Nordafrika AT TN MA DZ LY EG EH SD Ägypten (EG) Algerien (DZ) Demokratische arabische Republik Sahara (EH) Libyen (LY) Marokko (MA) Sudan (SD) Tunesien (TN) N 500 1000 km ÄGYPTEN (EG) Dschumhūriyyat Misr al-´arabiyya Fläche Einwohner (EW) Bevölkerungsdichte Währung Wechselkurs Staatsoberhaupt Regierungssystem Hauptstadt Städte Amtssprachen Sprachen Religionen HDI (Position) Unabhängigkeitstag 1.001.449 km² (~28,5 mal AT) 87.453.586 (2014) 89 EW pro km² Ägyptischer Pfund (EGP) 1 € = 8,81 EGP Abd al-Fattah as-Sisi Militärdiktatur Kairo (ca. 8 Mio EW) Alexandria, Giseh, Luxor Arabisch Nubische und Berbersprachen, Englisch, Französisch Muslime, Katholiken, Kopten, Protestanten 0,682 (110) 28.02.1922 (Italien) weltkarte.com GEOGRAPHIE Ägypten liegt innerhalb des nordafrikanischen Trockengürtels mit sehr wenigen Niederschlägen und saisonalen und täglichen Temperaturschwankungen. Nur der nörd- liche Küstenstreifen und das Nildelta sind mit Winterniederschlägen (100-200 mm pro Jahr) mediterran geprägt. Südlich von Kairo regnet es dagegen selten. Die mittleren täglichen Temperaturmaxima liegen im Jänner zwischen 20°C im Norden und 24°C im Süden, wobei es nachts stark abkühlt. Im Juli liegen die Tagestemperaturen zwischen 35°C im Norden und 41°C im Süden. Die Hitze ist jedoch wegen der geringen Luftfeuchtigkeit von circa 30% gut zu ertragen. Von März bis Juni weht der heiße ‘Chamsin’, ein aus dem Süden kommender Sand- und Staubwind. Neben dem Sueskanal ist der Nil die Hauptschlagader Ägyptens. Er hat seinen Ursprung in den Bergen von Ruanda und Burundi, durchfließt Tansania, Uganda, den Südsudan und den Sudan, und mündet in Ägypten in das Mittelmeer. Dort befindet sich auch das 24.000 km2 große Nildelta. Der Strom selbst hat eine Länge von 6.852 km. Abgesehen von kleinen Oasen ist das Wasser des Nils die Grundlage für die ägyptische Landwirtschaft. Der höchste Berg Ägyptens befindet sich auf der Sinai Halbinsel. Der Dschabal Katrina (Katharinenberg) hat eine Höhe von 2.637 m. Geographisch gesehen wird die Sinai Halbinsel bereits Asien zugeordnet. Der Golf von Sues und der Golf von Akaba umgeben die Sinai Halbinsel von Westen, Süden und Osten her. Durch den 162 km langen Sueskanal besteht eine Verbindung zwischen dem Roten Meer und dem Mittelmeer und hat für die Weltwirtschaft eine große Bedeutung. erdpunkte.de 22 ÄGYPTEN (EG) Dschumhūriyyat Misr al-´arabiyya Ägyptens Nachbarländer sind der Sudan im Süden und Libyen im Westen. Nördlich grenzt das Land an das Levantische Meer, der östliche Teil des Mittelmeeres. Im Nordosten grenzt es an den Gaza-Streifen und Israel. Im Südosten besitzt Ägypten eine ausgedehnte Küste zum Roten Meer mit seinen beiden Meeresarmen, dem Golf von Sues und dem Golf von Akaba. Der Großteil der Bevölkerung besteht aus den Nachkommen der alten Ägypter, sie wurden jedoch mit der Zeit arabisiert. Daneben gibt es noch die Fellachen und die christlichen Kopten, die vorwiegend in Oberägypten und in den Städten leben. Im Süden sind noch ca. 140.000 Nubier ansässig. Daneben gibt es noch ca. 70.000 arabische Beduinen, welche nomadisch in den Wüsten leben. Im Norden leben durch die kolonialistische Vergangenheit auch Italiener, Türken, Abchasen und Briten. Die natürliche Vegetation ist wegen der geringen Niederschlagsmenge und der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung des Niltals stark eingeschränkt. Die Wüste ist fast völlig vegetationslos. Entlang dem Nilufer sind Nilakazien, Dattelpalmen, Maulbeerfeigen und Johannisbrotbäume zu finden. Das Nildelta ist für Lotuspflanzen, Bambusrohr und verschiedene Schilfgewächse bekannt. Die im Altertum kultivierten Papyrusstauden gibt es kaum noch. Am Nil und im Deltabereich ist die Fauna reich an Wasservögeln wie Reiher, Kraniche und Nilgänse, während der Wintermonate gesellen sich auch europäische Zugvögel hinzu. Daneben gibt es noch domestizierte Kamele, Esel, Schafe und Ziegen und wildlebende Schakale, Hyänen, Wildkatzen und syrische Steinböcke. In den ländlichen Gebieten am Nil finden sich auch die ägyptische Kobra und Krokodile. GESCHICHTE Reiches (322 v. Chr.). Ca. 300 Jahre später fiel Ägypten unter römische Herrschaft und später (395 n. Chr.) kam es unter byzantinische Herrschaft. 650 n. Chr. eroberten islamische Araber das Niltal und veränderten das kulturelle Erscheinungsbild Ägyptens. Im 16 Jahrhundert wurde Ägypten durch die Osmanen erobert, deren Herrschaft erst mit der Landung von Napoleon Bonaparte 1798 beendet wurde. 1922 wurde Ägypten ein selbstständiges Königreich und erhielt nach dem Tod des Königs Fu’ad I. 1936 seine Souveränität. 