6. Boltzmann-Verteilung Thermodynamik behandelt Systeme, die aus einer großen Zahl von Teilchen (z.B. Atome, Moleküle) bestehen. Bei der makroskopischen Beschreibung verzichtet man auf die genaue Angabe der Zustände aller Teilchen (z.B. Positionen, Geschwindigkeiten) und beschreibt das System durch nur wenige makroskopische Zustandsgrößen (z.B. Druck, Temperatur), welche sich oft aus gewissen mittelwerten der einzelnen Teilchen ergeben. Ein bestimmter solcher Makrozustand kann dabei mikroskopisch betrachtet, durch unterschiedliche Mikrozustände realisiert werden. Wir werden nur Systeme betrachten, in denen alle Mikrozustände mit der gleicher Wahrscheinlichkeit auftreten. Dann ist die Frage, in welchem Makrozustand sich das System ‚am Liebsten’ befindet, besonders leicht zu beantworten: in jenem, der durch die meisten Mikrozustände realisiert wird. Die Anzahl der möglichen Mikrozustände, die zu einem bestimmten Makrozustand gehören nennt man die Permutabilität (Bezeichnung W ). Nach dem Obigen ist die Permutabilität eines Makrozustands proportional zu dessen Auftrittwahrscheinlichkeit. Boltzmann postulierte den folgenden Zusammenhang zwischen W und der Entropie S der phänomenologischen Thermodynamik (siehe auch Boltzmanns Grabstein im Wiener Zentralfriedhof): S = k ln W k= R = 1,38066 ⋅10 − 23 J ⋅ K −1 (Boltzmann-Konstante) L (∗) R = 8,31441 J ⋅ mol −1 ⋅ K −1 , L = 6,022 ⋅10 23 mol −1 (Loschmidt’sche Zahl) Demnach ist der Zustand maximaler Entropie jener, der durch die meisten Mikrozustände realisiert wird und welcher demnach mit der höchsten Wahrscheinlichkeit auftritt. Damit wird die aus der phänomenologischen Thermodynamik bekannte Tatsache, dass der Zustand des thermodynamischen Gleichgewichts eben jener mit maximaler Entropie ist, auf die statistischmiroskopische Natur des Systems zurückgeführt! (Boltzmannsches Prinzip) Mit diesem Prinzip sowie mit seinen Zusammenhängen zur phänomenologisch definierten Entropie wollen wir uns später noch ausführlicher beschäftigen. Zunächst einige Schlussfolgerungen. 25 Die durch ( ∗ ) definierte Entropie ist eine extensive Größe. Um dies zu sehen, betrachten wir zwei unabhängige Teilsysteme mit Permutabilitäten W1 , W2 . Wie ist die Permutabilität W12 des Gesamtsystems? W12 W1 Beispiel: W2 Falls sich ein Teilchen im System 1 in zwei Zuständen A und B aufhalten kann, und im System 2 in zwei Zuständen X und Y, gibt es für das Gesamtsystem die Möglichkeiten: {AX, AY, BX, BY} d.h. 2 ⋅ 2 = 4 Möglichkeiten. Allgemein: Die Anzahl der möglichen Mikrozustände multipliziert sich bei der "Addition" zweier unabhängiger Subsysteme. Die Entropie verhält sie sich jedoch wegen des Logarithmus additiv: W12 = W1 ⋅ W2 Beispiel: ⇔ S12 = k ln(W12 ) = k ln(W1W2 ) = k ln W1 + k ln W2 = S1 + S 2 . Entropieänderung bei irreversibler Expansion eines idealen Gases aus Volumen V1 in Volumen V2 > V1 : V1 ∆S = ? V2 Anzahl der möglichen Platzierungen eines Teilchens in V1 sei Z1 Dann ist Anzahl der möglichen Platzierungen in V2 : Z 2 = Z1 Für N Teilchen: Zahl der möglichen Mikrozustände in V1 : Z1N , V2 . V1 und in V2 : Z 2N . (Annahme: Teilchen verdrängen sich gegenseitig nicht von ihren Plätzen). Daraus folgt für die Entropieänderung: ln W1 = N ln Z1 , ln W2 = N ln Z 2 = N ln ∆S = kln W2 − kln W1 = kN ln V2 + N ln Z1 V1 V2 V1 für ein Mol