Algimantas Martinkėnas NONVERBALE KOMMUNIKATION – EIN MYTHOS ODER DIE REALITÄT IM FREMDSPRACHENUNTERRICHT Der Körper ist der Handschuh der Seele. Samy Molcho Abstract. This paper presents an urgent still little researched significance of non-verbal communication and non-verbal behaviour elements as well as possibilities of their application in foreign language teaching. First, common pedagogy-didactic aspects of non-verbal communication and behaviour during the lesson are examined, functions of non-verbal communication and aspects of intercultural interpretation in a foreign language class are discussed. Next, the paper focuses on methodical-didactic degression functions of non-verbal communication in a foreign language classroom, peculiarities of proxemics and its role in communication. Finally, merely practical examples of nonverbal communication and behaviour are presented and advice for foreign language teachers is given. Knowing and applying this knowledge will provide an opportunity to avoid discomfort between the teacher and a pupil while communicating and benefit adequate intercommunication, understanding, and adequate decoding. The practical advice provided may be of great help for an undertaking foreign language teacher in avoiding inadequate body language interpretation or misunderstanding in a foreign language classroom. Keywords: nonverbales Verhalten, Degression der nonverbalen Kommunikation, interkulturelle Aspekte des nonverbalen Verhaltens, die Proxemik. 1. Überschätzung der nonverbalen Kommunikation – ein Mythos? Jeder Mythos hat etwas von einem E-MailComputervirus der neuen Generation. Einmal losgelassen, vervielfältigt er sich von selber und ist in der Lage,aus sich selber heraus neue Varianten zu erfinden. Unser Virus/Mythos hat jede Menge Zeit gehabt. Er hat die Kommunikationstrainings-Branche in all ihren Facetten durchwandert. Wir finden ihn in klassischen Rhetorikkursen und Medienrhetorikkursen. Weitererzählt wird der Mythos in Fachartikeln, Zeitungen, Büchern und im Internet. Inzwischen ist er auch in sprechwissenschaftlichen Publikationen zu finden [1; 5; 6; 7]. Nonverbale Kommunikation wird in diversen Disziplinen untersucht. Viele Behauptungen basieren da auf Erfahrungen und common sense. Eine brauchbare Methodologie wurde nicht entwickelt. Statt dessen finden sich wilde Behauptungen wie die, dass 70 Prozent unserer Kommunikation nonverbal stattfände. Da wäre doch interessant, wie man das quantifizieren könnte. Noch interessanter könnte es werden, wenn man in der Übersetzung oder Explikation nicht nur den Weg vom Nonverbalen zum Verbalen ginge. • Die oft zu lesenden Prozentangaben „55 % Wirkung durch die Körpersprache, 38 % durch die Stimme, 7 % durch den Inhalt“ sind allerdings unangemessene Verallgemeinerungen von Experimenten mit inhaltlich unbestimmten Ein-Wort-Sätzen („maybe“). Ohne Zweifel, Körperausdruck, stimmlicher Klang und Wortinhalt bestimmen die Wirkung mit, wenngleich es im Sprechvollzug eher um „Beziehungen“ als um „Bedeutungen“ geht. Darüber hinaus scheint bislang nur eines sicher: Der emotionale Einfluss auf die Stimme kann als „eindrucksvoll untermauert gelten. Wieso kommunizieren wir überhaupt nonverbal? Wieso deuten wir das Nonverbale? Die Differenziertheit oder der kommunikative Effekt beantworten die Frage nicht: Die nonverbalen Ausdrucksmittel sind gegenüber den sprachlichen absolut ärmlich oder gar nicht recht zu fassen. Vielleicht tun wir es laut H. J. Heringer [4] deshalb: • Nonverbale Kommunikation ist begleitend. Sie läuft neben der verbalen Kommunikation her. So kann sie ständigen Feedback geben und zur Gesprächsorganisation ausgewertet werden. • Das Nonverbale ist nicht Topik. Es bleibt nebenbei. Es wird zwar gewertet, soll aber in der Regel nicht thematisiert werden. Die eigenen Deutungen auszusprechen kann zur Zerstörung der Kommunikation führen (Mundgeruch!). 61 ISSN 1392-0340. PEDAGOGIKA. 2012. 105 Algimantas Martinkėnas • Das Nonverbale bleibt diffus. Man legt sich nicht fest und kann nicht festgelegt werden. Deutende haben Spielraum. • Nonverbales wird als ikonisch gesehen und damit für einfacher zu verstehen gehalten. • Nonverbales halten wir für echter, weil es als weniger arbiträr gilt. Da es eher natürlich scheint, wird es für wahrhaftiger genommen. • Weil Nonverbales als weitgehend ikonisch angesehen wird, gilt es als direkter. Dies wird gestützt dadurch, dass nur in face-to-face-Kommunikation das Nonverbale seine Rolle spielt. Nonverbale Kommunikation ist spezifischer gedacht. Sie ist besonders zuständig für Gefühle, also für etwas, was sonst oft als unausdrückbar deklariert wird. 2. Allgemein pädagogisch – didaktische Aspekte des nonverbalen Verhaltens im Unterricht Bei jeder Kommunikation geht es nicht nur um das, was gesagt wird – viel wichtiger ist oft, wie es gesagt wird. Sogar wenn wir nicht sprechen und andere uns beobachten können – bestimmte Ausdrucksmerkmale bleiben immer sichtbar. Die „Nonverbale Kommunikation“ umfasst die sichtbaren und hörbaren Verhaltenskomponenten Auftreten, Körperhaltung, Gestik, Mimik, Blickkontakt, Stimmklang, Aussprache, Betonung usw. Die zentrale Fragestellung bei ihrer Erforschung heißt: Was bedeuten bestimmte Signale? Allgemein können nonverbale Signale nach D.W. Allhoff folgende Aufgaben wahrnehmen [1]: 1. Sie fördern die Sprechproduktion, begleiten und unterstützen das Gesagte (z.B. mit unterstreichenden Gesten). 2. Sie schwächen Äußerungen ab (z. B. freundliche Ermahnung). 3. Sie verschärfen Aussagen (z. B. als Bitte im Befehlston). 4. Sie widersprechen dem formulierten Text (z. B. beim unprofessionellen Lügen). 5. Sie ersetzen gesprochene Sprache (z.B. beim „Vogelzeigen“). 6. Sie demonstrieren die Einstellung beim Zuhören (z. B. durch Nicken). 7. Sie regeln Dialogabläufe (z. B. durch Variation des Sprechtempos). 8. Sie verdeutlichen die Stimmung der beteiligten Personen (z. B. durch Angespanntheit oder Gähnen). 9. Sie prägen die Einschätzung bei anderen (z. B. durch das Aussehen). 10. Sie weisen auf die Art der Beziehung hin (z. B. enge Distanz bei Verliebten). 62 In sprecherzieherischen Veranstaltungen spielt die nonverbale Kommunikation fast durchgängig eine zentrale Rolle. In diesem Artikel geht es vor allem um die Frage, wie körpersprachliche Signale im fremdsprachlichen Unterricht interpretiert werden können. Die Kommunikation im Medium der gesprochenen Sprache hängt sehr stark mit nonverbalen Elementen wie Blickkontakt, Mimik, Gestik, Körperhaltung und Bewegung im Raum zusammen. Phylo- und ontogenetisch besteht zwischen kommunikativem Verhalten und nonverbalen Ausdrucksmitteln ein enger Zusammenhang; Spracherwerb ist an die lebendige verbale und nonverbale Interaktion gebunden, und auch in der interpersonalen Face-to-face-Kommunikation spielen nonverbale Elemente eine sehr wichtige Rolle. Nonverbale Verhaltensweisen sind stark automatisiert, und nur selten machen wir uns diesen wichtigen Teil unseres Verhaltens bewusst: aus diesem Grund können wir ihn auch nur bedingt kontrollieren und steuern. Die gezielte Integration von nonverbalen Ausdrucksmitteln in den Fremdsprachenunterricht bedeutet also ein Einbeziehen von Elementen, die konstitutive Bestandteile natürlicher Kommunikation darstellen. Im Unterricht ohne Gestik, Mimik usw. zu arbeiten, hieße zunächst, „gegen unsere natürlichen Sprech-, Ausdrucks- und Wahrnehmungsmechanismen zu arbeiten“ [3, S. 31]. Den nonverbalen Ausdrucksmitteln kommt aber eine zusätzliche didaktische Funktion zu, denn je weniger Komponenten der natürlichen Kommunikation in der Lernsituation berücksichtigt werden, desto schwieriger ist eine kommunikative Verankerung der Sprache [5; 8]. Es geht im Folgenden vor allem auf die direkt pädagogisch-didaktisch funktionalen Aspekte des nonverbalen Verhaltens ein, die im Unterricht bewusst eingesetzt werden sollten. Man muss sich als Lehrer der Tatsache bewusst sein, dass jede verbale und nonverbale Handlung von den Schülern wahrgenommen und mehr oder weniger bewusst interpretiert wird. Man drückt durch sein nonverbales Verhalten (zusammen mit seinem verbalen) sehr stark „sich selbst“ aus: Sicherheit und Unsicherheit, Geduld und Ungeduld, Zuneigung und Ablehnung, Angespanntheit oder Langeweile, emotionale Zuwendung oder Distanz. Solche Eigenschaften, die Menschentypen charakterisieren können, zeigen sich sehr stark darin, wie man sich bewegt, wie man jemanden ansieht oder auch nicht, wie man seinen Kopf, seine Schultern, Arme oder Beine hält (aufrecht oder nicht, offen oder geschlossen), wie man Gesten einsetzt usw. Vor allem die sog. funktionslosen Gesten, das sind mechanische Handlungen mit unbeabsichtigter Aussagekraft, offenbaren oftmehr von uns, als uns lieb ist [7]: Nonverbale Kommunikation – ein Mythos oder die Realität im Fremdsprachenunterricht – Übersprunghandlungen (nervöse Ausweichhandlungen): die Brille zurechtrücken, an der Kette / dem Ohrring spielen, das Uhrband öffnen und schließen, mit einem Kuli / Gummi / Kreide spielen, mit den Fingern auf den Tisch trommeln, mit einem Knopf spielen, unbegründet hin- und herlaufen, unbegründet aufstehen und sich wieder hinsetzen, Bücher und Papiere vor sich zurechtrücken usw. – Körperpflege: die Fingernägel kontrollieren, an den Fingernägeln kauen, die Haare aus dem Gesicht streichen, sich strecken, gähnen, sich