TOP IDEEN, IMPULSE UND INNOVATIONEN 9 Kraftvoller Kran In unmittelbarer Nähe des Osthafens haben WOLFF & MÜLLER Spezialbau als Generalunternehmer gemeinsam mit WEP Effinger und Partner (Bauausführung) das Schwedler Hochhaus als spiegelndes Wahrzeichen der Kreativmeile Frankfurts realisiert. Mit seiner kräftigen Auskragung in den Obergeschossen nimmt das markante Gebäude nach Entwürfen von schneider+schumacher Bezug zur Welt der Häfen und Kräne. In der Frontfassade spiegeln sich in geteilten Glasflächen die gebauten Nachbarn, während schwarzsilbriger Hagemeister-Klinker die seitlichen Gebäudekanten bei reflektierendem Licht als glatte Fläche erscheinen lässt. Erst aus der Nähe tritt der einzelne Stein mit vielfältigen Grau-Schattierungen und glänzender Oberfläche aus der Fassade hervor. Ein Effekt, der durch die hohe Qualität von Planung und Ausführung erreicht wurde: Jede Klinkerschicht haben WEP Effinger und Partner im Vorhinein durchstrukturiert und geplant. WOLFF & MÜLLER und das Ziegelwerk koordinierten detailliert Fertigteilund Klinkerproduktion sowie die logistische Baustellenanlieferung. Dieses effektive Zusammenspiel aller Projektpartner machte eine optimale Umsetzung der architektonischen Fassadenidee möglich. FÜR ARCHITEKTEN B ür oko mp l ex Fra nk fu rt Kraftvoller Kran Aufmerksamkeitsstarke Architektur ist ein Markenzeichen der Architekturgesellschaft schneider+schumacher aus Frankfurt. Das haben die Architekten mit ihrer knallroten Info-Box mit Blick auf die Großbaustelle Potsdamer Platz in Berlin eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Für die Planer sind ihre Bauten „pragmatische Poesien, die sich aus konstruktiver Klarheit, aufgabeorientiertem Ernst und Freude am guten Detail speisen“. Leitlinien, die sie zusammen mit Ihren Projektpartnern durch die klare tektonische Gliederung und die hochwertige Vermauerung des schwarzsilbrigen Klinkers „Dallas“ aus dem Klinkerwerk Hagemeister auch beim Schwedler Hochhaus in Frankfurt Gestalt werden ließen. »Die Gebäude… bieten eine klare, zu identifizierende Form, sie ordnen sich in die Umgebung ein, ohne sich unterzuordnen: pragmatische Poesien, die sich aus konstruktiver Klarheit, aufgabeorientiertem Ernst und Freude am guten Detail speisen.« schneider+schumacher Architekturgesellschaft mbH, Frankfurt am Main Wie ein Kran im benachbarten Hafenumfeld erhebt sich der Bürokomplex aus dem pulsierenden Umfeld entlang der Hanauer Straße. Mit seiner kraftvollen Kubatur bietet das 47 Meter hohe Gebäude in den ersten beiden Geschossen gut einsehbare Ausstellungsund Verkaufsflächen sowie flexible Büroflächen in den Obergeschossen. Die Geschosse über der Auskragung sind für Gastronomie vorgesehen mit direktem Zugang zu einer großen Dachterrasse mit weitem Blick über die Stadt. „Das geht ja wirklich Stein auf Stein“, haben Nachbarn das Maurer-Handwerk beim Verarbeiten der glänzenden Fassadenziegel bewundert. Das Ergebnis durchstrukturierter Planung, die jede Schicht des Hagemeister-Klinkers auf Anschlüsse und Vorsprünge abstimmt: eine extravagante Fassade, in deren Glasfront sich die Nachbargebäude spiegeln und deren hochwertiger Klinker das Licht des Himmels und der Sonne in der massiven seitlichen Lochfassade flächig reflektiert. Projektdaten Bürokomplex Frankfurt Entwurf und Genehmigung: schneider+schumacher Architekturgesellschaft