1952 wurde der 1936 inthronisierte König Faruk von Oberst Gamal Abdel Nasser gestürzt. Seitdem wird das Land autokratisch unter einem Militärregime geführt. 2011 kam es auch in Ägypten im Zuge des Arabischen Frühlings zu Protesten. Der damalige Herrscher Hosni Mubarak wurde gestürzt und es wurden erstmals freie Wahlen abgehalten. Diese gewannen Mohammed Mursi und die Muslimbrüder. Sie konnten sich jedoch nicht lange an der Macht halten und wurden 2013 vom Militär unter der Führung von General Abd al-Fattah as-Sisi geputscht. Ägyptens Geschichte beginnt schon vor 7.000 Jahren, als die ersten Jäger und Sammler am Ufer des Nils sesshaft wurden und begannen Häuser zu bauen, Keramik herzustellen, Tiere zu züchten und Äcker zu bestellen. Es bildeten sich Gemeinschaften aus denen Jahrhunderte später die PharaonenDynastie hervorging. Die Hochkultur Ägyptens beginnt um 3000 v. Chr., durch die Verbindung von Ober- und Unterägypten und der Schaffung eines gemeinsamen Königreichs mit der Hauptstadt Memphis. Der Begriff Pharao bezeichnete ursprünglich ‘hohes Haus’ und wurde erst etwa 1000 v. Chr. als Titel für den König verstanden. Der Pharao selbst sah sich als göttliches Wesen und menschlicher Herrscher zugleich. Er verstand sich als Vermittler zwischen dem Sonnengott Ra und Osiris, dem Gott der Unterwelt. Die Religion war ein wichtiges Instrument für die Herrschaft, da sie die Loyalität der Untertanen zum Pharao gewährleistete. Nach dem Zerfall des Pharaonenreichs wurde Ägypten zuerst Teil des Perserreichs und anschließend, durch die Eroberung Alexanders des Großen, Teil des makedonischen 23 ALGERIEN (DZ) al-Gumhūriyya al-Gazā´iriyya; Tagduda tazzayrit tamagdayt tayerfant Fläche Einwohner (EW) Bevölkerungsdichte Währung Wechselkurs Staatsoberhaupt Regierungssystem Hauptstadt Städte Amtssprachen Sprachen Religionen HDI (Position) Unabhängigkeitstag 2.381.741 km² (~28,5 mal AT) 40.380.513 (2014) 16 EW pro km² Algerischer Dinar (DZD) 1 € = 119,7 DZD Abd al-Aziz Bouteflika Semipräsidentielles System Algier (ca. 2.2 Mio EW) Oran, Constantine, Batna Arabisch, Tamazight Kabylisch, Französisch Muslime 0,717 (93) 05.07.1962 (Frankreich) weltkarte.com GEOGRAPHIE Landes sind nahezu vegetationslos. Mit gezielten Aufforstungsmaßnahmen versucht man der Desertifikation (Verwüstung) entgegenzuwirken. Im Norden wachsen mediterrane Sträucher wie Macchie, Allepo-Kiefern, Atlas-Zedern oder Eichen. Im Hochland dominieren Halfagras und Wermutgewächse. Der Süden ist vor allem geprägt von der vegetationslosen Wüste, nur in den Randzonen oder an Oasen wachsen Pflanzen, hier vor allem die Dattelpalme. Die Flora ist reich an Gazellen, Berberaffen, Schlangen, Skorpionen, verschiedenen Vogelarten und Springmäusen. Im Nationalpark ‘Tassili n’Ajjer’, dem Weltnatur- und Weltkulturerbstätte der Im Norden Algeriens herrscht mediterranes Klima, im Süden extrem trockenes Wüstenklima. An der Mittelmeerküste und den Nordhängen des Tellatlas (Gebirge) betragen die mittleren Temperaturen im Sommer 25°C, im Winter liegen sie bei 12°C. Niederschläge liegen durchschnittlich bei 500 bis 1.000 mm und fallen vorwiegend im Winter. Im Hochland herrscht winterfeuchtes Steppenklima mit ausgeprägten saisonalen Temperaturschwankungen. Im Winter liegen die Temperaturen um den Gefrierpunkt, im Sommer bei 30°C. Niederschläge gibt es meist in Form von Platzregen und betragen hier durchschnittlich 350 mm. Im Süden herrscht trockenes Wüstenklima mit täglichen Temperaturschwankungen von 20°C und mehr. Die Temperaturen erreichen im Sommer über 40°C und im Winter sinken sie unter den Gefrierpunkt. Aus der Sahara weht in den Sommermonaten häufig der ‘Scirocco’, ein trockener, staubbeladener Wind. Der ‘Tahat’ ist mit 2.908 m der höchste Berg Algeriens. Als längster unter den sonst meist kurzen Dauerflüssen ist der Cheliff mit einer Länge von 700 km zu erwähnen Die Flora des Landes ist vor allem geprägt von der Ausweitung der Wüste: 80% des erdpunkte.de 24 ALGERIEN (DZ) al-Gumhūriyya al-Gazā´iriyya; Tagduda tazzayrit tamagdayt tayerfant die Grundlage der algerischen Landwirtschaft. Datteln werden auch das „Brot der Beduinen“ genannt, da sie als Ernährungsgrundlage der Oasenbewohner dienen. UNESCO, gibt es noch Bestände von Mähnenschafen und Dünengazellen sowie einige wenige Geparde. Die Nachbarländer Algeriens im Westen sind Marokko, Westsahara und Mauretanien, im Süden Mali und Niger. Im Osten grenzt Algerien an Tunesien und Libyen. Nördlich liegt das Mittelmeer. Die algerische Sahara nimmt über 90% des Landes ein. Der Großteil ist von Kies- und Geröllebenen bedeckt. Den deutlich geringeren Anteil nehmen Sandwüsten ein, wie etwa die Sanddünengebiete des östlichen und westlichen Großen ‘Erg’ (Sandmeer), des ‘Erg Iduidi’ und des ‘Erg Chech’. In dieser vegetationslosen Gegend gibt es jedoch Oasen, wo Dattelpalmen und Akazien wachsen. Hier sorgt ausreichend Feuchtigkeit für eine permanente Vegetation. Oasen variieren von kleinen Teichen bis zu Gebieten von mehreren Quadratkilometern, die auch größere Städte und eine beträchtliche Landwirtschaft mit Wasser versorgt. Die in den Oasen wachsenden Dattelpalmen und deren Früchte sind sueddeutsche.de BÜRGERKRIEG sche Staatsmacht wieder aufzunehmen. 