Messbarkeit und Stochastische Prozesse Tutorium Stochastische Prozesse 08. November 2016 Inhalte des heutigen Tutoriums Im heutigen Tutorium besprechen wir: Inhalte des heutigen Tutoriums Im heutigen Tutorium besprechen wir: (1) Messbarkeit, Zufallsvariablen und Verteilungen Inhalte des heutigen Tutoriums Im heutigen Tutorium besprechen wir: (1) Messbarkeit, Zufallsvariablen und Verteilungen (2) Stochastische Prozesse als pfadwertige Zufallsvariablen Inhalte des heutigen Tutoriums Im heutigen Tutorium besprechen wir: (1) Messbarkeit, Zufallsvariablen und Verteilungen (2) Stochastische Prozesse als pfadwertige Zufallsvariablen (3) Die Produkt-σ-Algebra Inhalte des heutigen Tutoriums Im heutigen Tutorium besprechen wir: (1) Messbarkeit, Zufallsvariablen und Verteilungen (2) Stochastische Prozesse als pfadwertige Zufallsvariablen (3) Die Produkt-σ-Algebra (4) Endlich-dimensionale Verteilungen Inhalte des heutigen Tutoriums Im heutigen Tutorium besprechen wir: (1) Messbarkeit, Zufallsvariablen und Verteilungen (2) Stochastische Prozesse als pfadwertige Zufallsvariablen (3) Die Produkt-σ-Algebra (4) Endlich-dimensionale Verteilungen (5) Eindeutigkeit von Verteilungen und Dynkin’s π-λ Lemma Messbare Abbildung Frage: Wann ist eine Abbildung X : Ω → S messbar? Messbare Abbildung Frage: Wann ist eine Abbildung X : Ω → S messbar? Definition (Messbarkeit) Seien (Ω, A) und (S, S) messbare Räume. Dann bezeichnen wir die Abbildung X : Ω → S als A-S-messbar, wenn {X ∈ B} ∈ A für alle B ∈ S. Messbare Abbildung Frage: Wann ist eine Abbildung X : Ω → S messbar? Definition (Messbarkeit) Seien (Ω, A) und (S, S) messbare Räume. Dann bezeichnen wir die Abbildung X : Ω → S als A-S-messbar, wenn {X ∈ B} ∈ A für alle B ∈ S. Bemerkung: Mit {X ∈ B} meinen wir die Urbildmenge von B unter X: {X ∈ B} = {ω ∈ Ω : X(ω) ∈ B} = X −1 (B). Messbare Abbildung Frage: Wann ist eine Abbildung X : Ω → S messbar? Definition (Messbarkeit) Seien (Ω, A) und (S, S) messbare Räume. Dann bezeichnen wir die Abbildung X : Ω → S als A-S-messbar, wenn {X ∈ B} ∈ A für alle B ∈ S. Bemerkung: Mit {X ∈ B} meinen wir die Urbildmenge von B unter X: {X ∈ B} = {ω ∈ Ω : X(ω) ∈ B} = X −1 (B). Bemerkung: Ist (Ω, A, P) ein Wahrscheinlichkeitsraum, heißt X Zufallsvariable. Verteilungen Frage: Was ist die Verteilung der Zufallsvariablen X? Verteilungen Frage: Was ist die Verteilung der Zufallsvariablen X? Definition (Verteilung) Sei X : (Ω, A, P) → (S, S) eine Zufallsvariable. Dann nennen wir das Wahrscheinlichkeitsmaß PX auf (S, S) mit PX [B] , P[X ∈ B] die Verteilung von X. für alle B ∈ S Verteilungen Frage: Was ist die Verteilung der Zufallsvariablen X? Definition (Verteilung) Sei X : (Ω, A, P) → (S, S) eine Zufallsvariable. Dann nennen wir das Wahrscheinlichkeitsmaß PX auf (S, S) mit PX [B] , P[X ∈ B] für alle B ∈ S die Verteilung von X. Bemerkung: Wir schreiben typischerweise P[X ∈ ·] für die Verteilung von X. Anderer Schreibweisen sind: P[X ∈ ·] = P[{X ∈ ·}] = P ◦ X −1 = PX . Verteilungen Frage: Was ist die Verteilung der Zufallsvariablen X? Definition (Verteilung) Sei X : (Ω, A, P) → (S, S) eine Zufallsvariable. Dann nennen wir das Wahrscheinlichkeitsmaß PX auf (S, S) mit PX [B] , P[X ∈ B] für alle B ∈ S die Verteilung von X. Bemerkung: Wir schreiben typischerweise P[X ∈ ·] für die Verteilung von X. Anderer Schreibweisen sind: P[X ∈ ·] = P[{X ∈ ·}] = P ◦ X −1 = PX . Bemerkung: P[X ∈ ·] ist wohldefiniert aufgrund der Messbarkeit von X. Stochastische Prozesse Frage: Was ist ein stochastischer Prozess? Stochastische Prozesse Frage: Was ist ein stochastischer Prozess? Definition (Stochastischer Prozess) Sei T ⊂ R eine Indexmenge und sei X = {X(t)}t∈T eine Familie von Zufallsvariablen X(t) : (Ω, A, P) → (S, S), t∈T. Dann nennen wir die Familie X einen