mbH, Frankfurt am Main Ausführungsplanung: WEP Effinger und Partner, München Generalunternehmer: Wolff & Müller Spezialbau GmbH & Co. KG, Köln Bauherr: Manura GmbH & Co. KG, München Klinker: Dallas NF (240x115x71 mm) Verklinkerte Fläche: 2.100 m2 Kli ni kum Ma nnheim Projektdaten Universitätsklinikum Mannheim Generalplanung: Architektenpartner Frankfurt Bauherr: Klinikum Mannheim gGmbH Klinker: Mannheim NF (240x115x71 mm) Verklinkerte Fläche: 9.300 m2 Park im krankenhaus Zu einem einladenden, geordneten Gebäudekomplex, der den Charme des schlossähnlichen zentralen Altbaus inmitten eines Parks bewahrt, haben die Planer von Architektenpartner Frankfurt seit 1985 bis heute das Mannheimer Universitätsklinikum am nördlichen Neckarufer umstrukturiert. Entlang der umgebenden Straßen schirmen Pavillonbauten beidseitig des denkmalgeschützten Eingangsgebäudes den Klinikpark mit Cafeteria und Patientenhaus gegen Verkehrslärm ab. Die Krankenzimmer sind zum Park hin orientiert. Nach außen präsentieren sich die aneinandergereihten Pavillons als klar gegliederte Funktionsbauten, denen der Hagemeister-Klinker „Mannheim“ mit seinen hellgelb bis weiß changierenden Nuancen einen freundlichen Charakter verleiht. Rund 30 Kliniken und Institute fast aller medizinischen Fachrichtungen beherbergt das Krankenhaus der Maximalversorgung. Ziel des Entwicklungskonzeptes, das die Planer von Architektenpartner Frankfurt als Wettbewerbsgewinner realisiert haben, war ein Gestaltungskonzept, das sich flexibel an medizintechnische Veränderungen anpassen lässt. Gelungen ist dies mit kleinteiligen straßenbegleitenden Pavillonbauten, die eine geordnete und strukturierte Bebauung über Jahre möglich machen, ohne den Park als zentrales Entwurfselement zu gefährden. Nach außen prägt sonnig-hellgelber Hagemeister-Klinker der eigens für das Klinikum entwickelten Sortierung „Mannheim“ das Erscheinungsbild. Der gelbtonige Stein mit weiß-silbriger Flammung korrespondiert mit dem zentralen verklinkerten Altbau und trägt dessen anmutigen Charme nach außen. Akzentuiert wird die hochwertige Klinkerfassade punktuell durch geschosshohe Verglasung und weiße Fassadenelemente sowie einen roten mit Glas überdachten Besuchersteg, der Besucherströme vom Neckarufer entlang des Gebäuderiegels direkt zu den einzelnen Stationen leitet. »Der hellgelb changierende Fassadenklinker der Sortierung „Mannheim“ korrespondiert mit dem verklinkerten Altbaukomplex und verleiht dem Klinikum eine sehr freundliche, sonnige Erscheinung.« Architektenpartner Frankfurt J o h an n a M e storf-Schul e im DialoG mit Der natur Projektdaten Johanna-Mestorf-Schule, Kiel Architektur: APB-Architekten, Hamburg Thomas Beisert Günter Wilkens Moritz von Brauchitsch Bauherr: LEG, Landesentwicklungsgesellschaft Schleswig-Holstein Klinker: Lübeck NF (240x115x71 mm) Verklinkerte Fläche: 1.800 m2 Repräsentativ, massiv und lebendig haben APB Architekten aus Hamburg die JohannaMestorf-Schule im Kieler Stadtteil Neumeimersdorf in die umgebende Naturlandschaft integriert. Im Anklang an die holsteinische Bautradition und korrespondierend zum natürlichen Umfeld prägt der dunkelrote Hagemeister-ArchitektURKLINKER der Sortierung „Lübeck“ mit seinem lebendigen Farbenspiel die Fassadengestaltung der geradlinigen Gebäudekubatur. Die holsteinische Landschaft mit Eichen bestandenen Feldeinfassungen und hügeligem