Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt _________________________________________________________________________________________ Anlage 1 Hinweise zum Gebiet Friedrichshain-Kreuzberg-„Südliche Friedrichstadt“ Der Senat hat am 15.03.2011 die Südliche Friedrichstadt als Sanierungsgebiet förmlich festgelegt. Zur Umsetzung der Planungsziele wird vorrangig das Förderprogramm Städtebaulicher Denkmalschutz eingesetzt. Das Gebiet als Eingangstor zur Berliner Mitte ist durch erhebliche städtebauliche und funktionale Schwächen gekennzeichnet. Es wird seiner innerstädtischen Lage bzw. Bedeutung nicht gerecht. Wichtige Areale und öffentliche Standorte sind städtebaulich nicht eingebunden. Es bestehen erhebliche funktionale und gestalterische Mängel bei den Einrichtungen der sozialen Infrastruktur und im öffentlichen Raum. 2009/2010 wurde im Rahmen von vorbereitenden Untersuchungen ein integriertes Entwicklungskonzept für die Südliche Friedrichstadt erarbeitet. Das vorliegende Entwicklungskonzept enthält keinen qualifizierten Bestandteil für die Wärmeversorgung, Energieeinsparung, -speicherung und - gewinnung und keine quartiersbezogene Energieund CO2-Bilanz. Sanierungsgebiet FriedrichshainKreuzberg Südliche Friedrichstadt Grundstücke Fläche in ha Einwohner (30.6.2010) 157 63 6.215 Das 63 ha große Sanierungsgebiet Südliche Friedrichstadt liegt zentral im westlichen Teil des Bezirks Kreuzberg-Friedrichshain an der Grenze zum Bezirk Mitte. Es ist durch vielfältige kulturelle und wirtschaftliche Nutzungen geprägt und es ist zugleich ein wichtiges Wohngebiet. Das Gebiet wird im Norden durch die Hedemannstraße, die Besselstraße und die Ritterstraße und im Osten durch die Alte Jakobstraße und die Zossener Straße begrenzt. Im Süden bildet die Baruther Straße, im Westen bilden der Mehringdamm und die Wilhelmstraße die Grenze Energetische und städtebauliche Ausgangssituation Bebauungs- und Nutzungsstruktur/Stadtgestalt Eine Besonderheit des Gebiets ist die heterogene Wohnbebauung aus unterschiedlichen Epochen - hauptsächlich aus der Gründerzeit, der Nachkriegsmoderne und der Zeit der IBA 1984/87. Räumlich ist hier eine Dreiteilung eingetreten: im Norden befindet sich ein Großteil der Wohnnutzung in IBA-Bauten (Sozialer Wohnungsbau), im Süden dominiert die 1 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt _________________________________________________________________________________________ Bebauung der Gründerzeit und um den Mehringplatz ist die im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus und Entwürfen von H. Scharoun und W. Düttmann entstandene Bebauung. Wesentliches Ziel ist die Aufwertung des öffentlichen Raumes (baulich, gestalterisch, funktional) mit Schwerpunkt am Mehringplatz, am ehemaligen Blumengroßmarkt am Jüdischen Museum, dem Blücherplatz und der Friedrichstraße. Eigentumsstrukturen Im nördlichen Teilbereich befindet ein Großteil der Wohnnutzung in IBA - Bauten in der Hand von Wohnungsunternehmen. Weitere sind im Besitz institutioneller und kultureller öffentlicher Einrichtungen. Rund um den Mehringplatz konzentriert sich i. R. des Sozialen Wohnungsbaus entstandene Bebauung teils privater und teils landeseigener Wohnungsunternehmen. Im südlichen Teilbereich befinden sich größere zusammenhängende öffentliche Grünanlagen mit dem Standort der Amerika-Gedenkbibliothek am Blücherplatz und ein Friedhofsgelände. Baulicher Zustand/Ausstattung der Wohnungen Im Bereich Mehringplatz ist der Sanierungsbedarf überwiegend hoch. Die große Zahl der (früheren) Sozialbauwohnungen rund um den Mehringplatz, die vielfach noch im Bauzustand der Entstehungsjahre sind, erfordert nach Informationen der Wohnungsunternehmen sowie nach Einschätzung aus der vorbereitenden Untersuchung aus wirtschaftlichen, sozialen und energetischen Gründen überwiegend erheblichen Erneuerungsaufwand. Überlagert wird dieser flächenhaft auftretende Missstand von Defiziten und Mängeln im öffentlichen und privaten Freiraum sowie Konflikte durch die verkehrlichen Belastungen. In den übrigen Teilen des Gebietes gibt es nur punktuell höheren Sanierungsbedarf an den Wohngebäuden. Wirtschaftsstruktur Das Gebiet besitzt aufgrund der hohen Zentralität und Erreichbarkeit sowie der Nachbarschaft zu Kultureinrichtungen und Kulturwirtschaft ein hohes wirtschaftliches Entwicklungspotenzial , das bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist. Manche gewerbliche Nutzung bildet noch die zeitgeschichtlich bedingte frühere Randlage Kreuzbergs "im Schatten der Mauer" ab, wie bis vor kurzem der Blumengroßmarkt oder Teile der Einzelhandelsstruktur. Auch in der Tourismuswirtschaft stecken für das Gebiet noch ungenutzte Entwicklungspotenziale. 