an der Nase kratzen usw. – Selbstkontakte: sich über das Gesicht / die Haare streicheln, die Hände falten, die Beine / Arme verschränken, sich mit der Hand das Kinn reiben, mit der Hand den Kopf stützen usw. Als Lehrer sollte man diese funktionslosen nonverbalen Mittel intensiv kontrollieren. Sie lenken die Schüler ab, senden ihnen unbeabsichtigte Signale und können signalisieren, dass sich der Lehrer in der Unterrichtssituation – aus welchem Grund immer – nicht wohl fühlt. Sie können das Klassenklima negativ beeinflussen. Nonverbale Mittel, besonders der Gesichtsausdruck, spiegeln auch sehr direkt die momentane emotionale Verfassung eines Menschen wider. Anders als einige andere nonverbale Mittel, sind die Mittel für Gefühlsausdruck nicht eng an verbale Äußerungen gebunden, und sie lassen sich auch kaum bewusst kontrollieren. Nonverbale Ausdrucksmittel können im fremdsprachlichen Unterricht verschiedene didaktische Funktionen haben; dabei ist zu unterscheiden, ob sie vom Lehrer oder vom Schüler eingesetzt werden. 3. Funktionen des nonverbalen Verhaltens im Fremdsprachenunterricht Allgemein interaktive Funktion. Nonverbale Mittel haben zunächst eine allgemein interaktive Funktion. Blickkontakt, Gestik, Mimik und Körperbewegung spielen eine wichtige Rolle bei der Initiierung, Aufrechterhaltung und Beendigung von interpersonalen Kontakten – sei es mit einem einzelnen Schüler (a), mit einer Gruppe oder mit der ganzen Klasse (b) – z. B. (als Verhalten des Lehrers): – einen Schüler ansehen; einen Schritt auf ihn zu tun; den Körper leicht in seine Richtung vorbeugen; den Blick von ihm abwenden; sich einem anderen Schüler zuwenden usw. – verschiedene Schüler in der Klasse ansehen; den Blick ab und zu schweifen lassen; eine aufrechte offene Körperhaltung frontal zur Klasse einnehmen; eine Position im Raum einnehmen, bei der zu allen Schülern Blickkontakt besteht und sich alle angesprochen fühlen usw. Diese allgemeine interaktive Funktion kann unbeabsichtigt pädagogisch interpretiert werden, wenn z. B. einzelne Schüler den Eindruck haben, dass der Lehrer sie sehr oft bzw. nie ansieht, dass er sehr oft bzw. nie in ihrer Nähe steht usw. Aktivierende Funktion. Gestik und Bewegung haben in einem allgemeinen Sinn eine motorische Funktion, die dem physiologischen Bedürfnis nach Bewegung (Bewegungsdrang) Rechnung trägt. Nonverbale Mittel haben darüber hinaus eine aktivierende Funktion. Ein Lehrer, der einen lebendigen anregenden Unterricht halten will, kann dazu durch den Einsatz nonverbaler Mittel beitragen: durch eine lebendige, sprechende Gestik; durch eine abwechslungsreiche Mimik; durch Bewegung im Raum, die Lebendigkeit ausdrückt, ohne Unruhe oder gar Nervosität zu verbreiten. Durch nonverbale Mittel kann der Lehrer die Aufmerksamkeit der Lernenden aktivieren und zugleich sein eigenes „Aktivitätspotenzial“ aufrechterhalten. Gleiches gilt für die Lerner, wobei der Bewegungsdrang vor allem bei Kindern wichtig ist. Gestik und Bewegung im Raum können auch dazu beitragen, Stress in der Lernsituation physiologisch zu verarbeiten. Es besteht zudem ein Widerspruch darin, dass einerseits von den Lernenden ein sprachlich aktives Verhalten erwartet wird, andererseits aber ihre körperlichen Aktivitäten durch die Organisation des Unterrichts auf ein Minimum reduziert sind. Regulierung der didaktischen Interaktion. Nonverbale Mittel können einen wesentlichen Beitrag zur Regelung der unterrichtssspezifischen didaktischen Interaktion leisten (regulierende und organisierende Funktion), z.B.: Nonverbale Ausdrucksmittel bei didaktischen Handlungen des Lehrers Nonver- einen Schüler bale Mitaufrufen tel Gestik mit dem ausgestreckten Arm auf S zeigen freundlich, läMimik chelnd, ermutigend Blick Körperhaltung S ansehen leicht vorgebeugt, mit Kopf nicken Beweeinen Schritt gung im auf S tun Raum Abb. 1 einen Fehler signalisieren eine Phase einleiten die gespreizte hand Hin- und herbewegen Stirn in Falten legen auf das Medium zeigen freundlich, lächelnd, ermutigend S ansehen, Au- S ansehen, gen zusammen- schweifender kneifen Blick Schultern leicht aufrecht, offen, heben frontal einen Schritt zurück tun Platzwechsel, frontale Position 63 ISSN 1392-0340. PEDAGOGIKA. 2012. 