des Gases gilt: N= L = 6,022 ⋅10 23 mol −1 und wegen R=kL: 26 ∆S = R ln V2 pro Mol des Gases. V1 in Übereinstimmung mit dem Resultat der phänomenologischen Thermodynamik (siehe dort). Wichtig: Das Ergebnis ist unabhängig von Z1 , d.h. Verfeinerung der Positionsbestimmung ist beliebig genau vorstellbar und gilt damit sowohl für die klassische Mechanik (kontinuierlicher Phasenraum) als auch für Quantenmechanische Systeme. (vgl. Minimalvolumen im Phasenraum, Quantenmechanik, Unbestimmtheitsrelation). Wir betrachten jetzt speziell ein Ensemble von Teilchen, die in einem vorgegebenen Volumen V, unterschiedliche Energien annehmen können. Z.B. setzen wir, entsprechend der QM voraus, dass wir nur diskrete Energieniveaus unterscheiden können. Z.B. beim harmonischen Oszillator sind diese durch 1 E i = hω i + 2 gegeben. Das System soll makroskopisch ausschließlich durch zwei Nebenbedingungen charakterisiert sein: Gesamtteilchenzahl: N Gesamtenergie (innere Energie): U E Ei n4 n3 n2 n1 N = ∑ ni = const E5 i E4 U = ∑ ni Ei = const E3 i E2 E1 Die Makrozustände sind dann durch die Besetzungszahlen ni vollständig charakterisiert. Für die Charakterisierung des Mikrozustandes würde man z.B. zusätzlich wissen wollen, welche Teilchen sich in welchem Energieniveau befinden. Wir nummerieren die Teilchen 1, 2, ...., N. Vertauscht man die Teilchen zwischen den Energieniveaus, ändert sich der Mikrozustand, aber nicht der Makrozustand, z.B. 1 6 7 4 7 4 5 6 1 2 3 5 2 3 27 gleicher Makrozustand, aber verschiedener Mikrozustand Vertauschung von Teilchen innerhalb eines Energieniveaus ändert weder den Makrozustand noch den Mikrozustand. 6 7 7 6 4 5 5 4 1 2 1 3 2 3 Für die Permutabilität W des Makrozustandes mit den Besetzungszahlen ni , die insgesamt k Energieniveaus besetzen, findet man: W= N! n1!n2 !....nk ! Die Faktoren n i ! im Nenner ergeben sich aus der Tatsache, dass es bei einer Vertauschung von Teilchen, die sich im gleichen Energieniveau aufhalten, zu keiner Veränderung des Mikrozustandes kommt. Nach Anwendung der Stirling'schen Formel ( ln N ! ≅ N ln N − N ) für N! und die ni ! erhält man: k k ln W = ln N !− ln ∏ ni ! = ln N !−∑ ln (ni !) i =1 i =1 k ≅ N ln N − N − ∑ (ni ln ni − ni ) i =1 k k = N ln N − N + ∑ ni − ∑ ni ln ni i =1 i =1 { =N k ln W = N ln N − ∑ ni ln ni i =1 (Wegen N, ni >>1 können wir diese Näherung des Logarithmus als exakt betrachten!) 28 Entsprechend dem Boltzmann-Prinzip suchen wir nun den Makrozustand mit maximaler Entropie, d.h. diejenigen Zahlen ni , für die die Größe ln W maximal wird unter der Nebenbedingung N = konst. U = konst. (das sind die vorgegebenen makroskopischen Größen). (die der Gleichgewichtsverteilung entsprechen soll) Verwendung der Methode der Lagrangeschen Multiplikatoren: Suche (ln W − αN − βU ) → max ( α , β : Lagrange-Multiplikatoren). ! ∂ [ln W − αN − βU ] ∂n j 0= ∂ ∂n j = mit N = ∑ ni und i N ln N − ∑ ni ln ni − α ∑ ni − β ∑ ni Ei i i i U = ∑ ni Ei i (Abl. lässt nur je einen Summanden über) = − ln n j − 1 − α − β E j = − ln n j − (1 + α ) − β E j ⇔ 123 ln n j = −α '− β E j ⇔ ≡α ' n j = e −α ' e −β E j Die beiden Nebenbedingungen N = ∑ ni und U = ∑ ni Ei , legen die Lagrangeschen i i Multiplikatoren α ' und β fest: N = ∑ ni = e −α ' ∑ e − β Ei i e −α ' = ⇔ i N ∑ e − β Ei (∗ ∗) i damit erhalten wir für die Besetzungszahlen