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I
Klänge, Töne, Musik: die Vielfalt entdecken
klangvoll-tönend-musikalisch
Es ist so spannend wie die Entdeckung eines neuen Kontinents: das
Öffnen der Tür zur Welt der Klänge, der Töne und der Musik. Klänge, Töne und Musik gehören zu unserem Leben – sie bereichern unser
Leben und sie sind Teil unserer Gesamtentwicklung. Sie bieten einen
individuellen Spiel-Raum zum gemeinsamen Erleben und Erfahren.
Als Projektionsfläche für nicht nur klingende Themen, bieten sie
Wege aus der Sprachlosigkeit und schaffen Raum für interessante
Erfahrungen.
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Klänge, Töne und Musik sind elementar
Das Leben ist Klang, sind Töne, ist Musik. Zum Leben brauchen wir
Klänge, Töne und Musik. Von den ersten Klängen und Tönen im Mutterleib an. Vom ersten Schrei an erweitern wir unser Repertoire an
stimmlichen Äußerungen. Es gibt keinen Menschen auf dieser Erde,
der sich der Anziehungskraft von Klängen, Tönen und Musik, in welcher Form sie sich auch immer präsentieren mögen, entziehen kann.
Ob Auslöser vielfältiger Gefühle oder hoher Unterhaltungswert: sie
begleiten uns täglich und sie begleiten uns ein Leben lang. In allen
Kulturen und Religionen haben sie einen festen Platz.
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Klänge, Töne und Musik sind multisensoriell
Der Mensch ist multisensoriell. Er nimmt wahr mittels seiner Sinne: hören, sehen, schmecken, riechen, fühlen. Über den spielerischen
Umgang mit Tönen und Klängen werden primäre Kräfte freigelegt.
Klänge, Töne und Musik sind Medium, sind Weg und Ziel zugleich.
Sie ermöglichen ein Gefühl der Sicherheit und der Geborgenheit
und sie machen Mut für neue, bisher unbekannte Erlebnisinhalte.
­Klänge, Töne und Musik wirken ordnend und formend auf die inneren Kräfte des Menschen, denn Wohlfühlen und Gesundheit sind
Zustände innerer Harmonie.
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Klänge, Töne und Musik sind integrativ
Sie können Identität schaffen und Brücken bauen: Klänge, Töne
und Musik kennen keine Grenzen. Die Teamfähigkeit wird beim
Umgang mit allen Dreien spielerisch gefördert. Es ist die Erfahrung,
etwas musikalisch Erlebtes mit anderen zu teilen, sich auf andere
einzustellen. An dem Phänomen der Klänge und der Töne teilzunehmen wird niemand ausgeschlossen. Jeder Mensch kann Klänge,
Töne und Musik wahrnehmen. In ihnen werden Sozialisierungs-,
Gemeinschafts- und Kommunikationsprozesse erlebt. Immer steht
der Mensch im Vordergrund und nicht seine Herkunft. Besonders
bei den herausfordernden und brisanten Fragen der Migration wird
durch gemeinsames Erleben von Musik Respekt, Toleranz, Sozialverhalten und soziale Kompetenz gefördert. Hier steht Musik in seiner
ganzen Vielfalt zur Verfügung: die der eigenen Kultur und die der
fremden Kultur.
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Klänge, Töne und Musik sind spielerisch
Klänge, Töne und Musik sind Spiel, sind Interaktion und Lebensfreude. Durch das freie Spiel entwickeln Kinder und Jugendliche
eine natürliche und persönliche Erfahrung zu allem was klingt. Musik wird immer gespielt. Alleine oder mit anderen zusammen. Egal
um welche Stilrichtung es sich handelt, kann Musik nur erklingen
wenn sie gespielt wird. Wenn wir musizieren, spielen wir. Spielenderweise mit Klängen, Tönen und Musik umgehen: in einer Welt, in der
das Rationale überhand nimmt, ist dies lebensnotwendig. In einer
Zeit allgegenwärtiger Geräuschquellen, bietet die Beschäftigung mit
Klängen, Tönen und Klängen einen Gegenpol zum passiven Hören.