1999 wurde Abd al-Aziz Bouteflika mit Unterstützung des Militärs zum Präsidenten, dessen wichtigstes Ziel es war, eine ‘Politik der nationalen Versöhnung‘ zu gestalten und damit die Auseinandersetzungen zu beenden. Sein im September 1999 vorgeschlagenes ‘Gesetz zur Aus- söhnung der Bürger‘ wurde vom Volk in einem Referendum bestätigt. Die seit 1992 verbotene Islamische Heilsfront entschloss sich wenig später die Waffen niederzulegen. Die ‘Bewaffnete Islamische Gruppe‘ bestand aber weiterhin, deren Rete sind aber eher in ein Banditentum abgeglitten und verwendeten die religiösen Motive nur noch als Tarnung für ihre kriminellen Machenschaften. Es folgte in den Jahren 1999 und 2000 eine recht ruhige Phase, danach nahmen die gewalttätigen Auseinandersetzungen wieder zu. 2001 im April hat die staatliche Gendarmerie Demonstrationen in der ‘Kabylei‘ (von Berbern bewohnte Bergregion im Norden) niedergeschlagen. Es gab ca. 60 Tote. Nach dem wirtschaftlichen Niedergang kam es im Oktober 1988 zu spontanen Ausschreitungen in Algier und auch bald in anderen Städten. Diese forderten hunderte Todesopfer. 1991/1992 bei den Parlamentswahlen befürchtete die Regierung einen Sieg der islamistischen Heilsfront (FIS) im Land. Die Regierung brach daraufhin die Wahlen ab und Präsident Chadli Bendjedid trat unter Druck des Militärs zurück. Muhammad Boudiaf wurde als Übergangspräsident eingesetzt, nach dessen Ermordung Ali Kafi und 1994 schließlich wurde der General Liamine Zéroual zum Präsidenten ernannt. 1992 wurde die Auflösung der FIS angeordnet, diese riefen darauhin zum bewaffneten Kampf auf. Der zwischen den Islamisten und der algerischen Regierung geführte Bürgerkrieg forderte über 120.000 Todesopfer. Schon 1998 wurde die ‚Salafistische Gruppe für Predigt und Kampf‘ (GSPC) auf Anraten des früheren Al-Qaida-Führers Osama Bin Laden gegründet. Ziel sollte es sein den ‘heiligen Krieg‘ (Dschihad) gegen die algeri25 DEMOKRATISCHE ARABISCHE REP. SAHARA (EH) Westsahara; República Árabe Saharaui Democrática weltkarte.com Fläche Einwohner (EW) Bevölkerungsdichte 226.000 km² (~3 mal AT) 507.160 (Schätzung 2011) 1,9 EW pro km² Währung Wechselkurs Saharaui-Peseta (PTS) 1 € = 166,386 PTS Staatsoberhaupt Regierungssystem Hauptstadt Mohamed Abdelaziz Einparteiensystem El Aaiún, Bir Lehlu (provisorisch) Arabisch, Spanisch Berbersprachen, Französisch, Spanisch Muslime Amtssprachen Sprachen Religionen GEOGRAPHIE Es herrscht ein Wüstenklima, Regen ist eher selten, dafür kommt es in Küstennähe häufig zu Nebelbildung. Das Gebiet der Westsahara liegt im Nordwesten Afrikas an der Küste zum Atlantischen Ozean. Es teilt sich geographisch in einen nördlichen Teil in dem flach gewellte Kies- und Geröllwüsten (Hammada) überwiegen. Das Gelände steigt von der Küste ins Landesinnere allmählich bis in eine Höhe von etwa 400 Meter, mit den höchsten Erhebungen über 700 Meter im Norden nahe der algerischen Grenze. Das südliche Gebiet ist beinahe völlig flach mit vereinzelten Sanddünen (Erg), die in der gleichförmigen, fast vegetationslosen Geröllebene nur für wenig Abwechslung sorgen. Den dritten Landschaftstyp stellen die nach der Regenzeit stellenweise wasserführenden Trockenflusstäler (Wadis) dar, von denen der Saguia el Hamra für die Oasenwirtschaft die größte Bedeutung hat. Er ist bis zu seinem Ende bei Aaiún kurz vor dem Atlantischen Ozean mit 350 Kilometern der längste Fluss des Landes. Üppige Vegetation ist nur in Nähe der Flussoasen zu finden. Man findet in der Westsahara vor allem an den trockenen Lebensraum gewöhnte Tierarten wie die Wüstenspringmaus und die Dornschwanz-Agamen. An der Küste leben die vom Aussterben bedrohten Mittelmeer-Mönchsrobben. arco-images.de erpunkte.de 26 DEMOKRATISCHE ARABISCHE REP. SAHARA (EH) Westsahara; República Árabe Saharaui Democrática POLITISCHE SITUATION Die DARS (Demokratische Arabische Republik Sahara) beansprucht das gesamte Gebiet der Westsahara, das seit dem Abzug von Spanien im Jahr 1975 größtenteils von Marokko kontrolliert