Kopf-Hals-Tumorzentrum

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Universitäres Cancer Center Hamburg
Kopf-Hals-Tumorzentrum
Patienteninformation
Editorial
Liebe Patientin, lieber Patient, liebe Angehörige,
die Diagnose Krebs ist häufig ein dramatischer Einschnitt im Leben, die Sie vor scheinbar unüberwindbare Hürden stellt. Wir vom Kopf-Hals-Tumorzentrum
als Teil des Universitären Cancer Centers Hamburg
(UCCH) haben uns der Aufgabe verschrieben, Sie auf
Ihrem Weg zu begleiten und zu unterstützen. Dabei
steht neben der medizinischen Exzellenz vor allem der
Transfer von verständlich aufbereiteten Informationen für uns im Vordergrund.
Mit dieser Broschüre möchten wir Ihnen die Inhalte
unserer klinischen und wissenschaftlichen Ausrichtung in der komplexen Therapie der Kopf-Hals-Tumore
darstellen. Diese zielen vor allem auf die Verbesserung
der Therapie, Lebensqualität und Prognose von KopfHals-Tumorpatienten ab. Solche Fortschritte können
in multimodalen Therapiekonzepten besonders durch
eine Personalisierung der jeweiligen Therapie erreicht
werden.
forschung in die Klinik (Translationsforschung) und
durch eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit
zwischen den unterschiedlichen Abteilungen.
Diese Patientenbroschüre vermittelt Ihnen somit die
Grundlagen einer Krebserkrankung sowie auch die
einzelnen Therapiemöglichkeiten, die Sie hier im UKE
erhalten können. Sie haben so die Möglichkeit, sich
schon im Vorfeld der Behandlung ein umfassendes
Bild aller medizinischen Einrichtungen zu machen. Die
Broschüre kann natürlich nicht das persönliche Gespräch mit Ihrem Arzt ersetzen, aber die notwendigen
Informationen für Sie vertiefen und erweitern.
Am Ende der Broschüre finden Sie darüber hinaus einen Service-Teil, der Ihnen den Zugang zu den
einzelnen Fachdisziplinien sowie zu den
kooperierenden Selbsthilfegruppen erleichtern soll.
Wir wünschen Ihnen und Ihren Angehörigen alles
Gute auf Ihrem Behandlungsweg.
Durch molekulare und klinische Charakterisierung der
Tumore arbeiten wir an der Identifikation von Markern,
die eine individuellere Therapieplanung ermöglichen.
In Zukunft möchten wir durch eine prätherapeutische
Selektion sowohl die Wirksamkeit optimieren als auch
Nebenwirkungen sowie Toxizitäten reduzieren und
die Lebensqualität der Patienten verbessern.
Diese Ziele verfolgen wir durch eine konsequente
Übertragung unserer Ergebnisse der Grundlagen-
Prof. Dr. Rainald Knecht
Leiter des Kopf-HalsTumorzentrums
Prof. Dr. Carsten Bokemeyer
Direktor des Universitären Cancer
Centers Hamburg (UCCH)
2
Inhaltsverzeichnis
Begrüßung
__ 2
Kopf-Hals-Tumor - was ist das?
__ 5
Risikofaktoren für Kopf-Hals-Tumoren
__ 6
Vom Verdachtsfall zur Diagnose
Die Bildgebung
__ 7
Endoskopie und Biopsie
__ 8
Tumorklassifikation
__ 9
Experten im Tumorboard
__ 10
Der Tumor ist heilbar
__ 11
Neue Methoden in der Chirurgie
__ 12
Strahlentherapie
__ 13
Rekonstruktion
__ 14
Wenn der Tumor nicht mehr heilbar ist
__ 15
Ihre Behandlung
Aktuelle Forschung
Begleitangebote
__ 16
Psychoonkologie
__ 17
Survivorship
__ 18
Alle Adressen und Kontakte im Überblick
__ 19
Impressum
__ 21
4
Kopf-Hals-Tumor - was ist das?
Wenn man von Kopf-Hals-Tumoren spricht, sind eine
Vielzahl verschiedener Krebsarten gemeint, die im
Kopf-Hals Bereich angesiedelt sind.
Dazu zählen bösartige Tumoren
•
•
•
•
•
•
der Nase,
der Nasennebenhöhlen,
der Mundhöhle, d.h. Tumoren von Lippen, Zunge, Mundboden, Gaumen,
des Rachens (Pharynxkarzinom),
des Kehlkopfes (Larynxkarzinom),
des äußeren Halses, insbesondere der Schilddrüse und der Speicheldrüsen.