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Klänge, Töne und Musik sind einzigartig
Klänge, Töne und Musik ist das Vertraut machen mit Zeitfolge, mit
Kreativität, mit Rhythmus und mit Bewegung. Ihrem Wesen nach
sind Klänge, Töne und Musik vergänglich und leben immer aus dem
gerade ablaufenden Augenblick heraus. Sie werden hervorgebracht,
führen in eine eigene Welt und verschwinden wieder. Die Beschäftigung mit Klängen, Tönen und Musik ist das Vertraut machen mit der
gesamten Palette der Gefühlswelt. Es ist der wertfreie Umgang mit
Klängen und Tönen, die das Bewusstmachen einer, in jedem Menschen vorhandenen, Musikalität ermöglicht.
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Klänge, Töne und Musik sind dialogisch
Ausschlaggebend bei allen Formen von gemeinsamem Tun im musikalisch-spielerischen, ist immer der Dialog. Über Klänge, Töne und
Musik kann man mit anderen Menschen in Kontakt treten. Musikalischer Dialog kann zum Beispiel bei einem kleinen Kind bedeuten,
ihm etwas vorzusingen oder es im Rhythmus eines Liedes zu wiegen.
Musikalischer Dialog ermöglicht, in einen direkten Kontakt zur eigenen Person, zu anderen Menschen und zur Umwelt zu treten.
Entscheidend dabei: Über- oder Unterforderung verhindert Entwicklung.
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Klänge, Töne, Musik:
hören, spielen, tun – spüren, erleben, beobachten
Klänge, Töne und Musik motivieren, stimulieren und animieren.
Klänge, Töne, Musik, das ist Akustik, Vibration, Bewegung und Sinneserfahrung, Melodik und Rhythmus.
Das Klangbuch will anregen zum Tun, zum Ausprobieren und zum
Spielen. Dabei ist der Umgang mit Tönen, Klängen, und Musik keine
Frage der Begabung. Musik entsteht immer im Dialog. In Dialog mit
anderen treten und dabei Resonanz finden. Jeder Mensch ist musikalisch, drückt sich durch Klänge aus und teilt sich durch Klänge
mit. Ein „unmusikalisch“ gibt es nicht, sondern ist nur eine Ausrede
von Erwachsenen. Ein Kind würde nie auf die Idee kommen sich als
unmusikalisch bezeichnen. Alle Kinder haben Freude an Klängen,
Lust an Bewegung und ein ungezwungenes Interesse sich akustisch
auszudrücken. Kinder aller Kulturen haben von frühester Kindheit
an, die grundlegende Voraussetzung, Klänge zu erforschen und mit
Musik spielerisch umzugehen.
Kinder sind in ihrer Spielweise am ursprünglichsten und sie sind
auch die ursprünglichsten Musiker. Indem wir (auch als Erwachsene
weiterhin) Musik machen, erhalten wir uns diese kindliche Fähigkeit. Was speziell Erwachsene tun können: sich die kindliche Freude
an Klangereignissen zu erhalten und diese in den Alltag zu integrieren. Das eigentliche Problem dabei ist nicht das „Nicht Können“,
sondern das „Sich Nicht Trauen“. Spielen dürfen – musizieren kön16
nen: beides sind Fähigkeiten, die wir uns über die Kindheit hinaus
bewahren müssen. Im Klangbuch geht es auch um diese kindliche
Freude an Klangphänomenen. Klangphänomene, die keine musikalischen Vorkenntnisse verlangen. Und es geht um Neugierde und die
Bereitschaft, sich auf das Abenteuer der Klänge, Töne und Musik
einzulassen.
Bei den im Klangbuch zusammengestellten Klangexperimenten wird
schnell deutlich, dass wir alle ein un-erhört großes Repertoire an
schöpferischem Ideenreichtum besitzen. Um dieses zum Klingen zu
bringen, bedarf es nur eines kleinen Schrittes über den „das traue
ich mir nicht zu – Schatten“ zu springen. Dabei ist nur eine kleine
Hilfestellung nötig, um diesen Schritt zu machen. Für einen Augenblick können wir Leistungsdenken und Erfolgszwang vergessen, vorgefertigte Regeln und das subjektive Empfinden von Gefallen und
Nichtgefallen in den Hintergrund schieben. Sich von diesen Normen
frei zum machen: das ist der Einstieg in die schöpferische Betätigung
mit Klängen, Tönen und Musik.