n j − βE nj = Ne j . ∑ e − β Ei i Division durch die Gesamtzahl N ergibt die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein zufällig ausgewähltes Teilchen im Zustand j mit Energie E j befindet: Pj = nj N = e − βE j ∑e β − Ei i Das ist die Boltzmann-Verteilung mit einem noch unbekanntem Parameter β . Man sieht, dass ∑P j = 1 gilt, wobei die Summe die Rolle des Normierungsfaktors Spielt. β wird im Prinzip mittels der obigen Besetzungszahlen festgelegt durch: 29 U = ∑njEj j ∑N E e = ∑e β −β E j j (∗ ∗ ∗) j − Ei i Das ist bei vorgegebenen E i und N , U im Prinzip eine Bestimmungsgleichung für β - allerdings nichtlinear und nicht nach β auflösbar. Wir versuchen über β etwas zu erfahren indem wir einen Anschluss an die phänomenologische Thermodynamik herstellen und die Gleichheit der statistisch definierten Entropie S stat und der phänomenologisch definierten Entropie S ph verlangen: Wir betrachten eine infinitesimale Zustandsänderung: U → U + dU (z.B. durch Temperaturerhöhung). System ist geschlossen (Energieaustausch, aber kein Austausch von Teilchen), und V = konst. (keine Arbeitsleistung). Entsprechend der phänomenologischen Thermodynamik gilt: dS ph = δQ T = d U + pd V d U = T T Wie verhält sich die statistisch definierte Entropie S stat bei der Zustandsänderung U → U + dU ? Die Gleichung (∗ ∗ ∗) Definiert einen Zusammenhang β = β (U ) . Damit können wir schreiben: β = β (U ) ⇒ β → β + dβ α ' = α ' (β ) ⇒ α ' → α '+ dα ' Wegen der Gleichung (∗ ∗) für e −α ' hängen jedoch Variationen von α ' von den Variationen von β ab. Wir bestimmen diesen Zusammenhang indem wir die Bedingung der Konstanten Teilchenzahl in der Form d(ln N) = 0 verwenden: ≡ f (β ) 6 47 4 8 1 ∂f − β Ei 0 = d ln N = − d α '+ d ln ∑ e = − d α '+ dβ i f ∂β U dα ' = − dβ N 30 ∑E e β = − d α '− ∑e β − Ei i dβ i − Ej j U = − dα '− dβ N Zur Berechnung der Änderung von S stat = k ln W Allgemein: ln W = N ln N − ∑ ni ln ni Speziell im Gleichgewicht ( W = Wmax ): ni = e −α 'e − β Ei ln ni = −(α '+ β Ei ) ⇔ damit ln Wmax = N ln N + ∑ ni (α '+ β Ei ) = N ln N + α ' ∑ ni + β ∑ ni Ei i i i ln Wmax = N ln N + α ' N + β U Bei der Zustandsänderung U → U + dU α ' → α '+ dα ' β → β + dβ U mit dem obigen Resultat dα ' = − dβ N d (ln Wmax ) = dα ' N + U dβ + β dU U = − dβ N + Udβ + β dU N = β dU damit erhalten wir für die Entropieänderung: dS stat = k d (ln Wmax ) = kβ dU Aus der Forderung der Gleichheit von dS ph und dS stat erhalten wir: ! dS stat = kβ dU = dU = dS ph T ⇔ β= 1 kT Damit lautet die Boltzmann-Verteilung: Pj = nj N = e − E j / kT ∑e − Ei / kT damit die Besetzungszahlen: i N e − Ei / kT ni = − E / kT ∑e j j Die Wahrscheinlichkeit eines Teilchens im Zustand j zu sein hängt nur von der Energie E j des Zustandes ab (wobei E j = Ei für zwei Zustände gelten kann!). Die als Normierungsfaktor 31 auftretende Summe über alle möglichen Zustände eines Teilchens wird als Zustandssumme (engl.: partition function ) bezeichnet. Sie spielt in der gesamten statistischen Physik eine zentrale Rolle. Gleichverteilung Bei der Ableitung der Boltzmann-Verteilung hatten wir aus S stat = k ln W → max die Verteilung von N Teilchen auf k Energieniveaus unter den Nebenbedingungen N = ∑ ni = konst und U = ∑ ni E i = konst errechnet. Dabei ging die Höhe der Energien der Zustände nur durch die zweite Nebenbedingung