Ein wichtiges Tumormerkmal ist aber nicht nur die
Lage, sondern auch die Erscheinung des Gewebes unter dem Mikroskop (histologisch), welches von einem
Pathologen festgestellt wird.
!
Definition von Krebs
Bei Krebs ist das natürliche Gleichgewicht zwischen Zellwachstum und Zelltod gestört. Die Zellen wachsen unkontrolliert, da v.a. durch Mutationen hervorgerufene Signale
zur Wachstumshemmung nicht erkannt werden.
Dabei kann der wachsende Zellhaufen in benachbarte
Gewebe eindringen und sich durch die Blut- oder Lymphbahnen im Körper zur weiteren Ansiedlung verbreiten
(Metastasen).
Die Mehrzahl der Kopf-Hals-Tumore sind Plattenepithelkarzinome und stammen somit von der Schleimhaut ab.
Daneben gibt es noch eine Vielzahl anderer histologischer Diagnosen.
Ausgehend vom Ursprung des Gewebes können dies
Tumoren
• des Speichel- und Drüsengewebes (Adenome, adenoidzystische Karzinome, Adenokarzinome),
• des Knochen-, Muskel- und Fettgewebes (Sarkome),
• der Haut (Plattenepithelkarzinom) oder
• des Lymphsystems (Lymphome) sein.
Risikofaktoren für Kopf-Hals-Tumoren
Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt,
dass bestimmte Lebensgewohnheiten eine Auswirkung auf die Entstehung von Krebs haben. Solche
Risikofaktoren ließen sich auch für den Kopf-Hals Bereich bestimmen. Diese Tumoren treten häufig bei
Menschen auf, die regelmäßig rauchen oder regelmäßig Alkohol trinken. Vor allem die Kombination von
beiden Gewohnheiten erhöht das Risiko für die Entstehung eines Kopf-Hals-Tumors deutlich.
Weitere Risikofaktoren können z. B. chronisch wunde
Stellen im Bereich der Mundschleimhaut aufgrund
scharfer Zahn- oder Prothesenkanten, aber auch eine
schlechte Mund-Hygiene sein.
Mitunter werden Tumore im Mund auch durch eine
Infektion von bestimmten Typen des Humanen
Papillomavirus (HPV) ausgelöst, welche beim
Geschlechtsverkehr übertragen werden kann.
!
Bei diesen Anzeichen sollten Sie einen Arzt aufsuchen
Sollten folgende Beschwerden länger als 2 Wochen auftreten, suchen Sie bitte einen Arzt auf:
• Schluckbeschwerden
• Heiserkeit
• Weiße Stellen im Mund
• Verhärtungen
• Schwellungen am Hals
• Wiederkehrendes Nasenbluten
• Blutiger Speichel (Auswurf)
• Sprechbehinderung
6
Vom Verdachtsfall zur Diagnose - Die Bildgebung
Um bei Verdacht auf einen unklaren Prozess zusätzliche, wichtige Informationen zu gewinnen, ist es notwendig, eine entsprechende Bildgebung vom Hals,
den Lungen und dem Oberbauch durchzuführen.
Hierzu zählen neben einer Sonographie (Untersuchung mittels Ultraschall) zur ersten Orientierung
vor allem die Magnetresonanztomographie (MRT)
oder die Computertomographie (CT).
Die beiden letzteren Verfahren ermöglichen durch
hochauflösende Schichtbilddarstellung die Einschätzung des Ausmaßes der Erkrankung und sind unverzichtbarer Bestandteil einer jeden Therapieplanung.
Durch die enge Zusammenarbeit mit den Kollegen der
Radiologie können wir eine hohe patientenorientierte
Qualität gewährleisten.
Sollte bei Ihnen schon eine Bildgebung vorliegen, verwenden wir selbstverständlich diese für die Beurteilung der Raumforderung und deren Therapieplanung.
Vom Verdachtsfall zur Diagnose - Endoskopie und Biopsie
Zur vollständigen klinischen Untersuchung eines
jeden Patienten gehört die endoskopische Untersuchung der Nase, des Nasenrachens, des tiefer
gelegenen Rachenabschnittes und des Kehlkopfes.
Hierfür stehen im ambulanten Bereich sowohl starre
als auch flexible Endoskope zur Verfügung.
Diese werden im Falle der starren Optiken über den
Mund bzw. im Falle der flexiblen Optik über die Nase
zur Betrachtung des gewünschten Areals eingesetzt.
Die Optiken ermöglichen durch Verwendung bzw. Einstellung verschiedenster Winkel die Betrachtung des
kompletten Rachenraumes und erlauben eine eingehende Inspektion. Hierbei können Anomalien, Raumforderungen und funktionelle Störungen beurteilt
werden. Insbesondere in der ambulanten Tumorfrüherkennung sowie im Rahmen der Tumornachsorge ist
die Endoskopie eines der wichtigsten Hilfsmittel.