Gelände prägt den Standort der Johanna-MestorfSchule in Kiel. In diese Umgebung haben APB Architekten als Wettbewerbsgewinner den Komplex einer zweizügigen Grundschule mit Sporthalle und Außensportflächen U-förmig eingebettet: In nordöstlicher Richtung öffnet sich die Sporthalle zur Landschaft hin mit großflächiger Fensterfassade, während das Gebäude inklusive der Umkleideräume aufgrund der Hang-lage zum Schulhof hin halbgeschossig in die Erde eingegraben ist. Diese höhendifferenzierte Anordnung führt zu einer optischen Reduzierung der Baumasse und ermöglicht den Einblick der Schüler in das Sportgeschehen vom Pausenhof aus. Zur Straße hin präsentieren sich die würfelförmigen Gebäude mit Klassen- und Fachräumen als zweigeschossige Lochfassade – massiv durch den weinroten Klinker, der je nach Lichteinfall in einem natürlichen Farbmix von Dunkelrot über Rotbraun, Grün bis zu schwarzsilbrigem, charakterstarkem Kohleschmauch changiert. Die repräsentative Wirkung der Grundschule im Einzugsbereich des Neubaugebietes Neumeimersdorf unterstreichen fünf schlanke über zwei Geschosse ragende Betonsäulen, die das Dach im Eingangsbereich tragen. Diese Komposition sorgt für einen markanten Akzent des Gebäudekomplexes, der seine öffentliche Bedeutung unterstreicht. »Der Ziegel ist prägend für die Fassadengestaltung der Neumeimersdorfer Grundschule. Dieser natürliche Baustoff ist massiv und sorgt aufgrund seiner Speicherfähigkeit für ein gutes Raumklima im Gebäude.« Günter Wilkens, APB-Architekten, Hamburg Rath aus Kl e inma chnow transParenZ, Die einlÄDt „Nicht protzig, aber würdevoll“, charakterisiert Architekt Alexander Bertsch das Rathaus Kleinmachnow im Zentrum der Stadt. Der Wettbewerbsgewinner hat die Fassade des hochwertigen Verwaltungsbaus aus Klinker und Kratzputz mit großzügigen Glasflächen gestaltet. Wie ein Fenster erlaubt die verglaste Mittelzone des Gebäuderiegels den Blick vom Marktplatz auf den hinter dem Rathaus liegenden Seeberg und umgekehrt. Eingefasst wird die von weitem sichtbare Glasfläche von massivem Mauerwerk aus warmtonigem Hagemeister-Klinker. Die klassische, silbrigblau geflammte Klinker-Sortierung „Spreebogen“ mit vielfältigen Ziegelrot- und Braunnuancen und der darauf abgestimmte traditionelle Kratzputz nehmen Bezug auf die Kleinmachnower Bautradition der 30-er Jahre. Projektdaten Rathaus Kleinmachnow Architektur: Kondor Wessels Fassade: Bertsch Architekten, Berlin www.bertsch-architekten.de Bauherr: Kondor Wessels Klinker: Spreebogen NF (240x115x71 mm) Verklinkerte Fläche: 2.300 m2 Besondere Herausforderungen an die Gestaltung stellt die Nutzungsmischung von Geschäften im Erdgeschoss und repräsentativem Eingang mit öffentlicher Verwaltung in den Obergeschossen. Durch die ansteigende Topografie ist die Einzelhandelsebene auf der dem Marktplatz abgewandten Gebäudeseite in die Erde eingegraben, so dass Besucher von dieser Seite ebenerdig das Rathaus betreten. Eine baulich vorgegebene Situation, die dem Rathaus zwei Frontseiten verleiht. „Mindestens die Hälfte der Besucher erreicht das Rathaus von den Parkplätzen auf der Seeberg-Seite. Deshalb haben wir das Gebäude mit zwei Eingangs-Seiten gestaltet“, beschreibt Alexander Bertsch die Entwurfsprinzipien für die Fassadenplanung. Wie eine transparente Fuge gliedert die Verglasung des zentralen Eingangsbereichs zwei symmetrische