Fachinformation für die Sozialwissenschaften“
Das Dienstleistungsangebot der Abteilung Fachinformation dient der Verbreitung, Förderung und
Fundierung sozialwissenschaftlicher Forschungsergebnisse sowie dem Wissensaustausch auf nationaler wie internationaler Ebene. Gleichzeitig macht die Fachinformation die sozialwissenschaftliche
Forschung des deutschsprachigen Raumes international sichtbar.
Zentrale Aktivitäten sind Aufbereitung, Bereitstellung und Transfer von Wissen durch:
● Konzeption, Aufbau und Pflege von Datenbanken und Serviceangeboten zu Forschungsstrukturen, -aktivitäten und -ergebnissen in den Sozialwissenschaften im deutschsprachigen und östlichen europäischen Forschungsraum und zu wissenschaftsbezogenen chancengleichheitsrelevanten Themen im deutschsprachigen, europäischen und internationalen Rahmen
● Aufbau von und Beteiligung an kooperativen Informationssystemen (Portalen, Themenschwerpunkten, Kommunikationsplattformen und Netzwerken) zur Unterstützung der Wissenschaftskommunikation, insbesondere auf ost-westeuropäischer Ebene und zu wissenschaftsbezogenen
chancengleichheitsrelevanten Themen
● Kontinuierlicher Ausbau der Vernetzung von Informationsangeboten und Services durch Erweiterung und Einbeziehung kompetenter Partner auf nationaler wie internationaler Ebene
● Erstellung servicebasierter Publikationen und Informationsdienste zu ausgewählten Themen in
Kooperation mit der Wissenschaft
● Nationales Referenzzentrum für das Politikfeld „Gleichstellung in der Wissenschaft“ gegenüber
Wissenschaftsorganisationen, Bundes- und Landesministerien, Politik und Medien in Bezug auf
Konzept- und Programmentwicklung, Monitoring und Evaluation von Politiken und Maßnahmen
Basisprodukte der Abteilung sind Informationen über Forschungsstrukturen, -aktivitäten und -ergebnisse, die in Datenbanken aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden. Neben den nachfolgend skizzierten Datenbanken zu sozialwissenschaftlichen Forschungsprojekten und Publikationen
werden Datenbanken mit Informationen zu nationalen und internationalen sozialwissenschaftlichen
Forschungseinrichtungen, Zeitschriften, Netzwerken, Veranstaltungen und Internetquellen aufgebaut und gepflegt. Sie sind Bestandteil einer von GESIS entwickelten und zur Verfügung gestellten
integrierten Suche, die weitere internationale Informationssammlungen und solche externer Partner
mit einbezieht.
Datenbanken
Die von der Abteilung Fachinformation produzierten Datenbanken SOLIS und SOFIS bilden die
Grundlage für den sozialwissenschaftlichen Fachinformationsdienst soFid.
SOFIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften)
Inhalt: SOFIS informiert über laufende, geplante und abgeschlossene Forschungsarbeiten der letzten zehn Jahre aus der Bundesrepublik Deutschland, aus Österreich und der Schweiz. Die
Datenbank enthält Angaben zum Inhalt, zum methodischen Vorgehen und zu Datengewinnungsverfahren sowie zu ersten Berichten und Veröffentlichungen. Die Namen der am Projekt beteiligten Forscher und die Institutsadresse erleichtern die Kontaktaufnahme.
Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Psychologie, Bildungsforschung, Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Sozialgeschichte, Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie, Sozialwesen oder Kriminologie.
Bestand der letzten 10 Jahre: rund 47.000 Forschungsprojektbeschreibungen
Quellen: Erhebungen bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. In
Deutschland wird die Erhebung von GESIS durchgeführt, in der Schweiz von FORS - der
Schweizer Stiftung für die Forschung in den Sozialwissenschaften. Für Österreich hatte bis
2001 die Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien diese Aufgabe inne; ab
2006/07 wurde diese vom Wiener Institut für Sozialwissenschaftliche Dokumentation und
Methodik - WISDOM - übernommen.
Die Ergebnisse der GESIS-Erhebung werden ergänzt durch sozialwissenschaftliche Informationen fachlich spezialisierter IuD-Einrichtungen sowie von Forschungsförderern; ein nicht
unerheblicher Teil an Ergänzungen wird schließlich durch Auswertung von Internetquellen
sozialwissenschaftlicher Forschungsinstitute gewonnen.
SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem)
Inhalt: SOLIS informiert über die deutschsprachige fachwissenschaftliche Literatur ab 1945, d.h.
Aufsätze in Zeitschriften, Beiträge in Sammelwerken, Monographien und Graue Literatur
(Forschungsberichte, Kongressberichte), die in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich
oder der Schweiz erscheinen. Bei Aufsätzen aus Online-Zeitschriften und bei Grauer Literatur ist im Standortvermerk zunehmend ein Link zum Volltext im Internet vorhanden.
Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Bildungsforschung,
Kommunikationswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung,
Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie oder Sozialwesen.
Bestand: Anfang 2009 ca. 385.000 Literaturnachweise
Jährlicher Zuwachs: zwischen 16.000 und 18.000 Dokumente
Quellen: Zeitschriften, Monographien einschließlich Beiträgen in Sammelwerken sowie Graue Literatur. SOLIS wird von GESIS in Kooperation mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, den Herausgebern der Zeitschrift
für Politikwissenschaft und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung hergestellt. Absprachen über einen regelmäßigen Datenaustausch bestehen darüber hinaus mit dem
Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation in Trier und mit dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt/Main.
Zugang zu den Datenbanken
An nahezu allen Hochschulstandorten sowohl in Deutschland als auch in Österreich und der
Schweiz sind SOLIS und SOFIS in der Bibliothek oder über Institutsrechner für die Hochschulangehörigen frei zugänglich. Des Weiteren stehen SOLIS und SOFIS über von GESIS betriebene Portale
für Recherchen zur Verfügung:
www.sowiport.de
SOLIS und SOFIS können im sozialwissenschaftlichen Fachportal sowiport einzeln oder gemeinsam mit 13 weiteren Datenbanken durchsucht werden. sowiport enthält zurzeit folgende Datenbanken:
●
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Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem SOLIS
Sozialwissenschaftliches Forschungsinformationssystem SOFIS
Literaturdatenbank DZI SoLit des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen
Katalog der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
Katalog des Sondersammelgebietes Sozialwissenschaften der Universitäts- und Stadtbibliothek
Köln
Katalog der Bibliothek des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung
Datenbank GeroLit des Deutschen Zentrums für Altersfragen
Publikationen der Bertelsmann Stiftung
ProQuest-CSA-Datenbanken (im Rahmen von DFG-Nationallizenzen): Sociological Abstracts,
Social Services Abstracts, Applied Social Sciences Index and Abstracts, PAIS International,
Worldwide Political Science Abstracts, Physical Education Index
Fachinformationsführer SocioGuide mit Informationen zu Institutionen, Fachzeitschriften,
Sammlungen, Netzwerken und Veranstaltungen
Insgesamt sind in und über sowiport mehr als 2,5 Millionen Quellen zu Literatur, Forschungsprojekten, Institutionen, Zeitschriften, Veranstaltungen sowie Themenschwerpunkte und Links zu Portalen
erreichbar.
www.infoconnex.de
Der interdisziplinäre Informationsdienst infoconnex bietet Individualkunden günstige Jahrespauschalen für den Zugang zur Datenbank SOLIS – singulär oder im Verbund mit den Literaturdatenbanken zu Pädagogik (FIS Bildung) und Psychologie (Psyndex). Im infoconnex-Bereich „Sozialwissenschaften“ kann darüber hinaus in der Forschungsdatenbank SOFIS und in der Literaturdatenbank DZI SoLit recherchiert werden; zudem stehen auch hier im Rahmen von DFG-Nationallizenzen die sechs Datenbanken des Herstellers ProQuest/CSA zur Recherche an Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen zur Verfügung.
Auftragsrecherchen und Beratung bei der Datenbank-Nutzung
In Ihrem Auftrag und nach Ihren Wünschen führt GESIS kostengünstig Recherchen in den Datenbanken SOFIS und SOLIS durch. Darüber hinaus werden Informationen aus weiteren nationalen
und internationalen Datenbanken zu sozialwissenschaftlichen und/oder fachübergreifenden Themengebieten zusammengestellt.
Zur Unterstützung Ihrer eigenen Suche beraten wir Sie selbstverständlich jederzeit bei der Umsetzung sozialwissenschaftlicher Fragestellungen in effektive Suchstrategien in unseren Datenbanken.