Sichtbare Veränderungen erfordern eine weitere Abklärung. Hierzu bedarf es der Probengewinnung, der
sogenannten Biopsie. Diese wird im Rahmen eines
kurzen operativen Eingriffes, der sogenannten Panendoskopie, gewonnen. Eine Panendoskopie ist ein
stationärer Eingriff unter Vollnarkose und beschreibt
die intraoperative Beurteilung des Nasenrachens, des
tieferen Rachens, der Mundhöhle, der Speiseröhre, der
Luftröhre und des Kehlkopfes. Auffällige Veränderungen werden mittels feiner Spezialinstrumente gefasst,
Gewebeproben gewonnen und zur histologischen Begutachtung in unsere Pathologie eingeschickt.
Hier erfolgt die Unterscheidung zwischen Gut- und
Bösartigkeit der Raumforderung. Neben der Probengewinnung dient die Panendoskopie weiterhin der
Ausdehnungsbestimmung einer sichtbaren Raumforderung, welche zur Beurteilung des sogenannten
Stagings (siehe Seite 9) und für eine weitere Therapieentscheidung von Bedeutung ist.
Im Rahmen der nachstationären Kontrolle erfolgen
dann die Besprechung des Befundes der Gewebeprobe sowie die Planung Ihrer weiteren Behandlung.
Weitere Details hierzu erfahren Sie in den folgenden
Kapiteln.
8
Vom Verdachtsfall zur Diagnose - Tumorklassifikation
Bevor die für Sie individuell angepasste Therapie beginnen kann, muss eine Stadieneinteilung der Tumorerkrankung erfolgen. Die behandelnden Ärzte sprechen hierbei vom „Staging“. Das Stadium wird mit der
sogenannten TNM-Klassifikation beschrieben.
Die international gültige Klassifikation der Welt-gesundheitsorganisation (WHO) besteht aus genau definierten Buchstaben und Ziffern.
Zum Staging gehört die Erfassung der Ausdehnung
des Primärtumors (T), der Größe, Anzahl und Lage
der befallenen regionalen Lymphknoten (N) und der
Fernmetastasen (M).
Je größer die hinten anstehende Ziffer ist, desto
schwerer ist der Befall. Vor der Therapie wird die Ausdehnung des Krebsbefalls klinisch erfasst.
Dies geschieht wie vorher beschrieben über die klinische Untersuchung (z.B. Endoskopie) und die bildgebenden Verfahren (Ultraschall, Röntgen, CT, MRT).
Gekennzeichnet wird dies mit einem kleinen „c“ vor
den Großbuchstaben (z.B. cT2). Ist der Tumor entfernt,
kann der Pathologe das Gewebe mikroskopisch betrachten.
Die Klassifikation wird gegebenenfalls vom Pathologen angepasst. Dies wird mit einem kleinen „p“
gekennzeichnet (z.B. pT1). Das Klassifizieren eines Tumors erlaubt den Ärzten, sich ein genaues Bild über
die Krebserkrankung eines Patienten zu machen. Das
Staging ist ein essentieller Schritt zur Planung der angemessenen Therapie.
Anhand des Stadiums können die Ärzte die Wahrscheinlichkeit abschätzen, ob ein Tumor schon gestreut hat oder streuen könnte.
So kommt es beispielsweise zustande, dass nach einer
erfolgreichen Operation von den Ärzten auch noch
eine Bestrahlung oder Chemotherapie empfohlen
wird, obwohl in der Bildgebung kein weiterer Befall zu
sehen ist.
Ihre Behandlung - Experten im Tumorboard
Wenn alle Informationen des Stagings zu der
Tumorerkrankung vorliegen, findet die Vorstellung des
Patienten im Tumorboard statt. Es werden dazu alle
relevanten Informationen zum Tumor selbst als auch
zum einzelnen Patienten vorgestellt und zur Entscheidungsfindung einer bestmöglichen Therapie genutzt.
Die Größe oder Ausdehnung des Tumors sind dabei
ebenso wichtig wie die Nebenerkrankungen und die
psychische Gesundheit eines Patienten, da viele
Faktoren einen Einfluss auf die Heilungschancen
haben.
Im interdisziplinären Tumorboard werden alle relevanten Punkte zur Sprache gebracht und ausgiebig diskutiert. Fachliche Gesichtspunkte spielen ebenso eine
Rolle wie die Meinung des Patienten.