Baukörper. Verbunden werden sie durch ein weit auskragendes massives weißes Vordach mit Stahlkonstruktion, das gleichzeitig die Trennung zwischen Einzelhandelsnutzung und Rathausebene betont. Auch der warmtonige rote Klinker der Fassade schlägt eine Brücke zwischen beiden Gebäudeteilen und leitet Besucher bis in den Eingangsbereich, wo ein lichtdurchflutetes Foyer sie willkommen heißt. „Sachlich, ohne kalt zu sein“, bezeichnet der Architekt den heterogenen rot-braunen Klinker mit silbrigen und bläulichen Nuancen, dessen klarer Charakter in Brand und Farbigkeit das Ergebnis seines sorgfältigen Herstellungsprozesses ist. Bei der Wahl des Hagemeister-Klinkers „Spreebogen“ hatte der Orts-Kontext des Materials oberste Priorität. „Über die Materialität haben wir den Bezug zur klinkergeprägten Bautradition Kleinmachnows hergestellt. Die ortstypische Bescheidenheit haben wir baulich übersetzt in das Prinzip der Reduktion“, erläutert Bertsch. In diesem Umfeld verleihe der sachliche und dabei warmtonige Fassadenklinker dem Rathaus die ihm gebührende Wertigkeit und Bedeutung als wichtigstes Gebäude der Stadt. Die Akzeptanz und Beliebtheit des gemischt genutzten Verwaltungsbaus bei Geschäftsleuten und Besuchern gibt Bertsch Recht: Kleinmachnow ist stolz auf sein lebendig gestaltetes Rathaus im Herzen der Stadt. R at h au s Kl e inma chnow »Klinker verleiht dem Gebäude immer einen warmen, heimeligen Charakter – der einzige Baustoff, der ein Gebäude auch im Winter warm aussehen lässt.« Alexander Bertsch, Bertsch Architekten, Berlin H aus d e r Chöre »Der Klinker unterstreicht den monolithischen Charakter des Gebäudes. Seine changierenden Töne verschmelzen mit dem Licht und Schatten der Bäume zu einer lebendigen Einheit.« Wolfgang Ott, Architekt BDA, Kronberg Projektdaten Haus der Chöre, Frankfurt generalplanung: Haus der Chöre, Frankfurt Architektur: Wolfgang Ott, Architekt BDA, Kronberg Bauherr: Kurt Thomas – Haus der Chöre e.V. Klinker: Malente DF (240x115x52 mm) Verklinkerte Fläche: 485 m2 Klingende Weite Als massiven und gleichzeitig dynamischen Baukörper hat der Kronberger Architekt Wolfgang Ott das Haus der Chöre am Rande der Frankfurter Bertramswiese entworfen. Mit dem nach innen gewölbten Dach und seiner warmtonigen Fassade mit Hagemeister-Klinker der Sortierung „Malente“ dient das Gebäude Frankfurter Oratorienchören als Probenraum und Spielstätte für gelegentliche Konzerte. Mit seinen leicht nach innen gewölbten Außenwänden glänzt das neue Probenhaus weithin sichtbar sowohl architektonisch, als auch technisch: Herzstück des schlichten und dennoch ausdrucksstarken Baukörpers ist eine ausgefeilte Raumakustik, perfekt abgestimmt auf die Bedürfnisse der etwa 450 Sänger, die in unterschiedlichen Ensemblestärken zeitweise mit Orchesterbegleitung dort proben. Durch die Vermeidung paralleler Flächen im Innern wird der Ton in dem 355 Quadratmeter großen Probenraum vielfältig zerstreut und nicht – wie sonst üblich – zu einem Publikum gelenkt. Bewegliche Schallreflektoren erlauben die Anpassung an unterschiedliche akustische Bedürfnisse. Konkav geformte Wände bestimmen die Architektur des lichtdurchfluteten Chorraumes, der sich mit einer verglasten Fassade zur benachbarten Bertramswiese öffnet. In der Mitte dieser transparenten Fläche rückt eine holzverkleidete Sichtbetonwand den Dirigenten in den Fokus, ohne den