2 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt _________________________________________________________________________________________ Allerdings resultieren aus der Zunahme einer touristisch orientierten Nutzung möglicherweise auch Verdrängungseffekte für die Einrichtungen des täglichen Bedarfs. Es ist eine verstärkte Nachfrage nach Büroflächen das günstige Gewerberaumangebot für "Pioniernutzerinnen und Pioniernutzer" aus der Kreativwirtschaft reduziert, wofür es aktuell einige Anzeichen gibt. Mit dem Ziel des Erhalts und der Schaffung von Nutzungsvielfalt ist hier gegenzusteuern. Zugleich können Maßnahmen im öffentlichen Raum die Attraktivität und Erreichbarkeit der Einrichtungen erhöhen. Soziale und kulturelle Infrastruktur Bei den Schulen besteht unabhängig von der Anpassung an neue pädagogische Aufgaben ein erheblicher Bedarf an Modernisierung und Instandsetzung sowohl der Gebäude als auch der Außenbereiche. Die notwendigen Maßnahmen umfassen sowohl baulichen Handlungsbedarf (z. B. Dächer, Räume, Flure) wie auch die Instandsetzung/Erneuerung der Infrastruktur (Sanitär, Beleuchtung, Elektro). Im Gebiet gibt es neun Kitas, weitere drei Standorte befinden sich außerhalb in unmittelbarer Nähe. Nach Berechnungen der zuständigen Fachverwaltung wird perspektivisch der Bedarf eines zusätzlichen Kitastandortes prognostiziert. Bei fast allen Infrastruktureinrichtungen, insbesondere bei den Grundschulen besteht erheblichen Instandsetzungs- und Sanierungsbedarf. Verkehr und öffentlicher Raum Das Sanierungsgebiet ist in besonderem Maß durch übergeordnete Verkehrsbeziehungen geprägt. Überörtlicher Durchgangsverkehr herrscht auf den durch das Gebiet führenden Hauptverkehrsstraßen, insbesondere dem Mehringdamm, der Blücherstraße, den Kanaluferstraßen und der Lindenstraße. Fehlende Querungsmöglichkeiten von Fahrbahnen und Übergangsmöglichkeiten der Knoten, beeinträchtigen die Aufenthalts- und Bewegungsqualität für Fußgänger und Fußgängerinnen, Radfahrer und Radfahrerinnen. Nur im nördlichen Teil des Gebietes gibt es aufgrund der Konzentration des überörtlichen Verkehrs auf wenige Achsen auch Räume mit geringen verkehrlichen Belastungen. Das Sanierungsgebiet ist vom öffentlichen Nahverkehr gut erschlossen. Mehrere U-Bahnund Buslinien führen durch das Gebiet. Es bestehen erhebliche Mängel und Defizite in der Gestalt- und Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raums (Straßen, Wege, Plätze). Energieversorgung/Technische Infrastruktur Im Gebiet sind die technischen Versorgungsnetze (Strom, Gas, Wasser, Abwasser) flächendeckend verfügbar. Das nördliche Teilgebiet wird teilweise mit Fernwärme versorgt. 3 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt _________________________________________________________________________________________ Um den Mehringplatz ist die Bebauung überwiegend mit Ölheizungen ausgestattet. Der Anschluss an das Fernwärmenetz ist für den südlichen Teil des Gebiets (südlich des Kanals) ab 2010 - 2012 potentiell möglich. Detaillierte Angaben zur Heiz-, Warmwasser- u. Stromversorgung, zum energetischen IstZustand der Wohnungen etc. liegen nicht vor. Diese sind Gegenstand der geplanten Analyse des Gutachtens. Einschätzung der privaten Mitwirkungsbereitschaft Die wichtigsten Akteure im Gebiet sind das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung, der Gebietsbeauftragte BSM, das Quartiersmanagement Mehringplatz, das Forum Berufsbildung Kreuzberg, das Projektbüro Kreativquartier Südliche Friedrichstadt, das Jüdische Museum, die Berlinische Galerie sowie die Wohnungsunternehmen: EUCAL, GSW und die GEWOBAG. Die großen kulturellen Institutionen, die im Gebiet ansässig sind und ein Interesse an einer positiven Entwicklung der Südlichen Friedrichstadt haben, könnten für ausgewählte Projekte als Partner gewonnen werden und im Rahmen von Projekten oder Maßnahmen einen eigenen Beitrag zur Entwicklung des Gebietes leisten, zum Beispiel über öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP). Dadurch dass sich die Bestände um den Mehringplatz hauptsächlich in der Hand großer Wohnungsunternehmen befinden, wird eine Durchführung von Maßnahmen zur Sanierung von Wohnraum oder privatem Freiraum im Gebiet erheblich erleichtert. Die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange sowie die Erörterungsveranstaltung mit den Betroffenen hat eine grundsätzliche Zustimmung zu den vorgeschlagenen Maßnahmen gezeigt. 4 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt _________________________________________________________________________________________ Sanierungsgebiet Friedrichshain-Kreuzberg - Südliche Friedrichstadt 5 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt _________________________________________________________________________________________ 6