wird. Marokko betrachtet ganz Westsahara als Teil seines Territoriums. Das Gebiet wird zum größten Teil vom Volk der ‘Sahraoui’ bewohnt. Da sich El Aaiún, die in der provisorischen Verfassung vorgesehene Hauptstadt der DARS, im marokkanisch kontrollierten Teil des Landes befindet, dient Bir Lehlu im Nord-Osten der Westsahara als provisorische Hauptstadt, der Regierungssitz befindet sich in Tindouf (Algerien). Der endgültige Status der zweigeteilten Westsahara ist bis heute ungeklärt, da eine Einigung zwischen den Konfliktparteien bisher nicht erzielt werden konnte und ein Referendum zur Unabhängigkeit mehrfach aufgeschoben wurde. Marokko sieht den Plan zur Durchführung eines Referendums als gescheitert an und bietet eine Autonomie des Gebietes unter marokkanischer Souveränität als Lösung an. Sowohl die UNO als auch die Vertreter der DARS halten dagegen am Referendumsplan fest. Obwohl DARS Mitglied der Afrikanischen Union ist, wird die Republik von der Mehrzahl der anderen Mitglieder nicht anerkannt – ebenso wenig wie von der Mehrzahl der Mitgliederstaaten der Vereinten Nationen. Das Gebiet ist deswegen für Marokko so interessant, da an der Atlantikküste neben einem reichen Fischvorkommen auch große Mengen an Phosphor vorkommen. DAS VOLK DER SAHRAOUIS Die ‘Sahraouis’ sind die traditionellen Bewohner der Westsahara. Ihre Vorfahren sind zum einen Berber und zum anderen Araber, die im Laufe der Jahrhunderte durch das Land zogen. Westsahara besteht zu einem großen Teil aus Wüste, deshalb musste das Volk der Sahraouis ihr Leben an diese unwirtlichen Bedingungen anpassen. Sie zogen auf gewohnten Wegen als Nomaden durch die Wüste, um an Wasser und Nahrung zu gelangen. Während des Krieges mit Marokko flüchteten viele Sahraouis nach Algerien und leben seither in Lagern nahe der Stadt Tindouf. anjalehmann.com DER WESTSAHARA-KONFLIKT Der Westsahara-Konflikt besteht zwischen Marokko und der Frente Polisario. Die Frente Polisario, eine militärische und politische Organisation in Westsahara, strebt die Unabhängigkeit des gesamten Territoriums der Westsahara an, während Marokko das Gebiet als Teil seines Staatsgebietes beansprucht. Die Frente Polisario hat 1976 die Demokratische Arabische Republik Sahara ausgerufen, diese wurde von 80 Staaten anerkannt, von denen ca. 30 wieder zurückzogen bzw. auf eine Konfliktlösung warten. Der südliche und östliche Teil unter der Kontrolle der Frente wird auch „freie Zone“ genannt. Der nördliche und westliche Teil ist unter der Kontrolle Marokkos. Auf den von den Vereinten Nationen vermittelten Waffenstillstand (1991) sollte eine Volksabstimmung über die Zukunft des Gebietes entscheiden. Diese Volksabstimmung wurde trotz Vorbereitungen bis heute noch nicht durchgeführt. Die Bewegung der Frente Polisario wird z.B. von Algerien und Südafrika unterstützt. 27 LIBYEN (LY) Lībiyā; Libya Fläche Einwohner (EW) Bevölkerungsdichte Währung Wechselkurs Staatsoberhaupt Regierungssystem Hauptstädte Städte Amtssprachen Sprachen Religionen HDI (Position) Unabhängigkeitstag 1.775.500 km² (~21 mal AT) 6.258.984 (2014) 3,5 EW pro km² Libyscher Dinar (LYD) 1 € = 1,43 LYD Aguila Saleh Issa Einkammer-Parlament Tripolis, (Judikative), Tobruk (Parlament), al-Baida (Regierung) Banhaszi, Misratah Arabisch, Tamazight Berber- und nilosaharische Sprachen, Englisch, Italienisch Muslime, Katholiken, Kopten 0,784 (55) 24.12.1951 (Italien) weltkarte.com GEOGRAPHIE Steppenvegetation. Die Tierwelt umfasst die typischen Arten der Trockengebiete wie Hyänen, Schakale, Wüstenspringmäuse, Wüstenmäuse, verschiedene Greifvögel, Wildesel und Skorpione. Außerdem gibt es 141 verschiedene Heuschreckenarten. Libyen liegt am Mittelmeer und grenzt im Osten an Ägypten und Sudan, im Süden an Niger und Tschad und im Westen an die Maghreb-Staaten Tunesien und Algerien. Im Küstengebiet herrscht subtropisches warmes Klima, die mittleren Temperaturen liegen im Januar bei 12°C und im August bei 26°C. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge pro Jahr liegt bei 300 mm. Im Frühjahr und Herbst weht häufig ein trockenheißer staubiger Wüstenwind, der ‘Gibli’. Das Landesinnere ist geprägt von heißem, trockenem Wüstenklima mit beträchtlichen Temperaturschwankungen. Im Winter liegen die Temperaturen um 0 °C, im Sommer über 50°C, wobei fast kein Niederschlag fällt. Libyen ist nach Algerien, der Demokratischen Republik Kongo und dem Sudan das flächenmäßig viertgrößte Land des afrikanischen Kontinents. 