ein. Welche Verteilung hätten wir erhalten, wenn wir ausschließlich die erste Nebenbedingung k ∑i =1 ni = N berücksichtigt hätten ? (z.B. realisiert durch ein Volumen, unterteilt in k Teilvolumina, in denen sich jeweils ni Gasteilchen befinden.) k ln W = N ln N − ∑ ni ln ni i =1 Mit dem Lagrang‘schen Multiplikator α : k k i =1 i =1 ln W = ln W − α N = N ln N − ∑ ni ln ni − α ∑ ni ∂ ln W = − ln n j − 1 − α = 0 ∂n j n j = e −α ' nj = k ∑n = ∑e α j j =1 ⇔ unabhängig von j k N= ⇔ ln n j = −(1 + α ) ≡ −α ' j =1 − ' = k e −α ' ⇔ e −α ' = N k N k d.h. Gleichverteilung, über alle möglichen Zustände. Das ist das aus Symmetriegründen erwartete Ergebnis, weil zwischen den k möglichen Zuständen nicht mehr unterschieden wurde. 32 Berechnung von Thermodynamischen Größen aus der Zustandssumme 1. Innere Energie ∂ ln Z ∂ = ln ∑ e − β Ei ∂β ∂β i = − E e − β Ek − β Ei ∑ k k ∑e 1 =−U N i N ∂ ln Z 1 = −U , mit β = ∂β kT N ∂ ln Z ∂ ln Z dT =N = −U ∂β ∂T dβ U = NkT 2 , T= 1 kβ folgt dT 1 k 2T 2 dT =− 2 =− ; = − kT 2 dβ k dβ kβ mit ∂ ln Z ∂T (∗) 2. Entropie S = k ln Wmax Wir hatten hergeleitet: mit β = 1 kT ln Wmax = N ln N + α ' N + βU sowie e −α ' = N ∑e − β Ei ⇔ α ' = − ln N + ln ∑ e − β E i damit ist i i U U S = k ln Wmax = kN ln N − kN ln N + kN ln ∑ e −β Ei + = kN ln Z + T i T daraus mittels (∗) S = kN ln Z + NkT ∂ ln Z ∂T 3. Freie Energie mit Hilfe der Gleichung (∗ ∗) für S U F = U − TS = U − T kN ln Z + = − kTN ln Z T 33 (∗ ∗) Anmerkungen: Der einfachste Zusammenhang zwischen der Zustandssumme und einer thermodynamischen Größe besteht für die freie Energie F ≈ ln Z . Aus den Ableitungen geht deutlich hervor, dass alle betrachteten Größen proportional zu N sind, d.h. es handelt sich um extensive Zustandsgrößen. Boltzmann-Verteilung im Kontinuierlichen Fall Wir betrachten die Situation, wenn es statt abzählbar vieler Zustände mit index i, kontinuierlich viele gibt, die durch q parametrisiert seien (Koordinate(n) im Zustandsraum). Auch die Energie ist i.a. eine kontinuierlich veränderbare Größe E (q ) . Z.B. für Teilchen eines Idealen Gases deren Energie von der Geschwindigkeit abhängt ist q = v und E (v) = mv 2 2 . I.a. gilt: Ei → E (q ) Energie eines Zustandes ∑i → ∫ dq Anzahl von Zuständen → ni = N Pi = Ne − ∑e − Volumen eines Bereiches im Zustandsraum Ei kT Ei kT Summe/Integral über alle Zustände dn = N P(q) dq = → Ne ∫e − − E(q) kT E(q′) kT dq dq ′ Zahl der Teilchen im Zustands bereich dq um q j wobei e P(q) = ∫e − − E(q) kT E(q ′) kT Boltzmann-Verteilungsdichte im kontinuierlichen Fall dq ′ r Analog für mehrere Dimensionen, z.B. für q = v = (v x , v y , v z ) ist dq = dv x dv y dv z (Volumenelement im Geschwindigkeitsraum). Verteilung der Energie Oft will man die Energieverteilung Pε (E ) anstatt der Verteilung der Zustände wissen, z.B. um zu ermitteln, wie viele Teilchen es im Energieintervall (E, E+dE) gibt. Dabei ist zu beachten, dass zu einem Energieniveau mehrere Zustände gehören können. Dabei spielt die Tatsache eine Rolle, dass die Boltzmann-Verteilung nur von der Energie Abhängt: P(q)=P(E(q)) 34 Diskreter Fall: Entartungsgrad g j ≡ Anzahl der Zustände mit Energie E j Damit ist g j ⋅ E j ⋅ e ⇒ E j / kT Pε ( E j ) = die Gesamtanzahl der Teilchen mit Energie E j gj e Besetzungswahrscheinlichkeit der Energiniveaus − E j / kT ∑ gl e für diskretes