09/2016 Laborinformation C-reaktives Protein und weitere Inflammationsmarker Allgemeines CRP ist das klassische Akut-Phase-Protein. Nach Stimulation durch proinflammatorische Zytokine, insbesondere IL-6, wird es vorrangig in der Leber aber auch in aktivierten Makrophagen und Fibroblasten synthetisiert. Seine Aufgaben sind u. a. die Erkennung und Entsorgung apoptotischer Gewebszellen und die Opsonierung von Mikroorganismen und anderen exogenen und endogenen Liganden für die Phagozytose. Bei einem akuten Ereignis steigt die CRP-Konzentration im Plasma nach ca. 6 h an und erreicht ihr Maximum nach ca. 36-48 h. Der Anstieg der CRP-Konzentration korreliert dabei mit dem Ausmaß der Entzündung. Die Halbwertszeit von CRP beträgt zwischen 24 h und 48 h. Ursachen erhöhter CRP-Spiegel: Infektionen sterile Gewebsschädigungen wie z. B. operative Eingriffe Traumata Chronisch entzündliche Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises maligne Tumore tiefe Venenthrombose, Lungenembolie KHK, Myokardinfarkt Metabolisches Syndrom Diabetes mellitus Typ II ! Die CRP-Konzentration nimmt mit dem Alter zu und Frauen haben meist höhere Werte als Männer. Normale CRP-Werte schließen die Präsenz einer leichten Entzündung mit minimaler Akut-Phase-Antwort wie z. B. inaktiver systemischer Lupus erythematodes oder das Frühstadium einer Infektion nicht aus. CRP und auch andere Inflammationsmarker sollten daher immer im Verlauf beurteilt werden. Indikationen Diagnose und Verlaufskontrolle von Infektionen Monitoring unter antiinfektiöser oder antiinflammatorischer Therapie Erkennen von postoperativen Komplikationen Unterscheidung zwischen bakteriellen und viralen Infektionen wie z. B. Meningitis bzw. Pneumonie (CRP bei viralen Infektionen i. d. R. < 40 mg/l, bei bakteriellen Infektionen meist deutlich höher) Chronisch entzündliche Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises Risikostratifizierung im Rahmen einer KHK Die Wertigkeit von CRP-Spiegeln zur Einschätzung der Prognose bzw. des Schweregrads von Infektionen und Sepsis sowie des Mortalitätsrisikos wird in der Literatur unterschiedlich beurteilt. Weitere Inflammationsmarker Die CRP-Bestimmung ist v. a. im ambulanten Bereich aufgrund ihrer guten Verfügbarkeit und ihrer geringen Kosten für das Screening auf Infektionen sowie zur Kontrolle des Therapieverlaufs gut geeignet. Auf Intensivstationen hingegen werden aufgrund ihrer besseren diagnostischen Aussagekraft v. a. hinsichtlich Früherkennung bakterieller Infektionen/Sepsis eher IL-6 und PCT bestimmt. Leukozytose zeigt v. a. bakterielle Infektionen an, ist jedoch unsensitiv bei lokalen Infektionen und nichtbakteriellen Entzündungen. Bei leukopenischen Patienten ist die Leukozytenzahl zur Bestimmung der Akut-Phase-Reaktion nicht geeignet. Eine Leukozytose kann ebenso durch starke körperliche Arbeit oder Leistungssport induziert werden. Sie tritt auch bei Tumoren, hormonellen Erkrankungen oder Stoffwechselentgleisungen (diabetisches Koma) auf. PCT steigt schneller an als CRP (nach ca. 4 h) und erreicht sein Maximum nach 6-8 h. Die Höhe des Anstiegs korreliert dabei mit dem Schweregrad der Erkrankung und der Prognose. Bei bakteriellen Infektionen hat PCT eine höhere