Interdisziplinär bedeutet, dass jede Fachabteilung ihre
Einschätzung zum individuellen Fall abgibt und dabei
die Expertise aller Fachabteilungen in die Therapieempfehlung einfließen kann.
Dieser Aspekt stellt einen besonderen Vorteil eines
Universitätskrankenhauses dar, da alle Fach-
!
abteilungen unter einem Dach vereint sind und eng
zusammenarbeiten.
Ziel des Tumorboards ist es, dem Patienten eine Therapieempfehlung an die Hand zu geben, die neben der
bestmöglichen Chance auf eine Heilung die individuellen Unterschiede eines jeden Patienten einbezieht
und somit nach Möglichkeit gut verträglich ist.
Anhand dieser Empfehlung treffen Sie als Patient, gemeinsam mit dem Ärzteteam und den Angehörigen,
die Entscheidung zur weiteren Therapie.
Interdisziplinäre Sprechstunde
In den interdisziplinären Sprechstunden werden Patienten
von Ärzten aller beteiligten Fachdisziplinen des Kopf-HalsTumorzentrums gemeinsam gesehen und beraten. Dies
ermöglicht eine frühzeitige Festlegung auf ein interdisziplinär abgestimmtes Behandlungskonzept und vermeidet
somit eine mehrfache Vorstellung in den verschiedenen
Fachabteilungen.
10
Ihre Behandlung - Der Tumor ist heilbar
Für die Behandlung von bösartigen Tumoren im KopfHals Bereich stehen grundsätzlich chirurgische Verfahren, die Strahlentherapie oder die medikamentöse
Tumortherapie (Chemotherapie) zur Verfügung. Dabei
werden die einzelnen Therapieformen in der Regel
miteinander kombiniert.
Neben der Tumorentfernung sollte Ziel eines jeden
primären Behandlungskonzeptes der Organ- und
Funktionserhalt bzw. deren Wiederherstellung nach
abgeschlossener Therapie sein.
Die chirurgische Therapie bösartiger Tumore im KopfHals Bereich basiert auf einer vollständigen Tumorentfernung einschließlich vorhandener Lymphknotenmetastasen am Hals. Durch rekonstruktive Verfahren
(Gewebetransplantate) lassen sich größere Gewebedefekte mit funktioneller Beeinträchtigung nach ausgedehnter Tumorentfernung wiederherstellen.
Verschiedenste modernste chirurgische Verfahren
wie die roboterassistierte Chirurgie oder die 3D-OP
Planung im Rahmen der Wiederherstellungschirurgie
stehen uns dabei zur Verfügung.
Chirurgisch entfernbare Tumoren werden in der Regel
in Abhängigkeit des Ursprungortes zunächst operiert
und im Anschluss an die Operation bestrahlt.
Alternativ kann eine primäre alleinige Kombination
aus Strahlen- und Chemotherapie (Radiochemotherapie) erwogen werden.
Ist der Tumor aufgrund seiner Ausdehnung unter
Erhalt wichtiger körpereigener Funktionen (Schlucken,
Sprechen, Atmen) und Organerhalt (Kehlkopferhalt)
nicht operabel, so erfolgt im Allgemeinen eine
organerhaltende alleinige Radiochemotherapie oder
Induktionschemotherapie.
!
Personalisierte Therapie
Im Vordergrund steht die individuell angepasste Therapie
für den jeweiligen Patienten möglichst unter Erhalt des betroffenen Organs und dessen Funktion.
Das erreichen wir durch eine auf den Patienten abgestimmte Therapieform, die versucht, die Nebenwirkungen
der einzelnen Therapien maximal zu reduzieren und dabei
möglichst alle ihre Vorteile zu nutzen.
Wir versuchen in bestimmten Fällen, durch unterstützende
Therapien die Operation zu vermeiden bzw. das Ausmaß
der Operation zu verkleinern.
So kann z.B. nach gutem Ansprechen des Tumors nach 3
Zyklen einer Induktionschermotherapie mit T (Taxan),
P (Cisplatin), F (5-Fluorouracil) die Therapie durch eine
Radiochemotherapie komplettiert und so die Organfunktion bewahrt werden.
Sollte bei Nichtansprechen der Therapie oder aus individuellen Gründen das chirurgische Vorgehen im Vordergrund
stehen, wird auch in diesem Fall durch minimal invasive
Verfahren der Erhalt des Organs / der Funktion angestrebt.
Ihre Behandlung - Neue Methoden in der Chirurgie
Die chirurgische Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren
hat sich in den letzten Jahren verändert und stetig
weiter entwickelt. Durch die Untersuchung neuer
minimalinvasiver Operationsverfahren möchten wir
fortschrittliche Techniken in der Tumorbehandlung
etablieren, um somit die Risiken und Nebenwirkungen
einer chirurgischen Therapie für Sie zu minimieren.
