VON HOLLYWOOD NACH RIOM Origen präsentiert seinen ersten Film und schickt den „König von Babylon“, einen lebenshungrigen Hollywoodproduzenten, auf einen Höllentrip durch Bündens Schluchten und Schneefelder. Entstanden ist ein melancholischer Film über Wahnvorstellungen, die sich in der Landschaft spiegeln – und einen Menschen in den Abgrund treiben. Origen widmet sich heuer der antiken Metropole Babylon – eine Stadt, die historisch fasziniert, als Wiege der europäischen Zivilisation gilt, um die sich zahllose Sagen und Mythen ranken. Origen bringt den babylonischen Mythenschatz auf die Bühne. Im Rahmen des Festivals wird etwa Benjamin Brittens Oper "The Burning Fiery Furnace" auf Burg Riom aufgeführt. Auf dem Dorfplatz von Riom entsteht ein riesiger Palast, in dem der letzte babylonische König, Belschazzar, stirbt. Den Auftakt zum babylonischen Reigen macht ein aussergewöhnliches Projekt: Origen präsentiert den Film "Nebukadnezzar", einen kurzen Spielfilm über den legendären Wahnsinn König Nebukadnezzars von Babylon. Der Stoff Die Vorlage für den Film findet sich im Buch Daniel: "Als Nebukadnezzar nämlich zwölf Monate später auf der Dachterrasse des königlichen Palastes zu Babel spazieren ging, sagte der König: Ist das nicht das grossartige Babel, das ich durch meine gewaltige Macht als Königsstadt erbaut habe, zum Ruhm meiner Herrlichkeit? Noch hatte der König diese Worte auf den Lippen, da fiel eine Stimme vom Himmel: „Dir, König Nebukadnezzar, sei gesagt: Die Herrschaft wird dir genommen. Man wird dich aus der Gemeinschaft der Menschen ausstossen. Du musst bei den wilden Tieren leben und dich von Gras ernähren wie die Ochsen. Deine Haare werden so lang sein wie Adlerfedern, deine Nägel werden zu Vogelkrallen. So werden sieben Zeiten über dich hingehen, bis du erkennst, dass der Höchste über die Herrschaft bei den Menschen gebietet und sie verleiht, wem er will.“ Noch in derselben Stunde erfüllte sich dieser Spruch an Nebukadnezzar, und er ward aus der Gemeinschaft der Menschen verstossen," – Der Film "Nebukadnezzar" interpretiert den antiken Plot neu und setzt ihn in einen zeitgenössischen Kontext. Zur Interpretation Der Film "Nebukadnezzar" der Autoren Sean Fee (Regie) und Jean Martin (Schauspiel) beginnt in den Strassen von Los Angeles: Max alias König Nebukadnezzar ist ein lebenshungriger Zeitgenosse, der sich nach durchzechter Nacht in einer finsteren Schlucht wiederfindet. Er taucht aus den eiskalten Fluten eines Gebirgsflusses auf, völlig orientierungslos, und flieht in die Wildnis. Dort lernt er physisch zu überleben, verwildert zusehends, gerät an existenzielle Grenzen seines Menschseins. Der Film lebt von der kompromisslosen Härte der Natur und von der Darstellung eines Menschen am Rande des Wahnsinns, seines physischen und psychischen Zusammenbruchs. Es geht darin nicht um das romantische Bergidyll, das den Menschen sanft zu sich zurückbringt. Die Natur ist vielmehr Ort des Ausgestossenseins, des Untergangs, vielleicht auch der kathartischen Reinigung, die schmerzt. Experiment Natur Der Film wurde im April 2012 in Hollywood und in den Bergen Graubündens gedreht. Im April lag in den Höhen noch Schnee, die Frühlingsstürme sorgten für Schmelzwasser, die Stauseen waren leer, und im Tal keimte langsam der Frühling: Die Natur bildete einen herausfordernden Hintergrund für einen Film, der von der Härte und Grösse der Landschaft – Aaron Fee hat wunderbare Landschaftsaufnahmen eingefangen – und vom Überlebenskampf eines Menschen erzählt. Die Musik zum Film komponierte Lorenz Dangel, der kürzlich den deutschen Filmpreis für die beste Filmmusik (Die „Lola“) erhalten hat. 1 Das Experiment mit der Natur fand nicht nur auf der Leinwand statt, sondern gehörte auch zu den expliziten Herausforderungen des Filmdrehs – ähnlich wie König Nebukadnezzar muss auch die Film-Crew in den Bergen überleben. Die Natur wurde zum launischen Partner, der die Dreharbeiten massiv beeinflusst und die Atmosphäre des Films entscheidend geprägt hat. Aufführungen Die Premiere des Films findet am kommenden Freitag um 18:30 Uhr im Kino Apollo in Chur statt. Anschliessend wird der Film bis Mitte August täglich – ausser montags – im eigens eingerichteten Scheunen-Kino auf dem Anwesen Sontga Crousch in Riom gezeigt. Tickets und Infos unter www.origen.ch oder Tel. 081 637 16 81. Vorverkauf und weitere Informationen Origen Festival Cultural Pale Sot 6 CH-7463 Riom Tel. +41 (0)81 637 16 81 Fax +41 (0)81 637 16 83 Mail Internet [email protected] www.origen.ch Riom, 19.06.2012 2