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst – soFid
Regelmäßige Informationen zu neuer Literatur und aktueller sozialwissenschaftlicher Forschung
bietet GESIS mit diesem Abonnementdienst, der sowohl in gedruckter Form als auch auf CD-ROM
bezogen werden kann. Ältere Jahrgänge stehen unter www.gesis.org/sofid zum kostenfreien Download zur Verfügung. Der Dienst ist vor allem konzipiert für diejenigen, die sich kontinuierlich und
längerfristig zu einem Themenbereich informieren wollen.
soFid ist zu folgenden Themenbereichen erhältlich:
● Allgemeine Soziologie
● Berufssoziologie
● Bevölkerungsforschung
● Bildungsforschung
● Familienforschung
● Frauen- und Geschlechterforschung
● Freizeit - Sport – Tourismus
● Gesellschaftlicher Wandel in den neuen
Bundesländern
● Gesundheitsforschung
● Industrie- und Betriebssoziologie
● Internationale Beziehungen / Friedensund Konfliktforschung
● Jugendforschung
● Kommunikationswissenschaft: Massenkommunikation – Medien – Sprache
● Kriminalsoziologie + Rechtssoziologie
● Kultursoziologie + Kunstsoziologie
● Methoden und Instrumente der Sozialwis●
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●
senschaften
Migration und ethnische Minderheiten
Organisations- und Verwaltungsforschung
Osteuropaforschung
Politische Soziologie
Religionsforschung
Soziale Probleme
Sozialpolitik
Sozialpsychologie
Stadt- und Regionalforschung
Umweltforschung
Wissenschafts- und Technikforschung
Recherche Spezial und sowiport-dossiers: aktuelle Themen im Internet
Zu gesellschaftlich relevanten Themen in der aktuellen Diskussion werden in der Reihe „Recherche
Spezial“ Informationen über sozialwissenschaftliche Forschungsprojekte und Veröffentlichungen
zusammengestellt. In den Dossiers in sowiport (hervorgegangen aus der Reihe sowiPlus bzw. den
thematischen Dokumentationen der Virtuellen Fachbibliothek Sozialwissenschaften) werden solche
Informationen darüber hinaus mit Internetquellen unterschiedlichster Art (aktuelle Meldungen, Dokumente, Analysen, Hintergrundmaterialien u.a.m.) angereichert. Alle Themen sind inhaltlich gruppiert zu finden unter www.sowiport.de/themen.
Informationstransfer von und nach Osteuropa
Der Bereich Informationstransfer Osteuropa fördert die Ost-West-Kommunikation in den Sozialwissenschaften. Er unterstützt die internationale Wissenschaftskooperation mit einer Vielzahl von Informationsdiensten.
Eine wichtige Informationsquelle für Kontakte, Publikationen oder Forschung bietet in diesem Zusammenhang auch der Newsletter „Sozialwissenschaften in Osteuropa", der viermal jährlich in englischer Sprache erscheint.
Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung – CEWS
Als integraler Bestandteil der Fachinformation bietet CEWS disziplinenübergreifend Zugänge zu
Themen, Informationen und aktuellen Fragen der Gleichstellung in der Wissenschaft. Durch das
Sichtbarmachen des Potentials hoch qualifizierter Wissenschaftlerinnen unterstützt die Datenbank
FemConsult die Erhöhung des Frauenanteils bei der Neubesetzung von Professuren und Führungspositionen in Wissenschaft und Forschung und die Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen.
Das CEWS-Themenportal integriert Informationen zu allen gleichstellungsrelevanten Themen im
Bereich Wissenschaft und Forschung (z.B. Chancengleichheit im Hochschul- und Wissenschaftsprogramm HWP, Statistik und Gleichstellungsrecht an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen).
Internet-Service der GESIS
Umfassende Informationen zu GESIS und zum Angebot an Dienstleistungen finden Sie unter
www.gesis.org
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
Abteilung Fachinformation für die Sozialwissenschaften
Lennéstraße 30
GESIS-Servicestelle Osteuropa
53113 Bonn
Schiffbauerdamm 19 • 10117 Berlin
Tel.:+49 (0)228-2281-0
Tel.:+49 (0)30-23 36 11-0
E-mail:[email protected]
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