Dabei steht das Ziel der Erhaltung der Organfunktionen sowie der Verkürzung der Therapie- und Heilungsphase im Vordergrund unserer Arbeit.
Transaxilläre Roboterassistierte Chirurgie (TARS):
Die transaxilläre roboterassistierte Chirurgie ermöglicht den Zugang zu den Halsweichteilen ohne die Entstehung einer sichtbaren Narbe am Hals. Durch einen
Schnitt in der Achselhöhle („transaxillär“) kann sowohl eine Schilddrüsenoperation (Thyreoidektomie)
als auch eine Lymphknotenentfernung (Neck Dissection) durchgeführt werden.
Transorale Roboterassistierte Chirurgie (TORS):
Die transorale („durch den Mund“) roboterassistierte Operation von Tumoren des Mundrachenraums
(Oropharynx) und des oberen Kehlkopfanteils (Supraglottis) wird seit vielen Jahren in den USA erfolgreich
durchgeführt. Als eines der ersten Zentren Deutschlands wenden wir diese Technik erfolgreich bei unseren Patienten an und setzen damit Maßstäbe in der
minimal invasiven Chirurgie von Kopf-Hals-Tumoren.
Die Vorteile der roboterassistierten Operation sind die
exzellente Visualisierung mit Hilfe der 3D-HD Kameratechnik sowie die verbesserte Exposition des zu operierenden Tumors durch Anwendung schmaler und
hoch beweglicher Instrumente.
12
Ihre Behandlung - Strahlentherapie
Die Strahlentherapie ist ein wichtiger Bestandteil in
der Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren. Sie kann
nach einer Operation oder aber auch alleinig in Kombination mit einer Chemotherapie gegeben werden.
Die Strahlentherapie des UKE verfügt über modernste
Technologien, die eine präzise Behandlung unter bestmöglicher Schonung des gesunden Gewebes ermöglichen.
Präzise
• Der hochenergetische Röntgenstrahl passt sich
kontinuierlich der Form und Lage des Zielvolumens an und wird so mit der von Ihrem Strahlentherapeuten verordneten Dosis präzise bestrahlt.
• Das umliegende gesunde Gewebe und die Organe
werden optimal geschont. Kleinste Bewegungen
im zu bestrahlenden Volumen werden berücksichtigt, so dass die Bestrahlung stets sicher und
exakt erfolgt.
• Unsere Therapiegeräte ermöglichen durch eine
hohe Dosisleistung kurze Bestrahlungszeiten von
wenigen Minuten.
Effektiv
• Die tägliche Gesamtbehandlung einschließlich
der Lagerungskontrolle dauert durchschnittlich 10
bis 15 Minuten.
• Eine Therapieserie für Patienten mit Kopf-HalsTumoren dauert zwischen 6 bis 7 Wochen mit täglichen Bestrahlungen von Montag bis Freitag.
Schonend
• Durch regelmäßige ärztliche Visiten unserer Patienten werden Nebenwirkungen engmaschig
erfasst und behandelt.
• Im Bedarfsfall ist eine stationäre Aufnahme zur
Optimierung der Begleittherapie und Fortführung
der Bestrahlung möglich.
Ihre Behandlung - Rekonstruktion
Neben der Möglichkeit in einer Operation den
Tumor zu behandeln und zeitgleich den Defekt durch
körpereigene Transplantate auf höchstem Niveau zu
rekonstruieren, wird die Regenerationszeit für Sie als
Patient bis zur Aufnahme einer möglicherweise Folgetherapie deutlich verkürzt. Mittlerweile können wir
durch eine dreidimensionale Bildgebung des Tumorareals und der in Frage kommenden Spenderregion in
einer virtuellen Planungssitzung bereits vor der Operation diese derart vorbereiten, dass während der Operation durch vorgefertigte Schablonen ein optimales
Ergebnis in deutlich verkürzter Operationszeit erzielt
werden kann.
Zudem ist es uns besonders wichtig, bei knöchernen
Rekonstruktionen des Ober- oder Unterkiefers, diese
auch zügig wieder mit dentalen Implantaten zu versorgen, um den Patienten die Schluck- und Sprechfunktion und damit die entsprechende Lebensqualität
zurückgeben zu können.
Hierbei interessieren uns neue Werkstoffe, die den
möglicherweise nötigen Bestrahlungsprozess nicht
beeinträchtigen und auch Artefakte in der bildgebenden Tumornachsorge minimieren.