85 % der Landesfläche werden von der Wüste Sahara eingenommen. Nur circa 2 % der Gesamtfläche sind landwirtschaftlich nutzbar. Libyen gehört auch zu den Ländern der Welt, in denen es keine ständigen Flüsse gibt. Es gibt sogenannte ‘Wadis’, die bei starken Regenfällen Wasser führen. Die Gebiete nahe der Küste haben Mittelmeerflora, in den Küstentiefländern gibt es erdpunkte.de 28 LIBYEN (LY) Lībiyā; Libya MUAMMAR AL-GADDAFI Bereits in ägyptischen Hieroglyphentexten tauchen Benennungen für Stämme auf, die auf dem heutigen Gebiet Libyens lebten. Die alten Griechen nannten dies Libye, lateinisch Libya. Libyen ist seit 1951 ein souveräner Staat und war bis 1969 ein Königreich. Danach kam Muammar al-Gaddafi an die Macht, der bis zum libyschen Bürgerkrieg 2011 als Diktator herrschte. Obwohl er anfangs versuchte die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern, entwickelte sich Gaddafi seit den 1980er Jahren immer mehr zum Despoten. Er unterstütze terroristische Vereinigungen und gewährte den Attentätern von Lockerbie (Schottland), die einen Anschlag auf ein US-Flugzeug verübten, Zuflucht in Libyen. Daraufhin wurde ein jahrelanges Embargo (Unterbindung des Exports und Imports von Waren oder Rohstoffen) durch die internationale Gesellschaft verhängt. Gaddafi legt zwar bereits 1979 sein Amt zurück, bezeichnete sich als Revolutionsführer und lenkte weiterhin die Geschicke des Staates. Die Meinungsfreiheit wurde in Libyen stark eingeschränkt, Kritiker des Regimes Gaddafis wurden oftmals verfolgt und eingesperrt. Andererseits kümmerte er sich um großzügige Sozialleistungen wie medizinische Versorgung, kostenlose Schulbildung und Sozialwohnungen. 2011 kam es im Rahmen des Arabischen Frühling zu landesweiten Aufständen. Daraufhin verlor Gaddafi die Kontrolle über weite Teile des Landes an Rebellen. Mittels einer Resolution der Vereinten Nationen kam es zu Luftangriffen auf Libyen um eine Flugverbotszone durchzusetzen. Seit Juni 2011 wurde Gaddafi als mutmaßlicher Kriegsverbrecher und wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gesucht. Seit August 2011 galt er als abgesetzt und wurde von der neuen Regierung ebenfalls polizeilich gesucht. Am 20. Oktober 2011 starb Gaddafi. Die genauen Umstände konnten bis heute nicht aufgeklärt werden. wikipedia.org ERDÖL Libyen verfügt über ein reiches Vorkommen an Erdöl- und Erdgas. Die Förderung wird vom Staat durchgeführt; exportiert wird vor allem nach Italien und Deutschland. Der Handel mit dem „Schwarzen Gold“ macht 95% der libyschen Exporterlöse aus. In den letzten Jahren hat sich Libyen wieder verstärkt Europa zugewandt und ist deshalb zu einem gefragten europäischen Handelspartner geworden. Erdöl gilt als der weltweit wichtigste industrielle Rohstoff. Er wird zur Produktion von Kunststoff, sowie zur Her- stellung von Treibstoffen für fast alle Verkehrs- und Transportmittel genutzt. spiegel.de 29 MAROKKO (MA) Morocco; al-Maghribiya; Tageldit n Elmeyrib Fläche Einwohner (EW) Bevölkerungsdichte Währung Wechselkurs Staatsoberhaupt Regierungssystem Hauptstadt Städte Amtssprachen Sprachen Religionen HDI (Position) Unabhängigkeitstag 446.550 km² (~5,3 mal AT) 33.921.203 (2014) 75 EW pro km² Dirham (MAD) 1 € = 4,21 MAD König Mohammed VI Konstitutionelle Monarchie Rabat (ca. 621.000 EW) Casablanca, Agadir, Marrakesch Arabisch Berbersprachen, Spanisch, Französisch Muslime, Minderheiten von Christen und Juden 0,617 (129) 02.03.1956 (Frankreich) weltkarte.com GEOGRAPHIE gibt es vor allem mediterrane Pflanzen wie Atlas-Zedern, Aleppokiefern, Pistazien oder Wacholder, der Südosten ist geprägt von Wüstensteppe. Hier sind vowiegend Büschelgräser und Dornsträucher zu finden. In den wenigen Oasen werden Dattelpalmen kultiviert. Vom Aussterben bedrohte Arten wie der Leopard und der Wüstenluchs, aber auch Berberaffen, Gazellen, Reptilien und verschiedene Vogelarten bilden die Fauna Marokkos. Marokko grenzt im Westen an den Atlantik, im Nordosten an das Mittelmeer, im Osten an Algerien und im Süden an Westsahara. Das Klima in Marokko zeigt einen mediterranen Nordwesten und einen saharisch-kontinentalen Südosten und Süden. Der nordwestliche Landesteil hat trockenheiße Sommer und Tagestemperaturen von 26 bis 29°C. Die Winter sind eher mild und regenreich (Durchschnittstemperaturen von 12°C). Die durchschnittlichen Niederschlagsmengen liegen im Norden bei 900 mm, im Süden bei 200 mm. Landeinwärts nimmt das milde Klima rasch ab: In Marrakesch können im Sommer 45°C und im Winter Temperaturen um den Gefrierpunkt erreicht werden. In den Sahara Randgebieten herrscht ein trockenheißes Wüstenklima. Während der Sommermonate weht zeitweise der ‘Scirocco’ (heißer Wüstenwind). Der höchste Berg Marokkos ist der 4.167 m hohe ‘Jabal Toubkal’ und gehört