www.evimed.ch Gastrointestinale Nebenwirkungen der COX-2 Hemmer verglichen mit NSAIDs Frage: Sind Patienten mit einem peptischen Ulkus oder einer Hämatemesis häufiger mit nicht-steroidalen Antirheumatika oder selektiven Cox-2 Inhibitoren behandelt worden? Hintergrund: Die Wirkung der klassischen nicht-steroidalen Antirheumatika scheint mit den selektiven Cox-2 Hemmer vergleichbar zu sein. Als Vorteil der selektiven Cyclooxygenase-2 Hemmer gegenüber den klassischen NSAIDs wird die Reduktion von gastrointestinalen Nebenwirkungen propagiert. Deshalb werden zur üblichen Behandlung entweder konventionelle Nicht-steroidale Antirheumatika mit zusätzlichen Schleimhautprotektiva (Misoprostol) oder ein Cox-2 Hemmer alleine verschrieben. Die vorhandene Evidenz bezüglich dem Nebenwirkungsprofile der Cox-2 Hemmer ist jedoch vor allem für die längerfristige Therapie beschränkt. In dieser Studie wurden deshalb Patientendaten aus umfassenden elektronischen Datenbanken analysiert, um Aufschluss über die Häufigkeit von gastrointestinalen Nebenwirkungen aufgrund von NSAIDs im Vergleich zu Cox-2 Inhibitoren zu geben. Cases: Aus einer umfassenden elektronischen Datenbank (QRESEARCH) mit Patientendaten aus 468 Arztpraxen von August 2000 bis Juli 2005 wurden die Cases identifiziert: • Patienten mit erstmals auftretenden gastrointestinalen Nebenwirkungen (Ulkus, Magenblutungen) • Patienten im Alter von über 25 Jahren • Patienten mit einer 3-jährigen Anamnese Kontrollen: Für jeden Patienten mit gastrointestinalen Nebenwirkungen wurden 10 entsprechende Kontrollen ausgewählt: • Kontrollen war im Alter, Geschlecht und dem Zeitpunkt der Behandlung in der Praxis mit den Cases vergleichbar Studiendesign und Methode: „Nested” Fall-Kontroll-Studie, d.h. dass die Fälle und Kontrollen aus der gleichen Kohorte von Patienten identifiziert wurden. Studienort: Nottingham, England Outcome: • • Primärer Outcome: Rate der Verschreibung von NSAIDs unter den Patienten, die ein peptisches Ulkus oder eine Hämatemesis entwickelten Sekundärer Outcome: Positive Wirkung durch den Zusatz eines Schleimhautprotektiva wie Misoprostol Resultat: • 9407 Patienten mit gastrointestinalen Nebenwirkungen und Medikamentendaten über die letzten 3 Jahre konnten als „Cases“ identifiziert werden. Entsprechend wurden 88’867 passende Kontrollen ausgewählt. www.evimed.ch • • • • Den Patienten mit gastrointestinalen Nebenwirkungen wurden häufiger NSAIDs verabreicht im Vergleich zu den Kontrollen (45% gegenüber 33%). Vergleichbare Zahlen wurden für die Cox-2 Inhibitoren gefunden (10% gegenüber 6%) Für Naproxen und Diclofenac verdoppelte sich das Ulkus- und Blutungsrisiko. Doch auch für Rofecoxib wurde das Risiko um 50% erhöht. Die Erhöhung des Risikos war am geringsten für Celecoxib, doch sind diese Zahlen aufgrund der wenigen Patienten nicht eindeutig zu interpretieren. Bei den Cases waren häufiger Patienten dabei, die übergewichtig waren, rauchten oder andere Komorbiditäten hatten (Hypertonie, Diabetes, Ischämie, Arthritis). Doch auch wenn für solche Kofaktoren statistisch korrigiert wurde, so war das Risiko für Ulkus und Magenblutungen bei allen Patienten signifikant erhöht, die schon vor Einschluss der Studie mit dem entsprechenden NSAID oder Cox-2 Inhibitor behandelt wurden. Patienten, die zusätzlich ein Schleimhautprotektivum wie Misoprostol verschrieben bekamen, hatten kein erhöhtes Ulkus- und Blutungsrisiko. Dies galt sowohl für die NSAIDs wie auch für die Cox-2 Inhibitoren. Als einzige Ausnahme wurde bei der Behandlung mit Diclofenac immer noch ein um 50% erhöhtes Risiko beobachtet. Kommentar: • • • Die Studie zeigte, dass das Risiko für Ulkus und Magenblutungen sowohl bei NSAIDs als auch bei Cox-2 Inhibitoren erhöht ist. Diese Fall-Kontroll-Studie liefert folglich keine eindeutige Evidenz, dass das gastrointestinale Risiko von Cox-2 Inhibitoren gegenüber den NSAIDs reduziert ist. Interessant war, dass die zusätzliche Behandlung mit Schleimprotektiva sowohl bei NSAIDs (ausser bei Diclofenac) als auch bei Cox-2 Inhibitoren mit einer signifikanten Reduktion des Blutungs- und Ulkusrisiko assoziiert war. Insgesamt müssen die Resultate dieser Studie aber mit Vorsicht interpretiert werden, da dieses Studiendesign für systematische Fehler sehr anfällig ist. Zum Beispiel ist es möglich, dass Patienten mit erhöhtem Risiko für Magenblutungen eher mit den Cox-2 Inhibitoren behandelt werden sind als mit NSAIDs. Obwohl die Autoren versucht haben solche Fehlerquellen zu berücksichtigen, kann nicht garantiert werden, dass dies auch gelungen ist. Literatur: Hippisley-Cox J., Risk of gastrointestinal outcomes in patients taking dyclo-oxygenase-2 inhibitors or conventional non-steroidal anti-inflammatory drugs:population based nested case-control analysis, BMJ, 2005, 331:1310-1312 Verfasser: Madlaina Scharplatz