Um „Un-erhörtes“ möglich zu machen und kreative Prozesse in Gang
zu setzten, steht nicht das hörbare Ergebnis im Mittelpunkt. Es ist
vielmehr ein Rendezvous mit Klängen, Tönen und Musik, das zu
einer ureigensten musikalischen Zufriedenheit führt. Freude und
Spaß am Tun stehen im Vordergrund. Hierbei ist ganz wichtig: man
kann diese oder jene Klänge und Töne oder Musik mögen, oder nicht
mögen – sie als falsch zu bewerten gibt es nicht. Frei von der Angst
beim Musik machen Fehler zu machen: das ist das Spiel mit Klängen
und Tönen. Musik wird zu einem erfüllenden, umfassenden und befriedigenden Erlebnis. Es ist der Weg zum „ich traue mir das zu – das
macht mir Spaß – das kann ich – Bewusstsein“.
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II
Klangerfahrungen
Hören ist die Basis
„Das Ohr ist das Tor zur Seele“, besagt ein indisches Sprichwort.
Sehr zutreffend ist auch der Satz von Joachim Ernst Berendt: „Das
Auge bringt den Menschen in die Welt, das Ohr bringt die Welt in
den Menschen“. Unser Hörorgan ist mit Abstand das filigranste und
empfindsamste Sinnesorgan überhaupt. Selbst Geräusche, die einige
Meter entfernt von uns auftreten, lassen sich mit dem „Fernsinn“
Gehör wahrnehmen. Und auch „um die Ecke“ hören ist kein Problem. Darüber hinaus ist das menschliche Ohr ein regelrechtes Meisterwerk. In einem sehr breiten Bereich von 20 bis 130 Dezibel kann es
bis zu 400.000 verschiedene Geräusche voneinander unterscheiden.
Des Weiteren kann das Gehör unterscheiden, aus welcher Richtung
das Geräusch kommt und es kann gleichzeitig die Veränderung des
Quellenstandortes, des Lautpegels, der Tonhöhe und der Klangfarbe
registrieren.
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Unser Hörorgan ist jedoch nicht nur äußerst empfindsam, es ist auch
unser am frühesten entwickeltes Sinnesorgan. Bereits lange vor der
Geburt, ab der sechsten Woche, ist das Äußere Ohr, das Mittel- und
das Innenohr angelegt. In der 18. Woche ist das Corti-Organ reaktionsfähig, was bedeutet, dass wir im Mutterleib ab dem vierten Monat
in der Lage sind, zu hören. Gefiltert durch das Fruchtwasser, dringt
alles Hörbare als Obertöne an unsere Ohren. Neben den mütterlichen
Herztönen, gibt es eine ganze Reihe von Höreindrücken. Dabei handelt
es sich um Geräusche, die von der Magen-Darmregion, dem Puls, sowie
der Atmung der Mutter stammen. Es sind Geräusche, vor allem der
Hauptarterien, welche die Placenta und den Uterus versorgen. Und es
ist natürlich die Stimme der Mutter, beim Sprechen und beim Singen.
Was mehrere Tage nach der Geburt auf unsere Ohren einwirkt, ist
so etwas wie eine zweite, eine akustische Geburt. Haben wir bis zu
diesem Zeitpunkt alles Akustische als Obertöne gehört, nehmen wir
ab diesem Zeitpunkt an der „real existierenden Hörwelt“ sehr breitgefächert teil. Es zischt und brummt, es tönt und klingt. Die akustische
Umwelt, diese gesamte Bandbreite von allem Hörbaren, erstreckt sich
von alltäglichen Geräuschen, bis hin zum großen und sehr vielfältigen
Bereich der Töne, der Klänge und der Musik. Ob wir sie unbewusst
über uns ergehen lassen, ob sie uns ständig oder nur zeitweise beeinflusst, oder ob wir sie ganz bewusst wahrnehmen: die akustische
Umwelt ist ständig um uns herum. Geräusche, Klänge, Lautes und
Leises, Ungewohntes, Unvorhersehbares, Geordnetes, Verzerrtes,
Harmonisches, Chaotisches: alle diese Hörangebote prägen uns.