105 Algimantas Martinkėnas Die Beispiele zeigen exemplarisch, dass an einer Handlung immer mehrere nonverbale Ausdrucksmittel beteiligt sind. Diese Mittel können die Lehrersprache begleiten und damit auch semantisch entlasten; in manchen Fällen können sie sie auch ganz ersetzen und dazu beitragen, dass der Lehrer seine Redeanteile reduziert. In diesem Fall sollte er die nonverbalen Ausdrucksmittel sehr kontrolliert einsetzen, damit er nicht den Eindruck von Distanz, Unfreundlichkeit oder Desinteresse vermittelt. Man muss sich allerdings bewusst machen, dass bestimmte nonverbale Mittel eine negative interaktive Wirkung haben können, z.B.: • mit dem ausgestreckten Zeigefinger einen Schüler aufrufen; • mit einer Bewegung des rechten Arms einen links sitzenden Schüler aufrufen (der Arm errichtet eine Barriere zwischen Lehrer und Schülern); • einen Schüler nicht ansehen während man mit ihm spricht; • öfter aus dem Fenster/an die Decke/ins Leere schauen; • Verletzung von Distanzzonen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass der Lehrer sein nonverbales Verhalten im Rahmen des Möglichen kontrolliert. In einem lernerzentrierten Unterricht haben die nonverbalen sprachbegleitenden und sprachersetzenden Mittel auch für die Schüler eine sehr wichtige Funktion, da sie ungenügende Sprachkenntnisse partiell kompensieren können. Oft können Lerner nur mit nonverbalen Mitteln Einfluss auf die Interaktion in der Klasse nehmen, z. B. den Lehrer unterbrechen, Unverständnis ausdrücken, eine Handlung initiieren oder ihr Ende signalisieren. Deshalb sollte der Lehrer stets das nonverbale Verhalten seiner Schüler gut beobachten, und er sollte sie ermutigen, ihr nonverbales Ausdruckspotenzial gezielt einzusetzen. Verstehens- und Ausdruckshilfe. Unter dem Verstehens – und Ausdrucksaspekt kommt laut H. Sarter [9], H. S. Rosenbusch, O. Schober [8] nonverbalen Mitteln eine wichtige didaktische Funktion im Unterricht zu. Schon die natürlichen sprachbegleitenden nonverbalen Ausdrucksmittel, vor allem die Gesten (Taktstock-Signale), spielen eine wichtige Rolle. Es sind die Mittel, die weitgehend automatisch synchron zur Sprache eingesetzt werden und die die verbale Aussage durch Rhythmisieren, Hervorheben, Abgrenzen und Illustrieren des gesprochenen Wortes anschaulich begleiten. Dadurch leisten diese nonverbalen Mittel einen Beitrag zum Verständnis der 64 Aussage (z. B. kreisende Handbewegungen, Handfläche nach vorn/nach unten/nach oben, erhobener Zeigefinger, geballte Faust usw.; wiegende Körperhaltung, einen Schritt zurücktreten usw.). Gezielt vom Lehrer eingesetzt, können diese nonverbalen sprachbegleitenden Ausdrucksmittel die Aussage verdeutlichen und dazu beitragen, den Lernern das Verstehen zu erleichtern. Das ist im Fremdsprachenunterricht besonders wichtig, weil sich der Lehrer in seinem kommunikativen Verhalten auf das reduzierte Sprachniveau der Lerner einstellen muss. Mit Hilfe nonverbaler sprachbegleitender Mittel kann er Inhalte verbalisieren, die die Lerner rein sprachlich noch nicht verstehen würden. In diesem Fall muss der semantische Wert der nonverbalen Elemente entsprechend hoch sein. Semantisierung. Bei der Semantisierung von unbekannten Wörtern oder Ausdrücken können nonverbale Mittel sogar in sprachersetzender Funktion verwendet werden. Bei Bedeutungserklärungen hilft die Fremdsprache oft nicht weiter, weil die Lernenden eine verbale Erklärung nicht verstehen würden; die Verwendung nonverbaler Mittel kann in diesem Fall zu einem ersten Verständnis beitragen, z. B. groß/klein durch Gesten, rennen/gehen durch Bewegung im Raum, jdn. begrüßen durch Bewegung, Gestik und Veränderung der Körperhaltung, weinen durch Mimik und Gestik usw. Für den Lernenden haben nonverbale Mittel andere, zum Teil komplementäre Funktionen [3]. Zunächst können nonverbale Ausdrucksmittel die Sprachproduktion allgemein fördern: sprachbegleitende motorische Bewegungen erleichtern das In-Gang-Kommen des sprachlichen Handelns und können dazu beitragen, dass schwierig zu äußernde Wörter, Phrasen leichter produziert werden. Dadurch wird es dem Lerner erleichtert, sich aktiv am unterrichtlichen Lern- bzw. Kommunikationsprozess zu beteiligen. Nonverbale Ausdrucksmittel können sprachlich Defizite aber auch in einem direkteren Sinne kompensieren. Fremdsprachenlerner befinden sich meist in der schwierigen Situation, die fremde Sprache verwenden zu wollen, dazu aber noch nicht entsprechend ihrem Ausdrucksbedürfnis in der Lage zu sein. Durch den gezielten Einsatz nonverbaler Mittel können die Lernenden beim Kommunizieren versuchen, einen Teil ihrer sprachlichen Defizite in der Fremdsprache auszugleichen und mehr auszudrücken, als sie rein sprachlich vermögen. Unterricht wird aber nur selten so organisiert, dass die Lerner dazu die Möglichkeit haben. Könnten sich die Lerner beim sprachlichen Handeln frei im Raum be- Nonverbale Kommunikation – ein Mythos oder die Realität im Fremdsprachenunterricht wegen (wie auch in vielen realen kommunikativen Situationen), so würde das ihre Ausdrucksmöglichkeiten wahrscheinlich erhöhen. Den nonverbalen