zum Gebirgszug des Hohen Atlas, der sich vom Westen an der Atlantikküste bis hin zur marokkanisch-algerischen Grenze im Osten erstreckt. Der längste Fluss ist der ‘Oum er Rabia’ mit einer Länge von 555 km. Die Flora Marokkos ist durch das Atlasgebirge zweigeteilt: Nordwestlich des Gebirges erdpunkte.de 30 MAROKKO (MA) Morocco; al-Maghribiya; Tageldit n Elmeyrib KÖNIG MOHAMMED VI spiegel.de Marokko gehört zu den ältesten Königreichen der Welt. Im Gegensatz zu europäischen Monarchien steht der marokkanische König über der Verfassung und ist der mächtigste Mann im Land. Er ist überdies der religiöse Führer der muslimischen Bevölkerung. Mohammed VI. von Marokko ist der 18. Monarch der seit über drei Jahrhunderten herrschenden Dynastie der Alawiden. Der König ist für seine eher liberale Einstellung bekannt. Neben dem König gibt es ein Parlament, das aus zwei Kammern besteht: der Nationalversammlung und dem regional bestimmten Senat. Nach einigen Demonstrationen im Zuge des Arabischen Frühlings 2011 gab der König Pläne bekannt, sich von Teilen seiner Macht befreien zu wollen, eine Verfassungsreform anzustreben und sein Amt als geistliches Oberhaupt aufzugeben. BEVÖLKERUNG Die marokkanische Bevölkerung besteht zum größten Teil aus Berbern, die meisten von ihnen sind inzwischen sesshaft geworden, nur ein kleiner Teil lebt noch als Nomaden. Die zahlreichen Bevölkerungsgruppen der Berber lebten bereits in vorchristlichen Zeiten in den Steppen, Bergen und Wüsten Nordafrikas. Bis zur Islamisierung durch die Araber im 8. Jahrhundert stellten die Berber die größte Bevölkerungsgruppe in Nordafrika. Lange wehrten sie sich gegen die Muslime, um ihre selbstverständliche Freiheit und kulturelle Unabhängigkeit zu bewahren. Dazu flüchteten sie in die Hochebenen Nordafrikas. Die in den Hochebenen beheimateten Berbervölker konnten zum größten Teil ihre Eigenständigkeit bis heute behalten. Die im Flachland lebenden Berbervölker nahmen die Religion, die Lebensgewohnheiten und die Sprache der arabischen Eroberer an. Groben Schätzungen zufolge sind heute noch 40 % der Bevölkerung Marokkos berbersprachig, wobei es nicht die eine Berbersprache gibt. Sie umfasst zahlreiche Einzelsprachen und Dialektgruppen. Der Grund dafür ist, dass viele Völker trotz Islamisierung isoliert voneinander lebten. Viele Berber fühlen sich von der Regierung diskriminiert und fordern die Anerkennung der Berbersprache ’Tamazight’ als offizielle Amtsprache neben der arabischen Sprache. br.de 31 SUDAN (SD) Republic of the Sudan; Dschumhūriyyat as-Sūdān Fläche Einwohner (EW) Bevölkerungsdichte Währung Wechselkurs Staatsoberhaupt Regierungssystem Hauptstadt Städte Amtssprachen Sprachen Religionen HDI (Position) Unabhängigkeitstag 1.886.068 km² (~22,5 mal AT) 39.350.274 (2014) 21 EW pro km² Pfund (SDG) 1 € = 6,77 SDG Umar Hasan Ahmad al-Baschir Präsidialsystem Khartum (ca. 2,7 Mio EW) Omdurman, Port Sudan Arabisch, Englisch über 100 afrikanische Sprachen, kuschitische und kordofanische Sprachen Muslime, Katholiken, Kopten afrikanischen Religionen 0,473 (166) 01.01.1956 (UK-Ägypten) SUDAN SÜDSUDAN nationsonline.org GEOGRAPHIE Süden an den seit 2011 unabhängigen Südsudan, im Südwesten an die Zentralafrikanische Republik und im Westen an den Tschad. Der Sudan ist der drittgrößte Flächenstaat des afrikanischen Kontinents. Im Norden geht das Land auf beiden Seiten des Nils in die Sahara über. Der Teil westlich des längsten Flusses der Erde wird als ‘libysche Wüste’ und der Teil östlich des Nils als ‘nubische Wüste’ bezeichnet. In der Region um Khartum fließen der weiße und der blaue Nil zusammen und bilden gemeinsam den Nil und damit eine für den Menschen seit jeher sehr wichtige Flusslandschaft. Der Sudan ist geprägt von tropischem Klima, hohen Temperaturen und Sommerregen. In der Regenzeit von April bis November verteilen sich die Niederschlagsmengen von 1500 mm im Süden und weniger als 100 mm im Norden. Die mittleren Monatstemperaturen liegen zwischen 24 und 32°C, wobei aufgrund des Wüstenklimas im Norden Temperaturen von 41°C am Tag und 4°C in der Nacht herrschen können. Der höchste Berg des Sudans ist der Berg Marra mit 3.088 Metern und bildet die geographische Grenze zum Tschad. Im Sudan gibt es insgesamt zehn Nationalparks. Das Schutzgebietssystem umfasst dabei aber auch Naturschutz- und Vogelschutzgebiete. Die Flora reicht vom spärlichen Pflanzenwuchs im Norden über Dornstrauchsavannen in der Sahelzone, Trockensavanne mit Hochgras bis hin zu Feuchtsavannen. Die vielfältige Tierwelt umfasst vor allem im Zentralsudan Elefanten, Büffel, Giraffen, Antilopen, Hyänen, Löwen, Flusspferde