stochastischen Prozess. Stochastische Prozesse Frage: Was ist ein stochastischer Prozess? Definition (Stochastischer Prozess) Sei T ⊂ R eine Indexmenge und sei X = {X(t)}t∈T eine Familie von Zufallsvariablen X(t) : (Ω, A, P) → (S, S), t∈T. Dann nennen wir die Familie X einen stochastischen Prozess. Bemerkung: Typischerweise wird T als Zeitindexmenge aufgefasst. Die Zufallsvariable ω 7→ X(t, ω), ω ∈ Ω, beschreibt dann den Prozess zum Zeitpunkt t ∈ T . Prozesse als pfadwertige Zufallsvariable Sei X = {X(t)}t∈T ein (S, S)-wertiger stochastischer Prozess. Dann können wir den Prozess auch als pfadwertige Zufallsvariable auffassen: X : Ω → ST , ω 7→ X(·, ω), wobei S T den sogenannten Pfadraum bezeichnet: S T , f : f ist Abbildung von T nach S . Das heißt also, jedes ω ∈ Ω bildet auf die Abbildung t 7→ X(t, ω) ab. Prozesse als pfadwertige Zufallsvariable Sei X = {X(t)}t∈T ein (S, S)-wertiger stochastischer Prozess. Dann können wir den Prozess auch als pfadwertige Zufallsvariable auffassen: X : Ω → ST , ω 7→ X(·, ω), wobei S T den sogenannten Pfadraum bezeichnet: S T , f : f ist Abbildung von T nach S . Das heißt also, jedes ω ∈ Ω bildet auf die Abbildung t 7→ X(t, ω) ab. Frage: Gibt es eine σ-Algebra auf dem Pfadraum S T , so dass der stochastische Prozess X als pfadwertige Zufallsvariable messbar ist? Die Produkt-σ-Algebra Frage: Wie ist die Produkt-σ-Algebra ST auf S T definiert? Die Produkt-σ-Algebra Frage: Wie ist die Produkt-σ-Algebra ST auf S T definiert? Definition (Produkt-σ-Algebra) Die Produkt-σ-Algebra ST auf S T ist definiert als ST , σ(Z), wobei Z die endlich-dimensionalen Zylindermengen bezeichnet: Z, Q t∈T Bt : Bt ∈ S für alle t ∈ T und Bt 6= S für maximal endlich viele t ∈ T . Die Produkt-σ-Algebra Frage: Wie ist die Produkt-σ-Algebra ST auf S T definiert? Definition (Produkt-σ-Algebra) Die Produkt-σ-Algebra ST auf S T ist definiert als ST , σ(Z), wobei Z die endlich-dimensionalen Zylindermengen bezeichnet: Z, Q t∈T Bt : Bt ∈ S für alle t ∈ T und Bt 6= S für maximal endlich viele t ∈ T . Übungsaufgabe: Ein stochasticher Prozess X aufgefasst als pfadwertige Zufallsvariable ist A-ST -messbar. Umgekehrt gilt für jede A-ST -messbare Zufallsvariable X : Ω → S T , dass X(t) für alle t ∈ T eine A-S-messbare Zufallsvariable ist. Verteilung von stochastischen Prozessen Sei X = {X(t)}t∈T ein stochastischer Prozess. Da die pfadwertige Zufallsvariable X : Ω → ST , ω 7→ X(·, ω) eine A-ST -messbare Zufallsvariable ist, existiert die Verteilung von X: P[X ∈ ·] : ST → [0, 1], T T P[X ∈ ·] ist also ein Maß auf (S , S ). B 7→ P[X ∈ B]. Verteilung von stochastischen Prozessen Sei X = {X(t)}t∈T ein stochastischer Prozess. Da die pfadwertige Zufallsvariable X : Ω → ST , ω 7→ X(·, ω) eine A-ST -messbare Zufallsvariable ist, existiert die Verteilung von X: P[X ∈ ·] : ST → [0, 1], T B 7→ P[X ∈ B]. T P[X ∈ ·] ist also ein Maß auf (S , S ). Frage: Wie hängen die Verteilungen der Zufallsvariablen X(t), t ∈ T , mit der Verteilung des Prozesses X zusammen? Endlich-Dimensionale Verteilungen Frage: Was sind die endlich-dimensionalen Verteilungen von X? Endlich-Dimensionale Verteilungen Frage: Was sind die endlich-dimensionalen Verteilungen von X? Definition (Endlich-Dimensionale Verteilungen) Sei X = {X(t)}t∈T ein stochastischer Prozess und F = {t1 , . . . , tn } ⊂ T eine endliche Teilmenge von T . Definiere einen Zufallsvektor X F durch X F , X(t1 ), . . . , X(tn ) und bezeichne mit PF = P[X F ∈ ·] die Verteilung von X F auf (S F , SF ). Dann bezeichnen wir die Familie F P : F ⊂ T endlich als die endlich-dimensionalen Verteilungen von X. Charakterisierung der Verteilung Behauptung: Die endlich-dimensionalen Verteilungen bestimmen die Verteilung eines Prozesses eindeutig. Charakterisierung der Verteilung