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Wenn der Tumor nicht mehr heilbar ist
Wenn die Tumorerkrankung bei Diagnose bereits ein
Stadium erreicht hat, welches nicht komplett heilbar
ist, wird die Situation als palliativ bezeichnet. Dies ist
in der Regel häufiger der Fall bei Wiederauftreten eines bereits therapierten Tumors (Rezidiv) oder bei einer Fernmetastasierung.
In dieser Situation versucht man, den Tumor möglichst lange unter Kontrolle zu halten. Dies kann unter
bestimmten Umständen durch eine Operation, einer
Bestrahlung oder einer medikamentösen Therapie erfolgen. Diese besteht zumeist aus einer Chemo- oder
einer Target-Therapie (spezialisierte molekulare Substanzen, die zielgerichtet den Tumor angreifen).
Die Operation und die Bestrahlung werden oft bei
Fernmetastasen eingesetzt, die lokal begrenzt sind
und ggf. dem Patienten Beschwerden bereiten. Als
Beispiel hierfür können einzelne Metastasen der Leber, Lunge oder auch Knochenmetastasen genannt
werden.
Alternativ dazu gibt es verschiedene Therapiekonzepte, die auch häufig im Rahmen von klinischen Studien angewandt werden.
In der Palliativsituation ist neben den oben genannten
Behandlungsmöglichkeiten eine Leidensminderung
für Sie als Patient das primäre Ziel. Dies sollte stets ein
holistischer Ansatz sein, der die physischen, psychosozialen, emotionalen und spirituellen Bedürfnisse des
Patienten und der Angehörigen respektiert.
!
Aktuelle Studien am UCCH
Falls Sie als Patient an einer klinischen Studie teilnehmen
möchten, informieren Sie sich auf www.ucch.de unter
Klinische Studien im Trial Finder über die derzeit durchgeführten Studien.
Medikamentöse
Therapie
Palliative
Therapie
Chirurgie
Die medikamentöse Tumortherapie wird in Abhängigkeit
des Allgemeinzustands des
Patienten geplant. Bei guter
Verträglichkeit fängt man in
der Regel mit einer Kombination aus verschiedenen Chemound Targettherapeutika an.
Strahlentherapie
Aktuelle Forschung im Kopf-Hals-Tumorzentrum
Onkologische Forschung
Unter dem Dach des Universitären Cancer Centers Hamburg
(UCCH) wird am UKE onkologische Spitzenforschung für viele
Krebsarten, darunter auch für
Kopf-Hals-Tumore
betrieben.
Ärzte und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen arbeiten hier Hand in Hand an
den Therapien der Zukunft. Nachfolgend sind drei Beispiele aktueller Forschung aufgeführt.
Gewebearray
Am UKE wurde in den vergangenen Jahren von den
betroffenen Kliniken und dem Institut für Pathologie
einer von Europas größten so genannten Tissue Micro
Arrays (TMA) entwickelt. Hierbei werden kleine Proben von Tumorgeweben vieler Patienten in einem Array vereint, so dass die Charakteristika vieler Tumoren
gleichzeitig analysiert und ganz direkt miteinander
verglichen werden können. So lassen sich in der Forschung Zusammenhänge zwischen der Expression tumorspezifischer Proteine und z.B. dem Ansprechen auf
eine bestimmte Therapie erkennen. Mit bislang 450
gut dokumentierten Tumorproben ist der Hamburger
TMA bereits einer der größten in Europa. Ein weiterer
TMA mit ebenfalls ca. 450 Proben befindet sich derzeit
im Aufbau.
Strahlenempfindlichkeit
Die Strahlentherapie ist ein essentieller Bestandteil
der Behandlung von Tumoren im Kopf-Hals-Bereich.
Daher ist auch die Reaktion von Tumorzellen auf thera-
peutische Röntgenstrahlung von größter Wichtigkeit.
Hierzu arbeiten Ärzte der Kliniken und Wissenschaftler im Labor für Strahlenbiologie eng zusammen. Aktuelle Arbeiten konnten z.B. zeigen, dass HPV-positive
Kopf-Hals-Tumoren schon auf dem Niveau der einzelnen Zellen besonders empfindlich auf Bestrahlung
reagieren und dass HPV-negative Kopf-Hals-Tumorzellen nach gezielter Hemmung zellulärer Signalmoleküle, so genannten Phosphotyrosinkinasen, deutlich
sensibler auf die Bestrahlung reagieren.