Blick auf die umgebende weite Parklandschaft zu verstellen. Zur Straße hin nimmt das Chorhaus mit nahezu fensterlosem Mauerwerk und der nach innen geschwungenen Dachform Bezug zur gegenüberliegenden Kirche. Drei Seiten des Baus sind mit dem Klinker „Malente“ ausgebildet. Der sehr rau-strukturierte, anthrazit-grau-braune Fassadenklinker mit natürlich verlaufenden Farbschattierungen und Helligkeitsstufen unterstreicht den monolithischen Charakter des Gebäudes. Seine besondere Haptik und die changierenden Farbnuancen verschaffen dem markanten Baukörper eine lebendige Außenhaut. TOP IDEEN, IMPULSE UND INNOVATIONEN FÜR ARCHITEKTEN »Jeder Ziegel ist für sich schön.« »Wer sich ihn zuerst ausgedacht hat, wissen wir nicht genau zu sagen. Aber die Erfindung des Ziegelsteines war, was das Bauen betrifft, eine der genialsten.« Arno Lederer, Architekt, Stuttgart Arno Lederer ist Architekt, Büropartner bei lederer+ragnarsdóttir+oei in Stuttgart und Professor für Architektur an der Universität Stuttgart. Als streitbarer Verfechter des massiven Ziegelmauerwerks tritt er für eine formenreiche Baukunst mit dem traditionellen Baustoff ein und fordert zu ganzheitlicher Betrachtungsweise in der Energiedebatte auf. Welche Bedeutung hat der Ziegel für den architektonischen Entwurf? Arno Lederer: »Ich baue gern mit Materialien, die man durch die Jahrhunderte kennt und die dadurch eine gewisse Akzeptenz und Vertrautheit haben. Wie der Ziegel eben. Durch diesen Baustoff und die Art seiner Schichtung ist einem in einer ersten Annäherung an ein Gebäude bereits alles vertraut. Neu sind allein die modernen und zeitgemäßen Formen.« Was macht den Unterschied zwischen Ziegelmauerwerk und Bauwerken aus Beton und Stahl aus? Arno Lederer: »Jedes Material für sich genommen hat seine spezifischen Eigenschaften und Qualitäten. Für welches Material man sich entscheidet, hängt immer von der Bauaufgabe ab. So würde ich für weit gespannte Bauwerke eine Konstruktion aus Beton und Stahl errichten, für mehrgeschossige eignet sich Beton aufgrund des erforderlichen Brandschutzes. Bei Gebäuden mit kurzen Spannweiten ist es der Ziegel wegen der Vertrautheit des Materials im Kontext zu Landschaft und Umgebung. Denn wir müssen ja keinen Kontrast bauen. In unserem Architekturbüro beschäftigen wir uns mit dem Thema des Weiterbauens und der Kontinuität. Über diese konstruktive Dimension der Materialwahl hinaus eignet sich der Klinker auch für zahlreiche Bauwerke als Vormauerziegel. Seine Haptik, dass man den Ziegel anfassen kann, macht einen wesentlichen Teil der Faszination für das Material aus.« Teilen Ihre Architekturkollegen diese Haltung? Arno Lederer: »Viele Architekten finden uns steinern, nicht modern genug. Aber das ist uns egal. Viel wichtiger ist uns das Bewusstsein, dass wir immer an vorgegebenen Orten bauen, die wir möglichst so weiterbauen, dass man erst auf den zweiten Blick die Ergänzung erkennt.« Interview mit Architekt Arno Lederer Büropartner bei lederer+ragnarsdóttir+oei und Professor für Architektur an der Universität Stuttgart Welche Rolle spielt dabei der Ziegel, der die Grundlage vieler Ihrer Bauwerke darstellt? Was macht ihn für Sie so besonders? Arno Lederer: »Seine Akzeptanz, Vertrautheit, Dauerhaftigkeit und Robustheit. Durch den Ziegel sind Verletzungen eines Gebäudes von außen oder innen viel geringer als bei verputzten Bauten. Während diese ständiger Pflege bedürfen, sind Ziegelmauern auch nach 10, 20 und selbst 50 bis 100 Jahren noch intakt. Durch bewussten Einsatz des Materials lässt sich mithilfe des Ziegels eine Nachhaltigkeit und Dauerhaftigkeit von Gebäuden erreichen.