Ausdrucksmitteln kommt schließlich eine wichtige Funktion als Lernhilfe zu [3]. Ist Sprache intensiv mit nonverbalen Ausdrucksmitteln verbunden, so wird sie bei ihrer Darbietung mit den sie begleitenden nonverbalen Reizen über verschiedene Sinneskanäle aufgenommen, multimodal verarbeitet und mit den verschiedenen Parallelreizen im Gedächtnis gespeichert. Besonders wichtig für das Lernen ist die Koppelung von aktiven sprachlichen Äußerungen mit Handlungen und vielfältigen nonverbalen Ausdrucksmitteln des Sprechenden selbst (Gestik, Bewegung, Rhythmus usw.), da hierbei neben der verbalen oder verbal- visuellen auch motorische Komponente der Informationsverarbeitung aktiviert wird, was zu besseren Lernergebnissen führt [1; 5]. 4. Degression der methodisch-didaktischen Funktion der nonverbalen Kommunikation Mündliche Kommunikation ist eingebettet in Situationen mit hohen nonverbalen Artikeln. Die begleitenden nicht-sprachlichen Anteile des Kommunikationsaktes beeinflussen das Verständnis der sprachlichen Anteile. Nonverbale Kommunikation kann die verbale Kommunikation interpretieren; d.h. sie kann die Aussage unterstützen, sie kann sie aber auch konterkarieren, so dass die verbale Äußerung in ihr Gegenteil verkehrt wird. Sie kann sie auch ersetzen, z. B. Nicken als Zustimmung. Kommunikation schließt nonverbales Handeln als zielgerichtete Aktivität ein und sieht den Interaktionspartner als interpretierenden Adressaten der verbalen und nonverbalen Bestandteile. Im (früh)beginnenden Unterricht einer anderen Sprache, wo nonverbale Kommunikation und nonverbales Handeln eine entscheidende Rolle für den Spracherwerb spielen, kommt ihnen der Stellenwert eines didaktisch-methodischen Mediums zu. Sie sind gezielt als solches einzusetzen. Ihre Funktion ändert sich im Laufe des fortschreitenden Spracherwerbs und mit zunehmendem Alter der Lerner. Je jünger die Lerner sind, desto mehr verbleibt der Unterricht in der Mündlichkeit und desto wichtiger sind die nonverbalen Komponenten als integrale Bestandteile des Spracherwerbsprozesses. Nonverbales Handeln (Gestik und Mimik eingeschlossen) übernimmt Aufgaben vor allem für die Sprachrezeption; es sichert das (Text)Verständnis, das gerade in der ersten Phase hergestellt wird über das Sehverständnis auf der Grundlage der Ausgangssprache(n) der Lerner. Mit zunehmendem Hörverständnis reduziert sich die Wichtigkeit des Sehverständnisses und damit auch des nonverbalen Handelns. Agens des nonverbalen Handelns ist einerseits die Lehrkraft, wenn sie sprachbegleitend handelt und damit den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gibt, den unbekannten Lautketten auf diese Weise Bedeutung zuzuschreiben. Andererseits werden auch die Lerner zu nonverbalen Handelnden. Dies kann geplant eingesetzt werden, um ihre rezeptiven Fähigkeiten zu überprüfen. Dass sie eine Äußerung verstanden haben, zeigt sich, wenn sie entsprechend reagieren/handeln, auch durch Gestik und Mimik [5]. Eine zunehmende Vertrautheit mit der neuen Sprache verändert den Stellenwert der nonverbalen Kommunikation. Im Laufe der Lernjahre nimmt ihre Relevanz ab. Die methodisch-didaktische Funktion der nonverbalen Kommunikation unterliegt damit einer Degression. Es können drei – z. T. zeitlich parallel vorhandene – Stufen unterschieden werden [9]: Degression der nonverbalen Kommunikation Stufe 1 Substitutionsfunktion (Verbleib in der Mündlichkeit) Stufe 2 Begleitfunktion (Aufbau des Hörverständnisses: Mündlichkeit im Übergang zur Schriftlichkeit) Stufe 3 Differenzierungs-funktion (gesichertes Hörverständnis) Abb. 2 Für die Schüler hat nonverbales Handeln zunächst die Aufgabe, verbales Handeln zu ersetzen: Sie hören unbekannte Lautketten, die mit den bisher genutzen (ausgangs)sprachlichen Mitteln nicht zu entschlüsseln sind. Aufgrund ihrer metasprachlichen kognitiven Fähigkeiten und mit ihrem Weltwissen interpretieren sie das Gesehene und ordnen dadurch dem Gehörten Sinn zu. Aufgrund der schon vorhandenen Vertrautheit mit der neuen Sprache bekommt nonverbales Handeln mehr und mehr die Funktion, das sprachliche Handeln zu begleiten: Die unbekannte Lautkette wird segmentiert. Dabei werden zunächst Hypothesen über ihre semantischen Bestandteile aufgestellt. Gleichzeitig findet eine phonetisch-phonologische Einteilung der Lautkette statt, die jedoch noch nicht in allen Fällen den Wortgrenzen folgt. Die Einteilung in semantische Bestandteile (Wörter) erfolgt durch Segmentierungsübungen und auf der Grundlage von Schriftbildern. Sprachliches Handeln verzichtet zunehmend auf die Begleitung durch nichtsprachliches, und zwar sowohl bei der Lehrkraft als auch bei den Schülern. Die zielsprachige Kompetenz ist so groß, dass sprachliches Handeln allein das Verständnis sichern kann. Nonverbales Handeln übernimmt – wie bei muttersprachlichen Kommunikationsakten – eine Differenzierungsfunktion. 