Metastasierung
Der Nachweis und die Charakterisierung einzelner bereits in die Blutbahn oder andere Organe gelangter Tumorzellen wird für andere Krebsarten, z.B. Brust- oder
Prostatatumore bereits genutzt, um frühzeitig eine
weiterführende Therapie zu beginnen oder das Ansprechen einer Chemotherapie durch eine Blutentnahme feststellen zu können. Diese neuartige Methodik
soll in Zusammenarbeit mit dem Institut für Tumorbiologie auch für die Tumoren des Kopf-Hals-Bereiches
etabliert werden. So sollen die Ausbreitungsprozesse
dieser Tumoren besser verstanden und mögliche Zielstrukturen identifiziert werden, die zur Verhinderung
einer Metastasierung gehemmt werden müssen.
16
Begleitangebote - Psychoonkologie
Psychoonkologie
Für Patienten, die an einem Kopf-Hals-Tumor erkrankt
sind, bieten wir – ebenso wie für die Angehörigen
– psychoonkologische Unterstützung an. Unser Angebot zielt darauf ab, die Belastungen zu lindern, die
durch Krankheit und Therapie entstehen.
Dafür kommen erfahrene Kolleginnen und Kollegen,
die über spezielle Ausbildungen verfügen, zu Ihnen
auf die Station. Wir besprechen direkt vor Ort, was
Ihnen und Ihren Angehörigen in der Auseinandersetzung mit Ihrer Situation hilft. Zuweilen zeigen wir Ihnen auch psychologische Übungen, die Ihnen Entlastung und Entspannung bringen können.
Auch hinsichtlich der besonderen psychischen Belastungen, die durch sichtbare Tumoren im Kopf-HalsBereich und deren zuweilen eingreifende Behandlung
entstehen können, bieten wir Ihnen gezielte Hilfen an.
Wenn Sie die Station verlassen haben, können Sie sich
an unsere Psychoonkologische Ambulanz wenden.
Dort haben wir eine Vielzahl von psychologischen Angeboten: Einzel-, Paar- und Familiengespräche, Kunstund Musiktherapie sowie verschiedenen entlastende
Gruppenangebote. Bei Interesse wenden Sie sich an
Ärzte oder Pflegepersonal auf Ihrer Station oder melden Sie sich direkt telefonisch.
!
Selbsthilfegruppen
Das Kopf-Hals-Tumorzentrum kooperiert eng mit einigen
Selbsthilfegruppen, die Ihnen eine Plattform zum Erfahrungs- und Informationsaustausch bieten. Alle Adressen
und Ansprechpartner finden Sie unter Kontakte und Adressen.
Begleitangebote - Survivorship
Suvivorship / Spezialsprechstunde L.O.T.S.E.
(Leben ohne Tumor – Strategie und Edukation)
Gegenwärtig wird die Zahl der „Krebsüberlebenden“
auf weltweit 28 Mio. geschätzt. In den kommenden
Jahren ist mit einer Zunahme dieser Zahl zu rechnen.
Multimodale Therapieverfahren, wie im Kopf-Hals-Tumorzentrum angewendet, verbessern die Chancen auf
ein langes Überleben erheblich.
Nicht selten kämpfen ehemalige Patienten noch Jahre nach der Krebserkrankung mit körperlichen und
psychosozialen Spätfolgen, welche durch die Tumorerkrankung selbst oder deren Therapie bedingt sind.
Darüber hinaus erstellen wir mit Ihnen einen auf Sie
persönlich zugeschnittenen Nachsorgeplan und besprechen ggf. die Anbindung an die Allgemeinmedizin des UKEs für eine strukturierte Nachsorge. Wir
gehen gemeinsam die zukünftige Vorsorge an unter
Berücksichtigung Ihrer Lebensgewohnheiten und unterstützen Sie mit Informationen über psychosoziale
Interventionsangebote wie z. B. Sport und Bewegung,
Ernährungsberatung und Sozialberatung.
Daher möchten wir Sie im Rahmen unserer Sprechstunde in dieser sensiblen Phase unterstützen und
„lotsen“. Die L.O.T.S.E. Sprechstunde wendet sich an
Patientinnen und Patienten, die sich gerade in der
Nachsorge befinden oder deren Therapie schon längere Zeit abgeschlossen ist, aber infolge der Erkrankung
oder Therapie körperliche oder psychosoziale Unterstützung benötigen.
Im Rahmen der Sprechstunde beraten wir Sie bzgl. der
möglichen Spätfolgen der Erkrankung oder der erfolgten Therapie.
Bei Interesse an unseren Begleitangeboten fragen Sie bitte Ihren behandelnden Arzt.
