Dresden Eins 27. September 2010 "Der Turm" feierte Uraufführung Im Schauspielhaus des Staatsschauspiels Dresden war am zurückliegenden Wochenende die Urauführung von „Der Turm“ zu erleben. In einer Bühnenfassung von Jens Groß und Armin Petras ist Uwe Tellkamps preisgekrönter Roman erstmals auf die Bühne gebracht worden. Im M ittelpunkt der Handlung stehen die Dresdner Arztfamilie Hoffmann, ihre Verwandten und ihr Leben in den letzten sieben Jahren der DDR. Die Dresdner Presse hat die Uraufführung sehr positiv reflektiert. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung war der Ansicht, dass das Potential dieser Adaption nur angedeutet worden sei. Bühnen O-Ton Holger Hübner und Benjamin Pauquet spielen Vater und Sohn Hoffmann. Regie führte Wolfgang Engel, das Bühnenbild ist von Olaf Altmann. Bühnen-O-Ton Für die Vorstellungen im Oktober und November gibt es noch Karten zwischen 10 und 24 Euro. Kurz Kritik: "Der Turm" Die Uraufführung der Bühnenfassung von Uwe Tellkamps Roman „Der Turm“ am Staatsschauspiel Dresden überzeugt. Die Kritik mag streiten, ob und wie die Dramatisierung des preisgekrönten Romans über das Dresdner Bildungsbürgertum der späten DDR gelungen ist. Hier fällt das Urteil eindeutig aus. Die Textfassung von Jens Groß und Armin Petras überzeugt, vor allen aber der Regie von Wolfgang Engel ist es gelungen, den „Sud“ des Romans einzufangen, den Romantext so in stringenter Story und überzeugenden theatralischen Bildern zu verdichten. Dazu spiegelt das Bühnenbild von Olaf Altmann den „Turm“ über offene Balkone in austauschbaren Räumen. O-Ton: Ausschnitt Proben-Aufnahmen Engel zeigt das Dresdner Bildungsbürgertum der späten DDR ungeschminkt wabernd im alltäglichen Einheitsbrei des „realen Sozialismus“ zwischen privaten Nischen und offiziellen Feiern, zwischen M angelwirtschaft und klammheimlichem Überfluss. Der Bühnenturm erscheint als Beziehungs geflecht zwischen Figuren und Räumen. Während die Politik und das akademische Feuilleton heute rückblickend räsonieren, ob man die DDR als „Unrechtsstaat“ bezeichnen kann oder doch lieber nicht, geben Tellkamp und Engel hier eine einleuchtend frappierende Antwort. Für sie war die DDR ein „Scheißstaat“ – und doch ließ es sich dort leben und lieben, feiern und trauern, glücklich und unglücklich sein. O-Ton Ausschnitt Proben-Aufnahmen Das Dresdner Premierenpublikum – abgesehen von denen, die sich hier auf die „Gnade der späten Geburt“ berufen können – konnte sich im Brennspiegel vergangener Jahre selbst entdecken. Das Leben damals greift in das Heute – voll von Lust, Kraft und Angst, voll von Tragik und Komik und voller Resignation im Aufbruch. Wolfgang Engel ist es 20 Jahre nach seiner legendären Faust-Inszenierung am Staatsschauspiel Dresden wieder gelungen, Geschichte in der Gegenwart zu verhandeln.