65 ISSN 1392-0340. PEDAGOGIKA. 2012. 105 Algimantas Martinkėnas Die dritte Stufe bedarf gerade aufgrund ihrer Parallelität zu muttersprachlichen Situationen in hohem Maße der (Selbst)Beobachtung. Denn Gestik und Mimik geben Zusatzinformationen, die unter Umständen weder bewusst noch gewollt sind, und zwar sowohl für die Schüler als auch für die Lehrkräfte. Scheinbare Kleinigkeiten wie hochgezogene Augenbrauen, abschätziges Kopf-Wiegen, kleine wegwerfende Handbewegungen, aber auch paraverbale Signale – wie beispielsweise ein entsprechender Tonfall – signalisieren Despektierlichkeit gegenüber einzelnen Schülern, ihren Leistungen, ihrer Persönlichkeit, die sich auf die Mitarbeit und Selbsteinschätzung der Betroffenen sehr negativ auswirken können. Der (verbale) Inhalt und die (nonverbale) Botschaft widersprechen sich nicht selten; die Botschaft ist häufig der wichtigere Bestandteil des Kommunikationsaktes für die Schüler und hat nachhaltigen Einfluss. Auf der anderen Seite tut jede Lehrkraft gut daran, die nonverbalen Reaktionen ihrer Schüler ständig zu beobachten, denn sie zeigen Unverständnis, Probleme beim Verstehen, andere Meinungen und bieten damit Ansatzpunkte für Klärungen, zum Einbinden gerade dieser Schüler in das Unterrichtsgeschehen, indem auf ihre Probleme eingegangen wird. 5. Interkulturelle Aspekte des nonverbalen Verhaltens im Fremdsprachenunterricht. Parallel zu den drei funktionalen Stufen nonverbaler Kommunikation für den Erwerb der anderen Sprache kommen unterschiedliche interkuturelle Aspekte ins Spiel [4]. Auch hier hat nonverbale Kommunikation eine wichtige Funktion. Denn interkulturelle Handlungsfähigkeit beinhaltet nicht zuletzt auch die Fähigkeit, spezifische nonverbale Botschaften der anderssprachigen Kultur ‚lesen‘ zu können. Bestimmte Gesten, eine bestimmte Mimik bieten – sofern sie nicht als Teil der Botschaft erkannt und entsprechend interpretiert werden – Anlass für Missverständnisse in Kommunikationssituationen mit Muttersprachlern. Da es sich hier um einen höchst sensiblen Bereich interkuturellen Miteinanders handelt, sollte es im Unterricht nicht darum gehen, dass die Schüler die anderskulturelle Spezifik von Mimik und Gestik aktiv (einzusetzen) lernen. Wesentlich ist der rezeptive Aspekt: Sie müssen in der Lage sein, spezifische Gewohnheiten in ihrer Bedeutung in der und für die Kommunikation zu erkennen. Ähnlich wie ein allzu umgangssprachlicher Wortschatz kann auch der Einsatz kulturspezifischer Gestik und Mimik‚ genau daneben liegen‘ oder aber als Usurpation aufgefasst werden. Wesentlich ist hier die Herausbildung von culture awareness, d.h. der Fähigkeit, unter- 66 schiedliche kulturelle (nonverbale) Verhaltensweisen zu bemerken und empathische Interpretationen leisten zu können. Dies bedeutet auch, die eigenkulturellen Aspekte nonverbaler Kommunikation als solche zu erkennen und gegebenenfalls auf ihre Verwendung zu verzichten. 6. Proxemik Unter „Proxemik“ versteht man das Distanzverhalten eines Menschen zu anderen Menschen in seiner Umgebung. Der Abstand zwischen zwei Kommunikationspartnern kann z. B. auf den Grad ihrer Vertrautheit oder den Zweck ihrer Kommunikation hinweisen. Distanzverhalten hat etwas mit Vertrautheit und Sicherheit zu tun; je unsicherer der Lehrer oder die Schüler sind, umso größer wird der räumliche Abstand zunächst sein, z. B. am Anfang einer Stunde. Ein unsicherer Lehrer wird zudem öfter hinter seinem Tisch/Pult Zuflucht suchen als ein sicherer Lehrer. Im Umgang mit Schülern sollte man auf die Einhaltung bestimmter Distanzzonen achten; d.h. je nach Ansprechpartner (Gesamtklasse, Einzelschüler, Kleingruppe) ist ein unterschiedliches Distanzverhalten sinnvoll. Wendet sich der Lehrer an die gesamte Klasse (Begrüßung, Lehrervortrag), sollte er sich in der „allgemeinen Ansprachedistanz“ befinden, d.h. sich im Bereich der Grundlinie bewegen (ca. 3–4 m). Das ermöglicht eine Kontaktaufnahme, bei der sich alle Schüler als Gesprächspartner angesprochen fühlen. Der Lehrer vermeidet dadurch, dass er einzelnen Schülern den Rücken zuwendet oder eine Position im Klassenzimmer einnimmt, von der aus ihn nicht alle Schüler sehen können (und umgekehrt). Durch Annäherung (ein bis zwei Schritte nach vorn) kann man sich einzelnen Schülern direkter zuwenden (persönliche Ansprachedistanz), z. B. bei einer Schülerfrage; man wird sich aber nicht zu lange dort aufhalten, um nicht den Kontakt zu den anderen Schülern zu verlieren. Ein „Eindringen“ in die