18
Kontakte und Adressen
Unter folgenden Kontaktdaten sind unsere Ansprechpartner für Sie erreichbar:
Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
Leitung: Prof. Dr. Rainald Knecht
Information und Terminvereinbarung unter
Telefon: 040 - 7410-52380
__________________________
Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
Leitung: Prof. Dr. Dr. Max Heiland
Information und Terminvereinbarung unter
Telefon: 040 - 7410-53259 __________________________
Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie
Leitung: Prof. Dr. Cordula Petersen
Information und Terminvereinbarung unter
Telefon: 040 - 7410-53832
Hubertus Wald Tumorzentrum - Universitäres Cancer Center Hamburg
II. Medizinische Klinik und Poliklinik für Onkologie und Hämatologie
Leitung: Prof. Dr. Carsten Bokemeyer
Information und Terminvereinbarung unter
Telefon: 040 - 7410-53980
__________________________
__________________________
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Martinistr. 52, 20246 Hamburg
!
Kopf-Hals-Tumorzentrum
Das Kopf-Hals-Tumorzentrum ist Mitglied des Universitären Cancer Centers Hamburg (UCCH), welches als eines der onkologischen Spitzenzentren in Deutschland durch die Deutsche Krebshilfe ausgezeichnet und durch die Deutsche Krebsgesellschaft zertifiziert ist. Zum Kopf-Hals-Tumorzentrum gehören die Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, die Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, die II. Medizinische Klinik (Hämato-, Onkologie und Knochenmarkstransplantation), die Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, die Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, das Institut für Pathologie und die Abteilung Psychoonkologie des Instituts für Medizinische Psychologie.
Benötigen Sie weitere Hilfen oder Informationen? Folgende Adressen können Ihnen sicherlich weiterhelfen.
Selbsthilfegruppen
Bundesverband der Kehlkopfoperierten e.V.
Haus der Krebsselbsthilfe, Thomas Mann Str. 40, 53111 Bonn
Telefon: 02 28 / 3 38 89-3 00, Fax: 02 28 / 3 38 89-310
E-Mail: [email protected]
Internet: www.kehlkopfoperiert-bv.de
Allgemeine Informationen zu Krebsthemen
Deutsche Krebshilfe e.V.
Beratungsdienst, Buschstraße 32, 53113 Bonn
Telefon: 0228 / 729 90 95 (Mo. - Fr. 08:00 - 17:00 Uhr)
E-Mail: [email protected]
Internet: www.krebshilfe.de
KHTS - Kopf-Hals-Tumorstiftung
Wachtelstr. 83, 22305 Hamburg
Internet: www.kopf-hals-tumorstiftung.org, www.khts.org
Krebsinformationsdienst (KID)
Deutsches Krebsforschungszentrum, Im Neuenheimer Feld
280, 69120 Heidelberg
Telefon: 0800 / 420 3040 (tgl. von 08:00 - 20:00 Uhr)
E-Mail. [email protected]
Internet: www.krebsinformationsdienst.de
Zungenkarzinom Hamburg
Telefon: 040 / 695 80 26
E-Mail: [email protected]
Tulpe e.V.
Verein zur Betreuung und Hilfe für Gesichtsversehrte
Karl-Marx-Str. 7
39240 Calbe
E-Mail: [email protected]
Internet
INKA - Informationsnetz für Krebspatienten und
Angehörige e.V.
Internet: www.inkanet.de
Krebs-Kompass Forum der Carl Oehlrich Gesellschaft e.V.
zu verschiedenen Fachgebieten
Internet: www.oehlrich.org
Deutsche Krebsgesellschaft e.V.
TiergartenTower, Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Belrin
Telefon: 030 / 322 93 29 00, Fax: 030 / 322 93 29 66
E-Mail: [email protected]
Internet: www.krebsgesellschaft.de
Hamburger Krebsgesellschaft e.V.
Geschäftsstelle und Krebsberatungsdienst
Butenfeld 18
22529 Hamburg
Telefon: 040 / 460 42 22
Telefax: 040 / 460 42 32
E-Mail: [email protected]
Internet: www.krebshamburg.de
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Impressum
Redaktion:
Dr. Chia-Jung Busch
Avin Hell
Mitarbeiter des Kopf-Hals-Tumorzentrums
Verantwortlich für den Inhalt:
Prof. Dr. Rainald Knecht
Prof. Dr. Max Heiland
Prof. Dr. Cordula Petersen
Prof. Dr. Carsten Bokemeyer
Herausgeber:
Hubertus Wald Tumorzentrum - Universitäres Cancer Center Hamburg (UCCH)
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistr. 52
20246 Hamburg
Gestaltung:
Avin Hell
Fotos:
Anja Meyer, UKE
Bilddatenbank UKE
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Titelbild: © Sebastian Kaulitzki, - Fotolia.com
© Hubertus Wald Tumorzentrum - Universitäres Cancer Center Hamburg 2014, alle Rechte vorbehalten
Ausgezeichnet als Onkologisches Spitzenzentrum und gefördert durch die
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