Ein Beitrag für das Leben

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Ein Beitrag für das Leben
M
enschen – auf diesen
gemeinsamen Nenner
kann man wohl die (beruflichen) Ambitionen von Angelika Ettmayer am besten bringen. Die 63-jährige leitet seit der
Eröffnung im Dezember 2008
als Geschäftsführerin den Haller Sozialladen Sprungbrett, der
sozial schwache Menschen mit
Artikeln des täglichen Bedarfs
unterstützen soll. Doch schon in
jüngeren Jahren scharte die Hallerin gerne Menschen um sich.
Zeit für Jung und Alt
Nach der Schulzeit an der HAK
und einigen Jahren in einer Anwaltskanzlei stellte sie zunächst
einmal die Familie in den Mittelpunkt. Bereits als die Kinder
klein waren, organisierte sich
Angelika Ettmayer mit ihren
Nachbarinnen – damals lebte
die Familie in Innsbruck – in der
Kinderbetreuung. Als ihre eigenen drei Kinder größer wurden,
gründete die junge Frau die ers­
ten Spielgruppen – etwa über
die VHS oder über die Kolpinggemeinschaft. „Damals gab es
die Spielgruppen, wie sie heute
angeboten werden, noch gar
nicht. Für mich war wichtig, den
Kindern vor dem Kindergarten
einen sanften Einstieg in die Welt
zu bereiten, ein sanftes Ankommen. Da ging es nicht darum,
den Müttern eine Stunde zum
Kaffeetrinken zu verschaffen,
sondern darum, für die Kleinen
Zeit zu haben“, blickt sie lächelnd zurück. Rund 25 Jahre
gestaltete Angelika Ettmayer
die Spielgruppen mit dem Ziel,
den Kindern den Raum zu geben, sich so zu entfalten, wie sie
sind. „Die Kinder bekommen damit Struktur und Sicherheit, die
Rituale helfen den Kleinen beim
Wachsen.“ Mit etwa 50 Jahren
wechselte die Hallerin dann den
Bereich und arbeitete beim Projekt SELBA mit. „Selbstständig
im Alter“ ist ein Ansatz der Bildungsarbeit mit Senioren, der
die Bereiche Gedächtnis, Bewegung, Alltagsfähigkeiten und Lebenssinn miteinander in Verbindung bringt. Vor allem das Thema Kompetenztraining und Lebensfragen war ihr hier wichtig:
„Es ging darum, mit den älteren
Leute die Themen zu besprechen
und erarbeiten, die sie wirklich
beschäftigen: Krankheit und Tod,
Gesundheit und Medikamente, Zeitmanagement, aber auch
ganz konkrete Fälle wie Tes­
tamentsfestlegungen und ähnliches“, umfasst Ettmayer das
weite Feld.
Raum für Menschliches
schaffen
Nach einigen Jahren im Handelsbereich fand die engagierte
Frau im Sprungbrett, einer Einrichtung des Roten Kreuz Hall,
eine neue Herausforderung. Die
Arbeitstage für den Sozialladen
Der Sozialladen unterstützt Menschen in sozialen Engpässen mit
Produkten des täglichen Gebrauchs.
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Haller Blatt, Dezember 2016
sind dicht gedrängt. Bereits um
sieben Uhr früh fährt Ettmayer
mit einem der freiwilligen Helfer
des Teams zu den Geschäften,
um dort die Waren abzuholen,
die von den Firmen zur Verfügung gestellt werden. „Es ist
wichtig, persönlich zu erscheinen, denn schließlich geben die
Unternehmen uns die Waren
kostenlos“, unterstreicht die
Geschäftsführerin. Im Laden
werden die Produkte sofort etikettiert und einsortiert. Jeden
Dienstag und Donnerstag zwischen 8 Uhr und 12.30 Uhr sowie
donnerstags zwischen 14.30 Uhr
und 18.30 öffnet das Sprungbrett dann. „Da stehen die Leute
Schlange, es ist immer randvoll.
Durch die Schulstartpakete sind
wieder neue Leute auf uns aufmerksam geworden“, berichtet
Ettmayer. Besonders freut sie,
dass die Thaurer Bauern jeden
Dienstag frisches Gemüse anliefern. Immer wieder können
mit zweckgewidmeten Spenden
auch spezielle Lebensmittel gekauft werden. „Auch Haushaltswaren sind sehr gefragt, oft bekommen wir von Firmen etwas
geschenkt oder aus Konkurswaren“, so die Sprungbrettfrau, die
von drei geringfügig Beschäftigten und gut 14 Freiwilligen in
der Arbeit unterstützt wird. „Für
mich persönlich ist die Arbeit im
Sprungbrett ein Beitrag für das
Leben, ein Unterstützen des Lebens – sowohl ernährungsmäßig
als auch gesprächsmäßig. Das
Wertschätzung für das Leben und
die Lebensmittel ist Angelika
Ettmayer besonders wichtig.
Sprungbrett will den Menschen
auf die Sprünge helfen, wenn
es soziale Bedürftigkeiten und
Engpässe gibt. Im Laden kommen viele persönliche Gespräche zustande, die Leute erzählen
ihre Geschichten, fragen nach
Wohnungen oder wo sie Unterstützung finden und ähnliches.“
Wichtig sei ihr aber auch, eine
gute Basis im Team zu schaffen.
„Wir möchten im Sprungbrett
Raum für Menschliches, Zwischenmenschliches, Kommunikation schaffen. Da ist es wichtig,
dass wir selber eine achtsame,
respektvolle Atmosphäre erzeugen. Die Wertschätzung für das
Leben an sich, für die Menschen,
aber auch für die Lebensmittel
ist mir wichtig.“ Auch der Leitsatz „Verwerten statt wegwerfen“ steht für die Geschäftsführerin im Mittelpunkt. Aus dieser
Haltung entstehe Begeisterung,
und „dann ist Geist dabei“, so
Ettmayer. n
Einmal in der Woche liefern die Thaurer Bauern kostenlos frisches Gemüse
ins Sprungbrett, die Bauern wechseln sich dabei ab.
Foto: Fotolia.com
abgelichtet
Wertschätzung für das Leben und für Lebensmittel steht für Angelika Ettmayer, die
Geschäftsführerin des „Sprungbretts“ in Hall im Mittelpunkt. Schließlich will der
Sozialladen Menschen in Not wieder auf die Sprünge helfen.
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