Intimdistanz sollte möglichst vermieden werden, ist es dennoch einmal erforderlich, z. B. beim Blick ins Heft oder der Betreuung von Partner-/Gruppenarbeit, so sollte man sich nicht in ganzer Körpergröße vor den Lernenden „aufbauen“ (das kann leicht bedrohlich wirken), sondern sich durch Knien, Herabbeugen oder Dazusetzen auf gleiche Blickhöhe mit den Schülern begeben (Die Werte für die einzelnen Distanzzonen schwanken je nach Größe des Klassenzimmers, Sitzordung. soziokulturellen Konventionen). Bei der Rückkehr zur Grundlinie oder beim Gang zur Tafel kann man rückwärts gehen, sodass man den Schülern nicht den Rücken zuwenden muss. Nonverbale Kommunikation – ein Mythos oder die Realität im Fremdsprachenunterricht Ein Lehrer sollte sich Gedanken darüber machen, in welchen Unterrichtsphasen es günstig sein könnte, zu stehen, auf einer Schülerbank/dem Lehrerstuhl zu sitzen oder sich stehend am Lehrertisch abzustützen. Auch wenn es dazu keine verbindlichen Regeln gibt und individuelle Vorlieben ihre Berechtigung haben, gibt es einige sinnvolle Arrangements, z. B: Stehen: Stundenbeginn, Stundenende, in Vortrags- und Erklärphasen, immer wenn Tafelbenutzung zu erwarten ist, bei Gruppen-/Partner-/ Einzelarbeit mit Betreuung der Schüler, bei Semantisierungsphasen (im freien Stehen kann man körpersprachliche Mittel am wirkungsvollsten einsetzen). Erhöhtes Sitzen: bei lehrerdominierten Gesprächs-Diskussionsphasen, beim Lehrervortrag ohne Tafelbenutung, in bestimmten Übungsphasen. Sitzen: bei Gruppen-/Einzelarbeit ohne Betreuung der Schüler, beim stillen Lesen. Wichtig ist auch, wo man sitzt: hinter, neben oder vor dem Lehrerpult/-tisch oder auf einer Schülerbank. Das Pult kann leicht als Barriere zwischen Lehrer und Schüler empfunden werden; es kann aber auch signalisieren, dass die Schüler in einer bestimmten Arbeitsphase auf sich selbst gestellt sind. Das Pult sollte nicht in der Mitte stehen (Tafelzugang), sondern mehr seitlich. 7. Einige Empfehlungen für Lehrer/Schüler im nonverbalen Bereich. Die Hauptziele eines Trainings im nonverbalen Bereich sind bewusste und sensiblere Wahrnehmungen der Kommunikationspartner ohne „Schubladeninterpretationen“ und selbstkritische Beobachtung des eigenen Ausdrucks (zur Vermeidung von Inkongruenz) ohne Beeinträchtigung der angemessenen Authentizität („Echtheit“) und Spontaneität [10]. Dabei nützen aufmerksame Beobachtungen anderer (auch mit Hilfe von Fotos, Filmen und Videos, evll. ohne Bild oder Ton), Analyseversuche mit Rückfragen, Selbstbeobachtungen mit Bandaufzeichnungen und Kommentierungen durch andere, Ausdrucksübungen (z. B. Stimmungen ohne Text darstellen, Interpretationen mehrdeutiger Sätze), Scharaden (= pantomimisches Begriffe- bzw. Personenraten), ‚Spiegeln‘ (= Imitieren einer gegenüberstehenden Person), absichtliche Demonstration problematischer bzw. inkongruenter nonverbaler Mittel, angemessenes Vorlesen ausdrucksstarker Texte, Pantomime, Hörspiele, Rollen- und Planspiele, darstellendes Spiel, gruppendynamische Übungen zum Blickkontakt und zum Distanzverhalten. Mit Hilfe dieser Übungen sollten die Lernenden: • den engen Zusammenhang zwischen innerer und äußerer Haltung erspüren und positiv verändern können; • erleben, wie sie über einen stabilen und doch lockeren Stand sicherer auftreten; • akustisch beobachten und selbst an sich wahrnehmen, wie stark Klang- und Atemräume von Sitz- und Standpositionen beeinflusst werden; • erkennen, welche Funktion Gestik auf Zuschauer und sie selbst hat und wie sie eine natürliche Unterstützung durch die Hände im Stehen (auch mit Konzept) ermöglichen können; • beim Sprechen mit Konzept oder beim Vorlesen in den Pausen Sinnschritte erfassen und mit Blickkontakt zum Publikum sprechen können; • erkennen, wie sie den Kontakt zu anderen über den Blick intensivieren, zum Sprechen ermuntern, Feedback aufnehmen und Seitengespräche stoppen können; • von der Bedeutung eines wechselnden Blickkontakts auch für die Natürlichkeit und Betontheit ihres Sprechens erfahren; • die Wirkung von Körpersprache nach außen reflektieren und differenzieren können; • auf wichtige interkulturelle Unterschiede nonverbaler und verbaler Ausdrucksmittel sensibilisiert werden; • mit „fremden“ Zeichen/Symbolen umgehen können. Die folgenden Empfehlungen zur Körpersprache haben sich in der Unterrichtspraxis als besonders nötig und sinnvoll erwiesen. 1. Ein guter Stand gibt mehr Sicherheit. Wenn es Ihnen schwer fällt, die übliche entspannte Grundstellung mit Stand- und Spielbein einzusetzen, sollten die Füße etwa ‚beckenbreit‘ auseinander stehen und gleichmäßig guten Bodenkontakt herstellen. Die Zehen zeigen leicht nach außen, so dass Sie sich gut nach allen Seiten abstützen können. 