Doch das Hören ist nicht nur ein Sinn zur Wahrnehmung. Hören können heißt vor allem: offen sein zum Kommunizieren. Hörend begegnen
wir der Welt, hörend entwickelt sich unser Gehör. Insbesondere auf
der sozialen und der emotionalen Ebene, ist das Hören eine der wichtigsten Voraussetzungen für gemeinsames Tun. Setzt es doch voraus,
dass Menschen aufeinander hören können: hören – zuhören – dazugehören.
Unsere Ohren müssen aber auch beschützt werden. Besonders alarmierend ist eine Entwicklung, die sich seit geraumer Zeit mehr und
mehr in unser aller Leben einschleicht: noise pollution. Was die Amerikaner noise pollution nennen, bedeutet auf neudeutsch so viel wie
Verschmutzung der Umwelt durch Lärm. Dabei steigt das Ausmaß
der akustischen Beeinflussung durch Höreindrücke von Tag zu Tag.
Unsere Ohren sind ständig, auch während wir schlafen, den unter21
schiedlichsten Höreindrücken ausgesetzt. Im Gegensatz zu unseren
Augen, die wir schließen können, oder mit denen wir wegsehen können, sind unsere Ohren ständig „auf Empfang“ gestellt.
Bereits jeder vierte Jugendliche hat nicht heilbare Hörschäden,
hervorgerufen durch zu laute, und vor allem durch permanente
Beschallung. Eine der Ursachen von Hörschäden bei Jugendlichen
sind Discobesuche und, vor allem bei kleinen Kindern, lautes Spielzeug. Besonders erschreckend zu beobachten ist dabei, wie ungeheuer schnell der qualitativ und quantitativ zunehmende Einfluss
der akustischen Umwelt zunimmt, und mit welcher Passivität dieser
wachsende Lärm hingenommen wird. Lärm wird geradezu gesucht.
Musikberieselung von morgens bis abends: eine künstliche Hör-Welt
mit CD Player, Handy Tönen, Sound Blaster. Wenn diese künstliche
Welt übermächtig wird, wenn authentische Erfahrungen kaum noch
eine Bedeutung haben, finden sich Kinder und Jugendliche im realen
Leben kaum mehr zurecht. In dieser immer lauter werdenden Welt
ist es nicht verwunderlich, dass unser Hörvermögen besonderen Gefahren ausgesetzt ist. Hörsturz, Tinnitus und Hörschädigungen sind
die Kehrseite unseres „un-erhörten“ Lebensstils.
Dramatische Appelle, doch bitteschön alles ein wenig leiser zu gestalten, sind vor allem bei Jugendlichen kein erfolgreicher Weg das
Hörverhalten nachhaltig zu verändern. Auch moralisch untermauerte Ermahnungen treffen meist nur auf taube Ohren. Jugendliche
können nur motiviert werden, sich mit dem Thema Hören und Lärm
auseinander zu setzen, wenn sie bei „ihrer“ Musik, in ihrer reizüberflu­
teten Welt abgeholt werden. Es muss vermittelt werden, dass ­Hören
eine spannende und interessante Erfahrung ist, die sich nicht nur
auf die Lautstärke beschränkt. Es muss dazu motiviert werden, dass
Hören eine Fülle von Erlebnissen bietet. Ziel ist die Erfahrung, dass
Hören nicht nur passives Konsumieren bedeutet, sondern dass Hören durch das Produzieren von Tönen und Klängen selbst gestaltet
werden kann. Ziel ist es, das Interesse an allem Hörbaren zu ­wecken.
Nur so wird die Möglichkeit gegeben, dass sich langfristig ein Hörbewusstsein entwickeln kann. Hören und Zuhören muss (wieder) gelernt werden. Eine Schulung des Hörens geht nur, wenn mit einer
positiven Grundeinstellung auf alles Hörbare eingegangen wird.
Hörenswert: wert, dass wir bewusst hören.
Hörenswert: das sollten uns unsere Ohren wert sein.
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Auch das ist Hören.
Für den einen ist es nur Krach:
das Geräusch eines Automotors.
Für den anderen ist es Musik in seinen Ohren:
der blubbernde Klang eines V 8 Motors
in einem `76 Cadillac:
Fazit:
Hören ist immer a u c h Geschmackssache.
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