und Krokodile. Der Sudan grenzt im Norden an Ägypten und Libyen, im Osten an Eritrea und Äthiopien, im erdpunkte.de 32 SUDAN (SD) Republic of the Sudan; Dschumhūriyyat as-Sūdān POLITIK neuerlich Konflikte zwischen der Regierung und dem ‘Sudan People’s Liberation Movement-North’ in den Regionen ‘Southern Kordofan’ und ‘Blue Nile State`entstanden. Diese Konflikte führten zu 1.2 Millionen Binnenflüchtlingen und Personen, die humanitäre Hilfe benötigten. Ein weiterer Konflikt, der in der westlichen Region Darfur 2003 ausbrach, führte zu 2 Millionen vertrieben Menschen und zweihundert- bis vierhunderttausend Toten. Auch 2013 kam es nach neuerlichen Konflikten in Darfur zu einer großen Flüchtlingswelle von 500.000 Sudanesen. Ein weiteres Problem ist auch, dass in den letzten Jahren Menschen aus den Nachbarländern wie Äthiopien, Eritrea, dem Tschad und Südsudan in den Sudan flüchten. Hinzu kommt, dass durch die andauernden bewaffneten Konflikte, die schlechte Infrastruktur und durch die Weigerung der Regierung die Bereitstellung von humanitärer Hilfe für die Bevölkerung erschwert wird. Die Politik des Sudan wurde seit seiner Unabhängigkeit von Militärregimen und islamisch-orientierten Regierungen geprägt. Der Sudan war in zwei anhaltenden Bürgerkriegen in der zweiten Häflte des 20. Jahrhunderts verwickelt. Diese Konflikte hatten ihren Ursprung in der ökonomischen, politischen und sozialen Vorherrschaft von Nicht-Muslimen (nicht-arabischen Sudanesen aus dem Süden) im Norden. Der erste Bürgerkrieg endete 1972, der zweite brach 1983 aus. 2002 bis 2004 fanden Friedensgespräche statt, wobei mehrere Abkommen unterzeichnet wurden. Das finale North/South Comprehensive Peace Agreement (CPA), das im Jänner 2005 unterzeichnet wurde, garantierte den Rebellen aus dem Süden Autonomie für sechs Jahre, danach sollte ein Referendum zur Unabhängigkeit abgehalten werden. 2011 wurde dieses Referendum abgehalten. Mit einer großen Mehrheit wurde für die Unabhängigkeit gestimmt. Seit der Unabhängigkeit des Südsudans sind DIE NUBIER Das Gebiet des antiken Nubiens (und des späteren nubischen Königreiches Kusch) liegt heute großteils im Norden des Sudan. Nubien war seit jeher eng mit seinem nördlichen Nachbarn, dem antiken Ägypten, verbunden. Nubien war reich an Goldvorkommen, deshalb hatten die ägyptischen Pharaonen schon sehr früh starkes Interesse an den Schätzen des Landes. Neben dem Gold wurden auch nubische Sklaven nach Ägypten transportiert. Die Ausbeutung dauerte über 1.500 Jahre an, bis schließlich die Nubier so stark wurden, dass sie ihren eigenen Staat gründeten. Das Reich von Kusch entstand um 1000 v. Chr., und orientierte sich sehr stark am ägyptischen Erbe. So wurde reger Handel mit dem Norden des Landes getrieben und in den Königsstädten Napata und Meroë entstanden Grabpyramiden nach ägyptischem Vorbild. Diese waren im Gegensatz zu den Pyramiden in Ägypten etwas kleiner und fielen durch ihre abgeflachte Spitze auf. In Nubien sind über 200 Pyramiden gefunden 33 worden; damit stehen im Sudan mehr Pyra- miden als in Ägypten. Um 700 v. Chr. wurde Ägypten erobert; die Könige von Kusch saßen daher sogar auf dem Pharaonenthron. Später gelangte das Volk zusehends zu seiner kulturellen Eigenständigkeit, die sich durch die Entwicklung der meroitischen Schrift und Sprache äußerte. Trotz der Christianisierung und der späteren Eroberung durch islamische Heere bewahrten die Nubier ihren Glauben und behielten den Isis-Kult bei. Das Volk der Nuba - so werden die Nubier genannt - stellt heute eine der größten nichtarabischen Bevölkerungsgruppen im Sudan dar. Im Sudan leben ca. 25 Millionen Menschen, davon zählen ungefähr 1.5 Millionen zu den Nuba. Lange zeit überlebte das Volk in den unteren Ebenen des Sudan, bevor sie in die entlegenen Berge vertrieben wurden. Sie lebten lange sehr abgeschirmt von der übrigen Bevölkerung des Sudan, bis die Regierung in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts beschloss, das Volk unter Zwang zu integrieren, was zuweilen zur Zerstörung ihrer traditionellen Kultur führte. 