« Gibt es für jedes Bauwerk in jeder Umgebung einen passenden Ziegel? Arno Lederer: »Mit dem jeweiligen Ziegel und der abgestimmten Verfugung kann man ein Gebäude an seine Umgebung anpassen. So ist in einer ländlichen Gegend mitunter mehr Grobheit gewünscht, damit das Gebäude sich in seinen Kontext und die Landschaft einfügt. In feiner städtischer Umgebung sind eher elegantere Bauten prägend. In historischer Umgebung schlagen wir dagegen immer wieder Altziegel vor, deren Oberflächen schon einen Alterungsprozess durchlaufen haben. Außerdem hat die Verfugung maßgeblichen Einfluss auf das Erscheinungsbild: grob oder fein, wobei man Stoß- und Lagerfugen zusätzlich farblich unterscheiden kann. Umgesetzt haben wir das etwa bei der Erweiterung der EnBW Hauptverwaltung in Stuttgart.« Welche Rolle spielt dabei der Herstellungsprozess? Arno Lederer: »Je nach Herstellungsprozess gibt es eine Bandbreite an Oberflächen und Farben – regelmäßig oder unregelmäßig. Neue Steine ergänzen auch unseren Entwurfsprozess. Doch egal welcher Ziegel und welche Verfugung – die Schönheit kommt aus dem Material selbst. Das ist ähnlich wie bei Äpfeln: Jeder ist für sich schön.« Warum hat der Ziegel es dann so schwer, sich in der modernen Baukunst durchzusetzen? Arno Lederer: »Er erhält große Probleme durch die aktuellen Energievorschriften. Man kann heute nicht mehr monolithisch bauen, weil damit die Dämmwerte nicht eingehalten werden können. Und auch der zweischalige Ausbau wird immer schwieriger, weil die aufwändigen Konstruktionen höhere Kosten verursachen. Bei dieser Betrachtungsweise ist die ganze Energieproblematik zu einseitig auf das Aufheizen gerichtet. Es wird nicht gefragt: Wie lange hält ein Haus? Wie robust ist es? Welche thermische Trägheit besitzt es? Und auch der sommerliche Kühlbedarf ist nicht eingerechnet. Aus dieser einseitigen Sicht ohne Blick auf die Nachhaltigkeit kehren sich die Vorteile des Ziegels in Nachteile um.« Wo liegen demnach die Grenzen des Ziegels? Arno Lederer: »Beim Geld. Dabei kommt es auf die Betrachtungsweise an. Kurzfristig sind die Kosten eines Ziegelmauerwerks höher. Langfristig rechnet sich aber die Robustheit des Materials, das bis zu hundert Jahre hält, während Putzbauten alle 15 bis 20 Jahre repariert oder renoviert werden müssen.« Welche Anforderungen sollte ein zukunftsweisender Klinker- oder Pflasterstein erfüllen? Arno Lederer: »Haltbarkeit und Robustheit müssten dem Standard von Vormauerziegeln oder Klinkern entsprechen. Zusätzlich braucht der Stein Wärmedämmeigenschaften, damit man ihn monolithisch vermauern kann. Das wäre ideal. Ich glaube übrigens, dass das technisch möglich wäre. An dieses Thema müsste sich bloß mal jemand rantrauen.« herausgeber: Hagemeister GmbH & Co. KG, Klinkerwerk Buxtrup 3, D-48301 Nottuln Telefon 00 49 - 2502 804 - 0 Telefax 00 49 - 2502 79 90 [email protected], www.hagemeister.de Redaktion und Gestaltung: presigno GmbH, Dortmund Bilder: Barbara Staubach (Bürokomplex Frankfurt) Klaus Mellenthin (Portrait Arno Lederer) Helmut Kloht (Klinikum Mannheim) Roland Halbe (Objekt oben) Ulrich Metelmann