2. Die Knie sind bei einem stabilen Stand nicht durchgedrückt, sondern federn das Körpergewicht elastisch ab. 3. Die Arme und Hände sollten eine Grundstellung einnehmen, die Gestik ermöglicht (und so für eine variable Intonation sorgt). Das bedeutet kein Sich-an-den-eigenen-Händen-Festhalten, keine verschränkten Arme, keine Hände in den Hosentaschen (nur wenn man sich in einer eher lässigen bzw. von US-amerikanischen Sitten beeinflussten Umgebung befindet, wird 67 ISSN 1392-0340. PEDAGOGIKA. 2012. 105 Algimantas Martinkėnas 4. 5. 6. eine Hand in der Tasche toleriert). Für manche „Gestikmuffel“ kann eine vor dem ersten Satz kurzfristig absichtlich eingesetzte eher unbequeme Armhaltung dafür sorgen, dass rasch die normale unterstreichende Gestik einsetzt. Wer nicht weiß, wohin mit den Händen, kann etwas zur Situation Passendes in die Hand nehmen (z. B. Konzeptkarten oder eine Schreibmappe). Auch beim Sitzen ist ein guter Kontakt zum Stuhl vorteilhaft. Wer nur die vordere Stuhlkante als Unterlage nutzt, gerät automatisch in eine etwas höhere Körperspannung. Wenn man hinter einem Tisch sitzt, dann sollten die Hände für die Gegenübersitenden sichtbar sein. Als Ausgangsposition empfiehlt sich eine lockere, offene Ablage der Hände und Unterarme auf dem Tisch. Achten Sie einfach einmal auf die üblichen Sitzpositionen bei informativen Fernsehsendungen – diese werden (meist unbewusst) als Standard interpretiert! Sobald man mit dem Sprechen begonnen hat, kann und sollte die Gestik vergessen werden, damit Sie sich auf den Inhalt, die Formulierungen und die Gesprächspartner konzentrieren können. In der Regel entwickelt sich aus einer günstigen Anfangshaltung die natürliche Körpersprache von selbst. Literaturverzeichnis 1. 2. 3. 4. 5. 6. 68 Allhoff D.-W. Beobachtungs – und Verhaltenstraining zur nonverbalen Kommunikation. In: Berthold, S. / Naumann, C. L. (Hrsg.): Mündliche Kommunikation im 5. – 10. Schuljahr. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, 1984, S. 118–133. Argyle M. Körpersprache & Kommunikation. 8. Auflage. Paderborn: Junferman, 2002. Baur R. Superlearning und Suggestopädie. Grundlagen–Anwendundung–Kritik–Perspektiven. Berlin, München, New York: Langenscheidt, 1990. Heringer, H. J. Interkulturelle Kommunikation, Tübingen und Basel: A. Francke Verlag. 2004. Kaiser C. Körpersprache der Schüler: lautlose Mitteilungen erkennen, bewerten, reagieren. Neuwied: Luchterhand 1998. Lehnhart H., Wachtel S. Zu sieben Prozent kommt es auf den Inhalt an. Wie ein Mythos entsteht und was er anrichtet. In: Lemke, S. (Hrsg): Sprechwissenschaftler/in und Sprecherzieher/ in. Eignung und Qualifikation. München, Basel, 2001, S. 74–79. 7. Morris D. Körpersignale (Bodywatching). München: Heyne, 1986. 8. Rosenbusch, H. S. Schober, O. (Hrsg.): Körpersprache in der schulischen Erziehung. 3. Auflage. Hohengehren: Schneider Verlag, 2000. 9. Sarter H. Einführung in die Fremdsprachendidaktik. Darmstadt: WBG, 2006. 10. Wagner W. R. Rhetorische Ausbildung in Lehramtsstudiengängen. In: Sprechen. Zeitschrift für Sprechwissenschaft–Sprechpädagogik–Sprechtherapie–Sprechkunst. 26. Jahrgang, Heft 48. 2009, S. 82–96. Santrauka Algimantas Martinkėnas NEVERBALINĖ KOMUNIKAKCIJA – MITAS AR REALI BŪTINYBĖ MOKANT UŽSIENIO KALBŲ Straipsnyje nagrinėjama aktuali iki šiol mažai tyrinėta neverbalinės komunikacijos, neverbalinės elgsenos elementų reikšmė bei panaudojimo galimybės mokant užsienio kalbų. Pradžioje apžvelgiami bendrieji pedagoginiai-didaktiniai neverbalinės komunikacijos ir elgsenos pamokoje aspektai, aptariamos neverbalinės komunikacijos užsienio kalbų pamokoje funkcijos, jos tarpkultūriniai interpretavimo aspektai. Straipsnyje išsamiai nagrinėjamos metodinės-didaktinės neverbalinės komunikacijos užsienio kalbų pamokoje degresijos funkcijos, proksemikos ypatumai ir jos vaidmuo komunikacijoje. Straipsnio pabaigoje pateikiami praktinio pobūdžio neverbalinės komunikacijos ir elgsenos pavyzdžiai ir patarimai užsienio kalbų mokytojui. Atsižvelgimas į juos, jų žinojimas ir taikymas padės ne tik išvengti mokytojo ir mokinio bendravimo diskomforto, bet ir prisidės prie adekvataus tarpusavio supratimo, komunikacijos autentiškumo ir adekvataus dekodavimo. Pateikiami praktiniai patarimai pradedančiajam užsienio kalbų mokytojui gali būti naudingi ir padėti išvengti bendravimo nesusipratimo užsienio kalbų pamokoje, neadekvataus kūno kalbos interpretavimo niuansų. Esminiai žodžiai: neverbalinis elgesys, neverbalinės komunikacijos degresija, tarpkultūriniai neverbalinės komunikacijos aspektai, proksemika. Lietuvos edukologijos universitetas Įteikta 2011 m. birželio mėn.