33 TUNESIEN (TN) El-Dschumhūriyya it-Tūnisiyya Fläche Einwohner (EW) Bevölkerungsdichte 163.610 km² (~2 mal AT) 11.219.639 (2014) 67 EW pro km² Währung Wechselkurs Tunesischer Dinar (TND) 1 € = 2,19 TND Staatsoberhaupt Regierungssystem Hauptstadt Städte Amtssprachen Sprachen Religionen HDI (Position) Unabhängigkeitstag Beji Caid Essebsi Semipräsidentiell Tunis (ca. 730.000 EW) Sfax, Kairouan Arabisch Berbersprachen, Französisch Muslime, Katholiken, Juden, protestantische Minderheit 0,721 (90) 20.3.1956 (Frankreich) weltkarte.com GEOGRAPHIE Aleppo-Kiefern. Die Fauna Tunesiens besteht aus Mähnenschafen, verschiedenen Gazellenarten oder Säbelantilopen. Im Wüstengebiet leben Schlangen, Heuschrecken, Skorpione und verschiedenste Vogelarten. Im Norden des Landes liegt der Ichkeul-Nationalpark, ein bedeutendes Vogelschutzgebiet, das zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Die Nachbarländer Tunesiens bilden Algerien und Libyen. Die tunesische Küstenlinie am Mittelmeer hat eine Länge von 1.300 Kilometern. Im nördlichsten Land Afrikas stoßen mediterranes Klima und Wüstenklima aufeinander. Die Niederschläge nehmen von Nord nach Süd ab. Der Norden ist im Winter feucht und im Sommer trocken, die zentraltunesische Steppenregion ist geprägt von heißen Sommern, kalten Winter und abnehmenden Niederschlägen. Die mittleren Temperaturen im Norden liegen im Januar bei 10°C und im August bei 26°C. Südlich herrscht ganzjährig trockenheißes Wüstenrandklima mit unregelmäßigen Niederschlägen. Die Temperaturen erreichen hier Maximalwerte von bis zu 50°C im Sommer, im Winter erreichen die Temperaturen auch die Null-Grad-Grenze. Im Norden liegt die jährliche Niederschlagsmenge zwischen 500 und 1.000 mm, im Süden fallen maximal 200 mm Niederschlag pro Jahr. Der wichtigste Fluss Tunesiens ist der ‘Medjerda’, der 82% des Wasservorkommens führt. Die höchste Erhebung des Landes ist der Berg ‘Djebel Chambi’ mit 1.544 Metern Höhe. Die Flora im Norden des Landes ist geprägt von mediterranem Laub- und Buschwald (Macchie) mit Steineichen, Korkeichen und erdpunkte.de 34 TUNESIEN (TN) El-Dschumhūriyya it-Tūnisiyya ARABISCHER FRÜHLING 2011 geriet Tunesien durch die Selbstverbrennung von Mohammed Bouazizi und den dadurch ausgelösten Arabischen Frühling in die Schlagzeilen. Der Gemüsehändler wollte mit dieser Tat gegen die Konfiszierung seines Standes durch die Polizei protestieren. Daraufhin folgten Solidaritätsbekundungen im ganzen Land, die sich zu regimekritischen Protesten ausweiteten. Gefordert wurden mehr Presse- und Meinungsfreiheit, kritisiert wurden die anhaltende Korruption, Nepotismus (Freunderlwirtschaft) und die Zensur durch den Staat. Der Präsident Ben Ali löste die Regierung auf und verließ im Januar 2011 wegen lauter werdenden Proteste das Land. Die Proteste in Tunesien weiteten sich auf die Länder des arabischen Raums aus und lösten dort ähnliche Bewegungen aus. Diese Protestbewegungen werden als der ‘Arabische’ Frühling bezeichnet. Seit dem 7. Februar 2014 ist die neue Verfassung in Kraft. Sie garantiert Glaubensund Gewissensfreiheit sowie die Gleichstellung von Mann und Frau und gilt zum Zeitpunkt ihrer Verabschiedung als eine einzigartige Verfassung der arabischen Welt. Darin wird auch die Machtverteilung zwischen Präsident und Premierminister neu geregelt und soll so ein erneutes autokratisches Regime wie unter Ben Ali künftig verhindern. ARCHITEKTUR DER BERBER Die klimatischen Bedingungen im Süden Tunesiens ließen das Volk der Berber eine ganz besondere Architektur entwickeln. Vermutlich zum Schutz vor der sengenden Sommerhitze und zur Abschirmung der rauen Winde und Sandstürme, errichteten die in Großfamilien lebenden Berber unterirdische Höhlenwohnungen, die in Berghänge oder in den Boden getrieben wurden. Mehr als zwei Jahrtausende lang boten die unter dem harten Boden gelegenen weichen Gesteinsschichten ideale Bedingungen für die Aushebung der unterirdischen Wohnungen. In ihrer Beschaffenheit sind sich die Bauten sehr ähnlich. Das Zentrum jeder Höhlenwohnung ist ein in ca. sechs Metern Tiefe gelegener runder Wohnhof, der mit einem Brunnen und einem Ofen zum Backen ausgestattet ist. Dieser Schacht bietet die einzige Lichtquelle. Rings um den Hof ordnen sich die meist zweistöckigen Schlafräume für die Einzelfamilien, der Stall und die unterirdischen Vorratskammern an. Zwischen den Etagen bewegten sich die Bewohner mit Leitern oder Seilen hin und her. Mit der Dorfoberfläche sind die Behausungen durch einen schmalen Tunnel verbunden, der gerade den Durchlass eines beladenen Kamels ermöglichte. Heute gibt es nur mehr sehr wenige tatsächlich von Menschen bewohnte Höhlen. Diese werden lediglich für touristische Zwecke aufrechterhalten. Eine der bekanntesten Höhlendörfer ist das im Dahar Gebirge gelegene Matmata. Die für Fremde sehr unwirklich anmutende Umgebung des Dorfes wirkt wegen der Krater, welche die Höhlenwohnungen an der Oberfläche werfen, wie eine zerklüftete Mondlandschaft. Aus diesem Grund wurden in Matmata die Wüstenszenen zum Film „Krieg der Sterne“ gedreht. Ein kleines Filmmuseum am Fuße des Dorfhanges erinnert daran. wikipedia.org 35