Energiespektrum (index läuft über möglichen Energieniveaus) − El / kT l Kontinuierlicher Fall: Zunächst müssen wir eine Definition von g j finden, die für den kontinuierlichen Fall geeignet ist. Dazu betrachten wir die folgende Deutung von g j : um wie viel wächst die Anzahl der Zustände mit Energie ≤ E j beim Übergang E j −1 → E j . Im kontinuierlichen Fall: um wie viel wächst das Volumen des Bereiches im Zustandsraum mit Energie ≤ E beim Übergang E → E + dE , bezogen auf dE. Damit erhalten wir die Zustandsdichte: g (E) ≡ d Vol( BE ) dE BE ≡ Bereich im Zustandsraum mit Energie ≤ E dabei bezeichnet Vol( BE ) das Volumen von BE (d.h. die Länge eines Intervalls in einem eindimensionalen, eine Fläche in einem zweidimensionalem Zustandsraum u.s.w.). Beispiel: Gasteilchen in einer Dimension, deren Zustand durch einen Geschwindigkeitsfreiheitsgrad bestimmt ist: q = v und E (v) = mv 2 2 . BE für ein bestimmtes E ist dann der Geschwindigkeitsbereich mit v ≤ v( E ) = 2 E m , d.h. BE = ⇒ Vol( BE ) = 2 2 E m [− und daher 2E m , 2E m g (E) = ] (ein reelles Intervall) d Vol( BE ) = 2 2 mE dE (Im mehrdimensionalen Fall gibt es mit zunehmender Energie immer mehr Zustände derselben Energie.) Die Form der Zustandsdichte g(E) wird also durch die Energiefunktion E (q ) bestimmt. Mit der Zustandsdichte können wir nun die Wahrscheinlichkeitsdichte für die Energieverteilung bestimmen: Nach der obigen Definition ist g ( E ) dE das Volumen des Zustandsbereiches mit Energie zwischen (E, E+dE). Da für alle zustände q in diesem Bereich die Wahrscheinlichkeitsdichte P(q)=P(E(q)) =P(E) ungefähr konstant ist, gibt P(E) g(E) dE die Wahrscheinlichkeit an, dass sich ein Teilchen im infinitesimalen Zustandsbereich g ( E ) dE aufhält. Äquivalent können wir schreiben: 35 Zahl der Teilchen im dn = N P(E) g(E) dE = N Pε dE Energiebereich ( E, E + dE ) mit Pε ≡ P(E) g(E) für den speziellen Fall der Boltzmann-Verteilung erhalten wir nach Normierung: Pε ( E ) = g ( E ) e − E / kT Besetzungsdichte der Energiniveaus ∞ für kontinuierliches Energiespektrum − E / kT ∫ g ( E ′) e dE ′ 0 Mit Hilfe von Pε ( E ) lässt sich z.B. die Wahrscheinlichkeit berechnen, dass ein Teilchen eine Energie besitzt, die größer als ein vorgegebener Wert Ec ist: ∞ ∫ g(E) e ∞ P ( E ≥ Ec ) = ∫ Pε ( E ) dE = Ec − E / kT E dE Ec ∞ − E / kT ∫ g ( E ′) e dE ′ ∆ E = E akt : bestimmt die Reaktionsgeschwindigkeit E = 0 ∆ E o: bestimmt die Gleichgewichtslage 0 (Reaktionskoordinate) Dies spielt bei zahlreichen physikalischen oder chemischen Prozessen eine Rolle, wie z.B. die Reaktionsgeschwindigkeit chemischer Reaktionen. Betrachten wir: A+A →B v: Reaktionsgeschwindigkeit mit v = kA 2 k: kinetische Konstante A: Konzentration von A Kollisionswahrscheinlichkeit aufgrund Zahl der Atome: ∝ A2 Kollisionsenergie E ist proportional zur Energie eines Atoms, die statistisch durch die BoltzmannVerteilung gegeben ist. E muss eine bestimmte Aktivierungsenergie Eact überschreiten → k = k0 P ( E ≥ Eakt ) k 0 enthält weitere Abhängigkeiten, z. B. Größe der Atome Da P ( E ≥ Eakt ) i.a. von der Temperatur abhängt, lässt sich damit die Temperaturabhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit errechnen. r 2 2 Z.B. für Teilchen mit lediglich zwei Geschwindigkeitsfreiheitsgraden und E (v ) = m(v x + v y ) 2 ist P ( E ≥ Eakt ) = e − Eakt kT 36