Sensitivität und Spezifität. Sein Einsatz erfolgt daher v. a. zur Diagnostik bakterieller Infektionen und zur Sepsisdiagnostik, aber auch zur Einschätzung der Prognose und zur Steuerung der Therapie (Antibiose). Erhöhungen von PCT können aber auch bei Traumata, OPs und Verbrennungen vorkommen. Falsch negative Befunde können im Frühstadium einer bakteriellen Infektion oder bei lokal begrenzten Infektionen auftreten. IL-6 gilt als Frühmarker eines Entzündungsprozesses. Ein Anstieg ist bereits 24 bis 48 Stunden vor den klinischen Zeichen und vor einer messbaren Reaktion der anderen gängigen Biomarker nachweisbar. Aufgrund seiner kürzeren HWZ fällt IL-6 nach OPs, adäquat behandelten Infektionen etc. auch wieder schneller ab. Sein Einsatz erfolgt daher v. a. auf der Intensivstation und in der Neonatologie zur frühen Infektionsdiagnostik und zum Therapiemonitoring, aber auch zur Einschätzung der Prognose in der Frühphase und als Indikator für den Schweregrad und für das Mortalitätsrisiko. Zeitlicher Verlauf des Anstiegs von Interleukin, C-Reaktivem Protein und Procalcitonin nach operativem Trauma.2 Fortsetzung auf der Rückseite » MVZ Dr. Engelschalk, Dr. Schubach, Dr. Wiegel und Kollegen | Wörth 15 | 94034 Passau | Tel: 0851 95 93 00 09/2016 Laborinformation IL-6 PCT CRP Frühmarker +++ +(+) - DD bakteriell/viral + +++ + Prognose +++ + (+) Therapieerfolg ++ +++ + Referenzbereich bis 0,5 mg/dl Material ca. 1,0 ml Serum oder Plasma (EDTA-, Heparin-) Abrechnung (Labor) Eignung von PCT, IL-6 und CRP für verschiedene Fragestellungen in Diagnose und Verlauf von Infektionen und Sepsis.3 Weitere Einsatzgebiete Mit high sensitive CRP (hsCRP) kann auch die sogenannte „low grade inflammation“ bei z. B. Arteriosklerose, KHK, Diabetes mellitus erfasst werden. Studien zeigten eine unabhängige Beziehung zwischen der basalen CRP-Konzentration und künftigen koronaren Ereignissen. Daher wird hsCRP auch zur Risikostratifizierung im Rahmen einer KHK eingesetzt. Zur Einordnung des kardiovaskulären Risikos wurden folgende CRP-Grenzwerte festgesetzt: < 0,1 mg/dl niedriges Risiko 0,1-0,3 mg /dl moderates Risiko > 0,3 mg/dl hohes Risiko EBM GOÄ 1fach 1,15fach CRP quant. 32460 4,90 € 3741 11,66 € 13,41 € Leukozyten 32036 0,25 € 3956 3,50 € 4,02 € 3963 26,23 € 30,16 € PCT keine Kassenleistung Literatur: 1 Thomas L, Labor und Diagnose, TH-Books, 8. Auflage, S. 1278-1289 2 Thomas L, Labor und Diagnose, TH-Books, 7. Auflage, S. 1025 3 Boenisch S et al., Spielen CRP-Spiegel neben IL-6 und PCT noch eine Rolle für Patienten auf Intensivstationen?, J Lab Med 2013; 37 (1): 1-11 4 Pearson TA et al., Markers of inflammation and cardiovascular disease: application to clinical and public health practice: a statement for health care professionals from the Centers of Disease Control and Prevention and the American Heart Association. Circulation 2003; 107: 499-511 Bei der Beurteilung muss dabei allerdings die intraindividuelle Variation des CRP von Tag zu Tag sowie die Beeinflussung des CRP-Werts durch nicht-inflammatorische Stimuli wie z. B. Alkoholkonsum, physische Aktivität, Adipositas u.a. beachtet werden MVZ Dr. Engelschalk, Dr. Schubach, Dr. Wiegel und Kollegen | Wörth 15 | 94034 Passau | Tel: 0851 95 93 00