Bericht | Text: Sabrina Kipp und Claudia Triebkorn | Fotos: Sabrina Kipp Bunte Fröschchen Küssen verboten! Pfeilgiftfrösche sind Bewohner der tropischen Regenwälder Mittel- und Südamerikas. Die kleinen Frösche zeichnen sich nicht nur durch ihr Namen gebendes, zum Teil extrem giftiges Hautsekret aus, sie faszinieren auch noch durch einige andere Besonderheiten. Sabrina Kipp und Claudia Triebkorn informieren über das interessante Leben der kleinen Quaker. _Die meisten Arten legen eine Farbenprächtigkeit an den Tag, die ihnen die Bezeichnung Juwelen des Regenwaldes einbrachte. Ihre Farbe dient als Warnung für potentielle Fressfeinde, die, wenn sie einmal Erfahrung mit dem Hautgift gemacht haben, einen großen Bogen um die Tiere machen. Eine Indianerlegende besagt, dass sich die Farbe des Gefieders von Papageien verändert, wenn man die noch nackte Haut frisch geschlüpfter Jungvögel mit dem Hautsekret der Frösche einreibt. In Deutschland hat ihm das den Namen „Färberfrosch“ eingebracht. Einige Arten besitzen das Hautgift Batrachotoxin. Es ist eines der tödlichsten Gifte der Natur, weshalb es auch von einigen Indianerstämmen Kolumbiens zum Präparieren ihrer Blasrohrpfeile genutzt wird. Dafür muss der Frosch mit einem Stock durch das Maul aufgespießt und anschließend übers Feuer gehalten werden. Denn nur durch den dadurch entstandenen Stress setzt der Frosch sein effektives Hautgift frei. Das Gift eines Tieres würde ausreichen um ca. neun ausgewachsene Menschen zu töten. 6 _Glücklicherweise wirkt es nur, wenn es direkt in die Blutbahn gerät. Auf der Haut verursacht es lediglich ein sehr starkes Brennen oder Jucken. Man vermutet die Ursache für die Giftigkeit der Tiere in ihrer Nahrung. In freier Wildbahn ist eine Hauptnahrungsquelle eine besondere Art von Ameisen. Deshalb verlieren sie ihr Gift, wenn die Pfeilgiftfrösche über einen längeren Zeitraum in Terrarien gehalten werden, bzw. ist bei Nachzuchttieren gar nicht mehr vorhanden. _Auch das Fortpflanzungsverhalten ist bei den Blatt- oder Baumsteigerfröschen, wie man sie auch nennt, etwas Besonderes. Die Männchen fast aller Arten besetzen feste Reviere, die sie gegen Eindringlinge in heftigen Kämpfen verteidigen. Feste Regeln scheint es bei diesen Territorialkämpfen nicht zu geben: Treten, Boxen, Aufspringen und Würgen - alles ist erlaubt. Im begrenzten Lebensraum Terrarium ist es bereits zu Todesfällen gekommen, weil der Sieger den Schwächeren im Wasserteil ertränkt hat. Um diesem Schicksal zu entgehen, tarnen sich die unterlegenen Tiere oft als Weibchen. Sie hören auf zu rufen und geben sich geschlagen. Die Revierbesitzer rufen von exponierten Plätzen aus, um die Aufmerksamkeit der Weibchen zu erlangen. Dabei unterscheidet sich das Rufen stark von dem klassischen Quaken unserer einheimischen Frösche. Stattdessen hört es sich eher an wie das Zirpen einer Grille oder der Gesang eines Vogels. Ist ein laichwilliges Weibchen in der Nähe, beginnt die oft stundenlange Balz, bevor es zur Eiablage kommt. Diese findet außerhalb des Wassers statt, meist auf Blättern, die sich in der Natur manchmal mehrere Meter über dem Erdboden befinden. Je nach Art umfasst ein Gelege zwischen zwei und 35 Eiern. Dem durch seine Rufe lockenden Männchen nähert sich das Weibchen und streicht ihm mit den Vorderbeinen über den Rücken. Beide suchen sich dann einen geeigneten Platz zum Ablaichen. Das Männchen bewacht dann das Gelege bis zum Schlupf der Kaulquappen und sorgt dafür, dass die Eier nicht austrocknen. Dazu hüpft es mehrmals pro Tag in eine Wasseransammlung, nimmt Wasser auf und befeuchtet damit das Gelege. Sind die Quappen nach etwa 2 Wochen geschlüpft, kriechen sie instinktiv auf den Rücken des Männchens, wo sie sich mit einem, in speziellen Drüsen produzierten, klebrigen Sekret befestigen. Der Vater transportiert seinen Nachwuchs dann zur nächsten Wasserpfütze, wobei er darauf achtet, in jede noch so kleine Pfütze nur eine Quappe abzulegen, denn die Tierchen sind in der Lage, die Entwicklung der Geschwister zu beeinflussen. Damit ist für die meisten Arten die Brutpflege beendet. Die Quappen bleiben sich selbst überlassen und ernähren sich von im Wasser verendeten Insekten, Algen und anderen Leckereien. _Anders verhält es sich mit der Brutpflege zum Beispiel beim Erdbeerfröschchen und einigen nahen Verwandten. Hier nimmt das Männchen die Quappen einzeln auf den Rücken und transportiert sie in die Blattachsel einer Bromelie oder in eine andere, oft nur fingerhutgroße Wasseransammlung. Dort werden sie vom Weibchen alle paar Tage mit extra dafür produzierten Nähreiern gefüttert, ein für Tiere dieser Entwicklungsstufe einmaliges Verhalten. Das Weibchen merkt sich genau wo sich die eigenen Quappen befinden und kann so bis zu sechs Jungtiere gleichzeitig aufziehen, indem sie alle paar Tage von Brutplatz zu Brutplatz hüpft und ein unbefruchtetes „Futterei“ ablegt, von dem der Nachwuchs sich ernährt. Nach etwa einem halben Jahr verlassen die dann acht bis zehn Milimeter kleinen, vollständig entwickelten Jungfrösche das Wasser. Sie haben von Anfang an die Farbe und Zeichnung ihrer Eltern und können ein Lebensalter von über zehn Jahren erreichen. _Das in Costa Rica und Panama beheimatete Erdbeerfröschchen hält nebenbei auch noch einen Weltrekord: Es ist die Tierart mit den meisten bekannten Unterarten. #