Bündner Tagblatt - Origen Festival Cultural

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Datum: 04.07.2016
Bündner Tagblatt
7007 Chur
081/ 255 50 50
www.buendnertagblatt.ch/
Medienart: Print
Medientyp: Tages- und Wochenpresse
Auflage: 7'957
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich
Themen-Nr.: 278.013
Abo-Nr.: 1015977
Seite: 11
Fläche: 58'701 mm²
Immer in Bewegung
Tanztheater steht im Mittelpunkt des diesjährigen Origen-Programms. Am Freitag feierte die Prodiahäan «Jenseits»
in der Theaterburg des Festivals ihre Urauffiihrung. Das Publikum war begeistert, aber ein paar Fragen bleiben.
Masse und Macht: Solistinnenund Solisten des Wiener Staatsballetts interpretieren in der Burg Riom Eno Pecis
Tanzstück «Jenseits». (FOTO BENJAMIN HOFER/KULTURFESTIVAL ORIGEN)
CARSTEN MICHELS
und entzieht ihn zugleich. «Jen- nahm das Stück mit Begeisterung
seits» ist die erste von vier Tanz- auf. Applaudierte heftig und lange.
Eigentlich möchte Eno Peci eine Ge-
schichte erzählen. Eine Geschichte
über Dominanz und Unterwerfung,
über Individualität und Masse, über
Aufbegehren, Befreien und Überwinden. In seinem Tanzstück «Jenseits» bereitet er den Boden dafür
theaterproduktionen, die innerhalb Erst sitzend, dann stehend. Ihre Bevon drei Wochen im Rahmen des geisterung trugen die ZuschauerinKulturfestivals Origen Premiere fei- nen und Zuschauer nach Verlassen
ern. Die vier Produktionen bilden des Burgtheaterhauses in die Riodas Herzstück des diesjährigen Ori- mer Nacht hinaus. Glückwünsche
gen-Sommers.
für alle Beteiligten, Ahs und Ohs. Zu
Pecis Choreografie - eigens für Recht? Ja, sicher. Tanz vom Feinsdas Festival entwickelt und insze- ten.
niert - ist am vergangenen Freitag Amorphe Menscheninsel
in der Burg Riom uraufgeführt worden. Das Publikum, bunt gemischt,
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Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01
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Argus Ref.: 62103188
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Und? Nichts und, alles bestens. sich mit seinem Volk, und zwar mensch im eigentlichen Sinn, schon
Aber? Unfaire Frage, wo doch alle so wortwörtlich, reisst hier an einem gar kein Musiker. Peci zaubert nicht,
begeistert, ja beflügelt waren. Doch Arm, dort an einem Bein, greift um er ist Tänzer und Choreograf. Das
da es sein muss: Peci ist kein Ge- den ganzen Körper, stemmt ihn Geheimnis, sollte er es versprochen
schichtenerzähler, er ist Choreo- empor. Kaum wendet Er sich ab haben, bleibt er in «Jenseits» schulgraf. Ihm geht es um den Moment, und dem oder der Nächsten zu, er- dig. Was jedoch seine Choreografie
um Gegenwärtigkeit, um Körper in schlafft der zuletzt berührte Körper. betrifft, so kann er sich blind auf
Bewegung. Schöne Körper, natür- Schliesslich schleift Er die aufrecht eine junge Spitzentruppe verlassen,
lich. Ohne Not verzichtet er auf die Schlafenden zusammen zu einer die er zu tänzerischen HöchstleisStärke der Legende, auf das «Es war seltsam amorphen Menscheninsel. tungen anstachelt: Kristian Acheinmal». Das kann man durchaus Ein Machtsymbol wandert
berger, Davide Dato, Nikisha Fogo,
machen.
Natürlich regt sich Widerstand. Roman Lazik, Ketevan Papaya, Nina
Peci sagt: Es ist. Und es ist ein Nach und nach. Hier ein Solo, dort Poläkovä und James Stephens - alRaum, ein Bühnenraum vor der ein Pas de deux. Die Gruppe for- lesamt Solistinnen und Solisten am
zwölf Meter hohen steinernen miert sich, der Anzugtyp strauchelt, Wiener Staatsballett. Herrlich anzuWand, der sich nach und nach füllt. wird unsicher, lockert die Krawatte, sehen. Noch zweimal in Riom.
Sechs Tänzerinnen und Tänzer, vor verliert sein Jackett, das - ein Weitere Aufführungen: Mittwoch, 6.
Stückbeginn noch im Publikum Machtsymbol - plötzlich von Schul-
verborgen, erheben sich beim Eindunkeln in den Reihen, schreiten eine nach dem anderen - die Treppe
hinunter aufs Podium. Beginnen ihr
Bühnenleben, zuckend, gequält, ein
jeder mit anderem Handicap. Wovon gequält? Man wird sehen.
und Freitag, 8. Juli, jeweils 21 Uhr,
ter zu Schulter wandert. Und die ul- Burg Riom. Einführung:19.30 Uhr,
timative Entmachtung? Ganz sim- Clavadeira, Riorn.
pel: Der vermeintliche Chef erliegt Drei Uraufführungen folgen
einer Frau. Ein Märchen durch die Das Kulturfestival Origen steht
Hintertür, hoppla. Vielleicht der in diesem Jahr unter dem Motto
rührendste Augenblick des Stücks. «Malacuneia». Im Juli warten
noch zwei weitere TanztheaterJenseits des Geheimnisses
Uraufführungen in der Burg auf
Er tritt auf, der siebte Tänzer. Er?
Peci ist in «Jenseits» erstaunlich das Publikum: «Arrival» von
Ja, der Chef. Ein Anzugtyp mit Kraviel egal. Dramatische Erfindung?
watte. Einer, der jene Macht hat, Nicht mehr als nötig. Licht? Was Juanjo Arques, Freitag, 15. Juli, und
welcher sich die anderen beugen eben sein muss. Musik? Irgendwas. «Little» von Yuka Oishi, Freitag,
22. Juli, jeweils 21 Uhr, Burg Riom.
müssen. Warum? Weiss der Teufel.
Zahme Sounds, die Erfindung nur
Ist halt so. Im Drama bräuchte es gerade so vortäuschen, lieblos ab- Bereits am Donnerstag, 7. Juli, um
21 Uhr feiert «Charles» (Regie:
mindestens einen Akt, um dahin zu
gemischt, bequeme Anleihen in Giovanni Netzer) in der Clavadeira
gelangen. Peci ist kein Dramatiker,
Richtung Björk und Barock, in den
Uraufführung. Weitere Infos unter:
er ist Choreograf. Und? Nichts und,
poppigsten Momenten eine schauwww.origen.ch.
alles bestens. Der Anzugtyp de-
derhafte Welt der Arndlie. Nein,
monstriert seine Macht, befasst Peci ist kein Erzähler, kein Theater-
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