PRESSEMITTEILUNG MUSICK’S HANDMAIDE Köln, 04.08.2006 e. V. Wilhelm-Leuschner-Str. 16 50739 Köln Ruf/Fax 0221-5105011 www.mh-koeln.de [email protected] Unbekannte Händel-Oper kehrt auf die Bühne zurück Kölner Ensembles führen die rekonstruierte Oper »Giove in Argo« erstmals wieder auf Das Kölner Barockorchester CONCERT ROYAL und der Kammerchor COLLEGIUM CANTORUM KÖLN werden im kommenden September gemeinsam mit namhaften Solisten eine bislang völlig unbekannte Oper des Komponisten Georg Friedrich Händel auf die Bühne bringen. Im historischen Markgräflichen Theater Bayreuth wird nach mehr als 260 Jahren die Oper »Giove in Argo« erstmals wieder aufgeführt, von deren Existenz bislang nur ausgesprochene Händel-Experten eine Vorstellung hatten. Möglich wird diese Inszenierung durch die musikwissenschaftliche Arbeit der beiden Musikhistoriker Steffen Voss (Hamburg) und Thomas Synofzik (Köln/Zwickau), die anhand der Quellen aus dem vorliegenden Textbuch diese Oper rekonstruiert haben, deren Uraufführung 1739 in London stattfand. Bei »Giove in Argo« handelt es sich um ein sogenanntes »Pasticcio« (italienisch: Pastete), eine Oper, in der Arien aus älteren Stücken zu einem neuen Ganzen zusammengestellt wurden. Diese uns heute befremdlich anmutende Praxis war im 18. Jahrhundert gang und gäbe. Auch Georg Friedrich Händel versuchte in London mehrfach, solche Pasticci neben seinen Originalkompositionen anzubieten. Während er in den meisten Fällen erfolgreiche Werke italienischer Komponisten für die Londoner Verhältnisse adaptierte, gibt es auch drei Pasticci, in denen der Komponist fast ausschließlich eigene Musik aus älteren Stücken wiederverwertete. Das dritte und letzte dieser Stücke, »Giove in Argo«, nimmt eine ganz besondere Stellung ein. Was »Giove in Argo« von den übrigen HändelPasticci unterscheidet, ist die Tatsache, dass er hier neben älteren Stücken einige Texte auch neu komponierte, so dass bei der modernen Erstaufführung von »Giove in Argo« tatsächlich Händel-Musik erklingen wird, die wohl noch nie in moderner Zeit aufgeführt worden ist. Die meiste Musik des »Giove in Argo« musste mit Hilfe des erhaltenen Librettos aus den bekannten Opern Händels ergänzt werden, aus denen die einzelnen übernommenen Arien stammen, die Originalkompositionen Händels sind dagegen in Sammelhandschriften überliefert. Die fehlenden Rezitative des zweiten und dritten Aktes wurden für die Inszenierung durch behutsame Neuvertonungen im Stile Händels ergänzt. Als Ersatz für die fehlende Ouverture dient ein selten gespieltes Stück Händels, die einzeln überlieferte Ouverture F-Dur HWV 342, die mit ihrem satten Hörnerklang nahtlos in den das Werk eröffnenden Chor überleitet. »Giove in Argo« ist Händels Oper mit den meisten und umfangreichsten Chorsätzen. Dies hat einen besonderen Grund: Als eines der letzten musikdramatischen Werke Händels entstand es zu einer Zeit, als das Interesse an italienischen Opern in London stark nachgelassen hatte. Es ist ein bewusst kurzes Stück, das durch seinen pastoralen Charakter an Werke wie die englisch-italienische Serenata »Acis and Galatea« und die Hochzeitsoper »Atalanta« erinnert. Mit den zum Teil ausgedehnten und virtuosen Chören, zum Teil mit prächtigen Partien für zwei Hörner, wollte Händel vermutlich auch an den Erfolg seiner ersten englischen Oratorien anknüpfen. Die Oper wurde jedoch ein Misserfolg und brachte es nur zu zwei Aufführungen, wozu beim sittenstrengen Londoner Publikum 1739 wohl auch die moralisch zweideutige Handlung beigetragen haben mag. Zu sehen und zu hören ist die Oper am Freitag, den 15. und Samstag, den 16. September im Markgräflichen Theater Bayreuth. Inszenierung: Igor Folwill Musikalische Leitung: Thomas Gebhardt Solisten: Lisa Tjalve (Calisto), Tanya Aspelmeier (Iside), Theresa Nelles (Diana), Harry van der Kamp (Lycaon), Benoît Haller (Aretes), Markus Auerbach (Erastus) COLLEGIUM CANTORUM KÖLN Barockensemble « CONCERT ROYAL », Köln Weitere Informationen unter www.bayreuther-barock.de und unter www.mh-koeln.de