Behauptung: Die endlich-dimensionalen Verteilungen bestimmen die Verteilung eines Prozesses eindeutig. Wir haben also folgende Aussage zu beweisen: • Sei X ein Prozess mit endlich-dimensionalen Verteilungen {PF }F ⊂T endlich • und sei Y ein Prozess mit denselben endlich-dimensionalen Verteilungen, dann haben X und Y dieselbe Verteilung, d.h. P[X ∈ B] = P[Y ∈ B] für alle B ∈ ST . Charakterisierung der Verteilung Behauptung: Die endlich-dimensionalen Verteilungen bestimmen die Verteilung eines Prozesses eindeutig. Wir haben also folgende Aussage zu beweisen: • Sei X ein Prozess mit endlich-dimensionalen Verteilungen {PF }F ⊂T endlich • und sei Y ein Prozess mit denselben endlich-dimensionalen Verteilungen, dann haben X und Y dieselbe Verteilung, d.h. P[X ∈ B] = P[Y ∈ B] für alle B ∈ ST . Bemerkung: Für den Beweis benötigen wir Dynkin’s π-λ Lemma. Dynkin’s π-λ Lemma Definition (π-System) Ein nicht-leeres Mengensystem Z von Teilmengen von S T heißt π-System, wenn es stabil unter endlich vielen Schnitten ist. Dynkin’s π-λ Lemma Definition (π-System) Ein nicht-leeres Mengensystem Z von Teilmengen von S T heißt π-System, wenn es stabil unter endlich vielen Schnitten ist. Definition (λ-System) Ein Mengensystem E von Teilmengen von S T heißt λ-System, wenn S T ∈ E und E stabil unter Komplementbildung und abzählbaren disjunkten Vereinigungen ist. Dynkin’s π-λ Lemma Definition (π-System) Ein nicht-leeres Mengensystem Z von Teilmengen von S T heißt π-System, wenn es stabil unter endlich vielen Schnitten ist. Definition (λ-System) Ein Mengensystem E von Teilmengen von S T heißt λ-System, wenn S T ∈ E und E stabil unter Komplementbildung und abzählbaren disjunkten Vereinigungen ist. Theorem (Dynkin’s π-λ Lemma) Sei Z ein π-System und sei λ(Z) das kleinste λ-System, welches Z enthält. Dann gilt λ(Z) = σ(Z). Zusammenfassung Zusammenfassung: Zusammenfassung Zusammenfassung: (1) Stochastische Prozesse X = {X(t)}t∈T sind Familien von Zufallsvariablen. Zusammenfassung Zusammenfassung: (1) Stochastische Prozesse X = {X(t)}t∈T sind Familien von Zufallsvariablen. (2) Für alle t ∈ T ist die Zufallsvariable X(t) eine A-S-messbare Abbildung. Zusammenfassung Zusammenfassung: (1) Stochastische Prozesse X = {X(t)}t∈T sind Familien von Zufallsvariablen. (2) Für alle t ∈ T ist die Zufallsvariable X(t) eine A-S-messbare Abbildung. (3) Wir können Prozesse aber auch als pfadwertige Zufallsvariablen auffassen: X : Ω → ST , ω 7→ X(·, ω). Zusammenfassung Zusammenfassung: (1) Stochastische Prozesse X = {X(t)}t∈T sind Familien von Zufallsvariablen. (2) Für alle t ∈ T ist die Zufallsvariable X(t) eine A-S-messbare Abbildung. (3) Wir können Prozesse aber auch als pfadwertige Zufallsvariablen auffassen: X : Ω → ST , ω 7→ X(·, ω). (4) In diesem Fall ist X eine A-ST -messbare Abbildung. Zusammenfassung Zusammenfassung: (1) Stochastische Prozesse X = {X(t)}t∈T sind Familien von Zufallsvariablen. (2) Für alle t ∈ T ist die Zufallsvariable X(t) eine A-S-messbare Abbildung. (3) Wir können Prozesse aber auch als pfadwertige Zufallsvariablen auffassen: X : Ω → ST , ω 7→ X(·, ω). (4) In diesem Fall ist X eine A-ST -messbare Abbildung. (5) Es macht deshalb auch Sinn, von der Verteilung P[X ∈ ·] von X zu sprechen. Zusammenfassung Zusammenfassung: (1) Stochastische Prozesse X = {X(t)}t∈T sind Familien von Zufallsvariablen. (2) Für alle t ∈ T ist die Zufallsvariable X(t) eine A-S-messbare Abbildung. (3) Wir können Prozesse aber auch als pfadwertige Zufallsvariablen auffassen: X : Ω → ST , ω 7→ X(·, ω). (4) In diesem Fall ist X eine A-ST -messbare Abbildung. (5) Es macht deshalb auch Sinn, von der Verteilung P[X ∈ ·] von X zu sprechen. (6) Die Verteilung P[X ∈ ·] ist eindeutig durch die endlich-dimensionalen Verteilungen {PF }F ⊂T endlich bestimmt.